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wmxvmut
343
LEHRBUCH
DER
MINERALOGIE
■ MAX BAUER.
ZWEITE,
VÖLLIG NEUBEARBEITETE AUFLAGE.
MIT 670 nOUREN.
STUTTGART.
E. SCHWEIZERBART'SCBE VERLAOSHANDLUNQ (E. NÄGELE).
1904.
Zur Beachtung.
Verfasser und Verleger behalten »ich alle Rechte vor.
Vorrede zur ersten Auflage.
i
L
Das vorliegende Lehrbuch soll dazu dienen, den Leser in das
wissenschaftliche Studium der Mineralogie nach ihrem neuesten Stand-
punkt einzuführen. Dasselbe kann zum Studium neben einer minera-
logischen Vorlesung benutzt werden, aber auch ohne eine solche zum
Selbststudium, wobei allerdings vorausgesetzt werden muß, daß eine,
wenngleich nicht notwendig umfangreiche, Sammlung der wichtigsten
^ Mineralien, Krystallmodelle, Präparate und Instrumente zur Verfügung
^ steht, ohne deren sachgemäße Benutzung ein tieferes Eindringen in
^ die Mineralogie unmöglich ist.
Dem Zweck des Buches entsprechend ist der allgemeine und ein-
leitende Teil desselben ziemlich ausfuhrlich behandelt.
Zunächst sind darin die Lehren der Erystallographie eingehend
dargestellt Der Verfasser hat sich dabei nicht auf eine Beschreibung
der Krystallformen beschränkt, sondern er hat sich bemüht, den Leser
zu einem wirklichen Verständnis derselben gelangen zu lassen, soweit
dies ohne umfangreiche mathematische Behandlung möglich ist.
Den physikalischen ^Eigenschaften der Mineralien wird heutzutage
eine ganz besondere Wichtigkeit beigelegt. In dem Abschnitt über
Mineralphysik wurde im allgemeinen die Kenntnis der Physik, soweit
sie etwa in einer guten Universitätsvorlesung über Experimental-
physik dem Zuhörer übermittelt wird, als bekannt vorausgesetzt.
Nur diejenigen physikalischen Lehren sind etwas ausführlicher be-
handelt worden, welche für die speziellen Zwecke der Mineralogie
besondere Bedeutung haben und welche zuweilen in den Lehrbüchern
der Physik nicht in der für den Mineralogen wünschenswerten Aus-
führlichkeit dargestellt werden, wie z. B. die Farbenerscheinungen
in den Erystallen im polarisierten Licht etc. Als bekannt voraus-
zusetzende Gegenstände wurden nur insoweit kurz berührt, daß der
ganze Abschnitt über Mineralphysik an einem fortlaufenden Faden
dargestellt werden konnte. Größere theoretische Ausführungen, wie
z. B. die Erklärung der Interferenzerscheinungen in Krystallen und
1 ^> ■: o '"> Q
IV Vorrede.
ähnliches wurde vermieden. In bezug hierauf und überhaupt in bezug
auf die einschlägigen physikalischen Lehren sei auf die ausfuhrlicheren
Lehr- und Handbücher der Physik verwiesen.
In dem Abschnitt über Mineralchemie wurden die Lehren der
Chemie, besonders der unorganischen als bekannt vorausgesetzt und
es wurde im allgemeinen Teil hauptsächlich nur die chemische Zu-
sammensetzung der Mineralien im allgemeinen, ihr Verhalten vor dem
Lötrohr, sowie gegen Wasser, Säuren und andere Lösungsmittel, end-
lich namentlich die Lehren des Isomorphismus und Dimorphismus ein-
gehender behandelt. Die Zusammensetzung der Mineralien wurde
durch die empirischen Formeln, sowie nicht selten durch die älteren
gruppierenden Formeln dargestellt. Dabei wurden die zwei Metall-
atome in den Sesquioxyden (und entsprechend in den empirischen
Formeln) in bekannter Weise mittels durchstrichener Buchstaben
bezeichnet, zur leichteren Unterscheidung der Metallatome in den
Monoxyden derselben Metalle, besonders beim Eisen.
Bei der Betrachtung der chemischen Verhältnisse der Mineralien
im allgemeinen wurde schließlich auch gebührende Eücksicht ge-
nommen auf die Art und Weise, wie die Mineralien entstehen, wie
sie unter den verschiedenartigen von außen auf sie einwirkenden
natürlichen Einflüssen umgewandelt und wie sie endlich unter Um-
ständen auch ganz zerstört werden, um anderen Mineralien zur Ent-
stehung Veranlassung zu geben. Dabei durfte die Art und Weise
des natürlichen Vorkommens der Mineralien in der Erdkruste nicht
übergangen werden, das nicht nur an sich wichtig und interessant,
sondern auch zur Beurteilung der Entstehung der Mineralien von
größter Bedeutung ist. Es wurden daher in dem die Mineralien be-
handelnden Abschnitt des einleitenden Teiles einige Paragraphen über
die allgemeinen Verhältnisse des Vorkommens der Mineralien ein-
gefügt.
In allen Abschnitten wurde die Betrachtung nach Möglichkeit
auf das Tatsächliche und das Beobachtete beschränkt und die Herein-
ziehung des rein Hypothetischen tunlichst vermieden.
Die weniger wichtigen Abschnitte des allgemeinen Teils sind von
den wichtigeren durch kleineren Druck unterschieden ; klein gedruckt
sind auch Beispiele zu allgemeineren Sätzen, längere Beschreibungen
von Instrumenten und ähnliches. Der Anfönger wird sich zunächst
mit dem genaueren Studium des Großgedi'uckten begnügen können.
Im speziellen Teil sind die Beschreibungen der wichtigen und häufigen
Mineralien groß, die der unwichtigeren und selteneren ebenfalls klein
gedruckt. Der Anfänger kann die letzteren überschlagen. Eine An-
zahl solcher unwichtigen Mineralien ist nur mit wenigen Worten im
Text erwähnt, eine Anzahl anderer ist wenigstens in dem ausführlich
Vorrede. V
gehaltenen alphabetischen Mineralverzeichnis am Schluß mit einem
kurzen erläuternden Zusatz aufgeführt. Das Buch kann daher auch
bis zu einem gewissen Grade als Nachschlagebuch benutzt werden.
Die Mineralien organischen Ursprungs sind mehr anhangsweise
und auch kurz behandelt, sowie durchaus mit kleinen Lettern gedruckt
Daß der Bernstein etwas ausführlicher beschrieben worden ist, wird
in einem Buche, das zum allergrößten Teil in der Hauptstadt des
Bemsteinlandes, in Königsberg i/Pr., entstanden ist, nicht auffallend
erscheinen.
Das Register zerfallt in zwei getrennte Hälften, eine für die
allgemeinen einleitenden Abschnitte und eine zweite, ein Mineralien-
register, für den speziellen, beschreibenden Teil des Buches.
Im § 3 findet man eine Übersicht über die wichtigsten selb-
ständig erschienenen Werke der mineralogischen Literatur. Dieselben
sind nach Fächern und innerhalb jedes Faches chronologisch geordnet.
Es wurde dabei bis zum Anfang dieses Jahrhunderts zurückgegangen.
Absolute Vollständigkeit wurde nicht erstrebt. Ebensowenig ist dies
der Fall mit den Literaturnachweisen, namentlich aus Zeitschriften,
welche den einzelnen Paragraphen und Mineralbeschreibungen an-
gehängt sind. Bezüglich dieser war anfänglich größere Vollständig-
keit geplant und auch z. T. ausgeführt Die Durchfuhrung dieser
Absicht hätte aber zu viel Raum beansprucht, und so fand später
eine Beschränkung auf das Wichtigste statt Infolge davon sind die
Literaturangaben bei den einzelnen Paragraphen und Mineralien etwas
ungleichförmig, die größere Ausführlichkeit in einzelnen Punkten wird
aber dem Buch wohl nicht zum Schaden gereichen. Im allgemeinen
ist das Prinzip verfolgt, daß aus der zitierten Literatur jedes Gregen-
standes die andere nicht zitierte möglichst vollständig ersehen werden
kann ; zu diesem Zweck sind mehrfach an sich unbedeutende Arbeiten
angeffthrt worden, wenn in ihnen die ältere Literatur in hervor-
ragender Weise berücksichtigt worden ist Aus den Literaturangaben
sind auch die Namen derjenigen Forscher zu entnehmen, welche sich
mit den betreffenden Gegenständen vorzugsweise eingehend beschäftigt
haben. Im Texte selbst sind deren Namen nur ausnahmsweise ge-
nannt
Die 588 Figuren sind mit geringen Ausnahmen neu konstruiert;
nur eine kleine Zahl ist aus anderen Werken kopiert, so z. B. die
Abbildungen einiger Instrumente aus dem: „Bericht über die wissen-
schaftlichen Instrumente auf der Berliner Oewerbeausstellung im
Jahi-e 1879".
Die sehr mühsame Korrektur ist mit der dankenswerten Unter-
stützung des Herrn Dr. R. Brauns hier ausgeführt worden, welcher
auch das Register für den allgemeinen Teil angefertigt hat Einige
VI Vorrede.
stehengebliebene sinnstörende Druckfehler wolle man vor der Be-
nutzung des Buches verbessern.
Die Fertigstellung des Buches hat, durch mannigfache Hinder-
nisse unterbrochen, sehr lange Zeit in Anspruch genommen. Es
konnten daher manche wichtige in den letzten Jahren erschienene
Arbeiten teils gar nicht mehr, teils nur in ungenügender Weise bei
der Korrektur benutzt werden.
Möge es dem Verfasser trotzdem gelungen sein, ein Werk zu
schaffen, welches den eingangs angegebenen Zweck zu erfüllen im
Stande ist.
Besonderen Dank würde derselbe denjenigen Fachgenossen ent-
gegenbringen, welche ihn auf die beim Gebrauche des Buchs sich
ergebenden Mängel und Irrtümer aufmerksam machen wollten.
Marburg, Neujahr 1886.
Max Bauer.
Vorrede zur zweiten Auflage.
Daß diese zweite Auflage yollkommen nenbearbeitet werden
mnßte, geht ohne weiteres aus der langen Zeit hervor, die seit dem
Erscheinen der ersten Auflage verflossen ist. Zweck und Anlage des
Buches sind die gleichen geblieben, aber der Umfang ist gewachsen,
stärker als dem Verfasser lieb ist. In völlig neuem Gewände er-
scheint die Erystallographie, die ganz den jetzigen Anschauungen
gemäß in einer für Anfänger möglichst geeigneten, anschaulichen
Weise entwickelt ist. Ein erheblicher Teil des Zuwachses beruht
hierauf, außerdem auf einer beträchtlichen Steigerung der Figuren-
zahl und endlich auf einem größeren und weiteren und infolgedessen
viel übersichtlicheren Druck, sowie darauf, daß der Text durchweg
in ausfuhrlichen Sätzen mit fast gänzlicher Vermeidung abkürzender
Zeichen dargestellt wurde. Größere Übersichtlichkeit wurde dabei
namentlich dadurch erzielt, daß auch die Beschreibung der mit kleinen
Lettern dargestellten, weniger wichtigen Mineralien fast durchweg
mit einer neuen Zeile beginnt. Außerdem wurden die verbreiteteren
unter diesen dadurch hervorgehoben, daß ihre Namen wie bei den
großgedruckten Mineralien für sich auf einer Zeile stehen. Der in
dieser zweiten Auflage enthaltene Lehrstoff ist demnach keineswegs
in dem Maße angeschwollen, als es die erhöhte Seitenzahl vielleicht
vermuten lassen könnte. Doch ist jeder größeren Mineralgruppe eine
ausführlichere Einleitung vorangesteUt, was wohl ebenfalls den Über-
blick erleichtert und die Darstellung einheitlicher gestaltet.
Den Herren Professor C. Busz in Münster, sowie Dr. A. Schwantke
und Fr. Otto Groos hier bin ich fttr Beihilfe bei der mühsamen Korrektur,
den Herren R. Brauns in Gießen, H. Rosenbusch in Heidelberg und
G. Tschermak in Wien für die Erlaubnis zur Benutzung einiger Ab-
bildungen aus ihren bekannten Werken zum Danke verpflichtet.
Marburg, Herbst 1903.
Max Bauer.
Inhaltsübersicht.
flinleitniiif. 1. Mineralien. 2. Mineralogie. 3. Literatur.
Allgemeiner Teil.
I. Abschnitt. firystallogTaplile.
A. Be^ir des KrystallB.
4. KrjBtallisiert, amorph. 5. Individnnm. 6. Krystall, derb.
B. Begr^^ninnST^^l^m^nte.
a) Flächen. 7. Flächenparallelismus. 8. Flächenbeschaffeuheit. 9. Einfache
Erystallformen, Kombinationen. 10. Offene, g^eschlossene Formen.
b) Kanten. 11. Allgemeines. 12. Flächenwinkel. 13. Anlegegoniometer.
14. Seüexionsgoniometer (Prinzip). 16. Wollastonsches Goniometer. 16. Go-
niometer mit horizontalem Kreis. 17. Theodolithgoniometer. 18. Gleiche
Kanten.
c) Ecken. 19. Ecken.
C. Gesetxey nach denen die Begreniunggelemente der Krystalle
angeordnet sind.
a) Gesetz der Winkelkonstanz nud der Flächengrnppiernng.
20. Winkelkonstanz. 21. Winkel yerschiedener Substanzen. 22. Konstanz
der Flächengruppiemng. 28. Parallelyerschiebnng der Flächen. 24. Ideale
Krystallfonneu.
b) Gesetz der rationalen Kantenschnitte. 25. Kantenschnitte.
26. Rationale Kantenschnitte. 27. Andere Fassung des Gesetzes der ratio-
nalen Kantenschnitte. 28. Mögliche Krystallflächen. Krystallreihe. 29. Bei-
spiel. 30. Achsen. 31. Parameter. Flächenansdmck. 32. Achsenlängen,
Ableitnngszahlen. 33. Wahl der Achsen. 34. Gesetz der rationalen Achsen-
schnitte. 36. Spezielle Betrachtang der ableitnngszahlen. 36. Spe-
zielle Flächenansdrttcke. 37. Parallele Gegenflächen. 38. Achsensystem.
39. Weiss'sche Flächenbezeichnnng. 40. Indices. 41. Miller'sche Flächen-
bezeichnung. 42. Umwandlung Weiss^scher Symbole in MiUer^sche und um-
gekehrt. 43. Beispiel.
c) Zonenge setz. 44. Zone. 46. Ausdruck der Zone. 46. Zonengleichung.
47. Fläche in zwei Zonen. 48. Deduktion. 49. Zonengesetz. 60. Beispiele.
61. Praktischer Wert der Zonen.
X Inhaltsübersicht.
d) Sjmmetrieverhältnisse. 52. Symmetrie. 53. Symmetrieebeuen. 54. Bei-
spiele. 55. Symmetrieachsen. 56. Beispiele. 57. Symmetriezentnim. 58. Grad
der Symmetrie. 59. Krystallklassen. 60, 61. Beziehung der Symmetrie zum
Eanteuschnittgesetz. 62. 32 Krystallklassen. 63. Holoedrie. Meroedrie.
Hemiedrie. 64. Korrelate hemiedrische Flächen. 65. Charakter der Hemi-
edrie. 66. Kongruente und enantiomorphe Hemieder. 67. Tetartoedrie.
Ogdoedrie. 68. Hemimorphismus. 69. Symmetrie hemiedrischer Formen.
70. Haüy'sches Symmetriegesetz. 71. Symmetrieverhältnisse der hemiedri-
schen Formen nach dem Haüy^sche Symmetriesatz. 72. Symmetrieverhält-
nisse der tetartoedrischen Formen. 73. (besetz der Hemiedrie etc. 74. Ab-
leitung mehrerer hemiedrischer Formen aus derselben vollflächigen. 75.
Hemiedrie ohne Formveränderung. 76. Auftreten derselben Formen in
mehreren Krystallklassen. 77. Holoedrische und hemiedrische Krystallklassen.
78. Krystallsysteme. 79. Übersicht tlber die Krystallsysteme. 80. Grenz-
formen. 81. Übersicht über die 32 Krystallklassen. 82. Krystallographische
Achsen. 83. Voll- und teilflächige Krystallformen an den Achsen. 84. Ab-
leitung der krystallographischen Achsensysteme. 85. Krystallographische
Achsensysteme für die einzelnen Krystallsysteme. 86. Achsenelemente.
87. Oktanten, Dodekanten. 88. Gruppierung der Flächen um die Achsen.
89. Ableitung der einfachen Formen aus den krystallographischen Achsen.
90. Beispiele. 91. Gleichliegende, gleichnamige Flächen. 92. Kombinationen.
93. Modifikationen der Kanten und Ecken. 94. Gesetz der Kombinations-
bildung. 95. Symmetrieverhältnisse der Kombinationen. 96. Bildung der
Kombinationen. 97. Beispiele. 98. Haüyscbes Symmetriegesetz bei der
Kombinationsbildung. 99. Beispiele. 100. Ableitung der Kombinationen
nach dem Haüy^schen Symmetriegesetz. Beispiele. 101. Umkehrung des
HaÜyVhen Symmetriesatzes.
D. KrystaHsysteme.
102—112. Reguläres System. 113-130. Hexagonales System. 131—137. Qua-
dratisches System. 138—143. Bhombisches System. 144—150. Monokliues System.
151—153. Triklines System.
E. Gesetzm&ßige Yerwaehsang der Krystalle.
154. Parallel Verwachsung. 155—170. ZwiUiugsverwachsung. 171. Mimesie.
172. Nachahmende G^estalten. 173. Verwachsung ungleichartiger Krystalle.
F. Beschaffenheit und Ausbildiuig der Krystalle.
174. Habitus. 175. Krystallflächen. 176. Vicinale Flächen. 177. KrysUll-
skelette. 178. Krystallschalen. 179. Sanduhrstruktur. 180—183. Einschlüsse. 184. Aus-
bildung der Krystalle. 185. Eingewachsene Krystalle. 186. Aufgewachsene Krystalle.
187. Derbe Aggregate. 188. Formen der amorphen Mineralien.
U. Abschnitt. Mineralphysik.
189. Hauptgesetz der Krystallphysik. 190. Spezifisches Gewicht. 191. Kohäsion.
192. Elastizität. 193. Bruch 194. Blätterbruch. 195. Gleitflächen. 196. Kömerprobe.
197. Härte. 198. Zersprengbarkeit. 199. Tenazität. 200. Atzfiguren. 200 a. Ver-
witterung. Verstäubung. 201. Isotrop. Anisotrop. 202. Welle. Strahl. 203—211.
Isotrope Medien, und zwar: 203. Fortpflanzungsgeschwindigkeit. 204. B>eflexion.
205. Refraktion. 206. Dispersion. 207. Polarisation. 208. Planparallele Platte.
209. Prisma. 210. Totalreflexion. 211. Brechungskoeffizienten. 212—214. Anisotrope
Inhaltsttbersicht. XI
Medien, und zwar: 212. Schwingnng^richtnngen. 213. Doppelbrechung. 214. Op-
tische Achsen. 215 — 220. Einachsige ErystaUe: 216. Allgemeine Eigenschaften.
216. WeUenfläche (Strahlenfläche). 217. Charakter der Doppelbrechung. 218. Doppel-
brechung im Kalkspat. 219. Nicoisches Prisma. Turmalinplatte. 220. Brechungs-
koeffizienten. 221—229. Zweiachsige Erystalle : 221. ElastizitätseUipsoid. 222. Schwin-
gungsrichtungen. 223. Wellenfläche. 224. Optische Achsen. 225. Achsenwinkel.
226. Dispersion der optischen Achsen. 227. Dispersion der Elastizitätsachseu. 228.
Optische Konstanten. 229. Brechungskoeffizienteu. 230—236. Polarisationsinstm-
mente : 230. Zweck des Polarisationsinstruments. 231. Polarisation für konvergentes
Licht. 232. Polarisationsinstrument für paralleles Licht. 233. Wirkung des Polari-
sationsinstruments. 234. Auslöschungsschiefe. 235. Stauroskop. 236. Mikroskop mit
Polarisation. 237—254. Verhalten der Mineralien im Polarisationsinstrument : 237. Iso-
trope Mineralien. 238—254. Anisotrope Mineralien : 238. Erscheinungen im Polarisatious-
instrument für paralleles Licht. 239. Interferenzfarben. 240. Quarzkeil. 241. Kompen-
sation. 242. Bestimmung der Interferenzfarbeu. 243. Unterscheidung der beiden
Schwingungsrichtungen in der Platte. 244 — ^248. Einachsige Krystalle. 249—254. Zwei-
achsige Krystalle. 255. Einfluß der Temperatur auf die optischen Eigenschaften.
256. ZwUlinge. 257. Optische Anomalien. 258. Glanz. 259. Pelluzidität. 260. Farbe.
261. Strich. 262. Pleochroismus. 263. Phosphoreszenz. Fluoreszenz. 264. Besondere
Farbenerscheinungen. 265. Thermische Eigenschaften. 266. Wärmestrahlung.
267. Wärmeleitung. 268. Ausdehnung. 269. Änderung des Aggregatzustandes.
270. Elektrizität. Pyroelektrizität. 271. Thermoelektrizität. 272. Magnetismus.
IIL Almehnltt. Mineralchemle.
273. Zusammensetzung. 274. Analyse. 275. Wassergehalt. 276. Chemische
Charakteristik. 277. Verhalten vor dem Lötrohr. 278, 279. Mikrochemische Analyse.
280. Verhalten gegen Lösungsmittel. 281. Beziehung zwischen chemischer Zusammen-
setzung und Krystallform. 282. Polymorphismus. 283. Isomorphismus. 284. Chemi-
sches Verhalten isomorpher Körper. 285. Krystallographisches Verhalten isomorpher
Korper. 286. Physikalisches Verhalten isomorpher Körper. 287. Isodimorphismus.
288. Isomorphe Fortwachsung. 289. Isomorphe Mischungen. 290. Krystallographisches
und physikalisches Verhalten isomorpher Mischungen.
IT. Abselmltt. Torkommen, Entstehung nnd XJmwandlang
der Mineralien.
291. Entstehung der Mineralien. 292. Verbreitung der Mineralien. 293. Vor-
kommen der Mineralien. 294. Gesteinsbestandteüe. 295. Struktur der G^teine.
296. Lagerung der Gesteine. 297. Material nnd Entstehung der Gesteine. 298. Trttm-
mergesteine. 299. Mineralien auf Hohlräumen. 300. Mineralien auf geschlossenen
Hohlräumen. 301. Mineralien auf Spalten. 302. Kontaktbildungen. 303. Paragenesis.
304. Mineralbildungsprozesse. 305. Abscheidung aus Wasser. 306. Organische Mine-
ralbildungen. 307. Erstarrung aus dem Schmelzfluß. 308. Sublimation. 309. Um-
wandlung der Mineralien. 310. Beispiele für Umwandlungsprozesse. 311. Pseudo-
morphosen. 312, pag. 409. Intemationale Atomgewichte von 1903.
Spezieller Teil.
313. Mineralspezies. 314. Varietät. 315. Mineralsystem.
Sodann folgt die Beschreibung der einzelnen Mineralspezies und zwar in der
folgenden Anordnung:
Xn Inhaltflttberfioht.
1. SJiaMe. Elemente, a) Metalloide pag. 416
b) Metalle „423
2. „ Haloidverbindungen, a) Einfache „ 433
b) Zusammengesetzte „ 442
3. ,, Schwefelverbiudnngen, a) Einfache „ 448
b) Zusammengesetzte .... „ 484
4. „ Oxyde, a) Wasserfreie „ 606
b) Hydroxyde und Hydrate „ 561
5. „ Borate, a) Wasserfreie „ 573
b) Wasserhaltige „ 576
6. „ Karbonate und Nitrate, a) Wasserfreie „ 577
b) Wasserhaltige »604
7. „ Silikate, pag. 608, a) Wasserfreie , . „ 609
b) Wasserhaltige »773
8. „ Titanate, Zirkoniate, Thorate und Stannate . . „ 792
9. „ Tantalate und Niobate „ 797
10. „ Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Yanadinate,
a) Wasserfreie „ 800
b) Wasserhaltige »812
11. „ Wolframiate und Molybdate „ 828
12. „ Chromate, Tellurate und Jodate „ 834
13. „ Sulfate, a) Wasserfreie »835
b) Wasserhaltige »848
14. „ Mineralsubstanzen organischen Ursprungs ... „ 870
Register zum allgemeinen Teil „ 883
Register zum speziellen Teil „ 895
Einleitung.
1. Mineralien. Mineralogie oder OryUognosie ist derj^ige Teil der
Naturgeschichte, der sich mit der wissenschaftlichen Erforschung der
Mineralien nach allen ihren Eigenschaften und Beziehungen beschäftigt
Mineralien sind die homogenen, starren oder tropfbarflüssigen un-
oi^nischen Naturprodukte von bestimmter, durch eine Formel aus-
drfickbarer chemischer Konstitution, welche die feste Kruste der Erde
und anderer Himmelskörper zusammensetzen.
Alle Mineralien sind homogen, d. h. durch und durch gleichartig, so daO ein
Teilchen ganz genau ehenso beschaffen ist, wie jedes andere Teilchen desselben
Stücks. Dadurch unterscheiden sich die Mineralien u. a. von gewissen in der festen
Erdkruste in großer Ausdehnung und großen Quantitäten an vielen Orten in ganz
gleicher Weise yorkonmienden Massen, wie Granit, Gneis etc., welche als Gebirg»-
arten oder Gesteine nicht der Mineralogie, sondern der Fetrographie angehören. Es
sind dies Mineralgemenge, deren einzelne Bestandteile homogen sind und Gegen-
stftnde der Mineralogie bilden.
Die aUerm eisten Mineralien sind fest, nur Quecksilber, Wasser und Petroleum
sind flüssig.
Die Mineralien sind femer unorganisch, d.h. nicht durch den Lebensprozeß
von Pflanzen xind Tieren gebildet, und stehen insofern jenen organischen, aus
ZeUen zusammengesetzten Naturk($rpern gegenüber, welche letztere oder ihre Be-
standteile selbst dann nicht zu den Gegenständen der Mineralogie gehören, wenn
sie im sog. fossilen oder yersteinerten Zustande sich als Versteinerungen, Fossilien
oder Petrefakten in der Erdkruste finden. So sind also namentlich Muschelschalen,
Korallenstücke und ähnliches, sodann aber auch die im Tier- und Pflanzenkörper
vielfach gebildeten Erystalle etc. vom Mineralreich ausgeschlossen. Dasselbe ist streng
genommen mit den fossilen Kohlen der Fall (Stein- und Braunkohlen etc., welche über-
dies auch weit davon entfernt sind, homogen zu sein), mit Harzen, wie Bernstein, und
mit ähnlichem, weil alle diese Körper organischen Ursprungs sind, mehr oder
weniger weit vorgeschrittene Umwandlungsstadien von Pflanzenmassen verschiedener
Art Aber einem alten Gebrauch zufolge werden diese letzteren Substanzen trotzdem
in der Mineralogie mit behandelt.
Nur solche Substanzen heißen Mineralien, die eine bestimmte und feste, durch
eine Formel darstellbare chemische Konstitution besitzen. Es sind die in der
Natur vorkommenden Elemente und deren chemische Verbindungen. Im Gegensatz
hierzu gibt es eine Anzahl sonst wie Mineralien sich verhaltender Körper, glas-
artig erstarrte Gesteinsmassen, wie Obsidian, Pechstein etc., die aber eine schwan-
kende Zusammensetzung haben und daher nicht zu den Mineralien zählen. Sie
gehören zu den Objekten der Petrographie.
Die Mineralien, als auf vollkommen natürlichem Weg ohne Zutun des Menschen
Baaer, Mineralogie. ^
2 Mineralien. Mineralogie.
entstandene sog. Naturprodukte, stehen den sog. Knnstprodukten der chemischen
Fabriken nnd Laboratorien gegenüber, zu deren Entstehung der Mensch Veran-
lassung gegeben hat, z. B. EiseuTitriol, Alaun etc. In allen Eigenschaften der
Homogenität, der konstanten chemischen Zusammensetzung und der unorganischen
Struktur und Entstehung stimmen diese künstlich dargestellten Körper mit den
Mineralien durchaus überein, aber die Mineralien haben gerade wegen ihrer vom
Menschen ganz unabhängigen Entstehung in der festen Erdkruste, welche von ihnen
zum größten Teil zusammengesetzt wird, eine selbständige eigentümliche Be-
deutung, und es ist daher geboten, sie als die Grundbestandteile der Erdkruste für
sich und abgesondert Ton den künstlich dargestellten Substanzen zu betrachten.
Stücke anderer Himmelskörper gelangen zuweilen als sog. Meteoriten auf die
Erde. Sie werden von Minerdien gebildet, die zum größten Teil mit irdischen
völlig identisch, zum Teil allerdings auch von allen solchen verschieden, jedoch in
sämtlichen wesentlichen Beziehungen mit ihnen analog sind.
2. Mineralogie. Die wissenschaftliche Untersuchung und Be-
schreibung der Mineralien bildet das Gebiet der Mineralogie. Sie hat
sich mit allen Eigenschaften, mit dem Gesamtverhalten der Mineral -
körper, zu beschäftigen.
Das erste, was sich hierbei darbietet, ist die chemische Zusammen-
setzimg. Man muß vor allem wissen, was ein vorliegendes Mineral
in stoflElicher Beziehung ist, ehe man zur Erforschung weiterer Eigen-
schaften übergehen kann. Die Chemie ist also eine erste wichtige
Hilfswissenschaft für die Mineralogie. Sie ermittelt auch zugleich
das Verhalten der Mineralien gegen Säuren und Basen, gegen Wasser,
Sauerstoff, Kohlensäure und andere Agentien, spielt bei der Frage
nach der Entstehung der Mineralien eine wesentliche Bolle und dient
neben den anderen Eigenschaften bei der Erkennung und Bestimmung
der Mineralspecies als ein wichtiges Hilfsmittel.
Das zweite ist die Erforschung der Krystallform^ die Kenntnis
der regelmäßig polyedrischen Begrenzung, welche die meisten Mine-
ralien zeigen, und welche einmal an sich, sodann aber auch in ihren
wichtigen Beziehungen zur chemischen Zusammensetzung untersucht
wird (Isomorphismus, Dimorphismus). Die Kryställographie ist also eine
zweite wichtige Hilfswissenschaft.
Sodann sind die physikalischen Eigenschaften der Mineralien ins
Auge zu fassen, das Verhalten derselben gegen Wärme, Elektrizität,
Magnetismus, die Verhältnisse der Kohäsion, der Elastizität, der Härte
u. s. w., das spezifische Gewicht und vor allem ihr Verhalten gegen
das Licht, alles dies sowohl an sich, als auch in Beziehung zu der
Krystallform und zu der chemischen Zusammensetzung. Diese Unter-
suchungen setzen als Hilfswissenschaft die Physik voraus.
Auf Grund der chemischen, krystallographischen und physikalischen
Eigenschaften werden die Mineralien sodann in ein System gebracht,
das eine möglichst leichte und bequeme Übersicht über das Gesamt-
gebiet zum Zwecke hat.
Mineralogie. Literatur. 3
Da die Mineralien Teile der festen Erdkruste sind, so ist femer
.von wesentlichstem Interesse die Kenntnis ihres Vorkommens in der-
selben, der Art und Weise, wie sie mit anderen Mineralien zusammen
den Aufbau der Erdkruste bewirken, wie sie in ilir entstanden sind,
wie sie sich unter dem Einfluß der in der Erde stets wirksamen
chemischen und physikalischen Kräfte verhalten, wie sie durch diese
umgeändert und häufig ganz zerstört werden und wie sie dabei
zur Bildung neuer Mineralien Veranlassung geben. In diesen Fragen
steht die Mineralogie zur Geologie in einer nahen Beziehung, so daß
beide sich vielfach gegenseitig als Stutze und Ergänzung dienen.
Sie ist in diesem Sinne nichts anderes als der unorganische Teil
der Geologie.
Nach allem dem kann man also schließlich die Aufgabe der Mine-
ralogie zusammenfassen als die Anwendung der Lehren der Chemie,
Krystallographie und Physik auf die Kenntnis der Mineralien unter
gleichzeitiger besonderer Berücksichtigung der Art und Weise ihres
Vorkommens in der Natur, ihres Anteils an dem Aufbau der festen
Erdkruste, ihrer Entstehung, ihrer Umwandlung und ihres Vergehens
unter dem Einfluß der in der Erde stets wirksamen chemischen und
physikalischen Kräfte.
Manchmal werden die Mineralien anch nnr als die auf natürlichem Wege ent-
standenen chemischen Substanzen aufgefaßt. Man sieht von ihrem Vorkommen in
der festen Erdkruste und Ton ihrer Bedeutung als Bausteine derselben gänzlich ab
und betrachtet sie, im Verein mit den ja in allen wesentlichen Eigenschaften mit
ihnen analogen künstlichen Substanzen der chemischen Laboratorien und Fabriken,
nur hinsichtlich ihres chemischen, krystaUographischen und physikalischen Verhaltens.
Diese Zusammenfassung ist vom chemischen, krystallographischen und physikalischen
Standpunkte aus yöllig berechtigt, es ist aber nicht das, was von alters her stets
als Mineralogie bezeichnet worden ist. Man hat dafür in neuerer Zeit den Namen
Anorganoffraphie eingeführt.
3. Literatur. Im folgenden ist eine Anzahl von selbständig
erschienenen Werken angegeben, die für die Entwicklung unserer
Wissenschaft von Bedeutung gewesen sind, geordnet nach den ver-
schiedenen Zweigen der Mineralogie und weiterhin nach den Jahren
ihres Erscheinens. Literaturangaben für die einzelnen speziellen
Gegenstände, auch solche aus Zeitschriften, finden sich an den be-
treffenden Stellen im Tezt
A. Lehr- und Handbüoher der llüneralogie.
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1801—05. Beuss. Lehrbuch der Mineralogie. 3 Bde.
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1835. Necker. Le r^gne min6rale. 2 Bde.
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1836—47. Breithanpt. Vollständiges Handbuch der Mineralogie. 3 Bde.
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1869. Zippe. Lehrbuch der Mineralogie mit naturhistorischer Grundlage.
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1862. Oirard. Handbuch der Mineralogie.
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1869. Senft. Lehrbuch der Mineralien- und Felsartenkunde.
1873—76. Bombicei. Corso di mineralogia. 2. Aufl. 2 Bde.
1874. Blnm. Lehrbuch der Mineralogie. 4. Aufl.
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1. Abthlg.; 1. Aufl. von Fr. Ad. Eoemer).
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— d'Achiardi. Mineralogia della Toscana. 2 Bde.
1874. Frensel. Mineralogisches Lexikon für das Königreich Sachsen.
1875. Genth. Report on the mineralogy of Pensylyania. Mit Nachtrag 1876.
— Gonnard. Mineralogie du departement du Puy-de-Döme.
— Hofr. Mineralogy of Noya Scotia.
1876. G. Leonhard. Die Mineralien Badens nach ihrem Vorkommen. 3. Aufl.
1878. Fngger. Die Mineralien des Erzherzogthums Salzburg.
— Gieseeke. Mineralogische Reise nach Grönland (ed. Johnstrup).
— Balmondi. Mineraux du P^rou. Aus dem Spanischen yon Martinet.
1879. y. Groddeek. Die Lehre yon den Lagerstätten der Erze.
10 Literatur.
1879. Domejko. Mineralojia (besonders die Mineralien von Chile, Bolivia, Pera und
Argentinien behandelnd). 3. Aufl. Snppl. 1871.
— Brakebnsoh. Las Especies minerales de la Eepnblica argentina.
1880. Wenkenbaeh. üebersicht über die in Nassau anfgefondenen einfachen Mineralien.
1881. Ball« Manuel of the geologj of India. Part JH. Economic geology.
1882. Liyeraidge. The minerals of New South- Wales. 2. Aufl.
1884. Brunlechner. Die Minerale des Herzogthums Kärnten.
1885. Hatle* Die Mineralien des Herzogthums Steiermark.
1886. Selwyn« Descriptiye Catalogue of a collection of the economic minerals of
Canada.
1887. Mallet« A manuel of the geology of India. Part IV. Mineralogy (mainly
non-economic).
1888. Tranbe* Die Minerale Schlesiens.
1890. Brögger« Die Mineralien der Syenitpegmatitgänge der südnorwegischen Augit-
und Nephelinsyenite.
1891. Oenth« The minerals of North-Oarolina.
1893—1902. Lacroix. Mineralogie de la France et de ses colonies. 2 Bde. Noch
unvollendet.
1894. Cohen. Meteoritenkunde. 1. Heft. Untersuchungsmethoden und Charakte-
ristik der Bestandtheile.
— Orelm« Die Mineralien des Grossherzogthums Hessen.
1896. Lnedeeke* Die Minerale des Harzes.
1900. R, Beek, Lehre von den Erzlagerstätten.
1901. Heddle« The mineralogy of Scotland, herausgegeben von 6K)odchild. 2 Bde.
1902. Tenne und Calderon. Die Mineralfundstätten der iberischen Halbinsel.
(Siehe außerdem die verschiedenen Werke über Petrographie von Zirkel, Bosenbusch,
Ealkowsky, v. Lasaulx u. a.)
H. Sammelwerke, Zeitschriften eto.
1806—18. Hisinger und Berzelius. Afhandlingar i Fisik, Kemi och Mineralogi.
6 Bde.
1807—24. C. C* V« Leonhard. Taschenbuch für die gesammte Mineralogie. 18 Bde.
1811—33. Sohweigger. Journal für Physik und Chemie. 69 Bde.
1829—55. Karsten und v« Deehen. Archiv für Mineralogie, Geognosie etc. 26 Bde.
1849. Kenngott« Mineralogische Untersuchungen.
1853 — 92. V« Kokseharow* Siehe unter G.
1853. V. Kobell. Die Mineralnamen und die mineralogische Nomenclatur.
1854—75. Hessenberg, Mineralogische Notizen. 12 Hefte. Li den Abhandlungen
der Senckenbergischen Gesellschaft von Bd. 1—10.
1865—78. Sohrauf« AÜas der Erystallformen des Mineralreichs. (Unvollständig.)
1866. Breithanpt« Mineralogische Studien.
1867. Des Cloizeaux. Nouvelles recherches sur les propri^t^s optiques des cristaux.
Zeitschriften, in welchen gegenwärtig mineralogische Arbeiten
publiziert werden, sind n. a.:
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie von Bauer, Koken und
Liebisch, gegründet von Leonhard und Bronn, seit 1830.
Mineralogische und petrographische Mittheilungen von Tschermak, seit 1871; fort-
gesetzt von Becke.
Zeitschrift für Erystallographie und Mineralogie von Groth, seit 1877.
Zeitschrift der Deutschen Geologischen G^esellschaft, seit 1849.
Literatur. XI
Annaleii der Physik und Chemie (früher yon Wiedemann, Poggendorff und von
Gübert), seit 1799.
Zeitschrift für praktische Geologie, seit 1893.
Berg- und hüttenmännische Zeitnng, seit 1842.
Verhandlungen der russisch-kaiserlichen mineralogischen Gesellschaft zu St. Peters-
burg.
Annales de chimie et de physique, seit 1816.
Bulletin de la soci6t6 min^ralogique de France, seit 1878; von 1886 ab unter dem
Titel: Bulletin de la societ6 frangaise de min^ralogie.
Bulletin de la soci6t4 g^ologique de France, seit 1836.
Annales des mines, seit 1816.
The mineralogical magazine, seit 1877.
American Journal of science and arts yon SiUiman, seit 1818.
(Außerdem kommen mineralogische Arbeiten in den zahlreichen Schriften der Aka-
demien und naturwissenschaftlichen Vereine etc. aller Länder zur Veröffent-
lichung, sowie vereinzelt in fast sämtlichen der Chemie und Physik gewid-
meten Zeitschriften.)
J. JahreBberiohte über den Stand und den Fortschritt der
Wisaensohaft.
1822—48. BerzeliuB. Jahresbericht über die Fortschritte der physischen Wissen-
schaften. Deutsch von Gmelin.
1835—37. Gloeker. Mineralogische Jahreshefte. 6 Bde.
1845. Haidingen üebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im
Jahr 1843.
1852—68. Kenngott« Üebersicht der Besultate mineralogischer Forschungen in den
Jahren 1844—1865. 17 Theüe.
1847—. liebig und Kopp« Jahresbericht über die Fortschritte der reinen etc.
Chemie, Physik, Mineralogie und Geologie, nebst Fortsetzungen, welche unter
yerschiedenen Herausgebern bis heutzutage erscheinen ; berücksichtigt neuerer
Zeit die Mineralogie nicht mehr.
K. Überslohten über das System.
1808. Karsten. Mineralogische Tabellen. 2. Aufl.
1809. Hafty. Tableau comparatif des r^sultats de la cristallographie et de Tanalyse
chimique.
1817. A. B* Werner. Letztes Mineralsystem (in Hoffmann, Handbuch der Minera-
logie 1811—17, Bd. IV).
1830. Breithaupt. üebersicht des Mineralsystems.
1847. Berzeliug' neues chemisches Mineralsystem nebst einer Zusammenstellung seiner
älteren hierauf bezüglichen Arbeiten, herausgegeben von C. Rammelsberg.
— C^loeker. Generum et specierum mineralium etc. Synopsis.
— HSmes. Uebersichtliche Darstellung des Mohs'schen Systems.
1849. Nordenskiöld. Ueber das atomistisch-chemische Mineralsystem.
1852. G. Rose. Das krystallo-chemische Mineralsystem.
1853—54. Kenngott. Das Mohs'sche Mineralsystem mit Supplement.
1860. Hermann. Heteromeres Mineralsystem. 2. Aufl.
1886. Toula. Mineralogische und petrographische Tabellen.
1897. A« Weisbaeh. Synopsis mineralogica. 3. Aufl.
1898. C^rotli. Tabellarische Üebersicht der Mineralien. 4. Aufl.
1899. A. Weisbaeh. Characteres mineralogici. 2. Aufl.
12 Literatar.
L. Beschreibuxig von Mineraliensainmltuigen«
1804. Mohs« Des Herrn J. F. van der Nnll's Mineralieiicabinet.
1817. Bonmon. Catalog^e de la collectioii min^ralogiqne speciale du Boi (Paris)..
1834. Kayser« Beschreibung der Mineraliensammlung des Medidnalraths Bergemann
in Berlin.
1837. Ujj* Description d'une collection de min^raux formee par M. Heuland.
1843. Haidinger. Bericht über die Mineraliensammlung der k. k. Hofkammer.
1878. €(roth. Die Mineraliensammlung der Eaiser-Wilhelms-Üniyersität Strassbnrg»
1885. Hirsehwald. Das mineralogische Museum der k. technischen Hochschule Berlin.
1899. Yisohniakoff« Allgemeine Beschreibung der Mineraliensammlung von Rudolf
Hermann (Moskau).
M. Fraküsohe Benatzimg der Mineralien (Lithurgik eto.)*
1803. Leonliardi« Oekonomische und technische Naturgeschichte des Mineralreichs.
1803—04. Sohmieden Versuch einer Lithurgik oder ökonomischen Mineralogie. 2 Bde.
1805. Yölker. Handbuch der ökonomisch-technischen Mineralogie. 2 Bde.
1821. Brard. Mineralogie appliqu^e aux arts. 3 Bde.
1822. Blomhof« Lehrbuch der Lithurgik.
1826. Nanmann. Entwurf der Lithurgik.
1829. Walehner« Handbuch der Mineralogie in technischer Beziehung. 2 Bde.
1833. Caire« La science des pierres pr^cieuses appliquee aux arts. 2. Aufl.
1840. Blnm. Lithurgik.
1843. Chapman. Practical mineralogj.
1866. Bnrat« Trait^ du gisement et de Texploitation des min^rauz utiles.
1868. Barbot. Trait6 complet des pierres pr^cieuses.
1860. Kluge. Edelsteinkunde.
1864. Burat. Mineralogie appliquee.
1867. King. The natural history of precious stones etc.
1868. Seliranf. Handbuch der Edelsteinkunde.
1870. Bambosson, Les pierres precieuses.
1881. Jannettaz, Tanderheym eto. Diamant et pierres precieuses.
1886. Jagnanx« Traite de mineralogie appliquee aux arts etc.
1887. Blum. Taschenbuch der Edelsteinkunde. 3. Aufl.
— Oroth. Grundriss der Edelsteinkunde.
1890. Kunz. Gems and precious stones of North-America.
1893. Dölten Edelsteinkunde.
— Malaise« Manuel de mineralogie pratique. 3. Aufl.
1896. Bauer* Edelsteinkunde.
1897. Barrlnger« A description of mineraJs of commercial yalue.
1899. Gürieh. Das Mineralreich.
— Streeter« Precious stones and gems. 6. Aufl.
1900. Charpentier. Geologie et mineralogie appliquees; les mineraux utiles et
leurs gisements.
N. Geschichte der Mineralogie.
1826. Marx. Geschichte der Krystallkunde.
1839. WheweU. Geschichte der inductiven Wissenschaften. (Deutsch von Littrow.)
1861. Lenz. Die Mineralogie der alten Griechen und Bömer.
1866. T. Kobell. (beschichte der Mineralogie.
Allgemeiner Teil
L Abschnitt
Erystallographia
Die Krystallographie umfaßt die Gesetzm&ßigkeiten, ' welche die regelmäßig^ poly-
ednsche Begrenzung der krystaUisierten Körper beherrschen. Sie sind hei natürlich
gehildeten Sahstanzen dieser Art (Mineralien) and bei künstlichen genaa dieselben.
A. Begriff des S[rystall8.
4. Krystallislert^ amorph. Die allermeisten homogenen Sub-
stanzen von bestimmter chemischer Konstitution besitzen die Eigen-
schaft, bei ihrer Entstehung und Festwerdung lediglich durch die ihnen
von Natur innewohnenden Kräfte ohne alles äußere Zutun eine regel-
mäßig ebenflächige, polyedrische Begrenzung anzunehmen, wie z. B.
der Quarz, Feldspat, Alaun etc., während andere nie etwas solches
wahrnehmen lassen, wie z. B. Glas, Opal etc. Die ersteren Substanzen
nannte man hyställisiert, die letzteren amorph, (joh. Nep. Fachs , Amor-
phismos im Gegensatze zu Erjstallisation. Schweiggers Joamal 47. 1833 a. Pogg.
Ann. 31. 1834. 577.)
Der Unterschied zwischen dem krystallisierten und amorphen Zu-
stande haftet aber, wie man später gefunden hat, nicht bloß an der
Gestaltung der Oberfläche, sondern er ist ein tiefgehender, das Ge-
samtverhalten der Substanz umfassender, und auch in den inneren
physikalischen Eigenschaften der Körper begründeter, so daß es nach
diesen letzteren möglich ist, einen krystallisierten Körper auch dann
von einem amorphen zu unterscheiden, wenn der erstere seine regel-
mäßige Begrenzung, z. B. infolge von mechanischer Entfernung der
äußeren Schicht, nicht erkennen läßt.
Man findet nämlich bei der Untersuchung amorpher homogener
Substanzen, daß dieselben nach allen Eichtungen sich physikalisch
14 Ej7stallisiert. Amorph.
vollkommen gleich yerhalten, und daü ganz besonders alle diejenigen
physikalischen Eigenschaften, welche mit der Kohäsion zusammen-
hängen, in ihnen nach allen Bichtungen yollkommen gleich sind.
Namentlich ist dies mit der Elastizität, gemessen durch den Elastizitäts-
koeffizienten, der Fall. Diesen letzteren findet man an einem amorphen
Körper stets gleich, man mag das zur Messung dienende Stäbchen
aus demselben herausschneiden, in welcher Eichtung man will. Er
ist Yon der Richtung yöUig unabhängig.
Dem gegenüber sind die krystallisierten Körper dadurch charak-
terisiert, daß in ihnen die physikalischen Eigenschaften sich im allge-
meinen mit der Richtung ändern. Dies ist bei allen Krystallen ohne
Ausnahme besonders mit der Kohäsion und den damit zusammen-
hängenden Eigenschaften der Fall. In den meisten Krystallen sind
so große Kohäsiousunterschiede vorhanden, daß sie sich in gewissen
Bichtungen besonders geringer Kohärenz leicht nach ganz ebenen
Flächen zerspalten lassen (194), während dies in anderen Bichtungen,
wo die kleinsten Teilchen fester zusammenhalten, nicht möglich ist.
Die Existenz solcher Flächen besonders geringer Kohäsion, also be-
sonders leichter Trennung der kleinsten Teilchen, sog. Spaltungs-
flächen oder Blätterbrtiche, ist ein sicheres Kennzeichen für Krystalli-
sation. Sie finden sich nie an amorphen Körpern, allerdings auch
nicht an allen krystallisierten gleich deutlich.
Besonders wichtig ist aber auch hier wie bei den amorphen
Körpern die Elastizität, weil man diese nach allen Bichtungen hin
besonders genau untersuchen kann. Man findet, daß in jedem krystalli-
sierten Körper zwar in allen parallelen Lagen der Elastizitätskoeffizient
stets derselbe ist, daß er aber in abweichenden Bichtungen im allge-
meinen einen anderen Wert besitzt, daß er sich also mit der Bich-
tung ändert Damit ist nicht gesagt, daß in jeder anderen Bichtung
ausnahmslos auch ein anderer Elastizitätskoefflzient erhalten wird, im
Gegenteil gibt es in den meisten Krystallen mehrere Bichtungen
gleicher Elastizität, aber jede Bichtung verhält sich in Bezug auf die
Elastizität stets anders als alle unmittelbar benachbarten (192).
Danach kann man amorphe und krystallisierte Mineralien folgender-
maßen definieren:
Amorphe Substanzen sind solche, bei denen die physikalische Be-
schaffenheit, besonders die Kohäsion und alle damit in Zusammenhang
stehenden physikalischen Eigenschaften nach allen Bichtungen gleich,
also von der Bichtung unabhängig sind. Keine Bichtung ist von den
anderen irgendwie physikalisch verschieden.
Krystallisierte Substanzen sind diejenigen homogenen festen Körper,
bei denen das physikalische Gtesamtverhalten, vor allem die Kohäsion
und alle damit zusammenhängenden Eigenschaften, besonders die
Individuum. 15
Elastizität, sich mit der Richtung stetig ändern, sofern diese Änderung
nicht durch äaißere Einflüsse hervorgebracht ist, sondern dem Wesen
der Substanz entspricht.
Verschiedene Elastizität etc. in yerschiedenen Richtungen hahen z. B. anch
Holz, Elfenhein und andere ähnliche Körper. Diese sind aher nicht homogen, faUen
also nicht nnter die ohige Definition. Ebensowenig fallen darunter gepreOte oder
gekohlte Gläser nnd ähnliche Substanzen, die zwar homogen sind, bei denen aber
die Verschiedenheit der Elastizität in yerschiedenen Sichtungen durch äuüere Ein-
flösse, wie Pressung, rasche EUhlung etc. heryorgebracht worden ist, während Glas
wie alle anderen amorphen Körper im ungepreßten etc., also im natürlichen Zustande,
nach allen Richtungen dieselbe Elastizität zeigt, im Gegensatz beispielsweise zum
krystallisierten Quarz, der im yollkommen normalen natürlichen Zustande jene Unter-
schiede erkennen läßt, und der vielleicht durch äußere Einflüsse, wie Pressung, in
einen Zustand der allseitigen Gleichheit der Elastizität künstlich versetzt werden
könnte, ohne daß er deshalh aufhörte, ein krystallisierter Körper zu sein.
Einzelne physikalische Eigenschaften sind allerdings in gewissen Krystallen
nach allen Richtungen die gleichen. So pflanzt sich z. B. das Licht in allen
Krystallen des regulären Systems allseitig mit der nämlichen Geschwindigkeit fort.
Bei dem Unterschied zwischen krystallisierten und amorphen Substanzen handelt es
sich aher nicht um einzelne physikalische Eigenschaften, sondern um alle zusammen,
um das physikalische Geaamtverhalien.
5. IndiTidamn. Ist eine zusammenhängende Masse eines
krystallisierten Minerals so beschaffen, daß die von allen Punkten o
(Fig. 1) (und zwar nicht nur in einer Ebene) ausgehenden parallelen
Sichtungen a^ Oj, a^ a^, a* a^ ; femer: b^ 6|, b^ 6„ 6g ftg ;
etc. sich untereinander auf ihrer ganzen Erstreckung durch die Masse
hindurch in jeder Beziehung physikalisch gleich verhalten, dann ist
diese Masse einheitlich gebaut ; sie bUdet ein Individuimij einen nicht
nur chemisch, sondern auch physikalisch homogenen, durchaus gleich-
artig beschaffenen Körper. Wenn man dagegen durch eine solche
Masse hindurch Eichtungen legen kann, welche nicht auf ihrer ganzen
Erstrecknng von einem Ende bis zum an-
deren physikalisch gleich sind, sondern
nur bis zu einem gewissen Punkt, z. B.
auf der Strecke ab oder cd bis zu b oder
d (Fig. 2), von wo ab sie dann in ihrer
Fortsetzung, also auf der Strecke 66^ mgTlT Fig, 2
und ddl, eine andere physikalische Be-
schaffenheit annehmen, so daß man sich in b in die Richtung bb^,
und in d in die Richtung dä^ herumdrehen muß, um die erste Be-
schaffenheit in den Richtungen ab resp. cd wiederzufinden, wie dies
die gleich resp. verschieden gezeichneten Linien andeuten, dann ist
diese Masse nicht einheitlich gebaut, sondern ein aus zwei (oder
mehreren) verschieden orientierten Individuen verwachsenes Aggregat.
Die Individuen stoßen stets nach einer ganz scharfen Grenzfläche mn
16 Erystall. Derb.
zusammen , welche von allen den Punkten 6, d etc. gebildet wird , in
welchen die physikalische Beschaffenheit der hindurchgelegten geraden
Bichtungen sich ändert Ein solches Aggregat gleicher Individuen, d« h.
Individuen derselben Substanz, aber von verschiedener Orientierung,
ist dann zwar noch chemisch, aber nicht mehr physikalisch homogen.
Wie lineare Bichttmgen yerhalten sich auch Ebenen, die man dnrch die
Masse hindnrcblegt. So gehen Blätterbrüche (Spaltungsflächen) dorch ein Mineral-
individnnm, z. B. von Kalkspat, yoUkommen gleichmäßig und nnonterbrochen von
einem Ende bis zum anderen hindurch; dagegen gehen sie bei einer ans zwei oder
mehr Individuen yerwachsenen Masse nur bis zur Grenze zweier Individuen in einer
bestimmten Richtung, von dort an aber in den anstoßenden Individuen in einer
anderen Richtung weiter, während sie in der ursprünglichen Richtung genau an der
Grenze aufhören. Hieran lassen sich häufig einzelne Individuen von Verwachsungen
mehrerer Individuen (Aggregaten) leicht unterscheiden.
Zwei getrennte Individuen derselben Substanz, welche so liegen,
dafi die Richtungen im einen allen parallelen Bichtungen im anderen
Individuum physikalisch in jeder Hinsicht gleich sind, heißen pardUd,
sie befinden sich in ParäUdstellung. Individuen, welche so stehen, daß
die Bichtungen im einen von parallelen Bichtungen im anderen, wenn
auch nur zum Teil, physikalisch verschieden sind, sind nicht parallel,
sie sind verschieden orientiert.
6. Krystall, derb. Ein krystallisierter Körper, welcher nach
außen durch eine regelmäßige und ebenflächige polyedrische Be-
grenzung abgeschlossen wird, heißt ein Kryställ, sofern diese äußere Be-
grenzung sogleich ursprünglich bei der Festwerdung des Körpers und
zwar lediglich durch die inneren Kräfte desselben und ohne Beein-
flussung von außen sich gebildet hat, und somit der Substanz des-
selben wesentlich ist. Krystallisierte Massen, welche eine solche regel-
mäßige Begrenzung nicht besitzen, heißen Jerystallinisch oder derb.
Sie unterscheiden sich bezüglich der inneren Beschafienheit in nichts
von den Krystallen, nur fehlt ihnen die regelmäßige äußere Begrenzung.
Wie die Krystalle bilden auch sie Individuen (5). Aus mehreren
derben Individuen verwachsene Mineralmassen heißen hrystallinische
oder derbe Aggregate, Durch die Verwachsung mehrerer Krystalle ent-
steht eine KrystoHgruppe.
Zu dieser Definition des Begriffs Krystall ist folgendes zu hemerken:
Aus vielen krystallisierten Substanzen lassen sich, wenn in ihnen nach mindestens
drei geeigneten Bichtungen leichte Spaltbarkeit herrscht (4. 194), ringsum ebenflächig
begrenzte Stücke herausspalten. Die Spaltbarkeit ist im Wesen der Substanz be-
gründet, sie verhält sich in allen Stücken derselben Substanz völlig gleich, die
einzelneu Spaltungsflächen sind stets in derselben Zahl vorhanden und machen stets
dieselben Winkel miteinander, wenn man sie an verschiedenen Stücken derselben
Substanz darstellt; sie sind aber nicht ursprünglich, sondern erst nachträglich her-
gestellt. Solche regelmäßig polyedrischen Stücke sind also keine echten Krystalle,
trotzdem ihre Form auf den inneren Kräften der Substanz beruht und ihr daher
Begrenxungselemente. Flftchen. 17
wesentlich ist. Man nennt sie Spaliungsaiücke. Solche lassen sich z. B. in aii4geieich-
neter Weise am Kalkspat herstellen (194).
Ebensowenig liegen echte Krystalle yor, wenn eine Substanz durch irgend einen
äußeren Umstand eine regelmäßige Form erhält, welche für die Krystalle dner
anderen Substanz charakteristisch ist, wenn z. B. ein Krystall einer Substanz eine so
langsame und allmähliche chemische Umwandlung erlitt, daß zwar die ursprüngliche
Substanz einer anderen Platz machte, aber unter yöUiger Erhaltung der ursprüng-
lichen Form. In diesem Fall ist die Krystallform zwar ursprtLnglich, jedoch nicht
durch die inneren Kohäsionskräf te der Substanz dieser aufgeprägt, sondern mehr durch
ZufaU entstanden, sie ist der Substanz nicht wesentlich. Derartige häufig yorkommende
kiystallähnUche Bildungen heißen AfterkryntaUe oder Psettdomorphoaen (311).
Ein von regelmäßigen, den genannten Anforderungen entsprechen-
den Flächen begrenztes Individuum wird ein einfacher Krystall genannt
(im Gegensatz zu den Zwillingen (155 ff.); einfache Krystalle sind nicht
zu verwechseln mit einfachen Krystallformen (9)).
B. Begrenzungselemente.
Die Flächen y Kanten und Ecken, welche die ErystaUe umschließen,
heißen die Begrenzungselemente derselben. Ist ihre Anzahl an einem
KrystaUe beziehungsweise = Fy K und E, so besteht die Beziehung : F-^E==K'\-2,
a. FMcheiu
7. Fl&chenparallellsmns. Die Flächen, welche die Krystalle
hegrenzen, treten nicht einzeln, sondern stets paarweise in der Art
auf, daß zu jeder Fläche eine zweite ihr parallele vorhanden ist
Diese zwei Flächen gehören notwendig zusammen, so daß man streng
genommen nicht von Erystallflächen , sondern von Flächenpaaren zu
reden hätte. Wenn von einer Fläche gesprochen wird, so ist im allge-
meinen die ihr parallele Gegenfläche mit verstanden.
Ausnahmen von der Erscheinung des Flächenparallelismus büden nur gewisse
hemimorphe und hemiedrische Krystalle ((68. 63) z. B. Fig. 23 und 39 a u. c).
8. FliclienbeschaifeDheit. Die Begrenzungsflächen der ErystaUe
fdnd meist ziemlich eben, doch auch nicht selten stark gekrümmt, wie
z. B. beim Diamant und bei manchen Gipskrystallen. Aber auch die
ebenen Flächen sind meist nicht völlig glatt, sondern sie zeigen häufig
kleine Erhabenheiten und Vertiefungen von verschiedener Form und
Große, regelmäjßig geradlinige Streifung etc. Manche Flächen zeigen
starken Olanz, andere sind matt und rauh; manche sind härter als
andere desselben Erystalls; manchen geht ein Blätterbruch parallel,
manchen anderen nicht etc. Dadurch erhalten die Erystallflächen einen
^urch die Gesamtheit ihrer Eigenschaften bestimmten physikalischen
Bauer, Ui&enklogle. ^
18
EiDfache KrjBtallfonnen. Eombiitatioiieu.
(iDorphologischen oder krystallographischen) Charakter (175). Diejenigen
Flächen eines Krystalls {und nur auf die Flächen eines und desselben
Krystalls bezieht sich das Nachfolgende), welche denselben physi-
kalischen Charakter haben, welche in physikalischer Hinsicht in jeder
Beziehung gleich sind, sind auch krystallographisch gleichwertig, sie
heißen kurzweg ^gleich" ; physikalisch verschiedene Flächen sind auch
krystallographisch verschieden. Dabei ist ganz abzusehen von der rela-
tiven Größe und Gestalt derselben; krystallographisch gleiche Flächen
eines Krystalls siud häufig in Form und Größe sehr voneinander ver*
schieden, umgekehrt sind krystallographisch verschiedene Flächen nicht
selten gleichgestaltet. Parallele Gegenflächen sind stets einuLder gleich
(ausgenommen bei Hemiedrie (63) und Hemimorphie (68)).
Weit an yollEtfindigren Eryatallen zn jeder Fl&che eine ihr
g^leiche parallele Oegenfläche vorhanden int, so kann man Krystalt-
brnchatflcke sich leicht zn vollatfindigen Krystollen ergänzt denken.
In Fig. 3 wird das in ausgezogenen Linien abgebildete Erystallbmch-
stflck darcb den in gestrichelten Linien (nnten in der Fignr) darge-
stellten Teil zn einem ToUstllndigen Indifidanm ergtnst. Er;stftll-
fragmente genDgen also, wenn sie nicht zn mdimentAr sind, zur Fes(>
Stellung krystallogrtiphischer OesetzmäBigkeiten.
Fig, 3. Zur Erleichtemng der KryatallbeBchreibnng pflegt mau aof Ab-
bildungen nnd Modellen alle gleichen FlSchen eines Krystalls mit
demselben Buchstaben zq hefeicbnen (zu signieren). So bedeutet der gleiche Bnch-
stabe h anf den Flächen des Krystalls Fig. 5, daß sie alle einander gleich sind;
die BachBtaben h nnd o in der Erystallform Fig. 7, daQ alle Flächen h resp. o ein-
ander gleich, die Flächen h aber von den Flächen o yerscbieden sind.
9. Elnfaehe Erystallformen, Kombinationen. Untersncht man
die in der Katur vorkommenden Krystalle, so findet man, daß es
einmal solche gibt, deren Begrenzungsfläcben alle einander gleich
sind, sodann solche, welche von krystallographisch verschiedenen Flächen
umgrenzt werden. Hierbei ist, wie auch im folgenden immer, Gleichheit
und Verschiedenheit im Sinne von (8) zu verstehen.
Die Begrenzungen von Krystallen der ersten Art — mit lauter
gleichen Flächen — heißen einfache Krystallformen. Solche sind z. B.
die oktaedrischen Formen, welche
man häufig beim Magneteisen
findet (Fig. 4). die würfeligen Ge-
stalten des Flnßspates (Fig. 5)
Q. a. m. Man findet aber, daß
eine solche Form nicht aasschließ-
lich nur bei einem einzigen Mine*
ral vorkommt, sondern bei meh-
~'° ~ "'° reren. So trifft man die okta-
edrischen Formen des Magneteisens gleicherweise als einfache Formen
wieder beim Glold, Bleiglanz, ebenfalls beim Flußspat, der außer
Eombinatioiien. 19
den wOrfeligeo aoch oktaedrische Erystalle bildet, beim Alaun etc.
Die wflrfeligen Gestalten des Flußspats treten ebenso wieder beim
Steinsalz, Schwefelkies, g'Ieichfalls beim Bleiglanz etc. anf.
Die Formen mit voneinander verschiedenen Begrenzangsflächen
beiden Konännaüonen. Eine solche Kombination, an einem Flußspat-
krystaU beobachtet, ist in Fig. 7 abgebildet. Der Krystall ist nm-
grenzt von den 8 dreieckigen Flächen o, welche alle glatt nnd glänzend
sind, parallel mit welchen die Krystalle sich sehr leicht spalten lassen,
nnd die sich überhaapt in jeder Beziehung gleich verhalten ; sodann
von den 6 viereckigen Flächen h, welche rauh nnd matt sind, in
deren Bichtong Spaltung nnmSglich ist, nnd die sich ebenfalls als
untereinander in jeder Beziehung gleich, aber von den Flächen o ver-
schieden erweisen.
Denkt man sich nun die sämtlichen Flächen o bis zur gegen-
seitigen Durchdringung ausgedehnt, bei gleichzeitigem Verschwinden
der Flächen h, nnd faßt sie in dieser Weise zn einer einfachen
Erystallform zusammen, so entsteht, wie Fig. 6 zeigt, dieselbe okta-
edrische Gestalt, welche für sich allein beim Flußspat etc. auftritt
(Fig. 4). Denkt man sich dagegen in gleicher Weise die Flächen A
ausgedehnt und o verschwunden (Fig. 8), so entsteht dadurch die
wOrfelige Form, welche beim Flatlspat eta vorkommt (Fig. 5). An
Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8.
dem in Fig. 7 dargestellten Krystall sind also das Oktaeder und der
Würfel gleichzeitig nebeneinander vorhanden; er ist eine Kombination
dieser beiden einfachen Formen. Ebenso kann im allgemeinen jede
andere Erystallform mit angleichen Flächen als eine Yereinigong
mehrerer, meist auch isoliert vorkommender einfacher Formen aufge-
faßt werden, wobei immer die zu einer einfachen Form gehörigen
Flächen einander gleich nnd von den anderen Flächen verschieden
sind (vei^l. 10).
Diese einfachen Formen lassen sich somit als die Elemente be-
trachten, ans denen man den ganzen Keichtum der ErystaUgestalten
ZDsammensetzen kann. Sie sind in nur geringer Zahl vorhanden und
jede kehrfc bei einer mehr oder weniger großen Zahl von Mineralien
-wieder, entweder isoliert für sich, wie das oben tär Oktaeder nnd
20
Offene und geschlossene Formen. Kanten.
Würfel gezeigt wurde, oder mit anderen Formen zusammen, in Kom-
binationen, die ebenfalls sich bei verschiedenen Mineralien in der-
selben Weise wiederholen können. So kommt die Form Fig. 7 außer
beim Fluißspat z. B. auch beim Bleiglanz etc. vor.
Kombinationen, m welchen 2, 3, 4 . . . einfache Formen vereinig sind, heißen
2, 3, 4 . . . gäfUig. Die Flächen einer einfachen Form sind häufig an GrOfie über-
wiegend; diese heißt der Träger der Kombination, wie z. B. 0 in Fig. 98 etc.
10. Offene, geschlossene Formen. Eine besondere Art einfacher
Formen lehrt folgendes Beispiel kennen. In Fig. 9 (Mitte) ist ein
von den Flächen b und p begrenzter Ealkspatkrystall abgebildet
Alle 6 Flächen p sind gleich, aber von den 2 Flächen b verschieden«
Erstere sind glasartig glänzend, letztere milchig trübe und matt. Die
Flächen p bilden also eine einfache Eiystallform und ebenso die
Flächen b eine andere.
Die Flächen p schneiden sich in 6 parallelen Kanten. Sie bilden
offenbar das in Fig. 9 (rechts) abgebildete sechsseitige Prisma, das
den Baum nicht mehr allseitig be-
grenzt, sondern ihn nach oben und
unten offen läßt. Die von den beiden
Flächen b gebildete einfache Form be-
grenzt dagegen den ßaum nur nach
oben und unten (Fig. 9, links), läißt
ihn dagegen nach allen anderen Bich-
tungen hin ringsum offen. Man unterscheidet danach von den ge-
schhssenen einfachen Krystallformen, wie z. B. Oktaeder und Würfel,
die offenen. Von diesen werden solche, welche den Baum nur in zwei
entgegengesetzten Bichtungen offen lassen, wie jenes sechsseitige
Prisma p, ganz allgemein JMsmen genannl^ während die nur von
Fläche und Gegenfläche b begrenzten Formen, die den Baum nur nach
zwei entgegengesetzten Bichtungen abschließen, Pinakoide heißen.
Offene Formen (Prismen nnd Pinakoide] können natürlich isoliert oder, wie man
ea sagen pflegt, selbständig nicht yorkommen, sondern nnr in Kombination mit
anderen (offenen oder geschlossenen) Formen. Die Zahl der ans den EombinationeB
ableitbaren (9) einfachen Formen ist also nm die sämtlichen offenen Formen größer
als die der selbständig vorkommenden. Übrigens sind anch noch nicht aUe in
Kombinationen sich findenden geschlossenen einfachen Formen isoliert bekannt ge-
worden. Hier liegt jedoch keine physische Unmöglichkeit yor, sondern es ist zu er-
warten oder doch möglich, daß sie mit fortschreitender Kenntnis der Ejrystallwelt
auch selbständig noch gefunden werden.
iP
Fig. 9.
b. Kanten.
11. Allgemeines. Die Flächen schneiden sich in Kanten, welche
gerade verlaufen, wenn die Flächen eben sind ; im anderen Falle sind
sie krumm, wie z. B. beim Diamant (8).
Flfichenwinkel. Goniometer. 21
Da die Flächen mit ihren parallelen Gegenflächen, also paar-
weise auftreten, so sind die Kanten in einer Anzahl von mindestens
vier untereinander parallelen vorhanden (oder würden vorhanden sein,
wenn die Flächen weit genug ausgedehnt wären).
Die Kante zweier Flächen P und M wird mit P/M bezeichnet (signiert). Kanten,
in welchen sich an einer Kombination zwei nicht derselben einfachen Krystallform
angehGrige Flüchen schneiden, heißen Kombinationakanteny z. B. die Kanten kjo
m Fig. 7.
12. FläehenwinkeL In den Kanten stoßen die Flächen unter
sehr verschieden großen Winkeln zusammen, welche aber stets bei
vollkommen regelmäßig ausgebildeten und einheitlich gebauten ein-*
fachen Krystallen (6) ausspringend, also im Innern desKrystalls <[180^
sind. Die vollkommen regelmäßig ausgebildeten und begrenzten Krystall-
individuen sind somit stets hmvexe Polyeder (vergl. einspringende
Winkel der Zwillinge (155 ff.) ; ebenso (154) bei parallel verwachsenen
Individuen).
Die absolute Größe der Flächenwinkel, d. h. der Winkel, unter
welchen zwei Flächen in einer Kante zusammenstoßen, ist das, was
man unter der Gröfk der Kante versteht. Deren Länge ist dabei ebenso
gleichgültig, wie die Gestalt der Krystallflächen (8). Man pflegt zu
sagen, eine Kante ist = 100®, d. h. die beiden Flächen stoßen in ihr
unter 100® zusammen. Die Größe der Kanten, d. h. der Flächen-
winkel, ist für die Kenntnis der Krystalle höchst wichtig, und man
hat daher den größten Wert auf eine möglichst genaue Messung
derselben zu legen. Diese geschieht mit Hilfe der Goniometer, welche
als die wichtigsten Instrumente des Krystallographen anzusehen sind.
In Gebrauch ist hauptsächlich das Anlegegoniometer von Garangeot
und das Reflexionsgoniometer von WoUaston, vielfach mit den Ver-
besserungen von Mitscherlich, Babinet und anderen. Dieses letztere
gibt, wenn Krystalle mit gut spiegelnden Flächen vorliegen, auf wenige
Minuten, ja Sekunden genaue Resultate, auch wenn die Flächen klein
sind. Das erstere setzt große Krystalle mit glatten, wenn auch matten
Flächen voraus, gibt aber auch unter den günstigsten Umständen
nur auf V4* — V2^ richtige Näherungsresultate. Es ist sehr viel ein-
facher gebaut und leichter zu handhaben als das Reflexionsgonio-
meter.
Die ebenen Winkel der Kanten (Xantemvinkel) in den einzelnen Flächen lassen
sich nicht so genan messen, wie die Flächen winkel. Sie können aber ans den
Flächenwinkeln leicht durch Rechnung ermittelt werden. Nur in seltenen Fällen ist
man in der Lage, sie direkt bestimmen zu müssen. Die dazu dienenden besonderen
Methoden sollen aber hier nicht weiter berücksichtigt werden.
13. Anlegegoniometer. Das Anlegegoniometer ist 1783 von dem
Pariser Mechaniker Carangeot erfunden und später von dem Mineralogen
22
Anlegegoniometer. fieflexionsgoniometer.
Fig. 10.
Haüy verbessert worden. Es besteht aus dem in Grade etc. geteilten
Halbkreis hgi (Fig. 10), dessen Mittelpunkt in c
sich befindet. Durch c gehen zwei Schienen, deren
eine de um c drehbar ist, die andere Tn nicht
Der untere Rand der Schiene hi ist dem Durch-
b^ messer 0*^ bis 180® des Ej*eises parallel und hl
geht verlängert durch c und durch den Anfangs-
punkt 0® der Teilung, sowie durch den Punkt
180^ Der Rand de der beweglichen Schiene
geht dem bei jedem Azimuth derselben durch
den Mittelpunkt c sich fortsetzenden Rande ß parallel. Die
Messung geschieht, indem man den Erystall so zwischen die beiden
Schienen de und hi bringt, wie das den Krystall darstellende ge-
strichelte Parallelogramm andeutet. Die zwei Flächen, deren Winkel
gemessen werden soll, liegen den äußeren Rändern beider Schienen
genau an, was durch Drehung der beweglichen Schiene de um c be-
werkstelligt werden kann. Auch muß die Ebene des Teilkreises auf
der zu messenden Kante möglichst genau senkrecht stehen. Der Rand
fk der beweglichen Schiene de bezeichnet am Teilkreis die für den
gesuchten Winkel abzulesende Zahl a.
um auch an in Hohlräumen sitzenden Erystalleu Winkel messen zn können,
hat das Instrument yielfach die Einiichtung, daß sich die eine Hälfte des Kreises
um ein bei g befindliches Chamier nach hinten umklappen läßt. Die beiden Schienen
dt und hi kann man meist in den an ihnen angebrachten Schlitzen paraUel mit sich
selbst verschieben, so daß sie nach Bedarf nur mit zwei kleinen Spitzen über c
hinausragen. Auch lassen sich bei fast allen Instrumenten dieser Art die beiden
Schienen zusammen aus dem Teilkreis herausnehmen und wieder einsetzen. Noch
etwas andere Konstruktionen sind ebenfalls schon yersucht worden, die aber yon der
obigen nicht wesentlich abweichen.
14. Beflexionsgoniometer. Prineip, Das Beflexionsgoniometer be-
ruht auf folgendem Prinzip (Fig. 11): Gemessen soll werden der Winkel
der beiden Flächen ac und hc in der Kante c (kurz die Kante c). Auf
der einen Fläche ac wird bei c das Bild eines leuchtenden Punktes p,
des Signals, nach dem bei o befindlichen Auge reflektiert, und somit in
der Richtung ocgi gesehen. Diese Richtung kann
durch eine in der Verlängerung von oc bei gt
angebrachte Marke ein fdr allemal fest bestimmt
werden. Das Auge bleibt dabei stets in o und
der leuchtende Punkt in jp. Der Krystall
ach sei so orientiert, daß o und p in einer zur
Kante c senkrechten Ebene liegen (welche die
Zeichnungsebene sein soll). Dann bewegt sich
das auf der ersten Fläche ac reflektierte Bild
Fig. 11.
von p allmählich über das Sehfeld hin, wenn man den Krystall um
Wollastonsches Groniometer. 23
die Kante c als Achse von a gegen a^ dreht, und verschwindet end-
lich ganz. Dabei nähert sich die zweite Fläche bc in ihrer Lage
immer mehr der ursprünglichen Lage der Fläche ac resp. deren
Erweiterung. Wenn so bc allmählich ungefähr in die erste Position
von ac, also in die Nähe von cb^ gelangt ist, erscheint das nun auf
bc reflektierte Bild von p wieder von der anderen Seite her im Sehfeld,
bewegt sich darin bei weiterem Drehen vorwärts und wird in dem
Augenblick wieder genau in der durch die Marke q fest bestimmten
Sichtung acq gesehen, in welchem ob nach cb^ in die Verlängerung
von ac fällt. Man erkennt den Moment, in dem die Fläche cb nach
d>^ in die Erweiterung der Fläche ac gefallen ist, eben gerade daran,
daß man das Keflexbild des Signals p auf der zweiten Fläche cb^
wieder genau in der Richtung ocq sieht. Der Winkel, um den man
bis dahin drehen muß, ist der Winkel bd)^, den die zweite Fläche
in ihrer ersten Lage cb mit ihrer zweiten Lage cb^ macht ; es ist der
Nebenwinkel des eigentlich zu messenden Winkels acb. Letzteren er-
hält man, wenn man den ersteren von 180® abzieht. Der Winkel oc6
heißt der innere, der Winkel bcb^ der äußere Winkel der beiden
Flächen ac und bc. Die Messung des Winkels bcb^ kann geschehen,
wenn der Krystall so an einem drehbaren Teilkreis befestigt wird,
dass die zu messende Kante c mit dessen Drehachse zusammen resp.
in deren Verlängerung fällt
Der gemessene äußere Winkel bcb^ ist offenbar gleich dem Winkel der Normalen der
beiden Flächen ac und bc. Man findet diesen direkt gemessenen, auch als „Normalen-
winkel" bezeichneten Winkel vielfach statt des eigentlichen inneren Flächenwinkels
in den ExystaUbeschreibungen angegeben. Jeder dieser beiden Winkel ergänzt den
anderen zu 180^ und es ist namentlich: ac5 = 180^ — bcb\
15. Wollastonsches Goniometer. Das ursprüngliche, zuerst von
WoUashn 1809 nach diesem Prinzip konstruierte Eeflexionsgoniometer
in seiner einfachsten Gestalt ist in Fig. 12 abgebildet (wo man sich
zunächst aber den Spiegel s und das Femrohr e auf dem Stativ l, die
spätere Zutaten sind, wegzudenken hat).
Auf der runden Grundplatte ist das oblonge MessingstQck q befestigt, auf
welchem sich zwei dicke nach oben konvergierende Messingftlße erheben. Dieselben
vereinigen sich (hinter dem Teilkreis) zu einer dicken Messingplatte, welche cylindnsch
durchbohrt ist, und in dieser Durchbohrung dreht sich die Achse, welche, vorn gegen
den Beschauer gerichtet, den Teilkreis trägt. Dieser ist senkrecht zu der Drehachse;
letztere ist horizontal, der Kreis selbst vertikal. Die Drehung dieser Achse mit dem
Teilkreis geschieht mittels des an ihrem hinteren Ende angebrachten großen runden
Knopfes, welcher im Bild am Rande der Scheibe links sichtbar wird. Diese Achse ist
auch ihrerseits centrisch durchbohrt und in ihr dreht sich koncentrisch eine zweite
d&nnere Achse mittels des kleineren Knopfes, welcher unmittelbar links von dem ge-
nannten größeren zu sehen ist. Die Einrichtung ist so getrofien, daß beim Drehen
am kleinen Knopf nur die innere Achse bewegt wird, während die äußere mit dem
Teilkreis unbeweglich bleibt, daß aber beim Drehen der dickeren äußeren Achse am
großen Knopf die innere Achse von selbst der Drehung folgt.
24 Wollutoiuchefl Goniometer.
Am Torderen Ende der inneren Achse ist der Erystallträger »ythk befestigt. Der-
selbe läQt sich zunächst zwischen ewei p&r&llelen Schienen ( in radialer Richtong
aber den Endpunkt der Drehachse hin TerEchiel)en, Das zwischen den beiden Schienen
veTBcbiebhare Stück ist senkrecht nrng-ehogen; der zum Teilkreis senkrechte Ann
tr> bei j/ einen dem Kreis parallelen Stift, um welchen sieh das bei ( rechtwinklig
nmgebogene Stück drehen laßt. An diesem ist senkrecht m dem Stift« bei y die
Hülse h befestigt, in welcher der Stift k geradlinig verschoben nnd anch gedreht werden
kann. Dieser Stift k hat vom einen SchlitE, in welchem ein Tiereckiges Mesäng-
pl&ttchen b stecht, an das der zn messende Krjstall mittels Wachs angeklebt wird.
Dieser mnli so befestigt sein, daG die zn messende Kant« der Drehachse des Teil-
kreises parallel wird nnd in ihre Yerlftngeinng fillt. Je genauer dies der Fall ist,
desto genaner wild aach cet psr. die Messang des Winkels.
Fig. 12.
Diese Stellung erhält der Erystaü zunächst so gnt als mOglich nach dem Angen-
maQ, wobei der Stift k dem Teilkreis parallel gestellt wird. Um die Kante ge-
nauer in die bezeichnete Lage zn bringen, benutzt man die beiden zueinander senk-
rechten Drehachsen y nnd k. Darch successive Drehung nm dieselben kann dem Erjstall,
also anch der i>etr. Kante jede beliebige Richtung gegeben werden, also auch diejenige,
welche hier erforderlich ist. Zu diesem Zweck stellt man jetzt das Instrument gerade
Tor einem Fenster so anf, daQ der Teilkreis senkrecht zn demselben gerichtet ist;
je temer das als gespiegeltes Objekt p {Fig. U) benutzte Fenster yom Krjslall ist,
desto genauer wird die Messung. Han bring't, wie Uberhanpt immer bei diesen
Messungen, das Auge so nahe als möglich an den Krystall und läQt nun das Fenster
anf der einen Erjstaliflttche spiegeln, indem man sie durch Drehung am kleinen
Knopf in die hierzu geeignete Lage bringt. Das Bild des Fensters wird man dabei im
allgemeine» schief stehen sehen; durch eine Drehung des ErjstalltrSgers um den
Wollastonsches Goniometer. 25
Stift y wird man es aber leicht dahin bringen können, daß das anf der Fläche ge-
spiegelte Bild dea Fensters gerade steht, d. h. daO die horizontalen Sprossen des
Fensterkreuzes ebenfalls horizontale Bilder geben nnd daß die Bilder der vertikalen
Sprossen mit den direkt gesehenen zusammenfallen. In dieser Lage ist die erste
Flftche der Drehachse parallel; durch Drehung des Krystalls um die letztere wird an
dieser Stellung der ersten Fläche nichts geändert Dreht man nun den Krystall so,
daß das Fenster anf der anderen Fläche, deren Winkel zu jener ersten gemessen
weirden soll, gespiegelt wird, so wird dieses zweite Spiegelbild im allgemeinen eben-
falla schief stehen. Dasselbe kann nun durch Drehung des Stiftes k in der Hülse h
gerade gestellt werden ; die zweite Fläche wird dann der Drehachse parallel. Dadurch
ist aber die erste Fläche aus ihrer richtigen Lage wieder etwas herausgerückt worden.
Man muß sie also durch Drehung um y von neuem in derselben Weise einstellen,
wie oben gezeigt wurde, indem man auf ihr zum zweitenmal das Fenster spiegeln
läßt; dann wieder die zweite Fläche durch Drehung yon k etc. Dabei ist streng
darauf zu sehen, daß jede der beiden Flächen stets um dieselbe Achse, y oder fc, ge-
dreht wird. Nach wenigen Wiederholungen, bei denen die Abweichongen immer
kleiner und kleiner werden, sind beide Flächen, also auch deren Kante, sowie sämt-
liche andere in derselben Zone liegenden Flächen der Drehachse des Instruments
parallel, man sagt, der Krystall ist justiert; die Spiegelbilder des Fensters auf beiden
Flächen gehen dann bei einer vollen Drehung des Krystalls bei unveränderter Stel-
lung des Auges ganz gerade über das Sehfeld hin. Um nun die der Drehachse parallele
Kante auch genau in die Verlängerung von jener zu bringen, die Kante zu ceiitHeren,
ist zuweilen die innere Drehachse noch einmal centrisch durchbohrt und es geht ein
nmder Stift hindurch, der vom eine scharfe Schneide hat, welche genau in die Achse
Mit. Der Krystallträger wird nun in dem Schlitten s und senkrecht dazu der Stift
k längs der Hülse h ohne Drehung verschoben, bis die zu messende Kante genau
an der Schneide anliegt, was mittels dieser beiden Bewegungen stets möglich ist.
Fehlt der Stift, so wird dos Centrieren nur nach dem Augenmaß bewerkstelligt.
Jedenfalls aber ist zu kontrollieren, ob dabei nicht die Flächen aus ihrer richtigen
Lage gekommen sind, eventuell ist die Justierang zu korrigieren.
Die Messung selbst geschieht dann dadurch, daß man eine bestimmte horizontale
Sprosse an dem Fenster ins Auge faßt und den Krystall durch Drehen an dem
kleinen Knopf so stellt, daß das Spiegelbild dieser Sprosse auf der ersten Fläche in
geeigneter Richtung mit einer direkt gesehenen Marke, welche man vor dem In-
strument ebenfalls in möglichst großer Entfernung wählt, zusammenfällt. Dann
dreht man am großen Knopf, bis dasselbe mit dem Spiegelbild der nämlichen Fenster-
sprosse auf der zweiten Fläche der Fall ist. Die vor und nach der letzteren Drehung
abgelesenen Winkel geben die Positionen der beiden Flächen. Wenn man sie von
einander subtrahiert, erhält man den Normalenwinkel (den äußeren Winkel) der
beiden Flächen. Die Messung wird durch Repetition genauer: man dreht an dem
kleinen Knopf den Krystall so, daß die erste Fläche wieder in die ursprüngliche
Lage kommt, und dreht wieder am großen Knopf, bis dasselbe auch mit der zweiten
Fläche abermals der Fall ist etc. Abzulesen ist ev. nur vor und nach dem Beginn der
Messung nötig; der ganze ermittelte Winkel ist ein Multiphim des gesuchten, den
man durch Division mit der Anzahl der Einstellungen der zweiten Fläche erhält
als arithmetisches Mittel aus allen Einzeleinstellungen des Winkels.
Eine Verbesserung dieses einfachsten Instruments ist der Spiegel 5, der um eine
der Drehachse des Instruments parallele Achse r drehbar ist. Das Fenster wird gleich-
zeitig auf der Krystallfläche und dem Spiegel reflektiert. Das auf dem Spiegel reflek-
tierte Bild des Fensters bleibt bei der Drehung des Krystalls unverändert stehen,
kann also anstatt der direkt gesehenen Marke q (Fig. 11) benützt werden. Diese
beiden Reflexbilder sind oft viel bequemer gleichzeitig zu beobachten als das Spiegel-
26 WoUastonsches Goniometer.
bild auf der Krystallfläche und eine möglichst ferne Marke q ; die Messung ist daher
mit diesem Spiegel vielfach leichter und auch genauer als ohne ihn.
Eine FehlerqueUe liegt bei der bisher betrachteten einfachen Einrichtung des
Instruments darin, daß das Auge des Beobachters unwillkürlich während der Messung
seine Lage etwas ändert; dadurch ändert sich aber auch die Visierrichtung ocq
(Fig. 11] entsprechend. Damit immer genau in derselben Richtung visiert wird, ist
daher weiter auf dem Stativ l (Fig. 12) das um die mit der Drehachse des Instru-
ments gleich gerichtete horizontale Achse d in einer zum Teilkreis parallelen Ebene
drehbare, mit einem Fadenkreuz versehene Fernrohr e angebracht worden, das genau
auf die Drehachse gerichtet wird. Vor der Objektivlinse desselben kann eine weitere
Linse eingeschaltet werden, die sich durch Drehung um einen Stift f vor der vorderen
Öf&iung des Fernrohrs anbringen und wieder entfernen läßt. Mit dieser Linse
wirkt das Femrohr als Lupe, in der man den Krystall deutlich sieht, und mittels
welcher das Centrieren mit größerer Genauigkeit vorgenommen werden kann: man
schiebt den Krystall so, daß die zu messende Kante in das Fadenkreuz des Fem-
rohrs fällt. Das Femrohr ist mit seinem Stativ längs der Platte mn in der Rich-
tung der Drehachse des Instruments etwas verschiebbar, damit man stets das Faden-
kreuz auf die Krystalle richten kann, welche nicht immer genau in derselben Ent-
femung von dem Teilkreis aufgeklebt sind. Bei der Beobachtung der Reflexe zur
Justierung und Messung muß die Linse wieder zurückgeschlagen werden.
Natürlich kann statt des als gespiegeltes Objekt benützten Fensters auch etwas
anderes angewendet werden, namentlich wenn man das Fernrohr e gebraucht In
diesem Fall nimmt man zweckmäßig eine kleine, möglichst entfernte Lichtflamme,
welche in der durch das Femrohr gegebenen Yertikalebene liegen muß. Man kon-
trolliert dies, indem man das Licht direkt mit dem Femrohr anvisiert, das man zu
diesem Zweck um die horizontale Achse d nach oben dreht. Das Licht muß dann
in das Fadenkreuz fallen, und wenn dies nicht der Fall ist, muß das Instrument
auf seiner Unterlage so lange gedreht werden, bis diese Koincidenz eintritt; dann
hat das Instmment gegen das Licht die richtige Stellung.
Das vorstehend beschriebene Instrument gibt die Winkel guter
Flächen auf eine Minute genau. Noch genauere Messungen erfordern
einen Krystallträger von größerer Vollkommenheit als den eben be-
schriebenen, der nur eine annähernde Einstellung der Krystallkante
gestattet. Ein solcher verbesserter Centrier- und Justierapparat, der
an dem soeben beschriebenen Instrument leicht mit dem vertikalen
Kreis verbunden werden kann, ist in (16) beschrieben. Ein mit einer
derartigen Einrichtung versehenes vollkommeneres Instrument hat zu-
erst Mit^cherlich konstruiert, der auch zuerst mit dem Wollastonschen
Instrument das erwähnte Fernrohr verband und ebenso noch ein
zweites Femrohr, dem ersten gegenüber auf der anderen Seite des
Kiystallträgers stehend, beide Femrohre in derselben zur Drehachse
senkrechten Vertikalebene gelegen. Auch dieses zweite Fernrohr, das
Eollimatorrohr, ist mit dem einen Ende auf die Drehachse gerichtet
und kehrt das andere Ende nach oben und außen, dem Okular des
ersten, des Beobachtungsfernrohres, entgegengesetzt. Es dient dazu,
die Richtung des einfallenden Lichts genau zu fixieren. Seine Ein-
richtung ist wie die des Beleuchtungsfernrohrs C in Fig. 13 und
gleichfalls aus (16) zu ersehen.
Goniometer mit horizontalem Kreis. 27
Yollkommenere Instrumente dieser Art siehe: Y. v. Lang^ Denkschr. Wiener
Ak. 1875; Brezina, Jahrb. k. k. geol. Eeichsanstalt, 1884, pag. 321, vergl. anch (3)
B. 1883; Klein, Krystallo^raphie (siehe (3) B. 1876); Liebisch, siehe (16). Die ersten
Beflexionsgoniometer : WoUastony Gilb. Ann. Bd. 37, 1811, pag. 367 xmd Mitscherlichj
Abh. Berl. Akad. 1843, pag. 189.
16. Goniometer mit horizontalem Kreis« Keflexionsgoniometer, nament-
lich vollkommenere mit einem größeren Teilkreis versehene, werden heutzutage
vielfach nicht mehr mit vertikalem Kreis konstruiert. Dieser wird nach dem Vor-
schlage von Malus und Bahinet besser horizontal gelegt ; die Drehachse sowie die zu
messenden Krystallkanteu stehen dann vertikal. Der Vorteil davon ist, daß man
auch große Krjstalle messen kann, welche sich bei horizontaler Achse wegen zu be-
deutenden Gewichts kaum stabil am Krystallträger befestigen lassen. Femer werden
bei dieser Anordnung die drehenden Teile des Instruments weniger und nicht ein-
seitig abgenützt. Im übrigen ist die Einrichtung eines derartigen Instruments, wie
es in Fig. 13 im Durchschnitt, Fig. 14 in etwas anderer Form in seiner äußeren
Ansicht abgebildet ist, von einem solchen mit Vertikalkreis nicht wesentlich ver-
schieden.
Ein messingener Dreifuß mit Stellschrauben trägt das an das eine Bein fest
angeschraubte Beleuchtungsfemrohr C (Fig. 13), sowie eine horizontale dicke Messing-
platte, welche centrisch bei o eine nach unten sich verjüngende konische Durch-
bohrung hat. Darin steckt eine erste hohle Achse &, welche den Nonienkreis d trägt
und an der zum Drehen unten eine Scheibe c befestigt ist, au welcher die bei a
befindliche Klemm- und Einstell Vorrichtung angreift. An den Nonienkreis ist das
auf dem Stativ B befindliche Beobachtungsfemrohr festgeschraubt. In der Achse b
steckt die zweite konisch-hohle Achse e, an welcher der Limbus mit der Teilung bei f
normal, also horizontal befestigt ist; diese Achse e hat unten den Knopf g und die
Klemm- und Einstellvorrichtung ß. In dieser Achse e steckt eine dritte konische Achse A,
welche innen cylindrisch durchbohrt ist und die den Stahlcylinder s aufnimmt, an
dem oben der Ej-ystallträger befestigt ist. Unten trägt sie einen Knopf i, der von
der sog. Centralschraube k durchbohrt ist, mittels welcher sich der Gylinder s nebst
dem Krystallträger höher und niedriger stellen läßt Die Schraube l dient dazu,
eine feste Verbindung zwischen den Achsen h und e herzustellen, so daß sie sich nur
zusammen drehen können ; nach Lösung der Schraube { dreht sich jede Achse selbst-
ständig. Eine Klemmschraube bei p erlaubt eine feste Verbindung zwischen s und h
herzusteUen oder zu lösen.
Auf der Säule s ist der Krystallträger befestigt, der aus der Gentrier- und
Justiervorrichtung besteht. Die Justiervorrichtung wird gebildet von zwei Halb-
cylindem, von denen einer bei t sichtbar ist; au demselben ist unten ein Teil eines
kreisförmigen Zahnrades befestigt, in dessen Zähne die Schraube ohne Ende x ein-
greift und den Gylinderschlitten um eine zu s und zu x senkrechte Achse in der
hohlen Gylinderschale r dreht. Eine zweite genau gleiche nur etwas kleinere Vor-
richtung ist auf die erstere bei y angesetzt. Hier dreht sich der zweite Halb-
cylinder f mittels einer zu x und auf der Zeichuungsebene senkrechten Schraube
ohne Ende y, die in der Zeichnung nur als kleiner Kreis über y zu sehen ist, senk-
recht zum ersten Gylinder t in der hohlen Gylinderschale r*. Dieser zweite Gylinder
f trägt oben das mit der Schraube v zu befestigende Plättchen u, auf dem der zu
messende Krystall befestigt wird. Durch Drehung der die beiden Gylinder in Be-
wegung setzenden aufeinander senkrechten Schrauben x und y kann dann der Kante
des Krystalls jede beliebige Neigung gegeben werden.
Die Centriervorrichtung mm besteht aus zwei ebenen Schlitten, welche normal
zur Stange s in zwei zueinander senkrechten Richtungen verschoben werden können.
28 Goniometer mit horizontalem Kreis,
Eine Schraube a bewegt den unteren Schlitten m aber n veg Ton rechts nach links;
eine dazu senkrechte in a sich projizierende Schranbe bewegt den zweiten Schlitten
m' flher die «nf m befestigte Schiene n weg von vorn nach hinten. Der zweit«
ebene Schlitten m' trägt seinerseits den oben beachriehenen Jiiatierapparat, man kann
also den jastierten KrjstalL ohne Andernug seiner Neigung mittels der beiden ebenen
Schlitten ins Centmm bringen. Der Erystall selbst wird mit der zu messenden
Kante anfrecht mittels Wachs an! dos Plättchen u geklebt, welches dnrch die
Schranbe v fest mit der Jnstiervorrichtnng verbunden werden kann.
Das Bei euch tnogsfemrohr (Kollimator) C trägt nach innen ein achromatisches
Objektiv and nach anQen im Brennpunkt des letzteren einen Spalt mit geraden oder
Fig. 13.
in der Hitte sich verjüngenden Wänden, oder eine anders gestaltete ÖfTnnng ''das
Signal). Diese wird intensiv belenchtet, das Licht fSIlt von hier auf die Linse, tritt
parallel ans der Röhre heraus und zwar, da der Kollimator genau anf die Drehachse
gerichtet ist, in der Eichtnng anf letztere hin, in deren Fortsetzung der Krystall
zunächst nach dem AngenraaG möglichst genau centricrt und justiert auf das Plättchen h
aufgesetzt ist. Auch das Beobachtongsfemrohr B ist genau auf die Drehachse ge-
richtet; es vergrößert nicht oder nur sehr wenig. Durch Vorstecken einer Linse
kann es in eine Lupe verwandelt werden, mittels welcher man den bei u befindlichen
Krjstall deutlich sieht.
Der Krystall wird nun zunächst centrierl, indem man die beiden ebenen Schlitten
m und m' mittels der Schrauben a und a hewegt, bis bei einer vollen Umdrehung
des Knopfes i (bei loser Schranbe {) der Krystall im Fadenkreuz des in eine Lupe
Goniometer mit horiBOQtalem Ereig. 29
Terwandelten Femrohra unrerrfickt Bteheo bleibt. Diuin wird die Jaatieriuig^ bewirkt,
indem mftn dtis Signal des Beleoclititngsfemrohra zneret anf der einen, dann aut der
anderen der zn meuenden Flächen reflektieren IfiQt nnd jedesmal an den Schrauben x nud y
des JoBtierapparatR den Krjstall bo lange dreht, bis das Spiegelbild des Signals mit
dem vertikalen Ereaztaden im Beobachtnngsfemrohr koiniidiert. SchlieBlicta wird die
■n messende KaDte noch einmal fein centriert. Die Hessnng selbst ei^bt sich dann
nach dem beim Wollastonscheu Instrument Angegebenen (lö) leicht von selbst
[Whisky, Zeitschr. fürErfst. IV. 1860. 54ö; weitere Literatur Über Ooniometer
siehe: Liäiitch, Ber. Über die wissenscb. Instrumente der Berl. Qewerbeaosstellnng,
1860, pag. 321 nnd EaudwOrterbnch fUr Chemie, Artikel Erystallographie, pag. 160ff.).
J!>i«s, liehe Literator (3) B. 18»9.
17. TheodoUthgonioKeter, Die KeSeiionsgoniometer mit horiaontalem und
rertikaiem Teilkreis haben im Laufe der Zeit sehr Tersohiedenartige Formen er-
halten, die hier nm so weniger berücksichtigt zra werden branchen, als sie das Wesen
der Sache nuberllhrt lieQen. Nenestens hat man nnn auch Instramente dieser Art
mit cwei Teilkreisen, einem horizontalen nnd einem vertikalen, konstruiert, die dem-
nach als zvieikrätige Goniometer oder auch als Theodolithgoniometer bezeichnet werden.
Sie bieten für die Vesanng nnd Berechnung der Erystalle gewisse Tortmle, sind
aber trotsdem noch nicht sefar verbreitet Ihre Einrichtung ist im Detail bu dea
30 Gleiche Kanten. Ecken.
verschiedenen Modellen etwas verschieden, im wesentlichen aher immer dieselbe.
(7. Goldschmidt, Zeit«chr. f. Kryst. 21. 1893. 210 u. 29. 1898. 339; v. Fedoraw, ibid.
21. 1893. 603; icw«, N. Jahrb. f. Mineralogie etc. 1897. I. 78, 1898. If. 64, Beilage-
band 10. 1896. 180: Czapski, Zeitschr. f. Instrnmentenk. 13. 1893. 242; Viola, Zeitschr.
f. Kryst. 30. 1899.' 417 ; Stöher, ibid. 29. 1898. 26).
Sogar Apparate mit 3 Teilkreisen sind schon gebant worden.
Die meisten besseren Eeflexionsgoniometer sind anch znr Bestimmung von
Brechungskoeffizienten und zu anderen optischen Untersuchungen eingerichtet, von
denen unten noch eingehend die Bede sein wird. Ein für alle in der Mineralogie
gewöhnlich vorkommenden krystallographischen und krystalloptischen Arbeiten gleich-
zeitig geeignetes Instrument ist das Krystallpolymete^' (C. Klein, Sitzgsber. Berlin.
Akad. 1900. 248).
Einige eigenartige, auf anderen Prinzipien beruhende Goniometer seien hier
noch wenigstens dem Namen nach erwähnt, und zwar Hirsch walds Mikroskop-
goniometer (N. Jahrb. f. Mineralogie etc. 1879. 301 u. 539. ibid. 1880. 156; Zeitschr.
f. Kryst. 8. 1884. 16) sowie Fuess' Fühlhebelgoniometer (Zeitschr. f. Kryst. 8. 1884. 1),
18. Gleiche Kanten. Gleiche Kanten eines Krystalls sind, ganz
unabhängig von ihrer Länge, solche, in welchen sich beziehungsweise
gleiche Flächen unter gleichen Winkeln schneiden. Hat man z. B.
ein oblonges Prisma (Fig. 15) dessen zwei ungleiche Flächenpaare a
und b sich rechtwinklig schnei-
den, so sind alle vier Kanten
K einander gleich, denn jede ist
von zwei unter 90® zusammen-
stoßenden Flächen a und b ge-
Fig. 16. bildet Ist dagegen das Prisma
ein rhombisches (Fig. 16), d. h.
gebildet von zwei gleichen, aber schiefwinklig sich schneidenden
Flächenpaaren (also vier gleichen Flächen) a, so sind zwar je
zwei gegenüberliegende Kanten K (resp. E}) gleich, da sie gebildet
sind von den gleichen Flächen a, welche unter den gleichen Winkeln
a (resp. a^) zusammenstoßen. Aber K ist von K^ trotz der Gleich-
heit der Flächen a an beiden Kanten verschieden, da der Winkel
das eine Mal a, das andere Mal a^= 180® — « ist. Stets ist eine Kante
gleich der ihr diametral gegenüberliegenden parallelen Gegenkante.
Gleiche Kanten eines Krystalls können sehr verschiedene Längen be-
sitzen, ebenso wie gleiche Flächen sehr verschiedene Größen und Umrisse.
In dem Staurolithkrystall (Fig. 17, pag. 32) sind die Kanten mjo rechts und links ein-
ander gleich, weil auf beiden Seiten m und o sich unter gleichen Winkeln von 115^ 17'
schneiden; ebenso sind die Kanten mjr rechts und links von r oben und unten am
E^rystaU gleich, da alle diese ^ m/r = 137^ 68', also einander gleich und von den-
selben Flächen m und r gebildet sind.
c Ecken.
19. Ecken. Die Ecken entstehen dadurch, daß 3, 4,....n Flächen
und Kanten in einem Punkt zusammenstoßen. Man nennt eine Ecke
Gesetz der Winkelkonstanz. 3X
z. B. 4 kantig oder 4 flächig, wenn sie von 4 gleichen Kanten resp.
Flächen gebildet wird, 2 + 2kantig resp. -flächig, wenn in ihr je
2 nnd 2 gleiche Kanten resp. Flächen zusammenstoßen etc.
Glddie Ecken eines Krystalls sind solche, in denen gleich viele
einander beziehungsweise gleiche Flächen und Kanten in der gleichen
Ordnung aufeinander folgen, wobei diese Reihenfolge im gleichen Sinne
oder im entgegengesetzten Sinne stattfinden kann.
Der Staurolithkrjstall (Fig. 17, pag. 32) hat z. B. oben und unten an der vertikalen
Kante mjm zwei gleiche Ecken mrm, beide gebildet von den drei Flächen m, m, r;
femer von der Kante mjm und den beiden gleichen Kanten mjr^ rjm, welche an
beiden Ecken in der angegebenen Reihe aufeinander folgen. Die beiden oberen
Ecken mrp rechts und links von r sind ebenfaUs einander gleich; an beiden folgen
sich die drei Flächen mrp in der von den Buchstaben angegebenen Beihe, bei der
einen rechts-, bei der anderen linksherum und ebenso bei beiden die Kanten mlr^ rjp, pim.
In beiden Ecken folgen sich also in der Tat dieselben Flächen und Kanten in der-
selben Beihenfolge, aber im entgegengesetzten Sinne. Die beiden Ecken mrp an der
unteren Fläche r sind den beiden genannten ebenfaUs gleich.
Jede Ecke ist der ihr diametral gegenüberliegenden Ecke (der
Gegenecke) gleich.
C. Gesetze, nach denen die Begrenzungselemente der
Erystalle angeordnet sind.
a. Gesetz der Winkelkonstanz und der Fläeliengrappierang.
20. Winkelkonstanz. Untersucht man alle gleichbegrenzten
Erystalle derselben Substanz, so findet man, daß die entsprechenden
Flächen sich in gleichliegenden Kanten stets unter denselben Winkeln
schneiden. Bei fernerer Untersuchung findet man, daß dieselben
Winkel auch dann wiederkehren, wenn man sie an Krystallen mißt,
an denen außer jenen Flächen noch andere vorhanden sind, oder an
denen auch einige von ihnen fehlen. Kurz, es ist ein ausnahmslos
durch die Erfahrung festgestelltes Gesetz: An sämtlichen Krystallen
derselben Sübstana schneiden sich entsprechende Flächen in gleich liegenden
Kanten stets unter gleichen Winkeln, Dies ist das Gesetz der konstanten
Flächenwinkel oder, weil aus ihm von selbst auch die Gleichheit gleich-
liegender Eantenwlnkel folgt, allgemein das Gesete der Winkelkonstam.
Dabei ist aber abzusehen von der Temperatur, von unvermeidlichen kleinen
MessTmgsfehlem und von kleinen Unregelmäßigkeiten in der Aosbildnng der ErystaUe,
welche geringe Abweichungen zur Folge haben.
Mißt man die Winkel der Flächen an den oktaedrischen Krystallen des
Magneteisens (Fig. 4), so findet man an allen Kanten stets 109^ 28', und zwar
auch dann, wenn, wie es häufig vorkommt, statt der Kanten andere Flächen vor-
vT"
-^£^
32 Winket TerBchiedener Sabstatuen. Flftchengmppienuig.
handen sind, wie in Fig. 78, oder wenn noch andere Modifikationen des oktaedrischen
Körpers eingetreten sind (Fig. 98). Unter den-
y , ■-,_,.-' -y, selben Winkeln schneiden sich stets die Flächen o
'-•'~~, — - L / der FloBspatkrystalJe, nährend sich die Flächen
k Btets unter 90* schneiden nnd zwar ebensowohl
in den Fig. 5, wie Fig. 7 abgebildeten Krjst&llen;
die Fl&chen o und h machen stet« 125" 16'. Bis
beiden prismatischen Spaltnngsfläcben der Hom-
hlende schneiden sich in allen Erjstallen unter
Yig. 17, Fig. 18. 124*' 28'; die Flächen, denen im Kalkspat die
BlätterbrQche parallel gehen, nnter 105" Ö'. Btim
Stanrolith findet man au allen Krjgtsllen von der Form Fig. 17 oder 18: .2fm/i» =
129» 86 ; aUe ^ m/r = 137" 68'; aUe -^C m'o = 115" IT; alle ^ m/p = 90" nnd
o/p ^90" etc. Dieselben Winkel m/m, nt/r etc. findet man aber auch an Krystallen,
an welchen die Fl&chen r fehlen, oder wo zn den angegebenen Flttchen noch weitere
himcngetreten sind.
21. Winkel Terschledener Substanzen. Die an äen Terscfaiedenen
Erystalleo derselben Substanz stets wiederkehrenden Winkel findet
man im allg:enieiQen nicht an Krystallen anderer Substanzen. Die
Winkel, welche die Flächen der Krystalle einer Suistanx miteinander
machen, sind für diese Substanz charakteristisch ; man kann letztere daran
wiedei'erkennen and von anderen Substanzen unterscheiden, auch wenn
die Kiystalle der verschiedenen Substanzen sonst außerordentlich
ähnlich sind. So gibt es z. B. sog. Rhomboeder (Fig. 171) von Kalk-
spat, deren Flächen sich unter 105" 5' schneiden; äußerlich häufig
nuanterscheidbar davon sind die Ehomboeder des Magnesit, wenn man
nicht die Winkel mißt, die hier 107" 28' betragen. Nur die Formen
des regnlären Systems (102 ff.) und einige wenige andere sind fär alle
Krystalle ohne Ausnahme stets dieselben.
22. Konstanz der Il&ehengrnpplemng. Untersucht man die
Krystalle einer nnd derselben Substanz in Beziehung anf die Be-
scbafienheit ihrer Flächen, so findet man, daß an solchen die gleich,
d. h. von gleich vielen in gleicher Weise gegeneinander liegenden
Flächen begrenzt sind, die Zahl und die gegenseitige Lage, d. h. die
Gruppierung der gleichen Flächen stets die nämliche ist. Diese bei allen
Krystallen derselben Substanz wiederkehrende Anordnung der gleichen
resp. der ungleichen Flächen kann als das Gesetz der hmstanten Flachen-
grvppierung bezeichnet werden.
So sind an den oktaedrischen Krjetallen des Flußspats (Fig. 4) stets alle
8 Fl&chen einander gleich, ebenso anch an den oktaedrischen Krystallen des Magnet-
eisens, des Goldes etc. Dasselbe ist der Fall bei den 6 Flächen der wDrfeUOmiigen
Kijstalle des FlnOspatcs (Fig. b), des Steinsalzes etc. An den yon 14 Fl&chen be-
grenzten Kristallen des FlnQspata (Fig. TJ sind stets die 8 dreieckigen FlSchen
nnd ebenso die 6 viereckigen Fl&chen je nnter sich gleich nnd von den anderen ver-
schieden, nnd ebenso verhalten sich die in deraelben Weise begrenzten Krystalle de«
Bleiglanzes. Von den Fig. 9 abgebildeten Krjstallen des Kalkspates sind immer
ParallelYerschiebniigf der Flächen. 33
ff,
die 6 PrismenflSchen p untereinander gleich nnd von den beiden ebenfiJls einander
gleichen Pinakoidflächen b verschieden etc.
Hieraus in Verbindnng mit (9) und (10) folgt, dafi an den yer-
schiedenen Erystallen einer nnd derselben Substanz stets dieselben
einfachen Formen, aber allerdings nicht immer in derselben Anzahl
wiederkehren , die jedesmal von den sämtlichen je untereinander
gleichen Flächen des betreffenden Krystalls gebildet werden.
23. ParallelTerschiebniig der FlScheB. Nach (20) und (22) ist
bei gleich begrenzten Krystallen derselben Substanz die Flächen-
gruppierung stets dieselbe, und die entsprechenden Flächen schneiden
sich in gleichliegenden Kanten stets unter denselben Winkeln. Diese
Verhältnisse sind also konstant und daher für die Krystalle wesentlich
und wichtig. Nicht konstant und an den gleichbegrenzten Krystallen
derselben Substanz verschieden sind dagegen die Gröfie und die
Gestalt der gleichen Flächen und die Länge der gleichen Kanten
und somit die geometrische Form der ganzen Krystalle. Diese ist also,
weil wechselnd, für die Krystalle unwichtig und unwesentlich. Die
verschieden gestalteten von gleich vielen gleichliegenden Flächen be-
grenzten Krystalle einer und derselben Substanz lassen sich auch sehr
leicht ineinander überführen, indem man die Flächen in geeigneter
Weise parallel mit sich verschiebt. Einige Beispiele werden dies
näher erläutern.
Wenn man sämtliche oktaedrischen Krystalle von Magneteisen
vergleicht, deren acht gleiche Flächen sich unter dem stets wieder-
kehrenden Winkel von 109* 28' (resp. dessen Supplement von 70** 320
schneiden, so haben sie z. T. die Form Fig. 4; andere haben aber
die etwas abweichende Form Fig. 19 oder Fig. 20, und noch viele
andere ähnliche Gestalten dieser achtflächig begrenzten Krystalle
kommen vor. Sie alle müssen für krystallographisch gleich gehalten
werden trotz ihrer großen geometrischen Verschiedenheit, denn in
jeder schneidet sich eine gleich große Anzahl (acht) untereinander
gleicher Flächen in gleichliegenden Kanten unter gleichen Winkeln,
so daß sich alle diese Formen bezüglich der Flächengruppierung und
4er Flächenwinkel vollkommen yfr—\
gleichen und sich nur durch die yj \\ \ yT'\ \
Gestalt^ den Umfang und die ^:qr::.;h-:f>^\\ y^/ \\'\\
Oröße der Begrenzungsflächen, \^s( /^ >^ ^L..x. — ^.M. \
^so in der geometrischenForm y \ / / \ \ / yf X
unterscheiden, welche ja aber \ i/ \\^/V 1/
krystallographisch ganz un- Yig, 19. Fig. 20.
wesentlich ist. Es ist nun
aber leicht einzusehen, daß man die eine dieser Formen z. B. Fig. 20
aus den anderen z. B. Fig. 4 dadurch entstanden denken kann, daß
Bauer, Mineralogie. ^
34 Ideale ErjstaUformen.
f.
zwei Flächen parallel mit sich selbst um einen entsprechenden Betrage
nach außen rücken; dadurch wird ja weder an der physikalischen Be-
schaffenheit derselben, noch an den Flächenwinkeln das Mindeste ge-
ändert. Umgekehrt entsteht die Form Fig. 4 aus der Fig. 20, wenn
man sich die beiden Flächen rechts soweit nach links verschoben
denkt, daß sie durch die beiden Ecken oben und unten hindurch-
gehen. In Fig. 20 ist dies durch die gestrichelten Linien angedeutet.
Ebenso kann durch Parallelverschiebung der Flächen die Form Fig. 4
in die Form Fig. 19 übergeführt werden und umgekehrt, wie auch
hier die gestrichelten Linien zeigen. Ferner findet man häufig von
den oben (20) erwähnten Flächen begrenzte Staurolithkrystalle, die
aber nicht die Form Fig. 17, sondern die Form Fig. 18 haben. Beide
Formen lassen sich ohne Änderung der krystallographisch allein in
Betracht kommenden Winkel und der Flächenbeschaffenheit inein-
ander überführen, wenn man bei Fig. 17 die Flächen o parallel mit
sich etwas nach innen, resp. bei Fig. 18 nach außen schiebt
Aus allem diesem folgt, daß man sich die Erystallflächen nicht
als starr und unbeweglich vorstellen darf, wie die Begrenzungsebenen
geometrischer Körper, sondern sie müssen parallel mit sich beweglich
gedacht werden, und man hat den Satz: Jede Krystcd/fläche kann in
beliebiger Weise parallel mit sich selbst verschoben werden, ohne daß an
der betr. Krystallform dadurch etwas Wesentliches geändert wird. Die
Bichtungen der Erystallflächen können durch ihre Normalen dargestellt
werden; längs diesen können die Flächen hin- und hergieiten, ohne
in ihrer Richtung und in ihrer Beschaffenheit irgend eine Änderung
zu erleiden.
Ans der ParaUelverschiebbarkeit der Flächen folgt anch, daß die Qi^Qe der
KrystaUe eine nnwesentliche Sache sein mnß. In der Tat findet man auch von
derselben Substanz Erjstalle von krystallographisch gleicher Form in der ver-
schiedensten Größe, so z. B. QuarzkrystaUe von mikroskopischer Kleinheit bis zu
mehreren Centnem Gewicht.
24. Ideale Hrygtallformen. Denkt man sich sämtliche Flächen
eines Krystalls parallel mit sich so verschoben, daß je alle gleichen
Flächen (8) von einem beliebigen Punkt im Innern des KrystaUs, dem
sog. Mittelpunkt desselben gleich weit entfernt sind, so schneiden sich
diese Flächen, die nun gleiche Centraldistanz haben, wegen ihrer
regelmäßig - symmetrischen Verteilung um den Krystallmittelpunkt
(52 ff.) immer so, daß alle krystallographisch gleichen Flächen auch
gleiche Form und Größe erhalten, also kongruent werden. Solche Formen^
bei denen die krystallographisch gleichen Flächen gleiche Central-
distanz haben und daher auch geometrisch gleich sind, heißen idede
KrystaUformen , man sagt, ihre Flächen seien im Glüchgewicht. Sie
unterscheiden sich aber krystallographisch nicht wesentlich von den
Kantenschnitte. 35
anderen FonneD, bei welchen die gleichen Flächen ungleiche Gestalten
nnd Umrisse haben und welche durch paralleles Verschieben der
Flächen aus ihnen abgeleitet werden können. Diese letzteren, deren
Flächen verschiedene Centraldistanzen zukommen, nennt man zuweiten
unzutreffend vereenrte Formen oder Verzerrungen. Eine ideale Form
ist z. B. das in Fig. 4 dargestellte Oktaeder; verzerrte Oktaeder
stellen Fig. 19 und 20 dar. Ideale Formen kommen in voUkommener
Ausbildung wohl niemals in der Natur vor, stets sind die Krystalle
mehr oder weniger „verzerrt". Nicht selten geht die „Verzerrung"
so weit, daß von der idealen Gestalt sehr bedeutend abweichende,
davon scheinbar ganz verschiedene Formen entstehen, welche auf
jene oft nur mit Hilfe von Winkelmessungen zurückgeführt werden
können, indem man aus der Gleichheit gewisser Winkel in beiden
S^rystallen, umgekehrt wie in (20), die respektive Gleichheit der be-
treffenden, den Winkel einschließenden Flächen an denselben folgert.
Hätte man z. B. an einem „verzerrten" StanroUthkrystaU einen Winkel von
129*^ 26' gemessen, so würde man daraus mit Sicherheit schließen, daß die be-
treffenden Flächen diejenigen des Prismas m sind etc.
Diese idealen Formen werden gewählt, wenn man die Krystalle plastisch als
Modelle darstellen oder wenn man sie zeichnen will. Man ersieht dann aus den Um-
rissen die Gleichheit nnd Znsammengehörigkeit der Flächen, resp. die Verschiedenheit
derselben. An den idealen Gestalten ist die Übersicht tlber die einzelnen Flächen nnd
einfachen Formen am leichtesten nnd bequemsten. Daher wird nicht selten die ganze
Krystallographie auf denselben aufgebaut, was aber den Anfänger leicht zu der
falschen Meinung führen kann, als seien die idealen Formen etwas krystallographisch
Vollkommeneres, als die „Verzerrungen". Dies ist aber durchaus nicht der FaU, sie
sind im Gegenteil Abstraktionen, welche in absoluter Vollkommenheit in der Natur
wohl nie vorkommen.
b. Gesetz der rationalen Kantenschnitte.
25. EaBtenschnitte. Es seien XOY, YOZ, ZOX drei beUebige
Flächen eines Krystalls (Fig. 21), welche sich in dem Punkt 0 und
in den drei Kanten OX, OY, OZ schneiden oder ge-
nügend ausgedehnt schneiden würden, wenn etwa da-
zwischenliegende Flächen wegfallend gedacht werden.
Eine vierte Fläche ABC treffe diese drei Kanten in
A, jB, (7, so ist diese letztere in ihrer Lage gegen die
drei ersten Flächen vollkommen unzweideutig bestimmt,
wenn man die drei Abschnitte (Kantenschnitte) OA,
OB, OC kennt. Verschiebt man nun die Fläche ABC
parallel mit sich nach A^B^C\ so ist diese neue Lage der Fläche
durch die Kantenabschnitte 0A\ 0B\ OC^ gegeben und zwar ist
offenbar :
OA:OA^ = OB:OB^ = OC:OC^ oder
OA : OB : OC = OA' : OB^ : OC^
3*
36 Gesetz der rationalen Eantenschnitte.
Wenn also bei dieser Parallelyerschiebnng auch die absoluten
Werte der Kantenschnitte der vierten Fläche sich ändern, so bleibt
doch das Verhältnis derselben stets das nämliche. Da nun die beiden
parallelen Flächen ABC und A^ B^ G^ als krystallographisch ident,
als eine und dieselbe Erystallfläche zu betrachten sind (23), so ist
diese Fläche offenbar krystallographisch in ihrer Lage gegen jene
drei Flächen und Kanten yollkommen bestimmt durch das allen den
verschiedenen Parallellagen derselben gemeinsame Verhältnis der Ab-
schnitte : OA : OB : 0(7, während die absolute Größe dieser letzteren
gleichgültig ist.
Setzt man nun
OA^=::r.OA, so ist OB^ = r.OB', OC^ = r.OG,
da nur so das Verhältnis OA : OB : OC erhalten bleibt. Man kann
daher auch sagen: Die drei Ka/rUenschnüte einer Fläche lassen sich mit
emer helidngen Zahl multiplieieren {oder dividieren), ohne daß die durch
die neuen Abschnitte dargestellte Fläche krystallographisch eine andere
wird. Die Fläche mit den neuen Abschnitten ist von der ersten krystallo-
graphisch nicht verschieden, sie ist durch Parallelverschiebung aus
dieser entstanden und die Multiplikation (oder Division) ist der
algebraische Ausdruck der Parallelverschiebung.
Ist die Fläche einer oder zwei von den drei Kanten parallel, so
sind die auf diese Kanten bezüglichen Abschnitte = oo.
Das Verhältnis der Eantenabschnitte OA : OB : OC ergibt sich anf folgende
Weise : Aus den mit dem Goniometer zn messenden V^inkeln, welche die drei Flächen
XOY, YOZ, ZOX in den drei Kanten OX, OY, OZ miteinander einschließen, können
zunächst die Neigungen dieser drei Kanten gegeneinander, also die Winkel XOY,
YOZj ZOX berechnet werden. Aus zwei von den gleichfalls mit dem Goniometer
zu ermittelnden Winkeln der vierten Fläche ABC zu jenen drei ersten erhält man
dann das Verhältnis OA : OB : OC oder, wenn man einen dieser Abschnitte z. B.
OC = 1 setzt, die beiden anderen, OA und OB^ ausgedrückt in OC als Einheit.
Dieses Verhältnis ist nur abhängig von jenen fünf Winkeln und ändert sich mit
diesen; ebenso ist natürlich das Umgekehrte der Fall.
26. Bationale KanteBSchnitte. Wählt man unter den sämt-
lichen Begrenzungsflächen eines Krystalls drei beliebige XOY, YOZ,
ZOX, welche sich in drei von dem Punkt 0 ausgehen-
den Kanten OX, OY, OZ schneiden (Fig. 22), so ist
irgend eine ebenso beliebige vierte Fläche ABC, welche
die drei Kanten in A, B, C trifft, durch das Ver-
hältnis der Abschnitte OA : OB :0C ^= a : b : c in
ihrer Lage, gegen die Kanten OA, OB, OC und damit
auch in ihrer Neigung gegen jene drei Flächen krystallo-
graphisch unzweideutig gegeben. Ebenso ist dies der
Fall für eine beliebige fünfte Fläche MNP durch
das Verhältnis der Abschnitte : OM : ON :OP=m:n:p. Bildet man
Gesetz der rationalen E^tenschnitte. 37
nun die Quotienten je der auf dieselbe Kaute bezüglichen beiden
Abschnitte: — , 7-, — , so kann man setzen:
a' 6' c'
: "tT" : — — ft i K i V»
a 0 c
Nach einer bei allen bisher untersuchten Erystallen ohne Aus-
nahme gemachten Erfahrung sind nun die Erystallflächen stets so
gruppiert, d. h. ihre gegenseitigen Neigungen, die Winkel, die sie mit-
einander einschließen, sind so, daß diese Zahlen A, %, l rationale^ d. h.
durch ganze Zahlen völlig exakt ausdrückbare Größen, also entweder
direkt ganze Zahlen (inkl. 00) oder auch echte oder unechte Brüche sind,
m. a. W. jene drei Quotienten — , ^, — verhalten sich stets wie ratio-
nale Größen (00 eingeschlossen). Die Erfahrung lehrt gleichzeitig, daß
bei geeigneter Wahl der ersten vier Flächen die rationalen Zahlen
meist auch Meine, einfache Werte haben, die selten 10 erreichen oder
noch seltener übersteigen (ausgenommen der Wert 00). So findet man
also z. B. häufig:
— :^:— =1:2:3 oder = -^:>, :-rOder = 2:3:i^oder = oo:l:letc.
a h c 2 3 4 3
in welch letzterem Falle die betreffende Fläche mit der Kante OX
parallel ist. Ungewöhnlich, wenn schon nicht unmöglich, sind Ver-
hältnisse, wie:
— : 1 : — = 9 : 11 : 17 oder = tö ^ t^ • ^-0 etc.
a 0 c 13 15 18
Dagegen sind Verhältnisse wie:
J:J:^ = log2:log3:log5 oder =/2:/3:/5
als irrational durchweg ausgeschlossen. Solche konnten niemals fest-
gestellt werden, man muß sie daher nach allen unseren Erfahrungen
als krystallographisch unmöglich betrachten.
Da man ein Verhältnis von Brüchen stets in ein solches von
ganzen Zahlen umwandeln kann, also z. B. :
so kann man auch ebenso allgemein sagen, die Flächen aller Krystalle
sind so gruppiert, daß h, k, l stets ganae Zahlen sind, daß sich
also jene drei Quotienten — , -r-, — wie ganze Zahlen verhalten. Dabei
m n p i^
sind die Längen a, ft, c ; m, n, p und ebenso die Quotienten — , -r ' T ^
a 0 c
sich betrachtet im allgemeinen irrational, nur die Verhältnisse der
letzteren sind rational (ganz).
38 Gesetz der ratiojiale& Kantenschnitte.
Wie die fünfte Fläche MNP verhält sich dann jede weitere
sechste, siebente etc. Fläche. Dasselbe, was für die Abschnitte der
fünften Fläche in Beziehung zu denen der vierten gilt, gilt auch
für die Abschnitte aller ferneren Flächen desselben Krystalls.
Dies ist das Gesetz der rationalen Kantenschnitte, das wohl auch
als das Gesetz der einfachen rationalen Eantenschnitte bezeichnet wird.
Es kann unter Zugrundelegung der obigen Auseinandersetzungen so
ausgesprochen werden: Die Flächen aller KrystaUe liegen so gegenein-
ander {schneiden sich unter solchen Winkeln), daß die drei Quotienten je
der beiden Stücke, welche moei beüebige Flächen auf jeder der drei von
einem Punkt ausgehenden tmd von drei beliebigen anderen Flächen des-
selben Krystalls geinldeten Kanten abschneiden, sich stets tvie rationale
(ganze) Zahlen (oo eingeschlossen) verhalten.
Dieses Gesetz der rationalen Kantenschnitte ist das Hauptgesetz
der Krystallographie, das (in Verbindung mit den unten zu betrach-
tenden Symmetriegesetzen) die ganze Krystallwelt beherrscht. Alle
die zahllosen Krystallformen, die bisher untersucht worden sind, folgen
ihm und unterscheiden sich dadurch auf das Wesentlichste von anderen
geometrisch denkbaren Polyedern, bei denen das Gesetz nicht zutrifft
und die daher als krystallographisch unmöglich bezeichnet werden
müssen, wie z. B. das von regulären Fünfecken begrenzte Dodekaeder
(Pentagondodekaeder), das Ikosaeder und andere.
27. Andere Fassung des Gesetzes der rationalen Eanten-
sclmitte. Das Gesetz der rationalen Eantenschnitte läßt sich noch
etwas anders fassen. Wenn
a 0 c
ist, so kann man ganz allgemein setzen:
m = ha, dann wird : w = ä6 und p = lc
wo h, k, l wieder rationale (ganze) Zahlen sind.
Die Abschnitte m, n, p der fünften Fläche MNP können somit als
rationale Vielfache der Abschnitte a, b, c der vierten Fläche ABC je
auf derselben Kante dargestellt werden, d. h. als solche, wobei die
Koeffizienten h, k, l von a, b, c stets rationale (ganze) Zahlen sind
(oo eingeschlossen). Ebenso können die Abschnitte m^, w,, p^ einer
sechsten Fläche MiN^P^ in den Abschnitten a, b, c ausgedrückt
werden :
nii = h^a, Hi = kj>, p^ = l^c,
wo Äj, kj^, li wieder rationale (ganze) Zahlen sind. In gleicher Weise
ist dies für jede andere Fläche möglich und stets sind die Koeffizienten
h, k, l, etc. der Abschnitte a, b, c der vierten Fläche rationale (ganze)
Zahlen. Das Gesetz der rationalen Kantenschnitte kann also auch
Gesetz der rationalen Eantenschnitte. S9
aasgesprochen werden : Die Abst^nMe, welche die Flächen eines KrystoRs
auf drei van drei anderen Flächen desselben Knystails gebildeten Karlen
machen, können als rationale (ganee) Vielfache der Abschnitte ausgedrikM
werden, die eine beliebige vierte Fläche des Krystaüs von jenen drei
Kanten cibschneidet.
Femer: Wenn eine Fläche MiN^P^ anf den drei Kanten OK,
OY, OZ die Stücke m^n^p^ abschneidet und wenn weitere Flächen
M^N^P^, M^N^P^, . . . durch die Abschnitte m^n^p^, ^a^sPsy • • • be-
stimmt sind, dann ist nach dem Vorhergehenden unter Benutzung der
dortigen Bezeichnungen:
m^ =^ h^ a üj = ij 6 p^ = l^ c
fitg «= Aj a n, = *2 6 p^ = ^^ c
m^ = h^a nj = ia 6 Ps = h c
Hieraus ergeben sich ohne weiteres die Verhältnisse :
fit t : 7/ia : nt^ : ■ • • • — — ri^ : nq • /!» : • • • •
Wi • Wo • Wo • • • • ■ -^— /vj • /va . K^ • « • B «
Vi • Po • Pa « • • • • ■ - " V\ » (fa m va « • . . •
WO wieder h^kj^, etc. rationale (ganze) Zahlen sind. Nach dem G€set0
der rationalen Kantenschnitte liegen also die Flächen der KrystaUe so
gegeneinander, daß die Abschnitte, die sie auf jeder der drei Kanten
OX, OYj OZ machen, in rationalen Verhältnissen zueinander stehen.
Diese letztere Fassung läßt sich nun noch etwas modifizieren.
Denkt man sich (Fig. 22) jene fünfte Fläche MNP, welche von
den drei Kanten OA^ OB, OC Stücke in dem Verhältnis : m:n\p =
haiJcbilc abschneidet , parallel mit sich durch einen der drei Punkte
A, B, (7, also hier z. B. durch C gelegt, in welchem die vierte Fläche
ABC die Kante OZ trifft, so daß MNP nun die Lage WN^C hat,
so schneidet sie von dieser Kante ein Stück OC ^=^ c ab und von den
Kanten OX und OFdie Stücke:
OJir = mi=^ = Äia und ON' =n^ = jb = k'b,
h k
wo &' = y und k^ = Y' Eine weitere durch den Punkt (7 gehende Fläche
M*N*C ist unzweideutig gegeben durch die Abschnitte : m* = A*a und
n^^^k^b und so jede andere Fläche des Ejystalls, die man durch C
hindurchgelegt denkt. Die Abschnitte dieser Flächen auf den Kanten
OX und OY sind nun:
m^ = h^a; m^ = h^a\ m^=^h^a;
es verhält sich daher wie vorhin:
m^ : m* : w^ : . . . . = Ä^ : Ä* : Ä* : . . . .
Da nun h, k, l etc. rationale (ganze) Zahlen sind, so müssen h^, k^ etc.
40 Mögliche Ejrygtallfonnen. Erystallreihe.
ebenfalls rational sein nnd man kann das Gesetz der rationalen Eanten-
schnitte anch so aussprechen : Denkt man sich aile Flächen eines Krystalls
durch denselben Punkt der einen der drei Kanten gelegt, so schneiden sie
auf jeder der beiden anderen Ka»Uen Stücke ab, welche zueinander in
rationalen Verhältnissen stehen (vergL das Beispiel (29)).
Es läßt sich anf mathematischem Wege zeigen, daß, wenn für eine Krystallform
nnter Zagnmdelegung von vier heliehigen Flächen derselhen das Gesetz der rationalen
Eantenschnitte gilt, es unter allen Umständen notwendigerweise auch unter Zu-
grundelegung irgend heliehiger Tier anderer Flächen dieser Form gelten muß. Es
genügt also, die Bationalität der E^tenschnitte für eine einzige Gruppe von vier
Flächen nachzuweisen.
28. Mogliehe KrystallflSelieii. Krystallreihe. An jedem Erystall
findet sich natürlich nur eine bestimmte endliche und zwar meist
nicht sehr große Zahl von Flächen ausgebildet, und diese sind alle
nach dem oben genannten Gesetze gruppiert. Man muß hieraus schließen,
daß, wenn an dem Kr3rstall (oder einem anderen sonst ganz gleichen
derselben Substanz) noch eine weitere Fläche ausgebildet wäre, diese
ebenfalls auf jeder der drei Kanten Stücke abschneiden würde, welche
mit den anderen dort von den sonstigen Flächen abgeschnittenen
Stücken in rationalen Verhältnissen stehen. Es ist kein Grund vor-
handen, warum irgend eine der durch dieses Verhalten charakterisierten
Flächen nicht sollte an einem Krystall derselben Substanz vorkommen
können. In der Tat beobachtet man an neu aufgefundenen Erystallen
der verschiedenen Substanzen tagtäglich neue Flächen, welche alle
nach diesem Gesetz angeordnet und nach ihm mit den anderen schon
früher bekannt gewesenen Flächen verbunden sind. Man kann daher
sagen : An den KrystaUen einer bestimmten Substanis können alle Flächen
möglicherweise vorkommen {sind edle Flächen möglich), deren Abschnitte
auf drei beliMgen Kanten in rationalen Verhaltnissen zueinander stelwn,
die also dem Gesetz der rationalen Kantenschnitte folgen.
Die Gesamtheit aller der unendlich vielen an einem Erystall
möglichen Flächen, resp. die Gesamtheit aller von diesen Flächen
begrenzten einfachen Krystallformen bildet die Krystallreihe oder Formen-
reihe der beti*eflFenden Substanz. Sie ist implicite bekannt, wenn man
nur vier beliebige Flächen des letzteren und ihre gegenseitigen Nei-
gungen kennt, wenn diese vier Flächen so gegeneinander liegen,
wie die oben (26, 27) betrachteten. Alle anderen lassen sich aus diesen
vieren ableiten, wie wir unten noch eingehender sehen werden. Es
ist dabei ganz gleichgültig, von welcher Gruppe von vier solcher
Flächen man ausgeht, stets erhält man denselben durch die Neigungs-
winkel charakterisierten Flächenkomplex, d. h. eben die Formenreihe
der betreffenden Substanz.
Für unmöglich an einem Erystall müssen dagegen solche Flächen
gehalten werden, deren Abschnitte auf jeder der drei in einem Punkt
Beispiel.
41
sich schneidenden Kanten mit den entsprechenden Abschnitten der
anderen Flächen nicht in rationalen Verhältnissen stehen; solche
Flächen, welche jenem Gesetz nicht folgen, sind noch nie beobachtet
worden.
Welche von den möglichen Flächen an einem Krystall tatsächlich znr Aos-
bildnng gelang sind, hängt von den speziellen Verhältnissen ab, unter denen dieser
Krystall entstanden ist. Unter anderen Bildnngsbedingangen entstehende Krystalle
derselben Substanz umgeben sich auch mit anderen Flächen, die aber alle der näm-
lichen Krystallreihe angehören.
Mögliche Kanten eines Erystalls sind Linien, in denen sich mögliche
Flächen desselben schneiden.
29. BeispieL An einem KrystaU von Kiesekinkerz sind die in Fig. 23 dar-
gesteUten Flächen vorhanden, welche sich unter den für dieses Mineral charakteristi-
schen Winkeln (21) schneiden. Wählt
man unter diesen Flächen drei be-
liebige z. B. a, b, c aus, so schneiden
sie sich, gehörig erweitert, in einem
Punkt O, von dem die drei Kanten
hjc = OXy cla =OYxaiäalh = OZ
ausgehen, wie dies in Fig. 24 be-
sonders gezeichnet ist. Eine Messung
der drei Winkel a/6, 6/c, 6/a er-
gibt, daß sie alle = 90® sind.
Wählt man nun unter den übrigen Flächen noch eine vierte, z. B. z ganz be-
liebig aus, so schneidet diese die Kanten OX, OY^ OZ in A\ B^ C, und die
Winkelmessung ergibt, daß: ^ zja = 137« 52* und ^ zjh = 106« 46'. Setzt
man OC = 1, so findet man aus den erwähnten Winkeln : OA' = 0,817 ; OB' =
2,099. (25, Schluß). Nimmt man nun die Fläche s, so erhält man für diese : ^Bja =
113» 54' und ^ ajb = 129" 7'; und wenn 8 ebenfalls durch C geht und OX und
Or in ^" und B' schneidet, so ist: OA" = 1,633 und OB" = 1,049. Die Verhält-
OA" 1 633
nisse der auf denselben Achsen OX resp. 0 Y abgeschnittenen Stücke : -jfp- = Jo.« =2
1,049
Fig. 23.
Fig. 24.
und:
OB"
OB
orkQQ =0- 8Üid dann in der Tat rational, wie es das Gresetz der
rationalen Kantenschnitte verlangt. In derselben Weise würde sich jede weitere
Fläche des E^rystalls verhalten, und zum gleichen Resultat würde man kommen, wenn
man irgend drei andere Flächen statt a, &, c, und eine andere statt z gewählt hätte.
Eine Fläche, welche gegen a und h unter Winkeln = 105<^ 53' und 148^ 25' ge-
neigt ist, würde, wenn auch sie durch den Punkt C ginge, auf OX und 0 Y Stücke ab-
schneiden: 0^4'"= 0A"= 1,633 und 05"'=0,525unddieVerhältnis3e^;V = n q??-=2
{JA. U,ol I
^"^^ ~07i'~ "^ 2 nqQ ^^ T wären auch hier rational. Man könnte erwarten, daß eine
unter den angegebenen Winkeln gegen a und b geneigte Fläche an irgend einem
anderen Kieselziukerzkrystall, als dem vorliegenden, dem sie fehlt, vorkommt. In
der Tat kennt man auch Krystalle dieses Minerals, an welchen sich eine Fläche mit
solchen Neigungen gegen a und b findet. Wäre dies nicht der Fall, so müßte man
es doch für nicht ausgeschlossen halten, daß man noch einmal einen Kieselziukerz-
krystall mit einer solchen Fläche fände; es wäre eine mögliche Fläche des Kiesel-
zinkerzes, eine solche, die der Krystallreihe des Kieselzinkerzes augehört.
42 Achsen.
Dagegen mÜOte man eine Fläche, welche gegen a nnd b unter 120^ und 190*
geneigt ist und also, darch C gebend, von OX und OY Stücke = 1,161 und 0,903
1 161
abschneidet, am Eieselzinkerz für unmöglich halten, da die Verhältnisse: ((öyr'^
0903
1,421 . . . und ötyqö" = 0,430 . . . irrational sind. In der Tat ist auch eine Fläche
mit solchen Neigungen gegen a und b noch nie beobachtet worden.
30. Achsen. Um eine leichte und bequeme Übersicht über sämt-
liche Flächen eines Krystalls zu erhalten, bezieht man dieselben in ganz
ähnlicher Weise auf Achsen, wie dies in der analytischen Geometrie
geschieht. Man denkt sich durch einen beliebigen Punkt im Innern
des Krystalls, den AchsenmittelpunM oder Krystallmittelpunkt drei nicht
in einer Ebene liegende Gerade OX, OY, OZ als Achsen gezogen, die
das Achsensystem des Krystalls bilden (Fig. 25). Auf ihnen ist je ein
positiver und ein negativer Ast zu unterscheiden. Sie
werden stets in ganz bestimmter Weise aufgestellt
gedacht und benannt. Die eine Achse denkt man sich
aufrecht stehend; sie heißt die Vertikalachse und wird
mit c bezeichnet ; der positive Ast + c geht nach oben,
der negative — c nach unten. Die zweite, die Qt^erachse
ft, geht von rechts (+ i) nach links ( — b). Die dritte,
Fig. 25. die Längsachse a, geht von vom (+ «) »ach hinten (— a).
Durch je zwei Achsen, OX und OY, OY und OZ, OZ
und OX, wird eine Ebene, Achsenebene, bestimmt. Die drei Achsen-
ebenen XOY, YOZ, ZOX teilen den Baum in acht Eaumabschnitte,
OUanten. In diesen liegen die den Krystall begrenzenden Flächen
rings um den Achsenmittelpunkt herum. Wenn man die Lage jeder
einzelnen Fläche des Krystalls an den Achsen kennt, so kennt man
auch die Lage sämtlicher Flächen desselben gegeneinander, ihre An-
ordnung in der Krystallform, und damit ist dann diese selbst mathe-
matisch bestimmt. Wir werden im folgenden die Verwendung der
Achsen zum Studium der Krystalle speziell und eingehend zu betrachten
haben.
(Chr. S. Weiss. De indagando formamm crystallinamm cbaractere geometrico
principali. Diss. Leipzig 1809.)
31. Parameter. FlSehenausdrnck. Jede Krystallfläche z. B. abc
(Fig. 26) ist in ihrer Lage an den Achsen unzweideutig gegeben durch
die drei Stücke Oa = a, Oft «= ft, Oc = c, die sie von jenen ab-
schneidet, und die man die Parameter der Fläche nennt Sie sind je
nach der Lage der Fläche, je nachdem diese die Achsen auf der
positiven oder negativen Seite schneidet, -\- oder — . Da die Flächen
parallel mit sich beliebig verschoben werden können, so kommt es,
wie bei den Kantenschnitten (25), nicht auf die absoluten Längen
Parameter. Fl&chenaasdrnck. 43
dieser Stücke an; auch hier ist nnr ihr Verhältnis, das Parameter-
Verhältnis der Fläche:
Oa :0b :0c oder a:b:c
maßgebend. Schon hierdurch ist die Fläche in ihrer Lage an den
Achsen (dem Achsensystem) unzweidentig krystallographisch bestimmt.
Man kann daher die drei Parameter einer Fläche ebenfalls mit der-
selben beliebigen Zahl r multiplizieren oder dividieren, ohne daß die
Fläche dadurch eine andere krystallographische Bedeutung erlangt.
Das Verhältnis a:b:c geht dann über in :
, ^ a b c
ra:rb : rc oder — : — : —
r r r
Alle diese Verhältnisse sind aber identisch und stellen dieselbe
Erystallfläche dar, nur in verschiedenen Parallellagen mit jeweilig
anderer Centraldistanz. Die Multiplikation oder Division ist, wie wir
ebenfalls schon bei der Betrachtung der Eantenschnitte gesehen haben,
nichts anderes, als der analytische Ausdruck der Parallelverschiebung :
bei der Multiplikation nach außen (vom Achsenmittelpunkt 0 weg), bei
der Division nach innen (gegen den Achsenmittelpunkt 0 hin).
Die Fläche abc liegt in dem Oktanten zwischen den drei positiven
Achsenästen und hat daher das Parameterverhältnis : -|- a : + ^ * + ^
oder kurz : a:b:c. Läge sie in dem daran nach unten anstoßenden
Oktanten, so wäre der Schnitt auf der Achse c negativ und das Para-
meterverhältnis wäre : a : 6 : — c. Geht eine Fläche mit einer Achse
z. B. der Achse OZ parallel und schneidet sie auf den beiden Achsen -f-^
und -|- r Stucke a und b ab, so gilt für sie das Parameterverhältnis :
a : 6 : oo, resp. in den links anstoßenden Oktanten : a: — b :oo etc. Ist
eine Fläche zwei Achsen, z. B. OX und 0 F parallel und schneidet sie
die dritte Achse OZ in der Entfernung p von 0, so wäre für sie jenes
Verhältnis = oo : oo : |) resp. c« : oo : — p. Eine solche Fläche würde
der Achsenebene XO Y pai*allel gehen ; ihr Parameterverhältnis könnte
auch, nach Division aller drei Parameter mit p, in der Form : oo : oo : 1
resp. oo:oo: — 1 geschrieben werden.
Das Verhältnis der drei Parameter einer Fläche unter Berück-
sichtigung der +- und — Vorzeichen der Achsenschnitte nennt man den
Ächsenausdruck, den Ausdrtk^ oder das Symbol der Fläche, kurz den
FläehenausdriAcJc, Das Symbol, der Ausdruck, der Fläche abc wäre
danach: a:b:c, die Symbole der anderen oben erwähnten Flächen
wären: a : b : — c; a : 6:oo; a: — 6 :oo; oo: oo: p oder oo: oo: 1 resp.
oo : oo : — 1.
Für die weitere Fläche def (Fig. 25) mit den Achsenschnitten (Para-
metern) Od = d, Oc = c, Of = f wäre: d:e:f der Ausdruck u. s. w.
In allen diesen Symbolen beziehen sich die drei Parameter der Reihe
nach auf die drei Achsen OX, OY, OZ,
44 Achsenlftngen. Ableitnngszahlen.
32. AchsenlSngeii. Ableitangszahlen. Zweckmäßig ist es, wenn
man in den Flächensymbolen die Parameter nicht
direkt dnrch die Werte d, c, f etc. ausdrückt, son-
dern wenn man auf den drei Achsen drei Stücke a, b, c
annimmt, und sie als gemeinsames Maß für die
Parameter aller Flächen des Krystalls je auf der be-
treffenden Achse benutzt (Fig. 26). Jeder Parameter
wird dann dadurch ausgedrückt, daß man angibt,
wieviel länger er ist, als das betreffende Stück a, b
oder c. Die Parameter d, e, f erhalten dann die Form :
d = ma] e = n6; f = pc
und ebenso die Parameter anderer Flächen d^e^f^, d^e^f^ etc.:
dg = m^a\ e^ = n^b\ f^=p^c etc.
Die so als gemeinschaftliche Einheitsmaße für die Parameter
aller Flächen des Krystalls auftretenden Stücke a, 6, c, die in gleicher
Weise in den Parametern aller Flächen wiederkehren, heißen die
Achsenlängen oder Achseneinheiten, Die von einer Fläche zur anderen
wechselnden Zahlen w, w, p etc., die angeben, wieviel mal die Para-
meter größer sind als die Achsenlängen, werden die AbleitungsmUen
der betreffenden Fläche genannt. Wenn die Achsenlängen in einem
Achsensystem ein für allemal fest bestimmt sind, ist jede Fläche durch
ihre drei Ableitungszahlen ihrer Lage nach unzweideutig gegeben. Die
Achsenlängen a, i, c sind absolute positive Werte. Die Ableitungszahlen
sind je nach der Lage der Fläche + oder — ; eine von ihnen oder
auch zwei können = oo sein, wenn die Fläche der einen Achse oder
zweien derselben (d. h. der von ihnen bestimmten Achsenebene)
parallel ist.
Sind die Parameter in den Achsenlängen und den Ableitungszahlen
ausgedrückt, dann erhalten wir, entsprechend den Auseinandersetzungen
des vorigen Paragraphen, Flächensymbole von folgender Form:
d: e :f=^ma\nb :pc
d : e :oo = ma : nh : ooc
d : — e : oo = ma : — nb :ooc etc.
und es sind m, n, p; m, w, oo; m, — w, oo etc. die Ableitungszahlen
dieser Flächen.
Da die Parameter einer Fläche stets mit derselben Zahl multi-
pliziert oder dividiei-t werden können, kann dies selbstverständlich
auch mit den Ableitungszahlen geschehen. Es handelt sich eben
bei der Angabe der Lage einer Fläche nicht um die absoluten Werte
der Ableitungszahlen m, n und p; die Fläche ist schon dui*ch das
Verhältnis der Ableitungszahlen m :n :p krystallographisch unzwei-
deutig gegeben.
Wahl der Achsen. Fnndamentalflächen. 46
33. Wahl der Achsen. Im allgemeinen ist es völlig gleich-
gültig, welche Lage die Achsen in dem Erystall haben, stets kann
man in der angegebenen Weise die Flächen des Erystalls nnd damit
den Erystall selbst anf das Achsensystem beziehen. Man hat aber ge-
funden, daß Achsensysteme von bestimmter Beschaffenheit sich durch
besondere Vorzüge vor allen anderen auszeichnen. Diese sind es da-
her, die bei der Betrachtung der Erystalle benützt werden. Achsen-
systeme dieser Art sind solche, die aus den Begrenzungselementen
der Erystalle selber genommen werden, bei denen die Achsenebenen der
Sichtung nach Flächen (wirklich vorhandenen oder möglichen), die
Achsen selbst also Eanten (wirklich vorhandenen oder möglichen) des
Erystalls entsprechen (26), (28).
Ein solches Achsensystem erhält man, wenn man drei (wirklich vor-
handene oder mögliche) Flächen des Erystalls, die nicht alle drei einer
und derselben Geraden parallel gehen (nicht in einer Zone liegen),
parallel mit sich durch einen beliebigen Punkt im Innern des Ery-
stalls verschoben denkt, der dann den Erystall- oder Achsenmittelpunkt
darstellt. Diese drei Flächen, die die FundamentalfläcJ^m genannt
werden, haben (Fig. 26) die Lage XOY, YOZ, ZOX. Sie bilden die
drei Achsenebenen und schneiden sich in den drei Achsen OX, OY^ OZ.
Diese sind, als Durchschnittslinien von Erystallflächen, der Richtung
nach Eanten des Erystalls, die nun aber hier nicht an der äußeren
Begrenzung liegen, sondern durch dessen Mitte hindurchgehen. Eben-
so sind die 8 Oktanten nichts anderes als dreikantige Ecken des
Erystalls, die jedoch hier im Achsenmittelpunkt zusammenstoßen.
Sind nun die so bestimmten Achsen durch den Achsenmittelpunkt 0
hindurchgehende Eanten, so gilt für sie alles, was für Erystallkanten
überhaupt gilt. Namentlich müssen nach dem Gesetz der rationalen
Eantenschnitte die Abschnitte (Parameter) der übrigen Flächen des
Erystalls auf jeder Achse in einem rationalen Verhältnis zueinander
stehen (26, 27).
Um dies für den Gebrauch der Achsen anwendbar zu machen, wählt
man irgend eine beliebige weitere vierte Fläche des Erystalls z. B.
äbc (Fig. 26), deren Lage an den Achsen durch das Verhältnis der
Parameter (den Flächenausdruck) a\h:c gegeben ist. Diese Para-
meter a, 6, c benützt man sodann als die Achseneinheiten oder die Achsen-
längen (32), um in ihnen die Parameter aller weiteren Flächen aus-
zudrücken. Wegen der Parallelverschiebbarkeit der vierten Fläche
kommt es nicht auf die absoluten Werte der Achsenlängen an, sondern
nur auf ihr Verhältnis : a\h:c^ das sog. Achsenverhältnis. Man kann
auch die drei Achsenlängen mit jeder beliebigen Zahl multiplizieren
oder dividieren.
Die vierte Fläche, die auf den Achsenrichtungen die Achseneinheiten
46 Eiuheitsfläche. Gesetz der rationalen Achsenschnitte.
a, ft, c abschneidet, wird die Einheit^läche des Achsensystems genannt
Fnndamentalflächen and Einheitsfläche bestimmen dann miteinander
das Achsensystem. Sie werden wohl auch zusammen als die Elementar-
flachen des Krystalls für das betreffende Achsensystem bezeichnet
Schneidet nun eine fünfte Fläche von den drei Achsen die Para-
meter d, e, f ab, so müssen nach dem Gesetz der rationalen Kanten-
schnitte (26, 27) in der Proportion:
d e f
a b c
m, n, p rationale (ganze) Werte haben. Man kann dann auch hier setzen :
d = ma] e = nb; f = pc
m, n und p sind alsdann die Ableitungszahlen der fünften Fläche,
wenn deren Parameter d, e, f in den Achsenlängen a, 6, c (den Para-
metern der vierten Fläche) ausgedrückt werden, und diese Ableitungs-
zahlen müssen notwendig rationale (ganze) Zahlen sein. Das Symbol
der fünften Fläche wird dann (32) :
d :e :f = ma :nb :pc
nnd ebenso würde man für alle weiteren Flächen an dem Erystall,
^1 ^1 /i5 ^« ^a /« ßte., mit den Parametern d^, e^,fi; d^, e^, f^ etc.
die in den Achseneinheiten ausgedrückten Symbole erhalten können.
Es wäre dann das Symbol für:
d^ e^ /*! d^ : e^ : f^ == m^a : n^b : p^c
dg e» /*a dg : Cj : /*j = m^a : n^b : p^c etc.
wo wieder die Ableitungszahlen m^, n^, Pi; ^29^1) P^ etc. rationale
(ganze) Zahlen wären.
Indem man so die Parameter aller Flächen eines Krystalls in
denen einer beliebigen einzigen, der Einheitsfläche, d. h. also in den
Achsenlängen ausdrückt, ist die Lage jeder Fläche durch einige meist
einfache ganze oder gebrochene rationale Zahlen, die Ableitungszahlen,
gegeben. Die Begrenzung der Krystalle wird so in sehr einfacher
und übersichtlicher Weise durch die derartig gestalteten Flächen-
symbole bestimmt. Dies ist der Grund, warum man die Achsen stets
auf diese Art aus der Begrenzung der Krystalle wählt und warum
man die Flächensymbole mit Hilfe der Achsenlängen und der Ab-
leitungszahlen schreibt Würde man die Parameter direkt und ohne
Zuhilfenahme der Achsenlängen auszudrücken versuchen, oder würde man
als Elementarflächen Flächen wählen, die der Begrenzung (der Formen-
reihe) des Krystalls nicht angehören, so würde dies auf komplizierte
irrationale Zahlen und auf sehr wenig übersichtliche Flächenausdrücke
führen, durch die das Studium der Krystalle sehr wesentlich erschwert
werden müßte.
34. Gesetz der rationalen Achsenschiiitte. Das Gesetz der ratio-
nalen Kantenschnitte kann nun nach dem Angeführten auch das Ge-
SpesieUe Betrachtung: der Ableitnngszahlen. 47
setz der raüonalen Achsenscknitte {Parameter), oder das Gesetz der ratio-
nalen Ableitungszahlen genannt nnd so aasgesprochen werden : Die Ab-
leitungszahien aller Flächen eines KrystaUs sind rational, aber nor anter
der Voraassetzangy daß die Achsen parallel mit wirklichen oder mög-
liehen Kanten des KrystaUs sind, and daß die Achsenlängen aaf diesen
dnrch eine Krystallfläche abgeschnittene Stücke sind. Man kann
ferner sagen : An einem KrystaU sind äUe solche Flächen möglich, welche
von derartigen Achsen Stücke mit rationalen Ableitimgszählen abschneiden,
während Flächen mit irrationalen Ableitungszahlen unmöglich sind.
Die Neigang and die Länge der Achsen, sowie die Ableitangszahlen,
welche an diesen Achsen die einzelnen Flächen eines KrystaUs bestimmen,
haben stets andere Werte, je nachdem man diese oder andere Flächen
desselben als Einheits- and Fandamentalflächen wählt. Darch eine
geschickte Wahl dieser letzteren kann man bewirken, daß die Ab-
leitongszahlen der Flächen sehr kleine Zahlen sind, 1, 2, 3, selten
mehr, abgesehen von 00; man spricht daher aach von dem Gesetz der
einfachen rationcUen Ableitungszahlen.
35. Spezielle BetraGhtBngen der Ableitungszahlen. Einige
spezielle Verhältnisse der Ableitangszahlen ergeben sich nan aas
denen der Parameter (31) von selbst, so daß sich das dort Angeführte
in entsprechender Abändernng hier wiederholt.
Selbstverständlich kann man wie die Parameter einer Fläche so
auch deren Ableitangszahlen mit derselben Zahl maltiplizieren oder
dividieren (32), ohne daß die krystallographische Bedeatang des Aasdracks
irgendwie geändert wird. Es ist z. B. fftr die Fläche d e f das
Symbol :
die : f = ma : nb :pc = r ' ma :r ' nb : r - pc = rm - a : m -b : rp - c
- ma nb pc m n , p
oder = — : — :^~~ = — a : — b : ~c.
r r r r r r
Beziehen sich die Achsenabschnitte einer Fläche aaf einen positiven
oder negativen Achsenast, sind also ihre Parameter positiv oder negativ,
80 wird dies dorch das + oder — Vorzeichen der entsprechenden Ab-
leitangszahlen zam Aasdrack gebracht, wobei aber + als selbstver-
ständlich gewöhnlich fortbleibt. Danach hat eine Fläche im oberen,
vorderen, rechten Oktanten, der von den drei positiven Achsenästen
gebildet wird , im allgemeinen den Aasdrack : -|- ma : -j- «* ■ + 1^
oder karz ma:nb :pc mit den Ableitangszahlen : + m, + w, + 2>- Eine
Fläche in dem nach nnten anstoßenden Oktanten ist : mainb : — pc
mit den Ableitangszahlen + w, + w, — p etc. Die Einheitsfläche würde
den Aasdrack : a:b :c mit den Ableitangszahlen 1, 1, 1 erhalten. Geht
^e Fläche einer Achse parallel, ist also der za dieser Achse gehörige
Parameter = 00, so ist aach die entsprechende Ableitangszahl = 00.
Eine Fläche parallel mit der Achse c würde also, je nachdem sie rechts
48 Spezielle Flächenansdrücke. Achsenelemente.
oder links liegt, die Ausdrucke: mainb :ooc oder ma: — nbiooc er-
halten. Geht eine Fläche zwei Achsen parallel, sind also zwei Para-
meter derselben = oo, dann ist die Fläche eine Fundamentalfläche.
Ist sie z. B. den Achsen OX und OY parallel, dann hat sie ganz all-
gemein den Ausdruck : oo a : oob :pc] wenn man die drei Ableitungs-
zahlen oo, oo, p mitp dividiert erhält man: ooa : 006 : c als das Symbol
der Achsenebene (Fundamentalfläche) XOY.
36. Spezielle Flftchenaasdrttcke. Die an einem Achsensystem anftxetenden
EryBtallflächen kennen in dreifach verschiedener Weise an diesem liegen. Sie schneiden
entweder alle drei Achsen, oder sie schneiden nnr zwei nnd sind der dritten paraUel,
oder endlich sie schneiden nnr eine einzige Achse nnd sind parallel den heiden anderen.
Flächen der ersten Art, hei denen alle drei Ahleitnngszahlen endliche Werte hahen,
heißen im allgemeinen Oktaid- oder Pyramiden0chen; hierher gehört vor allem
anch die Einheitsfläche. Flächen der zweiten Art mit zwei endlichen und einer nn-
endlichen Ahleitnngszahl werden Dodekaid- oder Prismen- resp. Domenflächen ge-
nannt. Flächen der dritten Art mit einer endlichen Ahleitnngszahl nnd zwei un-
endlichen hahen den Namen Hexaid- oder Pinakoidflächen erhalten. Es sind ihrer
drei, die wir schon als die Fnndamentalflächen mehrfach kennen gelernt haben.
Beispiele spezieller Flächenansdrücke sind:
3
Oktaidflächen: 2a:&:c; a:-^b: — c nnd namentlich die Einheitsfläche: a:b:c.
Dodekaidflächen : 00 a:Sb : c; 2 aioob : — Sc; — a:&:ooc.
Hexaidflächen : ai 00 b : 00 c\ 00 a :b :qoc\ ooa:oc&:c, es sind die drei Fnnda-
mentalflächen.
37. Parallele Gegenflftehen. Eine Fläche schneidet auf der einen Seite des
Achsenmittelpnnkts von den Achsen Stücke ah, welche in demselben Verhältnis stehen,
wie die von der parallelen Gegenfläche anf der anderen Seite des Achsenmittelpnnkts
abgeschnittenen Stücke (Fig. 27). Aber die von der einen Fläche anf
der einen Seite abgeschnittenen Stücke haben entgegengesetzte Vorzeichen
in Beziehung auf die von der Parallelfläche auf der anderen Seite
abgeschnittenen. Man erhält also den Ausdruck der G^enfläche zu
einer Krystallfläche mainb ipc^ wenn man deren Ableitungszahlen
mit — 1 multipliziert. Die Gegenfläche ist also: — ma: — nb : — pc,
also z. B. — a : — b : — c die Gegenfläche zu a:b : c; 2a: — 6: — c
zu — 2 a:b : c etc.
38. Achsensystem. Ein Achsen System ist bestimmt, wenn man kennt :
1. das Achsen Verhältnis a:b:c\ 2. die drei Achsenwinkel, d. h. die Winkel,
welche die Achsen miteinander einschließen: a = blc; ß^cja; y = ajb
(Fig. 26). Das Achsenverhältnis und die Achsenwinkel bilden zusammen
die Achsenelemente (kurz die Elemente) des betr. Krystalls. Da es bei
den Achseneinheiten nur auf das Verhältnis, nicht auf die absoluten
Längen ankommt, kann man sie mit einer beliebigen Zahl dividieren,
z. B. mit einer der drei Achsenlängen, etwa 6. Man erhält dann: aibic
= a/6 : 1 : c/ä. Wenn man nun für aß> wieder a, für c/6 wieder c
setzt, läßt sich das Achsenverhältnis ebenso allgemein auch unter der
Form : a : 1 : c, ebenso aber auch unter der Form : 1 :b : c oder a:b:l
schreiben. Die eine der drei Achsen ist dann die Einheit, in der die
Achsensystem. 49
beiden anderen aosgedrfickt sind. Mit anderen Worten : Man kann in
dem Achsenyerhältnis a:b :c eine der drei Achsen = 1 setzen nnd die
beiden anderen in dieser Einheit ausdrücken, d. h. angeben, wieviel
mal länger oder kftrzer sie sind als diese. Die Achsenelemente eines
Erystalls enthalten also nur 5 voneinander unabhängige unbekannte
Stücke : 2 der Achsen etwa a und c (wenn 5 = 1) (resp. die Verhält-
nisse: -r ^ -r); sowie die 3 Achsenwinkel a, ß, y. Ihre Bestimmung ist
am einfachsten, wenn die Winkel der drei Fundamentalflächen zu-
einander und die der Einheitsfläche zu zwei Fundamentalflächen ge^
messen sind. Man verfährt dann ebenso, wie wir bei der Betrachtung
der Eantenschnitte (25) gesehen haben. Die ersteren drei Winkel
geben die Achsenwinkel a, ß, y und die zwei anderen die beiden Achsen,
wenn die dritte = 1 gesetzt wird. Im allgemeinsten Fall sind 5 von
einander ganz unabhängige Flächenwinkel des ErystaUs nötig, wenn
die Ausdrücke sämtlicher Flächen an dem betreffenden Achsensystem
bekannt sind. Diese fünf Winkel, aus denen man das Achsensystem
berechnet, werden dessen FundamenMimfilcel genannt. In einzelnen
Spezialfällen, die wir weiter unten kennen lernen werden, nehmen die
Achsenwinkel a, ß^ y und das Achsenverhältnis a\h\c besondere spezielle
Werte an, so daß das Achsensystem weniger als 5 voneinander unab-
hängige unbekannte Größen enthält Dann genügen auch weniger
als fünf Fundamentalwinkel, und zwar braucht man stets ebensoviele,
als unbekannte Stücke vorhanden sind, zur Bestimmung derselben.
Diese letztere bildet eine Aufgabe der rechnenden Erystallographie
und soll daher hier nicht weiter verfolgt werden.
•Wie die Neigimgswinkel der Flächen für alle Erystalle derselben Substanz
cbaraktezistisch sind (20, 21), so sind es demnach ancb die Elemente der den Krystallen
untergelegten Achsensysteme, welche nnr von jenen Winkeln abhängen nnd aus ihnen
berechnet werden; nnd wie nnr bei Krystallen einer bestimmten Substanz gewisse
Flächenwinkel vorkommen, so auch nur gewisse Achsenwinkel und AchsenverhlütnisBe,
während andere unmöglich sind. Allerdings sind an einem und demselben ErystaU
viele Achsensysteme möglich, da jede Gruppe von vier in der oben angegebenen Weise
gegeneinander liegenden Flächen desselben ein solches liefern. Aber alle diese Achsen-
systeme sind aufeinander zurückführbar und können auseinander abgeleitet werden,
denn aUe die in Frage kommenden Flächen stehen ja nach dem Gesetz der rationalen
Kantenschnitte (oder nach dem Zonengesetze (44 ff.)) in einer bestimmten, mathe-
matisch ausdrückbaren Beziehung zueinander. Die Achsensysteme von Krystallen
verschiedener Substanzen lassen dagegen keinerlei gesetzmäßigen Zusammenhang
«rkennen und können daher auch nicht auseinander berechnet und ineinander über-
geführt werden, ebensowenig wie sich ein gesetzmäßiger Znsammenhang zwischen
der Anordnung der Flächen bei Krystallen verschiedener Substanzen und den Winkeln,
die sie miteinander machen, erkennen läßt.
Die Ausdrücke aller an einem Achsensystem möglichen Flächen, also die Krystall-
reihe des betreffenden Krystalls (28), erhält man, wenn man für die Ableitungszahlen
m, n, ^ der Beihe nach alle möglidien rationalen Werte (inkl. 00) in den allgemeinen
Bauer, Mineralogie. 4
50 Weißsche FlftchenbezeichnnDg.
Anedmck : ma :nb :pe einsetzt. Alle die verschiedenen an einem Erystall oder an
allen Krystallen derselben Substanz möglichen Achsensysteme, die sich durch ihre
Acfasenwinkel nnd Achsenyerhältnisse voneinander unterscheiden, geben dabei infolge
des erwähnten gesetzmäßigen Zusammenhangs stets dieselbe Gruppe von Flächen,
dieselbe Erystallreihe, indem sich die Flächen jedesmal unter denselben Winkeln
schneiden. Dagegen erhält man aus Achsensystemen, welche von Krystallen ver-
schiedener Substanzen abgeleitet sind, stets andere Erystallreihen mit anderen
Flächenneigungen, und zwar mit denjenigen, welche für die betr. Substanz charakte-
ristisch sind (20, 21). Durch die Achsensysteme resp. durch die Elemente derselben
sind somit die Erystalle in ihren wesentlichen Gestaltungsverhältnissen bestimmt.
Die Achsen geben gewissermaßen ein übersichtliches Bild der Erystallisation der ver-
schiedenen Substanzen, welche sich demnach auch durch ihre Achsenelemente in
krystallographischer Beziehung charakterisieren und voneinander unterscheiden
lassen^ ebenso wie durch die Flächenwinkel, &ber weitaus einfacher und übersicht-
licher, als durch diese.
39. Weißsche FMclieiibezeiehnuiig. Der Berliner Mineraloge
Christian Samuel Weiß, der zu Beginn des 19. Jahrhunderte die Achsen
in die Erystallographie einführte, hat auch zuerst die Flächensymbole
in der Form:
ma : nb :pc
geschrieben, in der die Parameter durch MuttipWcatian der Achsenlängen
a, h, c mit den Zahlen m, n, p (den Ableitungszahlen) erhsklten werden.
Diese Form der Achsenausdrücke wird danach die Weißsche Flächen*
beaeichnung genannt. Bei ihr wird mittels der AbleitungBzahlen an-
gegeben, wieviel mal größer die Parameter der Flächen sind, als die
Achsenlängen ; m,n,p werden dabei im allgemeinen als ganze Zahlen,
seltener als Brüche angenommen.
40. Indices. Im Gegensatz zu Weiß kann man nun aber die
Flächensymbole statt mit ganzen Ableitungszahlen auch mit gebrochenen
schreiben in der Form:
■
1 1, 1 ^ a b c
T^ : T^ : -rC Oder t- : i- : ^
h k l h Je l
wo h, k, l dann ebenfalls rationale Werte haben müssen und allge-
mein als gange Zahlen gedacht oder eyentuell in solche umge-
wandelt werden können ((26) u. (35)). Sie werden die Indices der Fläche
genannt. Durch diese Indices ist die Lage der Fläche an einem
Achsensystem ebenso unzweideutig gegeben wie durch die Ableitungs-
zahlen. Sie geben aber im Gegensatz zu den letzteren an, wieviel
mal kleiner die Parameter der Fläche sind als die Achsenlängen.
Man erhält die Parameter, indem man die Achsenlängen durch die In-
dices dividiert. Eine durch ihre Indices bestimmte Fläche liegt inner-
halb des durch die Achsenebenen und die Einheitefläche abgegrenzten
Baumes, während die in Ableitungszahlen ausgedrückte Fläche, wenn
jene ganze Zahlen sind, außerhalb dieses Raumes liegen muß. Wie
bei den Ableitungszahlen kommt es auch bei den Indices einer Fläche
Millersche Flächenbeseichnimg. 51
nnr auf ihr Verhältnis, nicht anf ihre absoluten Werte an. Man
kann anch die Indices mit jeder beliebigen Zahl moltiplizieren oder
dividieren, was hier gleichfalls einer Parallelverschiebnng der Fläche
entspricht Wie die Ableitongszahlen , so sind auch die Indices +
oder — , je nachdem sie sich anf einen positiven oder negativen Achsen-
zweig beziehen. Der Ableitnngszahl oo entspricht selbstverständlich
der Index 0; er drückt ans, daß die Fläche der betreffenden Achse
parallel ist. Die mittels der Indices ausgedrückten Flächensymbole
sind in der rechnenden Krystallographie und besonders auch bei der
Betrachtung dei* 2iOnenverhältnisse (44 ff.) sehr bequem; sie werden
daher mit großer Vorliebe benutzt.
41. Millersche Fläehenbezeiehnung. Der erste, der die Indices
in den Achsenausdrücken der Erystalle in ausgedehntem Maße ver-
wendete, war der englische Mineraloge William Hälhws MiUer, Er
änderte aber die Symbole in ihrer Form und vereinfachte sie, indem
er die Achsenlängen wegließ und nt*r die Indices schrieb und zwar
stets in der Form der kleinstmöglichen ganzen Zahlen und in der
fieihenfolge, in der sie sich auf die drei Achsen a, b, c beziehen. Ist
ein Index negativ, so wird ein — darüber gesetzt. So sind also
ganz allgemein nach Miller:
Die OMaidflächen :
---:--: — = ÄWund — t: — r' — 7- = ** l
oder speziell:
J:|-:c=231;;^:6:c = 311;
a:h:c^==^ 111 (die Einheitsfläche) etc.
Da dem Maximalwert 00 hier der Minimalwert 0 entspricht,
so sind:
die Dodekaidflächen:
a :oo6 :c = a:jr-: c=101; o-'h-q -^^ == 230 etc.
die Heocaidflächm (Fundamentalflächen):
a : 006 : 00c = 100; 00a : h : 00c = 010; 00a : 006 : c = 001.
Die ifiUersche Bezeichnniigsweise aoU bei der Beschreibung der Mineralien in
diesem Buche besonders angewendet werden, daneben die iVaumannsche, die bei der
Betrachtung der einzelnen Erystallsysteme näher erläutert werden wird. Letztere
unterscheidet sich von der Millerschen und der Weißschen im Prinzip dadurch, daß
bei ihr nicht einzelne Flächen, sondern die ganzen einfachen Krystallformen durch
besondere Zeichen zur Darstellung gelangen, unter Anwendung derselben Achsen auf
denen auch die Weißschen und die MiUerschen Symbole beruhen.
42. Umwandlung Weißsoher Symbole in Millersohe und umgekehrt.
Hftoiig kommt man in die Lage, WelAsche Symbole in Millersche zu verwandeln
4*
52 Weißsche und Millersche Symbole.
und nmgekehrt Dies kann leicht durch Division der Ableitnngszahlen, resp. dnrch
Hnltiplikation der Indices mit einer geeigneten Zahl bewerkstelligt werden. Es ist
dies jedesmal die kleinste Zahl, in der die sämtlidien Ableitnngszahlen resp. Indices
ohne Rest enthalten sind, d. h..der kleinste gemeinschaftliche Faktor aller Ableitnngs-
zahlen resp. Indices.
a) TTe^sches Symbol in J&fiZ^ersches verwandelt :
allgemein :
, ma nb PC a b c a & c ,,,
ma : nb :pc= : : — — = — : — :---=^:-5-:-=- = hkl,
^ mnp min^ mnp np mp mn h k l '
speziell z. B. :
6a:46:3c = ^:32:jg= 2:3:^ = 234,
b) MUlerBcheB ^yiubol in TTts^ches umgewandelt:
allgemein:
,,, a b c hkl hM, hJd 1. ».r «.7 r
h k l h k l "^ '
speziell z. B.:
312 = |:5:~ = -g-a:66:-2-c = 2a:65:3c
3 2
(ev. auch: a : 3 6 : -5- c oder -^a:2b:c etc.)
021 = -TT-: -5- • c = -Tc-fl: -g- :2c = ooa:b:2c etc.
48. Beispiel. In dem oben (29) erwähnten Erystall von Kieselzinkerz seien
a, 5, c als Fundamentalflftchen (Achsenebenen) gewählt. Sie schneiden sich unter 90®,
also machen auch die von ihnen gebildeten Achsen rechte Winkel miteinander.
Wählt man noch beliebig eine vierte Fläche als Einheitsfläche z. B. z^ so ist für
diese Annahme das Achsensystem des Eieselzinkerzes bekannt Die drei Achsenwinkel
sind: a = y^ = y = 90**; das Achsenverhältnis ist : a: 6 :c=0,817: 2,099:1. Der Aus-
druck der Einheitsfläche zißt: z = a:b:c = 111. Derjenige der Fläche s wird dann :
s = 2a:^6:c = 4a:6:2c=:142 und derjenige der Fläche .4'" JB''' C=2a:-rb:c =
8a : 5 : 4 c = 182. Die Fundamentalflächen sind wie immer: a &= a : oo5 : 00c = 100;
5 = ooa :6:00c = 010; c = ooa:oo6: c = 001.
Hätte man dagegen, ohne die Fundamentalflächen zu ändern, 8 als Einheits-
fläche genommen, dann wären wieder die Achsen winkel : a=/9 = / = 90®, aber das
Achsenverhältnis würde : a:b:c = 1,633 : 1,049 : 1. Jetzt hätte nicht mehr z^ sondern
8 den Ausdruck: a:&:c = lll, der sich nun aber auf das neue Achsensystem be-
zieht. Dagegen hätte z in Beziehung auf dieses neue Achsensystem den Audmck:
ya:25:c = a:46:2c = 412und A"* B**' C wäre jetzt: a : y 6: c=2a : b : 2c=121.
Ein ferneres Achsenverhältnis würde die letztere Fläche geben, und ebenso jede andere,
welche nicht einer Achse parallel ist. Ebenso könnte man auch stets andere Flächen
zu Fundamentalfiächen nehmen. Daß diese verschiedenen Achsensysteme wirklich unter-
einander in einer gesetzmäßigen Beziehung stehen und sich auseinander ableiten
lassen, sieht man hier leicht, denn es ist : as:at = 0,817 : 1,633 = 1 : 2, d. h. a« = -^ a« ;
femer 65 :&« = 2,099: 1,049 = 2:1, d. h. &« = 2&<; c ist in allen Fällen = 1 ange-
Zonen. 53
nommen worden. Komplizierter nnd nnr durch weitläoflgere Bechnnng nachxnweisen
ist der Zusammenhang derjenigen Achsensysteme desselben Erystalls, bei welchen
auch die Fnndamentalflächen andere sind.
Im vorstehenden sind die allgemeinen Beziehnngen der Achsen aller Erystalle
ohne Ausnahme auseinander gesetzt Je nach den speziellen Verhältnissen (Symme-
trieverhältnissen) der Krystalle wählt man aber die als Achsen zu benatzenden
Kanten etc. in yerschiedenen Fällen yerschieden (82). Wir haben aber zuerst noch
das Zonengesetz kennen zu lernen, das dieselbe Gesetzmäßigkeit darstellt, wie das
Gesetz der rationalen Kanten- oder Achsenschnittei nur in einer anderen Form.
c. Das Zonengesetz.
(Vergl. F. E. Neumann. De lege zonarum. Diss. Berlin 1826; Beiträge zur
Krystallonomie 1823.)
44. Zone. Unter Zone versteht man nach dem Vorgang von
Chr. S. Weiss einen Komplex von Flächen, welche alle einer Geraden
(Kante), der sog. Zofkenachse^ parallel sind, und welche sich somit alle,
eventnell in der Erweiterung, in Kanten schneiden, die einander nnd
der Zonenachse parallel laufen. Jede Zonenachse ist als Schnittlinie
(parallel der Schnittlinie) zweier Flächen der Richtung nach eine
mögliche Kante desKrystalls und umgekehrt: jede Kante eine mög-
liche Zonenrichtung. Flächen, die in einer Zone liegen, heißen tauto-
ecndl; so sind alle Flächen jedes Prismas, z. B. die Flächen p (Fig. 9),
tautozonal. Schon durch je zwei Flächen einer Zone ist stets die
Richtung der Zonenachse (die Zonenrichtung) und damit im wesent-
lichen die Zone selbst bestimmt. Liegt eine Fläche in einer Zone,
so liegt die parallele Gegenfläche selbstverständlich ebenfalls darin.
Ist einKiystall auf einem Reflexionsgoniometer befestigt, so daß die Achse einer Zone
(eine Kante) mit der Drehachse parallel ist (15), dann müssen die Reflexe eines Licht-
punkts auf aUen Flächen der Zone der Reihe nach auf dem gleichen Wege durch das
Sehfeld wandern, wenn man den Krjstall um 360® dreht, und zwar müssen sie sich in
einer auf der Achse senkrechten Ebene bewegen. Ist das Goniometer mit einem Fem-
rohr yersehen, so gehen die Reflexe der Reihe nach durch dessen Fadenkreuz. Daran
kann man erkennen, ob eine Anzahl von Flächen in einer Zone liegt oder nicht,
und zwar ist diese Probe sehr scharf und besonders dann von Wert, wenn sich die
Flächen entweder gar nicht oder nur in sehr kurzen Kanten schneiden und wenn
die KrystaUe sehr klein sind.
45. Ausdruck der Zone. Sind an dem Achsensystem OXYZ(¥\g, 28)
die beiden Flächen .iBC = -^:|.:4 = Ä*? und 2)£i?'=x-T--f=W,
h k l h, Je, l,
gegeben, so ist deren Durchschnitt GH die Achse der durch die beiden
Flächen bestimmten Zone. Man denkt sich die Zonenachse GH parallel
mit sich durch den Achsenmittelpunkt 0 nach OK verlegt und das
ParallelepipedOJfZfJVöPUS konstruiert, dessen Flächen den drei Achsen-
54 Zonenansdnick.
ebenen XOY, YOZ, ZOX parallel sind, und dessen Diagonale OS ist,
wo S ein ganz beliebiger Punkt der Geraden
i OK; dann sind OM, ON, OP die Koordinaten
^^N. von S. Kennt man diese, so kennt man auch
^ nN. die Zonenachse SO ihrer Richtung nach, da diese
y^j^--^^p^ ja außer durch S auch durch den Achsenmittel-
I punkt 0 gehen soll. Die Kenntnis des Punkts
I S resp. der Koordinaten desselben genügt also,
jo^ um die Zone der Richtung nach völlig zu be-
j^LX ^^ stimmen; ja schon das Verhältnis der Koor-
¥ig. 28. dinaten OM: ON:OP ist hinreichend, da jeder
beliebige Punkt der Zonenachse OK die Richtung
derselben angibt. Man findet nun mittels einiger ähnlicher Dreiecke :
OM:ON:OP = {M, — lk,)a:([h,~hl,)b:{hk,— hh,)c
= ua:vb:wc.
Diese Zahlen u=^M, — lh,y v = Vi, — hl,; w=^hk, — M,, welche
hier als Koeffizienten der Achsenlängen a, 2», c auftreten und welche in
Verbindung mit diesen die Richtung der Zonenachse bestimmen, heißen
die Indices der Zone (Kante); in eine eckige Klammer gefaßt: {umD\
geben sie den Ausdruck (das Symbol) der Zone (Kante) ; als Differenzen
von Produkten rationaler (ganzer) Zahlen sind auch die Indices der
Zonen (Kanten) w, v, w stets rational (ganz). Jeder durch drei ratio-
nale (ganze) Werte von w, v, w dargestellte Ausdruck gibt eine an
dem Krystall mögliche Zone oder Kantenrichtung. Zonen (Kanten-
richtungen), deren Indices irrational sind, können an einem Krystall
nicht vorkommen.
u, Vf w lassen sich stets leicht nach dem folgenden Schema ermitteln:
h k l h k l
XXX
hf k, l, h, kf If
Schreiht man die Indices der heiden Flächen doppelt neben- und übereinander,
multipliziert die durch nach rechts unten gehende Linien verbundenen Indices und
ebenso die durch nach links unten gehende Linien verbundenen Indices und zieht
die im zweiten Fall erhaltenen Produkte von den im ersten FaU erhaltenen ab, so
daß immer die Produkte von zwei sich schneidenden Linien voneinander subtrahiert
werden, dann ist die erste Differenz^ über welcher im Schema u steht, der Zonen-
index u für die Achse a, die zweite und dritte unter v und w sind die Zonenindices
V und u; für 6 und c. Dabei müssen die Vorzeichen der Flächenindices A, k, l und
h„ k„ l, streng beachtet werden. Die Zonenindices selbst sind wie die Flächen-
indices -f- oder — und können wie die der Flächen alle mit einer und derselben
Zahl multipliziert oder dividiert werden.
Beispiel. Gegeben die beiden Flächen:
ABC = 212; DEF ^111, dann ist: [t*tw] = [303] = [101] = [101] ;
denn die Formeln für die Zonenindices geben nach dem Schema:
2 1 S 2 1 2
XXX
1 1 1 l 1 1
« = 1.1 — 2.(— 1) = 3; » = 2.1 — 2.1=0; «J = 2.(—l) — 1.1= — 3.
46. Zonenglelehnng. H&t eine Fläche den Ausdrnck hkl und
eine Zone den Ausdnick [avw], so ^t, wenn die Fläche in dieser
Zone liegt, die 8(^. Zonengleichnng::
«Ä + vi + tri = 0.
Die EntwicUnng dieser Oleichnng üt eine Aufgabe der tachneQden Kristallo-
graphie, die hier nicht Torgeuommen werden kann. Sie wird eehi hSnflg angewendet
nnd dient d. a. dain, zu nnteraachen, ob eine FlScbe mit bestimmtem Anadmck in
einer dnrch ihr Symbol bekannten Zone liegt oder nicht. Dies ist der Fall, wenn
die Indices der FIftcbe nnd der Zone der Zonengleichang genSgen oder nicht Ebenso
l&ßt sich mit Hilfe dieser Oletcbnng in entsprechender Weise ermitteln, ob drei oder
mehr Ft&cben derselben Zone ongebSren, oder ob dies nicht der FoU ist. Die folgmden
Beispiele werden das deutlicher zeigen.
Ist E. B. die Zone [121) g^eben, so liegt in ihr nach dieser Qleicbnng offtobar
die Fläche: 111, denn es ist: « = 1, i> = 2, uj = l nnd Ä = — 1, ft = l, I = — 1. Es
ist dann, also:
1.(_1}4.2.1 + 1.(—1) = — 1 + 2-1=0,
die Zonengleichnng ist also etfOllt,
Dagegen liegt in dieser Zone nicht die Flfidie: lOS, denn es ist:
l.l + 2.0 + l.(— 3) = 1 — S = — 2, also nicht =0,
die Zonengleichnng ist nicht erfüllt.
Diese Fl&cbe liegt dagegen i. B. in der Zone: [311], denn es ist, der Zonen-
gleichnng entsprechend:
3.1 + {— 1). 0 + 1. C— 3) = 3—3-^0.
Soll die ZngehSrigkeit von drei FlSchen ea einer Zone nntersncht werden, so
verfiUut man in derselben Weise, indem man ans iweien der Flttchen das Zonen-
s;mbol bestimmt (45) nnd die gefnndenen Indices mit denen der dritten Fläche noch
der Zonengleichnng kombiniert. Ebenso bei jeder weiteren Fläche dieser Zone.
17. Flftehe In zwei Zonen. Eine Fläche eines Erystalls liej;^
im aJI^meinen nicht nur in einer 2k>ne, sondern in mehreren, in zwei,
drei etc. gleichzeitig. Dies ist der Fall wenn sie
gleichzeitig den Achsen aller dieser Zonen parallel ist.
So liegt z. B. in Fig. 29 die Fläche c gleichzeitig in
den drei Zonen : [a'a,], [«"a,,], [a"'a„^. Dies sieht man
an der Parallelität der Kanten cja', a'a,, ajc; c/a",
a"la„, aJc; cjtf", a"'ja„,, aJc und kann es eventuell „. „
mit Hilfe des Goniometers nachweisen (44).
Da jede Ebene durch zwei Gerade, denen sie parallel geht, der
Richtung nach vOUig bestimmt ist, so ist auch eine KrTstallfläche
durch zwei Zonen, in denen sie liegt, Tfillig bestimmt, denn: eine
Fläche liegt in zwei Zonen heifit ja nichts anderes, als sie geht
gleichzeitig den Achsen beider Zonen parallel.
56 Deduktion.
Sind die beiden Zonen, in denen die Fläche (JiM) liegt, dorch ihre
Ausdrücke [uvw] und [M,t;,u;J gegeben, so bestehen die beiden Zonen-
gleichnngen (46):
hu-{-h)-{-lw = 0 und hu, -^Jcv,-}- Iw, = 0.
Ans diesen beiden Gleichungen folgt das Verhältnis der Indices
hj k und l ausgedrückt m u,v,to und u„ v„ w„ und zwar erhält man
durch Auflösen derselben:
h:Tc:l^=^ wo, — wv, : um, — uw, : uv, — vu,
so daß der Ausdruck der gesuchten Fläche, die gleichzeitig in beiden
Zonen liegt, wird:
hkl = vw, — uw,, um, — uw,, u/o, — vu,.
Da u, V, w und u,, v,, w, stets rationale (ganze) Zahlen sind, so
sind auch die Werte von ä, i, l stets rational (ganz). Eine in ewei
(oder mäir) Zonen eines KrysUüls liegende Ebene ist demnach stets eine
mögliche Fläche des KrystaUs.
Liegt die Fläche gleichzeitig noch in einer dritten Zone, dann erhfilt man noch
eine dritte Zonengleichung, die mit je einer der beiden obigen dieselben Werte
von h, kj l liefert, wie jene zwei.
Die Flftchenindices h, k, l lassen sich genan nach demselben Schema ans den
Indices der zwei Zonen: u, v, to^ u„ v„ to, unmittelbar ablesen, wie (45) die Zonen-
indices u, v, w ans denen der beiden Flächen: h, k, l^ h„ k„ l,.
h k l
XXX
worans man, wie oben, erhält:
h = VW, — fvv, ; k = um, — uw, ; l = iw, — vu,.
Sind z. B. gegeben die Zonen: [21 IJ und [102], dann erhält man für die Indices
hkl der in beiden liegenden Fläche hkl:
Ä = l.(— 2) — 1.0 = — 2; fe==l^l — 2.(-2) = 6; / = 2.0 — 1 .1 = — 1;
also: ÄW = 251 = — 6a:2ft:— 10c.
oder für die parallele Gegenfläche (37):
ÄÄ?= 251 =:5a: — 26:10c.
48. Deduktion. Sind yier Flächen eines Erystalls A, B, C, D
durch ihre Ausdrücke an einem Achsensystem bekannt, so ist es mög-
lich, eine fdnfte Fläche x abzuleiten, welche gleichzeitig in den Zonen
von je zweien derselben liegt (45 — 47).
Istz.B.il = 302; JB=111; C = 101; D = 313, und soll » = ÄfcHn den beiden
Zonen [A,B] und [CyD] liegen, so sind die beiden Zonensjmbole :
[Ä, B] = [uvw] = [2l3] ; [C, D] = [u,v,w,] = [101]
nnd hieraas das gesuchte Flächensymbol: ^
x = hkl = {uvWj u,v,w,) s= 111 oder = 111.
Diese Flächen A, B, C, D müssen aber, wenn dies möglich sein
soll, eine ganz bestimmte allgemeine gegenseitige Lage haben. Sie
dürfen nicht alle vier in einer Zone liegen, auch nicht drei in einer
ZonengeBets. 57
Zone und die vierte außerhalb derselben, sondern es müssen immer
nur je zwei in einer Zone liegen. Dies tun sie nur, wenn sie mit
ihren vier parallelen Gegenflächen liegen wie die Flächen eines
Oktaeders (Fig. 4), wobei jedoch die Winkel der Oktaederflächen gegen-
einander gleichgültig sind. Dann aber bestimmen solche vier Flächen
nicht bloß 2, sondern 6 verschiedene 2iOnen [A, B], [Ä, C], [Aj D],
[Bj C], [By D], [C, D], ans welchen nicht bloß eine, sondern drei nene
Flächen x abgeleitet werden können. Diese drei Flächen x geben
miteinander drei neue Zonen, welche mit den ursprünglichen sechs
Zonen [A^ B] etc. wieder neue Flächen liefern, und so kann man
durch allmähliches Fortschreiten in dieser Weise aus jenen vier Flächen
unendlich viele neue ableiten, welche alle miteinander im Zonen-
zusammenhang stehen. Man nennt diese Operation die DeduMian.
Die Ausdrücke der deduzierten Flächen für das Achsensystem, auf
welches die Flächen A bis D bezogen sind, folgen durch fortgesetzte
Anwendung der Formeln in (45) bis (47) aus den Ausdrücken der
vier ersten Flächen. Die sämtlichen abgeleiteten Indices sind da-
her notwendig rational, und die deduzierten Flächen mögliche
Erystallflächen. Die unendlich vielen so deduzierten Flächen mit ihren
rationalen Indices sind, wie sich auf mathematischem Wege nach-
weisen läßt, in ihrer' Gesamtheit nicht verschieden von den unend-
lich vielen Flächen, deren Ausdrücke man erhält, wenn man direkt
die Achsenlängen jenes Achsensystems mit allen möglichen rationalen
Zahlen als Indices kombiniert. Man erhält somit genau denselben
Flächenkomplex, wenn man, entsprechend dem Gesetz der rationalen
Kanten- oder Achsenschnitte, an ein Achsensystem unendlich vieleFlächen
mit rationalen Indices legt, oder wenn man aus vier beliebigen Flächen
dieses Komplexes, welche die oben angegebene allgemeine Lage gegen-
einander haben, durch Deduktion aus dem Zonenzusammenhang alle
ferneren möglichen Flächen ableitet. Dieser Flächenkomplex, den
man in übereinstimmender Weise auf beiden Wegen erhält, stellt die
Krystallreihe der betreffenden Substanz dar (28) und die Indices bilden
die Beihe der rationalen ganzen Zahlen.
Leicht sieht man ein, daß die vier Flächen, welche man der
Deduktion zu Grunde legen muß, dieselbe allgemeine Lage gegen
einander haben, wie die vier Elementarflächen, welche die Achsen-
elemente bestimmen (32). Durch vier solche Flächen ist also mittels
beider Methoden die Gesamtheit der möglichen Flächen des betr.
Krystalls, seine Krystallreihe, gegeben.
49. Zonengesetz. Man kann danach die erfahrungsmäßig fest-
gestellte, durch die Neigungswinkel charakterisierte Gruppierung der
Flächen eines Krystalls aus solchen vier Flächen nicht nur in mehr
58 Zonen^esets.
algebraischer Weise durch das Gesetz der rationalen Achsenschnitte
angeben, sondern ganz ebenso gut in mehr geometrischer Weise, je-
doch mit dem vorigen vollkommen gleichbedeutend, durch Deduktion
mit Hilfe des sog. Zofiengesetaes, wie es zuerst von Chr. 8. Weiss und
J^. E. Neumann ausgesprochen wurde. Dasselbe lautet: AUe Flädien
eines Krystdlls stehen untereinander im Zoneneusammenha/ng^ d. h. man
kann stets je vier Flächen aus den sämtlichen an einem Erystall
möglichen beliebig herausgreifen und alle anderen aus ihnen deduzieren,
wenn jene vier nur die Lage gegeneinander haben, wie in (48) an-
gegeben. Welche so gestaltete Gruppe von vier Flächen man aus
den Flächen eines Krystalls herausgreifen mag, stets erhält man ganz
genau dieselbe Gruppierung der deduzierten Flächen, d. h. dieselbe
Krystallreihe, ebenso wie man auch stets dieselbe Krystallreihe be-
kommt, gleichgültig welche von den Flächen eines Krystalls man als
Fundamentalflächen und als Einheitsfläche zur Bestimmung eines
Achsensystems wählt (28, 38).
Dieser vollkommen ununterbrochene Zonenzusammenhang besteht
jedoch mit Notwendigkeit nur für die Gesamtheit aller der unendlich
vielen möglichen Flächen eines Krystalls. An den in der Natur vor-
kommenden Krystallen ist aber nur eine beschränkte Zahl dieser
Flächen ausgebildet. Die Folge davon ist, daß man an ihnen keinen
vollkommen ununterbrochenen Zonenzusammenhang mehr beobachtet,
d. h. daß sich nicht mehr aus vier ganz beliebigen Flächen, welche
nur die oben angegebene allgemeine Lage gegeneinander haben, alle
anderen mittels der Zonen deduzieren lassen. Häufig kann man auch
an den Krystallen, wie sie die Natur bildet, alle Flächen aus solchen
vier Flächen deduzieren, denn auch die tatsächlich ausgebildeten
Flächen der Krystalle sind der Eegel nach in Zonen geordnet. Aber
man kann dies nur aus vier ganz bestimmten Flächen oder auch ans
mehreren Gruppen von solchen vier Flächen, die Zahl dieser Gruppen
ist jedoch stets eine endlich begrenzta
Häufig gibt es überhaupt keine solche Gruppe von vier Flächen,
aus denen sich atte anderen tatsächlich vorhandenen Flächen des betr.
Krystalls deduzieren ließen. Entweder kann man nur eine Anzahl
dieser Flächen aus den Zonen bestimmen, oder aber auch wohl in
seltenen Fällen gar keine. Ist der Zonenzusammenhang bei geeigneter
Wahl der vier zu Grunde gelegten Flächen ununterbrochen, so folgen die
Ausdrücke aller deduzierten Flächen aus denen der letzteren nach den
Formeln in (45) und (47), bezogen auf dasselbe Achsensystem, wie jene
vier. Zur Bestimmung der Ausdrücke von Flächen, die außer dem
Zonenverband liegen, ist das Messen von Flächenwinkeln und
Berechnung nach den Methoden der rechnenden Krystallographie
nötig.
Zonengeaetz.
Ö9
Fig. 90.
50. Beispiele« fiat man z. B. den Ejystall Fig. 30, bo lassen sich daran
dnrch parallele Kanten oline weiteres die Zonen: [djiidiht], [h^dihid4]^ Uh^Kd^],
[hgOid^04]j [d^OihiO^], [AtOi<^Oi]f [oJhoA], [h^Otid^o^] etc. je mit den nach hinten
liegenden parallelen Gegenflächen erkennen nnd die genauere
Untersuchong am Goniometer (44) würde noch weitere Zonen
leicht ergeben, so namentlich: [dtdid^]^ [d^dgä^lf [d^4d^]t [did^d^]
etc. Aber auch schon jene nnmittelbar erkennbaren Zonen zeigen,
daß jede Fläche des ELiystalls mindestens in 2 Zonen liegt, so hi
in [d^OihiOt] nnd [0tAi04(2e]; /'t in [^Oa^^Os] nnd [htOidiO^] etc.,
nnd daß somit jede Fläche dnrch Zonen anderer Flächen be^
stimmt ist. Femer sieht man, daß man aus den vier Flächen o,
welche offenbar die erforderliche allgemeine Lage zueinander haben, alle an-
deren Flächen deduzieren kann. Zunächst ist Ai bestimmt durch die Zone [oiOt]
und [0SO4]; h^ durch [OiOt] und [0,04]; h^ durch [0|0,] und [O1O4]; femer die
Flächen d durch je eine 2^ne [00] und [hh], also z. B. di durch [tho^] und [AA]; d%
durch [o^Ot] und [hjit]'t d< durch [01O4] und [hih^] etc.
Für die Flädien 0, welche der Deduktion zu Grunde liegen, kann man beliebige
Indices wählen, wenn nicht aus irgend welchen Gründen der Symmetrie etc. solche
Ton Tomherein gegeben oder angedeutet sind. Jeder solchen Wahl entspricht dann
implidte ein ganz bestimmtes Achsensystem für den Krystall, das für alle anderen
Ausdrücke jener Tier Flächen 0 ein anderes wird. Die Ausdrücke (Indices) der
Flächen 0 müssen nur so beschaffen sein, daß nach ihnen nicht z. B. drei der vier
Flächen in einer Zone liegen würden etc., was mittels der Zonengleichung (46)^ ge-
prüft wird. Nimmt man z. B. an, daß: Oi = lll, 02 = 111| Os = lll, 04 = 111, so
findet man, nach (46—47) aus den angegebenen Zonen: Ai = 100, ^ = 010 und h^
= 001; femer: (2i»101; ds = 110; (ig = 110 etc., welche Ausdrücke sich stets auf
dasselbe Achsensystem beziehen, das auch den Ausdrücken der Flächen 0 zu Grunde
liegt. Eine ähnliche Deduktion wäre noch ans den Tier Flächen di d^ d^ d^, d^d^d^d^
etc. möglich, nicht aber aus dihiOid^ etc., trotzdem sie die erforderliche allgemeine
gegenseitige Lage (49) auch haben, noch weniger aus d^hid^hg, Ton denen die drei
ersten in derselben 2^ne liegen.
Ein Flächenkomplex, wie der, welcher den Axinitkrystall Fig. 31 umgrenzt,
gestattet überhaupt keine ununterbrochene Deduktion. Von den Tier Flächen P^i,
u, 8 kann man nicht ausgehen, da P, i, u in einer Zone liegen, dagegen ist P, r, u, x
geeignet. Diese Tier Flächen geben die Fläche s aus den beiden
Zonen^[r,ii] und [P,»], und zwar ist, wenn man: P= 110; « = 110;
r = 111 ; x = 111 annimmt, s = 201. Wenn man dagegen die Aus-
drücke annimmt: P = 001; tt = lll; r==lll; « = 201, so wird
s = 101. Der Ansdmck für i läßt sich nicht aus dem ZoneuTcr-
band eimittebi, denn für t ist nur^die eine Zone [P,u] bekannt, nicht
aber eine zweite. Wenn P » (HO) und u ^ (110), ist der Ans-
dmck der Zone [P,u] = [001]; hat die Fläche i den allgemeinen
Ausdmck: äW, dann müssen ihre Indices der Zonengleichung: O.Ä-f-0.fe + l = 0
genügen (46), d. h. es muß jedenfalls der dritte Index 2 = 0 sein. Um den Ausdruck
der Fläche i Tollkommen zu bestimmen, d. h. auch, das Verhältnis h:h der beiden
anderen Indices zu ermitteln, ist es nun nötig, einen Winkel zu messen, den i
mit einer anderen Fläche macht, also etwa 3 i/P oder ^ i/s etc.
Läge eine Fläche in gar keiner Zone bekannter Flächen, so müßte man zwei
Winkel messen und die Bestimmung des Ausdmcks nach den hier nicht zu erläutern-
den Methoden der rechnenden Krystallographie ausführen.
51. Praktiseher Wert der Zonen. Die Kenntnis des Zonenzusammen-
hangs der an einem Krystall Torhandenen Flächen ist für die praktische Unter-
Fig. 31.
60 Symmetrie.
snchnng nnd Beschreibung von Eiystallen yon größter Wichtigkeit, da man, wie
schon oben erwähnt, wenn alle Flftchen im ununterbrochenen Zonenverbande stehen,
die Ausdrucke derselben ohne jede Winkelmessung und umständliche Rechnung nach
den Formeln in (45 — 47) sehr bequem aus denen yon vier passend gelegenen Flächen
bestimmen kann. Bei der Untersuchung eines Erystalls wird man also zweckmäßig
Tor allem die Zonen ermitteln, sei es durch Beobachtung paralleler Kanten oder auf
dem Goniometer (44). Man braucht dann schließlich, wenn alle Flächen im Zonen-
zusammenhang stehen, nur so viele Winkel zu messen, als nötig sind, um das Achsen-
system zu berechnen, und das sind im Maximum die fünf Fundamentalwinkel (38). Alle
anderen Winkel lassen sich dann mittels der Achsen und der aus den Zonen ermittelten
Flächenausdrücke berechnen. Würde man keine Zone kennen, so müßte man ebenfalls
Ton Tier beliebig, aber nach den obigen Prinzipien gelegenen Flächen ausgehen. Man
könnte diesen wieder beliebige Ausdrücke beilegen, müsste aber dann für jede weitere
zu bestimmende Fläche zwei Winkel messen, die sie mit anderen Flächen des Erystalls
macht Dies wäre eine sehr mühevolle und zeitraubende Arbeit, welche außerdem
vielfach unsichere Resultate geben würde. In vielen praktischen Fällen wird sich
zwar der Zonenzusammenhang der Flächen eines Erystalls nicht vollkonmien ununter-
brochen darstellen lassen, und die Unterbrechungen müssen durch Winkelmessungen
ergänzt und ausgefüllt werden, aber die Zahl der dazu nötigen Winkel ist doch
immer gering. So kann man also meist mittels weniger gemessener Winkel aus
dem Zonenverbande die Ausdrücke aller Flächen eines Erystalls, sowie alle anderen
Flächenwinkel desselben berechnen, im konkreten Fall mißt man aber der Eontrolle
wegen immer eine größere Zahl von Flächenwiukeln , als die zur Rechnung un-
mittelbar nötigen Fundamentalwinkel und vergleicht sie mit den durch Rechnung
erhaltenen. Je genauer die Winkelmessung möglich, d. h. je günstiger die Be-
schaffenheit der Flächen ist, desto größer wird im allgemeinen ihre Überein-
stimmung sein. Je größer die letztere ist, desto genauer ist der Erystall in Be-
ziehung auf seine morphologischen Verhältnisse im allgemeinen bekannt.
Mittels der Methode der kleinsten Quadrate läßt sich aus der Gesamtheit
aUer gemessenen Winkel ein Achsensystem berechnen, das ihnen allen gleich gut ent-
spricht. Selten sind aber die Winkel der ErystaUe.so genau meßbar, daß sich
diese umständliche Rechnung lohnt. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle kann
man sich mit den Fundamentalwinkeln begnügen.
d. Die Symmetriererhältiiisse.
52. Symmetrie. Die oberflächliche Begrenzung der Krystalle
ist außer dem Gesetz der rationalen Eantenschnitte (dem Zonengesetz)
noch einer weiteren Gesetzmäßigkeit unterworfen, die allerdings mit
jenem im engsten Zusammenhang steht und sich aus ihm ableiten
läßt. Es ist diejenige Gesetzmäßigkeit, welche die mehr oder weniger
symmetrische Anordnung der Begrenzungselemente beherrscht, das
Symmetriegesetz.
Wenn man die stets dem Zonengesetz entsprechend angeordneten
Flächen der Krystalle nach ihrer Gruppierung näher untersucht, so
findet man, daß sie nicht immer vollkommen unabhängig vonein-
ander auftreten, sondern daß in den meisten Fällen mehrere der-
selben, aber ebenso auch mehrere Kanten und Ecken von überein-
stimmender Beschaffenheit vorhanden sind, die symmetrisch zu einer
Symmetrieebenen. gl
Ebene (Symmetrieebene), oder rings um eine Achse (Spnmdrieachse) oder
gegen einen Punkt (Symmetriecenirum) liegen. Diese zwei, die Sym-
metrieebenen nnd die Symmetrieachsen, die einzeln oder zn mehreren
auftreten können, bilden zusammen mit dem stets nur einzeln vor-
handenen Symmetriecentrum die Symmetrieelemente der Krystalle. Wir
werden zunächst diese Symmetrieelemente getrennt betrachten.
53. Symmetrieebenen. Symmetiieebene eines Erystalls ist eine
solche Ebene, die ihn in zwei gleiche, aber entgegengesetzte Hälften
teilt, sodaB jede dieser Hälften das Spiegelbild der anderen ist Jedem
Begrenzungselement, jeder Fläche, Kante und Ecke der einen Hälfte
liegt dann ein gleichwertiges Begrenzungselement, eine gleichwertige
Fläche (8), Kante (18) und Ecke (19) jenseits der Symmetrieebene
gegenüber und zwar so, daß die sich symmetrisch entsprechenden
gleichwertigen Flächen und Kanten gleiche Winkel mit der Sym-
metrieebene einschlieBen und daß in den idealen Formen symmetrisch
zusammengehörige Ecken auf Normalen zur Sjrmmetrieebene und in
gleicher Entfernung von diesei* liegen.
Eine Symmetrieebene liegt demnach so, daß sie die Winkel der
zu ihr symmetrisch angeordneten Flächen- und Kantenpaare halbiert.
Dies setzt voraus, daß sie durch die sämtlichen von den zusammen-
gehörigen Flächenpaaren direkt oder in ihrer Erweiterung gebildeten
Kanten hindurch geht, d. h. mit allen Flächenpaaren je in einer Zone
liegt Jede Sjrmmetrieebene liegt also in mehreren Zonen gleichzeitig
und ist demnach stets eine mögliche Fläche des betreffenden Krystalls
(47) und sehr häufig eine an ihm auch wirklich auftretende Fläche.
Eine der Sjrmmetrieebene parallele Krystallfläche hat selbstverständ-
lich keine andere symmetrische Gegenfläche als die ihr parallele; sie
erfallt die Symmetrie in Verbindung mit ihrer parallelen G^genfläche.
Sämtliche Krystallflächen , die auf der Symmetrieebene senkrecht
stehen, genügen sogar der Symmetrie füi* sich allein.
Eine Symmetrieebene wird an der paarweisen Gleichheit sämt-
licher Flächen und Kanten auf beiden Seiten derselben erkannt. Da-
bei ist an den Flächen die physikalische Beschaffenheit zu berück-
sichtigen und die Gleichheit der Kanten durch die Messung der Winkel
mit dem Goniometer festzustellen. Die Verhältnisse der Ecken ergeben
sich dann aus denen der Flächen und Kanten von selber.
Schon wenn der Nachweis geführt ist, daß nur ein einziges Paar
von Flächen, Kanten oder Ecken eines Krystalls zu einer Ebene
symmetrisch liegt, kann man schließen, daß diese letztere eine
Symmetrieebene auch für die anderen Begrenzungselemente, also für
den Krystall selbst ist
Zu beobachten ist aber dabei, daß für jedes einzelne Flächen- (und z. T.
Kanten-) Paar durch die paraUelen Gegenflächen noch eine zweite Symmetrieebene
32 Symmetrieebenen,
bestellt, die unter UmBtänden nur Symmetrieebeue für diesaa eine Fläcben- (event.
Eanten-] Paar ist, während die eratere Sjmmetrieebene dieses FlSchenpaares auch die
anderen FlSchenpaare and tiberbaopt den ganzen KrystaJl symmetrisch teilt. Die
zweite Ebene der partiellen Symmetrie ist lediglich eine Folge des Fl&chenparoUelis-
mns und hat an sich mit der Symmetrie des ErystollB nichts za ton. Sie kann
nnt«t Umständeu ebenfalls Sytcmetrieebene des ganzen Krystalls sein, miiQ es aber
nicht. Welche Ton den beiden Symmetrieebenen eines Fläcbeupaares ftlr den ganzen
KryBtaU gilt, ersieht man gegebenenfalls leicht ans der Flächengmppierang, oder
ea mnß eventuell dnrch eingehendere üntersnchnng ermittelt werden.
Es gibt Erystalle, die sich Dach gar keiner Ebene symmetrisch
teilen lassen, andere haben eine einzige und wieder andere mehrere
Symmetrieebenen. Im letzteren Falle sind diese entweder alle
kryatallographisch gleichwertig oder alle ungleichwertig, oder es
lassen sich einzelne Gruppen von je unter sich gleichwertigen und
von den anderen verschiedenen Symmetrieebenen unterscheiden.
U. SyMmctrieebenen. Beispiele. Der Ävffitkryst<^ Fig. 32 hat eine einzige
Symmetrieebene. Die beiden Flächenpaare « nnd ebenso m sind, wie ihre physi-
kalische Beschaffenheit ergibt, einander gleich (8). Die beiden Flfichen r nnd I
treten jede uar einzeln mit paralleler Qegenfläche anf nnd stehen,
wie man am Goniometer sieht, aufeinander senkrecht. Die einander
rechts und links gegenflberliegeadeu Kanten mjr reip. m/I haben äeb
. bei der Messung als gleich ergeben, ebenso die beiden Kanten tfr
reap. »fl, s;m etc. Der Erystall ist demnach offenbar symmetrisch
teilbar nach einer Ebene, die durch die Kante s> hindurch und
senkrecht über die Fliehe r hinweg geht, parallel mit den Kanten
mir, wie es die dünn angelegte Linie nnd die Schrafßemng zeigt,
nj 33 Diese Symmetrieebene ist parallel mit der Fläche I nnd liegt, wie
man ans der Parallelität der Kanten m/r und m/l sieht, in der-
selben Zone auch mit den beiden Fliehen m, die aber wegen des Vorhandenseiiia
der Fläche r nicht zum Schnitt gelangen kOnuen. Wurden sie sich, erweitert Über
r hinweg, schneiden, so müßte ihre Schnittlinie m!m in der Symmetrieebene liegen.
DkH letetere mit den beiden Flächen s in eine Zone föllt, aeigt die Figur ohne
weiteres. Ebenso wie der Aogit hat auch der Oipskrystall (Fig. 36) eine Symmetrie-
ebene, die durch die Kant«n Iß und flf hindurch und der Fläche p parallel geht.
Sie ist auch hier durch Schrafüernng kenntlich gemacht Eine Ebene, die die Winkel
an den seitlichen Kanten m'_m Ober l hinweg halbiert, würde das Prisma m ebenfalls
symmetrisch teilen, aber nnr dieses, nicht den ganzen Krystalj [Fig. 32).
Die beiden oben betrachteten Krystalle von Äugit nnd von Oips haben nur eine
einzige Symmetrieebene, sie sind nur nach einer einzigen Bichtong symmetrisch
teilbar. Ein Beispiel eines Krystalls mit mehreren Symmetrieebenen, der sich also
nach mehreren Richtungen symmetrisch teilen läßt, ist der Würfel, begrenzt von
drei gleichen aufeinander Kenkrechten Flächenpaaren, in der idealen Form von sechs
Quadraten (Fig. 33). Nach jeder seiner Flächen kann der Würfel symmetrisch ge-
teilt werden. Ks sind somit zunächst drei anfeinsnder senkrechte Symmetrieebenen
zz und A vorhanden, welche sich in den drei strichpunktierten Iiinien oa im
Innern des Krystalls schneiden. Diese stehen ebenfalls aufeinander und anch auf
den Würfelflächen senkrecht. Der Würfel ist aber auch nach den Diagonal-
ebenen dd symmetrisch teilbar, die dnrch je zwei gegenüberliegende Würfelkanten
hindnicbgehen und den Winkel der beiden in dieser Kante znsammenstAlIenden
Flächen halbieren. Sie sind dnrch die gestrichelten Diagonalen dd angegeben. Je
STmmetrieachgen.
63
Ewei solch« diagonalen Sjmiinetrieebenen B schneiden sich unter 90* in derselben
Linie aa, wie «wei Symmetrieebenen A der ersten Art nnd halbieren deren Winkel
Solcher diagonaler Symmetdeebeaen mUsaen also sechs vorhanden sein. Nach anderen
SJchtnngen ist eine symmetrische TeUnue: des Wörfels nicht mtlgUch; diesem
kommen demnach neun Symmetrieebenen zu. Aber diese sind offenbar nicht alle gleich-
wertig, wie obne weiteres ans ihrer Lage am WUrtel hervorgeht. Die drei auf-
einander senkrechten mit den Würfelflächen parallelen Symmetrieebenen A haben
dieselbe Lage gegen die Begrenzung des Krystalls nnd sind daher gleichwertig
Hg. 33.
Fig. 34.
oder kurz gleich; es sind die sog. Sanpttymmetritebenen. Ebenso sind die sechs
diagonalen Symmetrieebenen B einander gleich, aber von jenen verschieden. Die
Gesamtzahl der nenn Symmetrieebenen des Würfels zerfKllt demnach in zwei Gruppen,
von drei resp. sechs solchen; man sagt, der Würfel hat 3 -|- 6 Symmetrieebenen.
QanE ebenso wie beim WSrfel verhalten sich die Symmetrieebenen beim
Oktaeder {V\g. 34). In beiden sind gleich viele gleich Eneinander liegende Sym-
metrieebenen vorhanden, die hier auch mit denselben Bnchstaben bezeichnet sind.
Die drei anfeinander senkrechten Hauptsym metrieebenen A gehen beim Oktaeder durch
je vier Kanten hindorch, die sechs daiwischen liegenden Nebensymmetrieebeuen B
gehen in der Bichtaug der Höhenlinien Ober die Flächen hinweg.
Der in Fig. 35 dargestellte Enpfervitriolkry stall läDt
sich uaclt gar keiner Richtnng symmetrisch teilen. Eben
verhalt sich der Aiiaitkryatall Fig. 31. \ P
55. Symmetrieachsen. Symmetrieachsen sind
Bichtnngen, um welche ein Krystall um einen be-
stimmten Brachteil ron 360** so gedreht werden
kann, dafi sämtliche Flächen, Kanten und Ecken
nach cler Drehung mit gleichwertigen Flächen,
Kanten und Ecken zusammen fallen, daß der Krystall
also wieder mit sich selbst vollkommen zur Deckung „
gelangt. Wenn dies bei einer Kreisdrehnng n-mal
geschieht, also jedesmal nach Durchmessung eines Winkels Ton 3607»,
64
SymmetrieachBen.
so nennt man die Sjmmetrieaclise n-zählig, wo n stets eine ganze
Zahl ist. Man spricht so von 2-, 3-, 4-, 6-zähligea SymmetrieachseiL
Jede Symmetrieachse ist eine mögliche Kante des Krystalls nnd
meist senkrefM auf einer Symmdriethene, wenn diese nicht infolge von
Hemiedrie etc. verschwunden ist (63 ff., 68). Die Krystalle haben entweder
gar keine oder eine oder auch in vielen F&llen mehrere Symmetrie-
achsen, die aber nicht alle gleichwertig nnd gleichzählig zn sein
brauchen nnd die in ähnlicher Weise in Gruppen zerfallen können,
wie wir es bei den Symmetrieebenen gesehen haben. Steht eine
Symmetrieachse allein nnd ist von allen anderen verschieden, dann wird
sie eine singulare Achse genannt. Sind diese anderen neben ihr vor-
handenen nnd von ihr Terschiedenen gruppenweise einander gleich,
so heifit die singulare Achse eine Haaptachae, die anderen unterein-
ander gleichen nennt man Ntbenacksen.
56. SyraetriewliMa. Beispiele. Das Wesen einer SymmetrieachBe Terdent-
licht Tielleicht am besten ein Bhombns. Eine im DnrchsclmittspuDbt der beiden Diago-
nalen errichtete Normale ist eine EweicUiIige Symmetrieaclue
deaselben. Nach einer Drehong am 360*/2 = 180* kommt
der BhomboB mm eratenmal, nach einer Drehnng nm wei-
tere 180° noch einmal mit sich Belbst zar Deckong.
Sine EiyataUf orm mit einer einzigen Sjmmetrieachfle ist
die de« Oipte» (Fig, 36), begrenzt Ton den gleichen Flilchen-
pa&ren l nnd f, wozn noch die Fificfaen p treten, die der
(in der Figur schrafBerteu) Symmetrieebene des Krystalls
parallel gehen. Dann sind die eSmtlicfaen Kanten ^p, so-
wie die sämtlichen Kanten fjp einander gleich. In einem
solchen Erystoll steht eine zweizShlige Symmetrieachse &6
senkrecht zn der Symmetrieebene p. Dreht man den Krystall
nm diese Linie nra 360 °/2 =i 180°, dann fallen die vorderen
Flfichen f anf die ihnen parallelen hinteren, die oberen
Flächen I anf die unteren nnd umgekehrt. Bntsprediend
verhalten sich alle gleichnamigen Kanten und Ecken. Der Krystall kommt somit
nach einer Drehnng nm 180° nm die Achse b wieder vollkommen zai Deckung mit
sich selbst. Eine weitere Symmetrieachse ist hier nicht vorhanden.
Betrachten wir dagegen die schon oben beispielsweise angeführte Krystallfonn
des Kalkspati, wo drei sich nnter gleichen Winkeln von 120°
schneidende gleiche FlAchenpaare p ein heiagonales Frisma
bilden, das von einem anders beschaffenen Flfichenpaar g oben
und nnten senkrecht geschlossen wird (Fig. 37). Wir haben
hier Ennächst eine sechazShlige Symmetrieachse cc parallel mit
den Frismenkauten. Um diese am 360° gedreht kommt der
Krystall sechsmal mit sich selbst znr Deckong. Die sechs-
zählige Achse ist aber hier nicht die einzige. Es sind aach
noch sechs zweizShlige Symmetrieachsen aa und bb vor-
handen, von denen drei auf den FrismenkaJiten nnd drei
aaf den Prismenflächen senkrecht stehen, um eine Achse a ge-
dreht, kommt der Krystall, wie man leicht sieht, nach 180'
mit sich selbst zni Decknng nnd dasselbe ist bei einer Drehnng nm eine der Achsen 6
' der Fall. Es sind also hier zwei verschiedenwertige Qmppen von je drei gleichen
Fig. 36.
Kg. 87.
Symmetriecentram. g5
sweizähligen Symmetrieachsen aa nnd bb vorhanden, außerdem eine einzeln stehende
sechszählige c, die auf jenen sechs senkrecht steht. Auch sieht man leicht, daß
jede Symmetrieachse zn je einer Symmetrieebene ab, ac nnd hc des Erystalls normal
gerichtet ist. Die einzelne Symmetrieachse c ist eine singpiläre Symmetrieachse nnd
zwar eine Hauptachse, da neben ihr mehrere Gruppen von (je drei) untereinander
gleichen yorhanden sind. Letztere sind Nebenachsen.
Als weiteres Beispiel sei der Wwrfd (Fig. 33) erwähnt. Hier haben wir, wie
die Betrachtung eines Modells ohne Schwierigkeit zu erkennen gestattet, sechs gleich»
wertige zweizählige, vier gleichwertige dreizählige und drei gleichwertige yierzählige
Symmetrieachsen, die, der Beihe nach, in der Bichtung zz senkrecht durch zwei gegen*
überliegende Würfelkanten, in der Biditung M durch zwei gegenüberliegende Würfel-
ecken und in der Bichtung cm senkrecht durch zwei gegenüberliegende Würfel*
flächen yerlaufen, und die sämtlich durch den ihnen allen gemeinsamen Erystall-
mittelpunkt hindurchgehen, ^e werden auch als die digonalen, trigonalen und
tetragonalen Symmetrieachsen des Würfels bezeichnet.
Genau dieselbe Zahl yon Symmetrieachsen mit der gleichen Lage, Zähligkeit und
Wertigkeit, wie beim Würfel, treffen wir beim Oktaeder (Fig. 34). Die entsprechen-
den Achsen sind hier mit denselben Buchstaben bezeichnet, wie bei jenen in Fig. 83.
Sie gehen hier der Beihe nach senkrecht durch je zwei gegenüberliegende Kanten
(die digonalen zz\ senkrecht durch je zwei gegenüberliegende Flächen (die trigo-
nalen d(2), und durch je zwei gegenüberliegende Ecken (die tetragonalen aa),
57. Symmetrieeentnim. Ein Centram der Symmetrie ist dann
vorhanden, wenn man durch den Krystallmittelpnnkt gerade Linien
so ziehen kann, daß von ihnen allen an ihren beiden Enden gleich-
wertige Begrenzungselemente in derselben Weise getroffen werden.
Dies ist stets, aber auch nur dann mOglich, wenn zu jeder Fläche die
parallele Gegenfläche yorhanden ist (7). Es ist daher gleichgültig,
ob man sagt, ein Erystall hat ein Symmetriecentrum oder er ist
parallelflächig begrenzt. Selbstverständlich kann ein Erystall niemals
mehrere Symmetriecentren haben. Es ist aber möglich, daß gar keines
vorhanden ist; dies ist eben der FaU, wenn die parallelen Gegen-
flächen fehlen.
Beispiele für ErystaUe mit Symmetriecentmm sind sonach das Oktaeder (Fig. 34),
der Würfet (Fig. 33); das sechsseitige Ftisma mit der gerade eingesetzten Endfläche
(Fig. 37). Eine Form ohne Symmetriecentram ist n. a. das Tetraeder (Fig. 39, a n. c),
der Krystall des Kiesetzirikerzes (Fig. 23) etc. Bei dem letzteren treffen wohl ein-
zelne der dnrch den Krystallmittelpnnkt hindurchgehenden Geraden die Begrenzung
beiderseitig an gleichwertigen Stellen, n. a. alle diejenigen, die in einer zn den
Kanten If/a nnd Mlh senkrechten Ebene liegen, denn den Flächen J&f, a nnd h
liegen ja parallele Flächen gegenüber. Bei anderen Flächen ist dies aber nicht der
FaU, deshalb Terhalten sich anch andere Linienrichtnngen anders, nnd es ist somit
doch kein Symmetriecentmm vorhanden.
58. Grad der Symmetrie. Jede Erystallform ist in Beziehung
auf ihre Symmetrie bestimmt durch die Zahl ihrer Symmetrieebenen
und Symmetrieachsen, sowie durch das Auftreten resp. Fehlen eines
Symmetriecentrums, wobei die krystallographische Gleich- oder Ver-
schiedenwertigkeit der Symmetrieebenen und -Achsen, sowie die Zählig-
Bauer, Mineralogie. ^
66 Grad der S3rinmetrie.
keit der letzteren zu berücksichtigen sind. Auf der Anzahl und der
Beschaffenheit der Symmetrieelemente (52) beruht der Grad oder das
Maß der Symmetrie einer Krystallform. Zwei Krystallformen stimmen
in Beziehung auf die Symmetrie miteinander vollständig überein,
wenn sie denselben Grad der Symmetrie besitzen, d. h. wenn in beiden
dieselbe Zahl von. beziehungsweise gleichwertigen Symmetrieebenen
und Symmetrieachsen sich findet und wenn beide entweder ein Sym-
metriecentrum haben oder beide nicht. Die entsprechenden Symmetrie-
elemente haben in allen Krystallformen desselben Symmetriegrades
dann auch stets dieselbe Lage gegeneinander und zeigen nach ihrer
Gleich- oder Verschiedenwertigkeit, resp. -Zähligkeit dasselbe Ver-
halten. Derselbe Symmetriegrad liegt auch bei allen den Formen vor,
denen sämtliche Symmetrieelemente fehlen.
Beispiele. Der Gipshrystaü (Fig. 36) hat ein Symmetiiecentrom (parallele Gegen-
. flächen), eine Symmetrieehene paraUel mit der Fläche p und eine zweizählige Symme-
trieachse senkrecht darauf. Ebenso hat auch der Augitkrystall (Fig. 32) ein Symmetrie-
centram (paraUele Gegenflächen), eine Symmetrieebene parallel der Fläche l nnd eine
zweizählige Symmetrieachse senkrecht zu dieser. Weitere Symmetrieelemente sind in
beiden Formen nicht vorhanden. Beide stimmen nach Zahl nnd gegenseitiger Lage der
Symmetrieelemente vollkommen miteinander überein, sie haben denselben Grad der
Symmetrie.
Bei der Betrachtung des Würfels (64) haben wir gesehen, daß er 9 Symmetrie-
ebenen besitzt, die in drei auf einander senkrechte Hauptsymmetrieebenen A und sechs
unter 45^ zwischen diesen liegende Nebensymmetriebenen B zerfallen (Fig. 33).
Außerdem finden sich drei gleiche vierzählige Symmetrieachsen a, in denen sich je zwei
Hauptsymmetrieebenen Aschneiden, vier gleiche dreizählige Symmetrieachsen c2, in denen
sich je drei Nebensymmetrieebenen B treffen, und sechs gleiche zweizählige Symmetrie-
achsen Zj in denen je eine Hauptsymmetrieebene A mit einer Nebensymmetrieebene B
zusammenstößt. Endlich ist auch ein Symmetriecentrum vorhanden. Betrachten
wir nun das Oktaeder (Fig. 34), so haben wir bei ihm ebenfalls drei aufeinander senk-
rechte Hauptsymmetrieebenen A und sechs Nebensymmetrieebenen 5, die unter 45®
gegen jene geneigt sind. Beide Gruppen von Symmetrieebenen des Oktaeders
entsprechen also in Zahl, Beschaffenheit und gegenseitiger Lage genau den Sym-
metrieebenen beim Würfel. Ferner sieht man leicht, daß beim Oktaeder ebenfalls
drei aufeinander senkrechte gleiche vierzählige Symmetrieachsen a, vier gleiche drei-
zählige Symmetrieachsen d und sechs gleiche zweizählige Symmetrieachsen z vorhanden
sind, die zu den Symmetrieebenen und also auch gegeneinander genau ebenso liegen,
wie im Würfel. Da auch das Oktaeder ein Symmetriecentram besitzt, so stimmt es
mit dem Würfel in Beziehung auf die Symmetrie in aUen Punkten vollkommen
überein, es hat denselben Grad der Symmetrie wie dieser.
Li Beziehung auf den Grad der Symmetrie stimmen auch alle diejenigen Erystalle
miteinander überein, die keine Symmetrieebene und keine Symmetrieachse, dagegen
ein Symmetriecentrum besitzen, bei denen also keine andere Symmetriebedingung
zutrifft, als daß zu jeder Fläche die parallele Gegenfläche in gleicher Beschaffenheit
ausgebildet ist. Dies findet man z. B. bei dem ErystaU von Axinit (Fig. 31) und
dem von Kupfervitriol (Fig. 35). Ist auch kein Symmetriecentrum, also gar kein
Symmetrieelement mehr da, fehlt also zu jeder Fläche eine gleich beschaffene Gegeu-
fläche, dann haben wir, wie oben schon bemerkt, gleichfaUs einen bestimmten Symme-
triegrad. Beispiele solcher ErystaUe sind indessen im Mineralreich noch nicht ge-
Erystallklassen. ffj
fnnden worden, wohl aber bei künstlichen Snbstanisen (nnterschwefligBanres Calcium,
sanres rechtweinsanres Stronünm etc.)-
59. Krystallklassen. Da die Krystallfomien in Beziehung auf
ihre Symmetrie einerseits vielfach vollkommene Übereinstimmung
(denselben Symmetriegrad) zeigen, anderseits aber auch in dieser
Hinsicht sich wesentlich voneinander untei'scheiden (verschiedenen
Symmetriegrad haben), so können sie nach den Symmetrieverhältnissen
in sachgemäßer und zweckentsprechender Weise in einzelne Gruppen
eingeteilt werden, die man als £[rystallklassen bezeichnet. Eine
KrystaUklasse ist der Inbegriff aller derjenigen einfachen und zusammen-
gesetzten Erystallformen, die in Beziehung auf die Symmetrie mit*
einander völlig übereinstimmen, die also denselben Grad dei' Sym-
metrie, dieselbe Zahl beziehungsweise gleicher und gleichliegender
Symmetrieelemente besitzen.
Beispiele. Demnach würden also die Erystalle Ton Qips {Fig. 36) und Äugit
(Fig. 92) zu der nftmlichen Krystallkiasse gehGren. In einer anderen Klasse wären
die nnr mit einem Symmetrieoentmm yersehenen ErystaUe yon Äxinit (Fig. 31) nnd
Ton Kupfervitriol (Fig. 35) nnterznbringen. Alle Erystalle ohne jedes Symmetrie-
element würden miteinander eine fernere Klasse bilden. Eine weitere Klasse ist
dnrch den Würfel nnd das reguläre Oktaeder repräsentiert, die ja ebenfalls in der
Symmetrie vollkommen gleich sind etc.
60. Beziehung der Symmetrie zum Eantenschnittgesetz. Wie
die Erystallfl&chen in ihrer Anordnung überhaupt, so sind sie selbst-
verständlich auch in Beziehung auf ihre symmetrische Gruppierung
völlig dem Gesetz der rationalen Eantenschnitte (dem Zonengesetz)
unterworfen. Es kann keine Art der Sjrmmetrischen Anordnung der
Flächen, Eanten und Ecken in der Begrenzung der Erystalle vor-
kommen, die auf irrationale £[antenschnitte führen würde, sonst könnte
ja das Gesetz der rationalen Eantenschnitte nicht allgemein gültig
sein. Polyeder mit einer Anordnung der Begrenzungselemente nach
einer dem Eantenschnittgesetz nicht entsprechenden Symmetrie sind
zwar geometrisch wohl denkbar, aber kiystallographisch unmöglich
und auch niemals an Erystallen beobachtet worden.
Beispiele hierfür sind das im geometrischen Sinne regul&re Dodekaeder (Pen-
tagondodekaeder) nnd das Ikosaeder, zwei yon den fünf platonischen Körpern, die
beide nach 15 Ebenen symmetrisch geteilt werden können. Die Anordnung ihrer
Flächen führt anf irrationale Eantenschnitte. Sie sind also krystallographisch nn-
möglichy wie ans demselben Grunde alle übrigen mit 15 Symmetrieebenen versehenen
Polyeder. Formen genau wie jene beiden sind auch noch niemals an einem ErystaU
beobachtet worden, wohl aber ihnen sehr ähnliche, deren Eanten jedoch nicht mehr
alle einander gleich sind. Es ist ein Pentagondodekaeder mit in der idealen Form
nicht regulären, sondern einseitig symmetrischen Fünfecken, das sog. Pyritoeder
(Fig. 136) und ein Ikosaeder, von dessen 20 Flächen in der idealen Form nur 8 gleich-
seitige, die übrigen 12 jedoch gleichschenklige Dreiecke sind (Fig. 143). Bloß unter
diesen Umständen ist eine Anpassung an das krystallographische Grundgesetz m6g-
6*
68 32 Erystallklassen.
lieh, aber es wird auch gleichzeitig die Symmetrie erheblich yermindert nnd die
Zahl der Symmetrieebenen anf drei reduziert. Solche Formen zeigen n. a. der
Schwefelkies nnd andere Mineralien.
61. Fortsetzung. Gewisse Arten der symmetrischen Flächen-
gruppiemng sind also durch das Gesetz der rationalen Eantenschnitte
unbedingt bei Krystallen ausgeschlossen. Nur solche Formen, die in
Beziehung auf die symmetrische Anordnung der Flächen (und der
anderen Begrenzungselemente) diesem Gesetze entsprechen, bleiben
für die Krystalle übrig. Man kann nun aus dem genannten Gesetz
auf mathematischem Wege schliefen, da£ Flächen eines Erystalls
nur nach 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 oder 9, nicht aber nach 8 oder nach
mehr als 9 Ebenen symmetrisch angeordnet sein können ; femer, daß
ein Erystall ausschließlich nur 2-, 3-, 4- und 6-zählige Symme-
trieachsen haben kann, niemals aber solche von einer anderen Zählig-
keit; dass, wenn eine Symmetrieebene und eine 2-zählige Sym-
metrieachse vorhanden sind, diese notwendig aufeinander senkrecht
stehen müssen etc. Man kann weiter zeigen, daß die Symmetrie-
elemente nicht immer nach Zahl, relativer Beschaffenheit und gegen-
seitiger Lage unabhängig voneinander auftreten können, sondern
daß z. B. eine gewisse Anzahl von Symmetrieebenen notwendig auch
eine gewisse Anzahl von Symmetrieachsen etc. bedingt.
So müssen z. B. neben den 3 -|- ^ Symmetrieebenen des Würfels nnd des
Oktaeders notwendig die scbon oben (56) besprochenen 3 gleichen Tierzähligen,
4 gleichen dreizähligen nnd 6 gleichen zweizähligen Symmetrieachsen vorhanden sein
nnd zwar genan in der dort mitgeteilten gegenseitigen Lage nnd ebenso mnß
notwendig ein Symmetriecentmm existieren.
62. 32 KrystallUassen. Setzt man diese Betrachtungen, was
aber hier nicht geschehen soll, fort, indem man das Gesetz der ratio-
nalen Eantenschnitte einer geeigneten mathematischen Behandlung
unterwirft, so kommt man zu dem Resultat, da£ mit diesem Gesetz
32 durch die Zahl, gegenseitige Lage und relative Beschaffenheit der
Symmetrieelemente charakterisierte Sjrmmetriegrade vereinbar sind, daB
also die diesem Gesetz unterworfenen und aus ihm ohne andere Vor-
aussetzungen ableitbaren polyedrischen Formen in 32fach verschiedener
Weise symmetrisch gebaut sein können. Mit anderen Worten : es sind
32 KrystaUklassen möglich, in denen sich die sämtlichen Erystall-
formen nach ihren Symmetrieverhältnissen unterbringen lassen. Dies
ist auch in der Tat ausnahmslos der Fall. Allerdings hat man für
einige wenige dieser 32 Sjrmmetrieklassen bisher noch keinen in der
Krystallwelt tatsächlich vorhandenen Repräsentanten kennen gelernt,
und für mehrere Klassen hat man speziell noch keinen Vertreter im
Mineralreich aufgefunden. Es ist jedoch die Erwartung berechtigt,
dass diese Lücken bei fortschreitendem Studium der künstlichen und
Holoedrie. Meroedrie. Hemiedrie. g9
natürlichen Erystalle in Zukunft noch ausgefüllt werden. Ander-
seits hat man aber noch niemals einen Erystall beobachtet, der eine
andere Symmetrie zeigte, als es einer der 32 aus dem Gesetz der
rationalen Eantenschnitte ableitbaren Klassen entspricht.
Diese Übereinstimmung der in der Natur tatsächlich beobachteten
Symmetrieverhältnisse mit den aus dem krystallographischen Grund-
gesetze abgeleiteten ist eine wichtige indirekte Bestätigung des
letzteren.
Eine Ableitung der 32 KrystaUklassen findet man n. a. in folgenden Werken:
Hewelj Artikel „Krystall" in Gehler's physikaliachem Wörterbnch Bd. 6
pag. 1023— 1B40 (1830) ; separat 1831 unter dem Titel: Erystallometrie oder Erystallo-
nomie und Erystallographie ; anch Ostwald's Klassiker Bd. 88, 89. Bravais, Memoire
snr les poly^dres de forme symmStrique. 1849 ; Ostwald's Klassiker Nro. 17. Etndes
cristaUographiqnes 1861 nnd 1866; Oadolin, Memoire snr la d^dnction d^nn senl prin-
cipe de tons les systömes ctistallographiqnes avec lenrs subdivisions. Acta soc. scient.
fennicae Bd. 9 pag. 1—71, 1871 ; Ostwald's Klassiker Nro. 75. P. Curie, Bulletin de
la sod^tS frangaise de min6ralogie. Bd. 7, 1884 pag. 89 n. 418. Sohnke, Entwickelnng
einer Theorie der Krystallstmktnr. 1879. Minr^igerode, N. Jahrb. für Mineralogie etc.
Beilage-Bd. V, 1887, pag. 145—166. Schönfliess, Kry Stallsysteme und Krystallstruktur.
1891. Groth, Physikalische Krystallographie. 3. Aufl., 1895, pag. 311 ff. WiUfing,
Tabellarische Uebersicht der einfachen Formen der krystallographischen Symmetrie-
gmppen. 1895. Th. Lidfisch y Grundriss der physikalischen Ejrystallographie.
pag. 34 ff. Erwähnt sei noch: FcdoroWy Uebersicht über dessen russisch geschriebene
Arbeiten: N. Jahrb. f. Mineralogie, 1891, I. pag. 113—115.
Ehe wir dazu übergehen, die 32 KrystaUklassen eingehend zu betrachten, haben
wir noch eine Beziehung zwischen ihnen kennen zu lernen, die es gestattet, sie zu
einer Anzahl von sechs größeren Gruppen, den sechs Krystallsystemen, zusammen-
zufassen.
63. Holoedrie. Meroedrie. Hemiedrie. Man macht bei dem
Studium der Kry stallformen vielfach die Beobachtung, daß eiuzelne
Flächen, die nach der Symmetrie eigentlich vorhanden sein müßten,
fehlen. Dies sind Unregelmäßigkeiten und UnvoUkommenheiten, die
wegen ihres gelegentlichen und zufälligen Auftretens eine größere
Bedeutung nicht besitzen.
In zahlreichen anderen Fällen ist aber auch ein regelmäßiges,
ganz bestimmten Gesetzen unterworfenes Fehlen von Flächen an ge-
wissen Formen zu konstatieren, wodurch neue, weniger symmetrische,
abgeleitete Formen ebenfalls mit ganz bestimmten Symmetrieverhält-
nissen entstehen. Diese Erscheinuug ist von der größten Bedeutung,
und sie ist es, die wir nun etwas genauer kennen zu lernen haben.
Schon bei Beginn der Entwicklung der wissenschaftlichen Krystall-
kunde am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde diese wichtige Be-
ziehung zwischen gewissen Krystallformen erkannt, die man als die
der VoUfläcJiigkeit und TeilflächigJceit, der Holoedrie und Meroedrie zu
bezeichnen pflegt. Diese besteht u. a. darin, daß manche Krystallformen
70 Hemiedrie.
Dur Ton der Hälfte der Flftchen anderer Formen begrenzt sind, wo-
bei die Flächen der ersteren genau dieselbe Lage zueinander haben,
wie die entsprechende Hälfte der Flächen der letzteren. lUan kann
sich demnach jene ans diesen durch Verschwinden der anderen Hälfte
der Flächen entstanden denken, indem sich gleichzeitig die bleiben-
den Flächen bis znm gegenseitigen Dorchschnitt nach allen Seiten
hin ausdehnen. Solche nur Ton der Hälfte der Flächen begrenzte
Formen heißen hemiedrische oder hälbftächige im Vergleich mit denen,
die die volle Anzahl der Flächen besitzen und ans denen sie sich in
der ei-wähnten Weise ableiten lassen. Diese letzteren werden als
die holoedrischen oder voVflächigen Formen bezeichnet Die Erscheinnng
selbst wird Hemiedrie oder Halbftäckigheit genannt; sie bildet einen
speziellen Fall der Teilflächigkeit oder Meroedrie.
Die aus einfachen vollSächigen Krystallformen abgeleiteten hemi-
edrischen sind ebenfalls einfache Krystallformen, da ja auch sie von
lauter gleichen Flächen begrenzt werden. Diese sind auch selbstver-
ständlich in ihrer Anordnung dem Glesetz der rationalen Kantenschnitte
Unterworfen. Das Verschwinden der einen Hälfte der Flächen ist ja
von keinem Einfluß auf die bleibenden, die nach wie vor alle ein-
ander gleich sein und dem Kantenschnittgesetze entsprechen müssen.
In diesem Verhältnis der Holoedrie and Hemiedrie Bteben z. B. das re^olKre
Oktaeder und das Bteta von Tier g:Ieichaeitigen Dreiecken begrenzt« Tetraeder. Denkt
man sich im einem Oktaeäer (Fig. 38) die vier abwechselnden Flächen (die Bchrafßrten)
Terschwnnden (regp. von Anfang an nicht ansgebildet)
nnd die übrigen vier Flächen bis znm gegeneeitigeD
Dnrcbsclinitt erweitert, so entsteht eine neue, dem voll-
fl&chigen Oktaeder gegenOber bemiSdrische Form, die
das regnJäre Tetraeder genannt wird, DaB zwisclien
dem Oktaeder und Tetraeder wirklich diese Beziehung
besteht, zeigt die in der Figor dargestellte Grappimug
der Fluchen. Sie geht noch weiter aas den WiiikelTer-
bältniasen beider Formen hervor. Das Oktaeder ist von
acht gleichen, in der idealen Form gleichseitig dreieckigen
Fig. SB. Flächen begrenzt, die sich in lauter gleichen Sauten von
109 " 28' schneiden. Über die Ecken hinweg atollen sie
dann unter Winkeln von 180»— 109" 28' = 70" 32' zusammen. Unter demselben Winkel
von 70' 32 ' müssen sich aber auch, wie mau ans der Figur sieht. Je zwei Tetraeder-
flächen in den Tetraederkanten treffen, denn die Tetraederflächen sind ja der Lage
nach nichts anderes, als Oktaederflächen, die sich über die Oktaederecken weg
schneiden. In der Tat trifft man auch an zahlreichen Mineralien (Fahlerz, Boracit etc.)
tetraSdrische Fennen, deren Flächen unter lauter Winkeln von 70° 32' zusammen-
stoOen, die also reguläre Tetraeder sind und somit in der erwähnten Beziehung zu
dera regulären Oktaeder stehen und ans ihm abgeleitet werden können.
64. Korrelate hemiSdriBelie Formed. Die voMächigen Krystall-
formen geben selbstverständlich mit jeder ihrer beiden Flächenhälften
einen zugehörigen hemiedrischen KSrper, also im ganzen zwei (von
verschiedener Stellung). Die beiden aus demselben VoUflächuer abg:e-
leiteten HalbflSchner heißen korrdat; jeder ist der Gegenkörper des
anderen.
So gibt das Oktaeder (Fig. 39 b] Ewei korrelate Tetraeder (Fig. 39 a und c),
deren Kanten sich nntet 90" durchschneiden. Das eine Tetraeder ist das (Vt^en-
tetraeder des andereii.
65. Charakter der Hemiedrle. Zwei korrelate hemiedrische
Formen, also z. B, die beiden Tetraeder Fig. 39 a und c, ergänzen
sich gegenseitig geometrisch zn der zugehörigen Tollflächigen, also hier
dem Oktaeder (Fig. 39 b). Die Flächen der einen Form (des einen Tetra-
eders) sind aber stets physikalisch verschieden von denen der Gegen-
form (des Gegentetraeders). Zwei korrelate Hernieder, also die beiden
Tetraeder, bilden somit zwei verschiedene einfache Formen, die völlig
unabhängig voneinander anitreteo. Durch ihr Zosammenvorkommen
wird daher der zugehörige vollflftchige Körper nur der äußeren Form
nach wiederhergestellt (Fig. 39 b), nicht aber der Flächeubeschaffen-
beit nach, da nun nicht mehr alle Flächen einander gleich sind,
sondern in zwei verschiedene Gruppen zerfallen. Man hat es mit einer
Kombination der beiden korrelaten Halbflächner (der beiden Tetraeder)
zn ton.
Danach ist es für die Hemiedrie nicht unbedingt erforderlieh,
daß die eine Hälfte der nächen aus der vollflächigen Form verschwindet,
Hemiedrie ist schon vorhanden, wenn die Flächen der letzteren in zwei
Gruppen von ungleicher Beschaffenheit zerfallen, von denen Jede fttr
sich genflgend erweitert einen der beiden korrelaten Halbflächner
bilden kann. Das völlige Verschwinden der einen Hälfte der Flächen
stellt gewissermaßen den größtmöglichen Unterschied gegen die
andere bleibende Flächenhälfte dar und liefert die zugehörigen ein-
fachen hemiedrischen Formen.
66. KoDgraente und enantlomorphe Hernieder. Die aus einer
vollflächigen Form ableitbaren korrelaten Hernieder sind in allen
Fällen einander der Form nach gleich und nur in der Stellung von
einander verschieden. Doch ist in dem gegenseitigen Verhalten der
72 Eemiedrie.
beiden korrelaten Formen zueinander eine Verscliiedenlieit nnd zwar
von doppelter Art zd erkennen.
Die beiden korrelaten Formen sind entweder in der Weise ein-
ander gleich, daß jede darch eine g:eeignete Drehung mit der anderen
zur Deckung gebracht werden kann: sie sind hmgrwnt. Zwei der-
artige korrelate Formen werden meist ihrer Stellung nach als posiÜT
und negati? (-f- und — ) voneinander anterschieden, wobei es gleich-
gültig ist, welche von beiden als + angenommen wird; die andere
ist dann eben — .
Oder die beiden korrelaten Hemieder können nicht durch Drehung
miteinander zur Deckung gelangen; sie sind nur spiegelbildlich gleich.
Das eine ist das Spiegelbild des anderen, und sie verhalten sich zu-
einander wie die rechte Hand zur linken. Formen dieser Art werden
enarUiomor'ph genannt. Ihre verschiedene Stellung wird durch die Be-
zeichnung „rechts" nnd „links" zum Ausdruck gebracht. Alle enan-
tiomorphen Hemieder sind ohne Symmetrieebenen und ohne Symmetrie-
centrum, wahrend die kongruenten beides besitzen können.
Beispiele. Die aas dem Oktaeder ableitbaren beiden Tetraeder (Fig. 39) sind
kongruent; die Kanten des einen Tetraeders krenzen die des ooderen rechtwinklig.
Diebt man A»a erste nm eine der drei die Mitten zweier gegentiberliegendet Eanten
Terbindende Linie nm 90°, so kommt es mit dem Gegentetraeder vollkommen zur
Becknsg, so daß die FUchen nnd Kanten des einen genau in die Flachen nnd
Kauten des anderen fallen. Nennt man das eine Tetraeder -{-, so ist das andere — .
Eine an zahlreicbea Krystallen vorkommende einfache vollfichige Form ist
das Fig. 40b abgebildet« Dioklaeder, begrenzt Ton 16 gleichen Flächen, die üne
doppelt achtieitige Pyramide bilden mit gemeinsamer ebener Onmdfl&che der beiden
Fig. 40.
Hälft«ii. Diese 16 FIfichen gcbiteiden sich in acht gleichen Kanten, die in dieser gemein-
BchaftUchen Grtindfliiche liegen, nnd in je acht abwechslnngsweise gleichen spitzeren
resp. stompferen Eantenpaaren, die von den Ecken der Grundfläche nach den beiden
Pyramidenecken hin verlaufen. Wenn von den 16 Flächen des Dioktaeders nur je
die acht abnecbselnden ausgebildet sind, wie es die Schraffierung in h angabt, dann
entstehen zwei korrelate hemiedrische Formen , die man Trapezoeder genannt bat
(Fig. 40a und c). Ihre acht Flächen bilden eine vierseitige Doppelpjramide, deren beide
HUften etwas gegeneinander verdreht erscheinen, so d&O in der Mitte acht abwechselnd
Tetartoedrie. Ogdoedrie. Hemimorphie. 73
Terschiedene kürzere ondlängere Kanten zickzackfOrmig auf- nnd absteigen. Acht gleiche
Kanten gehen zu je vier von den beiden Pyramidenecken ans. Diese zwei korrelaten
Trapezoeder sind spiegelbildlich gleich, jedem Begrenznngselement des einen liegt ein
gleiches am anderen symmetrisch gegenüber. Sie lassen sich dnrch keine Drehung zur
Deckung bringen, sie sind enanüomorph -^ das eine ist das rechte, das andere das
linke. Eine Symmetrieebene und ein Symmetriecentram sind, wie man sieht, nicht
Torhanden.
67. Tetartoedrie. Ogdoedrie. Nicht selten geht die Teil-
fl&chigkeit noch weiter. Von manchen (nicht allen) Krystallformen, die
zu anderen im Verhältnis der Hemiedrie stehen, kann man sich wieder
nnr die Hälfte der Flächen ausgebildet, die andere Hälfte verschwunden
denken, so daß also von den Flächen der holoedrischen Gestalten nnr
der vierte Teil vorhanden ist. Man erhält so viertelfläehige oder
ietartoedrische Formen, die als Hemieder von Hemiedern aufgefaßt
werden können. Die Erscheinung selbst ist die der Tetartoedrie oder
ViertäflächigkeU. Die vollflächigen Formen können somit vier korre-
late tetartoedrische Formen geben, die hemiedrischen deren zwei. Auch
die korrelaten tetartoedrischen Formen sind entweder kongruent oder
enantiomorph. Beispiele dafür werden wir unten bei der Beschreibung
der einzelnen Krystallformen kennen lernen.
Durch fortgesetztes Verschwinden der Hälfte der Flächen können wir ans ge-
wissen yiertelflächigen Formen achtelflächige oder ogdoedriache Gestalten ableiten,
womit dann die Teilflächigkeit ihr Ende erreicht hat. Die Ogdoedrie oder Achtd-
flächigkeit ist aber namentlich für Mineralien von so geringer Bedeutung) daß hier
nur kurz darauf hingewiesen werden soll.
68. HemlmorpUsmus. Eine besondere Art der Hemiedrie ist
der Hemimorphismus (Hemimorphie). Von Hemimorphismus spricht
man, wenn an einem Krystall an dem einen Ende einer nur einmal
vorhandenen (singulären) Symmetrieachse (56) nicht die parallelen Gegen-
fl&chen zum anderen Ende, sondern Flächen von abweichender Lage
vorhanden, oder wenn die Flächen am einen Ende den etwaigen
parallelen am anderen nicht krystallographisch gleich sind. Die beiden
Enden jener Achse, der Achse des Hemimorphismus^ sind demnach ver-
schieden ausgebildet, aber stets so, daß die Flächen auf beiden Seiten
in derselben Weise, d. h. nach den nämlichen Ebenen und Achsen,
symmetrisch angeordnet sind. Die Achse des Hemimorphismus ist eine
Symmetrieachse von gleicher Zähligkeit für beide Enden, sie zeigt aber
eine ausgesprochene Zweiseitigkeit, der Krystall eine bestimmte Po-
larität in der Richtung der Achse, die auch in einer physikalischen
Verschiedenheit der beiden Pole selbst, nicht nur der Flächen, zum
Ausdruck kommt (verschiedenes pyroelektrisches Verhalten der beiden
Pole etc.). Die Flächen von gleicher Beschafifenheit am einen, wie die
an dem entgegengesetzten Pol, bilden je für sich einfache Formen,
mit Ausschluß aller gegenüberliegenden. Sämtliche einfache Formen
74 Symmetrie hemiedrischer Fonnen.
hemimorpher Krystalle sind daher notwendig oflfen und die Krystalle
selbst müssen stets Kombinationen ohne Symmetriecentrum darstellen.
Hemimorphe Formen lassen sich aus sämtlichen solchen Formen
ableiten, die mindestens eine an beiden Enden gleich ausgebildete
singulare Symmetrieachse besitzen, und nur aus solchen. Auf dieser
Symmetrieachse ist stets eine Symmetrieebene oder eine Anzahl anderer
Symmetrieachsen senkrecht. Man denkt sich jede der vorhandenen ein-
fachen Formen in zwei voneinander unabhängige (voneinander ver-
schiedene) Hälften zerfallen, deren Flächen je um die beiden Pole
herumliegen und kann sich vorstellen, daß die Flächen am einen Ende
verschwinden und durch andere nach derselben Sjrmmetrie angeordnete
ersetzt werden. Dadurch kommen dann auch die Symmetrieelemente
zum Wegfall, die auf der zur Achse des Hemimorphismus gewordenen
Symmetrieachse senkrecht sind (Symmetrieebene, resp. Symmetrieachsen),
wie wir bei der speziellen Betrachtung der hemimorphen Krystalle,
namentlich im hexagonalen System, noch eingehender sehen werden.
Beispiel. Eine Anschannng von hemimorpher Anshildnng gibt der ErystaU
von Kiesebirikcrz (Fig. 41). Die Achse des Hemimorphismus ist anfrecht gestellt. Es
ist eine für beide Enden zweizählige Symmetrieachse. Die Flächen
an beiden Polen sind nach zwei aufeinander senkrechten Symmetrie-
ebenen, die parallel a und b gehen, symmetrisch angeordnet. Die
Flächen p, m, o, r nnd c sind nur oben, die Flächen s nur unten
ausgebildet. Wäre die Begrenzung oben und unten dieselbe, so wäre
noch eine horizontale Symmetrieebene senkrecht zur Achse des Hemi-
morphismus Torhanden, die aber nun weggefallen ist, ebenso auch
die beiden auf der letzteren und auf den Flächen a und b senk-
•^g- 41- rechten horizontalen zweizähligen Symmetrieachsen. Zu keiner der
Endflächen ist eine parallele Gegenfläche Yorhanden, wohl aber zu
allen Flächen, die der Achse des Hemimorphismus parallel gehen, zu a, & und g; auf
diese hat hier die Hemimorphie keinen Einfluß.
69. Symmetrie hemiedrischer Formen. Durch das Verschwinden
der einen Hälfte der Flächen einer vollflächigen Krystallform muß
selbstverständlich auch ein Teil der Symmetrieelemente dieser
letzteren wegfallen. Damit wird die Symmetrie der hemiedrischen
Formen niedriger, als die der zugehörigen holoedrischen. Speziell ist
mit der einen Hälfte der Flächen auch ein Teil der Symmetrieebenen
des Vollflächners und damit zusammen meist notwendig von selber
auch ein Teil der Symmetrieachsen verschwunden. Letztere brauchen
daher nur in einzelnen Fällen besonders beiücksichtigt zu werden,
wie wir unten bei der genaueren Betrachtung der einzelnen Hemiedrien
noch weiter sehen werden. Ebenso verhält es sich auch mit dem
Sjnmmetriecentrum. Geht das Symmetriecentrum verloren, so fehlen
zu allen Flächen die parallelen Gregenflächen. Die so entstehenden
hemiedrischen Formen heißen dann geneigiflächig. Im Gegensatz dazu
Symmetrie hemiedriBcher Formen. 75
werden hemiedrische Formen, bei denen zu jeder Fläche die parallele
Gegenfläche noch vorhanden ist, parallelflächige genannt.
An sich wäre es nun wohl möglich, d. h. es würde dem Gesetze
der rationalen Kantenschnitte nicht widersprechen, wenn die Hälfte
der Flächen an den holoedrischen Formen in ganz beliebiger Weise
verschwinden würde. Bei genauerer Untersuchung findet man aber,
daß hier eine strenge Gesetzmäßigkeit herrscht, die auf die allge-
meinen Verhältnisse der Symmetrie gegründet ist
70. Hafiysches Symmetriegesetz. Diese Gesetzmäßigkeit folgt
aus einem umfassenderen Gesetz, das wir hier zum ersten Male kennen
lernen, dem wir aber später noch öfter begegnen werden. Es ist zu-
erst am Beginn des 19. Jahrhunderts von dem Pariser Mineralogen
Haüy^ dem Begründer der wissenschaftlichen Erystallographie auf-
gestellt und danach das Haüysche SymmetriegeseUf genannt worden.
Ganz allgemein kann es in folgender Form ausgedrückt werden: In
jedem Krystalle verhaften sich gleichwertige Stüdce jedereeit gleich. Je
nachdem diese Stücke Symmetrieelemente oder Begrenzungselemente
sind, wird sich dieses Gesetz im speziellen auf verschiedene Weise
äußern.
(Hdüy^ M6moire snr nne loi de la cristallisation appel^e loi de Symmetrie
M4m. du mos. d'hist. nat. 1816. I. 81. 206. 273. 341. Uebersetzt von Hessel unter
dem Titel: Haüy's Ebeumaassgesetz der Krystallbildung 1819).
71. Symmetrieverliältnisse der hemiedrlschen Formen nach
dem Hafiyschen Symmetriesatz. Die Stücke der Krystalle, um die
es sich hier handelt, sind die Symmetrieelemente derselben, namentlich
die Sjrmmetrieebenen. Das Haüysche Gesetz würde also speziell
lauten : Gleichwertige Symmetrieelemente (Symmetrieebenen) ver-
halten sich bei der Hemiedrie gleich. Dieses gleiche Verhalten besteht
darin: die verschwindenden resp. bleibenden und sich ausdehnenden
Flächen einer holoedrischen Form sind stets in der Weise angeordnet,
daß Gruppen gleichwertiger Symmetrieelemente (gleichwertige Sym-
metrieebenen und mit ihnen oft auch gleichwertige Symmetrieachsen)
stets gleichzeitig verschwinden und nur die anderen übrig bleiben.
Manchmal verschwindet nur eine einzige Gruppe von Symmetrieebenen,
in anderen Fällen mehrere solche Gruppen gleichzeitig. Durch die
übrig bleibenden Symmetrieelemente sind dann die hemiedrischen
Formen in Bezug auf ihre Symmetrie charakterisiert. Hat der voll-
flächige Krystall kein anderes Symmetrieelement als ein Symmetrie-
centrum, so kann bei der Hemiedrie auch dieses verschwinden, und
die hemiedrischen Formen sind dann dadurch ausgezeichnet, daß sie
gar kein Symmetrieelement mehr besitzen.
Beispiel. Das Tetraeder (Fig. 38) ist eioe aus dem Oktaeder ableitbare hemi-
edrische Form (63). Das letztere hat, wie wir gesehen haben (64), drei Haupt- und
76 Gesetz der Hemiedrie.
6 Nebensymmetrieebenen. Fallen bei der Ableitung des Tetraeders die abwechselnden
Flächen (die schraffierten) des Oktaeders weg, so yerschwinden, wie die Fignr deat-
lich zeigt, die drei über die Oktaederkanten hinweggehenden Hanptsymmetrieebenen.
Dagegen bleiben die sechs Nebensymmetrieebenen in der Eichtnng der Höhenlinien der
Oktaeder- und der Tetraederflächen (angegeben durch die gestrichelten Linien) auch
bei dem Tetraeder als Symmetrieebenen erhalten. Die drei gleichwertigen Haupt-
symmetrieebenen sind also alle gleichzeitig verschwunden, die sechs gleichwertigen
Nebensymmetrieebenen aUe gleichzeitig erhalten geblieben. Ähnlich ist es mit den
Symmetrieachsen. Gleichzeitig mit den drei Hauptsymmetrieebenen verschwinden die
sechs gleichwertigen zweizähligen Symmetrieachsen des Oktaeders, es bleiben aber
alle vier gleichen dreizähligen Symmetrieachsen des Oktaeders als solche auch beim
Tetraeder und die drei gleichen vierzähÜgen Symmetrieachsen des Oktaeders gehen
in drei gleiche zweizählige beim Tetraeder über.
72. Symmetrieyerhältiilsse der tetartoedriscilen Formen. Wie
die hemiedrischen Formen weniger symmetrisch sind als die zuge-
hörigen vollflächigen, so sind die tetartoedrischen weniger symmetrisch
als die hemiedrischen, ans denen sie sich ableiten lassen. Zwischen
den beiden letzteren herrschen aber genau dieselben allgemeinen Ver-
hältnisse, wie bei den beiden erstgenannten. Auch aus den hemiedri-
schen Formen verschwinden • bei der Bildung von tetartoedrischen
gewisse Gruppen gleicher Symmetrieelemente. Nur aus solchen
hemiedrischen Formen können tetartoedrische abgeleitet werden, die
noch gewisse Symmetrieelemente besitzen. Ebenso verhalten sich die
ogdoedrischen Formen zu den tetartoedrischen. Mit der Achtelflächig-
keit ist die äußerste Grenze der Meroedrie erreicht
73. Gesetz der Hemiedrie etc. Die Angabe der Symmetrie-
elemente, besonders der Symmetrieebenen einer vollflächigen Krystall-
form, die beim Eintreten einer Hemiedrie verschwinden, nennt man
das Gesetz der Hemiedrie, In derselben Weise ist auch das Gesetz der
Tetartoedrie etc. aufzufassen, wobei man sich die tetartoedrischen
Formen entweder direkt aus den vollflächigen oder auch aus den
hemiedrischen etc. abgeleitet denken kann. Aus diesem Gesetz folgt
dann die Anordnung der verschwindenden und der bleibenden Flächen
von selbst; sie steht mit dem Verschwinden dieser oder jener Gruppe
von Symmetrieebenen in engem und notwendigem Zusammenhang.
Das Gesetz der Hemiedrie etc. läßt sich daher auch ebenso gut durch
Angabe der gegenseitigen Lage der verschwindenden und bleibenden
Flächen des VoUflächners bestimmen, woraus dann umgekehrt folgt,
welche Symmetrieelemente dabei verschwinden müssen.
Beispiel. Bei der Ableitung des Tetraeders aus dem Oktaeder besteht das
Gesetz der Hemiedrie darin, daß die drei Hauptsymmetrieebenen im letzteren ver-
schwinden. Dies kann aber nur geschehen, wenn von den auf beiden Seiten einer
Oktaederkante liegenden Flächen überaU eine wegfällt und nur die andere übrig
bleibt. Führt man dies in konsequenter Weise rings um den ganzen ErystaU herum
aus, so kann nur die in Fig. 38 oder 39b durch Schraffieren angedeutete Flächen-
Geseti der Eemiedrie. 77
(p^ippienmg heraiukommeii, bei der eine jede bleibende Okt&ederfläcbe umgeben iat
Ton dnd TenchwindeDden tutd nmgeliehTt. Die Qmppiemng ist auch eine Folge dea
Ha&jscben SjmmetriegesetzeB , wonach gleiche Kanten ond Flächen ancb bei dem
Eintreten der Hemiedrie sich gleich verhalten mflaaen. Fflr die Eemiedrie würde
es Khon genügen, wenn die abwechselnden Oktaederfl&chen phjaikaliach verschieden
würden. Schon dadnrch würde die Symmetrie nach den Hanptajmmetrieebenen dea
Oktaeders beim Tetnieder anfgehoben werden, wUirend die nach den Nebensjmmetri»-
ebenen bleibt.
Umgekehrt kannte man daher das Gesetz auch in der Weise aossprechen, daß
man sagt: beim Oktaeder sollen nur die abwechselnden Flächen noch gleich sein,
die anderen von diesen verschieden werden, reap. gam verschwinden. Dann würde
darans, wie dieselbe Figur ceigt, folgen, daQ die drei Haoptsymmetrieebenen nicht
mehr als solche funktionieren. Je die eine Hilft« der Flächen würde dann für sicli
allein beide Male ein Tetraeder bilden.
74. Ableltang melirerer hemlediisdier Formen aas derselben
TOllfläclilgen. Aus dem Vorhergehenden ist obae weiteres zn er-
sehen, daß aas zahlreichen einfachen Tollflächigen Formen mehrere
Terschieden gestaltete bemiedrische Formenpaare abgeleitet werden
kSnnen, nämlich ans allen solchen, die mehrere voneinander unab-
hängige, d. h. nicht gleichzeitig miteinander verschwindende Gruppen
gleicher Synunetrieelemente besitzen. Durch das Verschwinden von
bald der, bald jener solchen Gruppe von gleichen Symmetrieelementen,
oder auch von mehreren solchen zusammen, entsteht je ein Paar korre-
later hemiedrischer Formen, die jedesmal einem anderen Gesetz der
Hemiedrie, oder, wie man karz zu sagen flegt, einer anderen Hemiedrie
entsprechen. In ganz analoger Weise verhält es sich mit den Tetarto-
edrien etc.
Ein Beispiel hierfür liefert die flfichenreichBte einfache Erystallform, die Über-
hanpt mSglich ist, der Achtundvieriigflächner, auch HexaJeitoktaeder genannt (Fig. 13).
Er ist in der idealen Form begrenzt von 48 kongruenten
nnregebnUJigen Dreiecken, die in acht Gruppen von je
sechs angeordnet sind in der Weise, daO diese sechs tn-
sammen der Lage nach einer Oktaederfl&che entsprechen.
Hit dem Oktaeder und mit dem Würfel stimmt dieser
EOrper in Beziehung anf die Symmetrie vollkommen über- £ i
ein, weil er dieselbe Zahl von Sjmmetrieelementen in der-
selben Lage ond Beschaffenheit nnd also denselben Grad
der Symmetrie besitzt wie sie, daher gehört er mit
dieaeu beiden in dieselbe Klasse. Drei gleichwertige auf-
einander senkrechte Hanptsymmetrieebenen gehen dnrch Fig. 42.
]e acht gleiche Kanten K nnd durch je vier gleiche
Ecken E und O. Die Ewiscbenliegenden Nebensymmetrieebenen sind durch die
beziebungsweiae gleichen Kanten M resp. L nnd durch die beziehungsweise gleichen
Ecken E, O und G bestimmt.
Fallen nun die drei Hauptsymmetrieebenen nnter Erhaltung der sechs Neben-
Bjmmetrieebenen weg, geht also die Hemiedrie nach demselben Gesetze vor sich, wie
bei dei Ableitung des Tetraeders ans dem Oktaeder {daher ietraedriidie Hemiedrie
genannt), dann müssen die vier abwechselnden Gruppen von je sechs Flächen ver-
78 QesetE der Eemiedrie.
Bchwindeu, reap- toh den anderen vier in der vollflKchigen Form mit ihnen g'Ieich-
vertigen Qrappea verschieden werden, wie es in Fig. 43b die SchraEfierong seigt.
Fig. 43.
Jede der beiden FIScbenhälften gibt dann einen von 24 nnregelmäGigen Dreiecken
begrenzten heiniedriBclien Körper von der allgemeinen Form eines Tetraeder», dessen
Flächen zu vier gleichwertigen Gruppen von je sectu angeordnet sind. Es ent-
stehen ans dem Heiakiaoktaeder die beiden korrelaten SexakUteiraeder Fig. 43a
und c mit geaeigtSächiger Begrenzung, die selbstverständlich mit den Tetraedern
bezüglich der Symmetrie vollstfiudig übereinstimmen müssen.
Nach einem zweiten Gesetze füllen die sechs Nebenajmmetrieebenen des EeiaJda-
oktaedera weg, während die drei Hauptsjmmetrieebenen als solcbe erhalten bleiben.
Die verschwindenden und sich ansdehnenden Flächen müssen dann wie in Fig. 44b
Fig. 44.
gegeneinander gmppiert sein. Jede Hälfte gibt als hemiedriachen KQrper ein
Diploeder. Es entstehen nach diesem Gesetz zwei korrelat« Diploeder, begrenzt von
24 nngleicbschenkligen vierseitigen Flächen (Fig. 44a n. c). Es ist dies eine (parallel-
flächige, die sogenannt« pyritoeiriiche Hemiedrie.
Fallen endlich, der einzigen noch Übrigbleibenden HSglichkeit entsprechend, alle
3 -|- 6 Sjmmetrieebenen gleichzeitig ana, dann kSnnen die beiden Flächenhälften
nnr so, wie es in Fig. 45 b dargestellt ist, angeordnet sein. Das Heiakisoktaeder
liefert dann, wenn je die eine Hälfte der Flächen verschwindet, die dieser Hemiedrie
entsprechenden beiden korrelaten Halbfläcbner, die man als Qyrotder oder Plagitder
Fig. 46.
bezeichnet (Fig. 46 a n. c). Es liegt die gyrofdrisehe oder plagiedri$che Hemiedrie
vor, die wie die tetraedrische geneigtflficbig ist.
Hemiedrie ohne Formyeränderang. 79
Die Mdglichkeit weiterer Hemiedrieen ist damit erschöpft, da kein anderes gleich-
^tiges Wegfallen von gleichwertigen Symmetrieebenen mehr denkbar ist Es kann
nnn aber an diesen hemiedrischen Formen wieder die Hälfte der Flächen in Wegfall
kommen, so daß tetartoedrische Formen entstehen. Wir wollen hier aber diese Be-
tiachtnngen nicht weiter fortsetzen, sondern sie bis zur eingehenden Beschreibung
der einzelnen Ejrystallklassen verschieben.
75. Hemiedrie ohne FormTerSnderung. Bemerkenswert ist es,
daß manche einfache Krystallformen durch Eintritt einer Hemiedrie
keine Veränderung erleiden. Dies ist immer dann der Fall, wenn die
Flächen dieser Form senkrecht über diejenigen Symmetrieebenen hin-
weg gehen, die bei der betreffenden Hemiedrie in Fortfall kommen.
Ein Beispiel hierfttr Uefert das Rhonibendodekaeder (Fig. 46), begrenzt in der
idealen Form von zwölf gleichen Bhomben, die sich in den Kanten unter 120^, über
die Tierflächigen Ecken hinweg unter rechten Winkeln schnei-
den. Eine solche Form gehört ebenfalls derselben Krystall-
klasse an, wie das Oktaeder und der Würfel und hat wie sie
drei aufeinander senkrechte Hauptsymmetrieebenen, die in der
Richtung der großen Diagonalen über die Flächen hinweg
verlaufen und sechs zwischenliegende Nebensymmetrieebenen,
die durch die kleinen Diagonalen der Flächen und je vier
Kanten bestimmt werden. Fallen nun nach dem Gesetz der
t«traedrischen Hemiedrie die drei Hauptsymmetrieebenen weg,
so werden alle Flächen nach den großen Diagonalen in zwei
voneinander verschiedene Hälften zerfallen müssen. Würde ^^' ^«
nun auch die eine Hälfte jeder Fläche verschwinden, so müßte
sie sofort wieder ersetzt werden durch die sich gleichzeitig ausdehnende andere
Flächenhälfte. Das Dodekaeder kann demnach seine äußere Form bei dieser
Hemiedrie nicht ändern (vergl. (106), letzter Abschnitt).
76. Auftreten derselben Formen in mehreren Erystallklassen.
Wir haben hier gleichzeitig beim Dodekaeder ein Beispiel, veie eine
und dieselbe einfache Form in zwei verschiedenen Krystallklassen auf-
treten kann, in der durch das Oktaeder repräsentierten vollflächigen und
in der durch das Tetraeder repräsentierten hemiedrischen (tetraedrisch-
hemiedrischen). Bei der speziellen Beschreibung der einzelnen Klassen
werden wii* sehen, daß dies auch in zahlreichen anderen analogen
Fällen vorkommt. Ähnliches werden wir aber auch bei vollflächigen
einfachen Formen kennen lernen und zwar bei den offenen, bei manchen
Prismen und den Pinakoiden. Der Grund liegt hier darin, daß in-
folge ihrer unvollständigen Eaumabgrenzung bei ihnen bezüglich ihres
Symmetriegrades eine Unbestimmtheit bleibt, so daß sie in ver-
schiedenen durch die Symmetrie gegebenen Abteilungen möglich
sind. Die Unbestimmtheit hört auf, wenn durch Zutreten anderer
einfacher Formen, offener oder geschlossener, der Raum vollständig
und allseitig abgegrenzt wird.
gO Holoedrische und hemiedrische E^stallklassen.
77. Holoediisclie nnd liemiediisclie Krystallklassen. Wir haben
im bisherigen den Zusammenhang einzelner Erystallformen in Be-
ziehung auf ihre Vollflächigkeit und Teilflächigkeit betrachtet In
demselben Zusammenhang müssen aber auch die Erystallkiassen unter-
einander stehen, da ja sämtliche zu einer Klasse gehörige Formen
hinsichtlich der Symmetrie miteinander vollkommen übereinstimmen.
Wie es voUflächige und teilflächige Erystallformen gibt, so gibt es
auch voUflächige und teilflächige Erystallkiassen. Letztere sind der
Inbegriff aller derjenigen hemiedrischen etc. Formen, die aus sämt-
lichen einfachen Formen einer vollflächigen Elasse nach demselben
Gesetz der Hemiedrie (73) abgeleitet werden können. Alle diese
letzteren Formen haben dieselbe Symmetrie, denn bei der Hemiedrie
verschwinden jedesmal die nämlichen Symmetrieelemente. Diejenigen,
die den entstehenden hemiedrischen Formen schließlich verbleiben,
sind demnach wieder bei allen dieselben. Es ist also klar, daß alle
so erhaltenen hemiedrischen Formen dieselbe Symmetrie haben müssen,
daß sie somit zusammen eine Elasse, und zwar eine jener voll-
flächigen gegenüber halbflächige, allgemein gesagt, teilflächige, bilden
müssen. Wenn z. B. aus den sämtlichen Formen mit 3 -f- 6 Sym-
metrieebenen (54) die drei Hauptsymmetrieebenen wegfallen, so erhält
man aus den Formen der dui'ch 3 + 6 Symmetrieebenen charakteri-
sierten Elasse eine neue Elasse von Formen, die alle nur noch die sechs
Nebensymmetrieebenen haben, die Formen der tetraedrischen Hemiedrie
(Tetraeder, Hexakistetraeder (74) etc., aber auch das bei dieser
Hemiedrie seine Form nicht ändernde Rhombendodekaeder (75) etc.)
Wenn man von diesem Gesichtspunkte aus die 32 Erystallkiassen
(62) untersucht, so findet man, daß sechs unter ihnen sich als vollflächig
erweisen, während die übrigen 26 alle je aus einer von diesen sechs als
hemiedrische, tetartoedrische und ogdoedrische in der oben ange-
gebenen Weise abgeleitet werden können, indem nach bestimmten
Gesetzen ein Teil der Begrenzungselemente verschwindet, womit
dann zu gleicher Zeit auch ein Teil der Symmetrieelemente in Weg-
fall kommt.
Der innige Zusammenhang zwischen den Yollflächigen nnd den zugehörigen
teilflächigen Klassen kann vollständig nur nach Kenntnisnahme der sämtlichen
zugehörigen einzelnen Krystalllormen verstanden werden. Eine eingehende Be-
schreibung der letzteren wird unten bei der spezieUen Betrachtung der einzelnen
Krystallklassen gegeben werden. Hier beschränken wir uns zunächst auf eine aU-
gemeine Übersicht, die der späteren genaueren Darstellung zur Grundlage dienen soU.
78. Krystallsysteme. Vor allem haben wir hier zunächst noch
den Begriff des Krystallsystems kennen zu lernen. Man faßt je eine
der sechs yollflächigen Klassen mit allen denen, die sich aus ihr als
hemiedrische, tetartoedrische und ogdoedrische ableiten lassen, zu einer
Erystallsysteme. gl
größeren Grappe zusammen und nennt eine solche Ornppe dn
Kryställsysiem. Die einzelnen Glieder eines Erystallsystems erweisen
sich nicht nur dnrch diese allgemeine krystallographisehe Beziehung
als zusammengehörig, sondern auch durch gewisse physikalische,
namentlich optische Eigenschaften, die ihnen allen gemeinsam sind.
Unter den Klassen eines und desselben Erystallsystems hat selbst-
yerständlich die yollflächige die höchste Symmetrie, die meisten Sym-
metrieelemente. Jeder teilflächigen Klasse entspricht, wie wir wissen
(77), ein besonderes Gesetz der Hemiedrie etc., das sich aus den in
jedem einzelnen Falle verschwundenen resp. erhalten gebliebenen Sym-
metrieelementen ergibt. Indem man von der yollflächigen Klasse aus-
geht und sich in ihr je die zusammengehörigen gleichwertigen Sym-
metrieelemente auf alle denkbare Arten gruppenweise wegfallend denkt,
erhält man die 26 durch besondere Symmetriegrade charakterisierten
teilflächigen Abteilungen, die mit den 6 yollflächigen genau dieselben
82 Klassen ergeben, welche sich direkt aus dem Gesetze der ratio-
nalen Kantenschnitte ableiten lassen (62). Es ist dabei immer zu be-
achten, daß nicht die sämtlichen Symmetrieelemente in Bezug auf
ihr Wegfallen und Erhaltenbleiben voneinander unabhängig sind.
Mit dem Verschwinden mancher Symmetrieebenen verschwinden oder
verändern sich gleichzeitig mit Notwendigkeit gewisse Sjrmmetrie-
achsen und eventueU fällt auch das Symmetriecentrum von selber weg,
so daß nicht alle denkbaren Variationen des Wegfallens von Sym-
metrieelementen zu neuen abgeleiteten Klassen führen.
79. Übersicht ttber die Erystallsysteme. Wie wir gesehen
habeu, gibt es sechs vollflächige Krystallklassen, aus denen sich die 26
fibrigen durch Hemiedrie etc. ableiten lassen. Somit gibt es auch sechs
und nur sechs Krystall^f steme in dem oben angegebenen Sinne. Diese
sind zur Unterscheidung mit besonderen Namen belegt worden. Jedes
Krystallsystem ist schon durch die zugehörige vollflächige Klasse
vollständig bestimmt ; in ihm sind ja die zugehörigen anderen weniger
symmetrischen Klassen enthalten. Diese sechs vollflächigen Klassen
können somit als Eepräsentanten der sechs Krystallsysteme aufgefaßt
werden. Sie sind hier zusammengestellt unter Angabe der zu ihrer
Charakterisierung zunächst genügenden Symmetrieebenen und unter
BeifDgung eines speziellen Beispiels für jede einzelne.
1. Beguläres System. 3 -^ ^ "= ^ Symmetrieebenen. Die drei
erstgenannten gleichwertigen Symmetrieebenen, die Hauptsymmetrie-
ebenen, stehen aufeinander senkrecht und schneiden sich in drei
gleichfalls aufeinander senkrechten Geraden. Die sechs anderen
gleichwertigen Symmetrieebenen, die Nebensymmetrieebenen, gehen
zu je zweien gleichfalls durch jene drei Geraden und halbieren die
Bftuer, Mineralogi«. ^
Winkel zwischen den beiden zngehSrigen HanptsTmmetrieebenen, mit
denen sie also Winkel tod 45" einschließen.
Als Boapiel haben wir uhoD oben (54) a. a. den WQrfel kennen gelernt, ^er
mit Betuen sämtlichen Sjmmetrieebeiteii in Fig. 33 dargestdlt
ist. In den Geraden au, die den Würfelkanten parallel sind,
schneiden sich je swei Haoptajmmetrieebenen A parallel den
WarfelflSchen and je swei diagonal verlanfende NebeosTni-
metrieebenen B unter 46'. Quu analog ist ea beim Okta-
eder (Fig. 34) (54). Ein anderes Beispiel eines ToUfltcliig
regnlBren Erystalls ist das von KwSlf Bhomben begrenzte
Bhombendodekaeder (OranatMder) (75), desBen Flftchen Ober
die Kanten unter ISO', über die Tierkantigen Sckeit unter
Fig. 47. 90" znsammenstolien (Fig. 47). Die Hanpts}rmmetrieebeaeu A
gehen nach der groasen, die Nebensymmetrieebenen S nach
der klänen Diagonale über die Fl&cben hinweg. Der Würfel, das Oktaeder und das
Bhombendodekaeder lind alao ToUflKchige, regnlin, einfache Formen.
2. HexagonaUs System. 3 + 3 -f- 1 = 7 Symmetrieebenen. Von
diesen steht die eine, von allen abrigen verschiedene, die Hauptsym-
metrieebene, anf den sechs anderen, den Nebensymmetrieebenen, senk-
recht. Letztere schneiden sich unter 30" in einer auf der Haupt-
symmetrieebene senkrechten Gieraden. Die Nebensymmetrieebenen
zerfallen in zwei Gruppen; je die drei abwechselnden sind gleich-
wertig und von den drei anderen verschiedeD. Die drei gleich-
wertigen Nebensymmetrieebenen jeder Gruppe schliessen Winkel von
60" ein und halbieren die Winkel der anderen Gruppe.
In Fig. 48a ist ein vollflfichig hexagonaler EiTStall
TOD der Seite, in Fig. 48b tod oben dargestellt. C ist
HauptsymmetrieebeDe, cc, in Fig. 48 b «tun Ponkt ver-
kürzt, ist die auf C senkrechte Qerade, in der sich die
sechs Nebensymmetrieebenen Bchneiden. Die abwechselnd
gleichen Nebensymmetrieebenen sind A nnd B. Die
Winkel folgen ohne weiteres ans Fig. 48 b, wo sich
alle Fl&chen oa tmter 120* schneiden. Ebenso geht
ans der Fignr nach der Lage an der Begrenzung des
SrjstallB hervor, daQ die Nebensymmetrieebenen A
und B je ontereinander gleichwertig, aber voneinander
nnd von der Haoptajmmetrieebene C verschieden sein
mässen.
3. Quadratisches System. 2 4- 2 -l- 1 = 5
Symmetrieebenen. Ganz analog wie im hexa-
gonalen System steht die eine Symmetrieebene,
die auch hier die Hauptsymmetrieebene ge-
nannt wird, auf den vier anderen von ihr ver-
schiedenen Tfebensymmetrieebenen senkrecht.
I» .g Diese zerfallen gleichfalls in zwei GmppeD,
hier von je zweien zueinander senkrechten,
von denen die beiden der einen Gruppe die Winkel der anderen
EryBtallijBtemfl. gS
Gmppe halbieren. Je zvei aufeinander folgende NebensTnunetrie*
ebenen achlieBen demnach einen Winkel von 46 " ein und alle
Tier schneiden sich' in einer zur Haaptsjmmetrieebene senkrechten
Oeraden.
Dia Fig. 49k tmd 49b Stelleu
einen TolMIftchig qaadntücben
KrTStall von der Seite und von
oben bebachtet dkr. C ist die
Hanptsyminetneebene, A und B
Bind die beiden Omppen Ton
Nebensjmmetrieebenea. Ihre ffe-
genseitige Lage folgt atu den
Fignren, ihre relfttiTe Beschaffen-
heit, Oleichheit reap. VerscUeden-
heit, ans denselben Qrilnden, wie
l)flim bexagonalen System.
4 Bhombisches System.
1 + 14-1 ="3 verschieden-
wertige Symmetrieebenen
A, B, C, die aofeinander
senkrecht stehen,
Beispiel: Fig. 50a von der
Seite, Fig. 60 von oben. A, B, C
sind die drei Symmetrieebenen,
die lidi in drei aufeinander
•enkiechteu Oetttden c
e schneiden.
Flg. 51.
5. Monokiinea System. 1 Symme-
trieebene.
Beispiel: Angit: Fig. 61. (Aach Oips,
Fig. 86.)
6. Trü^mes System. 0 Symmetrie-
(Anch Kapfer-
Beispiel : Axinit (Fig 6!
Titriol Fig. 36.)
Fig. 6S.
80. 6reBiforHea< Zuweilen findet man, daO Formen, denen faktisch eine niedere
Symmetrie ankommt, sich in der allgemeinen FlScheuanordniuig und in den Winkelver-
bUtmasen so sehr einer Form mit höherer Symmetrie nUem, daB ihnen olme die
genanest« Untersnchnng Jene hOhere Symmetrie rageschrieben werden mOQte. So
bratallisiert der LeucU in Formen, die derart einem soj:- regnlftren Ikositetra-
eder (Fig. M (102)) gleichen, dafi man du Hiner^l frflher für regnl&r gehalten
nnd solche regnIKre Farmen Leucitoedar genannt hat. Tatsloblich sind aber
die Formen des Lencit« quadratisch nnd twar Kombinationen eines Oktaeders mit
einem Dioktaeder (183, 134). Erystallformen dieser Art nennt man Orenzformen,
die gaose Erscheinung Paeado^i/mmetrie. Der Leudt wäre demnach pieudoregtUar.
Der Camaäit bildet rhombische Krjstalle, die sich in hohem Qrade gewissen bexa-
gonalen Formen nlhem. Es sind sechsseitige Prismen, die, wenn sie wirklich bexft-
goual wlren, lanter Kanten von 120° haben mflQten, In Wirklichkeit sind aber diese
g4 ErystaUklaasen. Übersicht.
]S^9]iteii nur sehr nahezu 120® und zwar amd zwei = 118® 36', die yier anderen
s=s 120® 42'. Anch die Endbegrenzimg hat scheinbar und sehr nahe die Symmetrie
hexagonaler Erystalle. Der Camallit kann also als pseudokeaxigonal bezeichnet
werden. Andere rhombische Erystalle bilden Formen, die solchen des quadratischen
Systems sehr ähnlich sind. Dies ist z. B. der Fall bei dem KaücurangUmmer
(Autunit), der danach paeudoqwtdratisek wftre. Manche Erystalle des monoklinen
Biotit sind pseudorhomhoedrUch etc. Ähnliche Pseudosymmetrieen können auch
durch Zwillingsbildung zu stände kommen (Himesie), wovon unten noch weiter die
Bede sein wird (171).
81. Übersicht über die 82 Krystallklaggen« In der folgenden Tabelle sind
die 32 möglichen Erystallklassen mit ihren Symmetrieelementen übersichtlich zu-
sammengestellt; eine genauere Beschreibung wird unten bei der Schilderung der
einzelnen Erystallsysteme (D. ErystaUsysteme) erfolgen. Die Elassen sind nach den
Ejrystallsystemen geordnet, und bei jedem ist das kiystallographische Achsenschema,
wie wir es unten (84, 85) näher kennen lernen werden, beigelegt. In jedem Erystall-
system ist die yoUflächige Elasse mit ihren Symmetrieelementen vorangestellt. Aus
ihr sind dann zunächst die hemiedrischen, und aus diesen weiterhin die tetarto-
edrischen etc. Elassen durch Wegfallen der entsprechenden Symmetrieelemente, in
erster Linie der Symmetrieebenen abgeleitet. Die Symmetrieelemente sind nach
ihrer Wertigkeit gruppiert, wobei z. B. die Bezeichnung „2 -{- 2 -f- 1 Symmetrieebenen*'
bedeutet, daß zwei Gruppen von je zwei gleichen Symmetrieebenen vorhanden sind,
dazu noch eine einzelne von allen anderen verschiedene. Die beim Eintreten der
Hemiedrien weggefallenen Symmetrieelemente werden dann mit 0 bezeichnet, so dass
in dem vorigen Beispiel hinter der vollflächigen Elasse mit „2 -f- 2 -f- ^ Symmetrie-
ebenen^ das Schema „2 -{- 2 + 0 Symmetrieebenen*', das Wegfallen der einen einzelnen
Symmetrieebene bei gleichzeitiger Erhaltung aller übrigen bedeuten würde. Die
Tetartoedrien lassen sich aus den Hemiedrien meist in verschiedener Weise ableiten,
wie sich durch Vergleichnng der einzelnen Schemata meist ohne Schwierigkeit er-
gibt. Im quadratischen System führen einige an sich mögliche Gruppierungen von
Symmetrieelementen nicht zu teilflächigen Elassen, da die aus ihnen hervorgehenden
Flächenanordnungen der Symmetrie des quadratischen Systems widersprechen. So
ist eine quadratische Hemiedrie mit 2 -f- 0 -f- 1 Symmetrieebenen aus diesem Grunde
unmöglich. Für jede Elasse ist ein Beispiel aus dem Mineralrdch, in Ermangelung
dessen aus der Reihe der künstlichen Erystalle (dann in()) angeführt Für ein-
zelne Elassen ist bisher überhaupt noch kein Repräsentant gefunden worden, was in
der Tabelle durch „fehlf vermerkt ist.
Wie schon erwähnt, handelt es sich hier zunächst nur um eine vorläufige
Übersicht Eine genauere Erläuterung der in der Tabelle dargestellten Verhältnisse,
namentlich eine Beschreibung der zu den einzelnen Elassen gehörigen Erystall-
formen, wird in den folgenden Paragraphen und Abschnitten gegeben werden. Yergl.
auch (79).
Kryatallklanen. Übersicht.
85
Krystallsysteme
und
Krystallklasden.
Symmetrie-
ebenen.
Symmetrieachsen.
Symme-
trie-
centmm.
Beispiele.
1. Reguläres System.
a:a:a; a/a==90®.
1. YoOfiächige Klasu.
3+6 = 9
3 4-zählige tetra-
gonale.
4 3-z&hlige trigo-
nale.
6 2-zfthlige digo-
nale.
vor-
handen.
Flußspat,
Bleiglanz.
Hemiedrien.
i
2. Tetraedrisch-hemiedri-
sehe Klasse.
0 + 6 = 6
8 2-zfthlige || den
tetragonalen.
4 3-zahlige trigo-
nale.
0 2-z&hlige digo-
nale.
fehlt.
Fahlerz.
3. Fyritoedrisch ' hemi-
ednseke Klasse.
3 + 0 = 3
3 2-zählige || den
tetragonalen.
4 3-zfthlige trigo-
nale.
0 2-zählige digo-
nale.
vor-
handen.
Schwefelkies.
4. Oyroedrischrkemiedri-
sche Klasse.
0 + 0 — 0
3 4-zählige tetra-
gonale.
4 3-zählige trigo-
nale.
6 2-zählige digo-
nale.
fehlt.
Salmiak.
Tetartoedrie»
5. Tetartoedrische Klasse.
0 + 0 = 0
3 2-zählige j den
tetragonalen.
4 3-zählige trigo-
nale.
0 2-zählige digo-
nale.
fehlt.
üllmannit.
86
Erystallklassen. Übersicht
KrystallBysteme
und
Krystallklassen.
II. HexagonalesSystem.
a:a:a:c; a/a=:60®,
a/c = 90».
6. VoUflächige Klane,
HeniieärieiU
7. Trigonal'hemiedrische
Klasse,
8. Pyramidal - hemiedri'
sehe Klasse.
9. Voüftächig-hemimorfhe
Klasse,
10. KhomboeäHsch'hemi'
edrisehe Klasse.
11. Trajpezoedriseh'hemi-
ednsche Klasse.
Tetartoedrien.
12. Trigonal - Utartoedrir
sehe Klasse.
13. Ehamboedrisch-hemi-
morphe Klasse,
14. Bhofnhoedrisdi'tetart<h
edrisehe Klasse.
16. Trapezoedrisch-teUurto-
edrtsche Klasse.
16.
J^/ramidal-hemifnorphe
JSlasse,
Ogdoeärie.
17. JJemimor;»^ - ^etor^
edrisehe KlasH.
Symmetrie-
ebenen.
3+3+1=7
3+0+1 = 4
0+0+1=1
3+3+0=6
3+0+0=3
0+0+0=0
0+0+1=1
3+0+0=3
0+0+0=0
0+0+0=0
Symmetrieachsen.
1 6-SB&hlige Hanpt-
symmetrieachse.
3+3 2-2&hligeNe-
ben8ym.acäen.
1 3-zählige Hanpt-
symmetrieachse.
3-^0 2-zähligeNe-
Den8ym.acluen.
1 6-E&hlige Hanpt-
symmetrieachse.
0+0 2.z&hÜgeNe-
Densym.afchsen.
1 6-z&hlige Haapt-
symmetrieachse.
0+0 2-zähligeNe-
Den8ym.ach8en.
1 3-zähIige Haupt-
Symmetrieachse.
3+0 2-zähligeNe-
bensym-achsen.
1 6-Eählige Haupt-
symmetrieachse.
34-3 2-zähligeNe-
Densym.acäen.
1 3-zählige Haupt-
symmetrieachse.
0+0 2-zShligeNe-
Densym.acäen.
1 3-zählige Haupt-
symmetrieachse.
0+0 2-zähligeNe-
bensym.achBen.
1 3-z&hlige Haupt-
symmetrieachse.
0+0 2-zähligeNe-
bensym.ac]uen.
1 3-zahlige Hauptr
Symmetrieachse.
3-1-0 2-zählifi:e Ne-
bensym.achsen.
0+0+0=0 1 6-zählige Haupt-
symmetrieachse.
04-0 2-zähligeNe-
Densym.acäen.
0+0+0=0
1 3-z&hlige Haupt-
symmetrieachse.
0+0 2-zahligeNe-
bensym.acäen.
Symme-
trie-
centnun.
vor-
handen.
vor-
handen.
vor-
handen.
fehlt.
vor-
handen.
fehlt.
fehlt.
fehlt
vor-
handen.
fehlt
fehlt
fehlt
Beispiele.
Beryll.
fehlt
Apatit
Jodsilber.
Kalkspat
(Doppelsalsv.
reäitswein-
sauremAnti-
monyl-Banr-
um u. Kau-
umnitrat)
fehlt
Turmalin.
Dioptas.
Quan.
Nephelin.
(Überjodsau-
res Natrium.)
Krystallklassen. Übersicht
87
Krystallsysteme
und
Krystallklassen.
III. Quadratisches
System.
a:a:c;a/a=90»;a/c=90*.
18. VoUflächige Klasse.
Hemiedrien»
19. Pyramidal - hemiedri-
sehe Klasse.
20. VoUflächig-hmir
morphe Klasse.
21. Teiraedrisch'hemiedri'
sehe Klasse.
22. Trapezoedriseh'hemi'
edrisehe Klasse.
TetartoedHen*
23. Pfframidal'hemp'
morphe Klasse.
24. Tetraedrisch ' teiarUh
edrisehe Klasse.
Syminetrie-
ebenen.
2+2+1=6
0+0+1=1
2+2+0=4
2+0+0=2
0+0+0=0
0+0+0=0
0+0+0=0
Symmetrieachsen.
1 4-Eählige Hanpt-
symmetrieachse.
2+2 2-2&hlige Ne-
bensymmetrie-
achsen.
1 4-sfthlige Haupt-
Symmetrieachse.
0+0 2-2&hligeNe-
bensymmetrie-
achsen.
1 4-2&hl]ge Hanpt-
symm etrieachse.
0+0 2-zfthlige Ne-
bensymmetrie-
achsen.
1 2-zählige Haaptr
symmetrieachse.
2+0 2-sfthlige Ne-
bensymmetrie-
achsen.
1 4-zählige Haupt-
Symmetrieachse.
2+2 2-2&hligeNe-
bensymmetrie-
achsen.
1 4-zählige Haupt-
symmetrieachse.
0+0 2.ssahlige Ne-
bensymmetrie-
achsen.
1 2-9sählige Haupt-
symmetrieachse.
0+0 2.KfthligeNe-
bensymmetrie-
achsen.
Symme-
trie-
centrum.
vor-
handen.
Tor-
handen.
fehlt.
fehlt
fehlt
fehlt
fehlt
Beispiele.
Yesuyian.
Scheelit.
(Succii^od-
imid.)
Kupferkies.
(Schwefel-
saures
Strychnin.
Gelbbleien?
fehlt
88
Krystallklassen. Übersicht.
KrystallBysteme
und
Erystallklassen.
IV. Rhombisches
System.
a : ö : c j ajb ^hjc = clas
90«
25. Voüflächige Klasse,
Hemiedrien.
26. Semimarphe KUuae.
27. Tetraedrisch - hemu
edrisehe Klane,
V. Monokiines System.
a\h',c; alb = blc = 90^;
ajc = ß,
28. Voüflächige Klasse.
Hemiedrie*
29. Hemiedrische Klasse.
30. Hemimorphe Klasse,
VI. Triklines System.
alh = y,
31. Voüflächige Klasse.
S[&ntiedTi€*
32. Hemiedrische Klasse.
Symmetrie-
ebenen.
1+1+1=3
1+1-1-0=2
0+0+0=0
0
Symmetrieachsen.
Symme-
trie-
centnun.
1+1+1 2-zählige
1+0+0 2-ztthHge
1+1+1 2-z&hlige
1 2-zählige
0 2-z&hlige
1 2-cählige
0
0
vor-
huiden.
fehlt
fehlt
vor-
handen.
fehlt
fehlt
vor-
handen.
fehlt
Beispiele.
Schwerspat.
Eieselsink-
ers.
(Bittersals.)
Gips.
(Tetrathion-
saores £a-
linm.)
(Bohrzncker.)
Axinit
(Unterschwe-
fliesanres
Calciam.)
Krystallographische Achgen. 89
82. Krystallograplilsclie Achsen. Nachdem wir nunmehr die
Symmetrieverhältnisse der Erystalle eingehend kennen gelernt haben^
müssen wir noch einmal anf die Achsen zurückkommen, die man ihnen
nun Zweck einer genaueren Untersuchung unterzulegen pflegt. Wir
haben oben (30ff.) die allgemeinen Verhältnisse der Erystallachsen kennen
gelernt und gesehen, daß man auf jedes Achsensystem, das von mög-
lichen Kanten eines Erystalls gebildet wird, die Flächen mit rationalen
Ableitungszahlen (Indices) beziehen kann. Solcher Achsensysteme sind
f&r jeden Erystall unendlich viele möglich, man pflegt aber stets
unter den möglichen fdr den praktischen Gebraach eines auszuwählen,
dessen Achsen nach Richtung und Größe so beschaffen sind, daß seine
Symmetrie dieselbe ist, wie die des Erystalls selbst, sowohl was die
Zahl, als was die gegenseitige Lage der Symmetrieebenen anbelangt, und
zwar so, daß zu gleicher Zeit jede Symmetrieebene des Achsensystems
mit einer entsprechenden des Erystalls zusammen^lt. Aus der Üb^-
einstimmung der Symmetrieebenen folgt dann von selbst eine ebenso
vollkommene Übereinstimmung der S]rmmetrieachsen im Erystall und im
Achsensystem, Man kann diese Übereinstimmung der Symmetrie in
allen Fällen bewerkstelligen, indem man zweckmäßig gelegene Sym-
metrieebenen der Erystalle, welche ja stets möglichen Flächen parallel
gehen (53), als Achsenebenen wählte wobei stets einander gleiche Sym-
metrieebenen auch in gleicher Weise zur Verwendung gelangen.
Andere passend gelegene Flächen werden als Einheitsflächen ge-
nommen. Wenn die Symmetrieebenen nicht ausreichen, wie im mo-
noklinen und triklinen System, nimmt man noch andere Erystallflächen
dazu, und man findet leicht solche, welche die Anforderung erfBUen,
daß die von ihnen gebildeten Eanten ein mit dem Erystall in der
Symmetrie übereinstimmendes Achsensystem geben.
In den meisten Fällen hat man sogar die Auswahl zwischen
mehreren Achsensystemen, welche den Anforderungen der Symmetrie in
gleich vollkommener Weise genflgen. Nur im regulären System ist die
Lage der Achsenebenen und die der Einheitsfläche durch die Symmetrie
ein f&r allemal fest bestimmt. Bei allen Erystallsystemen kann man
ein ihren Symmetrieverhältnissen entsprechendes Achsensystem mittels
drei Achsen darstellen, nur im hexagonalen System sind deren vier
erforderlich
Ein nach obigen Grundsätzen gewähltes Achsensystem, welches
mit den darauf bezogenen Erystallen in Betreff der Symmetrie voll-
kommen übereinstimmt, heißt ein trjfgtallographisches Achsensysiem.
Bei den krystallographischen Achsensystemen genfigt es, sich auf
die sechs vollflächigen Elassen zu beschränken. Die Flächen der
teilflächigen Formen liegen ja ganz ebenso gegeneinander, wie die
der holoedrischen, aus denen sie durch Wegfallen eines Teils der
90 Erjstallographische Achsen.
Flächen abgeleitet werden können. Die hemiedrischen etc. Formen
lassen sich also anf dieselben Achsen beziehen, wie die entsprechenden
holoedrischen. In der Tat pflegt man anch in der Praxis fflr die
sämtlichen Klassen eines nnd desselben Erystallsystems die Achsen
ganz übereinstimmend zu wählen nnd zwar so, daß das Achsensystem
dieselbe Symmetrie hat, wie die am höchsten symmetrische, die voll-
flächige Klasse (Ausnahme zuweilen bei der rhomboedrisch-hemiedrischen
Klasse des hexagonalen Systems (124) ). Bei den zugehörigen hemiedri-
schen Krystallen ist dann natürlich die Symmetrie niedriger, als bei
dem Achsensystem, da ihnen ja ein Teil der Symmetrieelemente der
zugehörigen holoedrischen fehlt ; namentlich treten bei ihnen meistens
die Achsenebenen nicht mehr oder doch nicht mehr alle als Symmetrie-
ebenen auf.
Nach dem Vorhergehenden können alle demselben Krystallsystem
angehörigen voUflächigen nnd teilflächigen Formen, auf dasselbe
krystallographische Achsensystem, d. h. Achsensystem mit denselben
Symmetrieverhältnissen, bezogen werden, während den Formen anderer
Krystallsysteme Achsen mit anderer Symmetrie untergelegt werden
müssen. Man kann danach auch umgekehrt sagen : Ein KrystaUsj/stem
ist der Inbegriff aller derjenigen voUflächigen und teüflächigen Formen^
die sich auf krystallographische Achsensysteme mit derselben Symmetrie
beliehen lassen.
88. Toll- und teilflächige Krystallformeii an den Aehsen.
Treten an einem krystallographischen Achsensystem die sämtlichen
durch dessen Symmetrie erforderten und nach der Symmetrie zu-
sammengehörigen Flächen in gleicher Beschaffenheit auf, so erhält
man einfache Formen von der höchsten in dem betreffenden Falle an
dem Achsensystem überhaupt denkbaren Symmetrie. Es sind die ein-
fachen Formen der holoedrischen Klasse des durch das Achsenkreuz dar-
gestellten Krystallsystems. Hemiedrische einfache Formen entstehen,
wenn solche Flächen an demselben Achsensystem nur in den abwechseln-
den Raumabschnitten, also nur in der Hälfte der Oktanten oder Dode-
kanten auftreten, oder wenn dies in jedem einzelnen Eaumabschnitt
nur mit der Hälfte der durch die Symmetrie gegebenen Flächen der
Fall ist. Diese können in den einzelnen Oktanten etc. wieder auf
verschiedene Art angeordnet sein, so daß bald die eine, bald die
andere Gruppe der Symmetrieelemente der Achsen an dem Flächen-
komplex nicht zur Ausbildung gelangt. Dadurch erhält man die ver-
schiedenen Hemiedrieen und die verschiedenen Gesetze der Hemiedrie
in der Weise, wie oben besprochen worden ist (70 ff). Ganz analog sind die
hemimorphen, tetartoedrischen und ogdoedrischen Formen in ihrem
Auftreten an den Achsen zu beurteilen. Bei der Betrachtung der
Krystallographische Achsen. 91
Erystallsysteme mit ihren verschiedenen Klassen werden wir das
Nähere hierüber kennen lernen.
8i« Ableitung der krystallograplüsoheB Aohsensysteaie. Bei regulärm
KrystaUen mnß man die drei aufeinander senkrechten Hanptsymmetrieebenen A (79)
als Achsenebenen (Fnndamentalflächen) nehmen. Diese schneiden sich in drei gleichen
aufeinander senkrechten Linien, den Achsen. Da alle drei Achsenebenen und Achsen ein-
ander gleich sind, so gibt es jedenfalls der Symmetrie gemäß nach dem Haüyschen
Symmetriesatz (70) eine FlSchei welche sie alle drei gleich, d. h. so schneidet, daß
sie die drei Achsenebenen unter gleichen Winkeln trifft, und daß sie infolgedessen
Ton den Achsen gleiche Stücke a abschneidet. Diese Fläche muß als Einheitsfläche
gewählt werden. Das krystallographische Achsensystem der regulären Erystalle be-
steht dann aus drei aufeinander senkrechten und gleichlangen Achsen a, a, a. Daß
ein solches Achsensystem in der Tat die Symmetrie der regulären ErystaUe besitst,
ist leicht einzusehen.
Ln gmdrcUiachen System wählt man zwei aufeinander senkrechte und gleiche
Nebensymmetrieebenen A oder B (79) und dazu noch die auf jenen beiden senkrechte
und Ton ihnen yerschiedene Hauptsymmetrieebene C als Acbsenebenen. Sowohl die
zwei Flächen ii, als die zwei Flächen B geben je mit C drei aufeinander senk-
rechte Kanten als Achsen, Ton welchen die beiden AlC = a (resp. BJC = b) gleich-
wertig und von der dritten AjA (oder, was dasselbe ist, BjB) = c yerschieden sind.
Solche einzig dastehenden Achsen c, welche von mehreren anderen unter sich gleich-
wertigen a resp. b yerschieden sind, nennt man allgemein ^auptocAsen, jene gleich-
wertigen Achsen a resp. b Nebenacksen. Im quadratischen System hat man also die
Wahl zwischen zwei Achsensystemen a^ a, c und b, 6, c, welchen beiden die Haupt-
achse c gemeinsam ist» während die Nebenachsen a und b fttr beide Achsensysteme in
einer zu c senkrechten Ebene liegen und sich in dieser wie die Nebensymmetrie-
ebenen unter 46® schneiden. Was die Längen der Achsen a resp. b und c betrifft, so
muß, es mögen die Flächen A oder B neben C als Achsenebenen gewählt sein, die
Symmetrie Flächen zulassen, welche von den beiden gleichen Nebenachsen a, resp. b
gleiche Stücke a, resp. b abschneiden, von der Hauptachse dagegen, welche von jenen
Terschieden ist, ein anderes Stück c; irgend eine solche Fläche wählt man als Einheits-
fläche. Man erhält dann als quadratisches Achsensystem zwei gleichlange und auf-
einander senkrechte Nebenachsen a, resp. &, und eine davon verschiedene auf den
Achsen a und b senkrechte Hauptachse c. Ein solches Achsensystem hat wieder
genau dieselbe Symmetrie, wie die quadratischen ErystaUe selbst.
Ganz analog hat man bei der Wahl der Achsen hexagtmdUr ErystaUe zu ver-
fahren. Hier müssen aber die drei gleichwertigen Nebensymmetrieebenen A, resp. B
neben der Hauptsymmetrieebene C genommen werden. Mui erhält dann drei gleich-
wertige Nebenachsen a, resp. 5, die sich in einer mit C parallelen Ebene unter 60®
schneiden, und eine darauf senkrechte Hauptachse c, durch die die sämtlichen Neben-
symmetrieebenen A und B hindurchgehen. Mittels dreier Achsen läßt sich die
Symmetrie der vollflächigen hexagonalen Erystalle nicht darstellen. Statt eines
trimttn»chen Achsenkreuzes, wie bei den anderen ErystaUsystemen, ist hier ein aus
vier Achsen bestehendes tetramdrisches erforderlich.
In rhombischen ErystaUen geben die Durchschnitte der drei aufeinander senk-
rechten ungleichen Symmetrieebenen A, B und C, die drei aufeinander senkrechten,
aber voneinander verschiedenen Achsen BjC = a, C/A = b und A/B = c der
Richtung nach (79). Jede beliebige, diese drei Achsen im Endlichen schneidende
Fläche des Erystalls kann als Einheitsfläche dienen; sie schneidet, der Symmetrie
entsprechend, von den Aohsoi die drei ungleichen Stücke a, b und c ab.
In monoMinen Erystallen ist stets die Symmetrieebene die eine der drei Achsen-
92
Erystallographische Achsen.
ebenen. Dazu wtthlt man noch zwei beliebige aaf ihr senkrechte Krystallflftchen als
Achsenebenen nnd erhält dann drei voneinander yerschiedene Achsen a, 6, c, von
welchen zwei in der Symmetrieebene liegen nnd sich unter einem schiefen Winkel ß
schneiden, während die dritte der Symmetrieachse parallel ist nnd auf jenen beiden
senkrecht steht. Jede beliebige Fläche, welche alle drei Achsen schneidet kann als
Einheitsfläche genommen werden.
Bei iriiJidi'Mn Erystallen geben drei beliebige nur in einem Punkt sich schneidende
Flächen die drei ungleichen und zueinander schiefwinkligen Achsen a, 6, c\ jede
beliebige diese drei Achsen schneidende Fläche kann als Einheitsfläche auftreten.
85. Krystallograpliiselie Aehsen für die einzelnen Krystall-
systeme. Darnach sind die fiir die einzelnen Erystallsysteme zu
wählenden natürlichen Achsensjrsteme die folgenden :
1, Reguiäres System. Drei gleiche Achsen a, a^ a stehen aufein-
ander senkrecht (Fig. 53). Achsenschema: a:a:a; a/a = 90^.
I
-«^8/
in.
Fig. 63.
r-
r"
.^a
j£
Fig. 55.
2. Hexagonales System. Drei gleiche Nebenachsen a, a, a liegen in
einer Ebene und schneiden sich unter je 60^; die Hauptachse c steht auf
ihnen senkrecht (Fig. 54). Achsenschema : a : a : a : c ; a/a = 60® ; a/c = 90®-
Für die Krystalle der rhomhoedrisch-hemiedrischen Klasse werden nicht selten
besondere Achsen benützt, von denen bei der speziellen Beschreibung des hexagonalen
Systems unten noch weiter die Bede sein wird (124).
3. Quad/ratisches System. Zwei gleiche Nebenachsen a, a und die
davon verschiedene Hauptachse c stehen aufeinander senkrecht (Fig. 55).
Achsenschema: a:a\c\ ala = alc = 90^.
4. Bhombisches System. Drei voneinander verschiedene Achsen a, 6, c
stehen aufeinander senkrecht (Fig. 56). Achsenschema : a:i:c] afb==^
ft/c = cja = 90^.
^"T
.^8/
V — ^^
t
Fig. 66.
>a
Fig. 57.
ir^''^^
Je
Fig. 58.
5. MoMklines System. Von den drei ungleichen Achsen a, h^ c machen
a und e einen schiefen Winkel ajc — ß miteinahder, die dritte b steht
Krystallographische Achsen. 93
senkrecht auf a und c (Fig. 57). Achsenschema : a : & : c ; o/i = c/& = 90^ ;
alc = ß.
6, Trääines System, Die drei ungleichen Achsen a, b^ c machen die
schiefen Winkel bjc — = a; cja =^ ß; a/ft = y miteinander (Fig. 68).
Achsenschema: a:b:c; blc = a; cja = ß', a(b=^y.
86« AekseneleaieBte. Im re^ftren System sind' das Verhältnis der Achsen
a',a\a nnd die Achsenwinkel (= 90®), also die Achsenelemente (38), ein fUr allemal
fest bestimmt nnd für alle Substanzen konstant. Die einselnen regulären Erystall-
formen werden daher bei gleichen Ableitnngszahlen (Indices) an allen regulär
krystallisierten Substanzen stets mit denselben Winkeln und flberhaupt genau in der-
selben Qestalt wiederkehren müssen. Bei aUen anderen Kristallsystemen sind die
Achsenelemente für die verschiedenen Substanzen wechselnd je nach der Wahl der
Fundamental- resp. Einheitsflächen. Für eine bestimmte Wahl dieser letzteren
hängen die Achsenelemente auch hier nur von den Flächenwinkeln der Erystalle der
betreffenden Substanz ab und werden in derselben Weise, wie wir es oben (38) ge-
sehen haben, aus diesen berechnet. Sie sind daher auch in einem solchen krystallo-
graphischen Achsensystem für die Substanz charakteristisch (38). Ein solches krystaUo-
graphisches Achsensystem gibt aber in noch h(}herem Maße ein übersichtliches Bild
der Krystallisation einer Substanz, als ein von beliebigen Kanten gebildetes, weil
durch ein solches auch die Symmetrieverhältnisse der Krystalle dargestellt werden.
87. Oktanten^ Dodekanten. Die in diesen Achsensystemen vor-
handenen, von je drei aneinander stoßenden Achsenebenen gebildeten
Baunabschnitte (Oktanten, im hexagonalen System Dodekanten) mttssen
Ecken des Erystalls entsprechen, denn die Achsenebenen sind Flächen,
die Achsen selbst Kanten desselben parallel. Alles, was für Ecken gilt,
gilt somit anch ffir die Eanmabschnitte. Diese sind alle von der Beihe
nach gleichen Flächen gebildet, nämlich von den drei (resp. vier) Achsen-
ebenen. Diese schneiden sich in den Kanten (Achsen) entweder nnter
lanter in allen Oktanten der Eeihe nach gleichen Winkeln, wie in
den vier ersten Systemen, dann sind die sämtlichen ßanmabschnitte
einander gleich ; oder die Winkel von je vier Oktanten sind einander
gleich nnd von den vier anderen verschieden, wie im monoklinen
System; oder aber es sind nnr je zwei diametral gegenüberliegende
Banmabschnitte, welche nur im Achsenmittelpnnkt aneinander stoßen,
einander gleich, wie im triklinen System.
88. Gruppierung der Fläehen um die Achsen. Ist das Achsen-
system der Symmetrie entsprechend in der angedeuteten Weise ge-
wählt^ so sind die Flächen der holoedrischen Krystalle um dasselbe
durchaus symmetrisch angeordnet, da ja die Krystalle und die krystallo-
graphischen Achsensysteme, auf welche sie bezogen werden, in dem
Orad der Symmetrie vollständig miteinander übereinstimmen (82)
und die Symmetrieebenen des Krystalls mit den entsprechenden Sym-
metrieebenen des Achsensystems zusammenfallen. Dies ist aber nur
94 KrTBtallographische Aduen.
möglich, wenn 1q allen gleictLen ßanmabscbnitteii (Oktanten oder Dode-
kanten) der krystallographischen Achsenaysteme gleich viele gleich-
liegende Flächen Torhanden sind, dorch welche alle gleichen Achsen
gleich, d. b. in den gleichen B^tfernnngen vom Achsenmittelpuakt, also
mit gleichen Ableitnngszahlen oder Indices geschnitten werden, nnd
wenn ferner alle Flächen, die von gleichen Achsen gleiche Stttcke ab-
schneiden, in allen Raamabschnltten einander gleich (8) nnd von allen
anderen Flächen verschieden sind.
Umgekehrt haben die krjstallographischen Achsensysteme die
Eigenschaft, dafi an ihnen sämtliche gleiche Flächen bezit^angsweise
gleiche StUcke abschneiden, sonst wäi-e ja die Übereinstimmong der
Spnmetrie gestQrt Alle Flächen einer einfachen Form erhalten dem-
nach dieselben Ableitungszahlen (Indices), d. h. denselben Achsenaos-
drnck. Dies gilt sowohl für die holoedrischen Formen wie für die
hemiedrischen. Biese letzteren entstehen ja ans jenen dadurch, daB
ein Teil ihrer Flächen wegftUt, wodurch die Achsenschnitte (die Sym-
bole) der bleibenden nicht geändert werden.
Beispiel. Wir hatten schon oben (66) du Dioktatder als eine einfache
Eryatallform kennen gelernt In Fig. 59 ist es pergpektiyiach von der Seite, in
Fig. 61 Tim oben gesehen in der Horizontalprojektian abgebildet. Die Beschreibung
nnd die Abbildungen lassen erkennen, daH es eise vollflächige Form des quadra-
tischen Systems mit 6 ^ 2 -\- 2 -\- 1 Sjmmetrieebenen ist Die Banptsjmmetrie-
ebene ist die gemeinsame Onind-
flftche der beiden nach oben nnd
nach unten gerichteten Pyramiden,
die das Dioktaeder Easammenaetzen.
Die beiden Gruppen Ton je zwei
Nebeusymmetrieebenen sind dnrch
die beiden Kichtnngen Oa, resp. Ob
bestimmt, die nach den in der Hanpt-
symmetrieebene liegenden abwech-
selnd gleichen Ecken verlanfen. Sie
schneiden sich in der zur Hanpt-
symmetrieebene senkrechten Geraden
ee unter 4ö" und sind ebenfalls ab-
wechselnd einander gleich. Die Sjm-
uietrieTerhältniase entsprechen also
Fig. 69. völlig denen der Tollflächigeii Formen
des quadratischen Systems.
Wenn man nun dem Dioktaeder an krystollographisches Achsenaystem unterlegen
will, so muß die Hauptachse jedenfalls die Gerade cOc sein, in der sich die vier
Nebeosymmetrieebenen schndden. Als Nebenachsen stehen je die beiden auf dieser
nnd aufeinander senkrechten Richtiuigen aOa, resp. bOb lur VerfOgong. Wir
w&blen davon die beiden Richtungen aOa und unterscheiden sie, unbeschadet ihrer
krystallographiscben Gleichwertigkeit, der Richtnng nach als Oa und Da', indem
wir gleichceitig die -|- und — Äste in der Weise annehmen, wie es ans den Figuren
EU ersehen ist. An einem solchen Achsensystem schneidet jede Fl&che des Diokta-
eders, von sSmtlichen Achsen ungleiche StDcke ab. Der allgemeine Flachenausdruck
Erystallographische Achsen. 96
ist demnach: x * T ' T' ^^ ^ ^™^ ^ ^^ ^^ ^^ ~l~ ^^^ — ^^ ^^' Nebenachsen
Oa nnd Oa*, l sich ebenso anf die Hauptachse Oc bezieht
Für dieses Achsensystem sind die Symmetrieebenen des Krystalls ebenfalls
Symmetrieebenen; der Erystall und die Achsen stimmen in Beziehung auf die Sym-
metrie vollkommen überein. Schneidet nun eine Mäche, z. B. 3, auf der Achse -|- ^
em Stück -r-» ^^ ^^ Achse + a' ein Stück -^ ab| so kann die Symmetrie nach Ob**
nur bestehen, wenn die Fläche 4 auf -|- Oa ein Stück -r-, auf + a* ein Stück j-
c
abschneidet, wobei beide Flächen durch den Punkt der Hauptachse -y gehen müssen.
Dadurch sind dann die gleichen Achsen a und a* zunächst in dem einen Oktanten
["h ^ 4~ ^'i + ^] gi^ch» jede mit den beiden Indices h und k geschnitten. Da auch
Oa und Oa', sowie ab Symmetrieebenen sind, so muß in jedem anderen Oktanten
ebenfalls eine solche Gruppe tou zwei Flächen auftreten, die überall von den Achsen
a a
a die beiden Stücke -r- und -j- abschneiden und die die Achse c oben oder unten in
e
der Entfernung -j treffen. Alle diese Flächen müssen auch der Symmetrie wegen
notwendig einander gleich sein. Die Übereinstimmung von Erystall und Achsen-
system hat also in der Tat zur Folge, daß von den Flächen des ersteren gleiche
Achsen gleich (d. h. mit gleichen Indices oder Ableitnngszahlen) geschnitten werden,
daß in gleichen Baumabschnitten (Oktanten) gleich viele gleich liegende Flächen
vorhanden sind und daß die, gleiche Achsen in gleicherweise schneidenden Flächen
einander gleich sein müssen. Das Achsensystem hat die Eigenschaft, daß alle Flächen
des Dioktaeders, wenn man von den Vorzeichen der Achsenäste absieht, dasselbe Symbol :
Wir haben hier den einfachsten Fall, den einer einfachen vollflächigen Erystall-
form als Beispiel zu Grunde gelegt. Der kompliziertere Fall der hemiedrischen
Formen und femer der Kombinationen ergibt sich hieraus dann von selbst.
89. Ableitnng der elnfaehen Formen aus den krystallo-
gTaphisehen Aehsen. Danach kann man die sämtlichen an einem
beliebigen krystallographischen Achsensystem möglichen einfachen voll-
flächigen Fonnen (und durch deren Vereinigung alle denkbaren Kom-
binationen) a priori ableiten, indem man sich zunächst eine Fläche in
sämtlichen überhaupt möglichen Lagen an den Achsen auftretend denkt
und jedesmal alle anderen Flächen dazu konstruiert, die nach der
Symmetrie daneben noch weiter auftreten mfissen. Diese entsprechen
dann den obigen Bedingungen für die symmetrische Gruppierung yon
Flächen um den Achsenmittelpunkt: 1. In jedem einzelnen Raumab-
schnitt müssen auf allen gleichen Achsen von den auftretenden Flächen
gleiche Stücke abgeschnitten werden. 2. In allen gleichen Raumab-
schnitten müssen gleich viele solcher Flächen vorhanden sein. 3. Alle
in dieser Weise zusammengehörenden Flächen müssen einander gleich
sein. Die vielfachen so abgeleiteten Formen stimmen mit den an den
natürlichen Erystallen direkt oder in Kombinationen beobachteten auf
96 ErjatallograpliiBche Achoen.
das TollfitäiidJg:ste fibereia. Dabei kann man sich auf die Ableitung
der Tollfiächigen Formen beschränken. Ans diesen ergeben sich die
teilflächigen, indem man eine Anzahl von Flächen nach den rer-
schiedenen Gesetzen der Hemiedrie et«, verscbwundea denkt.
90. Beispiele. Hat man z. B. ein rliombiacheB Achseiujitein, gebildet von den
diei nogleichen aoIelnaitdeT senkrechten Achsen a, h, e (Fi^. 60), nnd wird dieses von einer
Fläche so getroffen, daß diese von Allen drei Achsen
ungleiche endliche Stticka abschneidet, dum hat sie
im Oktanten [-|- a,-\-h,-\-c\ im allgemeinen den Ans-
dnick: -r— F^ -T— i- :-r !■ Dadurch wird die Symmetrie
+ A +fc +1
in diesem einen Oktanten Tollst&ndig erfilllt, and da
alle drei Achsen nngleich sind, so kOnnen von ihnen anch
ganz beliebige ungleiche Stficke abgeschnitten werden.
p. gQ bi demselben Oktanten ist also keine weitere Flfiche
durch die STmmetrie erfordert, dagegen muO, da hier
alle Oktanten einander gleich sind, eine solche Fläche, welche von den Achsen a,h,e
9tBcke im Verhälbus "T" ' T ' T "^^Bchneidet, in jedem der sieben anderen Oktanten
auftreten. Diese befriedigen dann mit jener ersten die Symmetrie vollständig und
alle acht Eusammen begrensen ein sog. rhotnbitcke» Oktaeder, wie es als einfache
Erystallfonn an rhombischen Erystallen häufig vorkommt. Die acht Flfichen eines
solchen Oktaeders haben unter Berücksichtigung der Yoreeicben der Acbsenabschnitte
folgende Ausdrücke:
+h- + k- + i "** +h+k
+ A- — ft- + J +h' — k
-h—k
-h- + k- + l — A' + k
= hia
Hat man dagegen ein quadratiseha Achsensystem mit drei rechtwinklig sich
schneidenden Achsen, von denen swei einander gleich, a und a, und die dritte e
davon verschieden (Fig. 6], auf die Ebene der Neben-
achsen projiziert, so daß die Achse c auf dem Papier
senkrecht steht) und tritt daran eine Fliehe
-T- : -^ : -T- auf , so erfordert hier die Symmetrie
nach bb, die im rhombischen System nicht vor-
handen ist, zQuächst, daQ in demselben Oktanten,
wo die genannte Fläche sich befindet, noch eine
Eweite durch -T- gehende Fläche auftritt, welche
die erst in -^ geschnittene Achse nun in -r- schneidet
_. g. und umgekehrt. Dann ist in diesem Oktanten wieder
V' ' alles symmetrisch, danon die beiden gleichen Achsena
anch in gleicher Weise, beide sowohl in -r-, als in ■?- geschnitten werden. Unter-
Ableitung: einfacher Krystallfonnen ans den Achsen. 97
Bcbeidet man wieder, um iuizweident% featmatellen, zn welcher Achse a die Indicea
gehören, die von rechts nach links gebende als a' von der Ton vom noch hinten
gehenden a, dann sind diese swei Fl&chen: X' "fc" 'T^^^ ""^"iT'X ' 'T^^^
(wenn man bei der Hillerschen BeEeichnnngsweiae Btet« die anl a bezfl^chen In-
dicea BD erster, die auf a' beiflglichen an cweit«r Stelle schreibt). Da nnn die ait-
deren neben Oktanten dem hier betrachteten gleich sind, so mnß in jedem derselben
eine soldie G^ppe von xwei FUchen liegen, welche von den Achsen a Stücke -^
und -r- nnd von e das Stück -j- abschndden, and man erhSlt die schon mehrfach
betrachtete 16 flächige Doppelp^ramide, welche als Dioktaeder bei quadratischen
Kristallen als einfache Erjstallform Torkommt (Fig. 40 o. &9}. Die Adsdrtkcke
der Fischen derselben sind mit BerQcksichtignng der Torceichen;
+ k- + h- + l-
+k'-—h'-+T =
= kU
+ h- + k
+ k' + h
-A'-f ft
WOxde an dem quadratischen Acbsensystem eine Flfiche auftreten, die von den
beiden Nebenachsen gleiche Studie abschneidet, nnd also den Ansdmck : x ■ X ' T ^ **'
hat, so wVrde sie in dem betreffenden Oktanten die Symmetrie für sich allein Toll-
stSadig erftUlen. In Jedem Oktanten müHte eine solche Fltlche liegen, und man
wfirde anch hier einen oktaedrischen KOrper aber von etwas anderer Art, als an
einem rhombischen Achsensj^tem, ein quadratische» Oktaeder, erhalten. Nach dem
obigen würden die Symbole der acht Flächen sich ohne Schwierigkeit ergeben.
In einem monoMinen Achsensystem sind nnr je Ewei
in der Symmetrieri)ene (oc) aneinanderstoliende Oktanten
nnd die iwei diametral gegenQberliegenden, also je
vier und vier einander gleich [Fig. 62), und Ewar die
vier, in welchen der Winkel aje = fi, dann die vier, in
welchen der Nebenwinkel a/c = 180* — ;fl ist. Tritt in
Q Oktant«n eine Flfiche -
r auf, so er-
fUlt diese in demselben wegen der Ungleichheit der
drei Achsen die Symmetrie gani. Dagegen ist noch je
eine Flfiche in dem symmetrisch anstoBenden Oktanten
nnd in den ewei diametral gegenüberliegenden Oktanten
erforderiich, nnd es entsteht ein tehiefes Pritma mit rhom-
Baaai, HinanJoiti«.
98 Gleichliegende, gleichnamige Flächen.
biaehem Quer9chniit, wie es bei monoklinen Krystallen sehr häufig vorkommt
Dessen Flächen haben die Ansdrücke:
^h' + k' + l —h' + k'-^l
91. CHdeUiegende^ glelehnamige FlSclieii. Die nach der Sym-
metrie zu einer einfachen Krystallform gehörigen Flächen haben, wie
diese Beispiele zeigen, alle gegen das krystallographische Achsensystem
genan dieselbe Lage, man nennt sie daher anch gleichliegende Flächen.
Außerdem sieht man, wenn man die Ausdrücke der sämtlichen
Flächen der angeführten einfachen Krystallformen miteinander ver-
gleicht, daß sie vollkommen übereinstimmen, wenn man von dem Unter-
schied der + und — Richtung der Achsen absieht und wenn man
gleichermaßen absieht von einer Unterscheidung der gleichwertigen
Achsen a und af in Bezug auf ihre Richtung. Dann erhält man für alle
Flächen des rhombischen Oktaeders (90) den Ausdruck • r • x • T ~ (^^•
An den Ausdrücken für die Flächen des Dioktaeders (90) kann man
die auf beide Nebenachsen a und a' bezüglichen Indices wegen der
Gleichheit von a und a' vertauschen. Auch sie stellen sich dann alle dar
unter der Form : t • T • T "^ (*^^' ^^ ^^^^ ^^^ ^^ ®^^^ ^^^^ andere
Bedeutung hat wie oben, da sich die Indices hier nicht auf ein rhom-
bisches, sondern auf ein quadratisches Achsensystem beziehen. Die
Flächen des schiefen rhombischen Prismas erhalten an dem monoklinen
Achsensystem ebenfalls alle den Ausdruck:^: x • y ^* (^*0j wo natürlich
(Jüe[) wieder eine andere Bedeutung hat wie oben. So kann man alle
Flächen einer jeden einfachen Krystallform ausnahmslos an einem
krystallographischen Achsensystem auf denselben Ausdruck bringen, der
zugleich von den Ausdrücken aller anderen einfachen Formen ver-
schieden ist. Daher nennt man die Flächen der einfachen Krystall-
formen auch gleichnamige oder isoparametrische Flächen. Man kann
dann eine jede einfache Krystallform mit Beziehung auf ein in der
Symmetrie mit ihr übereinstimmendes Achsensystem auch definieren als
eine Krystallform, welche von lauter gleichliegenden und daher gleich-
namigen (isoparametrischen) Flächen begrenzt ist. Diese Definition gilt
aber nur für ein solches krystallographisches Achsensystem.
Man kann dann auch jede einfache Krystallform mit dem Aus-
druck einer ihrer Flächen bezeichnen, welchen man zu diesem Zweck
in eine runde Klammer schließt, wenn man ihn in Millerscher Weise
schreibt ; dadurch erhält man den Ausdruck (das Symbol) dieser Krystall-
Kombinationen. Modifikationen der Kanten und Ecken.
99
form. So ist : t- • x • t = (*^ ^^^ Ausdruck des rhombischen Oktaeders
oder des schiefen rhombischen Prismas, je nachdem sich derselbe auf
ein rhombisches oder monoklines Achsensystem bezieht ; x - T - y = (^
ist der Ausdruck des Dioktaeders, und jr • t" * T "^ (**^^ ^^^ Ausdruck
eines quadratischen Oktaeders an einem quadratischen Achsensytem etc.
Fflr das Symbol der ganzen Erystallform pflegt man die Fläche zu
wählen, bei der ä > *, resp. im regulären System ä > ä > t
92. Kombinationen. Im bisherigen haben wir kennen gelernt,
wie sich mit Hilfe der krystallographischen Achsen alle einzelnen ein-
fachen Formen jedes Erystallsystems, voUflächige sowohl wie teil-
flächige, ableiten lassen. Nunmehr müssen wir sehen, wie sich diese
einfachen Formen miteinander zu Kombinationen (9) vereinigen. Man
kann sich dies ganz allgemein geometrisch so vorstellen — in der
Natur ist der Vorgang natürlich ein ganz anderer — , daß zwei ein*
fache Formen (und weiterhin auch jede beliebige größere Zahl)
sich gegenseitig durchdringen. Dabei müssen dann die Flächen
der einen Form an den Kanten und Ecken der anderen mehr oder
weniger große Stücke abschneiden. Dieses Abschneiden geschieht in
verschiedener Weise, je nach der Gestalt der beiden kombinierten
Formen. Man bezeichnet es als die Modifikation der Kanten und
Ecken. Wir haben zuerst diese Modifikationen genauer kennen zu
lernen und die bei der Krystallbeschreibung allgemein benützten Be-
nennungen, die ihnen beigelegt worden sind, zu erläutern, und schließen
daran die Betrachtung der strengen Gesetzmäßigkeiten an, welche
die Kombinationsbildung, d. L die Ableitung der Kombination aus den
einzelnen einfachen Formen beherrschen.
98. Modifikationen der Kanten nnd Ecken. Eine Kante a(b
heißt abgestumpft durch die Fläche c, wenn diese die zwei Flächen a
und 6 in parallelen Kanten schneidet
<mit a und h in einer Zone liegt)
(Fig. 63); c heißt Abstumpfungs-
fläche. Ist ^ alc = -^ hjcy so ist
die Abstumpfung gerade^ im anderen
Falle schief, Ist neben der Fläche
c noch eine weitere d in der Zone
[ab] vorhanden, die die Flächen h
und c in parallelen Kanten schneidet
(Fig. 64), so sagt man, die Kante afb ist durch die Flächen c und d
Fig. 63..
Fig. 64.
7»
100
Kombinationsbildimg.
eugeschäfft Auch hier kann die Znschärfong eine gerade oder schiefe
sein, je nachdem ^ ajc = -^ 6/rf oder nicht.
Ist eine Ecke (abc) dnrch eine Fläche d ersetzt, so sagt man, die
Fläche stumpft die Ecke ab (Fig. 65), nnd zwar wieder entweder ge-
rade oder schief, je nachdem die Abstompfnngsfläche d gleiche oder
Fig. 66.
Fig. 66.
Fig. 67.
ungleiche Winkel mit den die Ecke bildenden Flächen a, 6, c macht
Treten statt der Ecke mehrere Flächen auf, so heißt die Ecke guge-
spittft, und zwar von den Flächen ans (Fig. 66) oder von den Kanten
ans (Fig. 67). Die Fläche a (Fig. 67) heißt auf die Kante min auf-
gesetzt, und zwar gerade, wenn -=5 alm = -4 ajn, sonst schief. In Fig. 66
ist die Fläche a auf die Fläche m aufgesetzt
94. Gesetze der KombinatioiisMldiiiig. Aus einer jeden Kom-
bination kann man die in ihr vereinigten einfachen Formen ableiten
in derselben Weise, wie es oben (9) in der Kombination des Würfels
und des Oktaeders geschehen ist, indem man je alle gleichen Flächen
zusammen sich ausgedehnt denkt bis zum gegenseitigen Schnitt der
unmittelbar benachbarten, unter gleichzeitigem Verschwinden aller
übrigen. Führt man dies bei einer möglichst großen Zahl von
Krystallen aus und untersucht die Kombinationen selbst sowie die
aus ihnen in dieser Weise ableitbaren einfachen Formen in Bezug
auf ihre Symmetrie, so findet man das ganz allgemein gültige Gesetz.
Die sämtlichen in einer Kombination vereinigten einfachen Krystattformen
haben stets genau die gleiche Symmetrie (denselben Symmetriegrad) j und die
von ihnen gebildete Kombination stimmt mit ihnen hinsichtlich der Symr
metrie ebenfciUs vollkommen überein oder mit anderen Worten: -4.Zfe 0U
einer Kombination verbundenen einfachen Formen gehören der nämlichen
KrystaHMasse an, und zu derselben Klasse gehört auch die von ihnen ge-
bildete Kombination,
Es kombinieren sich beispielsweise nur yollflächig-regnlSre, oder nur tetraedrisch-
oder nur pyritoedrisch-reguläre einfache Formen je miteinander, und die entstandenen
Kombinationen sind ebenfaUs vollflächig-regulär, resp. tetraedrisch oder pjrritoedriscL
Es kombinieren sich jedoch niemals regulär-pyritoedrische mit tetraedrischen, qua-
dratische mit hexagonalen einfachen Formen etc. Dabei ist aber stets zu berück-
sichtigen, daß, wie oben schon (76) angedeutet wurde und wie wir noch weiter
sehen werden, einzelne einfache Formen mehreren Krystallklassen und auch mehreren
Krystallsystemen gleichzeitig angehören können.
Kombinatio&Bbildaiig. 101
Ein Beispiel für die erwähnte Gesetzmäßigkeit gibt die oben (9) besprochene
Kombination von Oktaeder o nnd Würfel h (Fig. 7), in der stets die sämtlichen
Kombinationskanten o/A einander genan gleich sind. Würfel sowohl wie Oktaeder
haben 3 -f- ^ Symmetrieebenen nnd gehören also der voUflächig-regnlären Klasse an.
Dieselbe Zahl von 3 -f- 6 Symmetrieebenen (nnd sonstigen Symmetrieelementen) findet
man ebenfalls ia der Fig. 71 abgebildeten Kombination beider, nnd zwar anch genau
in der gleichen Anordnung, wie in den beiden einfachen Formen. Die drei Hanpt-
symmetrieebenen ziehen in der Richtung der Diagonalen der Würfelflächen h und
die sechs Nebensymmetrieebenen in der Richtung der Höhenlinien der Oktaederflächen o
und auf den Würfelflächen h parallel mit den gleichen Kanten hfo. Die Kombination
ist somit ebenfalls der yoUflächig-regulären Krystallklasse zuzurechnen. Ähnliche
Beispiele werden wir im Laufe unserer Betrachtungen noch in großer Zahl kennen
leinen.
95. SymmetrleyerliSltiiisse der Eombinationeii. Wenn diese
völlige Übereinstimmung in der Symmetrie zwischen den einfachen
Erystallformen nnd den von ihnen gebildeten Kombinationen möglich
sein soll, dann müssen, wie eine einfache Betrachtung lehrt, die kom-
binierten Formen nicht nur gleiche Symmetriegrade besitzen, sondern
es müssen auch in der Kombination die sämtlichen Symmetrieebenen
und -achsen der einen Form parallel mit den entsprechenden Stücken der
anderen sein, da eine Abweichung in der Symmetrie der Kombination
von der der einfachen Formen nur dann vermieden werden kann,
wenn sich diese mit parallelen Symmetrieelementen, vor allem mit
parallelen Symmetrieebenen, miteinander vereinigen und gegenseitig
durchdringen. Durchdringen sich zwei einfache Formen, die in der
Symmetrie miteinander übereinstimmen, so daß ihre entsprechenden
Symmetrieelemente einander nicht beziehungsweise parallel sind, dann
kann die Kombination unmöglich dieselbe Symmetrie besitzen.
96. Bildung der Kombinationen. Unter Berücksichtigung dieses
Verhaltens lassen sich alle überhaupt möglichen Kombinationen einer
Krystallklasse ohne Schwierigkeit konstruieren, wenn man nur die
sämmtlichen dazu gehörigen einfachen Formen kennt. Die Kom-
bination zweier einfacher Formen entsteht, wenn man sie mü paräl-
lehn Symnietried>enen ineinander stellt. Sie durchdringen sich dann
gegenseitig und die Flächen der einen modifizieren die Kanten und
Ecken der anderen je nach den speziellen Verhältnissen iu verschie-
dener Weise.
Dasselbe Eesultat erhält man aber auch, indem man beide ein-
fache Formen parallel nebeneinander aufstellt und sodann die Flächen
der einen parallel mit sich an die andere hin verschoben denkt, so
daß sie ebenfalls die Kanten und Ecken der letzteren modifizieren
müssen.
Infolge der gleichen Symmetrie, die sich ja nicht bloß auf die
Flächen, sondern ebenso auch auf die Kanten und Ecken, bezieht,
102
EombinEitioiubUdniig'.
mfisaen stete Qmppen gleicher Kanten and Ecken der einen einfachen
Form ebensovielen glelclien Flächen oder Flfichengrnppen der anderen
der Lage nach entsprechen. Bei der Vereinigang beider einfachen
Formen auf diese oder jene Art werden dann die gleichen Flächen
oder Fläcbengruppen der einen einfachen Form jene gleichen Kanten
ond Elcken der anderen alle in derselben Weise abstumpfen, znschirfen
oder zuspitzen.
97. KoMbinatlOBsblldiuff. Beispiele, Einig« Beispiele werden dlei nSher
erUntern.
Die beiden einfachen Fonnen der ToMächig-regnUren ElasBe, du Oktaeder o
nnd der Würfel h, gind in Fig. 68 und 69 in paralleler Stellnng dargestellt, was man
danin erkennt, daü in beiden die drei aofeinender Benkrechten DarchsdmittBlinien
der drei Hanptsjmmetrieebenen, m. a. W. : die drei Achsen (86), (strichpunktiert ge-
zeichnet) miteinander beiiehangaweise parallel laufen. Die sechs gleichen Fl&chen
dea WUrfeU befinden sich dann in derselben gegenseitigen Lage, wie die sechs
gleichen Ecken dea Oktaeders. Jeder Ecke des Oktaeden entspricht der Lage nach
eine der Fl&chen des Warfels.
Li 1
^
h
r
Kg. 71.
Denkt man sich nun die briden in paralleler Stellung ineinander geschoben,
wie es Fig. 70 eeigt, dann stampft jede Wtkrfelfiache die entsprechend liegende
Oktaederecke mehr oder weniger stark ab ond man erhUt als gemeinschaftlichen
Kern beider Körper ihre Kombisation, die in Fig. 71 noch einmal büonders abgebildet
ist Diese nämliche Kombination müQte man aber anch erhalten, wenn man,
Oktaeder nnd Würfel parallel nebeneinander gestellt gedacht, jede der sechs
FlBchen des letzteren parallel mit sich an das Oktaeder hin Terschieben würde. Sie
müßten dann je die der Lage nach entsprechenden Oktaederecke abstumpfen, deren
EoubinatioTubildnng, 103
jft gldchfftllfl sechs TorhEuiden eind. Aach rnnll die Äbstumpfang' der Ecken eilw
f^rade sein, denn die Symmetrie verlangt, AtÜ alle Kombiiuttionskaiiten h/o ein*
ander gleich sind.
DiDgekehrt liegen aber auch die acht gleichwertigen Eclien des WOrfelg, wie
die acht ebenfalls gleichen Fl&chen des Oktaeders. Venchiebt man letztere parallel
mit sich an den WUrfel, bo wird von dessen Ecken jede dnrch die entsprechend liegende
Oktaederfläche abgettmapft nnd swar wieder der Symmetrie
entsprechend gerade, so daü alle Eombinatiooskanten Ojoo Ooo
einander gleich sind. Hau eihttlt dann eine Kombination, wie
sie in Fig. 12 abgebildet ist, wo die OktoederflBohen wieder
mit 0, die Würtelflttcben aber mit ooO oo beieichnet und. Diese
Form bt kry stallographisch ident mit der obigen (Fig 70), beide
sind Eombinatiouen von Wflrfel nnd Oktaeder. Sie nnterscheiden
■ich nnr doich die verschiedene Audehnnng der beiden einfachen
KSTper. In Fig. 71 ist das Oktaeder groG, der Wflrf el klein, in
Fig. 72 findet das umgekehrte statt. Dort ist du Oktaeder, hier der Wttrfel der Tilger
der EomhinatiDn. Wieder dieselbe Kombination stellt die schon oben eingebend be-
trachtete Fig. 7 dar, in der das Oktaeder nnd der WOifel ziemlich gleichmtOig
ausgedehnt, oder, wie man zn sagen pflegt, mittlnander im Gleichgewicht sind.
%e steht in der Mitte zwischen den beiden in Fig. 71 nnd 72 abgebildeten Kom-
binationen, daher der Name Hittelkrystall (auch Cnbooktaeder).
Wir hoben schon oben (79) als Beispiel der regnlfir-voUUchigen Klasse das
Shombmdodekatder (Qranatoeder) kennen gelernt. Es ist in Fig. 76 in paralleler SteUung
mit dem Würfel (Fig. 73) dargestellt. Jede der xvHÜ Granatoederfi&cheu entspricht
dann der Loge nach einer der xwOlf gleichwertigen Kant«n des Würfels. Denkt
man sich nnn die Oranatoederflächen il parallel mit sich an den Würfel verlegt, so
stumpft jede von ihnen die entsprechende WUrfelkante ab nnd zwar, der Symmetrie
Fig. 72.
h
Fig. 73.
Fig. 74.
nfolge, gerade. Es entsteht dann die in Fig. 74 abgebildete Kombination beider
Formen. DaO die Fl&chen d in dieser Figur in der Tat die eines Granatoeders
nnd, teigen die geetrichelten Linien, die den letzteren KOrper als Erweitemng der
FUt^KD d bis zum gegenseitigen Durchschnitt darstellen.
Wir bedachten nnn die Kombination des Öranatotdar» und des Oktaedert, die
in Fig. 76 nnd 77 in paralleler Stdlnng abgebildet sind. Ans diesen Figuren er-
sehen wir, daO die acht Fl&chen des Oktaeders nach derselben Bichtnng hin gelegen
sind, wie die acht gleichwertigen dreikantigen Ecken des Granato«deTs. Yerschiebtti
wir nnn die OktaederflOchen parallel mit sich an das Dodekaeder, so mnß jede von
ihnen eine der dreikantigen Ecken des letzteren, and zwar der Symmetrie ent-
sprechend gerade, abstumpfen, wodnrch die Kombination Fig. 79 entsteht Die zwOlf
gleichen Konten des Oktaeders liegen aber auch ebenso wie die iwOU Flächen des
Dodekaeders; die vier in den Haaptsymmetrieebenen liegenden Oktoederkantes
schneiden sich nnter rechten Winkeln, wie die vier entsprechenden DodekoederflXcbeti,
104 Kombinatioiiabildniig.
deren lange Diagonalen also mit den Oktaederkanten in der Lage Tollkommeii Überein-
stimmen, Denkt man flieh die zwölf Dodekaederfl&chen parallel mit sicli an das Oktaeder
Fig. 76, Fig. 78.
hin Terscboben, so Htnmpft jede von ihnen eine der xwOlf Oktaederkanten ab, nnd
zwar wieder der SymmeMe zafolge gerade. Wir erhalten daim die in Fig. ^8
dargeBtellte Kombination. Anch diene beiden letzteren Kombinationen sind krjstallo-
giAphisch dasselbe, der Unterschied liegt auch hier wieder nnr in der verschiedenen
Anedehnnng der beiden kombinierten einfachen Formen.
Eine weitere einfache voUä&chig-regulftre Fonn ist der in Fig. 80 abgebildete,
von 24 gleichen Fl&chen, in der idealen Form gleichschenkligen Dreiecken, begrenEte
Pyramidenwürfel (TetrakishexaedeT). Ea ist gewisaermalten ein Würfet, Über dessen
qnadratischen Flä<^en sich niedrige vierseitige Pyramiden erheben. Er befindet sich
in Parallelatellnng mit dem Würfel (Fig. 81). Die sechs gleichen Flächen des letzteren
Fig. 80.
Fig. (
Fig. 81.
liegen wie die sechs gleichwertigen Pin'amidenecken w des Pjramidenwilrfels. Sie
müssen daher, parallel mit sich verschoben, diese Ecken abstumpfen nnd zwar nach
der Symmetrie gerade. Es entsteht dann die in Fig. 82 dargestellte Kombination.
Umgekehrt haben, da, der Symmetrie entsprechend, die Fl&chen beider KQrper den
drei strichpunktierten Achsen parallel gehen, die Kanten des WUrfels dieselbe Lage,
wie je zwei Fl&chen des PyramidenwQrfels. Je zwei der letzteren müssen daher
bei der Vereinigung beider Formen die WQrtelkanten znichärfen und zwar gerade.
Jeder der zwölf WflrfeUcanten entspricht dabei je eine der zwölf Qmppen von je zwei
Fl&chen des PyramidenwQrfels, welche notwendig alle Würfelflächen nnter gleichen
Winkeln treffen. Man erhält dann dieselbe Kombination, wie im ersten Fall, wo
die Würfelflächen die Pyramiden wUrf decken abstumpften. Die Gestalt der Kom-
bination kann dabei im einzelnen etwae wechseln, je nach der relativen GrCQe der
beiden kombinierten KOrper.
Als letztes Beispiel wählen wir die Kombination des (^faederi (Fig. 83) mit
dem gleichfalls regnlär-voUflächigen IkosUetraeder (Fig. 84), das von 24 symmetri-
schen Tierecken (Deltoiden) begrenzt ist. Seine Symmetrie verhältniese ergeben sich
ans der Figur, Je vier FIftchen der letzter«) Form liegen wie eine Ecke des Okta-
KombinationBbildnDg. 105
eden. Deren aind es sech«, ebenso auch sMha solche Omppen ron je Tier Flachen
des Ikoütetraeders. Jede dieser FlSchengTnppen mnQ <Jso je eine der sechs Okta-
ederechen zuspitzen nnd twax von den FUchen au. Es entsteht dann die Korn-
bination Fig. 85, bei der die Symmetrie des regnlären SjBteros die Gleichheit aller
Kombinationskanten zwischen den Oktaeder- nnd Ikositetraederflächen erfordert.
Fig. 83. Fig. 86. Fig. 84.
98. HaQyschfis Symmetriegesetz bei der KomblnatiooBbUdang.
Ans dem Gesetz der Kombinationsbilduag, wonach die sich kombinieren-
den einfachen Formen mitereinander nnd mit der von ihnen gebil-
deten Kombination in Beziehung aaf die Symmetiie yollständig Über-
einstimmen, ergibt sich auch für die Kombinationen die Gültigkeit
der Regel, die wir schon oben (70) als den Haflyschen Symmetriesatz
kennen gelernt haben, nach welcher sich gleichwertige Stücke eines
Krystalls durchaus gleich, ungleichwertige verschieden verhalten.
Er kann für den hier vorliegenden Fall in folgender Form ausge-
sprochen werden:
Sei äntrdender Kombinationsbädung werden gleiche SegrewmngS'
demente einer Krgstailform von den Flächen einer hinsnttretenden wmieren
einfachen ErystaUform stets gleich, ungleiche im allgemeinen tmghich
geschnitten. Dies gilt allerdings ganz uneingeschränkt nur für voU-
flachige Krystalle, bei teilflächigen treten infolge des Wegfalls ge-
wisser Flächen maDchmal Modifikationen ein, die sich in jedem ein-
zelnen FaUe von selbst ergeben.
Im einzelnen kommt der Haüysche Symmetriesatz in folgender
Weise znr Oeltang: Die gleichen Flächen einer einfachen Krystallform
werden von hinzutretenden Flächen einer anderen stets gleich d. h.
onter gleichen Winkeln geschnitten. Wird eine Kante von zwei an-
gleichen Flächen gebildet (was natürlich nur bei einer Kombination
mftglich ist), dann werden sie von einer dazu tretenden weiteren
Fläche ungleich d. h. unter verschiedenen Winkeln getrofifen. Es wird
also eine von zwei gleichen Flächen gebildete Kante gerade, eine von
zwei ungleichen Flächen gebildete Kante schief abgestumpft. Zwei
ungleiche Flächen können nnr dann von einer dritten Fläche unter
gleichen Winkeln geschnitten werden, wenn diese Rechte sind, also
die dritte Fläche auf jenen beiden senkrecht steht.
106 Kombinationsbildiiug
Werden zwei gleiche Flächen von einer dritten ungleich ge^
schnitten, d. h. wird ihre Kante schief abgestumpft, so muß an der-
selben Kante noch eine zweite Abstumpfungsfläche auftreten, die
die beiden gleichen Flächen in entgegengesetzt schiefer Richtung
schneidet und so mit der ersten Abstumpfungsfläche eine gerade Zu-
schärfung der Kante bewirkt. Ganz analog sind die Verhältnisse bei
Abstumpfung resp. Zuspitzung einer Ecke. Ist diese gleichflächig
und -kantig, so kann sie nur gerade abgestumpft werden, und wenn
sie zugespitzt wird, kann es nur so geschehen, daß die Zuspitzuugs-
flächen in ganz gleicher Weise auf die Kanten und Flächen ausge-
setzt sind, die die Ecke bilden. Sind die Flächen und Kanten an
einer Ecke nur zum Teil gleich, dann werden diese gleichen Stücke
von den Abstumpfungs- und Zuspitzungsflächen gleich und anders
getroffen, als die übrigen Begrenzungselemente dieser Ecken. Endlich
müssen notwendig alle gleichen Kanten und Ecken einer einfachen
Form in derselben Weise modifiziert, also abgestumpft oder zuge-
schärft oder zugespitzt werden, jederzeit der Symmetrie an den einzelnen
Kanten oder Ecken entsprechend. Vorausgesetzt ist dabei, wie schon
erwähnt, überall, daß man es mit vollflächigen Formen zu tun hat^
und daß nicht infolge von Hemiedrie etc. eine Anzahl von Flächen,
resp. Symmetrieebenen, in Wegfall gekommen ist. Die besonderen
Verhältnisse der Kombinationen hemiedrischer etc. Formen werden wir
bei der speziellen Betrachtung der teilflächigen Krystallklassen kennen
zu lernen haben.
Der Haüysche Symmetriesatz verlangt endlich, daß Flächen, durch
todche gleiche Stücke einer einfachen Farm in derselben Weise getroffen
werden, einander gleich sind. Auch dies ist eine notwendige Folge der
Symmetrie; diese Flächen bilden zusammen die Begrenzung einer
einfachen Krystallform.
99. Beispiele. Daß diese Haüyschen Gesetze mit Notwendigkeit aus dem
Gesetz der Eombinationsbildnng folgen, geht schon ans den oben (97) betrachteten
Beispielen hervor. Hier sollen nur noch einmal einige derselben mit besonderer
Besiehnng daranf knrz betrachtet werden.
Wenn eine Fläche des Granatoeders eine Würfelkante abstumpft (Fig. 74),
so verlangt die Symmetrie nach den Nebensymmetrieebenen , daß dies gerade ge-
schieht; die zwei gleichen Würfelflächen werden also von der hinzutretenden
Granatoederfläche gleich, d. h. unter gleichen Winkehi geschnitten. Femer müssen
aUe gleichen Würfelkanten ohne Ausnahme in derselben Weise gerade abgestumpft
werden, und die Abstumpfnngsflächen müssen alle einander gleich sein, da sonst die
Symmetrie nach den Hauptsymmetrieebenen gestOrt wäre. Die Kombination von
Würfel und Granatoeder entspricht somit vollkommen dem Haüyschen Symmetrie
gesetz. Ganz entsprechend ist es, wenn man die Kombination des Oktaeders mit dem
Granatoeder betrachtet (Fig. 78).
Bei der Kombination des Pyramiden würfeis mit dem Würfel (Fig. 82) folgt aus der
Symmetrie, daß jede der beiden Würfelflächen von den beiden anstoßenden Pyra*
Eombinationsbildnng. 107
midenwttrfelfläclien gleich getroffen werden, und daß jede Kante in derselben Weise,
d. h. nnter denselben Winkeln gerade zngescbärft werden mnß nnd zwar durch
lanter gleiche Flächen, welche eben die des Pyramidenwtlrfels sind.
Die vierkantigen Ecken des Granatoeders können nach der S3rmmetrie nur
gerade abgestumpft sein (Fig. 102), nicht schief; die vier gleichen Flächen an
einer Ecke des Qranatoeders werden von der hinzutretenden Abstumpfungsfläche
gleich geschnitten, und wenn eine dieser Ecken abgestumpft ist, so müssen es alle
anderen ihr gleichen vierkantigen Ecken ebenfalls in derselben Weise sein, und
zwar von lauter der ersten gleichen Flächen. Entsprechend ist es bei den drei-
kantigen Ecken (Fig. 104); diese werden ebenfalls alle gerade abgestumpft, die Ab-
stumpfnngsflächen schneiden die Granatoederflächen gleich und sind untereinander
gleichwertig. Wenn die vierkantigen Ecken abgestumpft sind, so verlangt die
Symmetrie nicht, daß die von ihnen verschiedenen dreikantigen Ecken gleichfalls
abgestumpft sind. Wenn sie beide gleichzeitig abgestumpft sind (Fig. 105), so sind
die zu beiden gehörigen Abstumpfungsflächen jedenfalls voneinander verschieden.
Unter allen umständen verhalten sich die verschiedenwertigen Ecken des Granato-
eders bei der Eombinationsbildung verschieden.
Eine Zuspitzungsfläche einer Oktaederecke bei der Kombination des Oktaeders mit
dem Ikoeitetraeder (Fig. 85) muß nach der Symmetrie auf die Oktaederfläche notwendig
gerade aufgesetzt sein und zwar auf jede Fläche an dieser Ecke in derselben Weise
(unter demselben Winkel) ; auch müssen alle Oktaederecken in derselben Weise viel-
flächig zugespitzt sein, so daß wieder alle gleichen Begrenzungselemente des Okta-
eders von den zutretenden Flächen des Ikositetraeders gleich geschnitten werden
und zwar ebenfalls von lauter untereinander gleichen Flächen.
100. Ableitnng der Kombinationeii nach dem Haflyschen Sym-
metriegesetz. Nach unseren bisherigen Betrachtungen haben wir die
Kombinationen angesehen als entstanden durch die Vereinigung der
einfachen Formen (96).. Als notwendige Eonsequenz ihrer symmetri-
schen Durchdringung ergaben sich dann die Haüyschen Symmetrie-
sätze. Wir können aber auch umgekehrt diese letzteren durch direkte
Beobachtung an den Erystallen empirisch feststellen und vermittels
ihrer die an jeder einfachen Erystallform möglichen Kombinationen
ableiten. Man denkt sich zu diesem Zweck an den Kanten und Ecken
dieser einfachen Form zunächst eine Fläche in irgend einer Lage als
Abstumpfung auftretend, und konstruiert alle nach den Symmetriesätzen
(oder kurz, nach der Symmetrie) noch weiter erforderlichen Flächen
dazu. Diese müssen dann jener ersten gleich sein, und sie alle zu-
sammen begrenzen bis zum gegenseitigen Schnitt ausgedehnt, die neue
einfache Form, die nun mit der ersten in Combination getreten ist.
Indem man die Lage der ersten Fläche auf alle denkbaren Arten
ändert, erhält man alle überhaupt möglichen Fälle der Kombination
jener ersten Form mit einer zweiten. Daß diese letzteren alle die-
selbe Symmetrie haben müssen, wie die erste Form, von der wir aus-
gegangen sind, folgt nach dem früheren von selbst; die Symmetrie-
ebenen bleiben ja beim Zutreten der neuen Flächen ganz unverändert
erhalten. Es ergibt sich daraus dann das Gesetz der Kombinations-
108
Eombinatioiisbildang'.
bildung, daß nur einfache Formen derselben Symmetrieklasse sich zu
Kombinationen vereinigen, indem sie sich in paralleler Stellung d. h.
mit parallelen Achsen durchdringen.
Beispiele. An der Ecke eines Oktaeders trete eine einzige Flftche anf. Dann
muß sie diese notwendig gerade abstumpfen, da nur so die Erfordernisse der
Symmetrie durch diese eine Fläche erfüUt werden kGnnen. Die Fläche muß alle an
der Ecke liegenden Flächen und Kanten gleich treffen, da sie ja aUe je unterein-
ander gleich sind. Da alle sechs Oktaederecken gleich sind, so müssen auch alle
anderen in derselben Weise gerade abgestumpft sein, wenn es die erste ist (Fig. 71).
Die sechs Abstumpfungsflächen sind notwendig einander gleich und begrenzen ge-
hörig ausgedehnt einen sechsflächigen Körper von derselben Symmetrie wie das
Oktaeder, einen Würfel. Es ist ganz gleichgültig, ob man einen KrystaU beschreibt
als Kombination von Oktaeder und Würfel, oder als Oktaeder mit abgestumpften
Ecken; beides bedeutet dasselbe.
Liegt eine Fläche an der Oktaederecke, auf eine Oktaederfläche aufgesetzt, so
kann sie nur gerade auf diese aufgesetzt sein, und somit die beiden seitlich anstossen-
den Oktaederflächen unter gleichen Winkeln schneiden, da sonst die Symmetrie ge-
stört wäre (Fig. 85). Oder aber es müßte, wenn die Fläche schief auf eine Okta-
ederfläche aufgesetzt wäre, an dieser letzteren noch eine zweite Fläche in entgegen-
gesetzt schiefer Stellung auftreten. Auf jeder anderen
Oktaederfläche an derselben Ecke müsste dann noch
eine Fläche gerade, resp. zwei Flächen schief in der-
selben Weise aufgesetzt sein und die Ecke wäre dann
yierflächig resp. achtflächig zugespitzt (Fig. 85 und 86).
Wenn nun alle übrigen Oktaederecken in derselben
Weise modifiziert werden, sind die Erfordernisse der
Symmetrie erfüllt, und das Symmetriegesetz ist befrie^
digt. Die Zuspitzungsflächen sind in beiden Fällen in
derselben Weise symmetrisch angeordnet wie die Flächen
des Oktaeders, sie liefern alle bei gehöriger Ausdehnung
ebenfalls reguläre Formen. Von ihnen haben wir die
eine (Fig. 85) oben schon (97) als Ikositetraeder kennen
gelernt; die anderen (Fig. 86) werden wir unter dem Namen des Hexakiaoktaeders
(Achtundyierzigflächners) unten noch betrachten.
Ganz analog sind die Verhältnisse bei der Modifikation der Kanten, so daß
keine weiteren Beispiele erforderlich sind, die sich übrigens auch aus dem früheren
und dem nachfolgenden yon selbst ergeben.
101. rmkehrung des Haüyschen Symmetrlesatzes. Aus
den Symmetrieverhältnissen ergibt sich, daß das Hattysche Sym-
metriegesetz auch einer Umkehrung fähig ist, welche lautet: Wenn
Begrenzungselemente einer KrystaUform von hinzutretenden Flächen in
gleicher Weise geschnitten werden, so sind sie ebenfalls untereinander
gleich, Begrenzungselemente, die sich in dieser Hinsicht verschieden ver-
halten, sind einander im allgemeinen nicht gleich.
Wenn z. B. in dem vierseitigen Prisma MM (Fig. 87) eine Kante durch die
Fläche A gerade abgestumpft wird, dann müssen notwendig die beiden Flächen M
einander gleich sein ; denn die Gleichheit der beiden Kanten a bedingt eine zwischen
ihnen hindurch gehende Symmetrieebene. Wird aber, wie in Fig. 88, die Kante MN
Fig. 86.
i
Be^&rea Sjstein.
durch die Fläche A schief abge-
stumpft, dum sind jedenfalls die
beiden PrismenflSaben M und JV von-
einander Terschieden.
Wir haben bieris also ein Mittel,
am nnter Umständen, eventuell mit-
tels des Goniometers, die Qleichheit
oder Ungleichheit von Flächen fest-
Eustellen, was manchmal auf Omnd
ihrer phrnkalischen Beschaffenheit
Fig. 87.
Fig. 88.
Bchvierig nnd in vielen Fällen mit voller Beitimmtheit Qberhanpt nicht möglich ist.
Wenn t. B. an einem Oktaeder eine Fläche eine £ante gerade abstompft, so
mOssen notwendig die beiden Oht&edetfl&chen einander gleich sein. Wenn an
demselben Oktaeder nur acht von den EwOlf Kanten abgestumpft
■ind, die vier anderen nicht (Fig. 89), dann sind jedenfalls dieae
vier von jenen acht verschieden und das Oktaeder kann unmög-
lich ein reguläres sein. Ob die letctAren acht Kanten alle unter-
einander gleich sind oder nicht, kann nach dem Vorhandensein
der Abatnmptogen allein nicht entschieden werden. Dam ist
ea nOtig, die Winkel an ollen Oktaederkanten m messen.
Anch hier macht indessen der rechte Winkel eine Ausnahme.
Wenn mehrere Flächen eines Erystalls von einer Fläche senk-
recht geschnitten werden, sind sie troti der gleichen Schnittwinkel "^- ™'
nicht notwendig einander gleich. So sind in den (20) erwähnten Stamolitbkrystallen
die Flächen m und o nicht einander gleich, obwohl sie von p nnter gleichen Winkeln
geschnitten werden ; diese gleichen Winkel sind hier rechte (Fig. 17).
D. Die Krystallsysteme.
1. Re^lres System.
(Tesserales, laometrischeB, knbisches System.)
Das reguläre Krystallsystem nmfaßt alle Ei'yst&Uklafisen, die aof
drei gleiche zueinander aenkrecbte Achsen bezogen werden kSnnen.
Das reguläre Ächsenschema ist daher:
o:a:a;-4a/a = 90".
In demselben ist kein unbekanntes StUck vorhanden. Es ist also
dnrch die Symmetrie allein ohne Winkelmessung bekannt, somit in
allen regolären Erystallen dasselbe and von der Substanz unabhängig.
Alle regulären Formen mit demselben Achsensusdmck mUssen daher
genau dieselbe Gestalt (dieselben Flftcbenwinkel) haben. Auch sie
sind durch die Symmetrie allein gegeben nnd werden von der Za-
sammensetzang der Erystalle nicht beeinfinfit. Bei der gewShnlicfaen
An&tellong ist eine der drei Achsen vertikal, die zweite geht tod vom
110 BegoUi^TolUScIuge ElsMe.
nach binten, die dritte liegt qaer von rechts nach links. Die drei
AchBenebenen teilen den Ranni in acht gleiche Oktanten. Die Achsen
Bind in den folgenden Figoren dnrch die strichpanktierten Linien und
an ihnen die Flächen in ihrer spezielten Lage durch die Lidices an-
Regulär-üollfläehige (hexakiBoktaedrisohe) Klasse.
3 -|~ 6 = 9 Symmetrieebenen ; davon drei Hau/ptsymmetrie^enen
parallel den drei Achsenebenen aa and sechs N^)ensyminetrieehenen, die
dnrch eine Achse a gehen und den Winkel der beiden anderen Achsen a
halbiren. 3 + 4 + 6 — 13 Symmetrieachsen, davon: drei vierzählige
parallel den krystallographischen Achsen a (tetragonale Achsen), vier drei
zählige za je drei Achsen a gleich geneigt (trigonale Achsen) nnd sechs
zweizählige in den Achsenebenen aa, die Winkel je zweier Achsen a
halbierend (digonale Achsen). Symmetriecentram vorhanden. Die drü
Hauptsymmetrieebenen sind die Fundamentalflächen des Achaensystems.
102. fünfkche Formell. 1. OTdaeder. Die Flächen schneiden
von den drei Achsen gleiche Stücke ab, also solche,
die sich verhalten wie: a-.a-.a; der Ausdruck des
Oktaeders ist demnach : {a-.a-.a)^ (111). In jedem
Oktanten liegt somit eine Fläche, also sind im ganzen
acht vorhanden, welche sich in den Kanten unter
Winkeln von 109" 28' 16", ober die Ecken unter
70" 31' 44" treffen. In der idealen Form sind die Be-
Fig. 90. grenzongsflächen acht gleichseitige Dreiecke, welche
sich in zwßlf gleichen, zq je vieren in den Achsenebenen senkrecht
zueinander liegenden Kanten und in sechs gleichen vierflächigen
Ecken, durch welche die Achsen hindurchgehen, schneiden (Fig. 90).
„Verzerrte" Oktaeder vgl. Fig. 19 und 20.
Di« Oktaederflache iit die Einheitsflftclie des res^iläreii Systems.
2. Hexaeäer (Würfel). Drei Flächenpaare stehen je auf einer Achse
senkrecht, gehen also je den beiden anderen Achsen parallel (Fig. 91).
Der Ausdruck ist daher: (a : oo o : oo a) = (100) nnd
die sechs Flächen schneiden sich unter 90". In der
idealen Gestalt sind die Flächen Quadrate. Jeder
Krystall, der von drei aufeinander senkrechten glei-
chen Fläcbenpaaren begrenzt wird, ist aber krystallo-
graphisch ein Wtlrfel, auch wenn er z. B. die Form
eines in die Länge gezogenen Prismas oder die einer
~° " dünnen Platte etc. besitzt. Die zwölf Kiinten and die
acht Ekdcen sind je alle gleich. Je vier Kanten sind einer der drei
Achsen parallel. Diese stehen senkrecht auf je zwei gegenüberliegen-
Einfiidie Formen. lU
dm Flächen und gehen dnrch die Mitten von je zwei gegfenüber-
liegenden Flächeu der Idealform.
Die WUrfelflOcbeu und die FnndamentaMllcheii (AdiBenebenen) des regnlSren
Systems; Bie sind paiaUel den drei Eanptsymmetrieebenen A (Fig. 33 und 47). Die
Achsen entsprechen der Bichtnng nach den WUrfelkanten.
3. Öranatoeder (Ehombendodekaeder). Die Flächen schneiden zwei
Achsen gleich, die dritte im Unendlichen, der Äusdnick ist also : (a : a : oo a)
= (110). Die zwölf Flächen bilden in der idealen
Gestalt Bhomben, welche sich in 24 gleichen
Kanten Ton 120 * schneiden. Außerdem sind
sechs gleiche vierkantige and acht gleiche drei-
bmtige Ecken vorhanden (S und 0) (Fig. 92).
Über die vierkantigen Ecken H weg schneiden
sich je zwei Flächen unter 90". Die Achsen gehen
dnrcb je zwei gegenüberliegende vierkantige
¥>^en H nnd sind den kurzen Diagonalen der fjg gg
Flächen parallel
Die FUchen dieees EOrpers sind den sechs Neben^ymmetrieebenen B piirallel
Cie- «).
Oktaeder, Hexaeder nnd Dodekaeder kann es nach der Lage der Flächen an
den Achsen im regnlftren System nnr je eines gehen, d. h. alle Oktaeder, alle
W&rfel etc, sind je unter einander in jeder Beziehung, besonders betreib der
Flächen Winkel, gleich. Dies sieht man anch ans den Ausdrücken, in denen nnr kon-
Btante Ableitangszahlen 1 und oo (Indices 1 und 0) vorkommen. In den Anadrüoken
der nächstfolgenden Körper kommen variable Ableitungsiahlen (Indices) vor, für die
man beliebige rationale Zahlen einsetzen kann. Jeder anderen solchen Zahl ent-
spricht eine in der allgemeinen Gestalt den anderen analoge, in den WinkelTOrhält^
Bissen aber Teischiedene Form.
4. TetraJäshexaeder (Pyramidenwfirfel). Die Flächen gehen einer
Achse parallel und schneiden von den beiden anderen Achsen ungleiche
Stficke ab. Dies entspricht dem Flächenausdruck : (a : nta : oo a)
= {-la-.ooa) = (mlO) oder allgemein: (äSO), z. B. (210), (310)
(320) etc. Die 24 von der Symmetrie geforderten Flächen sind in der
Idealform gleichschenklige Dreiecke. Sie sind so gruppiert, daß sie zu
je vieren niedere Pyramiden Über den Flächen
eines Würfels machen, den man sich einbe-
Bchrieben denken kann (Fig. 93). Zwölf gleiche
längere Kanten H sind den Achsen parallel und
liegen genau so gegeneinander, wie die zw5U
Kanten eines Würfels (Fig. 91). 24 andere gleiche
kürzere Kanten P bilden die vierseitigen Pyra-
miden über den Würfelflächen. Acht gleiche
3-1- 3 kantige Ecken E liegen wie die Würfel- p- gg
ecken ; sechs gleiche vierkantige Ecken W bilden
X12 Be^nl&r-vollflSchige Elaue.
die Spitzen der Pyramiden und liegen wie die OktaedereckeD; dnrclt
sie geben die drei Achsen a.
Die Neigungswinkel der FlSchen in den Kanten H und P hingen von der
QiOQe von ffi (resp. von h and k) ab, und nmgekebrt; m (resp. -^) bann ans einem
in S oder P gemessenen FlKcbeawinkel berechnet werden. Fflr alle Werte Ton m
(resp. -j-) bleibt die allgemeine Gestalt des ECrpen dieselbe, nur die relative Habe
der Pyramiden &ndert eich entsprechend den FlBcbenwinkeln.
5. Xkosüetraeäer. Die Flächen schneiden eine Achse in kleinerer,
die beiden anderen in gröSerer, aber gleicher Entfernung, der Ans-
drudt ist also: (a:ma: mä) (m >■ 1) oder -= (— : o : a) ^ (m 11) oder
allgemein (AÄfc) ft > ft, z. B. (211), (311), (322) etc. Die Symmetrie ver-
langt 24 Flächen von dieser Lage an den Achsen. In der idealen Qe-
stalt bilden sie symmetrische Vierecke (Deltoide), welche zu dreien in
den einzelnen Oktanten liegen. Sie schneiden sich in 24 in den
Achsenebcnen gelegenen längeren Eanten 0, den sog. gebrochenen
Ottaederkanten (Fig. 94) und in 24 kürzeren Kanten P, den sog. ge-
brochenen Wtirfelkanten. Die Ecken sind dreierlei: acht dreikantige
Ecken A liegen wie die Würfelecken in der Mitte der Oktanten;
sechs Tierkantige Ecken B liegen wie die Oktaederecken auf den
Achsen, und zwölf 2 + 2 kantige Ecken C liegen in den Achsenebenen
in der Mitte zwischen je zwei Ecken B. Durch B gehen die Achsen.
Mit der Zahl m resp. mit -r- findem eich die Flächenwinkel und damit in
etwas die Gestalt. Die Fig. 94 entspricht dem Anednick (211); Fig. 9ö dem Ana-
drick (311).
Eine gaoE ftboUche Form wie
-■>• Fig. 94 findet man beim Leucit
{Fig. 211], wo man es aber mit
einer pseudoregulären Combina-
tion des qnadratiachen Systems
zu tun hat. Diese Fonn wnrde
früher für ein wirkliches regnl&rea
Ikositetraeder gehalten, welche
Form darnach Lettcifoeder ge-
nannt wnrde (80, 134).
Fig. 94. Fig. 95.
6. Triakisoktaeder (Pyramidenoktaeder). Jede der Flächen schneidet
zwei Achsen gleich, die dritte in größerer Entfernung, der Ansdmck
ist also: (a : a : mä), wo w >■ 1 oder: (m m 1) oder allgemein (hhk),
A> Ä, also z. B. (221), (331), (332) etc. In äer idealen Form (Fig. 96)
sind die Flächen, von denen aach hier der Symmetrie nach 24 vor-
handen sein mflssen, gleichschenklige Dreiecke, welche dreiseitige
niedere Pyramiden über den Flächen des Oktaeders bilden, das man
VolUftchige Kluae. 1]3
sich einbeschriebeD denken kann. Zwölf läng^ere b
Kanten 0 entsprechen in ihrer Lage dorchaus
den zwölf Kanten und sechs 4 + 4kantige Ecken
E den Ecken den Oktaeders. AuSerdem sind
noch 24 gleiche kürzere Pyramidenkanten P nnd
acht 3 kantige Pyramidenecken J von der Lage
der Wörfelecken vorhanden. Die Achsen gehen
durch die Ecken E.
Di« Hüben der PyruniaeD (d. h. die Fl&cheDwinkel ^S- ^'
in P und 0) ändern sich mit der Zahl m (resp. -r-), welche nun aas Jenen Winkeln
berechnen kann, nnd omgekehrt.
7. BexdkiaoUaeder (Achtundvierzigflächner). Die Flächen schneiden
alle Achsen ungleich, der Ausdruck ist also : {ma :na:pa) oder = ( r ' y ' T^
= (hkl), wo A > i > I, z. B. (321), (421) etc. Die Flächen, 48 an der
Zahl, bilden ungleichseitige Dreiecke (Fig. 97), ,„„
welche sich in 24 gleichen Kanten K in den
Achsenebenen (gebrochene Oktaederkanten) nnd in
je 24 Kanten L und M schneiden. In der idealen
Form sind die Kanten M die längsten, L die
kilrzesten. An Ecken sind rorbanden : sechs
4 4-4kantige sog. Oktaederecken E, durch welche
die Achsen gehen, acht 3 -|- 3kantige 0 in der
Mitte der Oktanten (Wttrfelecken) und zwölf Fig. 97.
2 -}- 2kantige G in den Achsenebenen.
Die Fl&chenwinkel in £, L nnd M ändern sich mit m nnd n, reep. mit -j-
nnd y. Hanchmal nnd die Flächen bo grappiert, daO sie en je vieren niedere
Pyramiden anf den Flächen eine« Oranatoedars bilden, mit deaeen Kanten ImI
manchen Werten von m nnd n (resp. h, k, l) die Kanten M EOBammenf allen ; dies
sind die sog. Pyramidengranafoeder. Die Bedingung luerfflr ist; h^=k-{-l, %. B.
{321}, (431), (632) etc.
Andere einfache KOrper als diese sieben sind in der Tollflächigen Klasse des
regulären Syatema nicht mOglich. Weder lassen sich andere Lagen der FlKchen gegen
die Achsen angeben, als jene sieben, noch andere FlächenansdrQcke, welche von jenen
sieben wesentlich verschieden wären nnd nicht durch Mnltiplihation oder Division
der Indicee mit einer geeigneten Zahl anf sie EtuttckgefUhrt weiden könnten. £la
kann also keinen anders gestalteten einfachen EOrper mit den nenn Symmetrieebenen
der genannten Klasse geben. Alle diese sieben KGrper sind anch, teils selbständig,
teils in Kombinationen voTkommeud, an Krystallen tats&chlich beobachtet worden.
Das Eexakisoktaeder ist der flBchenreichste einfache regnläre KOrper nnd auch
der aUgemeisste, als dessen spezielle Fälle die anderen angesehen werden künnen.
So kann man sich e. B. ein Ikoaitetraeder als ein Hexakisoktaeder vorstellen, in
dessen Kanten M die anstoßenden Flächen einen Winkel von 180" machen, d. h.
Baasr, KioeraloclB. 8
114 Beguläres Erystallsystem.
in eine Ebene zusammen fallen ; beim Pyramidenoktaeder fallen die in den Kanten L
zusammenstoßenden Flächen in eine zusammen ; beim Oktaeder alle nm eine Ecke 0
hemmliegenden Flächen etc. Diesen Änderungen entsprechend ändert sich selbst-
verständlich jedesmal der Ausdruck des Hexakisoktaeders und geht in leicht yer-
ständlicher Weise in den des betreffenden speziellen Körpers über. Diese Auffassung
des Zusammenhangs sämtlicher yollflächig-regulärer Formen ist namentlich bei der
Ableitung der hemiedrischen Formen aus jenen oft von Wichtigkeit.
103. Naumannsclie Bezeicliiinng und Übersicht. Nach der
Naumannschen Bezeichnungsweise werden nicht einzelne Flächen einer
einfachen Erystallform, sondern die ganzen Foimen in den Zeichen
(Symbolen) dargestellt Man geht dabei von dem Oktaeder aus. Eine
Oktaederfläche wird im Endpunkt einer Achse a festgehalten und so
nach außen gedreht, daß sie entweder von einer oder von beiden
anderen Achsen größere Stücke abschneidet, als von der ersten. Auf
diese Weise kann man offenbar jede überhaupt mögliche Lage der
Fläche, also die Lage der Flächen für alle oben betrachteten Körper
erhalten. Jedesmal trifft die Fläche die eine Achse, in deren Ende sie
festgehalten wird, in der Entfernung a, die beiden anderen Achsen in
je nach der speziellen Lage der Fläche verschiedenen Entfernungen
gleich oder größer als a. Naumann bezeichnet nun das Oktaeder mit 0
und alle anderen regulären einfachen Formen dadurch mit Hilfe des
Buchstabens 0, daß er die auf die zwei letztgenannten Achsen bezüg-
lichen Ableitungszahlen vor und hinter 0 setzt Eine etwaige Ab-
leitungszahl 1 wird dabei fortgelassen. Die dritte Ableitungszahl,
welche nach dem Obigen stets = 1 ist, braucht als selbstverständlich
nicht geschrieben zu werden. Danach ist allgemein : mOn = a:ma:nay
wo m >> n >> 1 sei; und speziell z. B. SOf = a : 3a : fa; 202 =
a : 2a : 2a; 30 = a : 3a : a oder a:a: 3a; oo02 = a : ooa : 2a oder
a : 2a : oo a etc. und entsprechend : 0 = a:l.a:l.a = a:a:a.
Im folgenden ist eine Übersicht über jene sieben einfachen
Körper des regulären Systems je mit der betreffenden Bezeichnung
nach Miller und Naumann gegeben :
1. Oktaeder: 0 — a:a:a = (111).
2. Würfel: ooOoo = a : oo a : oo a = (100).
3. Granatoeder : ooO = a : a : ooa «= (HO).
4. Tetrakishexaeder : oo On = a :na : ooa oder (ääO)
z. B.: oo02 = a : 2a : ooa = (210).
5. Ikositetraeder : mOm =^ aima: ma oder (hJck) h^k
z. B.: 3 03 = a : 3a : 3a = (311).
6. Triakisoktaeder : mO = a:a:ma oder = {hhk) h'^k
z. B.: iO = a : a : |a = (332).
7. Hexakisoktaeder : fnOn=^a imaina oder (hM) ä >> i > Z
z. B.: 3 0| = a : |a : 3a = (321).
Tollflftchige Kluge.
115
104. Komblnatloiieii. Das allgemeine Über die Kombinationen
ist schon oben (92 S.) gesagt, wo aach bereits einige regulär-Toll-
fi&chige Kombinationen speziell besclirieben worden sind. Danach
wird das folgende leicht vei'Ständlich sein. Die jo den folgenden
Kombinationen vorkommenden einfachen Formen sind anf den Abbil-
dungen mit Naumanngchen Zeichen angegeben (vergl. auch (97)).
Das Oktaeder in Kombination mit dem Würfel stampft dessen
Ecken ab (Fig. 100) and ebenso amgekehrt (Fig. 98). Beide Formen
Fig. 98.
Fig. 99.
Fig. 100.
bilden dieselbe Kombination, bei Fig. 98 ist das Oktaeder, bei Fig. 100
ist der Würfel groß und der Träger der Kombination ; zwischen beiden
steht die in Fig. 99 abgebildete Form dieser selben Kombination,
der sog. Mittelkrystall oder das Knbooktaeder, in der Mitte.
Das Granatoeder stampft am Würfel die Kanten gerade ab (Fig. 101),
nmgekehrt der Würfel am Granatoeder die vierkantigen Ecken (Fig. 102).
Fig. 101.
Fig. 102.
Fig. 103.
Fig. 104.
Änch diese beiden Fignren stellen mithin die gleiche Kombination,
die des Würfels mit dem Granatoeder dar. Das Grematoeder stumpft
anch am Oktaeder die Kanten gerade ab (Fig. 103) und umgekehrt
dieses an jenem die dreikantigen Ek^ken (Fig. 104). Sind Oktaeder,
Fig. 106. Fig. 106, Fig. lOJ.
Wvrfü und Qrancdoeder miteinander kombiniert, so entstehen" die
Formen, welche in Fig. 105 — 107 dargestellt sind. Der Reihe nach
l][g ItepilBrei EiystallBystem.
sind bei ihnen das Granatoeder, das Oktaeder, der Wtlrfel die Träger
der Eombination.
Die Fig. 108 zeigt den Pyramidetucürfel in Kombination mit dem
Würfel Ersterer schärft die Kanten des letzteren zu, letzterer stampft
die Tierkantigen Ecken des ersteren ab. In Fig. 109 ist die Kom-
Kg. 108. Fig. 109. Fig. 110.
bination des Würfels, des Oktaeders, des Granatoeders und eines ^a-
midenoktaeders, etwa 20 (221) dargestellt. Die gegenseitige Lage der
erstgenannten drei Körper ist aus Fig. 106 bekannt; das Pyramiden-
oktaeder scbfirfl im allgemeinen die Oktaederkanten zu, hier stumpft
es dementsprechend die Kombinationskanten zwischen Oktaeder und
Granatoeder ab und zwar notwendig schief (98). Fig, 110 stellt die
Kombination eines Ikosüetraeders mit dem Würfel dar. Die Ecken
des letzteren werden von den Flächen des ersteren von den Flächen aus
zugespitzt. Fig. 111 gibt das Granatoeder, dessen Kanten durch
Fig. 111. Fig. 112. Fig. 113.
das Ikositetraeder 202 (211) gerade abgestumpft werden. Das Hexa-
kisoktaeder 30^(321) schärft die Oranaloederkanten zu nnd stumpft
die aus Fig. 111 bekannten Kombinationskanten zwischen den Flächen
von ooO und 202 schief ab (Fig. 112). Die Würfelechen werden von
den AcMundmereigflächnem, z. B. 402 (421), sechsflächig zugespitzt
(Fig. 113). Schon oben wurde die Kombination des Oktaeders mit
dem Ikositetraeder (Fig. 85) und mit dem Eexakisoktaeder (Fig. 86)
beschrieben.
104a. Kombinationen (FortMtiniig). Qrappieren wir die EombinfttioDen nach
den TrSgern -derselben, ao erhalten wir das folgende: Der Würfel mit abgeatiunpfl«n
Ecken (Fig. 100) ist die Kombination mit dem Oktaedecj mit abgestumpften Kanten
(Fig. 101) die mit dem Granatoeder; mit abgestampften Kanten und Ecken die mit
dem Oktaeder und dem Granatneder (Fig. 107); mit sngeachärften Kanten die mit
Yoim&chige Klasse. 117
eiBem Pyramidenwürfel (Fig. 108) ; mit von den Flächen aus dreiflächig mgespiteten
Ecken (Fig. 110) die mit einem Ikositetraeder ; mit sechsflächig zugespitzten Ecken
die mit einem Hexakisoktaeder (Fig. 113) etc.
Das Oktaeder mit abgestumpften Ecken (Fig. 98) ist kombiniert mit dem Würfel ;
das mit abgestumpften Kanten (Fig. 103) mit dem Granatoeder ; das mit abgestumpften
Kanten und Ecken (Fig. 106) mit dem Würfel und dem Granatoeder; das mit vier-
flächig von den Flächen aus zugespitzten Ecken (Fig. 85) mit einem IkositetraSder;
das mit achtflächig zugespitzten Ecken mit einem Hexakisoktaeder (Fig. 86) etc.
Am Oranottoeder bewirkt der Würfel die Abstumpfung der vierkantigen Ecken
(Fig. 102); das Oktaeder die der dreikantigen Ecken (Fig. 104); die der drei- und
der vierkantigen Ecken gleichzeitig der Würfel mit dem Oktaeder (Fig. 105); die
Abstumpfung der Kanten stellt die Kombination mit dem Ikositetraeder 202 (211)
dar (Fig. 111) und, wenn noch die Kanten zwischen den Flächen des Granatoeders
und dieses Ikositetraeders abgestumpft sind (Fig. 112), dann tritt zu diesen beiden
noch ein Achtundvierzigflächner und zwar ein solcher aus der Gruppe der Pjramiden-
granatoeder. Diese letztere Kombination ist oft am Granat zu beobachten, wo dieser
Achtundvierzigflächner den Ausdruck: 30% (321) zu haben pflegt.
Für die übrigen einfachen regulären Formen ergeben sich nach dem Obigen
die Verhältnisse leicht von selbst.
104 b. Entwieklung regalirer Komblnatioiieii. Die regulären
Eombinationen sind leicht zn entwickeln, d. h. die daran beteiligten
einfachen Formen sind leicht zn bestimmen, wenn deren Anzahl nicht
zu groß ist. Manchmal sind die Erystalle aber sehr kompliziert, so-
fern sich oft nicht nur alle oder doch die meisten der sieben ein-
fachen Formen im allgemeinen miteinander vereinigen, sondern auch
von denen mit veränderlichen Ableitungszahlen m resp. n mehrere
mit verschiedenem Ausdruck also z. B. mehrere Ikositetraeder, mehrere
Pyramidenwürfel etc. nebeneinander vorhanden sind. Dann ist die
Bestimmung der einzelnen Formen unter Umständen schwierig, nament-
lich wenn noch starke Verzerrung dazu tritt. Die Symbole aller
Formen lassen sich dann nicht ohne eingehende Beobachtung der
Zonen am Goniometer und ev. umfangreiche Winkelmessung und Be-
rechnung ermitteln. Handelt es sich aber nur darum, die Zugehörig-
keit der einzelnen Flächen zu der oder jener der einfachen Formen
im allgemeinen aufzusuchen ohne auf die speziellen Werte der Ab-
leitungszahlen m und n einzugehen, dann fuhrt auch in komplizierten
Fällen die Zonenbeobachtung mit bloßem Auge unter Berück-
sichtigung der Symmetrieverhältnisse häufig zum Ziel. Die" Flächen
des Würfels, des Oktaeders und auch des Granatoeders lassen sich,
wenn sie vorhanden sind, meist unschwer an ihrer Zahl und Anord-
nung erkennen, und man kann auch gewöhnlich, selbst wenn sie nicht
zur Ausbildung gelangt sind, was aber bei flächenreichen Krystallen
fast nie der Fall ist, ihre eventuelle Lage angeben. Dann sind
aber auch die drei Achsen bestimmt und aus ihnen folgen die Symbole
der anderen Flächen nach den Symmetrieverhältnissen. Bei solchen
Untersuchungen kann man auch von den folgenden leicht verstand-
118 Regnläres Erystallsystem.
liehen Regeln vorteilhaften Gebrauch machen: Die Ikositetraeder-
flächen liegen zwischen den Flächen des Oktaeders und Würfels und
mit ihnen in derselben Zone. Die Flächen der Pyramidenoktaeder
liegen in derselben Zone, aber zwischen denen des Oktaeders und
Granatoeders. Die Flächen der Pyramidenwürfel liegen zwischen
denen des Würfels und des Granatoeders. Die Flächen der Hexa-
kisoktaMer liegen in keiner dieser Zonen. Diese Beziehungen der
einfachen vollflächig-regulären Formen zueinander werden durch das
folgende Schema übersichtlich dargestellt:
fnO\ ymOm
I \
ooO cxDÖn ooOoo
Aus der Lage der Flächen sieht man auch häufig ohne weiteres,
wie viele von derselben Art vorhanden sein müssen, was die weitere
Bestimmung erleichtert, wenn dadurch nicht schon allein die Ent-
scheidung gegeben ist.
Ganz analoge Betrachtungen führen bei der Entwicklung regulär-
hemiedrischer Kombinationen und solcher anderer Erystallsysteme zum
Ziel. Es soll daher bei ihnen nicht mehr ausführlich darauf einge-
gangen werden.
Beispiele: In der regulären Kombination des Bleiglanzes (Fig. 109) sieht man
ohne weiteres, daß die Flächen 0 dem Oktaeder, cxsOoo dem Würfel nnd ooO
dem Granatoeder angehören. Nach den zuletzt erwähnten Eegeln ist 2 0 ein Pyra-
midenoktaeder, denn die Flächen liegen zwischen denen des Oktaeders nnd Granatoeders
in der Zone derselben, was aus den paraUelen Kanten hervorgeht. Der allgemeine
Ansdmck der Flächen 2 0 ergibt sich auch ans folgender Betrachtung. Die Achsen
stehen senkrecht auf den Wüifelflächen oo 0 oo. Von zweien dieser Achsen muß jede
der Flächen 2 0 gleiche Stücke abschneiden, da sonst die Symmetrie nach den Neben«
symmetrieebenen gestört wäre. Von der dritten Axe muss dieselbe Fläche ihrer
Lage nach ein größeres Stück abschneiden, als auf den beiden anderen, da sie sonst
mit der anstoßenden Oktaederfläche zusammenfaUen oder mit ihr einen einspringen-
den Winkel machen würde. Der Ausdruck der Fläche 2 0 ist danach im allgemeinen:
a:a:ma (m}>l), also der eines Pyramidenoktaeders. Der spezielle Wert der Ab-
leitungszahl m folgt durch Bechnung aus dem Winkel, den eine Fläche 2 0 mit
einer bekannten Fläche des Krystalls, also etwa mit einer Oktaederfläche macht.
Daß die Flächen 2 0 in der Zahl von 24 vorhanden sein müssen, geht aus ihrer
Anordnung hervor: um jede der acht Oktaederflächen liegen ihrer 3; an jeder der
sechs Würfelflächen liegen acht, wobei aber zu bedenken ist, daß jede Fläche 20
gleichzeitig an zwei Würfelflächen angrenzt.
In Fig. 113 a ist ein flächenreicher Krystall von Rotkupfererz abgebildet.
Auf den ersten Blick lassen sich die Flächen p als die des Oktaeders, femer a als
die des Würfels, somit m als die des Granatoeders erkennen. Daß n ein Pyramiden-
oktaeder ist, folgt aus dem eben betrachteten einfacheren Beispiele. Von den Flächen
b schneidet jede der Symmetrie zufolge auf zwei der zu den Flächen a senkrechten
Achsen gleiche Stücke ab und zwar größere als auf der dritten. So schneidet z. B.
Tetnedrieohe Hetniedrie. HQ
die aber p liegende FlSche b von den beiden bomontftlen Achnen gleiche Stflcke ab,
die Dotbwendig grOOer sein nttUseu, als das aof det Tertikalen Achse abgeschnittene.
b hat daher des Ansdmck : ma : ma : a, m ^ 1, ei
ist also ein Ikositetraeder. Dies ergibt sich
auch dsTSDi, daß die FUchen b zwischen den
Wflrfeiatchen a und den OktaederflAchen p in
deren Zone liegen. 6' mni) einem iweiten stnmp-
feren Ikositetraeder angehSren, etwa mit dem
Aosdrack: 303, wenn 6 den Aasdmck 202
hatte. Ähnliche Betracht nngeo xeigen, daß e '
die Flfichen eines PyrsmidenwUrfels dnd: sie
liegen zwischen den Flachen des Wflrfels a and
des Qranaloeders m in deren Zone, de gehen
ihrer Lage nach einer Achse parallel und schneiden
Ton den beiden anderen Achsen ungleiche Stücke
ab, was den Ansdrack ; a : ma : oo a ergeben wttrde.
Die Flachen n, b, b' und e mOssen in der Zahl £^. 113a.
von 24 vorhanden sein. Die Flachen « liegen in
keiner der oben betrachteten Zone, de sind 4Sn]al vorhanden and begrenzen ein
Hexakisobtaeder.
Hemiedrische Klassen.
Es sind dreierlei H^niedrien des regulären Systems mOglich und bekannt, die
durch Verschwinden je einer Gruppe von S^metrieebenen oder beider Gmppen
glrichzeitig ans der voltfl&chigen Klasse abgeleitet werden können.
1. Tetraedrische Heniiedrie, die drei Eanptsjmmetrieebenen verschwinden.
2. Pjritoedrische Hemiedrie, die sechs Nehensymmetrieebenen verschwinden.
3. G;roedriache Heniiedrie, alle Symmetrieebenen verschwinden gleichcdtig.
Nnr die beiden erstgenannten flemledrien sind verbreitet nnd h&nfig; sie
sollen dahn hier allein ebgehender betrachtet werden.
Tetraedriaefi-hemledrisehe (hexakistetraedrische, tetraedrische, geneigt-
fläohig-fiemiedrischej Klasse.
Die drei Hauptsymmetrieebenen sind verschwunden, mit ihnen
die sechs zweiz&hligen (digonalen) Symmetrieachsen nnd das Symmetrie-
centrnm. Gfeblieben sind die sechs Nebensymmetrieebenen, nnd die
vier dreizfthligen (trigonalen) Symmetrieachsen, sowie die drei Symme-
Irieaxen parallel den drei krystallographischen Achsen a; diese sind
nun aber nicht mehr vlerzählig, sondern sie sind zweiz&hlig geworden.
105. Gesetz der tetraedrlschen Heniiedrie. Nach dem Gesetz
der tetraedrischen Hemiedrie verhalten sich die sämtlichen P^lächen
eines nnd desselben Oktauten gleich and die in den abwechselnden
Oktanten verschieden, wie die Schraffierung an dem Hexakisoktaeder
(Fig. 114) zeigt Uan sieht hieraus ohne weiteres, dafi die drei die
Oktanten scheidenden Hanptsynunetrieebenen hier nicht mehr als
solche fon gieren, daffegen bleiben die sechs tlber die Oktanten hinweg-
X30 Begnllres ErjttallsfBtem.
geheoden nad sie symmetrisch teilenden NebensymmetrieebeDen aach
hier noch Symmetrieebenen.
Eine sofort erkennbare Folge
dieses Gesetzes ist auch, daß
alle drei vierzähligen Symme-
trieachsen nnn zweizählig ge-
worden nnd die sechs zweizäh-
UgenSymmetrieachsenvollkom-
pj 1^4 pig 115 men weggefallen sind, während
die vier dreizähligen Symme-
trieachsen auch hier existieren. Endlich mnß das Symmetriecentmm
verschwinden, da zu jeder Elächengmppe die parallele in dem diame-
tral gegenßberliegenden Oktanten verloren geht; die tetraedrische
Hemiedrie ist eine geneigtflächige.
106. Elnfaelie Formen der tetrsedTlBch-hemiedrlschen Klasse.
Jede Hälfte der Flächen einer einfachen vollflächigen Form gibt im
allgemeinen eine neae halbflächige. Die beiden korrelaten hemi-
edrischen Formen sind stets kongruent nnd lassen sich durch Drehung
nm jede der drei Achsen nm 90^ znr Deckung bringen.
Aus jedem HexakisoUaeder entstehen zwei correlate Hexahstetra-
eder (Fig. 116), die man als -|- und — ant«rscheidet Dire Fonn ist
Figr. 116.
die eines Tetraeders, Über dessen vier Flächen sich Pyramiden von je
sechs, nämlich den in den abwechselnden Oktanten erhalten ge-
bliebenen Flächen, erheben. Diese schneiden sich in den abwechselnd
kOrzeren nnd längei-en Kanten M und L, die den erhalten gebliebenen
Kanten entsprechen (Fig. 116, wo das von den schraffierten Flächen
in Fig. 114 begrenzte Heiakistetraeder besonders abgebildet ist). Ton
jeder der beziehungsweise gleichen Kanten M nnd L sind in jedem
der abwechselnden Oktanten drei, im ganzen also zwölf vorhanden.
AuBerdem finden sich noch zwOlf gleiche Kanten N, in denen sich
die vorhandenen Flächen aber die verschwundenen hinweg schneiden.
Die vier 3 + 3kantigen Ecken 0 sind die bestehen gebliebenen Aber
den Mitten der abwechselnden Oktanten. Die sechs Ecken E an den
Tetnedrische Hemiedrie. 121
Enden der Achsen siad nun 2 -|- 2kantig geworden. Änßerdem sind vier
3 4- Skantige Ecken R über den Oktanten mit den Terschwnndenen
Flächen nea entstanden. Die sechs 2 -|- 2 kantigen Ecken E tut-
sprechen in der Lage genau den sechs 4 -j- 4 kantigen Ecken (Fig. 97)
des Hexakisoktaeders. Wie durch die letzteren die Achsen hindurch
geheu, so gehen sie auch beim Hexakistetraeder durch je zwei gegen-
flberliegeude Ecken E. Das Symbol der beiden ans dem Hezakisokta-
eder mOn oder {hkl) nach obigem Gesetz abgeleiteten Hexakistetraeder
ist: -| — s— und jj— oder: + "(ä^) nnd — x(ßl) . x dient nur zur
Andeutung der Hemiedrie; wo diese anderweitig unzweifelhaft ange-
dentet ist, kann x auch wegbleiben. Die Indices der einzelnen Flächen
der beiden korrelaten Hexakistetraeder im Vergleich mit dem Hexa-
kisoktaeder ergeben sich aus Fig. 114 und 115.
Ans den Terhältnissen des Hexakisoktaeders folgen die Flächen-
Terteilnng and die Bezeichnung der tetraedrisch - hemiedrischen
Körper, die aus den anderen regnlären Holoedern sich ableiten lassen,
von selbst
Das Oktaeder 0 (lll) gibt zwei korrelate Tetraeder + -gUnd — -5-
oder -\- x(lll) und — "(^ll)' welche stets von yier gleichseitigen Drei-
ecken begrenzt werden. Diese schneiden sich in den sechs gleichen
Kanten unter Winkeln Ton 70" 32' (den Winkeln, unter denen sich
zwei Flächen des Oktaeders Über eine Ecke hinweg schneiden) und
bilden vier gleiche Ecken. Die Achsen gehen durch die Mitten Ton je
zwei gegenüberliegenden Kanten, welche sich unter 90 <> kreuzen
(Fig. 117 — 119). Die Kauten des einen Tetraeders schneiden in der
Pig. 117. Fig. 118. Fig. 119.
NormalstelluDg die Kanten des korrelaten an den Enden der Achsen
rechtwinklig.
Jedes Jkosiietraeder mOm {hkk) gibt zwei TrvUäd^raeder (Pyra-
midentetraeder): -i-~! oder + x(Wvt) z. B. +^ = -f x(211) und
die entsprechenden negativen Formen der anderen Stellung: 5—
122 Begiil&rea RrjBtdlijsttiii.
oifsc ~K(kU);z.B.— ~ = — x{2h) (Fig. 120). Daneben giebt
Fig. 120.
Fig.121 die Indices der einzelnen Flächen des sclirafflei-ten Triakistetni-
eders nnd im Vergleich mit Fig. 94 anch die des korrelaten. Die Triakis-
^ tetraeder haben die Gestalt eines Tetraeders, Ober
3 ' i dessen Flächen sich niedrige dreiseitige Pyra-
miden erheben. Die sechs langen Kanten Q
liegen genan wie die Kanten eines Tetraeders
nnd je zwei gegenKber liegende kreozen sich wie
dort rechtwinklig. Sie entstehen dnrch den Schnitt
zweier an den Enden der Achsen in einer Tierkan-
tigen Ecke gegenüberliegenden Flächen des Diosi-
tetraeders, wenn die beiden anderen in dieser Ecke
zusammenstellenden Flächen bei der Hemiedrie wegfallen. Die Uitten
der Kanten Q entsprechen somit den vierkantigen Ecken des Ikositetra-
eders; durch sie gehen die Achsen hindurch. Die zwölf gleichen Pjra-
midenkanten P sind die Kanten, in denen sich die bei der Hemiedrie
bleibenden IkositetraederflELchen schneiden. Diese bilden die vier
gleichen dreikantigen Ecken Ä, während in den vier gleichen 3 ■}- 3kan-
tigen Ecken S sechs Flächen ober den verschwindenden Oktanten zn-
sammenstofien.
Jedes Tridkiadktaeder mO{hh]t) giebt zwei DeMoeder (Deltoiddode-
kaeder) : -| — g- oder + ><äAä) nnd g- oder — xQM) ;
Fig. 121.
+ x(221)und-
; 1!. B. -i- -
Fig. 122.
-x(221) (Fig. 122). Diese Figuren in Verbin-
Tetnedriach« Eemiediie.
123
Fig. 123.
dnng mit der Fig. 123, in der eines der Deltoiddodekaeder mit den
IndiceB der Flächen, sowie mit der Bezeiclinniig
gleicher Kanten ond Ekkeu besonders dargesteUt
ist geben unter BerückBichtigung des Torstehenden
die Verhältnisse der Deltoiddodekaeder ohne weitere
Beschreibung.
Die übrigen holoedrischen Körper, der Wörfel,
das Granatoeder und die Pyramidenwürfel, werden
nach dem Gesetz der tetraedrischen Hemiedrie nicht
verändert Da jede ihrer Flächen in zwei Oktanten
zugleich liegt, so müßte, wenn die in dem einen Oktanten liegende
Flficbenhälfte aach Terschwinden würde, sie doch durch die sich ans-
dehnende andere Hälfte derselben Fläche in dem anstoßenden Oktanten
wieder ersetzt werden, wie das z. R Fig. 124 am Granatoeder zeigt (75).
Diese Körper treten also bei den tetraedrischen
Kombinationen mit ihrer ganzen Flächenzahl auf.
Es besteht aber auf diesen Flächen keine Symme-
trie mehr nach den verloren g^angenen Symme-
trieebenen, beim Granatoeder in der Richtung der
großen Diagonalen, wie es z. B. die Ätzflgnren
(200) zeigen. Analog ist es beim Würfel und
Pyramidenwürfel. Fig. 124.
I(y7. Tetraedrische Kombinationen. Nar Formen der tetra-
edrisch-hemiedrischen Klasse vereinigen sich zu solchen Kombinationen.
Hierher gehört aber, anSer dem Tetraeder, Pyramidentetraeder, Del-
toiddodekaeder und Hexakistetraeder auch der Würfel, das Granato-
eder und der Pyramidenwürfel, die ihre Gestalt beibehalten und daher
gleichzeitig der holoedrischen und der tetraedrisch - hemiedrischen
Klasse angehören. Kombinationen entstehen hier wie bei vollflächigen
Krystallen : die Achsen der zusammentretenden einfachen Gestalten sind
parallel. Doch hat man hier die Formen der Stellung nach zu unter-
scheiden, da z. B. das Tetraeder der einen Stellung von dem der an-
deren Stellung wesentlich verschieden ist, wie sie aach bei gleich-
zeitigem Auftreten an demselben KrystaU von physikalisch ver-
schiedenen Flächen begrenzt sind.
Die beiden Tetraeder stump-
fen aneinander die Ecken ab (Fig.
125). Wenn beide ins Gleichge-
wicht treten, so ist ihre Kombina-
tion geometrisch identisch mit dem
Oktaeder; der wesentliche Unter-
schied ist aber der, daß beim
Oktaeder 0 alle Flächen einander
124
Regnläres ErTitallsratem
gleich, bei der Kombination: + -ö - — -ö ^^^'^ ^^^ Flachen + g- tob
den Flächen — -^ verBchieden sind (Fig. 126).
Der Würfel stumpft die
Tetraederkanten ab (Fig. 127),
umgekehrt ein Tetraeder die
abwechselnden Würfelecken
(Fig. 128). Das Granatoeder
spitzt die Tetraedereeken von
den Flachen aus zu (Fig. 129),
nnd umgekehrt stumpft das
Tetraeder die abwechselnden
dreikantigen Ecken des Gra-
natoedera ab (Fig. 130).
Das Tetraeder stumpft am
Pyramidentetraeder der glei-
chen Stellang die Pyramiden-
ecken ab und omgekehrt schärft
das letztere die Kanten des
ersterenzu(Fig.l31). Dagegen
stumpft das Tetraederder einen
Stellung die 3 -|- 3 kantigen
Ecken des Pyramidentetra-
eders der anderen Stellung ab
(Fig. 132). (Weitere Kombina-
tionen siehe bei Blende, Fahl-
erz und Boracit)
Pyritoedrisefie (pentagonal-hemiedrisohe, parallel flächig - hemiedrmhe,
dyakiadodekaedriacfie) Klasse.
Die sechs Nebensymmetrieebenen und die sechs zweizähligea
(digonalen) Symmetrieachsen sind verschwunden. Die drei Hauptsym-
metrieebenen, femer die vier dreizähligen (trigonalen) Symmetrieachsen
nebst dem Symmetriecentrum sind vorbanden ebenso die drei den
tetragonalen der Tollflächigen Formen parallelen Symmetrieachsen, die
aber hier zweizählig geworden sind.
108. Gesetz der pyrltoedrlschen Hemiedrie. Nach dem Gesetz
der pyritoedrischen Hemiedrie verhalten sich in jedem der acht durch
die Achsenebenen (Hauptsymmetrieebenen) bestimmten Oktanten die
Flächen abwechselnd gleich und an der Grenze zweier Oktanten stoßen
sich gleich verhaltende Flächen der beiden letzteren zusammen, wie
Pyritoedrwclie Hemiedrie. 126
es in Fijr. 133 fUr das Hexakisoktaeder durch die schraffierten and nicht
schraMerten Flächen dargestellt ist. Die Folge dieser Flächengruppie-
ning: ist, dafi die drei Hanpt-
gymmetrieefaenen erhalten n
bleiben, während die sechs
Nebensjmmetrieebenen
vegfallen. Ebenso bleiben
die vier dreizähligen Sym-
metrieachsen, die drei vier-
zähligen Symmetrieachsen
weisen zweizählig and die ^^ ^^
sechs zweizähl^en ver-
schwinden. Zn jeder Fläche ist die parallele Gtegenfläche, also fta
die ganze Form ein Symmetriecentrum, vorhanden; die Hemiedrie
ist eine parallelfiächige. Die korrelateo hemiedriscben Formen sind
koDgment and können durch Drehnng am eine Achse am 90" zur
Deckung gebracht werden.
109. Einfache Formen d«T pyrltoedrlaeheD Klasse. Aas jedem
Eexakisoktaeder mOn (Mi) entstehen zwei D^loeder (Dyakisdodekaeder)
(Fig. 135). Beide korrelate Diploeder sind kougraent und können
darch Drehung um eine Achse a um 90" zur Deckang gebracht werden.
Sie werden als + — ö— nnd — pö" oder: + Mhkl) und — n{fchl)
bezeichnet. In Figur 134 (in Yerbindang mit Fig. 97) sind die In-
dices der einzelnen Flächen der Diploeder zu ersehen und ebenso die
Verhältnisse der Kanten und Ecken. Es sind 24 gleiche Kanten T
vorhanden, in denen sich in jedem Oktanten die bleibenden Flächen
aber die verschwundenen hinweg schneiden und die zu je dreien in
jedem Oktanten liegen; ferner zwölf gleiche lange Kanten K und
zwölf gleiche kurze Kanten Kin den Achsenebenen. Die sechs 24- ^kan-
tigen Ecken E liegen auf den Achsen; durch sie gehen die Achsen hin-
darch. Zwischen je zwei Ecken E liegen in den Achsenebenen die
2 -j- 1 + Ikantigen Ecken Ü, nUier bei der einen Ecke E als bei der
^26 Begnlltres KrjataUiyitem.
anderen, nnd die acht dreikantigen Ecken 0 liegen mitten über den
Oktanten. Die Flächen sind in der idealen Fonn unregelmäßige Vier-
ecke mit zwei in einer Ecke zusammenstollenden gleichen Seiten T.
Ans dem Pyramidenwätfel (Fig. 137) kann man zwei koirelate
Pyriioeder (Pentagondodekaeder) ableiten (Fig. 136 nnd 138). Die
Fig. 136. Fig. 137. Pig, 138.
sechs gleichen längeren Kanten W des einen Pyritoedei-s sind anf
den entsprechenden des Gegenkörpers senkrecht. Anch die beiden
korrelaten Pyritoeder können dnrch Drehnng um eine Achse a zar Deckung
gebracht werden. Die zwölf Fünfecke sind nicht regulär, sondern
symmetrisch; die 24 gleichen Kanten X sind von den sechs ebenfalls
gleichen Kanten W, durch deren Mitten die Achsen senkrecht hindurch
gehen, Terschieden, ebenso die acht von drei Kanten X gebildeten
Ecken Q von den zwölf Ecken T, in denen je zwei Kanten X und
eine Kante W zusammenstoßen. Das reguläre Pentagondodekaeder
der Geometrie entspricht nicht dem Gesetz der rationalen Eanten-
schnitte, es ist daher krystallographisch unmöglich und noch nie be-
obachtet worden. Die beiden korrelaten Pyritoeder des Pyramiden-
würfelsooOnsind: +[^^] oder + «(AAO) nnd — n(*ÄO}, z. B.
+ p^| =+ «:(210) und — nr(120). Sie sind wie die Diploeder
parallelflächig.
Alle anderen einfachen regulären Formen außer Hexakisoktaeder
und Pyramidenwürfel ändern ihre Gestalt bei dieser Hemiedrie nicht;
sie treten in Kombinationen mit ihrer vollen
Flächenzahl auf. Ifan überzengt sich davon
leicht, wenn man die holoedrischen Formen als
spezielle Fälle des Hexakisoktaeders auffaßt (102).
Beim Würfel z. B. (Fig. 139) müßten die schraf-
fierten, bleibenden Flftchenteile durch ihre Aus-
dehnung die heim Eintritt der Hemiedrie ver-
p. jgg schwundenen nicht schraffierten Flächenteüe
wieder ersetzen; eine Ändemng der ganzen Form
könnte nicht stattfinden (75).
Fyrit4wdriBclie nnd g;roedrische Hemiedrie.
127
110. Fyritoedrische Eomblnatlonen. Von Eombinationen pyri-
toedrischer Körper sind einige besonders hftnflg. Die Pyritoederflächen
stampfen am Würfel die Kanten ab, aber wegen der Hemiedrie schief
(Fi^. 140); dies ist der Unterschied tod der Kombination des Grana-
toeders nnd Wörfels, wo die Abstumpfnng eine gerade ist (Fig. 101).
Die Würfelääclien stumpfen am Pyritoeder die längeren Kanten W
gerade ab (Fig. 141). Das Oktaeder stumpft am Pyritoeder die drei-
kantigen Ecken Q ab (Fig. 142). Bei einer gewissen Änsdehnnng der
Oktaederflächen bilden sie nnd die Pyritoederflächen Dreiecke, im
ganzen 20, von denen die 8 von Ojlgebildeten gleichseitig, die 12 von
\—n~\ gebildeten gleichschenklig sind ; diese Kombination ist das sog.
IJcosaeder (Fig. 143). Die Pyritoederflächen spitzen am Oktaeder die
Pig. 142.
Fig. 143.
Fig. 144.
Ecken zweifläclug von je zwei gegenüberliegenden Kanten aus zu
(Fig. 144). Fig. 142—144 stellen somit dieselbe Kombination dar,
aber mit verschiedener Ausdehnung der beiden kombinierten einfachen
Formen. Das Diploeder spitzt die Würfelecken dreiseitig, aber schief
zu (Fig. 14Ö) (Tgl. Fig. 113). Einige andere Kombinationen sind noch
beim Schwefelkies (Pyrit), dem fOr diese Hemiedrie typischen Mineral,
und beim Eobaltglanz angegeben nnd abgebildet
Qyroedrisohe (ptagiedrlBohe, pentagon-ikoaitetraediiBohe) Klaaae.
111. Ojrroelrlsek« H«ni«dri«. Bei der gTToedrischen oder plagiedrischen
BemiBdrie TerhaJton uch wie bei der pjritoedrischen in jedem Optanten die ab-
wechtelndeu Fl&cheu gleich. Der Unterschied besteht nur darin, daG in den OktAnten-
gienzeu *ngleiehe FlSchen aneinanderatoQen, nie es Fig. 46b für das Hezakisoktaeder
im Vergleich mit Fig. 44 b oder 136 b eeigt. Infolgedessen fillen alle Symmetrie-
128 Regoläres KrjstallBjitein. Tetartoediie.
«benen und das Sjmmetriecentnim weg. Eh bleiben aber die drei Tierz&hlijiren, di«
vier dreizähligen und die aechs sweiz&hligeii Sfinmetneachsen des Hexakisoktaeden
erh<eD. Atu dem letzteren entstehen zwei enontiomorphe korrelat« Oyrotder oder
Plagieder [anch Pentagon-IbOBitetraeder, Fig. 4Öb und c); olle anderen TotlflSchi^en
regnl&ren Fonnen treten dagegen mit ihrer Tollen Fttcheniahl anf.
Tetartoedriaohe (tetraedrisoh-pentagondodehaedrisohe) Klaaae.
112. Tetnrtoedrle. Die Tetartoedrie des regnULren Sjatema kann ans dor
tetnedrischen oder pjritoedriacben Hemiedrie abgeleitet werden, indem man dnich
abermaligea VerBchwinden der Hälfte der Flachen die noch Torhandenen aecha reap.
drei Sjmmetrieebenen fortfallen läHt. Die einfachen tetartoedriachen Formen kann
man erhalten, indem man anf diejenigen der tetr»edriecben, pyritoedrischen oder
gyroedrischen Hemiedrie daa Gesetz je einer der beiden anderen Hemiedrien an-
wendet. Jedesmal ergibt sich ganc genan dasselbe Beanltat In Fig. 146 iat c B.
Fig. 146.
anf ein Hexakiatetraeder noch das Gesetz der pjritoedriBchen (oder gproedrischen)
Hemiedrie angewendet, indem von den aecha in einem Oktanten Torbandenen Fl&chm
nnr je die abwechaelnden erhalten bleiben, die iwischenliegenden verachwinden.
Dadurch fallen die sechs Symmetrieebenen des Hexakiatetraeders ebenfalls weg und
es iat gar keine mehr vorbanden. Jedea Hexakistetraeder liefert so zwei enanlio-
morphe tetartoedriacbe Formen, die tetraedriaehe Ptntagondodekaedtr genannt
werden. Die Hexakisoktaeder geben also deren Tier, von denen je zwei kongruent
sind. Die Pyramidenvrürfel geben zwei Pyritoeder, das Oktaeder Bwei Tetraeder etc.
Bei tetartoedriachen Kombinationen ist also eine Vereinigung von Tetraedern und Pyri-
toedem an demselben Erystall oder es ist ein getrenntes Auftreten Ton tetraedriachen
Formen an dem einen nnd Ton pjritoedrischen Formen an einem anderen Erjstall
derselben Substanz m^lich, wie es z. B. beim salpeteraanren Blei und Baryum, an
Mineralien beim Ullmannit nnd Langbeinit vorkommt. Bei hemiedriacber Atu-
bildnng wäre dies nicht denkbar.
3. Hexagonalea Syatem.
(Drei' nnd einachsiges, hexagonalea nnd trigonalea, aechggliedrigea und drei-
gliedriges System.)
Im hexagonalen System sind alle diejenigen Krystallklassen ver-
einigt, deren Fonnen sich anf drei gleiche in einer Ebene nnter 60"
gegeneinander geneigte Nebenachsen a nnd eine anf diesen senkrechte
Hexagonales Krystallsystem.
129
vierte von ihnen verschiedene Hauptachse c beziehen lassen. Das
Achsenschema ist demnach:
a:a:a:c; ^a!a = m^; ^a/c = 90^
HS. Achsen des hexagonalen Systems. Die drei gleichen Achsen
a, welche sich unter 60^ schneiden, liegen in einer Ebene (Nebenachsen) ;
die vierte davon verschiedene, die Hauptachse Cj ist anf diesen senk-
recht, c^a. Die zwölf von den Achsenebenen gebildeten Banmab-
schnitte (Dodekanten) sind alle einander gleich. Die in der Ebene
der Nebenachsen liegenden, die Winkel zwischen je zweien derselben
halbierenden Richtungen h werden zuweüen
als Hilfslinien verwendet (Zwischenachsen)
(Fig. 147). Nach den Verhältnissen der
Symmetrie kann man beliebig die Richtungen
a oder b als die der Nebenachsen nehmen,
je die anderen sind dann die Zwischenachsen ;
die Hauptachse ist dabei stets unveränderlich
dieselbe. Sie wii'd stets vertikal gestellt,
so dafi die Ebene der Neben- und Zwischen-
achsen eine horizontale Lage annimmt. Aus
einem passenden Flächenwinkel der Erystalle
läßt sich das Achsenverhältniss a : c berechnen, ^- ^^''•
oder, wenn man a resp. c = 1 setzt, das Achsenverhältniss 1 : c resp. a : 1
(38), d. h. je die andere Achse, c oder a. Alle Achsen winkel sind bekannt.
Das Achsensystem eines hexagonalen Erystalls enthält somit nur ein
unbekanntes Stuck c resp. a.
Jede Fläche, welche an einem hexagonalen Achsensystem auftritt,
schneidet die drei Nebenachsen (z. T. im Unendlichen) in drei auf
einer Geraden liegenden Punkten. Schon durch zwei Schnittpunkte,
z. B. y und x ist aber diese Gerade vollständig bestimmt, der dritte
Schnittpunkt y muß also aus jenen beiden sich ableiten lassen. Man
findet, daß stets für den dritten zwischen -j- und y liegenden Schnitt
y ist: l = h-\-h, also; y = , , ,, somit ist der vollständige Ausdruck
\li*k+l-o
h*k-4
a
a
a
einer beliebigen Fläche an den hexagonalen Achsen : y : fr-rri. • T • ~-
Um alle einzelnen Flächen eines Krystalls in ihrer Lage unzwei-
deutig angeben zu können, muß man die Achsenrichtungen wieder als
+ und — unterscheiden. Nach dem Vorgang von Bravais werden als
die -{-Richtungen die um 120*^ gegeneinander geneigten Äste der Achsen a
Bauer, Mineralogie. ^
130 Hexagonales Erystallsystem.
angenommen, die zwischenliegenden Äste sind — , (Fig. 147), so daß
also immer ein + und — Zweig der Nebenachsen miteinander abwechseln.
Dann bezieht sich aber von den obigen Achsenschnitten einer Fläche stets
der mittlere auf einen Achsenast, welcher den beiden anderen im Vor-
zeichen entgegengesetzt ist; sein Index l muß also negativ sein, wenn die
beiden anderen Indices h und k positiv sind, und umgekehrt. In jedem
hexagonalen Achsenausdruck nach Bravais stehen also für die Neben-
achsen zwei positive und ein negativer oder zwei negative und ein
positiver Index, und es muß mit Berücksichtigung der Vorzeichen
sein: ä-}-ä = — l oder h-\-k-\-l = Oj d. h. die Summe der auf die
drei Nebenachsen bezüglichen Indices ist = 0. Der Ausdruck einer
V V V T71« i. • X 1 "^^ "I"* +öt c , a a a c
beliebigen Fläche ist also : =t- : -f- : -V- ' ~ oder -r-r : -1—7 : =- : —
^ h k l t -\-h +i- ^i %
oder in Millerscher Weise: QJüi) oder auch Qikli), Es erübrigt dann
nur noch, die Indices stets in derselben Reihenfolge auf die drei Neben-
achsen zu bezieheu, welche man zu diesem Zwecke bezüglich ihrer
Richtung, unbeschadet ihrer Gleichwertigkeit, wohl auch als a^, o,, a^
unterscheidet, wobei eine beliebige als die erste, die um 120^ davon
abweichende als die zweite etc. angenommen wird, so wie es Fig. 147
zeigt. Von den Indices in Millerscher Schreibweise bezieht sich der
erste ä stets auf a^, der zweite k auf a^, der dritte l auf Og; der
vierte Index i bezieht sich auf die Hauptachse c. Zur Bezeichnung
der ganzen vollflächigen Eiystallform mit dem Ausdruck Qtkli)
pflegt man im allgemeinen diejenige Fläche zu wählen, bei welcher
Ä > Ä und l = h-\-k (dem absoluten Werte nach ohne Rücksicht auf
das_ Vorzeichen), also z. B. den Ausdruck: (2131), nicht aber etwa:
(1231), welcher Ausdruck eine Fläche derselben einfachen Form dar-
stellt
Vollfläohig hexagonale (dihexagonal-bipyramidale) Klasse.
3 + 3 + 1 Symmetrieebenen, von denen die eine, die Hauptsymme-
tried>ene^ auf der Hauptachse c senkrecht steht, also der Ebene der
Neben- und Zwischenachsen a und b parallel ist Die 3 + 3 anderen
Symmetrieebenen gehen alle durch die Hauptachse c und durch je eine
Nebenachse a, resp. eine Zwischenachse h. Man kann sie danach als
Neben- und Ztoischensymnietrieebenen unterscheiden (Symmetrieebenen
ac resp. bc), sie werden aber meist alle zusammen Nebensymmetrie-
ebenen genannt 3 + 3 + 1 Symmetrieaxen parallel den krystallo-
graphischen Achsen, davon die eine sechszählige parallel der Hauptachse c,
die Hauptsymmetrieaxe ; die 3 + 3 anderen Nebensymmetrieaocen parallel
den Nebenachsen a, resp. den Zwischenachsen b sind zweizählig. Auch hier
kann man zwischen Nd>ensymfnetrieachsen a und Ztvischensymmetrieachsen
Vollflächige Klasse. 131
i nnterscheiden. Symmetriecentrum vorhanden. Die Hanptsymmetrie-
ebene nnd drei gleichwertige Nebeosymmetrieebenen, die sieb unter
dO'* schneiden, sind die Fundamentalflächen des Ächsensystems (Tergl.
(55) und (56) und Fig. 37).
114. Einfache Formen. 1. DiämMoeä«- (dihexagonale Pyramiden,
oder anch Bipyramiden, Sechskantner). Die Flächen schneiden alle
drei Nebenschsen nnglelch nnd treffen die Hauptachse ia einer beliebigen
endlichen Entfemnog. Der Änsdntck ist also : x : -r- ^ ~i '■ ~^ = {^^,
z. B.: ^: o:— ^ : c= (2131). Die Symmetrie erfordert, damit alle
Nebenachsen von der Gesamtheit der Flächen gleich geschnitten werden,
24 Flächen, welche so angeordnet sind, daß sie eine auf der Ebene
der Kebenachsen nach oben and nuten errichtete 24 flächige Doppel-
pyramide bilden (Fig. 148). Dieselbe hat zwölf
gleiche Seiten-, Mittel- oder Randkanten S in
der Ebene der Nebenachsen, die ein sechsfach
symmetrisches, aber nie ein reguläres Zwölfeck
bilden; femer 12 + 12 abwechselnd gleiche End-
oder Polkanten, V und E. Zwei End- oder Pol-
edcen e liegen auf der Hauptachse. 6 4-6 ab-
wechselnd gleiche Seiten-, Mittel- oder Band-
ecken a nnd b liegen in der Ebene der Neben-
achsen auf den Neben- und Zwischenachsen.
Die Bichtiing der Hauptachse ist durch die fj~ 14g
Ecken c gegeben, die Neben- nnd Zwischen-
achsen durch die Ecken o und b, wobei man beliebig die Richtungen
aa und bb als Nebenachsen wählen kann. In jeder Seitenecke a oder b
stofien zwei gleiche Endkanten mit zwei Seitenkanten zusammen.
Bei den Terschiedeneu Körpern dieser Art, die an einem and demBelbea Achsen-
System Torkommen kOnnen und welche bald hoch, bald niedrig sind, treffen aich die
Flächen in den Kanten unter verschiedenen Winkeln, und danach schneiden die
Flächen die Achsen in Terschiedenen Verhältnisaen, d. h. mit verachiedenen Indices,
h, k, i. Diese lassen sich ans jenen Winkeln berechnen nnd nmgekehrt.
Didodekaeder, die flächenreichsten einfachen Formen des heiagonalen Systems,
sind bisher noch nie selbständig, sondern stets nur in Kombinationen beobachtet
worden. Alle flächenänneren Tollflächig-hexagonalen Formen kOnnen als Spezialfälle
dee Didodekaeders betrachtet werden.
3. IMexc^oruüe Prismen (zwölfseitige Prismen). Denkt man sieh
alle Flächen des Didodekaeders aufgerichtet, bis sie der Hauptachse c
parallel werden, so fallen je zwei, welche sich in einer Seitenkante S
(Fig. 148) schneiden, in eine zusammen, die der Hauptachse parallel ist.
■Man erhält dann ein zwölfseitiges Prisma, dessen Querschnitt der von den
132 Heia^nales KryatallBystem.
Seitenkanten 8 des Didodekaeders gebildeten Figur entspricht Der
Ausdruck ist: j-j-zri'-i = (**^°) (^'^- ^*^)- ^'^ Neben- und
Zwischenachsen gehen durch die abwechselnden Kan-
ten, die auf diesen senkrecht, also der Hauptachse c
parallel, und abwechselnd einander gleich sind.
Die Winkel der PriamenMclieiL und damit die Form des
Qnerachnitts Hadem sich mit den ludices h und k. Am gleichen
Axensystem kfinneu viele Eolcher Prismen vorhanden sein, abei
Fig. 149. ^^ keinem ist der Querschnitt ein regnlär iwSlfaeitigper; dieser
ist mit dem Gesetz der rationaJen Axeuscbnitte nicht vereinbar.
Dieses Prisma ist ein Didodekaeder mit anendlich grossem Schnitt der FlKchen
auf der Eanptaxe, an denen daher die Kanten S = 180" geworden sind.
3. Dihexaeder 1. Stellung (heiagonale Pyramiden oder Bipyramiden
1. Stellung, Protopyramiden). DiePlächengehen einer Nebenachse parallel
und schneiden die beiden anderen Nebenachsen gleich; von der Hauptachse
wird ein beliebiges endliches Stück abgeschnitten. Der Ausdruck ist:
J : -J : ~ : 4- = (hOhi) z.B.a: ooa :—aic = (lOll). Es ist eine 6 + 6
flächige Doppelpyramide über der Ebene der Nebenachsen mit sechs
gleichen Seiten-, Mittel-, oder Randkanten S, welche
ein reguläres Sechseck bilden, und zwölf gleichen
End- oder Polkanten K, zwei gleichen End- oder
Polecken c, durch welche die Hauptachse geht, and
sechs gleichen Seiten-, Mittel-, oder Eandecken o,
welche die Nebenachsen bestimmen (Fig 150). Die
Flächen sind in der Idealform gleichschenklige Drei-
ecke. Die Zwisclienachsen gehen durch die Mitten
^' zweier gegenüberliegender Seitenkanten.
An jedem Aiensystem sind viele solche Diheiaeder möglich, die bald hoch,
bald niedrig sind und sich dnrch die Eantenwinkel unterscheiden, von denen die
Indicea abhängen, nnd umgekehrt. Alle Dihexaeder 1. Stellnng kOnnen als Didodeka-
eder angesehen werden, an denen die Endkant«n K= 160° (Fig. 148] sind, so dass also
zwei in K KosammenstoBsende Flächen in ein Nivean fallen.
4. Dihexaeder 3. Stellung (hexagonale Pyramiden oder Bipyramiden
2. Stellung, Deuteropyramiden). Die Fläihen schneiden dieHauptachse; so-
dann die Nebenachsen so, daß von einer ein gewisses Stück, von den beiden,
rechts und links unmittelbar benachbarten gleiche Stücke abgeschnitten
werden. Diese müssen dann doppelt so groS sein, als das auf der
ersten Nebenachse abgeschnittene Stück. Der Ausdruck ist daher:
^:-^:-^: j{h.hM.i), z. B. a:a: -^;c = (U21). DieSymmetrie
erfordert das gleichzeitige Auftreten von zwölf solchen Flächen, welche
genau ebenso gegeneinander liegen, wie beim Dihexaeder 1. Stellang.
VoMächige Klaase. 133
Von diesen sind die Dibezaeder 2. Stellung nicht in der Form,
sondern nnr in der Lage verschieden (Fig. 151), indem nämlich hier
die NebenachseQ a durch die Hitten zweier Seiten-
kanten, die ZwischenaebseD b dnrcb zwei Seitenecken
gehen. Ein Dihexaeder 1. Stellung kann in ein solches
2. Stellang an demselben Ächsensystem übergeführt
werden, wenn man es nm die Hauptachse am 30<* dreht. '
Ein fftr sich allein TorkommeadeB Dihexneder ist an sich
weder erster noch «weiter SteUnng, Es erhält diese Stellnng
ent, wenn man die Nebenachsen gewählt hat, welche man sich
noch Belieben durch die Seitenecken oder die Mitte der Seiten- ^^- ^^ ■
k)uit«n legen kann; im ersten Fall ist der Kürper 1. Steltnng, im cweit«n Fall
a. Stellnng. Der Unterschied wird erst wichtig bei Kombinationen (116). (Vergl.
qnadr. System (132) Nro. 6). Die Dihexaeder 3. Stellung sind Didodekaeder, wo die
Endtanten P^ISO" (Fig. 148).
5. Hexagoncäes Prisma 1. /Teilung (Protoprisma). Denkt man sich
die Flächen eines Dihezaeders 1. Stellung aufgerichtet, bis sie parallel
mit der Hauptachse werden, so entsteht ein sechsseitiges Prisma, dessen
idealer Querschnitt ein regelmflSiges Sechseck ist, wie
die Seiteukanten S des ersten Dihexaeders (Fig. 150).
Die sechs gleichen Kanten sind =^ 120** und gehen der
Hauptachse c parallel; die Nebenachsen a stehen auf
ihnen senkrecht (Fig._JÖ2). Der Flächenansdmck ist:
a : ooa : — a : MC =. (1010). Fi«- ^^a.
6. Hexagmtües Prisma 2. Stellung (Deuteroprisma). Eis steht in
derselben Beziehung zum Dihexaeder 2. Stellung, wie das Prisma
1. Stellang zum Dihexaeder 1. Stellang. Es ist mit dem yorigen voll-
kommen gleichgestaltet, aber um 30" dagegen um die Hauptachse ge-
dreht, so daß die Nebenachsea a auf den Prismen-
fiächen senkrecht stehen (Fig. 153). Achsenausdmck: pr-"| ^ '^
:ooc = a:a: — ^■.<x>c = (1120).
If*^
Für die Cnt«rscheidnng beider Prismen gilt das bei den
Dihezaedem Gesagte. Es sind Dihexaeder mit anendlich langem ^ _
Schnitt anf der Hanptacbee.
7. Die Basis (basisches Pinakoid, Geradendfläche). Ein Parallel-
flächenpaar senkrecht zar Achse c oder parallel der Ebene der Neben-
achsen ; also : ooa : ooo ; ooa : c = (0001) (Fig. 9 links).
Die Baus kann als eine der Pyramiden betrachtet werden, deren Endkouteu
alle = 180° sind, so dali die Schnitte anf den Nebenachsen unendlich groß werden.
Andere vollflSchig-heisgonale einfache Formen als diese sieben sind nicht mög-
lich (102).
115. Nanmaiinsche Bezeichnung und 'Übersicht. Bei der Be-
zeichnung der vollflächigen hexagonalen Formen nach der Methode
134
Hezagonales Krystallsystem.
von Nanmann geht man von demjenigen Dihexaeder 1. Stellung aus,
welches von den Achsen die Einheiten abschneidet, das also den Aus-
druck : a : ooa : — a: c = (1011) hat. Dasselbe wird Hauptdihexaeder
(Grundform, Grundpyramide, primäre Pyramide) genannt und mit P
bezeichnet. Alle anderen an dem durch P gegebenen Achsensystem
möglichen Erystallflächen kann man sich nun so entstanden denken,
dafi man eine Fläche von P im Ende einer Nebenachse a (also im
Abstand a vom Achsenmittelpunkt) festhält und sie sich um diesen
Punkt in die betreffende Lage gedreht denkt, und zwar in der Weise,
daß von der nächstfolgenden Nebenachse ebenfalls ein Stück == a
oder ein größeres Stück als a, auf der Hauptachse aber ein ganz
beliebiges Stück größer oder kleiner als c abgeschnitten wird.
Eine so gedrehte Fläche ist dann in jeder Lage vollkommen be-
stimmt, wenn man noch die von der nächstfolgenden Nebenachse
und von der Hauptachse abgeschnittenen Stücke na und mc kennt,
denn der Schnitt a auf der einen Nebenachse in der Entfernung
a ist ja ein für allemal gegeben. Die Bezeichnung der betreffenden
Krystallform, die von dieser und allen anderen noch von der Sym-
metrie erforderten Flächen begrenzt wird, geschieht nun, indem man
vor das Zeichen P des Hauptdihexaeders die Ableitungszahl m für c
und hinter P die Ableitungs-
zahl n für die andere Neben-
achse a setzt, also mPn =
mc :na: a. Dabei ist m >, =
oder < 1, aber es muß not-
wendig n ^ 1 und < 2 sein,
wie man leicht aus einer Pro-
jektion in der Ebene der Ne-
benachsen sieht (Fig. 154). Von
2^ Naumann sind dabei aber ab-
weichend von Bravais drei un-
mittelbar aufeinanderfolgende
Halbaxen a positiv gedacht
(Fig. 154).
Die verschiedenen einfachen Formen erhalten danach die im
folgenden angegebenen Symbole. Dabei ist nach den Formeln in (113)
Fig. 164.
n
die auf die dritte Nebenachse bezügliche Ableitungszahl «
beiden anderen = n und = 1 sind, wie es hier der Fall ist
n — 1
, wenn die
i. Bidodekaeder: mPn =
na
n^
a : na : mc =
a a m
n — 1 n n
a a a
(Fig. 157, III) in Naumannschen Achsen oder: -r ^-r -H;*
Vollflächige Klasse. 135
= (kkU) in Bravaisschen Achsen ; z. B. 3P} = So : a : ^ : 3e
= a:-^:-^:ciü Naumannachen Achsen, oder = ^ ; o ; — "^ : c
= (2131) in Bravaisschen Achsen.
3. Dihexagonale IVismen: ooPn oder MIO z. B.: ooPJ = (2130).
3. Dihexaeder 1. St. : mP = -xa : a : a : mc (I in Fig. 154) oder (AOÄi)
z. B.: P — (1011) (Haoptdihexaeder); }P = (3032) etc.
4. Bihexaeder^ 2. St. : mF2 = 2a:a:_2a: mc (II in Fig. 164) oder
(A -Ä . 2Ä . i) z. B. : 2P2 = (1121). _
5. Hexagonales Prisma 1. St.: «.P = (1010).
6. Hexagowües Prisma 2. Si. : ooP2 = (1120).
7. Bans: OP =- (0001).
Die Flachen des Prismaa der 1. Stellung: nnd die Basis sind die FnadRinenUl-
flftcben, eine FIBche des Hanptdihexaeders (der Ornndform) P — (1011) ist die Ein-
heitsfläche eines hexagonalen AchsensTstema.
116. Kombinatloneii. Die Flächen p des hesagonalen Prismas
der einen Stellnng stnmpfeD die Kanten des Prismas der anderen
Stellung p* gerade ah {Fig. 155). Die Flächen eioes dihexagonalen
Prismas schärfen die Kanten der hexagonalen Prismen zu oder stampfen
die KombinatioDskanten zwischen den beiden hexagonalen Prismen p
und f* ab. Zuweilen sind beide bexagonale Prismen mit mehreren
Fig. 155. Fig. 166. Fig. 1&7.
dibexagonalen Prismen kombiniert, dann entstehen von so schmalen
Facetten begrenzte vielseitig polygonale Prismen, daß sie auf den
erstes Blick f&r walzenfönnig mnd gehalten werden kSimea (z. B.
beim Beryll). Die Basis schließt die Prismen oben und unten und
bildet mit ihnen langsäulenförmige (Fig. 155) oder dtlnnnadelfönnige and
haarförmige Krystalle, oder aber niedere Tafeln (Fig. 156) oder papier-
dfinne Plättchen, welche Formen alle krystallographisch nicht ver-
schieden sind. Die Endecken der Pyramiden werden durch die Basis
abgestumpft (Fig. 157). Die Flächen d eines stumpferen Dihexaeders
(Fig. 158) spitzen die Endecken eines steileren Dihexaeders D der-
selben Stellung von den Flächen aus zu, nnd umgekehrt: die Flächen
TOD D schärfen die Seitenkanteo von ä zu, so daß beidemale die
Eombinationskaaten Djd den ursprünglichen Seitenkanten d;d nnd DjD
parallel sind. Die Flächen eines Dihexaeders d sind auf die Flächen
]^36 EeiAgonales ErjitallayBtem.
eines hexagonalen Prismas derselben Stellnsg p angesetzt (Fig. 159);
die Flächen p des letzteren stampfen die Seitenkanten des ersteren d
Fig. 158.
Flg. 159.
Fig. 160.
gerade ab ; die Kanten djp stehen aof den Prismenkanten pjp senk-
recht Dagegen sind die Flächen des Dihexaeders der anderen Stellung
d^ anf die Kanten des Prismas p gerade aufgesetzt, und die Flächen
des letzteren stumpfen die Seitenecken des ersteren gerade ab (Fig.
160). Zwei Dihexaeder d und d, von verschiedener Stellung sind so
kombiniert, daß die Flächen des einen entweder die Endecken oder
Fig. 161.
Fig. 162.
Fig. 163.
die Seitenecken des anderen von den Endkanten ans zospitzen oder
dessen Endkanten gerade abstumpfen (Fig. 161—163), je nachdem
die Flächen des Dihexaeders d^ flacher, oder steiler oder genau ebenso
gegen die Achse c geneigt liegen, wie die Endkanten von d.
An dem in Fig. 164 dargestellten Krystall von Beryll sind zwei
^^_^_ ^_^ Dihexaeder p und u der einen, sowie eines s der
anderen Stellung, welches die Endkanten von u
gerade abstumpft, wie man aus der Parallelität
der Kanten s/u an jeder Fläche s sieht; dazu
kommt ein hexagonales Prisma M von derselben
Stellnng wie p und m, ein Didodekaeder k und
die Basis m. Wenn man diesen Kristall auf
Achsen beziehen will, so hat man vollkommen
freie Wahl, welches von den Dihexaedem man als
erster Stellung ansehen will; die gleichliegenden
sonstigen Dihexaeder (resp. Prismen) sind dann ebenfalls erster, die
anderen zweiter Stellung und die Nebenachsen liegen so, daß sie durch
Fig. 164.
Hexagonale und trigonale Elasseiu 137
die Seitenecken der Dihexaeder erster Stellung resp. durch die Kanten
der gleichliegenden Prismen gehen. Hat man p die erste Stellung
gegeben, so ist auch u und M erster, s zweiter Stellung. Die Rich-
tung der Hauptachse ist wie stets den Kanten MjM parallel und die
Nebenachsen schneiden die Kanten MjM senkrecht. Hätte man umge-
kehrt, für 8 die erste Stellung angenommen, so wären P, u und M
zweiter Stellung und die Nebenachsen stünden auf den Flächen M senk-
recht Zur Bestimmung des Achsenverhältnisses kann man wieder ein
beliebiges Dihexaeder erster Stellung, z. B. p als Hauptdihexaeder
wählen, das damit den Ausdruck : a : ooa : — a : c = (1011) erhält. Seine
Flächenwinkel geben dann das Verhältnis a : c. Aus den Neigungen
der Flächen der anderen einfachen Formen (resp. dem Zonenzusammen-
hang (44 ff.)) folgen die Ausdrücke, welche diese an den aus p be-
stimmten Achsen haben. Ebenso hätte man auch u, schließlich aber
auch, bei einer anderen Wahl der Nebenachsen, s als Hauptdihexaeder
wählen können; man hätte dann ein anderes Achsenyerhältnis a : c und
andere Ausdrücke für die anderen einfachen Formen gefunden etc.
Beispiele ToMftchig-hexagonaler Erystalle sind yiel seltener, als solche Ton
hemiedrischen etc. Von Mineralien ist kaum ein anderes, als der soeben beispiels-
weise genannte Beryll zu erwähnen.
Hemiedrische und tetartoedrische Klassen.
Hemiedrien nnd Tetartoedrien gibt es im hexagonalen System nach yer-
schiedenen Gesetzen. Sie sind z. T. viel wichtiger als die holoedrische Klasse, be-
sonders gilt dies von der rhomboedrischen Hemiedrie. Nur die, welche für Mineralien
Ton einiger Bedentang sind, sollen hier betrachtet werden.
117. Hexagonale und trigonale Klassen. Wie aus der obigen
Tabelle (81) zu ersehen, können die teilflächigen hexagonalen Klassen
in zwei Gruppen geteilt werden. In der einen derselben ist wie in
der Yollflächigen Klasse eine sechszählige Hauptsymmetrieachse vor-
handen, in der anderen ist diese infolge der Teilflächigkeit, drei-
zählig geworden. Man hat diese beiden Gruppen wohl auch als be-
sondere Krystallsysteme aufgefaßt und neben dem hexagonalen oder
sechsgliedrigen, dem dann auch die yollflächige Klasse angehört, noch
ein besonderes siebentes, das trigonale oder dreigliedrige unterschieden.
Wir betrachten aber alle diese Formen als Abteilungen des hexa-
gonalen Systems und zwar zunächst die sechsgliedrigen Hemiedrien
und Tetartoedrien mit einer sechszähligen Hauptsymmetrieachse und
hierauf die dreigliedrigen Hemiedrien und Tetartoedrien mit einer
dreizähligen Hauptsymmetrieachse. Hier würde sich dann auch die
ogdoedrische Klasse einreihen, die aber ohne jede Bedeutung und da-
her hier übergangen ist. Für uns würde nur in Betracht kommen:
Sechsgliedrig : Neben der schon betrachteten vollflächigen die voll-
138 . Hexagonales Kryatallsystem.
flächig-hemimorphe, die pyramidal - hemiedrische und die pjrramidal*
hemimorphe Klasse ; Dreigliedrig : die rhomboedrisch - hemiedrische,
die rhomboedrisch-hemimorphe, sowie die rhomboedrisch- und die trape-
zoedrisch-tetartoedrische Klasse.
a) Sechsgliedrige (hexagonale) Klassen.
Die Hauptachse ist eine sechszählige Symmetrieachse. Von ihnen kommen zwar
drei, die vollflächig- hemimorphe, die pyramidal -hemiedrische nnd die pyramidal-
hemimorphe im Mineralreich vor, aber nur die mittlere ist wegen ihres Auftretens
am Apatit von Bedeutung.
l/ollflächig-hemlmorphe ßexagonal-hemimorphe, dibexagonal-pyraigldale)
Klasse.
118. Hemimorphie der Tollflllchig-hexagonalen Krjstalle. Die Krystalle
sind an den beiden Enden der Hauptachse c verschieden ausgebildet, aber jedes Ende
für sich zeigt die Symmetrie der voUflächig-hexagonalen ErystaUe. Die Hanpt-
symmetrieebene ist also weggefallen und damit auch die sechs zweizähligen Symme-
trieachsen in der Ebene der Nebenachsen, sowie das Symmetriecentrum. Geblieben sind
dagegen die sechs Nebeusymmetrieebenen und die sechszählige Symmetrieachse parallel
der Hauptachse c. Was die einzelnen einfachen holoedrischen Formen anlangt, so
zerfallen die Doppelpyramiden (Bipyramiden) also die Didodekaeder und Dihexaeder
in je eine obere und eine untere Hälfte und es entstehen zwölfflächige, resp. sechs-
flächige nach unten oder oben offene Pyramiden, deren Spitzen auf der Hauptachse
liegen. Die Prismen behalten ihre Gestalt bei. Die Basis zerföUt in die beiden
Einzelflächen, von denen die eine fehlt oder Ton der anderen physikalisch verschieden
ist. Die Symbole dieser hemimorphen Formen ergeben sich von selbst aus denen der
vollflächigen. Zwei korrekte Pyramiden unterscheiden sich durch den + resp. —
Schnitt auf der Hauptachse c. So gibt das Didodekaeder mPn (hkli) die beiden zwölf-
seitigen Pyramiden:
0 . — g — {hklt) und u . — q— ' {hkit),
wo 0 und u die Lage oben und unten an der Hauptachse andeuten sollen. Entsprechend
ist es bei den Dihexaedem und der Basis.
Als Beispiele werden genannt : Greenockit, Würtzit, Zinkoxyd (Rotzinkerz) und
Jodsilber,
Pyramidal'hemiedrisohe fhexagonal-bipyramidale) Klasse.
119. Pyramidale Hemledrie. Bei der pyramidalen Hemiedrie
verhalten sich ringsum je die zwei an einer Seitenkante anliegenden
Flächen einander gleich und von den an den anstoßenden Seitenkanten
anliegenden Flächen verschieden, wie es Fig. 165 für das Didode-
kaeder zeigt. Die Folge dieser Flächenverteilung ist, daß alle Nebeu-
symmetrieebenen verschwinden, die Hauptsymmetrieebene aber nicht,
ebenso fallen auch alle sechs ^w^eizähligen Symmetrieachsen in der Rieh-
pyramidale Hemiodrie. 139
tnng der Neben- und der Zwischenacbsen fort, aber die sechszftblige
Haaptsymmetrieachse nnd das Symmetriecentnim
bleiben.
Debnt sich nun je die eine Hälfte der Flächen
des Didodekaeders aus bei gleichzeitigem Ver-
schwinden der anderen, wie es Fig. 166 in der
Projektion auf die Ebene der Nebenachsen zeigt,
so entstehen ans dem Didodekaeder zwei kongruente
korrelate Dihexaeder, denn je zwei abwechselnde
Seitenkanten s (oder s^) mQssen sich über eine pj^ -^q^
zwischenliegende s^ (oder s) stets unter Winkeln von
120" schneiden. Diese Dihexaeder unterscheiden
sich in der allgemeinen Form in nichts von den
beiden Arten von vollflächigen Dihexaedern, sie
sind aber weder erster noch zweiter Stellung. Die
Hauptachse geht zwar auch bei ihnen durch die
beiden Endecken, aber die Nebenachsen gehen
weder durch die Seitenecken , noch durch die pj» jgg.
Mitten der Seitenkanten (Dihexaeder 1. und
2. Stellung), sondern sie treffen die Seitenkanten in irgend einem
anderen Funkt. Sie nehmen daher eine intermediäre Stellung ein und
werden als Dihexaeder (hexagonale Bipyramiden) der ß. Stellung oder
der Zwischenstellung oder auch als Tritopyramiden bezeichnet. Je zwei
korrelate Tritopyramiden sind kongruent und werden als + "i^d —
von einander unterschieden. Sie sind spitzer oder stumpfer je nach
der Gestalt des Didodekaeders, aus dem sie abgeleitet wurden. Hat
letzteres den Ausdruck : mPn (hMi), dann haben die zugehörigen beiden
Dihexaeder 3. Stellung die Ausdrücke:
^[^].im)unA-[^p]nimi)
')■
n ist nur das Zeichen der Hemiedrie und kann, wo kein MiSverständ-
nis möglich ist, wegbleiben.
Betrachtet man nun die übrigen vollflächigen hezagonalen Ge-
stalten als Spezialfälle des Didodekaeders (114), so sieht man leicht,
dafi außer den Didodekaedem nur die dihexagonalen Prismen noch
neue Formen liefern, und zwar hexagonale Prismen der dritten oder
Zwnschenstelhmg (Tritoprismen), indem von den Flächen der dihexa-
gonalen Prismen je die abwechselnden sich ausdehnen und verschwinden
(Fig. 166, WD man sich die Prismenflächen nach den Geraden s und
s, auf der Ebene der Nebenachsen (des Papiers) senkrecht, also parallel
mit der Hauptachse zu denken bat). Alle anderen holoedrischen Formen
ändern ihre Gestalt nach dem Gesetz dieser Hemiedrie nicht, sondern treten
in Kombinationen dieser Hemiedrie mit ihrer ganzen Flächenzahl auf
140 Hexagonales Erystailsystem.
Das Haaptbeispiel fttr die pyramidale Hemiedrie des Hexagonalsystems bildet
der Apatit, Ton welchem ein Krystall Fig. 167 abgebildet ists Zwei Dihexaeder der
einen Stellung x nnd z und zwei der anderen Stellung a
und 8 sind yorbanden, dazu ein Prisma M von der ersteren
und ein solches e von der anderen Stellang. Die Kanten
MJs sind durch u abgestumpft, aber nur einseitig, oben und
unten links von 8 ; diese Flächen u, von denen je zwei sich,
gehörig erweitert, in einer horizontalen Seitenkante schneiden
würden, wie die Zonen [ucu] zeigen, bilden miteinander
ein Dihexaeder der dritten Stellung. Die Flächen c, welche
einseitig die Kanten MJe abstumpfen, büden ein hexago- ^^'
nales Prisma der dritten Stellung (vergl. die Yollflächige Kombination des Beryll,
Fig. 164).
Pyramidal'hemimorphe (hexagonal-pyramidale) Klasse.
120. Pyramidale Hemlmorphie. Bei der Hemimorphie der pyramidalen
Hemiedrie sind die Formen der letzteren (119) in der Richtung der Hauptachse c an
deren beiden Enden verschieden geworden. Infolgedessen ist auch die Hauptsymmetrie-
ebene nebst dem Symmetriecentrum verschwunden; als einziges Symmetrieelement
ist nur die sechszählige Symmetrieachse parallel der Hauptachse c geblieben. Die
Doppelpyramiden (Dihexaeder 1., 2. und 3. Stellung) teilen sich in je zwei korrelate
einseitig offene einfache Pyramiden, deren Spitzen oben und unten auf der Haupt-
achse liegen und deren Ausdrücke sich nur durch das -|~ ^^^ — Vorzeichen der Ab-
leitungszahl i für die Hauptachse unterscheiden. Aus dem Dihexaeder 1. Stellung
(hOhi) entstehen also z. B. die beiden korrekten Teilformen {hOhtj und {hOhi) und
entsprechend bei den übrigen Pyramiden. Die Basis zerfällt in ihre beiden Einzel-
flächen, nur die Prismen behalten ihre Gestalt und Stellung als solche 1., 2. und
3. Stellung bei.
Geht man von der vollflächig hexagonalen Klasse aus, so hat man es hier mit
tetartoedrischen Formen zu tun. Die Didodekaeder mPn oder (hJdi) geben vier
einfache Pyramiden 3. Stellung, zunächst eine -{- und eine — Tritopyramide (119)
und aus beiden entsteht je eine obere und eine untere Hälfte. Danach erhält man,
wenn o und u oben und unten bedeutet, die vier Ausdrücke:
0 . -t- — — oder (hkl%) und o . — — — oder (Mi);
. [mPn! , , -- , rmPn"! , ,_=-=-r.
1* . + — ^ — oder (hklt) und u . — — — oder (M*).
Die Ausdrücke für die aus den Dihexaedem 1. und 2. Stellung und aus der
Basis abgeleiteten, einfachen hemimorphen Gestalten ergeben sich darnach von selbst.
Dem physikalischen Verhalten (Atzfiguren) nach wird der Nephelin hierher
gerechnet.
ß) Dreigliedrige (trigonale) Klassen.
Hauptachse eine dreizählige Symmetrieachse. An Mineralien sind beobachtet die
rhomboedrisch-hemiedrische, die rhomboedrisch-hemimorphe, die trapezoedrisch-tetar-
toedrische und die rhomboedrisch-tetartoedrische Klasse. Besonders wichtig ist die
erste wegen ihres Vorkommens an dem Kalkspat und die dritte, zu welcher der
so verbreitete Quarz gehört.
Bhomboediische Hemiedrie. 141
Rhombaedrisoh-hemiedrisohe (ditrigonal-skalenoedriache) Klasse.
121. Bhomboediische Hemiedrie. Nach dem Gesetz der rhombo-
edrischen Hemiedrie verhalten sich ähnlich wie bei der tetraedrischen
Hemiedrie des regulären Systems (105) alle in einem Raomabschnitt,
hier in einem von der Hanptachse c nnd zwei Nebenachsen a begrenzten
Dodekanten, vorhandenen Flächen einander gleich nnd von denen der
umliegenden Dodekanten verschieden. Setzt man diese Flächenver-
teilung rings um den Ejystall herum konsequent fort, so ist jeder
Dodekant von drei entgegengesetzt sich verhaltenden Dodekanten um-
geben, wie dies in Fig. 169 für das Beispiel des Didodekaeders durch
schraffierte und nicht schraffierte Flächen dargestellt ist. Jeder
Dodekant mit schraffierten Flächen ist umgeben von drei Dodekanten
mit nicht schraffierten, und umgekehrt.
Die Folge dieser Anordnung ist, daß die Hauptsymmetrieebene
der vollflächigen Krystalle als solche wegfällt, und ebenso die drei
abwechselnden, durch die Nebenachsen a gehenden Nebensjrmmetrie-
ebenen, während die drei durch die Zwischenachsen bestimmten Neben-
sjnoimetrieebenen bleiben. Die sechszählige Hauptsymmetrieachse des
Didodekaeders wird dreizählig, die drei den Nebenachsen a parallelen
zweizähligen Symmetrieachsen ändern ihren Charakter nicht, aber die
drei den Zwischenachsen parallelen Symmetrieachsen fallen weg. Das
Symmetriecentrum bleibt, die rhomboedrische Hemiedrie ist eine
parallelflächige. Die Flächenverteilung läßt auch erkennen, daß die
korrelaten Formen nicht enantiomorph, sondern kongruent sind und
durch Drehung um die Hauptachse c um 180® (resp. auch um 60® und
300®) zur Deckung gebracht werden können. Man unterscheidet sie
als -j- ^^d — .
Die rhomboedriach-hemiedrische Klasse ist die wichtigste des hexagonalen
Systems. Ihr gehören die allermeisten nnd zngleich mit die allerwichtigsten hexa-
gonal krystallisierten Mineralien an, mehr als allen anderen hexagonalen Klassen
zusammen. Als Hanptbeispiele sind der Kalkspat nnd die anderen rhomboedrischen
Karbonate, der Eisenglanz^ Korund etc. zn nennen.
122. Einfache Formen der rhomboedrischen Hemiedrie. Diese
entstehen, wenn von den Flächen der holoedrischen Formen, die in
den abwechselnden Dodekanten liegenden Flächen verschwinden und
die übrigen sich ausdehnen, wie es die Flächenschraffierung in Fig.
169 für das DidodeJcaeder zeigt. Denkt man sich alle schraffierten
Flächen ausgedehnt und gleichzeitig alle anderen verschwunden, und
umgekehrt, so entstehen aus diesem zwei korrekte Skdlenoeder (Fig.
168 und 170), begrenzt von je 12 unregelmäßigen Dreiecken, welche
sich in sechs zickzackförmig schief auf- und absteigenden Seiten-,
Mittel- oder Randkanten S (Fig. 168) und in 6 + 6 abwechselnd
142 Hexagonales KrTatallsystem.
gleidien End- oder Polkanten K nnd K^ schneiden. Von diesen
stoßen je 3 + 3 abwechselnd gleiche in jeder der zwei gleichen End-
oder Polecken c zusammen, wäh-
rend sich in jeder der sechs
gleichen Seiten-, Mittel- oder
Randeckea e, die abwechselnd
I höher nnd tiefer liegen, je zwei
gleiche Seitenkanten S nnd je
zwei ungleiche Endkanten K nnd
K^ treffen. An jedem Skaleno-
eder sind in der Normalstellung,
wie sie durch die Beziehung
Fig. 168. Fig. 169. Fig. 170. znm Didodekaeder gegeben, and
wie sie in den Fig. 168 und 170 dargestellt ist, die Endkanten K
nach derjenigen Eichtung gekehrt, nach welcher die Endkanten K^
des Gegenskalenoeders gehen Dud umgekehrt. Die Seitenkanten beider
dnrchkrenzen sich in den Enden der Nebenachsen unter gewissen Winkeln,
welche von den Indices des Didodekaeders abhängen. Beide Skaleno-
eder werden als + nnd — Skalenoeder unterschieden. Sie sind kon-
gruent ; das eine Skalenoeder kann dnrch eine Drehung um die Haupt-
achse um 180° (resp. auch um 60° und 300°) in die Stellung des
anderen, des Gegenskalenoeders, gebracht werden. Die Hauptachse
geht bei allen Skalenoedern durch die beiden Endecken c, ebenso
die Nebenachsen durch die Mitte zweier gegenüberliegender Seiten-
kanten S, die Körper mögen -\- oder — sein. Hier kann man also
die Nebenachsen nicht beliebig wählen, wie im vollfiächigen
System; sie sind hier ebenso bestimmt und fest g^eben, wie die
Hanptachsa Das eine Skalenoeder wird nach der Millerschen
Methode mit dem Ausdruck q QMi) bezeichnet, wo ä > li, das Gegen-
skalenoeder ist dann eQchli).
Nach demselben Gesetz entstehen aus dem Dihexaeder 1. Stdlung
(Fig. 172) zwei korrelate Bhomboeder (Fig. 171 und 173), und zwar
ein 4* und ein — Bhomboeder, eines das Gegenrhomboeder des anderen.
Sie sind in der idealen Gestalt von sechs Rhomben begrenzt, welche
Rhomboedriscbe Hemiedrie. 143
sich in seclis gleichen End- oder Poltanten E, die darch die beiden
Endecken c gehen, und in sechs gleichen zickzackförmig auf- und ab-
steigenden Seiten-, Mittel- oder Kandkanten S schneiden, welche dnrch
di« sechs gleichen Seiten-, Mittel- oder Randecken e gehen. Diese
Seitenkanten verlaufen hier genau so wie bei den Skalenoedem, auch
die Achsen gehen genau so wie dort durch die beiden Endecken und
durch die Mitten von je zwei gegenüberliegenden Seiteukanten. Die
Endkanteu des einen Khomboeders sind in der Normalstellang nach
derselben Seite bin gerichtet, nach welcher die Flächen des Oegen-
rhomboeders gerichtet sind. Die Seitenkanten steigen in beiden in
entgegengesetzten Eichtungen auf und ab, wie bei den Skalenoedem.
Khomboeder und Gegenrhomboeder sind kongruent und können durch
Drehung um die Hauptachse um 180* (resp. auch um 60" und 300")
zur Deckung gebracht werden. Rhomboeder wie Skalenoeder sind
bald spitz, bald stumpf, je nachdem sie von der Hauptachse größere
oder kleinere Stücke abschneiden. Beide sind paraÜelfltLchig. Der
Ausdruck der beiden Rhomboeder nach Miller ist: eQiOhi) und g(OJÄi).
Das Hauptdihexaeder (lOU) zerfällt in die beiden Rhomboeder ^(1011)
und ^0111), von denen das eine das Rattptrhomboeder (primäres Rhombo-
eder), das andere das Gegenrhomboeder im engeren Sinne genannt
wird. Die Achsen werden so angenommen, daß die -|- Rhomboeder
an ihnen den Ausdruck (hOkt), resp. (lOU) erhalten.
Alle übrigen hexagonalen Formen geben nach diesem Gesetz
keine neuen bemiedrischen K&rper, sondern sie treten
in den Kombinationen mit ihrer ganzen Flächenzahl
auf, so namentlich die Dihezaeder 2. Stellung, die
sich dadurch als solche ganz bestimmt charakteri-
sieren und von denen 1. Stellung unterscheiden ; ebenso
die Prismen und die Basis. Für die Dihezaeder
2. Stellung zeigt das die Fig. 174. Die Hälfte jeder
Fläche liegt in dem einen Dodekanten und verschwindet, «
die andere Hälfte im anstoßenden Dodekanten und Fiff- 1'*-
dehnt sich aus, so daß sie die verschwundene Hälfte sofort wieder
ersetzt.
Bei der rhomboedriadieu Hemiedrie nnteTscheiden sich also die beiden Qmppen
TOD Diliexaedeni außer durch ihre Stellan^ nn den Achsen auch noch dadurch weaeot-
lieh voneinander, daO bei der einen Ornppe ein Zerfallen in znei Eboraboeder ein-
tritt, bei der anderen nicht. Uan konnte nnn beliebig: der einen oder anderen
Grnppe die erste Stellnng geben, je die andere hätte dann die 2. Stellung.
Xmem allgemein beobachteten Qebraccb gemlQ erbalten stets die in iwei Bbombo-
eder serfallenden Dibesaeder die 1. Stellnng. Die flBcben aller Bhonboeder ohne
Ausnahme, seien sie -\- oder — , haben daher an den Achsen die 1. Stellnng, so daQ
sie Ewei Nebenachsen in gleicher Entfemong schneiden nud der dritten parallel gehen,
entsprechend dem allgemeinen Ansdrack -. (ÄOÄi) resp. (OÄÄi). Unter dieser Vorani-
setctmg ist anch das Qeseta der rhomboedrischen Hemiedrie in der obigen Form
144 Hexa^onales KiystoUa^Btem.
ansgeBprodieii worden. Bei der entge^engeEetzten Änntthine, bei der die in zwei
Bhomboeder zerfallenden Diheiaeder die 2. Stellnng erhalten wQrden, mttßte die
FasBnng dea GegeUea etwa« anders sein nnd g'leichzeitig würden eich anch die
fitirigen YerhUtnisse entsprechend ändern. Eine BelbstTerständliche Folge obiger An-
nahme ist femer, daü die Nebenachsen nnn in ihrer Lage fest beetimmt sind und
nicht mehr beliebig mit den Zwiechenachsen rertaascht werden kOnnen, wie z. B. in
der Tollfiächigen Elaase.
123. NanmannB Bezeichnung; der rhomboedrlBehen Formen.
Wegen der überwiegenden Wichtigkeit der rhomboedriachen Henüedrie
im Mineralreich und sonst (121) hat Naumann die einfachen Formen
derselheo nicht wie gewöhnlich bei bemiedriscben Körpern, z. B. mit
— g— , bezeichnet, sondern er hat eine besondere anf ihre speziellen
Verhältnisse gegründete Bezeichnungsweise eingeführt. Er gibt den
beiden von dem Dihezaeder mP ableitbaren Bhomboedeni das Zeichen
mB nnd unterscheidet sie als -j- mB und — mB, also z. B., Tom
Hauptdihexaeder P abgeleitet, -|- R (Hauptrhomboeder) und — B
(Gegenrhomboeder), welche von den Achsen die Einheiten abschneiden.
Dann ist:
4- »i-B = "i : «lOg : —«3 : mc =^ p(fMOml)
oder allgemein: ß(ÄOÄ») und _
— mB = — a, : ©oa^ : Og : mc ^ ^{niOml) oder auch
= coOi : Oj : — «g : me = ^(Omml)
oder allgemein: p(ÄOAi) oder auch Q{Ohhi).
Dabei dient q nur dazu, anzudeuten, daß rhomboedrische Gestalten
vorliegen; wo dies anderweitig unzweifelhaft bekannt ist, kann e *nc^
fortbleiben.
Zur Bezeichnung eines Skalenoeders denkt man sich in demselben ein
Bhomboeder einbeschrieben, indem man durch je zwei zusammenstoßende
Seitenkanten eine Ebene legt (Fig. 175). Die Seitenkanten dieses
Ehomboeders fallen dann offenbar mit denen des
Skalenoeders zusammen. Umgekehrt lassen sich an
einem Bhomboeder unendlich viele Skalenoeder an-
bringen, die mit ihm die Seiteukanten gemein haben,
indem man durch alle Seitenkanten Flächen legt, die
von der Hauptachse größere Stücke abschneiden &]s
die Bhomboederflächen. Jedes Skalenoeder läßt sich
demnach aus dem eingeschriebenen Bhomboeder, das
mit ihm die Seitenkanten gemein hat, ableiten, indem
man angibt, ein wievielmal größeres Stück die Skaleno-
^' ederfläcben auf der Hauptachse abschneiden als die
Flächen des Ehomboeders. Hat dieses den Ausdruck +tnB, so
schneidet seine Flache das Stück mc von der Hauptachse ab ; schneiden
Rhomboedrische Hemiedrie. 145
dann die Flächen des Skalenoeders ein »imal größeres Stück ab, das
also = n{mc) ist, wo n > 1, so schreibt man das Zeichen des
Skalenoeders: +mRn. Das Skalenoeder ist dadurch unzweideutig
gegeben.
Dieses Zeichen ist nun ganz anders aufzufassen, als die übrigen Nanmannschen
Zeichen. Hier beziehen sich jetzt beide Zahlen m nnd n auf die Hauptachse. Die
Schnitte auf den Nebenachsen lassen sich nur durch Rechnung aus m und n ermitteln
und umgekehrt. Man hat dazu folgende Formeln:
Soll ein nach Naumann gegebenes Skalenoeder: mRn, für das also m und n
bekannt ist, in den Indices hkli ausgedrückt werden, wo h'^kf d. h. sollen aus m
und n die Indices A, k, l, i bestimmt werden, so erhält man:
2
Ä==n + 1, k = n — 1, i = 2n, i= — » und somit :
2
mRn = (> {hkli) = (> (n + 1, n — 1, — 2 n, — ), z. B.
2E3 = (>(3 + 1,3-1, -2.3, |-) =(,(4261)
und das Gegenskalenoeder:
— 2B3 = (> (2461) oder e (4261).
Ist für das Skalenoeder umgekehrt der Ausdruck ^ {kldi) gegeben, wo A >> fc, und
wird m und n aus h, äc, {, i gesucht, so ist:
h—k , h+k
m= — : — und n = . ,, somit:
% h — k
^{hkli) = — :— B T^T» also z. B. :
_ 4 2 44-2
e (4261) =* -^ — B -7~^ö — ^^- Ebenso wäre das Gegenskalenoeder :
e (2461) =: — 2B3.
124, Mlllersches Aohsensystem für rhomboedrisohe Krygtalle« Die
rhomboedrischen ErystaUformen werden nach dem Vorgang von MiUer nicht selten
auf ein anderes Achsensystem bezogen, das ihren spezieUen Verhältnissen angepaßt
ist und das man als das MiUersche Achsenaystem zu bezeichnen pflegt. Es besteht
aus drei Achsen und ist also trimetrisch, dem aus vier Achsen bestehenden tetra-
metrischen Achsenkreuz der hexagonalen Erystalle gegenüber, das wir oben in der
Weise von Bra/oais benützt haben. Die drei MiUerschen Achsen erhält man, indem
man von einem Bhomboeder, dem sog. Grundrhomboeder, als Grundform ausgeht
und, ganz ähnlich wie im regulären System beim Würfel, durch dessen Mittelpunkt
drei Richtungen legt, die den Kanten paraUel gehen. Die drei Flächen des Bhombo-
eders sind dann die Achsenebenen oder Fundamental-
flächen ; zu ihnen gesellt sich als Einheitsfläche die Basis,
die Ton den drei Achsenrichtungen drei gleiche Stücke
abschneidet. Die drei Achsen sind also einander gleich,
das AchsenyerhältniB ist wie im regulären System =
a:a: a. Aber man hat nicht wie im letzteren drei
gleiche rechte, sondern drei gleiche schiefe Achsen winkel ß,
übereinstimmend mit den Winkeln der Kanten des Grund-
rhomboeders. Die -|- Richtungen der Achsen (-f- a) ent-
sprechen denen von der unteren Endecke des Grund-
rhomboeders nach den drei umliegenden Seitenecken, die
entgegengesetzten Richtungen sind (— a) (Fig. 176). Fig. 176.
Bauer, Mineralogie. 10
X46 Hezufcouales Krystallsystem,
Ein derartiges AchsenBystem besitzt, wie die rhomboedrischen ErjstaUe, drei
sich iii der dreizähligen Symmetrieachse unter 60® schneidende Symmetrieebenen,
und hat auch im übrigen genan dieselben SymmetrieTerhältnisse. Wenn an ihm
eine Fläche in ganz beliebiger Lage auftritt, so daß sie yon allen drei Achsen un-
gleiche Stücke abschneidet, dann hat sie den allgemeinen Ausdruck:
a a a j,
t f 9 ^
wo die drei Indioes t^f,g-\- oder — sein und bei besonderen Lagen der Flächen
spezielle Werte, u. a. den Wert 0, annehmen kOnnen. Im allgemeinsten Fall müssen
der Symmetrie entsprechend, neben der ersteren Fläche {^fg) noch elf andere auf-
treten. Alle zwölf zusammen begrenzen den flächenreichsten rhomboedrisch-hemi«
edrischen Körper, ein Skalenoeder (e/^). Für das korrelate Gegenskalenoeder gelten
andere Lidices e^figi^ die mit jenen nach folgenden Formeln zusammenhängen:
e^='-e + 2f+2g;f, = 2t- f+2g', gt = 2e + 2f--g.
Die Ausdrücke der einfachen rhomboedrischen Formen an den Millerschen
Rhomboederachsen werden wir unten (126) kennen lernen. Hier sollen zunächst die
Formeln angegeben werden, mittels deren man den für die Millerschen Achsen gül-
tigen Flächenausdruck eines Skalenoeders (efg) in einen solchen für das Bravaissche
Achsenkreuz (hkJ%)j oder in einen solchen nach Naumann, mRn^ überführen kann
und umgekehrt.
Es ist dabei immer vorausgesetzt, daß in allen Fällen dasselbe Bhomboeder
als Grundform gilt.
1. Gegeben der Flächenausdruck {efg) für Miüersehe Achsen, wo e^f^g.
Gesucht:
a) der Ausdruck Qikli) derselben Fläche für Bravaissche Achsen.
Es ist:
also:
m = {hld%)={t^f,f--g,g^e,€ + f + g)^
z. B.: (212) = (2—1, 1 + 2, —2 — 2, 2 + 1 — 2) = (1341)
(310)«(3 — 1, 1 — 0, 0 — 3, 3 + 1 + 0) = (2134);
b) der Ausdruck m£» derselben Fläche nach Navmofnn, Man findet:
also:
^ + f+g' t^'^+g'
{efg)=±mBn=^'—^^B '""^
^+f+g t-2f-^g
z. B.: (212) = |^^| B ^^'^-^ = -2B2
(310) - g^iip Q B 3_2^ö - 4" ^•
Wenn das Skalenoeder ein negatives ist, werden die beiden Werte für m und n
negativ; vor den Ausdruck wird dann — gesetzt.
2. Gegeben der Flächenausdruck (hkli) för Bravaissche Achsen. Gesucht der
Ausdruck (efg) derselben Fläche für Millersc?^ Achsen.
Es ergibt sich:
e=:h — i + t; f==1c — Ä + t; g = l — fc + »; also:
(h]di) = (efg) = {h^l + i, k^h + i, Z-Ä + i)
z. B.: (2131) = (2 + 3 + 1, 1 — 2 + 1, - 3 — 1 + 1) = (603) = (201)
(1231)«=(l + 3 + l, 2 — 1 + 1, —3 — 2 + 1) = (524).
Rhomboedriache Hemiedrie.
147
also:
3. Gegeben der Flächenansdruck mBn eines Skalenoeders nacb Naumann. Qe-
sncht der Ansdmck (efg) derselben Form, bezogen auf MiUersohe Achsen. Man hat
erhalten :
a) für positive Skalenoeder + mBn :
e = Bmn + m + 2; /«=— 2(m — 1); ^==i — 3wn + m + 2;
+ wEn = (e/i7) = (3mn + tn + 2, — 2(m — 1), — 3mn + i» + 2),
z. B.: |-Ä5 = (3. |, 5 + 1+2,-2(1— 1), -3.|-.6 + 1- + 2)
fi) für negctüve Skalenoeder —mRn:
c = 3mn--w + 2; /'=2(m + l); p = — 3mn — w + 2;
— wBn = (c/'^) = (3wn — m + 2, 2(m + l), — 3mn — m + 2);
z. B.: — 2B-|- = 3.a.2— 2 + 2, 2(2 + 1), -3.2.^ — 2 + 2)
= (969) = (323).
(Das Zeichen — vor mRn dentet nnr die Gegenstellnng an.)
In der folgenden Tabelle sind nnter gleichzeitiger Berücksichtigong Ton (123)
die Formeln fttr die Umwandlnng der Ausdrücke der Skalenoeder nach Naumann,
Bravais und Miller schematisch zusammengestellt:
also:
Naumann
Bravais
MiUer
1.
-^mRn
— mlin
2.
3.
h—k ^ h+k
: — "- Ji T T
t h — k
ilZ^+9 R c — 9
e + f+9 e-2f+g
n + 1, n — 1, — 2n,
n — 1, n + 1, — 2»,
hkli
2_
m
2^
m
e—fj—gyg—e.e+f+g
3wn+m+2, — 2(m— 1),
— 3mw+m+2
3»in — w + 2, 2(in + l),
— 3mn — m + 2
h — l + i,k^h + i
l^k + i
Dabei ist immer anf die + oder — Stellung der Skalenoeder Bttcksicht zu nehmen.
Bei den anderen einfachen rhomboedrischen Formen geben die Nwumannsehen
Symbole unmittelbar die Achsenschnitte und damit die Braoaisschen Ausdrücke, die
dann nach der obigen Formel in die für die Millerschen trimetrischen Achsen um-
gewandelt werden können. Bei der Überführung yon Bravaisschen Symbolen in
Hiliersehe und umgekehrt sind bei den anderen einfachen Formen als den Skaleno-
edem deren spezieile Indioes in die obigen Formeln einzuführen.
125. tlbersiclit über die einfaclien rhomboedrischen Formen.
Die eiafachen Formen der rhomboedrischen Hemiedrie sind nun die
folgenden :
10*
]^48 Hezagonales Erystallsystem.
1, Skcdenoeder:
a) positive: mRn oder {hkli), (ä>ä) oder (efg);
z. B.:^i?3 = (2134) = (310).
b) negative: — mRn oder (ääK), (ä>ä;) oder (e/g^);
z. B.: —2R2 = (1341) = (212).
2. Dihexaeder (2, Stellung): mP2 oder {h.h.2h.i) oder (e^gr),
(2f=e + gy,
z. B.: 4P2 = (2241) = (715).
5. Bhomboeder:
a) positive^^ -fmÄ oder (hOhi) oder: (eyy) spitzer, resp. (egg)
flacher als jB (lOf 1), (c > flr) ;
z. B.: U = (lOll) = (100).
2E = (2021) = (511); ^Ii = (1012) = (411).
b) negative: —mB oder (Ohhi) oder (c^ spitzer, resp. (eeg)
stumpfer als — -i- JB (0112), (c > gr);
z. B.: — i? = (Olli) = (22l); —jR = (0112) = (HO);
— jR = (0223) = (551) ; — -^ i? = (0115) = (221) ;
4. Dihexagonales Prisma : ooP2 oder (MM)) oder (efg), (e-\'f-\-g = 0).
z. B.: ooPf = (2130) = (5l4).
5. Hexagonales Prisma (1. Stellung): ooJB = (1010) = (211).
6. Hexagonales Prisma (2. SteUung): ooP2 = (1120) = (lOl).
7. Basis: OB = (0001) = (111).
Aach hier lassen sich alle flftchenärmeren einfachen Formen (JS — 7) als spezieUe
Fälle der flächenreichsten, des Skalenoeders auffassen. Das Dihexaeder 2. Stellnng
ist dann ein Skalenoeder mit lauter gleichen Endkanten, dessen Seitenkanten nun
aUe in einer Ebene liegen. Das dihexagonale Prisma ist ein Skalenoeder mit nn-
endlich großem Schnitt auf der Hauptachse, dessen Flächen und Kanten also dieser
parallel geworden sind; je zwei in einer stumpfen Kaute zusammenstoßende Flächen
gehören abwechselnd zum oberen und zum unteren Ende des Erystails. Beim Rhombo-
eder sind je zwei in einer stumpfen Endkante zusammenstoßende Flächen des
Skalenoeders in eine zusammengefallen, die Endkante ist = 180® geworden. Umge-
kehrt kann man sagen, das Skalenoeder ist ein Rhomboeder, dessen Flächen längs
der schiefen Diagonale gebrochen sind und dadurch einen stumpfen Knick erhalten
haben. Das hexagonale Prisma 1. Stellung ist ein Rhomboeder (-f- oder — ) mit
unendlich fernem Schnitt auf der Hauptachse ; die Flächen gehören abwechselnd zum
oberen und zum unteren Ende. Das hexagonale Prisma 2. Stellung ist ein Dihexa-
eder 2. Stellung mit unendlich fernem Schnitt auf der Hauptachse. Die Basis
ist ein Skalenoeder oder Rhomboeder, bei dem alle Endkanten = 180® und daher
alle um eine Endecke herumliegenden Flächen in eine Ebene zusammengefallen sind.
Khomboedrische Hemiedrie.
149
126. Torzelclien der Bhomboeder und Skalenoeder. Je nach-
dem die an einem Achsensystem gleichzeitig auftretenden Rhomboeder
und Skalenoeder -j- oder — sind, haben sie eine verschiedene Stellung
zueinander, wie das in der Hauptsache schon ans den bisherigen Be-
trachtungen hervorgeht Zwei Rhomboeder haben dasselbe Vorzeichen
(sind beide + oder beide — ), wenn ihre Flächen, resp. ihre End-
kanten nach derselben Richtung hin gekehrt sind. Zwei Skalenoeder
haben dasselbe Vorzeichen, wenn sie je ihre stumpfen, resp. ihre
scharfen Endkanten nach derselben Richtung kehren; ihre Zickzack-
kanten steigen dann, wie bei zwei Rhomboedem mit demselben Vor-
zeichen in gleichem Sinne auf und ab. Wendet ein Rhomboeder seine
Endkanten dahin, wohin ein anderes seine Flächen kehrt, so sind sie
beide von verschiedenem Vorzeichen. Dasselbe ist der Fall bei zwei
Skalenoedem, wenn die stumpfen Endkanten des einen nach der Seite
der scharfen Endkanten des anderen liegen. Die Seitenkanten beider
steigen dann in entgegengesetztem Sinne auf und ab. Kehrt ein
Skalenoeder seine stumpfen Endkanten in die Richtung der Flächen,
seine scharfen Endkanten in die Richtung der Endkanten eines Rhombo-
eders, so haben sie beide dasselbe Vorzeichen. Ist aber die Endkante
des Rhomboeders in der Richtung der stumpfen Endkante des Skaleno-
eders, die Flächen des ersteren in der Richtung der scharfen End-
kanten des letzteren gelegen, so sind beide Körper von verschiedenem
Vorzeichen. Das Verhältnis der Seitenkanten beider ergibt sich aus
dem Obigen. Diese Beziehungen gewinnen erst Bedeutung bei den
rhomboedrischen Kombinationen, die wir nun zu betrachten haben.
127. Bhomboedrische Kombinationen. Die Basis h stumpft an
den Skalenoedem und Rhomboedem die Endecken gerade ab (Fig. 177,
wo, wie in Fig. 179, r^ statt
r' zu lesen ist) und schließt
die Prismen oben und unten
senkrecht zu deren Flächen
und Kanten (Fig. 165 und 156).
Ein Rhomboeder r spitzt an
einem Rhomboeder R mit dem-
selben Vorzeichen die End-
ecken von den Flächen aus
dreiflächig zu, wobei r we-
niger steil ist, als R (Fig.
178). Wenn ein Rhomboeder
r^ mit einem solchen r von entgegengesetztem Vorzeichen in Kom-
bination tritt, li^en seine Flächen an den Endkanten des letzteren
und zwar ist das in dreierlei verschiedener Weise möglich. Entweder
Rg. 177.
Fig. 178.
150
Hesagonales KrystaUsyetem.
spitzen die Flächen von r^ die Endecken yon r von den Endkanten
aus dreiflächig zu (Fig. 179, lies r^ statt r'), wenn die Flächen von
r^ weniger steil sind, als die Endkanten von r. Oder das hinzu-
tretende Rhomboeder stumpft die Seitenecken des anderen schief ab,
wenn seine Flächen steiler stehen als die Endkanten des letzteren.
Oder endlich die Flächen von r^ stumpfen die Endkanten von r ge-
rade ab, wenn sie ebenso gegen die Hauptachse geneigt sind, wie die
Endkanten von r (Fig. 180). Das Rhomboeder, dessen Flächen die
Endkanten eines anderen gerade abstumpfen, heißt das iMuckste
stumpfere zu diesem ; umgekehrt dieses letztere, dessen Endkanten von
den Flächen des anderen gerade abgestumpft werden, das nächste
steilere, spitzere oder schärfere; r^ (Fig. 180) ist also das nächste stumpfere
zu r, r das nächste steilere, schärfere oder spitzere zu r^. Das nächste
stumpfere Rhomboeder schneidet bei gleichen Schnitten auf den Neben-
achsen von der Hauptachse ein halb so großes, das nächste spitzere
Rhomboeder ein doppelt so großes Stück ab, als das Rhomboeder, zu
dem sie gehören. Beide müssen das diesem entgegengesetzte Vor-
zeichen haben.
Fig. 179.
Fig. 180.
Fig. 181.
Greht man yon dem Bhomboeder -{- mE = (hOhi), resp. von dem Gegenrhomboeder
— fnB = {Ohhi) aus, dann ist:
Das zugehörige nächste stumpfere Rhomboeder:
m
■— -jc- iJ oder 0,h.h,2i (zu + mE), resp.
m
+ -g-5 oder h.0.h,2i (zu — mJB).
Das zugehörige nächste spitzere Bhomboeder ist:
— 2mi2 oder (O.Ä.Ä.—) = (0.2ä.2ä.») (zu +mÄ), re«p.
T t
+ 2mR oder (Ä.O.Ä.y) = (2Ä.0.2Ä.i) (zu — wlB).
Das zweite stumpfere Rhomboeder stumpft die Endkanten des
nächsten stumpferen gerade ab und im gleichen Sinne spricht man
von einem dritten, vierten etc. stumpferen, und ebenso auch von einem
jsweiten, dritten etc. sMrferen Rhomboeder. Dabei ist jedesmal das
nächstfolgende von anderem Vorzeichen als das ih^ vorhergehende,
während die abwechselnden Glieder einer solchen Reihe gleiche Vor-
Bhomboedrisehe Hemiedrie.
161
zeichen haben. So ist in Fig. 181 ^r^ das nächste stumpfere, 2r^
das nächste schärfere Bhomboeder zu r. Qeht man von 2r^ aus, so
ist r das nächste, ^r^ das zweite stumpfere zu 2^1. Legt man |r, zu
Grunde, so ist r das nächste, 2r^ das zweite spitzere Bhomboeder zu
^Tj. Stets ist 2ri und ^r^ von gleichem Vorzeichen, aber von ent-
gegengesetztem Vorzeichen wie r. Daß r das nächste stumpfere
Bhomboeder zu 2r^ ist, erkennt man daran, daß die zwei Kanten rßr^
zu beiden Seiten von r einander parallel sind, ganz ebenso wie die
beiden Kanten rj^r^^ auf beiden Seiten von ^r^.
Nimmt man r als Grnndfonn (Hauptrhomboeder) E (1011) so wird, entsprechend
den oben angegebenen Ausdrücken:
y n = — y 5 (0112) nnd : 2ri = — 222 (0221).
Ist 2ri die Grundform (Hauptrhomboeder, also: 2ri »»/{(lOll), so erhält man:
r = -|Ä(0li2); i-n=lB(10U).
Ist endlich — —ri die Grundform und =22(1011), so ist:
r =. — 2iJ (0221) ; 2ri = 4B (4041),
wobei selbstrerständlich das Achsenverhältnis jedesmal ein anderes ist. Derartige
Reihen von spiteeren und stumpferen Rhomboedem kommen bei rhomboedrischen
Erystallen nicht selten vor.
Das erste hexagonak Prisma P^ stumpft an jedem Bhomboeder r^
die Seitenecken (Fig. 182), das mveUe hexagonäle Prisma p^ an jedem
Rhomboeder die Seitenkanten gerade ab (Fig. 183 und 184). Um-
gekehrt sind die Flächen der
Rhomboeder auf die Flächen
des ersten Prismas P^, resp.
auf die Kanten des zweiten
Prismas p^ gerade aufgesetzt
und zwar abwechselnd nach
oben und nach unten. Es ist
dabei ganz gleichgültig, ob
die Rhomboeder + oder — sind,
Vig. 182.
Fig. 183.
Fig. 184.
da ja alle Rhomboeder die 1. Stellung an dem Achsensystem haben.
Sind die Flächen des +Rhomboeders r auf die Kanten des zweiten
Prismas abwechselnd nach unten und nach oben aufgesetzt (Fig. 184),
so sind es die Flächen des — Rhomboeders r^ in entgegengesetzter
Weise auf den zwischenliegenden Kanten desselben Prismas {Fig. 183).
Entsprechend verhält es sich bei dem Prisma der 1. Stellung.
Ganz analog ist die Kombination der beiden Prismen mit den
Skalenoedem. Das erste Prisma stumpft die Seitenecken, das zweite
Prisma die Seitenkanten der Skalenoeder ab, ganz gleichgültig, ob
diese -|-,oder — sind.
162
Eexagonalea Errstalbyitem.
Ein Rbomboeder r spitzt die Endecken eines Skalenoeders s
mit demselben Vorzeichen von den stumpfen Endkanten ans drei-
fläcMg zu. (Fig. 186). Wären die beiden Formen von entgegen-
gesetztem Vorzeichen, dann wörde diese Zuspitzung von den schärferen
Endkanten ans geschehen. In anderer Weise kombiniert sich ein
Skalenoeder s mit einem !^omboeder r, indem es die Endkanten des
letzteren znschftrft (Fig. 186). Liegt dabei die stumpfe Endkante s's
des Skalenoeders über der Fläche des Ehomboeders r, wie es in der
Fignr angenommen ist, so haben sie beide dasselbe Vorzeichen. Läge
au dieser Stelle die schärfere Endkante sjs, dann wären beide Körper
yon yerschiedenem Vorzeichen.
Fig. 186.
Fig. 186.
Fig. 187.
Fig. 188.
Li Fig. 187 stumpft das Ehomboeder r^ die schärfere Endkante
des Skalenoeders s ab; beide Formen sind dann von verschiedenem
Vorzeichen. Wären die stumpferen Endkanten des Skalenoeders s
abgestumpft, so würden die Abstumpfungsflächen wieder einem
Rhomboeder, aber einem solchen mit demselben Vorzeichen wie das
Skalenoeder angehören. In Fig. 188 ist eine kompliziertere rbom-
boedrische Kombination abgebildet Die beiden Khomboeder R and r
kehren ihre Flächen nach der Richtung der stumpferen Endkanten
der beiden Skalenoeder S und s, alle vier haben also dasselbe Vor-
zeichen; Pj ist das erste Prisma, seine Flächen stumpfen die Seiten-
ecken des Skalenoeders s ab, über den Flächen P, liegen die Flächen
der Bhomboeder und die Endkanten der Skalenoeder. P^ könnte der
allgemeinen Lage nach auch ein Rhomboeder sein; als Prisma er-
weist es sich dadurch, daß nach der Untersuchung
auf dem Ooniometer alle sechs Flächen in einer Zone
liegen und sich unter Winkeln von 120" schneiden.
Ad dem Fig. 189 abgebildeten Erystall sind zwei
Rhomboeder von verschiedenem Vorzeichen r und r^,
letzteres das nächste stumpfere zu ersterem, wie man
daran sieht, daß die Fläche r^ von den zwei anliegen-
den r in zwei parallelen Kanten geschnitten wird ; ferner
zwei Skaienoedervon verschiedenem Vorzeichen sund*i;
r und s und ebenso r^ und «, sind von demselben Vorzeichen. In einem
Kg. 189.
Rhomboedrische Hemimorphie. 153
solchen Erystall sind alle Achsen der Richtung nach gegeben. Bei
der weiteren krystallographischen Betrachtung pflegt man ein ßhom-
boeder als Hatiptrhomboeder zu wählen, dem man damit den Ausdruck:
-f-jB(lOll) gibt und aus dessen Flächenwinkeln man das dieser An-
nahme entsprechende Achsenyerhältnis a : c berechnet Ist hier r als
Hauptrhomboeder gewählt, so ist r^ = — :^R (0112) (127). Die
Skalenoederausdrücke lassen sich dann aus Zonen oder den Neigungs-
verhältnissen ihrer Flächen berechnen. Jedenfalls ist aber: s =
+ mRn (hMi) und 8^= — m*Rn' {ifh'N). Man hätte aber ganz ebenso
r^ als Hauptrhomboeder mit dem Ausdruck: i?(1011) wählen können,
dann wäre das Verhältnis a:c ein anderes als vorher geworden ; es
wäre dann r das nächste schärfere Rhomboeder zu r^ und r = — 2B
(0221) und die beiden Skalenoeder s und Sj^ müßten ihre Vorzeichen
vertauschen. Die Flächen p^, welche die Seitenkanten der Skalenoeder
8 und Sj^ abstumpfen, gehören unter allen Umständen dem Prisma
2. Stellung an.
Rhomboedmoh'hemimorphe {ditrigonal-pyramidale, hemimorph-
hemiedrische) Klasse,
128. Hemimorphie der rhomboedrischen Hemiedrie. Manche
rhomboedrischen Erystalle sind an den beiden Enden der Hauptachse
verschieden ausgebildet. Es ist Hemimorphismus eingetreten, dessen
Achse die Hauptachse ist (68). Am einen Ende der letzteren finden
sich Flächen von anderer Lage und anderem Ausdruck, eventuell von
anderer Beschaffenheit, als am anderen. Die parallelen Gfegenflächen
sind entweder weggefallen und durch andere ersetzt, oder von-
einander verschieden geworden. Dadurch verschwinden die drei zur
Hauptachse senkrechten zweizähligen Symmetrieachsen in der Rich-
tung der Nebenachsen nebst dem Symmetiiecentrum in den rhombo-
edrischen Erystallen und es bleiben bei den rhomboedrisch-hemi-
morphen als einzige Symmetrieelemente die dreizählige Hauptsymme-
trieachse in der Eichtung der Achse des Hemimorphismus sowie die
drei Nebensymmetrieebenen parallel den Zwischenachsen übrig.
Die einzelnen einfachen rhomboedrischen Formen verhalten sich
dabei folgendermaßen:
Aus den Skcäenoedem -f* niRn oder {hJcii) und — mRn oder {JMi)
werden durch Wegfallen der oberen resp. unteren Hälfte der Flächen
zwei kongruent« korrelate dreifach symmetrische sechsseitige Pyra-
miden, deren Flächen sich wie beim Skalenoeder in 3 -|- 3 abwechselnd
gleichen spitzeren und stumpferen Endkanten schneiden. Sie sind
nach unten resp. oben offen und ihre Spitzen liegen auf dem oberen
positiven resp. dem unteren negativen Aste der Hauptachse c. Da-
154 Hexagonales ErystallBystem.
nach erhalten sie, wenn o nnd u die Lage oben und unten an der
Hauptachse andeuten, die Ausdrücke:
0, -|- mBn oder {Mdi) und u. -|- mBn oder (JMf)
0. — mBn oder (Jchli) und w. — mBn oder QikU).
Ganz entsprechend entstehen aus jedem Bihexaeder 2. Stellung
mP2 oder {h.h,2h.i) zwei nach unten resp. oben offene sechsseitige
Pyramiden mit lauter gleichen Endkanten und mit den Ausdrücken:
0 . mP2 oder {h.h.2h.i) und u . mP2 oder {h.h.2h.t).
Die Bhomhoeder -^-mB oder (ÄÖÄi) und — wiJ oder (0/iÄi) geben
zwei korrelate gleichseitig - dreieckige Pyramiden mit drei gleichen
Endkanten, die ihre Spitzen nach oben resp. nach unten kehren.
Ihre Ausdrücke sind:
0. + mB oder {MM) und w. + mB oder (ÄOä^ und
0. — mB oder (OAÄf) und u, — mB oder (OÄÄi).
Die Basis OB zerfällt in zwei einzelne Flächen ö . OJB « (0001)
und w . 022 = (0001).
Die sswolfseitigen Prismen ooPn oder (AiZO) sind, wie wir gesehen
haben, zu betrachten als Skalenoeder, deren Flächen die Hauptachse
im Unendlichen schneiden (125). Je zwei in einer stumpferen Kante
aneinander liegende Flächen gehören abwechselnd zu dem einen und
dem anderen Ende. Beim Eintritt der Hemimorphie werden diese
beiden Flächenhälften verschieden und das zwölfseitige Prisma zer-
fällt in zwei korrelate dreifach symmetrische sechsseitige Prismen mit
sechs abwechselnd gleichen schärferen und stumpferen Kanten. Es
werden aus dem zwölfseitigen Prisma ooPn oder (hMO) zwei symme-
trisch'Sechsseitige, von denen das eine zu dem oberen» das andere zu
dem unteren Ende zu rechnen ist Beim Hemimorphismus ist meist
nur das eine ausgebildet, das andere mit den zu dem einen Pol ge-
hörigen Flächen verschwunden.
Ganz analog ist das hexagonäle Prisma 1. Stellung ooB == (1010)
als ein Bhomboeder mit unendlich langem Schnitt auf der Hauptachse
zu betrachten; seine Flächen gehören abwechselnd zu dem einen und
zu dem anderen Ende. Das sechsseitige Prisma der 1. Stellung
ooB (1010) zerfällt also bei der Hemimorphie in zwei regulär drei-
seitige, von denen meist nur eines ausgebildet ist
Das hexagonäle Prisma 2. Stellung , oöP2 oder (A.Ä.2Ä.0), das
als ein Dihexaeder 2. Stellung mit unendlich großem Schnitt auf der
Hauptachse anzusehen ist, bleibt allein in seiner Form erhalten und
tritt mit seiner vollen Flächenzahl in die rhomboedrisch-hemimorphen
Kombinationen ein.
Eine solche Kombination bildet der I^^rwaKn-Krystall (Fig. 190). Er ist an
beiden Enden verschieden, jedes Ende zeigt für sich rhomboedrisch-bemiedriscfae
Trapezoedrische Tetartoedrie.
155
n
Fig. 190.
Ansbildnng. An beiden Enden ist dasselbe Ehomboeder P, wie man dnrch die
Gleichheit der Winkel mittels des Goniometers konstatieren kann. Aber die Flächen
P^ oben sind anders beschaffen als die Flächen Pi nnten, es ist
in seine beiden Hälften zerfallen. Hat es den Ansdruck 12(1011),
80 sind die beiden Hälften: P^ (oben): 0.12(1011) nnd P^ (nnten):
ii . B (1011).
Zu P^ tritt oben die Hälfte des nächsten spitzeren Bhomboeders-
0=0. — 2JS (0221) nnd zn Pi unten die Hälfte des nächsten stump-
feren Rhomboeders: n = tt. — -^i2(Oll2). Das Prisma der 1. Stel-
lung l = — ooB (1010) ist nur mit drei Flächen vorhanden, die ein re-
gulär dreiseitiges Prisma bilden; auf seine Flächen und Kanten sind
die Rhomboederfiächen nach oben und unten gerade aufgesetzt Das
Prisma s, das die Kanten des dreiseitigen Prismas l zuschärft, könnte der allgemeinen
Flächenlage nach ein symmetrisch sechsseitiges Prisma, die Hälfte eines zwölfseitigen,
sein, oder aber das Prisma der 2. Stellung ooP2 = {h.h.2h.O), Im ersten Falle
wären nur die abwechselnden Kanten gleich, aber die, in denen die Flächen 8 direkt
zusammenstoßen, verschieden von denen, in welchen sie sich über die Flächen l
hinweg schneiden w&rden. Im zweiten Falle wären alle diese sechs Kanten einander
gleich und ^= 120^ Die Messung mit dem Goniometer zeigt, daß das letztere zu-
trifft; 8 ist also das Prisma der 2. Stellung, l und 8 zusammen bilden ein neun-
seitiges Prisma, das an vielen Turmalinkrystallen zu beobachten ist.
Es sei noch bemerkt, daß die Formen der hier vorliegenden Klasse auch aus
denen anderer hemiedrischen Klassen mit dreizähliger Hauptsymmetrieachse abge-
leitet werden können, z. B. aus denen der trigonalen Hemiedrie (Bl). Die Ab-
leitung aus der rhomboednschen Hemiedrie erscheint aber am natürlichsten und
anschaulichsten.
Trapezoedriach'tetartoedmche (trigonal-trapezoedrische) Klasse.
129. Trapezoedrisclie Tetartoedrie. Bei der trapezoedrischen
Tetartoedrie kann man von den Skalenoedem ausgehen. Es verhalten
sich je zwei in einer Seitenkante des Skalenoeders zusammenstoßende
Flächen einander gleich und von den in den anliegenden Seitenkanten
zusammenstoßenden verschieden, wie es Fig. 191 zeigt. Infolge dieser
Flächengruppierung geht das Symmetriecentrum des Skalenoeders ver-
loren, da zu jeder Fläche die parallele Gegenfläche wegfällt. Ebenso
verschwinden die drei vertikalen Symmetrieebenen. Erhalten bleiben
dagegen die drei horizontalen zweizähligen Symmetrieachsen parallel
den Nebenachsen und die dreizählige vertikale Symmetrieachse parallel
der Hauptachse.
Aus jedem Skalenoeder entstehen durch Verschwinden der
Hälfte der Flächen zwei korrekte Trapeaoeder, begrenzt von
sechs ungleichseitigen Vierecken. Diese schneiden sich in sechs
gleichen Endkanten und in 3 + 3 abwechselnd gleichen Seiten-
kanten, die bei beiden in entgegengesetzter Richtung zickzackformig
Auf- und absteigen. Die beiden von einem Skalenoeder -|-mjBn
156 Heiagonalea EryataUfjBteiii.
(Fig. 191) abgeleiteten Trapezoeder (Fig. 192' und 192'') sind enantio-
morph, sie verhalt«» sich wie die rechte nnd die linke Hand nnd
werden daher als rechte nnd Unke
(r nnd l) unterschieden. Das Gegen-
skalenoeder — mEn liefert aber
ebenfalls zwei als r und / voueiQ'
ander zn unterscheidende enantio-
morphe Trapezoeder, welche wie die
vorigen nicht miteinander znr
Decknng gebracht werden können.
Dagegen ist das rechte resp. linke
Trapezoeder des einen Skaleno-
eders kongruent dem entsprechenden
rechten resp. linken des Gegenskale-
noeders und kann mit diesem durch eine Drehung um die Hauptachse zur
Decknng gebracht werden. Die vier korrelaten Trapezoeder, welche
ein Didodekaeder mPn liefert, werden in folgender Weise bezeichnet:
mPn
-nff nv rnt-yii ■
aus dem + Skalenoeder + mSn ab-
geleitet (beide enantiomorph).
aus dem — Skalenoeder — mBn ab-
geleitet (beide enantiomorph).
Fig. 192a. Fig. 191. Fig. 192b.
1.
+ '
mjrn
—r
oder
f»
(«fO
2.
+ 1
■ 4
oder
C
im
3.
— r
mfl.
■ 4
oder
^
(im
4.
— l
mFn
' 4
oder
e*
(häi)
1 und 3, sowie 2 und 4 sind kongruent ^ dient nur zur Bezeichnung
der Tetartoedrie ; ist diese anderweitig genügend angedeutet, so kann
fx wegbleiben.'
Die Dihexaeäer 2. SteUung mP2 = {h.h.2h.t) z. B. 2P2 (1121)
geben zwei korrelate Trigonoeder (trigonale Pyramiden) fPig. 193):
r^—px (1121) und i.^ — ^ (1121). Die, dihexagondlen J\ismen
geben zwei symmetrisch sechsseitige Prismen und die
hexagonden Prismen 2. SteUvng geben zwei reguläre
dreiseitige Prismen. Auch sie sind als rechts und links
zn unterscheiden. Die speziellen Verhältnisse folgen
leicht aus dem fUr das Trapezoeder and Trigonoeder
angeführten, indem man die Prismen als spezielle
Fälle der Skalenoeder und ßhomboeder betrachtet (128).
Alle anderen rhomboedrischen Formen, die Bhombo-
Fig. 193.
eder, das Prisma 1. SieUung nnd die Basis bleiben unverändert.
Das Hanptbeispiel für die trapezoedriscbe Tetartoedrie ist der Quarz. Er Efiigt
fast eteta (Fig. 194) ein Rhomboeder P nsd daa Gegenrbomboedei z, welche en-
BhomlioedTisctie Tetartoedrie.
157
Fig. 194.
1 der Form nach ein Diheiaeder 1. Stellnng, aber mit abwechselnd phyaikaliach
Terschiedeoen Flttchen [DirhomlHieder] bilden. Die Seitenkanten deaaelben werden
dnioh die stark borizontal gestreiften Flächen des hexagonalen
PrismaÄ 1. SteUnng r gerade abgestumpft. Auf die abwech-
selnden PriBmenkanten sind oben nnd nnten die rhombisch
gestalteten Flächen > eines Trigonoeders, die sog. Rhomben-
flachen, gerade aufgesetzt. Wäre der Erystall rhomboedrisch,
so mttssten die anderen drei Prismenkanten ebenfalls oben
nnd unten solche Flächen s, tragen, wie die dQnn gezeich-
neten Linien zeigen ; diese würden die dick gezeichneten, f ak-
tJMli vorhandenen Flächen s zu einem Diheiaeder 2. Stellang
e^änzen. So aber sind nnr die bei gebsriger ErweiUning
in einer horizontalen Seit«nk&nte des Diheiaedera zn-
sanunenstoBenden dickgezeichneten Flächen s vorhanden,
die dünngezeichneten, die in den anliegenden Seitenkauten
EDSammenstoBen wQrden, fehlen, entsprechend dem Gesetz
der trapezoedrischen Tetartoedrie. AnQerdem sind die Kanten sjr noch durch die
sog. Trapezflfichen x abgestampft, welche ebenfalls nnr an den abwechselnden Kanten
des Prismas r oben sowohl als nnten liegen, jedoch oben nnd unten auf verschiedeueD
Seiten der Kanten r/r. Die Flächen x bilden ein Trapezoeder, welches von den au
den anderen Prismenkanten r/r dflun gezeichneten entsprechend liegenden Flächen Xi
KU einem Skalenoeder ergänzt werden wDrde, wenn der Krjstall rhomboedrisch ana-
gebildet wäre. Die Flächen x, fehlen infolge der Tetartoedrie, aber sie liegen offen-
bar so, daß sie zwei in einer Seitenkante zusammenstoßende Skalenoederflächen
wären, ebenso auch die beiden wirklich Torhaudenen Flächen x. Die hier dick ana-
gezeichneten Flächen s und x liegen am oberen Ende des Prismas rechts von der
Prismenfläche r, wenn die Hanptrbomboederfläche P dem Beschauer zugekehrt ist.
Sie sind die rechten Trapez- nnd Rhorabenflächen und begrenzen ein rechtes Trape-
zoeder resp. Trigonoeder; ein Krygtall, der sie trägt, heißt ein rechter Eiyatall.
Wären autt der dick gezeichneten die dQnn gezeichneten Flächen * und x anagebildet,
so wäre der Erjstall ein linker. Diese Flächen liegen ja im QegensatE zn den anderen
links und begrenzen das zum gleichen Skalenoeder resp. Dihexaeder zweiter Stellung
gebsrige linke Trapezoeder reap. Trigonoeder. Diese Flächenlage steht mit der Er-
scheinung der Cirknlorpolarisadon (247) im ZosammeDbaDg : die rechten (linkai)
Qnarze drehen die FolarisationBebene atets nach rechts (links).
RhomboedriBoh-tetartoedriaohe (rhomboedrisohe) Klaaae.
180. BhoBsboedrisehe Tetartoedrie. Auch hier kann man vom Skalenoeder
ausgehen. An einem solchen werden die abwech-
selnden Flächen verschieden in der Weise, daQ eine
nach oben gerichtete Mäche au einer Seitenkaute
sich mit der nach unten gerichteten Fläche an der
nächstfolgenden Seitenkante gleich verhält ete.
(Fig. 190). Dabei bleibt die vertikale dreizählige
Symmetrieachse nnd das Symmetriecentrum erhalten,
alle Dbrigen Symmetrieelemente des Skalenoeders
fallen weg.
Verschwindet je die eine Hälfte der Flächen
des Sftalenoeders nnter gleichzeitiger Anadehuimg
der anderen, so entstehen zwei korrelate kongru-
ente Bhomboeder, die in der Gestalt in nichte von Fig. 195. Fig. 106.
158 Quadratisches Erystallsystem.
den Rhomboedern der rhomboedrischen Hemiedrie abweichen. Die Nebenachsen
gehen hier aber nicht durch die Mitten zweier gegenüberliegender Seitenkanten,
diese Ehomboeder haben also nicht die Stellung der -{- oder — Bhomboeder
der rhomboedrischen Hemiedrie, sondern sie nehmen eine intermediäre Lage
zwischen beiden ein und werden als Rhömboeder der 3. Stellung oder der Zwischen-
steUung von jenen unterschieden. Aus dem Skalenoeder -f-mEn oder {hkli)
werden die beiden Rhömboeder der Zwischenstellung : {hkli) und (Ikhi) und aus — mBn
oder (khli) die beiden Ehomboeder: (kkli) und (iclhi). Zwei Bhomboeder der zweiten
Stellung entstehen hier aus den Dihexaedern der 2. Stellung. Die aus mP2 oder
{h.h.2h.i) abgeleiteten beiden Bhomboeder haben die Ausdrücke : {h.h.2hA) und
{2h,h.h,i). Jedes dihexagonale Prisma liefert zwei hexagonale Prismen der 3. oder
Zwischenstellung zwischen dem der 1. und der 2. Stellung, mit denen sie in der Form
übereinstimmen. Die übrigen Formen der rhomboedrischen Hemiedrie ändern ihre
Gestalt nicht.
Ein Beispiel dieser Tetartoedrie gibt der Dioptas (Fig. 196). r bildet ein
Bhomboeder, dessen Flächen auf die Kanten des Prismas der 2. Stellung m gerade
aufgesetzt sind, wie die Messung der Winkel ergibt. Die Kanten mir sind nicht
alle, sondern nur abwechselnd oben und unten abgestumpft durch die Flächen 8, die
entsprechend dem Gesetz der rhomboedrischen Tetartoedrie so liegen wie die schraf-
fierten Flächen in Fig. 195. Sie gehören also einem Bhomboeder der Zwischen*
Stellung an.
3. Quadratisches System.
(Viergliedriges oder tetragonales System.)
Das quadratische System umfaßt alle diejenigen Krystallklassen,
deren Formen sich auf drei zueinander senkrechte Achsen beziehen
lassen, von denen zwei (a) gleich und von der dritten (c) verschieden
sind. Man hat also das Achsenschema:
a:a:c; ^ala = ^alc = 90^.
131. Achsen des quadratischen Systems. Die beiden gleichen
Achsen a heißen auch hier die Nebenachsen, die von ihnen ver-
schiedene dritte c die Hauptachse, c ist bald größer, bald kleiner
als a. In dem Achsensystem ist eine einzige unbekannte Größe, das
Achsenverhältnis, a:c enthalten. Aus einem einzigen gemessenen
Flächenwinkel folgt die Achse c, wenn a = l gesetzt wird (resp. a,
wenn c = 1). Es ist eine große Ähnlichkeit mit dem hexagonalen
System vorhanden, das ebenfalls eine Hauptachse hat. Die hexagonalen
Krystalle zeigen aber eine Anordnung nach der Sechszahl (resp. nach
der Dreizahl), die quadratischen dagegen nach der Vierzahl. Auch
in dem quadratischen System werden die den Winkel zwischen zwei
Nebenachsen halbierenden Eichtungen b als Zwischenachsen bezeichnet
Man kann hier gleichfalls diese beiden Kichtungen vertauschen und
die Zwischenachsen als Nebenachsen wählen. Nur werden dann das
Achsenverhältnis a : c und die Ausdrücke der Flächen andere. Durch
die di'ei Achsen werden acht gleiche Oktanten bestimmt. Die Haupt-
Vollflächige Klasse. 159
achse c wird stets aufrecht, eine der Nebenaehsen a auf den Be-
schauer zulaufend gedacht. Die andere Nebenachse geht dann quer
von rechts nach links.
Quadratisch^uollflächige (ditetragonal-bipyramidate) Klasse.
2 + 2 + 1 Symmetrieebenen. Die eine sog. Hauptsymmetrieebene
ist senkrecht zur Hauptachse c, also der Ebene der Nebenachsen a
und der Zwischenachsen b parallel. Die anderen, die 2 + 2 Neben-
symmetrieelenen gehen alle durch die Hauptachse c und durch je eine
Nebenachse a resp. Zwischenachse h (Neben- und Zwischensymmetrie-
ebenen). Von den 2 + 2 + 1 Symmetrieachsen ist eine vierzählige
parallel der Hauptachse c die Hauj)tsymmärieachse\ die anderen 2 + 2,
die Nebensymmetrieachsen, sind sämtlich zweizählig und parallel den
Nebenachsen a resp. den Zwischenachsen b (Neben- und Zwischen-
S3^metrieachsen). Symmetriecentrum vorhanden. Die Hauptsymmetrie-
ebene und zwei zusammengehörige aufeinander senkrechte Neben-
symmetrieebenen bilden die Fundamentalflächen des Achsensystems.
132. Einfaclie Formen. 1. DioJdaeder (Vierkantner, ditetragonale
Pyramide oder Bipyramide). Die Flächen schneiden die drei Achsen
ungleich • t • T • T == (^'0 ; ^ jedem Oktanten sind zwei Flächen,
also im ganzen 16, welche eine doppelt achtseitige Pyramide bilden
(Fig, 197) (88, 89, 90). Durch die zwei Endecken (Polecken) c geht
die Hauptachse; je die vier abwechselnd einander
gleichen Seitenecken (Mittel- oder Randecken) a oder 6
geben die Neben- resp. Zwischenachsen. Alle acht
Seitenkanten (Mittelkanten, Bandkanten) S sind ein-
ander gleich, aber nur die abwechselnden End- (Pol-)
kanten K und JP. Die Flächen der idealen Form sind
unregelmäßige Dreiecke. Die Seitenkanten bilden ein
symmetrisches Achteck; ein reguläres Achteck ist un- Fig. 197.
möglich, da es auf irrationale Indices führen würde.
Diese Körper sind teils hoch nnd spitz, teils niedrig und flach; ihre Gestalt
hängt Yon den Flächenwinkeln ah, welche mit den Indices in mathematischer Be-
ziehung stehen nnd sich ans ihnen herechnen lassen, nnd umgekehrt.
Dioktaeder sind bisher nur in Kombinationen, noch nie selbständig beobachtet
worden. Die flächenärmeren übrigen Formen können als Spezialfälle des Diokta-
eders aufgefasst werden (vergl. (102) und (114)).
2. AchtseUiges (ditetragonales) Prisma. Diese Prismen sind ge-
wissermaßen Dioktaeder mit unendlich großer Hauptachse, deren
Fl&chen und Kanten also der Hauptachse parallel gehen und von
den Nebenachsen verschieden große Stücke abschneiden. Sie haben
Quadratisches EirstAlbyBtem.
somit den Ausdruck:
Ä "Ä ■
- (AM) (Fig. 1
Die auf der Ebene
der Nebenaclisen senkrechten Flächen schneiden die
Ebene der Nebenachsen in derselben Figur, welche die
> Seiteukanten S des Dioktaeders machen, einem symme-
trisehen Achteck, dessen Winkel, die Winkel der Pris-
: menflächeu, sich mit den Indices A und k ändern.
Flg. 198. gjji reguläres Achteck kann anch hier nie entstehen, weil
ea gleichfalls ein irrationales Verhältnis der Abschnitte anf den beiden Neben-
achsen a ergeben würde.
3. Oktaeder 1. Stellung (Protopyramide , tetragonale Bipyramld«
1. Stellung). Die Flächen schneiden beide Nebenachsea gleich; sie
sind : -^ : ^ : y = (AÄZ). Acht kongruente, gleichschenkliche Dreiecke
bilden in der Idealform eine auf der Ebene der Kebenachsen aufge-
setzte Doppelpyramjde mit zwei Endecken (Polecken) c, durch welche
die Hauptachse geht, und vier gleichen Seitenecken (Mittel- oder
Eandecken) a, durch welche die Nebenachsen gehen (Fig. 199). Die
Hauptachse ist entweder länger oder kürzer als die Nebenachsen.
Die vier Seitenkanten (Mittel- oder Eandkanten) aa sind alle gleich,
ebenso die acht Endkanten (Polkanten) ac. Die vier Seitenkanten aa
bilden in der idealen Form ein Quadrat
Alle Oktaeder 1. Stellnag bOnnen als Dioktaeder angesehen werden, in denen
die Endkanten E, ^ 180* sind, in denen also je die beiden in E, aneinander stellenden
FUchen in ein Niveau fallen. Analog ist es bei den anderen einfachen quadratischen
Formen. Diesen Winkeländerangen entsprechend ändern sich dann anch die Fl&chan-
ansdrttcke.
4. Oktaeder 2. Stellung (Deateropyramide, tetragonale Bipyramide
2. Stellung). Deren Flächen gehen einer Nebenachse paraÜel und
haben daher den Ausdruck: ^:ooo:y=(A07). Es entsteht dadurch
ein Körper, der in jeder Beziehung dem vorigen in den allgemeinen
r*"- ^;^ 5:i^
Fig. 199.
Fig. 200.
Fig. 202.
Oestaltungsverhältnissen gleich ist, und sich von ihm nur dnrch die
Lage an den Achsen unterscheidet. Hier geben die Nebenachsea a
durch die Mitten zweier Seitenkanten, die Hauptachse aber ebenfalls
VoUflächige Klasse. 161
durch die beiden Endecken c (Fig. 200). Durch Drehung um 45®
um die Hauptachse c wird ein Oktaeder 2. Stellung in die 1. Stellung
gebracht und umgekehrt.
5. Quadratisches Prisma 1. Stellung (Protoprisma). Seine Flächen
gehen der Achse c parallel und schneiden die beiden Achsen a gleich.
Der Ausdruck ist also: a:a:ooc = (110). Es sind gewissermaßen
Quadratoktaeder 1. Stellung, deren Flächen die Achse c im Unend-
lichen schneiden. Die auf der Ebene der Nebenachsen senkrechten
Flächen stehen auch senkrecht aufeinander, also ist der ideale Quer-
schnitt ein Quadrat (Fig. 201). Die Nebenachsen a schneiden die
Kanten senkrecht
6. Quadratisches Prisma 2. Stellung (Deuteroprisma). Ist der
Gestalt nach gleich dem Prisma 1. Stellung und verhält sich zum
Oktaeder 2. Stellung wie das Prisma 1. Stellung zum Oktaeder
1. Stellung. Die Flächen schneiden eine Nebenachse und sind der
anderen Nebenachse und der Hauptachse parallel; der Ausdruck ist
also : a : ooa : ooc = (100). Die Nebenachsen a stehen auf den Flächen
senkrecht (Fig. 202).
Der Unterschied zwischen den Oktaedern resp. Prismen heider Stellungen tritt
nnr herror, wenn yerschieden gesteUte Körper dieser Art am nftmlichen ErjstaU
komhiniert sind. Man hat die Wahl, welche SteUang man. als die erste bezeichnen
wül; es folgt dann daraas die Lage der Neben- resp. Zwischenachsen, welche,, wenn
man die andere Stellung als die erste wählt, sich vertauschen. Sind an einem
Erystall nur Formen einer Stellung, so sind dieselben an sich weder erster noch
zweiter SteUung; sie werden es erst, wenn man die Nebenachsen in der einen oder
anderen Weise wählt Die Hauptachse hat immer dieselbe Richtung und ist den
Prismenkanten paraUel.
7. Basis (basisches Pinakoid, Geradendfläche). Ein Flächenpaar
senkrecht znr Hauptachse: ooa:ooa:c = (001); genau wie im hexa<
gonalen System (Fig. 203 und 210).
Eine andere Lage und andere Ausdrücke von Flächen am quadratischen Achsen-
kreuz, also andere einfache Formen dieses Systems als obige 7, sind nicht möglich.
Sie entsprechen Nummer für Nummer den analogen hexagonalen Formen (114) und alle
allgemeinen Verhältnisse, welche dort auseinandergesetzt wurden, gelten mut. mut.
auch hier.
133. Naumannsclie Bezeichnung und Übersicht. Für die Be-
zeichnung der Formen nach der Naumannschen Methode geht man
auch hier von dem Oktaeder 1. Stellung aus, das von allen Achsen
die Achseneinheiten abschneidet, dem Hauptoktaeder oder der Grtmd-
form (Grundpyramide oder primäre Pyramide). Man kann dasselbe
aus den sämtlichen am ErystaU möglichen Oktaedern beliebig aus-
wählen. Dasselbe hat den Ausdruck: a:a;c = (111) und wird mitP
bezeichnet. Man kann nun wieder alle anderen quadratischen Formen
daraus ableiten, indem man eine seiner Flächen . im Endpunkt einer
Baner, Hinenlogie. ^1
152 QnadratischM ErjBtallijitem.
Nebenacbse a festhält, so daß diese eine Nebenacbse stets in der Ent-
fernang a TOm ]kDtte)pimkt gracbnitten wird. Dann denkt man sich
die Fläche gedreht, bis sie die gewtknschte Lage hat, in der sie die
Achse c und die andere Achse a im allgemeinen mit den Ableitnngs-
zahlen m (flir c) und h (für a) schneidet, von denen mui stets m vor
and n hinter P setzt. Die Fläche begi'eozt dann mit den nach der
Symmetrie noch anSerdem erforderlichen Flächen die einfache Krystall-
form miVi ^-ainaimc, wo das anf die zweite Nebenachse a bezägllche
» beliebig groß, Jedoch nie < 1 ist, m aber jeden beliebigen rationalen
Wert haben kann. Danach 'hat man folgende Übersicht Über die ein-
fachen Formen des quadratischen Systems:
1. Dioktaeder: mPn =» a : na ; mc oder: (AÜ) A>A,
z. B.: 4P3 = a:3o:4c = (312).
2. Ditetragonale Prismen: ooPn^aina-.aoc oder (M)),
z. B.: oaP2 — a : 2a : a : ooc — (210).
3. Oktaeder i. Stellnng: mP=a:o:»w oder: (ÄW),
z. B.: P=a:a:c = (lll) (Haaptoktaeder) ;
2P-a:a:2c = {221);^P=a:a:^c=(113}.
4. Oktaeder 2. Stellung: »t Jto = o : ooa : mc oder: (A04
z. B.: .P» = o : ooo : c — (101).
5. Quadratisches Prisma l. Stellung: ooP=a:a:ooc = (llO).
6. Qaadratiaches Prisma 2. Stellung: oo2feo = a:ooa:ooc=(100).
7. Basis: OP = ooa:ooa:c = (001).
Die FlKchen des 1. Prinnaa und die Buie sind die Fondameutalilftcheii, die toh
P ^e EinheltBflftchei).
134. Kombinationen. Von KtmännaMmen sind n. a. folgende
wichtig: das Prisma der einen Stellang n stnmpft die Kanten d^
anderen, m, gerade ab (Fig. 203); achtseitige Prismen schärfen die
Fig. 203.
Fig. 204.
Fig. a05.
Fig. 206.
Kanten Ton quadratischen zu oder stampfen die Kombinationskaaten
mjn schief ab. Treten mehrere solche Prismen zusammen aa£ so ent-
st^en auch hier, wie im hezagonalen System, scheinbar walzenflfrmig
nmde Ktystalle (116). Die Basis schlieSt die Prismen oben und onten
VoDOBchige Klaue. 168
wie z. B. iu Flg. 204, wo ein Prisma 1. Stellang m mit der Basis c
kombiniert ist, nnd Fig. 203. Dadurch eutstehen je nach den Um-
stftndeD zam Teil dfinne Tafeln, znm Teil lange prismatische, sowie
dftnne nadel- nnd haarfOrmige Erystalle. Die Kombination (Fig. 204)
ist oft wegen der aasschließlich rechten Winkel in der änSeren Form
ganz dem Wflrfel tlhnlich; aber hier sind die beiden Flächen m von
der Fläche c verschieden, beim Wariel sind alle Flächen einander
gleich ((102), Fig. Ol). An allen quadratischen Oktaedern nnd Diokta-
edem stampft die Basis die Endecken ab (Fig. 210). Prismen stumpfen
an Oktaedern derselben Stellnng die Seitenkanteu (Fig. 206), an
Oktaedern der anderen Stellung die Seitenecken ab (Fig. 206). Treten
zwei verschieden hohe Oktaeder 0 und o derselben Steltong (Fig. 207)
in Kombination, so schärft das hßhere 0 die Seitenkanten des niederen o,
Fig. 207. Fig, 206. Fig. 209. Fig. 210.
und umgekehrt spitzt das niedere o die Endecken des höheren 0 von den
Flächen aus zn. Bei der Kombination eines Oktaeders der einen mit
einem solchen der anderen Stellung, o und o„ werden entweder die
Seitenecken des ersteren zweiflftchig (Fig. 208), oder seine Endecken
vierfl&chig (Fig. 209), beidemal von den Kanten ans zugespitzt, je
nach der Neigung der Flächen und Kanten. Haben die Flächen des
einen Oktaeders o, die gleiche Neigung wie die Endkanten des anderen
0 (Fig. 210), so stumpfen die Flächen von o, die Endkanten von o
gerade ab. Das Oktaeder o, heifit dann das nät^iste stumpfere zu o,
oder umgekehrt: o das nächste schärfen oder apiteere zu o,. Werden
die Endkanten von o, wieder gerade abgestumpft, so entsteht das
zweite stumpfere Oktaeder, ferner das dritte stumpfere etc. Umge-
kehrt gibt es aacb eine Reibe der schärferen Oktaeder, das zwedte,
dritte schärfere etc. (127). Ein niederes Qnadrat-
oktaeder o spitzt an einem spitzeren Diofctaeder i
die Endecken von den abwechselnden Endkanten
aus za , nnd es entsteht dadurch zuweilen eine
dem regnlären Ikositetraeder sehr ähnliche Form
(Fig. 211, Tergl. (80, 102)), das sog. LeucJtoeder. Figrail.
Fig. 212 gibt einen flächenreichen quadratischen Krystall von
Vesuvian. Die Flächen a, m, f bilden lauter parallele Kanten; die
Flächen a und die Flächen m machen je 90* miteinander, es sind
11«
Ig4 Quadratisches Krystallsystem.
also die beiden quadratischen Prismen, was auch unmittelbar aus der
Lage der Symmetrieebenen an dem Krystalle hervorgeht. Hieraus
folgt auch, daß c die Basis sein muß. f ist ein
achtseitiges Prisma. Über a liegen die Okta-
eder u und 0 und über m liegen die Oktaeder
^> 6j Py j« von derselben Stellung mit a und m.
Die Flächen t, y, is, d rechts und links von den
Oktaederflächen sind oben und unten je acht-
mal vorhanden, es sind also Dioktaederflächen.
Tig, 212. Will man nun diesem Krystall Achsen unter-
legen, so steht jedenfalls die Hauptachse senk-
recht zu c; die Nebenachsen gehen der Symmetrie entsprechend ganz
nach Belieben entweder senkrecht zu a oder zu m. Es ist dann ent-
weder m oder a das Prisma 1. Stellung, und es sind entweder t, 6, p
oder aber w, o Oktaeder 1. Stellung. Jedenfalls ist aber o das nächste
stumpfere Oktaeder zu p, da es dessen Endkanten gerade abstumpft,
denn die Kanten olp rechts und links von o sind parallel; femer p
das nächste stumpfere zu u, denn die Kanten pji und ifu rechts und
links von p sind parallel; endlich u das nächste stumpfere zu ft; also
in einer Eeihe: u das nächste stumpfere, p das zweite, o das dritte
stumpfere zu 6; oder: p das nächste, u das zweite, b das dritte
schärfere zu o; oder: o das nächste stumpfere, u das nächste, b das
zweite schärfere Oktaeder zu p, etc., alles ganz unabhängig von der
Achsenwahl. Denkt man sich nun die Nebenachsen senkrecht zu a,
m. a. W. denkt man sich m und damit auch die Oktaeder t, b, p
1. Stellung, so sind a, u, o von der 2. Stellung. Die Achseneinheiten
erhält man für diesen Fall, wenn man beliebig ein Oktaeder 1. Stellung,
z, B. p als Hauptoktaeder annimmt Ans seinen Neigungswinkeln
folgt dann das Achsenverhältnis a : c. Aus Zonenverhältnissen ergeben
sich folgende Ausdrücke für die anderen einfachen Formen: für
p;=P(lll) ist: o = Poo(101), w -= 2P oo (201), 6 = 2P(221) und aus
gemessenen Winkeln t = SP (331). Wählt man aber nun z. B. t als
Hauptoktaeder, dann ist ^ = P(111) und das Achsenverhältnis a:c ist
nun, den Winkeln von t entsprechend, ein anderes, als vorhin; es
wird an diesem Achsensystem: 6 = |P(223) und p = ^P (113) etc.
In beiden Fällen wird wesentlich nur ausgesagt, daß die Schnitte auf
der Hauptachse für die drei Oktaeder p, 6, t, gleiche Schnitte auf den
Nebenachsen vorausgesetzt, sich wie : 1:2:3 verhalten, und diese Be-
ziehung ist von dem Achsenverhältnis a : c unabhängig. Auch b könnte
als Hauptoktaeder gewählt werden, und wenn die Oktaeder u und o
als die der I.Stellung (also die bisherigen Zwischenachsen nun als Neben-
achsen) angenommen würden, auch diese; jedesmal würden die Achsenver-
hältnisse und die Ausdrücke der Oktaeder und Dioktaeder andere sein.
Tetraedriscbe Hemiearie. 155
Hemieärische und Martoedrische Klassen.
YdU heinie4rischeii Klassen sind bei Mineralien lianplsBchlicti twei beobachtet
worden, die tetraedrische und die pyramidale; vielleicht gesellt sich daza nocb eine
tettuloedriscbe , die pjrauiidal-heniimorphe. Nur diese sollen daher hier betrachtet
Tetraedrisch-hemiedrisohe (sphenoidmh-hemiedrisohe, aphenoidiaohe,
tetragonal-shalenoedriache) Klasse.
135. Tetraedrische Hemledrie. Diese entspricht der tetra-
edriechen Hemiedrie des regnläi'en und der rtiomboedrischen Hemiedrie
des hezagonalen Systems: Die sämtlichen Flächen in einem durch die
Ächsenebenen bestimmten Raumabschnitt (Oktanten) verhalten sich
gleich und von denen der umliegenden Raumabschnitte verschieden,
wie es Fig. 213 für das Dioktaeder zeigt. Die Folge davon ist, daß
die Eanptsymmetrieebene und die beiden durch die Nebenachsen a
gehenden Nebensymmetrieebenen verschwinden nnd nur die beiden
durch die Zwischenachsen bestimmten Nebensymmetrieebenen bleiben.
Die vierzählige Symmetrieachse parallel der Hauptachse wird zwei-
zählig, die zweizähligen Symmetrieachsen parallel den Nebenachsen a
bleiben, diejenigen parallel den Zwischeuacbsen b fallen weg und
ebenso das Symmetriecentrum. Zu jeder Fläche verschwindet die
parallele Gegenfläche j die Hemiedrie ist eine geneigtflächige.
Fig. 213. Fig. 213a.
Dehnen sich nun am Dioktaeder die Flächen je zor Hälfte ans,
indem gleichzeitig die anderen verschwinden (Fig. 213), dann erhält
man zwei kongruente, durch Drehung um 90** um die Hauptachse
zur Deckung zu bringende quadratisdie Shaienoeder, als -(- und —
unterschieden, von denen das eine in Fig. 213a abgebildet ist. Jedes
derselben ist von acht ungleichseitig dreieckigen Flächen begrenzt
and bat je vier abwechselnd gleiche Kanten, die oben nnd untea
durch das Ende der Hauptachse e gehen (End- oder Polkanten) und
vier gleiche zickzackfBrmig schief von nnten nach oben gehende
Seiten-, Mittel- oder Kandkanten, durch deren Mitten die Nebenachsen
a gehen. Außerdem sind zwei gleiche 2 -|- 2 kantige End- oder Pol-
Igg Quadratisches Krystallsystem.
ecken auf der Hauptachse und vier gleiche 2 + 14-1 kantige Seiten-,
Mittel- oder Randecken abwechselnd über und unter der Ebene der
Nebenachsen liegend vorhanden. Das Dioktaeder mPn oder (MZ) gibt
diebeidenSkalenoeder:-| — ^ oder x(ÄiZ) und ^oäeTxQi^I),{YeTgl.
fOr die Indices der einzelnen Flächen auch Fig. 197).
Das Oktaeder 1. Stellung gibt zwei Tetraeder (Sphenoide) von
verschiedener Ordnung, ebenfalls als -|- und — zu unterscheiden. Sie
haben zwei gleiche Kanten an den beiden Enden der Hauptachse c,
senkrecht zu dieser (End- oder Polkanten) und sich unter 90® kreuzend,
und vier gleiche Kanten (Seiten-, Mittel- oder Randkanten), länger
oder kürzer als die ersteren, gehen durch die Enden der Nebenachsen
a zickzackförmig auf und ab. In der allgemeinen Gestalt gleichen
sie regulären Tetraedern (Fig. 117 und 119); sie sind aber spitzer
oder stumpfer als diese und die Kanten sind nicht mehr alle einander
gleich, sondern die beiden Endkanten sind von den vier Seitenkanten
verschieden geworden. Aus dem Oktaeder mP oder (hhl) werden die
zwei Tetraeder : + -ö" °^®^ ^ (**^ ^^^ ' ö~ ^^^^ * (**^" ^^^^
solche zwei koirelate Tetraeder sind durch Drehung um 90® um c
zur Deckung zu bringen.
Alle anderen einfachen holoedrischen Formen, besonders die
Oktaeder 2. Stellung, bleiben durch diese Hemiedrie unverändert, und
es ist dadurch, ganz analog wie für die Dihexaeder bei der rhombo-
edrischen Hemiedrie des hexagonalen Systems (122), für solche hemi-
edrischen Krystalle ein absoluter Unterschied zwischen den Oktaedern
der beiden Stellungen gegeben. Das, welches in zwei Tetraeder zer-
fällt, wird immer als dasjenige 1. Stellung angenommen.
Fig. 214 gibt einen Kupferhiesbrystall, welcher diese Hemiedrie
zeigt, p und p^ sind zwei aus demselben Oktaeder abgeleitete korre-
late Tetraeder, zu welchem Oktaeder das Oktaeder
b das nächste stumpfere bilden würde. Infolge der
Hemiedrie sind die Flächen p und jp, voneinander
verschieden, alle acht Flächen des Oktaeders b aber
sind gleich, p und p^ bilden also zusammen der
p. 214 Foi-m nach ein Oktaeder 1., b ein solches 2. Stel-
lung, c ist ein Skalenoeder, dessen zwei Flächen
über p stumpfere Winkel machen als über p^, das also mit p
von demselben Vorzeichen ist. Wenn c ein Skalenoeder ist, sind die
beiden Kanten cjp rechte und links von p nicht notwendig parallel.
Wären sie genau parallel, was in der Figur nur annähernd der Fall ist,
so könnte c auch ein Oktaeder 2, Stellung sein und zwar das nächste
schärfere zu dem von p und p^ gebildeten. Für die Vorzeichen der
Pyramidale Hemiedrie. 167
Tetraeder and Skalenoeder sind hier dieselben Gesichtspunkte maß-
gebend, wie im hexagonalen System bei den entsprechenden Formen,
den Bhomboedem und Skalenoedem.
Pyramidal'hemiedrisohe {tetragonal-bipyramldale, bipyramidale) Kiasse,
136. Pyramidale Hemiedrie. Sie entspricht genau der gleich-
benannten Hemiedrie des Hexagonalsystems (119). Auch hier ver-
halten sich beim flächenreichsten Körper, dem Dioktaeder, die beiden
in einer Seitenkante zusammenstoßenden Flächen einander gleich und
von den in den anliegenden Seitenkanten zusammenstoßenden Flächen
verschieden, wie es in der pyramidalen Hemiedrie des hexagonalen
Systems bei dem Didodekaeder der Fall war (Fig. 165 u. 166). Alle Neben-
symmetrieebenen verschwinden dann, nur die Haupts3rmmetrieebene
bleibt bestehen. Ebenso bleibt nur die vierzählige Hauptsymmetrie-
achse parallel der Hauptachse c, aber keine der Nebens3rmmetrie-
achsen. Zu jeder Fläche ist die parallele Gegenfläche vorhanden,
die Hemiedrie ist eine parallelflächige; es ist ein Symmetriecentrum
vorhanden.
Aus jedem Dioktaeder lassen sich zwei korrelate Quadratoktaeder
ableiten, die ihrer Form nach mit den Quadratoktaedem 1. und
2. Stellung übereinstimmen, sich aber durch eine inter-
mediäre Lage von ihnen unterscheiden, so daß weder
die Neben-, noch die Zwischen achsen durch die Seiten-
ecken gehen. Es sind QuadratoJctaeder von 3. oder
Zunschenstellung oder Trüopyramiden, Analog geben die
achtseitigen Prismen quadratische Prismen von 3. oder
Zwischenstellung oder Tritoprismen. Alle anderen ein-
fachen Formen bleiben unverändert. Eine hierher ge- ^- 215.
hörige Kombination gibt der ScheelithryäaU (Fig. 216). P Oktaeder
1., e 2. Stellung, nächstes stumpferes zu P; h und s Oktaeder von
Zwischenstellung.
Pyramidai'hemimorphe (pyramidale, hemimorph-hemiedrisohe) Klaaee.
a
187. PjraBldale HemlBorphle. Dieser Klasse gehört von HineraUen viel-
leicht das CMbbleierg an, deshalb soll hier knn darauf hingewiesen werden. In den
Formen der pyramidalen Hemiedrie (136) fIlUt anch die Hanptsymmetrieebene nnd
damit zugleich das Symmetriecentmm fort Es sind ErystaUe der pyramidalen He-
miedrie, die an beiden Enden der Hauptachse c verschieden ausgebildet sind. Ftlr
beide Enden bleibt aber die Hauptachse c vierzählige Symmetrieachse. Die quadra-
tischen Oktaeder (Bipyramiden) zerfallen in je zwei nach oben resp. unten offene
quadratische Pyramiden, bei der Basis werden die beiden Flächen verschieden, die
anderen pyramidal-hemiedrischen einfachen Formen behalten ihre Gestalt bei. Hieraus
ergibt sich auch leicht die Form der Kombinationen.
168 Bhombisches Kxystallsystein.
4. Bhombisches System.
(Zweigliedriges System).
Das rhombische Krystallsystem ist der Inbegriflf aller Krystall-
klassen, die auf drei zueinander senkrechte ungleiche Achsen a h c
bezogen werden können. Das Achsenschema ist:
a:6:c; ^alb = blc==-c!a = 90^.
138. Achsen des rhombisehen Systems. Eine der drei Achsen^
beliebig welche, denkt man sich stets aufrecht; sie heißt die VertÜKÜ-
ochse und wird mit c oder c bezeichnet Die größere der beiden
anderen, die nun horizontal sind, heißt die Makrodiagonale oder Makro-
achse^ die kleinere die BrachydiagonaJe oder Brachyachse, Erstere denkt
man sich meist yon rechts nach links gerichtet; nur bei wenigen
Mineralien stellt man aus ganz speziellen Gründen die ErystaJle so,
daß sie von vom nach hinten auf den Beschauer zu läuft. Die
Brachydiagonale geht infolgedessen bei den Erystallen der meisten
Mineralien von vom nach hinten, nur in seltenen Ausnahmefällen von
rechts nach links. Die von rechts nach links gehende Achse, also in
den allermeisten Fällen die Makrodiagonale, heißt die Querachsey die
Yon Yom nach hinten gehende die Längsachse. Letztere wird stets mit
a bezeichnet, die Querachse mit b (oder auch mit ä resp. h).
Ein Achsensystem ist durch das Achsenyerhältnis : a:h:c voll-
kommen gegeben, da alle Achsenwinkel = 90® sind. Es sind zwei
unbekannte Stücke vorhanden, etwa a und c, wenn 6 = 1 gesetzt ist.
Zu ihrer Berechnung sind zwei voneinander unabhängige gemessene
Winkel erforderlich. Die Achsenebenen teilen den Raum in acht
gleiche Oktanten.
Rhomblach'üollfläohige {bipyramidale, rhombisch-bipyramidale) Klasse.
1 + 1 + 1 ■— 3 Symmetrieebenen || den drei Achsenebenen oft, bc
und ac, voneinander verschieden und aufeinander senkrecht. 1 + 1-1-1
= 3 zweizählige Symmetrieachsen || den drei krystallographischen
Achsen a, 6, r, ebenfalls voneinander verschieden und aufeinander
senkrecht, sowie senkrecht zu den drei Symmetrieebenen. S3rmmetrie-
centrum vorhanden. Die Achsenrichtungen und Achsenebenen sind
durch die S3rmmetrie stets unzweideutig gegeben. Die drei Symmetrie-
ebenen sind die Fundamentalflächen.
139. Einfache Formen. 1. Rhombische Oktaeder (Pyramiden;
Bipyramiden). Eine Fläche schneidet im allgemeinen alle drei Achsen
ungleich, daher ist der Ausdruck: -r'-r'-r = Q^ (90). In jedem
Vollflächige Klasse.
169
Fig. 216.
Oktanten muß nach der Symmetrie eine solche Fläche liegen. Diese
acht M&chen bilden einen oktaedrisdien Körper mit sechs Ecken,
von welchen nnr je zwei gegenüberliegende an den l^eiden Enden
derselben Achse einander gleich sind (Fig. 216). Von den zwölf
Kanten sind je vier gleich, welche in einer der
drei Achsenebenen (Hanptschnitte) liegen. Diese
bilden in jeder der Achsenebenen oft, bc und ac
miteinander eine rhombische Fignr (einen rhom-
bischen Schnitt), deren Diagonalen die betreffenden
beiden Achsen sind. Die Flächen sind unregelmäßige
Dreiecke. ^Die Form des Körpers ist je nach
dem Achsenverhältnisse a:b:c und den Indices h, i, l verschieden.
An jedem rhombischen Achsensystem können anendlich viele Oktaeder
vorkommen, deren Gestalt und Flächenwinkel sich mit den Indices
h, ky l ändern.
2. Bhombische Prismen. Die Flächen schneiden zwei Achsen im
Endlichen, die dritte im Unendlichen ; dieser letzteren Achse ist dann
das Prisma resp. dessen Flächen und Kanten parallel. Prismen || der
Achse c heißen Vertikalprismen, Horizontal liegende Prismen || den
Achsen b oder a werden im allgemeinen Damen genannt, und zwar:
Makrodamen oder Querprismen | der Makrodiagonale oder Querachse b ;
Brachydamen oder Längsprismen || der Brachydiagonale oder Längs-
achse a. Alle diese Prismen haben einen rhombischen, von je vier
in einer Achsenebene liegenden Kanten gebildeten Querschnitt^ welcher
je einem der drei rhombischen Hauptschnitte eines Oktaeders entspricht.
Die Prismen können als Oktaeder aufgefaßt werden, deren Flächen
eine der drei Achsen im Unendlichen schneiden.
a b
a. VertikaJprismen. ^ * T * °^ ^ ^^ (hkO). Die vier Kanten in der
Achsenebene ab bilden den rhombischen Querschnitt. An jedem
Achsensystem können viele Vertikalprismen auftreten; die Winkel
derselben hängen außer von den Achsen a und b von dem Verhältnis :
h:k a.\> (Fig« 217). Das Prisma, resp. die Prismenkanten sind der
Yertlkalachse c parallel.
Pig. 217.
Fig. 218.
Fig. 219.
b. Querprismen (Makrodomen), ^loobij (hOl) ; |1 Achse b (Fig. 218).
170 Rhombisches KrystallBystem.
b c
c. Längsprismen (Brachydomen) : °*^^-t'T (ß^)'^ II A.clise a
(Fig. 219). .
Ffir die beiden letzteren Körper gilt alles für das Yertikal-
prisma Gesagte, nur maß man c mit b resp. a und l mit k resp. h ver-
tauschen.
Diese drei Prismen sind keine absolut verschiedenen Krystallformen. Der Cha-
rakter derselben hängt von der Achsenwahl ab und da man beliebig jede Achse als
Vertikalachse nehmen kann, so kann man auch jedes Prisma als Vertikalprisma auf-
fassen; die Prismen in den beiden anderen Bichtangen sind dann Domen.
3. PinaJcoide. Die Flächen schneiden eine Achse und sind den
beiden anderen Achsen parallel; daher sind die Flächen auf jener
ersten Achse senkrecht.
a. Basis (basisches Pinakoid) _LAchse Cj also || a und &, somit:
ooa:oob:c = (001) (Fig. 220).
•»pa
Fig. 220.
b. Mdkropinakoid (Querfläche) _L Achse a, also || b und c, somit:
a:oo6:ooc = (100) (Fig. 221).
c BrachypinaJcoid (Längsfläche) _LAchse b, also || c und a, somit:
ooa : 6 : ooc = (010) (Fig. 222).
Die Unterschiede der Pinakoide sind gleichfaUs keine absoluten; sie hängen
ebenso wie bei den* Prismen von der Achsenwahl ab. Jedes Pinakoid kann je nach
dieser Wahl Basis, Makro- oder Brachypinakoid werden. Sie sind die Fundamental-
flächen des rhombischen Systems.
140. Namnannsehe Bezeiclmiing und Übersicht. Bei der
Naumannschen Bezeichnung der rhombischen Formen geht man eben-
falls von demjenigen Oktaeder (Pyramide Naumanns) aus, dessen Flächen
von den Achsen die Achseneinheiten a, b, c, abschneiden, und die also
die Einheitsflächen darstellen. Dieses Oktaeder wird auch hier das
Hauptoktaeder oder die Grundfarm (primäre Pyramide, Grundpyramide
Naumanns) genannt und mit dem Buchstaben P bezeichnet; es hat
den Ausdruck : P = a:b:c= (111). Auf diese Grundform werden die
anderen einfachen rhombischen Formen in ganz analoger Weise, wie
bei den schon betrachteten Krystallsystemen bezogen (103, 115, 133),
selbstverständlich unter Berücksichtigung der speziellen Verhältnisse
des rhombischen Systems.
Die sämtlichen an einem rhombischen Achsensystem möglicher-
VoUfl&chige Klasse. 171
weise auftretenden Oktaeder zerfallen nach ihren Schnitten auf den
beiden horizontalen Achsen a und b in drei Beihen. Der Schnitt auf
der Yertikalachse c ist hierbei nicht von Einfluß, daher gelten die-
selben drei Eeihen auch für die Vertikalprismen,
bei denen der Schnitt auf c unendlich groß ge-
worden ist. In Fig. 223 sind diese Schnitte in
der Achsenebene ab für einen Oktanten dai^e-
stellty die Flächen selbst gehen an den hier ge-
zogenen Linien nach dem betreffenden Punkt
auf der vertikalstehenden Achse c. Diese drei Fig. 223.
Reihen sind die folgenden.
1. Hauptreihe. Beide horizontale Achsen a und b werden gleich
d. h. mit gleichen Ableitungszahlen geschnitten. Der allgemeine Aus-
druck der Flächen ist dann : ea : e& : ^rc, wo jr = 1 , auch = oo beim
Vertikalprisma. Wenn man die Fläche parallel mit sich nach den
Enden der Achsen a und b verschiebt (I. Fig. 223) erhält man:
a:b: — c = a:b: mc, wo
m «==: — ^ 1, auch =oo.
Die Pyramiden der Hauptreihe unterscheiden sich dann nur durch
die Größe der Ableitungszahl m^ d. h. durch die Länge der Stücke,
die sie auf der Yertikalachse c abschneiden. Sie sind in der Eichtung
der Yertikalachse mehr oder weniger spitz oder stumpf.
2. Makrodiagarude Nebenreü^. Die Makrodiagonale b wird von
den Flächen mit einer größeren Ableitungszahl geschnitten, als die
Brachydiagonale a. Der allgemeine Ausdruck der Flächen ist also :
eaifbigc, wo f^e, ^ = 1, auch = oo.
Legt man die Flächen parallel mit sich durch das Ende der Achse a
(II. Fig. 223), so schneiden sie auf der Makrodiagonale ein Stück > b
ab. Der Flächenausdruck geht dann über in:
a:~b: — c = a:nb: mc, wo
n = — >1 und m = ~^l, auch«»c».
3. Brachydiagonale Nfbenreihe, Die Brachydiagonale a wird mit
einer größeren Ableitungszahl von den Flächen geschnitten, als die
Jtfakrodiagonale b. Der allgemeine Flächenausdruck ist wieder:
eaißigc, aber c>/' und g^l, auch = cjo.
Legt man diese Fläche nun parallel mit sich durch das Ende der
172 Bhombisches Erystallsystem.
Achse b (in. Fig. 223), so schneidet sie auf der Brachydiagonale ein
Stuck > a ab und der Flächenausdruck geht über in :
-7^ a :o : ~ c = na 10 : mc, wo
n = y>>l und m=^^l, auch = oo.
Wird in den beiden letzten Eeihen n = 1, dann gehen sie in die
Hauptreihe über.
Andere Oktaeder (resp. Yertikalprismen) als solche aus diesen
drei Beihen kann es offenbar im rhombischen System nicht geben.
Es können also auch keine anderen Ausdrücke als die erwähnten
vorkommen :
I. Hauptreihe: a\h'.mc
hierher die Grundform: a:6:c,
n. Makrodiagonale Nebenreihe : ainb: nie,
HL Brachydiagonale Nebenreihe: naibimc^
in denen allen eine der beiden auf die horizontalen Achsen a oder b
bezüglichen Ableitungszahlen = 1 ist (in der Hauptreihe beide),
während die andere n größer als 1 (in der Hauptreihe = 1) sein
muß. Die auf die Vertikalachse c bezügliche Ableitungszahl m kann
jeden beliebigen Wert haben; bei den Vertikalprismen wird m = oo.
Aus dem Ausdruck P für die Grundfoim : a:b:c lassen sich nun
die Naumannschen Ausdrücke aller übrigen Oktaeder, sowie die der
Yertikalprismen (und weiterhin auch die aUer übrigen einfachen rhom*
bischen Formen) analog wie im quadratischen und hexagonalen System
ableiten, indem man die Ableitungszahl m vor, n hinter P setzt, so
daß der allgemeine Naumannsche Ausdruck für ein rhombisches Okta-
eder = mPn wäre. Dieses Symbol ist aber zweideutig, denn n bezieht
sich bald auf die Makrodiagonale 6, bald auf die Brachydiagonale a,
je nachdem das Oktaeder der makrodiagonalen oder der brachydiagonalen
Nebenreihe angehört. Diese beiden Seihen werden dadurch unterschieden,
daß man über n (statt dessen manchmal auch über P) das Zeichen der
Länge, — , resp. das Zeichen der Kürze, ^-^, anbringt, je nachdem sich die
Ableitungszahl n auf die Makro- oder auf die Brachydiagonale be-*
zieht Es bedeutet also mPn oder mPn, resp. mPH oder mPn ein
Oktaeder der makrodiagonalen resp. der brachydiagonalen Nebenreihe.
Danach hat man nun fär die einfachen rhombischen Formen fol-
gende Übersicht
1. Oktaeder (Pyramiden, Bipyramiden) :
a) Hauptreihe:
fnP = a:b:mc oder (hhl) {h^T);
z. B. Grundform: P = a : 6 : c = (111) ;
Vollflächige Klasse. 173
2P — a:6:2c = (221);
iP=a: 6:^0 = (113).
b) Makrodiagonale Nebenreihe (Makropyramiden) :
fnBfl = a:nb:mc oder =(M?) (Ä>>t);
z. B. 2P5 = a:36:2c = (623);
P2 = a:26: c = (212).
c) Brachydiagonale Nebenreihe (Brachypyramiden) :
mPn = na:b:mc oder = (hkl) {h < Je)]
z. B. 2P3 = 3a : ft : 2c =- (263);
iP2 = 2a:&:^c = (126).
2. Vertikalprismen:
a) Hauptreihe: ooP = a:6:ooc==(110).
b) Makrodiagonale Nebenreihe (Makroprismen);
ooPn = a:nh:occ oder (Kkff) (A>Ä;);
z. B. ooP2 = a:2b:ooc = (210).
c) Brachydiagonale Nebenreihe (Brachyprismen) :
ooPfi = na:b:ooc oder (hJcO) (A < i) ;
z. B. ocP2 = 2a:6:occ = (120).
Analog ist es bei allen fibrigen einfachen Formen des rhombischen
Systems, deren Flächen man sich gleichfalls dnrch die Enden einer
der horizontalen Achsen a oder b parallel mit sich verschoben denkt:
3. Domen:
a) Makrodomen : mPöo = a:oob:mc oder (hOl) :
z. B. 2P^ = a:oob:2c oder = (201);
P^ = a:oob:c =(101).
b) Brachydomen: mPoo = ooa :b:mc oder (OW);
z. B. 2P5S = ooa:6:2c = (021);
lPoo = ooa :b:^c = (013).
4. Pinakoide:
a) Makropinakoid : ooPoo = a : oo6 : ooc = (100).
b) Brachypinakoid : cjoP5o = ooa:6:ooc = (010).
c) Basisches Pinakoid (Basis): 0P=oca:ooJ:c = (001).
Andere einfache Fonnen als diese sind an einem rhombischen Achsensysteme nn-
mOglich. Die drei Pinakoide geben die Fnndamentalflächen der rhombischen ErystaUe,
eine Fläche des Hanptoktaeders (der Grandform) ist die Einheitsfläche.
141. Kombinatioiieii. Zwei Oktaeder bilden, je nachdem sie die
Achsen schneiden, verschiedene Kombinationen. Sind die auf zwei
Acbsen bezüglichen Indices (Ableitnngszahlen) in beiden Oktaedern
einander gleich, dann spitzt das eine Oktaeder die auf der dritten
Achse liegenden Ecken des anderen so zu, daß die entstehenden
Kombinationskanten mit den in der Ebene der zwei ersten Achsen
174
Rhombiiches Crystallayertea
gelegenen Oktaederkanten parallel sind, z. B. wie in Fig. 224 fftr die
zwei Oktaeder: hJd nnd hh,l. Sind aber zwei oder alle drei Indices
(Ableitangszablen) verscliieden, so sind die Kombinationskanten schief
zn alten Oktaederkanten gerichtet (Fig. 225 fQr die Oktaeder: (hkT)
und (hM)-
Fig. 22Ö.
Fig. 286.
Fig. 224.
Prismen stumpfen an Oktaedern die Kanten ab, oder sie sind
auf diejenigen Kanten der Oktaeder gerade aufgesetzt, welche in der
Ebene der beiden vom Prisma im Endlichen geschnittenen Achsen liegen.
So stnmpft das Prisma (AÄO) die horizontalen Kanten des Oktaeders {hkt)
gerade ab. Hier sind die beiden ersten Indices f&r beide Kßrper
gleich (Fig. 226). Dagegen sind die Flächen des Domas ((ik,l,) anf die
seitlichen Kanten des Oktaeders (hkl) gerade aufgesetzt (Fig. 226);
Fig. 227.
Fig. 228.
Fig. 229.
hier ist k nnd k„ sowie / nnd l, verschieden. Prismen von derselben
Lf^e schärfen ihre Kanten gegenseitig zu, wie die beiden Tertikai-
prismen (hkO) und (Ä^O) (Fig. 227). Prismen von verschiedener Lage,
z. B. die beiden Domen hOl nnd Ok,l, geben einen oktaedrischen KSrper
(Fig. 228) mit einem in der Ebene der beiden Achsen, denen die Domen
parallel gehen, gelegenen oblongen Schnitt, ein sog. Oblongi^taeder, das
^
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Fig. 230.
Fig. 231.
Fig. 282.
natfirlich keine einfache Form, sondern eine Kombination ist. Pinakoide
schließen entweder Prismen beiderseitig, z. B. bei dem Hakrodoma mit
Lftngsflftche (010) (Fig. 229) oder dem vertikalen rhombischen Prisma
(AM) mit Basis (001) (Fig. 230) ; oder sie stampfen zwei gegen&bet^
Vollflächige EJMse. 175
liegende Kanten gerade ab, wie die Längsflftche (010) am Vertikal-
prisma (MO) (Fig. 230). An Oktaedern stampfen sie je zwei gegen-
überliegende Ecken gerade ab (Fig. 231). Alle drei Pinakoide geben
ein oblonges Prisma mit Basis (Fig. 232), das sich vom quadratischen
Prisma mit Basis and vom Würfel nur dadurch unterscheidet, daß
alle Flächenpaare verschieden sind, während beim Würfel alle drei
gleich, beim quadratischen Prisma zwei gleich sind ; aufeinander senk-
recht sind sie bei allen dreien (134).
In Fig. 233 ist ein komplizierterer rhombischer
Erystall, dem Topas zugehörig, abgebildet. Die Achsen-
richtungen sind durch die Symmetrieebenen gegeben,
deren Verlauf unmittelbar ins Auge f&Ut. Die Achse,
welche parallel der Kante der Prismen M und l ver-
läuft, soll die Yertikalachse c sein, M und l sind Fig. 23a
dann Vertikalprismen und P ist die Basis, n ist
ein Doma, o, s und x sind Oktaeder, und zwar haben o und
8 mit M teilweise gleiche Indizes, denn die Flächen M, o, s, P
liegen in einer Zone (schneiden sich in parallelen Kanten). Ist
o = hkl^ so ist 8 = hkl, und Jf=A^. Zur Bestimmung des Achsen-
verhältnisses wählt man eines der vorhandenen Oktaeder als Haupt-
oktaeder, z. B. 0, dann ist o = P (111), und das Achsenverhältnis
a:b:c ergibt sich aus den Neigungswinkeln der Flächen o; if ist
= ooP (110) und n ist ein Brachydoma, denn das Prisma Jfcf hat seinen
stumpfen Winkel vom, auf seiner scharfen seitlichen Kante ist die
Fläche n gerade aufgesetzt, also geht n in der Tat der Brachydiagonale
parallel, «ist = a : 6 : y c (/ > 1) und zwar = ^P = (112), und x =
(AM) und Z = WO wo Ä < Ar. Die Indices für die Flächen : s, x^ n und l
folgen meist aus den Neigungswinkeln, da der Zonenzusammenhang hier
vielfach unterbrochen ist; doch liegt x in der Zone [oxn] und l in der
Zone [üäx]. Man hätte auch s als Hauptoktaeder nehmen können,
oder Xy jedesmal hätte sich ein anderes Achsenverhältnis aibic und
damit andere Indices f&r die anderen abgeleiteten Flächen ergeben.
Statt der Kante MjM hätte man aber auch eine andere Achse als
Vertikalachse wählen können, z. B. die Kante des Prismas n (oder die
Kante Pln\ das dann Vertikalprisma z. B. = oo P (HO) geworden wäre.
Da die Flächen n sich aber P in einem stumpfen Winkel schneiden,
so müßte P in diesem Fall Makropinakoid sein , also : P «= oo P öo
(100) und M und l wären Brachydomen; o, «, x wären nach wie vor
Oktaeder. Je nach dem Achsenverhältnis a:b:c kann n aber auch
einen anderen Ausdniek als (HO) erhalten, P kann dann auch Brachy-
pinakoid werden, und damit werden dann M und l Makrodomen.
176 Rhombisches Erystallsystem. Hemiedrie.
Hemiedrische Klassen.
Von solchen sind zwei möglich, die auch beide im Mineralreich vertreten sind.
Rhombisch'hemimorphe (rhombisch-pyramidale) Klasse.
142. Bhombisclie Hemimorphie. Die Erystalle sind an beiden
Enden einer der drei krystallographischen Achsen verschieden; sie
werden nach dieser Achse, der Achse des Hemimorphismus , polar.
An jedem Ende derselben herrscht noch die Symmetrie des rhombischen
Systems, aber zu jeder Fläche des einen Endes sind die parallelen
Gegenflächen am anderen Ende weggefallen, oder sie sind von jenen
physikalisch verschieden geworden. Eine der drei Symmetrieebenen,
und zwar diejenige senkrecht zur Achse des Hemimorphismus ist also
weggefallen, die beiden anderen, die durch diese Achse hindurch gehen,
existieren noch. Von den drei zweizähligen Symmetrieachsen ist nur
noch die mit der Achse des Hemimorphismus parallele vorhanden.
Ein Symmetriecentrum besteht nicht mehr.
Die Achse des Hemimorphismus wird meist als Vertikalachse c auf-
recht gestellt, so daß an den Krystallen eine Verschiedenheit zwischen
oben und unten vorhanden ist. Aus den Oktaedern werden dann
zwei nach unten resp. nach oben offene rhombische Pyramiden, deren
Spitzen auf dem oberen (-f) resp. unteren ( — ) Aste der Achse c liegen,
und die man wie diese als obere und untere mit den Zeichen o und u
unterscheiden kann. Das Oktaeder mFn {hJcl) gibt z. ß. die beiden
hemimorphen Hälften o . mPn (hkl) und u . mPn (hU).
Die Vertikalprismen behalten ihre Gestalt bei. Die Domen zer-
fallen in eine obere positive und in eine untere negative dachförmige
Hälfte (Hemidoma), die nach unten resp. nach oben geöffnet sind. Das
Makrodoma mPöö (hOl) gibt z. B. die beiden Hälften o . mPöö (hOl) und
u . mPoö(ÄOQ, das Brachydoma wPoo(OW) gibt o . mPo6 (Ofe?) und u . mPSo
(0kl). Das basische Pinakoid OP (001) zerfällt in die beiden Einzel-
flächen o.OP(OOl) und w.0P(001), während die der Achse des Hemi-
morphismus parallelen Pinakoide, das Makro- und das
Brachypinakoid unverändert bleiben.
Als Beispiel des Hemimorphismus im rhombischen System
haben wir schon oben (68) einen KrystaJl von Kieselzinkerz kennen
gelernt. Ein anderes Beispiel liefert der Struvit^ dessen Formen
JJig. ^&k, ^^y^ Yig^ 234 ohne weiteres klar sind.
Rhombisch'hemiedrische (rhombisch-bisphenoidische) Klasse.
143. Bhombisehe Hemiedrie« Diese Hemiedrie des rhombischen Systems
entspricht ganz der tetraedrischen Hemiedrie der quadratischen und der regulären
Krystalle und wird daher auch hier wohl die tetraedrische Hemiedrie genannt. Die
sämtlichen in einem Oktanten liegenden Flächen jeder einfachen Form verhalten sich
Monoklines Erystallsystem.
177
gleich md Ton denen in den umliegenden Oktanten verschieden. Daher fallen die
drei Symmetrieebenen nnd das Symmetriecentmm weg, aber die drei aufeinander
senkrechten zweizähligen Symmetrieachsen parallel den krystallographischen Achsen
a, b und c bleiben als die einzigen Symmetrieelemente erhalten. Aus jedem Oktaeder
werden zwei rhombisehe Tetraeder oder Sphenoide (Fig. 236), die von Tier nngleich-
schenkligen Dreiecken begrenzt werden. Die beiden
gegenüberliegenden Kanten schneiden sich hier nicht
mehr rechtwinklige sondern unter den schiefen Win-
keln der Oktaederkanten in den drei Hauptschnitten.
Korrelate Tetraeder können also nicht durch Drehung
zur Deckung gebracht werden, sie sind enantiomorph.
Alle anderen einfachen Formen außer den Oktaedern
ändern ihre Gestalt nicht.
Diese Hemiedrie trifft man u. a. beim Bittersalz
(Fig. 236), wo ein rhombisches Yertikalprisma (110)
mit einem Tetraeder (111) kombiniert ist, dessen Fl&chen auf die Prismenflächen
abwechselnd nach oben und nach unten gerade angesetzt sind.
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ita
Fig. 236.
Fig. 236.
Monoklines System.
(KlinorhombiBches, monosymmetrisehes, zwei- und eingliedriges System).
Im monoklinen System sind alle diejenigen Erystallklassen ver-
einigt, die sieh auf drei angleiche Achsen beziehen lassen, welche sich
in zwei rechten nnd einem schiefen Winkel schneiden. Das Achsen-
schema ist:
a:6:c; -^a/6 = J/c = 90®; ^alc = ß.
144. Achsen des monoklinen Systems. Eine der drei Achsen
steht auf den beiden anderen senkrecht. Sie wird mit b bezeichnet
und geht bei der gewöhnlichen Anfstellung quer yon rechts nach
links. Man nennt sie die Querachse^ die Orthodiagonale oder Orthoachse
oder die Symmetrieachse, Von den beiden anderen schief gegen-
einander geneigten wird die eine, beliebig welche, aufrecht gestellt;
es ist die Vertikalachse c. Die zweite, a, geht dann schief von vom
nach hinten; sie wird als Längsachse, Klinodiagonale oder Klinoachse
bezeichnet. Die Achsenebene oc, die fcLr das Achsensystem Symmetrie-
ebene ist» läuft dann gerade auf den Beschauer zu. Das Achsen-
system wird dabei in den meisten Fällen so orientiert, daß der
stumpfe Winkel ajc = ß der beiden schiefen Achsen a und c nach
vom gekehrt ist (Fig. 57). Die beiden anderen Achsenwinkel a;b = y
und c:b ==> a sind Rechte. Das Schema eines monoklinen Achsen-
systems ist also:
a:b:c; -^ a/6 = J/c = 90® ; ^ajc^ß.
Hierin sind die beiden Winkel ajb und bic als Rechte bekannt, es
bleiben also noch drei unbekannte Stücke übrig : das Achsenverhältnis,
also z. B., wenn 6 = 1 gesetzt wird, a und c, sowie der Winkel ajc = ß.
Bauer, Mineralogie. 12
178 Monoklines Ej^ystallsystem.
Diese drei Unbekannten können aus drei an dem betreffenden Krystall
gemessenen voneinander unabhängigen Winkeln berechnet werden.
Achse a kann >6 oder <ii sein.
Die drei Achsenebenen bilden acht Oktanten, die zu vier und vier
einander gleich sind: je zwei in der Achsenebene ajc aneinander-
stoßende und die beiden diametral gegenüberliegenden. Die eine
Gruppe von vier Oktanten enthält den stumpfen Winkel (+ a)lc = /?,
die andere den spitzen Nebenwinkel ( — a)/c = ß' = 180 — ß (stumpfe
und spitze Oktanten).
Monohlin-üollflächige (prismatische) Klasse,
145. Allgemeine TerhUtnisse der holoedrisehen Klasse. Es
ist außer einem Symmetriecentrum eine Symmetrieebene und eine auf
dieser senkrechte zweizählige Symmetrieachse vorhanden. Mit letzterer
muß die Orthodiagonale, mit der Symmetrieebene die Achsenebene a/c
parallel sein. Bei der gewöhnlichen Aufstellung der monoklinen
Krystalle ist es also so, daß die Symmetrieebene auf den Beschauer
zuläuft, während die Symmetrieachse quer von rechts nach links geht.
Die voUflächig-monoklinen Krystalle sind dann rechts und links gleich
ausgebildet, aber nicht mehr wie im rhombischen System auch vorn
und hinten, da eine entsprechende Symmetrieebene fehlt.
Wenn an einem monoklinen Achsensystem eine Fläche -r-y-T
= hJcl auftritt, die von allen drei Achsen endliche Werte abschneidet,
so erfordert die Symmetrie nur noch das Auftreten einer zweiten
gleichen und gleichliegenden Fläche auf der anderen Seite der
Symmetrieebene :
h — Je l
Diese beiden Flächen mit ihren parallelen Gegenflächen begrenzen
ein Prisma von rhombischem Querschnitt, das sich von einem Prisma
des rhombischen Systems in der Form durch nichts unterscheidet, das
aber schief an den Achsen liegt und dessen vier Flächen im all-
gemeinen in die vier gleichen stumpfen resp. spitzen Oktanten fallen.
Geht man von den vier oberen um + c herumliegenden Oktanten aus,
so kann man diese beiden Arten von schiefen Prismen als vordere
und hintere unterscheiden. Sie sind charakterisiert durch ihren
Schnitt auf den Achsenästen 4-a und — a, also durch die Ausdrücke:
VVl = ^f^ und -^:|:| = (ÄAO.
(yorderes schiefes Prisma) (hinteres schiefes Prisma).
Ein rhombisches Prisma ist die flächenreichste einfache Form
Monoklines Kiystallsystem.
179
des monoklinen Systems. Es kann verschiedene besondere Lagen an
den Achsen haben, wodurch seine Indices gewisse spezieUe Werte
erhalten. Dadurch, daß der vordere Prismenwinkel = 180® wird, wo-
mit je zwei Flächen in ein Niveau fallen, entstehen aus den Prismen
neue spezielle Formen, die nur von einer Fläche und ihrer parallelen
Gegenfläche begrenzt sind : Pinakoide, die der Orthodiagonale parallel
laufen. Wird die seitliche Prismenkante = 180®, so entsteht jederzeit
das Pinakoid senkrecht zur Orthodiagonale (parallel mit der Symme-
trieebene). Da die einfachen Formen des monoklinen Systems, Prismen
und Pinakoide, alle offen sind, so müssen sämtliche monoklinen Krystalle
Kombinationen darstellen.
146. Einfache Formen. 1. Prismen. Der allgemeinste FaU ist
der, den wir schon betrachtet haben (145), wo die Flächen die drei
Achsen ungleich und im Endlichen schneiden. Dies sind die schiefen
Prismen, die auch nach ihrem ausgezeichneten Vorkommen am Augit
als augitartige Paare, oder, weil sie in Kombination mit einem zweiten
Prisma eine Pyramide geben, Hemipyramiden genannt werden. Eine
spezielle Lage an dem Achsensystem erhalten die Prismen, wenn sie
entweder der Vertikalachse c oder der Klinodiagonale a parallel
gehen. Dies sind die Vertikalprismen resp. die Jlorizontalprismen,
die auch den Namen Klinodomen erhalten haben. Danach können an
einem monoklinen Achsensystem folgende Prismen auftreten:
a. Schiefe Prismen (Hemipyramiden, augitartige Paare). Bei ihnen
tritt nach der Lage an der Achse a der Unterschied zwischen vorn
und hinten ein (145). Man unterscheidet danach vordere und hintere
schiefe Prismen, von denen man, unnattirlicherweise, nach dem Vor-
gange von Naumann die ersteren, die an + « anliegen, als negative,
die letzteren an — a als positive Hemipyramiden zu bezeichnen pflegt.
Danach hat man:
vordere schief e Prism/en (vordere augitartige Paare, — Hemipyramiden):
|:-|:| = (ÄÄZ) (Fig. 237).
<fO
Fig. 238.
Fig. 239.
Fig. 240.
hmtere schiefe Prismen (hintere augitartige Paare, -j- Hemipyramiden):
_^:^:| = (MZ) (Fig. 238).
12*
180
Monoklines EjrystaUBjstem.
Liegen die Prismen den Achsen c oder a parallel, dann kann
lelbstverständlicli der Unterschied zwischen vom und hinten nicht zur
Oeltong kommen. Man hat dann:
b. VerUhalprismen, parallel der Vertikalachse c (Fig. 239). Ihr
Ausdruck ist : ^ : -r- : ooc = (ÄiO).
c. HorizofiMprismen (Klinodomen), parallel zur Klinodiagonale a
b c
(Fig. 240) mit dem Ausdruck : ooa : -r- : y = (OM).
Diese drei Arten Yon Prismen sind nicht absolut voneinander yerscMeden ;
ihr spezieller Charakter hängt von der Wahl der Achsen a und c ab und ändert nch
mit dieser. Ein Vertikalprisma wird zum Klinodoma, wenn man die bisher als
Vertikalachse betrachtete Richtung als Elinoachse, oder zu einem schiefen Prisma,
wenn man eine andere in der Symmetrieebene liegende Kante als Achse c annimmt,
was man jederzeit tan kann etc.
2. Querpinakoide. Flächenpaare parallel der Orthodiagonale b,
also senkrecht zur Symmetrieebene (Achsenebene ac). Es sind ge-
wissermaßen Prismen, deren vorderer Winkel = 180® ist und deren
Flächen längs der vorderen in der Symmetrieebene liegenden Kante
in eine zusammengefallen sind. In derselben Weise wie bei den
Prismen kann man dann auch hier drei verschiedene Lagen an den
Achsen a und c unterscheiden:
a. Schiefendflächen (Hemidomen, Orthodomen, Hemiorthodomen, da
zwei zusammen eine domatische Form parallel der Orthodiagonale
geben). Sie entsprechen den schiefen Prismen und haben den all-
gemeinen Ausdruck ' it-^'t- J® nachdem sie an den Achsen vom
oder hinten liegen, zerfallen sie in
vordere Schiefendflächen (negative Hemidomen):
jioob :j = {m) (Fig. 241) und
hintere ScMefendflächen (positive Hemidomen):
-^-^:oob:j = (hOl) (Fig. 242).
UL^m.
Fig. 242.
Fig. 243.
Fig. 244.
b. Querfläche (Orthopinakoid); den Achsen b und c parallel.
a:oob:ooc = (100) (Fig. 243). Entspricht den Vertikalprismen.
Monoklines Krystallsystem. IgX
c. Geradendfläche (Basis) ; den Achsen a und b parallel, ooaioohic
= (001) (Fig. 244). Entspricht den Klinodomen.
Anch bei diesen drei Formen h&ngt wie bei den Prismen der spezieUe Charakter
Ton der Wahl der Achsen a nnd c ab; ihr Unterschied ist wieder kein absoluter.
5. ifl^njFs/locÄß(Klinopinakoid); senkrecht zur Achse ^ «i^« ^
6, also der S. E. ac parallel, oo a : 6 : ooc = (010) (Fig. ^
245). Entspricht einem Prisma, an dem der seitliche /itf —
Winkel = 180 «ist. V ** i
Dieses Pinakoid unterscheidet sich absolut von den Qner- ^^J a^
pinakoiden, seine Stellung ist von der Wahl der Achsen a und c
ganz unabhängig, mit denen es parallel geht, diese Achsen mögen in der S. E,
gewählt sein wie sie wollen. Das Elinopinakoid bleibt bei jeder Achsenwahl ein
solches und ändert seinen Charakter niemals.
Andere einfache Formen als die genannten sind im monoklinen System un-
möglich. Weder ist eine andere Flächenlage denkbar, als in diesen Formen, noch
ein wesentlich anderer Flächenausdruck, der sich nicht auf die obigen zurückführen ließe.
Die Basis, die Längsfiäche und die Querfläche sind die Fundamentalflächen des
Achsensystems, eine Hemipyramidenfläche dient als Einheitsfläche.
147. Namnannsche Bezeidmnng und Übersicht. Die Naumann-
sehe Bezeichnung der monoklinen Formen ist ganz ähnlich der der
rhombischen , nur hat man hier stets statt der Brachy- und Makro-
diagonale, die Elino- und Orthodiagonale zu setzen. Ganz ebenso wie
im rhombischen System werden auch hier drei Reihen der Pyramiden
(hier Hemipyramiden) und der Vertikalpiismen unterschieden, die man
die Hauptreihe, die orthodiagonale und die klinodiagonale Nebenreihe
nennt. Man geht auch hier von denjenigen Formen der Hauptreihe
aus, deren Flächen von der Achse die Achseneinheiten abschneiden.
Dies sind die beiden schiefen Prismen: das negative: -f-a:6:c und
das positive: — a:ft:c, die zusammen die Grundform (Grundpyramide,
primäre Pyramide) bilden. Naumann bezeichnet nun das vordere schiefe
Prisma ( — Hemipyramide) : +a:6:c mit — P, das hintere schiefe
Prisma (-j-Hemipyramide) : — a :h:c mit +^- Alle Pyramiden mit anderen
Ableitungszahlen als 1 werden nun wieder in der Weise ausgedrückt,
daß man die Ableitungszahl m für die Vertikalachse c vor P, die Ab-
leitungszahl n 5 1 fär die Achse a oder b hinter P schreibt. Je nach-
dem sich n auf die Orthodiagonale b oder die Klinodiagonale a be-
zieht (orthodiagonale oder klinodiagonale Nebenreihe) wird P gerade
oder schief durchstrichen oder auch wohl über das n ein horizontaler
oder schiefer Strich gesetzt. Der allgemeine Naumannsche Ausdruck
einer beliebigen Hemipyramide (eines beliebigen schiefen Prismas) wäre
demnach :
Orthodiagonale Nel)enreihe: +wPyi oder wPfl = +a:«6:mc.
KÜDodiagonale Nebenreihe: +wP» oder mPn = +na:b:inc.
In der Hasptreihe ist n = l, also: +mP==+a:6:mc.
182 Monoklines Erystallsystem.
Bei den Vertikalprismen hat man dieselben drei Reihen, aber der
Unterschied der negativen oder positiven Formen fällt hier weg, da
die hinteren Flächen die parallelen Gegenflächen der vorderen, also
zu diesen selbstverständlich zugehörig sind.
Danach hat man die folgende Übersicht über die einfachen mono-
klinen holoedrischen Formen:
1. Prismen und zwar:
a. Schiefe Prismen (Hemipyramiden) :
a, Hauptreihe:
vordere schiefe Pr. ( — Hemipyr.) : — mP ^^-^a-.himc od. QM).
hintere schiefe Pr. (-f- Hemipyr.) : + mP = — a:h:mc od. (hM).
hierher die Grundform : — P='^a:b:c = (111) und -|- P = — a.b:c
= (111).
ferner z. B.: — 2P=a:6:2c = (221); + iP= — a:6:-^c = (113).
ß, Orthodiagonale Nebenreihe:
vord. schiefe Pr. ( — Hemipyr.): — »??Pn = a:n6:mc od. Qikl)h'^k.
hint. schiefe Pr. (+ Hemipyr.): -f-wPn = — a:nb:mc od. (äAZ)ä>>ä:.
z. B.: — 2P3 = a:36:2c = (623); + P2 = — a:26:c = (212).
y. KlinodiagoncHe Nebenreihe:
vord. schiefe Pr. ( — Hemipyr.) : — mlS!n = na : 6 : mc od. (hkl) h<^k
hint. schiefe Pr. (+ Hemipyr.): -^-m^n^i — naibimc od, (ää?)ä<[ä;.
b. Vertikalprismen:
a. Hauptreihe: ooP = a:6:ooc = (110).
ß, OtÜl N. E.: o6Pn = a:nb:coc oder (ä«))A>ä-.
z. B.: c»P2 = a : 2ö : ooc == (210).
y. Klinod.N.E.: o6Sn = naib:ooc oder (hkO)h<:ik
z. B.: ooP^ = ^:6:ooc = (230).
c. Klinodomen: m^oo = ooa:b:mc oder (OW).
z. B.: 2Poo = ooa : ft : 2c = (021).
Ä QuerpincJcoide : \
a. Schiefendfläehen (Hemidomen) und zwar:
vordere Schiefendfl. ( — Hemid.): — mPoo oder (AO/),
z. B. — Poo(lOl); — ^oo = (102); etc.
hintere Schiefendfl.(4- Hemid.) : +mPoo oder (äOQ,
z. B. Poo = (101) ; poo = (302) ; etc.
b. Querfläche (Orthopinakoid) : c»Poo = (100).
c. Basis (Geradendfläche): 0P=(001). 1
5. Längsflüche (Klinopinakoid) : oo5oo = (010). |
i
148. Kombinationen. Die Kombinationen dieser einfachen Formen
kann man sich leicht vorstellen. Ein vorderes und hinteres schiefes
Prisma geben ein monoklines Oktaeder (Pyramide) (Fig. 246, 247), wo
Monoklines Erystallsjstem.
183
bei den idealen Formen die Achse h zwar stets durch die zwei seit-
lichen Ecken gehen mnß, die Achsen a und c gehen aber nicht not-
Fig. 246.
Fig. 247.
Fig. 248.
r-m«c
Fig. 249.
Fig. 250.
wendig durch die anderen Ecken (Fig. 246). Eine Schiefendfläche
(ÄjO/i) ist auf die vordere, in der Syrametrieebene gelegene Kante eines
Prismas, z. B. eines Vertikalprismas (^0) gerade, aber schief zu den
Prismenkanten- und -flächen aufgesetzt (Fig. 248). Das Klinopinakoid
(010) und zwei Querpinakoide z. B. (hOl) und (100) geben ein oblonges
Prisma mit schiefer Endfläche (Fig. 249). In dem monoklinen Feldspat-
IrystaU (Fig. 250) geht die Symmetrie-
ebene durch die Kanten T/T senk-
recht über die Flächen P, k, x, y hin-
weg, und verläuft parallel mit der
Fläche M\ notwendig müssen P, t, x, y
auf M senkrecht sein, sonst wäre ja
keine Symmetrie rechts und links von
der mit -M" parallelen Symmetrieebene ; der Krystall wäre nicht monoklin.
Die Symmetrieachse h steht senkrecht auf üf, M ist stets das Klinopina-
koid (Längsfläche) ooPoo (010). Achse h ist mit den Flächen P, x, y, Je,
also mit Kanten Pjx etc. parallel, die Flächen P, x, y. Je sind somit
Querpinakoide. Die Flächen T, ebenso n und o bilden Prismen.
Wählt man nun T als Vertikalprisma ooP (110), dann wird die
Kante T/T (|| TjM) Vertikalachse c und Je wird Querfläche (Orthopinakoid)
ooPoo(lOO). Wählt man ferner die Kantenrichtung P/n ( 1 1 Jtf/n) • als
Achse a, dann ist P als Basis = OP (001) und n wird ein Klinodoma
mSoo oder (fiJcl) und o ein hinteres schiefes Prisma oder eine -f-Hemi-
pyramide. x und y sind hintere Schiefendflächen oder +Hemidomen:
+ mPoo oder (ÄOf). Nimmt man nun an, daß z. B. die Hemipyramide o
einen bestimmten Ausdruck, etwa (111) habe und zieht z. B. die drei
unabhängigen gemessenen Flächenwinkel ojo, njn und P/Ä in Betracht,
so ergibt sich das Achsenverhältnis a:h:c durch Rechnung. ^ ß kann
dann als ^PfJc direkt gemessen werden. Die Indices der anderen
Flächen folgen ebenfalls aus deren Neigungswinkeln oder aus den
Zonenverhältnissen. Würde man für o oder T andere Ausdrücke zu
Grunde legen, so würde man andere Werte für das Achsensystem
und auch fär die Indices der übrigen Flächen finden. Statt T kann
Xg4 Monoklines Krystallsystem.
tnan aber auch n oder o etc. als Vertikalprisma auffassen; man
könnte eine oder die andere || h verlaufende Fläche als Basis etc.
wählen und würde dadurch wieder andere Achsensysteme erhalten,
welche alle dem Krystall im allgemeinen gleich gut zu Grunde gelegt
werden können.
Hemiedrische Klassen,
Es Bind zwei hemiedrische Klassen möglich, indem das eine Mal die Symmetrie-
achse, das andere Mal die Symmetrieebene nnd beide Male gleichzeitig das Symmetrie-
centnun verschwindet
Monoklin-hemiedrisohe (domatische) Klasse.
149« Monokline Heniedrie« An jedem Prisma (schiefen Prisma, Vertikalprisma,
Elinodoma) bleiben nnr die beiden in der Symmetrieebene zusammenstoßenden Flächen
einander gleich, die beiden parallelen Gegenflächen werden Ton diesen verschieden
nnd entsprechend bei den anderen einfachen monoklinen Formen, die man dabei als
spezielle Fälle der Prismen betrachtet. Die Symmetrieebene bleibt dann bestehen,
aber die Symmetrieachse nnd das Symmetriecentmm fallen weg. Die sämtlichen
Prismen geben dann je zwei korrekte Hemiprismen, die sich durch eine Drehnng
um 180^ nm die Orthoachse znr Deckung bringen lassen nnd die als vordere nnd
hintere (resp. obere nnd untere) unterschieden werden können. Die Pinakoide parallel
der Orthodiagonale zeriallen je in eine vordere und eine hintere (obere und untere)
Einzelfläche. Das Elinopinakoid tritt stets mit seinen beiden Flächen auf. Der
Skokzit ist ein Beispiel dieser Hemiedrie.
Mono/ilin-hemimorphe (monoklin-sphenoidfsche) Klasse.
ISO, MoBokllne Hemimorphie. Die Erystalle sind in der Bichtung der Ortho«
diagonale hemimorph geworden; diese ist Achse der Hemimorphie, an ihren beiden
Enden ist die Ausbildung verschieden. Von jedem Prisma sind die beiden am Ende der
Symmetrieachse zusammenstoßenden Flächen einander gleich und von den parallelen
Gegenflächen am anderen Ende verschieden und entsprechend bei den anderen ein-
fachen monoklinen Formen. Die Symmetrieebene ist weggefaUen und damit gleich-
zeitig das Symmetriecentrum ; die Symmetrieachse ist als einziges Symmetrieelement
erhalten geblieben. Die Prismen zerfallen in je zwei rechts und links liegende
enantiomorphe Hemiprismen (Sphenoide) und das Elinopinakoid in die beiden
Einzelflächen, während die Pinakoide parallel der Orthodiagonale alle mit ihren
beiden Flächen auftreten. Beispiele: Milchzucker, Rohrzucker, Weinsäure. Ein
hierher gehöriges Mineral ist noch nicht bekannt geworden.
6. TriUines System.
(Klinorhomboidisches, asymmetrisches, eingliedriges System).
Es umfaßt alle diejenigen Erystalle, die auf drei ungleiche sich
anter drei verschiedenen schiefen Winkeln schneidende Achsen a, b, c
bez(^en werden können. Das Achsenschema ist also:
a:b:c; ^ blc = a^ c^a = /?, ajb = y.
Trikliues Erystallsystem. 185
Wir haben hier den allgemeinsten Fall, daß fünf unbekannte
Größen in dem Achsensystem vorhanden sind; die drei Achsenwinkel
und zwei Achsen (die dritte z. B. ft = 1 gesetzt). Es sind also zur
Bestimmung des Achsensystems fünf voneinander unabhängige Winkel
zu messen (38).
151. Achsen des triklinen Systems. Die drei ungleichen Achsen
a, &, c schneiden sich unter den ungleichen und schiefen Winkeln
a!b = y, bjc = a, c/a = ß. Sie bestimmen acht Oktanten, von welchen
jeder nur dem diametral gegenüberliegenden gleich ist. Eine der
Achsen denkt man sich aufrecht und nennt sie die Vertikalachse c^
die beiden anderen a (Brachydiagonale, Brachyachse oder Längsachse,
von vom nach hinten) und b (Makrodiagonale, Makroachse oder Quer-
achse, von rechts nach links) verhalten sich wie im rhombischen
System. Man stellt die Krystalle gerne so auf, daß die Winkel a, ß, y
im vorderen, oberen, rechten Oktanten stumpf sind.
Trihlin-uollflächige (pinakoidale) Klasse.
152. Triklin - vollflächige (pinakoidale) Klasse. Keine Sym-
metrieebene und keine Symmetrieachse, sondern nur noch ein Sym-
metriecentrum. Da die Flächen nicht mehr zu gewissen Ebenen
symmetrisch angeordnet sind, so ist zu jeder nur ihre parallele und
gleiche Gegenfläche mit Notwendigkeit vorhanden und bildet mit dieser
zusammen eine einfache Krystallform, die einzige, die es gibt, ein
Flächenpaar. Der ganze Kry stall wird umgrenzt von solchen
Flächenpaaren, welche nur dem Gesetz der rationalen Achsenschnitte
unterworfen sind, er ist also stets eine Kombination. Je drei beliebige
Kantenrichtungen können, wenn sie nicht in einer Ebene liegen, als
Achsen angenommen werden. An solchen haben dann die Krystallflächen
(Flächenpaare) eine bestimmte Lage, und danach werden sie mit ver-
schiedenen Namen belegt Viertelpyramiden (Tetartopy ramiden) schneiden
alle drei Achsen. Ihrer vier, die in einer Ecke zusammenstoßen,
geben eine vollständige Pyramide. Hemiprismen schneiden a und &
und gehen c parallel ; Hemidamen schneiden a und c, resp. b und c und
gehen mit 6, resp. mit a parallel. Sie sind als Makro- und Brachy-
domen (Quer- und Längsprismen) zu unterscheiden. Je zwei solche
derselben Achse parallele Flächenpaare geben ein Prisma resp. ein
Doma. Pinakaide gehen den Achsenebenen parallel und bilden die
Fundamentalflächen des Achsensystems. Dies alles gilt aber immer
nur für ein ganz bestimmtes Achsensystem. Nimmt man andere Kanten
zu Achsen, so können die Flächen an dem neuen Achsensystem eine
ganz andere Lage und damit andere Namen haben; die Hemiprismen
können Pinakoide, die Viertelpyramiden Hemidomen etc. werden, so
186 Triklines Eürystallsystem.
daß also keinerlei absoluter Unterschied zwischen diesen Flächen-
paaren vorhanden ist.
152 a. Nanmannsclie Bezeichnung und Übersicht. Nach der
Nanmannschen Methode wird eine Fläche, welche von den Achsen die
Einheiten abschneidet (die Einheitsfläche) mit P bezeichnet. Dieses
P kann nun in irgend einem der vier vorderen Oktanten liegen, also
oben rechts oder links, oder unten rechts oder links; die parallelen
Gegenflächen liegen dann in den vier hinteren Oktanten. Um die
Lage in einem der vorderen Oktanten anzudeuten, wird an dem P oben
oder unten, rechts oder links ein Akzent ' angebracht, so daß P' eine
Fläche a:h:c ist, welche in dem vorderen Oktanten oben rechts liegt ;
also wenn der hintere Zweig von a, der linke von h und d^r untere von c
negativ sind :P=a:6:c = (111) ;,P=a:— 6: — c = (111) etc. Andere
Achsenschnitte als in der Einheit werden durch Ableitungszahlen m
vor P und n hinter P angegeben, genau wie im rhombischen System.
Erstere, ml^lj, beziehen sich immer auf die Achse c, letztere, « (^ 1),
auf 6 oder a, je nachdem sie mit der speziellen Bezeichnung — oder
^-^ versehen sind (140). Dies entspricht ganz einer makrodiagonalen
(n) und einer brachydiagonalen {fi) Nebenreihe, die neben der Haupt-
reihe (n = 1) hier ganz in derselben Weise bei den Pyramiden und Ver-
tikalprismen unterschieden werden können, wie im rhombischen System.
Die Flächen von Hemiprismen und Hemidomen liegen gleichzeitig in
zwei vorderen Oktanten, die ebenfalls durch Akzente an P in ent-
sprechender Weise bezeichnet werden. Bei den drei Pinakoiden, die
gleichzeitig in vier Oktanten liegen, ist eine solche Unterscheidung
durch Akzente überflüssig ; hier ist das Naumannsche Symbol für sich
schon unzweideutig.
Demnach hat man über die an triklinen Krystallen vorkommen-
den einfachen Formen die folgende Übersicht, wo a, b, c die Haupt-
reihe resp. die makro- und die brachydiagonale Nebenreihe bezeichnen :
1. Viertelpyramiden (Tetartopyramiden) :
oben rechts : a) mP* ^^a.bimc oder (hM) Ih = A
b) wP'n = a:nh:mc oder (hU) {h > k).
c) mP*n =na:b:mc oder (hkl) {h < Ä).
oben links : a) niT =a: — b:mc oder (hhl).
b) mTn = a: — nbimc oder (hM) (h > Je),
c) ni'Pfi = na: — bimc oder {hM) (ä <[ Je).
unten rechts : a) mP, =a:b: — mc oder QiJiT),
b) mlfn = a:nb: — mc oder (ä/J) (ä >> Je).
c) mP,fi = na:b: — mc oder (Äi/) (A < Je).
Triklines Krystallsystem. 187
unten links : a) m,P =a: — h: — mc oder (IM).
b) fn,Pn = a: — nb: — mc oder (hkl) (h > Je).
c) m^fi = i\a: — 6 : — mc oder QM) (h <[ k).
z. B. 3P' = (331); 'P=(lll); 2P,2(211); i,P3 = (136).
Die vier Flächen P\ P, i?, ,P begrenzen miteinander die Grund-
form, der man das Zeichen /P/ geben könnte.
2. Hemiprismen und Hemidomen:
rechte Hemiprismen:
a) ooi?' = (110); b) ool^n oder (ä*0) (Ä>i;); c) ooP/n oder (ääO) (A<ä)
linke Hemiprismen:
a) oo,P = (110) ; b) oo/P/i_oder (hlO) (h > ä) ; c) oo/Ptt oder (AÄO) (A < Je)
z. B. ooij'2 = (210); oo/P3 = (130) etc.
obere Makrodoraen: mP^ oder (äOO z. B.: 2P'to = (201).
untere Makrodomen : m,P^ oder (fiOT) z. B. : i,i?öö = (103).
rechte Brachydomen : m,P*oo oder (OiZ) z. B. : 2,P'oo = (021).
linke Brachydomen : m'^^ oder (OJcl) z. B. : ^'iJoS == (013).
3, PinaJcoide:
Makropinakoid (Querfläche): ooPöo = (100).
Brachypinakoid (Längsfläche) : ooPäo = (010).
basisches Pinakoid (Basis) : OP = (001).
Beispiel« Wählt man in dem Fig. 251 als Beispiel einer triklinen Kombina-
tion dargesteUten ErystaU von Kupfervitriol die Kanten T/n, TjP nnd MjF als
Achsen c, &, a, dann ist T, Mj F der Reihe nach Quer- und ^^r->,»^
Längsfläche und Basis (Fundamentalflächen). n ist ein linkes, /x V^^^X
r ein rechtes Hemiprisma; v ein rechtes Brachydoma; 8 ist eine
rechte obere Hemipyramide ; tr, g, o sind rechte untere, und p
ist eine linke untere Hemipyramide. Irgend eine der Viertel-
Pyramiden wäre dabei die Einheitsfläche. Wäre dagegen wieder
Tjn Vertikalachse, aber njF als Makro- und vjr als Brachy-
diagonale genommen, so wäre n die Quer- und r die Längs-
fläche; F wäre ein vorderes oberes Makrodoma, p die Basis, M pig. 251.
und T zwei Hemiprismen etc., und so wäre für jede andere
Achsenwahl die Bezeichnung der Flächen eine andere. Die Neigungswinkel der
Flächen geben jedesmal die Achsenlängen und -Winkel. Die Symbole der einzelnen
Flächen, welche an jedem speziellen Achsensystem andere werden, folgen aus den
Zonen, oder ebenfalls aus gemessenen Winkeln.
Trihlin-hemiedmohe (asymmetrische, hemipinalioidale, pediale) Klasse.
153» Trikline Hemiedirie« Hemiedrie kommt im triklinen System an Mine-
ralien nach unseren bisherigen Erfahrungen nicht vor, wohl aber an künstlichen
Krystallen. Jedes Flächenpaar zerfällt in zwei Einzelflächen. Jede Fläche ist von
allen anderen, auch von den etwa noch vorhandenen parallelen Gegenflächen, ver-
schieden und bildet für sich allein eine einfache Krystallform. Da zu den einzelnen
Flächen die parallelen Gegenflächen entweder fehlen oder verschieden geworden sind,
Igg PirallelverwachiDng.
so ist hier anch das letzte Sjmiinetnedement, diu Sjminetriecentmin yerscbwimden;
die Erystftlle sind vollkommen asjmmetrüch.
E. aesetsmäTsige Verwachsung der Erystalle.
Parallel Terwachsnng.
154. FarallelTerwachsnng. Ki-ystalle derselben Snbstanz findet
man znveilen vollkommen parallel miteinander verwacbsen, d. h. so,
daß die physikalisch gleichen Eichtungen in beiden Individuen
parallel sind (5). Dann sind die Achsen des einen Individuums
parallel den entsprechenden Achsen des anderen und damit auch die
Begrenzangselemente des einen parallel den entjiprechenden Begren-
zungselementen des anderen Individuums. So findet man z. B. häufig
# reguläre Oktaeder von Alaun in der Fig. 252 dar-
gestellten Weise verwachsen. Es entstehen dabei
einspringende Winkel, die so beschaffen sind, daS
je eine Fläche derselben an einem Individuum
parallel einer Fläche am anderen Individuum ist,
also hier z. B. an dem einspringenden Winkel aJcC^
die Flächen a, || a\, a', || o, etc. Diese Art der
Parallelverwachsnng ist sehr häufig und es sind
Fig. 252. hierauf sehr viele einspringende Winkel an Krystall-
individuen zurückzuführen ; letztere haben ja sonst lauter ausspringende
Winkel (12). Durch solche Parallelverwachsung entstehen zuweilen
eigentttmliche Gebilde, wie z. B. die sog. Scepterquarze»
bei welchen auf einem langen dfinnen Quarzsäulchen ein
kurzer dicker Qaarzkrystall aufgesetzt ist (Fig. 253) etc.
(vei^l. auch 172).
Nicht selten ist eine grofie Anzahl einzelner kleinerer
Individuen parallel verwachsen und diese bilden dann
einen größeren Krystall, der zuweilen eine ganz ander©
Form zeigt, als die kleinen Einzelkrjställchen , aus
^' welchen er aufgebaut ist, und welche auch wohl als
Subindtviäuen bezeichnet werden. So findet man zuweilen Oktaeder
von Flußspat, welche von lauter untereinander parallelen Würfelchen
gebildet sind, deren Ecken alle im Niveau der Flächen des Oktaedere
liegen, so daß dadurch die Gestalt des letzteren, aber von lauter
Schemflächen begrenzt, hervorgebracht wird (Fig. 254). Ebenso findet
man vielfach rhomboedrisch oder skalenoedrisch begrenzte Ealkspat-
krystalle, welche aus kleinen Ehomboederchen, zuweHen von derselben
Zwil]ing:irerwacb8iuig. 189
Form wie die von ihnen gebildeten groSen Rbomboeder, oder ans
andere gestalteteo SabindiTiduen zusammengesetzt erscheinen. Man
bringt diese Erscheinungen in Znsammenhang mit dem allmählichen
Wachstam der Eiystalle, das dnrch Auflagerung neuer Substanz auf
der Oberfläche der alten vor sich geht, und nennt sie Wackslums-
ersi^nungm. Auch bezeichnet man wohl das ganze Gebiet der hier-
her gehörigen Erscheinungen mit dem Namen Kry^aUcteJctontk, um den
Aufbau der Krystalle aas den Snbindividaen anzudeuten. Die Sub-
individnen sind übrigens nicht immer groß nnd einzeln deutlich er-
kennbar und von den anderen deutlich nnterscheidbar. Die durch ihre
Verwachsung gebildeten größeren Krystalle zeigen häufig eigentüm-
liche Oberflächenerscheinimgen (drusig, fazettiert, parkettiert etc.) (17ö).
Fig. 254. Fig. 266. (Nach Q. Tsctiennak.) Fig. 256.
Häufig kommt es vor, daß kleine Eryställcheo, welche einen
.größeren Erystall zusammensetzen, nicht vollkommen, sondern nur
annähernd parallel (hypoparallel) miteinander verwachsen. Dann sind
die Flächen der so gebildeten größeren Krystalle nicht eben, sondern
-mehr oder weniger stark gekrümmt. Auf diese Weise entstehen x. B.
die sattelförmig gekrümmten Flächen der Ehomboeder des Braunspats
und anderer Mineralien (Fig. 255), femer Gruppen, wie z. B. die sog.
garbenftrmigen Krystalle des Desmin (Fig. 256), wo von der Mitte
eine Anzahl prismenförmiger Krystalle in nahezu paralleler Richtung,
aber doch etwas divergierend, nach oben und unten ausstrahlen, so
daß in der Mitte eine Einschnürung entsteht, und anderes ähnliches
mehr. Doch dürfen nicht ohne weiteres alle krummen Flächen auf
diese Weise erklärt werden ((116), (134)).
Sadebeck, Angewandte Erystallographie. Berlin 1876 pag. Iö6ff.
ZwilllngsverwaehBnng.
(Yergl. Sadebeck, Angewandte KrystaUottraplüe. 1876. Tscbennak, Min. nnd
petr. Hitteilnngen II, 499. 1879. BrSgger, Zeitschr, £. Kiyst. 16. 1890. 24. Klein,
Über Zwillingsverbiudnngen nnd Verzemuigen, 1868. Liebiscb, Zeitschr, 1. Kryrt.
2. 1677 pag. 74; Bd.' 4. 1879 pag. 201).
190 Zwülingsfläcbe.
155. Zwillinge. Erystallindiyidaen derselben Sabstanz kommen
nicht nur in paralleler, sondern auch in nichtparalleler Stellung, aber
in ganz bestimmter, krystallographisch gesetzmäßiger Weise mitein-
ander verwachsen vor. Letztere Verwachsungen nennt man ZtmUmge.
Wenige Fälle ausgenommen, besteht die Gesetzmäßigkeit darin, daß
die zwei Individuen, welche den Zwilling bilden, zu einer an beiden
in gleicher Weise krystallonomisch deflnierbaren Ebene symmetrisch
(umgekehrt) liegen. Diese Ebene heißt die Zwillingsfläche (Zw. FL),
die Normale derselben die ZmUingsachse (Zw. A.). Die Begrenzungs-
elemente des ersten Individuums auf der einen Seite der Zwillings-
fläche entsprechen gleichen Begrenzungselementen des zweiten auf der
anderen Seite. Die Zwillingsfläche halbiert die Winkel der sich
symmetrisch gegenüberliegenden Flächen und Kanten und liegt in
Zonen, die ununterbrochen über den ganzen Zwilling hinweg gehen,
so daß dadurch ihr Ausdruck sich nicht selten ohne weiteres ergibt.
Die symmetrische Lage beider Individuen tritt oft auf den ersten
Blick hervor, ist aber auch häufig durch Verzerrung, durch die Art
ihrer Ausbildung und Verwachsung etc. versteckt und dann schwierig
und nicht ohne sorgfaltiges Studium zu konstatieren. Dreht man das
eine Individuum eines solchen Zwillings um die Zwillingsachse um
180^ herum, so wird es dem anderen Individuum parallel, und um-
gekehrt: Sind beide Individuen parallel und dreht man das eine um
180** um die Zwillingsachse, so kommt es in die Zwillingsstellung
gegen das andere. In den verschwindend wenigen Fällen, in denen
die beiden Individuen eines Zwillings nicht gegen eine Ebene sym-
metrisch liegen (166), wo also keine Zwillingsfläche existiert, ist
wenigstens eine Linie vorhanden, welche die angegebene Eigenschaft
der Zwillingsachse hat, und welche man daher auch hier als Zwillings-
achse bezeichnet.
Die Zwillingsfläche ist in den meisten Fällen eine wirklich vor-
handene oder eine mögliche Krystallfläche beider Individuen und zwar
ist es stets in beiden Individuen eine Fläche derselben einfachen Form,
sie ist in beiden gleichnamig, z. B. bei regulären Krystallen vielfach
eine Oktaederfläche, bei Aragonitkrystallen eine Fläche des Vertikal-
prismas ooP (110) etc. Ist die Zwillingsfläche als Krystallfläche aus-
gebildet, dann ist sie in beiden Individuen parallel und daran als
Zwillingsfläche meist ohne weiteres leicht erkennbar. Ist sie nicht
als Krystallfläche vorhanden, so ist häufig eine eingehende Unter-
suchung am Goniometer nötig. Als Zwillingsfläche kann im all^'
gemeinen jede Fläche eines Krystalls auftreten, doch kann niemals die
Zwillingsfläche einer Symmetrieebene desselben parallel sein. Denn,
wenn zwei Individuen symmetrisch zu einer in beiden gleichartigen
Symmetrieebene verwachsen sind, sind sie stets parallel und nicht in
Zwillingsgesetz. IQX
Zwillingsstellung gegeneinander. Wenn das eine Individuum aus der
Parallelstellung heraus um eine Achse senkiaBcht zu einer Symmetrie-
ebene um 180*^ gedreht wird, so ist es immer wieder dem anderen
Individuum parallel Für den Fall, daß die Zwillingsfläche parallel
mit einer Krystallfläche ist, ist die Zwillingsachse meist entweder einer
wirklich vorhandenen oder einer möglichen Krystallkante parallel und
zwar wieder derselben Kante in beiden Individuen. Die Richtung der
Zw. A. entspricht aber auch zuweilen keiner möglichen Kantenrichtung
in den Einzelkrystallen. Selten, besonders bei den Zwillingen trikliner
Krystalle vorkommend, sind die Fälle, in denen die Zwillingsfläche
keiner möglichen Fläche der Individuen parallel ist In diesem Falle
ist dann entweder die Zwülingsachse wie vorhin einer in beiden Indi-
viduen gleichartigen Kante parallel; oder auch sie ist einer Kante
nicht parallel, läßt sich aber kiystallonomisch so definieren, daß sie
in einer beiden Individuen gemeinsamen Fläche auf einer ebenfalls
beiden gemeinsamen Kante derselben Fläche senkrecht steht.
Durch die Angabe der Zwillingsfläche oder -achse ist der
Zwilling unzweideutig bestimmt. Man nennt diese Angabe das
Ztvüüngsgesetjs.
Häufig sind die beiden Zwillingsindividuen nach der Zwillings-
fläche miteinander verwachsen, in vielen Fällen geschieht dies auch
nach einer anderen Fläche. Von der Zwillingsfläche ist also die
Verumhsungsfläche zu unterscheiden. Sie ist nicht selten an ein-
springenden Winkeln zu erkennen. Wenn die Verwachsungsfläche
der Zwillingsfläche parallel ist, ist das Zwillingsgesetz meist leicht
zu erkennen, indem rechts und links von ihr gleiche Begrenzungs-
elemente beider Individuen sich unmittelbar gegenüberliegen. Wenn
beide Flächen nicht miteinander übereinstimmen, können verschiedene
Verhältnisse eintreten. Die Verwachsungsfläche ist dann oft auf der
Zwillingsfläche senkrecht; man muß sich dann hüten, sie für die letztere
zu nehmen. In sehr vielen Fällen ist sie aber auch anders gerichtet.
Sie ist dann entweder noch mehr oder weniger eben, oder kann
auch einen ganz unebenen Verlauf nehmen; sie kann sehr stark ge-
krümmt sein und sogar aus mehreren getrennten Teilen bestehen.
Bei solch komplizierter Verwachsung ist das Zwillingsgesetz meist
nicht mehr ohne weiteres erkennbar und es bedaif dann gleichfalls
einer eingehenden gonlometrischen Untersuchung, um zu flnden, zu
welcher Fläche oder zu welcher Achse die beiden Individuen sym-
metrisch liegen, d. h. welches die Zwillingsfläche oder die Zwillings-
achse isty mit anderen Worten das ZwiUingsgesetz zu bestimmen.
Die in den folgenden Paragraphen angeführten Beispiele werden
das Qesagte und noch weitere Verhältnisse der Zwillingskrystalle er-
läutern.
192
Zwillinge.
Beispiele. 156. Ein einfaches Beispiel einer Zwillingsbildnng
bietet der in Fig. 257 nnd 258 dargestellte Augührystall^ bei dem der
Augenschein lehrt, daß er ans zwei monoklinen Individuen von der
Form der Fig. 259 zusammengesetzt ist, an welchen T ein vertikales
Prisma, M die Längsfläche, K die Querfläche und o ein schiefes Prisma
(augitartiges Paar) darstellen. Die Grenze beider Individuen wird
deutlich markiert durch die einspringenden Kanten der Flächen o
und Q. Die nähere Untersuchung lehrt, daß die Flächen K {K und Z) in
beiden Individuen parallel sind und daß KooK in einer Zone liegen,
da die Kanten Klo und Kjo den einspringenden Kanten ojo parallel
laufen. Somit ist die beiden Individuen gemeinsame Fläche, die Zwillings-
fläche, zu der sie beide symmetrisch liegen, in diesem Fall parallel
mit der Querfläche K. Rechts und links von dieser in Fig. 257 auf
M gestrichelt dargestellten Fläche ist alles, Flächen, Kanten und
Ecken, in beiden Individuen gleich. Das Zwillingsgesetz würde also
hier lauten: „Zwillingsfläche ist die Querfläche Jl^, oder man sagt
auch: „Beide Individuen haben die Querfläche K gemein und liegen
Fig. 258.
Fig. 269.
Fig. 260.
umgekehrt (d. h. zu Z^ symmetrisch)". Die Zwillingsfläche ist hier
auch zugleich die Verwachsungsfläche.
Man kann nun auch mit Hilfe der auf der Zwillingsfläche senk-
rechten Zwillingsachse zu einer klaren Vorstellung über die gegen-
seitige Lage der Individuen im Zwilling gelangen und das Zwillings-
gesetz auch mit Hilfe dieser Achse angeben. Denkt man sich nämlich
beide Individuen dieses Zwillings erst in vollkommen paralleler Stellung
nebeneinander liegend, so daß sie sich in der Fläche iT, welche
Zwillingsfläche sein soll, berühren (Fig. 260), so kann man sich offen-
bar den Zwilling dadurch entstanden denken, daß man das eine Indi-
viduum (mit den unterstrichenen Flächenbuchstaben) um eine Achse
senkrecht zu f um 180^ herumdreht. Berührten sich vor der Drehung
beide Individuen nach der Fläche K^ so ist dies auch nachher noch
der Fall ; und wie vorher, so werden sich hier auch nachher die Um-
risse von K in beiden Individuen vollkommen decken. Statt der nach
oben links liegenden stumpfen Ecke wird aber durch die Drehung die
scharfe von unten nach oben gebracht werden etc., und es entsteht
die in Fig. 258 dargestellte Verwachsung. Diese unterscheidet sich
offenbar in keinem wesentlichen Punkt von dem in Fig. 257 dar-
Zwillinge. 193
gestellten Zwilling. Die einzige Abweichung ist nur die, daß im
einen Fall (Fig. 258) die beiden Individuen ganz vollständig vorhanden
sind, während im anderen Fall (Fig. 257) nur Stücke derselben den
Zwilling bilden. Es ist aber eine sehr häufig vorkommende Erschei-
nung, daß an einem Zwilling die beiden Individuen in der Richtung
der ZwilliDgsachse stark verkürzt erscheinen, so daß man besser die
in der Natur tatsächlich beobachtete Form des Zwillings erhält, wenn
man ein Individuum durch eine Schnittfläche parallel mit der Zwillings-
fläche (senkrecht zur Zwillingsachse) halbiert und die eine Hälfte, die
nun wie die andere für sich ein Individuum darstellt, gegen die andere
um 180® verdreht. Mit Hilfe der Zwillingsachse wird das Zwillings-
gesetz so ausgesprochen: „Zwillingsachse senkrecht zu K^^ wobei die
Drehung um 180® selbstverständlich ist, oder : „beide Individuen haben
K gemein und sind in K (um eine Achse senkrecht zu K) um 180®
verdreht". Wegen dieser Drehung um einen halben Kreisumfang
heißen solche Zwillinge auch wohl Hemitropieen.
Selbstverständlich ist die Idee der Drehung des einen Individuums nur eine
geometrische Abstraktion, um sich die gegenseitige Lage der beiden Individuen im
Zwilling klar zu machen. An eine Entstehung der Zwillinge in der Natur auf diese
Weise wird wohl niemand denken.
Im vorliegenden Beispiel war die Zwillingsfläche eine tatsächlich
vorhandene ErystaUfläche, dagegen ist die Zwillingsachse, also die
Normale zur Querfläche, wie die spezielle Betrachtung der mono-
klinen Erystalle zeigt, keiner krystaUographisch möglichen Kante der
Individuen parallel.
157. Betrachten wir jetzt den in Fig. 261 dargestellten Krystall,
der z. B. bei dem regulären Sodalüh vorkommt, so flnden wir, daß
derselbe von sechs in einer Zone liegenden Trapezen
mit abwechselnd langen und kurzen Parallelkanten
und aus je drei beiderseits auf die kurzen Trapez-
kanten aufgesetzten Bhomben begrenzt ist, welch
letztere sich aber nicht parallel gegenüberliegen,
wie das die Trapeze tun. Sowohl die trapez- als die
rhombenformigen Flächen schneiden sich unter 120^
Hier sieht man nun keine einspringenden Winkel, ^^' ^^^•
aber ebenso wie diese vorher, deutet hier der Mangel an gegenseitiger
Parallelität bei den Bhombenflächen auf Zwillingsbildung hin. Man
sieht in der Tat leicht, daß sich dieser Krystall nach einer strich-
punktiert angegebenen, auf den Parallelkanten der Trapeze senk-
rechten Ebene in zwei symmetrische Hälften teilen läßt, deren jede in
iI^*en wesentlichen Beziehungen, in den Winkeln etc. einem halben
Granatoeder entspricht. Jene Ebene ist also hier Zwillingsfläche. Weil
sie auf den sechs parallelen Kanten der beiden granatoedrischen Einzel-
Baner, Mineralogie. ^^
1Ö4 ZwiUiBge.
iadividueu senkrecht steht, muß sie offenbar, parallel mit sich selbst
verschoben, die rechts und links liegenden dreikantigen Ecken gerade
abstumpfen, wie die punktierten Dreiecke andeuten; sie ist also in
beiden Granatoedern eine Oktaederfläche. Die Zwillingsachse ist hiei-
parallel mit den sechs parallelen Kanten der Trapeze, d. h. parallel
mit den Granatoederkanten. Dreht man die eine Hälfte des Krystalls
um 180^ um eine solche Achse, so erhält man ein vollständig regel-
rechtes Granatoeder. Aus einem solchen kann man sich umgekehrt
den Zwilling entstanden denken, wenn man das Granatoeder senk-
recht zu sechs parallelen Kanten halbiert und die beiden Hälften
gegeneinander um 180® in der Halbierungsebene (d. h. um eine jener
sechs Kanten als Achse) verdreht. Hier ist die Zwülingsfläche zwar
auch eine Krystallfläche, aber nur eine mögliche, nicht eine wirklich
vorhandene Ebenso ist aber auch gleichzeitig die Zwillingsachse
eine Kante und zwar eine tatsächlich existierende, in beiden Individuen
gleichnamige, eine Grauatoederkante. Auch diese Granatoederzwillinge
sind häufig stark v^kürzt, nicht selten so stark, daß von den sechs
Fläche senkrecht zu der Zwillingsfläche nichts oder fast nichts mehr
übrig ist und der Zwilling aus einer, über einer gemeinsamen, gleichseitig
dreieckigen Basis errichtetenDoppelpyramide besteht (z..B. beimDiamant).
158. Ein Beispiel eines Zwillings, bei dem zwax die Zwillingsachse,
aber nicht die Zwillingsfläche krystallonomisch möglich ist, liefert der
trikline Feldspat (Albit oder Anorthit) (Fig. 262). Zwei Krystalle»
gebildet von den vertikalen Prismenflächen T und ?, der Basis P und
der Längsfläche M und zuweilen auch der hier nur gestrichelt an-
gedeuteten Qu€a:*fläche K, sind mit d^ Basis P so verwachsen,, daii T
Fig. 268. Fig. 268.
und l einspringende Winkel machen und da£ die Kanten PjK und
PjK beid^ Individuen parallel sind. Die Kanten PIM und PfM fallen
daj^: nicht aiifeinander, sondern schneiden sich rechts und links unter
sehr spiten, Winkeln ; M und M machen sehr stumpfe einerseits aus-,
anA^rseitQ. einsprinkgende Winkel. Daß P hier nicht Symmetrieebene^
ist^ si^ht. man^ so&rt, die Anordnung beider Individuen symmetrisch
ZU: einßF Bben^ tritt dagegen hervor, wenn man: das obere Individuum
pai^lel mit. sich so neben das untere, verschiebt, daß^ in der neuen
Lage die Fl$cheo P und P zusammenfallen und . die Kanten JE/P und
KfP paralW sißd (Fig. 26S^.
Zwillinge.
195
Man kann dann eine mit KjP und KjP parallele Linie bbb^b^ un-
unterbrochen über P und P hinziehen, und die Anordnung der stumpfen
und spitzen Winkel der Flächen an beiden Individuen in Verbindung
mit der Flächenverteilung selbst zeigt, daß in dieser Lage beide
Individuen symmetrisch sind zu einer Ebene, die senkrecht zu bb^
(Kante PIK) den schmalen keilförmigen Raum zwischen ihnen halbiert,
welcher der Kreuzung der Kanten PjM und PIM bei der ursprfing'-
lichen, in Fig. 262 dargestellten Lage entspricht. Diese Halbierungs-
ebene ist also hier Zwillingsfläche. Sie ist keine krystallonomisch
mögliche Fläche, dagegen ist die Zwillingsachse 66*, wie erwähnt, der
Kante PjK in beiden Individuen parallel, also eine mögliche (oder
faktisch vorhandene) Kante derselben. Dreht man das eine Indi-
viduum um die Zwillingsachse 66* um 180® herum, so wird es dem
anderen vollkommen parallel. Hier hat man auch zugleich ein Bei-
spiel daffir, daß die beiden Individuen nicht mit der Zwillingsfläche,
sondern mit einer auf dieser senkrechten Fläche miteinander ver-
wachsen sind.
Zwillinge, bei denen sowoU Zwillingsebene, als Zv^ingsacbse keine krystallo-
nomiscb mOglicben Flächen resp. Kanten sind, sind zu selten, als daß hier ein Bei-
spiel daf&r elrforderlich wäre. Sie finden sich n. a. gleichfaUs beim triklinen AnortMt.
15Ö. Übrigens lassen sich viele Zwillinge auf mehr als nur eine
einzige Weise erklären, d. h. es laßt sich auf mehrfache Weise die
Art der Verbindung der Individuen krystallographisch definieren;
das Zwillingsgesetz kann in verschiedener Fassung ausgesprochen
werden. So findet man sehr häufig einen Zwilling des moÄoklinen
OrihöklaSj den sog. Karlsbader Zwilling, in dem zwei Individuen, be-
grenzt von den Prismenflächen T, der Längsfläche M und der vorderlen
und hinteren Schiefendfläche P und y, in der Fig. 264 und 265 an-
gegebenen Weise vereinigt sind. Beide
Individuen sind zwar nach der Fläche
JfcT verwachsen, diese ist al)er nicht Zwil-
lingsfläche, zu der beide Individuen
symmetrisch liegen, und kann auch gar
nicht Zwillingsfläche sein (155), da sie
in beiden Individuen Symmetrieeberie ist.
Z'willingsfläche ist die auf M senkrechte,
hier nicht gezeichnete Querfläche Jt, welche die stumpfe Kante T/T jedes
einzelnen Individuums und ebenso die Kante T/ T des Zwillings gerade
abstumpfen Würdö. Die Vei-^achsungSfläche M ist also hier glfeich&lls
attf der ZwiMingsfläche senkrecht' (Fig. 264), oder sie hat, wie in
Fig. 265, wo die beiden Individuen etwas" ineinander hineingewachsen
sind, einerf uaregeKnäßigen, jedoch M naheliegendeti Verlauf Die"
Normale zu K (d; hv eine in M atrf' der Kante \2li/jP senkrechte; ate'^
13*
Fig: 264.
Fig. 265.
196 Zwillingsgrenze.
Erystallkante unmögliche Linie) ist die Zwillingsachse. Wenn man
das eine Individuum um diese Achse um 180^ herumdreht, so werden
beide Individuen parallel, und umgekehrt, wenn man eines aus der
ParaUelstellung beider ebenso herausdreht, so entsteht der Zwilling.
Derselbe entsteht aber ganz ebenso, wenn man das eine Individuum
aus der Parallelstellung heraus um 180® um die Kante MjT dreht.
Letztere ist dann Zwillingsachse; sie ist auf der anderen Zwillings-
achse senkrecht. Eine zu ihr senkrechte Ebene, welche übrigens
krystallonomisch unmöglich ist, wäre Zwillingsfläche; auch zu ihr
liegen beide Individuen symmetrisch. Diese zweite Zwillingsfläche ist
auf der ersterwähnten K senkrecht. Während bei der obigen Deutung
die Zwillingsfläche eine mögliche Erystallfläche K, die Achse dagegen
eine krystallonomisch unmögliche, jedoch in der angegebenen Weise
definierbare Richtung war, ist es hier umgekehrt: die Zwillingsachse
ist eine Eantenrichtung, die Zwillingsfläche ist als Erystallfläche un-
möglich. Auch den oben betrachteten Augitzwilling (Fig. 257) kann
man ganz genau in derselben Weise wie hier nach dem Gesetze er-
klären: Zwillingsachse die Vertikalkante MjT oder TjK
160. Zwillingsgrenze. Die Verwachsungsfläche beider Zwülings-
individuen und der Verlauf dieser Fläche auf der äußeren Begrenzung
des Zwillingskrystalls, die sog. Zwillingsgrenze oder Ztoülingsnakt, ist
an den Zwillingskrystallen manchmal auf den ersten Blick zu er-
kennen, manchmal liegt sie auch mehr versteckt. Ersteres ist nament-
lich dann der Fall, wenn die Flächen der beiden Individuen an der
Grenze einspringende Winkel bilden, wie z. B. bei dem oben be-
schriebenen Augitzwilling und bei dem häufig vorkommenden
Zwilling zweier regulärer Oktaeder des Spinells und anderer Mine-
ralien nach der Oktaederfläche (Fig. 266), welche hier gleichzeitig
Verwachsungsfläche und Zwillingsebene ist, etc. Es ist dasselbe Ge-
j< setz wie in Fig. 261: Zwillingsfläche die Oktaeder-
y7 \v fläche. Der Unterschied liegt allein in der Begrenzung
y/y ,//^^ der Individuen, die dort eine dodekaedrische, hier
H'""~'/y // ^^^ oktaedrische ist. Ein Zwilling dieser letzteren
O.^ //^\ // Art (Fig. 266), bei dem zwei Oktaeder mit einer
^vf \ V Oktaederfläche als Zwillingsfläche verwachsen sind,
^^ heißt nach dem Vorkommen am Spinell Spindhwilling,
Fig. 266. g^y^jj Yfenn er an einem anderen Mineral auftritt.
Die einspringenden Winkel an Zwillingen unterscheiden sich von
den einspringenden Winkeln parallel verwachsener Individuen (154)
wesentlich dadurch, daß bei letzteren immer eine Fläche rechts von
der einspringenden Kante einer solchen links parallel ist (Fig. 252);
bei Zwillingen flndet dies nicht statt. Solche einspringenden Winkel
Verwachsnngsfläche. 197
fehlen, wie wir schon (157) nnd Fig. 261 gesehen haben, häufig ganz.
Dann gibt zuweilen die sog. federartige Streifung (Fiederstreifung)
den Verlauf der Grenze an. Geht nämlich die Zwillingsgrenze über eine
beide Individuen des Zwillings in ununterbrochener Fortsetzung be-
grenzende Fläche am Zwillingskrystall hin, so ist nicht selten eine
etwaige Streifung dieser Fläche rechts und links von der Grenze
schief, aber beiderseits symmetrisch zu derselben gestellt
(Fig. 267. Harmotom). Ähnliche federartige Streifung kommt
indessen manchmal auch bei einfachen Erystallen (Chabasit,
Glimmer etc.) vor. Statt ihrer deuten zuweilen abwechselnd
matte und glänzende Partien derselben Fläche die Zwillings-
bildung an (166); öfters ist auch die über beiden Indivi-
duen gemeinsame Flächen hinlaufende Zwillingsgi'enze j.^^^~^7
etwas eingekerbt. Bei manchen Zwillingen ist ein solches
äußeres Zeichen für die Erkennung der Zwillingsfläche überhaupt
nicht mehr vorhanden, wie z. B. bei dem oben beschriebenen
Granatoederzwilling (Fig. 261), wo nur noch der Mangel paralleler
Gegenflächen an beiden Enden des Krystalls auf Zwülingsbildung
hindeutet, ihn aber nicht mit Sicherheit beweist, da auch durch
Hemiedrie etc. geneigtflächige Krystalle entstehen. In derartigen
Fällen ist es überhaupt oft schwierig, und es ist die genaueste Unter-
suchung erforderlich, um zu erkennen, ob man es mit einem Zwilling
oder einem einfachen Krystall zu tun hat. Dann sind die Blätter-
brüche oft wichtig, die bei einem Zwilling nicht mehr alle ununter-
brochen durch den ganzen Erystall hindurch gehen, sondern an der
Zwillingsgrenze mitten im Krystall plötzlich aufhören und jenseits
derselben in anderer Richtung weiterlaufen, entsprechend der Spal-
tungsrichtung im zweiten Individuum, wie beim Sodalith, Feldspat,
Kalkspat (5). Bei nicht regulären Krystallen f Qhrt die Untersuchung
im polarisierten Licht oft leicht zum Ziel (256).
161. Terwaehsungsfläclie. DieZusammensetzungs-(yerwachsungs-)
fläche ist, wie wir gesehen haben, häufig eine ganz ebene Fläche.
Sie ist entweder parallel mit der Zwillingsebene (Spinellzwilling,
Fig. 266, Augitzwilling, Fig. 257) oder senkrecht darauf (Fig. 262
und 264). Ist die Verwachsungsfläche eben, so ist die Zwillingsgrenze
eine aus einzelnen geradlinigen Stücken zusammengesetzte ebene poly-
gonale Figur (Fig. 266). Ist die Zusammensetzungsfläche etwas wellig
gekrümmt, so ist die Grenze ebenfalls wellig hin- und hergebogen,
wie z. B. häufig bei den Karlsbader Zwillingen des Orthoklases
Fig. 268, die sich von den in Fig. 264 abgebildeten nur dadurch
unterscheiden, daß statt der hinteren Schiefendflächen y die etwas
weniger steilen Flächen x vorhanden sind. Weicht die Verwachsungs-
fläche noch stärker von der Ebene ab, so wird die Grenze ziemlich
198
JDxtapoBition. Penetration.
.kompliziert, so dafi die beidea Individaea z. T. förmlich einander
durchdringen, indem Torsprilnge des einen Individnams in Yer-
tiefungen des anderen eingreifen, vie
dies bei vielen nach demselben Giesetz
gebildeten Orthoklaskrystallen (Fig.
265) oder dem Zwilling von Flußspat-
Würfeln (Fig. 269) mit der Oktaeder-
fiäcbe als Zwillingsääcbe der Fall ist.
Diese stecken so ineinander, daß die
Flg. 268. Fig. 269. Ecken des einen Individuums ans den
Flächen des anderen naseni^rmig hervorrageD.
162. Juxtapositlon und Penetration. Häufig hOrt ein Indivi-
duum nicht an der Verwachsnngsfläche auf, in der es sich mit dem
anderen Individuum berührt, sondern beide wachsen darüber hinaus
fort und durchkreuzen sich vollständig, so daß zwei sich unter irgend
einem Winkel durchschneidende ebene oder auch häufig komplizierte
krnmme Verwachsnngsflächen entstehen. Dies zeigt z. B. der Stauro-
lithkrystall (Fig. 270). Solche Zwillinge werden als Durchkreueungs-
oder PenetraiiORSetcillinge von den Berührungs- oder
JttxtapositionsgwnlHngen unterschieden, an denen sich die
, Individuen nach einer Fläche mehr oder weniger innig
I berühren. Zu den Penetrationszwillingen gehört u. a.
f auch der Flußapatzwilling (Fig. 269), während der Ortho-
klaszwilling (Fig. 268), der Spinellzwilling (Fig. 266)
and der Augitzwilling (Fig. 257) Justapositionszwillinge
^«- ^- sind.
Zwei Individuen derselben Substanz können nach demselben
Zwillingsgesetz bald Juztapositions-, bald Penetrationszwillinge bilden.
So ist z. B. der Quarzzwilling Fig. 275 und der lilg. 276 demselben
Gesetz unterworfen, aber der eine ist durch Juztaposition, der andere
dnrch Penetration entstanden.
163. ZwiUlnge hemiedrischer Kristalle. Bei hemiedrischen
Eiystallen werden die Verhältnisse der Zwillingsblldung oft etwas
modifiziert. So gilt zuweilen bei derartigen Zwil-
lingMi die Symmetrie nach der Zw. Fl. nur noch in
Bezug auf die Form der Zwillinge, nicht mehr in
Bezug auf die physikalische BeschafTenbeit der
Flächen. Bei der der tetraedrisch - hemiedrischen
Klasse des regulären Systems uigeh&rigen ZinJAlende
kommen Zwillinge vor (Fig. 271), welche ganz ebenso
Fig. 271. gestaltet sind wie die Spinellzwillinge (Fig. 266).
Während aber bei den Spinellzwillingen in der ZwiJiiugsgreaze an allen
Zwillinge hemiedriBcher Kryat&lle. \gQ
Kanten zwei gleiohe Flachen znsammenstoflen, treffen eich beim Blende^
Zwilling, dessen IndiTiduen eine Kombination beider koiTelaten Tetraeder
darstellen, zwei infolge der Hemiedrie verschieden gewordene PlScfaen.
M. a. W. die Flächen des einen Tetraeders + ■=■ am einen Individnnm
etofien in der ZwUling^renze überall aof Flächen des Gegentetraeders
— -a-Ava. anderen nnd umgekehrt, wie die Schrafflerang und Signierung
in Figor 271 zeigt.
164. ZwUlbige mit pwallcAen Aehs«». Bei sämtlichen bisher
betrachtete Zwillingen waren die Achsen beider Individuen ver-
si^ieden gerichtet und lagen zur Zwillingsfläche in derselben W^e
eiouider symmetrisch gegenüber, wie die äuflere Begrenzung der Indi-
viduen (Zwillinge mit gmeifften Achsen). Eemiedrische Krjstalle (and
teilflächige überhaupt) bilden abu* zuweilen eigentümli^e Zwillinge,
hei welchen die beiden Individuen mit paraiiden Achsen vereinigt
sind. Ein derartiger Zwilling ist Fig. 272 dargestellt, wo zwei ßhom-
boeder von K(äk3pat in dieser Weise zwillingsartig aneinander liegen.
Die Basis ist hier ZwUlings- und Terwacbsnngsfiäche zugleich.
Zwillinge mit parallelen Achsen bilden u. a. auch hemimorpbe
Erystalle, wie z. B. das Kieaelsinkerg (Fig. 645). Bei rollflächigen
Formen kann selbstverständlich eine Zwillingsbildnng mit parallelen
Achsen nicht vorkommen; parallele Achsen bedingen bei ihnen einoi
vollkommenen Parallelismus auch der äußeren Begrenzung.
165. E^iunrngszwininge. Zwei gleiche hemiedrische Krystalle
wachsen in Zwillingsstellnng mit parallelen Achsen nicht immer in
der Weise aneinander, wie es Fig. 272 zeigt Häufig dorchdringen sie
sieh in dieser gegenseitigen Stellung vollständig und bilden Fene-
Fig. 272. ng. 273. tig. 274.
trationszwillinge, bei denen die Ek^eo des einen Individunms nasen-
f&rmig ans den Flftchen des anderen herausragen, wie dies iü Fig. 273
ftr zwei Tetraeder und Fig. 274 für zwei Pyritoeder gezeichnet Ist.
Man kann auch hier den Zwilling durch Drehnng um eine Achse oder
durch Angabe der ZwÜiingsfl&che erklären, gegen welche beide lödi-
200
Erg;fliuniig8z willing^e .
Tidnen der GestAlt nach synuDetriscli liefen. Zweckmäßiger und au-
schalllicher scheint ea aber, hier zu sagen: beide Individnen haben
alle Äcbsenrichtnngen gemein, aber die Raamabschnitte mit den sich
ansdetmeoden Flächen des einen Individnnrns liegen so wie die ßaum-
abschnitte mit den verschwundenen Flächen des anderen; die durch
die Hemiedrie angleich gewordenen Oktanten beider Individuen haben
die gleiche Lage. Bei genauerer Betrachtung sieht man, daß durch
eine solche Zwillingsbildung diejenigen Symmetrieebenen am Zwilling
wiederhergestellt werden, welche bei der Hemiedrie in jedem einzelnen
Individuum verschwunden sind. Denkt man sich die auf den einzelnen
Flächen aufsitzenden naseoartigen Hervorrf^ngen weg, so erhält man
die entsprechenden vollflächigen £Crper, deren Kanten mit den ein-
springenden Kanten dieser Zwillinge zusammenfallen. Die beiden
hemiedrischen Formen ergänzen sich also in diesen Zwillingen gewisser-
maßen zn der zngehürigen vollflächigen Gestalt: die beiden Tetraeder
znm Oktaeder (Fig. 273), die beiden Pyritoeder zum PyramidenwOrfel
(Fig. 274). Zwillinge dieser Art werden daher anch Ergäruungs-
etoiUinge genannt.
160. Zwillinge eaantlomorpfaer Krystalle. Zwillinge mit pa-
rallelen Achsen liefert uns u. a. auch der der trapezoedrischen Te-
tartoedrie des hexagonalen Systems zagehörige Quare. Aus ihnen sind
gleichzeitig die aUgemeinen Verhältnisse der Zwillinge enantiomorpher
Krystalle mit parallelen Achsen zu erkennen. In Fig. 275 sind zwei
von dem Prisma r, dem größeren (und meist glänzenden) Rhomboeder
P und dem kleineren (und meist mat-
ten) Gegeorhomboeder s begrenzte
Individaen so nach einer Fläche r
verwachsen, daß die Prismenkanten
r/r resp. rjr in beiden parallel sind
und daß die Flächen n des einen
Individuums den Flächen P des
anderen der Lage nach entsprechen
nnd umgekehrt. In beiden Indivi-
duen haben dann die Achsen die-
Die Individuen sind aber nicht parallel, sondern in
Fig. 275.
Fig. 276.
selbe Bichtung.
ZwUlingsstellung und zwar in der Weise, daß das eine um eine Achse
senkrecht zu einer Prismenfläche r um 180° gegen das andere ver-
dreht erscheint So lange an den Krystallen nur die genannten
Flächen ausgebildet sind, haben sie die Symmetrie der rhomboedrischen
Hemiedrie. Sie liegen symmetrisch zn der gemeinsamen Fläche r, die
hier Zwillingsfläche ist Dies zeigt auch die Fig. 277, I und I^ wo
zwei solche Qnarzkrystalle in dieser ZwUlingsstellung mit vertikal
Zwillinge enantioiDorpher Erystalle. 201
stehender Hauptachse abgebildet sind (die Flächen s sind vorläufig
wegzudenken).
Zu den Flächen P, /s und r treten nun aber nicht selten noch
die Ehombenflächen s und ebenso Trapezflächen x ((129), Fig. 194), die
in den einfachen Individuen auf die abwechselnden Prismenkanten
oben und unten aufgesetzt sind und an den zwischenliegenden
fehlen und die den speziell tetartoedrischen enantiomorphen Formen,
Trigonoedern und Trapezoedem, angehören. An den beiden in Zwillings-
stellung befindlichen Quarzkrystallen Fig. 277 I und II sind die
Shomben- (Trigonoeder-) flächen s ausgebildet, durch welche sie einen
ausgesprochen tetartoedrischen Charakter erhalten haben.
Gleichzeitig hat aber auch die Symmetrie nach einer Fläche r
aufgehört; r ist nicht mehr Zwillingsfläche, aber eine Gerade senk-
recht zu r ist immer noch Zwillingsachse. Durch Drehung um eine
solche um 180^ kann ein Individuum aus der Parallelstellung heraus
in die Zwillingsstellung gebracht werden. Man kann dieselbe gegen*
seitige Stellung beider Individuen auch durch Drehung um 180** um
die Hauptachse c erhalten, so daß also auch c als Zwillingsachse an-
gesehen werden kann. Aber die darauf senkrechte Fläche, die der
Basis entsprechen wiirde, ist gleichfalls keine Zwillingsfläche ; auch zu
ihr liegen die beiden Individuen im Zwillinge nicht symmetrisch. Es
gibt nach dem Auftreten der enantimorphen Formen überhaupt keine
Ebene mehr, zu der dies der Fall wäre. Ganz allgemein ist bei jeder
derartigen Zwillingsverwachsung von gleichartigen enantiomorphen
Formen (also von zwei rechten oder zwei linken Individuen) mit
parallelen Achsen wohl eine Zwillingsachse vorhanden, um die das
eine Individuum in die Zwillingsstellung gedreht werden kann. Es
ist aber keine Zwillingsfläche denkbar, zu der beide Individuen des
Zwillings symmetrisch liegen.
Derselbe ZwiUing kann aber noch in anderer Weise auftreten, so daß er von
einem einfachen QnarzkrystaU sich auf den ersten Blick gar nicht unterscheiden läßt
(Fig. 276). Hier treten außer den Flächen r, P und z noch die Bhombenflächen 8
und die Trapezflächen x auf. Bei genauerer Betrachtung sieht man an einem
solchen Zwilling, daß die abwechselnden Bhomboederflächeu P und z nicht gleich-
mäßig matt und glänzend sind, sondern daß auf derselben Fläche matte und glänzende
SteUen miteinander in scharfer Umgrenzung abwechseln. Dabei stoßen in den End-
kanten ausnahmslos glänzende Flächenelemente einerseits mit matten andererseits
zusammen, und wo eine Linie, welche auf einer Fläche matte und glänzende SteUen
voneinander trennt, eine Endkante trifft und überschreitet, da wechselt auf beiden
in dieser Endkante zusammenstoßenden Flächen die Beschaffenheit: ist unter dieser
Grenze die Fläche links glänzend und rechts matt, so ist über der Grenze die Fläche
rechts glänzend, links matt und umgekehrt. Außerdem sieht man auch, daß hier
die Flächen 8 und x nicht mehr nach der Kegel an den abwechselnden Prismen-
kanten rjr oben und unten vorkommen und an den zwischenliegenden fehlen, sondern
daß sie ganz regeUos verteilt sind. Dies aUes ist die Folge einer innigen Durch-
dringung zweier nach dem obigen Gesetz verwachsener gleichartiger Quarzindividuen.
202
Zwillinge enantiomorpher KryBtalie.
Von dieser Verwachsung kann man sich anf folgende Weise eine Vorstellung maehen :
die beiden Individuen I und II (Fig. 277), befinden sich gegeneinander in der oben
angegebenen und Fig. 275 abgebildeten Zwillingsstellung. Schneidet man aus dem einen
Individuum I Stücke längs der beliebigen durch die krummen Linien angedeuteten
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Fig. 277.
Flächen heraus und setzt dafür ganz gleiche Stücke des anderen Individuums H
ein, welche aus diesem nach den entsprechenden Flächen herausgeschnitten wurden,
so entsteht der Zwilling III (resp. Fig. 276), der offenbar in allem Wesentlichen mit
dem in Fig. 275 abgebildeten Übereinstimmt, nur daO hier die Verwachsungsflächen
ganz unregelmäßig sind. Derselbe unterscheidet sich in der Tat von einem ein-
fachen Elrystall der Gestalt nach nur durch die unregelmäßige Verteilung der
Flächen s und x, und auch dieser Unterschied fällt an Erystallen fort, an welchen,
wk in Fig. 275, diese Flächen nicht ausgebildet sind. Die Ungleichmäßigkeit der
Verteilung von s (und x) entsteht dadurch, daß statt einer jeden ausgeschnittenen
Ecke mit 8 (und x) eine solche eingesetzt ist, wo s (und x) fehlen (rechts am Zwilling TU)
und umgekehrt (links), wie die Vergleichung von I und n zeigt. Da dies in ganz
willkürlicher Weise geschehen kann, so wird die Verteilung der Flächen 8 xmd x am
Zwilling ganz regellos. Ganz ähnlich erklärt sick auch die Abwechslimg matter und
glänzender Stellen, den Flächenstttcken z und P entsprechend, auf einer und derselben
Fläche der dihexaediischen Begrenzung. Solche Zwillinge sind zuerst an Krystafien
aus dem Dauphin6 beobachtet worden, sie heißen daher auch wohl Dcuu^hinSer
ZwÜlinge.
Symmetrisch zu einer Ebene und zwar hier zu der des zweiten
hexagonalen Prismas liegen aber wieder die beiden Individuen, wenn
diese ungleichartig sind, wenn also ein rechter und ein linker Quarz-
krystall mit parallelen Achsen verwachsen (Fig. 278). Je die Flächen
P und die Flächen a der beiden Individuen fallen dann
zusammen. Die beiden Individuen lassen sich nun aber
nicht durch Drehung um eine Achse, etwa die Hauptachse
oder irgend eine andere, in ihre gegenseitige Lage bringwi.
Diese Verwachsung ist zuerst an brasilianischen ErystaUen
beobachtet, daher der Name brasilianische Ztcülinge. Hier
wie bei allen solchen Verwachsungen ungleichartiger enantio-
morpher Krystalle (d. h. eines rechten und eines linken) ist
im Gegensatz zu der Verwachsung gleichartiger Formen, wohl eine
Symmetrieebene, aber keine Symmetrieachse vorhanden, wie man sich
durch ein analoges Schema wie in Fig. 277 leicht klar machen kann.
Fig. 278 stellt einen Penetrationszwilling dieser Art dar.
Eine solche Form (Fig. 278) könnte übrigens auch dadurch entstehen, daß an
einem Qoai-zkrystall das rechte und linke Trapezoeder desselben Skalenoeders gleioh-
zeitig auftreten. Den Zwilling unterscheidet man aber hier leicht auf optischem
Fig. 278.
Fortgesetete Zwülingsbildang. 203
Wege, da beide Individuen die Polarisationsebene in yerscMedener Bichtong dreben,
80 daß auch unter Umständen Airjsche Spiralen entstehen (247). Am einfachen
Erystall und am Dauphin^er Zwilling kann etwas derartiges nicht beobachtet werden.
Mittels der Ätzfignren (200) und der Untersuchung der pyroelektrischen Verhältnisse
(270) ist diese Unterscheidung ebenfalls möglich.
167. Fortgesetzte Zwillingsbildung. Im vorhergehendeD waren
immer nur zwei Individuen zu einem Zwilling verwachsen. Die
Zwillingsbildung kann aber noch weiter gehen, indem sich nach dem-
selben Gesetz, oder nach einem anderen an ein zweites Individuum
ein drittes, an dieses ein viertes etc. anschließt. Derartige Bil-
dungen nennt man dann Drülmge, Vierlinge etc., allgemein VieUinge,
Wir betrachten zunächst die fortgesetzte Zwillingsbildung nach dem-
selben Gesetz, d. h. nach Zwillingsflächen, die alle derselben ein-
fachen Form angehören.
Diese Verwachsung kann auf zweierlei Weise geschehen: einmal
indem die Zwillingsfläche (resp. Achse), nach welcher das dritte an
das zweite Individuum angewachsen ist, parallel läuft mit der Zwillings-
fläche (resp. Achse), nach welcher die Verwachsung des zweiten und
ersten Individuums stattgefunden hat, und so fort für alle anderen
Individuen. In diesem Fall ist die Verwachsung aller Individuen
eine reihenförmige (polysynthetische). Oder aber die Zwillingsfläche
(resp. Zwillingsachse) des zweiten und dritten Individuums hat nicht
dieselbe Richtung, wie die Zwillingsfläche (resp. Zwillingsachse) des
ersten und zweiten Individuums, sie ist einer anderen Fläche derselben
einfachen Erystallform parallel, der die erste Zwillingsfläche angehört.
In diesem Falle ist dann die Verwachsung aller Individuen eine
hreisformige (cyklische).
168. Polysynthetische Zwilliiigsbildiuig. Ist z. B. ein Zwilling
gebildet von den zwei rhombischen Prismen 1 und 2 (im Querschnitt
dargestellt, so daß die Flächen auf der Ebene des Papiers senkrecht
sind) (Fig. 279), deren Zwillings- und Verwachsungsfläche die gemein-
same Prismenfläche ist, so kann an die dieser
Zwillingsfläche parallelen anderen Prismenfläche
des zweiten Individuums ein drittes zwillings-
artig anwachsen, an dieses ebenso ein viertes,
f&nftes etc., immer je zwei benachbarte in pig. 279.
ZwiUingsstellnng und stets nach derselben
Zwillingsfläche, so daß alle Zwillings- und Verwachsungsflächen der
Beihe einander parallel sind und die Zwillingsachse stets dieselbe
Richtung hat. Dann muß, wie leicht zu sehen, das dritte Individuum
mit dem ersten parallel sein, das f&nfte mit dem dritten etc., ebenso
auch das zweite, vierte etc., kurz, es mfissen alle Individuen mit un-
geraden und alle mit geraden Nummern je untereinander parallel und
204 PoljBynthelische ZwUlingsbildnng.
zQ den entgegengesetzten in Zwillingsstellung sein. In Zwillingsstellnng
sind die anmittelbar benachbarten, in Parallelstellung die abwechselnden
Individuen. Solche häufig vorkommenden reihenfönnig wiederholten
Zwillingsverwacbsungen heißen polysyntbeiische Zwillinge (Wieder-
holnngszwillinge). Ihre spezielle Ausbüdung ist Terschiedeu: hänfig
sind es nur drei ludividnen, von denen das mittlere nicht selten als
papierdünne Lamelle parallel der Zwülingsfläcbe in ein gr5ßeres Indi-
viduum eingeschoben erscheint (Fig. 280, 281); dies kommt z. B. bei
manchen Krystallen des Aragmit vor. Besondei-s wichtig sind
Zwillinge dieser Art, bei denen viele solche dünne Lamellen zwillings-
artig in ein größeres Individuum eingewachsen sind oder wo der
ganze Krystall aus einer außerordentlich großen Zahl derartiger
Lamellen aufgebaut ist, wie bei den trtklinen Feldspaten (Plagioklasen).
Diese Krystalle sind rhomboidische Prismen T und l mit schiefer
Abstumpfung der scharfen seitlichen Kanten durch die Längsfläcbe M,
mit einer auf die stumpfe vordere Kante Tß schief aufgesetzten End-
fläche -P (Fig. 506), so daß FjM = 94* resp. 86", und einer ent-
Fig. 280. Fi«. 281. Fig. 282. Fig. 283.
sprechenden hinteren schiefen Endfläche x resp. y. Das hier am
häufigsten vorkommeDde Zwillingsgesetz Ist das, wonach die Individuen
die Fläche M gemein haben und umgekehrt liegen (Albitgesetz). Beim
Zwilling müssen dann an dem unteren Ende die beiden scharfen, an
dem oberen die beiden stumpfen Winkel PjM in der Zwillingsgrenze
zusammenstoßen. Am letzteren Ende machen die beiden Flächen P
einen einspringenden Winkel FjP von 188* längs den Kanten PjM
and FjM (Fig. 282). Wächst an das zweite Individuum ein drittes
nach demselben Gesetz, so legt sich neben den einspringenden Winkel
PjF nun ein ausspringender FIP von 172*, während am anderen
Ende ein einspringender Winkel entsteht, und beim Anwachsen noch
weiterer Individuen bilden sich parallel mit der Kante FjM immer
wieder neue abwechselnd ein- und ausspringende Kanten der Flächen
P und P zweier aneinander stoßender Individuen (Fig. 283). Werden
diese nun durch Zusammenrücken der Flächen M papierartjg dünn,
lamellenfSrmig, so folgen die aus- und einspringenden Kanten sehr dicht
aufeinander, und das Ganze macht dann den Eindruck, als wäre eine
einheitliche Fläche P vorhanden, auf welcher eine Streifung ganz
Cyklische ZwiUingsbildnng.
205
geradlinig in der Eichtang der Kante PjM hinläuft. Eine derartige
Streifung wird ZtviUingsstreifung (Zwillingsriefung) genannt.
169. Cyklische Zwillingsbildung. Ist die Verwachsung eine
kreisförmige, dann kann im allgemeinen kein Individuum der Reihe
einem anderen mehr parallel sein. Die auf diese Weise gebildeten
cyMischen Zwillinge werden auch wohl Wendezwillinge genannt. Dabei
wachsen die rhombischen Prismen, die wir auch hier als Beispiele
benützen wollen, so aneinander, daß die Zwillingsfläche zwischen 2
und 3 diejenige Prismen fläche ist, welche bei der Verwachsung von
1 und 2 nicht Zwillingsfläche war (Fig. 284). Die drei Individuen
liegen dann alle um einen gemeinsamen Mittelpunkt herum und bilden
einen Drilling. Da der Prismenwinkel nicht genau gleich 120 ^ ist,
so bleibt zwischen dem ersten und dritten Individuum ein kleiner
keilförmiger Raum. Dieser wird aber ausgefüllt durch Ausdehnung
dar beiden Individuen 1 und 3, die dann längs einer unregelmäßig
verlaufenden Fläche aneinander stoßen. ZuweUen wächst an das zweite
Individuum ein drittes, gleichzeitig aber an das erste nach der
anderen Fläche ein viertes an (Fig. 285), einen Vierling bildend,
1I7»4«'
104*4»'
|2SQ^
Fig. 284.
Fig. 285.
Fig. 286.
Fig. 287. Fig. 288.
wobei sich dann die Individuen 3 und 4 nur unvollständig entwickeln
können; auch sie stoßen dann nach einer unregelmäßigen Grenzfläche
aneinander. Eine noch größere Anzahl von Individuen kann cyklisch
verwachsen, wenn die scharfe Prismenkante nach dem gemeinsamen
Mittelpunkt des so gebildeten Viellings gewendet ist (Fig. 286, wo
s^chs Individuen einen Sechsling bilden). Auch bei solchen Ver-
wachsungen bleibt, je nach der Größe des Prismenwinkels, zwischen
dem ersten und letzten Individuum ein kleiner keilförmiger Zwischen-
raum (wie Fig. 284), oder es hindern sich das erste und letzte Indi-
viduum an der vollständigen Ausbildung (Fig. 285); davon ist aber
hier der Einfachheit wegen abgesehen. Häuflg sind bei solchen
Sechslingen die nach außen gekehrten scharfen Kanten sehr stark
abgestumpft, so daß die Abstumpfungsflächen, die an jedem einzelnen
Individuum Brachypinakoide sind, an den Zwillingsgrenzen aneinander
stoßen (Fig. 286). Es entstehen dann häufig scheinbar regelmäßig
sechsseitige Prismen, bei denen aber ebensowenig wie bei den in
Fig. 284 und 285 abgebildeten alle Gegenflächen streng parallel und
die Winkel genau = 120® sind.
206
Cykliscfae Zwillingsbildung.
Lidessen können solche sechsfache Verwachsungen wie Fig. 286
auch in etwas anderer Weise gebildet sein. Es kommt nämlich auch
bei diesen Bildungen vor, daß die Individuen, über die Zwillings-
grenze hinaus sich fortsetzend, Penetrationszwillinge bilden (162).
Sind zunächst die drei Individuen 1, 2, 3 (Fig. 286) in der ange-
gebenen Weise miteinander verwachsen und setzen sich dieselben
über den gemeinsamen Mittelpunkt hinaus fort, so daß 4 die Fort-*
Setzung von 1, 5 von 2, 6 von 3 ist, so entsteht eine ganz ähnliche
Bildung wie jener Sechsling. Es müssen aber dann hier zwei dia-
metral gegenüberliegende keilförmige Zwischenräume zwischen 1 und
6 und 3 und 4 entstehen, die indessen auch hier stets, durch Fort-
wachsen der Individuen bis zur gegenseitigen Berührung, ausgefüllt
sind. Ob ein solcher durch Juxtaposition gebildeter Sechsling oder
ein durch Penetration gebildeter Drilling vorliegt, ist im konkreten
Fall oft schwer zu erkennen. Eine Entscheidung ist möglich durch
Messung der Prismenwinkel oder durch Beobachtung des Verhaltens im
polarisierten Licht (256). Eine andere Art von Penetration ist noch
Fig, 287 abgebildet, wo in ein großes Individuum 1 zwei kleinere 2
und 3 rechts und links keilförmig eingeschoben sind, beide über den
Mittelpunkt hinweg zusammengehörig, aber beide Hälften 2 resp. 3
sich gar nicht berührend. Verhältnisse wie die der Fig. 286 kommeri
z. B. beim Witherit vor, die der anderen genannten Figuren beim
Araganit. Hier ist zuweilen noch eine andere Art dieser cyklischen
Verwachsung zu beobachten, nach welcher in ein großes Individuum
nach beiden Prismenflächen Zwillingslamellen eingeschoben sind
(Fig. 288), nicht bloß nach einer wie in Fig. 280 und 281.
Nicht immer liegen alle cyklisch verwachsenen Individuen eines Viel-
lings um einen gemeinsamen Punkt herum, sondern sie bilden zuweilen
einen mehr oder weniger geöffneten Kreis. So gibt es quadratische
Prismen von Rtdil, welche nach einer Oktaederfläche zwillingsartig
verwachsen sind (Fig. 289). An das vom 1. Individuum abgdcehrte
Ende des 2. heftet sich ein 3. mit einer anderen Fläche desselben
Oktaeders als Zwillingsfläche,
daran in derselben Weise ein 4.
und so fort. Diese Aneinander-
reihung kann so vor sich gehetf,
daß die Hauptachsen aller Indi-
viduen in einer Ebene liegen
(Fig. 289); oder es kann auch
^- ^^- ^- 2^- so geschehen, daß nur die Achsen
der Individuen 1 und 2, 2 und 3 etc. je in einer Ebene liegen, daß
aber diese Ebenen nicht zusammenfallen, so daß die Individuen
zickzackförmig hin und her gebogen erscheinen (Fig. 290).
Doppels wiliinge. Himeeie. 207
170. DoppelzwitllD^re. Zuweilen koniiiit es auch vor, daB ein
aoB zwei Individnen nfich einem gewissen Gesetz gebildeter Zwilling
mit einem zweiten gleich gebaaten Zwilling dei-selben Substanz nach
einem anderen Gesetz verwachsen ist. Die Fläche, zu der die beiden
Zwillinge symmetrisch liegen, gehört hier im Gegensatz zom bisherigen,
einer anderen einfachen Krystallform an, als die Zwillingsflfichen jedes
einzelnen Zwillings. Es entstehen dann DoppehtmSinffe oder Zwillinge
höherer Ordnung, in denen jeder der beiden Zwillinge sich verhält,
wie die beiden Individuen in einem gewöhnlichen Zwilling. So findet
man nicht selten, daS beim AJlnt Zwillinge zweier, dem Albitgesetz
gemftS, nach M verwaclisener Individuen, wie sie oben beschrieben
worden (Fig. 282), so verbunden sind, daß sie wieder eine Fläche M
gemein haben, daneben auch eine Kaute Mil (oder MjT), daß aber der
eine Zwilling seine Hinterseite mit den Flächen x (oder y) nach vorn
wendet, also nach derselben Seite, nach welcher der andere
Zwilling seine Vordei-seite mit den Flächen P kehrt (Fig.
291). Der eine Zwillingskrystall kommt aus seiner Farallel-
stellung mit dem anderen in die Stellung, die er am Dop<
pelzwilling hat, wenn man ihn um 180 <* um die Kante
Tjl ^= MjT dreht, welche somit für den Doppelrwilling ^
Zwillingsachse ist Die damuf senkrechte Fläche ist seine p. ^^
Zwillingaflädie; sie ist hier krystallonomisch unmöglich.
171. Mimest«. DieFolge der symmetrischen Verwachsnng einzelner
Individuen in den Zwillingen ist, daß die letzteren häufig eine höhere
Symmetrie zeigen, als die ersteren, aus denen sie zusammengesetzt
sind. So zeigt z. B. der gewj^hnliche Albitzwilling (Fig. 282), gebildet
von zwei triklinen Individnen, Symmetrie nach einer Ebene Jf, also
die Symmetrie numokliner Krystalle. Während aber hier der ein-
springende Winkel auf P deutlich die Zwillingsbildung zeigt, gibt es
andere Uinlidie Verwachsungen, wo nor ausspringende Winkel tot-
handen sind, wie' z. B. an dem Erystall von HarmaUm (Fig. ^17),
welcher aus zwei durcheinander hindurch gewachsenen monc^linen
lodividaui besteht Darch diese Verwachsung hat der Zwilling die
ein^riaigenden Kant» verloren und die Symmetrie rhombischer Kry-
stalle angenommen. Solche Zwillinge kann man leicht für rhomtusche,
ei^tkcfae Krystalle halten und hat dies auch beim Harmotom in der
Tat' luge getan, bis eine g^iaue, namenitieh optische, Untersuchung
des vrirklichen Sachverhalt klarstellte.
In den genannt«! b^den Fällen ist die Symmetrie des Zwillings
gun genau die des höber symmetrisdien Krystallsystems, in anderen
FiUen ist dies dagegen nnr ^nähwnd der Fall. So gibt es z. B. KrystaUe
dca- rhoiBbisdieit Aragmit (Fig. 285), w^he ^n seheiBber r^ehnftfligr
208 Mimesie.
sechsseitiges Prisma bilden, das aber nicht lauter gleiche Kanten von
120^ sondern solche von 127« 40', 116<> 10' und 104« 40' hat und
welches aus vier rhombischen Prismen in der in der Figur angedeuteten
Weise cyklisch verwachsen ist: 4,1; 1,2; 2,3 sind in Zwillingsstellung,
4,3 grenzen unregelmäßig aneinander. Ahnlich bildet der rhombische
Alstonü durch Zwillingsbildung scheinbar hexagonale Dihexaeder,
und nur genaue Untersuchung der Winkel und der optischen Ver-
hältnisse (256) zeigt, daß man es hier mit einer Verwachsung rhom-
bischer Krystalle zu tun hat.
Wenn die Zwillingsbildung einfach ist, wie in den bisher be-
trachteten Beispielen, wird die Symmetrie nur wenig gehoben, da nur
eine oder doch nur wenige Symmetrieebenen neu hinzutreten. Ver-
einigt sich aber eine größere Anzahl von Individuen durch cyklische
Verwachsung nach einem oder mehreren Gesetzen, dann kann sich die
Zahl der Symmetrieebenen so vermehi*en, daß eine bedeutende Stei-
gerung der Symmetrie des Zwillingsstocks gegenüber derjenigen der
einzelnen Individuen stattfindet. Ist damit eine Fortwachsung der
Individuen über den gemeinschaftlichen Mittelpunkt hinaus verbunden,
so daß die sämtlichen einspringenden Winkel in den Zwillingsgrenzen
dadurch verschwinden, so ahmt der komplizierte Zwilling in zahl-
reichen Fällen Formen einfacher KrystaUe von weit höherer Sym-
metrie täuschend nach. Ein Beispiel hierfür liefert uns ebenfalls der
Harmotom, Wie wir bei der speziellen Betrachtung dieses Minerals
unten sehen werden, sind häufig Zwillinge wie Fig. 267 zu kompli-
zierten Doppelzwillingen (Zwölflingen) verbunden, welche sehr nahe
die Gestalt des Rhombendodekaeders besitzen und so die Symmetrie
des regulär-vollflächigen Systems zeigen. Die Zahl der Symmetrie-
ebenen ist dabei von einer bei einem Individuum auf neun in dem von
zwölf Individuen gebildeten Zwillingsstock gewachsen. Voraussetzung
hierbei ist stets, daß die Individuen niederer Symmetrie Winkel be-
sitzen, die den Winkeln der durch die Zwillingsbildung nachgeahmten
Formen höherer Symmetrie so nahe wie möglich entsprechen. So
schneiden sich zwei Prismenflächen beim Harmotom unter 120** 1'.
Es sind dieselben Flächen, die beim Zwölf ling die Flächen, und deren
Kanten die Kanten des scheinbar einfachen Rhombendodekaeders
bilden ; bei einem wirklichen regulären Rhombendodekaeder ist dieser
Winkel genau = 120 ^. Solche scheinbar einfache und einheitlich
gebaute Krystalle, die durch derartige mehr oder weniger komplizierte
Zwillingsbildung Formen höherer Symmetrie annehmen oder nach-
ahmen, nennt man mimetische, die Erscheinung selbst Mimesie, Mi-
metisch ist also z. B. der KrystaU von Harmotom (Fig. 267), der wie
ein rhombischer einfacher Krystall aussieht und das erwähnte Rhomben-
dodekaeder, das an manchen anderen Krystallen desselben Minerals
Nachahmende Gestalten. 209
auftritt. Nicht mimetisch ist der Zwilling von Älbit (Fig. 237), dessen
einspringende Winkel ihn sofort als nicht einfach, als Zwilling, er-
kennen lassen.
Bei manchen Mineralien, z. B. beim Harmotom, ist es sicher, daß
ihre, höhere Symmetrie zeigenden, scheinbar einfachen Krystalle in
der Tat mehr oder weniger komplizierte Zwillingsbildungen der er-
wähnten Art darstellen, daß sie also mimetisch sind. Bei anderen
Mineralien ist es jedoch zweifelhaft, ob ihren Krystallen die Eigenschaft
der Mimesie zukommt^ oder ob sie tatsächlich die höhere Symmetrie
besitzen. So nehmen manche Mineralogen an, daß die quadratischen
Formen des Apophyllit aus monoklinen, die rhomboedrischen Formen
des Chabasü aus triklinen Individuen zwillingsartig aufgebaut und
also nur mimetisch-quadratisch resp. mimetisch-rhomboedrisch seien.
Der Grund, warum man diese Krystalle nach dem Vorgang von
MäUard (Explication des ph6nomönes optiques anomaux 1877) in der
angedeuteten Weise auffaßt, ist der, daß sie gewisse Erscheinungen,
kleine Winkelunterschiede, Blätterbrüche, und besonders gewisse op-
tische Eigenschaften etc. zeigen, welche sich nicht mit dem Krystall-
system der höheren Symmetrie direkt vereinigen lassen, dagegen un-
gezwungen mit der niedrigen Symmetrie der verwachsenen Einzel-
individuen. So sind viele Apophyllitkrystalle (nicht alle) optisch zwei-
achsig, ebenso viele Chabasitkrystalle, während sie dem quadratischen
resp. rhomboedrischen System entsprechend einachsig sein müßten etc.
Die Untersuchungen hierüber sind aber noch nicht abgeschlossen, und
solche mimetischen Krystalle werden durchaus nicht von allen Mine-
ralogen in der angedeuteten Weise aufgefaßt. Viele halten den
Apophyllit wirklich für quadratisch und den Chabasit wirklich für
rhomboedrisch etc. und erklären jene mit der höheren Symmetrie
nicht zu vereinbarenden Erscheinungen, namentlich die optischen, durch
Störungen, welche die Krystalle bei ihrer Bildung oder später erlitten
haben, um so mehr, als man ganz ähnliche abweichende Erscheinungen
an sicher quadratischen, rhomboedrischen etc. Krystallen beliebig
künstlich nachmachen kann.
(Vergl. (257) optische Anomalien; ferner Tschermak^ Ztschr. d. deutsch, geol.
Ges, Bd. 31. 1879. pag. 637; Becke, Chabasit; Rumpfe Apophyllit etc.) Vergleiche
auch Boracit, Leucit, Granat, Perowskit etc., wo aber z. T. noch andere Verhältnisse
mit zn berücksichtigen sind. Siehe auch Grenzformen (80).
172. Nachahmende Gestalten. Dnrch teils paralleles , teils
zwillingsartiges, allerdings häufig nicht immer ganz vollkommen regel-
mäßiges Verwachsen kleiner Kryställchen entstehen zuweilen eigen-
tümliche Krystallaggregate , welche namentlich bei den gediegenen
Metallen eine Rolle spielen. Sie werden mit allerlei organischen oder
anderen Gebilden verglichen, deren Gestalt sie nachahmen und nach
Bauer, Mineralogie. ^^
210 Nachahmende Oeatalteii.
denen sie benannt werden. Sie werden deswegen (Dbrigens mit
einigen anderen Formen) unter der Bezeichnung der „naclialimenden
Gestalten" zusammengefaßt
Wenn kleine ErystäUchen mit ihren diametral gegenüberliegen-
den Ecken, Kanten oder Flächen in einer Reihe parallel aneinander
wachsen, so z. B. kleine Oktaederchen gediegenen Silbers mit ibren
Ecken, so entstehen tanggezogene Erystallstrahlen, welche teils ganz
gerade, teils anch mehr oder weniger stark gebogen Bind. Die einzelnen
KrystSllcheu einer solchen Reihe sind vielfach ganz scharf aasgebildet,
häufig sind sie auch stark gerundet, und schließlich gibt es solche
Strahlen, wo jede Spur von Kanten und Ecken verschwunden ist, so
daß müde droht- oder kaarförmige Gebilde vorliegen. Diese, mit den
scharf aaskrystallisierten durch alle möglichen Übergänge verbunden
und also nicht wesentlich in der Bildnng von ihnen verschieden, sind
meistens stark gekrümmt, die feinen Haare des gediegenen Silbers
sind sogar zuweilen in dichte Ballen zusammengerollt und ineinander
verschlangen. Derartige Bildungen werden moosförmig genannt Manch-
mal haben solche Drähte eine ziemlich erhebliche Dicke; sie sind dann
oft einfach gebogen wie Eberzähne and werden daher ebenfalls als
Zähne bezeichnet; oft sind sie anch stärker gekrfimmt und sogar
pfropfenzieherfbrmig eingerollt. Zahnförmige und ähnliche Gestalten
bildet nnter den Metallen besonders das Silber, Übrigens auch bei-
spielsweise das Steinsalz.
Krystallstrahlen wie die oben genannten darchkrenzen sich nun
nicht selten. Dies geschieht häufig in einer Ebene, wobei sie Winkel
von 60" und von 90" mitein-
ander machen; es entstehen
dann sog. (2etuirät$cA« Bildungen
(vergl. auch 188), welche be-
1 sonders bei dem gediegenen
Knpfer nud anderen regulär
krystallisierten Metallen ans-
\ gezeichnet zu beobachten sind
^ (Fig. 292) : mehr oder weniger
dicke Sti-ahlen schneiden sich
i nnter 60" und bilden in der
Ebene ein mehr oder weniger
I dichtes Maschenwerk. Diese
krystallisierten Dendriten sind
aber fast durchweg so gebaut,
daß sie einen Zwilling bilden,
dessen Zwillings- und Ver-
^^' *^ wacbsnugsebene parallel der
Verwachsung ungleichartigeT Erystalle. 211
Fläche der Hanpterstreckung des Maschenwerks durch dasselbe hindurch-
geht. Die obere Hälfte dieses letzteren bildet ein trotz des maschigen
Baues einheitliches von dem Würfel a, dem Oktaeder o und dem Rhomben-
dodekaeder d begrenztes Individuum, ebenso die untere, aber diese
beiden Hälften sind Zwillinge nach der erwähnten Fläche, die einer
Oktaederfläche parallel geht. Die Maschen sind zuweilen sehr eng,
die Zwischenräume zwischen den einzelnen Strahlen verschwinden
häufig ganz und es entstehen Bleche^ besonders ausgezeichnet beim
gediegenen Gold. Solche Bleche sind ganz in derselben Weise ge-
baut, wie die erwähnten Dendriten, die obere und untere Hälfte sind
in Zwillingsstellung zueinander : die Hauptausdehnungsfläche des Blechs
ist Zwillingsfläche, die das Blech in zwei halb so dicke Hälften teilt.
Bei dem regulären Gold sind die Flächen des Blechs parallel einer
Oktaederfläche. Vielfach sind auf ihnen die einzelnen miteinander ver-
wachsenen Individuen durch regelmäßige Dreiecke und die Zwillings-
stellung der oberen Hälfte zur unteren durch deren gegenseitige
(parallele) Lage auf der Ober- und Unterseite angedeutet
Durchkreuzen sich die Strahlen nach mehreren Richtungen, welche
nicht alle einer Ebene angehören, so geschieht dies entweder, wie
z. B. beim gediegenen Silber, in der Art, daß von einzelnen Punkten
eines Hauptstammes Seitenäste unter 90** oder 60^ ausstrahlen, von
welchen wieder in ähnlicher Weise kleinere Zweige abgehen können.
Dies sind die regelmäßig baumförmigen Bildungen. Oder die in drei
oder mehr Raumrichtungen durcheinander gewachsenen Strahlen bilden
ein mehr oder weniger dichtes räumliches Maschengewebe, wie beim
Speiskobalt, Bleiglanz, Gediegen Wismuth etc. Solche Bildungen nennt
man gestrickt oder GitterhrysiaXle.
Yerwachsang ungleichartiger Krystalle.
173. Verwachsung nngleichartlger Mineralien. Zuweilen verwachsen auch
Erystalle von yerschiedenen Substanzen, deren Zusammensetzung und KrystaUform
gar keine Beziehungen zueinander erkennen lassen, in regelmäßiger, krystallo-
graphisch definierbarer Weise miteinander, und die häufige Wiederholung der Ver-
wachsung von Erystallen zweier bestimmter Substanzen in stets gleicher Art zeigt,
daß man es nicht mit einer zufälligen, sondern mit einer gesetzmäßigen Erscheinung
zu tun hat. Die Gesetzmäßigkeit pflegt darin zu bestehen, daß die beiden Erystalle
bestimmte Flächen, und in diesen bestimmte Eanten gemein haben, oder daß diese
Eanten sich rechtwinklig kreuzen.
Ein Beispiel hierzu bildet der trikline langprismatische Cyanit und der rhom-
bische, ebeufidls langsäulenförmige Staurolith, Stets liegt bei dieser Verwachsung
der Staurolithkrystall so auf dem Cyanit, daß seine Flächen o (Fig. 17) mit der
Hauptspaltungsfläche des letzteren und bei beiden die langen Prismenkanten paraUel
sind. Auf vielen rhomboedrischen EisenglanzkrystaUen sind quadratische Butü'
hrystaüe so aufwachsen, daß dieselben mit einer Fläche des Prismas 2. SteUung
auf der Basis des Eisenglanzes liegen, und zwar mit ihrer Hauptachse senkrecht zu
14*
212 Habitus der Krystalle.
den Kanten dieser Basis gegen die flächen des nächsten stumpferen Bhomboeders.
Ähnliche gesetzmäßige Verwachsungen zeigen noch Quarz und Kalkspat, Fahlerz
und Kupferkies etc. (Sadebeck, Angew. Krystallographie 1876 pag. 244 ff.) Eine
andere gesetzmäßige Verwachsung ungleichartig zusammengesetzter Krystalle ist
die isomorphe Fortwachsung (288).
F. Beschaffenheit und Ausbildung der Krystalle.
Wir betrachten hier die allgemeinen Verhältnisse der Krystallformen , der
KrystaLlf ächen und der inneren Beschaffenheit der Krystalle namentlich in ihrer
Abweichung von dem oben Torausgesetzten idealen Zustande, sowie die Art und
Weise des Auftretens der Mineralien in der Natur und der dadurch bedingten Aus-
bildung der Krystalle.
174. Habitns. Die Krystalle haben nur selten ihre ideale Form
(24). Die meisten weichen infolge der verschiedenen Größe gleich-
artiger Flächen hiervon mehr oder weniger stark ab; sie sind ver-
zerrt.
Durch die besondere Art der Ausbildung der Krystallflächen
nach relativer Größe und Gestalt wird ganz allgemein der Habitus
der Krystalle hervorgebracht, wobei aber allerdings auch oft Zwillings-
bildung und anderes eine EoUe spielen. Der Habitus ist eine niclit
ganz unwichtige Eigenschaft. Er ist mehr oder weniger von der Art
der Entstehung der Krystalle abhängig und kehrt daher bei ein und
demselben Mineral unter den gleichen Bildungsumständen vielfach in
tibereinstimmender Weise wieder, während unter abweichenden Be-
dingungen ein anderer Habitus zur Entwicklung gelangt. Bei der
Beschreibung des Habitus werden leicht verständliche Ausdrücke be-
nutzt, wie: prismatisch oder säulig, nadeiförmig, spießig und haar-
förmig; plattig oder taflig, blättchenförmig, pyramidenförmig etc.
Eine und dieselbe Krystallform kann, wie wir schon oben bei der
Betrachtung der hexagonalen und quadratischen Formen gesehen haben,
sehr verschiedenen Habitus zeigen. Ein hexagonales Prisma mit der
Basis kann säulig, nadel- oder haarför'mig, taflig oder blättchenförmig
ausgebildet sein, je nachdem die Prismen dick oder dünn und die Basis-
flächen weit voneinander entfernt sind, oder einander nahe liegen. —
Ein quadratisches Oktaeder mit der Basis zeigt pyi^amidenförmigen
Habitus, wenn die Endecken nur wenig, dagegen taf ligen oder blättchen-
förmigen Habitus, wenn sie stark bis sehr stark abgestumpft sind, so
daß von den Pyramidenflächen schließlich nur äußerst schmale Streifen
übrig bleiben. Ähnliche Verschiedenheiten in der Ausbildung können
Beschaffenheit der Erystallfi&cheiL 213
bei anderen Erystallformen vorkommen. Umgekehrt kann aber auch
derselbe Habitus bei der verschiedenartigsten, krystallographischen
Begrenzung wiederkehren. Eine Nadel kann ein hezagonales, quadra-
tisches oder ein anderes Prisma von langer und dunner Gestalt^ eine
Tafel eine hexagonale oder quadratische Pyramide oder irgend ein
Prisma mit nahe beieinander liegenden Basisflächen darstellen etc.
Wenn man Erystalle als Nädelchen, Täfelchen, Blättchen etc. be-
schreibt, so ist das vollkommen unbestimmt. Es wird damit nur etwas
über den verhältnismäßig gleichgültigen Habitus, aber nichts über die
sehr viel wichtigere eigentliche Krystallform ausgesagt Eine und
dieselbe Substanz kann unter gewissen Umständen Nädelchen, unter
anderen Umständen Blättchen bilden und doch jedesmal krystallogra*
phisch genau dieselbe Begrenzung haben.
Durch die verschiedene Ausbildung gleicher Flächen bei der Ver-
zerrung wird eine ganz andere Symmetrie, und zwar eine niedrigere
nachgeahmt, als sie dem Krystall eigentlich zukommt Umgekehrt
kann durch das Gleichwerden der Form krystallographisch ungleicher
Flächen die Symmetrie scheinbar erhöht werden. Ein Würfel kann
scheinbar quadratisch und rhombisch werden, wenn die Parallelflächen
verschiedene Entfernung voneinander haben. Ein reguläres Oktaeder,
bei dem zwei gegenüberliegende Flächen nahe zusammen oder weit
auseinander rücken, bildet ein scheinbares Bhomboeder mit der Basis.
Granatoeder geben, in der Richtung einer vierzähligen Sjrmmetrie-
achse verkürzt oder verlängert, eine scheinbar quadratische, in der
Richtung einer dreizähligen Symmetrieachse verkürzt oder verlängert
eine scheinbar rhomboedrische Kombination etc. Ein Würfel kann
daher regulären, quadratischen oder rhombischen, ein Oktaeder regu-
lären oder rhomboedrischen, ein Granatoeder regulären, quadratischen
oder rhomboedrischen, alle auch u. a. einen ganz unregelmäßigen Habitus
annehmen etc. Die in der Idealform gleichen Winkel und die Flächen-
beschaffenheit bleiben dabei jedoch selbstverständlich immer dieselben,
so daß man daran, auch bei Verzerrung zu ganz symmetrielosen
Formen, die richtigen Symmetrieverhältnisse zu erkennen vermag,
wenn schon oft nur durch eingehendes und mühevolles goniometrisches
Studium.
Einen gewissen Einfloß anf den Habitos der ErystaUe hat auch das Euweilen
zn beobachtende yoUkommen gesetzlose Fehlen einzelner von den der Symmetrie
nach eigentlich za erwartenden Flächen. Anch diese Erscheinung wird zuweilen
Meroedrie genannt (63).
175. Krystallflachen. Die Krystallflächen sind, wie schon oben
erwähnt wurde (8), kaum jemals vollkommen eben und glatt. Am
meisten ist dies noch bei kleinen aufgewachsenen Krystallen der Fall,
welche daher auch zu goniometrischen Messungen am geeignetsten sind.
214 Beschaffenheit der Krystallflächen.
Abweichungen von der Ebenheit, also krumme Flächen und da-
mit auch krumme Kanten, kommen nicht so gar häufig vor; die ge-
krümmten Flächen sind meist konvex, seltener konkay. So ist es
beim Diamant, der fast ausschließlich krumme Begrenzungsflächen hat ;
nur die an ihm vorkommenden Oktaederflächen sind stets eben. We-
niger häufig finden sich krumme konvexe Flächen an Gypskrystallen,
die zuweilen linsenförmig gerundet aussehen. Eigentümlich sind die
sog. geflossenen Krystalle, deren Flächen und Kanten so abgerundet
sind, wie wenn sie eine oberfiächliche Schmelzung erlitten hätten (was
aber nicht immer der Fall ist); so bei manchen Krystallen des Apatit,
des Augit^ der Hornblende, des Bleiglanzes etc. Namentlich die in
Eontaktzonen (302) im kömigen Kalk eingewachsenen Krystalle zeigen
häufig diese Erscheinung.
Vielfach ist die Flächenkrümmung nur eine scheinbare; die
Flächen sind aus einer größeren Anzahl von kleinen ebenen Flächen-
elementen zusammengesetzt, welche annähernd aber nicht ganz voll-
kommen in ein Niveau fallen. Dies ist einmal der Fall, wenn eine
größere Anzahl von kleinen ebenflächigen Krystallen in nicht voll-
kommen paralleler (hypoparalleler) Stellung miteinander verwachsen.
So entstehen z. B. die krummen Flächen der sattelförmigen Braun-
spatkrystalle (Fig. 265), ebenso diejenigen des kugeligen Prehnits, des
garbenförmigen Desmins (Fig. 256) und mancher Bergkrystalle. In
anderer Weise wird die scheinbare BjrümmuDg dadurch hervorgebracht,
daß an völlig einheitlich gebauten Krystallen in einer Zone zahlreiche
sehr schmale Flächen auftreten, welche zusammen den Eindruck einer
kontinuierlichen cylinderförmigen Krümmung hervorbringen, z. B. beim
hexagonalen Beryll (116), beim quadratischen Vesuvian (134).
Abweichungen von der vollkommenen Glätte bei in ihrer Haupt-
erstreckung ebenen Flächen, d. h. das Auftreten kleiner Rauhigkeiten
auf in der Hauptsache ebenen Flächen ist häufiger, als die Krümmung.
Nach der speziellen Beschaffenheit unterscheidet man : Drüsige Flächen,
viele kleine von anders gerichteten Flächen begrenzte Krystallecken
sitzen auf den Flächen auf. Solche drusige Flächen sind z. B.
die Flächen der aus parallelen Würfelchen verwachsenen okta-
edrischen FlußspatkrystaUe (Fig. 254). Bei rauhen Flächen sind
diese kleinen Erhabenheiten scharfkantig und eckig, aber unregelmäßig
begrenzt. Diese Unregelmäßigkeiten sind vielfach sehr fein und dann
die Flächen stets matt. Kömige Flächen sind von kleinen rundlichen
Erhabenheiten bedeckt. Manche Flächen tragen wenige regelmäßig
gestaltete größere Erhabenheiten ; so die Dihexaederfiächen des Quarzes
vielfach flache gerundet dreiseitige Schuppen {schuppige Flächen) etc.
Auf manchen Flächen sitzen in großer Zahl und dicht nebeneinander
kleine sehr niedrige Pyramiden, begrenzt von Seitenflächen, welche von
Beschaffenheit der KrystaUfiächen. 215
jenen Flächen nur um sehr kleine Winkel abweichen (vizinale Flächen,
176), und an den Ecken parallel mit der betr. Fläche sehr breit ab-
gestumpft. Solche Flächen heißen parkettiert oder facettiert; sie finden
sich am Zinnstein, Vesuvian etc.
Besonders hänfig bemerkt man auf den Erystallflächen eine mehr
oder weniger regelmäßige Streifung oder Biefung, Sie ist teils fein,
teils dick und grob, geradlinig oder auch wohl gebogen und krumm,
und verläuft auf den Flächen meist in einer ganz bestimmten Sich-
tung, so z. B. auf den Würfelflächen des Schwefelkieses parallel den
Wurfelkanten, auf den Prismenflächen des Quarzes senkrecht zu den
Prismenkanten und parallel den Kanten zu den Rhomboederflächen etc.
Seltener ist es, daß auf einer Fläche in mehreren Richtungen Streifen
gehen, die sich dann aber meist nicht schneiden, sondern längs einer
geraden Linie zusammenstoßen und eine federartige Streifung bilden.
Diese findet sich vorzugsweise bei Zwillingen (160), aber auch bei
einfachen Erystallen (Glimmer, Chabasit). Die Streifen sind oft durch .
auf den Flächen aufsitzende, feine, langgezogene Erhabenheiten ge-
bildet, besonders die nicht ganz geradlinige Streifung. Nicht selten
entsteht die Streifung aber auch dadurch, daß zwei Flächen vielfach
wiederholt treppenförmig (oscillatorisch) miteinander abwechseln, so
z. B. beim Quarz die Prismenfiächen und die darüber liegenden
Rhomboederflächen. Je niederer und kleiner die Treppen sind, desto
feiner die Streifung, die nach ihrer Entstehung als Kombinations'
streifung bezeichnet wird. Diese treppenförmige Abwechslung von
Flächen bringt zuweilen stark gestreifte Scheinflächen hervor. So
findet man die Schiefendflächen P und x an manchen Feldspat-
krystallen (Adular) derart miteinander oscillatorisch vielfach ab-
wechselnd, daß aUe dadurch entstehenden Kanten in eine Ebene
fallen, welche dann als eine scheinbare, in der Richtung dieser
Kanten stark gestreifte Fläche an dem Krystall sich darstellt.
Aber nicht nur durch Erhabenheiten wird die Glätte und Eben-
heit der Krystallflächen gestört, sondern auch durch Vertieftmgen, In
viele Flächen sind kleine mehr oder weniger regelmäßige Vertiefungen
eingesenkt, zuweilen von ganz ebenen kleinen Flächenelementen be-
grenzt, die sich in scharfen nach innen gerichteten Kanten und Ecken
schneiden und die ganz bestimmten Krystallflächen parallel gehen.
Zuweilen werden diese Vertiefungen aber auch von ganz unregel-
mäßigen Flächen gebildet, besonders wenn sie größer sind. Es sind
dies wahrscheinlich zum Teil nicht ursprüngliche Unregelmäßig-
keiten, sondern sie sind durch die korrodierende Tätigkeit des
Wassers und anderer Agentien später eingeätzt, es sind natürliche
Ätzfiguren (200). Sind die Vertiefungen der Flächen zahlreich,
groß, unregelmäßig, scharfkantig und eckig, wenn auch nicht
216 Vudnale Flächen. Erystallskelette.
gerade ebenflächig begrenzt, so heißt die Fläche eerfressen (zerfressene
Krystalle).
Eine eigentümliche Art von Rauhigkeit zeigen die Krystalle
mancher Mineralien dadurch, daß ihre Flächen mit oft staubförmig
feinen Teilchen einer fremden Substanz bedeckt sind. Dabei herrscht
nicht selten die Gesetzmäßigkeit, daß auch hierin die gleichwertigen
Flächen eines Erystalls sich gleich und von den anderen verschieden
verhalten. Manche Flächen sind in dieser Weise bestäubt, andere an
demselben Erystall nicht. So sind an zahlreichen Erystallen des
alpinen Adulars (vgl. Fig. 496) die Flächen des Klinopinakoids M
und des Prismas z mit grünem Chloritstaub überzogen, die anderen
Flächen nicht etc.
176. Tlsinale Flftehen* Eine eigentümliche Erscheinung, welche die Be-
sch&tfenheit der Erystallflächen vieler Mineralien zuweilen beeinflaßt, sind die sog.
vizinalen Flächen. Diese Erscheinung besteht darin, daß eine Fläche, welche nach
ihrer Lage gegen die anderen Flächen einen durch einfache Indices bestimmten
Ausdruck zu haben scheint, nach mehreren über sie hinweggehenden sehr stumpfen
geraden Kanten gebrochen oder geknickt ist und dadurch in eine Anzahl von Flächen-
stücken zerfällt, welche miteinander und mit der Fläche, welche auf den ersten
Blick allein vorhanden zu sein scheint, sehr stumpfe Winkel machen. Diese Flächen-
stücke sind vizinal zu der großen scheinbaren Gesamtfläche, der zuweilen eine der
Facetten genau parallel geht, zuweilen auch nicht. Diese Teilflächen liegen oft in be-
stimmten Zonen und haben rationale Indices, sind also echte ErystaUflächen, die
Ausdrücke sind aber sehr kompliziert. So sieht man z. B. an Adularkrystallen häuflg
die Prismenflächen T durch solche stumpfe Kanten abgeteilt. Es ist nicht mehr die
Fläche T mit dem Ausdruck ooP (110) rechts und links von der Querfläche K
vorhanden, sondern in dem Fig. 293 als Beispiel gezeichneten Fall
sind statt T die diesem sehr nahe liegenden Flächen | = 43 . 42 . 1 ;
S = 71 . 70 . 1 etc. vorhanden. Eine dieser Facetten ist auch genau
mit T paraUel und hat also den Ausdruck: r=110. Eine ähn-
liche Erscheinung etwas anderer Art ist mit dem Namen Polyedrie
Fig. 293. belegt worden. (Websky, Ztschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. 15, 1863,
pag. 677. A. Scacchi, ibid. pag. 16.)
177. Krystallskelette. Eine eigentümliche Beschaffenheit nimmt
oft die Oberfläche der Krystalle an, wenn beim Wachstum derselben
die neue Substanz sich vorzugsweise an einzelnen Stellen anhäuft.
Geschieht dies an den Kanten, so ist die Folge, daß die Flächen nach
ihrer Mitte hin vertieft erscheinen (Quarz). Ist diese Anhäufung an
den Kanten so regelmäßig, daß die Vertiefung nach dem Innern der
Flächen in ebenflächigen und geradlinigen Treppen erfolgt, wie z. B.
nicht selten am Bleiglanz, dann heißt die Fläche kastenförmig vertieft
Zuweilen ist die Einsenknng der Fläche nur gering und seicht, zu-
weilen ist die Substanz des KrystaUs so sehr an den Kanten koncen-
triert, daß von den Flächen aus tiefe Höhlungen oft bis zum Krystall-
mittelpunkt reichen. Dann ist der Krystall durch die Kanten ge-
Krystallschalen. ZonarstniktiLr. 217
wissermaßen nur im umriß angedeutet, aber die Umrisse sind nicht
mit Masse ausgefüllt. Solche Bildungen heißen KrystcdlsMette (Berg-
krystall; Bleiglanz). Einsenkungen der Krystallflächen werden übrigens
auch zuweilen durch teilweise Wegführung der Substanz aus dem
Krystall hervorgebracht; so sind z. B.bei den in Malachit verwandelten
Krystallen von Rotkupfererz aus Chessy bei Lyon die Flächen in der
Mitte vertieft, weil bei der Umwandlung mehr Substanz weg- als zu-
geführt wurde, so daß die entstehende Verbindung (der Malachit) den
durch die Kanten des Rotkupfererzkrystalls im Umriß angegebenen
Raum nicht mehr völlig ausfüllen konnte.
Häuft sich die Masse mehr auf den Flächen an, so sind diese
in ihrer Mitte erhöht, und an den Kanten sind infolgedessen die
Krystalle vertieft — eingekerbte Kanten — . Solche beobachtet man
bei manchen Quarzen, beim Rotkupfererz, Gold, Silber etc. (siehe da-
gegen die infolge von Zwillingsbildung eingekerbten Kanten des
Diamaut).
178. Krystallschalen. Sehr verbreitet ist der schalige Aufbau
vieler Krystalle, der die Folge der allmählichen, z. T. sogar einer
intermittierenden Bildung ist. Häufig ist nur der Kern von der
Hülle verschieden, wie bei den amerikanischen Turmalinen, wo eine
äußere grüne Schicht eine innere rote Partie umgibt Oft liegen
aber auch einzelne dünnere Schichten parallel der äußeren poly-
edrischen Umgrenzung in größerer Anzahl übereinander. Diese
hängen meist fest zusammen, sie treten aber auf dem Bruch der
Krystalle deutlich hervor, wenn sie kleine Unterschiede im Aussehen,
also in Farbe, Durchsichtigkeit etc. erkennen lassen (ZonarstruUur).
So ist es z. B. bei den Krystallen des gemeinen Quarzes, die häufig
aus einer sehr großen Zahl solcher dünnen Lagen aufgebaut sind
Bei manchen Mineralien tritt die Schichtenbildung erst bei der Ver-
witterung deutlich hervor oder bei künstlichem Anätzen der Brnch-
flächen. Bei manchen anderen Krystallen sind die Schichten nament-
lich in der Farbe so verschieden, daß sie auf den ersten Blick und
mit größter Deutlichkeit ins Auge fallen, so bei manchen Amethysten,
in denen vielfach einzelne Lagen weißen Quarzes parallel mit den
äußeren E[rystallflächen eingeschaltet sind. Manchmal trägt ein
Kemkrystall nur Ecken desselben Minerals von anderer Farbe, z. B.
gibt es violette Würfel von Flußspat mit weißen Ecken etc. Sehr
deutlich tritt diese allmähliche Bildung der Krystalle hervor, wenn
die Oberfläche eines im Innern steckenden Kernes mit einer dünnen
Schicht eines anders gefärbten fremden Minerals bedeckt ist. So findet
man nicht selten Bergkrystalle, in denen ein kleinerer Bergkrystall-
kem steckt, dessen Rhomboederflächen mit Ghloritstaub bedeckt sind.
218 Sandührstniktiir.
SO daß ein kleines grfines, der äußeren Begrenzung paralleles Dihexa-
eder durch die äußere wasserhelle Substanz durchscheint. Am deut-
lichsten wird aber der Aufbau aus einzelnen Schichten, wenn diese
nicht fest zusammenhängen, sondern nur lose übereinander liegen und
sich voneinander abheben lassen, wie z. B. bei dem sog. Eappenquarz,
bei manchen E[rystaUen von Epidot^ Vesuvian, Wolframit etc.
Als eine häufige Erscheinung zeigt sich die Schalenbildung (Zonar-
struktur) der Mineralien unter dem Mikroskop. Die Leucite, Feld-
spate, Granaten, Augite etc. in den Gesteinen erweisen sich häufig
als aus einzelnen dünnen Schichten aufgebaut, welche sich koncentrisch
um einen centralen Kern herumlagem und die in ihrer äußeren Form
mehr oder weniger vollkommen mit dem Kern und miteinander über-
einstimmen.
Die Schalenbildung kommt dadurch zu stände, daß bei der Ent-
stehung der ErystaUe das Wachstum durch Ablagerung immer neuer
Schichten auf der jeweiligen Oberfläche erfolgt Sind diese Schichten
alle vollkommen gleichartig und wird der Bildungsprozeß in keiner
Weise gestört oder gar unterbrochen, dann sind sie einzeln nicht be-
merkbar; derErystall erscheint vollkommen homogen und zusammen-
hängend. Ändert sich dagegen während des Prozesses die Lösung
oder der Schmelzfluß, worin der Krystall wächst, dann werden auch
die neugebildeten Schichten von den älteren Teilen des Krystalls ver-
schieden sein können und sich in Farbe, Durchsichtigkeit etc., kurz
im ganzen Aussehen und z. T. auch in ihren physikalischen Eigen-
schaften von der letzteren mehr oder weniger deutlich abheben.
Tritt eine solche Änderung nur einmal ein, dann ist ein Kern von
einer davon abweichenden Hülle umgeben. Geschieht dies öfter, dann
entspricht jeder einzelnen Änderung eine in ihrer Beschaffenheit von
der benachbarten verschiedene Schicht und umgekehrt Tritt eine
Unterbrechung im Wachstum ein, wächst der Krystall nicht stetig,
sondern intermittierend, und bedeckt sich dabei die Oberfläche des-
selben mit einer noch so dünnen Schicht einer fremden Substanz, so
hängen die neugebildeten Schichten vielfach nicht mehr fest an ihrer
Unterlage und lassen sich nun kappenförmig von dem Kern abheben.
179. Sanduhrstruktnr. Die Ablagerung der neuen Substanz bei
der Vergrößerung eines Krystalls geht von dessen Flächen aus. Über
jeder Fläche schreitet das Wachstum in der erwähnten Weise weiter.
Die neuen Schichten über jeder Fläche werden immer größer und
ausgedehnter und grenzen in den Kanten und Ecken an die zu den
benachbarten Flächen gehörigen gleichalteu Schichten. Der ganze
Krystall kann so als zusammengesetzt aus einer der Anzahl seiner
Flächen entsprechenden Zahl von Pyramiden gedacht werden, deren
EiiiBchlttBse.
219
Fig. 294.
Spitzen im Krystallmittelpnnkt liegen, deren Basis die betr. Fläche ist
und die sich nach außen allmählich immer mehr vergrößern und er-
weitem (Fig. 294). Sie werden danach als AmoachS'
Pyramiden oder Anwachskegel bezeichnet. Wie die Krystall-
flächen in ihrer Beschaffenheit verschieden sein können
(8), so können u. U. auch die zu ihnen gehörigen An-
wachskegel in ihrer Beschaffenheit und in ihrem Aus-
sehen, besonders in der Färbung, verschieden werden.
Die sich gleichzeitig ablagernden Schichten sind dann
auch nicht mehr rings um den Erystall herum einander
gleich, sondern von den anstoßenden über den benach-
barten Flächen etwas verschieden. Die Folge eines
derartigen Aufbaues aus verschiedenen Anwachskegeln
ist dann nicht selten eine Struktur des Erystalls, die sich, wie
Fig. 294 deutlich zeigt, mit der einer Sanduhr vergleichen läßt
und die danach als Sanduhrstruktur bezeichnet wird. Sie kann beim
Chiastolith, bei manchen Augiten und auch bei sonstigen Mineralien
beobachtet werden.
ISO. Einschlüsse. Auch die Eigenschaft der Homogenität ist
bei den Krystallen oft nur unvollkommen ausgebildet. Dies zeigt
schon der soeben betrachtete schalige Aufbau vieler derselben. Noch
größer ist jedoch die Störung der gleichmäßigen Beschaffenheit durch
die Anwesenheit fremder Substanzen im Innern der Erystalle, die
man als MnsMüsse (Interpositionen) bezeichnet und die beim Wachs-
tum der Erystalle in diesen eingehüllt wurden. Sie können fest,
flüssig oder gasförmig sein. Zwischen ihnen ist die Substanz des
umhüllenden Erystalls, des sog. Wirts, vollkommen homogen, aber die
Homogenität des ganzen Gebildes wird durch ihre Anwesenheit mehr
oder weniger beeinträchtigt. Sie finden sich häufig nur vereinzelt,
oft sind sie aber auch in beträchtlicher Zahl vorhanden und in manchen
Fällen bilden sie sogar einen größeren Teil des Ganzen, als der Wirt.
Sie sind entweder regellos durch den ganzen Erystall zerstreut oder
auf einzelne Stellen beschränkt. Häufig sind sie auch in einer ge-
wissen Gesetzmäßigkeit in demselben angeordnet: mehr nach der Mitte
oder mehr nach der Peripherie hin angehäuft, oder in Schichten, die
durch einschlußarme oder -freie Schichten voneinander getrennt sind,
oder in zusammenhängenden Schwärmen, die den Erystall durch-
ziehen etc. Manchmal sind sie schon mit bloßem Auge deutlich zu
sehen, sehr viel häufiger sind sie jedoch mikroskopisch klein und nur
in bis zur Durchsichtigkeit dünn geschliffenen Platten der betreffenden
Mineralien, sog. Dünnschliffen, unter dem Mikroskope erkennbar.
181. Feste Elnschlttsse. Die festen Einschlüsse sind teils amorph,
teils krystallisiert Amorph sind sie hauptsächlich in solchen Mine-
220 Feste Einschlüsse.
ralien, welche die aus fearigem Fluß erstarrten Lavagesteine zu-
sammensetzen und denen daher ebenfalls eine derartige Entstehung
zuzuschreiben ist. Es ist hier glasartig erstarrte Gesteinsmasse,
welche nicht Zeit hatte, sich bei der Festwerdung des Ganzen in
Krystallen auszubilden. Feldspate, Leucite, Quarze etc. aus Basalten,
Trachyten, Lipariten, Felsitporphyren etc. zeigen solche Einschlüsse,
nicht selten in mehr oder weniger großer Zahl. Die einzelnen Ein-
schlüsse sind mikroskopisch klein, erreichen aber auch zuweilen eine
erhebliche Größe. Manchmal haben sie die Gestalt, welche die äußere
Begrenzung des umgebenden Krystalls zeigt (Glaseinschlüsse von der
Form des Wirts). In diesem sind sie auch in einzelnen Fällen in
irgend einer regelmäßigen Weise eingelagert z. B. in Zonen parallel
mit der äußeren Begrenzung etc. Solche Glaseinschlüsse sind sichere
Beweise für die Erstarrung der betr. Mineralien und Gesteine aus
dem Schmelzfluß, also für ihre vulkanische Entstehung.
Häufiger sind Einschlüsse von Krystallen in anderen Krystallen.
Die Formen der Einschlüsse sind verschieden. Nicht selten sind es
lange Prismen z. B. von Strahlstein, oder Eutil, oder Turmalin etc.,
besonders im Bergkrystall, welche manchmal mit einem Ende aus
diesem mehr oder weniger weit hervorragen. In anderen Fällen sind
es dünne Plättchen und Schüppchen, wie z. B. die Eisenglanz- oder
Goethitschuppen in dem Oligoklas (sog. Sonnenstein) von Tvedestrand
in Norwegen, in welchem alle diese Schüppchen parallel mit der
Hauptspaltungsfläche des Oligoklas eingewachsen sind. Auch im
Camallit findet man solche dünnen roten Schüppchen. Kömchen von
Magneteisen, Quarz etc. trifft man in vielen Mineralien,
Sind die eingeschlossenen Kryställchen sehr klein und nur noch
unter dem Mikroskop erkennbar, so nennt man sie Mihrolithen, Man
spricht so von Augit-, Nephelin- etc. Mikrolithen, doch sind diese
kleinen Gebilde oft ihrer mineralogischen Natur nach nicht sicher be-
stimmbar. Auch die Mikrolithen sind zuweilen in regelmäßiger Weise
in den Krystallen eingewachsen, so z. B. die Eisenglanzschuppen in
dem oben erwähnten Sonnenstein, Magneteisenkörnchen in Flächen
parallel mit den Kry stallflächen des einschließenden Leucits; in manchen
Glimmern findet man in drei unter 60® gegeneinander geneigten
Kichtungen parallel den Hauptblätterbrüchen sehr dünne Nädelchen
eines anderen Minerals in zahlloser Menge eingelagert, welche den
Asterismus (264) dieser Glimmer hervorbringen etc. Nicht ungewöhn-
lich ist eine Verteilung in einzelnen Schichten, die durch einschluß-
freie, reine Schichten voneinander getrennt sind.
Die Zahl der eingeschlossenen Kryställchen ist manchmal gering,
manchmal sehr groß, so daß nicht selten der ganze an sich farblose
und durchsichtige Wirt von ihnen scheinbar gleichmäßig getrübt und
Flüssigkeitseinschlfisse. 221
gefärbt erscheint. So ist der schon erwähnte Gamallit durch die
Eisenglanz- oder Goethiteinschlüsse rot, der Sonnenstein erhält dnrch
diese Schüppchen einen eigentümlichen rötlichen Lichtschein, mancher
Bergkrystall wird durch Einschluß massenhafter staubartiger Chlorit-
partikelchen dunkelgrün; ebenso wird mancher Quarz grün durch
Strahlsteinnädelchen etc. Ist aber die Zahl der Einschlüsse auch oft
sehr groß, so ist wegen der äußersten Kleinheit oder Dünne derselben
ihre Masse doch gering. So beträgt z. B. im Sonnenstein der Oehalt
an Fe^O^ nur ca, ^U^U^ trotzdem die Eisenoxydschüppchen so zahl-
reich eingewachsen sind, daß sie den roten Schiller in dem Mineral
erzeugen können, aber diese Plättchen sind eben äußerst dünn. Viel-
fach ist die Masse der Einschlüsse allerdings größer, am größten
wohl bei dem sog. krystallisierten Sandstein von Fontainebleau : Kalk-
spatkrystalle mit eingeschlossenen Sandkörnern, welche ca. -/b ^^^
ganzen Masse der Krystalle ausmachen ; ähnlich die zu rosenähnlichen
Gruppen verbundenen Schwerspatkrystalle von Eockenberg bei Butz-
bach in Oberhessen.
(Söchting, Seyffert, Leonhard und Blum, Einschlüsse von Mineralien in krystaUi-
sierten Mineralien. Haarlem 1854. Yergl. auch die in (3) angeführten Werke über
die mikroskop. Verhältnisse der Mineralien, bes. von y. Lasanlx, Rosenbusch and
Zirkel, auch in Bezug auf den nächsten Abschnitt.)
182. Flttssigkeltselnschlüsse. Man findet in den Mineralien
vielfach Hohlräume, welche selten ganz, meist nur teilweise mit einer
Flüssigkeit erfüllt sind. Namentlich in mikroskopischer Kleinheit sind
solche Einschlüsse sehr häufig, besonders im Quarz, Olivin und noch
in vielen anderen Mineralien. Sie finden sich teils einzeln, teils in
größerer Zahl nebeneinander, vielfach gleichmäßig durch den Wirt
zerstreut, oder stellenweise angehäuft, oder in zusammenhängenden
Zügen oder Schwärmen gruppiert, endlich auch ganz unregelmäßig
verteilt. Indessen sind solche Einschlüsse von makroskopischen
Größen, die mit bloßem Auge beobachtet werden können, gleichfalls
nicht selten, so z. B. im Quarz von Poretta bei Bologna, in manchen
Steinsalzkrystallen und anderen aus wäßriger Lösung gebildeten
Mineralien. Am größten sind die Flüssigkeitseinschlüsse wohl beim
sog. EnhydroSj einem Ghalcedon, der als dünne Hülle linsenförmig
rundliche halb mit Flüssigkeit erfüllte Hohlräume, oft von mehreren
Eubikcentimetem Inhalt, umschließt. Sind solche Hohlräume nicht
ganz mit der Flüssigkeit erfüllt , so steht in ihnen an der höchsten
Stelle eine Luft- oder Gasblase, die sich beim Neigen des Stückes
hin- und herbewegt, eine sog. Libelle, An dieser wird die flüssige
Natur eines solchen Einsclüusses oft am sichersten erkannt. Dies
ist auch unter dem Mikroskop möglich, wo man die Libellen häufig
ohne erkennbaren äußeren Anlaß lebhaft hin und her zittern und
222 Gasförmige Einschlttsse.
schwanken sieht. Die Flussigkeitseinschlflsse sind oft von einfach
rundlicher Form, nicht selten aber auf das komplizierteste nach allen
Richtangen verästelt und schlauchförmig verzweigt. Gar nicht un-
gewöhnlich sind sie aber auch von regelmäßig ebenen Flächen parallel
der äußeren Begrenzung des Wirts begrenzt; auch sie haben nicht
selten die Form des Wirts, wie z. B. in manchen Quarzen, besonders
schön in manchen Steinsalzkrystallen etc. Die eingeschlossene Flüssig-
keit ist von verschiedener Natur, bald fast reines Wasser, bald NaCl-
Lösung, bald flüssige Kohlensäure etc. Meist hat sie die Beschaifen-
heit der nach der Ausbildung der Erystalle übrig gebliebenen Mutter-
lauge.
183. Gasförmige Elnschlfisse. Neben den Flüssigkeitseinschlüssen,
vielfach aber auch ganz anabhängig und getrennt von ihnen trifft
man leere Einschlüsse, d. h. solche, die nur von einem Gas oder einem
Dampf erfüllt sind. Derartige Einschlüsse werden daher auch wohl
Gasporen oder Dampfporen genannt. Ihre Form ist meist rundlich,
gewöhnlich einfach, selten kompliziert verzweigt und verästelt wie
bei den Flüssigkeitseinschlüssen. Nicht ungewöhnlich haben auch
sie die Form des Wirts, wie z. B. in den Bergkrystallen von Middle-
ville, New York, wo sie bis 3 mm groß werden. Sie bilden dann die
sog. negativen Krystalle, von denen man aber in derselben Weise
auch bei Flüssigkeitseinschlüsaen von der Form des Wirts spricht.
Außer im Quarz sind solche leere negative Erystalle ganz besonders
auch im Gips, im Topas und im Eis beobachtet worden. Wie die
Flüssigkeitseinschlüsse, so sind auch die Dampfporen meist mikro-
skopisch klein, nicht selten aber auch mit bloßem Auge zu sehen;
wie diese sind auch sie, bald einzeln, bald reichlicher und in ähn-
licher Verteilung vorhanden. Es ist meistens Wasserdampf, Kohlen-
wasserstoff, Kohlensäure, Stickstoff und Sauerstoff. Manchmal sind
diese Gase unter einem höheren Druck in den Hohlräumen ein-
geschlossen, wie dies das sog. Knistersalz von Wieliczka zeigt. Dies
ist ein Steinsalz mit zahlreichen Einschlüssen von Sumpfgas und Stick-
stoff. Bringt man davon ein Stück ins Wasser, dann werden die
Hüllen, welche die Einschlüsse umgeben, von diesem aufgelöst und
daher immer dünner, bis das hochgespannte Gas die einschließenden
Wände des Steinsalzes, unter Erregung deutlicher Töne sprengt Bei
dem ganzen Lösungsprozeß hört man daher fortdauernd ein knisterndes
Geräusch und sieht gleichzeitig Gasblasen in großer Menge aufsteigen
und entweichen.
184. Ansbildung der Krystalle. Die in der Natur vorkommenden
Krystalle finden sich in zweierlei Weise ausgebildet: einmal ringsum
mit allen von der Symmetiie erforderten Flächen ausgestattet^ sodann
Eing^ewachsene ErystaUe. 223
an einer Stelle mehr oder weniger verkflmmert oder verstümmelt.
Dies hängt auf das Engste mit der Art nnd Weise des Vorkommens
nnd der Bildung der Krystalle zusammen. Bingsum vollständig aus-
gebildet sind diese, wenn sie sich in einer weichen und nachgiebigen
Umgebung schwebend oder schwimmend entwickelt haben, in der sie
später nach Festwerdnng des Ganzen eingebettet liegen (eingewachsene
KfTfstaUe). Unvollständig sind sie, wenn sie im freien Raum auf einer
Unterlage sitzend entstanden sind, von der aus sie mit ihrem freien
Ende in diesen leeren Raum hineinragen (aufgewachsene Krystalle),
Manche Mineralien finden sich nur eingewachsen (Boracit); manche
nur aufgewachsen (Kalkspat); manche andere endlich, und zwar die
meisten, bald in der einen, bald in der anderen Weise, je nach der
speziellen Art ihrer Entstehung.
185. Eingewachsene Krystalle. Die eingewachsenen Krystalle
finden sich zum Teil nur vereinzelt in der sie umgebenden Masse
(Grundmasse, Muttergestein), zum Teil sind sie darin in größerer Zahl
vorhanden; man nennt dies dann auch wohl eingesprengt. Sind sehr
viele kleine KrystäUchen (oder derbe Kömchen) eines Minerals in
einem anderen Mineral oder in einem Gesteine eingesprengt, so sagt
man, das letztere Mineral oder Gestein sei mit dem ersteren Mineral
imprägniert. Eingewachsene Krystalle, wie z. B. Feldspat und Quarz
im Porphyr, Granat im Glimmerschiefer, Magneteisen im Chlorit-
schiefer, Schwefelkies im Tonschiefer etc. sind rundum vollkommen
ausgdnldet, zu jeder Fläche, Kante und Ecke ist das parallele Gegen-
stück vorhanden, aber die Flächen sind infolge der innigen Berührung
mit der Umgebung meist matt, sogar rauh. Diese Krystalle müssen
sich in einer nachgiebigen Masse (meist ist es ein Schmelzfluß)
schwimmend oder schwebend gebildet haben, sonst hätten sie sich
nicht nach allen Richtungen hin in der Hauptsache ungehindert ent-
wickeln können.
Die eingewachsenen Krystalle liegen entweder getrennt und ohne
Znsammenhang in der Grundmasse, wie z. B. der Granat im Glimmer-
schiefer etc., oder sie sind zu mehreren miteinander verwachsen. Der-
artige aus mehreren Krystallen bestehende, in einer Grundmasse ein-
gelagerte Zusammenhäufungen nennt msn KrystaUgruppen-^ sie können
die verschiedenartigste Gestalt haben, sind aber meist kugel- oder
knollenförmig. Solche Gruppen bildet z. B. der Gips im Ton, die
Kupferlasur von Chessy ebenfalls im Ton etc. Mehr oder weniger
zahlreiche Krystallspitzen, jede einem der zusammengewachsenen Indi-
viduen angehörig, ragen an ihrer Oberfläche weiter oder weniger weit
hervor. Werden diese Individuen kleiner, resp. die polyedrische Be-
grenzung der aus der Oberfläche der Gruppe herausragenden Krystall-
224 Aufgewachsene Erystalle.
spitzen anregelmäßig, unyoUkomnien and nndeatlich, so nähern sich
die Grappen immer mehr krystallinischen Aggregaten mit randlicher
Oberfläche (187).
186. Anfgewachsene Krystalle. Die aufgewachsenen Erystalle
sitzen an dem einen Ende mit einer mehr oder weniger aasgedehnten
Fläche, der Ansatzstelle, aaf der Unterlage anf und ragen mit dem
anderen Ende frei in einen Hohlraam hinein. Die Ansatzstelle ist
oft nnr klein, manchmal aber anch sehr aasgedehnt Nimmt man
einen solchen Krystall von der Unterlage ab, so ist er an der Ansatz-
stelle unvollständig ausgeMdet, da hier sich natürlich keine Flächen
entwickeln konnten. Man kann aber, wie wir schon gesehen haben,
ein solches Krystallbruchstück nach den Gesetzen der Symmetrie und
des Flächenparallelismas meist leicht ergänzen (8). Die Flächen der
anfgewachsenen KiystaUe sind meist glatt und glänzend und daher
zur krystallographischen Untersuchung mit dem Goniometer besonders
geeignet, trotz ihrer UnvoUständigkeit.
Selten sieht man einen einzelnen Krystall aufgewachsen, meist
sind mehrere vereinigt und bilden eine Drtise (Krystalldruse, z. B.
Kalkspat-, Bleiglanz- etc. Druse). Wenn die Krystalle der Druse sehr
klein sind und gi'ößere Flächen der Unterlage bedecken, so spricht
man wohl von einem Rasen. Die einzelnen Krystalle einer solchen
Druse sind meist ganz regellos gegeneinander gestellt, zuweilen zeigen
sie aber doch eine gewisse Begelmäßigkeit in der Anordnung; man
nennt dies dann wohl einen KrystaUstock, So sind manchmal, aber
selten, alle Krystalle einer Druse parallel, oder sie konvergieren alle
nach einem Punkte, wobei sie entweder langprismenförmig (z. B.
Natrolith) oder dünn tafelförmig sind (Eisenglanz bei den sog. Eisen*
rosen der Alpen), oder die Krystalle bilden dünne Tafeln, welche
fächerförmig von einer allen gemeinsamen Linie ausstrahlen (wie z. B.
der sog. kammförmige Schwerspat). Dabei entstehen nicht selten
ziemlich regelmäßige kugelige oder ellipsoidische Gebilde; oder es
sind tropfsteinartige Zapfen, deren einzelne Krystalle senkrecht zur
Achse der Zapfen nach allen Richtungen radial hinausragen. Andere
solche Gruppierungen kommen noch vor, welche in leicht verständ-
licher Weise durch Vergleich mit bekannten Gegenständen von cha-
rakteristischer Gestalt beschrieben werden, so garbenförmig (154),
rutenförmig etc. Rosettenförmig angeordnet nennt man eine Anzahl
von meist kleinen, dünnen und lang gezogenen Krystallen, welche
alle, auf einer ebenen Unterlage aufgewachsen, radial von einem
Centrum ausstrahlen (Wavellit, Kobaltblüte) etc.
Die Krystalle der Drusen sind oft groß und lang, z. B. beim
Quarz, oft sind sie nur kurz und niedrig, z. B. beim Schwefelkies.
AnfgewachMiie Erjertalle. ^5
Zuweilen werden die Krystalle sehr klein und bilden nur eine dfinne
Haut, welche auf größere Erstreckung Gesteine und Mineralien über-
zieht. Solche Häute werden v. a. vom Quarz gebildet, der auf diese
Weise die von ihm flbei*zogenen Mineralien förmlich abgießt und ab-
formt
Die Gestalt der Drusen hängt ab von derjenigen ihrer Unter-
lage. Ist diese nahezu eben, wie z. B. die Wand einer Spalte im Ge-
birge, so ist auch die Druse eben und meist stark ausgedehnt. Sitzt
sie auf der runden Wand eines kleinen Hohlraums im Gestein, so ist
auch die Druse rund, wie z. B. die sog. Mandeln (300, 301). Indessen
sind solche runden Drusenräume nicht immer klein, sondern zuweilen
von gewaltigem Umfang, wie z. B. die sog. Erystallkeller in den
Alpen, deren Wände mit centnerschweren Quarzkrystallen besetzt sind.
Die Unterlage der deutlich ausgebildeten Krystalle ist entweder mit
dem aufsitzenden Mineral gleichartig oder nicht Ersteres ist der Fall,
wenn z. B. Quarzkrystalle auf derbem Quarz sitzen, letzteres, wenn
Flußspatkrystalle auf Sandstein, Ealkspatkrystalle auf Granit auf-
gewachsen sind, oder bei den Mineralien in den Mandeln (300). Im
ersteren Fall ist die herausragende Erystallspitze häufig die direkte
Fortsetzung eines individualisierten Stücks der die Unterlage bildenden
derben Masse, welche sich mit deutlichen Flächen nach außen hin aus
Mangel an Platz nicht ausbilden konnte, sondern nur nach innen in
den leeren Drusenraum hinein. Sehr häufig beobachtet man so, daß
in großen derben Massen eines Minerals auf Hohlräumen dasselbe
Mineral in drusenförmig aufgewachsenen Krystallen ausgebildet ist,
welche letztere sich unregelmäßig begrenzt in die derbe Masse hin-
ein fortsetzen, wie z. B. Bleiglanzkrystalle auf Drusen im derben
Bleiglanz etc.
Manchmal ist ein Mineral in Fonn einer dünnen ausgebreiteten, zusammen-
hängenden oder aach pnlverförmigen Decke oder eines sehr dünnen Häntchens anf
der Oberfläche eines anderen Minerals abgelagert, z. B. eine dünne Haut von Bot-
gültigerz, Glaserz etc., oder ein feiner Staub von Pharmakolith. Man nennt dies
einen Anflug. — Zuweilen bilden sich einzelne Krystalle oder ein feines Mehl auf
der Oberfläche eines Minerals durch chemische Umwandlung oder teilweise Auflösung
und Wiederabsatz des letzteren, z. B. Kobaltblüte auf Speiskobalt, Steinsalz auf dem
Boden von Salzsteppen etc.; man nennt dies eine ÄMshluhimg oder Efflorescenz.
187. Derbe Aggregate. Krystalle mit regehnäßigen Flächen
können nnr dann entstehen, wenn die Umstände, welche bei der
Bildung herrschten, dazu günstig sind. Ist dies nicht der Fall, bilden
sich z. B. gleichzeitig viele Krystalle auf beschränktem Baum, oder
ist die Substanz zwar fähig zu krystallisieren, aber nicht, regelmäßige
Krystalle zu bilden, wie z. B. der Brauneisenstein, so entstehen un-
regelmäßig begrenzte, derbe (6) Krystallindividuen und durch Zu-
Baaer, Mineralogie. ^^
226 Bethe Aggregate.
sammenhäafang von vielen solchen die sog. derien oder hrystdllinischen
Aggregate.
Die Individuen, welche diese Aggregate bilden, nennt man die
Zusammensdetmgssiücke derselben. Sie haben sehr verschiedene Größe.
Je nachdem man sie noch mit bloBem Auge oder erst mit dem Mikro-
skop erkennen und von den benachbarten unterscheiden kann, nennt
man die Aggregate phanerohrystaUinisch resp. mihrokrystaUimsch oder
hrypiokrystaUinisch oder meist dicht. Sie sind aber auch von sehr ver-
schiedener Gestalt und in mehr oder weniger regelmäßiger Weise mit-
einander verbunden; danach ergeben sich die StnMurformen der
Aggregate.
Sind die Zusammensetzungsstücke eines Aggregats isometrisch,
d. h. nach allen Seiten ziemlich gleichmäßig ausgedehnt, so heißt die
Struktur Mmig^ und man unterscheidet nach der abnehmenden Größe
des Korns groß-, grob-, mittel-, und feinkörnig (Kalkspat als Marmor,
Augit, Magneteisen etc.). Dichte (krypto- oder mikrokrystallinische)
kömige Aggregate bildet u. a. der Kalkspat als Kalkstein, der Blei-
glanz als Bleischweif etc.
Sind die Zusammensetzungsstücke dünn und tafelförmig, so nennt
man das Aggregat schalig, und zwar je nach der Form und Größe
der Schalen: geradschalig (Apophyllit, Kalkspat), nicht mit Blätter-
bruch zu verwechseln (194) ; krummschalig (Eisenglanz, Achat, Arsen) ;
femer dick- und dünnschalig; parallel- und verworrenschalig etc.
Besteht die ganze Masse aus einzelnen kleinen und dünnen Blättchen,
so heißt das Aggregat schuppig (Glimmer). Auch schalige und schuppige
Massen können dicht werden.
Sind die Zusammensetzungsstücke nur nach einer Eichtung ausge-
dehnt, so heißt das Aggregat stenglig oder auch wohl strahMg wenn
sie dick, fasrig wenn sie sehr fein sind. Man unterscheidet nach der
Größe der Stengel dick- und dünnstenglige, sowie kurz- und lang-
stenglige Aggegrate; nach ihrer Anordnung: parallelstenglig und
-strahlig, excentrisch- oder radial-stenglig und -strahlig, oder ver-
worrenstenglig und -strahlig. Dieselben unterschiede gelten für fas-
rige Aggregate. Stenglig ist der Pyknit, mancher Kalkspat etc.,
fasrig mancher Gips, ebenso mancher Kalkspat etc. Manche ver-
worrenfasrige Mineralien sind auch dicht, z. B. der Nephrit
Zuweilen sind die Zdsammensetzungsstücke eines Aggregats gleich-
zeitig auf mehrere verschiedene Arten miteinander verbunden, so daß
zunächst kleinere Teile in einer bestimmten Weise zu größeren Zu-
sammensetzungsstücken (höherer Ordnung) vereinigt sind, die dann,
auf eine andere Art verbunden, das Aggregat bilden (mehrfache Zu-
sammensetzung, doppelte Struktur). So ist z. B. der Achat fasrig
dicht und zugleich schalig. Mikroskopisch kleine Kömchen bilden
Derbe Aggregate. 227
beim Arsen dünne krnmme Schichten oder Schalen, welche in viel-
facher Wiederholung übereinander liegen. Manche Vorkommnisse des
Eoteisensteins sind schalig und fasrig; einzelne krumme Schalen liegen
übereinander, jede aus radial zu den koncentrischen Schalenoberflächen
gestellten Fasern bestehend. Dieselben beiden Strukturformen geben
auch die Struktur der OoUthe oder Pisölithe (z. B. Erbsenstein, Eogen-
stein). Diese bestehen ganz aus zusammengehäuften Engeln; die
Kugeln sind koncentrischschalig, jede einzelne Schale ist radial-
fasrig.
Manchmal sind solche Aggregate in bestimmter regelmäßiger
Weise nach außen abgegrenzt. Besonders häufig beobachtet man
rundliche Knollen, die zuweilen fast regelmäßig kugelförmig werden
(Wawellit) oder die auch eine cylindrische, röhrenförmige, pilzförmige,
nierenförmige, traubige etc. Gestalt haben. Nierenförmig nennt man
solche Knollen, wenn sie aus einzelnen Abschnitten großer Kugeln,
iratMg, wenn sie aus vielen kleinen Kugeln verwachsen scheinen
(Brauneisenstein, Psilomelan). Die rundliche Oberfläche ist oft voll-
kommen glatt, zuweilen auch rauh durch hervorstehende Krystall-
spitzchen, die mehr oder weniger deutlich zur Ei*scheinung kommen
können und welche dann den Übergang zu den Krystallgruppen und
-drusen herstellen (185, 186). Solche runde, nierige und traubige
Aggregate sind sehr häufig im Innern radialfasrig, doch auch nicht
selten körnig, dicht oder von anderer Struktur.
Diese rundlichen Massen sind teils auf einer Unterlage auf-
gewachsen, teils sind sie eingewachsen in gleicher Weise wie aus-
gebildete Krystalle. Aufgewachsen sind z. B. die radialfasrigen
Kugeln des Wawellits, die ebenfalls radialfasrigen traubigen Massen
des Sphärosiderits auf Hohlräumen im Basalt etc. Zu den auf-
gewachsenen Aggregaten dieser Art gehört der Glaskopf. Man ver-
steht darunter radialfasrige Mineralien mit einer runden (nieren-
förmigen oder traubigen) Oberfläche, parallel mit welcher im Innern
schalige Absonderungs- und Verwachsungsflächen verlaufen. Diese
doppelte Strukturform flndet sich besonders bei einigen Eisenerzen,
welche man durch ein Beiwort näher bezeichnet (roter, brauner Glas-
kopf etc.). Krystallinische Aggregate mit rundlicher Oberfläche bilden
auch die krustenförmigen Überzüge, welche häufig z. B. aus Kalk-
spat durch Sickerwasser auf große Erstreckung hin gebildet werden
{Sinter, speziell Kalksinter); ebenso die aus tropfendem Wasser ab-
gelagerten zapfenförmigen Tropfsteine (Stalaktiten), welche mit solchen
Sinterkrusten oft in Verbindung stehen. Viele lösliche Mineralien
bilden derartige Krusten und Stalaktiten: Vitriole, Steinsalz etc., be-
sonders aber, wie erwähnt, Kalkspat. Sie sind im Innern teils kömig,
teils radialstrahlig und -fasrig von der Achse des Zapfens aus, und
15^
228 Derbe Aggregate.
nieht selten auch parallel der Zapfenoberfläche schalig. Endlich seien
hier die vielfach verästelten, sog. zackigen Gebilde der runden dAnnen
Stengel der Eisenblflte, einer Abart des Aragonits, erwähnt.
Eingewachsene rundliche Knollen von ähnlicher Form und Be-
schaffenheit (Konkretionen, vergl. auch (299)) bildet vielfach der
Schwefelkies im Ton (der übrigens auch in ganz gleicher Weise auf-
gewachsen vorkommt) und manche andere Mineralien. Sie unter-
scheiden sich nur durch den Mangel regelmäßiger äußerer Begren-
zung der einzelnen Individuen von den bei der Betrachtung der
eingewachsenen Krystalle (185) erwähnten ähnlich gestalteten Ag-
gregaten.
Die Zusammensetzungsstücke der Aggregate sind zum Teil sehr
fest miteinander verwachsen, z. B. die Kalkspathkömer im Marmor,
zum Teil sind sie locker und lose und lassen sich durch Drücken in
der Hand trennen, z. B. der kömige Augit (Kokkolith), oder sie lassen
sich zwischen den Fingern zu Pulver zerreiben (Kreide). Ersteres ist
"der Fall, wenn die Grenzen der Zusammensetzungsstücke gegen-
"^inander (die Zusammensetzungsflächen) kompliziert sind und in-
einander eingreifen, letzteres, wenn die einzelnen Stücke nach fast
ebenen Flächen zusammenstoßen oder doch so, daß nicht weit hervor-
ragende Teile des einen Korns in entsprechende Vertiefungen des
anderen hineinragen. Daher sind namentlich schalige und fasrige
Aggregate in der Richtung der Schalen und Fasern häufig leicht zu
trennen. Beim Arsen z. B. lassen sich sogar vielfach einzelne Schalen
voneinander abheben. Beim roten Glaskopf sieht man ^dielfach fast
ebene Trennungsflächen in der ungefähren Richtung der radial ver-
laufenden Fasern durch die Masse hindurchgehen. Diese Flächen sind
ganz glänzend und glatt und machen daher auf den ersten Blick den
Eindruck von Krystallflächen. Davon ist aber keine Rede, die Flächen
liegen unregelmäßig gegeneinander und die zwischen den einzelnen
Flächen liegenden keilförmigen Stücke bilden nicht je ein Krystall-
individuum, sondern ein radial fasriges Aggregat. Derartige Flächen
sind nur Scheinflächen.
188. Formen der amorphen Minerallen. Die amorphen Mine-
ralien zeigen zuweilen, trotzdem ihnen an sich gar keine regel-
mäßige Gestalt zukommt^ ähnliche Formen wie die krystallinischen
Aggregate. So findet man solche Körper häufig in Form von runden
Knollen eingewachsen (Opal als Menilit) oder aufgewachsen (Opal
als Hyalith); schön traubig beim letzteren und beim PsUomelan; auch
bilden sie ausgedehnte sinterartige Krusten und Überzüge. Man findet
zwar hier dieselben nierenförmigen und traubigen etc. Oberflächen wie
bei jenen krystallinischen Aggregaten, aber keine Spur von innerer
Formen der amorphen Mineralien. 229
fasriger, kömiger etCw Struktur, die stets ein Anzeichen von Krystalli-
sation ist. Auch tropfsteinartige Gestalten finden sich. Vor allem
sind aber die Dendriten zu erwähnen, braune oder schwarze moos-
0
oder baumfSrmige Anfluge von Eisen- und Manganerzen, welche aus
Lösungen abgeschieden wurden, die infolge der Kapillarität auf ganz
engen Spalten sich in dieser eigentttmlichen Weise ausgebreitet haben.
Man findet die Dendriten nur auf den Wänden solcher ganz engen
Spalten, kann auch den Prozeß kunstlich nachahmen. (Dendritische
Bildungen anderer Art, aus Erystallen zusammengesetzt, haben wir
oben schon kennen gelernt (172)).
n. Abschnitt.
Mineralphysik.
Die Mineralphysik hat die Anfgahe, die physikalischen Eigenschaften der Mine-
ralien soweit zn erforschen, als es zu deren Charakterisiernng, zu ihrer Erkennung und
Unterscheidung notwendig ist. Wichtig ist dahei die Beziehung der physikalischen
zu anderen Eigenschaften, hesonders zur Krystallform und zur chemischen Zusammen-
setzung. Sofern die Zahl der amorphen Mineralsuhstanzen den krystaUisierten gegen-
üher fast verschwindet, handelt es sich hier hauptsächlich um die physikalische
Beschaffenheit krystallisierter EOrper. Die Mineralphysik ist somit in dem oben be-
zeichneten Umfang beinahe identisch mit Erystallphysik.
Vergl. hierzu außer den eingangs genannten Werken: Wüttner, Lehrbuch der
Experimentalphysik, letzte Aufl. FouiUet-MiäUi'f Lehrbuch der Physik (neueste
Auflage, bearbeitet Ton Pfaundler). Beer, Einleitung in die höhere Optik (2. Aufl.,
bearbeitet Ton V. t. Lang). Lommel, Das Wesen des Lichts. Badicke, Handbuch
der höheren Optik. Bület, Trait6 d'optique physique. Verdetf Oeuvres compl^tes.
Merschelj Vom Licht (übersetzt von Schmidt). Brewster, A treatise on optics.
Voigt, Die fundamentalen physikalischen Eigenschaften der Erystalle, und manche
andere Lehr- und Handbücher der Physik und einzelner Zweige derselben, be-
sonders der Optik. Besonders hervorzuheben sind die der Erystallphysik speziell
gewidmeten Werke von Chroth, Liebisch, Linck, Mallard, Schrauf und Soret
(siehe (3) B). (Neu erschienen: Becker, Erystalloptik.)
189. Hauptgesetz der Erystallphysik. Die physikalischen
Eigenschaften der Mineralien stehen z. T. zu der Struktur derselben
in keiner Beziehung, wie z. B. das spezifische Gewicht ; z. T. sind sie
von der Struktur abhängig. Diese letzteren Eigenschaften hängen
in bestimmter gesetzmäßiger Weise mit den Sichtungen zusammen,
nach welchen sie in den Krystallen beobachtet werden, und stehen
daher in der engsten Beziehung mit der Krystallform ; so die optischen
und thermischen Eigenschaften, die Verhältnisse der Kohäsion etc.
Amorphe Mineralien verhalten sich nach allen Richtungen physikalisch
gleich, krystallisierte im allgemeinen verschieden. In einfachen Kry-
stallen (Individuen) sind jedoch stets parallele Richtungen physikalisch
von derselben Beschaffenheit, weshalb es gleichgültig ist, an welcher
Stelle eines Krystalls man dessen physikalische Untersuchung vor-
Hauptgeaetz der Erystallphysik. 231
Bimmt. Es gilt hier aber auch femer durchaus das Gesetz : Kryställo-
grapkisch gleiche Richtungen verhatten sich in jeder BedAwng physikalisch
gleich, so daß also die krystallographischen Symmetrieebenen auch in
Beziehung auf die physikalischen Eigenschaften solche sind.
Bezflglich der Umkehrung dieses Hauptsatzes der Erystallphysik
hat man zwei Gruppen von Eigenschaften zu unterscheiden. Für
die eine Gruppe, in die vorzugsweise die Eohäsion und alles
was damit zusammenhängt, ferner das Wachstum der Erystalle und
ihr Widerstand gegen die Auflösung (chemische Kohäsion) und endlich
die Pyroelektrizität gehören, gilt auch die ümkehrung ganz allgemein :
Alle hrystaHographisch verschiedenen Richtungen sind auch physikalisch
verschieden. Die Symmetrie ist hier in physikalischer Hinsicht genau
dieselbe wie fftr die Krystallform. Für diese Gruppe von Eigen-
schaften sind alle Erystalle anisotrop und unterscheiden sich dadurch
von den amorphen Substanzen, die in diesem Sinne allein isotrop
sind (4).
Für die optischen, thermischen und magnetischen Eigenschaften
und für die Leitung der Elektiizität sind zwar in den meisten Fällen
die krystaliographisch verschiedenen Richtungen ebenfalls physikalisch
verschieden, aber dies gilt hier nicht mehr allgemein; es gibt auch
Fälle, in denen dies nicht mehr zutrifft. So sind namentlich sämtliche
Bichtungen eines regulären Erystalls in optischer etc. Beziehung ein-
ander gleich, während dies in krystallographischer Beziehung keines-
wegs der Fall ist. Der Würfelkante entspricht z, B. eine krystalio-
graphisch andere Richtung, als der Würfelflächendiagonale; Licht-
schwingungen nach diesen beiden Richtungen bewegen sich aber mit
ganz gleicher Geschwindigkeit, die Wärmeleitung und die Leitung für
die Elektrizität sind in beiden Richtungen dieselben etc.
In Bezug auf die zweite Gruppe physikalischer Eigenschaften
unterscheidet sich ein regulärer Erystall nicht mehr von einem
amorphen Eörper; er ist isotrop wie letzterer. Seine physikalische
Symmetrie ist für diese Eigenschaften höher, die Zahl der Symmetrie-
ebenen größer, als für die Erystallform. Dasselbe ist auch bei allen
Erystallen mit einer Hauptachse der Fall. Bei ihnen verhalten sich
alle zur Hauptachse gleich geneigten, namentlich also auch alle auf
der Hauptachse senkrechten Richtungen einander physikalisch gleich
und von allen Richtungen mit anderen Neigungen zur Hauptachse
verschieden. Bei Erystallen des rhombischen, monoklinen und triklinen
Systems sind auch für diese zweite Gruppe von Eigenschaften alle
krystaliographisch verschiedenwertigen Richtungen physikalisch gleich-
falls verschieden; die physikalische Symmetrie stimmt mit der krystallo-
graphischen vollkommen überein. (Vergl. Sohnke, Entwicklung einer Theorie
der ErystaUstroktar 1879.)
232 SpeEiÜBcbes Gewicht
Der innige Zusammenhang der physikalischen Eigenschafben mit
der Erystallform ermöglicht es oft, ans der ph3rsikalischen Beschaffen-
heit eines Krystalls allein seine Zugehörigkeit zu dem oder jenem
Krystallsystem mit Sicherheit abzuleiten. Man ist darauf sogar aus-
schließlich angewiesen, wenn die regelmäßige äußere Form fehlt; und
wenn sie mangelhaft ausgebildet ist, wird eine Ergänzung und Kon-
trolle der krystallographischen Untersuchung durch die physikalische
stets wünschenswert sein. Die Ermittlung der physikalischen Eigen-
schaften der Krystalle stellt daher nicht nur an sich, sondern auch
aus dem genannten Grunde eine der wichtigsten Aufgaben des Mine-
ralogen dar. Von besonderer Bedeutung sind hierbei für die Praxis
(neben dem spezifischen Gewicht) das optische Verhalten, sowie die
mechanische und chemische Eohäsion (Spaltbarkeit und Ätzflguren)
Wir werden im folgenden die einzelnen physikalischen Eigenschaften
in ihren Beziehungen zu den Mineralien, soweit es für die Mineralogie
nötig ist, mehr oder weniger eingehend betrachten.
Spezifisches Gewicht.
190. Spezifisehes Gewicht. Das spejrifische Oewickt eines Minerals
ist die Zahl, welche angibt, wievielmal schwerer ein gewisses Volumen
desselben ist, als dasselbe Volumen Wasser. Sie ist konstant for alle
Stücke einer und derselben Spezies, aber die Mineralien unterscheiden
sich voneinander in Bezug hierauf bedeutend. Die spezifischen Ge-
wichte sind daher zur Charakterisierung der einzelnen Mineralspezies
von großer Wichtigkeit Das höchste spezifische Gewicht (G.) ist bei
dem natürlich vorkommenden Iridium beobachtet worden: G. = 22,8^
woran sich die Gewichte der anderen schweren Metalle und die von
deren Verbindungen anschließen. Eines der schwersten Mineralien,
welche kein schweres Metall enthalten, ist der Zirkon, G. = 4,6—4,7.
Diejenigen Mineralien, welche am massenhaftesten vorkommen, welche
also in der Zusammensetzung der festen Erdkruste die bedeutendste
EoUe spielen, haben ein viel geringeres spez. Gewicht: Quarz und
Feldspat 2,65; Kalkspat 2,7; Hornblende 3,0 und Augit 3,3. Diese
niederen Zahlen sind mit Bücksicht auf das hohe spezifische Gewicht
der ganzen Erde, welches etwa 5,5 beträgt, sehr auffallend, um so
mehr, als sogar die schwersten in größeren Mengen in der Erdkruste
vorhandenen Mineralien, Eisenglanz, Magneteisen etc., nur spezifische
Gewichte von 5 — 57« haben. Noch geringer als die genannten Ge-
wichte ist das des Gypses (2,3) und der meisten wasserhaltigen Silikate,
des Schwefels, des Graphits etc. An der untersten Stufe stehen die
Mineralien organischen Ursprungs, die Harze, Naphta, Asphalt etc.,
deren spezifische Gewichte zwischen 1,4 und 0,5 schwanken. Die ge-
Spezifisches Gewicht. Eohäsioii. 233
ringste Zahl, welche überhaupt angegeben wird, ist die für den
Pyropissit von Halle, dessen 6. = 0,49—0,52. Es ist aber nur wegen
zahlreicher innerer Poren so niedrig.
Das spezifische Gewicht eines Minerals wird an gr(SOeren Stttcken in bekannter
Weise mittels der hydrostatischen Wage bestimmt. Genauer ist in vielen Fällen
die Bestimmung an gri^blichem Pulver mittels des Pyknometers, Dies ist ein kleines
dünnwandiges Glasflftschchen mit einem weit herausragenden sorgfältig eingeriebenen
Glasstöpsel, der in seiner Achse von einem feinen langen Kanal durchzogen ist.
Bei der Gewichtsbestimmung wird zuerst das absolute (Gewicht p der Substanz
ermittelt. Dann wird das Pyknometer mit destilliertem Wasser gefttUt, so daß das-
selbe in dem Kanal des Stöpsels bis an den oberen Rand geht und das Ganze ge-
wogen. Das Gewicht sei » a. Endlich wird die Substanz vom Gewicht p in das
Fläschchen geworfen, wodurch ein Teil des Wassers verdrängt wird, und dafür
gesorgt, daß nach dem Aufsetzen des Stöpsels das Wassemiveau wieder genau das
obere Ende desselben erreicht; dann sei das Gewicht des Ganzen ^6. Nun ist
P'\'a — h das Gewicht des durch die Substanz verdrängten Wassers, und man hat:
6r.= — — £- — -. Die an der Substanz adhärierende Luft ist durch Auskochen oder
unter der Luftpumpe zu entfernen und die Temperatur etc. in bekannter Weise zu
berücksichtigen.
In neuerer Zeit wird das spezifische Gewicht von Mineralien auch durch Ein-
tauchen in Flüssigkeiten ermittelt, deren spezifisches Gewicht man durch Verdünnen
oder Koncentrieren genau dem des Minerals gleich macht, das dann darin eben noch
schwimmt. Das Abwägen eines bestimmten Volumens der Flüssigkeit gibt das
spezifische Gewicht. Bequemer erhält man es mittels der WestphäUcheti Wage, die
am einen Ende des Balkens einen gläsernen Senkkörper trägt, der in die Flüssigkeit
eintaucht; durch Auflegen von Gewichten auf derselben Seite, die dann das spezi-
fische (Gewicht ergeben, wird die Wage wieder zum Einspielen gebracht Zu der-
artigen Untersuchungen sind Flüssigkeiten von besonders hohem spezifischen Gewicht
am geeignetsten, so eine Lösung von Kaliumquecksilbeijodid (Thouletsche Lösung)
oder von borwolframsaurem Cadmium (Kleinsche Lösung), Methylenjodid etc. Diese
Flüssigkeiten eignen sich namentlich auch zur Trennung von lockeren Mineral-
gemengen nach dem spezifischen Gewicht in ihre einzelnen Bestandteile.
Verschiedene Stücke eines und desselben Minerals geben nicht
selten etwas verschiedene Zahlen f&r G. Dies hängt anßer mit kleinen
Messnngsfehlem hauptsächlich mit den Verunreinigungen zusammen,
welche die Mineralien als mechanische Verunreinigungen und als iso-
morphe Beimischungen (180. 289) enthalten.
{Kohlrausehf Praktische Regeln zur Bestimmung des spezifischen Gewichts 1866.
Webgky, Mineral. Studien, L: Die Mineralspezies nach den für das spezifische Ge-
wicht gefundenen Werten 1868. CHseviuSf Methode der Bestimmung des spezifischen
Gewichts. Diss. Bonn 1883. Ooldschmidt, Verwendbarkeit einer Kaliumquecksilber-
jodidlösung bei mineral. Untersuchungen. Diss. Heidelberg 1881. R. Brauns^ Über
die Verwendbarkeit des Methylenjodids etc. N. Jahrb. f. Min. 1886, II, 72; 1888,
I, 263.)
Kohäsion.
lOl. KohteioD« Die Kohäsion ist diejenige Eigenschaft der
Mineralien, vermöge deren sie einer Trennung oder Verschiebung
234 Elastirit&t.
ihrer Teilchen Widerstand entgegensetzen. Die Kräfte, welche den
Zusammenhalt der kleinsten Teile der Körper bedingen, werden all-
gemein die Köhäsianskräfte genannt Auf ihnen beruhen u. a. die
Aggregatzustände, von welchen hier aber nur der feste von Bedeutung
ist. Je nach der speziellen Beschaffenheit der Kohäsion verhalten sich
die Mineralien verschieden gegen äußere Einwirkungen, welche auf
eine Trennung oder Verschiebung der kleinsten Teilchen oder auf eine
Gestaltungsänderung des vorliegenden Stücks gerichtet sind. Wir
haben danach die Elastizität, die Spaltbarkeit, die Zersprengbarkeit,
die Gleitflächen, die Härte und die Tenazität, endlich auch die
chemische Kohäsion, den Widerstand gegen Auflösung, d. h. die Ätz-
figuren als spezielle Äußerungsformen der Kohäsion kennen zu lernen.
192. Elastizität. Unter Elastmtät versteht man die Eigenschaft
der Mineralien, einer Gestalts- und Volumenänderung einen Wider-
stand entgegenzusetzen. Je größer dieser Widerstand ist, je größer
also die äußeren Krafteinwirkungen sein müssen, um eine solche
Änderung herbeizuführen, desto größer ist die Elastizität des be-
treffenden Körpers; je leichter die Änderung vor sich geht, desto
geringer ist sie. Demnach ist also Stahl im physikalischen Sinne
elastischer als Kautschuk. Sind die Änderungen nicht zu groß, so
nimmt der Körper nach dem Aufhören der äußeren Kraftwirkungen
seine ursprüngliche Form und Größe wieder an. Gehen sie über einen
bestimmten Betrag hinaus, so ist dies nicht mehr der Fall; die
kleinsten Teile nehmen dann eine neue stabile Gleichgewichtslage ein,
man sagt, die Elastizitätsgrenze ist überschritten.
Die Elastizität innerhalb der Elastizitätsgrenze wird gemessen
durch den ElastiaüätsTcoeffisienten (Dehnungskoeffizienten). Derselbe
gibt das Verhältnis der Verlängerung oder Verkürzung eines Stabes
zu der Kraft an, welche die Verlängerung oder Verkürzung hervor-
gebracht hat. Er sagt aus, wie groß das Gewicht sein muß, aus-
gedrückt in Grammen, das quadratische Stäbe von 1 Dmm Quer-
schnitt auf das Doppelte ihrer Länge auszudehnen oder auf die Hälfte
ihrer Länge zusammenzudrücken im stände wäre, vorausgesetzt, daß
dabei die Elastizitätsgrenze nicht überschritten würde. Je größer der
Elastizitätskoefflzient, um so größer die Elastizität. Bestimmt wird
derselbe durch Beobachtung der Ausdehnung, der Kompression oder
der Biegung von Stäbchen des betreffenden Minerals von bekannten
Dimensionen unter dem Einfluß bekannter Gewichte.
Dabei stellt sich heraus, daß man bei einem amorphen Körper
stets denselben Elastizitätskoefflzienten findet, wie auch die Richtung
sein mag, in welcher das Stäbchen aus dem Stück herausgeschnitten
ist. Anders bei Krystallen, bei denen nur dann gleiche Elastizitätskoeffi-
Brach. Spaltbarkeit. 235
zienten erhalten werden, wenn alle entsprechenden Dimensionen der
Stäbchen parallel oder sonst krystallographisch gleich gerichtet sind.
In allen anderen F&Ilen erh< man verschiedene Elastizitätskoeffl-
zienten. Die Elastizität ist also nach sämtlichen krystallographisch
gleichwertigen Bichtangen eines Krystalls dieselbe, nach anderen
Bichtnngen hat sie einen anderen Wert, ganz wie es dem Haupt-
gesetz der Krystallphysik und seiner Umkehrung entspricht (189):
Sehr genau ist in dieser Beziehung a. A. das Tegviü&reSteinsaUs untersucht. Stäbchen
parallel den Würfelkanten (senkrecht zu den Wttrfelflftchen) ergaben gleiche Zahlen,
der Koeffizient ist =4170000 gr; Stäbchen senkrecht zu den Granatoederflächen
geben: 3403000 gr, und solche senkrecht zu den Oktaederflächen: 3186000 gr.
Ähnliche Beziehungen gab auch der rhomboedrisch krystallisierte Kalkspat. In
der Richtung der drei Endkanten des Hauptrhomboeders ist der Elastizitätskoeffizient
derselbe, aber größer als der in der Richtung der kleinen Diagonale der Haupt-
rhomboederflächen, bei denen wieder untereinander Gleichheit herrscht. ( Voigt, Unter-
suchungen über die Elastizitätsverhältnisse des Steinsalzes, Diss. Königsberg 1874
und Pogg. Ann. Erg. Bd. 7 pag. 177. Baumgarten (Kalkspat), Pogg. Ann. Bd. 162
pag. 369. Coromilas. Diss. Tübmgen 1877 etc.)
193. Brach. Die Formen der Bruchflächen, welche die Mineralien
beim Zerschlagen oder Zerreißen erhalten, sind für dieselben vielfach
charakteristisch. Sie sind entweder regelmäßig ebenflächig {BlMter-
hrüche) (194), oder unregelmäßig. Diese unregelmäßigen Formen der
Bmchflächen nennt man kurz den Bruch der Mineralien. Man unter-
scheidet in dieser Beziehung:
1. MuscKligen Bruch. Die eine Bruchfläche ist rundlich erhaben,
die andere entsprechend ebenso vertieft, ähnlich wie das Innere einer
Muschelschale, und auf der Bruchfläche gehen von der Ansatzstelle
des Hammers koncentrische Runzeln aus wie die Anwachsstreifen auf
einer solchen. Die Vertiefungen sind groß oder klein, flach oder tief;
man unterscheidet danach: groß- und klein-, flach- und tiefmuschligen
Bruch. Sehr vollkommen großmuschlig ist z. B. der Bruch des Feuer-
steins. 2. Unebener Bruch verläuft in den kleinmuschligen (Kalkstein,
Schwefelkies). 3. Ebener Bruch (Jaspis). 4. SpUUriger Bruch. Auf
den Bruchflächen sind halblosgerissene Splitter hängen geblieben,
welche sich als hellere Stellen auf dem dunkleren Hintergrunde ab-
heben (Homstein). Es ist der GegensatSs zum glatten Bruch, bei dem
dies nicht der Fall ist. 5. Hackiger Bruch, bei geschmeidigen Metallen.
6. Erdiger Bruch bei erdigen Mineralien (Kreide, Tripel etc.) Der
Bruch hängt vielfach in bestimmter Weise mit der Struktur des be-
treffenden Minerals zusammen.
194. Blätterbraeh. Zerschlägt man einen Kalkspat-Krystall, so
zerbricht derselbe stets nach vollkommen ebenen Bruchflächen, welche
man Blätterbrüche oder Elätterdurchgänge oder auch wohl Spaltungs-
296 Spaltbarkeit
flächen nennt, da man sie vielfach durch Spalten mit einem Meißel
darstellt. In gleicher Weise zerbrechen Krystalle von Steinsalz, Blei-
glanz, Flußspat etc. nach ebenen Flächen, während Quarz, Granat
und andere Mineralien etwas ähnliches nicht deutlich beobachten
lassen.
Die Leichtigkeit der Herstellung der Blätterdurchgänge ist bei
verschiedenen Mineralien und bei einem und demselben Mineral in
verschiedenen Richtungen eine sehr verschiedene. Manchmal ent-
stehen sie schon beim unregelmäßigen Schlag (Kalkspat) oder durch
Zerreißen (Glimmer); manchmal nur wenn man einen scharfen Meißel
in der geeigneten Richtung in das Mineral eintreibt; manchmal erhält
man sie überhaupt nur mehr zufallig, aber kaum, wenn man sie mit
Absicht darzustellen sucht. Je leichter die Darstellung ist, desto
regelmäßiger, ebener und glatter, kurz desto vollkommener sind die
erhaltenen Flächen. Je schwieriger jene vor sich geht, desto unvoll-
kommener, unterbrochener und rauher sind dieselben, so daß nur ein-
zelne vollkommen ebene Flächenteilchen, die aber alle in einer Rich-
tung liegen, mit umfangreicheren unebenen Stellen des Bruchs ab-
wechseln. Ein derartiger Blätterbruch ist dann auf den ersten Blick
sehr ähnlich dem gewöhnlichen unregelmäßigen, unebenen Bruch, aber
dieser letztere ist durchaus uneben und enthält gar keine ebenen
Flächenelemente mehr. Die Existenz von solchen erkennt man an
auf ihnen reflektierten vollkommen regelmäßigen Spiegelbildern, welche
auf unebenem Bruch nicht entstehen können. Man unterscheidet ver-
schiedene Grade der Vollkommenheit der Spaltbarkeit: dieselbe ist
vollkommen z. B. beim Kalkspat, Glimmer, Gips etc., ziemlich voll-
kommen z. B. beim Flußspat, Rutil (in der Richtung der Prismen-
flächen) etc.; deutlich z. B. beim Augit, Kryolith etc.; ziemlich deut-
lich z. B. beim Nephelin, Skapolith etc. und undeutlich z. B. beim
Granat, Fahlerz etc. Spuren von Blätterbrüchen fehlen wohl bei
keinem Krystall.
Diese ebenen Trennungsflächen, die Blätterbrüche, gehen stets
(wirklichen oder möglichen) Flächen der betreffenden Krystalle parallel,
und zwar bei allen Krystallen einer jeden hier in Betracht kommen-
den Mineralspezies stets den* Flächen derselben einfachen Krystall-
form. Parallel mit den sämtlichen krystallographisch gleichwertigen
Flächen einer solchen einfachen Form geht die Spaltbarkeit auch
stets mit derselben Leichtigkeit und Vollkommenheit vor sich. So
sind die Blätterbrüche des Kalkspats den Flächen eines Rhomboeders
mit dem Endkantenwinkel von 105^ 5', die des Steinsalzes und
Bleiglanzes den Flächen des Würfels, die des Flußspats denen
des Oktaeders parallel. Es gilt demnach das Gesetz: Geht einer
Fläche ein Blätterbruch parallel, so geht auch allen anderen ihr
Spaltbarbeit. 237
gleichen Flächen ein solcher parallel, und zwar ein gleich leicht dar-
stellbarer. Zuweilen gehen auch krystallographisch verschiedenen
Flächen eines ErystaUs Blätterbrüche parallel, wie z. B. beim Schwer-
spat Dann sind zwar alle diejenigen, welche gleichen Flächen ent-
sprechen, auch gleich leicht darstellbar, aber solche, welche zu ver-
schiedenen Flächen gehören, lassen sich verschieden leicht herstellen.
Allgemein kann man also sagen: Gleichwertige Flächen eines Krystalls
verhalten sich bezttglich der Spaltbarkeit einander gleich, verschieden-
wertige verschieden.
Die einfachen ErystaUformen, parallel mit deren Flächen Blätterbrüche von
mehr oder weniger großer Vollkommenheit beobachtet worden sind, sind die
folgenden :
Regtdärta System. Würfel (Steinsalz); Oktaeder (Flnfispat); Granatoeder
(Blende).
Hexagonales System. Dihexaeder (Pyromorphit) ; hexagonales Prisma (Zinnober) ;
Bhomboeder (Kalkspat); Basis (Beryll).
Quadratisches System. Oktaeder (Scheelit); qnadr. Prisma (Butil); Basis
(Apophyllit).
Rhombisches System. Oktaeder (Schwefel); Prisma (Schwerspat); Pinakoid
(Schwerspat, Topas).
Monoklifies System. Prisma (Hornblende); Längsfläche (Gips); parallel mit
der Achse b (Glimmer, Orthoklas).
TriMines System. (Plagioklas.)
An den Blätterbrüchen der verschiedenen Mineralien kann man sich ebensogut
krystallographisch orientieren, wie an den ursprünglichen Begrenznngsflächen. Man
kann mit ihrer Hilfe auch vielfach Individaen von Zwillingen unterscheiden. In
ersteren gehen die Spaltungsflächen durch die ganze Masse ununterbrochen hindurch ;
in letzteren (aber auch in Aggregaten) gehen sie bis zur Grenze der Individuen, um
jenseits derselben in anderer Richtung weiter zu laufen. Außerdem ist die Spaltbar-
keit eine charakteristische Eigenschaft, die in allen Exemplaren einer Spezies in
derselben Weise wiederkehrt. Sie kann daher zur Bestimmung und Unterscheidung
der Mineralien dienen und ist hierzu ihrer im allgemeinen leichten Erkennbarkeit
wegen sogar ganz besonders wichtig. Man sieht hieraus, daß die Spaltbarkeit eine
Eigenschaft von ganz hervorragender Bedeutung bei dem Studium der Mine-
ralien ist.
Gehen durch ein Mineral Blätterbrüche (Bl. Br.) nach mehr als
zwei nicht in einer Zone liegenden Flächen, so kann man aus ihm ringsum
ebenflächig begrenzte sog. Spaltungsstücke herausspalten, welche die
Gestalt derjenigen einfachen Krystallform haben, mit deren Flächen
die Bl. Br. parallel gehen. So gibt es z. B. beim Kalkspat rhombo-
edrische, beim Flußspat oktaedrische, beim Steinsalz hexaedrische
Spaltungsstiicke. Man muß sich hüten, solche mit echten Krystallen
zu verwechseln (6).
Ihrem physikalischen Charakter nach sind die Blätterbioiche
Flächen, senkrecht zu welchen die absolute Festigkeit des be-
treffenden Minerals ein Minimum, d. h. kleiner ist» als nach allen
unmittelbar benachbarten Richtungen. Die Krystalle lassen sich somit
238 Spaltbarkeit
senkrecht zu diesen Flächen mit einem Minimum von Kraft aus-
einander reißen. Aus dem Verhalten der Erystalle bezüglich der
Spaltbarkeit ergibt sich das Gesetz, daß die Festigkeit nach gleich-
wertigen Richtungen dieselbe, nach verschiedenwertigen Richtungen
eine verschiedene ist, wie man durch direkte Versuche u. a. am Stein-
salz auch zahlenmäßig festgestellt hat. Da die Blätterbrüche auf
Eohäsions-(Festigkeits-)unterschieden beruhen, so können amorphe
Substanzen keine solchen Erscheinungen zeigen, denn bei ihnen ist
die Eohäsion (Festigkeit) nach allen Richtungen dieselbe (4). Blätter-
brüche sind daher stets ein Beweis für Krystallisation. Je rascher die
Festigkeit von der Richtung eines Minimums nach den benachbarten
Richtungen hin zunimmt, desto vollkommener ist im allgemeinen die
Spaltbarkeit. In einem vollkommen intakten Krystall ist von der Spalt-
barkeit äußerlich nichts zu bemerken. Hat er aber durch eine mecha-
nische Einwirkung schon eine Veränderung erlitten, dann ist sie viel-
fach an geradlinigen Rissen (Spaltungsrissen) zu erkennen und man
sieht auf diesen das lebhafte Farbenspiel des Irisierens (264) und eine
eigentümliche Art des Glanzes, den Perlmutterglanz (258), was beides
für vollkommene Spaltung charakteristisch ist.
Die Blätterbrüche sind demnach keine präexistierenden Flächen
leichtester Trennbarkeit von bestimmter Lage; es sind Richtungen
von dem angegebenen physikalischen Charakter. Die leichte Teilung
ist nicht auf gewisse Stellen im Krystall beschränkt, sondern unter
Anwendung der geeigneten Hilfsmittel an jedem Punkt in der be-
treflfenden Richtung ausführbar. Dadurch unterscheiden sich spalt-
bare (blättrige) Mineralien von sog. geradschaligen Aggregaten (187),
welche aus einzelnen , oft sehr dünnen parallelflächig begrenzten
Lamellen verwachsen sind. Hier findet eine leichte Trennung nur
nach den Flächen statt, in denen sich zwei solche Platten beruhigen,
nicht aber auch durch deren Mitte hindurch. Die Möglichkeit der
ebenflächigen Teilung ist demnach hier eine endliche, durch die Zahl
der übereinander liegenden Lamellen bedingte. Bei spaltbaren Mine-
ralien dagegen ist sie unbegrenzt; jedes Spaltungsplättchen läßt sich
wieder weiter spalten, bis die Unzulänglichkeit der mechanischen
Hilfsmittel eine Grenze setzt. Scheinbare Spaltbarkeit entsteht auch
dadurch, daß einem Krystall in einer Richtung zahlreiche äußerst
dünne Plättchen einer fremden Substanz eingewachsen sind. Nach dieser
Richtung findet dann leicht eine ebenflächige Trennung statt, ohne
daß sie einer Fläche geringster Kohäsion entsprechen würde, z. B.
beim rhombischen Hypersthen nach der Querfläche. Man> pflegt dann
von ebener oder schäliger Absonderung zu sprechen.
(Für Spaltbarkeit siehe q. a.: Sohrike, Ztschr. f. Kryst Bd. 13. 1887. pag. 214;
Viola, N. Jahrb. f. Min. etc. 1902. I. pag. 9; Sadebeck, Über die Teilbarkeit der
Krystalle. Berlin 1876.)
GldtflächeB. 239
195. GleltflSehen. Wie es in den Erystallen Flächen der ge-
längsten absoluten Festigkeit gibt^ parallel mit welchen durch Spaltung
die Blätterbrüche dargestellt werden können, so existieren auch Minima
der Festigkeit anderer Art nach anderen Flächen, in deren Bichtung
ebene Trennungsflächen durch andere mechanische Prozesse als durch
Spaltung hergestellt werden können, während durch Spaltung dies
nicht möglich ist.
Preßt man einen Steinsalzw&rfel w (Fig. 295) senk- ^^^^
recht zu zwei gegenüberliegenden Würfelkanten v (welche
man zweckmäßig durch Abfeilen gerade abstumpft), so j^
erfolgt eine Trennung des Würfels in zwei Stücke nach
ganz ebenen und glatten Flächen, welche der durch
die beiden Kanten v gehenden Granatoederfläche g ^. ^^
parallel sind. Diese Trennungsflächen sind dadurch
entstanden, daß infolge nie ganz zu vermeidender Unregelmäßig-
keiten des Drucks die beiden Hälften in der Richtung der Pfeile
gegeneinander verschoben worden sind, und man hat daher in
dieser Granatoederfläche eine Fläche leichtester Verschiebbarkeit
•oder leichtesten Gleitens, eine sog. Gleitfläche (Gleitbruch) zu
sehen. Jeder Granatoederfläche des Steinsalzes geht eine Gleit-
fläche parallel, alle lassen sich mit gleicher Leichtigkeit dar-
stellen, und zwar so leicht, daß man zuweilen an Steinsalzstücken
solche granatoedrischen Gleitflächen von natürlicher Entstehung in-
folge des Gebirgsdrucks sieht, die ganz ebenso glatt und glänzend
sind, wie Blätterbrüche. Durch keinen anderen mechanischen Prozess
als durch das Verschieben lassen sich diese Flächen herstellen, also
namentlich nicht durch Spalten, während man umgekehii; eine ebene
Trennungsfläche parallel den Würfelflächen des Steinsalzes nie durch
Abschieben erhalten kann. Man sieht hieraus, daß hier zwei ganz
verschiedene Erscheinungen vorliegen. Gleitflächen sowohl wie Blätter-
brüche sind wohl Flächen, nach denen eine Trennung der kleinsten
Teilchen der Krystalle mit der größten Leichtigkeit, mit der ge-
ringsten Kraft bewerkstelligt werden kann. Der Unterschied liegt
darin, das beim Spalten die trennenden Kräfte senkrecht, beim Ab-
schieben parallel zu den dabei entstehenden Trennungsflächen gehen.
Auf der Existenz von Gleitflächen beruht bei manchen Mineralien,
z. B. dem Gips, Glimmer, Antimonglanz etc., die Erscheinung, daß
ihre KrystaUe z. T. eine deutliche Biegung, ja eine sehr starke
Krümmung zeigen. Für die Gleitflächen und die ihnen entsprechende
Gleitfestigkeit gilt genau dieselbe Gesetzmäßigkeit wie fui* die Blätter-
brüche. Auch sie sind auf Krystalle beschränkt und ein Beweis für
Krystallisation.
Ähnliche aber etwas kompliziertere Erscheinungen als das Stein-
240 Gleitflftchen.
salz^ dem der Bleiglanz in dieser Beziehung vollkommen gleicht, zeigt der
Kalkspat. Feilt man an zwei gegenüberliegenden Seitenecken E eines
rhomboedrischen Spaltnngsstücks B Flächen an
parallel zu zwei Flächen des ersten hexagonalen
Prismas und preßt in der Bichtung der Pfeile
(Fig. 296), so entsteht zunächst eine eingeschaltete
Zwillingslamelle zwischen r und r^y welche in der
FiiT^e Richtung einer Fläche des nächsten stumpferen
Rhomboeders — ^B (0112) verläuft. Wird der
Druck vermehrt, so findet eine Trennung des Rhomboeders in zwei Stucke
längs einer solchen Fläche — ^jR statt, welche also ebenfalls eine
Gleitfläche ist. Hier geht aber nun der Trennung in der Nähe der
nachmaligen Trennungsfläche eine Umlagerung der Moleküle in eine
Zwillingsstellung voraus, für welche ebendieselbe Fläche Zwillings-
fläche ist (Druckzwillinge). Diese Umlagerung scheint vor der durch
die Schiebung bewirkten völligen Trennung immer dann vor sich zu
gehen, wenn die betreffende Gleitfläche überhaupt Zwillingsfläche sein
kann, wenn sie also keine Symmetrieebene ist (155), so z. B. außer
beim Kalkspat auch beim Glimmer, Cyanit etc. Beim Steinsalz etc.
dagegen kann die Gleitfläche parallel der Granatoederfläche, da sie einer
Symmetrieebene entspricht, nicht Zwillingsfläche sein ; hier findet also
eine solche vorläufige Umlagerung nicht statt, sondern sofort die Trennung.
Nach dieser Methode lassen sich in einem Eaikspatkrystall durch Pressen leicht
ZwillingsIameUeu herstellen. Aber auch dnrch natürliche Vorgänge sind solche viel*
fach entstanden. EalkspatkrystaUe, die dem Gebirgsdruck ausgesetzt gewesen sind,
enthalten Lamellen nach den Flächen des nächsten stumpferen Rhomboeders stets in
größerer Anzahl, so daß ihre Flächen (Blätterbrüche) mit feinen geradlinigen Streifen
parallel der großen Diagonale der Spaltnngsflächen bedeckt sind, die durchaus auf
eine natürliche Pressung zurückgeführt werden müssen.
Noch deutlicher als durch diese Zwillingslamellen zeigt sich die Umlagerung
durch das Verfahren von Baumhatier^ bei dem ein ganzes Stück eines großen Kalkspat-
krystalls durch Druck zu letzterem in Zwillingsstellung nach demselben Gesetz ge-
„1 bracht werden kann. Setzt man (Fig. 297) auf einer stumpfen
~ Kante Ee eines Spaltungsrhomboeders von Kalkspat in M nahe
bei der stumpfen Ecke E ein Messer senkrecht zu der Kante auf,
und drückt dasselbe in den Krystall hinein, so wird die bei £
liegende stumpfe Ecke infolge der leichten Verschiebbarkeit der
p. oQ« Teilchen in der Richtung der Fläche r nach rechts gedrängt.
* E kommt nach E^ und das rechts liegende verschobene Stück
befindet sich gegen das Ganze in Zwillingsstellung, wobei wieder die Fläche r des
nächsten stumpferen Rhomboeders, welche die Kante Eie abstumpfen würde, Zwil-
lingsfläche ist. Die stumpfe Ecke E verwandelt sich dabei in die scharfe JSJK
(i2eu«cA, Pogg. Ann. 132 pag. 441. 1867. Sitzungsber. Berl. Ak. 1872. Bauer,
Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 1878 p. 283. Baumhauer, Zeitschr. Kryst. Bd. HL 588,
1879. Bauer, N. Jahrb. Min. etc. 1882, I. Bd. 138. Müyge, ibid. 1883, I. Bd. 32,
U. Bd. 13; 1884, I. Bd. 60 und 216 und an anderen Orten der Jahrg. 1883 u. 1884.
Miiggt, N. Jahrb. f. Min. etc. 1898, I, pag. 71. Coromüas, Diss., Tübingen 1877.)
EOrnerprobe. Härte. 241
196. KOmerprobe. Eine eigentümliche Methode, Gleitf ächen und Blätter-
brfiche darsnstellen, besteht darin, eine stampfe Stahlspitze, z. B. eine Schneider-
n&hnadel oder einen Körner, wie ihn die Metallarbeiter verwenden, durch einen
leichten Schlag in das Mineral einzutreiben. Für härtere Mineralien hat man anch
eine Diamantspitze angewendet. Dabei entstehen in bestimmten Richtungen knrze,
mit jenen Trennnngsflächen parallele Sprünge, welche auf der Fläche, auf welcher
die Spitze aufgesetzt war, ein fttr das Mineral charakteristisches Liniensystem hervor-
bringen. Diese Linien heißen ScMaglinien^ zusammen bilden sie die Schlagfigur,
Setzt man den Körner auf eine Steinsalzspaltnngsfläche auf, so entstehen sechs von
dem Angriffspunkt ausgehende und den Granatoederflächen parallel verlaufende
Spalten, also den Gleitflächen entsprechend, und ebenso kann man die Gleitflächen
auch beim Gips, Kalkspat etc. auf diesem Wege mittels der sog. Kömerprobe sichtbar
machen. Legt man eine dünne Glimmerplatte (siehe Glimmer) auf eine elastische
Unterlage, so bekommt man durch die Kömerprobe einen sechsstrahligen Stern, der
aber einem System von Blätterbrüchen, nicht von Gleitflächen entspricht. Drückt
man dagegen langsam auf ein solches GHmmerblättchen mit einem vom gerundeten
Stift, so entsteht ein anderer sechsstrahliger Stem, der gegen den ersteren um 30®
verdreht ist und dessen Strahlen Gleitflächen des Glimmers entsprechen (Drucklinien,
Druckpgur). Die Kömerprobe ist für die krystallographische Orientierung in un-
regelmäßig begrenzten Mineralien z. B. gerade beim Glimmer nicht ohne Wichtig-
keit. Ob dabei in den verschiedenen Mineralien jeweilig Spaltungs- oder Gleitflächen
hervorgebracht werden, hängt von den speziellen Kohäsionsverhältnissen des be-
treffenden Minerals ab, ist aber für diesen praktischen Zweck gleichgültig.
{Bausch, Pogg. Ann. 132 pag. 441; 136 pag. ^130 u. 632. 1868. Bauer,
Pogg. Ann. 138. 1869 pag. 337. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1874 pag. 138.
Mugge, N. Jahrb. f. Min. etc. 1884, I, pag. 63. YergL auch die Lit in (195).)
197. Hftrte. Die Härte ist die Eigenschaft der Mineralien, dem
Eindringen einer Spitze eines fi'emden Körpers einen Wideratand ent-
gegenzusetzen. Ist die Spitze härter, so dringt sie bei einem gewissen
Druck in das Mineral ein; dasselbe wird geritzt, und zwar um so
leichter, je größer der Unterschied der Härte ist. Ist das Mineral
härter als die Spitze, so gleitet letztere ohne einzudringen darüber
weg. Es ist nicht möglich, die in dieser Weise aufgefaßte Härte so
einfach zu definieren, wie die Elastizität, die Spaltbarkeit und die
Gleitung, da sie auf komplizierte Art von allen Äußerungen der
Eohäsion abhängt Aber wie alle mit der letzteren zusammen-
hängenden Eigenschaften ändert auch sie sich in krystallisierten
Substanzen gesetzmäßig (189) mit der Bichtung. Gleichzeitig ist sie
eine wichtige charakteristische Eigenschaft der Mineralien und wird
daher auch praktisch zum Erkennen und Unterscheiden der ein-
zelnen Spezies vielfach verwendet.
Zu diesem letzteren Zweck vergleicht man die Härte des be-
treffenden Minerals mit der Härte von zehn bestimmten verschieden
harten und vom ersten bis zum zehnten allmählich an Härte zu-
nehmenden Mineralien, die von Möhs nach den praktischen Bedürf-
nissen der Mineralogie zweckmäßig ausgewählt worden sind und welche
die Mohssche Härteskala bilden. Die Glieder derselben repräsentieren
Bauer» Mineralogie. 16
242 Härte.
die Härtegrade. Diese zehn fiir die einzelnen Härtegrade typischen
Glieder der Härteskala sind vom weichsten zum härtesten:
1. Talk; 2. Gips; 3. Kalkspat; 4. Flußspat; 5. Apatit; 6. Feld-
spat; 7. Quarz; 8. Topas; 9. Korund; 10. Diamant
Der Talk ist das weichste, der Diamant das härteste der be-
kannten Mineralien; innerhalb dieser Skala müssen also die übrigen
alle liegen.
Man bestimmt die Härte der Mineralien in Graden der stets
vorrätig zu haltenden Skala, indem man mit einer spitzigen Stelle
der Mineralien derselben von Nr. 1 anfangend und der Eeihe nach
zu den härteren fortschreitend über eine möglichst glatte und aus-
gedehnte Fläche des zu untersuchenden Minerals hinfährt, bis bei
irgend einem, z. B. dem 4. Gliede der Skala, ein Ritzen erfolgt. Dann
ist das zu untersuchende Mineral weicher als dieses letztere. Ist es
genau so hart wie das vorhergehende, also das 3. Glied der Skala
war, durch welches noch kein Ritzen hervorgebracht wurde, so findet
auch kein Ritzen statt, wenn man umgekehrt über dieses letztere mit
dem zu untersuchenden Mineral hinstreicht. Erhält man jedoch hierbei
eine Einwirkung, so ist das Mineral des dritten Härtegrades weicher
als das zu untersuchende, und die Härte des letzteren liegt zwischen
der des 3. und 4. Gliedes der Skala. Man sagt im ersten Fall, das
Mineral hat den dritten Härtegrad (H. = 3); im anderen Fall ist
H.«»3 — 4 oder =3Va. Weitere Unterabteilungen lassen sich zwar
schwer, aber immerhin zuweilen noch mit einiger Sicherheit fest-
stellen: H. = 3 Vi oder 3*/4. Hierdurch soll aber nur ausgedrückt
werden, daß die Härte des zu untersuchenden Minerals näher beim
dritten resp. beim vierten Härtegrad liegt.
Annähernden Aufschluß üher die Härte der Mineralien gehen folgende Be*-
merkungen. Mineralien des .1. Härtegrades fühlen sich fettig an (Graphit, Talk);
die des zweiten lassen sich noch mit dem Fingernagel ritzen, nicht mehr aher die
des dritten; bis £. = 4 leicht mit einem Messer ritzbar, 5 schon nicht mehr gut,
aber mit einer harten Feile. Für gewöhnliches Fensterglas ist ziemlich genau
^. = 5; Mineralien, welche Fensterglas ritzen, haben also mindestens etwas mehr
als H.s^b, Von B.,^1 an geben die Mineralien am Stahl reichliche Funken, z. B.
Quarz. Härter als Quarz sind nur einige wenige Mineralien, meist Edelsteine
(Edelsteinhärte), denen allen weit voran der Diamant.
Die Mohssche Methode der Härtebestimmnng ist zwar praktisch von hohem
Wert, aber doch zu wenig genau, als daß die Gesetze der Verteilung der Härte an
den KrystaUen nach ihr könnten ermittelt werden. Dies ist nur bei sehr großen
Härtedifferenzen der FaU, z. B. beim Cyanit, wo an verschiedenen Stellen die Härte
zwischen den Graden 4 Vs und 7 schwankt, und in wenigen anderen Fällen, in denen aber
immer die unterschiede weit geringer sind, als beim Cyanit. Bei dem rhomboedrisch
krystallisierenden Kalkspat findet man z. B., daß die Härte am größten ist auf den
Flächen des ersten Prismas, am kleinsten auf den Flächen des Hauptrhomboeders
(Spaltungsrhomboeders) in der Richtung der kleinen Diagonale von der Seitenecke
zu der Endecke; in der umgekehrten Richtung, von der Endecke zur Seitenecke,
Härte. 248
geht auf derselben Fläche das Ritzen schwieriger von statten. Dieser Unterschied
entspricht der krystallographischen Verschiedenheit der beiden Richtungen längs
der kleinen Diagonale; längs der großen Diagonale ist wie krystallographischi so
auch in Bezug auf die Härte kein Unterschied, ob man Ton rechts nach links geht
oder entgegengesetzt: beide Endpunkte sind Seitenecken, also gleichwertig.
Die Möglichkeit solcher größerer Differenzen an demselben Krystall ist bei der
Härtebestimmung mittels der Mohsschen Skala stets im Auge zu behalten, tn den
meisten Fällen zeigen aber die Krystalle dabei überall ziemlich dieselbe Härte, da ge-
ringere Unterschiede bei diesen verhältnismäßig rohen Versuchen nicht mehr hervor-
treten ; es ist die charakteriatische Härte des Minerals, die durch den Mohsschen Härte-
grad angegeben wird. Handelt et sich aber darum, behufs Ermittlung der Änderung der
Härte auf der Oberfläche eines Krystalls auch die feineren Unterschiede festzustellen,
so hat man zu diesen genaueren Untersuchungen besondere Instrumente, sog. Skkro-
meter, zu benützen. Diese ermöglichen das Messen der Kraft, die nötig ist, um eine
Spitze von Stahl oder Diamant eben noch in das Mineral eindringen zu lassen, wenn
dieselbe in einer bestimmten Richtung über eine ebene Fläche desselben hinweg-
gezogen wird. Die Spitze wird solange mit Gewichten beschwert, bis sie bei ihrem
Wege eben noch einen Ritz hervorbringt, und diese Gewichte werden als Maß der
Härte betrachtet, gleiches Material der Spitze vorausgesetzt. Auf diese Weise hat
man ermittelt, daß die Krystalle in krystallographisch gleichen Richtungen stets
dieselbe Härte haben; ob die Härte in ungleichen Richtungen stets verschieden ist,
ist noch unsicher, da eben auch das Skierometer ganz kleine Unterschiede nicht mehr
angibt; doch ist dies durchaus wahrscheinlich.
Die Härte auf jeder Fläche kann graphisch mittels der sog. Härtekurve da-
durch dargestellt werden, daß man die zum Ritzen in jeder Richtung nötigen Ge-
wichte als Radien in dieser Richtung von einem gemeinsamen Mittelpunkt aus auf-
trägt und die Endpunkte dieser Radien miteinander durch eine Linie verbindet. Die
Härtekurven stellen die Verteilung der Härte in den verschiedenen Richtungen jeder
Kjystallfläche unmittelbar anschaulich dar. Ihre Symmetrie ist stets dieselbe wie
die der Fläche, auf der sie liegen. Amorphe Substanzen haben nach allen Rich-
tungen die gleiche Härte, die Härtekurven sind demnach bei ihnen stets
Kreise. Härteunterschiede an homogenen Körpern beweisen, daß letztere krystalli-
siert sind.
Vermittelst des Skierometers hat man auch die Härtegrade der Mohsschen
Skala miteinander verglichen und gefunden, daß zwischen ihnen keineswegs gleiche
Härteunterschiede liegen. Als allgemeines Vergleichsobjekt diente das Gußeisen,
dessen mit dem Skierometer gemessene Härte = 1000 Einheiten (Gewichtseinheiten)
gesetzt wurde. Dann ergaben sich die Härten anderer Objekte gemessen mit dem
Skierometer einerseits und anderseits mit der Mohsschen Härteskala:
Stabeisen 948 Einheiten = 5 Grad.
Platin
376
n
= 4-4'/,
Kupfer
301
n
= 2V,-3
SUber
208
n
= 2'/.-3
Gold
167
n
= 2V.-3
Wismuth
52
n
= 2".
Zinn
27
n
<=2
Blei
16
n
= 1'/.
n
Hieraus sieht man, daß innerhalb des Mohsschen Härteintervalls 2»/2— 3 Sklero*
meterhärten von 167 bis 301 Einheiten mit einer Differenz = 134 Einheiten liegen
und daß die Härteunterschiede zwischen den Mohsschen Graden in der Tat recht
erheblich verschieden sind. Es stellen sich folgende Differenzen heraus:
16*
244 Härte. Zenprengbarkeit
Zwischen IVt und 2 Grad 11 Einheiten.
„ 2 „ 2V. „ 26 „
„ 2V« , 3 „ 249 „
, 3 „ 4V. „ 74 „
n ^V« »6 »673 „
Dnrch die genauere Härteuntersnchung mittels des Skierometers sind anch
Begehungen zwischen der Härte und SpcUtbarkeit (194) konstatiert worden. Nur
deutlich spaltbare Erystalle zeigen auch deutliche Härteunterschiede, und zwar findet
man die geringste Härte auf den Flächen, die den Blätterbrüchen parallel gehen,
die grüßte auf denen, die zu diesen senkrecht sind. Ist ein Blätterbruch senkrecht
zu einer Erjstallfläche, so findet man auf ihr in der Richtung des Blätterbruchs die
geringste, senkrecht dazu die größte Härte. Ist ein Blätterbruch schief zu einer
Krystallfiäche, so daß er mit ihr einerseits eine spitze, anderseits eine stumpfe Kante
bildet, so ist auf einer Linie senkrecht zu diesen beiden Kanten auf der Fläche die
größte Härte zu finden, wenn man die Spitze von der Mitte nach der spitzen, die
geringste, wenn man sie nach der stumpfen E^ante bewegt. Hier ist also ebenfalls
auf einer Linie in beiden entgegengesetzten Bichtungen yerschiedene Härte und dies
ist immer dann der Fall, wenn die beiden Enden dieser Linie krystallog^phisch un-
gleichartig sind. Sind mehrere Blätterbrttche vorhanden, so summieren sich ihre
Wirkungen auf der betreffenden Fläche. Ist nur eine einzig^ deutliche Spaltungs-
richtung vorhanden, so sind auf ihr keine deutlichen Härtennt6rschiede zu beobachten.
Solche Härteunterschiede an einem und demselben Krystall sind den Edelstein-
schleifem längst bekannt. Diese haben z. B. die Erfahrung gemacht, daß sich der
Diamant auf den Oktaederflächen viel leichter schleift, als auf den Wtlrfelflächen,
daß erstere also erheblich weicher sind, als letztere. Schleifversuche sind auch
schon zu vergleichenden Bestimmungen der Härte ganzer Flächen benützt worden
und man hat auch besondere Instrumente dafür konstruiert (Usometer). Doch hat
diese Methode bis jetzt für die praktischen Zwecke der Mineralogie noch keine Be-
deutung erlangt, ebensowenig wie der Pfaffsche Begriff der „absoluten Härte** in
einer linearen Richtung und der „mittleren Härte** einer Fläche und der Bestimmung
der letzteren durch das Mesosklerometer. Dasselbe gilt auch für die von Hertz ein-
geführte streng wissenschaftliche Definition des Begriffs der Härte in einem anderen
Sinne, als dem obigen, nämlich als der Elastizitätsgrenze eines Körpers bei der
Berührung einer ebenen Fläche desselben mit einer kugelförmigen Fläche eines
anderen Körpers. (Verhandlgn. d. pbys. Ges. Beriin 1^, pag. 67, sowie Auerbach,
Ann. d. Phys. Bd. 43, 1891,. pag. 61 Bd. 4ß, 1892, pag. 262 u. 277; Bd. 58, 1896,
pag. 357.) Hiervon soll daher hier nicht weiter die Rede sein.
{Exner, Untersuchungen über die Härte an Krystallflächen 1873. Franz, Pogg.
Ann. Bd. 80, 18ö0, pag. 37. Grailich und Pekarek, Sitzgsber. Wien. Akad. 13 Bd.
1854, pag. 410. Pfaff, Sitzgsber. München. Akad. 1883, pag. 55 u. 372, 1884, pag. 226
(Mesosklerometer). Bosival, Verhandlgn. k. k. geol. Reichsanst. Wien. 1896 Nr. 17
u. 18. Jannettaz, Association fran^se pour Tavancement des sdences. Aug. 1895
(Usometer).)
198. Zersprengbarkeit« Von der Härte im allgemeinen verschieden ist die
Zersprengbarkeit der Mineralien, die größere oder geringere Leichtigkeit, mit der
durch Hammerschläge Stücke losgelöst werden können. Manche Mineralien sind
zwischen den Fingern zerreiblich, lockere Massen, z. B. Kreide. Leicht zersprengbar
ist z. B. Schwefel, Feuerstein etc., schwer zersprengbar (fest^ zähe) z. B. Nephrit.
Diese Eigenschaft scheint mit der Tenazität (199) und d^ Struktur in naher Beziehung
zu stehen, l^pröde Mineralien sind häufig leichter zersprengbar als milde, dehnbare
Tenazität. AtEfig^nren. 246
lassen sich überhaupt nicht mehr in Stücke zerschlagen. Besonders fest und z&he
sind gewisse yerworren fasrige Aggregate, wie z. B. der Nephrit, der sich viel
schwieriger zertrümmern l&ßt, als kiystallisierte Hornblenden, zn denen er als Varie-
tät gehört Auch die verschiedenen Varietäten des Quarzes zeigen sich in Bezug
auf Zersprengbarkeit sehr verschieden, was ebenfalls mit Strukturverhältnissen zu«
sammenhängen dürfte. Jedenfalls sind nicht immer härtere Mineralien auch schwerer
zersprenghar (fester), als weichere.
199. Tenazltat Unter Tenazität versteht man das auf der
Eohäsion beruhende Verhalten der Mineralien gewissen besonderen
äußeren mechanischen Einwirkungen gegenüber. Es zeigen sich dabei
mancherlei charakteristische Eigenschaften, die für das Erkennen und
Unterscheiden der Mineralkörper von Bedeutung sind und die man
daher mit besonderen Namen belegt hat.
Spröde heißen solche Mineralien, von denen das beim Einritzen
mit dem Messer erzeugte Pulver unter Geräusch weggeschleudert
wird (Feldspat, Blende etc., überhaupt die Mehrzahl der Mineralien).
Müde sind solche, bei welchen das Pulver neben der durch das Eitzen
entstandenen Einne ruhig liegen bleibt (Speckstein, Graphit etc.). An
manchen Mineralien entsteht beim Eitzen überhaupt kein Pulver,
sondern nur eine vertiefte Einne. Von solchen kann man am Eande
Spähne abschneiden. Zerbrechen diese auf dem Amboß beim Schlagen
mit dem Hammer, so ist das Mineral geschmeidig (z. B. Kupferglanz);
zerbrechen sie nicht, sondern lassen sie sich zu einer Platte hämmern,
so heißt das Mineral dehnbar (duktil) (edle Metalle); doch wird
zwischen dehnbar und geschmeidig nicht immer scharf unterschieden.
Mineralien, welche sich in dünnen Platten umbiegen lassen, heißen
biegsam^ und zwar elastisch biegsam, wenn sie nach Aufhören der
Wirkung der biegenden Kräfte ihre ursprüngliche Gestalt wieder an-
nehmen (Glimmer) ; gemein biegsam^ wenn sie dauernd gebogen bleiben
(Chlorit). Manche Mineralien sind nach gewissen Eichtungen biegsam,
nach anderen brechen sie ohne Biegung durch, z. B. Gips.
200. Atzflgruren. In nahem Zusammenhang mit den bisher be-
trachteten Verhältnissen der Kohäsion steht das Verhalten der Mine-
ralien gegen den Einfluß von Lösungsmitteln, durch welche die sog.
Ätafiguten hervorgebracht werden. Diese sind mehr oder weniger
regelmäßig geradlinig, scharfkantig und -eckig begrenzte Ver-
tiefungen auf den Flächen der Mineralien. Sie entstehen, wenn man
die Krystallflächen kurze Zeit mit einem passenden gasförmigen oder
flussigen Lösungsmittel in Berührung bringt. Diese Figuren folgen
mit ihrer Symmetrie genau der Symmetrie der Krystalle, auf denen
sie gebildet werden. Sie werden begrenzt von kleinen Flächen, den
Auflachen, welche parallel mit möglichen Krystallflächen in das Innere
des Krystalls hineingehen. Die Ätzflächen liegen in bestimmten Zonen,
246
Ätzfiguren.
den Ätzeonen des betreffenden Krystalls. Alle gleichen Flächen eines
Krystalls tragen cet. par. stets die gleichen Ätzflguren, und die
anf jeder Fläche befindlichen Figuren sind untereinander parallel und
haben stets dieselbe Symmetrie, wie die betreffende Fläche selbst.
Treten die Ätzfiguren dicht zusammen, so daß sie sich berühren, so
lassen sie zwischen sich regelmäßig ebenflächig begrenzte Erhaben-
heiten, die man Ätzhügel nennt und die gleichfalls dieselbe Symmetrie
zeigen müssen, wie die Flächen, auf denen sie sitzen.
So haben die drei rhomboedrischen Spaltlingsflächen des Kalkspats durch Ätzen
mit HCl Figuren von der Fig. 298 abgebildeten Form, welche symmetrisch znr
kleinen Diagonale dieser Flächen liegen: rechts und links gleich, oben und unten
Terschieden ausgebildet. Eine Glimmerplatte erhält durch Ätzen mit HFl Ätzein-
drücke, welche nur zur kleinen Diagonale der natürlichen rhomblBchen Spaltungs-
plättchen symmetrisch sind, nicht aber zur großen, ganz der monoklinen Erystalli-
sation des Glimmers entsprechend (Fig. 299). Die Ätzflguren auf den Pinakoidflächen
A A.
;•
A
Fig. 298.
Fig. 299.
Fig. 300.
Fig. 301
des Schwerspats sind der rhombischen Symmetrie entsprechend stets nach zwei auf-
einander senkrechten Richtungen symmetrisch. Auf einer Prismenfläche von Apatit
sind sie der pyramidalen Hemiedrie entsprechend oben und unten gleich, rechts und
links verschieden (Fig. 300). Auf der Querfläche von Kieselzinkerz sind sie endlich
rechts und links gleich, aber dem Hemimorphismus nach der aufrecht stehenden
Achse entsprechend oben und unten verschieden (Fig. 301) etc.
Wegen der Übereinstimmung der Symmetrie der Ätzfiguren mit
der des betreffenden Krystalls, resp. der betreffenden Krystallfläche
kann man aus ersterer auf letztere, also auf die Zugehörigkeit zu der
oder jener Krystallklasse schließen. Man stellt zu diesem Zweck viel-
fach an den Mineralien solche Figuren dar. Diese üntersuchungs-
methode hat sogar neuerer Zeit eine erhebliche Wichtigkeit erlangt,
und die Kiystallisation mancher Mineralien ist durch sie erst richtig
erkannt worden. So hat z. B. die Gestalt der Ätzeindrücke auf den
Spaltungsflächen des Glimmers zuerst auf die Vermutung geführt^ daß
derselbe monoklin sei, und niclit rhombisch, wie man früher geglaubt
hatte. Die Ätzflguren an dem seiner äußeren Begrenzung nach
scheinbar hexagonal- vollflächigen Nephelin haben gezeigt, daß er mit
Wahrscheinlichkeit pyramidal-hemiedrisch und zugleich hemimorph ist,
also der pyramidal hemimorphen Klasse angehört Beim Quara kann
man an den Ätzflguren die beiden korrelaten Rhomboeder voneinander
unterscheiden und erkennen, daß er trapezoedrisch-tetartoedrisch sein
muß. Auch für die Erforschung von Zmllingen bieten die Ätzflguren
Ätzfi^ren. 247
ein gutes Hilfsmittel durch ihre symmetrische Lage zur Zwillings-
grenze statt der durchweg parallelen über die ganze Fläche weg;
daher eignen sie sich auch vorzüglich zur Untersuchung des Baues
mimetischer (171) Krystalle.
Die voUkommene Übereinstimmung der Symmetrie der Ätzfignren mit derjenigen
der Fläcbe, an! der sie liegen, zeigt, daß die Ätznng, der Angriff der KrystaUe durch
Lösungsmittel, nach krystallographisch gleichen Richtungen gleich, nach yerschieden-
wertigen verschieden leicht vorwärts schreitet. Durch die LOsung wird der Zu-
sammenhang der kleinsten Teilchen der KrystaUe auf chemischem Wege aufgehoben.
Die Ätzfiguren geben uns also einen Einblick in die chemische Kohäsion der
•KrystaUe und zwar sind die Atzflächen solche Flächenrichtungen, senkrecht zu
denen die Auflösung am schwierigsten fortschreitet; senkrecht zu ihnen gehen Rich-
tungen der größten chemischen Kohäsion. Fftr letztere gelten also in ihren Be-
ziehungen zur Krystallform dieselben Gesetzmäßigkeiten, wie fRr die mechanische
Kohäsion. Daß auf gleichwertigen Flächen eines Krystalls die Lösung mit gleicher
Leichtigkeit, auf verschieden wertigen in zuweilen sehr stark verschiedenem Maße
einwirkt, kann man auch direkt zahlenmäßig nachweisen. Auf den vollkommen
spaltbaren Rhomboederflächen R von Kalkspat (CaCO^) wird durch HCl unter
gleichen Umständen siebenmal so viel CO^ entwickelt, als auf der Basis OR.
Krystalle des rhombischen Äragonit (gleichfaUs CaCO^), werden auf den Prismen-
flächen viel leichter von HCl angegriffen als auf der Längsfläche. HF wirkt auf
die Frismenflächen beim Qitarz (StO«) viel schwieriger ein, als auf die Endflächen
etc. Immer verhalten sich dabei aber gleichwertige Flächen ganz gleich, also alle
Rhomboederflächen R des Kalkspats, alle Prismenflächen des Quarzes etc. Auf
amorphen Mineralien können niemals regelmäßig ebenflächige Atzfiguren entstehen.
Bei ihnen dringt die Auflösung stets nach allen Richtungen gleich leicht in die
Substanz ein.
Auch wenn nicht einzelne Krystallflächen, sondern ganze KrystaUe mit einem
Lösungsmittel behandelt werden, tritt die genannte Gesetzmäßigkeit deutlich hervor.
Der Angriff erfolgt dabei häufig besonders an den Kauten und es entstehen an ihrer
Stelle Flächen, sog. Frärosionsflächen. Dabei verhalten sich stets gleiche Kanten
gleich etc. Behandelt man z. B. einen Quarzkrystall mit HF, so werden dadurch
die abwechselnden Kanten F/z, sowie die Kanten FjF, Fjs und r/z abgestumpft,
j^anz wie es der trapezoedrischen Tetartoedrie des Minerals entspricht (siehe die Be-
schreibung des Quarzes). Nicht minder beweisend sind Versuche an Kugeln, die
aus Krystallen herausgeschnitten sind. Diese nehmen in einem Lösungsmittel all-
mählich eine der Symmetrie der betreffenden Substanz entsprechende Form an.
Kalkspatkugeln erhalten nach längerem Liegen in HCl rhomboedrische Formen etc.
Die Ät^eindrtlcke sind im allgemeinen um so schärfer, je kleiner sie sind und
durch je kürzere Einwirkung des Lösungsmittels sie entstanden sind. Einige Augen-
bUcke der Einwirkung des letzteren genügen vielfach. Verlängert man die Ein^
Wirkung, so werden die Figuren groß, aber unregelmäßig und verschwommen.
Manchmal sind sie von mikroskopischer EUeinheit und werden dann gerne in Hausen-
blasenabdrücken der Flächen beobachtet. Ihre spezielle Gestalt auf einem Mineral
hängt z. T. von der Natur und von der Koncentration des Lösungsmittels ab, aber
für aUe Lösungsmittel sind die Verhältnisse der Symmetrie so, wie wir sie oben
kennen gelernt haben. Als gasförmiges Lösungsmittel dient u. a. der Sauerstoff,
so beim Glühen eines oxydierbaren Körpers, z. B. des Diamants, an der Luft.
Viele kleine Ätzfiguren auf einer Fläche beeinflussen die Reflexion des Lichts
auf dieser. Die Folge davon ist häufig eine charakteristische Art von Glanz, den
man Krystalldamast genannt hat, sowie eigentümlich gestaltete Reflexbilder
248 Verwittenmg. Yerst&abuiig. OptiBche Eigenschaften.
einer Lichtflamme, die Lichtfiffuren, die gleichfalls in derselben Weise symmetrisch
gestaltet sind, wie die Flächen, auf denen sie erscheinen.
Viele Mineralien (Kalkspat, Flußspat, Qnarz, Topas, Schwerspat etc.) zeigen
nicht selten natürliche Ätzfignren, hervorgebracht durch die Gebirgsfeuchtigkeit und
andere natttrliche Einflüsse. Dieselben sind meist groß und ihre Begrenzung ist
unregelm&ßig und undeutlich. Durch längeres Andauern solcher natürlicher Atzung
werden die Krystalle nicht selten ganz zerfressen (korrodiert) und gleichen dann
Krystallskeletten (177).
(Leydolt, Sitzungsber. Wiener Akad. Bd. 15. 1865. pag. 59 und 19. 1855. pag. 70;
Baumhauer, Zusammenfassung zahlreicher Arbeiten in : die Resultate der Atzmethode
in der krystallographischen Forschung, 1894; ExncTf Sitzungsber. Wiener Akad. 69.
pag. 6; Birschwald, Fogg. An. Bd. 137. 1869. pag. 248; G. Rose, Sitzungsber.
Berl. Akad. 1872. pag. 520; Tschermak, Min. u. petr. Mittig. Bd. 4. 1882. pag. 99;
Becke, ibid. Bd. 5. 1883. pag. 457; 6. 1886. pag. 237; 7. 1886. pag. 200; 8. 1887.
pag. 239; 9. 1888. pag. 1; Bamberg, Geol. Foren i. Stockholm FörhandL, Bd. 12.
1890. pag. 617; Bd. 17. 1895. pag. 53 u. 453; und noch viele andere Aufsätze, die
z. T. noch bei der Beschreibung der einzelnen Mineralien genannt werden sollen.)
200 a. Terwittenmg. Terstäabiing« Mit der chemischen Eohäsion hängt
auch der Wasserverlust zusammen, den manche Ersrstalle schon bei niederer Tempe-
ratur erleiden und der einen Teil der Verwltterungsprozesse (310) bildet. Man hat
die Erscheinung auch wohl als Verstaubung bezeichnet. Der Vorgang beginnt zu-
weilen wie die Auflösung (200) von einzelnen Punkten der Oberfläche und schreitet
Ton hier aus allmählich vorwärts, bis das ganze Stück entwässert und gleichzeitig
in ein trübes Pulver zerfallen ist. Um die Anfangsstellen bilden sich zunächst rund-
liche, halbkugelfBrmig oder ellipsoidisch erscheinende mit diesem trüben Pulver er-
füllte Vertiefungen, die sog. VeruntterungseUipsoide, die erst punktförmig klein sind
und allmählich immer größer werden, bis sie sich berühren und schließlich die ganze
Krystalloberfläche bedecken. Bei Entfernung des Pulvers sieht man in ihnen zu-
weilen deutliche ebene Begrenzungsflächen, so daß sie der Form nach ganz den Ätz-
figuren entsprechen. Sie sind dann auch denselben Gesetzmäßigkeiten unterworfen,
wie diese. An künstlichen Erystallen von Alaun, Eupfer- und Eisenvitriol etc. ent-
stehen die Verwitterungsellipsoide sehr häufig. An eigentlichen Mineralien ist es
seltener der Fall, doch lassen sie sich an ihnen zuweilen künstlich herstellen, wie
z. B. am Gips durch vorsichtiges Erwärmen.
(Pape, Fogg, An. 124. pag. 329 und 125. 1865. 513; Sohrücey Zeitschr. f. Eryst
Bd. 4. 1880. 225; Blasius, ibid. Bd. 10. 1885. pag. 221; Bouman, Min. Mag.
Nr. 58. 1900. pag. 353.)
Opttsche Eigenschaften.
Von allen physikalischen Eigenschaften sind die optischen diejenigen, deren Be-
ziehungen zur Erystallform am eingehendsten studiert und am leichtesten und ein-
fachsten, wenigstens an durchsichtigen Erystallen, zu konstatieren sind. Sie dienen
daher vielfach zur Kontrolle der krystallographischen Untersuchungen unvollkommen
ausgebildeter Erystalle und erlauben sogar häufig die Erkennung des Erystall-
Systems an solchen, die gar keine regelmäßigen Formen mehr erkennen lassen. Die
optischen Verhältnisse sind somit von besonderer Wichtigkeit und sollen daher ein?
gehender besprochen werden, als die anderen physikalischen Eigenschaften.
201. Isotrop. Anisotrop. In Bezag auf die Art der Fort-
pflanzung einer im Innern einer Substanz erregten Lichtbewegung
unterscheidet man in optischer Hinsicht zwei Klassen von Körpern:
Isotrope Medien. 249
1. Isotr&pe. Bei ihnen hat der Äther nach allen Blchtnngen hin
dieselbe Elastizität ; das Licht pflanzt sich daher nach allen Richtungen
mit derselben Geschwindigkeit fort (Gase, Flüssigkeiten, amorphe
Körper, reguläre Krystalle).
2. Anisotrope (heterotrope). Bei diesen ändert sich die Elasti*
zität des Äthers mit der Richtung, die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
des Lichts ist also für Schwingungen nach verschiedenen Richtungen
verschieden. (Alle Krystalle außer den regulären.)
202. Welle. Strahl. Eine in einem beliebigen Punkt im Innern
einer Substanz erregte Lichtbewegung pflanzt sich durch die Quer-
schwingungen des Äthers nach allen Seiten fort, und in jedem ein-
zelnen Moment ist die Bewegung in jeder Richtung bis zu einem
bestimmten Punkt gelangt. Die Fläche, welche alle diese Punkte
verbindet, heißt die WeVerifiäche (Strahlenfläche) der Substanz. Der
erregte Punkt ist der Mittelpunkt derselben, ihre Gestalt ist die
nämliche für alle Exemplare derselben Substanz und in jedem ein-
zelnen Stück für jeden Punkt desselben als Mittelpunkt. Alle auf der
Wellenfläche liegenden Punkte befinden sich im gleichen Schwin-
gnngszustand. Die gerade Fortpflanzungsrichtung vom Gentrum der
Wellenfläche nach einem Punkt derselben heißt ein Strahl. Die
Richtung der Wellenfläche in diesem Punkt wird durch die Tangential-
ebene derselben gegeben. Das vom Mittelpunkt auf diese Tangential-
ebene gefällte Lot ist die WeOennormale, sie gibt die Richtung an,
in welcher die Welle an dem betreffenden Punkt vorwärts schreitet.
Strahlen nach benachbarten Punkten der Wellenfläche divergieren
unter einem gewissen Winkel, welcher um so kleiner ist, je weiter
sich die Welle vorwärts bewegt hat. Ist die Welle unendlich weit
fortgeschritten, so werden diese Strahlen parallel und das betreffende
Stück der Wellenfläche wird eben. Eine ebene Welle besteht also
aus einem Bündel paralleler Strahlen.
Sehr weit entfernte LichtqneUen, z. B. die Sonne oder anch entfernte terrestri-
sche Lichtquellen, liefern sehr annähernd parallele Lichtstrahlen; die Kollimatoren
sind zur Herstellung yon Bündeln paralleler Lichtstrahlen bestimmte Instrumente
(siehe Beleuchtnngsfemrohr des Goniometers etc. (16)).
Isotrope Medien.
Verhalten sich nach aUen Richtungen optisch gleich. In regulären Erystallen
ist also jede krystallographische Symmetrieebene auch eine für die optischen Ver-
hältnisse, aber nicht umgekehrt. Jede beliebige Ebene ist eine Symmetrieebene für
die letzteren. Die optische Symmetrie, bestimmt durch unendlich yiele Symmetrie-
ebenen, ist demnach höher als die krystallographische.
aOS. Fortpflanznngsgeschwindigkeit. Da in isotropen Sab-
stanzen die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts nach allen
250 Isotrope Medien.
Richtungen dieselbe ist, so ist die Wellenfläche eine Kugel und die
Strahlen fallen stets mit den entsprechenden Wellennormalen zu-
sammen, denn die Eugelfläche ist ja in jedem Punkte senkrecht zum
betreffenden Eadius.
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit v einer in einem isotropen
Medium sich fortpflanzenden ebenen Welle geht nach der Formel:
t; = 1/ — vor sich, wo e die Elastizität des Äthers und d die Dichte
djsselben bedeutet. Nach der Annahme von Fresnel ist in allen
isotropen Substanzen die Elastizität des Äthers die gleiche, seine
Dichte d dagegen in verschiedenen Substanzen verschieden. Man
unterscheidet danach optisch mehr oder weniger dichte Körper. In
dichteren Substanzen pflanzt sich das Licht langsamer fort als in
dünneren, z. B. ist Wasser (!; = 225000 Kilometer) dichter als Luft
{v = 300 000 Kilometer). Alle Mineralien sind optisch dichter als Luft
204. Reflexion. Trifft eine ebene Welle die ebene Grenzfläche
zweier durchsichtiger isotroper Körper, z. B. von Luft und Steinsalz,
unter irgend einem Winkel, so dringt ein Teil der Welle in die
zweite Substanz ein, der andere Teil wird an der Grenzfläche in das
erste Mittel zurückgeworfen (reflektiert). Die Reflexion geht nach
dem bekannten Gesetze in der Art vor sich, daß die Normale der
reflektierten Welle in der Einfallsebene liegt und mit dem Einfalls-
lot denselben Winkel macht wie die Normale der einfallenden Welle,
und dasselbe gilt auch für die einzelnen Strahlen der beiden ebenen
Wellen. Hierauf beruht das Reflexionsgoniometer (14), das übrigens
auch zur Messung der Flächenwinkel an anisotropen Krystallen be-
nutzt werden kann, da auch die Reflexion einer aus Luft einfallenden
Lichtwelle an Flächen anisotroper Krystalle nach demselben Gesetz
vor sich geht.
Die Reflexion des Lichts geht in voller Gesetzmäßigkeit nur vor sich, wenn
die reflektierende Fläche Yollkommen eben und glatt ist. In diesem Fall entsteht
von einem gespiegelten Objekt, z. B. von einer Lichtflamme, ein scharfes und rich-
tiges Bild. Unregelmäßigkeiten der Flächen veranlassen Störungen im Zustande-
kommen der Bilder. So wird z. B. durch eine Flächenkrümmung das Spiegelbild in
der Eichtung der Krümmung auseinander gezogen; auf rauhen Flächen entstehen
nur undeutlich umgrenzte Spiegelbilder. Zerfällt eine Fläche in mehrere nicht voll-
kommen parallele Facetten, so gibt jede Facette ein besonderes Spiegelbild, die
Fläche reflektiert dann mehrere Bilder desselben Objekts etc. Durch derartige Un-
regelmäßigkeiten wird die Genauigkeit der Winkelmessung mit dem Reflexions-
goniometer vielfach sehr beeinträchtigt.
Durch gewisse bestimmte Unregelmäßigkeiten der Erystallflächen werden viel-
fach eigentümlich gestaltete, von der Beschaffenheit der Flächen abhängige Reflex-
bilder von Lichtflammen (sog. Lichtfiguren) erzeugt, die man namentlich auch oft
auf durch Ätzen künstlich matt gemachten Kryatallflächen beobachtet, und welche
in derselben Weise symmetrisch gestaltet sind, wie die Erystallflächen selbst (200).
Reflexion. Refraktion. 251
205. Refraktion. Der Teil einer an der ebenen Grenze zweier
isotroper Medien in schiefer Richtung ankommenden ebenen Welle,
welcher in das zweite Medium eindringt, wird dabei aus seiner
ursprünglichen Eichtung abgelenkt (gebrochen), er erleidet eine
Refraktion. Diese findet nicht statt, wenn die ankommende Welle
senkrecht einfällt; in diesem Fall geht die Welle im zweiten Medium
in der ursprünglichen Richtung weiter. Bei jeder Refraktion liegt
dem Brechungsgesetze zufolge die Normale der einfallenden und die
der gebrochenen Welle oder, was hier dasselbe ist, der einfallende
und der gebrochene Strahl in der Einfalls- l|
ebene. Macht die Normale der einfallen-
den ebenen Welle (der einfallende Strahl) AO
(Fig. 302) mit dem Einfallslot LL^ (der Nor-
male zur Grenzfläche MM) den Einfallswinkel
i und die Normale der gebrochenen ebenen
Welle (der gebrochene Strahl) OC den Brechungswinkel r, so ist stets :
• •
— — = n, wo n eine konstante von dem Einfallswinkel i unabhängige
stn r ^ ° °
Zahl ist, die der Brechungshoeffisfient (Brechungsindex) der zweiten
Substanz Z>, gegen die andere L heißt. Er ist abhängig von der
Natur der beiden Medien und von der Farbe (Schwingungsdauer oder
Wellenlänge) des angewendeten Lichts. Man pflegt den Brechungs-
koefflzienten meist anzugeben für den Fall, daß das erste Medium
Luft ist, und wenn von dem Brechungskoefflzienten einer Substanz
ohne speziellere Angabe die Rede ist, so meint man stets diesen. Der
absolute Brechungskoeffijsietd einer Substanz ist dagegen derjenige,
welcher sich beim Übergang des Lichts aus einem luftleeren Raum
(aus dem freien Äther) in diese ergibt.
Die Brechnngskoeffizienten der Mineralien Bind alle ^ 1 ; sie schwanken bei
isotropen zwischen : n = 1,3305 (Wasser) und n = 2,849 (Rotkupfererz). Werte,
welche sich der 2 nähern oder sie gar überschreiten, sind nicht sehr häufig.
Sind Vj und r, die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten des Lichts
im ersten und zweiten Medium, so ist: n=-. — = — . So ist z. B.
800000
der Brechungskoefftzient von Wasser gegen Luft: ^ = ööTooö ^^ ^'^^
= "0- ca. und da v« =— , so ist auch: 225000 = — ttk — = -^-i
3 * n' 4/3 4
Wenn das erste Medium wieder Luft ist und wenn die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit des Lichtes in der Luft : r^ = 1 gesetzt wird, dann
ist
: n = — oder t?2 = — , d. h. der Berechnungskoefflzient ist der
v^ n
reziproke Wert der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts im
zweiten Medium, und umgekehrt.
252 Isotrope Medien.
Aus der Formel: n = —. — = -i ergeben sich die speziellen Ver-
«n r t?2 ®
hältnisse der Brechung, je nachdem das Licht ans einem optisch
dttnneren in ein dichteres Medium übergeht oder umgekehrt Ist das
erste Medium das dünnere, dann ist v, ^t;,, also n^l und i'^r.
Der gebrochene Strahl OC liegt dem Einfallslot näher, als der ein-
fallende OA, das Licht wird nach dem Einfallslot hin gebrochen
(Fig. 302). Ist umgekehrt das erste Medium das dichtere, dann ist
^i<*^9> somit w<l und i<r. Der gebrochene Strahl OC liegt von
dem Einfallslot femer, als der einfallende OA, das Licht wird von
dem Einfallslot weggebrochen (Fig. 303). Wenn beide Medien gleich
dicht sind, findet beim Übergang überhaupt keine Ablenkung statt
Ist beim Übergang von einem Medium A in ein zweites B der
Brechungskoeffizient =.n, dann ist er beim umgekehrten Übergang
von -B in -4 = —, und wenn das Licht von A aus den Weg AOG
durchläuft (Fig. 302, 303), dann durchläuft es von C ausgehend den-
selben Weg COAj aber in umgekehrter Richtung.
Je größer der Unterschied der Dichte in beiden Medien ist, desto
größer ist der Brechungsindex. Haben zwei Substanzen verschiedene
BrechungskoeMzienten gegen Luft (oder eine beliebige andere dritte
isotrope Substanz), dann ist nach der Formel n = — die Substanz
mit dem größeren Brechungskoeffizienten die dichtere, und umgekehrt.
206. Dispersion. Der Brechungskoeffizient ist von der Farbe
d. h. von der Wellenlänge des Lichts abhängig und also nur durch
Angabe der Art des Lichts vollkommen bestimmt Er ist am kleinsten
für rotes, am größten für violettes Licht Eine Welle roten Lichts
wird ceteris paribus weniger stark abgelenkt, als eine Welle violetten
Lichts. Fällt ein Bündel weißer Lichtstrahlen ein, so wird es bei
der Brechung zerlegt und die verschieden stark abgelenkten roten
bis violetten Strahlen folgen in ununterbrochener Eeihe nebeneinander.
Diese Erscheinung heißt die Farbeneerstreuvmg oder Dispersion, Je
mehr sich dabei die roten von den violetten Strahlen entfernen,
desto stärker ist die Dispersion. Diese wird durch die Differenz
der Brechungskoeffizienten für rotes und violettes Licht gemessen
(vergl. 209).
Nach Cauchy mid die Abhängigkeit der absoluten Brechnngskoeffizienten n
einer Substanz ron der Farbe des betreffenden Lichts (WeUenlänge A im freien Äther)
ausgedrückt durch die Formel :»» = « + ^ , wo a und ß zwei von der Natur der
Substanz abhängige konstante Koeffizienten sind. Kennt man n einer Substanz für
zwei Terschiedene Farben (fttr zwei Werte von X), so erhält man zwei spezieUe
Dispersion. Polarisation. Planparallele Platte. 253
Gleichimgen, welche «und ß ergeben. Mit deren Hilfe läßt sich dann ans der
Formel fttr jedes weitere X (jede andere Farbe) der zugehörige Brechnngskoeffisient
n berechnen.
207. Polarlsatioii. Wenn an der ebenen Grenzfläche zweier
dnrchsichtigen isotropen Medien einfallendes Licht teils reflektiert^
teils gebrochen wird, so sind diese beiden Teile des einfallenden
Lichts, der reflektierte nnd der gebrochene, polarisiert, und zwar
senkrecht zueinander; das reflektierte Licht in der Einfallsebene, das
gebrochene in einer darauf senkrechten. Die Schwingungen des re*
flektierten Lichts gehen also (nach Fresnel) senkrecht, die des ge-
brochenen Lichts parallel mit der Einfallsebene vor sich. Bei den
meisten Einfallswinkeln ist jedoch die Polarisation im reflektierten
Lichte nur eine teilweise, es ist dem polarisierten Licht
natürliches beigemischt. Vollständig flndet die Polari-
sation des reflektierten und des gebrochenen Lichts
nur statt, wenn die reflektierten Strahlen OB auf den
gebrochenen OG senkrecht stehen (Fig. 304). In diesem
Fall ist r = 90<> — i, also: ^^' ^•
sin i-=n «in ra=w sin (90® — i) =n cos % oder: n = ^ ♦.
Der Einfallswinkel i, welcher diese Gleichung befriedigt, bei
welchem also vollständige Polarisation des reflektierten Lichts statt-
findet, heißt der Pölarisationsmnkel der betreffenden Substanz. Er ist
z. B. für Glas =54V/, fttr Diamant =68<> 1' flir Licht von mittlerer
Brechbarkeit (grün).
Vollständige Polarisation namentlich auch des hindurchgegangenen Lichts kann
ttbrigens auch bei anderen Einfallswinkeln erhalten werden, wenn man statt einer
einfachen Platte z. B. von Glas ein System übereinander geschichteter Glasplatten,
einen sog. Glassatz anwendet, dessen einzelne Scheiben wiederholte Eeflexionen und
Brechungen veranlassen. Solche Glassätze werden zuweilen als polarisierende Appa-
rate statt der Nicols (219) verwendet. Der Polarisationswinkel i kann bestimmt
und aus ihm der Brechungskoeffizient n ermittelt werden nach der Gleichung:
ni=tgi; doch ist diese Methode, die Brechungskoeffizienten zu bestimmen, ungenau
und wenig ausgebildet, [ßeehtck^ Pogg. Ann. 20, 18B0, 27.)
206« Planparallele Platte. Nach den Anseinandersetzungen in
(205) kann man sich die Vorgänge klar machen, welche man be-
obachtet, wenn das Licht eine planparallele Platte MN eines Minerals,
die ttberall von Lnft umgeben ist, durchstrahlt (Fig. 305).
Der unter dem Einfallswinkel i auf der Fläche NN^ an-
kommende Strahl AB wird unter dem Brechungswinkel r
nach BC gebrochen ; er kommt an der Fläche MM^ unter
dem Einfallswinkel r an und wird beim Austritt unter „, ^^
dem obigen Winkel i nach CD gebrochen, so daß ^'
AB II CD. Wenn ein Strahl also nach dem Durchgang durch eine
planparallele Platte in dasselbe Medium austritt, aus welchem er ein-
254 Isotrope Medien.
getreten war, so geschieht dies ohne Ablenkung aas seiner ursprüng-
lichen Eichtüng, es findet nur eine geringe seitliche Verschiebung
des Strahles statt Man kann also stets planparallele Glasplatten
(Objektträger, Deckgläschen etc.) in den Gang der Lichtstrahlen ein-
schalten, ohne daß dadurch eine Ablenkung des Lichts erfolgt.
Dasselbe findet statt, wenn man drei oder mehrere verschiedene plauparaUele
Platten, z. B. Glastafeln oder eine Tafel von Glas nnd eine solche von einer anderen
durchsichtigen Substanz, übereinander legt. Aach in diesem Falle erleidet ein hin-
durchgehender Strahl beim Austritt in dasselbe Medium (Luft) keine Ablenkung.
Daraus läßt sich ermitteln, daß, wenn tn und n« die Brechungskoeffizienten zweier
Substanzen A und B (gegen Luft) sind und n^ der Brechungskoeffizient beim Über**
gang aus der ersten A in die zweite B, man erhält: na = -- , wo n, ^1, aber n^
und n^ stets >> 1. Ist z. B. der Brechungskoeffizient von Wasser: ni = 1,3305, der
von Flußspat n^ = 1,433 (gegen Luft), so ist der Koeffizient beim Übergang von
ru 1433
Wasser in Flußspat (von Flußspat gegen Wasser) : = — = ' = 1,077. Diese
Formel gibt auch den absoluten Brechungskoeffizienten (n«) einer Substanz, wenn
der gewöhnliche Brechungskoeffizient derselben (gegen Luft) (n^) und der absolute
Brechungfikoeffizient der Luft gegeben ist. Letzterer ist ein für allemal bekannt
= 1,000294; (bei 0» C und 760«"» Druck), der Koeffizient für den Übergang aus
l no
Luft in den freien Äther ist also : n^ = ^ nmobj. » so^it ng = ^ — ~ 1,000294 n^.
i;ÖÖ0^94
Der absolute Brechungskoeffizient des Wassers ist danach = 1,000294. 1,33Q5
= 1,3311.
209. Prisma. Geht dagegen ein Lichtstrahl durch einen von
zwei konvergierenden ebenen Flächen begrenzten Körper, ein sog.
Prisma hindurch, so wird er beim Wiederaustritt in die Luft nicht
mehr in seine ursprüngliche Richtung zurückgeführt, sondern in der-
selben Ebene noch weiter aus ihr abgelenkt.
Man läßt die Lichtstrahlen meist zur brechenden Kante senkrecht
auf die erste Fläche des Prismas einfallen. Der Durchschnitt des
Prismas durch eine zu dieser Kante senkrechte Ebene
sei MNP (Fig. 306), N sei die brechende Kante. Fällt
ein Strahl roten Lichts in der Sichtung AB ein, so wird
er nach BCr gebrochen und verläßt das Prisma in der
Richtung CrDr und ABCrDr liegt in jener zur brechenden
Kante senkrechten Ebene. Der Winkel A^ErDr = «r, den
Fig. 306. der austretende Strahl CrDr mit dem einfallenden AB macht,
heißt die Ahlmhung des Strahls. Fällt nach AB ein Strahl violetten
Lichts ein, so wird dieser in B stärker, nach BC^ gebrochen und verläßt
das Prisma nach einer abermaligen stärkeren Brechung bei C» in der
Richtung CDp. Auch ABCJ), liegt in der Ebene ABCrDr. Die Ab*
lenkung ist hier a„ = A^EJ)„ und zwar ist stets ar>«r. Läßt man
auf dasselbe Prisma in der Richtung AB ein Strahlenbündel weißen
Prisma. Totalreflexion. 255
Lichts einfallen, so wird dasselbe infolge der Dispersion zerlegt (206).
Die dabei entstehenden roten Strahlen werden wieder nach CrDr, die
violetten nach CpDp gebrochen, die gebrochenen Strahlen der zwischen-
liegenden Farben liegen zwischen diesen beiden Geraden in derselben
Ebene mit ihnen. Wenn man diese zerlegten Strahlen auffängt, so
entsteht ein Spdctrum, dessen rotes Ende der ursprünglichen Einfalls«
richtung stets näher ist, als das violette. Je weiter vom roten Ende
das violette entfernt ist, je länger das Spektrum ist, desto größer ist
die Dispersion der Substanz ; diese ist z. B. beim Diamant viel größer
als beim Steinsalz. Sie wird durch die Differenz des Brechungs*
koeffizienten für rotes und violettes Licht gemessen. Eine plan«
parallele Platte kann kein Spektrum geben, weil das beim Eintritt
zerlegte weiße Licht beim Austritt sich wieder vereinigt, wodurch
das ursprungliche Weiß wiederhergestellt wird.
Die Ablenkung eines Lichtstrahls durch das Prisma ist für jeden
Einfallswinkel eine andere. Sie ist ein Minimum, wenn der Strahl im
Innern des Prismas gegen beide brechenden Flächen
gleich geneigt ist, wie der Strahl BC in Fig. 307. Dann
macht auch der einfallende Strahl z. B. ArB mit der
Ebene MN des Prismas denselben Winkel, den der ent-
sprechende austretende Strahl CDr mit der Ebene NP
macht. Die Minimalablenkung ist für Prismen aus der-
selben Substanz um so gi*ößer, je größer der brechende p. ^^
Winkel MNP des Prismas ist. Ein violetter Strahl
JÜ^, der durch das Prisma nach BC hindurchgehen soll, muß nach
dem Obigen mit BC einen etwas größeren Winkel machen, als ein
roter Strahl ArB\ entsprechend ist es mit den austretenden Strahlen
CDf, und CDr. Bei der Minimalablenkung ist ArBCDr der Gang
eines Strahles von rotem, A^BCD^ der eines Strahles von violettem
Licht
210. Totalreflexion. Tritt ein Lichtstrahl AB (Fig. 308) aus
einem dichteren Medium in ein dünneres nach J?(7, so ist i •< r (205).
Fällt ein zweiter Strahl A^B unter einem größeren Ein-
fallswinkel A^BL ein, so wird er nach BC^ gebrochen;
der Brechungswinkel C^BL^ ist ebenfalls größer geworden.
Nimmt so der Einfallswinkel stetig zu, so geschieht dies
auch beim Brechungswinkel und bei einem gewissen Ein- „. "^^^
faUswinkel A^BL wird der betreffende einfallende Strahl
A^B nach BD in der Richtung der Trennungsfläche DD^ beider
Medien gebrochen: der Brechungswinkel ist für diesen Fall =DBL^
= 90^ Wird nun der Einfallswinkel noch größer, fällt z. B. ein
Strahl in der Sichtung MB ein, so wird derselbe überhaupt nicht
mehr gebrochen, sondern der einfallende Strahl wird in B^ ohne daß
256 Isotrope Medien.
eine Lichtbewegung in das zweite, dünnere Medium eintritt, nach dem
gewöhnlichen Brechnngsgesetz vollständig und ohne Schwächung in der
Richtung BN reflektiert und kehrt in das erste dichtere Medium
zurück, so daß ^NBL = ^MBL. Diese Erscheinung heißt die
Totalreflexion. Der Einfallswinkel A^BL, für welchen der Brechungs-
winkel DBLi = 90® ist, heißt der Grensncinkd der totalen Beflexion.
1 * *
Für diesen Grenzwinkel ist : — = . ^^ = «w i> wenn n den
n s%n 90*^
Brechungskoefifizienten aus dem dünneren in das dichtere Medium be-
deutet, so daß also n ;> 1. Je größer der Brechungskoefßzient, desto
kleiner ist der Grenzwinkel A^BL, bei desto steilerem Einfallen wird
das Licht bereits total reflektiert. Für Wasser mit dem Brechungs-
koefi^ienten n = 1,33 ist der Grenzwinkel A^BL «= 48® 35'. Beim
Diamant, wo n = 2,5, ist letzterer nur nahe =24®.
Totalrefiezion ist nnr mOglich, wenn Lichtstrahlen von einem dichteren Medium
her an der Grenze gegen ein dünneres Medinm ankommen. Beim Übergang ans
einem dünneren in ein dichteres Medium kann niemals Totalreflexion eintreten«
Wenn in diesem Falle der Einfallswinkel seinen größten Wert: i = 9(P erreicht hat
(streifende Incidenz), ist stets noch der Brechungswinkel r <^ 90^. Aus einem
dünneren Medium kann somit das Licht stets in ein dichteres eintreten.
211. Brechnngskoefflzienten. Ein isotroper Körper ist in der
Hauptsache optisch bestimmt, wenn man seine Brechangskoef&zienten
für die verschiedenen Farben kennt. Diese und damit implicite die
Lichtgeschwindigkeit in der betreffenden Substanz werden nach ver-
schiedenen Methoden ermittelt (vergl. außerdem 207), die alle ergeben, daß
in jeder isotropen Substanz die Brechnngskoeffizienten stets denselben
Wert haben und daß sie von der Richtung der Schwingungen ganz
unabhängig sind. Hieraus folgt, daß auch die Elastizität des Äthers
in den isotropen Körpern nach allen Sichtungen dieselbe ist Dies
entspricht ja auch der oben zu Grunde gelegten Annahme von Fresnel,
deren Zulässigkeit damit bewiesen ist.
1. Methode mit dem Prisma, Aus der Substanz wird ein Prisma
mit zwei vollkommen glatten und ebenen und möglichst großen
Flächen, die miteinander den brechenden Winkel ß
machen, geschliffen (Fig. 309). Das Prisma wird so auf
dem Objekttisch eines Qoniometers (16) befestigt, daß
die brechende Kante der in 0 gelegenen, in der Ver-
längerung durch das Prisma hindurchgehenden Dreh-
achse des Instruments parallel ist. Es ist dabei gleich-
gültig, welche Lage die Flächen des Prismas und
ihre brechende Kante im Krystall haben; stets erhält
man dieselben Brechungskoeffizienten. Auf die erste
Prismenfläche fällt ein Bündel paralleler Lichtstrahlen AB durch
Bestimmung der Brechnngakoeffizienten. 257
einen anf die Drehachse 0 gerichteten Kollimator AS mit einer der
brechenden Kante parallelen Spalte A, Diese Strahlen werden nach
BC gebrochen und treten nach CD^ aus. Man kann nun den Träger mit
dem Prisma leicht so drehen, daß dabei die Ablenkung ein Minimum
wird. Die Kichtung des Strahls CB^ für die Minimalablenkung wird
durch das ebenfalls auf die Drehachse 0 gerichtete Femrohr bei D^
fixiert. Dieses muß aber um den Winkel Dj OB = a um die Achse 0
bis in die ursprüngliche Richtung OD des einfallenden Strahls gedreht
werden, indem man nach Wegnahme des Prismas die Spalte bei A
anvisiert, und dieser Winkel a ist die Ablenkung. Aus den Winkeln
et und ß ergibt sich dann:
sin ic (a-\- ß)
Sin ^ß
Der brechende Winkel ß darf nicht zu groß sein, weil sonst der Strahl BC
wegen Totalreflexion (210) nicht ans dem Prisma austreten kann. Für jede Farbe
ist der EiufaUswinkel bei der Minimalablenkung ein anderer (209), daher ist für jede
Farbe die Minimalablenknng besonders aufzusuchen und einzusteUen. Eine kleine
Ungenauigkeit in der Einstellung des Prismas auf die Minimalablenkung bat auf
den Wert von n nur einen geringen Einfluß. Einen Zusammenhang zwischen den
Brechungskoeffizienten für die einzelnen Farben mit bekannten Wellenlängen gibt
die Dispersionsformel von Cauchy (206).
Wenn das Prisma ein deutliches Spektrum gibt, so kann man für jede Farbe
desselben besonders die Minimalablenkung suchen und daraus den betreffenden Wert
von n bestimmen. Wenn die Beschaffenheit der Substanz ein solches nicht zu stände
kommen läßt, so kann man die Spalte mit verschiedenem homogenen Licht beleuchten
(mittels gefärbter Metallflammen, Xi-Flamme rot, iVa-Flamme gelb, 27-Flamme grün,
oder mittels gefärbter Gläser, von weichen aber nur durch Kupfer gefärbte rote sehr
annähernd homogene Farbe geben etc.). Vollkommen homogenes Licht liefert das
Spektrum eines Glasprismas. (Wülfing, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil. Bd. XU.
1899. 343.)
2. Methode mit dem Mikroskop (erfanden von dem Marquis von
Chaulnes). Diese ist u. U. von Wert, wenn eine Substanz nur in
Form planparalleler Platten erhalten werden kann und nicht die
Herstellung eines Prismas gestattet. Sie beruht darauf, daß wenn
ein im Mikroskop deutlich und scharf gesehener Punkt mit einer
planparallelen Platte einer durchsichtigen Substanz bedeckt wird, man
denselben nicht mehr sieht, um ihn wiederzusehen, ist es nötig, das
Objektiv um einen gewissen Betrag v zu heben, der nur von der
Dicke d der Platte und von deren Brechungskoefl&zienten n ab-
1 /2
hängt und zwar ist sehr annähernd: v = d (1 ) oder ^=='^^1''
Für jede Lage der Platte im Krystall erhält man denselben Wert
für n.
Bei der Erzeugung des Bildes von A im Mikroskop spielen alle von A aus
auf die bei G (Fig. 310) gelegene Objektivlinse fallenden Strahlen eine RoDe
so a. Bw der Strahl AD. Wird die Platte von der Dkke AB = d wä A gelegt, so
Bauer, Mineralogie. l*?
258 Isotrope Medien.
wird AD abgelenkt. Wenn das Bild von A wie früher entstehen soll, so mnß für AD
ein anderer Strahl von A ans eintreten, der durch die Platte hindurch die Linse 1) anter
demselben Winkel und 2) in derselben Entfernung von der Mikroskopachse
AQ trifft wie vorher AD. Das kann nur ein Strahl, der von A in einer sol-
chen Richtung ^lIT ausgeht, daß er in M beim Austritt aus dem PlSttchen
nach der Bichtung JELD^ || AD gebrochen wird, dann ist die erste Bedingung
erfüllt Die zweite ist erfüllt, wenn man dann das Objektiv bis zu dem
Punkt A zurückschiebt, der gegeben ist als Schnitt von HD^ mit
DDi II AB. Die Länge, um welche das Objektiv hat zurückge-
jjig. 6 u. 2ogen werden müssen, ist GGi=v = DDi. Zieht man nun KD^ bis
AtM TTm
C und JKK y AB, dann ist auch CA = DD^ = v. Femer ist : n = — — .„ ' =
-57^ = -^Ti TTi = j • Denn offenbar sind stets die Winkel BAH etc., um
BC BA — AC d — V *
weiche es sich hier handelt, sehr klein, so daß mau AC=DD* sehr annähernd auch
= GGi setzen kann. Ebenso sind sehr nahe die tg der Winkel = deren sin ; es
. . j V ^ ^C'ir sin BCH d
ist daher : . p^fy^ -= — bttt = » = j .
tg BAH sin BAH d — v
Bei der Ausführung der Messung wird d mit dem Sphärometer oder auf einem
anderen Wege, v mittels einer auf dem Knopf der Mikrometerschraube des Mikroskops
angebrachten Teilung geraessen, welche Bruchteile der bekannten Ganghöhe jener
Schraube abzulesen gestattet. Das Zurückziehen des Objektivs muß natürlich um
den vollen Betrag v mit dieser Schraube ausgeführt werden.
(Bauer, Sitzgsber. Berl. Akad. 22. Nov. 1877 pag. 698 und Tschermak, Min.
Mitt. I. 1878 pag. 28 ; vergl. auch : Bertin, Ann. chim. phys. ser. III. Bd. 26 pag. 228
für eine kleine Abänderung dieser Methode.)
3. Methode der Totalreflexion. Während beide genannte Methoden
eine durchsichtige Substanz und zwei ebene Flächen voraussetzen, hat
die Methode der Totalreflexion den Vorzug, auch an undurchsichtigen
Substanzen ausführbar zu sein; auch ist nur eine einzige ebene Fläche
erforderlich.
Es sei MN (Fig. 311) eine ebene Fläche eines von einer stärker
brechenden Flüssigkeit umgebenen isotropen Minerals, auf welche von
allen Seiten her Licht einfällt, und das Auge sei fest
in 0. Dann werden unter zu großem Winkel auf MN
einfallende Strahlen total reflektiert (210) und ein unter
einem bestimmten Winkel ankommender Strahl AI wird
dabei nach 0 gelangen, ebenso der etwas steiler ein-
Fig. 311. fallende Strahl BE etc. Dagegen wird der noch steiler
einfallende Strahl DG nicht mehr total reflektiert werden, sondern in das
optisch dfinnere Mineral nach GH eintreten, wenn sein Einfallswinkel
kleiner als der Grenzwinkel ist. Die linke Hälfte der Fläche MN ist also
durch die in das Auge gelangenden totalreflektierten Strahlen hell,
die rechte Hälfte, welche keine Strahlen ins Auge reflektiert, dunkel,
und beide Hälften sind durch eine Grenzlinie bei F geschieden, deren
Bestimmang der Brechungskoeffizienten. 259
Lage dem Grenzstrahl CFO entspricht, welcher unter dem Grenz-
"winkel einfäUt. Bei Anwendung homogenen Lichts ist diese Grenz-
linie ziemlich scharf, bei weißem Licht ist sie farbig gesäumt, weil
die Grenze für jede Farbe eine etwas andere Lage hat
Man kann nun die Beobachtung der Grenze der Totalreflexion
in folgender Weise zur Ermittlung der Brechungskoeffizienten benützen.
Man befestigt das zu untersuchende Mineral an einer in 0 (Fig.
312) projizierten vertikalen Drehachse, welche senkrecht zu einem
horizontalen Teilkreis durch dessen Mittelpunkt geht.
Diese Achse fällt in die ebenfalls senkrechte reflek-
tierende Fläche MN, welche in ein mit einer stark
brechenden Flüssigkeit, etwa Schwefelkohlenstoff (n =
1,6274) oder Monobromnaphtalin (n = 1,65724) oder
Methylenjodid (n = 1,73798 , je für gelbes JVo-Licht
bei 20® C) etc., gefülltes zylindrisches Gefäß einge- Fig. 312.
taucht ist. Dieses ist ringsum von mattgeschliffenem
Glas gebildet, durch welches diffuses Licht von allen Seiten
auf H/DJ fallen kann, nur bei BQ ist eine yertikalstehende plan-
parallele durchsichtige Glasscheibe, auf welche normal das hori-
zontale auf Unendlich eingestellte Fernrohr P gerichtet ist Hat die
Fläche MN zuerst die Stellung M^N^^ so werden die von rechts
kommenden Strahlen die Grenze der Totalreflexion erzeugen, und man
kann diese Grenze durch Drehung der Fläche MN um die Achse 0
auf das Fadenkreuz des Femrohrs einstellen. Ist m^n^ die Normale
zu M^N^, so ist iWj OP der Grenzwinkel i. Dreht man nun die Fläche
M^N^ an der Drehachse in die Stellung M^N^, so geben die von
links kommenden Strahlen ebenfalls eine Grenze, die man auf das
Fadenkreuz einstellen kann. Ist m^n^ die Normale zu M^N^^ so ist
m^ OP der Grenzwinkel i für diese Stellung. Man muß also, um von
der einen Grenze auf die andere einzustellen, die Fläche MN um den
doppelten Grenzwinkel, um m^ Om^ = 2i, drehen, und da man diese
Drehung am Teilkreis ablesen kann, so ist damit i gegeben. Zu-
nächst ist der Brechungskoefflzient v (v > 1) des Minerals gegen die
stärker brechende Flüssigkeit bestimmt, und man hat: — = »n i.
Sind aber N und n die Brechungskoefflzienten der Flüssigkeit und
1 M
des Minerals gegen Luft, so ist (208): — = ^=sini, a\so: n = Nsini.
Die zu solchen Bestimmungen benutzten Instrumente werden im all-
gemeinen ToUüreflekUmeter genannt. Bei jeder beliebigen Lage der
reflektierenden Fläche erhält man denselben Wert für n.
N ist ein für aUemal bekannt. Da sich dieser Wert mit der Temperatur
wesentlich Ändert, so ist hierauf Bücksicht zu nehmen. Für g^elbes Licht beträgt
17*
260 Isotrope Medien. Brechnngskoeffizieiiten.
beim Schwefelkohleiutoff die Yermindenmg von N bei 1^ C. Temperatormnahme:
0,00080. Die entsprechenden Zahlen sind: 0,00045 beim Monobramnaphtalin und
0,00073 beim Methylenjodid.
(F. Kohlrausch, Verh. d. phys. med. Ges. Würzburg XII. 1877 pag. 1; Wied.
Ann. IV. 1878 pag. 1 und XVI. 1882 pag. 603; W. Kohlrausch, Wied. Ann. VI.
1879 pag. 94; LeiO, Zeitachr. f. Kryst. XXX. 1898 pag. 357.)
Nach dem Vorschlag von Woüaston kann die Totalreflexion noch in anderer
Weise zur Bestimmung der Brechungsexponenten benutzt nrerden, die den störenden
Einfluß der Temperatur wesentlich vermindert. An die Fl&che I eines Glasprismaa
A Ton bekannter möglichst starker Lichtbrechung wird die zu nntersnchende Sub-
stanz B mit einer natttrlichen oder künstlichen ganz glatten und ebenen Fl&che an-
gedrückt, und zur Herstellung eines vollkommenen Kontakts ein Tropfen C einer
Flüssigkeit dazwischen gebracht. Der Brechungskoeffizient des Glases sowohl als
der der Flüssigkeit muß mindestens etwas höher sein, als der der zu messenden Sub-
stanz. Dann läßt man diffuses Licht auf der zweiten Fläche 11 des Prismas links
von der zu untersuchenden Platte eintreten. Dieses erleidet an der letzteren z. T.
Totalreflexion und tritt auf der dritten Fläche III des Prisma« wieder aus. In einem
auf diese gerichteten Femrohre entsteht dann ganz wie bei der oben beschriebenen
Methode eine Grenze zwischen hell imd dunkel, die dem Grenzstrahl entspricht und
man kann auf dem Goniometer leicht den Winkel messen, den die der Grenze der
Totalreflexion entsprechenden Strahlen mit der Normale zur dritten Fläche des
Prismas, der Austrittsfläche, einschließen. Hieraus und aus dem Brechungskoefflzienten
des Glasprismas ergibt sich dann der Brechungskoef&zient der Substanz.
(K. Feußner, Diss. Marburg 1882; Liebisch, Zeitschr. f. Instrumentenk. IV. 1884
pag. 185 und V. 1885 pag. 13; Danker, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil. Bd. IV. 1885
pag. 241 ; Liebisch, N. Jahrb. f. Min. etc 1886 II. pag. 51.)
Pulfrich konstruierte ein auf ähnlichem Prinzip beruhendes Instrument, bei dem
aber statt des Prismas ein Kreiszylinder aus stark lichtbrechendem Glase benutet
wird, auf dessen Basis die zu untersuchende Substanz mit einer möglichst eben^
Fläche, gleichfalls mit einem Tropfen einer stark liohtbzechenden Flüssigkeit da-
zwischen, gelegt wird.
(Zeitschr. f. Instrumentenk. VII. 1887 pag. 16. 65. 392; Wied, Ann. 30. 31.
1887 pag. 193. 317. 487, resp. pag. 724. 734; Mühlheims, Zeitschr. f. Kryst XIV.
1888 pag. 206.)
Das vollkommenste Instrument dieser Art ist das Abbe-Czapekisehe KrystaU-
refrcüdometeTj wo der Zylinder Pulfrichs durch eine Halbkugel ersetzt ist, die oben
eine nach einem Großkreis angeschliffene ebene Fläche trägt. Auf diese wird die
zu untersuchende Substanz wie bei den anderen genannten Instrumenten gelegt
(Czapski, Zeitschr. f. Instrumentenk. X. 1890 pag. 246. 269; W. Feußner, Sitzgsber.
d. Ges. z. Beförderung d. ges. Natnrw. Marburg 1893 pag. 6; Viola, Zeitschr. f.
Instrumentenk. 19. 1899 pag. 335; Zeitschr. f. Kryst. 30. 1899 pag. 417 und 32.
1899 pag. 66.)
Siehe auch die in (3) B angeführten Werke von Greth, Leiß, Liebisch, Soret etc.
für die Theorie der Bestimmung der Brechungskoeffizienten mittels der Totalreflexion
tmd die dazu dienenden Instrumente nicht nur bei isotropen, sondern auch bei
anisotropen Substanzen, von denen unten eingehender speziell die Rede sein wird.
Einfaches Refraktometer: Bertraud, Bull. soc. fran^. de min. Bd. %. 9. 10. 186&— 87.
£ine Methode zur annähernden Ermittlung der Brechungskoeffizienten, wie sie
für die praktischen Zwecke der Mineralbestimmung zuweilen wünschenswert ist, be-
ruht darauf, daß ein fester Körper in einer gleich stark lichtbrechenden Flüssigkeit
bei gleicher Farbe keine scharfen Umrisse mehr zeigt. Man verfilhrt in der Weise,
daß man, etwa durch Verdünnen von Kaliumquecksüberjodid mit Wasser, eine nicht
Anisotrope Medien. SchwiBgnngsrichtongen. 261
zn geringe AnEabl von venchiedenen Flüssigkeiten mit bekannten möglichst all-
mählich steigenden Brechongskoeffizienten herstellt und dann das zu nntersuchende
Stück in die einzelnen Gläser der Beihe nach hineinwirft. Wo die Umrisse am
Tollständigsten verschwinden — am besten ist es, die Beobachtung im homogenen
Licht, etwa im iVitz-Licht, vorzunehmen — ist die größte Übereinstimmung der Licht-
brechung. Der Brechungskoeffizient kann an dem betreffenden Olase abgelesen
weiden. Diese Methode eignet sich am besten für farblose Substanzen. Sie kann
in ganz analoger Weise auch für anisotrope Krystalle angewendet werden, bei denen
man einen mittleren Wert für die Brechungskoeffizienten erhält. (Vergl. Schröder
van der Kolk, Tabellen zur mikroskopischen Bestimmung der Mineralien nach ihrem
Brechungsindex. 1900.)
Anisotrope Medien.
Verhalten sich nicht nach allen Richtungen optisch gleich.
212. Schwingiingsrichtnngen. Nach der Ansicht von Fresnel
ist der Äther in anisotropen Medien (201) so beschaffen, daß seine
Elastizität nicht nach allen Richtungen gleich ist, sondern sich mit
der Richtung ändert, während die Dichte für jede Substanz unab-
hängig von der Richtung stets denselben Wert hat. Das Licht wird
also nicht mehr nach allen Seiten mit derselben Geschwindigkeit fort-
gepflanzt, sondern diese ändert sich ebenfalls mit der Richtung. Die
Wellenfläche kann also keine Kugel mehr sein. Auch hier gilt
noch die Gleichung: v «» 1/-^ (vergl. 203); aber während die Geschwin-
digkeit in jedem isotropen Medium wegen der Konstanz von e und d für
alle Richtungen denselben Wert hat, ändert sich hier der Wert von v
gleichzeitig mit dem von e mit der Richtung. Sind v^ und v^ die
Geschwindigkeiten, mit welchen in demselben anisotropen Medium
Schwingungen fortgepflanzt werden, die in Richtungen mit den
Elastizitäten e^ und e^ stattfinden, so ist, da hier d konstant:
Vi : v^ =|/^: |/^ = |'ei : ]^e^,
d. h. die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten zweier verschiedener Wellen
in demselben anisotropen Medium verhalten sich wie die Quadrat-
wurzeln ans den Elastizitäten des Äthers in den Richtungen, in
welchen die Schwingungen der beiden Wellen vor sich gehen. Es
handelt sich dabei stets nur um die Elastizität in der Richtung senkrecht
zur Fortpflanzungsrichtung, in welcher die Schwingungen stattfinden,
nicht nm die in der Fortpflanzangsrichtnng herrschende; diese ist
vollkommen gleichgültig. Daher ist es auch möglich, daß in derselben
Bichtnng in einem anisotropen Krystall sich zwei Wellen mit ver-
schiedener Geschwindigkeit fortpflanzen, wenn die Schwingungen der
262 Anisotrope Medien.
beiden Wellen in zwei der unendlich vielen, auf der Fortpflanzungs-
richtung senkrechten Richtungen vor sich gehen.
In jedem anisotropen Krystall können sich in der Tat in der-
selben Richtung zwei, und nur zwei, Wellen gleichzeitig und mit ver-
schiedenen Geschwindigkeiten fortpflanzen, die ihre Schwingungen in
zwei zueinander senkrechten Richtungen normal zur Fortpflanzungs-
richtung ausführen. Diese beiden Richtungen sind die sog. Schwin-
gungsricktungen des Krystalls für die betreffende Fortpflanzungs-
richtung. Sie fallen zusammen mit den stets zueinander senkrechten
beiden Richtungen, in welchen der Äther in einer zur Fortpflanzungs-
richtung der beiden Wellen senkrechten Ebene die größte und die
kleinste Elastizität besitzt. Sind e^ und et diese beiden Elastizitäten
und Vg und vt die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten der beiden ent-
sprechenden Wellen, dann ist:
Beim Hindurchgehen durch einen anisotropen Krystall wird also
das Licht polarisiert und zwar die beiden in derselben Richtung sich
fortpflanzenden Wellen senkrecht zueinander. Wir haben somit ein
zweites Mittel, gewöhnliches Licht in polarisiertes zu verwandeln
(vergl. (207) und (219)).
213. Doppelbrechung. Die Grösse der Ablenkung (Brechung)
beim Übergang einer Welle aus einem Medium in ein anderes ist
für jede Farbe und Temperatur lediglich von der Fortpflanzungs-
geschwindigkeit des Lichts in beiden Medien (205) abhängig. Somit
müssen, wie die Huyghenssche Konstruktion in bekannter Weise zeigt,
die beiden Wellen, welche sich in einem anisotropen Krystall in der-
selben Richtung, aber mit verschiedener Geschwindigkeit fortpflanzen,
beim Austreten in Luft verschieden stark abgelenkt werden, also
ihren Weg in der Luft in zwei verschiedenen, einander allerdings
sehr naheliegenden Richtungen fortsetzen. Dabei erleidet auch hier
die rascher im Krystall sich fortpflanzende Welle eine geringere Ab-
lenkung, als die langsamere. Ebenso werden aber auch, wenn auf
einen solchen Krystall eine ebene Lichtwelle von außen einfällt, in
demselben zwei Schwingungen erregt, welche zwei mit verschiedener
Geschwindigkeit und in verschiedener Richtung im Krystall sich fort-
pflanzende Wellen (resp. Strahlen) liefern. Diese können ebenfalls
mittels der Huyghensschen Konstruktion aufgefunden werden. Bei
jedem solchen Übergang aus dem anisotropen Krystall in ein anderes
Medium, z. B. Luft, oder umgekehrt entstehen also im allgemeinen
aus einer Fortpflanzungsrichtung des Lichts deren zwei, eine ein-
fallende Lichtwelle (Lichtstrahl) zerfallt bei der Brechung in zwei
Wellen, resp. Strahlen, die sich im zweiten Medium unter verschie-
Doppelbrechung. Optische Achsen. 263
denen Richtungen fortpflanzen. Die anisotropen Krystalle heiBen daher
doppeltbrechend im Gregensatz zu den einfach lichtbrechenden isotropen
Substanzen, wo jeder einfallenden Welle nur eine einzige des ge-
brochenen Lichts entspricht Die Erscheinung selbst heißt die doppelte
Lichtbrechung (Doppelbrechung). Dieselbe äußert sich u. a. darin, daß,
wenn man durch einen doppeltbrechenden Körper hindurch einen
leuchtenden Punkt betrachtet, derselbe doppelt erscheint (218). Je
größer der Winkel ist, den die beiden so entstehenden Strahlen mit-
einander machen, desto stärker ist die Doppelbrechung, desto weiter
sind dann auch die beiden Bilder voneinander entfeint, die bei der
Betrachtung eines Gegenstands durch einen doppeltbrechenden Körper
hindurch erscheinen. Am bequemsten ist dies im allgemeinen mittels
eines Spaltungsstficks von Kalkspat zu beobachten. Die beiden durch
Doppelbrechung entstehenden Wellen (Strahlen) sind stets vollständig
polarisiert und zwar senkrecht zueinander (212); Doppelbrechung ohne
Polarisation ist undenkbai*.
214. Optische Achsen. Es gibt in jedem doppeltbrechenden
Krystall eine resp. zwei Richtungen, in welchen sich nur eine ein-
zige Welle durch denselben hindurch bewegen kann, in welchen also
nur einfache Lichtbrechung und keine Polarisation stattfindet, und
in welchen daher auch nur einfache Bilder eines Lichtpunkts gesehen
werden. Solche Richtungen heißen optische Achsen. Man unterscheidet
nach der Zahl derselben einachsige und zweiachsige Krystalle. Die
ersteren umfassen alle Krystalle mit einer Hauptachse, also alle, die
dem hexagonalen und quadratischen System angehören, und die optische
Achse ist stets der Hauptachse parallel. Die Richtung wird daher
meist kurz als die Achse der einachsigen Krystalle bezeichnet. Zwei-
achsig sind die sämtlichen Krystalle des rhombischen, monoklinen und
triklinen Systems (vergl. (214) und (224)).
Einachsige Krystalle.
Die hierbergehdrigen hexagonalen und quadratischen Krystalle verhalten sich
in Beziehung auf die allgemeinen optischen Eigenschaften vöUig gleich und kOnnen
auf optischem Wege nicht unterschieden werden. Auch bei ihnen ist, wie bei den
regulären Krystallen, die optische Symmetrie höher als die krystallographische. Bei
beiden ist die zur Achse normale Ebene Symmetrieebene; in optischer Hinsicht ist
auch jede durch die Achse gehende Ebene (Hauptschnitt) Symmetrieebene, aber nicht
für die krystallographische Begrenzung.
215. Allgemeine Eigenschaften. In einachsigen Erystallen ist
nach den Annahmen von Fresnel der Äther so beschaffen, daß seine
Elastizität in der Bichtnng der Achse = e und ein Maximom (resp. Mi-
nimnm), in allen darauf senkrechten Eichtungen dagegen = o and ein
264 Einachsige Erjstalle.
Minimum (resp. Maximum) ist. In den Zwischenrichtungen ist die
Elastizität eine intermediäre, und zwar ist sie in allen solchen Rich-
tnngen gleich, die gegen die Achse gleiche Neigung haben. Danach
ist die Elastizität in allen durch die Achse hindurchgehenden Ebenen,
den sog. Hawptschnitten, ganz gleich verteilt. Sie nimmt in jedem
Hauptschnitt von der Richtung der Achse nach der darauf senkrechten
in der Ebene der Nebenachsen gelegenen Richtung ganz stetig und
in ganz gleicher Weise ab (resp. zu) und zwar nach einem Gesetz,
das wir unten speziell kennen lernen werden (216).
Krystalle, bei denen die Elastizität des Äthers in der Richtung
der Achse ein Maximum ist, wo also c>>o, heißen negativ ( — ), z. B.
Kalkspat. Solche, wo die Elastizität in der Richtung der Achse ein
Jffmmum, bei denen also « < o, heißen posüiv (+), z. B. Quarz.
Die beiden nach irgend einer Richtung in einem solchen Krystall
sich fortpflanzenden Wellen schreiten mittels Schwingungen vorwärts,
welche senkrecht und parallel zu dem Hauptschnitt sind, in welchem
die Fortpflanzungsrichtung liegt, d. h. senkrecht und parallel zu einer
Ebene, welche man durch die Fortpflanzungsrichtung und die Richtung
der Hauptachse legen kann. Die Schwingungsrichtungen der Wellen
in einachsigen Krystallen sind also flir jede Fortpflanzungsrichtung
senkrecht und parallel zu dem durch diese letzteren bestimmten
Hauptschnitt. Der Grund liegt darin, daß die Elastizität des Äthers
senkrecht zu dem Hauptschnitt, also senkrecht zu der in diesem
liegenden Fortpflanzungsrichtung und der Achse des Krystalls, bei
4- Krystallen den größten, bei — Krystallen den kleinsten in dem
Krystall überhaupt möglichen Wert hat (212). Andere Lichtschwin-
gungen als solche senkrecht und parallel zu diesem Hauptschnitt
können in einem einachsigen Krystall in der betreffenden Richtung
nicht fortgepflanzt werden.
Alle senkrecht zu einem Hauptschnitt schwingenden Lichtbewe-
gungen müssen sich im Krystall stets mit derselben Geschwindigkeit
fortpflanzen, die Fortpflanzungsricbtung mag sein, welche sie will;
denn diese Schwingungen gehen alle senkrecht zur Achse vor sich,
und in allen diesen Richtungen ist ja die Elastizität des Äthers im
ganzen Krystall dieselbe, nämlich = o. Eine solche Lichtbewegung
verhält sich also, wie wenn sie in einem isotropen Medium stattfände ;
ihre Geschwindigkeit ist konstant und von der Richtung der Fort-
pflanzung im Krystall (von der Neigung derselben gegen die optische
Achse) vollkommen unabhängig. Bei einer im Hauptschnitt schwin-
genden Lichtbewegung ändert sich mit der Fortpflanzungsrichtung
auch die Schwingungsricbtung in ihrer Neigung zur Achse und damit
die Fortpflanzungsgeschwindigkeit Diese ist nur in allen solchen
Richtungen gleich, welche zur Achse gleich geneigt sind, entsprechend
WeUenfl&che. 265
den Verhältnissen der Elastizität des Äthers, nnd nimmt von der
Bichtung parallel der Achse bis zu der Richtung senkrecht darauf
stetig ab bei + I^rystallen, resp. zu bei — Krystallen. Eine Licht-
bewegung, deren Fortpflanzung durch Schwingungen im Hauptschnitt
geschieht und deren Fortpflanzungsgeschwindigkeit sich daher mit der
Tüchtniig ändert, heißt eine außerwrdenüiche (extraordinäre, außer-
ordentliche Wellen und Strahlen). Dagegen wird eine Lichtbewegung,
die mit Schwingungen senkrecht zum Hauptschnitt, also mit konstanter
Geschwindigkeit fortschreitet, eine ordentliche (ordinäre, ordentliche
Wellen und Strahlen) genannt. Das ordentliche Licht ist also stets
in dem Hauptschnitt, das außerordentliche senkrecht zu dem Haupt-
schnitt polarisiert, in dem die Fortpflanzungsrichtung liegt.
' 216. Wellenfläehe (Strahlenfläehe). In positiven Krystallen
wird sich eine Lichtbewegung in der Richtung der Achse, also mit
Schwingungen senkrecht zur Achse, mit einer Geschwindigkeit o fort-
pflanzen, die größer ist, als die Fortpflanzungsgeschwindigkeit e einer
sdchen senkrecht zur Achse, also mit Schwingungen parallel der
Achse, weil die Elastizität des Äthers e parallel der Achse kleiner
ist, als diejenige o senkrecht dazu (215). Die Geschwindigkeit o ist die
größte, c die kleinste überhaupt in dem betrefienden Krystall mögliche
Fortpflanzungsgeschwindigkeit. Bei negativen Krystallen ist dies alles
gerade umgekehrt. In beiden Fällen besteht aber das Verhältnis (212) :
b : e =?= y 0 : y^
Je größer die Diflferenz zwischen o und e, resp. o und e, desto
größer ist die Doppelbrechung des Krystalls, desto weiter können die
durch ihn hindurch gesehenen beiden Bilder eines leuchtenden Punkts
auseinanderrücken.
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit in einer intermediären Richtung
erhält man, wenn man o = ^ö in der Richtung der Hauptachse, c = /c
senkrecht dazu aufträgt und über beiden als Achsen eine Ellipse
konstruiert. Eine außerordentliche Lichtbewegung, deren Fortpflan-
zuogsrichtung mit der Achse den Winkel a macht, hat eine Ge-
schwindigkeit, welche gleich ist dem Radius der Ellipse, welcher mit
der Achse denselben Winkel a ein-
schließt (Fig. 313 für einen posi-
tiven, Fig. 314 für einen negativen
Krystall). Die Fortpflanzungsge-
schwindigkeit einer ordentlichen
Lichtbewegung ist nach allen Rieh-
tungen dieselbe, nämlich o. In der ^^' ^^^' ^'^' ^^^'
Bichtung der Achse bewegt sich also alles Licht mit derselben Ge-
schwindigkeit 0, hier hört der Unterschied zwischen ordentlicher und
y^
266 Einachsige Krystalle.
außerordentlicher Lichtbewegung daher auf. Es findet hier somit
in der Tat keine Doppelbrechung statt. Das in der Richtung der
Achse gehende Licht wird nicht polarisiert
Wird also im Innern eines einachsigen Krystalls der Äther an
einem Punkt 0 erschüttert, so breitet sich gleichzeitig eine ordent-
liche und eine außerordentliche Welle um 0 herum aus. Die erstere
schreitet nach allen Seiten mit der Geschwindigkeit o fort, die ordent-
liche Wellenfläche (Strahlenfläche) ist also eine Kugel um 0 mit dem
Halbmesser o. Die letztere bewegt sich nur in der Richtung der
Achse mit der Geschwindigkeit o, senkrecht dazu mit der Geschwindig-
keit c, in allen intermediären Richtungen mit Geschwindigkeiten, welche
man aus den oben genannten Ellipsen in der angegebenen Weise er-
hält. Da sich in allen Hauptschnitten des Krystalls die außerordent-
lichen Wellen ganz in derselben Weise fortpflanzen, so daß dies in
gleich zu der Achse geneigten Richtungen auch stets mit derselben
Geschwindigkeit geschieht, so muß die außerordentliche Wellenfläche
ein Rotationsellipsoid sein, dessen Rotationsachse der Richtung nach
die Hauptachse und dessen Meridiane die genannten Ellipsen sind;
dessen Rotationsachse der Länge nach = o, dessen Äquatorialachse
= e ist. In der Richtung der Achse ist die Fortpflanzungsgeschwindig-
keit der ordentlichen sowohl als der außerordentlichen Welle =o,
somit berühren sich beide Wellenflächen an den Enden der Haupt-
achse, umfassen sich aber im übrigen, und zwar umgibt bei
-+- Krystallen die kugelförmige ordentliche Wellenfläche die elliptische
außerordentliche (Fig. 313), bei — Krystallen umgibt die elliptische
außerordentliche die kuglige ordentliche (Fig. 314). Hieraus folgt
dann unmittelbar, daß bei + Krystallen die Fortpflanzungsgeschwindig-
keit der außerordentlichen Wellen stets kleiner, bei — Krystallen stets
größer ist, als die ordentlichen Wellen.
217. Charakter der Doppelbrechung. Wenn eine ebene Licht-
welle in der Richtung AB (Fig. 315, 316) die irgendwie gelegene
ebene Grenzfläche MN eines einachsigen
Krystalls trifft, dessen Hauptachse nach BG
gerichtet ist, so wird diese Welle doppelt
gebrochen ; nach Bo geht die ordentliche, nach
Fi 316 "^^ ^^® außerordentliche gebrochene Welle. Da
bei negativen Krystallen die ordentliche Welle
sich langsamer fortpflanzt, als die außerordentliche, so wird sie stärker
gebrochen als letztere (213, 216), bei positiven Krystallen ist dies um-
gekehrt. Die Fortpflanzungsrichtung der außerordentlichen Welle Be
ist daher bei negativen Krystallen stets von der Hauptachse BG
weiter entfernt, als die Richtung der ordentlichen Welle Bo (Fig. 316),
Charakter der Doppelbrechung. Doppelbrechnng im Kalkspat. 267
sie wird von der Achse gleichsam abgestoßen ; bei positiven Krystallen
ist sie näher bei der Achse jBC, sie wird von der Achse gleichsam
angezogen (Fig. 315) , daher heißen — Krystalle auch repfdsiv,
+ Krystalle attraktiv.
Die Fortpflanzangsrichtnngen der ordentlichen nnd anOerordenÜichen Wellen
Bo nnd Be (die ordentliche und außerordentliche Wellennormale) folgen hei der
Brechnng dem gewöhnlichen Brechnngsgesetz (205). Was die gebrochenen Strahlen
betrifft, so füllt der ordentliche Strahl mit der ordentlichen Wellennormale Bo stets
zusammen, er folgt also ebenfalls in jeder Beziehung dem allgemeinen Brechungs-
gesetz. Der gebrochene außerordentliche Strahl fällt aber mit der außerordentlichen
Wellennormale Be im allgemeinen nicht mehr zusammen und folgt nicht dem all-
gemeinen Brechungsgesetz. Er liegt sogar nicht einmal stets in der Einfallsebene
des Strahls AB. Dies geschieht nur, wenn AB in dem durch das Einfallslot be-
stimmten Hauptschnitt oder senkrecht dazu einfällt; in allen anderen Fällen tritt
der gebrochene außerordentliche Strahl aus der Einfallsebene heraus. Sein Brechungs-
gesetz ist dann ziemlich kompliziert und wird mittels der Huyghensschen Konstruk-
tion angegeben.
218. Doppelbrechung im Kalkspat. Am geeignetsten zur Be-
obachtung der Erscheinungen der Doppelbrechnng ist der rhombo-
edrische, also einachsige Kalkspat. Er ist sehr stark doppeltbrechend
und findet sich in großen durchsichtigen Massen, aus denen man schöne
Spaltungsrhomboeder herstellen kann. Wegen der sehr starken Doppel-
brechung nennt man die durchsichtige Varietät des Kalkspats Doppel-
spat. An ihm beobachtet man bezüglich der Doppelbrechung folgendes:
Legt man ein Spaltungsstück auf ein weißes, mit einem schwarzen
Punkt versehenes Papier, so sieht man von oben aus zwei Bilder des
Punkts, beide in dem vertikalen Hauptschnitt des Krystalls gelegen.
Befindet sich das Auge senkrecht über dem Punkte m
(Fig. 317), so sieht man das eine Bild senkrecht nach unten
an der Stelle, wo der Punkt m selbst ist, das andere im
vertikalen Hauptschnitt etwas nach der unteren stumpfen ^^
Ecke c des Spaltungsstücks hin verschoben bei m,. Die
Entfernung der Bilder bleibt dieselbe, ob man das Auge *^'
der Fläche nähert, oder von ihr entfernt, dagegen ist ihre Entfernung
größer bei dickeren, als bei dünneren Stücken. Dreht man den Kalk-
spat um eine Achse o^m senkrecht zu der Spaltungsfläche, auf welche
man sieht, so bleibt das Bild m an seiner Stelle, das Bild m^ dagegen
dreht sich mit, indem es immer in dem vertikalen Hauptschnitt bleibt.
Beide Bilder m und m^ haben dabei stets dieselbe Helligkeit und die-
selbe Entfernung voneinander. Das nicht abgelenkte Bild m ist das
ordentliche, das abgelenkte Bild m^ das außerordentliche. Betrachtet
man einen fernen Punkt durch einen Kalkspat, so sind die Erschei-
nungen ganz ähnlich. Sieht man in einer anderen Richtung als senk-
recht zum Blätterbruch durch den Krystall, so sind die beiden Bilder
268 Einachsige Erjstalle.
bei gleicher Dicke des letzteren um so entfernter, je mehr diese
Richtung sich der Normale zur Achse nähert, bis zu einem bestimmten
Punkt; von da ab nähern sie sich einander wieder. Senkrecht zur
Achse, also durch zwei gegenüberliegende Prismenflächen gesehen,
decken sie sich, wie die Huyghensche Konstruktion zeigt. Die beiden
Bilder sind einander um so näher, je näher die Richtung, in der man
durch den Krystall hindurchsieht, der Richtung der Achse ist Längs
der Achse gesehen, erhält man überhaupt nur ein einziges Bild ; nach
der Achse findet keine Doppelbrechung statt.
Alle anderen einachsigen Krjstalle zeigen dieselben Eracheinnngen wie der
Kalkspat, doch ist bei den meisten die Doppelbrechnng viel schwächer. Die beiden
Bilder liegen sich dann näher und vielfach überdecken sie sich sogar teilweise, selbst
in der Stellung, in der sie das Maximum der Entfernung haben. Die Erscheinung
tritt dann vielfach nicht mehr in der angegebenen Weise hervor, und viele KrystaUe
erscheinen bei dieser direkten Beobachtung einfachbrecheud, während sie doch tat-
sächlich doppeltbrechend sind, oder sie lassen doch die Art ihrer Lichtbrechung
zweifelhaft. Die beiden Bilder treten aber weiter auseinander und lassen dann die
Doppelbrechung auch bei geringerer Stärke oft noch deutlich erkennen, wenn man
einen Punkt statt durch eine planparallele Platte durch ein Prisma aus dem be-
treffenden ELrystall betrachtet. (Erkennung der Doppelbrechung auf indirektem Wege
im Polarisationsinstrument veigl. (237) ff.)
210. Nicolsehes Prisma. Tormalinplatte. Der Umstand, daß doppelt-
brechende Körper das durch sie hindurchgehende Licht vollkommen polarisieren (213),
wird zur Herstellung von Apparaten benützt, welche Licht liefern, das in einer be-
stimmten Ebene polarisiert ist. Es handelt sich dabei darum, die eine der beiden
durch die Doppelbrechung erhaltenen WeUen zu eliminieren und nur die andere ins
Auge gelangen zu lassen. Man benutzt dazu am häufigsten Turmalin- und Kalk-
spatkrjstalle, beide dem hexagonalen Krystallsystem angehörig, doch können auch
andere doppeltbrechende Krystalle verwendet werden.
Schleift man eine Platte von Turmalin von dunkelbrauner oder -grüner Farbe
(hellgefärbte sind untauglich) paraUel mit der Hauptachse, so wird beim Hindurch-
gehen des Lichts die dabei entstehende ordentliche Welle total absorbiert (262) und
nur die außerordentliche gelangt, stark gefärbt, ins Auge. Man hat also nur in die
Fortpflanzungsrichtung eines Strahlenbündels gewöhnlichen Lichts eine solche Tur-
malinplatte einzuschalten, um ein Bündel polarisierter Lichtstrahlen zu erhalten,
deren Schwingungen parallel mit der Achse des Turmalins vor sich gehen.
Um statt des gefärbten Lichts, das der Turmalin liefert, weißes zu erhalten,
benützt man den Doppdapat^ in welchem man die Beseitigung des einen und zwar
des ordentlichen Strahls künstlich bewirken kann. Man schleift an ein längliches
Doppelspatspaltungsstück, dessen Umriß in dem durch die lange Endkante BD
gehenden Hauptschnitt durch das Parallelogramm ABCD darstellt (Fig. 318), zwei
neue Flächen ABi und CiD an, welche wie die beiden
Spaltungsflächen AB und CD auf dem Hauptschnitt ABCD
senkrecht stehen und mit AB und CD Winkel von je 3®
machen. Dann zersägt man das Spaltungsprisma senkrecht
Fig. 318. 2U ABCD, so daß die Trennungsfläche ByCi mit AB^^
und CiD Winkel von 90** macht, poliert die beiden Schnitt-
flächen und klebt die beiden Hälften mittels Canadabalsam genau in der alten
Lage wieder aufeinander. Der Balsam hat einen Brechungskoeffizienten, welcher
Nicoisches Prisma. TnrmallnplaCte. Brechnngskoeffizienten. 269
zwischen denen der ordentlichen nnd außerordentlichen Welle im EalksiMtt in
deT Mitte steht. Fällt nnn anf die Fläche ABi ein gewöhnlicher Lichtstrahl ab
parallel znr Kante BD ein, so wird er doppelt gehrochen, nnd zwar, weil der
Kalkspat — ist, der ordentliche stärker nach &o, der außerordentliche weniger
stark nach he. Der ordentliche Strahl ho wird an dem optisch weniger dichten
Cknadabalsam total reflektiert und durch Ablenken nach od beseitigft; der außer-
ordentliche Strahl be geht durch die Balsamschicht hindurch nach ef und ver-
läßt den Kalkspat nach fg \\ ab. Dieser Apparat heißt nach seinem Erfinder ein
Nicolachea Prisma oder kurz ein Nicol. Das durch einen solchen Apparat gegangene
Licht ist senkrecht zum Hauptschnitt polarisiert, die Schwingungen gehen somit im
Hauptschnitt, also in der von der kurzen Diagonale des Querschnitts des Spaltungs-
rhomhoeders bestimmten Eichtung vor sich. Dieser Hanptschnitt wird auch wohl
die Schwingungsebene des Nicols genannt Die Nicols sind die bequemsten und am
häufigsten angewendeten polarisierenden Apparate, die znr Zeit bekannt sind.
Übrigens sind diese Prismen zuweilen auch in etwas anderer Weise konstruiert,
was aber in der Hauptsache ihre Wirkung nicht wesentlich ändert. (K. Feußner,
Zeitschr. f&r Listrumentenkunde Bd. IV. 1884 pag. 41.) Auch aus anderen Sub-
stanzen (Natronsalpeter etc.) werden sie zuweilen hergestellt, statt aus Kalkspat.
220, BrechuiigskoefHzienteiL. Kennt man die Fortpflanzungs-
geschwindigkeiten e und 0 der in der Richtnng der Achse nnd senk-
recht dazu schwingenden außerordentlichen Wellen in einem ein-
achsigen EryBtall, so folgen daraus die Fortpflanzungsgeschwindig-
keiten der in intermediären Kichtungen schwingenden Wellen nach
(316). Durch die Kenntnis von e und o für jede Farbe und Temperatur
sind somit einachsige Krystalle in der Hauptsache optisch bestimmt.
Diese Werte werden aber ermittelt durch die Brechungskoeffizienten
€ und (o der Wellen, welche parallel und senkrecht zur Achse
schwingen, der sog. Hauptbrechungskoeffiaienten, Sie sind für alle
Krystalle derselben Substanz dieselben, ändern sich aber von einer Sub-
stanz znr anderen. Man bezeichnet sie auch als die optischen Kon-
stanten der einachsigen Krystalle.
Die Brechnngskoeffizienten sind wie bei isotropen Substanzen (205)
die reciproken Werte der entsprechenden Fortpflanzungsgeschwindig-
keiten und man. hat die Formeln :
w und e sind die größten und kleinsten Brechnngskoeffizienten,
die in einem Krystall überhaupt vorkommen können, w ist der ordent-
liche (ordinäre) Brechungskoefftzient ; er gilt für ordentliche Wellen
durchaus, b ist der außerardentlidie (extraordinäre) Brechungskoefft-
zient; er gilt für diejenigen außerordentlichen Wellen, die sich, in
der Bichtung der Hauptachse schwingend, senkrecht zu dieser fort-
pflanzen. Für außerordentliche Schwingungen, die weder nach der
Achse noch senkrecht dazu stattfinden, gelten Brechnngskoeffizienten,
die zwischen (o und e liegen und zwar entsprechend dem durch die
270 Einachsige Krystalle.
Wellen- oder Strahlenfläche dargestellten Gesetz. Fttr + Krystalle
ist stets w<€, z. B. beim Quarz: ct> = 1,54418; fi = 1,55328. Ffir
— Krystalle ist w > ß, z. B. beim Kalkspat : (o = 1,6583 ; e = 1,4864,
bei beiden Mineralien für Natriumlicht (Linie D des Spektrums). Da
die Hauptbrechungskoeffizienten durch die obigen Formeln direkt ntit
der Elastizität des Äthers in der Richtung der Achse und senkrecht
dazu in Verbindung stehen, so geben sie auch ein Maß flir die Doppel-
brechung. Ein Krystall ist um so stärker doppeltbrechend, je größer
die Differenz der beiden Hauptbrechungskoeffizienten w — e für — ,
€ — 0) für -[-Krystalle. Der Kalkspat, wo w — « = 0,1719, ist viel
stärker doppeltbrechend, als der Quarz, bei dem c — w = 0,0091 und
die Doppelbrechung selbst ist = 0,1719 resp. = 0,0091.
Unter den bisher bekannten einachsigen Erystallen ist das quadratische
Calomel, die am stärksten doppeltbrechendei zugleich die am stärksten doppelt-
brechende Substanz überhaupt; bei ihm ist: <» = l,9732d und c = 2,66618, die
Doppelbrechung also: e — tt> = 0,68293 für i\ra-Licht, für 27-Licht ist sogar: « — »
= 0,722. Sehr stark doppeltbrechend ist anch der Zinnober (diff. = 0,847) und der
Rutil (0,287, beide für rotes Licht). Sehr schwach doppeltbrechend sind dagegen
der Nephdin (a; = 1,541; «=1,Ö37; diff. = 0,004) und der Leucit (öi = 1,ö08;
e = 1,509 ; diff. = 0,001).
Die Bestimmung der Brechungshoefßjnenten einachsiger Krystalle
erfolgt mut. mut nach denselben Methoden, wie die isotroper Sub-
stanzen (211). Man erhält dabei stets dieselben Werte für alle
Schwingungen senkrecht zur Hauptachse, sie mögen sonst in einer
Richtung vor sich gehen, in welcher sie wollen, also stets dieselben
Werte für w. Die Elastizität des Äthers ist demnach in allen Rich-
tungen senkrecht zur Achse die gleiche, wie es der Annahme von
Fresnel (215) entspricht. Ermittelt man die BrechungskoefBzienten
für Lichtschwingungen, die in einem Hauptschnitt in allen Azimuten
von der Hauptachse bis zur Richtung senkrecht dazu vor sich gehen,
so findet man far die Schwingungen parallel der Achse stets einen
größten und für die senkrecht darauf stattfindenden einen kleinsten
Wert oder umgekehrt. Die Änderung der Ätherelastizität von
einer Richtung zur anderen findet in allen Hauptschnitten in der
gleichen Weise und stets ebenfalls der Ansicht von Fresnel gemäß
statt, wie sie durch die Wellenfläche dargestellt ist. Die Methoden,
um die es sich hier hauptsächlich handelt, sind nun die folgenden:
1. Methode mit dem Prisma, Die Prismen müssen so geschliffen
sein, daß bei der Minimalablenkung die senkrecht zur brechenden
Kante hindurchgehenden Wellen das Prisma in der Richtung der
Hauptachse oder senkrecht dazu durchziehen. Die Schwingungen der
Wellen im Prisma müssen dann in der Tat senkrecht resp. parallel
mit der Achse vor sich gehen, wie es fttr die Wellen, welche oi und b
geben sollen, nach dem Obigen erforderlich ist. Dies wird am besten
Bestiminnng der Brechnngskoeffizienten. 271
erreicht, wenn man die brechende Kante der Hauptachse parallel
macht oder unter Umständen auch, wenn man das Prisma so schleift,
daß die Hauptachse in der den brechenden Winkel halbierenden
Ebene auf der brechenden Kante des Prismas senkrecht steht.
Weniger empfiehlt es sich, die brechende Kante senkrecht zur Haupt-
achse zu legen, so daß diese letztere auf der Halbierungslinie des
brechenden Winkels senkrecht steht.
In Fig. 319 sei die brechende Kante N des Prismas der Haupt-
achse des Krystalls parallel, die Prismenflächen MN und NP sind
dann ebenfalls der Hauptachse parallel, können aber sonst ^^^
ganz beliebig liegen. Minimalablenkung findet auch hier
statt, wenn die Wellen den Krystall in der Richtung BC ^,.
durchziehen, welche gegen MN und NT? gleich geneigt und ^
zur brechenden Kante senkrecht ist. In dieser Richtung
gehen aber zwei Wellen, die ordentliche und die außer- ^•^
ordentliche mit verschiedener Geschwindigkeit hindurch, ^ff* ^^^•
die eine, außerordentliche, mit Schwingungen parallel der brechenden
Kante N^ (Achse); die andere, ordentliche, senkrecht dazu nach ISO
schwingend, welches so liegt, daß MNO — PNO^ also NO J_ BC ist.
Wegen der verschiedenen Geschwindigkeit beider Wellen treten sie
bei C nach verschiedenen Richtungen CDo und CD« aus, sie müssen
also auch aus verschiedenen Richtungen AoB und AeB auf der Fläche
MN in B ankommen. Man muß somit für die ordentliche und die
außerordentliche Welle die Minimalablenkung getrennt aufsuchen und
erhält daraus dann w und e nach der oben (211) mitgeteilten Formel,
Man unterscheidet beide Wellen mittels eines auf das Okular des
Beobachtungsfemrohrs aufgesetzten Nicols. Ist dessen Schwingungs-
ebene der brechenden Kante parallel, dann können nur Schwingungen
parallel dieser Kante d. h. parallel der Achse hindurch und man er-
hält £. Ist dagegen die Schwingungsebene des Nicols senkrecht zur
Kante, so sind die hindurchgehenden Schwingungen senkrecht zur
Achse und man erhält w, wobei dann immer Farbe und Temperatur
noch besonders zu berücksichtigen sind.
Man erhält dabei stets denselben Wert fttr den ordentlichen Brechungskoeffi-
zienten 07, d. h. für Schwingungen senkrecht zur Achse c, das Prisma mit der
brechenden Kante parallel zu dieser mag in dem Krystall orientiert sein wie es will,
die Flächen NM und NP mögen diese oder jene Lage || c haben und die Fortpflan-
zungsrichtung BCj sowie die Schwingungsrichtung ON mögen, beide in der Ebene
der Nebenachsen, also senkrecht zu c, irgendwie gerichtet sein. Dies ist nur mög-
lich, wenn die Elastizität des Äthers in allen Bichtungen senkrecht zur Achse den
gleichen Wert hat, wie es der Annahme von Fresnel entspricht.
Ist dagegen die brechende Kante N auf der Hauptachse senkrecht, dann sei
die letztere zunächst nach NO (Fig. 319) gerichtet, so daß sie den brechenden
Winkel MNP halbiert. Nun sind die beiden Flächen MN und NP des Prismas
gegen die Hauptachse NO gleich geneigt, können aber sonst beliebig liegen. In
272
Einachsige Krystalle.
H
Fig. 320.
diesem Fall schwingt von den beiden bei der Minimalablenlnmg nach BC durch das
Prisma gehenden Wellen die eine, ordentliche, senkrecht zur Adise, also parallel mit
der brechenden Kante Ny die andere, anßerordentliche, parallel mit der Achse NO.
Bei einem solchen Prisma muß die Schwingnngsebene des Nicols, umgekehrt wie
vorhin, parallel mit der brechenden Kante des Prismas sein, wenn man oi, senkrecht
dazu und parallel NO^ wenn man e erhalten will.
Sind die beiden Prismenflächen MN und NP gegen die Achse nicht gleich
geneigt, so daß die Achse nach NO gerichtet ist, wie in Fig. 320, so erhält mau
zwar wieder den ordentlichen Koeffizienten co aus einer Welle, welche
nach BC hindurch geht und parallel mit der brechenden Kante N, also
^'^ senkrecht zur Achse NO schwingt. Aber man erhält aus einer in der
Richtung der Minimalablenkung BC hindurchgehenden außerordentUcben
Welle nun nicht mehr e, sondern einen Brechungskoeffidenten, der zwischen
e und to liegt. Er entspricht den Schwingungen in der Richtung BS,
welche in dem durch AB und NO bestimmten Hauptschnitt MNP
senkrecht zu BC, aber schief zur Achse NO ist. Mittels Prismen dieser Art, in
denen die Achse NO die verschiedenste Lage und daher die verschiedenste Neigung
zur Fortpflanzungsrichtnng BC des Lichtes im Prisma hat, lassen sich die außer-
ordentlichen Brechungskoeffixienten fftr alle in einem Hauptschnitt gelegenen
Schwingungsrichtungen ermitteln. Aus ihnen folgt dann die Änderung der Elasti-
zität des Äthers von der Richtung der Achse bis zu der Richtung senkrecht dam,
gemäß der -\- und — Doppelbrechung und entsprechend der Annahme von Fresnel,
auch in allen Hauptschnitten ganz in derselben Weise.
Ist endlich die brechende Kante wieder senkrecht zur Hauptachse (Fig. 321),
liegt diese aber so in BC, daß sie auf der Halbierungslinie NO das
brechenden Winkels senkrecht steht, dann ist sie offenbar der Rich-
tung BC der Minimalablenkung parallel. Geht nun in dieser Rich-
tung das Licht durch das Prisma, so erhält man nur den Koeffi-
zienten to, weil eben in der Richtung der Hauptachse BC nur Wellen
durch den Krystall gehen, welche die Geschvrindigkeit o haben, keine
anderen.
2. Methode mit dem Mikroskop. Diese wird hier ganz ebenso an-
gewendet, wie bei isotropen Substanzen (211). Eine Platte senkrecht
zur Achse, parallel mit der Basis, gibt nur co. Eine solche parallel
mit der Achse gibt w und e. Beide werden mit Hilfe eines am
Mikroskop angebrachten Nicols unterschieden : ist dessen Schwingungs-
richtung der Hauptachse des Krystalls parallel, so erhält man €, ist
sie darauf senkrecht, so erhält man o.
3, Methode der Totalrefieocion, Im allgemeinen gibt jede irgendwie
am Krystall gelegene Fläche w und «. Die Fläche MN (Fig. 322)
ip sei senkrecht zur Achse CC,. Eine aus der Flüssigkeit
auf MN einfallende Welle AO gibt zwei vom Einfallslot
weggebrochene Wellen im Krystall, welche sich nach
OBo und OBt fortpflanzen. Die Schwingungen der ordent-
lichen Welle OBo sind im Grenzfall, d. h. wenn sie
sich nach ON bewegt, wie überhaupt immer, senkrecht zu CC^ und
somit zur Ebene der Zeichnung; die Schwingungen der außerordent-
lichen Wellen OB^ gehen im Grenzfall parallel CC^ vor sich. Die
- -0
CiiitaJl!
ii
C9.
'S
Fig. 322.
Zweiachsige Erystalle. Elastizitätsellipsoid. 273
Brechungsverhältnisse beider lassen sich wie bei isotropen Mineralien
durch Totalreflexion bestimmen. Die den beiden gebrochenen Wellen
entsprechenden Grenzen der Totalreflexion gehen beim liehen der
Krystallplatte um die in 0 vertikal stehende Drehachse des In-
struments nacheinander durch das Sehfeld, hier zuerst f «, dann Bo^
denn in dem Moment, wo OBe bereits total reflektiert ist, wird OBo
noch nach innen gebrochen, und erst bei einer weiteren Drehung der
Fläche um die zur Zeichnungsebene senkrechte, durch 0 gehende
Achse tritt die Totalreflexion auch für OB^ ein. Die beiden reflek-
tiei-ten Wellen unterscheidet man auch hier mittels eines auf das
Beobachtungsfemrohr aufgesetzten Nicols ; ist dessen kleine Diagonale
senkrecht, so geht die ordentliche Welle hindurch und man erhält cti,
ist dieselbe horizontal, so erhält man e.
Ist die reflektierende Fläche MN parallel der Achse und ist die
Achse selbst horizontal, also senkrecht zur Drehachse des Instruments,
somit parallel der Linie MN^ auf welcher die Drehachse des Instru-
ments in 0 senkrecht steht, so werden nur senkrecht zur Achse des
Krystalls schwingende Wellen reflektiert und man erhält nui* eine
einzige Grenze, die cu liefert Ist die Achse dagegen senkrecht und
der Drehachse 0 parallel, so erhält man wieder (n und «, und zwar
nun, entgegengesetzt gegen vorhin, b bei senkrechter, u> bei wage*
rechter Stellung der kleinen Diagonale des Nicols.
Die WollastoDsche Methode kann in ganz entsprechender Weise
angewendet werden.
(Lit. vergl. (211)). Außerdem: Liebisch, N. Jahrb. Min. 1885, I, pag. 245 und
n, 181; Born, N. Jahrb. f. Min. etc. Beilageband V, 1886, pag. 1.
Eine andere Methode der Bestimmung von Brechnngskoeffizienten an einachsigen
Erystalien, vergL Baner, N. Jahrb. für Mineralogie etc., Beilageband II, 1883, pag. 49.
Zweiachsige Krystalle.
In den hierhergehörigen rhombischen, monoklinen nnd triklinen Krystallen ist
die Symmetrie fttr das optische Gesamtyerhalten genau dieselbe wie für die holoedrische
krystallographische Begrenzung. Jede krystallographische Symmetrieebene ist eine
optische und umgekehrt.
22K ElastlzltStselllpsoid. In zweiachsigen Krystallen ist nach
der Annahme von Fresnel der Äther so beschaffen, daß seine Elastizität
in einer Richtung OX ihren größten Wert a, in einer zweiten darauf
senkrechten Richtung OZ ihren kleinsten Wert c und in einer dritten,
auf diesen beiden senkrechten Richtung OY irgend einen mittleren
«wischen a und e liegenden Wert b hat, der aber nicht etwa das
arithmetische Mittel zwischen a und c ist. Es ist also a>&>c.
Diese drei aufeinander senkrechten Richtungen OX, OY und OZ der
größten, mittleren und kleinsten Elastizität werden die Elasturims^
Bauor, Mineralogie. *-^
274 Zweiachsige Erystalle.
ochsen, die drei ebenfalls aufeinander senkrechten Ebenen XOY, TOZ,
ZOX werden die Hauptschnüte des Erystalls genannt.
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten a, b, c der nach OX, OYy
OZ schwingenden Wellen haben gleichfalls einen höchsten, mittleren
und kleinsten Wert, so daß a > b > c. Sie stehen auch hier in einer
einfachen Beziehung zur Elastizität und man hat:
Die Lichtwellen, die durch Schwingungen in der Richtung OXy
OYy OZ fortgepflanzt werden, sind charakterisiert durch die Brechungs-
koeffizienten a, ß, y, die als die HaupibrechungsJcoeffmenten des
Krystalls bezeichnet werden. Sie sind, wie bei isotropen Substanzen
(205) und bei einachsigen Krystallen (220):
1^1 1
a' ^ b ' ' c
so daß: a<;/?<;y. Man hat somit:
a, b, c; Q, b, c; o, ß, y sind in allen Krystallen derselben Substanz
gleich, aber mit der Farbe des angewandten Lichts und mit der
Temperatur etwas verschieden. Die Doppelbrechung ist, analog wie
bei den einachsigen Krystallen (220), durch die Differenz des größten
und kleinsten Hauptbrechungskoeffizienten y — a bestimmt
In allen zwischen den drei Elastizitätsachsen liegenden Richtungen
ist die Elastizität zwischen a, h und c um so näher dem einen oder
anderen dieser Werte, je näher die Richtung der Achse OX^ OY oder
OZ ist. Den Wert der Elastizität in jeder beliebigen Richtung kann
man nach dem Vorgang von Fresnel darstellen mit Hilfe der Elasti-
eüätsfiäche. Diese erhält man, wenn man von einem Punkte 0 aus
auf den dreiJSlastizitätsachsen OX^ OY, OZ nach beiden Seiten die
Stücke a=ya; b = y6; c = Yc abträgt und darüber ein Ellipsoid
konstruiert. Li jeder Richtung ist die Quadratwurzel aus der
Elastizität des Äthers, "j/e, gegeben durch den betreffenden Radius
des Elastizitätsellipsoids und die in dieser Richtung schwingenden
Lichtwellen pflanzen sich mit einer Geschwindigkeit t = ie fort.
Überhaupt sind alle Radien des Elastizitätsellipsoids proportional den
Fortpflanzungsgeschwindigkeiten der in den betreffenden Richtungen
schwingenden Lichtwellen und nach dem Obigen auch proportional
den reciproken Werten der für diese Richtungen geltenden Brechungs-
koeffizienten. Speziell die Längen der drei Elastizitätsachsen a, b, c
111
verhalten sich wie — >-ö>,— • Aus dem Elastizitätsellipsoid lassen
sich dann, wie wir sehen werden, die optischen Eigenschaften der
zweiachsigen Krystalle ableiten.
Elastkittttsellipsoid. Schwingongsrichtiuigren. 275
Die entsprechende Elastizitätsilfiche bei einachsigen Krystallen, Ton der wir
aber allerdings oben keinen Gebrauch gemacht haben (216), würde man erhalten,
wenn zwei der drei Elastintätsachsen einander gleich würden. Das bei den zwei-
achsigen Sjystallen dreiachsige Ellipsoid würde dann ein Rotationsellipsoid, dessen
Jlotationsachse die dritte Elastizitätsachse wäre. Ein solches Botationsellipsoid würde
die Beschaffenheit des Äthers in einem einachsigen Krystall znr Darstellung bringen.
Ebenso eine Kugel für eine isotrope Substanz; alle drei Elastizitätsachsen sind hier
gleich, der Äther hat nach allen Richtungen die gleiche Elastizität.
Statt des Elastizitätsellipsoids benützt man zur Darstellung der optischen Ver-
hältnisse zweiachsiger Krystalle häufig ein Ellipsoid, dessen Achsen nicht den reci-
proken Werten der Hauptbrechungskoeffizienten, sondern diesen direkt proportional
sind. Alle Radien sind dann den Brechungskoeffizienten der in den betreffenden
Richtungen schwingenden Lichtwellen proportional und man kann sie danach aus
den Hauptbrechungskoeffizienten a, ß^ y berechnen. Dieses Ellipsoid ist die Index-
fläche oder Indicatrix, die ebenfalls wie die Elastizitätsfläche entweder dreiachsig,
oder ein Rotationsellipsoid oder eine Kugel ist Sie führt genau auf dieselben Gesetz-
mäßigkeiten im optischen Verhalten wie die letztere.
(Fletcher, The optical indicatrix and the transmission of light in crystals,
London 1892; Deutsch von Ambronn und König: Die optische Lidicatiix, Leipzig
1892.)
222. Schwingaiigsrichtaiigeii. Aach in einem zweiachsigen
ErystaU bewegen sich nach jeder Bichtnng im allgemeinen zwei
senkrecht zueinander polarisierte Lichtwellen mit verschiedener Ge-
schwindigkeit fort, wenn der Äther an einem beliebigen Punkt er-
schBttert worden ist. Die Schwingungsrichtangen dieser beiden Licht-
wellen erhält man (212), indem man um den erschütterten Punkt im
Innern des Erystalls, den Ausgangspunkt der Lichtbewegung, das
Elastizitätsellipsoid des Erystalls beschreibt und durch denselben
Punkt eine Ebene senkrecht zu der Fortpflanzungsrichtung legt. In
dieser Ebene müssen die beiden Schwingungsrichtungen jedenfalls
liegen und zwar sind es die beiden Achsen der Ellipse, in der die
Ebene die Elastizitätsfläche schneidet. In deren Richtung hat ja die
Elastizität des Äthers senkrecht zu der Fortpflanzungsrichtung ihren
größten und ihren kleinsten Wert. Die Schwingungen parallel mit
der größeren Ellipsenachse werden der in dieser Eichtung herr-
schenden größeren Elastizität wegen rascher vorwärts schreiten, als
die Schwingungen parallel mit der kleineren, und zwar sind die
beiden Fortpflanzungsgeschwindigkeiten den Längen dieser beiden
Ellipsenachsen, die ja den Quadratwurzeln aus den Elastizitäten iu
diesen Bichtungen gleich sind (221), direkt proportional. Die in der
Richtung der kleinen Achse schwingende Welle wird also hinter der
in der Richtung der größeren Achse schwingenden um einen mit der
Zeit wachsenden Betrag zurückbleiben müssen.
Hierauf beruhen n. a die Viertelundülathnsglimmerplatten (V4 ^Plfttten), die
man bei der optischen Untersachimg der Krystalle häufig eot Bestimmung des
Charakters der Doppelbrechung (24S, 254) etc. benfitzt Es sind Spaltungsplättchen
18*
276 Zw«iu;lim^ SiyfltBlle.
Ton QUmniär, Toa solcher Dicke, daQ bei senkncht hindnrehgehendem Licht die
langsamere Welle beim AnBtritt ans der Platte hinter der rascheren genau nm «ne
ViertelweileBläng^e ['Ul) larOckgehlteben ist (fttr Strahlen von mittlerer Brschbar-
keit and bei gewShnlicher Temperatur).
Die Elastizitätsaehsen werden wohl ancb als die Hauptschwingunffs-
ricktungm der Krjstalle, der zweiachsigen und entsprechend der ein-
achsigen, bezeichnet.
22S. WelleHllfteke. FfStr die in den Hauptschnitten gelegenen
Fortpäanzungsrichtnngen lassen sich nun die zugehSrigen Schwin-
gnngsrichtnngen (senkrecht und parallel zu dem betreffenden Hanpt-
scbnitt) und auch die zugehörigen FortpSanzungsgeschwindigkeiten
ohne Schwierigkeit angeben, und man kann danach den Verlauf der
Wellenfläche (Strahlenflftcfae) in den Hanptschnitten ermitteln und
dadurch einen Einblick in die Oestalt dieser Fläche erlangen.
In einer in einem Hanptschnitt gelegenen Richtung pflanzen sich
zwei Wellen fort, welche nach dem obigen senkrecht und parallel
zum Hauptschnitt schwingen. Liegt diese Richtung in dem Haupt-
schnitt XOZ, so mOssen sich die senkrecht dazu, also parallel mit der
Achse OY sehwingesden Wellen mit derselben Geschwindigkeit b im
Krystall fortpflanzen, die Fortpäfunzungsricbtung mag in diesem Haupt-
sebnitt sein, welche ^e will Eme solche Welle verhält sich in diese»
Hanptschnitt als» wie die ordentliche Welle in einem einachsigeB
Kristall. Die Wellenfläche gibt im Schnitt mit der Ebene XOZ
einen Kreis um des erregten Punkt 0 mit dem Radius b. Aber in
dem Hauptschnitt XOZ können sich noch Wellen mit Schwingungen
parallel dem Hanptschnitt fortpflanzen (Fig. 323}. Gieschieht dies in
der Richtang OX, so Schwingt die Welle parallel OZ; pflanzt sie sich
nach OZ fort, so schwingt sie parallel OX. Diese beiden Wellen
haben also die Oescfawindigkeiten c und a, und in derselben Zeit, wo
die parallel OY sehwingenden Wellen sich nach allen Seiten in du
Fig. 323. Fig. 324. Pig. 826.
Ebene XOZ bis zn einem Ereis mit dem Radina b ausgebreitet haben,
entfernen sich die letzteren beiden Wellen ron 0 um die Längen c
auf OX und a auf OZ. Die Geschwindigkeiten der zwischen OX und
OZ sich fortpflanzenden Wellen erhält man für jede Richtung wieder
all Radios einer tiber a und c als Achsen konstraierten Ellips«. Die«
Wel]«DflMie. Oirtift^e Achsen. 277
imrallel dem iHaoptsduiitt tKshwiligenden Wellen pflanzen ^ch also je
nach der Eichtnng verschieden rasch fort, sie verhalten sich in dieser
Seddehnng wie die außerordentliche Welle in einem einachsigen
Krystall (216).
Der Verlauf der WeUenfläche in den Hanptschnitten XOZ nnd TOZ ergibt
sich in ganz ähnlicher Weise. In YOZ erhält man (Fig. 324] einen Kreis mit dem
Itadias a nnd eine Ellipse mit der Achse c anf OF nnd b anf OZ^ nnd in XOT
einen Elreis mit dem Badins c nnd eine Ellipse mit den Achsen a nnd b anf OT
nnd OX (Fig. 325). Setzt man die Hanptschnitte in der natürlichen Lage senkrecht
aneinander znsammen, so gewinnt man eine genügende Vorstellnng von der Wellen-
fläche zweiachsiger Krystalle. Diese besteht ebenfalls ans zwei Schalen, bis zn
welchen die in jeder Richtnng mit yerschiedener (Geschwindigkeit fortschreitenden
beiden Lichtbewegnngen in der Zeiteinheit gelangt sind. Die Verhältnisse sind
ganz ähnlich wie bei den einachsigen Erystallen, aber bei den zweiachsigen durch-
dringen sich die beiden Schalen gegenseitig, wie Fig. 323 zeigt. Die ganze Fläche
ist symmetrisch zn den drei durch die Elastizitätsachsen OX, OY^ OZ gelegten
Hanptschnitten.
224. Optische Achsen. Von besonderem Interesse ist die Be^
wegnng der Lichtwellen in dem Hanptschnitt XOZ (Fig. 328). Während
sich in jeder Bichtnng in einem zweiachsigen Krystall zwei Wellen
parallel, aber mit verschiedener Geschwindigkeit fortpflanzen können,
deren Lagen in einem bestimmten Moment durch die zwei Tangential-
ebenen an jede der beiden Schalen der Wellenfläche bestimmt werden,
gibt es in dem Hauptschnitt XOZ zwei Richtungen, in welchen sich
*je nur eine einzige Welle fortpflanzen kann. Es gibt nämlich rechts
und links von OZ resp. OX eine Bichtung, in wehdier beide Schalen
der Wellenflächen von einer einzigen gemeinsamen Ebene berührt
werden, was bei den beiden anderen Hauptschnitten (Fig. 324, 325)
nicht möglich ist. Diese gemeinsame Berührungsebene erhält man,
wenn man die gemeinsamen Tangenten MN und MN der Ellipse
nnd des Kreises um 0 zieht und in diesen Linien MN und MN* auf
der Ebene XOZ senkrechte Ebenen errichtet Zu diesen parallel be-
wegen sich die beiden in der betreffenden Bichtung allein sich fort-
pflanzenden Wellen; ihre Fortpflanzungsrichtungen (Normalen) siAd
OM und OM, beiderseits symmetrisch zu OZ und OX, so daß MOZ
= MOZ, MOX^MOX. In diesen Richtungen OJlf und OM findet
also keine Doppelbrechung statt. Die nach OJf und OM sich be-
wegenden Wellen schreiten mit der mittleren Geschwindigkeit i = -ö
vorwärts, die der auf dem Hauptschnitt XOZ senkrechten mittleren
Elastizität b entspricht Diese beiden Bichtungen OM und OM', in
denen keine Doppelbrechung der Lichtwellen stattfindet, sind die
optischen Achsen des Krystalls. Diese liegen stets in der Ebene XOZ,
die durch die größte und die kleinste Elastizitätsachse bestimmt und
die daher auch die Ebene der optischen Achsen (optische Achsen-
278 Zweiachsige Erystalle.
ebene) genannt wird. Letztere ist daher auch stets senkrecht zur
Achse der mittleren Elastizität OY.
Die Bichtnng«n OM und OM* ergeben sich, wie eine mathematische Betrach-
tong zeigt, aus dem Elastizitätsellipsoid. Legt man durch die Achse OY der mitt-
leren Elastizität eine Ebene senkrecht zum Hauptschnitt XOZ, so schneidet diese
das Ellipsoid im allgemeinen in einer Ellipse, deren anf XOZ senkrechte Achse == b
ist. Es gibt aber auf beiden Seiten der Elastizitätsachse OZ resp. OX und gegen
diese gleich geneigt je einen Schnitt, in welchem die im Hanptschnitt liegende
Ellipsenachse ebenfalls = b ist, so daß dieser spezielle elliptische Schnitt in einen
kreisförmigen mit dem Halbmesser b übergeht. Die Normalen zn diesen beiden Kreis-
schnitten sind die Bichtungen OM nnd OM*, also die optischen Achsen des Erystalls.
Bings nm diese ist die Ätherelastizität dieselbe. Es kann also in diesen beiden
Bichtungen in der Tat nnr je eine Welle fortschreiten nnd zwar mit einer Ge-
schwind^keit b =- ib. Einer solchen Welle muß daher der mittlere Brechnngs-
koeffizient ß entsprechen.
OM und OM yerhalten sich also in gewisser Beziehung optisch wie die Haupt-
achsen einachsiger Erystalle. Aber während bei diesen zu der einzigen Welle auch
nur ein einziger Strahl gehört, gehören bei den zweiachsigen Krystallen zu der
einen Welle unendlich viele Strahlen. Die Ebenen MN und MN* berühren die
WeUenfläche nach einem Kreis, und jeder von 0 nach einem Punkt dieses Kreises
gezogene Badius ist ein zu dieser Welle gehöriger Strahl, also z. B. die beiden in
XOZ liegenden Badien OM und ON. AUe diese Strahlen liegen je auf einem Kreis-
kege), dessen Spitze in 0 und dessen Basis jener Kreis auf der Ebene MN und
MN* ist. Sie erzeugen die Erscheinung der konischen Refraktion, indem sie beim
Austritt aus einer der Tangentialebene MN paraUelen Fläche des KrystaUs den
Mantel eines Kreiszylinders mit der Basis MN bilden.
225, AchsenwinkeL Der Winkel der optischen Achsen MOM
(Fig. 323) ist eine für die optische Charakterisierung der Erystalle
sehr wichtige Größe, da er im allgemeinen, nicht immer, für alle
Erystalle derselben Substanz konstant derselbe ist. Dieser Winkel
hängt einzig und allein von den drei Hauptbrechungskoeffizienten
a, /?, y (resp. von den Längen der Elastizitätsachsen a, 6, c) ab, mit
welchen er gleichzeitig für verschiedene Farben und Temperaturen
seine Größe ändert. Ist v der Winkel, den eine optische Achse OM
oder OM mit der Achse OZ der kleinsten Elastizität macht, also
v = ZOM=ZOM, so ist:
"1 r
a« y«
/rix
/IZX
Oder auch ^ = V^-l/f4_iV'^
1—a){ß + a)
ß) iy+ß)
Achsenwinkel. Dispersion der optischen Achsen nnd Elastdzitätsachsen. 279
Diejenige Elastizitätsaze, welche den spitaen Winkel der optischen
Achsen halbiert, heißt die optische Mittellinie (M. L.) oder auch die
erste Mitteüinie (Bisektrix); die darauf senkrechte Elastizitätsachse,
welche den stumpfen Achsenwinkel halbiert, heißt die zweite Mittel-
linie (Supplementarlinie). Die erste nnd die zweite Mittellinie liegen
in der Ebene XOZ der optischen Achsen; sie sind stets die Achsen
OX nnd OZ der größten und kleinsten Elastizität Die auf ihnen
resp. auf der optischen Achsenebene stets senkrechte mittlere Elastizi-
tätsachse OY wird auch die optische Normale genannt. Krystalle, bei
welchen die Mittellinie die Achse OX der größten Elastizität ist,
heißen ganz analog wie bei den einachsigen (215) negative, — ^ (Fig. 326),
solche, bei denen sie die Achse OZ der kleinsten
Elastizität ist, heißen positive, +, Krystalle — !^ \\
(Fig. 327). Für negative Krystalle ist somit .^^ ■""' "*"
V > 45®, ifttr positive : v < 45®. Ein negativer
Krystall wäre demnach auch in Fig. 323 dar-
gestellt. ^«' 326. Fig. 327.
226, Dispersion der optischen Achsen. In jedem zweiachsigen
Krystall ist der Achsenwinkel für rotes Licht von dem für violettes
verschieden, und zwar ist er bei manchen größer, bei manchen kleiner.
Das erstere Verhalten, daß der Achsenwinkel für rotes Licht der
größere ist^ bezeichnet man mit : ^ >> t; ; das letztere, daß der Achsen-
winkel für rotes Licht der kleinere ist, mit Q<iv. Die Winkel für
alle anderen Farben liegen zwischen denen für rotes und für
violettes Licht in der Mitte. Diese ganze Erscheinung nennt man
die Dispersion der optischen Achsen.
Dieselbe kann so weit gehen, daß die Ebene der Achsen für rotes Licht anf
der f&r violettes (blanes) Licht senkrecht steht bei gleich bleibender Mittellinie; so
z. B. beim Brookit (Dispersion der AchHenebene).
227. Dispersion der Elastlzitatsaclisen. Die Lage der Elastizitäts-
achsen ist ebenfalls im allgemeinen von der Farbe des Lichts abhängig,
ebenso auch von der Temperatur. Man nennt die Erscheinung, daß
die Elastizitätsachsen ihre Lage mit der Farbe des angewandten
Lichts ändern, die Dispersion der Elastimtiitsachsen. Für jede Farbe
aber und für jede Temperatur stehen die Elastizitätsachsen in Be-
ziehung auf ihre Lage im engsten Zusammenhang mit der Symmetrie
des betreffenden Krystalls, derart, daß jede krystallographische Symme-
trieebene auch eine solche in Bezug auf jene Achsen, also eine optische
Symmetrieebene ist. Jede Elastizitätsachse parallel einer Symmetrie-
achse und jeder Hauptschnitt parallel einer Symmetrieebene behalten
konstant diese Richtung bei, da ja die krystallographische Symmetrie
von Farbe und Temperatur unabhängig ist. Für jede andere
280 Zwdkdttige ErjBtaUe.
Elastizitätsachse resp. Haaptschnitt ist aber die Lage von diesen
beiden Eigenscliaften &bhibi^ und mit diesen Terftnderlich.
Far die einzelnen ErystAllsysteme verhält sich die Diqtersion
der optischen und Elastizit&tsachsen folgendenuaßen:
1. In rhombischen Krystallen sind för jede Farbe nnd für jede
Temperatur die Slaatizitätsacbsen den brystallographischen Achsen
parallel, Dispersion der Elastizitätsachsen findet also hier nicht statt.
Jede der drei krystallographischen Achsenebenen ist ein optischer
Hanptschnitt; die Ebene der optischen Achsen föllt stets mit einer
solchen Achsenebene zusammen, nnd ebenso ist die Mittellinie stets
einer Krysta,llach9e parallel. Nor die Länge der Elastizitfitsachsen
ändert sich mit der Farbe nnd der Teroperatnr, nnd damit der
Achsen Winkel.
2. In monoklitteH Krystallen ist stets eine der drei Elastizitäts-
achsen bei jeder Temperatnr and für jede Farbe anf der Symmetrie-
ebene senkrecht (der Symmetrieachse parallel), die beiden anderen
liegen irgendwie in der Symmetrieebene, aber fUr verschiedene Farben
und Temperaturen verschieden. Die Symmetrieachse (Orthodiagonale)
ist also stets eine optische Elastizitätsachse und die Symmetrieebeue
ist stets ein optischer Haaptschnitt. In diesem findet fflr die zwei
darin liegenden Elastizitätsachsen Dispersion statt, so daß die Elastizi-
tätsachsen für rotes Licht mit den entsprechenden für blaues einen
kleinen Winkel einschließen. Bezüglich der Lage der optischen
Achsen und der optischen Mittellinie hat man hier drei verschiedene
Fälle zu unterscheiden. Bei der bildlichen Darstellung derselben ist
als Beispiel das Verhalten von ~\- Krystallen gewählt, wo die Mittel-
linie der Achse OZ der kleinsten Elastizität parallel ist; die Ver-
hältnisse der — Krystalle ergeben sich dann daraus von seihst.
a. Die Ebene der optischen Achsen fällt mit der Symmetrieebeue
des Krystalls zusammen. In dieser Ebene liegen dann auch die erste
nnd die zweite MitteUioie nnd die optische Normale OY ist der
Symmetrieachse parallel (Fig. 328). Die Mittellinien OZr and OZ,
für rotes und violettes Licht haben eine etwas verschiedene Lage
DispendoQ der EiaBÜeitftteachsen. 281
(Disperskm der Elastizitätsachsen, speziell der Mittellinien); ebenso
die Achsen OB und OF für rotes und violettes Licht (Dispersion der
optischen Achsen (226)); anf der einen Seite der Mittellinien müssen daher
die Achsen OR^ und OV^ etwas näher beieinander liegen, als auf der
anderen Seite die Achsen OR und OV. Der Winkel ROR^^ ist stets
von VOVj^ oder ZrOR von Z^OV etwas verschieden. Diese Art der
Diversion heißt die geneigte Dispersion (z. B. beim Gips).
b. Die Ebene der optischen Achsen ist senkrecht znr Symmetrie-
ebene; sie geht fttr jede Farbe dnrch die Symmetrieachse b und ist
gegen die Qnerfläche ooPoo(lOO) (Fig. 329 nnd 330) unter einem
schiefen Winkel geneigt Aber dieser Winkel ist fftr rotes Licht
anders als f&r violettes, so daß die Achsenebene RORi fttr rotes
Licht mit der fttr violettes Licht TOV^ einen kleinen Winkel macht.
Hier sind zwei Spezialfälle zu unterscheiden.
cf. Die 1. Mittellinie OZ liegt in der Symmetrieebene (Fig. 329).
OR und OÄji sind die optischen Achsen, OZr ist die Mittellinie für
rotes Licht; OV und OV^ sind die Achsen, OZ^ ist die Mittellinie für
violettes Licht. Die den Mittellinien entsprechenden Elastizitäts-
achsen Zr und Zt, machen also hier in der Symmetrieebene einen
kleinen Winkel ZrOZ^, miteinander; denselben Winkel machen die
ebenfalls in der Symmetrieebene liegenden, hier aber nicht gezeich-
neten Elastizitätsachsen OYr und OY^ Nur die dritte Elastizitäts-
achse OX (die zweite Mittellinie) ist stets für alle Farben etc. die-
selbe, sie ist parallel der Symmetrieachse b. Diese Art von Disper-
sion heißt die horizontale Dispersion (z. B. beim Orthoklas).
ß. Die 1. Mittellinie OZ ist auf der Symmetrieebene senkrecht und
geht der Symmetrieachse parallel Dies gilt für alle Farben und
Temperaturen. In Fig. 330 sind wieder OR und OR^ die optischen
Achsen fftr rotes, OV und OV^ die für violettes Licht. Die Ebenen
beider gehen durch die Achse b, welche ja die für alle Farben ge-
meinsame Mittellinie OZ ist, und sie durchkreuzen sich in OZ unter
einem kleinen Winkel VZR. Das weitere ergibt die Figur. Disper-
sion der 1. Mittellinie findet hier nicht statt. Diese Art von Dispersion
heißt die gehreuste (z. B. beim Borax). Andere als diese drei Arten
der Dispersion sind mit der Symmetrie monokliner Krystalle unver-
einbar.
3. In iriklinen Krystallen ist irgend eine gesetzmäßige Beziehung
zwischen der Lage der Elastizitätsachsen und der krystallographischen
Begi'enzung überhaupt nicht mehr vorhanden; die Elastizitätsachsen
liegen für jede andere Farbe und Temperatur immer etwas anders;
es findet Dispersion der optischen Achsen, der Achsenebene, der
Elastizitätsachsen und also auch der Mittellinien zugleich statt.
282 Zweiachsige Krystalle.
228. Opüsche Konstanten. Die optischen Verhältnisse eines
zweiachsigen Erystalls sind im wesentlichen bekannt, wenn man die
Länge der Elastizitätsachsen o, 6, c fQr alle Farben und Tempera-
turen oder, was im Grunde dasselbe ist, die Hauptbrechungskoeffl-
zienten a = —,ß = ^, y = — kennt, sowie die Lage der Elastizitäts-
achsen gegen die krystallographischen Begrenzungselemente. Die
Zahlen, welche die Richtung und Größe der Elastizitätsachsen in
einem solchen Erystall angeben, heißen die optischen Konstanten des-
selben. Die Richtung der Elastizitätsachsen, d. h. ihre Lage zu der
Begrenzung des betreffenden Erystalls wird, soweit sie nicht schon
durch die S3rmmetrie der Erystalle gegeben sind, nach den folgenden
Abschnitten (230 ff.) mittels des Polarisationsinstruments ermittelt.
Die Bestimmung der Hauptbrechungskoefflzienten geschieht auch hier
am häufigsten nach den schon oben bei den isotropen und einachsigen
Erystallen erläuterten Methoden (211, 220). Im konkreten Falle muß
eine eventuelle Bestimmung der Lage der Elastizitätsachsen der Be-
stimmung der Hauptbrechungkoeffizienten vorausgehen.
In triklinen Ej-ystalleii) sJs dem allgemeinsten FaUe, sind die meisten, nämlich fttnf
voneinander unabhängige optische Eonstanten zu bestimmen : die drei Hauptbrechungs-
koeffizienten und die Lage zweier EJastizitätsachsen gegen die krystaUographische
Begrenzung, gemessen etwa durch die Neigung der beiden Elastizitätsachsen zu
zwei Kanten des Krystalls (die dritte auf jenen beiden senkrechte Elastizitätsachse
ist dann in ihrer Lage ebenfalls gegeben). In monoklinen Erystallen sind vier un-
abhängige optische Eonstanten vorhanden: die drei Hauptbrechungskoeffizienten
und die Neigung einer in der Symmetrieebene liegenden Elastizitätsachse zu einer
Eante in derselben Ebene (etwa die Vertikal- oder die Elinoachse); alles übrige ist
durch die Symmetrie gegeben. Bei rhombischen Erystallen ist die Lage der Elasti-
zitätsachsen bekannt, also sind nur drei Eonstanten, die drei Hauptbrechungskoeffi-
zienten, noch zu bestimmen.
In dem SpezialfaU der einachsigen Erystalle sind es der letzteren nur zwei,
m und e, auf diese Zahl beschränkt sich also die Zahl der optischen Eonstanten und
in isotropen Substanzen ist es endlich nur ein einziger Brechungskoeffizient, der für
alle Lichtschwingungen in dem Eörper in derselben Weise wiederkehrt.
Auch für die anisotropen Erystalle gilt die Dispersionsformel von Cauchy (206) ;
sie wird für jeden einzelnen Hauptbrechungskoeffizienten genau in derselben Weise
angewendet, wie bei den isotropen Eörpem.
229. Brechungskoefflzienteii. 1. Methode mit dem Prisma. Die
drei Hauptbrechungskoeffizienten erhält man mit Hilfe dreier Prismen,
deren Kanten den drei Elastizitätsachsen parallel gehen, deren Flächen
aber im Erystall sonst beliebig liegen können. Durch jedes solches
Prisma gehen zwei Wellen, von denen die eine parallel mit der
brechenden Kante resp. der betreffenden Elastizitätsachse schwingt.
Nur diese kommt hier in Betracht, und sie kann leicht mit dem Nicol
erkannt werden; sie liefert den Brechungskoefflzienten, welcher den
Bestimmiuig der Brechungskoeffizienten. 283
Schwingungen in der Richtung jener Achse entspricht Man kann aber
auch mit nur zwei Prismen alle drei Hauptbrechungskoeffizienten,
darunter sogar einen davon doppelt, bestimmen. Dabei gehen die Kanten
der Prismen ebenfalls je einer Elastizitätsachse parallel, die Prismen-
flächen NM und NP müssen aber so liegen, daß je eine zweite
Elastizitätsachse NO^ welche auf der Prismenkante senkrecht ist, den
Prismenwinkel MNF halbirt (Fig. 321). Ist z. B. die brechende
Kante N parallel mit der Achse OY und ist NO parallel mit der
Achse OX, so schwingt von den beiden Wellen, welche bei der Minimal-
ablenkung das Prisma längs BC durchschreiten, die eine || N oder OF,
die andere || NO oder 0X\ die erste gibt also /?, die andere a. Ist
in einem zweiten Prisma die brechende Kante || OZ und entspricht
NO der Achse OF, so erhält man y und /?, letzteres zum zweitenmal,
was als Kontrolle wichtig sein kann. Die Unterscheidung von a, /S, y
erfolgt auch hier mittels eines Nicols. Ist beim zweiten Prisma die
Kante parallel OZ, liegen aber die Flächen desselben sonst beliebig,
so erhält man aus ihm nur y. Man braucht also nur ein Prisma mit
zwei orientierten Flächen, beim zweiten braucht bloß die Kante orien-
tiert zu sein.
2. Methode mit dem MihrosJcap. Hierbei sind mindestens zwei
planparallele Platten, parallel mit zwei Hauptschnitten, z. B. XOY
und XOZ nötig. Die erstere Platte gibt a und ß aus der Verschiebung,
welche der Tubus des Mikroskops erleiden muß (220), wenn parallel
mit OX resp. OY schwingendes Licht (mittels eines Nicols herzu-
stellen) durch den Krystall geht Die zweite Platte gibt a (zum
zweitenmal) und y.
3. Methode der Totalreflexion. Eine einzige ebene Fläche parallel
einem Hauptschnitt, für welche die Lage der Elastizitätsachsen be-
kannt ist (zu ermitteln nach (234)), genügt zur Bestimmung von
c, ß, y (220). Ist die Fläche parallel XOY und wird sie in die
Flüssigkeit so eingetaucht, daß OY horizontal, also OX senkrecht ist,
60 erhält man zwei Grenzen, welche Schwingungen || OX und || OZ
entsprechen, und man findet daraus a und y. Ist dann bei einer
zweiten Einstellung derselben Platte OX horizontal und OY vertikal,
dann entsprechen die beiden Grenzen Schwingungen \\ OY und || OZ
und man erhält ß und y (letzteres zur Kontrolle zum zweitenmal).
Sogar mittels einer ganz beliebig gerichteten Fläche können alle drei
Hauptbrechungskoeffizienten ermittelt werden, wenn diese Fläche nur
einer der drei Elastizitätsachsen z. B. X parallel ist. Liegt diese
Achse horizontal, also in der Einfallsebene des Lichts, dann bewegen
sich beide Wellen in der Bichtung dieser Achse und man erhält die
Brechungskoeffizienten ß und y für die beiden anderen Elastizitäts-
achsen. Steht die Ache X vertikal, dann erhält man a. Die Messung
284 PolarisatianBmBtriimente.
kann nach der Methode des Eintauchens von Kohlransch oder nach
der Methode von WoDaston mit dem Prisma ausgef&hrt werden. An
beiden Instrumenten sind Vorrichtungen, um die Erystallplatte durch
Drehung in ihrer Fläche aus einer Stellung in die andere ütbersn-
führen.
(Lit. yergl. (211) und (220), aowie TT. Kohlrauschj Wiedem. Ann. YII; Liebisch,
N. Jahrb. f. Hin. etc. 1890, I, pag. 57; Zeitschr. f. Kryst. VII, 1883, pag. 433.)
Eine Methode zur Bestimmung des mittleren Brechnngskoeffizienten fi ans dem
Winkel der optischen Achsen vergl. (252). Andere Methoden zur Bestimmung der
BrechungskoeMzienten zweiachsiger Erystalle: Batter, Sitzgsber. Berl. Ak. 1877,
pag. 684; auch Tschemtakf Min. u. petr. Mitteilgn. I, 1878, pag. 14; lAehiBch,
Zeitschr. Kryrt. Bd. VII, 1888, pag. 433; Viola, Zeitschr. f. Kryst. XXX— XXXIT,
1898, 1899.
Bei 4-Kry8tallen liegt ß näher an a, als an /, also /?—«</—/?; bei
— Erystallen ist es umgekehrt: ß liegt n&her an y, als an «, also ß — «>y — A
Beispiele:
Schwefel: +.a = l,958; /9 = 2,038; y = 2,240; /?— « = 0,080, ;'— /ff = 0,202.
Aragonit: — .a = l,5031; /9 = 1,6816; y = l,6859; /ff— « = 0,1786, y— (J = 0,0043.
Folarisationsinstrumente.
230. Zweck des Folarisationsinstraments. Um ein Mineral als^
einfach- oder doppeltbrechend zu erkennen, um bei doppeltbrechenden
Substanzen die Ein- oder Zweiachsigkeit unabhängig von der Krystall-
form zu unterscheiden, um die Lage der Elastizitätsachsen und der
Hauptschnitte gegen die krystallographische Begrenzung resp. die
Blätterbrüche zu bestimmen, um die Lage der optischen Achsen, den
Achsenwinkel, die Dispersionsverhältnisse, endlich um den Charakter
der Doppelbrechung (ob -^- oder — ) ohne Kenntnis der absoluten Werte
der Längen der Elastizitätsachsen (der Hauptbrechungskoefßzienten)
zu untersuchen, dienen die Pol4mscUi(ynsinsirumente, von denen einige
auch fälschlicherweise Polarisationsmikroskope genannt werden. Bei
ihnen fällt das durch eine polarisierende Vorrichtung (den Polarisator:
einen Nicol, eine Turmalinplatte oder einen Glassatz) polarisierte
Licht auf das meist in Form von planparallelen Platten angewendete
Mineral, geht durch dasselbe hindurch, durchdringt eine zweite polari-
sierende Vorrichtung, den Analyseur, und gelangt dann in das Ange.
Dabei muß man, um alle hierher gehörigen Erscheinungen zu be-
obachten, das polarisierte Licht teUs in parallelen Strahlen, teils in
solchen durch das Mineral gehen lassen, welche im Innern desselben
konvergieren (Polarisationsinstrument mit parallelem und konver-
gentem Licht oder Orthoskop und Eonoskop).
Da die Lage aller optischen Sichtungen mit der Symmetrie der
Krystalle auf das innigste zusammenhängt, so bilden diese optischen
Untersuchungen wichtige Ergänzungen zu den krystallographischen^
Polariflitioiisinstnimeiite. 285
und nicht seltea kann man aas den optischen Erscheinungen, welche
das Polarisationsinstrament zeigt, das Erystallsystem eines Minerals
bestimmen, aach wenn keine Spur von einer regelmäßigen Begrenzung
vorhanden oder wenn diese mangelhaft ausgebildet ist. In manchen
Fällen hat die optische Untersuchung das Erystallsystem eines Mine-
rals richtig kennen gelehrt, nachdem es durch bloße Beobachtung der
äußeren Form zuerst unrichtig bestimmt worden war (vergl. z. B. Grenz-
formen (80) und Mimesie (171)). Daher ist bei durchsichtigen Sub-
stanzen die Eontrolle der krystallographischen Untersuchungen durch
optische stets dringend geboten. Die optische Untersuchung der
Mineralien im Polarisationsinstrument ist somit von großer Wichtig-
keit und bildet heutzutage einen der wesentlichsten Teile der wissen-
schaftlichen mineralogischen Forschung.
{Des CloizeaviXj Memoire sur Temploi du microscope polarisant. Paris 1864 (ans :
Aimales des mines 6. ser. Bd. 6). Snr Temploi des propri^t^s optiqnes bir^lrin-
geantes pour la d^termination des espöces cristallis^es, I und n. (An. d. mines 6. ser.
Bd. 14. 1868 und 1859.) NonveUes recherches snr les proprietes optiqnes d^
cristanx. H6moires des savants ^trangers Bd. 13, 1867, pag-. 511. Ferner die Werke
Ton: Grailich, Groth, Liebisch, Schabns, Schranf etc. in (3) B.)
Wenn die im Polarisationsinstrament zn nntersnehenden Elrystalle gew5hnhch
in Form planparalleler Platten angewandt werden, so geschieht dies, damit
das senkrecht zn ihrer Unterseite einfaUende nnd an ihrer Oberseite anstretende
Licht keinen Intensitätsverlnst dnrch Totalreflexion etc. erleidet. Solche Platten sind
meist mühsam herznsteUen nnd oft überhaupt nicht zn erlangen. Deshalb verf&hit
man nach dem Vorgang von C Klein jetzt oft anch zweckmäßigerweise so, daß
man die unregelmäßig begrenzten Kdmer der betreffenden Substanzen m kleinen
Glasröhren in ein in der Lichtbrechung ihnen möglichst gleiches flüssiges Medium
(Kaaadabalsam, Methylenjodid etc.) hinein und mit diesem in dasPolarisationsinstnunent
bringt. Die Totalreflexion und der dadurch bedingte Lichtverlnst wird so bei-
nahe vollständig vermieden. Das zn untersuchende Mineral wird dabei zweckmäßig
an einem geeigneten Drehapparat befestigt, der erlaubt, ihm jede denkbare Lage
gegen die einfallenden Lichtstrahlen zu geben. (Sitzungaber. Berlin. Akad. 1890,
pag. 347 und 703.)
231. FolarisatioBsiiistrainent fllr koiiTergentes Licht. Ein
voll Mineralogen vielgebrauchtes Polarisationsinstrament ist Fig. 331
abgebildet Die Einrichtung für konvergentes Licht ist links^ die
ftr paralleles Licht rechts dargestellt.
Das Polarisationsinstrnment für konvergentes Licht besteht aus einem schweren
MetaUfnI{, auf welchem sich die dreiseitige Säule A erhebt. Längs dieser bewegt
sich der Arm B^ der mittels einer Schraube festgeklemmt werden kann, nnd der
Arm C, der sich mittels eines Triebes heben und senken läßt. An dem Arm B ist
die abwärts gehende cylindnsche BiOure g befestigt, in der sich die zweite Bohre f
verschiebt und dreht In dieser steckt der polarisierende Micol p nnd darüber nnd
darunter je eine Linse e nnd &, deren gemeinsamer Brennpunkt in der Mitte von p
liegt. In dem oberen Teil der Bohre ^ ist ein System Ton vier SammeUinsen n von
sehr knrser Brennweite eingelassen, die zusammen nnd dicht übereinander in eine
kunee MesiingrShre gefaßt sind, mittels welcher man sie beliebig aus g heranshebeii
286 Polarisaticiiiaiiutnimente.
nud wieder einaetEen kann. Daa obere Ende von g ist ferner noch nmg'eben von
einem nm die Achae des Instnunents drehbaren Objekttiflch l, auf weichem oben der
ErjBtallti^er k, eine Glasplatte, lie^ Der Objekttisch l hat am Kaade bei i eine
KrebteiloDg, welche Dber den mit dem Arm B fest verbandenen Noninakreis k sich
A hinwegpbewegt. Die Teilung anf
i geht Tou rechte nach links.
den Uhrzeigern entgegen, wie h
rechts oben in Fig. 331 zeigt
In der Dnrchbohmng dea
oberen Armes G bewegt sich
ebenfalls eine HessingriihTe b,
die gerade Fortaetcnng von g
bildend. Dieselbe trägt nnten
ein System von vier Linaen von
kurzer Brennweite o, welches
dem Linsensystem n ganz gleich
ist, aber die Linsen liegen hier
umgekehrt. In der Brennebene
dieser Linaen ist ein Olaamikro-
meter r mit einem geteilten und
einem darauf senkrechten onge-
teilten Arm. In der Bflhre b ist
die Okalarrühre v mit der Okn-
larlinse t verschiebbar. Auf ihr
ist der analysierende Nico! q auf-
gesetzt, der mit seiner Fassnng
t gedreht , aber anch beliebig
aufgesetzt nnd abgenommen wer-
den kann. Bei t ist ein Schlitz,
in welchem eine -y A-Glimmer-
platte (32SJ oder ein Qnarzkeil
(240) znr Beatimmnng des Cha-
rakters der Doppelbrechong (248,
254) oder ein dünnes Oipapl&tt-
chen eingeschoben werden kann.
Der zu beobachtende Kryetall
wird anf die Glasplatte k des
Objekttischea gelegt; zur Er-
zielnng einea mOglichat großen
Sehfelds werden ihm die Linsen
n und 0 möglichst genähert.
Die Belenchtnng geschieht von
nnten durch den Spiegel rS (Lit
Fig. 331. siehe (232)).
Ein sehr viel einfacheres, aber zn vielen Zwecken sehr gut brauchbares Polari-
sationsinstnunent ftkr konvergentes Licht ist die Tumuüinzange. Zwei parallel
der Achse geschnittene Tnrmalinplatten (319) in geeigneter Fassung werden von
einem federnden Draht in paralleler Lage nuammengehalten; zwischen beiden wird
die zu beobachtende Erystallptatte eingeklemmt. Beide Tnrmalinplatten sind in
ihrer Ebene drehbar und die Achsen (Schwingnngs- resp. Folarisationsebenen) beider
Polarisationffliistnimente. 287
können daher rechtwinklig gekreuzt oder parallel gestellt werden. Im ersten Fall
ist das Sehfeld dunkel, im letzteren hell (vergl. (233)).
282» Polarisationgingtmraeiit für paralleles Liebt* Soll das Instrument
fflr Beohachtang im parallelen Licht eingerichtet werden, so werden (Fig. 331, rechts) die
Linsen n ans der unteren Bohre herausgenommen und die ohere Bohre b wird er-
setzt durch eine andere r, welcher die Linsen o und i fehlen. Der analysierende
Nicol q wird auch auf diese Bdhre aufgesetzt, und die Beleuchtung geschieht wieder
mittels des Spiegels 8, Durch die Drehung und Verschiebung der Bohren können
alle erforderlichen gegenseitigen Stellungen der einzelnen Teile, namentlich der
Nicols gegeneinander, leicht hergestellt werden. Eingeritzte Marken erleichtem das
Auffinden dieser Stellungen, und mit Hilfe yon Klemmringen, von denen einer bei
f* abgebildet ist, können die einzelnen Teile des Instruments in der erforderlichen
Lage gegeneinander festgestellt werden. Auch mit Erhitzungsyorrichtungen yer-
schiedener Art werden die Polarisationsinstrumente für paralleles und konvergentes
Licht nicht selten ausgestattet, damit man auch bei höherer Temperatur die optischen
Eigenschaften der Mineralien zu untersuchen im stände ist. (Liebisch, yergl. (16)
Beuschf Pogg. Ann. 92 und Ber. NaturL-Vers. Karlsruhe 1868; Bartin, Ann. chim.
phys. in. s6r, Bd. 69 pag. 78 j 7. v. Lang, Carls Bepertorium Bd. VII; Groth,
Pogg. Ann. 144, 1871, pag. 37 ; Becke, Tschermak, Min. Mitt. Bd. II, 1880, pag. 430,
femer (230), sowie Brezina, Des Cloizeaux, Groth, Leiß, Liebisch, Binne (3) B.)
2S3. Wirknng des Folarisationsinstniments. Fällt gewöhn-
liches Licht anf den Spiegel S des Polarisationsinstraments f&r ianver-
gentes Lieht (Fig. 331, links), so gelangen die Strahlen zunächst von S auf
die Linse e, von welcher sie nach ihrem Brennpunkt in der Mitte des
polarisierenden Nicols p konzentriert werden. Nach Durchstrahlung
dieses Nicols fallen sie divergierend auf die mit e ganz gleiche
Linse ^, deren Brennpunkt mit dem der Linse e in der Mitte des
Nicols p zusammenfällt und von welcher aus sie als ein mit der
Achse des Instruments paralleles Strahlenbündel auf das Linsen-
system n gelangen. Hier werden sie sehr stark nach oben konvergent
gemacht, so daß sie aus der obersten, kleinen Linse n als ein sehr
stumpfer Kegel austreten, dessen Spitze unmittelbar über dieser Linse
liegt und eventueU in eine auf die Linse (resp. den Krystallträger)
gelegte Erystallplatte fällt. In diese tritt das Licht an der Unter-
seite konvergierend ein und aus ihr an der Oberseite unter demselben
Winkel divergierend aus, so daß es in einem ebenso stumpfen Kegel,
als welcher es die Linsen n verlassen hatte, nun auf die Linsen o
fällt Von diesen werden die Strahlen wieder der Achse des Instru-
ments parallel gemacht und fallen so auf die Linse t, welche die
Strahlen wieder konvergierend durch den analysierenden Nicol q
und dann ins Auge sendet. Bei den meisten Beobachtungen sind
die Nicols gekreuzt, d. h. ihre Schwingungsebenen machen 90^
miteinander, und dies wird im folgenden als Normalstellung an-
genommen. Die Nicols erhalten dabei eine ganz bestimmte Stellung
im Instrument, und die Lage ihrer Schwingungsrichtungen wird
288 PoiarisationsiiiBtrameBte.
durch die beiden Krenzfäden kenntlich nnd unmittelbar sichtbar ge-
macht. Bei dieser Anordnung ist das Sehfeld dunkel, denn die von
dem Nicol jp kommenden Strahlen können weder ganz noch zum Teil
durch den oberen Nicol q hindurch gehen und in das Auge gelangen.
Sind beide Nicols parallel, so ist das Sehfeld hell, da nun die von p
kommenden Schwingungen ungehindert durch q hindurch gehen können.
Bei einer Kreuzung der Schwingungsebenen unter irgend einem Winkel
findet eine teilweise Aufhellung statt. Bei einer vollen Drehung des
oberen Nicols um 360^ erhält man also abwechselnd je zweimal völlige
Aufhellung und Verdunklung des Sehfelds mit ganz allmählichen
Übergängen. Man beobachtet im konvergenten polarisierten Licht
hauptsächlich Krystallplatten senkrecht zu den optischen Achsen und
Mittellinien und erhält dabei die Interferenzerscheinungen, welche in
(246), (247), (250) etc. beschrieben werden, mittels deren die Lage der
optischen Achsen im Erystall, der Charakter der Doppelbrechung, die
Größe des Achsenwinkels etc. bestimmt wird.
In dem Folarisationsinstrument für paralleles Licht (Fig. 331, rechts)
gehen die von S kommenden Strahlen wie vorhin durch e, p und & hin-
durch, fallen aber dann, da die Linsen n fehlen, parallel auf die auf dem
Erystallträger y liegende Krystallplatte, senkrecht zu deren Oberfläche,
und gelangen als paralleles Bündel durch den Nicol q ins Auge. Auch
hier ist das Sehfeld ganz ebenso wie vorhin bei gekreuzten Nicols
dunkel etc. Das dunkle Sehfeld wird aber aufgehellt, wenn man eine
anisotrope Krystallplatte so zwischen beide Nicols auf den Erystall-
träger bringt, daß ihre Schwingungsrichtungen nicht mit denen der
beiden Nicols zusammenfallen. Fallen die genannten Ebenen zu-
sammen, so geht das von p kommende polarisierte Licht ungehindert
durch den Krystall, wie wenn er gar nicht vorhanden wäre. Findet
diese Eoincidenz nicht statt, so wird die von unten kommende Licht-
welle von dem Krystall in zwei nach seinen beiden Schwingungs-
richtungen schwingende Wellen zerlegt (212), welche infolge der
verschiedenen Elastizität nach diesen beiden Richtungen den Krystall
mit verschiedener Geschwindigkeit durcheilen und an seiner oberen
Grenzfläche infolgedessen im allgemeinen mit einem Gangunterschied
ankommen und aus dem Krystall austreten. Sie interferieren dabei,
nachdem ihre Schwingungen nach dem Parallelogramm der Kräfte auf
die Schwingungsebene des oberen Nicols reduziert sind, und die Folge
davon ist eine Aufhellung und auch eine Färbung des Sehfelds im
Bereich des Plättchens, letztere aber nur, wenn die Krystallplatte
nicht zu dick ist
Da die im allgemeinen durch eine anisotrope Krystallplatte her-
vorgebradite Aufhellung des Sehfelds einer vollkommenen Verdunklung
Platz macht, wenn die Schwingungsrichtungen der Platte mit denen
Anslöschungsschiefe. 289
der beiden Nicols zusammeDfallen und bei einer Drehung der Erystall-
platte auf dem drehbaren Objekttisch l für den Fall dieser Koincidenz
eine vollkommene Auslöschung des vorher mehr oder weniger hellen
Sehfelds stattfindet, so nennt man die SchwingungsrichtuDgen der
Platte auch ihre Auslöschungsrichtwngen. Man erkennt diese Rich-
tungen der größten und kleinsten Elastizität in jeder Erystallplatte
eben daran, daß sie bei völliger Auslöschung des Sehfelds mit den
aufeinander senkrechten Schwingungsrichtungen der Nicols, also mit
den beiden Kreuzfäden des Instruments zusammenfallen, was die Be-
stimmung ihrer Lage gegen eine in der Fläche des Flättchens liegende
Kante (die sog. Auslöschunysschiefe in Bezug auf diese Kante) gestattet.
Dies ist eine Hauptaufgabe des Polarisationsinstruments mit paral-
lelem Licht (234), das allerdings zu diesem Zweck auch besonders
eingerichtet wird (Stauroskop (235)). Sodann beobachtet man aber in
demselben auch überhaupt, ob eine Substanz isotrop ist oder nicht
(237), ob sie einheitlich gebaut oder aus mehreren Individuen zu-
sammengesetzt ist (256), man beobachtet die Cirkularpolarisation
(247) etc.
234. AusloschnngsscUefe. Man versteht unter der Auslöschungs-
schiefe einer Krystallplatte in Beziehung auf eine in der Platte ge-
legene Kantenrichtung den spitzen Winkel, welchen eine Auslöschungs-
richtung der Platte mit dieser Kante bildet. Ist dieser Winkel = 0^
also die Auslöschungsschiefe gleich 0^, so ist die Schwingungsrichtung
der betreffenden Kante parallel und die Auslöschung zu dieser Kante
ist gerade. Ist der Winkel nicht = 0®, dann ist die Auslöschung
schief. Machen beide Schwingungsrichtungen gleiche Winkel mit einer
Kante, oder zwei Kanten gleiche Winkel zu einer Auslöschungsrichtung,
oder macht je eine Schwingungsrichtung in den zwei Individuen eines
Zwillings gleiche Winkel mit der ZwiUingsgrenze, dann spricht man
von symmetrischer Auslöschung. Derartige Beobachtungen sind nicht
selten zur Bestimmung und Kontrolle des Krystallsystems wichtig.
Sie werden nach dem Instrument (235) stauroskopische genannt.
Hat man das Plättchen AB CD (Fig. 332), mit den beiden Auslöschungs-
richtungen AC und BD, so ist DJ5^= a die Auslöschungsschiefe von BD
in Bezug auf die Kante AB. Für -4(7 ist die Schiefe in Bezug auf dieselbe
Kante = GAB = 90^ — a ; es ist also nur die Bestimmung des Winkels a
für eine der Auslöschungsrichtungen nötig, der Winkel für die andere
folgt dann von selbst, und ebenso die Auslöschungsschiefen für andere
Kanten in demselben Plättchen, wenn man die Neigungen aller dieser
Kanten gegeneinander aus der Krystallform kennt. Die Bestimmung
von c geschieht, indem man das Plättchen so auf den Krystallträger
des mit einem Teilkreis versehenen Objekttisches l (Fig. 331) legt,
Bauer, Mineralogie. 1^
290 PolariBationsinstromente.
daß die betreffende Kante AB mit der Schwingangsebene B^B^ des
einen Nicols, beliebig welches, also mit dem einen der beiden Erenz-
fäden z. B. B^D^ zusammenfällt oder mit ihm parallel ist (Fig. 332),
so daß also AB \\ B^B^. Dann macht die be-
treffende Auslöschungsrichtang BB mit dieser
Schwingungsebene B^ D^ des Nicols offenbar den
««•• gesQchteii Winkel BB^ = a. Das Sehfeld ist
jetzt hell, wird aber dunkel, wenn der Krystall
mit dem Objekttisch so von B in der Richtung
nach -Bi gedreht wird, bis B auf -B^ fällt.
T^. «o« J^*2t fällt die Auslöschungsrichtung BD der
*' Krystallplatte mit der Schwingungsrichtung
B^Dj^ des Nicols zusammen, und man erkennt diese Koinzidenz an
der völligen Verdunklung des Sehfeldea Der Winkel a, um den
man den Krystall aus der Anfangsstellung BD bis zur Verdunklung
des Sehfelds hat drehen müssen, kann an dem Teilkreis des Objekt-
tisches abgelesen werden. Findet gerade Auslöschung zur Kante
AB statt, dann ist der Krystall schon bei der ersten Stellung voll-
kommen verdunkelt.
Eme Methode, durch welche mit Hilfe des in Fig. 331 (rechts) dargestellten
Inatnunents die Aaslöschungsschiefe praktisch gemessen wird, soll im Prinzip ange-
deutet werden. Man ersetzt den Erystallträger k (Fig. 331, links) durch einen an-
deren y Ton quadratischer Form (rechts oheu), der in den Objekttisch unbeweglich
eingelassen werden kann. Eine auf ihm befestigte geradlinige Schiene verlftuft,
etwas über die obere Fläche von y hervorragend, in der Richtung 90^—270® der
Teilung des Tisches nahe am Centnun vorbei. Zuweilen ist es zweckmäßig, den
Erystallträger y aus undurchsichtigem Material herzustellen und das Licht nur
durch eine kleine centrale Öffnung hindurchgehen zu lasseu. Die Krystallplatte
wird in centraler Lage so auf den Träger gelegt, daß die betreffende Kante an die
Schiene anstößt, und wird mit einer Feder bei / an diese Schiene angedrttckt. Das
Polarisationsinstrument ist so eingerichtet, daß die Schwingungsebene des einen
Nicols durch den Nullpunkt des feststehenden Nonius geht. Setzt man dann den
Objekttisch mit der Krystallplatte so auf den Noniuskreis, daß der Nullpunkt der
Teilung mit dem des Nonius koinzidiert (Fig. 331, rechts oben), so fällt die
Kante AB (Fig. 332), zu welcher die Auslöschungsschiefe gefunden werden soll, in
die Richtung ^ A der Schwingungsebene des zweiten Nicols, die nun mit der Rich-
tung 90^— 270^ welche die der Schiene ist, koinzidiert. Dreht man jetzt den Krystall
bis zum Eintritt der völligen Auslöschung, so kann man den dazu nötigen Winkel «,
die gesuchte Auslöschungsschiefe, unmittelbar am Teilkreis ablesen. Die Listrumente,
mit denen die Auslöschnngsschiefen bestimmt werden, sind das Stauroskop (235)
und vor allem das Mikroskop mit Polarisation (236).
285. Staaroskop. Die Messung der Anslöschungsschiefe ist mit
dem gewöhnlichen Folarisationsinstrnment ungenau, weil das durch
Kreuzung der Nicols erzeugte dunkle Sehfeld infolge des ganz all-
mählichen Übergangs von Hell in Dunkel wenig empfindlich ist, so
daß man die Krystallplatte, wenn ihre Schwingungsrichtungen mit
Stanroskop. 291
denen der gekreuzten Nicols zusammenfallen, um einen gewissen
Winkel nach rechts oder links drehen kann, ohne daß das Auge eine
deutliche Veränderung (Aufhellung) des Sehfelds wahrnimmt. Um
diesem Übelstand abzuhelfen, hat man das Stauroskop konstruiert,
dessen wesentlicher Unterschied von einem gewöhnlichen Polarisations-
instrument fär paralleles Licht darin besteht, daß in dasselbe noch
ein Stück eingeschaltet ist, durch welches sein Sehfeld für solche
Messungen empfindlicher gemacht wird, d. h. so, daß in demselben
sofort eine starke, leicht bemerkbare Veränderung ohne allmähliche
Übergänge eintritt, wenn die aufeinander senkrechten Schwingungs-
richtungen beider Nicols und die der Platte einen auch nur ganz ge-
ringen Winkel miteinander machen.
Man benutzt zn diesem Zweck gegenwärtig vielfach die ans zwei planparaUei
nad gleich schief gegen die Achsen geschliffenen Kalkspatstttcken bestehende Doppel-
platte Yon Calderany in der die beiden EalkspatstUcke nach einer durch die Achse
des Instruments gehenden, das Sehfeld halbierenden Diametralebene symmetrisch
miteinander verbunden sind. Diese Platte gibt bei gekreuzten Nicols ein gleich-
mäßig graues Sehfeld, wenn die Trennungsfläche der beiden Stücke der Doppelplatte
dem Hauptschnitt eines Nicols parallel ist, vorausgesetzt, daß kein anisotroper
ErystaU eingelegt ist oder daß die Schwingungsrichtungen des Krystalls mit denen
des Instruments zusammenfaUen. Machen diese dagegen einen auch nur ganz
kleinen Winkel miteinander, so wird das Sehfeld in der Weise geändert, daß die
beiden Hälften desselben rechts und links von dem durch jene Trennungsfläche be-
stimmten Durchmesser die eine heller, die andere dunkler werden als vorhin (sog.
Halbschattenapparat), also eine große Verschiedenheit zeigen, welche bei der Drehung
der ErystaUplatte erst bei der genauen Koinzidenz jener Schwingungsrichtungen
wieder voUständig verschwindet. Diese Koinzidenz erkennt man also dann aus der
vOUig gleichmäßigen Färbung des Sehfelds. Dabei ist die Unsicherheit der £in-
steUung sehr viel geringer, als bei dem einfachen dunkeln Sehfeld des Polarisations-
instruments. Bei der Beobachtung muß man aber hierbei auf das Okular des In-
struments (Fig. 331, rechts) eine Linse a aufsetzen, welche die bei m beflndliche
Doppelplatte, die mittels einer über das untere Ende der Röhre z übergeschobenen
Messinghülse d befestigt ist, sowie den unmittelbar unter m befindlichen Krystall
scharf zu sehen gestattet. Die Messinghülse 8 trägt bei a und ß einen Diaphragma-
apparat.
Man hat außer dieser Calderonschen Doppelplatte das Sehfeld auch durch andere
Mittel empfindlicher gemacht. Der Erfinder des Stauroskops, van Kobeü, hat eine
senkrecht zur Achse geschliffene Kalkspatplatte eingeschaltet, welche die in (246) be-
schriebene Interferenzfigur gibt. Brezina hat eine, eine ähnliche Figur gebende
Kalkspatdoppelplatte konstruiert. Beide Figuren bleiben nur dann ganz ungestört,
wenn die Schwingungsrichtungen einer anisotropen Krystallplatte genau mit denen
der gekreuzten Nicols zusammenfallen resp. wenn das untersuchte Mineral isotrop
ist. Auch sind sog. Zvnllingsnieola statt des einen gewöhnlichen Nicols p des In-
struments angewendet worden ; femer eine 3,76 mm dicke Quarzplatte senkrecht zur
Achse oder die sog. Bertrandsche Quarz-Doppdplatte (247) und anderes. Auch zur
Verbesserung und zur Korrektur der Einstellung der Kante in der Kichtung der
Schwingungsebene des einen Nicols sind besondere Vorrichtungen getroffen worden
(vergl. auch (237)).
(Vergl. V. Kobeüf Gelehrte Anzeigen Münch. Ak. 1866, 146 und Pogg. Ann.
19*
292 Mikroskop mit Polarisation.
Bd. 40, 41, 42; Grailich, kryst-opt. Untersuchungen (vergl. (3)); Brezina, Pogg.
Ann. Bd. 128 und 130; Oroth, Pogg. Ann. 144; CaMeron^ Zeitschr. Eryst. IT;
LaspeyreSf Zeitschr. Kryst. VI. VIII., Zeitschr. Instmm.-Kunde, 1882.)
236. Hikroskop mit Polarisation. Zar Beobacbtang der Erystalle
im polarisierten Licht, besonders von sehr kleinen, z. B. in Mineral-
gemengen, Gesteinen etc., werden vielfach gewöhnliche Mikroskope
angewendet Diese müssen einen drehbaren und in Grade geteilten
Objekttisch haben; über und unter diesem wird je ein Nicol in den
Gang der Lichtstrahlen eingeschaltet und die beiden Ereuzfäden gehen
den Schwingungsrichtungen der beiden gekreuzten Nicols parallel. Die
Mineralien werden, wenn nötig, in papierdünnen Lamellen (Dttnn-
schliflfen) untersucht, da oft dickere Schichten nicht durchsichtig genug
sind. Bei der gewöhnlichen Anordnung der Mikroskope findet die
Beobachtung im parallelen Licht statt, und man kann dabei be-
obachten, ob ein Mineral isotrop ist oder nicht, wobei man oft zweck-
mäßig durch Einschaltung eines Gipsplättchens etc. das Sehfeld
empfindlicher macht (235). Man kann die Auslöschungsschiefen be-
stimmen, indem man die betreffende Kante auf einen Ereuzfäden ein-
stellt und SQdann den Erystall bis zur Verdunklung herumdreht;
dann läuft eine Auslöschungsrichtung demselben Ereuzfäden parallel.
Der Winkel kann an dem Objekttisch abgelesen werden. Ist der
Winkel, um den man den Erystall von einer Stellung zur anderen
drehen muß, = a, so ist auch die Auslöschungsschiefe zu der be-
treflfenden Eante = a. War die Platte schon bei der ersten Stellung
vollkommen verdunkelt, also gar keine Drehung nötig, somit a == 0^,
dann ist die AuslöschuDg zu jener Eante gerade. Dabei wird häufig das
Mikroskop durch Beifügung einer Bertrandschen Quarz-Doppelplatte
(235) etc. als Stauroskop (Mikrostauroskop) eingerichtet. Man beobachtet
im Mikroskop, ob das Mineral homogen ist oder fremde Einschlüsse ent-
hält, die sich im polarisierten Licht besonders scharf erkennen lassen ;
beobachtet, ob eine Substanz einheitlich gebaut oder aus einzelnen
verschieden orientierten Individuen zusammengesetzt ist (256) etc. Auch
Erystallwinkel (Eantenwinkel) können mit zweckmäßig eingerichteten
Mikroskopen gemessen werden, sowie Brechungskoefflzienten (211,
220, 229); ebenso kann man die Verhältnisse des Pleochroismus unter-
suchen (262). Entfernt man das Okular, so kann man das Mikroskop
in ein Polarisationsinstrument für konvergentes Licht verwandeln und
wie in einem solchen die Interferenzfiguren (246, 250) untersuchen.
Dabei muß dem unteren Nicol eine Linse (Eondensorlinse) aufgesetzt
werden, damit das in den Erystall eintretende Licht konvergent genug
wird, auch ist die Anwendung eines starken Objektivs erforderlich.
Die so erhaltenen InterferenzbUder sind klein aber sehr scharf. Will
man sie größer haben, wobei sie jedoch von ihrer Schärfe verlieren.
Beobachtnng im Polarisationsinstrament. Isotrope Miiieralien. 293
dann läßt man das Okular sitzen und schiebt über dem Objektiv eine
vergrößernde Linse (Bertrandsche Linse) ein. Auch solche Mikroskope
erhalten vielfach Erhitzungsvorrichtungen zur Erwärmung der zu
beobachtenden Objekte und zur Beobachtung der optischen Eigen-
schaften bei höherer Temperatur.
(Vergl. die Werke von Kosenbusch, Zirkel und von Fouqu6 nnd Michel Lövy (3);
nome Bertrand, Bull. soc. min. France I. 1878, m. 1880, pagf. 98; C, Klein, Nachr.
Göttg. Ges. Wissensch. 1878, pajr. 461 und Sitzungsher. Berlin. Akad. 1893, pag. 1;
17. Lasaulx, N. Jahrh. Min. 1878, pag. 377 und ö09j endlich Rosenbuach ibid. 1876;
Rinne, Das Mikroskop im chemischen Laboratorium 1900; Weinschenk, Anleitung
zum Gehrauch des Polarisationsmikroskops 1901.)
Im folgenden werden wir nun die verschiedenen Erscheinungen, die die iso-
tropen und anisotropen Mineralien im Polarisatiousinstrument darbieten, speziell und
eingehend zu betrachten haben.
Yerhalten isotroper und anisotroper Korper im Folarisations-
instmineiit.
(Des Cloizeaux, Memoire sur Temploi du microscope polarisant. Paris 1864.
Aus Ann. des mines 6. ser. Bd. 6: deutsch; Pogg. Ann. Bd. 126, 1865, pag. 387.)
Isotrope Mineralien.
Amorphe Substanzen und reguläre Erystalle ohne Unterschied der Klassen.
Beguläre KrjstaUe lassen sich auf optischem Wege allein nicht von amorphen Mine-
rallen unterscheiden. Eventuell können die ersteren an der regelmäßigen Form oder
an Blätterbrüchen erkannt werden, wenn sie im Polarisationsinstrument resp. Mikroskop
als isotrop nachgewiesen sind.
237. Isotrope Mineralien. Bringt man ein isotropes Mineral
in das Polarisationsinstrument (für paralleles oder auch für konver-
gentes Licht), so wird dadurch das Sehfeld im Bereich des Krystalls
gar nicht verändert. Dasselbige bleibt hell bei parallelen, dunkel bei
gekreuzten Nicols, wenn das Mineral mit dem Objektträger um 360^
gedreht wird. Dies gilt für jede Richtung, in der man durch das Mineral
hindurchsieht, sie mag sein, welche sie will. Diese Eigenschaft zeigt, daß
• «
in isotropen Substanzen die Beschaffenheit de^ Äthers nach allen
Richtungen dieselbe ist. Auch ist sie für isotrope Substanzen so
charakteristisch, daß sie erlaubt, isotrope Mineralien von anisotropen
zu unterscheiden, was auf anderem Wege häufig unmöglich ist; denn
anisotrope Substanzen verändern das Sehfeld des Polarisationsinstru-
ments (233), wenn sie nicht in Plättchen senkrecht zu einer optischen
Achse angewendet werden. Hierüber wird das Nähere unten (238 flf.)
mitgeteilt werden.
Sehr schwache Doppelhrechnng wird, da sie nur schwache Aufhellung des Seh-
felds hervorhringt, leicht tibersehen, und sehr schwach doppeltbrechende Körper
werden daher leicht für isotrop gehalten. Man macht das Polarisationsinstrument
294 Beobachtung im Polarisationsiiiatrainent.
empfindlicher, indem man eine sehr dünne Gipsplatte so in das Instrument bringt,
daß ihre Hauptschnitte 45^ mit den Schwingungsebenen der Nicols machen. Das
Sehfeld wird dann stark gefärbt und ein auch nur schwach doppeltbrechender
Körper ändert die Farbe sehr deutlich, während auch das geförbte Sehfeld von
einem wirklich und nicht bloß scheinbar isotropen Körper nicht verändert wird. Am
besten ist ein Gipsplättchen, welches im Polarisationsinstrument das Bot 1. Ordnung
annimmt. Auch eine Quarzplatte senkrecht zur Achse Ton 3,75 mm Dicke gibt ein
sehr empfindliches violettes Sehfeld (vergl. (235) und 239)).
Anisotr(^€ MinercAien,
Alle Krystalle mit Ausnahme der regulären.
238. ErschelniiBgeii im Folarisationsinstrnment für paralleles
Licht. Die Erscheinungen, welche anisotrope Substanzen im Polari-
sationsinstrument für paralleles Licht zeigen, sind ftLr einachsige und
zweiachsige Krystalle genau dieselben, wenn die Platten nicht senk-
recht zu der (oder einer) optischen Achse gerichtet sind. Mit Aus-
nahme des letzteren Falles können sie daher hier einer gemeinsamen
Betrachtung unterzogen werden. Sie sind von sehr erheblicher Be-
deutung, da auf ihnen die Möglichkeit der sicheren Unterscheidung
isotroper und anisotroper Substanzen (237) und manche andere wich-
tige Beobachtung beruht, die wir später kennen zu lernen haben,
während hier zunächst nur von diesen Erscheinungen an sich die
Eede sein wird. Sie bestehen in einer charakteristischen Verände-
rung des dunklen Sehfelds im Polarisationsinstrument zwischen ge-
kreuzten Nicols im Bereich der Krystallplatte, wie schon oben (233)
angedeutet ist und nun eingehender dargestellt werden soll.
Im konvergenten Licht sind die Erscheinungen in einachsigen und zweiachsigen
Erystallen nicht mehr dieselben und werden daher unten getrennt betrachtet werden.
Bringt man eine Platte eines anisotropen (doppeltbrechenden)
einachsigen oder zweiachsigen Krystalls, die nicht senkrecht zu der
(oder einer) optischen Achse ist, in das Polarisationsinstrument für
paralleles Licht mit gekreuzten Nicols, so ist sie in dem dunkeln
Sehfeld völlig dunkel, sie ist, wie man zu sagen pflegt, ausgelöscht,
wenn ihre beiden Auslöschungsrichtungen den Schwingungsebenen der
beiden Nicols, also den beiden in diesen Richtungen gespannten Kreuz-
fäden parallel sind. Dies gibt uns ein Mittel, die Lage der Schwin-
gungsrichtungen in einer solchen Krystallplatte zu bestimmen. Es
sind die beiden Richtungen, in denen die Kreuzf&den bei der Dunkel-
stellung über die Platte hingehen. Sie können auf ihr in irgend einer
Weise markiert werden ; auch läßt sich deren Lage genauer bestimmen,
indem man mittels des Stauroskops ihre Neigung zur krystallogra-
phischen Begrenzung oder zu Blätterbrüchen (Spaltungsrissen) mißt
(234).
Im Gegensatz zu isotropen (einfachbrechenden) Substanzen bleibt
Anisotrope Mineralien im parallelen Licht. Interferenzfarben. 296
eine solche anisotrope Platte aber nur in der oben bezeichneten Lage
dnnkel. Dreht man sie nun aus dieser Dunkelstellung mit dem Ob-
jekttisch um 360^, so findet man, daß auch bei Azimuten von 90^,
180^ 270» und 360« (der ursprünglichen Lage) das Sehfeld dunkel
ist; bei allen diesen Stellungen fallen die Auslöschungsrichtungen der
Platte mit den Schwingungsrichtungen des Instruments zusammen
(Parallelstellung, auch Kreuz- (-{-) Stellung oder Normalstellung der
Krystallplatte). In sämtlichen zwischenliegenden Azimuten ist das
Sehfeld dagegen im Bereich der Platte mehr oder weniger aufgehellt,
am stärksten bei den Azimuten von 45«, 135«, 225« und 315«, also bei
denen, die zwischen zwei solchen yollkommener Verdunklung genau
in der Mitte liegen, so daß die Auslöschungsrichtungen des Plättchens
Winkel von 45« mit den Schwingungsrichtungen des Instruments ein-
schließen (Diagonalstellung oder 45« -Stellung oder X'^^t^l^^^ST der
Krystallplatte). Dreht man letztere von diesen Stellungen aus nach
beiden Seiten, so findet allmähliche Verdunklung statt und bei 45«
tritt völlige Auslöschung ein, worauf dann wieder eine allmähliche
Aufhellung bis zu abermals 45« zu beobachten ist. Bei einer voll-
kommenen Kreisdrehung der Platte um 360« zwischen gekreuzten
Nicols folgen sich also abwechselnd je vier allmählich ineinander fiber-
gehende vollständige Aufhellungen und Verdanklungen in Abständen
von je 45«. Diese Erscheinungen sind sichere Merkmale der Doppel-
brechung, eine einfachbrechende Platte würde ja bei der Kreisdrehung
um 360« ganz unverändert dunkel bleiben (237).
Hier ist die Dispersion der Elastizitätsachsen zu beachten (227). Eine Krystall-
platte kann nur dann yollkommen dnnkel werden, wenn ihre Schwingnngsrichtangen
fttr alle Farben dieselbe Lage, also keine Dispersion haben. Ist Dispersion yor-
handen, dann ist die Platte nur für eine bestimmte Farbe ausgelöscht, für die anderen
nnr nahezu, nicht ganz. Sie bleibt also im weißen Licht, allerdings im allgemeinen
nnr sehr wenig, heil nnd zeigt jedenfalls keine bestimmte, rasch eintretende völlige
Yerdnnkelifiig. Manche Erystalle besitzen indessen doch eine so starke Dispersion,
daß die Helligkeit zwischen gekreuzten Nicols im weifien Licht bei der Normal-
stellung recht merklich ist. Dies kann natürlich nur bei monoklinen und triklinen
Krystallen yorkommen.
289. Interferenzfarben. Nnr Aufhellung und Verdunklung des
Krystalls findet statt, wenn man das Instrument mit homogenem Licht
beleuchtet (211, 1). Tritt jedoch weißes Licht ein, so wird das auf-
gehellte Plättchen, wenn es nicht zu dick ist, auch, unabhängig von
seiner Körperfarbe, gefärbt Aufhellung sowohl wie Färbung sind
Folge der Interferenz der durch die Doppelbrechung entstehenden
Lichtstrahlen (233); diese Farben werden daher die Interferenzfarben
oder auch die Polarisaiionsfarben der Krystalle genannt. Es sind die-
selben Farben, die auch in sehr dünnen Schichten isotroper Substanzen
im gewöhnlichen Licht, z. B. an Seifenblasen, zu beobachten sind und
296 Beobachtung im Polarisationsinstroment.
die danach die Farben dünner PläUchen (oder auch die Newtonianischen
Farben) heißen. Am lebhaftesten ist die Färbung in der Diagonal-
stellung. Die Art der Färbung (die Farbe) hängt allein ab von dem
mehr oder weniger großen Gangunterschied, den die beiden den
Krystall in derselben Richtung, aber mit verschiedener Geschwindig-
keit durchziehenden Lichtwellen bei ihrem Austritt aus demselben
erlangt haben. Ist der Gangunterschied klein, so entstehen blasse graue
und gelbe Farben ; bei größeren Gangunterschieden tritt ein lebhaftes
Rot, Violett, Blau, Grün und Gelb auf. Dies wiederholt sich bei all-
mählich weiter wachsenden Gangunterschieden, wobei die Farben
aber immer blasser werden, bis sie schließlich einem einheitlichen
Weiß Platz machen. Die Interferenzfarben bilden bei stetig fort-
schreitender Zunahme der Gangunterschiede eine fortlaufende Reihe
mit ganz allmählichen Übergängen, die bei allen Substanzen (wenigstens
soweit sie farblos sind), genau in derselben Weise wiederkehrt Um
die einzelnen Farben genauer bezeichnen zu können, hat man diese
ganze Reihe nach dem mehrfach wiederholten Auftreten von Rot in
eine Anzahl von Ordnungen eingeteilt, die von der ersten, niedrigsten
an, immer größeren Gangunterschieden entsprechen. Die 1. Ordnung,
die Farben der kleinsten Gangunterschiede umfassend, geht bis hinter
das erste Rot, das Rot 1. Ordnung; die 2. Ordnung geht bis hinter
das zweite Rot (Rot 2. Ordnung) etc. bis zum Weiß, das bei den
größten Gangunterschieden auftritt und das als das Weiß höherer
Ordnung bezeichnet wird. Innerhalb jeder einzelnen Ordnung findet
bei dieser Abgrenzung keine Wiederholung der Farben statt Am
intensivsten und leuchtendsten sind die Farben der 2. Ordnung und
die daran sich anschließenden Teile der 1. und 3. Von hier an werden
sie nach beiden Richtungen hin blasser und matter, bis sie in der
1. Ordnung in völliger Dunkelheit (Gangunterschied = 0), nach den
höheren Ordnungen hin im Weiß endigen. Nach der ersten Richtung
hin fallen^ nach der anderen steigen die Farben.
Die Gangunterschiede der einen anisotropen Krystall in derselben
Richtung durchziehenden Lichtwellen und damit die Interferenzfarben
sind abhängig von der Dicke und von der speziellen Doppelbrechung
der Platte. Je dicker die Platte ist, desto größer muß cet. par. der
Gangunterschied der austretenden Lichtwellen werden, desto höher
somit die Interferenzfarbe. So zeigt ein Spaltungsplättchen von Gips bei
einer Dicke von 0,044 resp. 0,116 und 0,178 mm das Rot der 1. resp. der
2. und der 3. Ordnung etc. Bei gleicher Dicke ist die Farbe überall
dieselbe über die ganze Platte hinweg; bei verschiedener Dicke der
Platte wechselt deren Farbe mit dieser und zeigt einen oftmals recht
bunten Anblick. Danach ist es auch leicht, die Interferenzfarben in
kontinuierlicher Reihenfolge von der niedrigsten bis zur höchsten in
Anisotrope Mineralien im parallelen Licht. Interferenzfarben. 297
ilirem allmählichen Wechsel sichtbar zu machen, indem man nicht
eine planparallele Platte, sondern eine keilförmig geschliffene im
Polarisationsinstrument betrachtet, deren Dicke von 0 an der Schneide
allmählich wächst. Mit der Dicke nehmen die Gangunterschiede ganz
stetig zu und demgemäß wechseln die Polarisationsfarben, die sich
in geradlinigen isochromatischen Streifen parallel mit der Schneide,
entsprechend Streifen gleicher Dicke, über die keilförmige Platte hin-
ziehen. An der Schneide treten die niedrigsten, nach der entgegen-
gesetzten Seite hin allmählich immer höhere Ordnungen, überhaupt
höhere Farben auf. Je schärfer der Keil, je geringer und allmählicher
dessen Dickenzunahme, desto langsamer die Farbenänderung, desto
breiter die Streifen gleicher Färbung und umgekehrt. Wir werden
darauf unten noch einmal zurückkommen und die Erscheinungen im
Keil eingehend betrachten (240). (Eine sehr gute Abbildung der drei
ersten Ordnungen der Polarisationsfarben siehe: Rosenbusch, Mikro-
skopische Physiographie der Mineralien, 2. u. 3. Aufl. Tafel 1.)
Betrachtet man gleich dicke Platten von Krystallen verschiedener
Substanzen oder solche von verschiedener Orientierung in demselben
Krystall, so sind ihre Farben im allgemeinen verschieden, weil die
spezielle Doppelbrechung dieser Platten, d. h. der Unterschied der
Elastizität in den beiden in ihr liegenden Schwingungsrichtungen,
verschieden ist. Je größer dieser Elastizitätsunterschied ist, je größer
also auch die GeschwindigkeitsdifiFerenz der beiden, den Krystall durch-
ziehenden Lichtwellen ist, desto beträchtlicher muß der Gangunter-
schied, desto höher die Interferenzfarbe sein. Der Unterschied der
Ätherelastizität in der Krystallplatte ist aber seinerseits wieder ab-
hängig einmal von der Größe der Doppelbrechung in dem Krystall
überhaupt, d. h. von der Größe der Elastizität in der Richtung der
Hauptachse und senkrecht dazu resp. in der Richtung der größten
und der kleinsten Elastizitätsachse, oder was dasselbe ist, von den
Hauptbrechungskoefflzienten. Er ist aber auch in demselben Krystall
von der Lage der Platte, von ihrer Neigung in einachsigen Krystallen
gegen die Hauptachse, in zweiachsigen gegen die Elastizitätsachsen ab-
hängig. Ist die Platte parallel der Hauptachse oder parallel den Elastizi-
tätsachsen OX und OZ (221), dann ist die Elastizitätsdifferenz und
damit die spezielle Doppelbrechung der Platte die größte in dem
Krystall überhaupt mögliche und die Interferenzfarbe die höchste, die
bei der betreffenden Dicke an dem Krystall überhaupt vorkommen
kann. Je größer dessen Doppelbrechung überhaupt ist, je größer die
Differenz des kleinsten und des größten (resp. der beiden) Haupt-
brechungskoeffizienten, desto höher die Farbe. Ist die Platte gegen
die Achse resp. die beiden genannten Elastizitätsachsen geneigt, so
wird ihre spezielle Doppelbrechung kleiner ; die Farbe wird bei gleich-
298 Beobachtnng im Polarisationsinstniment.
bleibender Dicke uiedriger und zwar um so mehr, je großer der
Winkel wird, den die Platte mit der einen resp. einer der beiden
optischen Achsen macht. Der Grenzfall tritt ein, wenn sie auf einer
optischen Achse senkrecht ist. Dann ist überhaupt kein Elastizitäts-
unterschied mehr in der Fläche der Platte, diese bleibt dunkel (bei
einachsigen Krystallen) oder zeigt wenigstens (bei zweiachsigen) beim
Drehen keine Helligkeitsunterschiede mehr.
Die Interferenzfarben sind neben der abwechselnden Aufhellung
und Verdunkelung mit die sichersten Beweise für die Doppelbrechung.
Wo man im Folarisationsinstrument derartiges beobachtet, hat man
es gewiß mit einer anisotropen Substanz zu tun. Wenn die Doppel-
brechung sehr schwach ist, dann ist die Aufhellung oft so gering und
die Farbe so nieder (grau), daß sie zweifelhaft bleiben und der KrystaU
isotrop erscheinen kann. Die Hilfsmittel zur Erkennung sehr geringer
Spuren von Doppelbrechung sind schon oben (237) angegeben. In-
dessen darf man, wenn eine Platte auch keine Spur von Doppel-
brechung durch Aufhellung und Verdunklung und durch Polarisations-
farben zeigt, noch nicht schließen, daß der Krystall überhaupt isotrop
sei. Die Platte kann ja zufällig genau senkrecht zu der optischen
Achse getroflfen sein. Um ganz sicher zu gehen, ist es dann geboten,
aus demselben Krystall in anderer Richtung noch eine zweite Platte
zu schleifen. Erst wenn beide Platten vollkommen dunkel bleiben etc.
kann man auf Isotropie der betreffenden Substanz mit Sicherheit
schließen.
Die Stärke der Aufhellung einer Platte und die Höhe der Inter-
ferenzfarben sind bis zu einem gewissen Grade ein Maß der Doppel-
brechung des betreffenden Krystalls oder können es wenigstens unter
Umständen sein. Wenn dünne Plättchen schon Farben höherer Ord-
nung zeigen, ist die Substanz sicher stark doppeltbrechend; ihre
Hauptbrechungskoefflzienten sind sehr verschieden. Es ist aber nicht
gestattet, den umgekehrten Schluß zu machen. Wenn eine Platte
niedrige Polarisationsfarben zeigt, so kann dies ja wohl daher rühren,
daß die betreffende Substanz überhaupt schwach doppeltbrechend ist,
ebensogut aber auch daher, daß die Platte nahezu normal zu einer
optischen Achse getroffen ist. Niedrige Polarisationsfarben sind somit
nicht charakteristisch für die Substanz der Platte, nur hohe. Nur
wenn Platten in allen Richtungen aus dem Krystall herausgeschnitten
niedrige Polarisationsfarben zeigen, ist die Substanz überhaupt schwach
doppeltbrechend.
V^ichtig sind Beobachtungen dieser Art für die Untersachnug yon Mineralien
in Gesteinsdünnschliffen. Die Dicke ist Mer sehr gering, ca. 0,025—0,04 mm und
überall ziemlich dieselbe an einem Schliff, so daß also bei der Yergleichung der
Interferenzfarben nnr die Doppelbrechung der einzelnen ErystaUdurchschnitte zu
berücksichtigen ist. Findet man bei einem Mineral auch nur in einem Durchschnitt
Anisotrope Mineralien im parallelen Licht. Qaarzkeil. 299
hohe Interferenzfarben, so ist es sicher stark doppeltbrechend. Sind die Farben bei
allen Schnitten eines anderen Minerals ausnahmslos niedrig, dann ist dieses schwach
doppeltbrechend, denn sonst hätte sicher das eine oder andere Korn höhere Farben
hervorgebracht etc.
Es sei noch bemerkt, daß bei paralleler Stellung der Nicols alle die oben be-
trachteten Erscheinungen gerade entgegengesetzt werden. Wo Dunkelheit war, ist
dann Helligkeit und jede Farbe ist in ihre Eomplementärfarbe verkehrt.
Platten senkrecht zu der Achse einachsiger Krystalle oder zu
einer der beiden optischen Achsen zweiachsiger haben das gemeinsam,
daß sie ihre Erscheinungsweise im Polarisationsinstrument beim Drehen
nicht ändern, sie zeigen aber den Untei^schied, daß sie im ersteren
Fall stets dunkel, im letzteren stets hell bleiben, wovon unten bei
der speziellen Betrachtung der ein- und zweiachsigen Krystalle noch
weiter die Eede sein wird.
Ist die Platte nicht genau, aber nahezu senkrecht zu der (einer) Achse, so
ändert sie sich beim Drehen etwas, aber wenig und die maximalen Dunkelheiten und
Helligkeiten gehen ganz allmählich ineinander über. Je weiter sich die Platte von
dieser Richtung entfernt, desto erheblicher und schärfer werden die Helligkeitsunter-
schiede. Diese erhalten ihren größten Wert, wenn die Platte der Achse, resp. einer
Achsenebene (namentlich der Achsenebene XOZ 0^1)) parallel ist.
240. QuarzkeU. Der Grad der Aufhellung einer Erystallplatte
im homogenen Licht in der Diagonalstellung ist, wie wir gesehen
haben, auch von der Dicke abhängig. Am stärksten wird eine solche
Platte aufgehellt, wenn diese Dicke so ist, daß die geschwindere der
beiden in ihr sich bewegenden Wellen beim Austritt aus der Platte
der langsameren um eine halbe Wellenlänge des angewendeten Lichts
in der Luft (^A) oder um ein ungerades Vielfaches einer solchen
(fA, |X, ... — w— ^) verausgeeilt ist. Dagegen findet eine Auf-
hellung auch bei der Diagonalstellnng überhaupt nicht mehr statt,
wenn die Platte eine solche Dicke hat, daß der Gangunterschied genau
eine ganze Wellenlänge (l) oder ein ganzes Vielfaches derselben
(2 X, 3 X . . . nX) beträgt. In diesem Fall bleibt die Platte bei einer
Umdrehung um 360® zwischen gekreuzten Nicols bei der Beleuchtung
mit der betreffenden Lichtsorte stets dunkel. Bei Anwendung einer
anderen Lichtsorte (einem anderen Wert für l) würde wie gewöhnlich
abwechselnde Aufhellung und Verdunklung stattfinden. Für bleibende
Dunkelheit müßte jetzt die Dicke eine etwas andere sein.
Hierauf beruhen die Erscheinungen, die eine keilförmig ge-
schliffene Erystallplatte, zunächst im homogenen Licht, zwischen ge-
kreuzten Nicols darbietet Hat man z. B. einen Quarzkeil, dessen
eine Fläche der Achse parallel ist und dessen andere Fläche einen
sehr kleinen Winkel mit dieser macht, so zeigt sich im Polarisations-
'nstrument, wenn die Achse einen Winkel von 45® mit den Schwin-
300 Beobachtung im Polarisationsinstrament.
gungsrichtungen beider Nicols einschließt (Diagonalstellung), ein System
von Streifen, die abwechselnd hell (von der Farbe des angewendeten
Lichts) und dunkel parallel mit der Schneide des Keils über diesen in
gerader Linie und in gleicher Entfernung voneinander hinziehen. Die
dunkeln Streifen entsprechen Dicken, bei denen der Gangunterschied nX,
2fi 1
die zwischenliegenden hellsten Dicken, bei denen dieser — ^ — X beträgt.
In der Normalstellung ist jedesmal der ganze Keil dunkel, in der
Diagonalstellung sind die hellen Streifen am intensivsten, und beides
wechselt bei einer Drehung um 360® viermal ab. Eine planparallele
Platte erscheint in allen Lagen über ihre ganze Oberfläche wie eine
gleich dicke Stelle des Keils.
Die Streifen sind aber, wie nach dem Obigen ohne weiteres klar
ist, nicht für alle Lichtarten gleich weit voneinander entfernt. Für
Licht mit größerer Wellenlänge, also z. B. für rotes, sind sie weiter
voneinander entfernt, als für solches mit kleinerer Wellenlänge, also
z. B. für blaues. Dies kann man schon sehen, wenn man den Keil
erst durch ein rotes, dann durch ein dunkelblaues Glas betrachtet.
Im ersten Fall liegen die Streifen merklich weiter auseinander, als
im zweiten, und an mancher Stelle liegt ein heller Streifen füi* rot
da, wo ein dunkler für blau sich befindet und umgekehrt. Daher
müssen auch die im roten Licht dunkel bleibenden Platten jeweilig
etwas dicker sein, als im blauen.
Dieses Verhalten gibt uns die Erklärung für die Farbenerschei-
nungen, die man an einem Keil im weißen Licht sieht und für die
Interferenzfarben von Krystallplatten im weißen Licht überhaupt. Im
weißen Licht verschwinden die dunkeln Streifen, alle sind hell, aber
von verschiedener Färbung, in ihrer Aufeinanderfolge entsprechend
der Reihe der newtonianischen Farben nach ihren verschiedenen Ord-
nungen, wie wir dies schon oben (239) gesehen haben. Dies rührt
daher, daß an Stellen, wo eine Lichtsorte ausgelöscht ist, also für sich
einen dunkeln Streifen geben würde, andere Lichtsorten nicht aus-
gelöscht sind, also einen mehr oder weniger hellen Streifen erzeugen.
Die Farbe dieses Streifens ist eine Mischung aller der Teile des
weißen Lichts, die an dieser Stelle (bei dieser Dicke) nicht ausgelöscht
sind und hier demnach zur Geltung kommen. Wird z. B. blau aus-
gelöscht, so wird ein Streifen entstehen, der sich dem komplementären
Gelb nähert, da außer blau alle anderen Lichtsorten mehr oder weniger
intensiv mrken etc. Diese Mischfarben sind auch hier die newtoniani-
schen Farben dünner Plättchen und jede planparallele Platte hat überall
im weißen Licht dieselbe Farbe, wie die gleich dicke Stelle des Keils.
Solche Keile sind nicht unwichtige Instrumente, die wir zu gewissen Unter-
suchungen (Ermittlung des Charakters der Doppelbrechung, genaue Bestimmung
Kompensation. Bestimmnng der Interferenzfarben. 301
Ton Interferenzfarben, Unterscheidung der Richtungen der größten und kleinsten
Elastizität auf einer Platte) vielfach benutzen werden. Sie werden meist in der
oben angegebenen Weise aus Quarz hergestellt und zwar gewöhnlich so, daO die
Bichtung der Achse auf der Schneide senkrecht steht. In der Achsenrichtung ist
der Keil stets stark verlängert. Diese Längsrichtung ist dann die Richtung der
kleinsten Elastizität in dem Keil; letztere kann man daran auf den ersten Blick
erkennen. Zum Schutz der Schneide wird der Keil auf eine etwas größere Glasplatte
aufgeklebt.
241. Eompensatioii. Zwei anisotrope Krystallplatten kann
man mit parallelen Auslöschnngsrichtungen in zweifacher Weise
übereinander legen. Entweder fallen die gleichartigen Richtungen
aufeinander oder die ungleichartigen, m. a. W.: entweder sind die
Richtungen der größten Elastizität und ebenso die der kleinsten
in beiden Platten parallel; oder die Richtung der größten Elastizität
der einen Platte fällt in die der kleinsten der anderen und umgekehrt
(parallele und gekreuzte Lage der Platten). Im Polarisationsinstru-
ment summieren sich bei der ersten Lage die Gangunterschiede beider
Platten und sie zeigt eine Farbe, die einer Krystallplatte zukommt,
in der für sich allein ein Gangunterschied entsteht, wie in den beiden
zusammen (Additionsstellung beider Platten). Hat man z. B. zwei
Platten derselben Substanz mit gleicher krystallographischer Orien-
tierung, also etwa zwei Spaltungsplättchen von Gips, so wirken sie
beide zusammen wie eine Gipsplatte von der Summe der Dicken, so-
mit, wenn sie beide gleich dick sind, von der doppelten Dicke. Bei
der zweiten gekreuzten Lage der Platte ist ihr Gesamtgangunterschied
gleich der Differenz der Gangunterschiede beider und die Farbe ent-
spricht der einer Platte, in welcher der Gangunterschied diese geringere
Größe hat (Subtraktionsstellung beider Platten). Die zwei Spaltungs-
plättchen von Gips wirken bei der Kreuzung wie ein einziges mit
der DiflFerenz der Dicken beider und wenn sie beide gleich dick sind,
hebt sich ihre Wirkung vollkommen auf; das Plättchenpaar bleibt
bei einer vollkommenen Kreisdrehung jederzeit vollkommen dunkel,
wie wenn die Substanz isotrop wäre. Diese Erscheinung wird als die
der Kompensation bezeichnet. Sie kann benützt werden: 1. zur ge-
nauen Bestimmung der Interferenzfarben und ihrer Zugehörigkeit zu
der oder jener Ordnung, was zur Beurteilung der Stärke der Doppel-
brechung u. U. von Wichtigkeit sein kann ; 2. zur Unterscheidung der
beiden in der Platte liegenden Schwingungsrichtungen (Bestimmung
des Charakters der Doppelbrechung). Erscheinungen der Kompensation
waren es auch, die wir oben zur Erkennung sehr schwacher Grade
von Doppelbrechung benützt haben (237).
242. Bestimmung der Interferenzfarben. Wenn eine Krystall-
platte im Polarisationsinstrument z. B. Rot zeigt, so kann dies ver-
302 Beobachtung im Polarisationsinstrnment.
schiedenen Ordnungen angehören. Um zu entscheiden welcher, gibt
man der Platte genau die 45**-Stellung, in der die Farbe in höchster
Intensität erscheint. Dann schiebt man dicht unter dem oberen Nicol,
ebenfalls unter 45^ ganz allmählich den Quarzkeil ein, so daß auch
seine Farben im höchsten Glanz erscheinen. Es seien nun Keil und
Platte gekreuzt Dann subtrahieren sich die Wirkungen beider; die
Farben des Keils werden niedriger und an einer gewissen Stelle, bei
einer gewissen Dicke des Keils, werden sich beider Wirkungen gerade
aufheben. Hier muß statt eines farbigen ein schwarzer Streifen ent-
stehen und, wenn man nun die zu untersuchende Platte entfernt, sieht
man unmittelbar, an welcher Stelle des Keils dieser auftrat, wo also
die Wirkung der Platte und des Keils sich gegenseitig aufhoben. Die
Interferenzfarbe an dieser Stelle des Keils ist diejenige der Platte.
Trat beim ersten Einschieben des Keils nirgends ein schwarzer
Streifen auf und wurden die Farben gleichzeitig höher statt niedriger,
dann lagen Platte und Keil mit gleichartigen Schwingungsrichtungen
übereinander. Der Keil muß dann unter 90^ zur 1. Stellung noch
einmal eingeschoben werden, damit Kreuzung mit der Platte entsteht,
die zur Bestimmung der Fai*be notwendig ist.
243. Unterscheidung der beiden Schwingungsrichtungen in
der Platte. Nach dem Bisherigen können wir die Lage der beiden
Schwingungsrichtungen in einer Platte leicht ermitteln (238). Sie
sind durch die beiden Kreuzfäden bei der Dunkelstellung gegeben
und lassen sich ohne Schwierigkeit auf der Platte markieren. Es
handelt sich nun aber darum, zu erfahren, welcher von diesen beiden
Richtungen die größte und welcher die kleinste Elastizität entspricht
Hierzu kann man sich in ganz gleicher Weise des Keils bedienen,
wie oben (242). Werden die Farben des Keils bei der Überdeckung
der Platte erniedrigt und tritt statt eines farbigen irgendwo ein
schwarzer Streifen auf, dann sind beide gekreuzt und die auf dem
Keil bezeichnete Richtung der kleinsten Elastizität (dessen Längs-
richtung) ist die Richtung der größten Elastizität in der Platte.
Findet ein Steigen der Farben statt (was aber weniger charakte-
ristisch ist), so bezeichnet die Richtung der kleinsten Elastizität des
Keils auch die in der Krystallplatte. Der Kontrolle wegen pflegt
man den Keil stets in beiden Richtungen einzuschieben.
Statt des Keils läßt sich zn demselben Zwecke anch oft eine überall gleich
dicke Platte eines anisotropen Erystalls verwenden, die eine empfindliche Interferenz-
farbe gpibt und anf der die Bichtnng der kleinsten Elastizität verzeichnet ist, z. B.
ein Gipsplättchen mit Rot 1. Ordnung etc. Sinkt die Farbe beim Einschieben
über die zn untersuchende Platte, d. h. wird sie niedriger, geht sie also z. B. aus
Bot 1. Ordnung in gelb oder grau über, dann sind beide gekreuzt etc. Der Keil
wird aber im allgemeinen vorgezogen, da bei ihm das besonders charakteristische
Eiiiachsige Krystalle im parallelen Licht.
303
Keuzeichen des schwarzen Streifens anftritt. {Klocke, N. Jahrb. f. Min. etc. 1886,
1. Bd., pag. 54; C. Klein, Nachr. Götting. Qea, Wissensch. 1884, pag. 421.)
Gipsplättchen mit dem Bot 1. Ordnung, anf dem die Richtnng der kleinsten
Elastizität bezeichnet ist, werden den Polarisationsinstmmenten gewöhnlich beige-
geben. Zar Kontrolle dieser letzteren Richtnng kann man folgende Erscheinung
benutzen: Stellt man ein solches Gipsplättchen zwischen den gekreuzten Nicols auf
rot und dreht es dann um die beiden Ausl5schungsrichtungen, so daß man nun
nicht mehr senkrecht hindurch sieht, dann geht die rote Farbe das eine Mal in blau,
das andere Mal in gelb über. Bei dem Übergang in blau hat man um die Richtung
der kleinsten Elastizität gedreht.
Einachsige Krystalle.
Krystalle des quadratischen und hexagonalen Systems. Beide Gruppen yerhaltea
sich im Polarisationsinstrament ganz gleich und kOnnen auf optischem Wege nicht
unterschieden werden. Hexagonale Krystalle zeigen manchmal dreiseitige und sechs-
seitige, quadratische Tier- oder achtseitige umrisse und Durchschnitte (Spaltrisse).
244. Im parallelen Licht. Eine Platte eines einachsigen
Krystalls senkrecht zur optischen Achse bleibt bei einer voUen Um-
drehung zwischen gekreuzten Nicols und für alle Farben dunkel, da
durch sie das Licht in einer Eichtung hindurchgeht, in der sich nur
eine einzige Welle und nur ein Strahl fortpflanzen kann. Sie verhält
sich genau wie eine Platte aus einem isotropen Körper; der Unter-
schied ist nur der, daß alle aus einem solchen herausgeschnittenen
Platten, sie mögen gerichtet sein, wie sie wollen, dieses Verhalten
zeigen (237), während dies bei einachsigen Erystallen nur in
Platten senkrecht zur Achse der Fall ist. In allen Platten von
anderer Richtung treten die in (238 ff.) betrachteten Erscheinungen
auf. Bleibt von einem Erystall, der nach seiner Form für quadratisch
oder hexagonal gehalten wird, eine Platte senkrecht zur vermeintlichen
Achse im Polarisationsinstrument nicht dunkel, dann ist der Erystall
nur scheinbar hexagonal oder quadratisch und ist tatsächlich einem
anderen System zuzuweisen,
245. Im Stanroskop. In einer Platte eines einachsigen Krystalls
sind die beiden Schwingungsrichtungen stets senkrecht und parallel
zu dem Hauptschnitt, in dem der einfallende Lichtstrahl liegt (215).
Dem entsprechend beobachtet man an einachsigen Erystallen im Stan-
roskop stets die folgenden Erscheinungen:
Auf Prismenflächen (quadratischen und
hexagonalen) ist eine Auslöschungsrich-
tung stets parallel, die andere senkrecht
zur Prismenkante (Fig. 333, wo die Pfeile
die Auslöschungsrichtungen angeben, Fig. 333. Fig. 334.
letzteres auch bei den nachfolgenden Figuren). Auf Oktaeder-
304 Einachsige Krystalle im PolariBationsinstniment.
und Dihexaederflächen ist eine AnslGschnngsrichtung senkrecht, die
andere parallel der Seitenkante; auf Ehomboederflächen sind sie
beiden Diagonalen parallel (Fig. 334), und zwar alles dies für jede
Farbe und Temperatur. TriflFt eines dieser Merkmale nicht zu, so
ist der Krystall nicht hexagonal resp. quadratisch, wenn er auch
äußerlich noch so sehr danach aussieht. So gibt es im monoklinen
System rhomboederähnliche Körper (rhombische Prismen mit Schief-
endfläche), welche aber die in Fig. 338 dargestellten Auslöschungs-
verhältnisse zeigen (249, b) und sich dadurch von wirklichen Rhombo-
edem meist leicht und sicher unterscheiden lassen.
246. Im konvergenten Licht. Eine Platte senkrecht zur Achse,
welche im parallelen Licht von einer isotropen Platte nicht zu unter-
scheiden ist (244), läßt sich im , konvergenten Licht leicht erkennen,
da sie durch die Interferenz der den Krystall durchschreitenden
ordentlichen und außerordentlichen Wellen eine sog. Interferenzfigur
von folgender Form gibt : bei gekreuzten Nicols wird das Sehfeld von
zwei in der Richtung der Polarisationsebenen des oberen und unteren
Nicols verlaufenden und sich im Mittelpunkt rechtwinklig schneidenden
schwarzen Balken durchzogen. Der Mittelpunkt ist umgeben von einem
System von abwechselnd hellen und dunkeln, nach außen hin immer
matter werdenden Kreisen. Erstere sind bei homogenem Licht alle
gleich weit voneinander entfernt und gleich gefärbt. Bei weißem
Licht sind sie von außen nach innen von verschiedener Färbung, aber
in jedem Kreis auf dem ganzen Umfang gleich (isochromatische Kreise).
Die Farben dieser Kreise stimmen nach Art und Aufeinanderfolge
mit denen des Keils überein (240) und zwar liegen die niedrigen Ord-
nungen am nächsten beim Centrum. Sie blassen nach außen hin
immer mehr ab, bis auch hier das Weiß der höheren Ordnung ein-
tritt. Diese Erscheinung unterscheidet einachsige Krystalle von
allen anderen.
Die Durchmesser der Ringe sind in derselben Platte größer für
rotes, als für violettes Licht; sie sind um so enger, je dicker die
Platten, gleiche Substanz und Farbe vorausgesetzt. Gleich dicke
Platten verschiedener Substanzen geben um so engere Ringe, je stärker
doppeltbrechend sie sind, je größer also der Unterschied der Brechungs-
koeffizienten ü) und €. Dies gibt uns ein Mittel, die Stärke der
Doppelbrechung annähernd zu beurteilen. Gibt eine dicke Platte
weite Ringe, so ist sie nur wenig doppeltbrechend. Beobachtet man
in einer dünnen Platte enge Ringe, so muß die Doppelbrechung
stark sein.
Eine Drehung der Platte um die Achse und eine Verschiebung
der Platte läßt diese Interferenzfigur völlig ungeändert.
Interferenzfigur. Cirkularpolarisation. 305
Bei parallelen Nicols wird alles bisher Helle dunkel, und umgekehrt; alle
Farben werden in ihre Komplementärfarben verwandelt.
(Abbildungen von Interferenzerscheinungen, auch von zweiachsigen Erystallen:
Hatiswaldt, Interferenzerscheinungen an doppeltbrechenden Erystallplatten im kon-
Tergenten polarisierten Licht, photographisch aufgenommen. Magdeburg 1902. Mit
einen* Vorwort von Th. Liebisch.)
247. Cirkularpolarisation. Einige einachsige Krystalle (von
Mineralien Quarz und Zinnober) haben die Eigenschaft, daß sich
längs ihrer Achse zwei nicht geradlinig, sondern in Kreislinien in
entgegengesetzter Richtung schwingende (cirkular polarisierte) Wellen
mit verschiedener Geschwindigkeit, aber gleicher Intensität vorwäiis
bewegen, wenn eine geradlinig polarisierte Welle auf die Unterseite
der Platte fällt. Diese beiden Wellen interferieren beim Austritt aus
der oberen Fläche der Platte und erzeugen wieder eine geradlinig
polarisierte Welle, deren Polarisationsebene aber einen gevriissen
Winkel gegen die der einfallenden geradlinig polarisierten Welle
macht, so daß im Krystall gewissermaßen die Schwingungsebene des
durch den unteren Nicol polarisierten Lichts um jenen Winkel ent-
weder nach rechts oder nach links gedreht erscheint. Diese Er-
scheinung heißt die Cirkularpolarisation der einachsigen Erystalle.
Man unterscheidet dabei in dem eben angegebenen Sinne rechts- und
linksdrehende Krystalle. In anderen Richtungen als in der der Achse
findet keine Cirkularpolarisation statt.
Solche cirkularpolarisierende Krystalle zeigen daher in Platten
senkrecht zur Achse im Polarisationsinstrument Erscheinungen, welche
von den an anderen einachsigen Krystallen beobachteten zum Teil
abweichen. Eine solche Platte erscheint in homogenem Licht und bei
gekreuzten Nicols im Polarisationsinstrument für paralleles Licht nicht
dunkel, sondern man muß erst den oberen Nicol nach rechts (rechts-
drehende Krystalle), resp. nach links (linksdrehende Krystalle) drehen,
ehe das Sehfeld dunkel wird, und zwar gerade um den Winkel, um
welchen die Polarisationsebene gedreht erscheint. Dieser Winkel ist
bei Quarzplatten bei gleicher Dicke kleiner für rotes als für violettes
Licht und ist für dasselbe Licht der Dicke der Platte proportional,
also bei einer Platte von 2 mm Dicke noch einmal so groß, als bei
einer solchen von 1 mm. Die Drehung (nach rechts oder links ganz
gleich) beträgt bei einer Quarzplatte von 1 mm Dicke 15®, 3 für rotes,
21®, 67 für gelbes, 42^ 20 für violettes Licht. Eine Quarzplatte von
3,75 mm Dicke dreht die untere Polarisationsebene für mittleres (gelb-
grünes) Licht um 90®, sie zeigt also für solches Licht bei parallelen
Nicols ein dunkles Sehfeld.
Im weißen Licht ist das Sehfeld bei jedem Winkel der beiden
Nicols gegeneinander gefärbt, aber je nach der Größe des Winkels
Baner, Mineralogie. 20
306 Einachsige Erystalle im PdarisationBinfltniment.
beider Polarisationsebenen ist die Farbe verschieden und bei der
Drehung eines, etwa des oberen, Nicols ändert sich dieselbe, denn bei
jedem solchen Winkel ist eine andere Farbe ausgelöscht und die
Platte ist getärbt durch eine Mischung der jeweilig nicht ausge-
löschten Teile des weißen Lichts. Ist das Sehfeld bei senkrecht ge-
kreuzten Nicols z. B. gelb, so wird es bei rechten Krystallen bei der
Drehung des oberen Nicols nach rechts im Sinne der Uhrzeiger der
Beihe nach grftn, blau etc., kurz, die Farben folgen sich in der Ord-
nung der Spektralfarben, obgleich es keine einfachen Spektralfarben,
sondern (auch hier wieder die kompliziert gemischten Farben dfinner
Plättchen sind. In linken Krystallen folgen sich beim Drehen des
oberen Nicols von rechts nach links die Farben in derselben Ordnung;
man kann daran rechte und linke Krystalle leicht unterscheiden.
Wenn an den Quarzkrystallen Rhomben- oder Trapezflächen auftreten,
kann man schon äußerlich erkennen, nach welcher Richtung die
Drehung der Polarisationsebene erfolgt Liegen diese Flächen rechts
resp. links, dann wird auch die Polarisationsebene nach rechts resp.
links gedreht (129).
Bei parallelen Nicols zeigt die Qnarzplatte von 3,75 mm Dicke im weißen Licht
eine eigentümliche rötlich violette Farhe, die sog. „teinte de passage" oder ,,teinte
Benaihle". Diese ändert sich schon bei einer ganz geringen Drehung eines Nioolii
«ehr merklich in rot oder blan, ebenso wenn noch ein doppeltbrechender Erystail
eingeschaltet wird, dessen Schwingnngsrichtnngen einen wenn auch nur ^nz ge-
ringen Winkel mit den Schwingongsebenen der beiden Nicols machen, selbst wenn
seine Doppelbrechung sehr unbedeutend ist Daher wird eine solche Quarzplatte dazu
benützt, um das Sehfeld des Polarisationsinstruments empfindlicher zu machen, um
geringe Spuren von Doppelbrechung zu entdecken (237) und im Stauroskop (235).
Bei gekreuzten Nicols ist eine solche Platte gelb.
Aus vier gleich dicken Quarztafeln senkrecht zur Achse, am besten mit der
„teinte sensible*^, besteht auch die Bertrandsche DoppetplattCf die wir schon oben be-
nutzt haben, um das Sehfeld des Stauroskops so empfindlich wie möglich zu machen
(235). Die Doppelplatte wird im Okular nahe unter dem oberen Nicol eingesetzt.
Jede der vier Quarztafeln nimmt genau einen Quadranten des Sehfelds ein und zwar
sind die abwechselnden rechts und links drehend. Die Quadrantengrenzen gehen
den Schwingungsrichtungen der gekreuzten Nicols parallel und ersetzen das Faden-
kreuz. Bei parallelen, sowie bei gekreuzten Nicols sind aUe vier Quarze ganz gleich
gefärbt. Bringt man in das Polarisationsinstrument einen doppeltbrechenden Erjstall,
dessen Schwingungsrichtungen mit denen der beiden Nicols koinzidieren , so
bleiben die vier Quadranten gleich, wie sie vorher waren. Hat aber die Platte eine
andere Lage, so ändern sich die Farben der aneinanderstoßenden Quadranten und
zwar, ihrer verschieden en Drehung wegen, in entgegengesetztem Sinne: im einen
gegen rot, im anderen gegen blau hin. So entstehen sehr starke Farbenkontraste,
die erst dann vollständig wieder verschwinden, wenn die Koinzidenz der Schwingungs-
richtnngen durch Drehen der Platte auf dem Objekttisch vollkommen genau herge-
stellt ist. Da die verschieden gefärbten Felder unmittelbar aneinander grenzen, so
erlaubt der Kontrast die Erkennung der geringsten Differenzen und daher eine be-
sonders genaue und scharfe Einstellung des Krystalls auf die Stellung, wo seine
Schwingungsebenen mit denen der Nicols zusammenfallen.
OirknlarpolariBation. Charakter der Doppelbrechung. 307
Im konverg^enten Licht entsteht bei cirknlarpolarisierenden
Krystallen in Platten senkrecht zur Achse eine ähnliche Interferenz-
figur, wie bei anderen einachsigen Erystallen, aber die Balken des
schwarzen Kreozes setzen sich nicht durch das Mittelfeld fort^ sondern
dieses ist hell und gefiLrbt^ und zwar zeigt es die Farbe, weldie die
Platte auch im parallelen Licht zeigen würde. Beim Drehen des
oberen Nicols verändert sich diese Farbe wie im parallelen Licht.
Legt man eine Platte eines rechts- und eine solche eines links-
drehenden Quarzes aufeinander, so entstehen eigentümliche spiral-
förmige Figuren (Airysche Spiralen), welche nach entgegengesetzten
Seiten gebogen sind, je nachdem der rechte oder der linke Quarz
oben liegt. Auch scheinbar einfache QuarzkrystaUe zeigen zuweilen
diese Erscheinung, welche dann beweist, daß man es mit Verwach-
sungen eines rechten und eines linken Erjnstalls mit parallelen Erystall-
achsen zu tun hat (166).
Die Cirkularpolarisation steht mit gewissen krystallograpbischen
Erscheinungen der genannten Mineralien in engster Beziehung: die
selben sind trapezoedrisch-tetartoedrisch, was namentlich der Qaarz
deutlich zeigt. Die rechtsdrehenden Krystalle sind durch rechts-,
die linksdrehenden durch linksliegende Bhomben- und Trapezflächen
ausgezeichnet (129). Allgemein findet man Cirkularpolarisation häufig
bei enantiomorphen Körpern (66) und zwar nur bei solchen. Aber
es gibt allerdings auch enantiomorphe Krystalle ohne Cirkularpolari-
sation.
248. Charakter der Doppelbrechung. Dieser ist im allgemeinen
für sämtliche Krystalle einer und derselben Substanz der nämliche ; ent-
weder sind sie alle +, oder alle — (vergL (217)). Die Kenntnis desselben
ist daher wichtig und zar Bestimmung des Minerals unter Umständen
von Bedeutung. Kennt man die Hauptbrechungskoeffizienten u und «,
so ist auch der Charakter der Doppelbrechung gegeben, er ist -|-,
wenn co <; c, — im entgegengesetzten Fall (220). Man hat aber auch
Methoden, ihn ohne Kenntnis von cü und e festzustellen und diese
werden bei der Untersuchung der Mineralien sehr häufig angewendet.
Die wichtigsten derselben sind die folgenden :
1. Pla^ II der Achse. Der zu untersuchende Krystall ist in dieser
Richtung geschliffen oder von zwei gegenüberliegenden natürlichen
Prismenflächen begrenzt; jedenfalls muB die Bichtung der Achse be-
kannt sein. Man bestimmt im parallelen Licht mittels eines Keils
oder eines Gipsplättchens mit Rot 1. Ordnung etc. die Richtung der
kleinsten Elastizität (243). Fällt diese mit der Achse des Krystalls
zusammen, so ist dieser -f-, steht sie auf der Achse senkrecht, so ist
er — (215).
20*
308 Einachsige Erystalle. Charakter der Doppelbrechung.
2. Platte J_ gur Achse. Der Krystall ist in dieser Bichtang ge-
schliffen oder von den beiden Flächen der Basis begrenzt Die Be-
Stimmung findet im hmvergewten Licht statt, in welchem die Platte die
Interferenzfigur mit ihren isochromatischen Kreisen und dem schwarzen
Kreuz zeigt (246). Der Charakter der Doppelbrechung wird am besten er-
kannt aus den Veränderungen, welche diese Figur erleidet, wenn über
der zu untersuchenden Platte noch eine Viertelundulationsglimmer-
platte (222) unter dem oberen Nicol eingeschaltet wird, etwa indem
man diese in den Schlitz Z (Fig. 331) links einschiebt. Die |A-Platte
muß diagonal orientiert sein, so da£ die Richtung der kleinsten
Elastizität in derselben (zusammenfallend im Glimmer mit der Ebene
der optischen Achsen und auf der Platte gewöhnlich daran kenntlich,
daß sie deren längeren Seite parallel geht) einen Winkel von 45® mit
den Schwingungsrichtungen der beiden Nicols macht Dann wird durch
sie jene Interferenzfigur derart umgestaltet, daß die durch die beiden
Schwingungsrichtungen der Nicols (das Fadenkreuz) gebildeten Qua-
dranten der isochromatischen Kreise sich abwechselnd erweitern und
verengern. Gleichzeitig bleiben von dem schwarzen Kreuz nur zwei
schwarze Punkte übrig, die in den erweiterten Quadranten liegen
und deren Verbindungslinie den Winkel dieser Quadranten halbiert
Dies ist in zweierlei Weise möglich. Entweder kann die Verbindungs-
linie der schwarzen Punkte oder die Halbierungslinie der Quadranten
mit den erweiterten Eingen der Ebene der optischen Achsen in der
^i-Glimm erplatte parallel sein, oder sie kann auf dieser Richtung
senkrecht stehen. Im ersten Fall ist der zu untersuchende Krystall
negativ, im anderen Fall ist er positiv.
{Dove, Pogg. Ann. 40, 1837, pag. 457 und Farbenlehre 1853, pag. 242; Bertin,
Ann. chim. phys. 4. ser. Bd. 13, 1868; C. KUin, Sitznngsber. Berlin. Akad. 1893,
pag. 221 ; Rosenbusch, Physiographie 1, 1892, 3. Aufl. pag. 187 ; Wadsworth, American
Geologist. 21, 1898, pag. 170.)
Eine neuerzeit eingeführte, in manchen Fällen bequeme Methode
bedient sich eines Gipsplättchens mit dem Eot 1. Ordnung. Auch dies
schiebt man über der zu untersuchenden Krystallplatte im Polari-
sationsinstrument für konvergentes Licht so ein, daß seine (durch
ein Zeichen, einen Pfeil oder sonst, kenntlich gemachte) Richtung
der kleinsten Elastizität unter 45® gegen die Nicolhauptschnitte ge-
neigt ist. Dann wird die Interferenzfigur derart geändert, daß zwei
gegenüberliegende Quadranten, wie sie durch das Fadenkreuz resp.
die beiden nun roten Balken der Interferenzflgur angegeben werden,
in der Mitte blau (resp. grün), die beiden zwischenliegenden, ebenfalls
in der Mitte, gelb gefärbt sind. Wenn die ersten Ringe zu sehen
sind, so wechseln diese quadrantenweise, so daß sie um die blauen
(resp. grünen) Quadranten farbig, um die gelben schwarz erscheinen.
Der zu untersuchende Krystall ist +, wenn die Richtung der kleinsten
Zweiachsige Erystalle. Im parallelen Licht nnd ini Stanroskop. 309
Elastizität in dem Qipsplättchen die blauen Quadranten resp. die
farbigen Einge, er ist — , wenn sie die gelben Quadranten resp. die
schwarzen Ringe halbiert.
{RinnCj Centralhl. f. Min. etc. 1901, pag. 653.)
Manche Mineralien von sehr geringer Doppelbrechnng, bei denen also t» und e
sehr wenig verschieden sind, zeigen an einzelnen Krystallen -|-) ui anderen — Doppel-
hrechnng, ja anf einer und derselben Platte kann das Vorzeichen der Doppelbrechung
wechseln, namentlich anch für yerschiedene Farben. Beispiele : Apophyllit, Pennin etc.
Zweiaehsige Krystalle.
m
Erystalle des rhombischen, monoklinen und triklinen Systems. AUe zu einem
und demselben System gehörigen Erystalle verhalten sich im wesentlichen optisch
gleich, aber abweichend von den Ery stallen der anderen Systeme, so daß man die
drei hierhergehörigen Erystallsysteme auf optischem Wege voneinander unter-
scheiden kann.
249. Im parallelen Lieht und im Stanroskop. Eine Platte
senkrecht zu einer optischen Achse bleibt nicht wie bei einem ein-
achsigen Krystall dunkel, sondern hell^ verändert sich aber bei einer
vollen Kreisdrehung des Präparats ebenfalls nicht.
Dies ist die Folge der am Schluß von (224) angedeuteten Erscheinung, daß
einer in der Richtung dieser Achse sich fortpflanzenden Welle heim Austritt aus
der Platte unendlich viele Strahlen entsprechen, die auf dem Mantel eines Ereiscylinders
liegen und von denen jeder eine andere Schwingungsrichtung hesitzt. Von diesen
Strahlen werden nur diejenigen ausgelöscht, die senkrecht zum oheren Nicol schwingen.
Die anderen gehen ganz oder teilweise hindurch und lassen die Platte hell erscheinen.
(Kalkowsky, Zeitschr. f. Eryst. Bd. 9, 1884, pag. 486.)
Platten parallel oder schief zu einer oder beiden optischen Achsen
verhalten sich, wie es (238) auseinandergesetzt ist. Am bequemsten
beobachtet man derartige Erscheinungen an Spaltungslamellen von
Gips oder auch von Glimmer, die ohne jede Schwierigkeit durch
Spalten mit dem Messer in jeder beliebigen Dicke hergestellt
werden können. Das dort Angeführte gilt in voller Allgemeinheit
für alle zweiachsigen Erystalle ohne Ausnahme. Die einzelnen
Krystallsysteme unterscheiden sich aber voneinander durch die Lage
der Auslöschungsrichtungen gegen die krystallographische Begrenzung
der Krystalle. Diese Lage entspricht auch hier wieder durchaus der
Symmetrie der Krystalle (227):
a. An rhombischen Krystallen sind die Auslöschungsrichtungen
auf Pinakoidflächen stets den der Fläche parallelen Krystallachsen
parallel, und zwar gleichzeitig für alle Farben. Auf den Flächen
eines oblongen Prismas mit der Basis (Fig. 335) gehen also die Aus-
löschungsrichtungen für alle Farben mit den Kanten parallel. TriflPt
dies bei der Beobachtung im Stanroskop nicht zu, so ist der Krystall
310
Zweiachsige Krystalle im Polarisationfliiistramait.
nicht rhombisch. Auf den Flächen der rhombischen Prismen (nebst
Domen) stehen die Anslöschongsrichtnngen zu den Prismenkanten
senkrecht and sind mit diesen parallel, ebenfalls für alle Farben
(Fig. 336). Ist dies nicht der Fall, ergibt das Stauroskop auf Flächen
eines rhombischen Prismas die Aaslöschung schief zu den Kanten, so
kann das Prisma nicht einem rhombischen, es kann z. B. einem monoklinen
Krystall angehören (Fig. 338). Auf der Basis eines rhombischen
Prismas sind die Auslöschungsrichtungen f&r alle Farben den beiden
Diagonalen parallel (Fig. 336).
b. In monoMifien Krystallen findet auf Platten parallel der
Symmetrieachse b Auslöschung statt, wenn diese Achse der Schwin-
gungsebene des einen Nicols parallel ist, und zwar fftr alle Farben
ohne Ausnahme. Auf Platten senkrecht zur Symmetrieachse 6, dem-
nach parallel mit der Symmetrieebene, also auf dem Klinopinakoid
odSoo (010) haben die Auslöschungsrichtungen keine bestimmte gesetz-
mäßige Lage gegen die krystaUographische Begrenzung und sind dem-
Fig. a35.
Fig. 336.
Fig. 337.
Fig. 338.
nach auch für verschiedene Farben etwas verschieden, d. h. um einen
kleinen Winkel gegeneinander geneigt. Dasselbe ist auch auf allen
Prismenflächen der Fall. Auf einem oblongen Prisma mit schiefer
Endfläche sind demgemäfi beispielsweise die Auslöschungsverhältnisse
die folgenden (Fig. 337): Auf der Basis 0P(001) und auf der Quer-
fläche ooPoo (100) ist eine der Auslöschungsrichtungen parallel mit der
Kante beider Flächen, die mit der Symmetrieachse b parallel ist, und
die beiden anderen sind senkrecht zu dieser Kante und liegen in
der Symmetrieebene, alles für sämtliche Farben. Auf dem Klino-
pinakoid ooPoo(010) liegen die beiden Auslöschungsrichtungen schief
zu den Kanten in dieser Fläche, und zwar für rotes Licht etwas
anders, als für violettes, in rr und in w; die Neigung gegen diese
Kanten (Auslöschungsschiefe) muB mit dem Stauroskop ermittelt
werden. Auf den Flächen der rhombischen Prismen der monoklinen
Krystalle liegen die Auslöschungsrichtungen schief zu der Kante, für
die verschiedenen Farben verschieden, aber auf den beiden rechts
und links von der Symmetrieebene liegenden Prismenflächen voll-
kommen symmetrisch (Fig. 338). Auf der Basis gehen die Aus-
Im konyergenten Licht. Interferenzkorren.
311
löschungsrichtangen den beiden Diagonalen für alle Farben parallel
(Fig. 338) (vergl. das Rhomboeder (Fig. 334 und (245)).
c. In triklinen Erystallen liegen die Anslöschnngsrichtungen auf
allen Flächen schief zu den Kanten, ungleich schief für die ver-
schiedenen Farben und ohne jede Symmetrie. Hier müssen alle Be-
stimmungen von Auslöschungsrichtungen mittels des Stauroskops aus-
geführt werden, da irgend eine theoretische Beziehung zur natür-
lichen Begrenzung der Erystalle hier nicht mehr vorhanden ist.
250. Im konvergenten Licht. Eine Platte senkrecht zu einer
optischen Achse gibt eine Interferenzflgur, welche der von einachsigen
Krystallen ähnlich ist. Die chromatischen Ringe sind aber hier nicht
Kreise, sondern ellipsen ähnliche Figuren, und das schwarze Kreuz ist
auf einen schwarzen Balken reduziert.
Viel wichtiger sind die Interferenzfiguren von senkrecht gur 1. Mittel-
linie geschliflFenen Platten. Es entstehen hier bei homogener Beleuchtung
abwechselnd helle und dunkle Lemniskaten (Fig. 339, 340), in deren Polen
(oder Augpunkten) 0^ und 0^ die optischen Achsen und in deren Mitte
Pig. 339.
Fig. 340.
C die Mittellinie die Ebene der Platte treffen, so daß die Linie 0^0^
die Spur der Ebene der optischen Achsen auf der Platte darstellt
und deren Richtung angibt Für jede Farbe sind die Lemniskaten
symmetrisch zu 0^ 0, und zu der im Centrum C darauf Senkrechten
(in Fig. 339 P^P^. Bei einer Drehung der Krystallplatte ändern
sich diese Figuren nicht, sie nehmen nur jeweilig andere Stellungen
zum Fadenkreuz P^P^ ein. Die Entfernung 0^0^ ist von der Dieke der
Platte etc. ganz unabhängig; sie ist nur bestimmt durch den Winkel
der optischen Achsen. Je größer dieser ist, was von einer Substanz
zur anderen wechselt, desto größer ist die Entfernung 0^0^ und um-
gekehrt Wie der Achsenwinkel, so ändert sich auch die letztere
etwas mit der Farbe (226. 226). Je nachdem ^>t; oder ^<v ist,
ist 0^0, für rotes oder für violettes Licht größer. An Krystallen
mit starker Dispersion der optischen Achsen kann man dies unmittel-
bar sehen, wenn man die Interferenzflgur nacheinander durch ein
rotes und ein violettes (blaues) Glas betrachtet (z. B. beim Titanit).
312 Zweiachsige Krystalle im Polarisationsinstrnment.
Auch sonst zeigen die Lemniskaten auf derselben Platte für ver-
schiedene Farben kleine Verschiedenheiten in der Form und im
allgemeinen auch in der Lage; sie sind für rotes Licht etwas weiter,
als für blaues.
Neben den Lemniskaten ist aber in dieser Interferenzflgur stets
noch etwas weiteres vorhanden. Ist zunächst die Platte so in das
Polarisationsinstrument gelegt, daß die Achsenebene O^^O^ mit der
Polarisationsebene des einen Nicols (dem einen Kreuzfaden), z. B. P^P^
zusammenfällt (Fig. 339) und auf dem anderen Kreuzfaden P2P2 senk-
recht steht (0 **- Stellung, Parallel- oder Normalstellung, -|- -Stellung),
dann sind die Lemniskaten von einem schwarzen Kreuz durchzogen,
dessen beide Balken sich in der Mitte C in den Eichtungen P^P^ und
P2P2 durchschneiden. Dreht man nun die Platte auf dem Objekt-
tisch, also um C, so öffnet sich das Kreuz, und wenn die Achsenebene
0^0^ mit den beiden Polarisationsebenen des Instruments Winkel von
45^ einschließt (45^-Stellung oder Diagonalstellung, X- Stellung), dann
hat sich das Kreuz allmählich in eine schwarze Hyperbel verwandelt
(Fig. 340), deren Scheitelpunkte in den Lemniskatenpolen 0^ und 0,
liegen und zu der P^Pi und P^P^ die Asymptoten sind. Bei dieser
Stellung wird die Lage der optischen Achsen somit genau durch die
beiden Scheitelpunkte der Hyperbel angegeben. Bei einer Drehung
der Platte um 360 ^ hat man bei vier um je 90 ® voneinander ent-
fernten Stellungen das schwarze Kreuz, bei vier zwischenliegenden,
die mit den ersteren Winkel von 45^ einschließen, die Hyperbel,
jedesmal mit ganz allmählichem Übergang.
Im weißen Licht sind alle Lemniskaten farbig, keine ist mehr
schwarz. Es sind dieselben Farben, die auch im Quarzkeil und in
der Interferenzfigur der einachsigen Krystalle auftreten, jedoch in
anderer Anordnung. Die Verteilung derselben ist das Resultat der
Übereinanderlagerung und des Zusammenwirkens der Interferenzkurven
für die verschiedenen einzelnen Farben auf derselben Platte. Sie ist
im allgemeinen nicht mehr symmetrisch nach 0^0^ oder P^P^ und PgPj,
wie im homogenen Licht, sondern sie richtet sich genau nach der Sym-
metrie des Krystalls, so daß eine krystallographische Symmetrieebene,
welche über die zur Mittellinie senkrechte Platte hinzieht, auch eine
Symmetrierichtung für die Verteilung der Interferenzfarben auf dieser
Platte bildet. Auf beiden Seiten derselben kehren die gleichen Farben
in übereinstimmender Weise wieder. Hierin zeigen sich demnach eben-
falls charakteristische Unterschiede bei den Krystallen der zwei-
achsigen Krystallsysteme, die daran, wie wir unten (251) sehen
werden, erkannt werden können. Diese Farbenverteilung ist eine
Folge der Dispersion der Elastizitätsachsen, speziell der Mittellinien,
und der optischen Achsen (226, 227).
Interferenzknryen. Dispersion der optischen Achsen. 313
In jeder einzelnen Substanz sind die Ringe der Lemniskaten nm so eng^er, je
dicker die Platte, im weißen sowohl wie im homogenen Licht. Bei gleicher Dicke
von Platten yerschiedener Substanzen sind die Ringe nm so enger, je st<ärker die
Doppelbrechung. Dies gibt ein Mittel an die Hand, um auch bei zweiachsigen
Krystallen die Stärke der Doppelbrechung annähernd in derselben Weise zu benr-
teilen, wie wir es oben bei den einachsigen kennen gelernt haben (246). Nur wenn
die Kurven sehr eng gedrängt sind, treten die getrennten Ringe um Oi und 0, auf.
Werden sie weiter, so verschwinden zuerst diese, dann die oo- förmigen und man
hat nur Farbenstreifen, die bei P« eine Einschnürung zeigen, wie die äußerste Kurve
in Fig. 339 und 340. Ist die Dicke resp. die Doppelbrechung noch geringer, dann
hat man nur noch Ringe von ellipsenähnlicher (Gestalt ohne jene Einschnürung.
Gleichzeitig mit dem Weiterwerden der Kurven nimmt auch ihre Zahl immer mehr
ab und schließlich ist das ganze Sehfeld ziemlich gleichmäßig gefärbt. Man sieht gar
keine bestimmt abgegränzten Lemniskaten mehr und es erscheint nur noch das
schwarze Kreuz, das sich beim Drehen in die Hyperbel verwandelt und umgekehrt,
beide zusammen den charakteristischsten Teil der Interferenzfignr zweiachsiger
Krystalle bildend.
Infolge der Dispersion der optischen Achsen sind die Hyperbeln im
weißen Licht auch nicht mehr ganz schwarz, sondern mit roten und
blauen Säumen versehen. Ist der innere Saum rot und der äußere
blau, so ist q^v, ist dagegen der äußere Saum rot, der innere blau,
so ist ß<i; (226).
Ist nämlich in Fig. 341 RR die schwarze Hyperbel für rotes (ausgezogen), VV
für violettes (oder blaues) Licht (gestrichelt), so ist in dieser Figur das Verhältoig
(> > V dargestellt. Wendet man gleichzeitig rotes und violettes ^^^
(oder auch weißes) Licht an, so ist auf beiden Seiten von c \\}^
zwischen den inneren Linien R luid V jedenfalls Dunkelheit, denn
hier liegt sowohl ein Teil der dunkeln Hyperbel für rotes, als
auch fttr blaues Licht. Nach innen geht nur noch die Hyperbel
f&r Violett bis r, hier ist also Violett (Blau) ausgelöscht, also
muß hier ein roter Saum entstehen. Nach außen geht nur p- ^^ '
die Hyperbel fttr Rot noch bis b. Hier ist also Rot im Mini-
mum, somit muß hier ein blauer Saum entstehen ; denn jenseits der äußeren Linie V
ist Violett (Blau) ungeschwächt, wie Rot jenseits der inneren Linie R. Bei sehr
starker Dispersion der optischen Achsen (z. B. beim Titanit) fallen die schwarzen
Hyperbeln fttr Rot und Blau gar nicht mehr oder kaum übereinander. Die Folge ist,
daß im weißen Licht die Hyperbel gar keine schwarze Mitte mehr hat, sondern
durchweg gefärbt ist, der rote Rand schließt sich unmittelbar an den blauen an.
Ist der Achaenwinkel zu groß, so faUeu die Augpnnkte der Lemniskaten mit der
Hyperbel über das Sehfeld des Instruments hinaus.
Auch auf Platten senkrecht zur 2. Mittellinie entstehen solche Interferenzfiguren.
An einer solchen ist aber selbstverständlich (» < v, wenn an der 1. Mittellinie (> > v
ist und umgekehrt. Diese Interferenzfiguren um die 2. Mittellinie sind aber meist
nicht ohne weiteres sichtbar, da infolge zu schiefen Auffallens der in der Richtung der
Achsen verlaufenden Strahlen auf die Plattenfläche Totalreflexion eintritt. Die
ErystaUplatte muß dann zur Beobachtung in eine stark lichtbrechende Flüssigkeit
eingetaucht werden (vergl. 252), was übrigens auch bei Platten senkrecht zur ersten
Mittellinie notwendig oder erwünscht sein kann, wenn der Achsen winkel zu groß ist.
Ähnliche Erscheinungen als die eben beschriebenen erblickt man in manchen
Krystallen beim Hindurchsehen mit bloßem Auge in bestimmten Richtungen, ohne
314
Zweiachsige Erystalle im Polarisationsinstrnment.
Anwendung eines Polarisationsinstrnments. Man nennt solche Erystalle idiocydophan.
{Bertin, Ztschr. Kryst. Bd. III, 1879, 449.) Hierher gehören gewisse (nicht alle)
Krystalle von Aragonit, Epidot etc.
(Abhüdungen siehe Hanswaldt (246)).
251. Interferenzflguren bei den einzelnen Erystallsystenien.
Für die einzelnen Krystallsysteme gilt nun bezüglich der Interferenz-
figuren im weißen Licht und der Symmetrie der Farbenverteilung in
denselben unter Berücksichtigung der in (227) auseinandergesetzten
Verhältnisse der Dispersion das Folgende.
1. Rhombische Krystalle. In rhombischen Krystallen ist die 1. Mittel-
linie einer dei* drei Krystallachsen parallel. Die zu dieser senkrechte
Platte, auf der man die Interferenzfigur beobachtet, ist somit für alle
Farben stets ganz gleich gerichtet und wird von den beiden Flächen
des einen der drei Pinakoide begrenzt. In ihr liegen die beiden an-
deren Elastizitätsachsen, die nicht 1. Mittellinie sind, 8E und S^E^
{Fig. 342 — ^344), in der Richtung der beiden anderen Krystallachsen
P 5(100) E
Fig! 344.
Fig. 342. Fig. 343.
(Symmetrieebenen) und zwar
ebenfalls wieder für alle Farben
gleich. Zu SE und S^E"^ sind
alle Interferenzkurven, R für
rotes und F für violettes Licht
und alle zwischenliegenden für
intermediäre Lichtsorteu sym-
metrisch (Fig. 344) und für alle Lichtsorten ist auch das Centrum G
(Fig. 339) konstant dasselbe, die Lemniskaten sind aber in dem in Fig. 344
vorliegenden Beispiel, wo ^ > v, für Rot etwas länger, als für Violett
Notwendig müssen daher auch die Interferenzkurven für weißes Licht
in Bezug auf die Farbenverteilung symmetrisch sein nach SE und
8^E^ und ihr gemeinsames Centrum muß wieder in C liegen, wie für
die einzelnen Farben, alles für die Normalstellung (Fig. 342), sowohl
als für die Diagonalstellung (Fig. 343), (wo beidemale gleiche Schraf-
fierung die gleiche Farbe andeuten soll). Diese nach zwei aufeinander
senkrechten Richtungen symmetrische Verteilung der Farben der
Interferenzfigur im weißen Licht auf einer Platte senkrecht zur
InterferenzÖgiireii bei den nncelnen Erjst&Ufljstemen. 315
1. Mittallinie ist chara^eristisch fUr rhombische Krystalle. Findet sie
Bicbt statt, ist nicht ein Ang:e der Lemniskateu genau ebenso geßlrbt
wie das andere und jedes einzelne vom ebenso wie hinten, dann ist
der Krystall gewiß nicht rhombisch.
Bei EiyBtalleii, bei denen die Ebene der optischen Achsen fOr Hot senkrecht ist
aaf 4er fflr Violett, entstehen noch 8E nnd S'E^ symmetriMshe Inteiferenzflgnren von
besonderer Form, an deoen sich diese st»TkB Dispersion der optischen Achsen er-
kennen I&Üt (e. B. beim Brookit (226)). Ähnliches kann natHrlicb anch bei mono-
klinen nnd trUdinen Erjstallen vorkommen.
2. Monokline Krystalle. Bei monoklinen KrystalUn sind die zur
1. Mittellinie normalen Platten, auf welchen man die Interferenzfiguren
. beobachtet, entweder parallel oder senkrecht zur Symmetrieebene
(senkrecht oder parallel zur Symmetrieachse).
a) Bei Krystallen mit geneigter Dispersion, wo die optischen Achsen,
also auch die Mittellinien, in der Symmetrieebene liegen ({227), Fig. 328),
muß die Platte senkrecht zur Symmetrieebene sein. Sie ist aber nicht
ffir alle Farben genau senkrecht zur 1. Mittellinie, da diese für die ver-
schiedenen Farben eine etwas verschiedene Lage OZr und OZ, hat.
Von den Interferenzlemniskaten liegen die beiden Pole Oi und 0,
(Fig. 339, 340) in der Symmetrieebene des Krystalls, welche in der
Richtung SE (Fig. 345—347) verläuft R (Fig. 345) sind die Lemnis-
Pig. 345. Fig. 346. K?- B47.
katen far rotes, V für violettes Licht; Zr und Z, sind die Punkte,
wo die zugehörigen Mittellinien die Flftche dei- Platte treffen. Die
Lemniskaten für die verschiedenen Farben sind längs der Symmetrie-
ebene SE etwas gegeneinander verschoben, aber SE bleibt Symme-
trieebene fär die Gresamtheit alier, dagegen ist diese Gresamtheit nun
nicht mehr symmetrisch zu der anf SE senkrechten Richtung, wie es
die Lemniakate för jede einzelne Farbe ist. In der Interferenzflgur
ffir weißes Licht liegen somit die beiden Pole ebenfalls in der Sym-
metrieebene. Sie wird von dieser längs SE in zwei gleiche Teile
geteilt, wahrend Symmetrie nach einer auf SE senkrechten Richtung,
316
Zweiachsige Erystalle im Polarisationsinstrnment
wie im rhombischen System, entsprechend den krystallographischen
Symmetrieverhältnissen nicht mehr existiert. Jedes Lemniskatenauge
ist rechts gefärbt wie links, aber das eine ist vom anderen verschieden
(Fig. 346, 347). Diese Farbenverteilung in der Interferenzflgur im
weißen Licht ist charakteristisch fär die geneigte Dispersion. Wo
sie auftritt, weiß man, daß der Krystall monoklin ist und daß seine
optischen Achsen in der Symmetrieebene liegen.
b) Bei der horiaontdlen Dispersion ((227), Fig. 329), bei der die Ebene
der optischen Achsen senkrecht zur Symmetrieebene ist und die I.Mittel-
linie in dieser liegt, muß die Krystallplatte gleichfalls senkrecht zur
Symmetrieebene sein. Auch in diesem Fall kann sie wegen der Dis-
persion der Mittellinien nur fiir eine bestimmte Farbe auf der 1. Mittel-
linie genau senkrecht st^.hen; für alle anderen Farben ist dies nur
annähernd der Fall. 8E (Fig. 348) ist die Richtung der Symmetrie-
ebene des Krystalls ; dann tritt für jede Farbe in gleicher Entfernung
rechts und links von ihr je eine Achse aus, so daß die Verbindungs-
linie der Lemniskatenpole auf SE senkrecht steht. B sind die Lemnis-
8
8
oP(ooi)
s
^l-
fefa
mP«QieB
ü?(uun K
Fig. 348.
s
%
Fig. 360.
katen für rotes, V die für violettes Licht. Beide sind in der an-
gegebenen Weise gegen 8E gelegen, aber in dieser Richtung etwas
gegeneinander verschoben, so daß Zr und Z„ die den beiden Mittel-
linien für Rot uud Violett entsprechenden Punkte sind. Im weißen
Licht wird dann eine Interferenzfigur entstehen, wie sie in Fig. 349
und 350 dargestellt ist. Die beiden Augen liegen rechts und links
in gleicher Entfernung von SE und sind einander gleich, aber vorn
gegen E ist die Färbung anders, als hinten gegen S. Dies ist der
Charakter der Interferenzfiguren für die horizontale Dispersion. Wenn
eine Krystallplatte eine solche Farbenverteilung zeigt, dann ist die
Substanz monoklin; die Achsenebene ist senkrecht zur Symmetrie-
ebene und die Mittellinie liegt in dieser.
c) Bei der gehreuzten Dispersion ((227), Fig. 330), wo die optische
Achsenebene, ebenso aber auch die 1. Mittellinie senkrecht zur Symme-
trieebene ist, hat die Mittellinie für alle Farben dieselbe Lage parallel
zur Symmetrieachse. Die Platte, auf der man die Interferenzkurven
beobachtet, muß also der Symmetrieebene (dem Klinopinakoid) parallel
gehen; sie ist hier für alle Farben zur 1. Mittellinie streng normal
Interferenzfigaren bei den einzelnen Erystallsytemen. Größe des Achsen winkeis. 317
Die Interferenzkurven für Eot liegen in R (Fig. 351), die fftr "Violett,
um einen kleinen Winkel dagegen verdreht, in F. Die diesen beiden
nnd allen anderen Farben gemeinsame 1. Mittellinie projiziert sich in
Z, dem gemeinsamen Mittelpunkt aller dieser Lemniskaten, in dem
sich bei der Normalstellnng die beiden schwarzen Balken schneiden.
Z ist also auch der Mittelpunkt der Interferenzflgur für weißes Licht,
die sich hier aber nicht mehr durch eine Linie symmetrisch teilen
Fig. 351.
Kg. 352.
Fig. 863.
läßt, ebensowenig wie das Elinopinakoid, auf dem sie liegt. Es ist
nur noch ein Symmetriecentrum bei Z vorhanden und die Farben sind
so verteilt, daß jeder durch Z gehende Durchmesser an beiden Enden,
überhaupt an allen gleich weit von Z entfernten Punkten, gleich ge-
färbt erscheint (antimetrische Farbenverteilung, Fig. 352 und 353).
Dies ist das charakteristische Merkmal der gekreuzten Dispersion.
Zeigt eine Erystallplatte diese Farbenverteilung, dann ist die Substanz
monoklin, die optischen Achsen haben die erwähnte Lage und die
Platte entspricht dem Klinopinakoid.
3. Trikline Erystalle, Bei ^nÄ^iw^nZrys^aZten ist die Farben verteilung
ganz unregelmäßig, aber insofern charakteristisch, als hier das eine
Auge der Lemniskaten die eine, das andere eine zweite Art von
Dispersion zeigen kann, wie sie bei monoklinen Krystallen, hier aber
stets für beide Augen gleich, beobachtet werden.
Ausdrücklich sei zum Schlnß noch einmal hervorgehoben, daß in Beziehung
anf die Interferenzfignren sich aUe Erystalle eines Systems in der angegebenen Weise
gleich verhalten ohne Eücksicht anf die Zugehörigkeit zu der vollflächigen oder zu
einer hemiedrischen Klasse. Die Symmetrie der ^terferenzfiguren wird aber jeder-
zeit durch die voUflächige Symmetrie des betreffenden Systems bestimmt.
252. Große des Aehsenwinkels. Da in dem Interferenzbild
zweiachsiger Krystalle bei der 45^-Stellung die Scheitel der Hyperbel
die Orte angeben, wo die optischen Achsen eine zur Mittellinie senk-
rechte Erystallplatte verlassen, so kann man eine solche auch zur
Bestimmung des Winkels der optischen Achsen benützen. Man be-
festigt die Platte so an einem Teilkreis, daß dieser der Ebene der
optischen Achsen parallel ist, und läßt die Platte um eine zu letzterer
318 Zweiachsige Erystalle im Polarisationsinstrament.
senkrechten, also der optischen Normale parallelen Achse sich drehen,
welche durch den Mittelpunkt des Teilkreises geht. Alsdann stellt
man erst den einen Scheitel der Hyperbel anf das Fadenkreuz eines
zum l^eilkreis parallelen und senkrecht auf die Drehachse gerichteten
Fernrohrs ein, dreht den Erystall um jene Achse, bis der zweite
Scheitel mit dem Fadenkreuz koinzidiert, und liest den Winkel, um
den man drehen mußte, am Teilkreis ab. Dies ist dann der schewibcsire
Winkel der optischen Achsen in Luft, der = 2 JS ist, wenn E den
Winkel einer optischen Achse mit der ersten Mittellinie bezeichnet.
Der wahre oder innere Achsenwinkel kann daraus leicht berechnet
werden, wenn der mittlere Brechungskoeffizient des Erystalls be-
kannt ist.
Wenn man einen Hyperbelscheitel auf das Fadenkreuz einstellt,
so visiert man nämlich nicht in der Richtung o^m^ und o^nty der
optischen Achsen (Fig. 354, die einen Schnitt durch die Platte
^ parallel mit der Ebene der optischen Achsen darstellt),
^ ^ sondern in den Eichtungen o^o^ und o^d^^ in denen die
längs der optischen Achsen m^o^ und m^o^ den Erystall
durchziehenden Strahlen diesen infolge der Brechung an
«. «. . der Austrittsfläche o. o* der Platte verlassen. Man mißt
^ ■ ' somit nicht den wahren Achsen winkel o^ m^ o ^ = 2 F«, son-
dern den scheinbaren o^Ko^ = 2E. Da die Wellen in der Richtung der
Achsen mo^ und mo^ sich mit der mittleren Geschwindigkeit b=-3^ im
ß
KrystaU bewegen (224), ihnen also der mittlere Brechungskoefflzient ß zu-
kommt, so ist : ~ ^t» «^ ä od^ :stnfn.o^P= . Es ist aber
No^o^ der halbe scheinbare Achsenwinkel E, m^o^P der halbe wahre
Achsenwinkel F«, d. h. der Winkel, den eine optische Achse im
Innern des Krystalls mit der 1. Mittellinie macht. Man erhält somit
den letzteren aus dem gemessenen scheinbaren nach der Formel:
sin Va = —3 — . Bei +Krystallen ist: F« = v, bei — Krystallen:
Va = 90« — v (vergl. 225).
Je größer der spitze Achsenwinkel 2Va ist, desto größer ist aach der Einfalls-
winkel, nnter welchem eine in der Bichtung einer Achse WiO* sich bewegende Welle
die Fläche o^Oi des Plättchens trifft. Bei manchen Mineralien nnd namentlich in der
Tnterferenzfigur nm die 2. Mittellinie ist dieser Winkel oft so groß (225), daß totale Be-
flexion eintritt. Die Strahlen parallel den optischen Achsen können dann den Krystall
nicht verlassen, sondern werden nach innen earilckgeworfen. Unter solchen Um-
ständen kommt das Interferenzbild nicht zu Stande, und der Achsenwinkel kann
nicht gemessen werden. In diesem Fall taucht man das Krystallplättchen in eine
Flüssigkeit, etwa in Ol, Monobromnaphtalin, Methyleigodid etc., in welche die
Strahlen nun austreten, so daß jetzt das Interferenzbild entstehen kann. Beim Aus-
tritt des Lichts in Öl etc. findet keine so starke Brechung statt, wie in Luft; der
OrOße und Hessimg des ÄchsenwinkeU. 319
Bcheinbare Winkel der optischeD Achsen in Öl iHa ist tilso kleiner als 2E. Ist n
der Brechnnffakoeffizient des Öls, so ist: ~. — ir- = '^ °<^Br: «in Va=— sin Sa;
sm IIa ß p
auch hat man : sin £ — n sin Sa.
Hat man eine Platte sentrecht <nr 2. Hittellinie, so sieht msji auf ihr, aller-
dinge der QrSQe des stumpfen Achsenwinkels 2Vo wegen meist nur im Ol, ebenfalls
ein Interferenilnld nnd kann den dem Winkel 2Fo entsprechenden Bcheinbaran
Winkel in Öl 2Ho meuen und daraus jenen wahren stumpfen Achsenwinkel 2Fo
berechnen, welcher das Supplement Ton 8 Fa ist, so äaä: fo ^ 90' — Va. Man hat
io diesem Fall : — — 5^= -ji *1^' «« Vo=^ -^ sin Ho. Ferner ist, wenn 2Eo der
scheinbare Acheenwinkd in Luft an der sweiten Hittallinie ist : »in Eo = ß n'n Vo.
Da nnn ain Vo = cos Ya, so hat man nach der obigen Formel : (0 Fa = . —f^.
' " nn So
Han erhtUt also ohne Kenntnis von ^den spitzen wahren Achsenwinkel Ya, wenn mau die
scheinbaren Achsenwinkel Ho nnd Sa in Öl an der 1. nnd an der 2. Hittellinie mlOt,
woen Bwei planparallele Platten senkrecht m je einer der beiden Hittellinien nStig sind.
Solche Beobachtungen ergeben aber anch den Wert von ß\ denn es ist; «in Ya^^
— - — , also: ß=^—. — -p , wobei man E direkt beobachten und Ya ans dem obigen
Anfdrocke fflr tg Ya berechnen kann. Aber auch der Wert für n ergibt sich ans
diesen Winkeln. Es ist nach obiger Formel; » =^ . -^-; man hat also den Achsen-
winkel auf einer Platte erst in der Lnft, 2E, sodanit in öl, iSa, jedesmal an iet
1. HittelUnie xa messen.
Fig. 'Abb.
353. Hewang des Aohsenwlnkels. Die Uessnng des scheinbaren Achsen-
winkele bewerkstelligt man anf folgende Weise: Hau bringt die beiden RShren f
nnd r des PolaiisationBinstraments fllr konvergentes Licht (Fig. 331) in die beiden
HSlsen A und A' (Fig. 366), so daß die Achse der einen genau in die der anderen
320 Zweiachsige Krystalle im Polarisationsinstniinent.
fällt und daß diese Achsen dem horizontalen Teilkreis K parallel nnd in der Bich-
tnng eines Durchmessers desselben gehen. Der Teilkreis ist centrisch durchbohrt
durch den Konus B^ an welchem sich rechts der Arm D mit dem Nonius befindet,
welchen man mittels des Knopfes rechts von D herumdrehen, auch am Teilkreis fest-
klemmen kann. Der Konus B ist wieder centrisch durchbohrt durch den hohlen
Konus E^ den man mittels der Schraube e an £ festklemmen kann, und welcher
unten die Scheibe F trägt, in der sich die kleinere Scheibe f horizontal hin und her
schieben läßt. Durch f geht die Achse G^ welche sich in f auf und ab schieben und
drehen und mittels der Schraube y festklemmen läßt. G trägt unten die Kugel-
schale J?, in welcher sich eine kleinere Kugelschale verschieben läßt. An dieser
letzteren ist eine federnde Zange befestigt, welche die Krjstallplatte p so faßt, daß
ihre Flächen der Achse G parallel sind. Die zur Mittellinie senkrechte Platte p muß
nun so in den Apparat gebracht werden, daß sie vertikal und die Ebene der op-
tischen Achsen horizontal ist. Dies wird mit der als Justiervorrichtung dienenden
Kugelschale ü bewerkstelligt; der Krystall ist dann um seine zur Achsenebene senk-
rechte optische Normale drehbar, und die Achsenebene bleibt bei der Drehung hori-
zontal. Sodann muß die Platte p in den Mittelpunkt des Teilkreises K gerückt werden,
wad mittels der als Centriervorrichtung dienenden Scheiben F und f geschieht. Sind
nun die Nicols in w und f so gekreuzt, daß die Schwingongsebene eines jeden mit
dem Horizont 45® macht, dann erhält mau in der Krjstallplatte horizontal liegende
Lemniskaten mit der Hyperbel. Man kann jetzt den ersten Hyperbelast auf den
Vertikalfaden des Okulars einstellen, sodann den Krystall mit dem Arm D solange
drehen, bis der zweite Hyperbelast von dem Vertikalfaden berührt wird, und
dann den Winkel ablesen; derselbe ist gleich dem gesuchten scheinbaren Achsen-
winkel 2E. Dabei ist die Beleuchtungsröhre f mit dem polarisierenden Nicol nach
dem hellen Himmel gekehrt, oder mit weißem oder homogenem Licht erleuchtet.
Die Linsen o und n werden der Platte zur Erzielung eines großen Sehfelds möglichst
genähert. Bei Winkelmessungen in Öl wird der Krystall in einem Trog M gedreht,
der von zwei parallelen und planparallelen Glasplatten begrenzt ist und der das Ol
enthält. Ein derartiges Instrument wird ein Achsenwinkelapparat genannt.
Über eine andere Art der Messung der optischen Achsenwinkel durch Ver-
gleichung mit einem bekannten Acbsenwinkel mittels eines Mikrometers, vergL
Schwarzmann, N. Jahrb. 1896, I, pag. 62 und MaUard ibid. 1884, I, 316.
254. Charakter der Doppelbrechung. Die Bestimmung des
Charakters der Doppelbrechung bei zweiachsigen Krystallen hat nicht
dieselbe theoretische Bedeutung wie bei einachsigen, bei denen da-
durch unmittelbar festgestellt wird, ob der ordentliche oder außer-
ordentliche Brechungskoefflzient den größeren Wert hat. Doch ist dies
auch hier ein praktisch nicht unwichtiges Merkmal und man pflegt
daher diese Bestimmung häufig vorzunehmen. Es handelt sich darum,
zu entscheiden, ob die den spitzen Achsenwinkel halbierende Elastizi-
tätsachse die Achse der größten (negativ) oder kleinsten (positiv)
Elastizität ist (Fig. 326 und 327).
Diese Untersuchung geschieht direkt und ohne Kenntnis der
Brechungsindices ganz analog, wie bei einachsigen Krystallen (248) und
zwar am bequemsten an einer Platte senkrecht zur ersten Mittellinie.
Sie kann im parallelen und im konvergenten Licht ausgeführt werden.
a) Im parallelen Licht Auf der Platte muß die Eichtung der
Charakter der Doppelbrechong. 321
Ebene der optischen Achsen etwa durch vorherige Beobachtung der
Platte im konvei^enten Lichte bekannt sein. Senki^echt zu dieser
liegt in der Platte jederzeit die Sichtung der mittleren Elastizität
Bei + Krystallen ist die Richtung der Achsenebene in der Platte die
der größten Elastizität im Erystall, also auch spezieU in der Platte
selbst; namentlich ist die Elastizität in dieser Richtung größer, als
senkrecht zur Achsenebene. Bei — Krystallen ist dies umgekehrt
(225, Fig. 326, 327). Man hat also in einer solchen Platte mittes des
Keils (oder eines Gipsplättchens etc.) die stets der Achsenebene parallele
oder auf ihr senkrechte Richtung der kleinsten Elastizität aufzusuchen
(248, 1). Fällt diese in die Achsenebene, dann ist der Krystall — , ist
sie senkrecht dazu, dann ist er -f-.
Ist die Platte der Achsenebene parallel, wie z. B. bei Spaltungsplättchen von
GipS| auf ihr aber die Richtimg der 1. Mittellinie irgendwie bekannt, dann kann der
Charakter der Doppelbrechung des Krystalls in ganz entsprechender Weise nach der-
selben Methode bestimmt werden.
b) Im konvergenten lAcht. Man kann, ähnlich wie bei den ein-
achsigen Krystallen, in Platten senkrecht zur 1. Mittellinie die Viertel-
undiUaiiansglimmerplatte benützen, besonders wenn der Achsenwinkel
nicht zu groß ist. Die Krystallplatte wird in der Normalstellung in
das Polarisationsinstrument gebracht, so daß die Achsenebene einer der
beiden gekreuzten Polarisationsebenen desselben parallel ist, daß also
die Lemniskaten mit dem schwarzen Kreuz entstehen. Man führt dann
die i ArPlatte so ein, daß ihre Achsenebene 45^ mit den Polarisations-
ebenen des Instruments macht Dann verengern sich in zwei gegen-
fiberliegenden von den vier durch das Fadenkreuz gebildeten Qua-
dranten die Ringe; in den beiden anderen erweitern sie sich und es
entstehen in den letzteren aus dem schwarzen Kreuz zwei schwarze
Punkte. Der Krystall ist nun positiv resp. negativ, je nachdem die
Halbierungslinie der Quadranten mit den erweiterten Ringen oder,
was dasselbe ist, die Verbindungslinie der beiden schwarzen Punkte
senkrecht oder parallel zur Richtung der Ebene der optischen Achsen
in der ^X-Platte ist.
Auch des Quarekeüs kann man sich zu diesem Zwecke bedienen.
Man bringt die zu untersuchende Platte in der Diagonalstellung
in das Polarisationsinstrument ffir konvergentes Licht, so daß die
Hyperbel entsteht, und schiebt dann den Keil zwischen der Platte
und dem oberen Nicol so ein, daß das eine Mal seine Längsrichtung,
d. h. seine Achse der kleinsten Elastizität parallel, das andere Mal
senkrecht zur Achsenebene des Krystalls ist Bei einer von diesen
beiden Lagen des Keils erweitern sich die inneren Ringe der Lemnis-
katen um die Pole herum. Geschieht dies, wenn der Keil mit seiner
Längsrichtung (d. h. die Richtung der kleinsten Elastizität im Keil)
Bauer, Mineralogie. ^^
322 Zweiachsige Erystalle. Charakter der Doppelbrechung.
parallel der Achsenebene eingeschoben wurde, so ist der Krystall
positiv; war die Längsrichtung des Keils senkrecht zur Achsenebene,
so ist der Krystall negativ. Nicht zu dünne Quarzplatten senkrecht
zur Achse kann man gleichfalls anwenden. Man bringt sie unter den
oberen Nicol und dreht sie etwas um eine horizontale Achse, welche
parallel, sodann um eine solche, welche senkrecht zur Richtung der
Achsenebene des Krystalls liegt. In einem dieser beiden Fälle er-
weitern sich die Binge der Interferenzfiguren und laufen nach der
Mitte hin zusammen. Der Krystall ist +> wenn jene Achse senk-
recht zur Ebene der optischen Achsen des Krystalls ist, — , wenn die
Achse mit derselben parallel läuft. Auch hierbei muß die Krystall-
platte in der 45®-Stellung sein. Man wird die Quarzplatte der Sicher-
heit wegen stets um beide Richtungen drehen.
(Literatur über die Bestimmimg des Charakters der Doppelbrechung wie bei
den einachsigen KrystaUen (248).)
Wie bei den einachsigen, so kann auch bei den zweiachsigen
Krystallen im konvergenten Licht ein Gipspläächen mit Eot L Ord-
nung benützt werden, wenn die optischen Achsen der zu untersuchenden
Platte noch im Sehfeld austreten. Die Erscheinungen sind dieselben
wie dort (248), wenn die Platte in Normalstellung sich befindet. Je
zwei gegenüberliegende Quadranten sind an den optischen Achsen
gelb, die beiden anderen blau resp. grün und ebenso sind die ersten
hier natürlich nicht mehr kreisförmigen Binge in vier Teile geteilt,
schwarz um die gelben, farbig um die blauen Quadranten. Der Unter-
schied kann wie bei den einachsigen Krystallen ausgesprochen werden :
die Platte ist -f-« wenn die Richtung der kleinsten Elastizität im Gips
die blauen Quadranten resp. die mit den farbigen Teilen der ersten
Einge halbiert, während in den — Platten die gelben Quadranten
resp. die mit den schwarzen Teilen der ersten Binge durch jene
Bichtung halbiert werden.
{Rinne, Centralbl. f. Min. etc. 1901, 653.)
Der Keil und die Qnarzplatten erfordern zn einer sicheren Entscheidung eine
Anzahl deutlich unterscheidbarer Einge um die Achsen, die am besten beide im Seh-
feld austreten; bei der Anwendung der Gipsplatte sind Hinge nicht unbedingt er-
forderlich, da die Farbe der Quadranten allein schon genügt.
Ist die Platte senkrecht zur zweiten Mittellinie geschliffen, so wird man für
die beiden Arten der Erystalle die umgekehrten Merkmale erhalten, da hier bei posi-
tiven Krystallen die den stumpfen Achsenwinkel halbierende Elastizitätsachse die
Achse der größten Elastizität ist (Fig. 327). Man sagt daher auch z. B. bei einem
nach der obigen Definition (225) positiven Krystall, die seinen spitzen Achsen winkel
halbierende (erste) Mittellinie sei -j-i ^^^ ^^^^ stumpfen Achsenwinkel halbierende
(zweite) Mittellinie sei — und umgekehrt bei negativen Krystallen.
255. Einfluß der Temperatur auf die optischen Eigenschaften. Die
Temperatur ist, wie mehrfach schon erwähnt wurde, von großem Einfluß auf die
Einfluß der Temperatur auf die optischen Eigenschaften der Krystalle. 323
optischen Eigenschaften der Mineralien, aber nnr anf diejenigen, welche nicht mit
den krystallographischen Symmetrie verh&itnissen gesetzmäßig zusammenhängen.
Isotrope Mineralien bleiben bei jeder Temperatur isotrop, einachsige resp. zweiachsige
bleiben ein- resp. zweiachsig (yergl. übrigens weiter unten). Die optische Achse
bleibt bei ersteren bei jeder Temperatur der Hauptachse parallel, die Elastizitäts-
achsen stets den Krystallachsen bei rhombischen Krjstallen, eine Elastizitätsachse
stets der Symmetrieachse im monoklinen System. Alles andere ist von der Tempe-
ratur abhängig: die Brechungskoeffizienten isotroper Mineralien, die Lage der zwei
Elastizitätsachsen in der Symmetrieebene monokliner Elrystalle, die Lage aller drei
Elastizitätsachsen in triklinen Erystallen, die Größe der Elastizitätsachsen (Haupt-
brechungskoeffizienten) anisotroper Krystalle und damit die Größe der Winkel der
optischen Achsen, die Stärke der Cirkularpolarisation (Drehungsvermögen) ; und zwar
ändert sich dabei das Gleiche stets in gleicher Weise, z. B. die für alle Schwingungs-
richtungen gleichen Brechungskoeffizienten isotroper Substanzen, das Un^eiche, also
z. B. die drei Hauptbrechungskoeffizienten a, ß, y eines zweiachsigen Krystalls un-
gleich. Dem entsprechend ändert sich dann auch die Interferenzfigur. Die Angabe
der Temperatur, bei welcher solche Untersuchungen ausgeführt worden sind, ist
daher notwendig.
Vielfach lassen sich diese Änderungen nur mittels genauer Messungen kon-
statieren, zuweilen können sie unmittelbar sichtbar gemacht werden, wenn sie näm-
lich nicht, wie gewöhnlich, sehr klein, sondern von erheblicher Größe sind. Hat man
z. B. eine senkrecht zur Mittellinie der in der Symmetrieebene liegenden optischen
Achsen geschliffene Platte des monoklinen Gij^ses, so sieht man im Polarisations-
instrument die Erscheinungen der geneigten Dispersion (227) sehr deutlich. Erwärmt
man nun, so bewegen sich beide Augen der Lemniskate gegen die Mitte des Seh-
felds aber, ihrer Verschiedenheit entsprechend, mit yerschiedener Geschwindigkeit. Der
Achsenwinkel wird immer kleiner. Bei einer gewissen Temperatur fallen beide Augen
zusammen der Achsen winkel ist = 0®, aber nicht gleichzeitig für alle Farben, was
diesen Zustand von dem Verhalten einachsiger Krystalle wesentlich unterscheidet.
Während für mittlere Strahlen die optischen Achsen zusammenfallen, ist ihre Ebene
für das eine Ende des Spektrums noch der Symmetrieebene parallel, für das andere Ende
desselben ist sie zil dieser senkrecht. Steigt die Temperatur noch höher, so ist schließ-
lich die Ebene der optischen Achsen für alle Farben zur Symmetrieebene senkrecht
und die Dispersion ist nicht mehr geneigt, sondern horizontal ; nun wird der Achsen-
winkel für steigende Temperaturen immer größer. Bei Verminderung der Temperatur
geht die ganze Erscheinung rückwärts vor sich. Außer anderen Mineralien, z. B.
Glauberit, zeigt auch noch der Orthoklas diese Änderung der Lage der Achsenebene
bei steigender Temperatur; hier bleibt aber bei genügender Erhitzung die neue Lage
der Achsen sehr häufig bestehen, die Erscheinung geht nicht wieder rückwärts vor
sich. Eine eigentümliche Änderung erleiden manche Mineralien beim Erhitzen, in-
dem sie, anfänglich anisotrop, bei einer gewissen Temperatur isotrop werden, um
nachher beim Erkalten wieder den früheren Zustand anzunehmen, so Tridymit, Leudt,
Boracit. Dies hängt aber mit einer molekularen Umlagerung und dem dadurch be-
dingten Übergang in ein anderes Krystallsystem zusammen (vergl. (267) ). Daß die Er-
wärmung in der Tat im stände ist, weitgehende molekulare Umlagerungen in den
Krystallen hervorzubringen, sieht man daran, daß dadurch in einheitlich gebauten
Individuen mancher Mineralien Zwillingslamellen sich bilden oder auch wohl vor-
handene Lamellen verschwinden (z. B. beim Kalkspat, Anhydrit, Leadhillit).
(W. Klein, Zeitschr. Kryst. Bd. IX, 1884, pag. 38; C. Klein, Nachrichten Gott.
Ges. Wissensch. 1884, pag. 129 (Leucit); Mallard, Bull. soc. min. France. Bd. V
(Heulandit) etc.; Des Gloizeaux, Nouvelles recherches etc., M^moires des savants
6trangers etc. 18, 1867, pag. 611.)
21*
324 Zwillinge im PolariBationsinstrument.
256. Zwillinge. Der Bau der Zwillingskrystalle läßt sich mit
Hilfe des polarisierten Lichts sehr gut untersuchen. Eine Platte
eines Zwillings wird bei paralleler Beleuchtung nicht wie eine plan-
parallele Platte eines Individuums für die ganze Fläche gleichzeitig
hell und dunkel, sondern, wenn das eine Individuum dunkel ist, ist
das andere daneben liegende wegen der verschiedenen Orientierung
seiner Schwingungsebenen gegen die Polarisationsebenen der beiden
Nicols mehr oder weniger hell. Diese Unterschiede treten noch deut-
licher hervor, wenn man gleichzeitig in den Apparat ein dfinnes Gips-
plättchen oder eine Quarzplatte senkrecht zur Achse einschaltet (235,
237). Im Bereich des einen Zwillingsindividuums ist dann die Färbung
eine andere, als im Bereich des anderen. Die scharfe Grenze zwischen
den beiden verschieden gefärbten Feldern gibt den Verlauf der
Zwillingsgrenze an, der bald geradlinig, bald unregelmäßig ist Sehr
gut zeigen diese Erscheinung die aus sehr vielen Zwillingsindividuen
lamellenförmig verwachsenen triklinen Feldspate (Plagioklase). Ist
^^,^7^.^ die Fläche des Plättchens senkrecht zur Zwillingsfläche,
so sind die (durch Pfeile bezeichneten) Schwingungsrich-
tungen beider Individuen zur Zwillingsfläche symmetrisch
F'^^JSfi ^^^^' ^^^^ ^^^ ^^^ durch Messung im Stauroskop leicht
*^' konstatieren kann.
Im bisherigen sind die beiden Individuen nebeneinander liegend,
also ihre Verwachsungsfläche genau oder nahezu auf der Begrenzungs-
ebene des Plättchens senkrecht angenommen worden. Sind die Indi-
viduen aber nach einer Ebene verwachsen, welche nahezu oder genau
der Begrenzungsebene des Plättchens parallel ist, so daß also die
hindurchgehenden Lichtstrahlen beide Individuen passieren müssen,
so ist bei keinem Azimut im parallelen Licht vollständige Dunkelheit
vorhanden, wie das z. B. manche Glimmerzwillinge zeigen.
Im konvergenten Licht sieht man, wenn die Fläche der Platte
zu den Mittellinien der (zweiachsigen) Individuen senkrecht ist, die
Interferenzflguren verschieden gerichtet : entweder nebeneinander, wie
bei dem Aragonitzwilling (Fig. 356), oder auch wohl, wenn die Indi-
viduen sich stellenweise oder ganz überlagern, sich durchkreuzend,
wie z. B. bei den oben erwähnten Aragonit- und Glimmerzwillingen,
bei den Weißbleierzzwillingen etc.
Durch derartige Beobachtungen werden manche
scheinbar einem gewissen Krystallsystem angehörige
(mimetische) Krystalle, z. B. die scheinbar hexagonalen,
dihexaederähnlichen des Alstonit, als aus rhombischen Indi-
viduen verwachsene Zwillinge ( Viellinge) erkannt (Fig. 357).
^' Im parallelen Licht gibt die parallel der Basis ge-
schliffene Platte 12 verschieden helle Felder, von welchen immer zwei
Optische Anomalien. 325
durch je zwei Felder getrennte Abschnitte sich optisch gleich ver-
halten, also zu einem Individuum gehören. Es ist somit eine Ver-
wachsung von drei Individuen, welche alle, über den Mittelpunkt
hinaus sich fortsetzend, sich durchkreuzen.
Vollkommen bunte Farbenverteilnng zeigen im polarisierten Licht dttnne Plfttt-
dien kOmiger Aggregate, bei denen aber, der unregelmäßigen Verwachsung der
Körner entsprechendi keine Symmetrie der Auslöschuugsiichtungen gegen die Grenzen
zu beobachten ist. Dies ist namentlich wichtig bei der Beurteilung der Natur von
scheinbar einheitlich gebauten dichten Aggregaten, die unter dem Mikroskop mit
PolarisationsYorrichtung in dünnen Plättchen ein höchst kompliziertes buntes Bild
geben (Aggregatpolarisation) , während ein wirklich einheitlich gebautes Mineral, wie
z. B. ein Gipspl&ttchen, überall bei gleicher Dicke ganz gleichmäßig geförbt ist
257. Optisehe Anomalieii. ^ele Erystalle verhalten sich optisch
anders, als nach der Symmetrie ihrer Form zu erwarten wäre. Regu-
läre Krystalle sind doppeltbrechend, quadratische und hexagonale,
optisch zweiachsig, und optisch zweiachsige besitzen von den normalen
abweichende Hauptschwingungsrichtungen. Derartige Krystalle werden
als optiscfi anamal bezeichnet. Daß anomale Erscheinungen dabei vor-
liegen, erkennt man u. a. häufig daran, daß sie nicht an allen, sondern
nur an einigen Exemplaren des betreffenden Minerals auftreten,
während an den übrigen die optischen Verhältnisse ganz im Einklang
mit der Krystallform stehen, und daß sogar auf einer und derselben
Erystallplatte die Erscheinungen wechseln können. Naturgemäß lassen
sich Abweichungen von dem normalen Verhalten um so leichter er-
kennen, je höher symmetrisch die Form der Krystalle ist. Darum
sind optische Anomalien von regulären, quadratischen und hexagonalen
Krystallen bekannter als von den ihrer Symmetrie nach zweiachsigen
Krystallen. Im allgemeinen verhalten sich optisch anomale Krystalle
im paraUelen polarisierten Licht so wie Zwillingskrystalle ; sie er-
scheinen wie diese aus optisch verschieden orientierten Teilen auf-
gebaut und zerfallen daher im polarisierten Licht in ebensoviel ge-
trennte Felder. Im einzelnen unterscheiden sie sich aber doch wesent-
lich von Zwillingen und weichen auch untereinander ab und nur
diejenigen verhalten sich im großen und ganzen ähnlich, deren Ano-
malie durch die gleiche Ursache hervorgerufen wird. Nach den hier-
über vorliegenden Untersuchungen werden optische Anomalien hervor-
gerufen durch Dimorphie der Substanz, durch isomorphe Beimischung,
durch mechanische Kräfte. Erscheinungen, welche mit denen anomaler
Krystalle sehr viel Ähnlichkeit haben, aber ihrer Natur nach in das
Gebiet der Zwillingsverwachsungen gehören, werden durch Überlage-
rung von Lamellen hervorgerufen.
a) Optische Anomciien dwrch Dimorphie der Substanz (282) treten
bei enantiotropen Körpern auf; die eine Modifikation hat die Form
326 Optische Anomalien.
gebildet, eine andere, weniger symmetrische füllt sie jetzt aus, ihre
Teilchen sind gegen die Form gesetzmäßig orientiert. Bei einer be-
stimmten Temperatur geht die letztere Modifikation in die erstere
Aber und Form und optische Eigenschaften stehen dann in Einklang.
Das beste Beispiel hierfür ist Boracit; die Form ist regulär - tetra-
edrisch, die Substanz ist doppeltbrechend und verhält sich so, als ob
sie rhombisch wäre. Die erste Mittellinie ist senkrecht zur Richtung
der Rhombendodekaederflächen, die optischen Achsen sind senkrecht zu
den Würfelflächen, einerlei ob diese vorhanden sind oder nicht. Die
verschieden orientierten Teilchen grenzen bald in breiteren Feldern,
bald in schmalen Lamellen aneinander. Bei 265^ wird der Boracit
plötzlich einfachbrechend, unterhalb dieser Temperatur sofort wieder
doppeltbrechend. Wird genau jene Temperatur eingehalten, so können
beide Modifikationen nebeneinander bestehen, oberhalb derselben ist
nur die reguläre, unterhalb derselben nar die rhombische Modifikation
beständig, innerhalb der regulären Form vollzieht sich ohne weitere
Störung die molekulare Umwandlung. Zu dieser Gruppe gehört außer
Boracit auch Leucit, Tridymit, Cristobalit und Katapleit.
b) Optische Anomalien durch isomorphe Beimischimg (289) sind sehr
verbreitet. Die Ei-scheinung ist die, daß die reinen Grundverbindungen
sich optisch ganz gesetzmäßig verhalten, während eine Mischung der-
selben anomal ist. So ist z. B. ein Krystall des dem regulären System
angehörigen Bleinitrats unter normalen Verhältnissen vollkommen
isotrop und ebenso ein Krystall des isomorphen Baryumnitrats. Ein
ebenfalls regulärer Mischkrystall beider läßt aber stets optische Ano-
malien erkennen. Bei diesen ist es charakteristisch, daß die optischen
Eigenschaften von der äußeren Form weitgehend beeinflußt werden,
derart, daß der Symmetrie jeder äußeren Fläche in der zum Bezirk
dieser Fläche gehörenden Krystallsubstanz (der Anwachspyramide
(179)) eine bestimmte optische Symmetrie entspricht. Ein solcher
Krystall verhält sich so, als sei er aus einzelnen Pyramiden auf-
gebaut, deren Basis die äußere Krystallfläche ist, und deren optisches
Verhalten von der geometrischen Symmetrie dieser Fläche abhängt
Hierdurch unterscheiden sich diese Krystalle ganz wesentlich von
Zwillingsverwachsungen. Ein ideales reguläres Oktaeder z. B. eines
Mischkrystalls von Blei- und Baryumnitrat verhält sich so, als ob es
aus acht optisch einachsigen Anwachspyramiden bestände, deren Basis
je eine Oktaederfläche ist, zu der die optische Achse senkrecht wäre.
Tritt aber an demselben Krystall noch das Pentagondodekaeder auf,
so verhält sich der Krystall in den hierzu gehörenden Anwachspyra-
miden wie optisch zweiachsig, monoklin. So zeigen diese Krystalle
durchgehends eine strenge Abhängigkeit des optischen Verhaltens von
der äußeren Umgrenzung und dies geht so weit, daß auch das Auf-
Optische Anomalien. 327
treten von Vizinalflächen (z. B. bei Topazolith) sich im optischen Ver-
halten verrät. Selbstverständlich üben nur solche Flächen einen Ein-
fluß auf die optischen Eigenschaften aus, die bei dem Wachsen der
Krystalle vorhanden waren, nicht solche, die, wie Ätzflächen, später
entstanden sind.
Quadratische und hexagonale Krystalle werden durch isomorphe
Beimischung anomal zweiachsig, die optische Achse wird zur ersten
Mittellinie und die Abhängigkeit der optischen Struktur von der
äußeren Begrenzung gibt sich dadurch zu erkennen, daß in Platten
parallel der Basis die Zahl der zweiachsigen Felder im allgemeinen
der Zahl der Prismenflächen entspricht.
Die eigentliche Ursache dieser Anomalien ist noch nicht sicher
ermittelt. Man kann sich vorstellen, daß durch den Eintritt der fremden
Moleküle der Erystallbau eine geringe Störung erleidet, die sich in
dem optischen Verhalten zu erkennen gibt. Diese Störungen wären
in den zu vorhandenen Erystallflächen gehörenden Anwachspyramiden
wirksam und ändern die optischen Eigenschaften, entsprechend der
Symmetrie der zugehörigen Fläche.
Von Mineralien gehören hierher Granat, Vesuvian, Apophyllit,
Chabasity Turmalin, Apatit, Pennin, Topas u. a.
c) Anomalien durch mechanische Kräfte beruhen auf Spannungen,
die auf irgend eine Weise im Innern des Krystalls zu stände kommen.
Sie treten entweder um Einschlüsse herum auf und sind dann gegen
die Umgebung nicht regelmäßig abgegrenzt (im Diamant) oder sie
stehen mit Spalt- oder Gleit flächen in Verbindung und sind auf gerade
Streifen beschränkt, die diesen Richtungen parallel gehen (Steinsalz,
Zinkblende), oder sie sind unabhängig von solchen Beziehungen und
dann ganz unregelmäßig im Erystall verteilt (Quarz, Brucit, Zirkon).
In den beiden letzteren FäUen sind die Anomalien durch den
Gebirgsdruck oder andere äußere mechanische Einwirkungen ent-
standen, im ersten ist es der Fremdkörper, der die Störung bedingt
Daß derartige Anomalien in der Tat durch Druck hervorgebracht
werden können, läßt sich leicht experimentell nachweisen. Glas, ein-
seitig gepreßt, wird doppeltbrechend, ebenso reguläre Krystalle wie
Zinkblende, Steinsalz, Sylvin etc., der hexagonale und einachsige Quarz
wird durch einen Druck senkrecht zur Achse zweiachsig und ähnlich
sonst. War der Druck schwach, so wird nach dem Aufhören desselben
der ursprüngliche normale Zustand wieder hergestellt; war er stark
genug, so bleibt die Substanz vielfach dauernd anomal. Auch durch
Erhitzen und rasches Abkühlen können innere Spannungen und damit
optische Anomalien hervorgebracht werden. Rasch gekühltes Glas ist
stark doppeltbrechend; ein Beispiel hierfür sind z. B. die sog. Glas-
tränen. Ähnlich verhalten sich auch manche Krystalle, wie z. B. der
328 Optische Anomalien.
reguläre Flußspat und andere. Optische Anomalien der aus Schmelz-
fluß erstarrten Mineralien in den vulkanischen Gesteinen sind wohl
zum Teil auf diese Ursache zurückzufahren (vergl. Feldspat).
d) Durch regelmäßige Überlagerung von dünnen Lamellen einer
zweiachsigen Substanz kann diese an den Kreuzungen sich wie ein-
achsig verhalten, um so vollkommener, je dünner die Lamellen sind
und je häufiger sie sich überlagern. In den Glimmerkombinationen
nach Nörremberg und Reusch wird Einachsigkeit dadurch erreicht, daß
sich die zweiachsigen Plättchen abwechselnd in größerer Zahl unter
je 90* überlagern. Wenn die abwechselnden Glimmerplättchen unter
je 60* gegeneinander orientiert sind, zeigt die Kombination die Er-
scheinungen der Cirkularpolarisation.
Analoge Überlagerungen treten auch bei natürlichen Krystallen
auf, und wenn diese, wie es meist der Fall ist, zugleich in ihrer
Form höhere Symmetrie nachahmen, ist es oft schwer zu entscheiden,
ob die höhere Symmetrie sekundär und durch Überlagerung von
weniger symmetrischen Lamellen zu stände gekommen ist, oder ob
die Krystalle tatsächlich so hoch symmetrisch und etwaige Ab-
weichungen als optische Anomalien zu betrachten sind. E. MaUard
hat im weitesten Umfang das erstere angenommen, so daß er eigent-
liche optische Anomalien gar nicht anerkennt, vielmehr für alle diese
Krystalle annimmt, daß es Grenzformen oder mimetische Bildungen
seien, daß das am wenigsten symmetrische optische Verhalten einer
Substanz ihrer wahren Symmetrie entspreche und die scheinbar höher
symmetrischen Krystalle aus dünnen Lamellen nach Art der Glimmer-
kombinationen aufgebaut seien. Der Granat wäre im Topazolith nach
seiner Auffassung triklin ; anderer Granat, der wie monoklin, rhombisch,
hexagonal oder regulär sich verhält, bestünde aus triklinen Lamellen, der
optisch isotrope, in der Form reguläre Granat enthielte diese in der feinsten
Verwachsung. Gegen diese Verallgemeinerung Mallards haben sich
andere Forscher erklärt und von der Mehrzahl werden nur die zuerst
hier angeführten drei Gruppen von optischen Anomalien als solche
anerkannt. Immerhin gibt es Mineralien, deren optisches Verhalten in
der Annahme von regelmäßiger Überlagerung dünner Lamellen eine
befriedigende Erklärung findet, es sind dies besonders Prehnit z. T.,
Kalkuranglimmer und Mineralien aus der Glimmer- und Chloritgruppe.
(Mallard, Explication des ph6nom^nes optiqnes anomanx, Paris 1877 ; R. Branns,
Die optischen Anomalien der Krystalle, Leipzig 1891.)
258. Glanz. Das an der Oberfläche eines Minerals ankommende
Licht wird dort z. T. reflektiert und je nach der Beschaffenheit der
Oberfläche vielfach verändert, z. T. dringt es ins Innere ein. Von
diesem letzteren Teil wird aber wieder ein Teil im Innern reflektiert
Glanz. 329
nnd nach anßen geworfen, so daß es mit dem oberflächlich gespiegelten
Licht ins Ange gelangt. Hier mft diese Mischung n. a. den Ein-
drack des Glanzes hervor, dessen Charakter bei verschiedenen Mine-
ralien je nach der Mischung jener beiden Lichtarten ein verschiedener
ist Er ist ein sehr wichtiges Kennzeichen der Mineralien, und wird
angegeben, indem man den Glanz des betreffenden Minerals mit dem
Glanz bekannter Gegenstände vergleicht. Man pflegt mehrere Arten
von Glanz zu untei*scheiden, die aber z. T. auf einzelne Flächen eines
Erystalls beschränkt sind, während andere Flächen einen anderen
Glanz zeigen. Es sind die folgenden:
1. MetallgUmz. Der starke mit vollkommener Undurchsichtigkeit
verbundene Glanz der Metalle. Alle Mineralien, welche ihn zeigen,
heißen metallische (Gold, Bleiglanz, Schwefelkies), auf ihm beruht
der Untei'schied zwischen metallisch und nicht metallisch. Den Über-
gang zwischen beiden bildet der halbmetaUische Glanz (Pyrolusit^
Chromeisenstein).
2. Glasglans. Bei den meisten nicht metallischen Mineralien,
z. B. Quarz. Er ist verbunden mit mehr oder weniger vollkommener
Durchsichtigkeit. Von ihm sind die anderen Abarten des nicht me-
tallischen Glanzes im Grunde nur Unterabteilungen, welche durch ge-
wisse Verhältnisse der Struktur oder andere physikalische Eigen-
schaften der Substanz verursacht werden.
3. Diamantglafuf. Starker Glanz beim Diamant und andere Mine-
ralien, welche vollkommene Durchsichtigkeit, sowie starke Licht-
brechung und Farbenzerstreuung zeigen (Diamant, Weißbleierz, Vitriol-
blei). Wenn Färbung eintritt und die Durchsichtigkeit dadurch ab-
nimmt, nähert sich der Diamantglanz dem metallischen (metallartiger
Diamantglanz, z. B. Zinkblende).
4. Perlmfdterglana. Auf Flächen, denen sehr deutliche Blätter-
brüche parallel gehen, wenn schon eine gewisse Aufblätterung statt-
gefunden hat. Blätterbrtiche lassen sich vielfach leicht an dem sehr
charakteristischen Perlmutterglanz erkennen (Glimmer, Apophyllit).
5. Seidenglanz (Atlasglanz). Fasrige Mineralien, z. B. Fasergips.
6. Fettglanz (Harz-, Wachsglanz). Das Mineral sieht aus, wie
mit einer Schicht fetten Öls überzogen (Eläolith), oder wie Harz oder
Wachs (manche Opale).
Zwischen diesen Arten des Glanzes gibt es alle möglichen
Zwischenstufen, die nach dem Obigen leicht verständlich sind.
Die Mineralien zeigen nicht nur verschiedene Arten, sondern
auch verschiedene Qrade des Glanzes: 1. starkglänzend, natürliche
ebene Flächen reflektieren völlig scharfe Bilder (Bergkrystall) ;
2. glänzend, die Bilder sind verschwommen; 3. wenig glänzend, die
Fläche reflektiert noch viel Licht, gibt aber keine Bilder mehr, meist
330 PeUnzidität.
bei körnigen Aggregaten, z. B. Marmor; 4. schimmernd, die Fläche
zeigt nur noch einen schwachen Schein, dichte Aggregate, z. B. Jaspis ;
5. matt, es \^ard fast kein Licht mehr reflektiert, erdige Substanzen
(Ton, Tripel).
Der natürliche Glanz kann dnrch künstliches Polieren der Art nnd dem Grade
nach oft sehr stark verändert werden. Schleifen und Polleren der Edelsteine.
Matte oder wenig glänzende Mineralien, welche beim Streichen mit einem runden
harten Körper glänzend werden, heißen im Strich glänzend (z. B. Schieferton).
259. Fellnzidltät. Wenn das Licht dickere oder dünnere Schichten
der Mineralien durchstrahlt, so wird ein mehr oder weniger großer
Teil desselben absorbiert, und nur der Rest tritt wieder aus dem
Mineral heraus. Hierauf beruhen die Erscheinungen der Peütmdität
und der Farben.
Bei der PeUtmdität (Durchsichtigkeit, Durchscheinenheit) der
Mineralien kommt es auf die Menge des durchgelassenen Lichtes an.
Je nach dem größeren oder geringeren Bruchteil, welcher von dem
ankommenden Licht durchgelassen resp. absorbiert wird, unterscheidet
man yerschiedene Grade der Pelluzidität, welche allerdings in hohem
Grade von der Dicke des untersuchten Stückes beeinflußt werden.
1. Durchsichtig, Dicke Stücke lassen beinahe die ganze an-,
kommende Lichtmenge durch. Man erblickt, durch dicke Schichten
gesehen, die Gegenstände mit deutlichen Umrissen. Sind durchsichtige
Mineralien farblos, so heißen sie wasserheU, 2. Halbdurchsichtig, Lassen
durch dicke Schichten hindurch nur noch unbestimmt« Umrisse er-
kennen. 3. Durchscheinend. Das ganze Stück läßt noch Licht durch,
aber Umrisse sind gar nicht mehr zu bemerken. 4. Kantendurch-
scheinend. Nur sehr dünne Schichten, so namentlich die dünnen Bänder
an scharfkantigen Bruchstücken, lassen noch etwas Licht durch; der
Rand ist deswegen beim Durchsehen heller, als die dickere nach innen
zu gelegene Masse. 5. Undurchsichtig (opak). Lassen gar kein Licht
mehr durch.
Am wenigsten durchsichtig, d. h. so beschaffen, daß sie in sehr dünnen Lagen
schon die ganze einfaUende Lichtbewegnng absorbieren, sind die MetaUe nnd die
metaUischen Mineralien. Doch lassen sich sogar gewisse Metalle in so feinen
Lamellen hersteUen, daß sie durchsichtig werden. So zeigen feine Goldhäntchen
grüne, Silberhäntchen blaue Farbe.
Es gibt Mineralien, z. B. Quarz, an deren yerschiedenen Varietäten alle die
angeführten Grade der PeUuzidität beobachtet werden können. Dies ist z. T. die
Folge der Struktur (feinkörnige und dichte Aggregate sind nie durchsichtig) oder
Yon Einschlüssen oder Hohlräumen. An sich ist der Quarz yollkommen durchsichtig,
wenn er in reinen einheitlichen Stücken yorliegt. Die Durchsichtigkeit geht nur
durch die genannten äußeren Umstände verloren. Er wird dadurch frühe.
Ganz anders als gegen gewöhnliches Licht verhalten sich die Mineralien viel-
fach gegen Röntgenstrahlen. Manche undurchsichtige Mineralien lassen diese fast
ungehindert hindurch (Graphit) ; umgekehrt sind im gewöhnlichen Licht durchsichtige
Pellnzidität. Farbe. 331
Sabstanzen für X-Strahlen nndnrchlässig (Quarz, Silikate etc.). Dies Verhalten
bietet ein gntes Mittel, z. B. Diamant von Imitationen in Glas, Bergkrystall etc.
za unterscheiden. (Dölter, N. Jahrb. f. Bfin. etc. 1896, II, pag. 87 and 1897, I,
pag. 256.)
260. Farbe. Die Farbe der Mineralien hängt von der Qualität
des dnrchgelassenen Lichte ab, welche darauf beruht, daß von dem
hindurchgegangenen oder an der Oberfläche etwas in das Mineral
eingedrungenen und wieder aus dem Inneren heraus nach außen
reflektierten, urspr&nglich weißen Licht nicht alle farbigen Teilstrahlen
in gleichem Maße, sondern nur einzelne Strahlen von gewisser Brech-
barkeit absorbiert werden. Die übrigen erzeugen dann im Auge eine
von der Menge und Qualität des absorbierten Lichts abhängige Misch-
farbe. Werden nicht einzelne farbige Strahlen vorzugsweise stark
geschwächt, sondern erleiden sie alle ohne Bucksicht auf die Wellen-
länge dieselbe Schwächung, so sind die betreffenden Mineralien farb-
los, wenn die Absorption gering, grau, schließlich schwarz, wenn sie
stärker oder fast vollständig ist.
Die Farbe ist ein für die verschiedenen Mineralien in verschie-
denem Grade wichtiges Kennzeichen. Manche Mineralien, vorzugsweise
die sämtlichen metallischen, zeigen im reinen Zustande stets dieselbe
Farbe: Gold ist stets gelb, Silber weiß. Magneteisen schwarz etc. Aber
auch bei manchen nicht metallischen Mineralien kommt diese konstante
Färbung vor : Kupfervitriol ist stets blau, Malachit grün, Bealgar rot
Für sie ist die Farbe ein konstantes charakteristisches Merkmal. Es
sind die farbigen oder idiochramatischen Mineralien. Bei solchen ist die
Farbe eine wesentliche Eigenschaft der Substanz. Die anderen nicht
metallischen Mineralien sind in ihrem reinsten Zustande farblos oder
nur äußerst schwach gelblich oder granlich gefärbt, wie Quarz (als
Bergkrystall), Flußspat etc.; sie erhalten aber häufig durch Bei-
mischung fremder farbiger Körper eine Färbung. Die^e ist jedoch dann
nicht immer für alle Stücke des Minerals die nämliche, sondern sie
hängt von der färbenden Beimischung ab, so daß also verschiedene
Stücke eines Minerals verschiedene Farben zeigen können. Quarz
findet sich z. B. außer in farblosen Stücken auch rot, violett, gelb,
braun etc. Derartige Mineralien heißen gefärbt oder aUochromatisch.
Ihre Färbung ist wechselnd, also kein charakteristisches, sondern nur
ein sehr unwesentliches, zufälliges Kennzeichen. Die sämtlichen bei
einem gefärbten Mineral beobachteten Farben nennt man die Farben-
reihe desselben. Sogar an einem und demselben Stück eines solchen
Minerals kommen häufig verschiedene Farben vor, z. B. bei dem Achat,
manchen Diopsidkrystallen, die am einen Ende grün, am anderen weiß
sind, manchen Turmalinen, welche weiß und an einem Ende schwarz
sind (Mohrenköpfe) etc. Es entstehen dadurch zuweilen Farbenzeich-
332 Farbe.
nuDgen, welche mit den selbstverständlichen Ausdrücken : gestreift,
geflammt, geädert, gefleckt, wolkig etc. benannt werden.
Die fremden farbigen Körper, die die Färbung von an sich farb-
losen oder wenig gefärbten Mineralsubstanzen bewirken, heißen die
Pigmente. Sie sind z. T. mit bloßem Auge oder noch besser unter
dem Mikroskop als eingemengte Fremdkörper deutlich zu erkennen^
wie z. B. die Schüppchen von Eisenglanz, die den an sich farblosen
Carnallit rot förben. In den meisten Fällen sind aber die Pigmente
so fein verteilt, daß sie auch bei der stärksten Vergrößerung nicht
als getrennte Partikel unterschieden werden können. Sie sind ge-
wissermaßen in der farblosen Substanz des Minerals aufgelöst, wie
bei den meisten farbigen Edelsteinen: Bubin, Sapphir, Amethyst etc.
Eine derartige Färbung wird däut genannt. Sie beiniht bei zahl-
reichen Mineralien, wie z. B. bei dem grünen Diopsid auf der iso-
morphen Beimischung einer farbigen Verbindung. Li anderen Fällen
sind es Substanzen von ganz anderer chemischer Beschaffenheit, die
wohl in Form einer festen Lösung in dem Mineral enthalten sind, wie
z. B. das braune Pigment des Rauchtopases etc. Ihre Menge ist meist
eine minimale. Dies setzt eine ungemein große Färbekraft voraus,
aber es ist auch der Grund, der bis jetzt vielfach eine genaue Er-
mittlung der chemischen Natur dieser Pigmente verhindert hat. Viel-
fach werden sie bei höherer Temperatur zerstört und die betreffenden
Mineralien durch Glühen entfärbt, wie z. B. der Bauchtopas; andere
werden sogar schon vom Licht verändert, die Mineralien bleichen am
Licht aus, wie z. B. manche Topase. Daher wird von Vielen angenommen,
daß es sich um Pigmente organischer Natur (Kohlenwasserstoffe etc.)
handle. Andere sind aber der Ansicht, daß dies nicht der Fall sei,
daß es durchaus unorganische, wenn auch z. T. leicht zerstörbare
Verbindungen seien, die die dilute Färbung der Mineralien bewirken.
(Weinschenk, Zeitschr. f. anorg. Chemie XII, 1896, pag. 376; Min. n. petr.
MitÜgn. XIX, 1900, pag. 144; y. Eraatz-Eoschlau und Wöhler, ibid. XYIU, 1899,
pag. d04 und 447 ; Eönigsberger, ibid. XIX, 1900, pag. 148.)
Die metallischen Mineralien lassen an jedem einzelnen Stücke
schon durch ihren metallischen Habitus erkennen, daß sie farbig sind,
daß bei ihnen also die Farbe ein wichtiges Kennzeichen ist, während
man bei nicht metallischen Mineralien an den einzelnen Stücken nicht
unterscheiden kann, ob die Farbe wesentlich oder nur zufällig ist
Es sind daher vorzugsweise die metallischen Farben für die Charakte-
risierung der Mineralien von Bedeutung. Unter ihnen fehlt blau und
grün. Die an den metallischen Mineralien beobachteten Farben sind:
1. Bot (kupferrot : Kupfer). 2. Braun (tombakbraun : Magnetkies, wenn
angelaufen). 3. Crdb (bronzegelb: Magnetkies auf frischem Bruch;
speißgelb, etwas ins Graue: Schwefelkies; messinggelb, etwas ins
Farbe. 333
Grflne: Kupferkies; goldgelb: Gold). 4. Weiß (silberweiß, ins Gelbe:
Silber; zinnweiß, ins Graue: Antimon). 5. Orau (stablgrau: Platin;
bleigrau : Antimonglanz, Bleiglanz). 6. Schwäre (eisenschwarz : Magnet-
eisen).
Aach die nicht metaUischen Farben sind, obwohl sie keine so erhebliche Bedea-
tong haben, klassifiziert worden, nnd zwar schon von dem Begründer der] wissenschaft-
lichen Mineralogie, A. G. Werner^ der allen Farben eine große Wichtigkeit beilegte.
(A. G. Werner, Von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien, Leipzig 1774.) Man
nnterscheidet acht Hanptfarben, jede mit einer Anzahl von Nuancen. Die Nuance,
welche eine bestimmte Farbe in höchster Beinheit darsteUt, heißt die Charakterfarhe^
sie ist in der folgenden Übersicht gesperrt gedruckt.
1. Weiß (schneeweiß, rötlich-j gelblich-, grünlich-, bläulich-, graulichweiß).
2. Orau (aschgrau, grünlich-, blaulich-, rötlich-, gelblich-, rauch-, schwarz-
grau).
3. Schwarz (sammetschwarz, graulich-, bräunlich- oder pech-, rötlich-,
grünlich- oder raben-, blaulichschwarz).
4. Blau (beriinerblau, schwärzlich-, lasur-, lavendel-, Tiol-, pflaumen-,
smalte-, indigo-, himmelblau).
5. Grün (smaragdgrün, span-, seladon-, berg-, lauch-, apfel-, pistacien-,
schwärzlich-, oliyen-, gras-, spargel-, öl-, zeisiggrün).
6. Qelh (citronengelb, schwefel-, stroh-, wachs-, honig-, ocker-, wein-, isabell-,
erbsen-, pommeranzengelb).
7. Bot (karminrot, morgen-, hyacinth-, ziegel-, Scharlach-, blut-, fleisch-,
.Cochenille-, rosen-, karmoisin-, pfirsichblüt-, kolumbin-, kirsch-, bräunlichrot).
8. Brown (kastanienbraun, rötlich-, nelken-, haar-, gelblich-, holz-, leder-,
schwärzlichbraun).
Jede Farbeunüauce ist bald hell, bald dunkel. Allgemein bekannte Ausdrücke
wie licht, blaß, tief, hoch, gesättigt etc. beziehen sich hierauf.
Die Farben werden, wie wir schon oben im Vorbeigehen gesehen haben, durch
Glühen häufig stark verändert oder auch wohl ganz zerstört; so werden gelbe Topase
rot, der braune Bauchtopas wird farblos etc. Manchmal ist die Änderung nur eine
vorübergehende : der rote edle Spinell wird durch Glühen farblos und nimmt nachher
seine ursprüngliche Farbe wieder an und ebenso verhält sich der rote Bubin, der
aber beim Abkühlen eine grüne Zwischenstufe durchläuft. Auch schon an der Luft
und am Licht ändern sich die Farben der Mineralien vielfach entweder durch die
ganze Masse, oder nur an der Oberfläche, indem das Mineral eine mehr oder weniger
tiefgehende chemische Umwandlung erleidet, z. B. wird der Eisenspat bei Luft-
zutritt dunkler etc. An der Oberfläche ändert sich die bronzegelbe Farbe des
Magnetkieses in tombakbraun, die weiße des Arsens in schwarz. Findet diese
Farbenänderung nur an der Oberfläche statt, so nennt man sie das Anlaufen, die
entstehenden Farben Anlauffarben, Sie sind entweder, wie in den beiden erwähnten
Beispielen des Magnetkieses und des Arsens, auf der ganzen Fläche gleich, oder
das Mineral läuft bunt an, z. B. Buntkupfererz, Wismuth etc. Dieses Buntanlaufen
wird auch mit den Namen: regenbogenartig, pfauenschweifig, taubenhälsig etc. be-
zeichnet.
Um die Farben der Mineralien in ihren verachiedenen Nuancen genau und in
unzweideutiger Weise angeben und vergleichen zu können, hat man statt der obigen
etwas vagen Bezeichnungen vielfach die Vergleichung mit einer möglichst alle Farben-
ntiancen umfassenden Farbenskala gewählt. Am häufigsten wird dazu die „inter-
nationale Farbenskala von Radde** benutzt (H. Fischer, N. Jahrb. f. Min. etc. 1879,
pag. 854). Am besten gelingt dabei die Bestimmung von trüben, undurchsichtigen.
334 Strich. Pleochroismus.
nicht metallischen Mineralien, da die Glieder der Skala mittels Deckfarhen hergestellt
sind. Bei der Farhwirknng der Mineralien kommt aber auch der Glanz und die Durch-
sichtigkeit in Betracht. Daher ist es oft kaum möglich, für metallische und voll-
kommen durchsichtige Mineralien einen ganz entsprechenden Vertreter in der Skala
zu finden.
261. Strich. Von Wichtigkeit ist häufig die Farbe des feinen
Pulvers, die von der ganzer Stücke meist mehr oder weniger verschieden
ist. Bei farbigen Mineralien pflegt das Pulver ebenfalls charakte-
ristisch gefärbt zu sein, während gefärbte meist weißes oder doch
sehr helles Pulver geben. Man stellt das Pulver dar, indem man mit
dem Mineral über eine rauhe weiße Porzellanplatte (sog. Biskuitplatte)
streicht; die Farbe des Strichs ist dann die des hängengebliebenen
Pulvers. Man spricht daher statt von der Farbe des Pulvers auch
von der Farbe des Strichs oder kurz vom Strich. Der Strich der
Mineralien ist meist eine hellere Nuance der Farbe, welche die Masse
des Minerals hat; nicht selten zeigt er aber auch eine andere Färbung,
als diese. So ist Eisenglanz schwarz, der Strich rot; Manganblende
braun, der Strich grün; Schwefelkies gelb, der Strich schwarz etc.
Der schwarze Strich, den viele opake Mineralien zunächst zeigen, kann bei
einigen derselben noch farbig gemacht werden, wenn man das auf einer Biskuittafel
hergestellte Pulver mit einer zweiten solchen noch weiter zerreibt. So wird z. B.
der schwarze Strich des Schwefelkieses hellbraun mit einem Stich ins Violette etc.
(Schroeder van der Kolk, Centralbl. f. Min. etc. 1901, 75 und 519.)
262. Fleochrolsinns. Viele durchsichtige , doppeltbrechende
Erystalle haben die Eigenschaft, daß sie beim Hindurchsehen nach
verschiedenen Eichtungen nicht immer dieselbe, sondern verschiedene
Farben zeigen. Der Grund liegt darin, daß die in verschiedenen
Richtungen durch den Erystall hindurchgehenden Lichtstrahlen auch
verschieden absorbiert werden, und zwar in verschiedenem Grade und
namentlich auch in verschiedener Weise, d. h. das eine Mal dieser, das
andere Mal jener Teil des angewandten weißen Lichts. Es bleibt
dann jedesmal ein anderer Rest übrig, der die in der betreffenden
Richtung erscheinende Farbe bildet. So zeigt z. B. der rhomboedrische
Pennin senkrecht zur Basis, also in der Richtung der Achse grüne,
senkrecht zur Achse rotbraune Farbe, und zwar ringsum genau die-
selbe. Der rhombische Cordierit (Dichroit) gibt auf den drei Pina-
koidflächen, also in der Richtung der drei krystallographischen Achsen
gesehen, die Farben : dunkelblau, hellblau und gi'anUchgelb. In beiden
Mineralien treten in zwischenliegenden Richtungen intermediäre Farben-
töne auf, die sich je nach der Richtung bald der, bald jener der ge-
nannten Farben nähern. Diese Erscheinung nennt man Pleochroismus
(Dichroismus beim Pennin und den anderen einachsigen, Trichroismus
beim Cordierit und den übrigen zweiachsigen Krystallen). Sie ist
Pleochroismus. 335
nicht immer so deutlich wie bei diesen beiden Mineralien; manchmal
stehen sich die in verschiedenen Richtungen gesehenen Farbentöne
sehr nahe, häufig beobachtet man nur geringe Helligkeitsdifferenzen
und nicht selten sind die unterschiede so klein, daß sie kaum mehr
wahrgenommen werden können, oder sich der Beobachtung ganz ent-
ziehen. In allen Fällen gilt aber, wenn überhaupt Pleochroismus auf-
tritt, das Gesetz, daß beim Hindurchsehen durch einen Erystall nach
optisch gleichwertigen Richtungen, d. L nach Richtungen gleicher
Elastizität des Äthers, stets gleiche, beim Hindurchsehen nach optisch
ungleichwertigen Richtungen verechiedene Farben erscheinen, wobei
aber die unterschiede eventuelL bis zur Unerkennbarkeit herunter-
sinken können.
Hieraus ergibt sich sofort, daß der Pleochroismus eine Begleit-
erscheinung der doppelten Lichtbrechung ist, und daß er nur in an-
isotropen Krystallen vorkommen kann, nicht aber in isotropen, nach
allen Richtungen optisch gleichen Substanzen. Wo also sich Pleo-
chroismus zeigt, hat man es sicher mit einem anisotropen Krystall zu
tun. Man darf aber nicht umgekehrt aus dem Mangel an deutlich
erkennbarem Pleochroismus auf isotrope Beschaffenheit schließen, da
ja, wie wir gesehen haben, auch in doppeltbrechenden Krystallen die
Farbenunterschiede verschwindend klein sein können.
Die drei aufeinander senkrechen Richtungen der größten Absorp-
tionsunterschiede in einem Krystall nennt man die Absarptionsachaen
desselben. Sie liegen aber nur dann wie die Elastizitätsachsen, wenn
diese in ihrer Richtung durch die Symmetrie des Krystalls gegeben
und für alle Farben dieselben sind: bei einachsigen Krystallen hat
man zwei solche, parallel und senkrecht zur Hauptachse. Bei rhom-
bischen gehen sie in der Richtung der drei Krystallachsen. Bei
monoklinen fällt eine in die Richtung der Symmetrieachse, die beiden
anderen liegen in der Symmetrieebene senkrecht zueinander, aber
im allgemeinen anders als die Elastizitätsachseu. Dieses letztere
gilt für alle drei Absorptionsachsen bei triklinen Krystallen, in denen
eine gesetzmäßige Beziehung zur Begrenzung nicht mehr vorhanden ist.
Einen näheren Einblick in das Wesen des Pleochroismus erhält
man durch folgende Betrachtung. Fällt auf eine (als eben voraus-
gesetzte) Fläche eines anisotropen durchsichtigen Krystalls Licht auf,
so wird es beim Eindringen in denselben infolge der Doppelbrechung
im allgemeinen in zwei Wellen zerlegt, die sich mit senkrecht zuein-
ander stattfindenden Schwingungen fortpfianzen. Diese beiden Schwin-
gungsrichtungen sind optisch verschieden; von den Schwingungen in
der einen Richtung wird daher ein anderer Teil absorbiert werden,
als von denen in der darauf senkrechten Richtung. Von der einen
Welle bleibt somit nach dem Verlassen des Krystalls ein anders ge-
336 PleochroiBmuB.
färbter Rest übrig als von der zweiten. Diese beiden Lichtwellea
gelangen zusammen ins Auge und geben hier eine Mischfarbe, die
man direkt sieht, als Farbe der betreflfenden Krystallplatte. Es gibt
aber auch ein Mittel, die beiden Wellen zu trennen und die Farben,
die ihnen nach ihren speziellen Absorptionsverhältnissen zukommen,
einzeln zu beobachten. Dieses Mittel ist die von Haidinger zur Unter-
suchung des Pleochroismus speziell konstruierte dichroskopische Lupe
(kurz : Dichrolupe). Sie erlaubt, viel geringere Grade von Pleochroismus
noch wahrzunehmen, die bei der Beobachtung mit bloßem Auge nicht
mehr erkennbar wären.
Die Dichrolupe oder das Dickroskop ist ein nach einer Endkante stark ver-
längertes Spaltongsstück von Doppelspat A (Fig. 368), an dessen beiden Flächen die
Glaskeile F und B so angeklebt werden, daß dadurch zwei
/\ ebene Grenzflächen senkrecht zn der langen Kante entstehen.
-t-^ Bei B ist ein MetaUplättchen mit einer kleinen quadratischen
^ /^ / Öffnung 2>, bei C ist eine Lupe, welche die Öfl'nung D beim
Fifi- 368 Hindurchsehen von C nach D scharf sichtbar macht. Das
Ganze ist in eine Messinghülse gefaßt und diese bei B viel-
fach noch mit einem um die Achse des Ganzen drehbaren KrystaUträger versehen,
der in der Mitte so durchbohrt ist, daß bei der Drehung seine Öffnung stets genau
Über der quadratischen bei B liegen bleibt.
Blickt man nun bei C in das Instrument nach einer LichtqueUe (dem heUen
Himmel), so fällt das Licht parallel mit der langen Kante auf die vordere Fläche
bei D ein, also in dem durch diese Kante bestimmten Hauptschnitt, und man sieht
wegen der Doppelbrechung des Kalkspats zwei Bilder der quadratischen Öffnung,
das eine o geradeaus, da wo diese Öffnung liegt, das andere e in dem Hauptschnitt
etwas nach der stumpfen Ecke des Kalkspats verschoben (218). Das erstere Bild o ist
das ordentliche, es entspricht Schwingungen senkrecht zum Hauptschnitt, oder, wenn
man sich diesen ein für allemal vertikal gestellt denkt, Horizontalschwingungen
paraUel mit der langen Diagonale des Querschnitts des Kalkspatstücks. Es ist
farblos. Das andere, außerordentliche, Bild e wird durch Schwingungen im Haupt-
schnitt, also durch Yertikalschwingungen parallel mit der kurzen Diagonale hervor-
gebracht und hat einen nach o hin roten, auf der anderen Seite einen blauen Saum,
an dem man es leicht wieder erkennt. Ist eine Seite des Quadrats bei D hori-
zontal, 80 liegen beide Bilder mit horizontalen und vertikalen Grenzen im Haupt-
schnitt Übereinander, und wenn die Öffnung die geeignete Größe hat, so berühren
sie sich längs einer horizontalen Linie, wie es die beiden Quadrate o und e der
Fig. 358 zeigen. Dabei sieht man leicht, daß das Bild o etwas heller ist als e ; auch
der Kalkspat ist etwas dichroitisch, Schwingungen im Hauptschnitt werden etwas
stärker absorbiert, als solche senkrecht dazu.
Bringt man nun einen dichroitischen Erystall auf den drehbaren
Objektträger vor die Öffnung 2), so sind die beiden Bilder o und e
gefärbt und zwar im allgemeinen verschieden. Da die Felder o und e
sich berühren, so heben sich infolge des Kontrastes schon sehr geringe
Farbenunterschiede deutlich hervor. Hierauf beruht die große Em-
pfindlichkeit der Dichrolupe. Im einzelnen ist die Erscheinung die
folgende.
Pleochroismus. 337
Die Schwingungsrichtungen (Auslöschungsrichtungen) der Krystall-
platte seien zunächst dem Hauptschnitt des Kalkspates im Instrument
parallel resp. senkrecht darauf. Eine normal auf dem Erystall an-
kommende Lichtwelle zerfällt in ihm in die zwei in derselben Sich-
tung fortschreitenden, aber senkrecht zueinander nach den zwei Aus-
löschungsrichtungen schwingenden Wellen, die nun je die diesen beiden
Richtungen entsprechende Absorption erleiden. Mit der dieser Ab-
sorption entsprechenden Farbe treten sie in den Kalkspat ein, in welchem
sich ihre Schwingungsrichtungen bei der angenommenen Stellung
nicht ändern. Das eine Bild e wird also die Farbe derjenigen Licht-
welle annehmen, die sich mit Schwingungen parallel dem Haupt-
schnitt, das andere o die Farbe derjenigen, die sich mit Schwingungen
senkrecht zum Hauptschnitt im Kalkspat fortgepflanzt hat. Diese
beiden Farben o und e zeigen das Maximum der Differenz, die in der
Platte überhaupt vorkommen kann. Dreht man diese letztere nun
mit dem Objektträger in ihrer Fläche, so findet eine Zerlegung der
aus ihr austretenden Lichtschwingungen im Kalkspat statt. Die
Farben der beiden Felder o und e nähern sich einander infolgedessen
und zwar bei fortschreitender Drehung immer mehr bis zu 45®, wo
sie beide genau gleich sind. Weiterhin wird o und e wieder ver-
schieden, aber entgegengesetzt, wie vorher, so daß o die Färbung an-
nimmt, die e zuerst hatte und umgekehrt. Die Verschiedenheit nimmt
zu, bis zum Azimut von 90 ®, wo sich die Schwingungsrichtungen des
Krystalls und des Kalkspats wieder decken, wo infolgedessen wieder
das Maximum des Farbenunterschieds eingetreten ist, aber mit einer
Vertauschung der Farben, die o und e bei der Anfangsstellung hatten.
Bei weiterer Drehung wiederholen sich diese Erscheinungen in jedem
Quadranten und zwar derart, daß bei 180® o und e gefärbt sind wie
bei 0® und bei 270® wie bei 90®, hier aber entgegengesetzt wie
vorhin. Diese beiden Farben o und e kann man ganz allgemein die
Achsenfarben der Platte nennen. Blickt man ohne Dichroskop hin-
durch, so kommen sie gleichzeitig ins Auge und geben eine Misch-
farbe, die Flächenfarbe der Platte. Das Dichroskop zerlegt also die
direkt gesehenen Flächenfarben der pleochroitischen Krystalle in ihre
Komponenten, die beiden Achsenfarben.
Die verschiedenen isotropen und anisotropen Substanzen zeigen
danach im Dichroskop folgende Eigenschaften.
1. Isotrope Stibstanzen. Die Bilder o und e sind stets einander gleich,
man mag in der oder jener Richtung durch den Krystall hindurch
sehen, und sie ändern sich auch nicht bei der Drehung der Platte.
Wenn irgend welche Farbenunterschiede auftreten, ist die Substanz
sicher nicht isotrop.
2. Einachsige Krystalle. Ist die Platte parallel der Basis (senkrecht
Bauer, Mineralogie. 22
338 Pleochroismofl.
zur Achse), sieht man also in der Richtnng der Achse dnrch den
Xrystall hindurch, so sind die Bilder o und e bei jeder Stellang der
Platte einander gleich, da fttr Schwingungen senkrecht zur Achse, wie
sie hier unter diesen Umständen ausschließlich ins Auge gelangen,
keine Absorptionsunterschiede vorhanden sind.
Ist die Platte parallel der Achse, sieht man also senkrecht zur
Achse durch den Krystall hindurch, so sind die Felder o und e ver-
schieden geförbt, und zwar erhält man die größte Farbendiflferenz,
wenn die Achse des Erystalls dem Hauptschnitt des Kalkspats parallel
oder zu ihm senkrecht ist. Die Richtung der Achse und die auf
ihm senkrechte sind somit in der Tat die beiden Absorptionsachsen
eines einachsigen Erystalls. Ist die Achse dem Hauptschnitt parallel,
dann zeigt das Feld e die den Schwingungen nach der Achse ent-
sprechende Farbe E und das Feld o die den Schwingungen senk-
recht zur Achse entsprechende Farbe 0. Dreht man die Platte um
90^ herum, dann sind die Farben von o und e vertauscht und während
der Drehung erblickt man intermediäre Farben, ebenso in Platten
schief zur Achse. Die Farben 0 und E sind die Achsenfarben des
einachsigen Xrystalls. Sie entsprechen der Absorption der ordent-
lichen und außerordentlichen Lichtschwingungen in diesem, und sind
genau dieselben fftr alle Platten, die der Achse des Erystalls parallel
sind, sie mögen sonst in diesem gerichtet sein, wie sie wollen; die
Absorptionsverhältnisse rings um die Achse herum sind also überalT
genau dieselben.
Bei den Flächenfarhen^ die man in den einachsigen Krystalleu
ohne Dichroskop sieht, ist die Basisfarbe von der Prismenfarbe zu
unterscheiden. Auf der Basis, also in der Richtung der Achse ge-
sehen, erblickt man eine Flächenfarbe (die Basisfarbe), die genau mit
der Achsenfarbe 0 tibereinstimmt. Die Prismenfarbe die man senk-
recht zur Achse, also auf einer beliebigen Prismenfläche wahrnimmt,
ist eine Mischung von 0 und E, Zur Beobachtung aller an einem ein-
achsigen Krystall vorkommenden Farben genügt eine Platte || zur
Hauptachse.
Häufig läßt sich angeben, ob die ordentlichen oder außerordent-
lichen Schwingungen in einem Erystall stärker absorbiert werden.
Man schreibt in diesen beiden Fällen 0 > J? oder -B > 0 ; oder man
gibt auch an, ob die Schwingungen parallel der Achse der größten
oder kleinsten Elastizität a oder c stärker absorbiert werden : a > c
oder c>>a, wo dann bei der Vergleichung beider Bezeichnungen der
Charakter der Doppelbrechung berücksichtigt werden muß. Bei dem
optisch negativen Turmalin z. B. werden die ordentlichen Schwingungen
fast ganz absorbiert, die außerordentlichen sehr wenig. Hier ist das
Schema der Absorption : 0 >» -B oder c > a oder auch w > c (215. 220).
FleoahToismiu. 33g
3. ZweicKhsigeKrystalie. Bei ^tcetacA^enKrjstallenverh&Jt sich jede
Platte II mit einem Hauptschnitt mnt. mut. wie eine Platte eines ein-
achsigen Krystalls |1 der Achse. Ist die Platte || dem Hanptschnitt XO^,
so gibt das Dichroskop die den Schwingungen || OX und OZ entsprechen-
den Farben a und c ; ebenso Platten || den beiden anderen Haaptscbnitten
ZOY and YQX die den Schwingungen || OZ und OY, reap. OY und
OX entsprechenden Farben c and b, resp. 6 und a. Aus den drei
Platten erhält man also die drei Acbsenrarben doppelt; schon zwei
Platten liefern alle drei Farben und auch sie noch eine zum zweiten
Male. Blickt man ohne Dichrolupe durch die erste Platte, also in
der Sichtung der EUastizitätsachse OY, so siebt man eine Mischfarbe
iß aus a and c; die zweite Platte gibt eine Mischfarbe 81 aus b nnd c
und die dritte eine Mischfarbe K ans q und 6 ; 3, SB und E sind die
drei Flächenfarhen des Erystalls. Das Schema in Fig. 359 gibt deren
Anordnung nnd ihren Zusammenhang mit den drei
Achsenfarben a, b, c Die Verhältnisse des Pleochroismns
zweiachsiger ErTstalle werden meist durch die drei
Achsenfarben <i, b, c angegeben. Für den Cordierit gilt
z. B. das Schema: a graulich gelb, t> hellblau, c dunkel-
blau. Auch bei zweiachsigen Erystallen läßt sich zu-
weilen mit Bestimmtheit angeben, welche Achsenfarbe -p. „»
am stärksten nnd welche am schwächsten absorbiert
wird. Man drfickt dies ebenso ans, wie bei den einachsigen.
Für den Cordierit besteht z. B. das Absorptionsschema: c > b >■ a,
d. h. die Schwingungen || OZ werden am stärksten nnd die || OX werden
am schwächsten absorbiert. In der Richtung der optischen Achsea
erblickt man in der Dichrolupe eine stets gleiche Färbung der beiden
Bilder 0 nnd e.
(Eudin^er, Fogg. Ann. 65, 184Ö, 1; Sitigsber. Wien. Akad. 13, 1864, 3 und 306;
Sitzgaber. bOhm. Oes. d. Wigsenach. 1846; V. t. iMag, SlUgsbet. Wien. Akad. 88;
HaUard, BaU. soc min. France VI, 1863, 46; Sinumont, Pogg. Ann. »I, 1854, 491.
Laipeyrea, ZeiWchr. f. Kryst IV, 1880, 444; Ram«ij ibid. Xm. 1888, ptg. 97,)
Eine andere, bes. für Uetne Kristalle zweckmäüige Beobacbtungamethode des
PleocbnuBmna iat die mittebt eines Mikroskop« mit drehbarem Tisch, an welchen
unter dem Objekttisch, nicht aber darüber, ein Micol eingeschaltet ist. Stellt mau
die eine Scbwingungsebene des Krystalls parallel dem Haaptschnitt de» Nicols, so
kommt nnr Licht ins Auge, welches sich durch Schwingnogen parallel mit dieser
Scbwingnngsrichtnng im Erjstall fortgepflanzt hat nnd welches daher im Ange den
Farbeneindmck hervorbringt, welcher diesen Schwingungen entapriebt. Den Farben-
eindmck, welcher Sebwingnngen nach der anderen Schwingnngsrichtimg des Erystalls
entspricht, erhält man, wenn man nun diese Scbwingungsricbtong dem Hanptschnitt
des Nicols parallel stellt Dreht man von der einen Stellung den Krjstall mit dem
ObjektCisch in die andere, so geht die eine Farbe ganz stetig dnrch allmäblicbe Ober-
gänge in die andere aber, welche nach einer Drehung tob 90° erreicht wird. Maa
erhält so die beiden Achsenfatben der Platte nicht nebeneinander, wie im Dichroakep,
sondern nacheinander. Diese Methode ist namentlich bei der Untersuchong von 6e-
22»
340 Phosphorescenz. Flnorescenz. Besondere Farbenerscheinnogen.
steinsdünnschliffen von Bedentnng. (Tschermak, Sitzgsber. Wien. Akad. 69 1868,
pag. 2.) Dies bernht darauf, daß nicht nnr die Existenz yon Dichroismns ein sicheres
nnd scharfes Mittel znr Erkennung von Doppelbrechung, also bis zu einem gewissen
Grad znr Beurteilung der Krystallisation ist, sondern daß der Pleochroismus auch
in seiner speziellen Art, d. h. in den dabei auftretenden Farben ein charakte-
ristisches Merkmal für viele Mineralien darstellt, die sich daran erkennen und von
anderen ähnlichen unterscheiden lassen.
263« PhosphoreBcenz* Flaoresceni« Manche Mineralien zeigen die Eigen-
schaft, daß sie während der Bestrahlung mit Licht selbstleuchtend werden nnd
eigenes Licht, aber von anderer Brechbarkeit aussenden. So sendet der grüne Fluß-
spat Yon Cumberland, besser gesagt, das in ihm yorhandene Pigment, ein schOn
blaues Licht aus. Er ist im hindurchgehenden Licht lebhaft grttn, im auffallenden
und reflektierten Licht dagegen schön blau. Nach dem Flußspat (Fluorit) hat man
diese Eigenschaft die Fluarescenz genannt. Sie ist an Mineralien selten zu be-
obachten; außer beim Flußspat z. B. noch bei dem Bernstein von Sizilien.
Verbreiteter ist die Phosphor escetiZj d. h. das Ausstrahlen eines eigenen Lichts
in der Dunkelheit bei gewöhnlicher oder doch bei einer wenig erhöhten, noch unter
der Glühhitze gelegenen Temperatur, welches durch yerschiedene Mittel hervor-
gebracht werden kann. Nach dem Bestrahlen mit Sonnenlicht phosphorescieren manche,
aber durchaus nicht alle Diamanten und senden im Dunkeln ein ziemlich intensives
Licht aus. Durch mechanische Eraftwirkungen wird diese Erscheinung vielfach
hervorgerufen, so z. B. durch Zerreißen von Glimmerplatten nach den Blätter-
brüchen, durch Eratzen mit einem harten Körper an Zinkblende, Dolomit, durch
Beiben mit Tuch, Holz etc. am Diamant. Sehr schön zeigt sich das Selbstlenchten
beim Schleifen und Schneiden harter Steinarten, z. B. von Achaten. Durch schwaches
Erwärmen wird das Phosphorescieren z. B. bei gewissen Varietäten von Flußspat
und Apatit hervorgerufen. Sie glühen bei einer gewissen Temperatur plötzlich auf
und werden bald wieder dunkel. Ähnliches Aufglühen zeigt auch z. B. der Gadolinit.
Bei allen diesen Mineralien läßt sich die Erscheinung des Aufglühens nur einmal
hervorbringen, aber zum zweitenmal an demselben Stück nicht wieder.
264« Besondere Farbenerschelnimgen« Manche Mineralien zeigen gewisse
besondere Farben- und Lichterscheinungen, die oft sehr charakteristisch sind.
Das Irisieren wird hervorgebracht durch dünne Luftlamellen, welche auf Spalten
und besonders in der Bichtung von Blätterbrüchen sich innerhalb der Mineralien be-
finden, und welche die grellen Farben der dünnen Plättchen, die sog. newtonianischen
Farben hervorbringen. An ihrem Vorhandensein in bestimmten Bichtungen kann
man ebenso wie am Perlmutterglanz Spaltungsflächen, auch wenn sie nicht tatsächlich
ausgebildet sind, vielfach leicht erkennen (Glimmer, Adular, Kalkspat etc.). Am
Quarz und anderen nicht spaltbaren Mineralien sieht man das Irisieren vielfach auf
unregelmäßigen Hissen, die dann nicht wie bei Blätterbrüchen eben, sondern krumm
sind. Auf ähnliche Weise zu erklären ist wohl auch der Farbenschiller des edlen
Opals, auf welchem dessen Verwendung als Edelstein beruht. Auf dem milchweißen,
seltener schwsurzen Hintergrund, den die Farbe des Minerals liefert, sieht man die
mehr oder weniger zahlreichen glänzenden Farbenflitter rot, grün, blau, gelb etc.
scharf hervortreten, und bemerkt, daß sie mit unregelmäßigen Bissen im Opal im
Zusammenhang stehen. (Behrens, Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. 64, 1874.)
Das Asterisie^-en y das besonders manche Glimmer zeigen, besteht darin,
daß man beim Durchsehen nach einer Lichtflamme einen regelmäßigen hellen
meist sechsstrahligen Stern erblickt. Er wird hervorgebracht durch zahlreich ein-
gelagerte, mikroskopisch kleine Stäbchen, welche alle in drei sich unter 60^ schnei-
Thermische Eigenschaften. WilrmeBtrahlnng' n. Wärmeleitang. 341
denden Richtungen orientiert sind, anf denen die Strahlen des Sterns senkrecht
stehen. Es ist eine Bengnngserscheinnng. Auch manche Sapphirkrystalle zeigen
beim Durchsehen senkrecht zur Basis (längs der Achse) einen solchen Stern, der
auch bei der Beflexion von Licht auf der Basis erscheint (Stemsapphir). Manche
fasrige Mineralien (Fasergips, Katzenauge eta) zeigen besonders auf rund geschliffe-
nen Flächen einen eigentümlichen milchigen Lichtschein^ welcher beim Drehen des
Minerals um die Faserrichtung über die krumme Fläche quer zur Faser hinwandert
(wogendes Licht).
In manchen farblosen Feldspaten (Adularen) sieht man nach gewissen bestimmten
Bichtungen ein bläulich-weißes, mondartiges wogendes Licht, das yon ausgedehnten
dünnen Hohlräumen herrührt, auf welchen die eingedrungenen Strahlen wieder nach
außen reflektiert werden. Die Erscheinung nennt man Ädularisieren ; die Adulare, die
sie zeigen, Mondstein. Eine ähnliche Ursache hat wohl auch die prächtige Farben-
erscheinung des auf gewissen (nicht auf allen) Krystallflächen, besonders auf der
Längsfläche in den glänzendsten grünen, blauen, roten etc. Tinten spielenden La-
bradorfeldspats {Labradorisieren oder Farbentoandlung). (Keusch, Pogg. Ann. Bd.
116, 118, 120. Viola, Zeitschr. f. Kryst. 34, 1901, 171. Vogelsang, Arch. nöerland.
Bd. III. 1868). Für den Hyperstben charakteristisch ist ein auf den deutlichsten
Spaltungsflächen herrortretender metallischer Schiller^ besonders von kupferroter
Farbe (Eosmann, N. Jahrb. Min. etc. 1869), der durch dünne metallisch glänzende, alle
parallel mit sich in der betreffenden Eichtung in den Erystallen eingelagerte Blättchen
eines noch nicht zweifellos bestimmten Minerals herrorgebracht wird (wahrscheinlich
Titaneisen); ähnlich beim Bronzit etc. Der rote Schiller des Ayanturinquarzes, des
sog. Sonnensteins (eines Feldspats) etc. beruht auf der Einlagerung von unterein-
ander mehr oder weniger yollständig parallelen dünnen Schüppchen Yon Eisenglanz
oder Goethit.
Thermische, elektrische nnd magnetische Eigenschaften.
265. Thennische Eigenschaften. Es handelt sich hier um die Wärmestrah-
lung, die Wärmeleitung nnd die Ausdehnung durch die Wärme, sowie um die durch
Temperatursteigerung bewirkte Änderung des Aggregatzustands. Für die drei erst-
genannten Äußerungen der Wärme herrscht vollkommene Übereinstimmung mit den
optischen Eigenschaften, was die Beziehungen zu den Erystallformen anbelangt.
266. Wärmestrahlnng. Die Mineralien verhalten sich in Bezug auf strahlende
Wärme ganz analog» wie gegen das Licht. Es gibt diathermane Mineralien, wie
das Steinsalz, welche wenig von den durchgehenden Wärmestrahlen absorbieren, und
athennane, wie der Alaun, welche wenig Wärmestrahlen hindurchlassen. In einem
Wärme durchlassenden, den durchsichtigen Körpern vergleichbaren Krystall ver-
halten sich gleiche Bichtungen stets in Beziehung auf die Wärmestrahlung ein-
ander gleich.
267. Wärmeleltnng. Die Mineralien sind teils gute, teils schlechte
Leiter der Wärme. Zu den besten Wärmeleitern gehören die metallischen
Mineralien, zu den schlechtesten gewisse organische Substanzen, wie
Bernstein. Je leichter ein Mineral die Wärme leitet, desto kälter fühlt
es sich in der Hand an, da es die Wärme derselben rasch in seiner
ganzen Masse verteilt; schlechte Wärmeleiter fühlen sich warm an,
da dnrch sie der Hand nur wenig Wärme entzogen wird. Es ist dies
ein znweilen ganz bequemes Mittel, um rasch Mineralsubstanzen im be-
842 Thermische Eigenschaften.
arbeiteten, polierten Zustande von ähnlich aussehendem Holz etc. zu
unterscheiden; das besser leitende Mineral fühlt sich kälter an, als
das Holz. Auch verschiedene Mineralien können auf diese Weise
unterschieden werden : Marmor fühlt sich kälter an als Gips, Diamant
kälter als eine Glasimitation. In krystallographisch gleichen Sich-
tungen ist auch die Wärmeleitung stets genau dieselbe.
Dies kann sehr leicht nach der Methode von S6narmont gezeigt werden. Eine
nicht zu dicke Erystallplatte ist mit einer dünneu Schicht Wachs bedeckt. Die Platte
wird von einem centralen Pnnkt ans erwärmt mittels eines langen gebogenen Drahts,
der an einem Ende dnrch ein in der Mitte der Erystallplatte befindliches Loch gesteckt
und am anderen Ende erhitzt wird. Von jenem Punkt wird die Erwftrmung in der
Platte nach allen Richtungen fortgeleitet, und zwar gleich, wenn die Leitungsfähig-
keit nach aUen Seiten die gleiche, ungleich, wenn dies nicht der Fall ist. Wird die
Erwärmung bis zum Schmelzen des Wachses fortgesetzt, so kann man an der Grenze
zwischen der geschmolzenen und nicht geschmolzenen Partie, welche auch nach dem
Erkalten an einem niederen Bingwall erkennbar bleibt, die Art der Wärmeleitung
konstatieren. Diese Grenze, die isothermische Linie, ist entweder ein Kreis, dann
wurde die Wärme offenbar nach allen Seiten gleich gut geleitet, oder sie ist eine
Ellipse, dann wird die Leitnngsfähigkeit durch die radii vectores derselben ange-
geben. (S6narmont, Pogg. Ann. Bd. 73, 74, 75, 1847. Die Modifikation dieser Me-
thode Yon Röntgen, Ztschr. f. Eryst. Bd. III. 1879 pag. 17. Pape, Wiedemanns Ann.
Bd. 1, 1877; vergl. auch Bäckström (bei Elektrizität) 1888.)
Danach findet man, daß Platten amorpher und regulär krystalli-
sierter Mineralien stets Kreise geben, sie leiten die Wärme nach
allen Raumrichtungen gleich gut. Einachsige Krystalle geben auf
Platten parallel der Basis ebenfalls stets Kreise; auf Platten parallel
mit der Achse entstehen aber Ellipsen, deren eine Achse in dem
Hauptschnitt des Krystalls liegt. Diese sind in der Richtung der Achse
verlängert oder verkürzt, je nachdem die Leitungsfähigkeit in der
Richtung der Achse größer oder kleiner ist, als senkrecht dazu.
Beim Quarz findet man bei den Ellipsen auf den Prismenflächen die
beiden Ellipsenachsen senkrecht und parallel der Hauptachse = 10 : 13,
and in diesem Verhältnis steht die Leitungsfahigkeit nach diesen
beiden Richtungen. In anders orientierten Platten und in Platten
optisch zweiachsiger Krystalle erhält man Ellipsen, deren Achsen stets
mit etwaigen Symmetrierichtungen in der Ebene der Platten zu-
sammenfallen. Die isothermische Fläche, bis zu der von einem er-
wärmten Punkt im Innern eines Krystalls am Ende der Zeiteinheit
dieselbe Temperatur vorgeschritten ist, ist somit bei isotropen Sub-
stanzen eine Kugel, bei einachsigen Krystallen ein Rotationsellipsoid,
dessen Achse mit der Hauptachse zusammenfällt, und bei zweiachsigen
Krystallen ein dreiachsiges Ellipsoid, überall ganz entsprechend den
optischen Elastizitätsflächen.
268. Ansdehnnng. Fast alle Mineralien dehnen sich in der
Wärme aus, aber die Größe der Ausdehnung, der AusdehnungS"
Aofidehnnng^ durch die Wärme. 343
koefftzient, ist nicht bei allen gleich groß. Es gibt einige Mineralien,
bei welchen in gewissen Richtungen sogar eine Kontraktion einüitt,
wenn die Temperatur steigt, z. B. beim Kalkspat in der Richtung der
Nefoenachsen.
Krystalle dehnen sich im allgemeinen nach verschiedenen Rich-
tungen verschieden, immer aber nach gleichen Richtungen gleich aus.
Dabei bleibt stets das KrysiaTlsystem dasselbe, tautojscmaie Flächen bleiben
tautoaoncU und alle Flächen behalten ihre rationalen Ausdrücke.
Bei amorphen Mineralien und regulären Krystallen ist die Aus-
dehnung nach allen Richtungen dieselbe, daher bleiben dieFlächenwinkel
regulärer Krystalle bei allen Temperaturen dieselben, und eine Kugel
aus einem solchen Mineral bleibt bei jeder Temperatur eine Kugel,
nur ist der Durchmesser jedesmal ein anderer.
Einige regalftre KrjstaUe seigen bei einer bestimmten Temperatur ein Maximum
der Dichtigkeit, ähnlich wie das Wasser bei 4® C, und dehnen 8i(^ Ton da ab bei
Temperatur-Erhöhung und -Erniedrigung aus, so z. B. Diamant bei — 42® C.
Bei einachsigen Krystallen ist die Ausdehnung in allen Richtungen
senkrecht zur Achse dieselbe und von der Ausdehnung in der Rich-
tung der letzteren verschieden, welche bald die größere, bald die
kleinere ist. Eine Kugel aus einem solchen Krystall wird bei ein«*
Temperatnrveränderung ein Rotationsellipsoid, dessen Drehachse der
Hauptachse des Krystalls parallel ist. An den Krystallen bleiben die
mit der Symmetrie derselben zusammenhängenden Winkel (Prismen-
winkel und Winkel der Basis gegen die Prismenfl&chen) für alle Tem-
peraturen stets dieselben, während sich die anderen mit der Temperatur
verändern, z. B. die Winkel der Quadratoktaeder etc. Damit ändert
sich dann auch das Achsenverhältnis a:c.
Dies wurde besonders beim Kalkspat beobachtet. In der Richtung der Haupt-
achse ist der Ausdehnungskoeffizient für 100^ C. ~ + 0,002626; in der Richtung
.der Nebenachsen = — 0^000310, d. h. senkrecht zur Achse zieht sich der Elalkspat
zwischen 0® und 100^ bei der Erwftrmung zusammen. Dabei wird jedes Bhomboeder
spitzer y und die Endkanten winkel derselben müssen also beim Erwärmen kleiner
werden. Für das Spaltungsrhomboeder üit dieser Winkel : =s lOo* 4' bei 1(F 0. und
1040 551^^^ bei 1000 c., also um 8V«' kleiner.
Bei zweiachsigen Krystalten beobachtet man drei aufunander
senkrechte Richtungen der größten, kleinsten und mittleren Au£h
dehnung (thermische Achsen). Bei rhombischen Krystallen fallen
dieselben mit den drei Erystallachsen zusammen. Bei monoklinen
Krystallen geht die eine derselben der Orthodiagonale parallel, und
die zwei anderen liegen irgendwo in der Symmetrieebene. Endlich
bd triklinen Krystallen findet eine Beziehung zwischen der Lage
dieser Achsen und der krystallographischen Begrenzung nicht mehr
statt Die thermischen Achsen liegen also stets symmetrisch zu den
-Symmetrieebenen der Krystalle, ebenso wie die optischen Elastizitäts-
344 Thermische Eigenschaften.
achsen, mit welchen sie aber im allgemeinen nicht zusammenfallen.
Eine aus einem solchen Krystall geschliffene Kugel wird bei einer
Temperaturänderung ein dreiachsiges Ellipsoid, und an einem Krystall
ändern sich alle Winkel, welche nicht = 90® sind, weil nur diese
letzteren mit der Symmetrie (dem Krystallsystem) notwendig zu-
sammenhängen. Das Gesetz der Winkelkonstanz gilt somit hier wie
bei den einachsigen Krystallen nur für eine bestimmte Temperatur.
Mit den Winkeln ändert sich auch das Verhältnis ungleicher Achsen :
a:b:c oder a : c, während gleiche Achsen, wie die drei im regulären
System und die Nebenachsen der hexagonalen und quadratischen
Krystalle, entsprechend den allgemeinen Symmetrieverhältnissen bei
allen Temperaturen einander gleich sein müssen.
Die Änderungen der Krystallwinkel und der Achsenverhältnisse
aibic finden bei stetigen Temperaturänderungen ebenfalls ganz stetig
statt. Dies ist für die Krystallographie von großer Bedeutung, da
es beweist, daß die Verhältnisse der Achsenlängen a:b: c. nicht rational
sein können (sofern sie nicht einander gleich sind: z. B. a:a:a).
Würden z. B. die drei Achsen a, 6, c eines rhombischen Krystalls sich
wie rationale Zahlen verhalten, so könnte dies nur für eine ganz
bestimmte Temperatur richtig sein. Bei einer geringen Änderung
derselben würde sich das Achsenverhältnis ändern und müßte dann
irrational werden, da die Änderung ganz stetig und nicht sprung-
weise von einem rationalen Verhältnis zum anderen stattfindet. Ebenso
ist es in allen anderen Fällen. Die Verhältnisse der Achsen der
Krystalle sind somit im allgemeinen irrational. Ebensowenig können
die Achsenlängen Wurzeln aus ganzen Zahlen sein, wie es firüher
Chr. S. Weiß angenommen hat.
(Mitscheriich, Pogg. Ann. Bd. 1 1824, pag. 125 und 10, 1827, pag. 137; F. E.
Neumann, ibid. Bd. 27, 1833 pag. 240; Fletcher, Ztschr. f. Kryst Bd. IV. 1880 und
Vm. 1884; Fizeau, Versch. SteUen der Comptes rendus, 1866, 1868 etc.; ferner Pogg.
Ann. Bd. 128, 137 etc.; Bäckström (bei Elektrizität) 1894.)
269. Ändernng des Aggregatznstandes. Die meisten Mine-
ralien ändern in höherer Temperatur ihren Aggregatzustand, indem
sie schmelzen oder sich verflüchtigen. Ihr Verhalten in dieser Be-
ziehung wird geprüft mittels einer gewöhnlichen Lötrohrflamme, und
alle Angaben hierüber beziehen sich auf die dadurch hervorgebrachte
Temperatur. So gilt z. B. der Quarz in der Mineralogie für un-
schmelzbar, weil er vor dem Lötrohr (v. d. L.) nicht schmilzt, während
er in dem Knallgasgebläse dies mit großer Leichtigkeit tut.
Die SchmeUbarkät schwankt bei den verschiedenen Substanzen
in weiten Grenzen. Sie ist ein charakteristisches Kennzeichen und
wichtig zur Unterscheidung und Erkennung der Mineralien. Es ist
daher, um dieselben in Bezug auf diese Eigenschaft miteinander ver-
^
1. Aniimanglanjg.
2. Nairölüh,
Ändening des Aggregatznstandes. 345
gleichen za können, von v. Köbell eine Schmelzbarkeitsskala anfgestellt
worden, analog der Mohsschen Härteskala, welche sechs je durch ein
typisches Mineral charakterisierte Grade mit von 1 bis 6 immer
schwieriger werdender Schmelzbarkeit enthält:
In gröberen resp. feineren Splittern schon am
Saume eines Kerzenlichts (ohne Lötrohrblasen)
schmelzend.
3. Almandin. Nicht mehr am Kerzenlicht, wie die vorigen, aber
leicht und auch in groben Splittern vor dem Lötrohr schmelzend.
4. Strahlstein (vom Zillertal). \ Vor dem Lötrohr in weniger feinen
5. Adular (vom St. Gotthard). / resp. feineren Splittern schmelzbar.
6. Bronzit (vor Kupferberg im Bayreuthschen etc.). Vor dem
Lötrohr nur in den feinsten Spitzen etwas abrundbar. Hier schließen
sich dann die (von dem Lötrohr) unschmelzbaren (Quarz etc.) an.
Man hat Splitter dieser Mineralien vorrätig und vergleicht sie
bei der Bestimmung mit ähnlichen der zu untersuchenden Probe, da
Form und Größe der Stücke die Schmelzbarkeit nicht unwesentlich
beeinflussen.
Auch die Temperatnr, bei welcher die Mineralien schmelzen, hat man genauer
zn bestimmen gesucht. Die höchsten Schmelzpunkte, die dabei ermittelt worden
sind, zeigen einige Silikate: Leucit 1310^; Meionit 1116®; Orthoklas 1175®; Albit
1110**; Strahlstein 1240**; Muscovit 1230** etc. Die mit verschiedenen Methoden er-
haltenen Zahlen weichen etwas voneinander ab. (Dölter, min. u. petr. Mittlgn.
Bd. 20, 1901, pag. 210 und Bd. 21, 1902, pag. 23.)
Schmelzbarkeit in der Knallgasflamme: Spezia, Atti R. Accad. Torino Bd. 22,
Febr. 1887.
Die Mineralien verhalten sich beim Erhitzen und Schmelzen oft
eigentümlich. Manche zerspringen oder zerknistem (dekrepitieren) in
kleine Stückchen oder in ein feines Pulver; manche schmelzen unter
Aufkochen (Zeolithe); manche blähen sich auf und bilden blumen-
kohlähnliche Massen, welche dann zuweilen nicht weiter schmelzbar
sind (Epidot) ; manche zeigen nach dem Erkalten ebene Begrenzungs-
flächen der Schmelzprobe (Pyromorphit) etc. Dies hängt z. T. mit
einem beim Erhitzen vor sich gehenden Substanzverlust zusammen
(siehe unten).
Bei diesen Versuchen werden die Stücke entweder in der Platin-
pincette oder im Platindraht oder auf Kohle erhitzt.
Viele Mineralien lassen sich verdampfen (sublimieren), sind flüchtig,
z. B. Steinsalz, und lassen auf der Kohle oder dem Platinblech keinen
Bückstand.
Manche Mineralien werden beim Schmelzen und Sublimieren nicht
wesentlich verändert und erstarren in der Kälte zu Massen, welche
den ursprünglichen durchaus gleich sind. Geschmolzener Augit er-
starrt wieder zu Augit, sublimiertes Steinsalz gibt wieder Steinsalz.
346 Elektrische Eigeaschaften.
Andere werden wesentlich verändert. In chemischer Beziehung besteht
diese Änderung vielfach darin, daß in der Hitze einzelne Bestandteile
weggehen, z. B. das Wasser der Zeolithe, der Schwefel mancher Schwefel-
metalle etc. Mineralien, welche sich in dieser Weise verhalten werdea,
teätoeise flüchtig genannt. Oder es treten Oxydationsprozesse ein, wie z. B,
beim Spateisenstein, FeCO^, welcher CO^ verliert und dessen FeO sich zu
Fe^O^^ oxydiert und dadurch magnetisch wird, u. a. mehr. Bei anderen
Mineralien gehen Umwandlungen in physikalischer Hinsicht vor sich.
Manche Erystalle erstarren nach dem Schmelzen ohne Substanzverlust
zu amorphen Massen, wie z. B. ßealgar, Granat, Yesuvian. Letztere
beide verlieren dabei bedeutend an spezifischem Gewicht, z. B. sinkt
das des Vesuvians von 3,4 vor, auf 2,9 nach dem Erstarren, und
außerdem wird die vorher von Säuren nicht angreifbare Substanz
nachher von solchen leicht zersetzt. Manche Mineralien erscheinen in
anderer Krystallform ; so erstarrt geschmolzene Hornblende ohne
Änderung der chemischen Zusammensetzung in der Krystallform des
Augits etc.
270. Elektrizität. PyroelektrizitSt. Die Mineralien sind teils
gute, teils schlechte Leiter der Elektrizität. Bei Krystallen sind stets
gleiche Sichtungen in Bezug auf die LeUungsfähigJceU für die Elek-
trizität einander gleich.
(Beijerinck, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil. Bd. XI 1898, pag. 403; Bäckström,
Öefvers. kongl. Vetensk. Akad. Stockholm Förh. 1888. pag. 633 und 1894, pag. 546.)
Man kann in den Mineralien durch verschiedene Einwirkungen
EleMrmtät erregen, so durch Reibung, wobei z. B. der Quarz +,
der Bernstein — wird; durch Druck, z. B. im Kalkspat, der schon
bei einer gelinden Pressung zwischen den Fingern stark -f* wird
(Piezoelektrizität); durch Lichtbestrahlung, z. B. im Flußspat (Photo-
elektrizität) ; durch Wärmebestrahlung, z. B. in Quarz (Aktinoelektri-
zität). Am wichtigsten ist aber die Erregung von Elektrizität in
Krystallen durch Temperaturänderung, die Ftfroelektrieüät (Thermoelek-
trizität Hankel). Bei konstanter, hoher oder niederer Temperatur sind
die hierher gehörigen Krystalle nicht elektrisch, werden es aber bei
jeder Erhöhung oder Erniedrigung derselben. Die Erregung ist der-
art, daß einzelne Stellen der Oberfläche, und zwar oft auf derselben
Krystallfläche in vielfachem Wechsel -f> andere — werden. Diejenigen
Stellen, welche bei der Temperaturerhöhung -f- sind, werden bei Er-
niedrigung — und umgekehrt. Man nennt solche Stellen analog, wdl
die Vorzeichen der Temperaturänderung und der dadurch erregten
Elektrizität dieselben sind. Die antilogen Stellen werden beim Er-
wärmen — , beim Erkalten + elektrisch oder umgekehrt. Die Be-
obachtungen werden meist mit erkaltenden Krystallen angestellt.
Pyroelektrizität. Thermoelektrizität. 347
Manche Mineralien verlieren beim Erwärmen über eine gewisse
Temperatur hinaus die elektrische EiTegbarkeit, z. B. Boracit über
265^, d. h. also genau von derselben Temperatur ab, bei welcher er
isotrop wird (257). Sehr merkwürdig ist auch die Erscheinung, daß
sich beim Abkühlen von 105^ — 110*^ ab die Pole des Boracits um-
kehren, d. h. daß die Pole, welche beim Abkühlen über dieser Tem-
peratur + sind, unter derselben — werden und umgekehrt.
Krystallographisch gleiche Richtungen und gleiche Stellen eines
Krystalls verhalten sich pyroelektrisch gleich in Bezug auf Vorzeichen
und Intensit&t der Erregung, und es scheint auch, als ob ungleiche
Stellen sich stets verschieden verhielten, so daß die Verteilung der
pyroelektrischen EiTegung genau nach der Symmetrie des betreffenden
Krystalls stattfände. Allerdings treten dabei vielfach Störungen auf,
welche mit der Oberflächenbeschaffenheit, mit Bruchstellen etc. zu-
sammenhängen. Wegen dieser genauen Übereinstimmung der Erystall-
form und der Pjrroelektrizität in Beziehung auf die Symmetrie kann
die letztere viel&ch mit Nutzen zur näheren Bestimmung der Erystalli-
sation gebraucht werden, wenn aus irgend einem Qrund die erstere
dazu nicht völlig hinreicht, besonders zur Erkennung von Hemiedrien.
Sind beide Enden einer Richtung in einem Krystall krystallo-
graphisch ungleich und infolgedessen am einen Ende andere Krystall-
flächen ausgebildet als am anderen, so beobachtet man häufig, daß
auch die Pyroelektrizität an beiden Enden einer solchen Richtung
verschieden ist, die Krystalle sind dann polar elektrisch. Dies ist
z. B. bei hemimorphen Krystallen längs der Achse des Hemimorphis-
mus der Fall, so bes. beim Turmalin und Kieselzinkerz; oder bei
hemiedrisch-geneigtflächigen Krystallen, z. B. bei dem tetraedrischen
Boracit, an dem jede zwei gegenüberliegende Würfelecken verbindende
Gerade an beiden Enden verschieden erregt wird, so daß die vier
Flächen des einen Tetraeders analog, die des anderen antilog sind.
Auch an Zwillingen, z. B. des Skolecits, beobachtet man eine ähnliche
Erscheinung.
(Riesa und G. £ose, Abhndlg. Berlin. Akad. phyB.-matb. Ol. 1843, pag. 59.
Hankel an vielen Stellen der Berichte der sächa. Akad. in Leipzig seit 1857, v.
Pogg. Ann.)
Eine sehr bequeme Methode, die Verteilung der Elektrizität auf der Oberfläche
einea durch Temperaturänderung oder sonstwie elektrisch erregten Krystalls sichtbar
zu machen, besteht darin, daß man diesen mit einem sehr feinen Pulver bestäubt, das
aus Schwefel und Mennige gemischt ist. Auf den -\- erregten SteUen der Oberfläche
werden dann die — erregten gelben Schwefelstäubchen, auf den — erregten Stellen
die dabei ihrerseits -{- gewordenen roten Mennigestäubcheu angesammelt. (Kuudt,
Ztschr. f. Kryst. Bd. VIII. 1884, pag. 530.) Turmalin zieht sogar kleine Papierstück-
chen an.
271. Thermoelektrizität. Auch die Thermoelektrizität, die Erregung eines
galvanischen Stroms durch Erwärmen der Bertthrungsstelle zweier leitender Minera-
348 Magnetische Eigenschaften.
lien, deren andere Enden durch eine metallische Leitnng verhnnden sind, ist von
einiger Bedeutung. So gibt es Schwefelkies- (auch Eobaltglanz-) Krystalle, welche
in der thermoelektrischen Spannungsreihe noch jenseits des Antimons, und andere,
welche noch jenseits des Wismuts stehen. G. Rose hat dieses Verhalten mit der
pyritoedrischen Hemiedrie dieser Mineralien in Zusammenhang zu bringen gesucht,
indem er die hemiedrischen Formen der auf der Seite des Sb stehenden positiven
Erystalle als die Formen der einen Stellung, die der anderen Kry stalle als die der
anderen Stellung, und solche Erystalle, welche an yerschiedenen Stellen -|- und —
sind, als Ergänzungszwillinge mit parallelen Hauptachsen auffaßte. Es gibt aber
auch holoedrische Körper von ähnlichem Verhalten, von denen verschiedene Stücke
im Kontakt miteinander einen thermoelektrischen Strom liefern können, z. B. metal-
lisches Kupfer, Bleiglanz etc., was mit der Beimischung geringer Mengen von Ver-
unreinigungen zusammen zu hängen scheint. (G. Böse, Pogg. Ann. 142, 13. 1871;
Schrauf und Dana, Sitzgsber. Wiener Akad. 69. 1874; Liebisch, Ann. d. Physik. 39.
Bd. 1890, pag. 390.)
272. Magnetismiis. Manche Mineralien sind magnetisch, indem
sie vom Magnet gezogen werden (retraUorisch) , wie Magneteisen,
Magnetkies, ein Teil des gediegenen Platins. Diese sind zuweilen
polar, an einem Ende — , am anderen -|-, meist aber wirken alle
Stellen ihrer Oberfläche in gleicher Weise auf beide Pole einer
Magnetnadel. Gewisse Varietäten, bes. angewitterte Stücke des Magnet-
eisens, sind sogar attraktorisch magnetisch und ziehen Eisenfeile an
sich (natürliche Magnete). Auch sie sind zuweilen polar. Die
genannten Mineralien zeigen starken Magnetismus, schwächere Grade,
durch feinere Hilfsmittel nachweisbar, lassen noch viele andere Mine-
ralien, bes. Fe- und Ni- haltige, erkennen. Manche an sich nicht
magnetische Mineralien und Gesteine sind durch Einmengung von
Magneteisen magnetisch. Im natürlichen Zustand unmagnetische
eisenhaltige Mineralien werden durch Glühen vielfach magnetisch, so
z. B. der Eisenspat Fe CO^, indem das Eisenkarbonat in Magneteisen
übergeht. Dies ist manchmal zur Erkennung und Unterscheidung von
anderen ähnlich aussehenden wichtig. Eisenhaltige Mineralien werden
von starken Elektromagneten angezogen, was zuweilen zur Trennung
in Mineralgemengen z. B. in Gesteinspulvern mit Vorteil benutzt
wird (vergl. Rosenbusch, Mikrosk. Physiographie, 3. Aufl. I, pag. 250,
1892).
(Greiss, Pogg. Ann. 98, 1856, pag. 478; Graüich nnd v. Lang, Sitzgsber. Wien.
Akad. Bd. 32, 1858, pag. 43; Plücker, Pogg. Ann. Bd. 72, 74, 1847).
IIL Abschnitt.
Mineralchemie.
Dieser Abschnitt nmfaßt mit dem folgenden die Darstellung der chemischen
Zasammensetzung der Mineralien nnd der chemischen Charakteristik derselben,
der Beziehungen zwischen chemischer Zusammensetzung und Erystallform, sowie der
Art und Weise, wie sie sich bilden und wie sie umgewandelt und zerstört werden,
endlich der sowohl an sich, als auch namentlich für die Beurteilung der Entstehung
besonders wichtigen Art und Weise des Vorkommens derselben in der Natur. Lite-
ratur siehe (3)D — G, besonders Brauns, Dölter, Rammeisberg, auch Oroth, Tabellen.
273. Zusammensetziiiig. Die Mineralien sind aus den chemischen
Elementen nach den Gesetzen aufgebaut, welche die Chemie ermittelt
hat. Diese Gesetze werden hier als bekannt vorausgesetzt Alle bis-
her aufgefundenen Elemente sind in Mineralien vertreten, es kommen
aber nicht alle Elemente isoliert (gediegen) und auch nicht alle mög-
lichen Verbindungen der Elemente als Mineralien in der Natur vor,
sondern nur solche, welche unter der Einwirkung der in der Erd-
kniste stets vor sich gehenden chemischen Prozesse nicht leicht Ver-
bindungen eingehen resp. zerstört werden.
Die Zusammensetzung der Mineralien wird durch eine Formel
ausgedrückt, welche zeigt, welche Elemente und wie viel Atome von
jedem in denselben vorhanden sind. Solche Formeln heißen empirische.
Konstitutionsformeln, welche angeben sollen, wie die Atome im Molekül
gelagert sind, beruhen bei vielen und namentlich bei den kompliziert
zusammengesetzten Mineralien auf willkürlichen und unsicheren An-
nahmen; von ihnen wird daher hier abgesehen. Dagegen werden zu-
weilen, wenn es zur Erreichung einer leichteren Übersicht und für
das Gedächtnis bequem erscheint, die sog. gruppierenden (dualistischen)
Formeln der älteren Chemie angewendet. So wird also z. B. ein
Mineral von der Zusammensetzung des Orthoklases geschiieben :
E^Al^Si^O^Q oder auch nach Bedürfnis: K^O . Äl^O.^ . 6SiO^.
274. Analyse. Die chemische Zusammensetzung eines Minerals
wird durch eine genaue quantitative Analyse ennittelt, deren Aus-
^
350 Mineralchemie.
fiihrung die Aufgabe der MineraJcheraie ist. Aus der Analyse wird
dann, unter Berücksichtigung der Verhältnisse des Isomorphismus
(283 flf.) etc., nach den Gesetzen der Stöchiometrie die Formel be-
rechnet. So ist die Formel für sehr viele Mineralien unzweifelhaft
festgestellt, bei anderen ist dies noch nicht gelungen. Das sind meist
solche Mineralien, welche entweder sehr kompliziert und aus vielen
schwierig trennbaren Elementen, von z. T. wenig bekannten Eigen-
schaften zusammengesetzt sind, oder welche sehr komplizierte isomorphe
Mischungen darstellen, oder welche nur in geringen Mengen zur Ver-
fügung stehen etc. Bei manchen Mineralien sind sogar alle diese
Schwierigkeiten gleichzeitig vorhanden.
Dabei ist immer voransgesetzt, daß die Analyse mit vollkommen reinem und
homogenem Material angestellt ist. Die Mineralien enthalten (180) vielfach fremde
Beimengungen (Unreinigkeiten) mechanisch eingeschlossen. Die Betrachtung anter
dem Mikroskop, wenn nötig im polarisirten Licht, eventuell im Dännschliff lehrt, ob
solche vorhanden sind oder nicht. Ist die Masse frei davon, so ist sie ohne weiteres
zur Analyse geeignet; wenn nicht, so muß man die Unreinigkeiten zu entfernt
sucheh. Sind diese größere Kömchen, oder sind sie nur an einzehien Stellen in dem
zu untersuchenden Mineral angehäuft, so kann man sie zuweilen unter der Lupe^
oder dem Mikroskop durch Auslesen des Unreinen mechanisch entfernen. Auch durch
Schlemmen des feinen Pulvers kann zuweilen eine mechanische Trennung bewirict
werden, wenn die zu trennenden Teilchen ein erheblich verschiedenes spezifisches
Gewidit haben, oder besser durch Behandeln des Pulvers mit Flüssigkeiten von ver-
Bchied^em spezifischen Gewicht (190) oder durch den Magnet (272). Leichter und voll-
ständiger geht diese Trennung zuweilen auf chemischem Wege vor sich, wenn das
SU untersuchende Mineral in Wajsner oder Säuren löslich ist, die Unreinigkeiten
nicht, oder wenn das Umgekehrte der FaU ist. Ist kein Mittel zur Trennung aue-
reichend» so ist die vorliegende Substanz zur Ermittelung der chemischen Zusammen-
setzung des in Frage stehenden Minerals ungeeignet. Oeringe Mengen von fremden
Beimengungen sind übrigens meist von keinem erheblichen Belang und können oft
vernachlässigt, eventueU auch bei der Ermittelung der Formel in Bechnung gestellt
werden (vergl. Sonnenstein von Tvedestrand (264)).
Die zur Berechnung von Analysen nötigen Atomgewichte sind am Sdilnsse
des allgemeinen Teiles nach den neuesten Bestimmungen in einer Tabelle zu-
sammengestellt.
Über den Wert und die Bedeutung der Mineralanalysen siehe u. A.: Dölter,
Mitthlgn. d. naturwissensch. Vereins f. Steiermark, Jahrg. 1877, pag. 1; Tscher mak.
Min. Mitthlgn. I, 1872, pag. 93.
275. Wassergehalt. Aus vielen Mineralien entweicht unter ge-
eigneten Umständen Wasser. Dies geschieht bei manchen schon bei
gewöhnlicher Temperatur (Laumontit) oder bei einer geringen Steige-
rung derselben (Vitriol, Gips) oder doch unter 300^ (Natrolith). Solches
Wasser wird in feuchter Luft oder beim Befeuchten der Substanz
häufig unter Herstellung des früheren Zustandes von dem entwässerten
Mineral wieder aufgenommen, das auch im entwässerten Zustand seine
ursprünglichen physikalischen Eigenschaften zum Teil beibehalten
Wassergehalt. 351
hatte. Es hat also keine völlige Zerstörung der arsprüngliclien Su1>*
stanz dadurch stattgefunden, daß das Wasser zeitweilig ans der Ver-
bindung austrat. Aus manchen Mineralien entweicht das Wasser aber
aueh erst bei sehr hoher Temperatur, welche jenseits der Glühhitze
Hegt, und das so ausgegebene Wasser wird in feuchter Luft nicht
wieder aufgenommen. Die ursprüngliche Substanz ist gänzlich zer*
stört und unfähig, durch Wasseraufnahme wieder in den früheren
Zustand überzugehen (z. B. Dioptas). Endlich gibt es solche Mine-
ralien, aus wekhen ein Teil des Wassers unter 300^ C, ein anderer
Teil erst bei Olühhitze entweicht, wie z. B. beim Desmin.
Man stellt sich vor, daß alles bei nicht zu hoher Temperatur
entweichende Wasser, namentlich wenn es nachher von dem ent-
wässerten Mineral wieder aufgenommen wird, als sog. KrystaUwasser
fertig gebildet in dem Mineral enthalten, dem Molekül desselben an-
gelagert und nur lose mit diesem verbunden ist. Als Krystallwasser
wird das Wasser namentlich auch dann angesprochen^ wenn es nach
der herrschf^nden Valenzlehre nicht gut in der Atomverbindung unter-
gebracht werden kann. Demzufolge schreibt man z. B. die Formel des
Natrolith: Nos^Al^Si^O^^ . 2H^0 oder . 203. Dagegen wäre das erst in
der Glühhitze entweichende Wasser, das man basisches Wasser^ auch
Hydratwasser oder EonstiitUionswasser nennt und das nicht wieder auf-
genommen wird, nicht als H^ 0 im Mineral fertig gebildet, sondern letz-
teres enthielte IZ, der eventuell durch Metalle ersetart werden könnte,
oder auch (HO); aus ihnen entstünde das Wasser erst beim Glühen
durch Zersetzung der Substanz und Aufnahme von O aus derselben.
Danach wäre Dioptas: H^CuSiO^ (nicht: CuSiO^ - H^O) und Desmin:
H^CaÄl^Si^Oi^ . 4H^0, hier also H neben H^O. In einzelnen Mine-
ralien ist auch eine kleine Menge Chlor oder Flu«»* durch Hydroxyl
ersetzt, das beim Glühen ebenfalls Eonstitutionswasser liefert. In-
dessen ist es keineswegs immer sicher festzustellen, ob man es mit
Krystallwasser oder mit Eonstitutionswasser zu tun hat. Besonders
IMht es oft unentschieden, ob das eine oder das andere vorliegt,
wenn ein Wasser abgebendes Mineral nach der Wertigkeit der in
ihm enthaltenen Elemente unter beiden Umständen eine Atomver-
bindung sein kann.
Durch diese Auffassung des beim Glühen entweichenden Wassers
ist die Formel mancher Mineralien klargelegt worden, welche, wie
Glimmer, Epidot, Turmalin etc., eine kleine Menge H^O beim Glühen
abgeben. Dieses war lange für spätere, infolge von beginnender Ver-
witterung hinzugetretene Beimengung gehalten worden (310), man muß
jetzt aber annehmen, daß oft die frischen Mineralien neben den Me-
tallen eine kleine Menge H enthalten, welche, zu den Metallen hinzu-
genommen, die Aufstellung einfacher und befriedigender Formeln er-
352 Mineralcbemie.
möglicht wie sie ohne diese Annahme nicht aufgestellt werden können
(vergl. übrigens (311)).
Das Entweichen des Wassers ans den Mineralien hat häufig die
Folge, daß die ursprünglich frische, glänzende, durchsichtige und kom-
pakte Masse matt, undurchsichtig, trübe, vielfach auch locker und
erdig wird. Wenn nur Krystallwasser entweicht, bleibt vielfach die
Krystallstiniktur und auch mehr oder weniger die Durchsichtigkeit
erhalten. Die neu entstandene wasserfreie oder wasserärmere Sub-
stanz hat aber natürlich andere Eigenschaften, namentlich optische,
als die ursprüngliche und gehört nicht selten einem anderen Erystall-
system an, wie man dies namentlich bei der Untersuchung der unter
dem Namen der Zeolithe bekannten wasserhaltigen Silikate be-
obachtet hat. Bei diesen kann das entwichene Krystallwasser auch
u. U. durch Alkohol, Schwefelkohlenstoff, Kohlensäui^e etc. ersetzt
werden.
(Laspeyres, Jonm. für prakt. Chemie. 1875; Mallard, Bull. soc. min. France
Bd. V, 1882, pag. 225; C. Klein, N. Jahrb. f. Min. etc. 1891, I, pag. 104; Rinne
Sitzgßber. Berlin. Akad. 1890, pag. 1163; N. Jahrb. f. Min. etc. 1897, II, pag. 28;
1899, I, pag. 1; G. Friedel, Bull. soc. franij. de min. Bd. 19, 18%, pag. 363; Bd.
21, 1898, pag. 6 und 86; Bd. 22, 1899, pag. 6; Penfield, American Joum. S.ser. Bd.
18, 1879; pag. 295 (Vertretung von (HO) u. F); Damour, Ann. de chimie et de
physique, 3. ser. Bd. 53.)
276« Chemische Charakteristik. Handelt es sich darum, die
chemische Zusammensetzung der Mineralien zu erforschen, so ist eine
mit den besten Hilfsmitteln der Chemie ausgeführte vollständige
quantitative Analyse unbedingt erforderlich. Chemische Verauche
sind aber auch von besonderem Wert und Vorteil, ja sie allein fühi-en
manchmal zum Ziel, wenn die Aufgabe gesteUt ist, ein Mineral zu
bestimmen, d. h. nachzuweisen, zu welcher der bekannten Spezies es
gehört. Unter diesen Umständen genügt in den weitaus meisten
Fällen (nicht in allen) eine qualitative Untersuchung. Ja gewöhnlich
ist es gar nicht nötig, diese vollständig durchzuführen ; es ist vielfach
schon ausreichend, einen oder den anderen besonders leicht bestimm-
baren oder vorzugsweise charakteristischen Bestandtheil des zu unter-
suchenden Minerals zu ermitteln oder eventuell auch die Abwesenheit
eines solchen zu konstatieren und diese Befunde unter Berücksichtigung
der äußeren Eigenschaften, der Krystallform, der physikalischen Be-
schaffenheit etc. mit der bekannten Zusammensetzung der in Betracht
kommenden Mineralien zu vergleichen.
Solche mehr oder weniger unvollständigen chemischen Versuche
zur Bestimmung der Mineralien unter Zuhilfenahme der krystallo-
graphischen und physikalischen Eigenschaften derselben werden die
chemische Charakteristik der Mineralien genannt Vielfach wird hierbei
Chemische Charakteristik. Verhalten yor dem Lötrohr. 353
der gewöhnliche nasse Weg eingeschlagen, noch häufiger ist aber die
Benutzung der trockenen Methoden, wobei es sieh vor allem um das
Verhalten der Mineralien vor dem L5trohr handelt. In neuerer Zeit
hat sich auch die unter manchen Umständen besonders vcHrteilhafte
mikrochemische Analyse Geltung verschafft. Selbstverständlich wird
man sich bei Erledigung einer vorli^enden Aufgabe dieser All; nicht
auf die eine oder andere dieser Methoden ausschliefilich beschränken,
sondern man wird sie nebeneinander benutzen, wenn es die Verhält-
nisse zweckmäßig erscheinen lassen. In sehr vielen Fällen kann man
sogar ohne chemische Proben mit den physikalischen Eigenschaften
und der Erystallform allein zum Ziele kommen.
Vergl. die Tabellen Ten Fuch»-Braiins, t. KobeU u, Weisbach, (3) F.
277. Yerkalteii vor dem Lötrohr. Bei der chemischen Charak-
teristik der Mineralien und bei deren Bestimmung überhaupt ist die
Verwendung des Lötrohrs besonders beliebt, denn die Prüfung der
Mineralien vor dem Lötrohr (v. d. L.) ist leicht auszufühi*en und bringt
rasch zum Ziele, auch genügen ganz geringe Mengen der Substanz
zur Untersuchung. Statt der Lötrohrflamme bedient man sich in
manchen Fällen bequemer der heißen und farblosen Flamme des
Bunsenbrenners, besonders wenn die Färbung der Flamme beobachtet
werden soll. Die hauptsächlichsten Operationen, die man mit dem
Lötrohr ausführt^ sind die folgenden : Erhitzen der Substanz im unten
geschlossenen Glasröhrchen (im Kolben) zur Ermittlung, ob etwas
Flüchtiges fortgeht, z. B.H^O aus Hydraten, oder ob die ganze Probe
verschwindet, z. B. gediegen Arsen (teilweise oder ganz flüchtig und
zwar bei Luftabschluß). Erhitzen in der beiderseits offenen Bohre,
welche Luft zutreten läßt, oder auf Platinblech, zur Prüfung des Ver-
haltens der Probe bei Einwirkung des Sauerstofiis; auch hier ist
manches Mineral ganz oder teilweise flüchtig. Hier wie im vorigen
Fall hat man den Geruch der fortgehenden Gase zu prüfen, welcher
zuweilen, z. B. für /S der Geruch der 50,, sehr charakteristisch ist,
und zu beobachten, ob sich im Böhrchen auf der Wand desselben ein
Beschlag absetzt (z. B. bei Arsenkies). In manchen Fällen ist es zweck-
mäßig, hierbei das feine Pulver des Minerals mit Soda zu mischen,
z. B. bei Nachweis von Hg, Auch die Erscheinung des Aufblähens,
Dekrepitierens (Zerknistems), des Farbenwechsels beim Erhitzen, des
Phosphoreszierens etc. muß hierbei beachtet werden. Femer wird der
Körper auf Kohle besonders in der Beduktionsflamme erhitzt, entweder
für sich, oder in feinem Pulver mit Soda zusammen. Auch hier wird die
vollkommene oder teilweise Flüchtigkeit der Substanz ermittelt, die
sich manchmal an einem mehr oder weniger dicken Rauch zu erkennen
gibt, zuweilen tritt auch hier ein charakteristischer Geruch auf, z. B.
Bauer, Mineralogie. 23
354 Mineralchemie.
der Knoblauchgeruch des Arsens. Wenn nötig, werden auf diese
Weise für gewisse anderweitige Versuche schädliche flüchtige Bestand-
teile wie 8, As etc. entfernt (Rösten, wenn die Erhitzung im Oxy-
dationsfeuer geschieht); sodann wird oft nach dem Erhitzen im Re-
duktionsfeuer ev. mit Soda die Entstehung von metallischen Körnchen,
z. B. von Pb, Cu etc. beobachtet, welche dann spezieller auf ihre
Natur geprüft werden müssen. Kömer von Pb, Cu, Ag etc., überhaupt
von regulären Metallen müssen sich auf dem Amboß in dünne Plättchen
aushämmern' lassen, da sie dehnbar sind. Gewisse Mineralien {Fe-
haltige) werden beim Erhitzen auf der Kohle magnetisch. Andere
nehmen beim Glühen mit Kobaltsolution eine charakteristische Färbung
an. Endlich wii*d oft die Bildung von für einzelne Elemente charak-
teristischen Beschlägen auf der Kohle beobachtet, welche sich aus dem
oben erwähnten Rauche absetzen und welche sich durch die in der
Hitze und nach dem Erkalten hervortretende Farbe und durch andere
Eigenschafben voneinander unterscheiden. Zuweilen werden diese
Beschläge auf Glasplatten aufgefangen, um sie mikroskopisch unter-
suchen zu können. Auch diese Beschläge werden zum Teil durch
Glühen mit Kobaltsolution charakt-eristisch gefärbt Die oxydierende
Wirkung der Flamme wird bei diesen Prozessen oft durch Zusatz
von etwas KNO^, die reduzierende durch Zusatz von etwas Sn zur
Probe verstärkt. Manche Mineralien oxydieren sich, in Pulverform
mit Salpeter gemischt, beim Erhitzen plötzlich unter Explosions-
erscheinungen (verpuffen), z. B. Molybdänglanz.
Das Erhitzen in der Platinzange geschieht hauptsächlich zur Er-
mittlung der Schmelzbarkeit des Minerals (269). Man verwendet dazu
kleine dünne und spitzige Splitter. Es ist hierbei zu beobachten, ob
die Probe unverändert schmilzt, ob sie trübe wird, die Farbe ändert,
sich aufbläht oder Blasen wirft, ob sie nach einiger Zeit des Schmelzens
unschmelzbar wird, ob sie nach dem Erkalten klar bleibt und wieder
in den früheren Zustand übergeht, oder ob und wie sie sich ändert etc.
Daneben erhält man zuweilen eine für gewisse Elemente, bes. B, P, Cu,
Alkalien, Erdalkalien etc., charakteristische Färbung der blauen Löt-
rohrflamme (bequemer in der Flamme des Bunsenbrenners) ev. nach
dem Eintauchen der Probe in HCl oder H^SO^. Die Erhitzung As-, Sb-,
Pb- etc. haltiger Mineralien darf nicht in der Platinzange vorgenommen
werden, da diese Elemente mit dem Pt sehr leicht zusammenschmelzen ;
bei solchen erhitzt man auf Kohle.
Zur Prüftmg auf Metalloxyde dient besonders das Schmelzen von
feinem Pulver der Substanz (bei den Schwefelmetallen nach dem
Rösten) mit Borax, wobei häufig die Perle eine charakteristische Fär-
bung annimmt. In der Öse eines Platindrahts wird eine Boraxperle
geschmolzen, von dem Pulver des Minerals eine geringe Menge zu-
Verhalten Tor dem Lötrohr.
356
gesetzt und wieder geschmolzen, Das Pulver 16st sich dabei im Borax
auf oder verhält sich darin irgendwie anders, was oft neben der dabei
entstehenden Farbe von Bedeutung ist. Man hat hier die Farbe in
der Oxydations- und Reduktionsflamme {0.11 und R.FI.) zu unter-
scheiden, die beide nicht selten verschieden sind. Die Phosphorsalz-
perle wird durch viele Metalle ebenfalls charakteristisch gefärbt. Auch
löst sie die Silikate in der Hitze unter Hinterlassung der SiO^ (Eiesel-
skelett). Freie Kieselsäure (Quarz etc.) mit Soda zusammengeschmolzen
erzeugt lebhaftes Aufbrausen durch Entweichen von CO^.
In der folgenden Tabelle ist das Hauptsächlichste über das che-
mische Verhalten der wichtigei*en Elemente vor dem Lötrohr zu-
sammengestellt, besonders mit Bezug auf das oben Erwähnte, doch
sind auch einige andere, ohne besondere Erläuterung verständliche
Reaktionen noch beigefügt. Die Tabelle genügt in den meisten Fällen
zur Ermittlung der Bestandteile der Mineralien, zuweilen stört aber
das Nebeneinandervorkommen mehrerer Elemente die Erscheinungen.
In diesem Fall muß eines der genannten diesem Gegenstand speziell
gewidmeten Werke nachgeschlagen werden. (Vergi. hesonders Plattner
und Scheerer. (3) F.).
Anm. : O.Fl. = Oxydations-, B.FI. = Bednktionsflamme. Bsch. = Beschlag.
h. = heiü ; k. = kalt.
Element
Erhitzen anf
Kohle in der
Bednktions-
flamme.
Flammen-
förhnng.
Färhnng der Borax-
perle.
Sonstige
resp.
Verhin-
0. Fl. (ev. Zvi'
Ä. Fl. (ev. Zu-
satz von Sn.)
Beaküonen.
dnng.
(iSi-MetaUe sind vorher
zu rösten.)
(Bemerkungen.)
8
Im Glasrohr heim
Schmelze mit So-
da in R.FI. färht
angefeuchtet
J^-Blech hrann
(Heparreaktion).
Bettichgemch,
graner metalli-
scher Beschlag.
Weißör Bsch. mit
rotem Band.
Erwärmen Wasser-
tropfen (vergl. 275).
S und /S-Metalle ffe-
ben verbrannt oder
geröstetSOrGeruch.
In offener Glasröhre
(80,)
8e
hlau in 0.J7.
Te
fiTÜn
. . ■ .
ein metAl1iflcher,wei-
ter oben ein roter
Beschlag.
In offener Glasröhre
I'iPM
blangrün nach
Befeuchten mit
ein weißer od. graner
Beschlag, der zu
farblosen Tropfen
schmilzt.
23*
856
Hineraldiemie.
Färbxmg der Borax-
peiie.
Element
Verbin-
Etrhitsen auf
Kohle in der
BednktionB-
ft&mine.
B{BtO,)
N
C
(CO,)
Si{SiO;)
TKTiO^)
Cl
Br
1
F
K
Na
Li
Ca
Ba
8r
Flammen-
ftrbong:.
0, Fl. (ev. Zu- Ä. n. (ev. Zn-
sats y. Kjro»).
eatz von 8n).
SelbLgrünnadi
ef enchten mit
S^SO^; kleine
Mengen nach
Schmelzen mit
CaFlt nnd
HKSO4,, bes.
in SiHkaten.
lasurblau
ins Pur-
purne
blaugrün
grün
Mg
violett (wenn
Na vorhanden
durch Eobalt-
glas gesehen.)-
gelb.
karminrot
(durch i\ra gelb-
rot),
gelbrot.
gelbl. grün,
purpurrot.
(S-lfotaUe siad voiker
SU rOstea.)
h, ^elb, k.
farbloB bis
weiß email-
artig, wenn
viel zuge-
setzt.
gelb bis
braun.
Sonstige
Reaktionen.
(Bemerkungen.)
VerpujQft mit C. Im
Kolben mit H^04,
rote Dämpfe.
Mit it-Lauge
Dämpfe, welche rotes
Lackmuspapier blau
fiirben etc.
Verpufft mit KNO^
(nicht Diamant).
Aufbrausen mit kal-
ter oder nur mit war-
mer-ETCi oderÄYÖ^.
In P-Salzperle Kie-
selskelett. Freie 8i0%
in Sodaperle unter
Aufbrausen löslich
zu klarer Perle.
P-Salzperle: R.FI,
h. gelb; k, violett
(bei Gegenw. von
Fe braunrot, durch
Zusatz vonSn-Staub
violett). 0.1?7. farb-
los. In Perle TtO^
KrystäUchen.
mit RKSO4, erhitzt
I-Dämpfe,dieStärke-
papier blau färben.
Mit HtS04, oder ge-
schmolzen mit
HKSO4. Dämpfe von
HF, welche Glas
ätzen und Femam-
bukpap. gelb färben.
Die Flamme even-
tuell im Spektro-
skop zu unter-
suchen.
Verhalten vor dem Lötrohr.
857
Element
lesp.
Verbin-
dimg.
AI
Mg
Cd
Zn
Fe
Mn
Co
'm
V
Cr
W
Mo
ü
Pb
Erhitzen auf
Kohle in der
Eednktions-
flamme.
Flammen«
fibrbimg.
nachBe-
fenchtea
blan I mit
hlaßiDt ( CoN^O^
nnd
Gltthen
(wenn das Mine-
neral farblos).
Bsch. rot-\
brann, wei-
ter von der
Probe entf.
a
orange,
B$ch, h.
gelb^
k, weiß,
nicht flttch- s
tiginO.-F7
magnetisch
dnrch Bildung t.
J'esOiCwennyiel
Fe Torhanden).
zn granem, mag-
net metikU. M
reduziert
Bick, in Wftrme
gelb, in Kälte
weiß, nahe der
Probe rot (^
O.FI.). In RFl.
wird der weiße
Beschlag dunkel.
Mit Soda ge-
schmolz, firanes
dehnbar. Metall-
kom. B9oA.geIb,
am Rande weiß.
Färbung der Boraz-
perle.
0. Fl. («▼. Zu-
Ä. ri. (ev. Zn-
satz von Sm),
(jS-Metalle sind Torher
zn rösten.)
Sonstige
Reaktionen.
(Bemerkungen.)
h. dunkel-
rot bis gelb,
k. dunk.fi;elb
bis farblos,
yiolett
blau.
h, violett, k.
rotbravn.
gelb bis
burbloa.
Jl gelbrot,
k. smaragdgrün.
flaschen-
grün.
blaßrot bis
farblos.
blau,
trübe grau.
A. bräunlich.
k, chrom-
grttn.
{
h. gelblich
iHraun, k,
opalartig
trübe.
h, braun bis
rot, k, gelbl.
grün.
undurch-
sieht, braun.
B9(^. durch Glühen
mit CoNtOt grün.
Mit Soda und Sal-
peter ffTüneSchmelze
auf Platinblech.
Mit Soda u. Salpeter
hellgelbe Schmelze
auf Platinblech.
P-Salzperle in 0,FL
gelbl., in R.Fl, h.
Sn, k. blau; bei
^enw.TonJP^ blut-
rot. Mit Soda ge-
schmolzen, in HCl
gelOtt uau mit Zn
erwärmt, schOn blaue
Flüssigkeit.
P-Sai^rle in B.FL
fiTün» Mit konz.
H^SOi erwärmt und
mit Weingeist ver-
setzt blaue Lösung.
P-Salzperle in O.FI.
gelb, K.FI. grün.
358
Mineralchemie.
lement
resp.
Verbm-
dnng.
Erhitzen auf
Kohle in der
Bednktions-
flamme.
Flammen-
färbnng.
Fftrbnng der Borax-
perle.
0. Fl. (ev. Zu- R, FL (ev. Zu-
satz V. ^IfOg). satK yon Sn).
(S-Metalle sind Torher
zn rösten.)
Sonstige
Beaktionen.
(Bemerkungen.)
Cu
Sg
Au
Sn
Ä8
Sb
m
rotes dehnbares
Metallkom (mit
Soda).
)dehn-
weüies I bares
gelbes |Metall-
; kom.
ßsch. weiß, nicht
flüchtig ; mitSoda
S'aues dehnbares
etallkom.
Enoblanch-
genich y weißer
Beschlafi" weit
von der Frobe.
ÄcÄ. weiß, flüch-
tig dicht weißer
Ranch.
Bsch.h.hiSLxairotj
k. gelb; sprödes
Metallkom.
fTün, mit HCl
efenchtetblaa.
h. grün,
k, blan.
hellblau.
blaß grünlich-
blan.
nndnrch-
sicht.brann-
rot.
Mit Soda im Glas-
rohr JET^Tropfen.
Back, durch Glühen
mit CoNiO^ blan.
278. Mikrochemische Analyse. Die mikrocliemische Analyse
beruht darauf, daß die Niederschläge, die bei der Vereinigung mancher
Lösungen entstehen, nicht selten aus deutlichen, mehr oder weniger
scharf begrenzten Krystallen bestehen. Diese sind charakteristisch
für die Substanz des Niederschlags; letztere kann daran erkannt
werden, und hieraus läßt sich dann weiterhin, unter Berücksichtigung
des angewandten Reagens, auf die Gegenwart dieses oder jenes Ele-
ments in dem zu untersuchenden Minerale schließen. Man setzt bei
einer solchen Untersuchung meist einen Tropfen des in irgend einer
geeigneten Weise in Lösung gebrachten Minerals auf einen Objekt-
träger, bringt daneben einen Tropfen des Reagens und vereinigt beide,
erforderlichenfalls in der Wärme. Bei manchen Reaktionen ist es
indessen vorzuziehen, ein Körnchen des Minerals oder des Reagens
je in einen Tropfen der Lösung des anderen hineinzulegen. Man be-
obachtet nun den eventuell entstehenden Niederschlag. Da die
ErystäUchen, die ihn zusammensetzen, sehr klein sind, so muß dies unter
dem Mikroskop (u. d. M.) geschehen und zwar am besten unter einem
solchen mit Polarisationsvorrichtung und drehbarem Objekttisch, damit
neben der äußeren Form und der Farbe auch die optische Beschaffen-
heit (einfache oder doppelte Lichtbrechung, Polarisationsfarben, Aus-
löschungsschiefe, Dichroismus etc.) ermittelt werden kann. Hat man
z. B. eine kalihaltige Lösung und bringt dazu einen Tropfen einer
Mikrochemische Analyse. 359
Platinchloridlösnng, so entstehen scharf begrenzte isotrope, also regu-
läre Eryställchen (Oktaeder, Würfel und Kombinationen beider) von
gelber Farbe, die für das Kalium charakteristisch sind. Ebenso kann
es natürlich auch umgekehrt zur Entdeckung von Platin führen, wenn
man bei Zusatz einer kalihaltigen Lösung zu einer zu untersuchenden
dieselben Kryställchen erhält
Bei solchen mikrochemischen Beaktionen ist das Hauptgewicht
auf die Entstehung nicht zu kleiner, scharf begrenzter und dadurch
möglichst charakteristischer Kryställchen zu legen. Es müssen daher
in vielen Fällen andere Eeagentien verwendet werden, als bei der
gewöhnlichen im übrigen nicht wesentlich verschiedenen qualitativen
Analyse. Vor allem sind solche zu meiden, die zu schwer lösliche
Niederschläge hervorbringen. Diese, wie z. B. BaSO^ bei der Probe auf
Baryum oder Schwefelsäure, bilden unkrystallinische Pulver, die sich
von anderen derartigen Pulvern in keiner Weise bestimmt unter-
scheiden. Solche Niederschläge sind nur brauchbar, wenn sie eine
charakteristische Farbe haben oder beim Umkrystallisieren gröfiere
deutliche Krystalle bilden. Die Entstehung guter Krystalle wird
durch langsame Ausbildung befördert, daher nimmt man gerne mög-
lichst verdünnte Lösungen. Bei zu großer Konzentration erhält man
vielfach dendritische Gebilde, Wachstumsformen und andere unvoll-
kommene Krystallisationen, die keine zweifellose Entscheidung liefern,
da sie in zahlreichen Fällen in derselben Weise wiederkehren. Sehr
empfindlich können die mikrochemischen Reaktionen gemacht werden,
wenn man die Keagentien so wählt, daß die Krystalle des Nieder-
schlags ein recht großes Molekül besitzen, in welchem von dem
nachzuweisenden Element nur eine ganz kleine Menge enthalten
ist. So wird z. B. zur Erkennnung von Tonerde Caesiumsulfat be-
nutzt, das mit jener ziemlich schwer lösliche, farblose reguläre Okta-
ederchen von Caesiumalaun bildet Dieser besitzt das große Molekül :
Cs^SO^.Al^8^Q^^.24tH^O und enthält nur ca. 9%% Al^O^ oder ca.
5 % AI, Man kann so in einem Tropfen von 1 mg Gewicht noch
0,00035 mg AI nachweisen.
Wichtig ist es, daß die bei einer Reaktion entstehenden Kiystalle
nicht solchen gleichen, die unter anderen, ähnlichen Umständen
zu Stande kommen, so daß eine Verwechslung möglich ist Wenn
die Bildungsverhältnisse ganz verschieden sind, hat eine derartige
Übereinstimmung nichts zu bedeuten und ist unschädlich. So erhält
man bei manchen Beaktionen auf Arsen kleine farblose Oktaederchen
von-i^jOg, die von den soeben erwähnten Oktaederchen von Caesium-
alaun an sich ununterscheidbar sind. Aber die umstände, unter denen
beide entstehen, sind so durchaus abweichend, daß diese bei deren
Berücksichtigung doch nicht verwechselt werden können. Selbstver-
360
Mineiaichemie.
st&Bdlich wählt man die Reaktionen möglichst so, daß sie durch etwa
mitanwesende andere Elemente nicht gestört werden.
Die meisten mikrochemischen Methoden zeichnen sich durch ungemeine Schärfe
vnd Empfindlichkeit ans und erlamb^, Tiele Elemente, k. B. Natrium, auch bei An*
wesenh^t ganz kleiner Mengfen leichter nnd aich««r nacksaweisen, als irgend ein
anderes Verfahren. Schon ein einziges mikroskopisch kleines KiystftUchen kann
hierzu nnter Umständen ausreichen. Daher erfordern sie auch nur minimale Mengen
von Suhstanz, was bei der Dbtersuchung von Mineralien oft von großer Bedeutung
ist. Andererseits sind aber auch ganz besonders reine Reagratien zu verwenden.
Die Nützlichkeit der nikrochemischen Methode hat sich znerst bei der Unter-
suchung von (Gesteinen und deren Gemengteilen eigeben, wobei anfänglich Eiesel-
flußsäure als einziges Beagens nnd zugleich als Lösongsmittel benutzt wurde
(Boricky, Elemente einer neuen chemisch-mineralogischen Mineral- und Gesteinsnnter-
suchung. Prafc 1877). Allmählich hat sich aber das Verfahren erweitert nnd ver-
bessert (Streng, N. Jahrb. f. Min. etc. seit 1883, und andere), und man macht jetzt
Gebrauch von zahlreichen Beagentien. Leider haben sich für einzelne Elemente noch
keine passenden Beaktionen gefanden.
Im folgenden sollen einige der wichtigsten mikrochemischen Beaktionen auf die
yerbreitetsten Elemente mitgeteilt werden. Bei Vornahme derartiger Untersuchungen
hat man aber stets einen der zu diesem Zweck besonders verfaßten Leitfildeu zur
Hand zu nehmen, die gleichfalls in hohem Maße zur Ausbildung der mikrochemischen
Analyse beigetragen haben. (Haushofer, Mikrochemische Beaktionen 1885. Klement
et Benard, B^actions microchimiques k cristaux 1886. Behrens, Anleitung zur mikro-
chemischen Analyse, 2. Aufl. 1899 und für manche Zwecke von demselben Verfasser :
Mikrochemische Technik 1900; Huyße, Atlas zum Gebrauch bei der mikrochemischen
Analyse, anorg. Teil 1900.)
279. MikroeheMi«eke Seaktioaen auf etmelne Elemente« Die zu unter-
suchende Substanz ist im- allgemeinen in Lösung gedacht. Dann erhält man auf
einzelne Elemente folgende leicht auszuführende Beaktionen, die als Beispiele für
die erste Einführung in die mikrochemische Methode dienen können.
1. Kalium. Mit PtCl^ gelbe reguläre Erystalle von KiPtCU (siehe oben (278) und
Fig. A). Mit Kieselflußsäure farblose Würfel von Kieselflnorkalium ; (hierbei Benutzung
eines Objektträgers, der durch eine Schicht in der Wärme erhärteten Ganadabalsams
vor dem Angriff durch die Säure geschützt ist)
Fig. A.
(Nach B. Brauns.)
Fig. B.
2. Natrium, Ein Körnchen von essigsaurem Uranyl gibt in der natronhaltigen
essigsauren Lösung gelbe reguläre Tetraeder von essigsaurem Uranyl-Natrium (Fig. B
bei a); (bei b ist essigsaures Uranyl auskrystallisiert, das in Lösung gegangen
Mikrochemische Beaktionen aaf einzelne Elemente.
361
war). Noch empfindlicher ist die Beaküon anf Natrinm , wenn man der Lösong
noch essigsanre Magnesia zusetzt. Dann entstehen gelblichei fast farblose, durch-
sichtige rhomboedrische Krystalle von essigsaurem Üranyl-Natrinm-Magnesium
(NaC^H^Oi + TO. . C^HoO;) + (MgC^H^O^ + 2 ZJO« . C^H^O,) + 9 E^O. Mit Kiesel-
fiufis&nre hexagonale Krystalle von Eieselfinomatrinm, Na^SiF^.
3. CktkiHm, Mit H^SO^ sehr charakteristische fijrystalle und Erystallgmppeu
des monoklinen Gipses (Fig. C). Mit Kieselflnfisänre nicht sehr regelmäßige, aber
charakteristische XrystäUchen Ton Kieselfluorcalcinm, CaSiF^ . 2 HtO,
Fig. C.
(Nach R. Brauns.) Fig. D.
4. Magnesium, Ein Tropfen der LQsung wird mit Salmiak versetzt , Ida-
neben ein durch Ammoniak stark basischer Tropfen einer Natriumphosphatlösung
aufgetragen. Beide werden in der Wärme (über dem Wasserbade) vereinigt.
Dann entstehen rhombische Eryställchen yon phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia
(NH^ MgPOi,ßHiOj die durch ihre hemimorpfae Ausbildung sehr charakteristisch
sind. (Es ist dies^be Substanz wie das Mineral Struvit) (Fig. D).
5. Aluminium. Beaktion mit Caesiumsnlfat (siehe oben (278)).
Fig. E.
(Nach R. Brauns.)
Fig. F.
6. Baryum. Mit Ferrocyankalium in basischen oder neutraleoi L^Ssungen, gelbe
rhomboedrische Krystalle yon Ferrocyankalium-Baryum (FeCy^BaK^.SHiO),
7. Blei. Mit HCl rhombische Krystalle yon PhCky nicht selten stark verlängert
mit eigentümlichen Lücken an den Enden (Fig. E). Durch tJmkrystallisieren in warmem
Wasser (Lösen auf dem Wasserbad und Erkalten) bildet der anfänglich oft unregel-
mäßige Niedow^hlag bessere Krystalle.
8. Silber. Mit Ha käsiger Niederschlag von AgCl. Nach Auflösen in Ammo-
niak krystallisieren farblose durchsichtige Würfel etc. aus (Fig. F).
9. Kupfer. Mit großem Überschuß von Ammoniak und wenig Ferrocyankalium
ein gelber Niederschlag, oft deutliche rhombische Kryställchen von Ferrocyankupfer-
362 Mineralchemie.
ammoninm, der unter Abgabe yon Ammoniak und Übergang in Ferrocyanknpfer
allmählich rotbraun wird.
10. Chlor, Ph' oder A^-nitrat (vergl. Nr. 7 oder 8).
11. Schwefelsäure, CaCl^ (vergl. Nr. 3).
12. Fhosphorsäure. Jlf^S04-lÖ8nng (vergl. Nr. 4). Ist die Lösnng nicht basisch,
sondern saner, dann wendet man moljbdänsaures Ammoniak in Salpetersäure geltet
an und erhält, am besten in der Wärme, sehr kleine gelbe reguläre Eryställchen
(meist Granatoeder) Ton phosphormolybdänsanrem Ammoniak. (Beide Beaktionen
gibt auch die Ar8ensäure\ letztere liefert aber mit Silbemitrat einen rotbraunen,
erstere einen gelben Niederschlag.)
13. Kieselsäure (Silikate). Zersetzung, ev. in der Wärme, durch reine Flnfi-
säure in einem Platintiegel. Es entweicht Eieselflußsäure, die in einem an dem
Deckel des Tiegels (mit der Konvexseite nach unten) hängenden Wassertropfen auf-
gefangen wird. Dieser wird dann mit KCl versetzt und liefert farblose Wttrf eichen
(vergl. Nr. 1).
14. Fluor. Entsprechend veränderte Reaktion. Das Mineral wird, wenn er-
forderlich, unter Zusatz von Kieselsäure durch konzentrierte Schwefelsäure in der
Wärme zersetzt und weiter verfahren wie in Nr.. 13.
280. Terhalten gegen Lösungsmittel. Neben dem Verhalten
der Mineralien vor dem Lötrohr und den mikrochemischen Reaktionen
ist noch wichtig ihr Verhalten gegen Lösungsmittel.
Im Wasser sind wenige Mineralien vollkommen und leicht löslich,
wie Steinsalz, Sylvin, Carnallit. Letzterer ist sogar an feuchter Luft
zerfließlich und ebenso noch manche andere Mineralsubstanzen. Die
im Wasser leicht löslichen Mineralien haben einen meist starken, zu-
weilen charakteristischen Geschmack, der sie auf der Zunge rasch als
löslich, und an der Art des Geschmacks auch häufig in ihrer Sub-
stanz erkennen läßt Schwerer löslich, aber immer noch zu den am
leichtesten löslichen Mineralien gehörig, ist der Gips. Die meisten
anderen lösen sich sehr wenig, mit am wenigsten Quarz, Schwer-
spat etc., keines ist aber absolut unlöslich. Bei höherer Temperatur
lösen sich die Mineralien fast durchweg erheblich leichter, als in der
Kälte, doch gibt es auch Ausnahmen, z. B. Gips. Manche Mineralien
sind nur teilweise löslich; es kann aus ihnen ein löslicher Teil aus-
gezogen (ausgelaugt) werden, und ein unlöslicher Best bleibt zurück.
So wird z. B. aus Glauberit, Na^SO^ . CaSO^, nur Na^SO^ ausgezogen
und CaSO^^ bleibt ungelöst zurück. Aus vielen Silikaten wird durch
destilliertes Wasser eine kleine Menge von Alkalien leicht ausgezogen,
die dem Wasser eine alkalische Reaktion mitteilen. Manche Mine-
ralien werden erst nach dem Glühen vom Wasser erheblich angegriffen
und teilweise aufgelöst, wie z. B. der Alaunstein.
Das in der Erdkruste zirkulierende Wasser ist nie ganz rein, es
enthält, wenngleich nur in geringer Menge, 0, COg, ev. organische Sub-
stanzen, und verschiedene unorganische Verbindungen, welche aus den
die Erdkruste zusammensetzenden Mineralien ausgelaugt sind. Der-
Verhalten g^egen Lösung^smittel. 363
artiges Wasser ist das wichtigste Lösungsmittel, das auf die Mineralien
einwirkt. Durch die Gegenwart der genannten Substanzen wird vielfach
die wenigstens teilweise Lösung anderer Mineralstoffe vermittelt, welche
ohne sie nicht in Lösung gelangen würden (vergl. (309, 310)). So löst sich
CaCO^ in CO^-haltigem Wasser sehr viel leichter, und der Kalkspat
(Kalkstein) wird hauptsächlich durch solches in Lösung gebracht. Man
hat es bei diesen Vorgängen vielfach nicht mehr mit reinen Lösungs-
prozessen zu tun, sondern es liegen schon chemische Veränderungen
vor, die wir unten eingehender betrachten werden (310). Auf ihnen
beruht u. a. auch die Entstehung der natürlichen Ätzfiguren (200) und
das zerfressene Äu£ere mancher Krystalle, z. B. von Quarz, welche
zeigen, da£ auch die schwerstlöslichen Substanzen im Laufe der Zeiten
von diesen natürlichen schwachen Lösungsmitteln angegriffen werden.
Das Verhalten der Mineralien gegen Säuren ist häufig charak-
teristisch und kann zu ihrer Erkennung und Unterscheidung benützt
werden. Hauptsächlich ist es die Salzsäure (HCl) und die Salpeter-
säure (HNO^), welche man bei derartigen Untersuchungen anwendet
Manche Mineralien sind in diesen Säuren vollkommen löslich, so z. B.
manche Oxyde (Eisenglanz, Magneteisen etc.), manche Phosphate und
Arseniate etc. Andere werden bei der Behandlung mit Säuren zer-
setzt. Sie geben dabei zuweilen Gase ab, so die Karbonate (Kalk-
spat und andere) CO^j und brausen dann stark auf, manche allerdings
erst in der Wärme (Dolomit). Einige Schwefelverbindungen ent-
wickeln H^S bei der Behandlung mit -ffC7, z. B. der Antimonglanz;
manganoxyd- und -hyperoxydhaltige, z. B. Pyrolusit, Psilomelan etc.
liefern Chlorgas, das man dann, wie den Schwefelwasserstoff, an dem
Geruch erkennt. Viele Mineralien sind nur teilweise in den Säuren
löslich und hinterlassen einen festen Rückstand. So verhalten sich
namentlich gewisse Silikate, aus welchen die Gesamtheit der Basen
sich löst, während die Kieselsäure ungelöst bleibt oder ausgeschieden
wird. Diese bildet dabei entweder eine Gallerte, wie z. B. beim
Anorthit, Nephelin, Analcim etc., man sagt, diese Mineralien (Silikate)
gelatinieren mit Säuren; oder die Kieselsäure bildet ein schleimiges
Pulver wie beim Leucit, Natrolith etc. Auch aus Titanaten, Wolf-
ramiaten etc. wird durch HCl die Säure ausgeschieden, aber durch
einen Überschuß von HCl wieder aufgelöst. Die Schwefelverbindungen
werden in charakteristischer Weise besonders von Salpetersäure ange-
griffen, die meist die Metalle auflöst, während manchmal Schwefel als
feines Pulver ausgeschieden wird. Königswasser pflegt ähnlich zu wirken,
aber energischer. Manche Metalle werden überhaupt nur von Königs-
wasser angegriffen (Gold, Platin). Nicht selten gibt auch das Ver-
halten der Mineralien gegen HF, sowie manchmal auch gegen H^SO^
charakteristische Merkmale zur Erkennung. Die Mineralien werden
364 Mineralchemie.
bei diesen Versuchen meist als feine Pulver, die Säuren bald kon-
zentriert und bald verdünnt, bald kalt, bald warm angewendet.
In Alkalien losen sich einige Mineralien vollkommen, z. B. ßealgar ;
teilweise löslich ist darin eine Anzahl von Schwefelmetallen etc. Auch
einige Phosphate, Arseniate, Oxyde etc. sind ganz oder teilweise in
Alkalien löslich. Gar nicht oder doch nur sehr wenig von allen diesen
stärkeren Lösungsmitteln angegriffen werden viele Mineralien, wie
Diamant, Korund, Schwerspat, Quarz (dieser nur von HF), Topas,
Augit, Hornblende, Vesuvian, Epidot, Granat und manche andere Sili-
kate. Die drei letzgenannten werden aber nach dem starken Glühen
oder Schmelzen von HCl zersetzt.
281. Beziehung zwischen chemischer Zusammensetzung und
Krystallform. Zwischen beiden besteht ein inniger Zusammenhang.
Die Gesetzmäßigkeiten, die dabei herrschen, werden unter dem Namen
der chemischen Krystdlographie zusammengefaßt. Eine erste Beziehung
wurde schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts von Haüy ausgesprochen :
Jede chemisch bestimmt definierte, in ihrer Zusammensetzung durch
eine Formel ausdrückbare Substanz hat auch eine ganz bestimmte nur
ihr eigentümliche und daher für sie charakteristische Krystallform
oder besser gesagt Formenreihe (21), an der die Substanz ebensogut
erkannt werden kann, wie durch die Analyse.
Dabei kommen nur solche Formen in Betracht, die bei derselben Symmetrie
(loch yerschiedene Winkel zeigen können, wie quadratische und rhombische Oktaeder
Dihexaeder, Rhomboeder etc., nicht aber solche, die durch die Symmetrie allein auch
in ihren Winkelverh<niBsen fest bestimmt sind. Es ist also vor aUem abzusehen
von den Formen des regnl&ren j^stems, die bei gleichem Symbol in ihren Form- und
Winkelyerhältnissen völlig übereinstimmen, auch wenn die Körper chemisch durdiaiis
verschieden sind. Dies ist eine notwendige Folge der durch drei aufeinander senkrechte
gleiche Achsen darstellbaren Symmetrie und hat mit der Substanz gar nichts zu
tun. Aus Ähnlichen Gründen müssen auch die hexagonalen und quadratischen
Prismen und die von den drei Pinakolden begrenzte rhombische Form unberück-
sichtigt bleiben; auch sie kehren bei den verschiedenartigsten Substanzen ganz in
der gleichen Weise wieder.
Von dieser allgemeinen Gesetzmäßigkeit sind aber bald nach ihrer
Entdeckung durch Hafiy von E. Mitscherlich zwei (wirkliche oder
scheinbare) Ausnahmen aufgefunden worden, die man als Polymorphis-
mus oder fieteromorphismus und als Isomorphismus bezeichnet. Diese
Erscheinungen können vorläufig in Kürze so definiert werden, da£ es
Substanzen gibt, die bei chemischer Gleichheit doch verechiedene Krystall-
formen besitzen (Polymorphismus oder Heteromorphismus), und anderer-
seits solche, die trotz ihrer chemischen Verschiedenheit doch dieselbe
(oder doch nahezu dieselbe) Krystallform zeigen (Isomorphismus). Diese
beiden wichtigen Beziehungen, den Polymorphismus und den Isomor-
Polymorpliigmns. 365
phismns, haben wir nun im folgendien in ihren Einzelheiten näher
kennen zu lernen.
(Yer^l. Arznini, Braims, D(nter, Fock, Rammelsberg (3, D) ; auch Groth» Pogg.
Aon. Bd. 141, 1870, pag. 31 (Morpkotropte); Linck, Zeitachr. f. pbjs. Chemie, Bd. 19,
1896, pag. 19B, (Entropie).)
282. PolymorpUsmas. Der Fcigmarphismus (Polymorphie, Di-
morphismus, Heteromorphismus , bei Elementen AUotropie) besteht
darin, da£ eine bestimmte Substanz in zwei oder mehreren selbstän-
digen Formenreihen krystallisieren kann, die durch verschiedene
Flächenwinkel (Achsensysteme) charakterisiert und nicht aufeinander
zorückluhrbar sind und die zuweilen demselben Krystallsystem,
meist aber verschiedenen Systemen, angehören. Je nach der Anzahl
solcher verschiedener Fonnenreihen bei derselben Substanz sagt man,
die letztere sei dimorph, trimorph etc. Alle diese chemisch gleichen,
d. h. bei der Analyse dieselbe prozentische Zusammensetzung und daher
dieselbe empirische Formel ergebenden, aber krystallographisch ver-
schiedene, d. h. nicht nach den Gesetzen der Erystallographie auf
das nämliche Achsen System beziehbaren Körper heißen heteramarphe
Modifikationen der betreffenden Verbindung resp. des betreffenden
Elements. Nicht selten beobachtet man, daß die Erystallformen
heteromorpher Substanzen bei aller Verschiedenheit doch in gewissen
Zonen sehr nahestehende Winkel zeigen.
Beispiele: Die Yerbinduig' CaCO^ ist dimorph ; sie krystallisiert hezagonal (rhom-
boedrisch) als Kalkspat, rhombisch als Aragfonit. Kalkspat und Aragonit sind heteromorphe
Modifikationen des Calcinmkarbonats ; Kalkspat ist mit Ara^nit heteromorph nnd
umgekehrt. Der Kalkspat zeigt häufig hexagonale Prismen mit lanter Winkeln von
120^ Beim Aragonit kommen ähnliche Prismen ror, die eine Kombination eines
rhombischen Prismas mit der Längsfläche darstellen. Der Prismenwinkel ist == 116^ 10',
die Winkel zwischen einer Prismenfläche und der anliegenden Längsfläche = 121® 55*,
also in der Tat große Ähnlichkeit der Winkel in der Prismenzone bei beiden
Mineralien, aber nur in dieser einen Zone.
Trimorph ist die Titansäure, TiOt; sie bildet die heteromorphen Mineralien
Brookit, rhombisch, Bntil und Anatas beide quadratisch. Die zwei letzteren sind
aber trotz der Übereinstimmung in der Symmetrie doch krystaUographisch ganz yer-
schieden. Sie zeigen eine ganz Terschiedene Formenentwicklung (siehe die spezielle
Beschreibung des Butils und des Anatases) und ganz abweichende Achsenverhält-
nisse. Für den Rutil findet man : a : c = 1 : 0,644, für den Anatas : a : c = 1 : 1,777.
Diese wären identisch, wenn die beiden Werte für c in einem rationalen Verhältnis
zueinander stünden, aber man sieht leicht, daß der Quotient 1,777 : 0,644 einen irra-
tionalen Wert besitzt Es ist also unmöglieh, die Flächen des einen Minerals mit
rationalen Ableitungszahlen auf das Achsensystem des anderen zu beziehen.
Vom Schwefel sind mindestens sechs, vielleicht acht heteromorphe Modifikationen
bekannt, allerdings die meisten nur als Kunstprodukte.
Manche Substanzen, die in mehreren yerschieden krystallisierten heteromorphen
Modifikationen Torkommen, können außerdem auch amorph auftreten, so die Ver-
bindungen SiOif CaCOi etc.
366 Mineralcfaemie.
Eine bemerkenswerte Erscheinung ist es, daß stets die hetero-
morphen Modifikationen einer Substanz zum Teil sehr erheblich ver-
schiedene spezifische Gewichte und nicht selten auch mehr oder weniger
verschiedene sonstige physQcdlische und auch chemische Eigenschaffen be-
sitzen. Im Extrem ist dies beim Kohlenstoff der Fall Dieser ist als
äußerst harter (Ä =: 10), durchsichtiger, farbloser, demantglänzender
Diamant, dessen G. = 3,52, regulär und als äußerst weicher (Ä = 1), un-
durchsichtiger, schwarzer, metallisch glänzender Oraphit, dessen G. = 2,0,
hexagonal krystallisiert, beide mit ganz verschiedenen Blätterbrüchen,
verschiedenem Verhalten gegen Beagentien etc. Allerdings sind diese
Unterschiede in den allermeisten Fällen weitaus geringer, als beim
Kohlenstoff und beschränken sich häufig im wesentlichen auf das spe-
zifische Gewicht. Dieses zeigt z. B. auch bei den beiden quadra-
tischen Modifikationen der TiO^ erhebliche Unterschiede (siehe unten)
und beweist so gleichfalls, daß beide nicht identisch sein können. Das
verschiedene chemische Verhalten erweist sich u. a. zuweilen in der
Löslichkeit (SiO^ als rhombischer Tridymit ist leicht, als hexagonaler
Quarz schwer in der Kalilauge löslich) oder in der Verwitterbarkeit
(die Verbindung Äl^SiOf^ in dem triklinen Cyanit verwittert sehr
schwer, in dem damit heteromorphen rhombischen Andalusit sehr
leicht) etc.
Im folgenden ist eine Anzahl der wichtigsten unter den Mineralien vorkommen-
den Beispiele für Dimorphismus mit Angahe der spezifischen Gewichte aufzählt:
C. Eegulär: Diamant {(?.== 3,62); hexagonal: Graphit (ö. = 2,0).
SiOi, Hexagonal: Quarz {^ = 2,65); rhomhisch: Tridymit (ö. = 2,30).
TtOj. «-quadratisch : Rutil (G. = 4,3) ; rhomhisch : Brookit {Q-, = 4,1) ; /9-quadra-
tisch : Anatas (6r . = 3,9).
FeS^, Regulär: Schwefelkies (Ö. = 5,l); rhomhisch: Markasit, ((?. = 4,7).
CaCOs, Hexagonal-rhomhoedrisch : Kalkspat (6r. = 2,7); rhomhisch: Aragonit
(ff. = 2,9).
Die Entstehung dieser oder jener Modifikation einer Verbindung
oder eines Elements hängt natürlich ab von den Bildungsbedinguugen,
von der Temperatur und sonstigen Beschaffenheit des Mediums, in dem
die Erystalle zur Ausbildung gelangen. So entsteht aus kalten Lö-
sungen von CaCO.;^ Kalkspat, aus heißen Aragonit.
Heteromorphe Modifikationen derselben Substanz gehen zuweilen
durch molehdare ümlagertmg von selbst und ohne äußeres Zutun in-
einander über, so namentlich zahlreiche künstlich dargestellte Körper :
der durch Erstarrung aus dem Schmelzfluß erhaltene monokline Schwefel
verwandelt sich nach einiger Zeit in rhombischen etc. Nicht selten
geschieht dies unter Beibehaltung der alten Form; es entstehen da-
durch diejenigen Pseudomorphosen, die speziell als Paramorphosen be-
zeichnet werden (311).
Sehr häufig ist es möglich, eine Modifikation durch Einwirkung
Polymorphismus. Isomorphismus. 367
von anßen, namentlich durch Temperaturänderung in eine andere
Modifikation überzuführen. Dabei sind zwei Fälle denkbar:
1. Eine Modifikation läßt sich zwar durch Temperaturerhöhung
in die andere transformieren, aber der Vorgang ist nicht umgekehrbar
(monctrope Körper). Hierher gehört z. B. das rhombische CaCO^, der
Aragonit, der beim Erhitzen in das rhomboedrische Karbonat, den
Kalkspat, übergeht. Ebenso der Diamant, der sich beim Glühen in
Graphit verwandelt Es ist kein Mittel bekannt, um umgekehrt direkt
und in festem Zustande Kalkspat in Aragonit oder Graphit in Diamant
zu verwandeln, jedenfalls kann es nicht durch Temperaturänderung
bewirkt werden.
2. Die eine Modifikation geht beim Erhitzen in eine andere, um-
gekehrt die letztere bei der Abkühlung wieder in die erste über
(enantiotrope Körper). Hierher gehört der Leucit; er ist bei gewöhn-
licher Temperatur rhombisch in pseudoregulären Grenzformen, wird
aber bei Rotglut wirklich regulär und isotrop; beim Erkalten tritt
der alte Zustand wieder ein. Ganz ähnlich verhält sich der Boracit;
die Umwandlungstemperatur liegt hier bei 265® G. (257).
Die Ursache des Polymorphismus wird meist in der physikalischen, in -einzelnen
FäUen auch in der chemischen Isomerie der heteromorphen Modifikationen gesucht.
Im ersten Falle wären die chemischen Moleküle in den physikalischen (den Erystall-
molekülen) verschieden gelagert (physikalische Metamerie] oder es wäre in den letzteren,
die dann Terschieden groß sein müßten, eine yerschieden große Anzahl yon chemischen
Molekülen vorhanden (physikalische Polymerie"). Im anderen Falle wäre die Anord-
nung oder die Anzahl der Atome im chemischen Molekül verschieden (chemische
Metamerie und Polymerie}. Wenn so auch die prozentische Zusammensetzung und
die empirische Formel aller Modifikationen einer Substanz stets dieselbe ist, so können
sie unter diesen Umständen nicht mehr als chemisch vollkommen gleich betrachtet
werden, da ihnen eine verschiedene chemische Konstitution zugeschrieben werden
müßte. In diesem Sinne bliebe dann neben dem Polymorphismus das Haüysche Ge-
setz (281) doch noch in voller Allgemeinheit bestehen.
(Vgl. Arzruni, Brauns, Dölter, Fock, Rammelsberg (3, D) ; femer Otto Lehmann,
Molekularphysik; Schaum, die Arten der Isomerie, Diss. Marburg 1897; Schoenbeck,
Beiträge zur Kenntnis der polymorphen Körper, Diss. Marburg 1901.)
288. Isomorphismns. Äußerst wichtig ist die von Eilhard Mit-
scherlich 1819 entdeckte Gesetzmäßigkeit, die den Namen Isomorphismus
erhalten hat und die man auch Homöomorphismus nennt. Sie besteht
darin, daß sehr häufig chemisch verschiedene, aber analog gebaute
Mineralien in Formen krystallisieren, welche sich so nahe stehen, daß
die entsprechenden Flächenwinkel nur um ganz kleine Beträge von-
einander verschieden sind. Körper, welche diese Beziehung zeigen,
heißen isomorph (homöomorph). Eine Anzahl untereinander isomorpher
Körper nennt man eine isomorphe Beihe oder Gruppe; solche spielen im
Mineralreiche eine sehr große Rolle.
368 Isomorphismos.
Einige Beispiele solcher isomorpher Beihen oder Gruppen sind die folgenden:
Spinellgruppe (regulär): Spinell: MgAliOii Magneteiseu: FeFctO^; Ghromeisen-
stein: FeCr^Oi\ Zinkspinell: ZnAl^Oi,.
Steiraalzgntppe (regnlftr): Steinsalz: NaCl] Sylviu: KCl; Chlorsilber: AgCl;
Bromsilber: AgBr; Salmiak: NH4CI.
Bleiglanzgrtippe (regulär): Bleiglanz: FhS; Süberg^anz: ^^t^ n&d die ^t-
sprechenden Se- und Je-Yerbindnngen.
Kalkspatgruppe (rhomboedrisch) : Kalkspat: CaCOg, Bhomboederwinkel =
105^ 5' (E. K.); Talkspat: MgCOn, 107<» 24'; Eisenspat: -FcCO» 107<^ O; Man-
ganspat: MnCOt, 106« 61'; Zinkspat: ZnCOt, 107<^ 40'; Natrimsalpeter : NaNOg,
106« 30'.
Schwenpatgruppe (rhombisch): Schwerspat: BaS04, 110 : 110 — 101« 40',
011 : 011 = 74« 36'; Cölestin: SrSO^, 104« 10' und 76« 0'; Vitriolblei: FbSO^.
103« 43', 75« 36'.
Flagiokiasgruppe (triklin): Albit: iVag^^St^Oi«; 110 : 110 = 120« 47';
001 : 010 = 93« 36'; 110 : 001 = 114« 42'; Anorthit: CaAltSitOsi 120« 30»,
94« 10', 114« 7'.
Der Isomorphismus ist hier in einem weiten Umfang des Begriffs dargestellt,
wie es den Bedürfnissen der Mineralogie am besten zu entsprechen scheint. Vielfach
wird er Tiel enger aufgefaßt. Überhaupt befindet sich die Lehre vom Isomorphismus
zur Zeit in einem unfertigen Zustand und die Ansichten der verschiedenen Forscher
gehen in wichtigen Punkten weit auseinander. Es sei in dieser Hinsicht wieder verwiesen
auf die Werke von Arzruni, Brauns, Dölter, Fock, Bammelsberg etc. (3, D). Femer
Eilhard Hitscherlich, Klassiker derNaturw. Nr. 94; Betgers, Zeitschr. f. phys. Chemie
Bd. 4, 1889 bis 20, 1896 ; Fock, Krystallographisch-chemische Tabellen Leipzig 1890.
284. Chem. Yertaalten Isom. Korper. 1. Die chemische Analogie
isomorpher Substanzen besteht, wenn sie am vollkommensten ist, darin,
daß dieselben eine gleiche Anzahl gleicher oder gleichwertiger Atome
im Molekül enthalten, wobei in den meisten Fällen ein und dasselbe
Element (oder auch mehrere Elemente) in mehreren oder allen Gliedern
der betr. isomorphen Reihe wiederkehrt. Dies ist z. B. der Fall iiv der
Reihe des Schwerspats (283) ; alle Glieder enthalten 1 At. 8 und 4 At. 0,
also die Atomgruppe SO^ ; daneben ist im Schwerspat 1 At. Ba, im Cölestin
Sr, im Vitriolblei P6, ebenfalls je 1 Atom, welche alle zweiwertig sind. In
der Formel sowohl des Spinells als des Magneteisens ist O4 vorhanden ;
im ersteren ist das zweiwertige Mg entsprechend dem zweiwertigen
Fe, ebenso entsprechen sich die dreiwertigen Atome Äl und Fe, und
ähnlich verhalten sich je die anderen Glieder der Reihe. Sind auf
diese Weise in allen Gliedern einer isomorphen Reihe gleich viele
gleiche, beziehungsweise gleichwertige Atome, so kann man alle diese
Glieder durch eine gemeinsame Formel mit einem oder mehreren all-
gemeinen Zeichen angeben, welche letztere sich dann der Reihe nach
durch die in den einzelnen Verbindungen vorhandenen speziellen Ele-
mente ersetzen lassen. So haben die Glieder der Schwerspatreihe die
allgemeine Formel li" SO^, wo R^^ = Ba, Sr, Fb. Für die Glieder
der Spinellgruppe ist diese: jJf" R^^\0^, wo Jlf" = Mg, Fe, Zn;
E^ = AI, Fe, Cr.
Chemisches Verhalten isomorpher Körper. 359
2. Geringere Übereinstimmang zeigen schon die zwei isomorphen
Mineralien: Kalkspat CaCO^ und Natronsalpeter ^a^Og. Hier ent-
halten zwar ebenfalls noch beide Moleküle gleich viele Atome, sie sind
atomistisch gleichartig, die entsprechenden Atome sind jedoch nicht
mehr alle gleichwertig. Das einwertige Na entspricht hier dem zwei-
wertigen Ca und ebenso entsprechen sich die verschiedenwertigen C
und Nj aber die Wertigkeit von Ca-^C ist dieselbe wie die von
Na-\-N. Ähnlich ist es in der Plagioklasgruppe, wo die chemische
Analogie erst deutlich hervortritt, wenn man die Formel des Anorthits
verdoppelt, oder die des Albits halbiert. Tut man das letztere und
schreibt :
Albit: NaAlSiSi^Os; Anorthit: CaAlAlSi^O^,
so sind sie beide atomistisch gleichartig, aber es entsprechen sich die
verschiedenwertigen Atome Na und Ca, sowie Si und AI, wobei
Na-^Si und Ca-^AJ gleich viele Wertigkeiten entsprechen. Alles
übrige, (AlSi^O^), ist in beiden Formeln gleich.
3. Endlich kann auch die Zahl der Atome in den verschiedenen
Gliedern einer Eeihe verschieden sein ; dann ist aber stets eine Anzahl
von Atomen (eine Atomgruppe) in der einen Verbindung mit einem
ihr entsprechenden einzigen Atom (oder einer Atomgruppe) in der
anderen Verbindung gleichwertig. So ist es z. B. beim Sylvin: KCl
und Salmiak: NH^Cl, wo K der ebenfalls einwertigen Gruppe NH^
entspricht, die man auch als Am bezeichnet, worauf dann die Formel
des Salmiaks, AmCl auch äußerlich mit der des Sylvins, KCl über-
einstimmt. Ähnlich beim Bleiglanz: PhS und Silberglanz: Ag^S, wo
die zwei einwertigen Ag-kiom^ dem zweiwertigen Ph entsprechen.
Andere Beziehungen zwischen den Gliedern isomorpher Seihen
als die drei hier genannten sind in chemischer Beziehung bisher noch
nicht beobachtet.
Aus chemischer Analogie aUein darf man nicht anf Isomorphismus schlieOen.
So ist Miifit quadratisch, Fe^Ot rhomboedrisch in ganz abweichenden Formen; ebenso
ist FeSO^ .1 HiO und MgSO^, .1 H%0 ganz y erschieden krystallisiert etc. Manch-
mal liegt in solchen F&Uen Isodimorphie (287) Tor.
Die Elemente, welche in den Formeln der isomorphen Mineralien einer Beihe
für die aUgemeinen Zeichen gesetzt werden können, wie z. B. J3a, Sr, Ph in der
Schwerspatreihe etc., nennt man isomorphe Elemente, ohne damit aussprechen zu
wollen, daß sie im chemisch reinen Zustand gleich krystallisieren. Elemente, welche
in einer Keihe isomorph sind, sind es in anderen Beihen nicht immer; so ist in der
Ealkspatreihe (283) Ca mit Mg^ Fe^ Mn, Zn isomorph, nicht aber mit JBa, fifr, P&,
während in der Aragonitreihe (287) Ca mit Ba^ Sr, Ph isomorph ist, nicht aber auch mit
Mg, Mfij Fe, Zn. Dieser sog. Isomorphismus der Elemente bezieht sich also immer
nur auf eine bestimmte Reihe. Uebrigens sind vielfach Elemente auch wirklich
isomorph, so Au, Ag, Pt, Cu etc.; sodami Bi, 8h, As, etc.
285. Krystallographisehes Verhalten isomorpher Korper.
Die Erystallfonnen isomorpher Mineralien sind nicht vollständig
Bauer, Mineralogie. 24
370 Isomorphismns.
identisch, sondern sie sind nur sehr ähnlich, indem einander ent-
sprechende gleichlieg^ende Flächen sich unter sehr nahe, aber nicht
vollkommen gleichen Winkeln schneiden. Die entsprechenden Rhombo-
ederendkantenwinkel in der rhomboedrischen Ealkspati*eihe schwanken
z. B. zwischen 105* 5' und 107* 40'; die entsprechenden Winkel der
Oktaeder der quadratischen Rutilreihe zwischen 123* 8' und 121* 40' etc.
Größere Unterschiede kommen selten vor, über 5* gehen dieselben
wohl kaum hinaus; häufig sinken sie auf wenige Minuten herab.
Nur bei regulären isomorphen Substanzen findet, wie wir schon oben
(281) gesehen haben, vollkommene Übereinstimmung aller Winkel
statt, die aber hier ihren Grund in der Symmetrie der regulären
Erystalle, nicht im Isomorphismus hat, denn auch nicht isomorphe
reguläre Ej*ystalle stimmen ja in ihren Winkeln völlig überein.
Eine Folge der Winkelähnlichkeit ist auch eine große Überein-
stimmung der Achsenverhältnisse isomorpher Körper; so ist z. B. für
die isomorphen rhombischen Mineralien:
Schwerspat : a:b:c = 0,8152 : 1 : 1,3136 ;
Cölestin : = 0,7789 : 1 : 1,2800 ;
Vitriolblei : = 0,7852 : 1 : 1,2894.
Die Krystalle der Glieder einer isomorphen Reihe gehören in den
meisten Fällen derselben Krystallklasse an. Es gibt indessen auch
zahlreiche Beispiele, wo sie in der Symmetrie nicht vollkommen über-
einstimmen. Manchmal sind sie verschiedenen Klassen desselben
Systems, zuweilen sogar verschiedenen Krystallsystemen zuzuweisen,
ohne daß die entsprechenden Winkel deshalb aufhören, sehr nahe und
innerhalb der überhaupt bei isomorphen Substanzen beobachteten
Grenzen miteinander übereinzustimmen.
Der Eisenglanz {Fe^O^) ist isomorph mit dem gleichfalls hexagonalen Titaneisen
{FeTiOt). Der erstere ist rhomboedrisch-hemiedrisch , das letztere rhomboedrisch-
tetartoedrisch; bei beiden ist die Hauptform ein Ehomboeder mit einem Endkanten-
winkel, der beim einen wie beim anderen nur um wenige Minuten von 86^ abweicht.
Der Ealifeldspat (Orthoklas), KiAliSi^Om^ hat dieselbe allgemeine Formel wie der
Natronfeldspat (Albit), Na2Al2Si^0i^f und sehr nahe dieselbe Krystallform , aber
ersterer ist monoklin, letzterer triklin. Die Formentwicklung ist in beiden Fällen
dieselbe, jedoch st^ht beim Orthoklas die Basis auf der Längsfläche genau senkrecht
(001 : 010 = 90« 0'), beim Albit ist dies nur nahezu der FaU (001 : 010 = eS«» .S6' resp.
86» 24'). Andere entsprechende Winkel sind : 110 : 110 = 118« 48' (0.) und 120« 47' (A.) ;
110 : 001 = 112n3' (0.) und 110« 50' resp. 114M2' (A.) etc.
Manche Krystallographen fassen den Begriff des Isomorphismus enger und be-
trachten nur solche Substanzen als isomorph, die in derselben Klasse oder doch we-
nigstens in demselben System krystallisieren. Zugehörigkeit zu verschiedenen Klassen
dieses Systems wird wohl ziemlich allgemein gestattet.
Übrigens gibt es auch Beispiele van ebenso vollkommener Winkelttberein-
stimmung bei Substanzen, welche wohl gar keine näheren Beziehungen zueinander
haben, wie z. B. Borax und Augit, bei denen die chemische Zusammensetzung gar
keine Analogien bietet, und die also auch nicht als isomorph anzusehen sind (Iso-
Krystallogr. und physikal. Verhalten iBom. KCrper. Isodimorphismns. 371
gonismnB). Dieses rein ftnßerliche Verhältnis besteht namentlich bei allen reg^ären
Substanzen» bei welchen daher die Benrteilnng der Frage, ob Isomorphismns vor-
liegt oder nicht, besondere Schwierigkeiten hat Hier müssen dann besonders die
isomorphen Mischnngen nnd Fortwachsnngen ins Auge gefaßt werden (288, 289).
Jedenfalls sieht man, daß Übereinstimmung der Krystallform allein nicht als Beweis
für Isomorphismns gelten kann, so wenig wie Übereinstimmung der chemischen
Formel allein.
286. Physika!. Yertaalten Isom. Korper. Vergleicht man die
physikalischen Eigenschaften isomorpher Mineralien, so findet man
auch in dieser Beziehung vielfach große Analogie. So sind besonders
die Blätterbrüche häufig dieselben, z. B. in der Ealkspatreihe, wo
durchweg den Flächen der obenerwähnten Rhomboeder mit Endkanten-
winkeln von 105^ 5' etc. vollkommene Spaltbarkeit entspricht Ebenso
finden sich in der Schwerspatreihe Blätterbräche parallel den Flächen
des Prismas, dessen Winkel oben angegeben sind, und eine weitere
Spaltbarkeit geht senkrecht zu den Prismenflächen. Aber die Blätter-
brftche sind nicht in allen Fällen in dieser Weise analog, so gehen
z. B. den Flächen des Granatoeders bei der Zinkblende vollkommene
Blätterbrüche parallel, bei der damit isomorphen Manganblende nicht.
Dagegen hat letzteres Mineral vollkommene hexaedrische Spaltbarkeit,
ersteres nicht. Wie Blätterbrüche verhalten sich auch Gleitflächen.
In Beziehung auf die optischen Verhältnisse zeigen die Glieder
der isomorphen Eeihen vielfach sehr große Übereinstimmung, häufig
ist dies auch weniger der Fall. So sind z. B. alle Mineralien der
Kalkspatreihe negativ und sehr stark doppeltbrechend. Bei allen
Mineralien der Schwerspatreihe liegen die Elastizitätsachsen q, 6, c
ganz gleich. Die kleine Diagonale des Spaltungsprismas (Krystall-
achse a) ist positive Mittellinie, Achsenebene ist die Ebene ac, bei
aDen ist Q<iv, nur der Achsenwinkel ist nicht bei allen derselbe.
In anderen Fällen ist die Übereinstimmung weniger groß. Beim
rhombischen Aragonit ist die Vertikalachse c die negative Mittellinie,
bc ist Achsenebene und Q<iv, Bei den damit isomorphen Witherit
und Weißbleierz ist noch c Mittellinie und negativ, aber ac ist Achsen-
ebene und ß > V. Bei den isomorphen triklinen Feldspäten Albit und
Anorthit liegen die entsprechenden Elastizitätsachsen sehr verschieden,
wie überhaupt isomorphe Erystalle des triklinen Systems in Bezug
auf ihre optischen Verhältnisse wenig Übereinstimmung zeigen.
287. Isodimorphismus. Wichtig sind die sogenannten isodi-
morphen Reihen, die gleichzeitig Isomorphismus und Dimorphismus
zeigen. Sie entstehen dadurch, daß eine Substanz dimorph ist und
daß sich an jede ihrer heteromorphen Modifikationen andere damit
isomorphe Substanzen anschließen. Ein bekanntes Beispiel dieser Art
ist die isodimorphe Reihe des CaCO^. Diese Verbindung ist dimorph
24*
372 Isomorphismus. •
und krystallisiert rhomboedrisch als Kalkspat, rhombisch als Aragonit.
An jede dieser beiden Modifikationen schließen sich einige andere,
je damit isomorphe Mineralien an, die isomorphe Reihe des Kalkspats
und die des Aragonits bildend, so daß man folgende isodimorphe
Gruppe erhält:
, Kalkspat \ damit isomorph: -SfflrCOg, Talkspat; -FcCOg» Eisen-
CaCO^.
dimorph.
spat; MnCO^j Manganspat; ZnCO^^ Zinkspat; NaNO^,
Natronsalpeter.
Aragonit] damit isomorph : JBaC/Og» Witherit; SrCO^j Stron-
tianit; PbCO^, Weißbleierz; KNO^, Kalisalpeter.
Eine andere isodimorphe Reihe ist die von uis^O^ und Sb^O^.
Jede Verbindung fiir sich ist dimorph, regulär und rhombisch (Sb^Of^),
resp. monoklin in sehr nahe übereinstimmenden Formen (As^O^). Je
die gleich krystallisierten sind isomorph.
regulär rhombisch (resp. monoklin)
heteromorph
Sftjög (dimorph) — Senarmontit
isomorph mit
As^Oq (dimorph) — Arsenblfite
Antimonbläte (rhombisch)
isomorph mit
Claudetit (monoklin)
heteromorph.
288. Isomorphe Fortwachsimg. Die chemische Ähnlichkeit
isomorpher Substanzen, welche in der Formel ihren Ausdruck findet,
tritt in einer anderen Erscheinung besonders klar hervor, welche
daher als wichtiges Kriterium des Isomorphismus anzusehen ist. Es
ist dies die Fähigkeit zusammen zu krystallisieren, oder mit anderen
Worten, isomorphe Fortwachsungen und isomorphe Mischungen zu bilden.
Bringt man einen Krystall in eine Lösung seiner eigenen Sub-
stanz, so wächst er darin fort, indem sich an seiner Oberfläche neue
Schichten derselben Substanz ablagern. Die Oberfläche behält so
stets wesentlich dieselbe Krystallform bei, und jede Fläche der neuen
Schicht ist der betreffenden der alten Oberfläche parallel. Ein kleines
Oktaeder von Alaun z. B. wächst in einer Alaunlösung fort, wobei
sich seine oktaedrische Gestalt nicht verändert.
Ganz analog verhält es sich, wenn man einen Krystall in die
Lösung einer mit ihm isomorphen Substanz hängt; er wächst in der-
selben fort wie in einer Lösung seiner eigenen Substanz. An seiner
Oberfläche lagern sich ebenfalls neue Schichten ab, und zwar nun der
isomorphen Substanz, so daß unter Umständen der alte Krystall voll-
ständig als Kern in der neugebildeten isomorphen Schale stecken
kann, wenn die Überwachsung über die ganze Oberfläche hin erfolgt
ist Dabei ist die Begrenzung der Schale krystallographisch ebenso
orientiert, wie die des Kerns. Allerdings können die entsprechenden
Isomorphe Fortw^chsung. Isomorphe Mischnng. 373
Flächen im allgemeinen nicht mehr bei beiden genau parallel sein,
weil ja die Winkel isomorpher Ejrystalle im allgemeinen nur sehr
ähnlich, nicht gleich sind. Meist sind einige Flächen und Kanten in
dem Kern und der Überwachsungskrnste genau parallel, und die an-
deren Flächen etc. machen in beiden kleine Winkel miteinander ; nur
bei regulären Substanzen ist die Oberfläche des Kerns mit derjenigen
der isomorphen Schale stets vollkommen parallel. Diese Erscheinung
nennt man die isomorphe Schichtung oder Fortwachsung, Sie kommt
im allgemeinen bei nicht isomorphen Substanzen nicht vor (siehe
unten), sie kann daher als ein Beweis für Isomorphismus aufgefaßt
werden z. B. beim Kalkspat und Natronsalpeter, Aragonit und Kali-
salpeter etc.
Ein bekanntes Beispiel ist die Überrindnng eines roten oktaedrischen Erystalls
von Chromalann in einer Lösung des durchsichtigen farblosen gewöhnlichen Alauns.
Das ursprüngliche Oktaeder yergröUert sich fortwährend. Der Erystall bleibt stets
oktaedrisch, und jede Fläche des Oktaeders des Kerns ist (weil die Krystalle regulär
sind) genau parallel der entsprechenden Fläche des Oktaeders der Binde.
Aber auch bei Krystallen natürlich vorkommender Mineralien findet man diese
isomorphe Fortwachsung, und solche durch Übereinanderwachsen isomorpher Sub-
stanzen entstendene Schichtkiystalle sind nicht selten. Häufig wiederholt sich sogar die
Schichtung öfters, so daß der ganze Erystall aus einer großen Anzahl dünner Lagen
aufgebaut erscheint, die sich dann, oft allerdings erst unter dem Mikroskop, und zwar
durch ihre etwas verschiedene Beschaffenheit mehr oder weniger deutlich voneinander
abheben. Hierauf beruht bei den Erystallen zahlreicher Mineralien die Zonarstruktur
(178), z. B. bei den Augiten, Feldspaten etc., die in den Gesteinen als Gemengteile
auftreten. Deutlich mit bloßem Auge sichtbare Beispiele natürlicher isomorpher
Fortwachsungen sind u. a. die folgenden: Talkspatkrystalle tragen einen parallel
orientierten Überzug von Ealkspat, tonerdereicher und eisenoxydreicher Epidot, Epidot
und Orthit, verschieden zusammengesetzte und gefärbte Tnrmaline etc. sind in
dieser Weise verbunden. Solche Übereianderwachsungen sind von besonderer Wichtig-
keit, weil bei ihnen die isomorphen Substanzen ungemischt nebeneinander liegen und
getrennt untersucht werden können.
(Eopp, Ber. d. deutsch ehem. Ges. Bd. 12, 1879, pag. 868.)
Diese Parallelverwachsung isomorpher Erystalle ist nicht zu verwechseln mit
der orientierten regelmäßigen Verwachsung nicht isomorpher Erystalle, wie Stauro-
lith und Cyanit, Rutil und Eisenglanz etc. (173), welche weder in ihrer Erystallform
noch in ihrer Zusammensetzung nähere Beziehungen zueinander erkennen lassen.
289. Isomorphe Mischungen. Befinden sich zwei (oder mehr)
isomorphe Substanzen, z. B. gewöhnlicher Alaun und Chromalaun
gleichzeitig in derselben Flüssigkeit gelöst und es scheiden sich aus
dieser Lösung Erystalle aus, so enthalten diese beide isomorphe Sub-
stanzen nebeneinander, z. B. die beiden Alaune, aber nicht etwa in
mechanischer Mengung, sondern die Erystalle sind yollkomtnen homogen
und die Vereinigung der isomorphen Substanzen hat schon im Molekül
stattgefunden. Solche von verschiedenen isomorphen Eörpem gleich-
zeitig gebildete Erystalle sind die isomorphen Mischungen, Diese
haben wieder dieselbe Eiystallform wie die Grundverbindungen, aus
374 IsomorpbiBmas.
denen sie gebildet sind (290). Etwas Ähnliches beobachtet man nicht,
wenn zwei nicht isomorphe Substanzen, z. B. NaCl nnd NaNO^ in
derselben Flüssigkeit gelöst sind. Es scheiden sich hier beim Erystalli-
sieren die Erystalle beider Substanzen ganz getrennt voneinander aus.
Die Mischung in der angedeuteten Weise kann also wie das parallele
Fortwachsen als ein Beweis ffir den Isomorphismus der betr. Sub-
stanzen gelten. Für manche isomorphe Substanzen ist die Möglich-
keit der Mischung ganz unbeschränkt : sie können in jedem beliebigen
Verhältnis zusammen krystallisieren, wie z. B. die Plagioklase (Albit
und Anorthit). In anderen Fällen hat die Mischbarkeit eine Orenze;
ein Erystall vermag nur höchstens gewisse, oft ganz geringe Mengen
einer isomorphen Substanz aufzunehmen. In dieser Weise verhalten
sich die beiden Rotgültigerze von der Zusammensetzung : Ag^ShS^ und
Ag^AßS^.
In chemischer Beziehung sind die isomorphen Mischungen dadurch
charakterisiert, daß sich die Grundverbindungen in sehr wechselnden
Verhältnissen vereinigen, so daß also in den verschiedenen Misch-
krystallen zweier isomorpher Substanzen die in ihnen vorhandenen
isomorphen Elemente in den verschiedensten relativen Mengen neben-
einander vorkommen können. Allerdings wird in manchen Fällen ein
bestimmtes Mischungsverhältnis besonders häufig, ja fast ausschließlich
angetroffen, z. B. beim Dolomit, wo in den Erystallen die beiden iso-
morphen Grundverbindungen CaCO^ und MgCO^ meist in einer gleichen
Zahl von Molekülen vorhanden sind (sog. Normaldolomit, CaCO^ -f-
MgCO^), Dieser wird daher auch oft als ein Doppelsalz von der konstanten
Zusammensetzung: CaMgC^O^ angesehen, dem dann bei einem anderen
Mischungsverhältnis noch Calcium- oder Magnesiumkarbonat bei-
gemischt sein müßte. Für diese beiden Karbonate wären dann, um
eine Übereinstimmung der Formeln herbeizufuhren, die Moleküle zu
verdoppeln: Ca^C^O^ (oder CaCaC^O^) und Mg^C^O^ (MgMgC^O^).
Das schwankende MischungsTerhältnis unterscheidet die isomorphen Mischnngen
von den Doppelsalzen, in welchen ebenfalls gleichzeitig mehrere Metalle nebeneinander
vorhanden nnd mit derselben Säure verbunden sind, z. B. K^SO^ . MgSO^ . ßS^O.
Hier sind aber K und Mg nicht isomorphe Elemente in einer Mischung, sondern sie
sind Teile einer konstanten Verbindung, eines Doppelsalzes, in welchem ihre Atome
immer und jederzeit im nämlichen Verhältnis 2 : 1 nebeneinander vorkommen.
Die Formel isomorpher Mischungen kann man in verschiedener
Weise ausdi'ücken. So schreibt man z. B. den Dolomit, der aus CaCO^
und MgCO^ gemischt ist: (Ca, Mg)CO^, oder, da die Mischung meist
zu gleich vielen Molekülen stattfindet: (^ Ca, ^ Mg) CO^, oder man
schreibt die allgemeine Formel: BCO^, B = Ca, Mg, oder: B =
i C'a+iJM^', oder 2B = Ca + Mg; oder man schreibt endlich aus-
führlich: CaCO^ -^ MgCO^, wobei etwaige andere Mischungsverhältnisse
unter der Form : | CaCO^ + | MgCO^ oder 2CaC0^ + MgCO^ an-
Isomorphe Mischangen. 375
gedeutet werden. Die Mischungsverhältnisse sind oft sehr kompliziert
und nicht durch einfache Zahlen auszudrScken, man gibt dann die
Mischung meist nur angenähert durch nahestehende kleinere Zahlen
an. Schematisch kann man sich eine solche isomorphe Mischung so
entstanden denken, daß für einen Teil eines darin vorhandenen Ele-
ments, also z. B. beim Dolomit für einen Teil des Ca, eine äquivalente
Menge des isomorphen Mg in die Verbindung CaCO^ eingetreten ist.
Die isomorphen Elemente einer Reihe vertreten sich also in den
Mischungen gegenseitig, man nennt sie daher auch vicariierende Ele-
mente oder Bestandteile.
Unter den Mineralien gibt es nur sehr wenige, die eine ganz be-
stimmte chemische Verbindung in voller Reinheit ohne jede isomorphe
Beimischung darstellen. Im Gegensatz dazu sind isomorphe Misch-
ungen äußerst verbreitet, und die Zusammensetzung vieler Krystalle
läßt sich nur mit ihrer Hilfe begreifen. So gibt es vollkommen homo-
gene rhomboedrisch krystallisierte Mineralien, welche CaO, MgO, FeO,
MnO und CO^ enthalten, und zwar in sehr komplizierten, von einem
Exemplar zum anderen schwankenden Mengenverhältnissen ; sie erweisen
sich als isomorphe Mischungen von CaCO^, MgCO^, FeCO^, MnCO^.
Die triklinen Feldspäte enthalten neben SiO^ und Al^O^ besonders
noch Na^O und CaO und zwar in sehr wechselnden Mengen; alle aber
lassen sich als isomorphe Mischungen von m Mol. Albit (Na^Al^Si^O^^)
und n Mol. Anorthit (CaÄl^Si^O^) auffassen. Ähnliche derartige
Mischungen sind die Turmaline, die Epidote, Skapolithe, Fahlerze;
kurz eine sehr große, ja die überwiegende Menge der Mineralien sind
in dieser Weise gemischt, und zwar nicht selten aus Grundverbin-
dungen, welche isoliert gar nicht bekannt sind, die man aber aus den
Mischungen berechnen kann, und deren Krystallform durch die der
Mischung selbst ebenfalls wenigstens annähernd gegeben ist (indirekter
oder versteckter Isomorphismus).
So ist z. B. der Fisanit ein monokliner Cti-haltiger Eisenvitriol, der als iso-
morphe Mischung : mFeSOi . 1 HiO+nOuS04, . 7 H^O zu betrachten ist. CuSOi . IH^O
ist isoliert nicht bekannt; es folgt ans der Existenz des Pisanits, daß es eine diesem
nnd dem Eisenvitriol selbst sehr nahe stehende Krystallform haben müßte.
Aus isomorphen Beimischungen erklärt sich auch der Umstand,
daß häufig in vollkommen homogenen und im mechanischen Sinne
reinen Mineralien, in denen das Mikroskop keine Spur von Beimengung
erkennen läßt, geringe Quantitäten von fremden „Verunreinigungen"
bei der Analyse sich finden. So gibt es kaum einen Kalkspat, der
nicht Spuren von Mg, d. h. eine Beimischung von MgCO^ zum CaCO^
enthielte; keinen Albit ohne etwas Ca und K^ keinen Anorthit ohne
Na, weil immer dem Albit etwas Anorthit und Orthoklas beigemischt
ist und umgekehrt etc.
376 Isomorphismus.
Von Manchen wird beim Isomorphismus das Hauptgewicht auf die Mischungen
gelegt und zwei Substanzen nur dann als isomorph anerkannt, wenn die physi-
kalischen (und krystallographischen) Eigenschaften ihrer Mischkryst^lle kontinuier-
liche Funktionen ihrer chemischen Zusammensetzung bilden d. h. den Mischungs-
verhältnissen proportional sind.
290. Krystallographisches und physikalisches Yerhalten yon
Mischkrystallen. Durch isomorphe Beimischung'en werden die Eigen-
schaften der Grundverbindungen mehr oder weniger stark verändert.
Dies geschieht im allgemeinen dem Mischungsverhältnis gemäß, so daß
die Eigenschaften des Mischkrystalls zwischen denen der Grundver-
bindungen liegen und zwar näher derjenigen, die in größerer Menge
vorhanden ist. Nicht selten sind sie dem Mischungsverhältnis genau
proportional, so daß sich aus ihm und den Eonstanten der Grundver-
bindungen die entsprechenden Eonstanten der Mischkrystalle be-
rechnen lassen. Im Gegensatz dazu liegen aber auch in einigen Fällen
die Eigenschaften der Mischkrystalle nicht zwischen, sondern völlig
außerhalb denen der Grundverbindungen.
Was die Krystallisation betrifft, so findet man nicht selten, daß
die isomorphen Mischungen nur sehr schwer Erystalle bilden, wenn
dies auch bei den Grundverbindungen für sich sehr leicht geschieht.
Die Formen der Mischkrystalle sind, wie wir gesehen haben, gleich
oder ähnlich denen der Grundverbindungen; entsprechende Winkel
sind innerhalb der bei isomorphen Substanzen überhaupt beobachteten
Differenzen einander und denen der Grundverbindungen gleich (285).
Meist liegen die Winkel der Mischungen zwischen den entsprechenden
Winkeln der Grundverbindungen, so ist z. B. der Winkel an der End-
kante eines Dolomitrhomboeders CaCO^ + ^9(^0^ = 106® 16', zwischen
den Winkeln beim Ealkspat CaCO^ (106® 6') und beim Talkspat
MgCOf^ (107® 24'). Manchmal ändern sich die Winkel der Mischungen
dem Mischungsverhältnis proportional, z. B. gerade in der Ealkspat-
reihe; der Endkanten winkel des Dolomitrhomboeders steht genau in
der Mitte zwischen denen des Kalkspats und des Talkspats, ent-
sprechend der Mischung beider in gleichen Verhältnissen. Manchmal
ändern sie sich regellos innerhalb der Werte bei den Grundverbin-
dungen, und manchmal allerdings liegen dieselben auch ganz außerhalb
der durch die entsprechenden Winkel der Grundverbindungen gegebenen
Grenzen. Letzteres ist u. a. bei dem Barytocoelestin der Fall, einer
isomorphen Mischung von Coelestin (ßrSO^ und Schwerspat (BaSO^),
wie aus der Vergleichung der Achsenverhältnisse hervorgeht Es ist :
beim Coelestin a:b:c = 0,7789 : 1 : 1,2800 ;
„ Barytocoelestin : = 0,7666 : 1 : 1,2534 ;
„ Schwerspat = 0,8162 : 1 : 1,3136.
Die physikalischen Verhältnisse der Mischkrystalle sind eben-
Krystallographisclies und physikalisches Verhalten Ton Mischkrystallen. 377
falls häufig innerhalb der bei der Betrachtung der physikalischen
Eigenschaften isomorpher Körper überhaupt gefundenen Grenzen
(286) einander gleich. Die Blätterbrüche stimmen häufig mit
denen der Grundverbindungen überein, z. B. in der Kalkspatreihe.
Die optischen Verhältnisse der Mischkrystalle sind denen der Grund-
verbindungen analog, wenn diese selbst analog sind. So sind z. B.
alle Mischkrystalle der Kalkspati*eihe negativ, gerade wie alle Grund-
verbindungen derselben, und haben sehr starke Doppelbrechung. Zeigen
die Grundverbindungen Verschiedenheiten, so beobachtet man nicht
selten bei den Mischkrystallen, daß z. B. die optischen Eigenschaften
sich um so mehr denen des einen Endglieds nähern, je mehr von dem-
selben in der Mischung vorhanden ist. In optischer Beziehung be-
steht so ein ganz stetiger und allmählicher Übergang von einem
zum anderen Ende, ebenso wie in chemischer, was sich besonders in
der Größe des Achsenwinkels und in der Lage der Elastizitätsachsen
gegen die Begrenzungselemente der Krystalle zu erkennen gibt. Dies
ist z. B. besonders bei der Untersuchung der Plagioklase, der iso-
morphen Mischungen von Albit und Anorthit nachgewiesen worden.
Bei ihnen hat man eine so innige Beziehung zwischen der chemischen
Zusammensetzung und dem optischen Verhalten und so allmähliche
kontinuierliche Änderungen der optischen Eigenschaften mit der Zu-
sammensetzung beobachtet, daß man aus dem relativen Gehalt an Ca
und Na auf die Lage der optischen Elastizitätsachsen schließen kann,
und umgekehrt. Es hat sich dabei herausgestellt, daß man bei solchen
Vergleichungen in erster Linie die Lage der Elastizitätsachsen in
Betracht ziehen muß, und daß der Charakter der Doppelbrechung und
die Dispersion unwesentlich sind, da die Winkel der optischen Achsen
sich mit dem Mischungsverhältnis ändern, und so bei einer gewissen
Zusammensetzung an einer Achse als Mittellinie ein dem rechten
naher spitzer, bei einer nur wenig anderen Zusammensetzung an
derselben Achse und in derselben Ebene ein ebensolcher stumpfer
Achsenwinkel auftreten kann, womit der Charakter der Doppelbrechung
in das Gegenteil umschlägt. Ebenso geht damit ^ > v in g < ^ über,
und umgekehrt. (Vergl. Schuster bei Plagioklas.)
In neuerer Zeit hat man namentlich auch die spezifischen Gewichte
isomorpher Mischungen eingehend untersucht und vielfach eine Pro-
portionalität derselben mit der chemischen Zusammensetzung feststellen
können, doch ist dies keineswegs immer der Fall.
IV. Abschnitt.
Vorkommen, Entsteimng nnd Umwandlung der
Mineralien.
291. Entstehung der Mineralien. Die Entstehung der Mineralien
geht nach den in der Chemie gelehrten Prozessen vor sich; es sind
durchaus chemische Vorgänge, welche hierbei in Frage kommen,
die einmal von den in Wirksamkeit tretenden Stoffen, sodann von
den durch die geologischen Verhältnisse bedingten Umständen ab-
hängen, unter welchen die Substanzen miteinander in Berührung
kommen und in Verbindung treten.
Wenn eine dabei sich bildende Substanz überhaupt fähig ist zu
krystallisieren, so werden Erystalle entstehen, und zwar im allgemeinen
um so schöner ausgebildet und größer, je langsamer, stetiger und
ungestörter der Prozeß vor sich gehen konnte, um so kleiner und un-
vollständiger dagegen, je rascher dies der Fall war. Häufig haben
aber die bei der Entstehung eines krystallisierten Minerals herrschenden
Umstände die Ausbildung von Krystallflächen ganz verhindert, es ent-
standen dann derbe Aggregate (187). Ja manchmal kann sogar eine
an sich krystallisationsfähige Substanz völlig verhindert werden,
sich überhaupt krystallinisch auszubilden, sie kann durch die bei
ihrer Festwerdung herrschenden Umstände gezwungen werden, den
amorphen Zustand anzunehmen.
Die in der Natur als Mineralien sich findenden Substanzen lassen
sich vielfach mit allen wesentlichen Eigenschaften der natürlichen
Mineralien in den Laboratorien herstellen, man kann die Mineralien
also künstlich nachbilden, oder, wie man unzutreffend sagt, viele Mine-
ralien lassen sich künstlich darstellen (Mineralsynthese). Es wäre
aber unrichtig zu glauben, daß die Art und Weise, wie man ein
solches „künstliches Mineral'' im Laboratorium erzeugt hat, auch stets
diejenige ist, auf welche die entsprechende Mineralsubstanz sich in
der Natur gebildet hat ; oder umgekehrt, daß man ein Mineral, welches
man auf eine bestimmte Weise durchaus nicht künstlich nachbilden
Entstehung der Mineralien. 379
kann, auch in der Natnr nie so entstanden sei Die Beding;ungen,
welche bei den Mineralbildungsprozessen in der Natur obgewaltet
haben, lassen sich eben nicht immer in Bezug auf alle Einzelheiten,
z, B. des Druckes, der Temperatur etc., künstlich wiederholen.
So kann man z. B. Qaarz künstlich nicht dnrch AnskrystaUisieren ans einem
Schmelzfluß erhalten. Dagegen findet man dieses Mineral häufig als Gemengteil von
Gesteinen, weiche nach der ganzen Art ihres Vorkommens als erstarrte Laven zu
betrachten sind, so daß hier die natürUche Bildung des Quarzes aus einem Schmelz-
fluß unzweifelhaft ist. Schwerspat, BaSOi, kann man sehr leicht künstlich durch
Zusammenschmelzen von BaCl^ und K^Oi herstellen; die Art und Weise des Vor-
kommens des natürlichen Schwerspats ist aber derart, daß er auf diese Weise niemals
entstanden sein kann, sondern daß er als Absatz aus wäßriger Lösung anzusehen
ist, wie er sich übrigens künstlich ebenfalls hersteUen läßt.
Wenn man ein richtiges Urteil über die Bildung der Mineralien
in der Natur gewinnen will, muß man nicht allein die chemischen
Prozesse ins Auge fassen, welche überhaupt zur Entstehung der be-
treffenden Verbindung führen können, sondern man muß auch die
Bildungsweise der so vielfach heutzutage noch unter unseren Augen
entstehenden Mineralien studieren und man muß vor allem berück-
sichtigen, wie die Mineralien in der Natur vorkommen, wie sie sich
in der Erdkruste finden, wie sie gelagert, wie sie mit anderen Mine-
ralien vergesellschaftet sind etc. Man wird danach in den meisten
Fällen ohne weitere Versuche die allgemeinen Verhältnisse ermitteln
können, welche bei der Entstehung des betreffenden Minerals obge-
waltet haben, ob primäre Entstehung durch Niederschlag aus Wasser,
durch Erstarrung aus Schmelzfluß oder durch Verdichtung aus Gasen
und Dämpfen (Sublimation) ; ob sekundäre Bildung durch Umwandlung
eines präexistierenden anderen Minerals etc. vorliegt. Sache der
chemischen Forschung bleibt es dann, das Detail des Vorgangs auf-
zuklären, aber auch das immer im Hinblick auf das Vorkommen der
Mineralien. Man darf dabei nicht vergessen, daß ein und dasselbe
Mineral oft in verschiedener Weise in der Erdkruste sich findet und
demgemäß auch in verschiedener Weise entstanden ist. So findet sich
Quarz außer eingewachsen in jenen Laven auch aufgewachsen auf
Drusenräumen mancher Gesteine, wo er nach seinem ganzen Ver-
halten nur durch Absatz aus wäßriger Lösung sich gebildet haben
kann. Bei manchen Mineralien ist die Art der Entstehung noch in
Dunkel gehüllt. Vollkommene Klarheit darüber auch in den Einzel-
heiten ist nur vorhanden, wenn die Versuche künstlicher Nachbildung
unter den durch das Vorkommen angedeuteten Verhältnissen gelingen,
aber auch da läßt sich manchmal noch denken, daß nicht ein Weg
der Entstehung der allein mögliche ist, sondern daß vielleicht doch
auch noch andere zum Ziele führen und bei Entstehung des Minerals
wirklich zum Ziele geführt haben.
380 Verbreitung and Vorkommen der Mineralien.
Es sollen demnach im folgenden die Prozesse erläutert werden,
die bei der Bildung der Mineralien wirksam gewesen sind. Zunächst
ist es aber erforderlich, eine Darstellung der Art und Weise ihres
Vorkommens in der Natur zu geben. Dies ist ja nicht nur zur Be-
urteilung der Entstehung der Mineralien wichtig, sondern es gehört
überhaupt, wie wir schon oben (1) gesehen haben, notwendig mit zu
einer vollständigen Kenntnis derselben. Es handelt sich hierbei nicht
bloß darum, wie die Mineralien in der Erdkruste angeordnet sind und
wie sie sich an deren Aufbau beteiligen (Lagerungslehre, Topik),
sondern auch um die Verbreitung derselben in den verschiedenen
Gegenden der Erde (Topographie der Mineralien).
(Lit. vergl. (3) 6r., femer : Bischof, Chemische und physikalische Geologie, sowie
Roth, Allgemeine und chemische Geologie.)
292. Verbreitung der Mineralien. Die Mineralien sind in sehr
verschiedener Weise verbreitet. Manche, wie Quarz, Feldspat, Kalk-
spat etc. sind über die ganze Erde hin bekannt und an sehr vielen
Stellen in Massen vorhanden, letzterer für sich allein ganze Gebirge
bildend. Manche andere sind zwar ebenfalls sehr weithin verbreitet,
nicht weniger wie die vorigen, aber sie finden sich fast überall nur
sparsam, höchstens stellenweise in größeren Mengen, z. B. Apatit,
Schwefelkies etc. Andere, wie z. B. Kryolith, kommen nur an einer
oder wenigen Stellen vor, dort aber massenhaft. Die meisten finden
sich nur an wenigen Orten und auch dort nur spärlich, wie z. B.
Diamant, Gadolinit, Euklas etc. Man unterscheidet danach die inten-
sive und die extensive Verbreitung der Mineralien. Unter allen Um-
ständen ist aber das Auftreten von Mineralien an irgend einer Stelle
nur Folge der dortigen geologischen Verhältnisse, und die Verbreitung
derselben gehorcht in keiner Weise irgend einer davon unabhängigen
geographischen Gesetzmäßigkeit.
293. Yorkommen der Mineralien. Die feste Erdkruste wird,
wie wir wissen, zum allergrößten Teil von Mineralien aufgebaut.
Deren Fundstellen werden die Lagerstätten derselben genannt, wobei
aber nicht bloß der Ort, sondern auch die spezielle Weise des natür-
lichen Vorkommens ins Auge zu fassen ist. Diese Lagerstätten sind
von verschiedener Art. Es sind die Gesteine und die sogenannten
besonderen Lagerstätten.
Die Mineralien sind allermeist zu geologisch selbständigen
Körpern vereinigt, die, auf mehr oder weniger große Erstreckung
gleich beschaffen und im wesentlichen von derselben Zusammensetzung,
an zahlreichen Orten wiederkehren. Derartige Mineralmassen, ge-
wissermaßen die Bausteine, aus denen die Erdkruste aufgebaut ist,
werden als Gesteine oder Felsarten bezeichnet. Die Mineralien, die
Gesteinsgemengteile. 381
die Bestandteile oder Oemengteile derselben bilden^ haben ihre Lager-
stätte in diesen und sind auf dieselbe Weise wie sie und gleichzeitig
mit ihnen entstanden.
Andererseits finden sich die Mineralien auch vielfach derart, daß
sie zwar in irgend einer Weise mit einem Gestein verbunden sind,
ohne aber zu dessen Bestand zu gehören. Sie haben sich durch irgend
einen von dem des Gesteins unabhängigen Bildungsvorgang entweder
in diesem selbst und rings von ihm umschlossen oder an dessen Ober-
fläche oder auch auf den Wänden von Hohlräumen im Innern des-
selben nachträglich angesiedelt, als es schon fertig und mehr oder
weniger fest geworden war. Diese Arten des Vorkommens werden
als die besonderen Lagerstätten der betreffenden Mineralien bezeichnet.
Ein und dasselbe Mineral kann hier als Bestandteil eines Gesteins,
dort auf einer solchen besonderen Lagerstätte in der Erdkruste auf-
treten. Zwischen diesen beiden Arten des Vorkommens wird indessen
keineswegs ein scharfer Unterschied gemacht. So pflegt man zu den
besonderen Lagerstätten namentlich auch die Imprägnationen (295)
zu rechnen, obwohl es sich hierbei meist um Gesteinsgemengteile
handelt.
Nicht selten haben Minerallagerstätten nach ihrer Entstehung
eine mehr oder weniger durchgreifende Veränderung und Umwand-
lung durch nachträgliche geologische Prozesse irgend welcher Art
erlitten. Diese werden dann metamarpkische Lagerstätten genannt.
Hierher gehören u. a. die Kontaktlagerstätten (302). Bei ihnen hat ein
Einiptivgestein auf das umgebende Nebengestein eingewirkt und in
diesem an den Berührungsstellen beider, in ihrem Kontakt, die Um-
änderung des Nebengesteins und die Entstehung von neuen Mineralien
in demselben veranlaßt. Ist die Umwandlung durch die Tätigkeit des
Wassers, also durch hydrochemische Prozesse veranlaßt, so wird die
Lagerstätte als eine metasomatische bezeichnet. Im folgenden soll das
Vorkommen der Mineralien in der Erdkruste und ihre Entstehung
genauer betrachtet werden.
Die Yorkommnisse von technisch-nntzbaren Mineralstoffen, von Erzen, Salz,
Kohlen etc. werden nnabhängig von den obigen Definitionen Lagerstätten, wenn
sie geschichtet sind, Lager, Flötz etc. genannt, gleichgültig, ob diese Mineralien
ein Gestein oder Bestandteile eines Gesteins bilden oder ob sie anf einer besonderen
Lagerstätte in dem oben besprochenen Sinne gefunden werden. Man spricht so ohne
Rücksicht anf die spezielle Art des Auftretens von einem mehr praktischen Gesichts-
punkte ans von Erzlagerstätten, Salzlagerstätten oder knrz -Lagern etc.
294. Oesteinsgemengtelle. Die ursprünglichen (primären) mine-
ralischen Bestandteile (Gemengteile) der Gesteine sind von wesentlich
gleicher Entstehung wie die Gesteine selbst, deren Bildung nach der
Lagerung und nach anderen, meist geologischen Merkmalen in der großen
382 Yorkommen der Mineralien.
Mehrzahl der Fälle sich unzweifelhaft feststellen läßt Die Kenntnis
der Entstehung des ganzen Gesteins gibt uns dann gleichzeitig Kunde
von der Entstehung der Bestandteile desselben.
Die Gesteine enthalten entweder lauter gleichartige Bestandteile
{einfache G^steine)^ z. B. kann ein Gestein aufgebaut sein aus lauter
Kalkspatindiyiduen (der sog. Kalkstein und der Marmor); sie re-
präsentieren das massenhafte Vorkommen eines Minerals. In anderen
Fällen ist das Gestein aus Individuen mehrerer Mineralspezies zu-
sammengesetzt, {gemengte Gesteine) z. B. Granit aus Feldspat, Quarz
und Glimmer; diese letzteren sind die Gemengteile. Man nennt sie
wesenäiche Gemengteile, wenn sie zur Existenz eines petrographisch
bestimmt charakterisierten Gesteins notwendig gehören, so daß nicht
mehr derselbe, sondern ein anderer Gesteinstypus vorliegen würde,
wenn einer dieser Gemengteile fehlte. So besteht der Gneiß (wie der
Granit) aus Feldspat, Quarz und Glimmer als wesentlichen Gemeng-
teilen ; fehlte eines derselben, z. B. Feldspat, so hätte man nicht mehr
Gneiß vor sich, sondern Glimmerschiefer. Diesen wesentlichen gegen-
über sind die accessorischen Gemengteile der Gesteine solche, welche
nicht notwendig zu denselben gehören, welche aber zuweilen vor-
handen sind, zuweilen nicht, in manchen Gesteinsvarietäten aber doch
von charakteristischer Bedeutung sein können. So gibt es manche
Gneiße, welche neben den genannten Gemengteilen Granat enthalten;
der Granat ist also ein accessorischer Bestandteil eines solchen Gneißes,
der in anderen Gneißen nicht vorhanden zu sein braucht. Ein und
dasselbe Mineral kann in dem einen Gestein als wesentlicher, in einem
anderen als accessorischer Gemengteil auftreten.
Die Zahl der in den Gesteinen wichtigen und verbreiteten Mine-
ralien, welche entweder die wesentlichen oder die häufigeren acces-
sorischen Bestandteile derselben bilden, ist nicht sehr groß ; man nennt
sie die gestein^ildenden Mineralien. Es sind in der Hauptsache die
folgenden: Quarz, Feldspat, Leucit, Nephelin, Augit, Hornblende,
Glimmer, Olivin, Kalkspat, Dolomit, Steinsalz, Anhydrit und Gips als
die meist wesentlichen, zu denen sich als von geringerer Bedeutung
und gewöhnlich nur accessorisch auftretend gesellen: Sodalith und
die Verwandten (Haüyn, Nosean), Granat, Turmalin, Zirkon, Spinell,
Magneteisen, Chromeisen, Eisenglanz, Titanit, Apatit, Kiese, bes.
Schwefelkies, auch Magnetkies. Die anderen Mineralien, weitaus die
Mehrzahl der bekannten Spezies, finden sich nur so spärlich, daß sie
im Aufbau der Erdkruste eine ganz untergeordnete EoUe spielen.
295. Struktur der Gesteine. Die Mineralbestandteile der Ge-
steine sind meist ganz unregelmäßig begrenzt, derb; ihre Form ist
ihnen nicht eigentümlich, sie ist zufällig (xenomorphe, allotriomorphe
Strnktar nnd Lsgernng der Gesteine. 383
6esteinsgemengteile). Sehr häufig haben aber auch manche Gemeng-
teile eines Gesteins eine ganz regelmäßige Umgrenzung, die durch die
der Substanz innewohnenden Kräfte zur Ausbildung gelangt ist; es
sind Krystalle (idiomorphe, automorphe Gesteinsgemengteile). Die Ge-
steine sind die Hanptfundstätten der eingewachsenen Krystalle (185).
In den Gesteinen sind auch die Gemengteile in verschiedener Weise
miteinander verbunden. Davon und von deren Form hängt die Struktur
der Gesteine ab. Die bei ihnen beobachteten Strukturformen sind im
allgemeinen die nämlichen, welche auch bei den krystallinischen Aggre-
gaten vorkommen (187), nur eine oder die andere, z. B. die faserige,
trifft man kaum an den Gesteinen. Dagegen beobachtet man bei
ihnen einige besondere Strukturarten, z. B. die porphyrische, wo
größere mehr oder weniger regelmäßig ausgebildete Krystalle in einer
feinkörnigen oder dichten, auch glasigen, Grundmasse liegen. Auch
ist in den Gesteinen nicht selten die Raumerfullung unterbrochen, sie
sind oftmals blasig mit regelmäßig rundlichen, elliptischen Hohlräumen,
oder zellig (kavernös) mit großen, unregelmäßigen Löchern etc. (vergl.
(300)). Die Struktur ist für die Unterscheidung der Gesteine und für
die Beurteilung ihrer Entstehung höchst wichtig. Dasselbe Mineral-
gemenge, Feldspat, Quarz und Glimmer, bildet mit körniger Struktur
den Granit, mit porphyrischer den davon sehr verschiedenen Felsit-
oder Quarzporphyr.
Auch die Art und Weise, wie die accessorischen Mineralien in
den Gesteinen verteilt sind, ist verschieden: bald sind es einzelne
größere Krystalle (oder Krystallgruppen) , z. B. Granat im Gneiß,
Gips im Ton; bald eine große Menge kleiner Krystalle, welche mehr
oder weniger gleichmäßig das ganze Gestein durchziehen oder an ein-
zelnen Stellen in ihm besonders reichlich angehäuft sind. Partien
eines Gesteins, wo solche kleine, oft mikroskopische Mineralteilchen
in größerer Menge eingestreut sind, als ringsumher, nennt man Im-
prägnationen (185). Hierher gehören z. B. die sog. Fahlbänder, Im-
prägnationen von Kiesen in den norwegischen Gneißen und anderen
krystallinischen Schiefem.
296. Lagerung der Gesteine. Von der größten Wichtigkeit für
die Beurteilung der Entstehung der Gesteine und der dieselben zu-
sammensetzenden Mineralien ist ihre Lagerung, die Art und Weise,
wie sie in der Erdkruste miteinander verknüpft und gruppiert sind.
Man hat in dieser Beziehung geschichtete und massige Gesteine zu
unterscheiden.
Die ersteren, die geschichteten oder Schichtgesteine, bestehen aus
einer mehr oder weniger bedeutenden Anzahl übereinanderliegender
parallelflächig begrenzter Gesteinsplatten von größerer oder geringerer
384 Vorkommen der Mineralieii.
Dicke (Mächtigkeit). Eine solche Platte heißt eine SchicM, die Be-
grenzungsflächen die Schichtflächen. Manche Schichten erstrecken sich
über große Flächenränme, manche andere sind ringsum nicht sehr
ausgedehnt und nehmen dann oft die Form einer flachen Linse an. Ist
gleichzeitig die Mächtigkeit einer solchen linsenförmigen Schicht sehr
beträchtlich, so wird sie als ein Stoclt bezeichnet Man spricht in diesem
Sinne von Oipsstöcken, Salzstöcken etc. (Stöcke von massigen Gesteinen
siehe unten). Eine Anzahl übereinanderliegender Schichten bildet
ein Schichtensystem. Alle Schichten eines Schichtensystems sind entweder
von demselben Mineral oder Mineralgemenge gebildet, oder es wechseln
Schichten von verschiedener mineralischer Natur miteinander ab.
Wiederholen sich Schichten von verschiedener Beschaffenheit öfters
in verschiedenen Niveaus eines Schichtensystems in derselben Weise,
so daß je aus demselben Material gebildete Schichten mehrmals mit-
einander abwechseln, so findet eine sog. Wechsellägerung statt. Eine
Schicht eines solchen Systems, welche auJ3 einem anderen Gesteins-
material besteht als die anderen Schichten, nennt man ein Flöt/g, bes.
wenn das Material der Schicht technisch nutzbar ist, z. B. Kohlen-
flötze, Eisensteinflötze etc. Die Art der Lagerung der geschichteten
Gesteine ist genau dieselbe, wie die der unter unseren Augen ent-
stehenden Absätze aus den verschiedenen an der Erdoberfläche vor-
handenen Gewässern, namentlich aus dem Meere.
Den geschichteten gegenüber stehen die massigen Gesteine oder
Massengesteine, welche eine solche schichtenformige Gliederung nicht
zeigen, sondern mehr aus einem Guß sind (von späteren Zerklüftungen
abgesehen). Dieselben lagern regellos gegen die umgebenden Gesteine,
welche sie meist quer durchsetzen (durchgreifende Lagerung). Nament-
lich durchschneiden sie, wenn sie in Verbindung mit Schichtgesteinen
stehen, meist die Schichten derselben unter beliebigen Winkeln. Sie
sitzen häufig als umfangreiche, unregelmäßig begrenzte, nach allen
Horizontalrichtungen ziemlich gleichmäßig ausgedehnte Massen in dem
umgebenden Gestein (Stöcke), oder sie erfüllen mehr oder weniger
mächtige Spalten in den Gesteinen (Gest^nsgänge), oder sie sind in
ringsum ausgedehnten Decken an der Oberfläche der Erde ausgebreitet,
oder sie ziehen sich als Ströme mehr nach einer Eichtung in die Länge.
Diese Lagerungsformen stehen vielfach miteinander in Verbindung.
Von einem Stock gehen häufig Gänge desselben Gesteins nach allen
Richtungen aus; Gänge breiten sich an der Stelle, wo sie die Erd-
oberfläche erreichen, zu Strömen und Decken aus etc. An der Erd-
oberfläche ragen solche Gesteine häufig als Kuppen über die Umgebung
empor, und diese Kuppen sind nicht selten durch einen gangartig in
die unterliegenden Gesteine sich hinein erstreckenden Stiel oder durch
einen eigentlichen Gang mit dem Innern der Erde verbunden. Solche
Material nnd Entstehung der Gesteine. 385
Lagerungsyerhältnisse beobachtet man bei den in glühendflüssigem
Zustand ans dem Erdinnern herausbrechenden Laven und ihren Er-
starrungsprodukten.
297. Material und Entstehung der Gesteine. Untersucht man
das Material, aus dem diese beiden nach der Lagerung verschiedenen
Arten von Gesteinen gebildet sind, so findet man, daß die massigen
Gesteine fast ausschließlich aus SiO^-helügen Mineralien bestehen:
Feldspat, Glimmer, Augit, Hornblende, Quarz etc., neben denen viel-
fach noch amorphe glasartige Gesteinspartikel in größerer oder ge-
ringerer Menge auftreten, alles so, wie man es bei unzweifelhaft aus
feurigem Fluß erstarrten Lavengesteinen jetzt noch tätiger Vulkane
beobachtet. Man darf daher, in Berücksichtigung der Lagerungsver-
hältnisse (296), unbedenklich den Massengesteinen dieselbe Entstehung
zuschreiben nnd sie als Erstan*ungsprodukte von in glühendem Fluß
aus dem Erdinnern emporgedrungenem Gesteinsmagma betrachten.
Man nennt sie daher Eruptivgesteine.
Eine Anzahl derselben: Granit, Diorit, Syenit etc., sind, ohne
im geschmolzenen Zustand die Erdoberfläche zu erreichen, auf ihrem
Weg nach oben schon in der Tiefe der Erdkruste erstarrt und nur
dadurch jetzt an der Oberfläche sichtbar geworden, daß die über-
lagernden Gesteinsmassen durch Verwitterung etc. entfernt wurden.
Dies sind die Tiefengesteine (plutonischen Gesteine), denen, soweit sie
heute an der Erdoberfläche erscheinen, zum großen Teil ein hohes
geologisches Alter zukommt. Neben ihnen gibt es andere Eruptiv-
gesteine, wie die Diabase, Felsitporphyre, Trachyte, Basalte etc., bei
denen das glühend flüssige Magma, aus dem sie entstanden sind, bis
zur Erdoberfläche gelangte und hier Eruptionsvorgänge veranlaßte,
wie wir sie an den noch jetzt tätigen Vulkanen beobachten. Derartige
Gesteine sind von den Laven heutiger Vulkane in keinem wesent-
lichen Punkt verschieden, und manche von ihnen sind sogar mit Laven
heutiger Vulkane in jeder Hinsicht übereinstinmiend. Es sind die
Ergußgesteine (Effusiv- oder vulkanische Gesteine). Nach der Zeit
ihrer Entstehung sind sie sehr verschieden und werden danach in
alte (bis zur Tertiärformation : Diabase, Porphyre etc.) und junge (ter-
tiär bis zur Jetztzeit: Trachyte, Basalt^e etc.) eingeteilt Die Erguß-
gesteine unterscheiden sich in manchen Eigenschaften der Bestand-
teile, der Struktur und der Lagerung in charakteristischer Weise
wesentlich von den Tiefengesteinen. Ein wichtiger Unterschied besteht
u. a. darin, daß nur die vulkanischen Gesteine, die Ergußgesteine,
nicht aber die Tiefengesteine, infolge der an der Erdoberfläche sich ab-
spielenden Eruptionsvorgange mit vulkanischen Trümmergesteinen mYer-
bindung stehen. Diese sind fein verstäubte Lava (sog. Asche und Sand)
Bauer, Mineralogie. 25
386 Vorkommen der Mineralien.
ausgeschleuderte Lavafetzen {Wurfschlacken, Bomben, Lapüli etc.) und
in der Tiefe losgerissene Brocken der Nebengesteine. Solche Trümmer-
massen häufen sich um den Eruptionskanal, den Krater, herum an und
setzen so im Vereine mit den aus dem Krater ausgeflossenen und an
der Erdoberfläche erstarrten Lavaströmen die vulkanischen Berge zu-
sammen. Wird dieses ursprünglich lose und lockere Material mit der
Zeit durch Hinzutreten irgend eines Bindemittels mehr oder weniger
verfestigt, so entstehen die vulkanischen Tuffe (speziell Basalt-, Trachyt-,
Porphyrtuffe, Diabastuffe oder Schalsteine etc).
Das Material der Schichtgesteine ist ein verschiedenes. Es sind
z. T. von denen der Eruptivgesteine vollständig abweichende Mine-
ralien, wie Kalkspat, Gips, Steinsalz, Ton, welche unter unseren Augen
auch heute noch aus dem Wasser schichtenförmig abgelagert werden
und man muß daher auch die Schichtgesteine solcher Art als Ab-
sätze aus dem Wasser betrachten, um so mehr, als sie vielfach ßeste
von wasserbewohnenden Organismen als sog. Versteinerungen ein-
schließen, welche in den massigen Gesteinen durchaus fehlen. Man
nennt derartige geschichteten Gesteine daher auch Sedimentärgesteine.
Dagegen gibt es andere Schichtgesteine, die in der mineralogischen
Beschaffenheit der Bestandteile völlig mit manchen plutonischen Gesteinen
übereinstimmen. Sie bestehen wie diese wesentlich aus Kieselmine-
ralien: Feldspat) Quarz, Glimmer, Augit, Hornblende etc. und unter-
scheiden sich von ihnen nur dadurch, daß sie geschichtet, die anderen
dagegen massig sind. Dies sind die sog. hrystallinischen Schiefer (Gneiß,
Glimmerschiefer etc.), welche, mit Schichten von Kalk (Marmor), Eisen-
erzen und anderen Gesteinsmassen wechsellagemd, die Basis aller
anderen Schichtgesteine bilden, und auf denen, als den ältesten, die
stets jüngeren Sedimentärgesteine aufruhen. Sie setzen mit den mi-
neralogisch gleichen plutonischen Eruptivgesteinen das zusammen,
was man das Urgdnrge nennt; die Sedimentärgesteine bilden das Flötz-
g^rge.
Die Entstehung der krystallinischen Schiefer ist in manchen Pmikten noch in
Dnnkel gehüllt , da man ein solches Gestein noch niemals sich hat bilden sehen
(kryptogene Qesteine, im Gegensatz zn den hydatogenen Sedimentär- und zu den
pyrogenen Eruptivgesteinen). Es ist indessen nicht mehr zweifelhaft, daß sie in
zahlreichen FäUen und an vielen Orten umgewandelte (metamorphosierte) Gesteine
von ursprünglich anderer Art, sedimentärer sowohl als eruptiver, sind. Man nennt
sie daher auch wohl metamarphische Gesteine.
298. Trflmmergesteiiie. Die Gesteine sind femer noch danach
zu unterscheiden, ob sie durch einen der erwähnten Vorgänge von
vomherein, primär, als zusammenhängende Massen sich gebildet haben
oder ob sie sekundär aus den Überresten und Bruchstücken älterer
der Zerstörung anheimgefallener Gesteine bestehen. Danach werden
Trümmergesteine. Mineralien auf Hohlräomen. 387
sie als ursprüngliche oder primäre Oesteine nnd als Mastische oder
Trümmergesteine bezeichnet.
Die Bestandteile der Trümmergesteine entstehen durch Zersetzung
und Zerbröckelung präexistierender ursprünglicher Gesteine und zwar
hauptsächlich durch Verwitterung infolge der Einwirkung des Wassers
auf chemischem und mechanischem Wege. Es sind hauptsächlich
schwer zerstörbare und harte Mineralien, wie namentlich Quarz, die,
vielfach untermengt mit noch unzersetzten Oesteinsbrocken, bei der-
artigen Prozessen zuletzt übrig bleiben.
Diese Trümmermassen bilden in vielen Fällen lockere Haufwerke,
(lose Accumulate), die man je nach der Größe und Form der Bruch-
stücke als Sand, Grand, Eies etc. zu bezeichnen pflegt. Diese aus Ge-
steinstrümmem bestehenden Schuttmassen werden als sehmdäre Lager-
stätten von den primären, ursprünglichen unterschieden. Sie enthalten
zuweilen nutzbare Mineralien, wie edle Metalle (Gold, Platin), Zinnerz,
Edelsteine etc. in für die Gewinnung genügender Menge und führen
dann den Namen Seifen oder Seifenlager, Man spricht so von Gold-,
Platin-, Zinn-, Diamant-, Edelstein etc. -Seifen oder auch -Wäschen,
weil die genannten Mineralien aus den Sauden etc. durch Waschen
mit Wasser gewonnen werden.
Sehr häufig sind diese losen Massen durch irgend ein Bindemittel
(Zement) mehr oder weniger fest miteinander verkittet und bilden
dann die festen Trümmergesteine, die man, ebenfalls nach der Größe
und Form der Bestandteile, als Sandsteine, Breccien und Konglomerate
unterscheidet. Auch sie enthalten auf sekundärer Lagerstätte nicht
selten nutzbare Mineralien in für die Gewinnung genügender Menge,
wie z. B. der Sandstein von Commem und Mechemich in der Eifel
Bleiglanz, die Konglomerate am Witwatersrand bei Johannesburg in
Transvaal Gold etc. Die feinsten Trümmergesteine sind die Ton-
gesteine: Ton, Lehm, Schieferton, Tonschiefer etc., die durch Ver-
witterung tonerdehaltiger Gesteinsgemengteile, besonders der Feld-
spate, entstehen. (Vulkanische Trümmergesteine siehe (297)).
299. Mineralien auf Hohlräumen. Von besonderer Wichtigkeit
als Änsiedlungsplätze von neugebildeten Mineralien sind die Wände
von Hohlräumen, die in der verschiedensten Weise und von mannig-
Müger Form, Größe und Entstehung im Innern der Gesteine sich
finden. Diese Hohlräume sind die Fundstätten der aufgewachsenen
Krystalle (186), die hier nicht selten zu den prachtvollsten Drusen
vereinigt sind. Teils sind es geschlossene, ringsum von der Gesteins-
masse umgebene Höhlungen von rundlicher oder unregehnäßiger Ge-
stalt, oder es sind Spalten und Klüfte, welche die Gesteine auf größere
oder geringere Erstreckung durchsetzen. Selten ist in einem solchen
25*
388 Vorkommen der Mineralien.
Hohlraum nur ein einziges Mineral vorhanden; gewöhnlich sind in
ihnen deren mehrere zur Ausbildung gelangt, die dann in mehr oder
weniger regel- und gesetzmäßiger Weise miteinander verbunden zu
sein pflegen, entweder miteinander gemengt oder scharf gegenein-
ander abgegrenzt
Auf den Wänden dieser Hohlräume sitzen die neugebildeten
Mineralien. Vielfach bilden sie nur einen dickeren oder dünneren
Überzug ohne den Hohlraum ganz zu erfüllen, eine J^ruste. Solche
Ernsten bestehen zu unterst meist aus einem krystallinischen Aggregat
der betreffenden Mineralien. Von diesem aus ragen vielfach wohl-
gebildete Krystallspitzen in den verbliebenen leeren Kaum hinein und
l)ilden die schon erwähnten Drusen; oder sie zeigen auch eine rund-
liche, nierenförmige oder traubige Oberfläche, von der nicht selten
zapfenförmige Stalaktiten (Tropfsteine) herabhängen. In derselben
Weise finden sich auch vielfach amorphe Mineralien, Opal etc. Bund-
lich begrenzte Bildungen dieser Art werden wohl als Sinter bezeichnet,
wenn sie über größere Flächen ausgebreitet sind, sei es an der Erd-
oberfläche oder auf den Wänden ausgedehnter Hohlräume (Ealksinter,
Eieselsinter etc.). Sehr häufig werden die Hohlräume aber auch gan2
ausgef&Ut, so daß die von allen Seiten her nach innen zu wachsenden
Neubildungen in der Mitte zusammenstoßen. Indessen sind auch in
diesem Falle nicht selten in der kompakten Füllmasse noch einzelne
kleinere Räume leer geblieben, deren Wände in derselben Weise mit
Krystallen besetzt oder mit einem rundlich begrenzten Überzug ver-
sehen sind, wie wir es bei den Krusten gesehen haben.
Solche Hohlraumausfüllungen, die man auch kurz als Füllungen
bezeichnet, bilden den Inbegriff derjenigen Mineralneubildungen, die
man als Sekretionen zusammenfaßt. Sie sind dadurch charakterisiert,
daß sie auf Hohlräumen in der genannten Weise von außen nach innen
wachsen und diese so allmählich mehr oder weniger vollständig aus-
füllen. Mineralien oder Mineralaggregate, die in einer anders be-
schaffenen Umgebung sich, ohne daß ein Hohlraum vorhanden wäre,
durch Konzentration der betreffenden Substanz an einem Punkt so bilden,
daß die innersten Teile derselben zuei-st entstehen, werden im Gegen-
satz dazu Konkretionen genannt.
300. Mineralien auf geschlossenen Hohlräumen. Diese Hohl-
räume sind vielfach rundlich, nahezu kugelförmig oder linsenf5rmig,
oft ganz flach ; oder sie sind auch unregelmäßig eckig von der mannig-
faltigsten Gestalt. Meist sind sie nicht von erheblicher Größe, die
bis zur mikroskopischen herabsinken kann. Die Entstehung solcher
Hohlräume ist sehr verschieden. Oft sind sie gleich bei der Bildung
der Gesteine offen geblieben, oft sind auch Teile der letzteren aufge-
Mineralien auf geschlossenen Hohlräumen. Mineralien auf Spalten. 389
löst und fortgeführt, nnd so nachträglich Lücken geschaffen worden.
Die Substanz der in ihnen neugebildeten Mineralien entstammt ent-
weder dem umgebenden Muttergestein und ist aus diesem ausgelaugt
oder sie ist in Lösung aus der Ferne herbeigeführt worden.
Am meisten Interesse bieten wohl die Manddräume in Basalten,
Melaphyren und anderen, vorzugsweise kieselsäurearmen (basischen)
vulkanischen Gesteinen. Sie sind in dem noch halbflüssigen Gesteins-
magma durch die Entwicklung der darin gelöst gewesenen Wasserdämpfe
und Gase entstanden, die aus der zähen Masse nicht mehr entweichen
konnten. Jede Dampfblase bildete bei der völligen Erstarrung des
Gesteins einen meist rundlichen und glattwandigen Hohlraum von mehr
oder weniger ausgesprochener Kugel-, Linsen-, Birn-, Schlauch- etc. Form,
manchmal auch von unregelmäßiger Gestalt. Diese Hohlräume sind meist
in großer Zahl nebeneinander vorhanden. Gewöhnlich sind sie klein bis
sehr klein und gehen über einen Meter im größten Durchmesser selten
hinaus. In ihnen haben sich bei der Verwitterung des Gesteins aus
den diesem entzogenen Bestandteilen die verschiedenartigsten Mine-
ralien gebildet, namentlich Kieselmineralien (Quarz, Chalcedon etc.),
Zeolithe, auch Karbonate (bes. Kalkspat). Sehr vielfach ist,, wie über-
haupt bei solchen Hohlraumausfüllungen (299), nur ein einziges Mineral
vorhanden, nur ein bestimmter ZeoHth, nur Kalkspat etc. Oft finden
sich auch mehrere nebeneinander und dann meist in Schichten
parallel mit den Wänden des Blasenraums gegeneinander abgegrenzt.
Häufig ist zuerst eine Folge äußerst zahlreicher und äußerst dünner
Chalcedonschichten (sog. Achat) abgelagert worden, auf welchen Quarz-
krystalle, oft von der violetten Abart des Amethysts sitzen, die ihre
Spitzen in das leere Innere kehren. Diese sind nicht selten ihrerseits
wieder bedeckt von Zeolithen, Kalkspat etc., der dann wohl die vom
Quarz etc. noch gelassene Höhlung vollends ausfüllt. Die so ent-
standenen Hohldrusen werden Geoden oder auch Mandeln (z. B. Achat-
mandeln) genannt, da man ihre Form mit derjenigen der Mandeln ver-
glichen hat. Gesteine, die solche Mandeln in größerer Menge ent-
halten, heißen daher Manddsteine.
Ähnliche Bildungen, wie diese Mandeln, können natürlich in der-
selben Weise in Hohlräumen von jeder beliebigen Entstehung und
in jedem beliebigen Gestein sich entwickeln. Die spezielle Aus-
bildungsform wird u. a. von dem jeweiligen Bildungsakt abhängig
sein, der ein verschiedener sein kann. So findet man nicht selten
schöne Krystalle auf leeren Innenräumen von Petrefakten z. B. auf
den Wänden der Luftkammem von Ammoniten aufgewachsen.
301. Mineralien auf Spalten. Am großartigsten ist aber die
Ansiedlung neu gebildeter Mineralien auf den Klüften und Spalten,
390 Vorkommen der Mineralien.
welche so häufig die Gesteine durchziehen. Niemals zeigen die Ge-
steine einen yollkommenen Zusammenhang nach allen Eichtungen,
stets sind sie bei ihrer Erhärtung und Verfestigung und bei den
späteren Bewegungen der Erdkruste zerrissen und zerklüftet worden.
Die so entstandenen Spalten und Elüfte sind teils klein und eng bis
zur Dicke eines Blattes Papier, teils größer und weiter. Zuweilen
sind es Öffnungen von erheblicher Breite (Mächtigkeit), die sich kilo-
meterweit in die Länge und bis in unergründliche Tiefen ausdehnen.
Auf den Wänden dieser Spalten sind häufig neugebildete Mineralien
angesiedelt, welche entweder die ganze Spalte ausfüllen oder zwischen
den Wänden noch Hohlräume, Drusenräume, übrig lassen. Auch auf
diesen Drusenräumen sind die Mineralien dann meist sehr schön aus-
krystallisiert und die Spitzen der Krystalle ragen in den leergebliebenen
Kaum. Kleine ausgefüllte Elüfte dieser Art (Adem) findet man häufig
im Kalkstein; hier sind sie mit Kalkspat erfüllt, im Tonschiefer und
Kieselschiefer mit Quarz, im körnigen Gips mit fasrigem Gips, dessen
Fasern zu den Spaltenwänden senkrecht sind. Auf Klüften in den
Silikatgesteinen (Gneifien) der Alpen sind schöne Krystalle von Quarz,
Feldspat, Titanit, Eisenglanz etc. sehr häufig. Diese Klüfte erweitem
sich oft stellenweise zu ausgedehnten Räumen, die mit äußerst zahl-
reichen und großen Krystallen ausgekleidet sind; namentlich finden
sich in diesen centnerschwere Bergkrystalle etc. (Krystallkeller der
Alpen). Sind die mit später gebildeten Mineralien ganz oder zum
Teil erfüllten Spalten von nicht zu kleinen Dimensionen, so nennt
man sie Oänge, und zwar zum Unterschiede von den äußerlich ganz
ebenso beschaffenen und gestalteten Gängen von Eruptivgesteinen (Ge-
steinsgängen, (296)), Mineralgänge. Diese sind häufig ganz oder zum
Teil mit nutzbaren Erzen ausgefüllt und heißen dann Erzgänge; sie
bilden in vielen Gegenden, im Erzgebirge, im Harz etc., den Gegen-
stand eines umfangreichen Bergbaus und haben daher neben dem
wissenschaftlichen ein sehr hervorragendes praktisches Interesse.
Die Mineralgänge sind selten vollständig mit ein und demselben
Mineral ausgefüllt. Meist sind es mehrere Mineralien, welche dann sehr
häufig in rechts und links symmetrischen Lagen als dünne Platten von
den Spaltenwänden aus aufeinander folgen ; also z. B. eine Schicht Kalk-
spat rechts und links, darüber beidei^eits eine Schicht Bleiglanz ; dann
rechts und links eine Lage Quarz, dann vielleicht wieder Bleiglanz etc.
Diese Anordnung, die sog. Lateralstruktur, weist auf den Absatz der
Gangmineralien aus wäßriger Lösung hin; denn ist die Gangspalte
mit einer Flüssigkeit erfüllt, welche Mineralien ausscheidet, so muß
dies im allgemeinen in gleicher Weise auf beiden Spaltenwänden ge-
schehen und wenn im Laufe der Zeiten sich die Natur der Lösung
ändert, so müssen auch die aus ihr abgesetzten Mineralien andere
Mineralien auf Spalten. 391
werden, aber rechts und links äbereinstimmend. Doch ist die Struktur
solcher Gänge keineswegs immer dieselbe, es ist im Gegenteil eine
große Mannigfaltigkeit darin zu beobachten. So ist u. a. nicht selten
ein Teil der Spalte mit abgebrochenen Stücken des Nebengesteins er-
füllt, um welche herum sich dann die neugebildeten Gangmineralien
und Erze in konzentrischen Lagen anordnen (Ringel- oder Kokarden-
struktur, Eingel- oder Eokardenerze). Besonders schön ausgebildete
aufgewachsene Erystalle haben gerade die im Innern der Erzgänge
offen gebliebenen Drusenräume geliefert, die beim Bergbau häufig
angebrochen und ausgebeutet werden. Doch bedecken auch in solchen
Drusenräumen nicht nur deutliche Erystalle die Wände, sondern auch
derbe Ernsten mit gerundeter Oberfläche und tropfsteinförmige Bil-
dungen, namentlich wenn die betreffende Substanz gar nicht im stände
ist, regelmäßige Erystallformen auszubilden, wie z. B. der Braun-
eisenstein.
Vorzugsweise mannigfaltig ist die Mineralfuhrung der Erzgänge
nicht selten am Ausgehenden derselben, d. h. in den der Erdoberfläche
nächsten Teilen (den obersten Teufen), während nach unten hin ziem-
lich einförmig Schwefelmetalle verschiedener Art und Zusammen-
setzung vorhanden zu sein pflegen. Diese Schwefelmetalle erfüllten
zuerst den Gang bis oben. Sie veränderten sich jedoch unter der Ein-
wirkung namentlich der in die Erdkruste eindringenden atmosphä-
rischen Wässer, also durch Verwitterung, sehr leicht und um so
rascher und vollständiger, je näher der Oberfläche. Sie bildeten dabei,
wie wir unten noch näher sehen werden (309), eine Menge neuer
oxydischer Mineralien, die nun in dem Gang zu oberst herrschen,
nach unten hin aber allmählich immer mehr abnehmen, bis sie end-
lich jenen Schwefelmetallen vollständig Platz machen. Sehr häufig
geht dabei die Ausfüllungsmasse eines Gangs oben in der Haupt-
sache in Eisenhydroxyd über, und man nennt daher diese obersten
umgewandelten Teile der Erzgänge ganz allgemein ihren „eisernen
Hut". Dies ist auch gewöhnlich der Fall, wenn durch andere Um-
wandlungsvorgänge andere Neubildungen, als Eisenhydroxyd entstehen.
So findet man in manchen Silbererzgängen von Südamerika die obersten
Teile mit Chlor- und Bromverbindungen des Silbers erfüllt^ die, wie
man annimmt, durch die Einwirkung darüberstehenden Meerwassers
in einer früheren Senkungsperiode aus den weiter unten den Gang
erfüllenden Schwefelsilbermineralien hervorgegangen sind.
Nichts anderes wie lokale Erweiterungen von Elüften und Spalten
pflegen die mächtigen Höhlen zu sein, die in manchen Kalk- und
Gipsgebirgen sich vielfach in gewaltiger Ausdehnung und mannig-
facher Gestalt finden. Auch diese sind mit Neubildungen ausgekleidet,
gewöhnlich von der Art des umgebenden Gesteins. In den Gipshöhlen
392 Vorkommen und Entstehung der Mineralien.
(Schlotten) sind es vorzugsweise Gipskrystalle , in den Höhlen im
Kalkgebirge Kalkspatkrystalle, aber weit häufiger Krusten und Sinter von
Kalkspat oft von beträchtlicher Dicke und mit rundlicher Oberfläche
oder namentlich Tropfsteine (Stalaktiten, von oben herabhängend und
Stalagmiten, von unten in die Höhe wachsend) von den kleinsten bis
zu einer Ausdehnung von mehreren Metern Länge und entsprechender
Dicke und von der prächtigsten Ausbildung (Tropfsteinhöhlen : Dechen-
höhle in Westphalen ; Baumanns- und Bielshöhle im Harz ; Nebelhöhle
in der schwäbischen Alb ; Adelsberger Grotte im Karst etc.). Indessen
sind in solchen größeren Höhlungen im Kalkstein und Dolomit nicht
bloß Neubildungen von Kalkspat entstanden, auch Erze haben sich
darin als Krusten etc. auf den Wänden und als vollständige Aus-
füllungen abgelagert In dieser Weise finden sich z. B. die Zink- und
Bleierze von Eaibl und Bleiberg in Kärnten, in Missouri etc.
(Literatur, besonders über Erzlagerstätten auf Gängen etc. ; Tergl. (3) G.).
302. Eontaktbildangen. Hierunter versteht man die Ver-
änderungen, die ein Gestein in Berührung, im Kontakt, mit einem
Eruptivgestein, besonders mit einem Tiefengestein, wie Granit, Syenit,
Diorit etc. erleidet Diese Veränderung ist im allgemeinen an der
Berühmngsstelle am stärksten und verliert sich allmählich nach außen
hin immer mehr und mehr, bis sie endlich ganz verschwindet. Die
ganze veränderte Strecke rings um das Eruptivgestein wird als Kon-
takt^ane bezeichnet ; eine solche ist manchmal mehrere Kilometer breit,
kann aber auch auf wenige Centimeter heruntersinken. Namentlich
Kalk und Dolomit, sowie Tonschiefer sind es, die sich im Kontakt
leicht verändern. Sie werden dabei mehr krystallinisch und der Kalk
geht häufig in einen sehr grobkörnigen, manchmal eigentümlich bläu-
lichen Marmor über. Gleichzeitig stellen sich in dem umgewandelten
Gestein, von ihm ringsum dicht umschlossen, neugebildete Mineralien,
meist Silikate ein, die man KontaUtninerälien nennt, und die z. T.
ihre Hauptlagerstätte in solchen Kontaktzonen haben. Einzelne der-
selben, wie z. B. der Gehlenit, kommen überhaupt nur auf diese Weise
vor, und andere haben als Kontaktbildungen eine besondere charakte-
ristische Beschaffenheit.
Im Kalk (Marmor) und Dolomit sind es vorwiegend kalkreiche Sili-
kate, außer dem schon genannten Gehlenit besonders Wollastonit und
andere Pyroxene, Vesuvian, Kalktongranat, Skapolith, Anorthit etc., aber
auch Chondrodit, Graphit, Spinell, Apatit und andere Mineralien. Im
Tonschiefer findet man : Staurolith, Andalusit als Chiastolith, Turmalin,
Feldspat, Skapolith als Couzeranit und Dipyr etc. Diese Mineralien
sind häufig sehr schön und scharf ausgebildet, und die Kontaktzonen
gehören mit zu den ausgezeichnetsten Fundstätten eingewachsener
Eontaktbildungen. Paragenesis. 393
Erystalle. Vielfach zeigen die Kontaktmineralien aber auch „geflossene
Oberflächen^ mit abgerundeten Kanten und Ecken und mit eigentüm-
lichem fettartigem Glanz (175), besonders im Kalk. Ausgezeichnete
Bildungen dieser Art finden sich bei Auerbach a. d. Bergstraße, am Monzoni
und bei Predazzo in Sttdtirol, bei Orawicza, Dognaczka, Cziclowa etc.
im Banat, bei Arendal und an verschiedenen anderen Orten in Nor-
wegen, bei Pargas in Finnland etc., überall in Kalk. Hierher gehören
auch die Auswürflinge des alten Vesuvs, der Somma, mit ihren vielen
schönen Mineralien. Kontaktmineralien im Tonschiefer findet man
bei Gefrees im Fichtelgebirge, an manchen Orten der Bretagne, der
Pyrenäen etc.
Diese Eontaktmineralien verdanken ihre Entstehung offenbar irgend einer Ein-
wirkung des Eruptivgesteins auf das Nebengestein, der sog. Kontaktmetamorphoae.
Wie man sich diese Einwirkung im einzehien zu denken hat, ist noch nicht toU-
kommen aufgeklärt, wahrscheinlich spielt dabei das die Eruptionen begleitende heiße
Wasser und dessen Dämpfe, sowie Gase verschiedener Art eine große Bolle.
In manchen Fällen wirken Eruptivgesteine, besonders Ergußgesteine, nur durch
ihre hohe Temperatur. So ist durch die Hitze des Basalts auf der Grube „Alte Birke'' im
Siegenschen der Spateisenstein, FeCO^^ in mulmiges Magneteisen, Fe^Oi, umgewandelt,
und am Meißner hat unter denselben umständen die Braunkohle ihr Bitumen ver-
loren und eine stenglige Absonderung erlitten (Stangenkohle). Derartige reine Hitze-
wirkungen der Eruptivgesteine werden ka'oatische genannt. Es sei hier beigefügt,
daß Mineralien auch durch hohe Temperaturen anderen Ursprungs zuweilen umge-
wandelt werden. So ist im nördlichen Böhmen, bei Epterode unweit Grossalmerode
in Hessen etc. der Braunkohlenton durch Kohlenbrände geglüht und gefrittet worden
und dabei in den harten und festen Forzellanjaspis übergegangen.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß man dieselben Mineralien, die wir oben
als Eontaktmineralien im Kalk kennen gelernt haben, auch fem von jedem Eontakt
mit einem Eruptivgestein an manchen Stellen in denjenigen kömigen Kalken ein-
gewachsen findet, die dem Gneiß und anderen krjstallinischen Schiefem zwischen-
gelagert sind. Dies ist namentlich der Fall an solchen Orten, wo die Schichten
durch die Gebirgsbewegung starkem Drack ausgesetzt gewesen und daher in ihrer
Lagerung gestört worden sind. Ebenso trifft man auch unter denselben Umständen
in manchen Tonschiefem die für dieses Gestein in den Eontaktzonen charakteristischen
Mineralien. Hier ist der Gebirgsdmck die Ursache der Mineralbildung, die Mine-
ralien verdanken hier der DynamometamorpTmse ihre Entstehung.
303. Paragenesis. Von nicht unerheblichem Interesse ist es, von
jedem einzelnen Mineral zu wissen, in welcher Weise es an den ver-
schiedenen Fundorten vorkommt, welche andere Mineralien mit ihm
auf derselben Lagerstätte erscheinen, wie alle diese Mineralien
daselbst miteinander vergesellschaftet, in welcher Reihenfolge sie
dort entstanden sind etc. Auf den allerwenigsten Lagerstätten triflFt
man ausschließlich nur eine einzige Mineralspezies, meistens sind deren
mehrere vorhanden. Diese sind dann entweder alle gleichzeitig ge-
bildet oder sie sind nacheinander entstanden, wobei sich nicht selten
die Reihenfolge, die Succession feststellen läßt. Alle gleichzeitig ge-
394 Vorkommen und Entstehung der Mineralien.
bildeten Mineralien einer Lagerstatte nennt man eine Generation. Die
Oemengteile des Granits sind z. B. nach ihrem ganzen gegen-
seitigen Verhalten als gleichzeitig anzusehen, sie bilden eine Gene-
ration. Anders ist es bei den porphyrischen Gesteinen (295). Die
großen, wohlauskrystallisierten Einsprengunge müssen schon fertig
gewesen sein, als die umgebende Masse noch weich und nachgiebig
war. Sie bilden eine erste Generation den Eiystallen der ztveiten
Generation in der Grundmasse gegenüber. Die Succession der Mine-
ralien in vielen Mandeln und die in manchen Spalten ist aus den
obigen Beschreibungen ohne weiteres zu ersehen. Es sind dabei die
Merkmale maßgebend, daß auflagernde Mineralien notwendig jünger
sein müssen, als darunter liegende und daß jüngere von älteren Ein-
drücke annehmen, während gleichzeitig gebildete sich gegenseitig in
ihrer Form beeinflussen. Nicht selten wiederholt sich dasselbe Mineral
auf einer Lagerstätte mehrere Male, wobei die verschiedenen Gene-
rationen gewöhnlich abweichende Ausbildung, Krystallform, Farbe,
Durchsichtigkeit etc. zeigen. So sind die Kalkspatkrystalle der ersten
Generation in den Andreasberger Silbererzgängen trübe und flächen-
arm, die der zweiten Generation fast wasserhell und meist flächen-
reicher.
Die mehr oder weniger ausgesprochene Weise des Zusammen-
yorkommens der Mineralien nennt man nach Breithaupt die Paragenesis
derselben (vergl. (3) G.). Einige Beispiele daflir sind außer den schon
oben erwähnten noch die folgenden: Leucit, Melanit und manche an-
dere Mineralien finden sich stets oder doch fast stets nur in vulka-
nischen Gesteinen, resp. in den Tuffen derselben, niemals in pintonischen
Gesteinen, im Ealk etc. Zeolithe sind vorzugsweise auf Hohlräumen
in basischen Eruptivgesteinen aufgewachsen. Die Hauptlagerstätten
der natürlichen Schwefelverbindungen sind die Erzgänge. Gtehlenit ist,
wie schon erwähnt, nur als Kontaktmineral bekannt. Wismutglanz
findet sich fast nur mit Kupferkies und ist jünger als dieser. Neben
Buntkupfererz sind beinahe immer später gebildete Kupferkieskrystalle
vorhanden. Die Scheelitkrystalle von Zinnwald sitzen viel häufiger
auf den mitvorkommenden Quai*z-, als auf den ebenfalls bei ihrer
Bildung schon vorhanden gewesenen Glimmerkrystallen. Auf den
Freiberger Erzgängen findet sich der Kalkspat stets nur mit dem
gewöhnlichen Skalenoeder Jß3 (2131), wenn er mit Kupferkies zu-
sammen vorkommt. Quarz mit Ehomben- und Trapezflächen findet
sich mit fiuorhaltigen Mineralien zusammen. Noch andere ähnliche
Segeln des Vorkommens sind in großer Zahl beobachtet worden und
haben schon vielfach Licht auf die Vorgänge und Verhältnisse bei
der Bildung der einzelnen Mineralien und ihrer Varietäten geworfen.
In ganz charakteristischer Weise wiederholt sich das Nebenein-
Paragenesis. Mineralbildungsprozesse. Abscheidung ans Wasser. 395
andervorkommen mancher Mineralien an den verschiedensten Orten
aber die ganze Erdoberfläche hin. Derartige hänflg wiederkehrende
Gruppen von zusammengehörigen Mineralien werden MineräOcombi"
nationen oder Formationen genannt. Eine solche ist z. B. die Ver-
einigung von Feldspat, Quarz und Glimmer im Granit und ähn-
liche Mineralgemenge in anderen Gesteinen; hierher gehört auch die
stete Begleitung des Zinnsteins durch Quarz, Lithionglimmer, Topas,
Turmalin, Apatit, Wolframit, Scheelit etc. auf fast allen Zinnerzlager-
stätten der Welt. Es liegt dabei eine bestimmte auf den Entstehungs-
verhältnissen beruhende Gesetzmäßigkeit vor.
304. Mineralbildungsprozesse« Die chemischen Prozesse, welche
zur Entstehung der Mineralien Veranlassung gegeben haben, sind
hauptsächlich: Abscheidung aus wäßriger Lösung, und zwar ent-
weder auf rein chemischem, unorganischem Wege, oft bei höherer
Temperatur und auch wohl nicht selten bei hohem Druck, oder unter
Beihilfe oder Vermittlung von organischen Wesen; ferner Erstarrung
aus dem Schmelzfluß, und endlich Verdichtung aus dem gasförmigen
Zustand (Sublimation), wobei gleichfalls nicht selten höherer Druck
eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat. Diese Prozesse lassen
sich künstlich mehr oder weniger genau nachahmen und man kann
so viele Mineralien künstlich nachbilden oder, wie man zu sagen pflegt,
künstlich darstellen (vergl. (3) G.).
Einige andere Mineralbildnngsprozesse , wie z. B. die Kontaktmetamorphose,
haben wir schon oben kennen gelernt; andere werden wir noch im folgenden zu be-
trachten haben, wenn von der Umwandlang der Mineralien die Rede sein wird.
305. Abscheidung aus Wasser. Am wichtigsten sind wohl die
Ausscheidungen aus wäßriger Lösung, die auf verschiedene Weise
zu Stande kommen können. Die so entstandenen Mineralien enthalten
häufig zahlreiche, meist mikroskopische Flüssigkeitseinschlüsse (182).
Durch Verdunstung des Lösungsmittels scheidet sich Steinsalz aus,
z. B. noch jetzt aus den Salzseen der Umgebung des kaspischen
Meeres etc. Die großen Steinsalzmassen, die sich in den Gebirgs-
schichten eingelagert finden, sind nebst den sie begleitenden Abraum-
salzen und dem sie über- und unterlagemden Gips und Anhydrit alle
auf diese Weise entstanden, ebenso noch viele andere direkt im Wasser
lösliche Mineralien.
Auch durch Temperaturerniedrigung wird das Wasser häufig
veranlaßt, einen Teil der aufgelösten Substanzen abzuscheiden. So ist
es u. a. bei den heißen, kieselsäurehaltigen Quellen, z. B. dem Geysii-
auf Island, und in anderen vulkanischen Gegenden. Die SiO^ scheidet
sich bei der Erkaltung des Wassers zum größten Teil amorph als
Opal aus.
396 Entstehung der Mineralien.
Zuweilen wird die Lösung durch die Gegenwart irgend einer
Substanz im Wasser vermittelt. Dies geschieht namentlich bei dem
kohlensauren Kalk und anderen Karbonaten durch die Anwesenheit
von COj. Geht die CO^ fort, so fällt CaCO^ aus, und zwar im all-
gemeinen bei niederer Temperatur als Kalkspat, bei höherer als Ara-
gonit. Letzteres ist der Fall in den Thermen von Karlsbad, in denen
sich der aus Aragonit bestehende Erbsenstein und Sprudelstein ge-
bildet hat. Verbreiteter ist die Ausscheidung von Kalkspat. Diese
geschieht teilweise in deutUch ausgebildeten Krystallen auf Klüften
und Spalten im Kalkgebirge. Das Wasser löste aus dem Kalkstein
mittels der in ihm gebundenen Kohlensäure die Substanz auf, welche
es nach der Verdunstung dieses Gases wieder zur Ablagerung brachte
Mit derben krystallinischen Massen von Kalkspat erfüllen sich eben-
falls häufig die Klüfte und Spalten im Kalkgebirge; solche Massen
setzen auch die mit nierenförmigen Oberflächen versehenen Krusten
und Sinter zusammen, welche die Wände von Kalkhöhlen überziehen,
sowie die aus tropfendem Wasser gebildeten Kalkstalaktiten und
-Stalagmiten (Tropfsteine) an denselben Orten. In großen Massen ent-
steht Kalk als Kalktuflf (Travertin) auf diesem Wege, z. B. an Wasser-
fSUlen, welche von stark CaCOg -haltigem, aus dem Kalkgebirge kommen-
den Wasser gebildet werden, auf dem Grunde von Seen, welche durch
solche Wasser gespeist werden etc. Hier fängt aber schon die Mit-
wirkung des organischen Lebens an (306).
Viele Mineralien und große Massen derselben haben sich offenbar
auch durch doppelte Umsetzung aus Lösungen gebildet, an Orten,
in welchen von allen Seiten das Wasser zusammenfloß und wo es
mehr oder weniger stagnierte, also vor allem in den Hohlräumen der
Gesteine, auf Klüften und Spalten, in Blasenräuraen vulkanischer Ge-
steine etc. So ist wohl meist die Bildung sehr schwer lösUcher Mine-
ralien aufzufassen, wie die des Schwerspats, der Schwefelmetalle und kom-
pliziert zusammengesetzter Substanzen, wie mancher Silikate etc. Bei-
spiele solcher Bildungen zeigen wohl die meisten Mineralien der Erz-
gänge, femer zum Teil die Mineralien, welche die Mandelräume der
Melaphyre erfüllen etc. Die Lösungen, welche derartige Bildungen
erzeugten, haben die in den Hohlräumen abgelagerten Substanzen sehr
häuflg den G^steinsmassen entnommen, die den Hohlraum umgeben,
also dem sog. Nebengestein der Gänge, dem die Mandeln umgebenden
Melaphyr etc., welch letzterer, wenn die Mandelräume mit Mineral-
masse erfüllt sind, stets stark verwittert erscheint etc. Überhaupt
wird das Material zur Bildung von Mineralien aus wäßriger Lösung
sehr häufig ans schon vorhandenen Mineralien genommen, welche
durch alle möglichen ümwandlungsprozesse verändert und schließlich
zerstört werden (309, 310). Die neugebildeten Mineralien von sekun-
Organische Bildungen. Erstarrnng aus dem Schmelzfluß. 397
därer Entstehong siedeln sich entweder an der Stelle an, wo das um-
gewandelte Mineral gewesen war, oder die ans diesem genommenen
StoflTe werden in Lösung fortgeführt und bewirken, vielfach mit aus
anderen Gegenden stammenden Stoffen, die Neubildungen. Jeden-
falls wird durch diese fortwährenden Neu- und Umbildungen von Mi-
neralien in der Erdkruste ein ununterbrochener Kreislauf der unor-
ganischen Materie hervorgebracht, über den weiter unten noch Einzel-
heiten angeführt werden sollen. Höchst wahrscheinlich haben dabei
vielfach auch elektrische Ströme mitgewirkt.
306. Organisclie Mlneralbildangen. Durch Yeimittlung von orga-
nischen Wesen sind gewaltige MineraJmassen gebildet worden. Hierher
gehören zunächst alle Steinkohlen und ähnliche Bildungen, welche
nichts anderes sind, als zusammengehäufte Pflanzensubstanzen und die
Umwandlungsprodukte derselben. Organischen Ursprungs ist auch
wohl aller aus dem Meer abgelagerte Kalk, also die Hauptmasse des
Materials, welches die Kalkgebirge zusammensetzt. Direkt durch che-
mische Prozesse kann sich aus Meerwa^ser kein CaCO^ ausscheiden,
dazu ist viel zu wenig davon in demselben aufgelöst Aber viele
Meeresbewohner: Kalkalgen, Foraminiferen, Korallen, Echinodermen,
Konchylien etc. scheiden durch ihren Lebensprozeß Calciumkarbonat
aus und formen aus ihm ihre Hartteile, Schalen etc. Diese häufen
sich nach dem Tode der Tiere zusammen und bilden mit der Zeit
gewaltige Kalkablagerungen. In diesen sieht man häufig noch die
Schalenstücke etc. teils mit bloßem Auge, teils unter dem Mikroskop ;
teilweise ist allerdings auch jede Spur organischer Struktur durch
spätere Umwandlung zerstört worden, so daß jetzt ihrer Struktur nach
rein unorganische Massen vorliegen. Auch die Kalkausscheidung ans
süßem Wasser wird durch Vermittlung organischer Wesen, besonders
durch Pflanzen, veranlaßt oder doch vermehrt. Wasserpflanzen über-
ziehen sich häufig dadurch, daß sie dem Wasser CO^ entziehen, mit
Kalk und bilden dadurch einen Teil des Kalktuffs, auch Moose und
Schilf am Rande von Quellen etc. wirken ähnlich (305). Aber nicht
nur Kalk wird auf diese Weise ausgeschieden, auch Kieselsäure, z. B.
Polierschiefer, Tripel und ähnliches. Hier sind es Diatomeen, welche
die Abscheidung veranlassen, indem sie sich aus der im Wasser ge-
lösten Kieselsäure Kieselpanzer bilden. Endlich werden auch Eisen-
erze (Raseneisenerze etc.) z. T. durch Vermittlung von Diatomeen aus
Fc-haltigen Wassern massenhaft zur Ablagerung gebracht.
307« Erstarrung aus dem Schmelzfluß. Bei der Erstarrung
ans dem Schmelzflusse war selten oder nie ein Mineral allein ge-
schmolzen, sondern aus einem glühend flüssigen Magma von irgend
welcher Zusammensetzung schieden sich beim Erkalten verschieden-
398 Entstehung der Mineralien. Sublimation.
artige Mineralien ans. Es liegt also auch hier eine Ausscheidang von
Mineralien aus einer Lösang vor, aber nicht in der Kälte, sondern bei
sehr hoher Temperatur. Eine solche Schmelze ist meist nur dann
im Stande, Krystalle abzuscheiden, wenn die Erkaltung sehr langsam
und stetig vor sich geht. Die Krystalle sind um so größer, je lang-
samer sie sich bildeten. Meist erstarrt aber ein mehr oder weniger
großer Teil der Masse amorph als Gesteinsglas, und eingeschlossene
Glaspartikel, oft von mikroskopischer Kleinheit, sind ein untrügliches
Kennzeichen f&r die durch Erstarrung aus dem Schmelzfluß gebildeten
Mineralien. Auf diese Weise entstehen alle die Mineralien der Lava-
ströme und entstanden überhaupt die der Emptivgesteine. Häufig
spielte dabei allerdings das Wasser gleichzeitig eine große Rolle, bes.
bei den plutonischen Gesteinen (Granit, Syenit, Diorit etc.), deren Be-
standteile kein Glas, sondern Flüssigkeitseinschlüsse enthalten, und
denen man daher, trotzdem sie ihren Lagerungsverhältnissen nach
sicher Eruptivgesteine sind, keinen rein pyrogenen, sondern einen sog.
hydatopyrogenen Ursprung zuschreibt.
308. Sublimation. Am wenigsten wichtig ist die Bildung von
Mineralien durch Absatz aus Dämpfen, d. h. durch Sublimation. Die
Schauplätze solcher Vorgänge sind zuweilen brennende Kohlenfelder,
hauptsächlich aber die Fumarolen der Vulkane, in denen bei nachlassen-
der oder ei-sterbender Eruptionstätigkeit Gase und Dämpfe aller Art
entweichen (postvulkanische Tätigkeit). Es sind dies vorzugsweise
Wasserdämpfe, mit denen flüchtige Substanzen von mannigfaltiger Zu-
sammensetzung, namentlich Chlor- und Fluorverbindungen von Silicium
und von Metallen, auch schweren, Borverbindungen etc. an die Erd-
oberfläche geführt werden. Selten werden Dämpfe eines bestimmten
Minerals erzeugt und dieses somit direkt sublimiert, wie es z. B. beim
vulkanischen Steinsalz (stets £C2-haltig) und Salmiak der Fall ist
Meist findet auch hier doppelte Umsetzung statt, so z. B. bei der
Bildung von vulkanischem Eisenglanz, Fe^O^. Er bildet sich aus
Dämpfen von Eisenchlorid und Wasser, die sich gegenseitig zersetzen,
überzieht die Wände der Krater und der Fumarolenspalten oft in deut-
lichen Krystallen und füllt auch wohl derartige Klüfte vollständig
aus. Durch gegenseitige Zersetzung von ÄC/^-Dämpfen mit metall-
haltigen entstehen in den Fumarolen nicht selten sublimierte Silikate,
wie Augit, Hornblende etc., die fertig gebildet ebensowenig flüchtig
sind wie der Eisenglanz. Alle derartigen durch Gase und Dämpfe
vermittelte Mineralbildungen werden als pneumatolytische bezeichnet.
Ein wichtiges Beispiel einer solchen pneumatolytischen Bildung ist
neben den genannten der Zinnstein mit seinen charakteristischen Be-
gleitern (303), der fast durchweg an Granit gebunden und aus den
im Gefolge der Graniteruption entwickelten Dämpfen entstanden ist
Umwandlung der Mineralien. 399
309. Umwandlnng: der Mineralleii. Die Mineralien, welche auf
irgend eine der eben besprochenen Arten sich gebildet haben, sind
vom Augenblick ihrer Entstehung an, stets der Einwirkung der in der
Erde tätigen Agentien ausgesetzt und werden dadurch wohl alle mehr
oder weniger stark angegriffen und schließlich vollkommen umgewan-
delt und zerstört. Manche Mineralien leisten diesen Einwirkungen
einen sehr starken Widerstand und sind daher beständig, wie Diamant,
Gold, Platin, auch Quarz etc., andere sind unbeständig, sie werden
leicht angegriffen und unterliegen rasch der Umwandlung, wie die
Schwefelmetalle, Feldspat, Olivin und andere. Der Grad der Beständig-
keit solchen Prozessen gegenüber ist für die einzelnen Mineralien sehr
verschieden, hängt aber nicht nur von ihrer Substanz, sondern auch von
ihrer Struktur, ihrem Vorkommen und anderen derartigen Umständen
ab. Viele Mineralien gibt es, die sich nur an gewissen Orten halten
können, wo sie vor schädlichen Einflüssen geschützt sind, z. B. Salpeter
in den regenlosen Gegenden des nördlichen Chile und in Höhlen, Stein-
salz unter seiner Gipsdecke, Schwefelmetalle im Innern der Erde
außer Berührung mit dem Sauerstoff der Luft, unter dessen Einwirkung
sie sich rasch oxydieren würden (vergl. eiserner Hut der Erzgänge
(301)). Substanzen, welche durch die in der Erdkruste wirkenden
chemischen Kräfte gar zu leicht umgewandelt und zerstört werden,
und welche durch die Art und Weise ihres Vorkommens keinen Schutz
genießen, können als Mineralien überhaupt nicht vorkommen. Wenn
sie je da und dort unter besonderen Umständen gebildet werden, so
verschwinden sie doch sehr bald wieder und beteiligen sich nicht
dauernd an dem Aufbau der Erdrinde.
Der Hauptträger dieser Umwandlungs- und Zersetzungsprozesse
ist das Wasser, und zwar das atmosphärische Wasser, das fast überall
als Regen, Schnee etc. auf die Erdoberfläche fällt und von hier aus
die gesamte Erdkruste auf das innigste durchtränkt. Es sind also
zumeist hydrochemische Prozesse, die hier in Betracht kommen, alle
anderen Einwirkungen sind viel weniger wichtig. Ist das Wasser in
dem Zustande tätig, in dem es aus der Atmosphäre und aus der Humus-
decke des Bodens in die Erde eindringt, also bei niedriger Temperatur
und beladen mit den in den Mineralien langsam wirkenden Stoffen:
Sauerstoff, Kohlensäure und eventuell organischen Humussubstanzen,
so nennt man seine Tätigkeit einfache Verwitterung, Bei seiner Be-
wegung in der Erdkruste nimmt aber das Wasser allmählich Mineral-
bestandteile auf, die sich an den ferneren Umwandlungsprozessen eben-
falls beteiligen und namentlich durch doppelte Umsetzungen Ver-
änderungen in den Mineralien hervorrufen. Dies ist die komplizierte
Venmtterung. Zu den Verwitterungserscheinungen pflegt man auch
den Wasserverlust mancher Mineralien bei niederer Temperatur zu
400 Umwandlung der Mineralien.
rechnen (Verstäubung (200*)). Alle diese Vorgänge spielen sich sehr lang-
sam ab, und ihre Eesultate sind meist erst nach längerer Zeit in den
Mineralien wahrzunehmen. Wirkt aber das Wasser bei höherer Tem-
peratur, wie das der heißen Quellen, oder enthält es starke Säuren,
wie z. B. HCl in den Vulkanen, oder H^SO^ ebendort, aber auch viel-
fach durch Verwitterung von fi^-Metallen erzeugt, so nennt man die
Umwandlung der Mineralien Zersetzung. Doch wird diese Unterschei-
dung nicht immer streng festgehalten, und man nennt häufig auch
solche Mineralien zersetzt, welche durch Verwitterung eine mehr oder
weniger weitgehende Umwandlung erlitten haben. Da diese Um-
wandlungsprozesse stets eine gewisse Zeit beanspruchen, so sind neu
entstandene Mineralien frisch und ev. vollkommen klar und durch-
sichtig, während ältere Exemplare derselben Spezies schon mehr oder
weniger stark angegriffen und dadurch stärker oder schwächer ge-
trübt sind. So ist es z. B. in den jüngeren und den älteren Eruptiv-
gesteinen mit den Feldspäten, die man danach auch als Sanidin und
Orthoklas (glasigen und gemeinen Feldspat) unterschieden und be-
sonders benannt hat.
Selten beginnen die Umwandlungsprozesse im Innern der Mine-
ralien, so bei manchen aus isomorphen Schichten aufgebauten Plagio-
klasen, deren innere Partien basischer und daher leichter verwitterbar
zu sein pflegen, als die äußeren. In den allermeisten Fällen fängt
die Zersetzung außen an und schreitet nach innen fort, so daß sehr
häufig noch ein frischer Kern vorhanden ist^ umgeben, vielfach in
ganz scharfer Abgrenzung, von einer umgewandelten Hülle. Zuweilen
dringt die Verwittening in der Art in das Innere vor, daß sich
mikroskopisch feine Spältchen bilden, von deren Wänden aus die Um-
änderung erfolgt. In diesem Falle bildet dann das neu entstandene
Mineral ein Netzwerk, in dessen einzelnen Maschen Beste des ur-
sprünglichen sitzen. So ist es z. B. meist bei dem in der Umwand-
lung zu Serpentin begriffenen Olivin. Häufig sitzen auch die Produkte
der Verwitterung in deutlichen Krystallen auf dem noch unverwitterten
Best des ursprünglichen Minerals oder auf dessen Überbleibseln auf,
wie z. B. Weißbleierz auf Bleiglanz, Zeolithe in den Mandeln der
zersetzten Mandelsteine etc.
Die hydrochemische Einwirkung auf die Mineralien ist unter
verschiedenen Umständen eine verschiedene, dasselbe Mineral kann
also auch unter verschiedenen Umständen sehr verschiedene Umwand-
lungsprodukte liefern. So gibt die Verwitterung des Bleiglanzes,
P6S, bald Vitriolblei, PhSO^ ; bald Weißbleierz, PbCO^ ; bald Pyro-
morphit (Bleiphosphat) ; und noch andere Mineralien können durch die
Veränderung desselben entstehen.
Die wichtigsten hydrochemischen Prozesse, welche umwandelnd
Umwandlung der Mineralien. Beispiele für Umwandlnngsprozesse. 401
nnd zerstörend auf die Mineralien einwirken, sind: die einfache Lö-
sung, die Aufnahme von Sauerstoff (Oxydation) und Kohlensäure, die
Abgabe von Sauerstoff (Reduktion), Aufiiahme, seltener Verlust yon
Wasser, Aufnahme fester Bestandteile aus Lösungen ohne gleich-
zeitige Abgabe von Bestandteilen, oder umgekehrt bloße Abgabe von
Bestandteilen, oder auch endlich gleichzeitige Abgabe und Aufnahme
von solchen (Austausch von Bestandteilen). Im Falle des Austauschs
verschwindet ein Bestandteil und wird durch einen anderen ersetzt ;
man sagt, er wird verdrängt. Das letztere, der Austausch von Be-
standteilen ist am häufigsten; die einfachen Vorgänge der Lösung,
Oxydation, Reduktion, Wasserauinahme etc. kommen in voller Reinheit
ohne jede Mitwirkung der anderen Prozesse selten vor. Die meisten
Verwitterungsvorgänge sind sehr verwickelt und die genannten
Prozesse wirken fast stets mehr oder weniger vollzählig neben-
einander.
Dabei geht meist von der Substanz der umgewandelten Mine-
ralien ein größerer oder kleinerer Teil in Lösung, wird vom V^asser
fortgeführt und an anderen Stellen zur Einleitung komplizierter Ver-
witterungsprozesse oder in irgend einer Weise zu Neubildungen ver-
wendet. Die aus solchen Lösungen ausgeschiedenen neugebildeten Mine-
ralien (305) können dann ihrerseits wieder Verwitterungs- und Zer-
setzungsprozessen anheimfallen, so daß also auf diese Weise, wie schon
erwähnt, ein steter Kreislauf der unorganischen Substanz in der Erd-
kruste stattfindet.
Die hydrochemischen Prozesse sind aber, wenn schon die wich-
tigsten, doch nicht die einzigen, die zur Umwandlung vorhandener
und zur Herstellung neuer Mineralien führen. Wir haben oben schon
(302) die Umwandlung des Nebengesteins im Eontakt mit einem
Eruptivgestein, die Kontaktmetamorphose, besprochen. Auch durch
die Einwirkung von Gasen, namentlich solchen vulkanischen Ursprungs,
können derartige Veränderungen bewirkt werden (pneumatolytische
Umwandlung).
310. Beispiele ftlr llmwandlnngsprozesse. Im folgenden ist
eine Anzahl von Beispielen für die Umwandlung, Zerstörung und Neu-
bildung von Mineralien durch hydrochemische und andere Prozesse
angeführt.
Vollständige Auflösung durch reines Wasser erleiden Steinsalz,
Sylvin, Vitriole, ebenso aber auch Gips. Unter Beihilfe von CO^
löst sich leicht Kalkspat und andere Karbonate. Dabei hinterbleiben
die in den löslichen Mineralien etwa eingemengten unlöslichen fremden
Körper, wie Quarzkrystalle im Gips (sog. Gipsresidua), feiner roter
eisenreicher Ton im Kalk (terra rossa) etc. Ganz unlöslich ist wohl
Bauer, Mineralogie. 26
402 Umwandlung der Mineralien.
kein Mineral, wie man schon an den natürlichen Ätzfignren der vom
Wasser anscheinend unangreifbaren, Qnarz, Schwerspat etc., sieht.
Partielle Auflösung (Auslaugung) findet ebenfalls häufig statt ; in
besonders großem Maßstabe bei manchen MgCO^-heltigen Kalken:
GaCO^ wird fortgeffthrt und MgCO^-TBicherer dolomitischer Kalk und
zuletzt eigentlicher Dolomit bleibt zurfick (Dolomitisiemng). Ein
etwas komplizierteres Beispiel von Auslaugung verbunden mit Wasser-
auftiahme bietet die Verwandlung von Orthoklas, K^O . JJ^O^ . 6SiO^,
in Kaolin 2H^0 . Al^O^ . 2SiO^ (Kaolinisierung) ; K^O mit einem Teil
der SiO^ tritt aus und wird in Lösung fortgef&hrt, H^O tritt ein;
dieses wird also gegen jene Bestandteile ausgetauscht
Schwefelmetalle erleiden häufig Oxydatianspro/sesse. Speiskobalt,
CoAs^j geht bei gleichzeitiger Wasseraufuahme über in Kobaltblüte,
Co^As^O^ . SH^O, welche als rote Ausblühung den grauen Speiskobalt
bedeckt. Schwefelkies, FeS^, Magnetkies, JPc^Sg, geben Unterwasser-
aufnahme Eisenvitriol, FeSO^.lH^O; dabei wird H^SO^ frei, welche
auf benachbarte Mineralien zersetzend einwirkt, und z. B. aus der
Al^O^ des Tons, der häufig den Schwefelkies einschließt, ebenfalls
unter fi,0- Aufnahme Tonerdesulphat, sowie unter weiterer Aufnahme
von K^O auch Alaun bildet. Ist in dem Ton Kalk in geringer Menge,
so wird dieser aufgelöst und es entstehen neugebildete Krystalle von
Gips, CaSO^ . 2^32^; von oft sehr schöner Ausbildung, alles dies infolge
der Oxydation des Schwefelkieses. Ein reiner Oxydationsprozeß liegt
der schon erwähnten Umwandlung von Bleiglanz, P6S, in Vitriolblei,
PbSO^y zu Grunde. Auch niederoxydierte Metalle oder gediegene
Metalle nehmen 0 auf, z. B. Magneteisen FeO.Fe^O^j das in Eisen-
glanz, Fe^Of^, ebenso Cu, das inCu^O (Rotkupfererz) übergeht Spat-
eisenstein, FeCO^, verliert 00^, FeO geht unter Aufnahme von 0 und
H^O in Goethit, H^O . Fe^O^ (oder Brauneisenstein, 3H^0 . 2Fe^0^) über
und wird dabei braun. In Goethit wird auch Schwefelkies nicht
selten verwandelt, wenn alles S in irgend einer Form aufgelöst und
fortgeführt wird. Manche Mineralien nehmen S statt 0 auf. So geht
ged. Silber in flaS-haltiger Luft oder in Berührung mit JT^iS-fÖhren-
dem Wasser in Silberglanz, Ag^S, über.
Seine Hydrostbildung kommt in der Natur in großem Maßstabe
vor, indem sich der Anhydrit, CaSO^, durch Wasseraufnahme in Gips,
CaSO^ . 2H^0 verwandelt, womit eine außerordentliche Volumenver-
mehrung verbunden ist Das ursprüngliche Volumen des Anhydrits
wird um ca. 33 % vergrößert Beispiele von Wasserauftiahme, neben
anderen Prozessen, sind schon oben angeführt Sehr viele an sich
wasserfreie Mineralien enthalten infolge beginnender Verwitterung
kleine Quantitäten H^O. Solche kleine Mengen Wasser können oft
als Zeichen dafür angesehen werden, daß das Mineral nicht mehr
Beispiele fttr Umwandlnngsprozesse. 403
ganz frisch ist (vergL dazu (275)). Der nmgekehrte Prozeß des
Wasserverlostes ist verhältnismäßig selten; er tritt haaptsäch*
lieh bei höherer Temperatur ein^ z. R beim Erhitzen des Tons dorch
Kohlenbrände und Bildung von Porzellanjaspis etc. Aber auch bei
niederer Temperatur geht zuweilen H^O fort, z. B. aus Brauneisen-
stein {3H^0 .2Fe^0Q) unter Bildung von Eisenoxyd; der Laumontit^
ein wasserhaltiges Ealktonerdeselikat (Zeolith), some der Eisenvitriol,
Alaun etc., verliert sein Erystallwasser in trockener Luft etc. (vergl.
Verstäubung (200*)).
BedukHmsprMesse sind nicht selten. EisenvitriollOsungen in Be*
rtthrung mit organischen Resten pflanzlichen oder tierischen Ursprungs
geben Schwefelkies; auf diese Weise ist wohl der Schwefelkies in
den Stein- und Braunkohlen, im Bernstein etc. entstanden. Eisen-
oxydsalze, z. B. Silikate, werden zu Oxydulsilikaten reduziert; Eisen-
oxyd gibt Magneteisen, FeO.Fe^O^; Rotkupfererz Cu^O wird Cu etc.,
alles meist unter dem Einfluß organischer Substanzen, die im Wasser
gelost oder suspendiert sind.
Der Karb(maUnldf4ngspro£feß unter dem Einfluß CO,- haltigen
Wassers kommt häufig bei Kupfererzen vor ; Cu geht durch Oxydation
zunächst in Rotkupfererz Cu^O über, was seinerseits dann noch mehr
0, femer CO, und H^O aufnimmt und Malachit, ein grfines H^O-
haltiges Kupferkarbonat liefert In größerem Maßstabe bilden sich
Karbonate bei der Umwandlung des Olivins, 2MgO . SiO^ oder
iMgO . 2Si0^j in Serpentin, SMgO . 28iO^ . 2H^0 (Serpentinisierung).
Es entsteht dabei aus dem überschießenden MgO und einem Teil der
(70, des Wassers MgCO^, das sich als Magnesit ablagert Der nun
zunächst entstandene Serpentin wird aber von dem OO^-haltigen
Wasser häufig noch weiter umgewandelt Alle MgO geht dann oft
in MgCO^ (Magnesit) über und die SiO^ wird als Quarz, Opal etc. frei
Infolge beginnender Karbonatbildung enthalten viele Mineralien kleine
Quantitäten 00, und brausen daher mit Säuren etwas auf, auch wenn
sie an sich im reinen und frischen Zustand vollkommen 00, -frei sind.
Diese kleinen OO^-Mengen können ebenso als bezeichnend fttr den
Beginn der Verwitterung angesehen werden, wie die kleinen Mengen
^0 in manchen MinersJien.
Als Beispiel einer hmplieierten Verwitterung (Austausch fester
Bestandteile) diene der Leucit, K^O . Äl^O^ . ^SiO^, der in Berüh-
rung mit Wasser, das ein Natronsalz (z. B. NatronsUikat) aufgelöst
enthält, sich in Analcim Na^O . Al^O^ . iSiO^ . 2J3,0 verwandelt;
Na^O und K^O werden gegenseitig ausgetauscht, JE, 0 wird durch
Na^O verdrängt, und H^O wird aufgenommen. Ähnliche Prozesse
kommen äußerst häufig vor. Die Eisenerzlager des unteren Lahntals
und mancher anderer Gegenden entstanden durch Einwii'kung von eisen-
26*
404 Pseadomorphosen.
haltigen Lösungen auf Kalkstein. Das Eisen verdrängte das Calcium,
das seinerseits in Lösung ging und fortgeführt wurde. Die eisenhaltigen
Lösungen entstammen hier den eisenreichen Grünsteinen und Schal-
steinen, die mit jenen Eisenerzen stets in Verbindung stehen. Durch
analoge Vorgänge hat man sich die Bildung der gewaltigen Ablage-
rungen von Eisenspat, FeCO^, z. B. in Steiermark und wohl ebenso
die mit Kalk in Verbindung stehenden Galmeimassen in Ober-
schlesien etc. zu denken. Wir haben es also hier mit metasomatischen
Erzlagerstätten zu tun (293); metasomatische Bildungen sind auch
der Dolomit, der Serpentin, der Kaolin, von denen oben die Bede ge-
wesen ist.
Endlich sei als Beispiel einer pneumatölytischen Zersetzung in
giößerem Maßstabe, die Bildung des Alaunsteins aus Feldspat,
K^O . Al^O^ . 6SiO^^ erwähnt. Auf letzteren wirken iSOg -haltige
Dämpfe vulkanischen Ursprungs ein, häufig durch Oxydation von SO^
gebildet K^O und Äl^O^ des Feldspats verbinden sich mit Schwefel-
säure zu Alaunstein: K^O . SÄl^O^ , iSO^ . 6H^0, und SiO^ wird in
verschiedener Form, als Quarz, Chalcedon, Opal etc. ausgeschieden.
311. Pseudomorphosen. Von besonderem Interesse sind die-
jenigen Fälle der Umwandlung von Mineralien, wo die Prozesse so
langsam und stetig vor sich gingen, daß die Krystallform des ur-
sprünglichen Minerals erhalten blieb. Das Resultat ist dann, daß
eine Substanz, die neu gebildete, in der ihr nach ihrer natttrlichen
Beschaflfenheit gar nicht zukommenden Krystallform einer anderen
Substanz, des Urminerals, sich findet. Derartige Mineralien mit von
anderen Mineralien entlehnter Krystallform nennt man Fseudomor-
phosen oder AfierhrystaTle, So kommt z. B. manchmal Serpentin in der
Krystallform des Olivins vor, oder wie man zu sagen pfiegt, eine
Pseudomorphose von Serpentin nach Olivin; oder Quarz in der Form
von Kalkspat, eine Pseudomorphose von Quarz nach Kalkspat etc.
Die Umwandlungsprozesse sind bei den Pseudomorphosen genau
dieselben wie sonst (309, 310). Auch bei ihnen beginnen sie zumeist
außen. Zuerst ist die umgewandelte Schicht ganz dünn, wird aber
allmählich immer dicker, bis endlich der Vorgang durch Verschwinden
des letzten Eests des Urminerals beendet ist Gewöhnlich sind aber
immer noch Teile des letzteren wenigstens in geringer Menge vor-
handen, die beweisen, daß die formgebende Substanz ursprünglich in
der Tat vorhanden gewesen ist. Von echten ursprünglichen KrystaUen
unterscheiden sich die Pseudomorphosen meist dadurch, daß sie keine
einheitlichen Individuen, sondern Aggregate eines oder auch wohl
mehrerer Mineralien von der vei-schiedensten Struktur (187) darstellen,
die die Form des Urminerals erfüllen. Häufig ist dies nur unvoll-
ständig der Fall; in den Pseudomorphosen finden sich größere und
Psendomorphosen. 405
kleinere Hofalräame. Manche sind sogar im Innern ganz hohl und be-
stehen nur aus einer dünnen Haut des neuen Minerals, vergleichbar
einem Modell aus Karton von der Form des ürminerals. Sehr be-
zeichnend für manche Pseudomorphosen sind auch trichterförmige
Einsenkungen in der Mitte der Flächen, wie z. B. bei denen von Ma-
lachit nach Rotkupfererz von Chessy bei Lyon.
Die Pseudomorphosen haben für die Beurteilung der ümwand-
lungsvorgänge im Mineralreich eine sehr große Bedeutung, da die er-
halten gebliebene Form das ursprüngliche Mineral, das die Umwand-
lung« erlitten hat, auch dann noch erkennen läßt, wenn dieses selbst
vollkommen verschwunden ist. Durch sie wird die Möglichkeit vieler
TJmwandlungsvorgänge nachgewiesen, die man sonst für wenig wahr-
scheinlich, ja für unmöglich gehalten haben würde. Die Prozesse, um
die es sich hier handelt, sind fast ausschließlich hydrochemische,
durch die oben geschilderte Tätigkeit des Wassers vermittelte. Die
Pseudomorphosen zeigen, daß auch die unlöslichsten Substanzen im
Laufe der Zeit vom Wasser angegriffen und umgewandelt werden
können. Findet man z. 6. irgend eine Substanz z. B. Speckstein in
der Form des Quarzes, also als Pseudomorphose nach Quarz, so muß
ursprünglich Quarz vorhanden gewesen, und dieser durch die Tätig-
keit des Wassers in die neue Substanz übergeführt worden sein, trotz-
dem der Quarz sich bei Lösungsversuchen als fast unangreifbar durch
das Wasser erweist. Allerdings ist das Wasser dabei sicherlich nicht
rein, sondern mit gelösten Substanzen beladen gewesen, welche, zu-
weilen wohl im Verein mit höherer Temperatur, den Umwandlungs-
prozeß förderten und unterstützten.
Je nach den speziellen Vorgängen bei der Bildung von Pseudo-
morphosen unterscheidet man folgende Arten derselben:
1. Paramorphosen. Eine Substanz geht durch molekulare Um-
lagerung ohne chemische Veränderung in eine heteromorphe Modi-
fikation derselben Substanz über. Hierher gehören u. a. die Pseudo-
morphosen von Eutil nach Brookit (Arkansit), beide TiO^ ; ebenso auch
die Krystalle des Leucit, Boracit etc. bei verschiedenen Temperaturen
(siehe diese).
2. Umwandlungspseudomorphosen. Neben den unter 3 genannten
Verdrängungspseudomorphosen , die eigentlichen , durch chemische
Umwandlung des Ürminerals entstandenen Pseudomorphosen. Dabei
wurden entweder nur neue Bestandteile aufgenommen (selten); oder
es werden nur Bestandteile abgegeben (ebenfalls nicht häufig); oder
es fand, wie in den meisten Fällen, ein Austausch einzelner Bestand-
teile gegen andere neue Substanzen statt.
Beispiele :
Pseudomorphose von Silberglanz, Ag^S, nach Silber, Ag] Auf-
406 Pseadomorphosen.
nähme von S, Gips, CaSO^ . 2-ff,0, nach Anhydrit, CaSO^; Aufiiahme
von H^O, Aber auch:
Pseadomorphosen von Anhydrit nach Gips; Abgabe von H^O.
Kupfer, Gu, nach Rotkupfererz, Cu^O; Verlust von 0. EJndlich:
Pseudomorphosen von Epidot {H^O . ^GaO . ^A1^0^,Fe^0^) . 6SiO,)
nach Orthoklas {E^O.Al^O^ .6S»0g); Verlust von jK^O, Aufnahme von
H^O, CaO und l>,Os. Speckstein {H^O .SMgO .^iO^) nach Talkspat
(JfflrCOj); Abgabe von (70,, Aufnahme von SiO^ und H^O. Goethit
{H^O . FtfgOg) nach Schwefelkies (FeS^); Verlust von 5, Aufnahme von
O und H^O. Ähnlicher Austausch auch bei den Pseudomorphosen
von Serpentin nach Olivin, Kaolin nach Orthoklas etc.
3. Verdrängungspseudomarphosen. Von der Substanz des ursprüng-
lichen Minerals ist in der Pseudomorphose nichts mehr vor-
handen, als etwa Sauerstoff und andere ähnliche indifferente Bestand-
teile, sie ist vollständig verdrängt. Die Veränderung geht aber hier
genau nach denselben chemischen Gesetzen vor sich, wie bei den Um-
wandlungspseudomorphosen.
Pyrolusit (MnO^) nach Kalkspat (CaCO^). Quarz (SiO,) nach
Flußspat {CaF2^) oder Kalkspat {GaCO^\ Gips {CaSO^ . 2H^0) nach
Steinsalz {NaCJ)] Kupfer {Cu) nach Kalkspat oder Aragonit (beide
CaCO^).
Neben diesen eigentlichen durch hydrochemische Umwandlungs-
prozesse sich bildenden vielfach sogenannten mäasomatischen oder
Veränderungspseudomarphasen gibt es auch solche, bei denen der neuen
Substanz die ihr fremde Form durch mehr zufällige Vorgänge aufge-
prägt wird (mechanische Abformung). Nicht immer besteht aber ein
scharfer Unterschied zwischen jenen und diesen, und noch häufiger wird
man im Zweifel bleiben, ob in einem speziellen Falle dieser oder jener
Vorgang sich abgespielt hat. Jedenfalls haben diese letzteren Bil-
dungen nicht die große Wichtigkeit der eigentlichen Pseudomorphosen.
Manche Mineralien finden sich mit einer papierdünnen Haut eines
anderen Minerals überzogen, die sich den Flächen des Kemkrystalls
so anlegt, daß sie seine Form erkennen läßt So sind manche Fahl-
erzkiystalle von Clausthal und anderen Orten mit einer ganz dünnen
Kupferkieshülle bedeckt, so daß man Kupferkies in der Form des
Fahlerzes, eine Pseudomorphose von Kupferkies nach Fahlerz vor sich
zu haben glaubt Ähnliche wenn auch meist dickere Überzüge bildet
namentlich der Quarz, z. B. auf dem Schwerspat von Schriesheim im
Odenwald und von vielen anderen Orten. Derartige Bildungen nennt
man UmhüUung^pseudomorphosen (Perimoiphosen Kenngotts).
Nun kommt es zuweilen vor, daß der von einer solchen dünnen
Hülle umgebene Kern aufgelöst und fortgeführt wird, während die
Hülle selbst unverändert bleibt Man hat dann eine HohUbrm von
PsendomorphoBen. 407
der Gestalt des urspr&nglichen Erystalls (hohle Pseadomorphosen).
Dies ist anf Erzgängen gar nicht selten, wo eine Quarzhant die Hülle
bildet, nnd z. B. Kalkspat den verschwundenen Kern einnahm. Diese
HfiUe bleibt aber nicht immer leer, sondern sie füllt sich oft wieder mit
später neu gebildeten Mineralien ans. Dabei sind zwei Fälle denk-
bar: einmal ist die den Hohlraum ausfällende Substanz dieselbe wie
diejenige, welche die Hfllle bildet, also im obigen Beispiel wieder
Quarz, dann erhält man einen Erystall, in welchem nun Kern und
Httlle aus derselben Substanz besteht Beide haften fest aneinander,
haben aber verschiedene Struktur etc., und u. d. M. kann man meist
leicht die scharf geradlinig verlaufende Grenze zwischen Hülle und
Kern sehen. Äufierlich scheint der so gebildete Afterkrystall aus
einem Guß zu sein, mit meistens mehr oder weniger rauhen Flächen.
So sind vielfach die Pseudomorphosen von Quarz (Homstein oder
Chalcedon) nach Kalkspat gebaut und entstanden, welche man nicht
selten auf Erzgängen findet. In anderen Fällen ist die ausfüllende
Substanz eine beliebige von der Hülle abweichende. Nicht selten wird
endlich auch noch die Hülle zerstört und weggeführt und die Aus-
füllungsmasse liegt in der Form des ürminerals frei. In dieser Art
geht es bei aufgewachsenen Krystallen. Wenn eingewachsene Krystalle
zerstört werden und verschwinden, bildet das umgebende Muttergestein
eine Hohlform, die dann auf dieselbe Weise ausgefüllt werden kann.
Derartige Büdungen werden als AtisfüUungspseudoimrphosen (Plero-
morphosen Kenngotts) bezeichnet
Solche Umhüllungen spielen indessen auch zuweilen bei der Bil-
dung von echten Yeränderungspseudomorphosen eine Bolle und tragen
mit zur Erhaltung der Form des ürminerals bei. So findet man bei
Sundwig unweit Iserlohn in Westphalen Pseudomorphosen von Eisen-
glanz (Eoteisenstein) nach Kalkspat und zwar in der Form von mehrere
Centimeter großen Skalenoedem. Diese sind häufig noch von. einer
Quarzhaut überzogen, die sich vielfach wie eine Kappe abheben läßt
Der Prozeß der Pseudomorphosenbildung begann damit, daß sich der
Kalkspat mit der Quarzhülle bedeckte. Innerhalb dieser vollzog sich
die Umwandlung, indem das Calciumkarbonat sich in hinzutretendem
eisenhaltigem Wasser auflöste und dabei aus diesem Eisenoxyd aus-
fällte, das an die Stelle des CaCO^^ trat Dieses Eisenoxyd mußte not-
wendig in der Hohlform die skalenoedrische Form des Kalkspats an-
nehmen. In ähnlicher Weise wirkten auch sonst vielfach derartige
Hüllen formgebend auf das neugebildete Mineral ein, in zahlreichen
anderen Fällen wurde die Form aber allerdings auch ohne ein solches
Hilfsmittel erhalten, so namentlich auch bei Pseudomorphosen von
Eisenoxyd nach Kalkspat von anderen Orten, an denen nie eine Spur
einer Quarzhaut sich findet Eine solche ursprüngliche Hülle wird
408 Pseudomorphosen.
allerdings wohl vielfach durch nachfolgende Prozesse wieder zerstört
worden sein, wie sie auch tatsächlich bei manchen Sundwiger Exem-
plaren fehlt; dann ist oft die sichere Beurteilung des speziellen Vor-
gangs unmöglich.
Nicht ganz selten findet man bei den Ausfilllungspseudomorphosen
eine zweite Generation des verschwundenen formgebenden Minerals
als Ausfulluhgsmasse, so z. B. in Hohlformen von der Gestalt des
Kalkspats neuen Kalkspat statt des verschwundenen ursprünglichen
(Pseudomorphosen von Kalkspat nach Kalkspat). Oder aber, man findet
den Hohlraum von einem mit dem ursprünglichen Mineral hetero-
morphen erfüllt, also z. B. die von einem Kalkspatkrystall hinterlassene
Höhlung mit Aragonit (Pseudomorphosen von Aragonit nach Kalk-
spat); zuweilen trifft man auch das Umgekehrte. Man muß sich hUten,
Bildungen solcher Art für Paramorphosen zu halten.
Ganz eigentümliche Bildungen sind die von Scheerer Perimor-
phosen genannten Mineralien von Arendal (nicht Perimorphosen Kenn-
gotts, siehe oben). Dünne Schalen oder Häute von Granat- oder
Vesuviansubstanz umschließen Käume je von der Krystallform dieser
Mineralien, welche innen vollkommen erfüllt sind mit einem regel-
losen Gemenge von Granat resp. Vesuvian mit Skapolith, Epidot,
Quarz, Kalkspat und anderen Mineralien.
Zn den Psendomorphosen gehören in einem gewissen Sinne anch die Ver-
Steinerungen, in denen verschiedene Mineralsnbstanzen die Stelle von organischen
Formen einnehmen. Sehr hänfig sind die Yersteinemngen von Kalk gebildet, wie die
erhaltenen Teile der betreffenden Organismen, die Muschelschalen, KoraUenstöcke etc.
ebenfaUs waren. Häufig ist an die SteUe des Kalks später Kieselerde getreten, die
Versteinerungen sind verkieselt, das ist namentlich auch bei yersteinerten Pflanzen
häufig. Sodann ist besonders Schwefelkies zu erwähnen (verkieste Versteinerungen).
Seltenere Versteinerungsmittel sind Flußspat, Gips, Eisenglanz und manche andere.
(Blum, Die Pseudomorphosen des Mineralreichs. 1843. Mit vier Nachträgen.
1847—79. E. Geinitz, N. Jahrb. für Min. etc. 1877, 449 und Tschermaks Min.
Mittlgn. n. 489. 1879. J. Both, Allgemeine und chemische Geologie.)
Atomgewichte.
409
Internationale Atomgewichte.
1903.
0 — 16.00 (H — 1.008)
Ni
Alaminiom
AI
27.1
Nickel
58.7
Antimon
Sb
120.2
Niobium
Nb
94
Argon
A
39.9
Osmium
Os
191
Arsen
As
76.0
Palladium
Pd
106
Baryum
Ba
137.4
Phosphor
P
31.0
Beryllium
Be
9.1
Platin
Pt
194.8
Blei
Pb
206.9
Praseodym
Pr
140.5
Bor
B
11
Quecksilber
Hg
200.0
Brom
Br
79.96
Radium
Ra
225
Cadminm
Cd
112.4
. Rhodium
Rh
103.0
Caesjam
Cs
133
Rubidium
Rb
86.4
Calcium
Ca
40.1
Ruthenium
Ru
101.7
Cerium
Ce
140
1 Samarium
Sa
160
Chlor
Cl
36.45
Sauerstoff
0
16.00
Chrom
Cr
52.1
i Scandium
Sc
44.1
Eisen
Fe
66.9
Schwefel
S
32.06
Erbium
Er
166
Selen
Se
79.2
Fluor
F
19
Süber
Ag
107.93
Gadolinium
Gd
166
Silicium
Si
28.4
Gallium
Ga
70
Stickstoff
N
14.04
Germanium
Ge
72.6
Strontium
Sr
87.6
Gold
Au
197.2
Tantal
Ta
183
Helium
He
4
Tellur
Te
127.6
Indium
In
114
Terbium
Tb
160
Iridium
Ir
193.0
Thallium
Tl
204.1
Jod
J
126.85
Thorium
Th
232.5
Kalium
K
39.16
Thulium
Tu
171
Kobalt
Co
59.0
Titan
Ti
48.1
Kohlenstoff
C
12.00
Uran
U
238.5
Krypton
Kr
81.8
Vanadin
V
51.2
Kupfer
Cu
63.6
W asserstoff
H
1.008
Tianthan
La 138.9
Wismut
Bi
208.5
Lithium
Li
7.03
Wolfram
W
184.0
Magnesium
Mg
24.36
1
Xenon
X
128
Mangan
Mn
56.0
Ytterbium
Yb
173.0
Molybdän
Mo
96.0
Yttrium
Y
89.0
Natrium
Na
23.06
Zink
Zn
65.4
Neodym
Nd
143.6
Zinn
Sn
119.0
Neon
Ne
20
Zirconium
Zr
90.6
Spezieller Teil.
I. Abschnitt.
Systematik.
818. Mineralspezlefl. Man faßt alle diejenigen Mineralsubstanzen zu einer
Minerdlspezies zusammen, welche die gleiche chemische Znsammensetznng und die-
selbe Erystallform haben (resp. amorph sind). Die äußeren und physikalischen Eigen-
schaften hftngen von den genannten beiden mehr oder weniger direkt and ausschließ-
lich ab, oder sie sind mit äußeren Einflüssen veränderlich und daher bei der Klassi-
fikation unwesentlich und unwichtig.
Die Identität der chemischen Zusammensetzung aller zu derselben Mineral-
spezies zu rechnenden Exemplare ist aber selten eine absolute. Gkinz abgesehen von
mechanisch eingemengten Verunreinigungen sind den meisten Mineralien mehr oder
weniger große Quantitäten isomorpher Substanzen beigemischt. Kleine Mengen
solcher isomorpher Beimischungen werden vernachlässigt, Schwierigkeiten in der Ab-
grenzung der Spezies treten aber ein, wenn zwischen zwei isomorphen Endgliedern
so viele verschiedene Mischungen sich gebildet haben, daß vom einen zum anderen
ein ganz allmählicher Übergang stattfindet, wie z. B. zwischen dem Natronfeldspat
(Albit) und dem Kalkfeldspat (Anorthit). In solchen Fällen muß man an je nach
den speziellen Verhältnissen zu beurteilenden Punkten in der Mischungreihe Grenzen
ziehen, zwischen weichen die eine solche Beihe bildenden Spezies liegen (vergl. die
Beihe der Plagioklase). Die Spezies sind in solchen Fällen im ganzen vollkommen
willkürlich und beliebig abgeschieden, aber eine Einteilung einer solchen Beihe in
einzelne Spezies ist nötig, trotzdem hier eine rationelle Abgrenzung unmöglich ist,
weil, wenn man die ganze Beihe als zu einer Spezies gehörig ansehen wollte, man
in diese auch die beiden ganz verschiedenen Endglieder (hier z. B. Albit und Anor-
thit) rechnen müßte, was einer zweckmäßigen Systematik widerspräche.
Daß die chemische Zusammensetzung allein nicht zur Umgrenzung der Spezies
ausreicht, sieht man aus der Existenz von dimorphen Körpern, die zwar gleich zu-
sammengesetzty aber sonst sehr verschieden sind. Wollte man alle chemisch gleich
zusammengesetzten Mineralien ohne Bücksicht auf das KrystaUsystem zu einer Spezies
zusammenfassen, so würde z.B. Graphit und Diamant zusammen eine solche bilden,
zwei Körper, welche doch in jeder Hinsicht, außer in der Zusammensetzung von ein-
ander abweichen. Es ist also außer der Zusammensetzung noch Anderes zur Ab-
grenzung der Spezies nötig, und dabei bietet sich als das Wichtigste von selbst die
Mmeralapezies. Varietät 411
Krystallfonn dar. Bei Bemteilnn^ der Qleidiheit oder Verschiedenheit der Erystall-
iorm kommt es lediglich auf die Erystallreihe (das Achsensystem), nicht auf die im
spenellen Fall gerade ausgebildeten Erystallformen an. Aber auch das Achsen-
system, d. h. das Achsenverhältnis (ey. die Achsenwinkel), ist nicht stets bei allen
Krystallen derselben Speides absolut gleich, sondern es ist ebenfalls wie die Zu-
sammenseteung und mit dieser etwas, aber allerdings in engen Grenzen schwankend.
Die Erystallklasse ist aber bei allen zu einer Spezies gehörigen Mineralien stets
dasselbe.
Was die von der Zusammensetzung und von der £rystallform abhängigen
physikalischen Eigenschaften betrifft, so sind von ihnen vorzugsweise das spezifische
Gewicht, die Blätterbrüche und die optischen Verhältnisse ins Auge zu fassen.
Ersteres steht mit der Zusammensetzung und £rystallform derart in Verbindung,
daß stets gleich zusammengesetzte und krystalUsierte Mineralien auch das gleiche
spezifische Gewicht haben. Dasselbe gilt für die Blätterbrüche: gleich zusammen-
gesetzte Mineralien von derselben £rystallform sind stets in den nämlichen Bich-
tungen spaltbar. Diese Eigenschaften sind also bei der Klassifikation nicht weiter
zu Terwerten. Von den optischen Verhältnissen stehen einige mit der Krystallfonn in
notwendigem Zusammenhang, wie optische Einachsigkeit mit dem hezagonalen resp.
dem quadratischen Krystallsystem etc. Diese sind hier ebenfalls nicht weiter zu berück-
sichtigen. Andere an sich veränderliche und mit der Krystallform zum Teil weniger
direkt zusammenhängende Eigenschaften sind an allen Exemplaren eines durch che-
mische Zusammensetzung und Krystallform charakterisierten Minerals ziemlich kon-
stant dieselben. Dies ist namentlich betrefis der Lage der Elastizitätsachsen gegen
die krystallographischen der Fall, soweit sie Überhaupt von diesen in der Lage ver-
schieden sind, was nur im monoklinen und triklinen System der Fall ist. Sie sind
zwar durch isomorphe Beimischungen und auch durch gewisse äußere Einflüsse, wie
Temperaturveränderungen etc., etwas schwankend, aber meist innerhalb enger
Grenzen. Weniger konstant und daher weniger wichtig ist der Charakter der
Doppelbrechung — es gibt Mineralspezies, bei denen einzelne Exemplare teils positiv,
teils negativ sind — , der Achsenwinkel etc. Wie weit Farben von Wichtigkeit
sind, vergl. (260) ; nur bei metallischen Substanzen haben sie selbständige Bedeutung
und sind für die durch chemische Zusammensetzung und Krystallform charakteri-
sierten mineralischen Substanzen konstant. Ähnlich ist es beim Glanz, der bei nicht
metallischen, zum Teil auch bei metallischen Substanzen wesentiich mit von der
Struktur des betreffenden Stücks abhängt Kurz, man überzeugt sich bei der Be-
trachtung sämtiicher Eigenschaften der Mineralien, daß die chemische Zusammen-
setzung und die Krystallisation für die Charakterisierung der Mineralspezies er-
forderlich, aber auch genügend sind, da die anderen Eigenschaften von diesen beiden
entweder abhängen oder mit äußeren Einflüssen schwankend, also für den vorliegen-
den Zweck unwichtig sind.
S14. Varietät« Nach der Verschiedenheit der mit äußeren Einflüssen schwan-
kenden Eigenschaften werden innerhalb der einzelnen Mineralspezies, namentlich der
häufigen und weit verbreiteten, vielfach Varietäten als Unterabteilungen der Spezies
unterschieden, welche aber wegen des schwankenden Charakters der Unterscheidungs-
merkmale nicht scharf geschieden sind, sondern ineinander allmählich übergehen, im
Gegensatz zu den Spezies, welche abgesehen von den isomorphen Mischungen voll-
kommen scharfe Grenzen gegen einander haben. Die bei der Abscheidung der
Varietäten einer Mineralspezies voneinander in Betracht zu ziehenden Eigenschaften
sind in jedem einzelnen Falle andere: es ist die Farbe (z. B. bei Bergkrystall und
Bauchtopas), Glanz (Fettquarz), Durchsichtigkeit (Bergkrystall und gemeiner Quarz),
ferner Stmkturverhältnisse (z. B. Gipsspat, Alabaster, Fasergips) und anderes mehr.
412 Systematik.
315« ttineralByBtem« Das Mineralsystem ordnet nnn die einzelnen Mineral-
Spezies in der Weise an, daß dadurch ein möglichst leichter und heqnemer Über-
blick über die Gesamtheit des Mineralreichs gewährt wird. Eine tiefergehende
Bedeutnng, etwa wie dem zoologischen und botanischen System, kommt dem Mineral-
system nicht zn, es bezweckt lediglich eine möglichst übersichtliche Gruppierung
der Mineralspezies. Auch hierbei wie bei der Abgrenzung der Spezies wird man
zweckmäßig die chemische Zusammensetzung und £rystallisation in erste Linie
stellen. In Bezug auf die erstere werden auf Grund der chemischen Zusammen-
setzung größere Hauptabteilungen — Klassen — unterschieden, und zwar nehmen
wir deren 14 an, deren umfang allerdings zum Teil verschieden ist. Die folgende
Tabelle gibt eine Übersicht darüber. Sie zeigt außerdem, welche Arten Yon che-
mischen Verbindungen die Natur gebildet hat, die zugleich so beschaffen sind,
daß sie in der Erdkruste sich längere Zeit erhalten und so als Mineralien an dem
Aufbau derselben teilnehmen können.
1. Klasse: Elemente.
2.
, HcUoidverbindungen.
3.
, Schwefelverhindungen.
4.
, Oxyde.
5.
, Borate.
6.
, Karbonate und Nitrate.
7. ,
, Silikate.
8.
, Titanate, Zirkoniate, Thorate.
9.
, Tantalate und Niobate.
10.
, Phosphate, Arseniate, Vanadinate.
11. ,
, Wolframiate und Molybdate.
12.
, Chromate.
13. ,
, Sulphate.
14.
, Mineralsuhstanzen organischen Ursprungs.
Die Klassen, welche Mineralien mit Sauerstoffsäuren enthalten, sind nach dem
steigenden Sauerstoffgehalt der Säureanhydride geordnet. Innerhalb der einzelnen
Klassen wird zunächst eine Abteilung der wasserfreien und wasserhaltigen Mine-
ralien unterschieden, sofern wasserhaltige Mineralien in der Klasse überhaupt vor-
handen sind. Sodann werden stets alle isomorphen Mineralien in eine Reihe zu-
sammengefaßt und in ununterbrochener Folge beschrieben, aber vielfach an die ein-
zelnen Mineralien die mit ihnen heteromorphen unmittelbar angeschlossen. Dem
Isomorphismus ist somit bei der Gruppierung der Spezies innerhalb der Klassen eine
große Wichtigkeit beigelegt. Diese trat auch schon zum Teil bei der Abgrenzung
der Klassen hervor, sofern innerhalb der Reihe der Sauerstoffsalze die Verbindungen
aller deijenigen Säuren in eine Klasse vereinigt wurden, welche in denselben iso-
morphen Reihen auftreten. Es müßte ja sonst, wenn die Salze aller Säuren in be-
sonderen Klassen zusammengestellt und von denen aller anderen Säuren getrennt
würden, ein Zerreißen der isomorphen Reihen eintreten, was unnatürlich und unüber-
sichtlich erscheint. Aus diesem Grunde sind z. B. alle Phosphate, Arseniate und
Vanadinate zu einer Klasse zusammengefaßt, weil sie vielfach miteinander isomorph
sind. Im Gegensatz dazu bilden die Tantalate und Niobate, zwar wieder unterein-
ander, aber niemals mit den Phosphaten etc. isomorphe Verbindungen und sind daher
zu einer neuen Klasse vereinigt und von der der Phosphate etc. abgetrennt Auf diese
Weise wird es erreicht, daß stets alle Glieder einer isomorphen Reihe im System
unmittelbar hintereinander aufgeführt werden können. Die Aneinanderreihung der
einzelnen isomorphen Gruppen und der außerhalb dieser isoliert stehenden Minera-
lien geschieht wieder nach chemischen Grundsätzen, im allgemeinen so, daß sie nach
Mineralgystem. 413
steigendem Gtehalt eines bestimmten Bestandteils geordnet sind, also z. B. bei Salzen
in der Reihe der zunehmenden Basizität. Doch ist dies nicht konsequent durch-
gef&hrt, und es sind zuweilen Mineralien zusammengestellt, welche durch die Ge-
samtheit ihres Verhaltens nahe Beziehungen zeigen, auch wenn sie nach dem rein
chemischen Gesichtspunkt getrennt sein müßten. £benso sind auch an gewisse
wasserfreie Mineralien einige ihnen sonst in anderer Hinsicht nahestehende wasser-
haltige angeschlossen, namentlich wenn die letzteren Zersetzungsprodukte von jenen
sind. In dien Fällen war der oberste Gesichtspunkt Leichtigkeit und Bequemlich-
keit der Übersicht über das Mineralreich, die man sich allerdings wohl in gleicher
Weise auch durch andere Gruppierung der Spezies verschaffen kann.
IL Abschnitt.
Systematische Beschreibung der Mineralspezies.
Abkürzungen.
Sym. Eb. ^ Symmetrieebene.
S. K. <= Seitenkante. E. E. <= Endkante.
S. E. B= Seitenecke. E. E. = Endecke.
Zw. FL = Zwillingsfiäche. Zw. A. = Zwillingsachse.
Bl. Br. « Blätterbrach.
n. d. M. = nnter dem Mikroskop.
r., g.j gr., bl., etc. = rot, gelb, grfin, blau etc.
D. Br. s= Doppelbrechung; beispielsweise:
— D. Br. = die Doppelbrechung des KrjstaUs ist negativ.
opt A. E. B Ebene der optischen Achsen und
M. L. = erste optische Mittellinie; beispielsweise:
opt. A. E. aCf -^ IL L. a = die Ebene der optischen Achsen ist der krystallo»
graphischen Achsenebene ac und die positive 1. Mittellinie der Erystall-
achse a parallel,
n s= Brechungskoeffizient isotroper Substanzen, z. B. ttr für rotes, fw fflr blaues etc.
Licht.
a>^ e s= Hauptbrechungskoeffizienten einachsiger Krystalle.
«, A/= n » zweiachsiger „ («</*</)•
H. » Härte.
G. ^ spezifisches Gewicht
V. d. L. = vor dem LQtrohr.
I. Klasse.
Elemente.
a. Metalloide. b. Metalle.
a. Metalloide.
SchwefeL
S, z. T. sehr rein, z. T. mit Ton, Bitumen, Schwefelarsen etc.
gemengt; auch Se ist manchmal darin enthalten (Selenschwefel), ebenso
Te (Tellurschwefel). Ein braunrote Ernsten bildender Schwefel mit
29,22 As aus dem Vulkan Pagandajan in Java ist ArsenstdfurU ge-
nannt worden.
Rhombisch, häufig in ausgezeichneten aufgewachsenen Erystallen :
Oktaeder P = P (111) fehlt nie: 143« 18' (S. K); 106* 38' und
84^ 58' (E. E.); die seitlichen E. K sind häufig durch die Flächen
von w = Poo (011), die R E. durch die Basis c = OP (001) gerade
abgestumpft. Die Flächen des stumpferen Oktaeders 8 = ^P (113)
stumpfen häufig die Kanten Fjc ab (Fig. 360), seltener sind
die Prismenflächen m = ooP (110), die die S. K. von P ab-
stumpfen würden. Zuweilen haben die Erystalle einen tetra-
edrischen Habitus, indem die abwechselnden Flächen P groß
und klein sind oder auch wohl ganz fehlen. Zwillinge nicht
häufig, nach 3 Gesetzen ; Zw. Fl. eine Fläche eines der drei
Prismen, welche die Kanten von P abstumpfen. ^'
BL Br. sehr unvollkommen; Bruch bei reinen Stücken muschlig.
Spröd ins Milde. Leicht zersprengbar. H. = 2. 6. = 1,9—2,1. Reine
Stücke schwefelgelb; häufig auch andere Nuancen von gelb, bes. ins
Braune und Eote, unreine Massen auch leberbraun. Zuweilen voll-
kommen durchsichtig, meist allerdings trübe ; demantartiger Fettglanz
auf Krystallfiächen, auf Bruchfiächen reiner Stücke reiner Fettglanz.
Sehr starke Licht- und Doppelbrechung, ß = 2,019 (r.) und 2,061 (gr.) ;
a — y = 0,277 (r.) und 0,301 (gr.). Opt. A. E. oc; -f M. L. c, e<f.
Durch Selben mit Tuch etc. — elektrisch. Leitet die Elektrizität
schlecht; ebenso die Wärme, größere Stücke zerspringen daher leicht
in der Hand, weil sie ungleich erwärmt und dadurch ungleichmäßig
ausgedehnt werden.
416 Elemente.
Schmilzt bei 114<> und verdampft bei 450«. In CS^ löslich. Aus
der Lösung und aus Dämpfen bilden sich rhombische Krystalle wie die
natürlichen. Aus dem Schmelzfluß erstarren monokline Krystalle,
welche an natürlichem Schwefel noch nicht beobachtet worden sind, die
aber allmählich durch molekulare ümlagerung wieder in die eben be-
schriebene natürliche Modifikation übergehen, wobei die erst klaren mono-
klinen Krystalle trübe werden, indem sie sich in Aggi'egate rhombischer
Kryställchen verwandeln. Unter anderen Umständen können noch
mehrere weitere heteromorphe Modifikationen des Schwefels entstehen,
von denen jetzt im ganzen ca. 6 genauer studiert sind. Auch amorph
kann er erstarren. In der Natur ist aber nur die eine rhombische
Modifikation bekannt, die anderen sind alle Kunstprodukte. Verbrennt
an der Luft mit blauer Flamme zu SO^ mit dem charakteristischen
Geruch.
Findet sich in schönen Krystallen und in derben Massen, zuweilen
auch in krustenförmigen Überzügen mit nierenförmiger Oberfläche,
als Stalaktiten etc., oder als lockeres Aggregat kleiner Kryställchen
(Mehlschwefel); auch in runden mehr oder weniger stark verun-
reinigten Knollen von brauner Farbe. Sehr häufig ist Schwefel
mit Gips zusammen im Ton, vielfach mit Braunkohlen und bitumi-
nösen Substanzen, vorzugsweise in der Tertiärformation. Berühmt
ist das Vorkommen bei Girgenti, Galtanisetta, Bacalmuto, Ler-
cara etc., in Sizilien, dem Hauptschwefelland der Erde, wo jähr-
lich mehr als 10 Mill. Centner gewonnen werden; es sind derbe
Massen im gipsfuhrenden Tertiärton und auf Drusen schöne Krystalle
mit Cölestin, Gips, Kalkspat, Aragonit etc. Ähnlich ist das Vor-
kommen bei Gonil in Spanien, wo sich ebenfalls ausgezeichnete
Krystalle finden. Die schönen Krystalle von Perticara in der Eomagna
in Italien sind mit Asphalt bedeckt. Eigentümlich ist das Vorkommen
von Terruel in Spanien, wo Schwefel die Schalen von Süßwasser-
schuecken erfüllt Derbe Massen bei Bex in der Schweiz, Weenzen
in Hannover etc. im Gips, ebenso bei Swoszowice in Galizien etc. Die
erwähnten braunen runden Knollen im Ton bei Eadoboj in Kroatien mit
Braunkohle. Als Sublimationsprodukt von Vulkanen nicht selten
(Solfatara bei Neapel, Vulkano etc.), zuweilen in gut ausgebildeten
Krystallen; ebenso auch als ein Sublimationsprodukt von Stein-
und Braunkohlenbränden gebildet. Mehlschwefel bildet sich ebenfalls
in Vulkanen, aber auch vielfach als Absatz -ff^S-haltiger Quellen in
geringen Mengen (sog. Badeschwefel). Der meiste Schwefel entsteht
bei der teilweisen Oxydation von Schwefelwasserstoff durch den Sauer-
stoff der Luft. Der Schwefelwasserstoff entweicht entweder gasförmig
aus manchen Vulkanen und bildet dann den vulkanischen Schwefel.
Oder er entsteht durch Reduktion von Sulfaten, bes. Gips, mittels
Diamant. 417
organischer Stoffe. Auf diese Weise hat man sich die Entstehung des
sizilianischen Schwefels und aller anderen Vorkommnisse in Gips etc.
zu denken. Aus Vulkanen entweicht häufig SOo neben H^S, die sich
unter Bildung von H^O und Ausscheidung von Schwefel gegenseitig
zersetzen. Aus Schwefelmetallen wird nicht selten bei der Verwitte-
rung S, oft in der Form flächenreicher Krystalle abgeschieden, z. B.
aus Bleiglanz, Kupferkies, Schwefelkies, aus letzterem in größerer
Menge bei Famatina in Argentinien etc. Große Massen Schwefel
kommen gegenwärtig auch aus Daghestan im Kaukasus.
(G. V. Rath, Pogg. Ann. 145 pag. 1, VI. Ergänz. -Bd. pag. 349; Brezina,
Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 60; Schrauf, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 18, 1890, pag. 113;
Busz, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 20, 1892, pag. 658; Branns, N. Jahrb. f. Min. etc.
Beil.-Bd. 13, 1899, pag. 39; Molengraaff, Zeitflchr. f. Kryst., Bd. 14, 1888, pag. 43.)
Diamant«
C, sehr rein. Kleine Spuren von unorganischen Beimengungen
bleiben beim Verbrennen zurück (Aschenbestandteile).
Der Diamant krystallisiert ausgezeichnet regulär: Oktaeder;
Granatoeder und Hexakisoktaeder sind die gewöhnlichsten Formen,
seltener sind Würfel und Pyramidenwürfel; auch Ikositetraeder
und Pyramidenoktaeder kommen vor. Somit treten alle einfachen
Formen des regulären Systems am Diamant auf, und von diesen nur
Ikositetraeder niemals selbständig oder doch vorwiegend. Die Flächen
des Oktaeders sind glatt und eben, aber vielfach mit dreiseitigpyra-
midalen Vertiefungen versehen. Die Flächen der anderen Formen
sind gekrümmt, vielfach gestreift, unregelmäßig und drusig; die
Würfelflächen sind meist matt und rauh, auch die Pyramidenwürfel-
flächen zeigen vielfach diese Beschaffenheit. Die oben genannten
Formen sind jedoch bloß scheinbar vollflächig, in Wirklichkeit sind
«ie tetraedrisch-hemiedrisch. Deutlich tetraedrische Krystalle findet
man zwar selten, aber ihr wenn auch seltenes Vorkommen läßt keinen
Zweifel an der genannten krystallographischen Ausbildung des Dia-
mants. Die scheinbar vollflächigen oktaedrischen Krystalle (Fig. 362)
sind Ergänzungszwillinge zweier tetraedrischer Formen nach Art des
in Fig. 273 dargestellten, wo die Tetraederkanten (oder die diesen
in der Lage entsprechenden Kanten anderer tetraedrischer KöiTper)
sich rechtwinklig durchkreuzen und wo die Ecken des einen Tetra-
eders (resp. die den Tetraederecken entsprechenden Ecken) aus den
Flächen des Gegentetraeders nasenartig hervorragen. Vielfach sind
es nicht Tetraeder, sondern Hexakistetraeder p und p, welche in
dieser Weise miteinander verwachsen sind. Die scheinbar vollflächigen
oktaedrischen Formen kommen dann dadurch zu stände, daß die
Tetraederecken, resp. sechskantigen Ecken der beiden Hexakistetra-
Bauer, Mineralogie. 27
418 Elemente.
eder p und ^, welche in ihren Lagen den Tetraederecken entsprechen,
darch die Flächen je des Tetraeders der anderen Stellung o^ und o*
abgestnmpft sind, wenig, wie in Fig. 363, in den allermeisten Fällen
jedoch stärker, wie in Fig. 362, so daß an den einspringenden Zwillings-
grenzen von den Flächen p und j> nur kleine Facetten übrig bleiben,
während die Flächen o> und o> ein Oktaeder bilden, an dessen Kanten
die Reste der Flächen p and jj einspringende Winkel (Einkerbungen)
bilden. Die zu Tetraedern gleicher Stellung gehörigen Flächen o' und «•
Kind physikalisch nicht voneinander vei'ScbiedeD ; p und p sind meist
parallel mit den einspringenden Kanten deutlich gestreift. Ton der
Fig. 361. Fig. 362. Fig. 363.
Zwillingsbildnng und Hemiedrie gibt dann nichts mehr Kunde, als diese
eingekerbten Kanten des scheinbaren Oktaeders, die man an sehr vielen
Diamantkrystallen beobachtet. Wenn die Abstumpfung der Ecken
von p noch stärker ist, als in Fig. 362, dann versehwinden diese
Kerben oft ganz und man hat ein scheinbar vollflächiges, weil von lauter
gleichen Flächen umgrenztes Oktaeder. Formen wie das scheinbar voll-
flächige Hexakisoktaeder {Fig. 361) hat man sich wohl als Kombination
zweier korrelater Hezakistetraeder vorzustellen; allerdings ist ein
physikalischer Unterschied der in den abwechselnden Oktanten liegen-
den Flächen, wie er eigentlich zu erwarten wäre, auch hier nicht
zu erkennen.
Übrigens finden sich häufig auch Zwillinge mit gekreuzten Achsen
nach dem gewöhnlichen Zwillingsgesetz, Zw. Fl. die Oktaederfläche.
Die Individuen sind oft für sich Durchkreuzungszwillinge wie der
eben beschriebene, von der Form des Oktaeders; dann entstehen
Zwillinge wie Fig. 266 (Spinellzwillinge); oder sie sind, und zwar
noch häufiger, von Granatoeder- oder Heiakisoktaederform, die Zwil-
linge sind dann ganz analog gebildet wie die SodalithzwllÜnge ((157)
Fig. 261), aber meist in der Richtung der Zwillingsachse stark ver-
kürzL Ein solcher DiamantzwUling ist Fig. 364 abgebildet: zwei der
Zwillingsfläche parallele Oktaederflächen o sind senkrecht zui- Zwil-
lingsacbse, die übrigen Flächen sind Hexakisoktaederflächen. Der-
artige Krystalle haben wegen der Flächenkrümmung eine charakte-
ristische Linsenform. Auch Dnrchwachsung zweier Würfel nach diesem
Gesetz, wie beim FluBgpat (Fig. 269), kommt vor.
Diamant 419
Den Oktaederflächen gehen vollkommene Bl. Br. pai'allel. H. = 10,
härtestes Mineral. Spröde. G. = 3,50— 3,53 ; bei — 42^3 ein Maxi-
raum der Dichtigkeit. Demantglänzend ; wenn ganz rein, durchsichtig,
wenn unrein, trübe bis undurchsichtig. Farblos und wasserhell (wenn
keine Spur von Färbung oder Trübung: Steine vom reinsten oder
ersten Wasser); häufig etwas gefärbt, meist gelblich, dann weniger
wertvoll. Tiefe, gesättigte Farben : blau, rot, grün, auch schwarz sind
sehr selten und sehr geschätzt. Sehr starke einfache Lichtbrechung
und Farbenzerstreuung : n = 2,40735 (r.) ; 2,46476 (v.). Auf letzterer
beruht das prächtige Farbenspiel (Feuer) geschliffener Diamanten.
Zuweilen Spuren von anomaler Doppelbrechung, besonders in der Nähe
der nicht selten vorhandenen Einschlüsse fester, flüssiger und gas-
förmiger Natur. Durch Bestrahlung, besser durch Reiben, phosphores-
zierend, oft lang andauernd. Durch Reiben auch + elektrisch. Sehr
schlechter Leiter der Elektrizität Guter Leiter der Wärme. Durch
Erwärmen wenig ausgedehnt. V. d. L. unschmelzbar. Bei längerem
Glühen an der Luft, oder besser im Sauerstoff, verbrennt er zu CO^ ;
im 0-Strom brennt er sogar, einmal entzündet, fort. Nach kürzerem
Glühen an der Luft entstehen auf den Oktaederfllächen als Ätzfiguren
regelmäßig dreiseitige pyramidale Vertiefungen ähnlich den oben er-
wähnten, aber von anderer Orientierung. Durch Erhitzen im elek-
trischen Bogen geht der Diamant in Graphit über. Von Säuren und
Alkalien nicht angegriffen; durch Kochen mit Scwefelsäure und
Kaliumbichromat wird das feine Pulver oxydiert. Mit „blue ground"
(siehe unten) geschmolzen werden die Krystalle resorbiert
Der Diamant findet sich meist in ringsum ausgebildeten Krystallen
oder in Gruppen unregelmäßig verwachsener Krystalle (Bort). Nicht
selten finden sich auch runde, radialfasrige Kugeln (Bortkugeln). Die
früher und seit den ältesten Zeiten bekannten Lagerstätten waren
durchweg Seifen, z. T. durch ein Bindemittel wieder verfestigte, Sand-
steine und Konglomerate bildend, und vielfach älteren geologischen
Formationen angehörig. Die Hauptfundstellen der frühesten Zeiten
und bis in das 18. Jahrhundert lagen in Vorderindien; sie sind heut-
zutage fast erschöpft und von geringer Bedeutung. Daneben lieferte
Bomeo eine kleine Anzahl von Steinen. Seit etwa 1728 kennt man die
brasilianischen Diamanten, besonders aus den Provinzen Minas Geraös
und Bahia stammend, die auch heute noch wichtig sind. In neuester
Zeit werden auch die australischen Seifen nach Diamanten durch-
sucht und dabei so viele Steine erbeutet, daß sie eine gewisse be-
schränkte Wichtigkeit erlangt haben. Sie sind besonders hart und
bieten daher dem Schleifer große Schwierigkeiten. Unbedeutend ist
das Vorkommen am Ural und in den Vereinigten Staaten an zahl-
reichen Stellen, auch hier wie in allen genannten Gegenden nur auf
27*
420 Elemente.
sekundärer Lagerstätte, in Seifen. Das ursprüngliche Muttergesteiu
und die Art der Entstehung ist überall noch ganz in Dunkel gehüllt.
Seit 1867 ist Südafrika in die Reihe der Diamanten liefernden
Länder eingetreten. Zuerst waren die Funde nur spärlich und eben-
falls auf Seifen beschränkt, besonders im Vaalfluß, der auch jetzt
noch einigen Ertrag liefert. Um 1870 wurden aber die Lagerstätten
bei der (darauf hin entstandenen) Stadt Kimberley bekannt, die sich
durch eine ganz abweichende Art des Vorkommens und durch be-
sondere Reichhaltigkeit auszeichnen. Die Edelsteine finden sich hier
nicht in Seifen ; sie liegen in einer grünen serpentinartigen Trümmer-
masse, die eine Anzahl von senkrecht in die Erde sich hinein-
ziehenden Kanälen mit rundlichem Querschnitt von unbekannter
Tiefe und einigen hundert Meter Durchmesser erfüllt. Sie ist
scharf gegen das umgebende Gestein abgegrenzt, das keine Spur
von Diamanten enthält. In dem die Kanäle erfüllenden Gestein,
dem sog. blue ground, sind sie aber in verhältnismäßig so großer
Menge eingeschlossen, daß die Gegend von Kimberley jetzt mehr
Diamanten liefert, als alle anderen Fundorte zusammen, und daß
sie sogar in der kurzen Zeit seit 1870 schon mehr geliefert hat, als
alle anderen Fundorte zusammen seit den ältesten Zeiten. Die
gegenwärtige Jahresproduktion, die aber leicht gesteigert werden
könnte, wiegt etwa 3^2 Mill. Karat und hat einen Wert von ca.
80 Mill. Mark. Die Diamanten am Kap (Kapdiamanten) sind nicht
nur reichlicher, sondern auch durchschnittlich größer als sonstwo.
Während in Indien und Brasilien meist nur sehr kleine Steine vor-
kommen, so daß solche von Erbsengröße schon selten, von Haselnuß-
größe recht ungewöhnlich und noch größere nur ganz vereinzelt vor-
gekommen sind, trifft man am Kap haselnußgroße Steine noch recht
häufig und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein solcher ge-
funden würde. Der größte Kapdiamant und zugleich der größte
überhaupt gefundene ist der sog. Excelsior, ca. 8 cm lang und 4 cm
dick und breit; er hat etwa den Umfang einer Kinderfaust und ein
Gewicht von 971 ^/^ Karat (nahezu 200 Gramm). Im allgemeinen sind
aber die Kapsteine deswegen weniger wertvoll, als die indischen und
brasilischen, weil sie meist eine etwas ins gelbliche gehende Farbe
zeigen, was bei den letzteren nicht so der Fall ist.
Bemerkenswert ist das Vorkommen von meist mikroskopisch kleinen
Diamanten in manchen Meteoriten, so in dem Meteoreisen vom Caüon
Diablo in Arizona und im Meteorstein von Nowo ürei, Gouv. Pensa
in Rußland. Ebenso hat man im Stahl und im Hartgußeisen kleine
Diamanten beobachtet. Der im Eisen gelöste Kohlenstoff scheidet
sich z. T. in der Form von Diamant aus, wenn die Erkaltung und
Ei-starrung unter starkem Druck vor sich geht. Moissan hat auf
Diamant. Graphit. 421
diese Weise zuerst kleine Diamanten künstlieh dargestellt. Auch
Kohlenstoff, der in einem Silikatschmelzfluß gelöst ist, krystallisiert
nach J. Friedländer und R. von Haßlinger beim Erkalten teilweise
als Diamant.
Karbonat (Carbonado) ist ein krystallinischer, derber, poröser,
schwarzer D. von coaksähnlichem Aussehen und vielleicht noch etwas
härter, der in oft größeren Klumpen (bis 2 Äf. Gewicht) sich in den
brasilischen Diamantseifen, besonders in Bahia findet; er ist unrein
und hat bis zu 2 % Beimengungen.
Der D. wird seit den ältesten Zeiten als Edelstein verwendet.
Zur Erhöhung des Effekts wird er geschliffen, was wegen der großen
Härte nur im eigenen Pulver geschehen kann. Je nach der Zahl
und gegenseitigen Lage der angeschliffenen Facetten unterscheidet
man hier wie bei anderen Edelsteinen verschiedene Schliffformen:
Brillanten, Rosetten, Tafelsteine etc. Zur Herstellung des Schleif-
pulvers verwendet man z. T. Abfälle größerer Stücke, welche zum
Schleifen zu klein oder zu schlecht sind, und trübe oder unregelmäßig
verwachsene Kryställchen, die sich zum Schleifen nicht eignen (Dia-
mantbort). Im Juwelenhandel werden die D. nach Karatgewicht ver-
kauft, 1 Karat schwankend um 200 mgr, meist 205 mgr. Der Dia-
mant dient übrigens wegen seiner Härte auch zum Schleifen anderer
Edelsteine, zum Bohren derselben etc., neuerdings hauptsächlich auch
zu Gesteinsbohrungen in Bergwerken, Tunnels etc.; besonders der
Karbonat wird hierzu benutzt. Zum Glasschneiden kann nur eine
natürliche Krystallkante dienen, nicht ein Spaltungssplitter, ein solcher
ritat nur, schneidet aber nicht Ein Karat rohen Diamants kostet in
Kimberley im Durchschnitt gegen 30 Mk. Ein als Brillant gut ge-
schliffener Stein von einem Karat und von der besten Qualität (vom
reinsten Wasser) wird im Edelsteinkleinhandel um ca. 300 Mk. ver-
kauft. Dieser Preis steigt bei höherem Gewicht in stärkerem Maße
als dieses, da größere Steine verhältnismäßig weit seltener sind, als
kleinere. Wenn die Qualität geringer ist, ermäßigt sich der Preis
erheblich.
(G. Rose-Sadebeck, Abh. Berl. Akad. 1876; E. Weiß, N. Jahrb. Min. etc. 1880,
Bd. II; G. B^se, Sitzgaber. BerL Akad. 1872; Bauer, Edeleteinkunde 1896.)
Graphit (Reißblei).
C, aber weniger rein, als Diamant; selten weniger als 1 ^/o Fe-
haltiger Aschenbestandteile, deren Menge bis zu 20 % steigen kann.
Auch flachtige Bestandteile fehlen nicht ganz. Findet sich zuweilen
in dünnen sechsseitigen Plättchen, welche aber dem monoklinen System
angehören sollen. Sehr deutlicher Blätterbruch nach der Basis; sehr
mild, gemein biegsam. H. = 0,5—1, daher fettig anzuföhlen und auf
422 Elemente.
Papier schreibend. Schwarz mit schwarzem Strich; reine Massen
stark metallglänzend, unreine matt, halbmetallisch; undurchsichtig.
Guter Leiter der Elektrizität. 6. = 1,9—2,3 ; der reine von Ceylon :
G. = 2,25. Unschmelzbar. Von Säuren und Basen nicht angegriffen,
jedoch durch Kochen des Pulvers mit Schwefelsäure und Kalium-
bichromat; ebenso durch Erhitzen mit Salpetersäure und Kalium-
chlorat, wobei Graphitsäure entsteht Mit Salpeter schwach ver-
puffend; im Sauerstoff schwerer verbrennend, als Diamant. Mancher
Graphit bläht sich, mit konz. HNO^ getränkt und auf Platinblech
geglüht, wurmartig auf (Graphit im engeren Sinne), mancher andere
tut das nicht {Graphüit), Doch soll dieser Unterschied nur auf der
mehr oder weniger feinkörnigen Struktur beruhen. Ein äußerst fein-
körniger Graphit aus dem Glimmerschiefer im sächsichen Erzgebirge
ist Graphitoid genannt worden.
Der Graphit ist ein technisch wichtiges Mineral, von dem hier
nur die Art und Weise des Vorkommens im allgemeinen nebst einer
Anzahl der wichtigsten Fundorte angegeben werden kann. Einzelne
Täfelchen liegen im körnigen Kalk, z. T. mit deutlicheren Krystall-
flächen (Pargas in Finnland, Ticonderoga im Staat New York etc.),
meist aber unregelmäßige kleine Plättchen. Besonders in der Kontakt-
zone gegen Silikatgesteine; stellenweise ist der Kalk mit Graphit-
staub förmlich imprägniert und dadurch schwarz gefärbt (Auerbach
a. d. Bergstraße, Wunsiedel im Fichtelgebirge, in Schlesien an mehreren
Orten etc.). Sparsam in Eruptivgesteinen (im Gabbro von Harzburg, im
Syenit von Miask im Ural und von Fredriksväm in Norwegen, im Por-
phyr von Elbingerode im Harz) etc. Hauptsächlich verbreitet in krystal-
linischen Schiefem (Gneiß, Glimmerschiefer etc.), auch Tonschiefer, in
denen er vielfach den Glimmer ersetzt und Graphitschiefer bildet Da-
zwischen nicht selten größere Massen reineren Graphits, blättrig, zuweilen
von ausgedehnten Lamellen zusammengesetzt, auch strahlig und stenglig-
blättrig, sowie schuppig bis dicht, mehr oder weniger rein, selten
fasrig, holzähnlich. So findet er sich in den krystallinischen Schiefern,
Gneißen etc. am Rande des bayrisch-böhmischen Waldes, stellenweise
in Massen. Hierher gehört u. a. das wichtige Vorkommen in der
Gegend von Passau, das einen beträchtlichen Ertrag liefert, und das
von Schwarzbach in Böhmen. Ebenso findet sich das Mineral in den
krystallinischen Schiefem der steirischen Alpen, wo es gleichfalls da
und dort gewonnen wird, an vielen Orten in den Vereinigten Staaten,
in Kanada etc. Das heutzutage wichtigste Vorkommen ist aber auf
Gängen im Granit, Gneiß, Granulit etc., wo der Graphit besonders
rein ist und ebenfalls alle die oben erwähnten Strukturformen zeigt.
So ist es in Ceylon, von wo gegenwärtig der meiste und beste Graphit
in den Handel kommt. Hierher gehört wohl auch der jetzt erschöpfte, sog.
Bhomboedrische Metalle. 423
Alibert-Graphit aus dem Tunkinskschen Gebirge in Sibirien, 400 Werst
westlich von Irkutsk (oder vom Baikalsee) und der früher berühmte
Graphit von Borrowdale in Cumberland (England). In größeren Mengen
kommt Graphit auch in Grönland vor. Schließlich sei noch er-
wähnt, daß auch in einigen Meteoriten Graphit gefunden worden ist.
Die Entstehung des Graphits in der Natur kann noch nicht be-
friedigend erklärt werden. Künstlich entsteht er durch Ausscheiden
von Kohlenstoff aus schmelzendem Gußeisen bei der Erstarrung.
Verwendung des weniger reinen Gr. zum Ofenschwärzen, zu Schmelztiegeln etc.,
des reineren zu Bleistiften. — (Nordenskiöld, Pogg. Ann. Bd. 96; Hj. Sjögren, Öfvers.
kgl. Yetenskaps-Ak. Förh. Stockholm, 1884 pag. 29; Weinschenk, Abhandlgn. bayr.
Akad. 1897, 1900; Zeitschr. f. Kryst. Bd. 28, 1897, pag. 291.)
CUfionit ist Graphit in regulären, besonders würfligen Formen, aus manchen
Meteoreisen; wahrscheinlich eine PHCudomorphose (Paramorphose) von Graphit nach
Diamant.
Schungit ist ein metallglänzender amorpher Kohlenstoff, zwischen Graphit und
Anthracit in der Mitte stehend, sehr hygroskopisch; dünne Flötze im Tonschiefer
von Schunga, Gouv. Olonetz, Eußland, bildend.
b. Metalle.
Die in der Natur im freien, gediegenen Zustande vorkommenden Metalle sind
teils regulär^ teils rhomhoedrisch. AUe regulären und alle rhoraboedrischen sind je
miteinander isomorph und finden sich vielfach miteinander gemischt. Fd ist sowohl
regulär als rhomhoedrisch bekannt. Die Gesamtheit der natürlich vorkommenden Metalle
bildet daher eine isodimorphe Eeihe, um so mehr, als auch noch andere Metalle, besonders
Jr, wenigstens in den isomorphen Mischungen, in beiden Reihen vorkommen. Die
regulären Metalle sind geschmeidig und dehnbar, die rhomboedrischen höchstens
milde, jedenfalls stets spiöder als die regulären, und nie dehnbar. Man unterscheidet
daher auch geschneidige und spröde MetaUe.
Isomorphe Reihe der rhomboedrischen (spröden) Metalle,
Palladium : a:c = '^ Arsen : a : c = 1 : 1,4025
AVismut : a : c = 1 : 1,3036 Tellur : rt : c == 1 : 1,3298
Antimon : a : c = 1 : 1,3236 Osmium-Iridium : a:c = l: 1,4105.
In isomorpher Mischung findet sich also hier das isoliert nur in regulären,
nicht aber in rhomboedrischen Erystallen bekannte Iridium, sowie andere Metalle
der regulären Reihe. (G. Rose, Abh. Berl. Ak. 1850.)
Wlsmnt.
Bi mit geringen Beimischungen von As, Sb, S etc. Das Haupt-
rhomboeder B (1011) hat in den E. K: iJ/iJ = 87» 40', ist also dem
Würfd sehr ähnUch. ZwiUinge nach: — ^B (0112). Natürliche
Krystalle sehr selten, meist nur körnige, derbe, blättrige Massen;
die Bl. Br. gehen nach der Basis OB (0001) vollkommen, nach dem
nächsten schärferen Rhomboeder—2iZ (0221), das auch als selbständige
424 Elemente.
Krystallform vorkommt (Schneeberg), etwas weniger deutlich. Auch
blechförmig, federartig, baumformig und gestrickt. Metallglänzend,
rötlich silberweiß , häufig grün oder bunt angelaufen. H. = 2 — 3,
milde. G. = 9,6 — 9,8. Leicht v. d. L. schmelzbar, gibt einen gelben
Beschlag auf der Kohle. In HNO^ löslich, die Lösung gibt mit viel
Wasser einen weißen Niederschlag. Findet sich vorzugsweise auf Gängen
im Gneiß etc. mit Co- und M-Erzen. Im Erzgebirge besonders bei
Schneeberg, aber auch bei Joachimsthal etc.; dann bei Riecheisdorf
und Bieber in Hessen ; bei Wittichen im Schwarzwald etc. ; in größeren
Mengen in Bolivia; auch in Neu-Sttd- Wales. Wird in der Medizin,
zu TheiTQOSäulen und zu leichtflüssigen Legierungen verwendet.
Als isomorphe Mischnngen Ton Bi nnd Te, die auch zuweilen noch Se und S
enthalten, gelten manchmal Tellur wismut, Tetradymit etc. Siehe dagegen unten.
Aiitimoii.
Sb, etwas As, Ag etc. BIB = 8V T (E. K). Zwillinge nach
— ^22(0112); zuweilen mehrfach wiederholte Zwillingsbildung. Deut-
liche Krystalle selten. Bl. Br. nach der Basis OjB(OOOI) und dem
nächsten schärferen Ehomboeder — 2R (0221) vollkommen. H. =
3—4. Mild ins Spröde. G. = 6,6—6,8. Metallglänzend. Zinnweiß,'
wenig anlaufend. Leicht schmelzbar und flüchtig, gibt einen dicken
weißen Bauch und auf der Kohle einen weißen Beschlag. Selten in
größeren Mengen als derbes, kömiges Aggregat, meist in einzelnen
Kömern, oder als dünner Überzug, besonders auf Arsen; auch mit
nierenförmig gerundeter Oberfläche. Hauptsächlich auf Erzgängen:
Andreasberg im Harz, Pfibram in Böhmen, Allemont in Frankreich,
Sala in Schweden; Sarawak auf Boraeo etc.
(Laspeyres, Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 27, 1875, 674; F. A. Roemer, N. Jabrh.
Min. 1848, pag. 310; Mügge, N. Jahrb. Min. 1884, II, pag. 40.)
Arsen.
As mit wenig Sb, Fe, Ni, Co, Ag, Au etc. Natürliche Krystalle sehr
selten. RjR = 85<> 4' (E. K). Bl. Br. nach der Basis OB (0001) voll-
kommen und nach — ^-K (0112) weniger deutlich. Zinnweiß ins Graue
auf ganz frischem Bmch, aber sehr rasch schwarz anlaufend. Spröde.
H. = 3—4. 6. = 5,7—5,8. V. d. L. ohne zu schmelzen flüchtig mit
Knoblauchgeruch. Meist in derben, häufig schaligen, feinkörnigen bis
dichten Stücken mit nierenförmiger Oberfläche (Scherbenkobalt); die
einzelnen Schalen lassen sich häufig voneinander abheben; die Ober-
fläche trägt nicht selten einen dünnen Überzug von weißem upd an
der Luft nicht schwarz werdendem Antimon. Auf Erz-, bes. Silber-
gängen (Andreasberg, Freiberg und andere Orte im Erzgebirge, Alle-
mont etc.), auch mit Co- und -Ni-Erzen. Nirgends in großer Menge.
Reguläre Metalle. 425
Neuerdings in rhomboedrischen Krystallen bei Akadanimura, Prov.
Echizen in Japan, in nicht ganz geringer Quantität.
(v. Zepharovich, Sitzgsber. Wiener Akad. Bd. 71.)
Isomorphe Mischungen von As und Sh finden sich unter dem Namen Avsen-
antimon (Allemontit). Andreasberg, Pribram in Böhmen, Allemont im Dauphin^.
Tellur, Te zuweilen mit einer isomorphen Beimischung von Se. Kleine
selten deutliche KrystaUe, E/-B = 86* 57' (E. K.). Spaltbar nach dem Prisma
ooR (1010) vollkommen, nach der Basis unvollkommen. Meist feinkörnige, metallisch
glänzende Aggregate von zinnweißer Farbe. G. = 64— 6,3. H. = 272, mild. Faze-
laja in Siebenbürgen, Colorado und Kalifornien in Nordamerika, (v. Foullon, Verh.
k. k. Keichsanstalt 1884.)
Osmium- Iridium, Rhomboedrische isomorphe Mischungen von Jr, Os und
einigen anderen Platinmetallen in verschiedenen Verhältnissen: 17 — 80 % Os;
70—20 % Ir, wenig Pf, Rh, Ru etc. RjR = 84 <> 52'. Es sind aUe möglichen
Mischungsverhältnisse beobachtet, doch unterscheidet man vornehmlich deren zwei,
die aber an den Fundorten stets zusammen vorkommen:
a) Dunkles 0. (Iridosmin, Sysserskit); 20—30% 7r, den Formeln: Ir O53 bis
Ir Osx entsprechend. G. = 20,0—21,2. H. = 7. Bildet kleine stahl- bis bleigraue,
basisch spaltbare, spröde Piättchen, zuweilen regelmäßig sechsseitig mit Dihexaeder-
flächen. Verlieren in der Hitze Os und geben den charakteristischen 0«-geruch.
Werden in der Spiritusfiamme schwarz, und auf Platinblech erhitzt laufen sie bunt
an. Spärlich in den Platinseifen des Ural, besonders bei Syssersk, auch in Kali-
fornien.
b) Helles oder lichtes 0. (Osmiridium, Newjanskit.) 40—70 % Ir, den Formeln :
Ir Os bis Iri Os entsprechend. Selten dihexaedrische Kryställchen. sonst in ähn-
lichen Plättchen wie das dunkle 0., aber zinnweiß und v. d. L. unveränderlich, nur
von schmelzendem Salpeter angegriffen. G. = 18,8—19,5. H. = 7. Ebenfalls mit Ft
zusammen im Ural, aber häufiger als das dunkle 0.; besonders bei Newjansk und
Nischne-Tagilsk im Ural; auch in Südamerika, Brasilien etc.
Palladium, sehr selten. Dimorph. 1. sehr kleine, silberweiße, hexagouale
Täfelchen auf Gold bei Tilkerode am Harz (AUopalladium), 2. kleine lichte stahl-
graue Oktaederchen mit Platin in Brasilien. Hiermit beginnt die
Isomorphe Reihe der regulären (geschmeidigen) Metalle.
Umfassend die Metalle: Fd, Ir, Ft, Au, Ag, Cu, Fe, Fb, Hg nebst Amalgam.
Iridium, sehr selten. Silberweiße Kömchen und undeutliche Kryställchen. Ural.
Stets P^haltig; sehr Pf-reiche heißen Flatiniridium (Brasilien). G. = 21,57— 23,46.
Platin.
Ft in isomorpher Mischung mit Fe, Ir, Eh, Bu, Pä, Os, Au, Cu etc.,
selten Ni Wegen der vielen fremden Beimischungen auch Polyxen
genannt. Pt meist zwischen 70 und 80**/o, sodann 5 — 13 Fe, sogar
19<^/o Fe (Eisenplatin), die anderen Metalle in geringeren Mengen.
KrystaUe, Oktaeder und Würfel, wenig deutlich und nicht spaltbar,
sind selten. Meist kleine Kömchen oder Schüppchen, seltener größere,
unregelmäßig gestaltete Knollen und Klumpen mit meist löcheriger,
rauher oder durch Abrollung glatter Oberfläche, bis zu 20 Pfund. Metall-
426 Elemente.
glänzend, licht stahlgrau. 6. = 17 — 19. H. = 4— 4|; für das Eisen-
platin ist H. =6 und G.= 14i— 15^. Vielfach magnetisch, oft ziem-
lich stark, nicht selten polar (Platinmagnete), besonders die eisen-
reichen, doch ist die Stärke des Magnetismus nicht durchweg dem
jP(?-gehalt entsprechend. Dehnbar mit hakigem Bruch. V. d. L. un-
schmelzbar. Nur in Königswasser löslich. Hat sich bisher fast aus-
schließlich in Seifen gefunden, aus denen es ausgewaschen wird (Platin-
seifen), zuerst bei Popayan in Kolumbien in Südamerika, sodann in
Brasilien, Borneo etc. Die Hauptmasse des in der Technik (früher auch
zu russischen Münzen) verwendeten Pt kommt aber (seit 1822) vom
Ural, wo es an vielen Stellen, besonders in der Gegend von Nischne-
Tagilsk, mit anderen Platinmetallen, besonders Iridium und Osmium-
iridium, wenig Au (das für sich allein in anderen Seifen vorkommt),
Edelsteinen, Chromeisenstein und Serpentin, in welchem es ursprüng-
lich eingewachsen war, sich findet. Das ursprüngliche Muttergestein
ist ein Olivingestein, das durch Verwitterung in Serpentin übergeht.
Bei Beresowsk im Ural und in Neugranada auch mit Gold im Quarz.
Produktion im ganzen Ural: 96 Pud im Jahre 1876; 181 Pud im Jahre
1881 ; 363 und 332 Pud in den Jahren 1899 und 1900.
Gold.
Au, aber nie ohne einen mehr oder weniger großen -4^-Gehalt,
0,16—15% Ag^ doch steigt derselbe ausnahmsweise bis über 30%
(EleJifrum, z. B. vom vom Schlangenberg im Altai) ; wenig Fe und Cu ;
selten etwas Pd {Palladiumgold = Porpemt aus Brasilien) oder Eh
(Bhodiumgold).
Das Gold ist häufig schön krystallisiert. Oktaeder: 0 (111)
und Würfel: ooOoo (100) sind die Hauptformen, weniger häufig ist
das Granatoeder: ooO (110), der Pyramiden Würfel: oo02 (210) und
das Ikositetraeder : 303 (311), auch 202 (211). Weitere Formen sind
selten. Zwillinge nach 0 sind sehr gewöhnlich; sie bilden häufig
dendritische und blechförmige Gestalten, an denen die Oberseite zur
Unterseite in Zwillingsstellung sich befindet (172). Auch bäum-, zahn-,
draht-, haar- und moosförmig und gestrickt Sehr geschmeidig und
dehnbar mit hakigem Bruch. H. = 2^^— 3. G. = 15,0—19,4. Gold-
gelb, um so lichter, je mehr Ag, Lebhafter Metallglanz. In äußerst
dünnen Schichten mit grüner Farbe durchscheinend. V. d. L. unschwer
schmelzbar; nur in Königswasser leicht löslich. Verbindet sich schwer
mit anderen Elementen, daher fast nur gediegen in der Natur; in
Ei-zen, und zwar nur mit Te verbunden, spärlich (vergl. Schrifterz.
Blättererz etc.).
Das gediegene Gold findet sich auf ursprünglicher, primärer Lager-
stätte da, wo es entstanden ist (Berggold), und in großen Mengen in
Reguläre Metalle. 427
sekundären Ablagerungen, in Seifen, aus denen es durch Waschen ge-
wonnen wird (Seifengold oder Waschgold). Es ist sehr häufig in
Quarz eingewachsen (sog. Goldquarz), häufig in größeren Körnern,
vielfach auch in windigen mit bloßem Auge nicht wahrnehmbaren
Flitterchen. Hier ist es außer von anderen Mineralien fast immer von
Schwefelkies begleitet, der dann gleichfalls goldhaltig zu sein pflegt.
An zahlreichen Orten steht das Gold mit jüngeren Eruptivgesteinen
(Andesiten, Propyliten, Grünsteintrachyten) in Beziehung. Es ist dann
meist stark silberhaltig und deshalb hellgelb gefärbt und wird auf
solchen Lagerstätten auch vielfach von Silbererzen, manchmal auch
von Tellurgolderzen begleitet, auch hier mit Schwefelkies in Quarz
eingewachsen, der Spalten und Klüfte in dem zersetzten Gestein er-
füllt. So findet es sich bei Verespatak, Nagyag und Offenbanya in Sieben-
bürgen, z. T. mit Tellurgoldverbindungen, bei Schemnitz und Kremnitz
in Ungarn mit Silbererzen, ähnlich in den westlichen Staaten der
nordamerikanischen Union (Comstockgang in Nevada etc.) und weiter
im Süden in Mexiko, Peru, Chile, die Gold nebst Silber in großer
Menge geliefert haben. Das Gold ist hier von junger Bildung, und
wahrscheinlich ist seine Entstehung mit der Eruption jener Gesteine
in Verbindung zu bringen, die in der Tertiärzeit erfolgte. Übrigens
hat man auch schon in älteren Eruptivgesteinen Gold eingewachsen
gefunden, so im Granit und Diorit im Ural etc.
Da und dort ist der Goldquarz in linsenförmigen Massen, den
krystallinischen Schiefern, oder auch wohl den Schichten der ältesten
paläozoischen Formationen eingelagert ; so in den atlantischen Unions-
staaten (Georgia, Nord- und Süd-Carolina, Virginia), am Heinzenberg
in Tirol etc. Noch häufiger und in noch größerer Menge erfüllt er aber
Spalten und Klüfte, oft von erheblicher Länge und Mächtigkeit in diesen
Schiefem, Gneiß etc. und in den damit in Verbindung stehenden Eruptiv-
gesteinen, Granit etc. In dieser Weise findet sich das Gold an zahl-
reichen Stellen in Kalifornien und Mexiko, in Australien und zwar be-
sonders in Westaustralien (Coolgardie und Murchison-Distrikt), Victoria
(Goldfelder von Ballarat undBendigo) und Queensland (Mt. Morgan);
in Transvaal (Barberton-Distrikt), bei Beresowsk im Ural etc. An
aUen diesen Stellen ist der Goldgehalt des Quarzes so groß, daß es
daraus gewonnen werden kann. Ärmere Lagerstätten desselben Cha-
rakters gibt es noch viele, auch in Europa, die aber nicht weiter er-
wähnt werden sollen. Überhaupt gehört das Gold keineswegs zu den
seltenen Mineralien, es ist aber an den meisten Stellen nur in sehr
geringer Menge vorhanden.
Diese alten Goldquarzlagerstätten sind nun vielfach durch die
seit den frühesten geologischen Zeiten auf sie einwirkenden Umwand-
lungsprozesse zersetzt und zerstört Es haben sich aus ihnen Seifen
428 Elemente.
gebildet, in denen das Gold nur in einzelnen winzigen losen Plättchen^
Schüppchen und Körnchen, bis zu Knollen und Klumpen von mehreren
Zentnern Gewicht mit den Trümmern und Zersetzungsprodukten des
iluttergesteins gemengt sich findet Der größte bekannte Goldklumpen
dieser Art, aus einer chilenischen Seife stammend, wog 153,16 Kilo.
Die schalige Struktur dieser Massen macht es wahrscheinlich, daß sie
allmählich, z. T. vielleicht ei-st in den Seifen, durch Absatz aus Lö-
sungen entstanden sind. Mit allen jenen alten Goldquarzvorkommen
stehen Seifen in Verbindung, niemals aber mit den Goldlagerstätten^
die an jüngere Eruptivgesteine gebunden sind. Diese haben noch
keine Zeit zur völligen Verwitterung und Seifenbildung gehabt. Die
Seifen liegen häufig in den heutigen Tälern und bilden die AUuvionen
der gegenwärtigen Flüsse und Bäche, die ja auch bei uns in Deutsch-
land z. T. etwas Gold führen, wie der Rhein, die Eder in Hessen etc.
Vielfach liegen sie aber auch auf den Plateaus über den jetzigen
Talläufen und sind Bildungen früherer Zeiten (Tertiär). Stets sind
die Seifen zuerst in Abbau genommen worden, da sie reicher und
leichter zu bearbeiten sind, als der anstehende Goldquarz. Dieser wurde
erst in Angriff genommen, nachdem jene erschöpft waren, was immer
rasch der Fall wai\ So war es mit den Ende der vierziger Jahre
des 19. Jahrhunderts entdeckten reichen Seifen in Kalifornien und
Australien, deren Ertrag sehr stark zurückgegangen ist. In letzterem
Lande und auch sonst sind inzwischen aber viele neue Funde dieser
Art gemacht worden. Goldwäschereien finden sich heutzutage außer
dort hauptsächlich im Ural und Sibirien, Brasilien, Neuseeland etc.
Vor allem muß aber der Klondyke-Distrikt am Yukonflusse in Nord-
west-Kanada, nahe der Grenze von Alaska, genannt werden, von wo
in den letzten Jahren reiche Schätze gekommen sind.
An einigen Orten wurden die Trümmermassen der Seifen durch
ein Bindemittel miteinander verkittet, so daß goldhaltige Sandsteine und
Konglomerate entstanden. Von dieser Beschaffenheit sind die reichsten
fcegenwärtig bekannten Goldlagerstätten, die vom Witwatersrand west-
lich von Johannesburg in Transvaal. Das Gold liegt aber hier nicht
in den Gesteinsbrocken, sondern in dem Cement und in den dieses
und die letzteren durchziehenden haarfeinen Spältchen.
Die Gesamtgoldprodnktion der Erde betrug 1900 im ganzen 386000 KUo im
Wert von 1065 MiUionen Mark; davon kamen ans Nordamerika etwa f^^y aus
Anstralasien 30 ^/q, Bußland ca. 10 %. Der Kest fiel auf die übrigen Länder, von
denen in Europa außer Rußland Ungarn das reichste ist (3073 Kilo). Transvaal hat
wegen des Krieges nur 10300 Kilo geliefert, 1889 war der Ertrag dort 110000 Kilo.
(G. Rose, Pogg. Ann. Bd. 23, 161 und 196; G. vom Rath, Ztschr. f. Kryst. I,
1877, 1 ; Helmhacker, Tschermaks Mineralog. Mitteilungen Bd. VIT, 1, 1877 ; G. Werner,
N. Jahrb. Min. 1881, Bd. I, 1; Dana, Ztschr. für Kryst. XII, 1887, 275; E. Cohen,
Mittlgn. d. naturw. Vereins f. Neu- Vorpommern und Rügen 1887 (Seifengold) ; Suess,
Regniläre Metalle. 429
Die Zukunft des Goldes, 1877; Schmeißer, Vorkommen und Gewinnung der nutz-
baren Minerale in der südafrikanischen Republik, 1894.)
Silber.
Ag, meist sehr wenig fremde Beimischungen. Zuweilen etwas Au,
bis 28 % (güldisches Silber von Kongsberg), auch etwas Cti, As, Te, Hg,
Bi, Ft etc. Häufig schön krystallisiert, in denselben einfachen, meist
stark verzerrten Formen und Zwillingen wie Au, Nicht spaltbar. Beim
Ag sind die regelmäßig baumförmigen, dendritischen, gestrickten, farn-
krautähnlichen und anderen derartigen Bildungen besonders ausge-
zeichnet, ebenso auch das platten-, zahn-, draht-, haar- und moosförmige
Vorkommen, während Bleche selten so regelmäßig gebildet sind, wie beim
Gold. Silberweiß d. h. mit einem Stich ins Gelbliche ; in Berührung mit
H^S mehr oder weniger dunkel anlaufend unter Bildung von Ag:,S.
Äußerst dünne Schichten blau durchscheinend. G. = 10,1 — 11,0.
H. = 2,5 — 3. Sehr dehnbar. Bruch hakig. Bester Leiter der Elek-
trizität. V. d. L. leicht schmelzbar. In HNO.;^ und konz. KßO^ lös-
lich; geht überhaupt viel leichter Verbindungen mit anderen Ele-
menten, besonders mit S und Cl ein, als Au und Pt und findet sich
daher viel häufiger und massenhafter in chemischer Verbindung als Erz,
wie gediegen, während PI fast nur und Au überwiegend im gediegenen
Zustand in der Natur vorkommen. Das gediegene Ag findet sich nie
in Seifen, nur auf ursprünglicher Lagerstätte, bes. auf Erzgängen mit
Silbererzen. Die europäischen Fundorte sind z. T. ziemlich aus-
gebeutet. Es ist besonders zu nennen: Harz (Andreasberg); Markirch
in den Vogesen; mehrere Orte im Schwarz wald; das Erzgebirge
(Schneeberg, Marienberg, Freiberg, Joachimsthal etc.); Pfibram in
Böhmen; Schemnitz in Ungarn; Kongsberg in Norwegen; Altai
(Schlangenberg) ; Nertschinsk in Transbaikalien etc. ; besonders wichtig
ist der westliche Teil von Amerika: westliche Unionsstaaten, Mexiko,
Peru, Chile etc. Das Silber ist häufig in Ag^S, AgCl etc. umgewan-
delt, welche als Pseudomorphosen nach Silber vorkommen. Entsteht
zuweilen aus Silberglanz, und anderen schwefelhaltigen Silbererzen
(Sprödglaserz, Eotgültigerz etc.), in deren Formen es sich nicht selten
als Pseudomorphose findet
(Sadebeck, Tschermaks Min. u. petr. Mitt. I, 1878, 293: G. vom Rath, Ztschr.
f. Kryst. Bd. HI, 1878, 1 nnd Xn, 1887, 545; G. Rose, Pogg. Ann. 23, 196.)
Quecksilber, Metallisch glänzende zinnweiße Tropfen von Hg, welche einzeln
oder in gröQerer Anzahl auf Zinnober liegen, größere Massen sind selten. Almaden,
Idria, MoscheUandsberg in der Pfalz, Kalifornien etc. Zuweilen fern von Ziunober-
lagerstätten im Diluvium auf rätselhafte Weise vorkommend, wie z. B. bei Lüne-
burg in Hannover. KrystaUisiert bei — 40® regulär.
Amalgam, Eine isomorphe Mischung von Ag und Hg, ungefähr dem Ver-
Mltuisse AgHg bis Ag^Hg^ (26V2— -35 % Ag) entsprechend. Silberweiße, schöne, regu-
430 Elemente.
läre, zn weilen sehr fiächenrelclie Kry stalle, auch runde oder eckige Körner and dünne
Bleche und Anflüge auf Ton etc. mit l^innober, besonders zu Moschellandsberg in
der Pfalz und auf der Gnibe Friedrichssegen bei Oberlahnstein (56 Ag). Sehr viel mehr
Silber enthält der Arqiiantj Ag^^Hg (86,5 Ag\ in größeren Partien beiArqueros un-
weit Coquimbo in Chile und in Brit. Columbia. Ähnliches auch bei Kougsberg
(Kongsbergitj 96 Ag). Silberärmer ist ein Amalgam von Sala in Schweden (46,3 Ag)^
zwischen Amalgam und Arquerit in der Mitte stehend. Goldumalgam^ in den PU
seifen in Kolumbien; weiche zerdrnckbare Körnchen; auch in Kalifornien.
Kupfer.
Cu, meist fast chemisch rein. Krystallisiert ganz ähnlich wie An
und Ag^ die Krystalle nicht selten ziemlich groß und meist stark ver-
zerrt. Häufig in dendritischen Bildungen, bei welchen sich die mehr
oder weniger gedrängt stehenden Strahlen unter 60^ schneiden. Die
obere Seite befindet sich auch hier zur unteren in Zwillingsstellung
nach der Oktaederfläche, nach welcher die Hauptausbreitung des Ge-
bildes erfolgt (Fig. 292). Auch Bleche und dickere Platten, seltener zahn-^
draht- und haarförmige Gestalten. Vielfach unregelmäßig begrenzte
Körner und Klumpen und gi-ößere, zuweilen sehr umfangreiche Massen.
Kupferrot, häufig braun, kirschrot oder griin angelaufen. G. = 8,5 — 8,9.
H.:=2J — 3. Sehr dehnbar, in allerfeinsten Plättchen grün durch-
scheinend. Bruch hakig. Schmilzt v. d. L. leicht, erstarrt unter Blasen-
werfen und überzieht sich mit einer Schicht von schwarzem Oxyd.
Leicht löslich in HNO^ und in konz. H^SO^ ; kaum angegriffen von HCL
Mit anderen Elementen geht es leicht Verbindungen ein, daher über-
wiegend als Erz in der Natur. Doch wird es auch leicht durch re-
duzierende Mittel aus seinen Lösungen ausgeschieden, so durch Holz
aus kupfervitriolhaltigen Grubenwässem (Cementwässern). Aus diesen
kann es auch durch Eisen ausgefällt werden, das sich dabei auflöst
fCementkupfer). Daher vielfach als Neubildung. Das gediegen vor-
kommende Cu erleidet leicht Veränderungen, oxydiert sich zu Cu^O
(Rotkupfererz), welches sich weiter sehr häufig in das grüne Karbonat,.
Malachit, seltener in das blaue, Kupferlasur, verwandelt. Pseudomor-
phosen, Cu in der Form anderer Mineralien, nicht selten, z. B. nach
Kalkspat, Aragonit etc. Das Kupfer findet sich mit Kupfererzen auf
Gängen und Lagern. Im Ural in den turjinskschen Gruben bei
Bogoslowsk (in schönster Ausbildung, in Kalk, auch in Ton einge-
wachsen, bis 25 Pfund schwere Massen), bei Gumeschewsk, Medio-
Rudiansk und Nischne-Tagilsk, hier im Ton und Brauneisenstein;,
feiner in der Kirgisensteppe und im Altai. Großartigstes Vorkommen
am Oberen See im Staat Michigan in Nordamerika, Mandelräume und
Spalten in einem Mandelstein erfüllend und auf der Grenze zum Neben-
stein, manchmal mit Silber, begleitet von Prehnit, zuweilen Hunderte-
von Centnern schwere Massen; Chile, Peru und besonders Bolivia.
(Corocoro) ; Australien (Wallaroo) etc. In Europa wenig wichtig, z. B*
Reguläre Metalle. 43t
bei ßheinbreitenbacli am Ehein, in Cornwall, Szaszka und Moldawa
im Banat, bei Falun in Schweden etc. Kaum in Seifen.
(G. Böse, Beise in den Ural Bd. J, 401; Schrauf, Tschermaks Min. Mittlgn.^
1873; G. V. Bath, Ztschr. Kryst. Bd. II; Fletscher, Phil. Mag. ser. V Bd. 9, pag.
180; Dana, Ztschr. f. Kryst. XII, 1887, pag. 569.)
Eisen*
Das gediegene Eisen krystallisiert regulär, doch sind Krystalle-
nur von kfinstlicher Entstehung bekannt. Es sind meist undeutliche
Oktaeder. Spaltbarkeit vollkommen nach den Würfelflächen. Nicht
selten sind deutliche Zwillingslamellen, meist nach den Oktaederflächen,,
eingewachsen. Dehnbar und geschmeidig. Bruch hakig. H. = 4^ — 5,.
in einzelnen Fällen härter. 6. 7,88 (das reine). Sehr stark magnetisch.
Starker Metallglanz und stahlgi'aue bis eisenschwarze Farbe, aber leicht
an der Luft sich oxydierend und in braunes Eisenhydroxyd übergehend
(rostend). In HCl, HNO^ und H^SO^ leicht löslich. V. d. L. nicht
schmelzend, aber sich oxydierend und in dünnen Drähten unter Funken-
sprühen verbrennend. Sehr selten ist das auf der Erde durch natür-
liche Prozesse entstandene Eisen (iellurisches Eisen); viel verbreiteter
ist das als Bestandteil' fast aller Meteoriten vorkommende Meteoreisen.
Tellurisches Eisen, Es ist vielfach zweifelhaft, ob man es nicht
mit künstlichem Eisen zu tun hat, so bei den Eisenschüppchen in
manchen Gold- und Platinseifen, die vielleicht von den eisernen In-
strumenten herrühren, die beim Graben benutzt werden. Sicher im
Basalt, in meist kleinen Kömchen, die bei der Berührung mit Kupfer-
vitriollösung durch Ausscheidung von Gu rot werden. In großen,
centnerschweren Massen im Basalt von üifak auf der Insel Disko, West-
grönland und noch an manchen anderen Orten jener Gegend. Hier
vielleicht durch die reduzierende Wirkung des glühend flüssigen Ge-
steins auf Braunkohle entstanden; früher für meteorisch gehalten.
Im Distrikt Albei-ta in Kanada ist Eisen aus Eisenspat durch einen
Braunkohlenbrand reduziert worden. Erwähnt wird ged. Eisen in
einem Schwefelkiesknollen in der Lettenkohle bei Mühlhausen in
Thüringen; in dem Kreidemergel von Chotzen in Böhmen ^tc.
Nickeleisenv&t ebenfalls tellarisch bekannt in verschiedenen MischungsTerhält-
nissen beider Metalle, aber stets Ni überwiegend. Äwaniif, etwa Ni^Fe^ aus Olivin-
fels nnd Serpentin des Kedhill, Südinsel von Neuseeland, im Flaßsaud. Ohiihbehity
NiFe, Oktibbeba Gonnty, Mississippi, Nordamerika. Josephinitj Ni^Fe^j im Flnßsand
von Josephinc County, Oregon, mit Serpentin. Auch im Sande des Flusses Elvo bei
Biella in Piemont ist Nickeleisen, Ni^Fe^^ in einzelnen EOmchen gefunden worden.
Meteoreisen. Die Meteoriten sind bald reine Eisenmassen ohne
steinige Bestandteile (Eisen von Braunau in Böhmen, gefallen 14. Juli.
1847) ; bald bildet das Eisen ein zusammenhängendes zelliges Maschen-
gewebe, dessen Zwischenräume durch Kömer von Mineralien, z. B. von
Olivin, erfüllt sind (sog. Pallaseisen von Krasnojarsk in Sibirien, ent-
432 Elemente.
deckt von Pallas 1771); oder endlich bildet das Eisen einzelne ge-
trennte Körnchen nnd Flitterchen in den an Menge überwiegenden
nicht metallischen, steinigen Bestandteilen. Ganz eisenfrei sind sehr
wenige Meteoriten. Die beiden ersten Gruppen werden als Eisen-
meteoriten (Meteoreisen), die letztere als Steinmeteoriten (Meteorsteine)
bezeichnet und beide nach ihren Bestandteilen und ihrer Struktur
noch in viele besonders benannte Gruppen zerteilt.
Das meteorische Eisen ist stets nickelhaltig, und zwar ist meist
6— 10"^ ^h ^uct gewöhnlich eine kleine Menge Co vorhanden. Die
Mischung ist aber nicht durchweg dieselbe, sondern nickelärmere
und -reichere Legierungen (bis 20% Ni und mehr) sind bekannt
(Kamazit, Tänit, Plessit), die an größeren Stücken in der Richtung der
Flächen eines Oktaeders lamellenförmig miteinander verwachsen sind.
Es entsteht so ein dünn- und geradschaliger Bau, der besonders auf
polierten und mit HNO^ geätzten Flächen hervortritt. Die iVi'-ärme-
ren Teile werden stärker angegriffen als die zwischenliegenden Ni-
reicheren Lagen, w^elche dann etwas über jene hervorragen und so
eine für Meteoreisen charakteristische Durchkreuzung gerader Linien
nach verschiedenen Richtungen hervorbringen (Widmannstättensche
Figuren). Häufig sind dem Meteoreisen zinnweiße Plättchen einge-
wachsen, ein Phosphornickeleisen von etwas wechselnder Zusammen-
setzung, dem man vielfach die Formel : Fe^Ni^P gibt (SchreibersU); einzelne
Kädelchen im Eisen von Braunau von ähnlicher Zusammensetzung bilden
den Eliabdit, Dem Schreibersit sieht ähnlich das Cohenit genannte
Kohlenstoffeisen (Fe, Ni)^C mit 6^0 C und etwas Co; ähnlich zusammen-
gesetzt ist der Chalypü, aber C-reicher, vielleicht -Fc^ C Eisenmeteoriten
sieht man viel seltener fallen als Steinmeteoriten; außer Braunau
z. B. Agram (26. Mai 1851). Früher gefallene Massen werden an den
4^ben genannten Eigenschaften meist leicht als Meteoreisen erkannt.
Das Gewicht der Stücke ist oft enorm: Pallaseisen 1600 Pfund; Eisen
vom Red River, Louisiana 3000 Pfund; vom Fluß Bemdegö in Bra-
silien 17000 Pfund; das von Olumba in Peru über 300 Zentner, und
1000 Zentner das von Ranchito in Mexiko (in welchem Lande noch
zahlreiche andere Eisenmeteoriten gefunden worden sind, z. B. bei To-
luca viele kleine und auch größere Stücke bis 300 Pfund, im ganzen
etwa gegen 2(X)0 Pfund). Meist sind die Massen aber viel kleiner
bis zu Pfunden und Bruchteilen von solchen.
(Tschermak, Sitz^sber. Wiener Ak. 1874, Bd. 70; Sadebeck, Pogg. Ann. 156,
554. 1876; Brezina, Denkschr. Wiener Ak. 1880 u. 1881; Steenstrnp nnd Lorenzen,
Ztschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. 35, pag. 695; E. Cohen, Meteoritenknnde, 1, 1894;
Linck, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 20, 1892, pag. 209; Brezinan. Cohen, Meteoreisen I— in.)
Blei. P6; bei Pajsberg etc. in Schweden auf Klüften der Eisen- und Mangan-
erze; zuweilen reguläre Kryställchen. Auch an anderen Orten, aber mehrfach ist
^las Vorkommen unsicher.
Haloidyerbindangen. 433
Zink. Hexagonal, vielleicht mit den rliomboedrisclien Metallen isomorph, im
Basalt Ton Victoria; zweifelhaft.
Zinn. In künstlichen Krystallen rhombisch nnd quadratisch; wird angegeben
ans den Goldseifen von Miask im Ural and in Guyana, sowie mit Wismut spat von
Ouanajnato in Mexiko; auch von Neu-Süd- Wales.
II. Klasse.
Haloidverbindungen.
Nicht metallische Mineralien von meist geringer Härte. 67-, Br-, J-, nnd
i^- Verbindungen Terschiedener Metalle. Teils wasserfrei, teils wasserhaltig; teils
einfache Verbindungen, wie Steinsak: NaCl^ teils Doppelsalze, wie Camallit:
KCl . MgClt . QlliO. Bei manchen der hier untergebrachten Mineralien ist neben
der Haloid Verbindung noch eine Sauerstoffverbindung vorhanden, wie z. B. im
Phosgenit: FhCl^.PbCOz. Viele hierher gehörige Mineralien sind im Wasser lös-
lich, wie ^. B. Steinsalz, andere nicht, wie z. B. Flußspat. Mehrere sind technisch
Ton sehr großer Bedeutung, am wichtigsten das Steinsalz mit den Abraumsalzen.
a. Einfache Haloidyerblndnngeii.
isomorphe Reihe des Steinsaizes.
Cl-y Br- und J-Verbindungen der einwertigen Metalle Na^ K nebst NH^
nnd Ag. Kein Fluor. Es sind: Steinsalz, NaCl] Sylvin, KCl-, Salmiak, NH^Cl;
Chlorsilber, AgCl; Huantajayit, {Na, Ag) Cl] Bromsilber, AgBr; Chlorbromsilber,
Äg(Clj Br); Jodobromit, AgJ.2Ag {Cl, Br) nnd andere isomorphe Mischungen von
AgCl, AgBr nnd AgJ (Jodembolite). AUe regulär, nicht tetraedrisch. Die vollflächig-
regulären Silberhaloide werden auch unter dem Namen der „Hornsilber" oder der
„Eerargyrite'' zusammengefaßt.
Hieran schließt sich, abweichend krystallisiert : Jodyrit, AgJ, hexagonal. Sodann :
Miersit, 4k AgJ. CuJ; Marshit, OuJ; Nantokit, CuCl] alle regulär-tetraedrisch und wohl
«ine isomorphe Beihe für sich bildend. Die Verbindung AgJ findet sich also in
mehreren heteromorphen Modifikationen in der Natur.
Steinsalz (Hallt).
NaCl, zuweilen fast chemisch rein: 39,4 Na, 60,6 Cl; die vor-
kommenden Verunreinigungen sind: KCl, vielfach als isomorphe Bei-
mischung, besonder in dem vulkanischen Steinsalz ; sodann MgCl^,
CaCl^j Na^SO^, MgSO^, Gips, Anhydrit, Ton, organische Substanzen etc.
Auch Gas- und Flüssigkeitseinschlüsse mitunter von erheblicher Größe
fnden sich nicht selten. Die Gase sind zuweilen in gespanntem Zu-
Bauer, Mineralogie. 28
434 Haloidverbindnngen.
Stande eingeschlossen und sprengen die bei der Auflösung der Stücke
im Wasser dünner werdenden Wände der Hohlräume unter einem
knisternden Geräusch (Knistersalz von Wieliczka in Galizien).
Regulär: meist Würfel, selten auch Oktaeder, Granatoeder undPyra-
midenwtirfel. Beim Eindampfen von -ZVaC7-Lösungen, z. B. in den Salinen,,
entstehen meist treppenförmig vertiefte, vierseitig pyramidale Skelette
würfliger Krystalle. Den Würfelflächen entsprechen vollkommene
Blätterbrüche ; den Granatoederflächen gehen Gleitflächen parallel, die
beiden Linien der Schlagfigur verlaufen also genau in der Richtung der
Würfelflächendiagonalen. H. = 2^, milde. Reine Stücke wasserhell^
durch Beimengungen undurchsichtig, auch mannigfach gefärbt: rot,
grün, blau, violett etc.; das Pigment ist bisweilen organischer Natur
und verschwindet beim Erwärmen, zuweilen unorganisch, z. B. Fe^O^j.
das die rote Farbe manches Steinsalzes hervorbringt, n = 1.5442
(^a-Licht). Glasglänzend. Diatherman. G. = 2,1 — 2,3. In Wasser
leicht löslich, und zwar in der Wärme wenig mehr, als in der Kälte
(1 Teil NaCl in 2,8 Teilen H^O). Findet sich daher auch in allen
terrestrischen Gewässern, in den Bächen, Flüssen und den meisten
Seen in geringer, in den Meeren und abflußlosen Seen in größerer
Menge, ebenso in manchen Quellen (Salzquellen, Soolen). Hygrosko-
pisch, aber an sich nicht zei^ießlich; die Stücke werden jedoch von
der Luft wegen der z. T. zerfließlichen Beimengungen stark angegi'iffen,
und allmählich werden die Krystallkanten und Ecken abgerundet. Die
Ätzfiguren sind von Pyramiden würfelflächen begrenzt. Der Geschmack
ist salzig. Schmilzt in der Kerzenflamme und färbt dieselbe gelb
(-Na-flamme).
Findet sich fast ausschließlich in bedeutenden, häufig linsenförmigen,,
mehr oder weniger deutlich geschichteten, oft auch ganz ungeschichteten
Massen mit Ton und besonders mit Gips und Anhydrit (siehe diese), die
als Begleiter des sedimentären Steinsalzes niemals fehlen. Diese beiden
letzteren Mineralien bilden die Unterlage (Gips) und fast immer auch die
Decke der ganzen Ablagerung, umschließen letztere allseitig und schützen
sie so vor der Auflösung und Zerstörung durch das in der Erdkruste
stets zirkulierende Wasser. Sie sind auch dem Steinsalz an zahl-
reichen Orten in vielfacher Abwechselung meist in Form dünner
Schnüre zwischengelagert. Die Hauptmasse des in dieser Weise vor-
kommenden Steinsalzes ist mittel- bis feinkörnig und etwas unrein,
meist durch Gips und Ton grau gefllrbt. Dazwischen liegen größere
oder kleinere Nester von wasserhellem großkrystallinischem Salz (blätt-
riges Steinsalz). Nach oben hin macht das Steinsalz nicht überall,
aber doch an vielen Orten, namentlich in Norddeutschland, besonders
typisch bei Staßfurt und Leopoldshall unweit Magdeburg, den sog.
Abraumsalzen Platz, mächtigen Massen der Chloride und Sulfate von
Steinsalz. 435
K, Mg, Ca, sowie von iVa, zum Teil komplizierte Doppelsalze,
manche sehr leicht löslich und einige sogar an der Luft zerfließlich. Es
sind Sylvin, Carnallit, Kieserit, Kainit, Polyhalit und andere, die wegen
ihres großen Kali- und Magnesiagehalts technisch so wichtig sind.
Abbauwürdige Massen derselben haben sich bisher nur in Deutsch-
land gefunden, außerhalb der deutschen Grenzen stets nur Spuren,
und nicht abbauwürdige geringere Mengen, so bei Kalusz und Bochnia
in Galizien, bei Hallstatt, in der Salzkette (Salt Range) im Pendschab
in Indien, am Urmiasee in Persien etc. Die Abraumsalze wechsel-
lagern noch vielfach mit Steinsalzschichten. Sie werden von einer
weiteren Calciumsulfatschicht und zwar von Anhydrit oder durch
Wasseraufuahme daraus entstandenem Gips bedeckt. In dieser Voll-
ständigkeit sind aber die Steinsalzlager verhältnismäßig selten aus-
gebildet. Sehr häufig fehlen die Abraumsalze, dann liegt die
Anhydrit-(oder Gips-)decke direkt auf dem Steinsalz. Zuweilen
fehlt auch diese Decke und das Salz liegt frei zu Tage, z. B. bei Ck)r-
dona in Spanien, wo ein Steinsalzberg von erheblichem Umfang 550
Fuß über die Umgebung emporragt, und ähnlich am Hek, Gouv. Oren-
bürg, in Rußland; auch in Siebenbürgen tritt stellenweise das Stein-
salz unmittelbar an die Erdoberfläche. Dies ist aber doch nur aus-
nahmsweise der Fall und nur in regenarmen Gegenden möglich ; meist
sind die Salzlager in der Erde versteckt. Solche, wenige Meter dick
bis zu gewaltiger Mächtigkeit, finden sich in allen geologischen For-
mationen. In Europa sind am wichtigsten die folgenden, und zwar im
Tertiär: Wieliczka, Bochnia und Kalusz in Galizien und die ganze
Reihe der Karpathen durch Siebenbürgen bis nach Rumänien. In
der alpinen Trias : Berchtesgaden in den bayrischen, Hallein, Hall, Hall-
stadt und Ischl (Salzkammergut), sowie Aussee in den österreichischen
Alpen. Außerhalb der Alpen im Keuper : Salzburg und Vic in Lothringen.
Im außeralpinen mittleren Muschelkalk: die Steinsalzlager in Süd-
deutschland und zwar die am oberen Neckar (Schwenningen) und am
unteren Neckar : Heilbronn, Jagstfeid, Wimpfen etc., sowie am Kocher
(Seh wäb.-Hall mit Wilhelmsglück). Im Zechstein : fast alle norddeutschen
Steinsalzlager, meist noch mit der Decke der Abraumsalze, vor allem
Staßfurt, sodann Sperenberg, Lüneburg etc. (das Steinsalz von Artern
liegt wie in Süddeutschland im Muschelkalk).
Dünne Platten und Schnüre parallelfasrigen Salzes (Fasersalz)
setzen zuweilen quer durch die körnigen Massen der Steinsalzlager und
die umgebenden Gesteine. Deutliche Krystalle sind nicht häufig; sie
sind fast stets aufgewachsen und finden sich auf Drusenräumen da,
wo Tropfwasser fallen und verdunsten. An solchen Stellen entstehen
häufiger klein- bis feinkörnige Massen mit nierenf3rmiger rauher
Oberfläche oder formliche Tropfsteine, Zähne, Haare (Haarsalz z. T.)
28*
436 Haloidverbindungen.
und ähnliche Bildungen. Der das Steinsalz umgebende Ton ist häufig
mit Salz imprägniert (Salzton) ; Gemenge von Salz, Gips und Ton sind
bei Wieliczka als Haselgebirge bezeichnet worden. Aus den Steinsalz-
lagem entspringen an vielen Orten Salzquellen (Soolen). Durch solche
wird in manchen Gegenden der Erdboden ganz mit Steinsalz durch-
tränkt, das nach Regenwetter an der Oberfläche ausblüht und die
Erde mit einer Salzkruste bedeckt. Dies sind die Salzsteppen, z. B.
in der Nähe des durch Salzquellen gespeisten Eltonsees in der Niede-
rung des kaspischen Meeres in Rußland. Aus dessen Wasser scheidet
sich dann je nach der Jahreszeit Salz schichtenförmig aus, das in
Menge gewonnen wird.
Die großen Steinsalzlager sind durch Austrocknen von Meeres-
teilen entstanden, die durch Barren vom Ocean abgesperrt worden
waren. Dabei wurde zuerst wegen seiner verhältnismäßig schweren
Löslichkeit das im Meerwasser befindliche Calciumsulfat ausgeschieden,
und zwar, da die Lösung noch nicht mit Chlomatrium etc. gesättigt war,
und keine höhere Temperatur herrschte, als die gewöhnliche, in der
Form von Gips (siehe diesen). Es entstand so die Gipsunterlage des
Steinsalzes. Dieses selbst folgte sodann bei weiterer Eintrocknung
als die im Meerwasser in größter Menge enthaltene Substanz, z. T.
noch in Abwechslung mit Calciumsulfat, das sich jetzt aus der mit
NaCl gesättigten Flüssigkeit nicht mehr als Gips, sondern als An-
hydrit niederschlug. Es blieb dabei eine Mutterlauge übrig, in welcher
die am leichtesten löslichen Bestandteile des Meerwassers, die Chloride
von JT, Mg und Ca und die Sulfate dieser Metalle, sowie des Na, ent-
halten waren, nebst einem letzten Rest von Calciumsulfat. Bei fort-
gesetzter Verdunstung krystallisierten über dem Steinsalz jene Chloride
und Sulfate aus und lieferten die Abraumsalze, die endlich von der
aus dem noch vorhandenen Calciumsulfat gebildeten Anhydritdecke
überlagert wurden. Manchmal wurden die Abraumsalze aus irgend
einem Grunde überhaupt nicht gebildet, wie z. B. in Süddeutschland,
wo man noch niemals Spuren derselben angetroffen hat; oder sie
wurden nachträglich wieder von dem in der Erdkruste stets zii'ku-
lierenden Wasser aufgelöst und fortgeführt wie in Galizien, bei Hall-
stadt und in der Salt Range.
In zahlreichen Vulkanen wird zuweilen Steinsalz als Sublimations-
produkt erzeugt, das reich an KCl und nicht von Gips begleitet
ist, so z. B. manchmal am Vesuv und zwar zuweilen in so großen
Mengen, daß es als Speisesalz Verwendung findet.
(Ochsenios, Die Bildung der Steinsalzlager 1877; Bischof, Die Steinsalzwerke
von Staßfurt, 2. Aufl., 1875; Tschermak, Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. 63, 1871; van
t'Hoff und Mitarbeiter, Sitzgsber. Berlin. Akad. 1&96— 1903; J. Walther, Centralblatt
f. Mineralogie etc. 1903, pag. 211.)
Isomorphe Reihe des Steinsalzes. 437
SylTin.
KCl, zuweilen fast chemisch rein. 52,4 K. Regulär, aber nicht
vollflächig, sondern gyroedrisch-hemiedrisch, wie man aus der schiefen
Lage der Ätzflguren und der Schlaglinien (Gleitflächen) sieht. (Brauns,
N. Jahrb. f. Min. etc. 1886, I, 224 und 1889, 1, 113.) jMeist Würfel mit abge-
stumpften Ecken. Sehr reine klare Krystalle mit dieser Begrenzung
von Staßfurt sind Hövellit genannt worden. Mit den Flächen des
AVürfels geht ein vollkommener Blätterbruch parallel. Farblos, durch-
sichtig bis durchscheinend, zuweilen gefärbt, im ganzen dem Steinsalz
sehr ähnlich, der Glanz geht aber mehr ins Fette und der Geschmack
ist mehr scharf und brennend. H. = 2^. G. = l,9 — 2,0. n= 1,490
(37a-Flamme). In Wasser leicht löslich. Schmelzbar und noch leichter
flüchtig, als NaCH-, daher in verhältnismäßig großer Menge dem vul-
kanischen Steinsalz beigemischt, in dem sogar KCl zuweilen über-
wiegt. Färbt die Flamme violett (Z'-Flamme, Unterschied von Stein-
salz, welches die Flamme gelb färbt, JVo-JFlamme). Diatherman, wie
Steinsalz. Findet sich selten in Krystallen, meist in derben blättrigen,
auch körnigen Aggregaten. Massenhaft unter den Abraumsalzen des
Steinsalzlagers in Staßfurt etc., nächst dem Kainit das wichtigste der-
selben, meist mit Steinsalz gemengt. Auch bei Kalusz in Galizien und
in geringer Menge bei Berchtesgaden und Hallein und in der Salt
Range in Indien. Zuweilen entstehen durch Zersetzung des Carnallit
(s. d.) kömige Aggregate von Sylvin (Leopoldit), und Gemenge von
Sylvin und Steinsalz, die als Hartsalz oder Sylvinit bezeichnet werden.
Salmiak. NE^Cl ; 33,7 Am, Regulär und wie Syl m gyroedrisch-hemied risch .
(Tschermak, Min. u. petr. Mittign., Bd. 4, 1887, 531.) Deutliche Krystalle nicht häufig,
zuweilen durch Meroedrie entstellt und verzerrt. Spaltbarkeit undeutlich. H. =1^2*
Mild. Farblos, der vulkanische häufig durch Eisenchlorid gelb gefärbt. In Wasser
löslich; scharfsalziger Qeschmack. Findet sich in Krusten als Sublimationsprodukt
auf den Kraterwänden und Laven mancher Vulkane, z. B. des Vesuvs, zuweilen in
erheblicher Menge. Auch in unterirdischen Kohlenbränden wird Salmiak erzeugt,
80 bei Dudweiler im Saargebiet, bei Hänichen in Sachsen etc. Hierher gehören wohl
auch, wie es scheint, die reichen centralasiatischen Fundstellen Turfan und Kutsche,
die schwerlich Vulkane sind. Auch im südamerikanischen Quano.
Chlorsilber (Homsilber, Silberhomerz , Kerargyrit, Kerat,
Chlorargyrit).
AgCl mit 75,3 Ag. Regulär. Deutliche Formen selten, vor-
zugsweise ooOoo (100), auch 0 (111) und ooO (110); bis zollgroße
Krystalle. Keine Blatterbrfiche. H. = 2f G. = 6,58—5,60. Voll-
kommen reine Massen sind farblos, aber in der Natur meist grau,
grünlich, violett, braun bis schwarz infolge von Veränderung im Licht.
Durchscheinend bis undurchsichtig; fettartiger bis diamantartiger Glanz,
nicht stark; der Strich ist glänzender. Läßt sich mit dem Messer
438 Haloidverbindungen.
schneiden, dehnbar. V. d. L. schmilzt es und reduziert sich auf
Kohle zu Ag] in Ammoniak löslich. Findet sich meist in derben
hom- oder wachsähnlichen Massen oder in krustenartigen Überzügen
auf Gängen mit geschwefelten Silbererzen, bes. in den oberen Teilen
derselben als ümwandlungsprodukt der letzteren. Vorzugsweise in
Chile, Peru, Bolivia und Mexiko, wo es zu den wichtigsten Erzen ge-
hört (neben den 5r-haltigen Erzen); auch in den Silbergruben in
Idaho und Nevada; in Europa im Erzgebirge, bei Kongsberg etc. in
geringer, früher in größerer Menge. Schlangenberg im Altai. Eigen-
tümlich als Imprägnation eines Sandsteins in Utah (Silbersandstein).
Wichtiges Silbererz.
Hu ant aja yit. Begnlär, isomorphe Mischung von AgCl mit KaCl : {Na, Ag) Cl.
Silberhaltiges Steinsalz von Huantajaya in Chile. Mit Chlorsilber, Atakamit etc. auf
Eisenocker als wasserhelle Wttrfelchen and rindenförmige, zuweilen fasrige Ki'usten.
Im Wasser wird NaCl unter Hinterlassung von AgCl gelöst.
Bromsilber (Bromai'gyrit, Bromyrit, Bromit).
AgBr mit 67,4 Äg, Die reg. Oktaeder nnd Würfel sehr klein;
meist stark glänzende grüne und gelbe, zuweilen grau angelaufene
Krusten mit zeisiggrünem, fettglänzendem Strich bildend, welche oft
dem Homsilber sehr ähnlich sind, aber beim Erhitzen auf Kohle Br-
Dämpfe geben. Besonders auf manchen Silbererzlagerstätten von Chile
und Mexiko (San Onofre) mit Homsilber, aber ganz rein nur in sehr
geringer Menge. H. = 2^. G. = 5,8— 6. Geschmeidig.
In viel größeren Mengen als reines Bromsilber finden sich iso-
morphe Mischungen von Chlor- und Bromsilber, welche unter dem
Namen Chlorbromsilber oder Embolü zusammengefaßt werden, und bei
denen das Verhältnis von Cl : Br zwischen 1 : 5| und 1 : \ schwankt.
Einzelne Mischungsverhältnisse, u. a. bei Copiapo in Chile vorkommend,
haben besondere Namen bekommen : Mikrobromit:ZAgCl'\-AgBr\ Em-
bolü im engeren Sinne: 3AgCl'{-2AgBr; Megabromü: ^i^AgCl-^-bAgBr etc.
Im Aussehen dem Chlorsilber und Bromsilber sehr ähnlich. Besonders
wichtige Erze in Chile, wo sie mit Chlorsilber vorkommen (z. B. in
Chanarcillo) ; auch in Mexiko (San Onofre), Honduras etc.
(Moesta, Über das Vorkommen der Chlor-, Brom- und Jcdverbindungen des
SUbers in der Natur, Marburg 1870; Prior und Spencer, Min. Mag. Bd. 13, 1902,
pag. 174.)
Jodobromit ist eine reguläre isomorphe Mischung: AgJ'\'2Ag (d, Br\ ge-
schmeidig Yon schwefelgelber Farbe von Dernburg in Nassau auf Quarz (y. Lasauls,
N. Jahrb., Min. 1877, pag. 616 und 1878 pag. 619); doch kommen auch andere
Mischungsverhältnisse vor (J o d e m b o 1 i t).
Regulär-tetraedrisch sind (Spencer, Zeitschr. f. Eryst. Bd. 35, 1902, pag. 452):
Miersit, Blaßgelbe isotrope ErystfiUchen von AgJ, denen etwas CW isomorph
Flußspat. 439
beigemischt ist {iÄgJ.CtiJ); ans den oberen Teufen der Silbererzminen von Broken
Hill in Neu-Süd- Wales. Spröde.
MarshU, CuJ\ braune KrjstäUchen und dttnne Überzüge auf ged. Kupfer von
Broken Hill.
Xantokit. CuCl; die tetraedrischen Kryställchen würflich spaltbar; meist derb.
Das farblose und durchsichtige Mineral ist durch Bildung von Atakamit hSuflg grün.
Nantoko in Chile mit anderen Kupfererzen.
Hexagonal ist:
Jodsilber (Jodargyrit, Jodyrit, Jodit). AgJ mit 46,0 Ag, Dihexaedrische Täfel-
chen, hemimorph, mit deutlicher basischer Spaltbarkeit; die Form ähnlich der des
Greenockits. H. = 1. G. = 5,5—5,7. Leicht schmelzbar. Durchscheinend. Gelb bis
grau. Geht bei 146^0., unter einem Druck von 2475 Kilo pro Quadratcentimeter
schon bei 20^ C. in eine rote, reguläre Modifikation über (siehe Jodobromit). Mit
anderen Silbererzen in geringen Mengen in Chile, Peru, Mexiko, Spanien, bei Broken
Hill in Neu-Süd-Wales. Cuprojodargyrit, Ag zur Hälfte durch Cti ersetzt, bei
Hnantajaya unweit Iquique in Chile.
Quecksilberhornerz (Kalomel). HgCl Quadratisch. P (111). P/P = 135»
40* S. K. Manche Krystalle sehr flächenreich. Blätterbrüche || ooPoo (100). Milde.
H. = l — 2, Graulich- bis gelblichweiß, ähnlich dem Hornailber. Demantglänzend.
Vollständig flüchtig. G. = 6,5. Auf den Zinnoberlagerstätten der Pfalz, von Almaden,
Idria, Horzowitz in Böhmen, £1 Doctor in Mexiko. Die meist sehr kleinen Kryställ-
chen bilden dünne Überzüge auf anderen Mineralien.
(Websky, Sitzgsber. Berl. Ak. 1877; Traube, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 14, 1888,
pag. 571.)
Coccinit, scharlachrot, von Mexiko; Jodquecksilber (?); rhombisch. Ein regu-
läres Quecksilberjodid aus den Broken Hill Mines, Neu-Süd-Wales.
Isomorphe Reihe des Flufsspats.
Ptegulär: Flußspat tJaF^] Yttrocerit (Ca, Ce, Y) F2; Chlorocalcit CaCk,
FloAspat (Flaorit, Liparit).
CfljFj, 61,28 Ca, 48,72 F; häufig ziemlich rein, zuweilen etwas
C'aCV.,, Calciumphosphat etc., auch färbende organische Substanz, in
manchen Flußspaten in solcher Menge, daß dieselben beim Zerschlagen
stark riechen (Stinkfluß). Dieser Geruch wird bei dem dunkelviol-
blauen Flußspat von Wölsendorf in Bayern wohl auch auf die An-
wesenheit von freiem Fluor zurückgeführt Der ähnlich gefärbte
Flußspat von Quincie in Frankreich soll ebenfalls freies Fluor ent-
halten und dadurch beim Zerschlagen intensiven Geruch verbreiten.
Stark Helium-haltig ist der den schwarzen Kryolith begleitende rote
Flußspat aus Grönland.
In ausgezeichneten, stets aufgewachsenen regulär - vollflächigen
Krystallen weit verbreitet. Sehr häufig Würfel (Fig. 91), die
Flächen bei größeren Krystallen oft würflig parkettiert, sonst glatt;
440 Haloidverbindangen.
seltener Oktaeder mit meist rauhen Flächen (Fig. 90); häufiger
wieder beide kombiniert (Fig. 98 — 100); oder Oktaeder und Würfel mit
abgestumpften Kanten (Fig. 101, 103), also in Kombination mit dem
Granatoeder ; letztere Form isoliert ist selten. Häufig sind am Würfel
die Kanten zugeschärft: Kombination mit dem Pyi-amidenwürfel
oo03 (310) (Fig. 108), dieser auch zuweilen selbständig. Ikositetraeder
und Pyraraidenoktaeder sind weniger häufig, letztere Form, und zwar
40 (441) als Seltenheit ganz selbständig. Von Hexakisoktaedern
findet sich besonders 402 (421) als sechsflächige Zuspitzung der
Ecken des Wurf eis (Fig. 113). Zuweilen fehlen an den Krystallen
des Flußspats einzelne Flächen, so daß rhomboedrische und andere
Formen nachgeahmt werden (Krystalle von Zschopau in Sachsen).
Durch Parallelverwachsung kleiner Würfelchen entstehen oktaedrische
Krystalle (Fig. 254). Zwillinge nach der Oktaederfläche häufig, be-
sonders sind würflige Krystalle in dieser Weise verwachsen, so daß
die Form Fig. 269 entsteht. Die Ecken des einen Individuums ragen
aus den Flächen des anderen uasenförmig hervor; sehr schön an den
stark fluoreszierenden englischen KrystaUen, bei denen die von den
Kanten des anderen Individuums durchbohrten Würfelflächen sich an
den Berührungsstellen zu niederen vieraeitigen Pyramiden erheben.
Bl. Br. nach den Oktaederflächen vollkommen. H. = 4. G. = 3,15
— 3,20. Glasglanz. An sich farblos, aber häufiger gefärbt, z. T. sehr
intensiv: gelb, violett, blau, grün, rot etc., vielfach durch organische
Substanz, so daß die Farbe beim Erhitzen verschwindet; zuweilen am
nämlichen Stücke verschiedene Farben. Durchsichtig selten, häufiger
durchscheinend, bis undurchsichtig. Die Würfelzwillinge von Cumber-
land ausgezeichnet fluoreszierend; im auffallenden Licht dunkelblau,
im durchgehenden hellgrün. Manche Flußspate phosphoreszieren beim
Erwärmen (Chlorophan, besonders bei Nertschinsk in Transbaikalien).
Schwach lichtbrechend (n = 1,4339 für iVo-Licht) und geringe Dis-
persion, daher wasserheller Flußspat zuweilen zur Herstellung achro-
matischer Linsen benützt
V. d. L. dekrepitierend und nicht besonders leicht schmelzend,
aber leicht mit Gips zu einer klaren, beim Erstarren trüben Perle
zusammenfließend. Von H^O kaum angegriffen, ebensowenig von HCl\
von H^SO^ unter Entwicklung von HF-Dämpfen, welche Glas ätzen,
vollkommen zersetzt. Durch Anätzen mit H^SO^ erhält man auf den
Flächen des Flußspats als Ätzfiguren kleine Vertiefungen, an welchen
Flächen von 303 (311), oo03 (310) und ooO (110) auftreten. Dieselben
Flächen finden sich an größeren und unregelmäßiger gestalteten Ver-
tiefungen, die an der Oberfläche der Krystalle nicht selten vorkommen
und als natürliche Ätzflguren anzusehen sind.
Der Flußspat ist ein sehr häufiges Mineral, das in schönen
Flußspat. 441
Krystallen, in derben Massen, auch vollkommen dicht, sowie erdig
(Flußerde, Ratofkit von Moskau) sich findet, und zwar vorzugsweise
auf Gängen. Er erfüllt in derben Massen weite Spalten, allein oder
mit Schwerspat, z. B. bei Brotterode im Thüringer Wald, oder in
dichten Massen, z. B. bei Stolberg am Harz. Besonders bekannt sind
die derben blauschwarzen Massen des Stinkflusses von Wölsendorf in
Bayern im Granit, dessen beigemengte organische Bestandteile Schönbein
für das Antozon hielt. Ausgezeichnete blau- und weißgefärbte derbe
Massen finden sich bei Castleton in Derbyshire in England, welche
zu Kamingesimsen und anderen ähnlichen Ornamenten verschliflfen
werden. Auf Drusenräumen des derben Minerals sitzen nicht selten
Krystalle, welche sich aber in besonderer Schönheit und Häufigkeit
auf den verschiedensten Erzgängen finden, ebenfalls mit derbem Fluß-
spat und oft mit Schwerspat, Kalkspat etc. zusammen; so im Erz-
gebirge an vielen Stellen und im Harz, im Schwarzwald (Mttnstertal),
in England, bes. auf den Erzgängen in Cumberland, Derbyshire,
Devonshire, Cornwall, Durham; bei Kongsberg in Norwegen. Fund-
orte schöner Krystalle außerhalb von Erzgängen sind: Striegau und
Königshain in Schlesien im Granit; im Gneiß der Hochalpen z. B.
am St. Gotthard von roter Farbe ; bei Drammen in Norwegen. Eigen-
tümlich ist das Vorkommen im vulkanischen Tuffe bei Tiano in Cam-
panien und in den Auswürflingen der Somma (Vesuv). Manchmal
im köiTiigen Kalk (Pargas in Finnland, Wunsiedel im Fichtelgebirge).
Sehr selten als Versteinerungsmittel von Petrefakten.
Dient außer zn Ornamenten hauptsächlich als Flußmittel bei Hüttenprozessen.
(Klocke, Bericht der naturf. Ges. zu Freiburg i. Br. BJ. 6; Werner, Neues Jahrb.
für Min. 1881, I, 14; v. Lasaulx, Ztschr. f. Kryst. 1877, Bd. I, pag. 359; G. Rose,
Pogg. Ann. Bd. 12, 483; Hessenberg, Notizen (3)).
Tttrocerit Dunkelblaue kleine Körner und dünne Überzüge und Anflüge,
auch erdig, im Granit von Broddbo und Finbo in Schweden (bei Falun) ; regulär mit
oktaedrischer Spaltbarkeit. Es ist ein wahrscheinlich etwas zersetzter Flußspat, bei
dem ein Teil des CaF^ durch die isomorphen: CeF^ und YF^ in nicht unerheb-
lichen Mengen ersetzt ist. Fluocerit ebendaher, ziegelrot, vieUeicht hexagonales
(Ce, La, Di) F„ in dem etwas F durch {HO) ersetzt ist. ITydrofluocerit ist ein
etwas HiO enthaltendes Zersetzungsprodukt. Etwas ähnliches wie Fl. ist der sehr
seltene hexagonale Tysonitf heUwachsgelb, auf Feldspat vom Pikes Peak in Colorado.
Ist meist in Bastnäsit umgewandelt. Die Formel des T. wird auch {CCf La^ Di) F^
geschrieben.
Chlorocalcit. Würfel von CaCZg, isomorph mit Flußspat. Meist krustenformige
Überzüge auf Laven des Vesuvs als Fumarolenbildung ; auch im salzhaltigen Boden
in Peru.
Scacchü. MnClij ebenfalls eine Fumarolenbildung des Vesuvs.
Lawrencit. (Fe^ Ni) CI2, in gewissen Meteoreisen. Das reine FeCl^ soll auch
als Snblimationsprodukt des Vesuvs vorkommen.
442 Haloidverbindungen.
Cotunnit (Chlorblei). PbClf. Kleine Badeiförmige rhombische Kryställchen oder
unregelmäßige Kömer, weiß, auf VesuTlaven; SnbUmationsprodnkt bei den Erup-
tionen Yon 1822 und 1855. Am Vesuv auch der Pseudocotunnity KCl . FhCli.
Sellait MgF^. Sehr selten, in quadratischen, meist prismatischen, farblosen
Kryställchen im Anhydrit von Moutiers in Savoyen.
Molysit. FeClg. Gelbe bis braune Überzüge auf Vesuvlaven, als Fnmarolen-
bildung. Hexagonal.
Wasserhaltig sind:
Bischofit. MgCli,ßHiO, Selten Krystalle, wahrscheinlich monoklin; bildet
meist sehr zerfließliche, weiße, kömige, oder fasrige Aggregate im Carnallit von
Staßfnrt, bei dessen Zersetzung durch Wasser er entsteht.
Fltieüit AlF^ . HtO. Sehr seltene rhombische farblose Kryställchen, mit
Ziimstein auf Quarz, Comwall.
h. Zasammengesetzte Haloidyerbinclungen.
Gruppe des Kryolith.
Kryolith.
SNaF.AlF^] 12,8 AI; 32,8 Na; 54,4 F. Früher für rhombisch,
dann für triklin gehalten, ist aber monoklin. Die Flächen des rhom-
bischen Prismas ni = coP(110) sind in mehreren Richtungen gesti-eift;
m/m = 9P 58' vom. Die Basis c = 0P(001) ist glatt; m/c = 90« 8'.
m und c begrenzen meist die Krystalle allein, welche dann ein würfel-
förmiges Aussehen haben. Dazu kommt nicht selten: r = Pco(011);
ric = 125« 46'; v = Poo (101); p = — P (111); » = — 252 (121);
* = + Pcx) (101) ; a = ooPoo (100). (Fig. 365.) Danach a : 6 : c =
0,966:1:1,388; ^ = 90« 11'. Zwillinge nach verschiedenen Gesetzen.
Die Krystalle sind nach c vollkommen, nach m
etwas weniger vollkommen spaltbar, also nach
drei beinahe aufeinander senkrechten Richtungen,
außerdem nach der Längsfläche odSoo (010) deutlich ;
dieser Bl. Br. würde die scharfe seitliche Kante des
Prismas gerade abstumpfen. Die drei Hauptblätter-
Fig. 365. brüche wurden früher als genau senkrecht und den
Flächen eines oblongen Prismas mit der Basis ent-
sprechend angesehen. H. = 2,5— 3; spröde. G. = 2,95— 2,97. Opt.
A. E. senkrecht zur S. E. ac, gegen die Basis unter 45® 55', gegen
die Vertikalachse unter 43® 54' geneigt, steigt also im schai'fen Winkel
ß von vorn nach hinten in die Höhe ; + D. Br. gering ; q < v. M.
L. in der S. E., also horizontale Dispersion. Achsenwinkel in Luft : 2E
— 58® 50' (r.) = 59® 24' (g.) = 60® 10' (bl). Auf c Perlmutterglanz,
sonst eigentümlicher feuchter Glasglanz. Meist weiß, nesterweise
braun bis schwarz; durchscheinend. Schmilzt in der Lichtflamme und
färbt diese intensiv gelb (iVa-Flamme) ; v. d. L. in der offenen Glas-
Kryolitbgruppe. 443
röhre gibt er /il'-Dämpfe, welche Glas ätzen. Durch H^SO^ unter
Bildung von ÄP-Dämpfen vollständig zersetzt.
Bildet einen ausgedehnten Stock in Zinnstein führendem Gneiß oder
Granit bei Ivigtut (Evigtok) am Arksutflord in Westgrönland. Die
würfelähnlichen Krystalle sitzen in paralleler Stellung in dünnen
Krusten auf Spalten und Klüften des derben Kryoliths. Er schließt
-eine Menge Krystalle anderer Mineralien ein: Flußspat, Quarz,
Kupfer- und Schwefelkies, Bleiglanz, Zinnstein, Blende, Spateisen-
iitein, Columbit etc. Wird massenhaft in einem Tagebau gewonnen
und zur Herstellung von Aluminium, Opalglas und von Email für
eiserne Gefäße, früher auch von Soda, technisch verwendet und vor-
zugsweise nach Kopenhagen und Philadelphia ausgeführt. Jahres-
produktion ca. 10000 Tonnen. In kleineren Mengen bei Miask im
Ilmengebirge auf Gängen im Granit und ebenso am Pikes Peak in
El Paso County, Colorado.
(Krenner, Math, und naturw. Berichte ans Ungarn, Bd. 1; Mügge, Jahrbuch
der wissenscb. Arbeiten zu Hamburg, 1883; Websky, N. Jahrb. für Min. etc., 1867,
pag. 810; Des Gloizeaux, Bull. soc. min. de France, 1883; Benzon, Amtlicher Bericht
über die Wiener Weltausstellung, Heft 20, pag. 667; Taylor, Proceedlngs geol. soc,
1866, pag. 141; Johnstrup, Versammlung skand. Naturforscher in Stockholm 1880,
gedruckt 1883 ; Baumhauer, Zeitschr. f. Kryst. XI, 1886, 133 und XVIII, 1890, 355.)
3Iit dem Kryolith kommt eine Anzahl ähnlich zusammengesetzter und auch
ähnlich aussehender, z. T. sehr gut krystallisierter Mineralien, aber alle nur in ge-
ringer Menge vor (vergl. Groth, Zeitschr. f. Kryst. VII, 1883, pag. 375 und 457)
Sie bilden zusammen mit Kryolith, aus dem sie z. T. durch Zersetzung herror-
gegangen sind, die KryoUthgruppe. Hierher gehören u. a.:
Elpasolith. Kryolithähnlich zusammengesetzt, aber K statt Na und regulär.
Auf PachnoUth am Pikes Peak in El Paso Co., Colorado.
Pachnolith und Thomsenolith ^ beide NaF . CaF^ . AlF^ . JT9O. Beide auch
monoklin, aber in verschiedenen Formenreihen. Dünne Prismen oder krystallinische
Aggregate. Aof KryoUth, durch dessen Zersetzung sie entstanden sind. Grünland
und Pikes Peak. Hagemaunit ist unreiner Thomsenolith.
ChioHtL bNaF ,SAIFq. Quadratisch, aber meist derb in feinkörnigen, weißen
Aggregaten. Noch leichter schmelzbar, als Kryolith. Mit diesem bei Miask im
Hmengebirge (Ural). Unreiner Chiolith ist der Chodnewit, Nipholith und Arksutit.
Bei einigen dieser Mineralien ist ein Teil des F durch {HO) ersetzt, so bei
•den beiden folgenden:
Ralstonit {N(h, Mg) F^ . ^Äl (F, HO}^ , 211^0. Reguläre Oktaeder. Weiß
bis gelb, durchsichtig bis durchscheinend. Grönland mit Kryolith.
GearJcsutit (Evigtokit). CaFt . AI {F, OH)^ . JT«0. Erdiges , weißes Zer-
fletzungsprodnkt des Kryoliths, Grönland und Colorado.
Hierher gehört auch der
Prosopit 2 AI {F, HO)^ . CaF^. Monokline farblose bis graue, durchsichtige
bis durchscheinende Krystalle oder derbe Massen. Auf den Zinnerzlagerstätten von
Altenberg in Sachsen, meist in Kaolin, auch in Flußspat umgewandelt; am Pikes
Peak in Colorado auf Quarzgängen.
444 EaloidTerbindüDgeD.
HUratit 2KF . SiF^. Reguläre Oktaederchen. Snblimationsprodukt des
Ynlkans anf der Insel Valcano. Entsprechend:
Ki-yptohalit. 2{NH^) F.SiF^, Sublimationsprodokt des Vesuvs.
Erythrosiderit 2KCI . FeCl^ . H^O, Rotes, leicht zerfließliches Snblimations-
produkt des Vesuvs. Ebenso:
Kretnersit. KCl . NH^Cl , FeCl^ . H^O. Bildet rote, leicht lösliche, reguläre
Oktaederchen.
Douglasit 2KCI . FeCl^ . 2H^0. In den Abraumsalzen der Steinsalzlagerstätte
in StaOfurt ; stets nur in geringen Giengen, da sehr leicht zersetzt.
Carnallit.
KCl . MgCl^ . QH,ß mit 26,8 KCl mit 14 K, 34,2 MgCl^, 39,0 K^O,
wenig NaCl ersetzt etwas KCL
Die seltenen Krystalle sind rhombisch, hexagonale Formen nach-
ahmend: a : 6 : c = 0,5936 : 1 : 0,6906. Ein Prisma ooP(llO) hat den
Winkel 118^37'; die seitl. Kante ist durch die Längsfläche ooP^ (010)
abgestumpft, so daß ein scheinbar reguläres sechsseitiges Prisma ent-
steht. Auf die Prismenflächen sind die Flächen des Oktaeders Pflll)
und auf die Längsfläche die Flächen des Brachydonaas 2Poo (021) auf-
gesetzt, und zwar ist 111 : lll = 107« 20' und 021 :021 = 108<> 27';
sie machen also zusammen ein scheinbares Dihexaeder, dessen End-
ecke noch durch die Basis OP (001) abgestumpft wird.
Bruch muschlig. H. = 1 — 2. G. = 1,6. Farblos, grau, oft duixh
Eisenglanzschlippchen rot; durchsichtig bis durchscheinend. Opt. 2-achsig.
A. E. äc. 4" M. L. a. Sehr starke Doppelbrechung. V. d. L. leicht
schmelzbar. In H^O leicht löslich, an der Luft zerfließlich, läßt sich
aber nicht umkrystallisieren, sondern zersetzt sich in MgCl^ und KCl,
Verliert zuweilen durch Auslaugen MgCk, so daß KCl (Sylvin) in
derben, körnigen Massen zurückbleibt (Leopoldit von Leopoldshall bei
Staßfurt und Hartsalz, pag. 437).
Findet sich fast nur in derben Massen, Krystalle bilden sich
zuweilen aus Tropfwassem. Große nicht zerfließliche Krystalle sind
neuerdings in dem Kalisalzwerk Beienrode bei Königslutter vor-
gekommen. Bes. wichtig in den Abraumsalzen von Staßfurt, teils für
sich allein, teils mit Steinsalz gemengt die Carnallitregion bildend.
Auch bei Kalusz und bei Maman in Persien und in Colorado in Nord-
amerika. Bei Westeregeln unfern Staßfurt Pseudomorphosen von
Steinsalz nach Carnallit. Die Verwendung ist die gleiche wie beim
Sylvin, aber auch die Magnesia wird nutzbar gemacht. Geht durch
Zersetzung zuweilen in Kainit (siehe diesen) über.
(H. Rose, Ztschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. Vin, 117; Hessenberg. Min.
Notizen, 1866; Bücking, Stzgsber. Berl. Akad. 1901, pag. 539.)
Tachyhydrit CaCl^. 2MgCli • 12^2 0, rhomboedrisch. Bildet durchscheinende,
gelbe, zerfließliche Massen im Anhydrit bei StaOfnrt, von sekundärer Entstehung.
Haloidverblndnngen mit Oxyden und Sanerstoffen. 445
c. HaloidTerbindungen mit Oxyden und Sauerstoffsalzen.
Sulfohalit, 2NaCl . SNOiSO^. Regulär, meist Granatoeder. Grünlichgelb, durch-
sichtig. Li Wasser langsam löslich. In den älteren Absätzen des Boraxsees,
Bernardino Co., Kalifornien, auf Hanksit.
Xorthupit. NaCl . Na^CO^ . MgCOz. Begulär. Farblos bis braun. Durch heiCes
Wasser zersetzt. Im Ton an dem genannten Boraxsee als große Seltenheit.
Kommit 2MgC% . SMgO . AigO, . QH^O (oder SHtO). Durch Eisenglanz-
schüppchen rote, in einer Kichtung vollkommen spaltbare Kruste rhomboedrischer
imdeatlicher Individuen auf dem Salzton des Kalisalzwerks bei Volpriehausen im
Solling.
Kainit.
Ka . MgSO^ . 3JH2O mit 30,0 KCl (15,7 K), 48,3 MgSO^y 21,7 H,0.
Gelbe bis graue durchscheinende feinkörnige Massen, auf deren Hohl-
räumen monokline Erystalle von Tafelform sitzen. (Groth, Pogg. Ann.
137 pag. 442; v. Zepharovich, Zeitschr. f. Kryst Bd. VI.) G. = 2,13. In H^O
zersetzt und gelöst. Aus der Lösung krystallisiert sog. Pikronierit,
K^SO^ . MgSO^ . ßH^O aus. Dasselbe Salz krystallisiert aus der Lösung
gewisser Salzkrusten auf Vesuvlaven aus. Der Kainit findet sich
meist mit einer mehr oder weniger großen Menge Steinsalz gemengt,
schichtenfÖiTnig in Massen bei Staßfurt und Ealusz in den Abraum-
salzen, wo er durch die Zersetzung von Camallit entstanden ist. Er
ist wie der mitvorkommende Sylvin und Camallit in der Kalisalz-
industrie zur Herstellung künstlicher Düngemittel von großer Be-
deutung und auch wegen seines Magnesiagehalts wichtig.
Parisit CaB\.{Ce, La, 1)1)^0^.300. oder (BJ?'),CO, . SCaCOg, wo E «
Ce, La, DL Lange, spitze, bräunliche Dihezaeder mit yollkommener basischer Spalt-
barkeit mit Smaragd im Kalke des Mnzo-Tales in Nen-Oranada, auch in Montana.
Ein sehr ähnliches, vielleicht etwas zersetztes Mineral, Co-frei und hauptsächlich
ia-haltig, mit wenig H^O ist der KischHm-Parisit (Kischtimit), Gerolle in der
Ooldseife von Kischtim am Ural. Ein Baryumparisit (Ba statt Ca) und mit P. iso-
morph ist der wachsgelbe Cordylit aus Grönland. Von hier auch der Synchysit,
CaF^ , CaCOs . (Ce, La, Di)^ 0^,300^; frl\her für Parisit gehalten.
Bästnant (Hamartit). {Ce, La) F^ . (Ce, La\ 0« . 300^. Hexagonale Prismen,
auch derb; gelb bis braun; durch HCl leicht zersetzt. Bastnäsgrube bei Biddar-
hyttan in Schweden, sowie im Feldspat am Pikes Peak in Colorado, wo er durch
Umwandlung aus Tysonit entstanden ist.
Noceii^in. 2(Ca, Mg)Fz.(Ca, Mg) 0, aber noch nicht sicher festgestellt. Weiße
hexagonale Nädelchen mit Flußspat im Tulkanischen Tuff von Nocera bei Neapel.
Atacamlt (Salzkupfererz).
Cua^ . 3((7wO , H^0) = H^Cu^O^Cl mit 59,45 Cu. Ehombisch;
einige häufiger vorkommende Formen sind in der Fig. 366 abgebildeten
Kombination vereinigt : w = ooP (110) ; s = ooP2 (120) ; J =ooP5S (010) ;
c = OP (001); is = 3P (331); e = Poo (011). m sehr stark vertikal
m
m
s
44g Haloidverbindongen.
gestreift, die anderen Flächen vielfach matt und gekrümmt, so daß
die Winkel nur annähernd meßbar sind: m'm = 112*^
29': eje = 106« 13', a:b:c = 0,6683 : 1 : 0,7506. Die
Krystalle sind fast stets in der Bichtung der Achse c
verlängert, die meisten klein, nadelformig, die von
der Burra-BuiTagrube nördlich von Adelaide in Süd-
Ti 366 australien ziemlich groß. Selten Zwillinge.
Nach 6 vollkommen spaltbar ; spröde. H. = 3 — 3^.
G. schwankend: 3,67—3,76 und 4,0—4,3; die Krystalle von Burra-Burra:
G. = 3,76—3,77. Gras- bis smaragdgrün, hellgrüner Strich ; Glasglanz ;
durchsichtig bis durchscheinend. A. E. ftc; — M. L. 6. V. d. L. schmilzt
er auf Kohle und reduziert sich zu Cu; färbt die Flamme blaugrün.
Erst bei 200'* gibt er Wasser ab. In Säuren und Ammoniak löslich.
In Krystallen, derben Massen oft mit rundlicher Oberfläche und
zuweilen als grünes Pulver findet er sich in Menge als wichtiges
Kupfererz in der Wüste Atacama, sowie bei Copiapo etc. in Chile; in
Indien; dann in Australien an verschiedenen Orten (siehe oben) etc.
Auch in den Sublimationsprodukten des Vesuvs als grüner Beschlag
auf Laven. Verwandelt sich nicht selten in Malachit, welcher zu-
weilen (Bogoslowsk im Ural) nach A. Pseudomorphosen bildet; auch
in Kieselkupfer. In Deutschland nur wenig (BrauT)ach in Nassau,
Schwarzenberg in Sachsen).
(Klein, N. Jahrb. für Min. 1871, 495: v. Zepliarovich, Sitzgsber. Wiener. Ak.
Bd. 63, 1871 und Bd. 68, 1873; Brögger, Zeitschr. für Kryst. III, 489, 1879; G. vom
Rath, ibid. Bd. V; Ludwig, Tschermaka Min. Mittlgn. Bd. HI, 1873, pag. 35.)
Der grünlich blaue TaUingit von CorawaU ist CuClt A{CuO . H^O) AHiO,
Der Atelit, das grüne Umwandlungsprodnkt des Tenorit vom Vesuv : CuCL . 2(CuO .
HiO) . H2O.
Fercylit, CuCk . CuO . H^O + FbClt . PhO . H^O. Regiüäre himmelblaue Okta-
ederchen mit Gold in Sonora (Mexiko) und Würfelchen auf Bleiglauz, Chile. Wohl
dasselbe ist der Boleit von B0I60 in Kalifornien und von Broken Hill.
Penfieldit. 2PhClq . PbO, Hexagonale Prismen von Laurium.
Ma tlockit PhCl^^PhO. Znsammengehäuf te , dünne , quadratische , durch-
scheinende, gelbliche oder grünliche, demantglänzende, nach der Basis undeutlich
spaltbare Täfelchen; mit Bleiglanz bei Matlock in Derbyshire. Vesuv 1858.
Mendipit PhCU,2PhO. Rhombisch, aber nur derbe, weiße oder gelbe,
auch rötliche Massen; von den Mendip HiUs in Somersetshire und von Brilon in
Westphalen. Schwarzembergit enthält etwas J und krystallisiert rhomboedrisch,
auch erdig, gelb. Auf Bleiglanz, Wüste Atacama.
La Urion it. PhCl^ ,PhO, H^O. Kleine farblose, rhombische Kryställchen mit
Phosgenit und Weißbleierz auf Höhlungen antiker Bleischlacken, die seit 2000 Jahren
bei Laurion in Griechenland im Meer liegen. Damit zusammen der gleich zusammen-
gesetzte, aber monokline Paralaurionit, der auch in Chile vorkommt {Rafaelit).
Ein Bleioxychlorid von noch nicht genauer bekannter Zusammensetzung aus
Laurium ist auch der Fiedlerit] farblose, diamantglänzende, monokline Elry ställchen.
Haloidverbindungen mit Oxyden tind Sauerstoffsalzen.
447
Hier schließt sich noch an der Caracolit, PbCk - PhO . ^üiSO^ , H^O (y),
Pseudohexagonale, wahrscheinlich rhombische, farblose, glasglänzende Erjställcheu,
mit Percylit auf Bleiglanz bei Caracoles in Chile.
Ekdemit (Heliophyllit). Wahrscheinlich 2P6C2, . Fb^As^O^ = 2PbCL . 4P60 . ^««Og.
Quadratisch, nach der Basis deutlich spaltbar, fettglänzend, gelb bis grünlich, meist
derb; auf den Manganerzlagerstätten Ton Wermland in Schweden. Die dicktafel-
förmigen, gelben, kleinen rhombischen Krystalle des Ochrolith von dort (Pajsberg)
stellen die entsprechende 56- Verbindung 2PbCli . Pb^,Sb^O^ dar.
Na dorit FbaSbO^ = FbCk ,FbO. Sb^O^, Ehombische Krystalle nach einer
Bichtung tafelftirmig und leicht spaltbar. Gelb bis braun; durchscheinend; fettiger
Diamantglanz. In HCl löslich. Am Djebel Nador bei Constantlne auf Drusen
eines Galmeilagers im Kalk.
Bleihomerz (Hornblei, Pbosgenit, Eerasin).
Fba^ . PbCO^ ; 51,0 FbCl^. Quadratisch ; das Prisma m = ooP
(110) und die Basis c = OP (001) herrschen meist vor; den Flächen m
gehen deutliche Blätterbrüche parallel; die Zahl der einfachen Formen
ist beträchtlich, ein Krystall vom Mte. Poni in Sardinien zeigt z. B.
die Kombination Fig. 367. Neben m und c findet sich: 6 = ooPoo
(100); w = ooP2 (210); x = P (111); o = 2Poo (201); s = 2P2 (211).
clx= 123^ 2', daher a:c = l: 1,0876. Die Krystalle sind nach der
Achse c verlängert; sie sind durchsichtig bis durch-
scheinend, sehr stark diamantglänzend, weiß, grau,
grün, gelb. D. Br. +, co = 2,114 ; e = 2,140 (orange).
G. = 6,0—6,3. H. = 2i— 3. Milde. V. d. L. leicht
schmelzbar und auf Kohle zu Pb reduzierbar. In
HNOq unter Brausen löslich. Überall mit Bleiglanz,
aus dem er entsteht. Besonders schöne Krystalle
am Mte. Poni auf der Insel Sardinien; auch bei Gibbas ebendoii;;
ferner bei Matlock in Derbyshire, und im Ton eingewachsen in
kleinen quadratischen Prismen mit der Basis bei Tamowitz in Ober-
schlesien, hier meist in PbCO^ verwandelt, u. a. a. 0. Als Neubildung
in den antiken Bleischlacken von Laurium in Griechenland.
(Hansel, Ztachr. fttr Kryst. n, 1878, 291; Krug y. Nidda, Ztschr. d. deutsch,
geol. Ges. Bd. H, 126; Goldschmidt, Ztschr. f. Kryst. Bd. 23, 1894, pag. 139.)
Endlich sei erwähnt der Daubrät, vieUeicht BiCl» . 231^0^ . SH^Oy heUgelh his
-grau, fasrig oder erdig, anch perlmntterglänzende Piättchen, auf Wismutglanz, au»
dem durch Zersetzung entstanden. Tazna in Boliyia.
u
m
u
lU
u
■b
Fig. 367.
448 Schwefelyerbindiuigeii.
ni. Klasse.
Schwefelverbindungen.
Es sind die S-j Se-, Te-, As-, Sfr-Verbindungen der schweren Metalle. Viele
davon sind technisch von großer Wichtigkeit, weil nnter ihnen die verbreitetsten
Erze mancher Metalle sich befinden, daher war die Aufimerksamkeit der Berglente
seit den frühesten Zeiten auf sie gerichtet. Sie sind teils metallisch glänzend, teils
nicht; teils sind sie dunkel gefärbt, teils hell, und man nnterscheidet danach drei
Abteilungen: 1. Kiese: metall glänzend und hell gefärbt (weiß, hellgrau, gelb, rot).
2. Glänze: metallglänzend und dunkel gefärbt (schwarz, dunkelgran). 3. Blenden:
nicht metallglänzend, durchsichtig bis durchscheinend. Beispiele sind: Schwefelkies
(wegen seiner überwiegenden Häufigkeit der Kies schlechtweg), Arsenkies; Bleiglanz,
Silberglanz; Zinkblende, Silberblende = Rotgültigerz. Indessen sind diese alten
Bergmannsnamen nicht lediglich auf die Schwefelmetalle beschränkt, sondern werden
auch auf andere Erze angewandt, so z. B. Eisenglanz: Fe^O^.
In chemischer Beziehung sind die Schwefelmetalle den Sauerstoffverbindungen
vollkommen analog; es gibt auch hier indifferente, saure und basische Verbindungen,
und die beiden letzteren treten auch hier zu Salzen, den sog. Sulfosalzen zusammen.
Die sauren Bestandteile der letzteren werden hauptsächlich von den Schwefel-
verbindungen der rhomboedrischen, die basischen von denen der regulären Metalle
geliefert.
Die hierher gehörigen Mineralien sind meist nicht sehr hart, nur einige Kiese,
z. B. Schwefelkies, erreichen Feldspathärte. Dagegen ist das spezifische Gewicht
meist ziemlich hoch. Sie sind mild, einige sogar geschmeidig, wenige sind spröde.
Von Säuren werden die meisten, z. T. unter Entwicklung von H^S oder unter Ab-
scheidung eines Niederschlags von S oder einer anderen Substanz zersetzt, resp.
gelöst, viele auch durch Kalilauge. V. d. L. schmelzen sie meist leicht, entwickein
dabei vielfach stark rauchende Dämpfe, beschlagen die Kohle und geben Metallkömer.
Dabei treten, wenn As^ Se oder 8 vorhanden sind, die bekannten charakteristischen
Gerüche auf. Einzelne sind im Kolben unzersetzt vollkommen flüchtig, andere werden
zersetzt und hinterlassen einen nicht flüchtigen Bückstand. Ein soldier hinterbleibt
oft auch V. d. L. auf der Kohle, der nach der Behandlung im Oxydationsfeuer (Rösten;
von den oben genannten Elementen nichts mehr enthält und der zur weiteren Unter-
suchung der Substanz und zur Bestimmung der in dieser vorhandenen nicht flüchtigen
Metalle benutzt wird, z. B. zur Untersuchung in der Borax- etc. Perle, welcher das
Rösten stets vorausgehen muß.
Es werden zuerst die einfachen Schwefel Verbindungen, dann die Sulfosalze,
betrachtet werden. Von den einfachen kommen zuerst die Schwefelverbindungen
der rhomboedrischen, dann die der regulären SIetalle, in beiden Abteilungen folgen
sie sich nach steigendem Schwefelgehalt. Bei den Sulfosalzen kommen zuerst die.
sauersten, die anderen folgen in der Reihe der stetig zunehmenden Basizität.
Einfache SchwefelTerblndmigeii.
a. Schwefelverbindungen der rhomboedrischen Metalle.
Bealg^ (Eauschrot, rote Arsenblende).
AsS: 70,1 As. Monokline, zuweilen sehr gut ausgebildete kurz-
oder langprismenförmige aufgewachsene Krystalle, wie z. B. die Fig. 368
s
Einfache Schwefelyerbindungen der rhomboedrischen Metalle. 449
dargestellte Kombination: M=ooP (HO) und l = o6B2 (210) vielfach
vertikal gestreift; b = oo»oo (010); P = OP (001); w = 5oo (011);
5 = 4- P (111) ; Jf/Jf = 74^ 26' und Z/Z = llSnß' vorn ; i^-Sf = 104n2' ;
Pjn = 1560 1'; daraus: a : b : c = 1,440 : 1 : 1,973; ß = 113« 55'.
Prismen und Basis herrschen meist vor. Bl. Br. || P und
b ziemlich deutlich. Bruch muschlig. Milde. H. = 1^ — 2.
G. ^ 3,4 — 3,6. Morgenrot mit pomeranzengelbem Strich.
Diamantartiger Glanz, auf Bruchflächen Fettglanz. Durch-
sichtig bis durchscheinend. A. E. oc; M. L. meist im
stumpfen Winkel a/c, 77^ mit + a und 36<> 55' mit + c.
D. Br. — , sehr stark. Pleochroitisch. Von Königs- -pig. 368.
wasser unter Abgabe von S gelöst; unvollkommen
in Alkalien löslich. V. d. L. bei Luftabschluß im Kolben vollkommen
flüchtig, gibt dabei ein rotes Sublimat; im offenen Glasrohr wird er
zum Teil oxydiert und gibt neben dem roten auch ein weißes Sublimat
von As^Oq und SOg-Geruch; verbrennt an der Luft mit weißer Flamme.
Die Krystalle verändern sich am Licht und zerfallen allmählich in ein
gelbes Pulver. Findet sich in schönen Krystallen, aber nur in geringer
Menge vielfach auf Erzgängen, so bei Kapnik, Felsöbanya etc. in
Siebenbürgen und bei Allchar in Macedonien; auch im Dolomit des
Binnentals in AVallis. Derbe Massen mit Auripigment im Ton bei
Tajowa in Ungarn. Sublimationsprodukt von Vulkanen (Solfatara,
Vulcano); ähnliche Bildungen entstehen bei Steinkohlenbränden und
in Hüttenprozessen. Als Absatz heißer Quellen z. B. im Yellowstone-
Nationalpark in Nordamerika.
Isomorphe Reihe des Antimonglanzes.
Bhombisch. Auripigment : AsA . a : 6 : c == 0>904 : 1 : 1,01 1
AntimonglaDZ : SbtS^ .a:b:c^= 0,984 : 1 : 1,011
WiBinntglanz : -Bi^Ä« . a : 6 : c = 0,968 : 1 : 0,985
? Selenwismntglanz : Bi^ (Se^ 8)^. = 1 : 1 : 1 ca.
Anripigment (Rauschgelb, gelbe Arsenblende).
-iSa/Sg, 60,98 As. Krystalle selten und selten gut ausgebildet,
vielfach linsenförmig mit krummen Flächen; kleine Gruppen und
Drusen bildend. Zeigen denselben ausgezeichneten Blätterbmch in
der Richtung der Längsfläche mit der Horizontalstreifung, wie der
Antimonglauz (siehe unten). Milde; dünne Blättchen gemein biegsam.
H. = li— 2; G. = 3,4— 3,5. Citronengelb mit gleichem Strich; durch-
sichtig bis durchscheinend ; fettglänzend, auf dem Blätterbruch diamant-
artig. A. E. II oft. Leicht schmelzbar, vollkommen flüchtig unter
.45-Geruch. Verbrennt an der Luft und löst sich in Alkalien und
in Salpetersäure. V. d. L. wie Realgar; im Kolben aber gelbes Sublimat,
Bauer. Mineralogie. ^
450 Einfache SchwefelTerbindnageD.
Findet sieb, Tielfach mit Realgar zosammen meist in derben bl&ttrigen
Massen, so Knollen im Ton bildend bei Tf^owa in UDg:arn, in deren
Hohlräumen Drusen kleiner Krystalle; mit Realgar bei Allchar in
Macedonien; geringe Mengen auf Erzgän^n, zuweilen andere Mine-
ralien staubförmig imprägnierend und gelb f&rbend: Fels9banya in
Ungarn, Andreasberg im Harz mit Realgar anf Kalkspat etc. Grßfiere
Massen bei Djulamerk in EJelnasieu. Auch in den Sublimations-
prodnkten der Vulkane z. B. an der Solfatara bei Neapel (Dimorpbin).
AntimonglABZ (Granspiefiglanz, Antimonit).
Sb^Sg . 71,4 Sb, 18,6 S; meist sehr rein, zuweilen etwas Au
(Kremnitz, Oporto etc.). Lange rhombische Pria-
A men mit spitzer (Fig. 370) oder stumpfer Endung
1 "F (Fi&- 369); nicht selten dönne Nadeln. Die
f Y^ Krystalle bilden teils ziemlich flächenreiche, teils
L „ ), einfachere Kombinationen. Fig. 370 gibt : in r=
[ _1 J ^^(110), m/m — 90" 54', also ein beinahe quadra-
Fig 368 FiTffTO tisches Prisma; b = ooPSS (010); w^SP'i (131);
Fig. 369 neben m, w und b noch : n = ooP2 (210);
l = ooP| (350) ; die Flächen der Prismenzone meist vertikal gestreift.
M = 4P4 (413); p = P (111); s = \P (113); v = 2PÜ (121). Die
Flächen oft krumm, daher die Winkelmessnngen häufig ungenau: pjp
= 111 : 111 = 108 <» 20'; pjm = 111 : 110 = 145» 15'.
Ausgezeichneter Bl. Br. || der Längsfläche b, derselbe ist deut-
lich horizontal gestreift; anvollkommen nach der Basis. In der
Richtung der Achse a sind die Prismen häufig stark gekrümmt
und hin- und hergebogen. Milde. H. = 2. G. — 4,6 — 4,7. Blei-
grau, zuweilen dunkler, auch bunt, angelaufen; dunkel bleigraaer
Strich; starker Metallglanz. Schon in der Lichtflamme schmelzbar.
V. d. L. mit schwach grünlicher Flamme vollkommen flfichtig, gibt
weißen Rauch und Beschlag. In konz. HCl unter Entwicklang von
H^S gelöst
In aufgewachsenen Krystallen und derben strahligen, fasrigen,
blättrigen nud kOmigen Aggregaten, zuweilen auch dicht und haar-
förmig, (Federerz z. T.. z. B. Andreasberg, Grube Mftnstergrund im
Schwarzwald und Bräunsdorf). Auf Gängen und Lagern häufig.
Auf Gängen im Granit und Gneifl viel&ch für sich allein ohne
Begleitung anderer Erze, meist mit Quarz, so bei Brännsdorf und
an anderen Stellen im Erzgebirge, bei Magurka in Ungarn, SchSnberg
in Böhmen etc. Oder auch mit anderen Erzen, besonders antimon-
haltigen, mit Bleiglanz, Blende, Silbererzen, Schwefelkies etc., so bei
Neudorf am Harz, Pribram in Böhmen, Schemnitz und Felsfibanya in
Ungarn, vielfach mit Schwerspat, der am letztgenannten Fundorte, auf
Einfache Schwefelyerbindungen der regulären Metalle. 451
den Antimonitnadeln aufgespießt erscheint. Begleitet znweilen den
Zinnstein, sowie das Gold im Goldquarz. Ein Lager im Kieselschiefer
bildet der Antimonglanz von Arnsberg in Westphalen. Krystalle von
riesenhafter Größe von der Insel Schikoku in Japan. Fernere Vor-
kommen : Toskana, z. B. bei Pereta und am Mte. Auto (einzelne Stücke
in einem schwarzen Ton), in der Auvergne in Frankreich, Korsika,
Algier, Kleinasien, Bomeo, Mexiko etc. Am wichtigsten sind die
Vorkommen in Frankreich nebst Algier, wo neuerer Zeit ca. 130000 Cti-.
jährlich gewonnen werden; fast überall sonst kommt er fBr eine um-
fangreiche Gewinnung zu spärlich vor. Er ist das einzige Antimon-
erz von Bedeutung. Verwittert zuweilen zu oxydischen Antimonver-
bindungen: Valentinit, Antimonocker, Cervantit, Stiblith etc. und
überzieht sich dabei weiß oder gelb; zuweilen Bildung von Pseudo-
morphosen.
(Krenner, Sitzgsber. Wiener Ak., 1864, 436; £. S. Dana, Ztschr. f. Kryst. Bd. 9,
1884, pag. 29; Eoort, Diss. Freibarg 1884; A. Schmidt, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 29,
1898, pag. 196.)
Botspießglanzerz (Antimonblende , Pyrost jbnit , Kermesit). Sb^S^ 0 =
2Sbz8i , Sb^Oa. Monokline, kirschrote, zn BDacheln gruppierte, in einer flichtnng
dentlich spaltbare, feine dnrchscheinende Nadeln; mit Antimonglanz, ans dem es
durch Verwitterung entsteht, bei Bräunsdorf, FHbram etc.
Wismuiglanz (Bismntin). Bi«Ss, ein licht bleigraues bis zinnweißes, häufig
bunt angelaufenes metallisches, in einer Richtung leicht spaltbares Mineral, dem
Antimonglanz sehr fthnlich, aber heller und seltener. Erzgebirge, OomwaU, Tazna
in Bolivia etc. auf Zinnerzlagerstätten; in größerer Menge nur in Bolivia. Auch
mit den Kontaktmineralien von Moravicza und Bezbanya im Banat; bei Biddarhyttan
in Schweden. Selentoismut glänz (Frenzelit), Bi^ {Se, S)^, dem vorigen ähnlich,
selten, gehört wohl auch in diese Gruppe ; stammt von Guanajuato in Mexiko, daher
auch Guanajuatit.
Verbindungen von Wismut mit Tellur (Tellurtoismut) sind mehrere bekannt.
Teiradymit von Schubkau bei Schemnitz, BigTe,, aber meist £f-haltig {BitTe^S)^
rhomboedrische dünne ErystaUplättchen, meist dunkelgrau, metallisch glänzend, in
einer Richtung (Basis) leicht spaltbar, sowie derbe Partien; ähnliches auch in Amerika
an mehreren Orten. JBi-reicher: Joscitf BkTe (S, Se) aus Brasilien und Grünlingit
Bi^S^TCj aus Cumberland sind äußerlich und trotz der Abweichung in der Zusammen-
setzung auch krystaUographisch von dem Tetradymit kaum verschieden. Ebenso
gleicht diesem auch der Wehrlit (Pilsenit) aus Ungarn, Bi^Teß, z. T. il^-haltig.
b. Einfache Schwefelverbindungen der regulären Metalle.
Dieselben sind nach dem steigenden Schwefelgehalt gruppiert.
Verbindungen B^S bis R^S.
In der Hauptsache einige Arsenkupferverbindungen:
Whitney it CutAs. Feinkörnig, rOtlich silberweiß und metallisch glänzend,
aber bald braun bis schwarz und matt anlaufend. G. = 8,47. H. = 3Vf Dehnbar
29*
452
Einfache Schwefelverbindangen.
Honghton County in Miehigan. Dasselbe ist der Darwinit von Copiapo in Chile.
Algodonit. Cu^As, stahlgrau bis silberweiß, metallglänzend, matt anlaufend. G. = 7,62.
Feinkörnige Krusten von der Grube Algodones bei Goquimbo in Chile. Entsprechend
zusammengesetzt ist der Chüenit (Wismutsilber), Ag^Bi^ amorph bis feinkörnig, silber-
weiß und bunt anlaufend, mit Darwinit bei Copiapo. Domeykit CutAs. Derb,
nierenförmig und traubig, auch eingesprengt, zuweilen mit Botnickelkies in dOnnen
Lagen abwechselnd. G..= 7,2— 7,5. H. = 3V8. Spröde. Zinnweiß bis stahlgrau;
gelb, braun und bunt anlaufend. Leicht schmelzbar. Auf den Kupfergruben von
Copiapo und Coquimbo in Chile, ebenso in Meuko; bei Zwickau in Sachsen im
Porphyr. Auf der Mohawk-Grube am Lake Superior NU und Co-haltig, ähnlich
dunklem Rotnickeüdes {Mohawkii). Unrein und mit anderen Substanzen gemengt
in dem schwarzen, erdigen Condurrit von Bedruth in Comwall, einem Zersetznngs-
produkt wahrscheinlich von Arsenfahlerz. Eine dem Algodonit entsprechende Sh-
Verbindung ist der silberweiße Horsfordit von Mytilene, Ou^Sb,
Stützit AgiTcj siehe unten bei Teilursilber (pag. 456).
Verbindungen R^S tmd RS,
Sie zerfallen der Krystallform nach in drei isodimorphe Beihen, in die fast alle
Mineralien von dieser Znsammensetzung herein gehören. Allerdings ist die Zuge-
hörigkeit einiger Mineralien zu der oder jener Gruppe noch zweifelhaft, da von
manchen noch keine deutlichen Krystalle gefunden worden sind. Bei ihnen ist dann
kein Achsenverhältnis angegeben.
1. BegvIär-vollßUihige und rhombiscJie (pseudohexagonale) Beihe (Verbindungen
von Fb, Ag und Cu^ (einwertig) :
a) regulär-vollflächig.
b) rhombisch (pseudohezagonal).
(Isomorphe Beihe des Bleiglanzes.)
(Isomorphe Beihe des Kupferglanzes.)
Bleiglanz Pb8,
Cuproplumbit (P6, Om«) S,
Selenblei FbSe,
TeUurblei PbTe,
Silberglanz Ag^S
? Akanthit Ag^S.
Jalpait {Ag, Cu\S
Silberkupferglanz {Cu, Ag)f S;
a:6:c — 0,6822:1:0,9668.
Aguilarit Ag^ (S, Se).
Kupferglanz Cu^Sj 0,5822 : 1 : 0,9702.
Selensilber Ag^Se,
Selensilberblei (Ag^, Pb) Se.
Eukairit {Ag, CHi)^ Se
Selenkupfer CutSe.
Hessit AooTe
Tellursilber Ag^Te.
Tellurgoldsilber {Ag, Au)^ Te,
Antimonsüber Ag^Sb] 0,5776 : 1 : 1,0077.
Ag^S und Cu^S sind dimorph, wie das Vorkommen im Jalpait und Süberkupfer-
glanz beweist ; Ag^S ist für sich nur regulär sicher bekannt, ebenso CkitS als Mineral
nur rhombisch, kann aber künstlich in regulären Formen erhalten werden. Dimorph
ist auch Ag^Tt, Selten tritt As oder Bb statt B auf.
2. PLegyiXiir'Utfatä'nAcht und hexagonal-hentimorphe Beihe (Verbindungen von
Zn, Fe, Mn, Ni, Cd, Ca):
Isomorphe Eeihe des Bleiglanzes.
453
a) regalär-tetraedrisch.
(Isomorphe Reihe der Zinkblende.)
b) hexagonal-hemimorph.
(Isomorphe Keihe des Würtzits.)
Zinkblende (Zn, Fe) 8 .
Manganblende MnS,
Troilit FeS,
Eisennickelkies {Fcj Ni) S
Oldhamit CaS,
Wttrtzit {Zu, Fe) S] a : c = 1 : 0,8175.
Erythrozinkit {Zn, Mn) 8;
Greenockit CdS] 1 : 0,8125.
Millerit iV*S; 1:0,8593.
Arsennickel NiAs] 1:0,8194.
Antimonnickel NiSb ; 1 : 0,8627.
Arit Ni {As, Sb).
Die Verhältnisse des Isodimorphismus ergeben sich ans der Tabelle von selbst.
Nnr in der zweiten Reihe ist 8 dnrch As und Sb vertreten. Ob Magnetkies in die
hexagonale Reihe gehört, ist ungewiß (siehe diesen, pag. 467).
3. RegtUär-tetraedrische und hexagonal-trapezoedrisch'tetarioedrische Reihe (Ver-
bindungen von Hg und Cu/^ (zweiwertig) :
a) regulär-tetraedrisch.
(Isomorphe Reihe des Metacinnabarits.)
b) hexagonal-trapezoedrisch.
(Isomorphe Reihe des Zinnobers.)
Metacinnabarit HgS .
Onofrit Hg (Ä, 8e),
Selenquecksilber HgSe,
Tellurquecksilber HgTe,
Zinnober HgS; a:c = l: 1,1453.
Ck)vellin CuS-, 1:1,1456.
Diese letztere regulär-tetraedrische Gruppe ist mit der oben angeführten, der-
jenigen der Zinkblende, nicht als isomorph zu betrachten, da sich Hg8 etc. niemals
mit den Verbindungen in der letzteren mischen. Kein As oder Sb statt 8,
1. a) Isomorphe Reihe des Bleiglanzes.
Bleiglanz (Galenit).
PbS mit 86,6 Pb; häufig durch Fe, Zn, Sb etc. verunreinigt;
wichtig ist ein fast nie fehlender, wenn auch meist kleiner ^^^-Gehalt.
Besonders stark verunreinigt ist der dichte Bleiglanz {Bleischweif). Ein
sehr unreiner Bleischweif von Pfibram in Böhmen, mit ZnS und As^S^
gemengt, ist Steinmarmit genannt worden, überschtvefelblei oder John-
stonü ist ein mulmiger Bleiglanz mit eingemengtem Schwefel, der sich
an den Kerzenflammen entzündet und fortbrennt. (Vergl. Cuproplumbit.)
Regulär. Der Würfel ooOoo (100), durch ausgezeichneten Bl. Br.
charakterisiert, findet sich häufig als Erystallform ; ebenso vielfach das
Oktaeder 0 (111). Öfters beide kombiniert; zuweilen ausgezeichnete
Kubooktaeder (Fig. 99). Auch das Granatoeder ooO (110) tritt zuweilen
dazu nebst dem Pyramidenoktaeder 20 (211) (Fig. 109, von Neudorf
am Harz). Ikositetraeder sind häufig, aber gerade das gewöhnliche:
202 (211) ist hier selten. Zwillinge nach 0; die Individuen an- oder
454 Einfache Scfawe&lTerbmdangen.
häufiger darcheinander gewachsen. Zaweilen eigentttmlich verzerrt,
mit gerandeten Flächen, Ek^ken und Kanten (Grabe Oonderbach bei
Laasphe in Westphalen, wo die plattigen Erjstalle zuweilen wie ange-
schmolzen nnd geflossen aussehen). In derben Massen sind zuweilen
Lamellen in Zwillingsstellung^ nach 40 (441) eingewachsen, welche
auf den Wfirfelflächen eine ausgezeichnete Parallelstreifung hervcTr-
bringen.
Der vollkommene wfirflige Blätterbrach ist schon erwähnt, an
einigen Orten auch Erjstalle mit vollkommener oktaedrischer Spalt-
barkeit. Gleitflächen || mit den Granatoederflächen. Milde. H. = 2^ — 3.
G. = 7,2 — 7,6. Ausgezeichneter Metallglanz. Bötlich-bleigrau, Strich
grauschwarz. V. d. L. verknistert er und gibt auf Kohle leicht ein
Metallkora und gelben Bleibeschlag. In konz. HNO^ unter Abschei-
dong von S und PhSO^^ löslich.
Findet sich in Krystallen, teils aufgewachsen auf derbem Bleiglanz
oder auf anderen Mineralien, teils eingewachsen im Ton und Kalk.
Derbe Massen, oft von bedeutendem Umfang, sind häufig; sie sind
groß-, grob- und feinköraig bis dicht, zuweilen mit nierenförmiger und
traubiger Oberfiäche, sowie stalaktitisch ; auch fasrig, gestrickt und
pulverig. Der Bleiglanz kommt auf Gängen in verschiedenartigem
Nebengestein und auf Lagern vor, meist mit anderen Erzen, beson-
ders Zinkblende (eine regelmäßige Verwachsung von Bleiglanz und
gelber Blende ist schillerader Bleiglanz genannt worden) und Kupfer-
kies, auch Bouraonit und mit sonstigen Mineralien (Kalkspat, Schwer-
spat, Quai'z etc.) zusammen, auch Flußspat fehlt manchmal nicht So
findet er sich auf den Gängen des Oberharzes bei Clausthal und bei
Neudorf am Harz, im Erzgebirge bei Freiberg, im Siegenschen, bei Holz-
appel und Ems in Nassau, Markirch in den Vogesen, bei Pribram und
Mies in Böhmen, in der Bretagne in Frankreich; hier setzen die
Gänge im alten Gebirge auf. Im Granit bei Linares in Spanien. In
jüngeren Eraptivgesteinen mit Bouraonit, bei Kapnik in Ungara und
bei Rodna in Siebenbürgen. Massenhaft ist das Vorkommen als Fül-
lung auf Hohlräumen und Klüften im Kalk und Dolomit^ meist von Zink-
blende begleitet, so bei Saibl und Bleiberg in Karaten und in ähn-
licher Weise bei Brilon und Iserlohn in Westphalen, bei Taraowitz
in Oberschlesien, am Monte Poni in Sardinien, in der Sierra Nevada
in Spanien, bei Tunaberg und Sala in Schweden, in Cumberland und
Derbyshire und auf der Insel Man in England und besonders an
mehreren Orten in den Staaten Missouri, Illinois, Jowa und Wisconsin,
bei Leadville in Colorado. LagerfÖrmig mit Zinkblende, Schwefel-
kies etc. im Gneiß bei Ammeberg in Schweden. Als sog. Knotten-
erz bei Commern und Mechernich in der Eifel: einzelne Köraer
reichlich zerstreut im Buntsandstein. Der Bleiglanz ist ein sehr ver-
Isomorphe Beihe des Bleiglanzes. 455
breitetes Mineral und das wichtigste Bleierz, auch, obwohl der Silber-
gehalt meist nur 0,01—0,03 %, zuweilen V« % selten 1 % beträgt,
ein wichtiges Silbererz. Ein BL von Utah in Nordamerika hat fiber
8 % Ag ergeben.
Der Bleiglanz wird sehr leicht oxydiert nnd sonst verändert. Er bildet,
z. T. unter Zutritt der betreffenden Säuren von außen, vielfach Zerselzungs-
produkte, deren Erystalle häufig auf dem durch die Zersetzung zer-
fressenen Bleiglanz aufsitzen, der das Blei zu den Neubildungen ge-
liefert hat; so z. B. Weißbleierz: PbCO^, Vitriolblei: PbSO^, Gelbblei-
erz: PhMoO^, Phosgenit, Bleiphosphate und -Arseniate, zuweilen in
erheblichen Mengen. Diese Minei-alien gehen aber auch ihrerseits
zuweilen in Bleiglanz über, z. B. die hexagonalen Prismen des Pyro-
morphits (sog. Blaubleierz von Bemkastel an der Mosel und von der
Bretagne), sehr schöne Pseudomorphosen von Bleiglanz nach Pyro-
morphit bildend. Zuweilen als Versteinerungsmittel von Petrefakten.
Künstlicher Bleiglanz mit allen Eigenschaften des natürlichen entsteht in
würfligen Krystallen häufig hei manchen Httttenprosessen. Als Nenhildnng anf
wäßrigem Wege hat man ihn auf Bleiröhren einer antiken Wasserleitong in den
Thermen Ton Bourhonne-les-Bains in Frankreich beohachtet.
(Sadebeck, Ztschr. d. dentsch. geol. Ges. 26, 618, 1874; v. ZepharoTich, Ztschr.
für Kryst. I, 166, 1877; Bauer, N. Jahrb. für Min. 1882, I, 138.)
Cuproplumbit (Eupferbleiglanz) ist ein Bleiglanz mit 19,9 Cu : PbS und Cu^
in isomorpher Mischung ; bildet derbe, schwärzlich-bleigraue, würflig spaltbare Massen ;
mit Kupferglanz Ton Coquimbo in Chile. Ähnlich der Cn-reichere Älisonit von dort,
vielleicht eine Pseudomorphose.
Selenblei (Clausthalit). PbSe, zuweilen ein Teil des Pb durch Ag ersetzt
(Selensilberblei). Derbe, würflig blättrige, feinkörnige, graue, metallisch glänzende
Aggregate. Mit Kalkspat in dem Boteisenstein von Tilkerode, Lerbach, Zorge und
auf den Gängen von Clausthal am Harz, meist mit Bleiglanz zusammen; bes. reich
ist die Provinz Mendoza in den argentinischen Kordilleren, wo massenhafte Se-Erze
im Trachyt liegen, z. T. mit 21 % Ag im SelenbleL Etwas Co-haltig ist das Selen-
kobaltbki von Clausthal. Selenquecknlberblei (Lerbachit) ist wohl nur ein mit HgSe
verunreinigtes Selenblei von Zorge, Lerbach und Tilkerode.
Selenkupferblei (Zorgit). Bleigraue, meist feinkörnige Aggregate von
Zorge, Tilkerode etc., in denen PbSe mit CugSe isomorph gemischt ist. Vielleicht
ist ein Teil desselben nicht regulär. Ein silberhaltiges Erz (P&, Cu,, Ag^) Se in der
Provinz Mendoza in Argentinien.
Tellurblei (Altait). PbTe, bis 1% ^9t wenig geschmeidige, derbe, würflig
blättrige Massen ; zinnweiß, zuweilen gelb angelaufen. Wales, Altai, Colorado, Kali-
fornien, Chile.
Sllberglanz (Glaserz, Argenvit).
Ag^S mit 87,1 Ag, zuweilen etwas Pb, Cu, Fe. Unter den
Krystallformen sind: ooOoo (100); 0 (111); ooO (110) die häufigsten,
vielfach 0 mit ooOoo. Auch 202 (211) ist nicht selten, findet sich
sogar selbständig. Bildet Dnrchwachsangszwillinge nach 0 (111). Die
456 Einfache Schwefelverbindimgen.
Erystallflächen sind meist ranh, krumm und matt und die Formen
häufig verzerrt. Nicht spaltbar; Bruch uneben und hakig. Dehnbar,
läßt sich schneiden und prägen wie Blei. R = 2— 2^; G. = 7,31—7,36.
Dunkel bleigrau bis schwarz, zuweilen angelaufen. Matter Metall-
glanz, im Strich und auf Schnittflächen lebhaft glänzend. V. d. L.
schmelzend, hinterläßt ein Äg-Kom; in konz. HNO^ unter Abschei-
dung von S löslich. Findet sich in zuweilen ziemlich großen, auf-
gewachsenen Kiystallen, welche nicht selten zu mehr oder weniger
regelmäßigen Gruppen vereinigt sind, auch derb, sowie in bäum-,
haar-, draht-, zahnförmigen und gestrickten Massen, Blechen und
dünnen Anflügen, die zuweilen pulverig und rußartig sind (Silber-
schwärze). Diese Gestalten und andere Vorkommen sind vielfach
Pseudomorphosen nach Silber, das sehr leicht S aufnimmt. Auf Erz-
gängen, besonders in deren tiefer gelegenen Partien; ein sehr wich-
tiges Silbererz. Im Erzgebirge, besonders bei Freiberg und Joachims-
tal, sowie mit Co- und Ni-Erzen bei Marienberg, Schneeberg, Johann-
georgenstadt etc., im Hai-z bei Andreasberg, bei Schemnitz in Ungarn,
bei Kongsberg in Norwegen, in Nordamerika (Nevada im Comstock-
Gang etc.). Mexiko, Peru, Chile. (Vergl. Akanthit, pag. 458.)
Jalpaitj regfoläre, hezaedrisch spaltbare Massen, zuweilen Oktaeder;
SAg^S-^CuiS mit 71,8 Äg^ metaUglänzend, dunkel bleig^rau. Jalpa in Mexiko
und in Chile. Ist ein kupferhaltiger Silberglanz.
Aguilarit von Guanajuato in Mexiko; eisenschwarze skelettartige Granato-
eder, ist ein selenhaltiger Silberglanz.
Selenailber (Naumannit). Äg^Se^ 73 Äg^ bis 5 Fb. Metallglänzende, eisen-
schwarze, geschmeidige, sehr gut hexaedrisch spaltbare, feinkörnige Massen, nie
deutliche Erystalle, von Tükerode am Harz, und in der Provinz Mendoza in Argen-
tinien. Kupferhaltig (^^t, Cu^, Pb) Se (siehe Selenkupferblei).
Eukairit CuAgSe — Cv^Se + Ag^Se. 25,3 Cu und 43,1 Ag. Metallglänzende
zinnweiße derbe Massen, die würflige Spaltbarkeit zeigen sollen. Künstliche
Krystalle sind reguläre Oktaeder. Milde. H. = 2V8. G. = 7,67. Skrikerum in
Schweden, Chile, Argentinien (Sierra de Famatina). Ein Thallium-haltiger Eukairit
ist vielleicht der bleigraue Crookesit (Cu, TZ, Ag)^ Se von Skrikerum mit 17,25 \ Jl
und 3,71 % Ag.
Tellursilber (Hessit). Ag^Te mit 62,8 Ag, manchmal etwas Pb- und An-
haltig. Kubische, vielfach verzerrte Krystalle; meist derb, stahl- bis bleigrau. Ge-
schmeidig. H. = 2 V«. G. == 8,13—8,43. Auf den Silbererzlagerstätten von Botes bei
Zalathna (besonders schöne Krystalle) und Nagyag in Siebenbürgen, Bezbanya in
Ungarn, am Altai, in Colorado und Kalifomien, Chile. (Becke, Tschermaks Min. Mit-
teilungen 1880, 301.)
Ein Teil des TeUursilbers wird für rhombisch gehalten und der Reihe des
Kupferglanzes zugewiesen. Hierher rechnet man namentlich den ca. 26 % Au ent-
haltenden Petzit (Tellursübergold), {Ag, Au)^ Te, eisenschwarz mit schwarzem Strich,
der bei Nagyag in Siebenbürgen und an mehreren Stellen in Colorado und Kali-
fomien, sowie in Westaustralien (Kalgoorlie) ein nicht unwichtiges Golderz darstellt.
SUberreicher als Hessit ist der seltene und noch wenig bekannte Stützit, Ag^Te,
Isomorphe Reihe des Eapferglanzes. 457
monoklin, in kugeligen Grnppen, wahrscheinlich yon Nagyag in Siebenbürgen, mit
Gold und Hessit auf Quarz.
1. b) Isomorphe Reihe des Kupferglanzes.
Kupferglanz (Eupferglas, Redruthit^ Chalkosin).
Cu^S^ 79,8 Cu, stets etwas Fe, bis zu 6 Va^/o» selten Ag, Die rhom-
bischen Erystalle zeigen meist hexagonales Aussehen. Die Prismen
jf=ooP (110) haben einen von 120^ wenig verschiedenen Winkel:
MjM= 119^ 35'; die Längsfläche b = ooP^ (010) bildet mit ihm des-
halb ein scheinbar hexagonales Prisma. Die stets stark ausgedehnte
Basis c=OP (001) ist || der Achse o, d. h. parallel der Kante 6/c meist
deutlich, vielfach sogar sehr
stark gestreift, ebenso die
noch zu erwähnenden Domen-
flächen d und e. Das Okta-
eder a = I P (113) und das
^
M
stets damit zusammen vor- -j^g 371^ Pi« 372,
kommende Brachydoma e =
|P3o (023) bilden über dem Prisma ein scheinbares Dihexaeder (Fig. 371) ;
da = 147'» 10'; cje = UV 6'. Zuweilen stumpfen die Flächen von p — P
(111) die Kanten a/Jf, die Flächen von d = 2P5S (021) die Kanten e;&
ab, beide ebenfalls einen solchen dihexaederähnlichen Körper mitein-
ander büdend: pjc = 117« 19'; djc — 117» lO'. Die Erystalle sind
meist dick tafel- oder nieder prismenförmig und häufig in der Rich-
tung der Achse a etwas verlängert. Zwillinge nach 3 Gesetzen:
1) Nach üf ; meist Drillinge, die drei Individuen sind durcheinander
gewachsen und bilden zuweilen einen sechsstrahligen Stern. Die
Basis ist allen Individuen gemeinsam und die federartige Streifung
auf c gibt die Zwillingsgrenzen (Fig. 372). 2) Nicht selten sind
Zwillinge, bei denen die beiden Tafeln unter 88^, also nahezu senk-
recht durcheinandergewachsen sind. Zwillingsfläche ist eine Fläche
des Oktaeders ^P (112). Die Streifungen auf den Basisflächen beider
Individuen stehen schief gegen die Zwillingsgrenze. 3) Selten ist
-eine Durcheinanderwachsung beider Individuen unter 69^, wobei die
Streifung auf beiden Basisflächen c der Zwillingsgrenze parallel ist;
die Zwillingsfläche ist die Fläche des Brachydomas fPSS (032).
(Fig. 372 links). Zuweilen sind die nach diesen letzteren beiden Ge-
setzen verwachsenen Krystalltafeln ihrerseits Zwillinge oder Drillinge
nach dem ersten Gesetz. Auch nach den Gesetzen 2 und 3 können
drei und mehr Individuen zu Drillingen etc. verwachsen.
Keine deutliche Spaltbarkeit, Bruch muschlig bis uneben. Sehr
mild, mit dem Messer lassen sich bröcklige Späne abschneiden. H. = 2^—3.
G. = 5,5 — 5,8. Schwärzlich bleigrau, zuweilen bunt, meist blau, auch
458 Einfache SchwefelTerbindimgeii.
braun angelanfen; Strich schwarz. Geringer Metallglanz, glänzender
auf frischen Bruchflächen, die aber durch Anlaufen bald matt werden.
V. d. L. schmilzt er leicht zu einer spritzenden Engel; mit Soda ge-
schmolzen ein (VEom; in HNO^ löslich.
Findet sich in Krystallen, aber allermeistens derb, und ist
ein ziemlich verbreitetes, aber nicht sehr massenhaft vorhandenes
Kupfererz, das mit anderen Kupfererzen, besonders mit Kupfer-
kies und Buntkupfererz, in verschiedener Weise auf Gängen und
Lagern vorkommt, aber seltener und weniger reichlich als die
beiden letzteren. Besonders schöne Krystalle auf den Erzgängen
in Comwall (Redruth). In Deutschland meist derb; im Siegenschen
auf Brauneisenerzgängen, bei Freiberg, bei Kupferberg und Rudel-
stadt in Schlesien, bei Kamsdorf in Thäringen, im Banat, Toskana,
im Ural, in Peru, Chile, Montana in Nordamerika ; schöne aufgewach-
sene Krystalle auch zu Bristol in Connecticut. Eigentümlich ist das
Vorkommen im Kupferschiefer im Mansfeldischen, in kleinen Flittem,
selten in größeren Kömern oder dünnen Platten eingesprengt und ein-
gewachsen. Als Versteinerungsmittel von Cypressenzweigen bei
Frankenberg in Hessen (sog. Frankenberger Kornähren, Ullmannia
Bronni), ebenfalls im Zechstein. Geht zuweilen in Kupferindig über ;
häufiger durch Verwitterung in oxydische Cw- Verbindungen , bes.
Malachit; auch zu Vitriol verwittert. Künstlich auch reguläre
Krystalle von Cu^S, (Vergl. Silberkies, pag. 469.)
Harriait yon der Cantomnine in Georgia, ist würflig blättriges CuiS imd
wird für eine Pseudomorphose nach Bleiglanz gehalten.
SUberkupferglanz (Stromeyerit).
Ag^S-^Cu^S (53,1 Ag, 31,1 Cu, etwas Fe). Das Verhältnis von
Ag : Cu schwankt aber in weiten Grenzen, da es isomorphe Mischungen
von Ag^S und Cu^S von rhombischer Form sind, in denen meist Cu^S
über Ag^S überwiegt (Kupfersilberglanz). Krystalle, denen des Kupfer-
glanzes in Begrenzung und Ausbildung ähnlich, sind selten. Meist
dunkel stahlgraue, metallische, derbe Massen. Milde mit muschligem
Bruch. G. = 6,2— 6,3. H.=»2i— 3. Schlangenberg (Altai); Rudel-
Stadt (Schlesien); Chile, Peru, Arizona; z. T. als Silbererz nicht un-
wichtig.
Selenkupfer (Berzelianit, Berzelin). Cu^Se, dünne, silberweiße, dendritische
Überzüge, die schwarz anlaufen. Geschmeidig. KrystaUform unbekannt. Skrikeram
in Norwegen, Lerhach und Zorge ini Harz mit Selenblei.
Ein Selenknpfer Cu^e . CuS ist auch der derbe feinkörnige, wie Bnntknpfererz
aussehende Ümangit aus Argentinien.
Akanthit SoU rhombisches Ag^S sein, das im Silberkupferglanz mit Ou^8
isomorph gemischt ist Die Krystalle, stets nicht sehr deutlich, werden jetzt eher
Isomorphe Reihe der Zinkblende. 459
für verzerrte regnl&re Formen Ton Silberglanc gehalten, dem de auch äußerlich
gleichen. Der Akanthit wäre dann nichts als ein Silberglanz von besonderer Aus-
bildung. H. =:2. G. = 7,2— 7,3, nahe dem des Süberglanzes. Freiberg und Joa-
chimsthal im Erzgebirge etc. (Dauber, Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. 39, 1860; Krenner,
Zeitschr. L Kryst. Bd. 14, 1888, pag. 388.)
Antimonsllber (Diskrasit, Spießglanzsilber).
Enthält Ag und 8b in verschiedenen Verhältnissen, 64 — 94%,
Äff, entsprechend den Verhältnissen Ag^Sb bis Ag^^Sb; daher wurde
es wohl für eine isomorphe Mischung von Ag und 8b gehalten. Aber alle
deutlichen Erystalle und grobkörnigen Aggregate entsprechen der Formel
Ag^Sb mit 64,3 Ag, nur die feinkörnigen sind jl^r-reicher. Man hält daher
auch diese letztere Formel für die dem Mineral eigentlich zukommende
und nimmt an, daß in den J^-reicheren Varietäten Silber mechanisch
beigemengt ist Erystallform rhombisch, ähnlich der des Kupfer-
glanzes, gute Erystalle sind aber selten. Auch Zwillinge. Deutlicher
Bl. Br. nach verschiedenen Richtungen. Meist grob- bis feinkörnige
Aggregate und in Form von Blechen und dännen Blättchen. Silber-
bis zinnweiß, zuweilen dankler angelaufen; starker Metallglanz.
H. = 3^. G. = 9.4—10,0 ; leicht schmelzbar und Strauch- und -be-
schlag liefernd. Auf Kohle hinterbleibt ein -ä^-Kom. In HNO^ lös-
lich. Auf Erzgängen mit anderen J^^-Erzen. Im Schwarzwald, bes.
bei Wolfach; bei Andreasberg im Harz; bei AUemont im Dauphin^.
Arsenantimonsilber in Peru und bei Chanarcillo in Chile (Ghanarcillit).
Nicht unwichtiges Ag-Erz. (Banunelsberg, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges.
Bd. 16. 1864. pag. 618.)
Hieran schließt sich:
Wi$mutgold (Maldonit). AUißif derh, silherweiß, im Granit von Maldon,
Victoria, Australien.
2. a) Isomorphe Reihe der Zinkblende.
Zinkblende (Blende^ Sphalerit, Schalenblende z. T.).
Zn8, 67,0 Zuj aber meist stark verunreinigt; Cu, Mn, Ag (zu-
weilen in nutzbarer Menge), 8n, 8b, Cs, Rb, Jn, Oa, Tl etc. finden
sich namentlich in der dichten Blende; wichtiger als die genannten
Metalle ist aber manchmal Cd (bis 3^^/o) und namentlich Fe, das fast
nie fehlt und dessen Menge bis fiber 18 % steigt, so daß die meisten
Blenden besser als isomorphe Mischungen von Zn8 und Fe8, und zwar
vorzugsweise zwischen den Grenzen Zn8 und 2Zn8 -{- Fe8 angesehen
werden. Solche Fe8-reiclie Mischungen sind z. B. der Marmatit
{3Zn8'\-FeS) von Marmato bei Popayan in Kolumbien mit 23 FeS
entsprechend 15 Fe und der ChristopkU 2Zn8 + FeS von der Grube
St. Christoph bei Breitenbrunn in Sachsen mit mehr als 28 FeS.
460
Einfache Schwefelyerbindimgen.
Die Krystalle sind regulär-tetraedriscli, doch sind selbständige
Tetraeder selten (Ain Bai'ber in Algier). Das Aussehen der Kiystalle
ist meist ein holoedrisches, dadurch daß die beiden korrelaten hemi-
edrischen Formen nebeneinander vorkommen, also z. B. besonders
häufig die beiden Tetraeder o = -|- c) (Hl) ^^^ o' = — 0 (111)- ^^^
Hemiedrie zeigt sich daran, daß die Flächen des einen Tetraedei^ matt,
die des anderen glänzend, daß sie überhaupt voneinander verschieden
sind (Fig. 373). Neben den Tetraedern sind Würfel und besonders
Granatoeder g häufig, ersterer die Oktaederecken abstumpfend, letzteres
303
nicht selten in Kombination mit dem Pyramidentetraeder i = ~^-
(311) (Fig. 374), dessen etwas gekrümmte und schwachgestreifte
Flächen an den abwechselnden dreikantigen Ecken des 6ranatoec(ei*s g
mit dessen Flächen sechs von der betrefienden Ecke ausstrahlende
202
Kanten ijg bilden (das gewöhnliche Pyramidentetraeder -p- (211)
Fig. 373.
Fig. 374.
Fig. 375.
Fig. 376.
würde die um die abwechselnden dreikantigen Ecken herumliegenden
Granatoederkanten gerade abstumpfen). Nicht selten ist eine Kom-
bination, in der zu den genannten Formen noch der Würfel und beide
303 -
Tetraeder, sowie das mit i korrelate Pyramidentetraeder ^ (311)
hinzutreten. Andere Formen sind seltener; dagegen sind Zwillings-
verwachsungen in sehr verschiedenartiger Ausbildung häufig, die
in Verbindung mit vielfacher Verzerrung machen, daß die Krystalle
oft schwer zu entziffern sind. Zwei Oktaeder, gebildet von den
korrelaten Tetraedern 0 und 0', sind nach dem Spinellgesetz und zwar
so verwachsen, daß eine Fläche 0 des einen und 0' des andei^n
sich berühren; in der Zwillingsgrenze machen dann ringsum je
zwei ungleichartige Flächen 0 und 0' aus- und einspringende Winkel
(Fig. 375); dasselbe ist bei Fig. 376 der Fall, wo die Granatoeder-
fiächen g die Oktaederkanten ojo' abstumpfen ; je zwei Flächen g und g
fallen dabei über die Zwillingsgrenze hinweg in ein Niveau. Häufig
sind die beiden Hauptindividuen noch von Zwillingslamellen durch-
setzt, welche nach demselben Gesetz parallel mit derselben oder mit
Isomorphe Beihe der Zinkblende. 461
anderen Oktaedei'fläclien eingewachsen sind (Fig. 375), überhaupt
wiederholt sich diese Zwillingsbildnng leicht mehrfach in verschiedener
Weise. Manchmal sind anch beide Oktaeder durcheinander gewachsen,
so da£ die Ecken des einen aus den Flächen des anderen heraus-
rageu, oder sie sind nach einer auf der Zw. E. senkrechten Ebene
verwachsen, oder zwei granatoedrische Individuen bilden einen
Zwilling ähnlich dem Sodalithzwilling (Fig. 261), begrenzt von den
Flächen g und i oder von g allein.
Ausgezeichnete Spaltbarkeit nach den Granatoederflächen ; spröde.
H. = 3^ — 4. G. = 3,9 — 4,2. Selten farblos (z. B. der sog. Cleiophan
von Fi-anklin in New Jersey, der in reinen Stücken fast wasserhell
ist), meist gefärbt, grün, seltener rot, oft gelb, braun, schwarz ; um so
dunkler, je größer der Eisengehalt Strich bei den dunkeln braun
oder gelb. Durchsichtig bis undurchsichtig. Der Glanz ist demant-
artig und geht bei hellgefarbten ins glas- und fettartige, bei dunkeln
ins metallische. Phosphoresziert beim Zerbrechen, Zerreiben und
manche auch beim Erwärmen, n = 2,37 {Na\ (gemessen an der hell-
gelbgrünen Blende von Picos de Europa bei Santander in Spanien),
also sehr starke Lichtbrechung. Pyroelektrisch und zwar polar nach
nach den vier trigonalen Achsen. Dies und die Verschiedenheit der
Ätzfiguren auf den Flächen beider Tetraeder hängt mit der Hemiedrie
zusammen. V. d. L. stark verknistemd, fast unschmelzbar; gibt Zw-
Beschlag. In HNO^ löslich unter Abscheidung von Schwefel.
Die Blende findet sich in Krystallen, die stets aufgewachsen sind,
in großblättrigen Massen, die vielfach Zwillingslamellen einschließen
und dem entsprechende Streifung zeigen; sodann in kömigen Aggre-
gaten, welche bis ins Dichte gehen, und die um so unreiner sind, je
feiner das Korn. Zuweilen auch krummschalig mit nierenförmiger und
traubiger Oberfläche, sowie stalaktitisch (Schalen- oder Leberblende,
z. B. von Raibl in Kärnten), z. T. mit ebenem Bruch, mattem Glanz
und hellbräunlicher Farbe, z. T. auch feinfasrig und dann zum Würtzit
zu stellen; vielfach mit dünnen Lagen Bleiglanz abwechselnd.
Die Blende ist ein sehr verbreitetes Mineral, das sich fast st^ts
mit Bleiglanz, häufig mit Schwefel- und Kupferkies, sowie mit Quarz,
Schwerspat, Kalkspat, Spateisenstein, auch mit Flußspat und manch-
mal mit Manganspat zusammen findet. Auf Gängen bei Clausthal etc.
im Oberharz, bei Freiberg und sonst im Erzgebirge, im Siegenschen,
bei Ems und Holzappel in Nassau, Mies und Pfibram in Böhmen,
Schemnitz in Ungarn, Kapnik und Rodna in Siebenbürgen, in Eng-
land (Cumberland, Derbyshire) etc. Mehrfach lagerförmig in Massen
im Gneiß, so bei Ammeberg am Wettersee in Schweden und am
Schneeberg bei Passeir in Tirol. Sodann in einzelnen Körnern und
größeren Partien eingewachsen im Kalk und Dolomit und Höhlungen
462 Einfache Schwefelverbindangen.
in diesen ausfüllend, wie der Bleiglanz und mit diesem, und hier z. T.
durch Zersetzung in Galmei verwandelt (siehe Bleiglanz). So bei Baibl
in Kärnten etc., femer zu Stolberg bei Aachen, Iserlohn, Wiesloch in
Baden, Picos de Europa bei Santander, hier z. T. in grobspätigen
hellgefärbten Massen etc. Einzelne schöne gelbe Erystalle auf Drusen
im Dolomit des Binnentals in Wallis. Helle fast farblose Oktaeder
im Letten der Bleiglanzgrube Dorothea bei Wershofen, Ereis Adenau.
Zuweilen als Versteinerungsmittel. Ist ein wichtiges Zinkerz.
Verwittert leicht zu Zinkvitriol und bildet ausser Galmei auch
Eieselzinkerz und Zinkblüte. Aus Zinkvitriollösungen wird ZnS durch
organische Substanzen, z. B. durch Grubenholz, wieder reduziert.
(Sadebeck, Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 1869 und 1878; Becke, Tgchermaks
Min. n. petr. Mitteilungen Bd. V, 1882, 457.)
Voltzin. 42SnS-\-ZnO. Schmntzigrote, anch grüne, halbkugelige Wärzchen,
auf den Erzgängen bei Pontgibaud (Dep. Puy-de-Ddme).
Manganblende (Alabandin, Manganglanz). MnS. 63,2 Jfn. Tetraedrische
Krystalle selten; meist derbe, würflig yollkommen blättrige Massen, halbmetaUisch
glänzend, dunkel stahlgran, aber meist mattbraun angelaufen; zeisiggrüner Strich.
Ziemlich spröde. H. = 3Vs— 4. G. = 3,9--4,l. £apnik und Nagyag in Siebenbürgen
mit Manganspat, Alabanda in Eleinasien, Mexiko, Brasilien.
Eisennickelkiea (Pentlandit). (Fe, Ni) S, zuweilen 2FeS + Ni8 mit 21 ,81 Ni,
42,10 Fe. Derbe oktaedrisch spaltbare Massen, hell tombakbraun, nicht magnetisch.
Von Lillehammer in Norwegen, auch Ton Sudbury in Kanada im Magnetkies. Nickel-
ärmer mit 11 Ni bei Inverary in Schottland.
Nur in Meteoriten sind bekannt:
Troilit
FeS. Nur derb, daher Zugehörigkeit zu dieser regulären Reihe noch nicht
bestimmt nachgewiesen. Schließt sich aber an Pentlandit an und zeigt zuweilen Ab»
sonderungen, die yielleicht nach den Flächen des Würfels und Granatoeders gehen.
Künstliche KrystaUe tou FeS sind regulär und hexagonal bekannt Daher ist es
nicht unmöglich, daß der Troilit zu einer hexagonalen Reihe und zwar zu der des
Würtzits gehört (siehe Magnetkies pag. 467). Metallglänzend; bronzegelb, tomback-
braun anlaufend, ganz ähnlich wie der etwas 8-reichere Magnetkies. In HCl unter
Entwicklung von H^S gelöst. Nur in Eisenmeteoriten.
Femer der sehr seltene Oldhamit: CaS.
2. b) Isomorphe Reihe des Würtzits.
Würtzit, Greenockit, Kupfemickel und Antimonnickel stehen sich wegen der
vollkommenen prismatischen Spaltbarkeit näher, als dem rhomboedrisch spaltbaren
Millerit.
Würtzit (Spiauterit, Strahlenblende, Schalenblende z. T.).
ZtiS, wie Zinkblende, ebenfalls mit FeS, zuweilen auch mit etwas CdS iso-
morph gemischt. Krystalle natürlicher Entstehung selten, bilden sich künstlich leicht.
Hexagonales Prisma und Dihexaeder derselben Stellung mit hemimorpher Ausbildung.
Isomorphe Beihe des Wttrtzits. 4g3
a : c = 1 : 0,8175. Prismatisch Tollkommen, weniger hasisch spalthar. Ziemlich stark
doppelthrechend nnd pleochroitisch. G. = 3,98 — 4,07. H.=s3Vs— 4. Meist radial-
fasrige hraane Massen mit Zinkhlende bei Omro in Bolivia, Pi^ibram in Böhmen etc.
(Strahlenblende). Anch manche Schalenblende (siehe oben pag. 461} wird von Würtzit
gebildet (Oeroldseck bei Lahr in Baden, Grabe Diepenlinchen bei Aachen etc.). In
mancher anderen ist W. mit Blende gemengt (Beathen, Raibl etc.)
Erythrozinkit {Zn, Mn) S, Dünne, rot durchscheinende plattige Partien,
anf Adern hn sibirischen Lasurstein. Opt einachsig, also wahrscheinlich ein Mn-
haltiger Würtzit
Oreenockit (Cadminmblende).
CdS. Aufgewachsene hexagonale Prismen, hemimorph, einerseits mit einem
Dihexaeder derselben Stellung, andererseits mit der Basis, a : c = 1 : 0,8125. Pris-
matisch Yollkommen, weniger basisch spaltbar. Gelb, durchscheinend; starker, fettiger
Demantglanz. G. = 4,8 — 4,9. H. = 3— 3*/». Krystalle selten : Bishoptown in Schott-
land im Mandelstein, Pi^ibram anf den Erzgängen, FriedensTiUe in Pennsylvanien etc.
Meist als dünner erdiger, gelber auch grünlicher Belag auf Zinkblende etc., z. B.
u. a. bei Laurium in Griechenland. Färbt zuweilen hier und anderwärts den
Zinkspat.
Kupfemlckel (Eotuickelkies, ISickelin, Niccolit, Arseniknickel).
NiAs; 43,6 Nij zuweilen etwas Fe, S und Sb (bis 8 7o ^nd melir^
siehe Arit unten), also isomorphe Beimischung von NiSb. Meist derb^
feinkörnig, zuweilen gestrickt etc. Dihexaedrische, hemimorphe, pris-
matisch yollkommen, basisch unvollkommen spaltbare kleine Krystalle,
gewöhnlich dicht gedrängt auf derbem Eupfemickel Drusen bildend,
ziemlich selten. Bruch muschlig bis uneben ; spröde. H. = 5^. Or.
= 7,4 — 7,8. Metallglanz. Hell kupferrot, zuweilen grau bis schwarz
angelaufen, auch wohl grün durch Verwitterung zu Nickelblüte;
schwarzer Strich- V. d. L. auf Kohle unter Entwicklung von As-
Dämpfen zu einer weißen spröden Kugel schmelzend ; mit konz. HNO^
gibt er eine grüne Lösung unter Abscheidung von As^ Og. Im Kolben kein
Sublimat. In der Boraxperle -Ni-Reaktion. Es ist das verbreitetste
Nickelmineral. Auf Gängen mit anderen Ni- und Co-Erzen : Andreas-
berg im Harz, im Erzgebirge an vielen Orten und bei Wittichen im
Schwarzwald mit Silbererzen ; bei Sangerhausen, zuweilen in Krystallen,
auf Gängen im Kupferschiefer (sog. Kupferschieferrücken), bei Bieber
und Richelsdorf in Hessen ebenso ; femer bei Schladming in Steier-
mark; in Argentinien in größerer Menge. (Sachs, Stzgsber. Berl. Akad.
1902, pag. 856.)
Äntimonnickel (Breithanptit). NiSb, znweüen stark ^s-haltig. Selten
regelmäßig begrenzte, sechsseitig tafelförmige KrystäUchen, meist kleine derbe, me-
taUische, knpferrote Partien, etwas heller gefärbt als Kapfemickel, aber ihm sehr
ähnlich nnd ebenfalls prismatisch yollkommen spaltbar. Eingesprengt in Kalkspat
von Andreasberg im Harz.
Arit Ni (S6, Äs) jxdt 28 Sh nnd 11 V« Äs von Eanx Bonnes in den Pyrenäen
bildet den Übergang vom Antimonnickel znm Knpfemickel.
464 Einfache Schwefelyerbindangen.
Hillerit (Haarkies, Nickelkies).
NiS, 64,45 Ni. Rhomboedriscli ; lange spießige, nadel- bis sehr
dünn haarförmige, selten dickere, rhomboedrisch spaltbare Prismen,
welche zu Büscheln gruppiert oder auch ganz unregelmäßig auf-, und
zuweilen zu einem förmlichen Filz durcheinandergewachsen sind. Zu-
weilen pfropfzieherailig gedreht. Metallglanz; messing- bis speisgelb,
feinste Nädelchen matt und graulich. Strich grünlich schwarz. Spröde ;
H. = 3^. G. = 5,26—5,30. Schmilzt unter Spritzen zu einer mag-
netischen Kugel. Von HNO^ zu grüner Flüssigkeit gelöst. Mit an-
deren Ni- und Co-Erzen, besonders Rotnickelkies auf Gängen im Zech-
stein (Kupferschieferrücken) bei Riecheisdorf und Bieber in Hessen,
Kamsdorf in Thüringen etc. Mit Ni- und (7a-Erzen und Silbererzen
im Erzgebirge bei Johanngeorgenstadt und JoachimsthaL Mit Spat-
eisenstein und Kupferkies im Siegenschen und in Nassau, z. B. bei
Dillenburg. Auf Toneisensteinnieren in der Steinkohlenformation bei
Saarbrücken und Dortmund. Viele gute Krystalle auf Drusen im Kalk
in der Stadt St. Louis in Missouri. Nirgends in größeren Massen
und nirgends derb.
Beyrichit Ebenfalls NiS in Krystallen von der Ausbildung des MiUerits,
aber bleigrau und G. = 4,7. Sehr spärlich auf Spateisen der Gmbe Lämmerhirt bei
Altenkirchen in der Rheinprovinz. AUer Millerit soU ursprünglich Beyrichit ge-
wesen sein.
3. a) Isomorphe Beihe des Metacinnabarits.
«
Metacinnaharitf HgS. Kleine reguläre tetraedrische eisenschwarze KrystäU-
chen. G. = 7,81. Meist schwarzes Pulver mit Zinnober. Beddington-Gmbe, Lak&
Co., Kalifornien; auch bei Idria als kleine Halbkugeln und bei Moscheilandsberg in
der Pfalz. Ein 4V« % Zn enthaltender Metacinnabarit von Guadalcazar in Mexiko
ist Gruadalcazarit genannt worden. Heteromorph mit Zinnober.
Onofrit (Selenschwefelquecksilber), Hg {8^ 8e), Grau, metallisch, nur derb.
S. Onofre in Mexiko.
Selenquecksilber (Tiemannit). HgSe. Meist derb in feinkörnigen grauen
metallglänzenden Aggregaten ohne Spaltbarkeit. Mit Selenblei bei Tilkerode und
Zorge am Harz, auch bei Clausthal; bei Clear Lake in Kalifornien. Tetraedrische
Krystalle von Marysvale in Utah, isomorph mit Metacinnabarit
Tellur quecksilb er (Coloradoit). HgTe. Meist etwas A^ und Au enthaltend.
Keine Krystalle. Derbe metallglänzende, eisenschwarze, oft bunt angelaufene Massen
ohne Blätterbruch. Sehr spärlich in Ck>lorado mit den dortigen Tellursilber- und
-Golderzen und in derselben Weise bei Kalgoorlie in Westaustralien.
3. b) Isomorphe Reihe des Zinnobers.
Zinnober (Cinnabarit, Merkurblende).
HgS\ 86^2 Hg y 13,8 S, oft stark verunreinigt (siehe unten). Hexa-
gonal-trapezoedrisch wie Quarz. Die Krystalle sind meist Vorzugs-
Isomorphe Eeihe des Zinnobers. 465
weise von fihomboedem begrenzt und die Tetartoedrie ist selten zn
erkennen. Die Basis ist ausgedehnt, und die Erystalle werden da-
durch dick tafelförmig; seltener sind sie prismen- oder gar nadel-
förmig. Der in Fig. 377 dargestellte Krystall ist eine Kombination
folgender Formen: M = ooR (lOiO); c = OB (0001); n = R (1011);
a = ^R (1012), h = \R (1013); q = — 2R (0221); häufig ist noch
i = iR (2025) ; njc = 127« 6', also a : c = 1 : 1,1453.
Selten sind Trigonoeder- und Trapezoederflächen (Berg
Avala bei Belgrad, Serravezza in Toskana) ; dieselben
sind ebenso gruppiert wie beim Quarz. Häufig Zwil-
linge mit parallelen Achsen nach Art der Dauphin^er,
aber auch der brasilianischen Quarzzwillinge (Niki-
towka in Kußland, Gouv. Ekaterinoslaw), sowie nach n. *^'
Bl. Br. vollkommen nach den Flächen des Prismas M, Bruch klein-
muschlig. Milde. H. = 2—2^. G. = 8,0—8,3. Cochennillerot, be-
sonders gi'ell gefärbt sind erdige und fasrige Varietäten. Krystalle
und kompakte derbe Massen etwas dunkler mit einem Stich ins Graue
{Stahlerz). Der Strich ist scharlachrot oder cochenillerot wie der fein-
erdige Zinnober. Durchsichtig bis durchscheinend; metallartiger
Diamantglanz. Lichtbrechung und D. Br. sehr stark : lo = 2,854 ;
e = 3,201 (r.). Cirkularpolarisation in Verbindung mit der Trapezo-
^drie genau wie beim Quarz, die Drehung ist hier aber ungefähr
15 mal stärker. V. d. L. vollkommen flüchtig; im Kolben roter Be-
schlag. Mit Soda erhitzt, gibt der Zinnober ein Sublimat von Hg
und im Kolben einen grauen Beschlag. Nur in Königswasser leicht
vollkommen löslich.
Bildet meist Lagerstätten für sich allein, in denen andere Erze
(Schwefelkies, Markasit, zuweilen Antimonglanz) nur eine untergeord-
nete Rolle spielen. Sie treten in verschiedenen Gesteinen auf und
haben die Form von Gängen, Lagern und Imprägnationen. Bei
Idria in Krain ist der Zinnober in Tonschiefem und Dolomiten der
Trias verteilt und von Idrialin, einem asphaltartigen Kohlenwasser-
stoff CgJBg begleitet (siehe unten). In der reichsten Lagerstätte des
Zinnobers in Europa, bei Almad^n im südlichen Spanien, liegt das
Erz in silurischem Sandstein zwischen Tonschiefer; in carbonischen
Schichten bei Nikitowka in Rußland; in paläozoischen Schiefem und
Sandsteinen bei Huancavelica in den peruanischen Anden. Bei
Moscheilandsberg in der Pfalz erfüllt der Z. Gänge im Sandstein. Auf
Gängen im Kalk, Schiefer und Sandstein auch die gegenwärtig ertrag-
reiche Ablagemng im Terlinguadistrikt in Texas. Bei Hohensolms
unweit Gießen imprägniert er devonische Schalsteine und Roteisen-
erze. Mit Serpentin steht der Zinnober am Berg Avala bei Bel-
grad und besonders in Kalifomien (Gmben Neu-Almad6n, Neu-Idria etc.)
Bauer, Mineralogie. 30
466 Einfache Schwefelyerbindangen.
in Zusammenhang. Trachyte und Trachyttuffe begleiten das Mineral in
Toskana (Monte Amiata, Castellazara, Serravezza etc.) An allen diesen
Orten wird der Zinnober bergmännisch gewonnen oder ist es doch
früher geworden, über seine Entstehung gibt sein allerdings nur
spärliches Vorkommen in den Ablagerungen einiger heißer vulkanischer
Quellen Aufschluß, so am Geysir in Island und in den Sulphur Banks in
Kalifornien. Wahrscheinlich ist der Zinnober auch an anderen Orten
ein Absatz aus solchen Thermalwässern, in denen er vielleicht durch
Vermittlung von Schwefelnatrium Na^S gelöst war. Übrigens findet
sich das Mineral in geringen Mengen noch an vielen anderen Orten^
so auf manchen Erzgängen, bei Dillenburg, im Siegenschen z. B. bei
Littfeld, im Harz in der Gegend von Wieda, auf den Spateisenstein-
lagern in Kärnten z. B. bei Windischkappel, bei Schemnitz in Ungarn etc.
Bei Münsterappel in der Pfalz ist er das Versteinerungsmittel von
Fischen und Pflanzen, Zuweilen in Pseudomorphosen nach Schwefel-
kies, Fahlerz etc.
In allen diesen Ablagerungen sind die Krystalle meist klein und
selten; sie sind stets aufgewachsen. Ebenso sind auch derbe spätige
Massen, aus denen man sechsseitige Prismen spalten kann, nicht sehr
gewöhnliche Erscheinungen. Am verbreitetsten sind grobkörnige bis
dichte Aggregate; seltener finden sich erdige Anflüge und kleine
fasrige Partien. Besonders zu erwähnen sind einige stark verun-
reinigte Varietäten, namentlich von Idria, in denen der Zinnober mit
Idrialin, sowie mit unorganischen Substanzen, besonders phosphorsaurem
Kalk und Ton gemengt ist. Diese Massen enthalten zuweilen nur noch
wenig HgS und sind dann sehr leicht; die Farbe ist kirschrot bia
schwarz, je nach der Menge des vorhandenen HgS, Am reinsten und
schwersten und nur mit Idrialin gemengt ist das Stahlere, metallartig
grau und dicht mit rotem Strich. Weniger reine und schwere, leber-
braune bis schwarze Stücke mit rotbraunem bis schwarzem Strich sind
QuecMlberlebererz genannt worden; unreinere, leichte, braune bis
schwarze Massen mit dunklem Strich brennen zuweilen leicht an der
Luft, Quecksüberbranderjs ; letzteres hat zuweilen um eigentümliche
kleine regelmäßig halbkugelförmige oder muschelförmige Vertiefungen
eine krummschalige Struktur {KoraUenerz).
Der Zinnober ist fast das einzige Erz, aus dem Quecksilber gewonnen
Tvird, und daher von großer Wichtigkeit Alle anderen quecksilber-
haltigen Mineralien spielen neben" ihm keine Rolle. Spanien liefert
nahezu die Hälfte des Metalls. Der als rote Malerfarbe verwendete
Zinnober ist ein Kuustprodukt.
(G. F. Becker, Geology of the quicksilver deposits of the pacific slope, Washington-
1888 (Monogr. of the U. S. geological snnrey). Krystallographie: Schabas, Sitzgsber.
Wien. Akad. VI, 1851, pag. 63; Mügge, N. Jahrb. f. Min. etc. 1882, 11, pag. 29^
Isomorphe Reihe des Zinnobers. Magnetkies. 467
Tschermak, Min. n. petr. MitÜgn. VII» 1886, pag. 361; Tranbe, Zeitschr. f. Eryst.
Bd. 14, 1888, pag. 563; A. Schmidt, ibid. Bd. 13, 1888, pag. 433.)
Knpferindig (Covellin).
CuS 66,46 Cu. Deutliche hexagonale Krystalle, dünne Täfelchen
oojB (lOiO) und OjB (0001), sowie Dihexaeder, doch wahrscheinlich
wie der isomorphe Zinnober trapezoedrisch, sind sehr selten ; bei Sujuk
auf Luzon Tafeln von 5 cm. Durchmesser. Vollkommener Blätterbruch
nach der Basis. Meist derbe, feinkörnige Massen mit flachmusch-
ligem Bruch. H. = IJ^— 2. Dunkel indigoblau mit schwarzem Strich ;
halbmetallisch glänzend. In geringer Menge sehr häufig als Um-
wandlungsprodukt von Kupferkies, Buntkupfererz, Kupferglanz etc.,
häufig diese Mineralien in einer dünnen, zuweilen nierigen, vielfach
pulverigen dunkelblauen Schicht überziehend; so bei Badenweiler im
Schwarzwald, Sangerhausen (im Kupferschiefer), Leogang im Salz-
burgschen etc. ; in Chile, Bolivia, Peru in größeren Massen, ebenso auch
auf der Insel Kawau bei Neuseeland. Als Sublimationsprodukt in
Gestalt dünner schwarzer Plättchen auf Vesuvlaven (Covellin).
Cantonit Ebenfalls CuS^ ist aber im Gegensatz zu Covellin hexaedrisch
spaltbar nnd wird daher wohl anch für eine Fsendomorphose nach Bleiglanz gehalten.
Cantongnibe in Georgia. Ebenso yieUeicht der Äliaoyiit von Coqnimbo in Chile (pag. 455).
Digenit. Ein Gemenge von Covellin mit Enpf erglänz. Schwärzlich bleigrau,
sehr milde. Selten bei Sangerhansen und in Chile.
VerbindiMigen R^S^ bis R^S^,
Magnetkies (Magnetopyrit, Pyrrhotin).
Fe^S^ mit 60,6 Fe, doch fuhren manche Analysen auch eiuf Fe^^S^^
und andere ähnliche Formeln, die man allgemein: FcnSn-^-i schreiben
kann. Stets findet sich etwas mehr 8 als Fe ; beim Erhitzen im jET-
Strom geht etwas 8 fort^ und es bleibt F€8 zurück, wobei gleichzeitig
der ursprüngliche starke Magnetismus der Substanz verschwindet.
Demnach könnte die Formel des Magnetkieses nicht Fe8 sein, denn
aus Fe8 geht unter obigen Umständen kein 8 weg. Es wird aber
jetzt vielfach angenommen, daß der Überschuß an 8 beim Magnetkies
auf Verunreinigung der Substanz beruhe, etwa durch Schwefelkies, Fe8^
oder Schwefel, und daß der Magnetkies wie der Troilit in reinem Zustand
nach der Formel F€8 zusammengesetzt, daß er überhaupt von Troilit
nicht verschieden sei, mit dem er auch in anderen Eigenschaften
große Ähnlichkeit hat. Diese Frage ist aber noch nicht entschieden.
Jedenfalls wäre im Falle der Übereinstimmung beider auch für den
in Krystallen noch nicht gefundenen Troilit das hexagonale System
des Magnetkieses anzunehmen. Manche Magnetkiese enthalten 2 — 3%,
ja bis 5^% und zuweilen sogar noch mehr Ni, so gewisse Vorkomm-
30*
468 Einfache Schwefelverbindnogen.
nisse aus Schweden, Norwegen und besonders aus Kanada (Nickel-
magnetkies). Ein solcher ist auch der Horbadiit, in derben, tomback-
braunen, metallglänzenden, magnetischen Massen im verwitterten Gneiß
von Horbach bei St. Blasien im Schwarzwald. Der Magnetkies ist
daher vielfach ein wichtiges, ja er ist sogar das wichtigste Nickelerz,
besonders in Kanada. Neben dem Ni stets etwas Co und zuweilen
auch Spuren von Au und Pt
Hexagonal und trotz der abweichenden Formel (siehe oben) mit
Würtzit und den damit isomorphen Mineralien sehr nahe überein-
stimmend. Meist hexagonale Prismen mit der Basis ; häufig mit einem
Dihexaeder derselben Stellung, dessen Flächen die Kombinations-
kanten abstumpfen; a : c = 1 : 0,862, ähnlich wie bei der Würtzit-
gruppe. Zuweilen Zwillinge nach einer Dihexaederfläche, bei denen
sich die Hauptachsen nahezu rechtwinklig schneiden. Entweder als dicke
Tafeln, oder als dünne Plättchen entwickelt; stets aufgewachsen. Kein
deutlicher El. Br., aber nach der Basis vielfach eine schalige Abson-
derung, die auch in derben Massen deutlich hervorzutreten pflegt.
Spröde. H. = 3^—4^. G. = 4,5 — 4,7. Metallglänzend und bronze-
gelb im frischen Bruch, aber sehr rasch matt und tombackbraun an-
laufend. Strich grauschwarz. Stark magnetisch, Magnetismus mit zu-
nehmendem iVf-G ehalt sich vermindernd. V. d. L. zu schwarzer, mag-
netischer Kugel schmelzbar. Von HCl unter Abscheidung von S
und Entwicklung von H^S zersetzt und gelöst; von HF nicht ange-
griffen.
Findet sich in Form aufgewachsener Krystalle, nicht selten auf
Silber sitzend, in geringer Menge auf manchen Erzgängen, so bei
Andreasberg, Kupferberg in Schlesien, St. Leonhard in Kärnten, Kongs-
berg in Norwegen, auf der Goldgrube von Morro Velho in Minas
GeraSs, Brasilien etc. Hauptvorkommen derb, so untergeordnet in
manchen Basalten (Grönland, Cyklopeninseln bei Catania). In manchen
basischen Eruptivgesteinen, Syeniten, Gabbros etc. als Ausscheidung
derselben, stellenweise in Massen. Mit dem letzteren Gestein besonders
der nickelhaltige Magnetkies im Sudbury-Distrikt in Kanada, der im
großen Maßstabe gewonnen wird und die Hauptmasse des in der Technik
verwendeten Nickels liefert; ebenso an vielen anderen Orten, wenn
auch meist in geringer Menge : bei Harzburg wenig, bei Espedale und
an zahlreichen anderen Stellen in Norwegen, bei Klefva in Schweden etc.
LagenfÖrmig mit anderen Kiesen in krystallinischen Schiefern und
auch diese selbst imprägnierend bei Bodenmais im bayrischen Waide,
bei Falun in Schweden und an manchen anderen Orten in Skandina-
vien, in Val Sesia in Piemont und bei Ducktown in Tennessee. Selten
im Kalk eingewachsen. In manchen Meteorsteinen (in Meteoreisen
Troilit, dem er äußerlich sehr ähnlich ist).
Magnetkies. 4g9
Die Krystalle auf Erzgängen sind häufig in Schwefelkies oder
Markasit verwandelt (Freiberg, Pf ibram, Rodna in Siebenbürgen). Ver-
wittert wie diese beiden Mineralien zu Eisenvitriol etc.
(Habemehl, Ber. Oberhess. Ges. t Natur- u. Heilk. XVIII, 83; Streng, N.
Jahrb. £. Min. etc. 1882, I, 183; Bodewig, ZeiUchr. f. Kryst. VII, 1883, 174; Selig-
mau, Zeitschr. f. Eryst. XI, 1885, 343; Bnsz, N. Jahrb. f. Min. etc. 1895, I, 111;
Tschennak, Min. u. petr. Mittlgn. VII, 1886, 53d.)
An den Magnetkies wird meist angeschlossen die Gruppe des Silberkieses,
Sternhergit AgFetßt^^Ag^S.Fe^Sij kleine rhombische, pseudohexagonale,
dünntafelförmige, basisch vollkommen spaltbare, weiche und milde KrystäUchen, H. >=
IVs) in der Form ähnlich denen des Kupferglanzes, meist zu fächer- und büschel-
förmigen Gruppen vereinigt; metaUglänzend, tombackbraun, blau anlaufend. Mit
Kotgültigerz aus verschiedenen Gruben des Erzgebirges. Ihm nahe steht der
Fries ei t. Ag^Fe^Ssj dick tafelförmige Krystalle von ganz ähnlicher Form.
Joachimsthal in Böhmen. Femer der
Silherkies (Argentopyrit). AgFe^S^^ AgfS .SFeiS^j Krystalle sehr ähnlich,
denen des Stembergits ; aber nicht Tafeln, sondern sechsseitige Prismen. Es sind rhom-
bische DriMinge, aber jedenfalls zum Teil Fseudomorphosen. Sehr spröde. Metallisch ;
zinnweiß bis stahlgrau, aber häufig gelb bis tombackbraun angelaufen. Auf Bot-
gültigerz von Joachimsthal. Ein etwas verschiedenes, aber sehr nahestehendes
Mineral auch von Marienberg. Mit dem Namen Silberkies wurde auch ein Mineral
von Andreasberg belegt: ^^^2^^. FCiS^^ ähnlich dem Magnetkies aussehend, rhombische,
scheinbar hexagonale Durchkreuzungsdrillinge mit den Winkeln des Silberkieses von
Joachimsthal.
Argyropyrit bildet bronzegelbe Elryställchen von derselben prismatischen
Fonn, basisch spaltbar, von der Formel: Ag^Fe-tSu, Grube Himmelsfürst bei Freiberg
in Sachsen.
Alle diese seltenen Mineralien werden als die Gruppe der Silberkiese zusammen«-
gefaßt. Sie lassen sieh aUe, z. T. ganz genau, z. T. wenigstens sehr nahe auf die
Formel Ag^S -\' mFenSn-\-\ zurückführen, wo das zweite Glied dem Magnetkies
entspricht Die Krystaliform ist überaü rhombisch, pseudohexagonal, ähnlich der des
Kupferglanzes. Zu dieser nämlichen Gruppe ist daher auch zu rechneu der
Chalmersitj eine entsprechende Kupferverbindung: CuiS.Fe^Si. Krystali-
form ebenfalls von der des Kupferglanzes kaum verschieden. MetaUglänzend, gelb
und stark magnetisch. Goldgrube Morro Velho in Minas Geraes, Brasilien.
Hauchecornit Nij {S^ Bi)^, Quadratische dicktaf eiförmige, würfelähnliche
kleine KrystäUchen und derb. HeUbronzegelb, häufig dunkler angelaufen, metallisch.
Grube Friedrich bei Schönstein, Kreis Altenkirchen, auf Spateisenstein mit Haarkies
und Wismutglanz.
Folydymit. M^Äa . 59,5 iVt, etwas Co und Fe. Reguläre Oktaeder, zuweilen
ZwiUinge. HeUgrau, zuweilen gelb oder dunkler grau angelaufen, metallisch. Grube
Grünau im Saynschen im Westerwald im Spateisenstein mit Haarkies. Ein mit
Wismutglanz verunreinigter F. ist der Saynit (Wismutnickelkies, Nickelwismutglanz,
Grnnauit) von dort.
Sychnodymit Co^S^, ist die entsprechende, ebenfaUs reguläre, also wohl
isomorphe Co-Verbindung, statt Co auch etwas Ni und Cii, Stahlgrau, metallisch.
Grube Kohlenbach bei Eiserfeld im Siegenschen.
470
Einfache Schwefelverbindimgeii.
Kobalinickelkies (Eobaltkies, Linneit, Nickelkobaltkies).
{Xij Co\ 84 = {Ni, Co) S . {Nif Co\ S^^ analoge dem Spinell, meist Ni stark über-
wiegend, auch etwas Fe und zuweilen bis 14% Cu, Anch die Krystallform ist
ähnlich der des Spinells: regnlftre Oktaeder nnd Spinellzwillinge; meist derb. H.=
51/,. G. = 4,8— 5,0. Metallglänzend; hellstahlgran, zuweilen gelb anlaufend, mit
schwarzem Strich. Anf Gängen bei Mttsen im Siegenschen in sch5nen Krystallen
(11—53% Coy Siegenit, Mttsenit, in der Schwabengmbe). Bei Bastnäs in Norwegen
mit Knpf erkies im GneiO; anch in England in den Eohlenflötzen von Rhonda Valley,
sowie in Amerika, überall spärlich. Hieran schließt sich der
Carrollit CuCo^^ = CuS . Co^St. Zinnweiße Oktaeder von Carroll Co., Mary-
land nnd der
Cuban, CuFe^Si= CuS . Fe^S^ Hexaedrisch spaltbar gelb, Ton Cuba nnd
von Tnnaberg in Schweden; in Menge mit Bnntknpfererz in Montana.
Dauhrlelith. FeCr^St, = FeS . Cr^S^. Nur in Meteoriten.
Verbindungen RS^.
Dieselben sind zahlreich. Der Ej'ystallform nach sind sie teils hexagonal (?),
teils regulär-pyritoedrisch, teils rhombisch. Die beiden letzteren Beihen sind iso-
dimorph : alle regulären und alle rhombischen sind isomorph. FeSt ist sowohl rhom-
bisch, als regulär bekannt, ebenso noch eine Anzahl anderer hierher gehöriger Ver-
bindungen, wenn nicht isoliert, so doch in isomorpher Mischung mit anderen, wie
die folgende Übersicht zeigt, in der je zwei heteromorphe Verbindungen auf derselben
Horizontalreihe stehen.
hexagonal (?}.
regulär, pjrritoedrisch resp.
tetartoedrisch.
Isomorphe Reihe des Pyrits.
rhombisch.
Isomorphe Reihe des Markasits.
Molybdänglanz :
MoSt.
Schwefelkies: FeSi.
Hanerit: M7iSg,
Kobaltglanz: (Co, Fe) Ä8 S.
Arsennickelglanz: MAsS.
Arsenantimonnickelglanz :
m {Ä8, Sb) 8,
Antimonnickelglanz: NiSb8.
Willyamit : {Ni, Co) 8b8.
KalliUth:
{m,Co,Fe) iSb,Bi,A8)8.
Speiskobalt: CoAst.
Chloanthit: NiAs^.
Sperrylith: PtAs^.
Laurit: RuS^.
a:bc =
Markasit : FeS^ ; 0,7662 : 1 : 1,2341.
Arsenkies : FeAsS; 0,6758 : 1 : 1,1899.
Eobaltarsenkies : (Fe, Co) As 8 und
[Co, Fe) As 8;
0,6765 : 1 : 1,1891 (Glaukodot,16% Co),
0,6830 : 1 : 1,2036 (Danait, 6-9 % Co).
Arseneisen: ^e^; 0,6689 : 1 : 1,2331.
Wolfachit: Ni [As, Sh) 8.
Safflorit: CoAs^-, 0,6773 : 1 : 1,1882.
Weißnickelkies: NiAs^.
Isomorphe Reihe des Pyrits. 471
a. Hexagonale.
Molybdänglanz (Molybdänit, Wasserblei).
MoS^, 59,96 Mo. Dünne Platt eben, zuweilen sechsseitig begrenzt,
mit einem sehr deutlichen basischen Blätterbruch. Gemein biegsam.
G. = 4,7—4,8. H. = 1— li, fettig anzufühlen. Lebhafter Metallglanz.
Sehr ähnlich dem Graphit, aber rötlich bleigrau mit dunkelgrauem
Strich, auch auf Papier, nicht schwarz wie der letztere. Unschmelz-
bar; färbt die Lötrohrflamme zeisiggrün und verpufft mit Salpeter.
Besonders in Zinnerzlagerstätten, wie im Erzgebirge und in Comwall.
Auch eingewachsen in Granit, Gneiß und ähnlichen Gesteinen und
dem damit manchmal in Verbindung stehendem Quarz: in Finnland,
bei Miask im Ilmengebirge (Ural), bei Nertschinsk in Transbaikalien,
Kanada etc. und besonders in Telemarken (Norwegen), wo er berg-
männisch gewonnen wird. Bildet entweder einzelne Plättchen oder
großblättrige, selten feinkörnige Aggregate. Nirgends in großen Massen ;
ist aber das verbreitetste Jfo-Mineral. Deutliche Krystalle sehr selten,
besonders bei Narksak in Grönland und Senfrew in Kanada; es läßt
sich aber nicht mit voller Bestimmtheit entscheiden, ob sie wirklich
hexagonal sind.
ß, Reguläre.
(Isomorphe Reihe des Schwefelkieses oder Pyrits).
Die Krystalle sind bei den meisten Gliedern dieser Gmppe pyritoedrisch ; bei
dem Antimonnickelglanz sind anßer Pyritoedern ancb Tetraeder beobacbtet, was der
tetartoedrischen Klasse des regnlären Systems entspricht.
Sehwefelkies (Eisenkies, kurz: Eies, Pyrit).
FeS^ ; 46,7 Fe, 53,3 S. Geringe Mengen von As, Mn, Co, Ni, Cu, Tl,
Zn, auch Ag, Au etc. finden sich zuweilen; Ag und Au wird sogar
aus manchen Pyriten gewonnen.
Der Pyrit ist weitaus das ausgezeichnetste Beispiel der nach
ihm benannten pyritoedrischen Hemiedrie des regulären Systems.
Würfel, sehr häufig, die Flächen meist infolge der Hemiedrie parallel
den Kanten gestreift in drei aufeinander senkrechten Richtungen
(Fig. 378). Ebenfalls sehr häufig das Pyritoeder: ^ (210) (Fig. 136,
138), aber auch solche mit anderen Ausdrücken ; sie sind häufig parallel
(oder auch senkrecht) zu den langen Kanten W gestreift Würfel und
Pyritoeder auch häufig kombiniert (Fig. 140, 141). Das Oktaeder ist selb-
ständig weniger verbreitet, stumpft aber am Pyritoeder nicht selten die
Ecken Q ab (Fig. 142), bUdet auch wohl mit letzterem die sog, Ikosaeder
(Fig. 143), an denen die Oktaederflächen sich durch Glätte und Glanz
und durch gleichseitig dreieckige Gestalt auszeichnen, seltener ist die
472
Eüifache Schwefelverbindniigeii.
Form Fig. 144. Hänfig ist das Oktaeder mit dem Würfel kombiniert.
Granatoeder, Ikositetraeder und Pyramidenoktaeder spielen keine gi-oße
Rolle, dagegen sind die Diploeder von Bedeutung, und zwar finden sich
solche von verschiedenen Ausdrucken, z. B.
[30%]
(321),[^l(421)etc.
Sie sind selten selbständig (Fig. 135) oder kombiniert mit dem Wfirfel
(Fig. 379), häufiger finden sie sich als unsymmetrische Zuschäi-fung
der Würfelecken (Fig. 145), oder als Zuschärfung der Ecken Q des
Fig. 381.
Fig. 382.
Fig. 383.
Pyritoeders (Fig. 380). Zuweilen mit dem Ikosaeder (Fig. 381), die
Kanten zwischen den Oktaeder- und Pyritoederflichen abstumpfend,
oder auch mit einem Pyritoeder derselben Ordnung (Fig. 382). Auch
Oktaeder, Würfel und Pyritoeder in derselben Kombination (Fig. 383).
Manchmal sind die Kombinationen sehr flächenreich und kompliziert.
Zwillinge mit parallelen Achsen nicht selten ; die Ergänzungszwillinge
des eisernen Krenzes, gebildet von zwei Pyritoedem, vergl. Fig. 274,
ans dem Keupermergel von Vlotbo an der Weser. Zuweilen auch
DurchkrenznngszwiUinge nach der Oktaederfläche.
Spaltbarkeit kaum wahrzunehmen, kleinmuscUiger Bruch; spröde.
Er ist eine der härtesten Schwefelverbindungen ; E. = 6— 6i, giebt
aber doch Funken am Stahl, von verbrennendem Schwefel herrührend,
der sich durch den Gteruch verrät G. = 4,9 — 5,2. Metallglanz; nn-
dnrchsichtig; speisgelb (mit einem Stich ins Graue, zum Unterschied
vom messinggelben Kupferkies und auch vom Markasit (mit einem
Stich ins Grüne). An der Oberfläche häuflg durch Bildung von Eisen-
oxydhydrat braun angelaufen. Strich schwarzbraun. Schwach mag-
netisch; schlechter Leiter der Elektrizitilt; thermoelektrisches Ver-
halten (271).
Isomorphe Reihe des Pyrits. 475
Im Kolben wird 8 sublimiert und FeS bleibt zurück; auf solche
Weise wird im Grossen Schwefel aus Pyrit gewonnen. In der offenen
Glasröhre erhitzt, entweicht 80^ mit dem charakteristischen Geruch.
V. d. L. auf Kohle brennt er mit der blauen Flamme des Schwefels,
80^ geht fort und Fe^ 0^ bleibt als roter Rückstand übrig. Die beim
Rösten des Schwefelkieses (ebenso auch anderer Kiese, Blenden und
Glänze) entweichende 80^ wird häufig zur Schwefelsäurefabrikation,
das zurückbleibende Fe^O^ wird als sog. Englischrot zum Polieren etc.
benutzt. In der Red. Fl. schmilzt er zu einer schwarzen, magnetischen
Kugel. Von HCl und HF wird er nicht angegriffen, von HNO^ und
Königswasser gelöst.
Der Schwefelkies ist weitaus das verbreitetste SchwefelmetalL
Er findet sich in Krystallen, welche teils in Gesteinen verschiedener
Art einzeln oder zu mehr oder weniger regelmäßig rundlichen Gruppen
verbunden, eingewachsen, teils, zu Drusen vereinigt, aufgewachsen sind.
Die Krystalle sind zuweilen zu regelmässigen Aggregaten (gestrickten
Massen, Dendriten etc.) verbunden. Noch häufiger findet er sich derb
mit verschiedenen Strukturformen in großen Massen, oder in einzelnen
eingewachsenen Körnern und Flittem, oft Imprägnationen in den Ge-
steinen bildend. Die derben Aggregate haben häufig nierenförmige
oder traubige Oberfläche oder andere gerundete Gestalten; sie sind
teils eingewachsen (Konkretionen), teils aufgewachsen. Im Innern
sind diese Gebilde bisweilen excentrisch strahlig, häufiger feinkörnig
bis dicht. Größere zusammenhängende Massen finden sich häufig auf
Gängen und Lagern, vielfach von anderen Schwefelmetallen begleitet.
Diese kommen wieder ihrerseits, wenn sie an Menge überwiegen, selten
ganz ohne begleitenden Schwefelkies vor, der auf fast allen Erz-
lagerstätten eine mehr oder weniger bedeutende Rolle spielt. So
kommt er aber nicht nur mit anderen geschwefelten Erzen, nament-
lich mit Kupferkies, Bleiglanz, Blende, Arsenkies, Silbererzen etc. an
unzähligen Orten vor, sondern auch mit oxydischen Erzen, Magnet-
eisen, Eisenglanz, Spateisenstein, auch mit Zinnstein und anderen
Mineralien, bes. mit Quarz, auf Lagerstätten der verschiedensten Art.
Auf Drusen- und Hohlräumen dieser Lagerstätten finden sich dann
vorzugsweise die schönen Krystalle. Eingewachsen trifft man den
Schwefelkies in den verschiedensten Gesteinen, so in krystallinischen
Schiefem sehr häufig und verbreitet, sie oft auf weite Erstreckung
imprägnierend (z. B. in den sog. Fahlbändem des südl. Norwegens) mit
anderen Schwefelverbindungen zusammen und in den den Schiefem
eingelagerten Kalken, in Tonschiefem und anderen Tongesteinen,
häufig auch in Stein- und Braunkohlen und in anderen organischen
Massen, z. B. im Bernstein, hier vielfach äußerst dünne Häutchen auf
Kluftflächen und Spalten bildend; ferner in Eraptivgesteinen, alten
474 Einfache Schwefelverbindangen.
sowohl (Granit, Syenit, Diorit etc.) als jungen (Trachji:en, Ande-
siten etc.).
Größere zusammenhängende Massen von Schwefelkies bilden haupt-
sächlich Lager in krystallinischen Schiefern und in den paläozoischen
Formationen, fast stets von Kupferkies begleitet, und mit ihm innig
gemengt, dann als Kupfererz wichtig ; oft auch mit Bleiglanz und Blende.
Solche Kieslager, vielfach von linsen- und stockförmiger Gestalt, finden
sich am Rammelsberg bei Goslar, bei Meggen a. d. Lenne, Falun in
Schweden, Röraas in Norwegen, Rio Tinto, Tharsis, Huelva und anderen
Orten im siidl. Spanien, bei Ducktown in Tennessee etc. Auf den Erz-
gängen des Harzes und Erzgebirges, des Siegenschen, von Mies undPribram
in Böhmen, in Ungarn und Siebenbürgen, ComwaJl in England etc. be-
gleitet er überall die anderen Erze, wie auch das Gold im Goldquarz,
meist aber nicht in so großen Massen, doch in der ausgedehntesten
Verbreitung. Kaum ein Erzgang existiert, in dem nicht Schwefelkies
eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielte. Fundorte schöner
Krystalle sind die Eisenerzlagerstätten von Elba, von Traversella und
Brosso in Piemont, von Waidenstein in Kärnten etc., wo sie auf den
Erzen aufsitzen. In Tertiärton liegen sie, zu großen radialstrahligen
runden Knollen (Hicken) verbunden, bei Großalmerode in Hessen ; bei
Kladno in Böhmen in der Steinkohle. Man findet solche ferner in den
Erzgängen des Erzgebirges und Harzes, bei Pfibram in Böhmen,
Schemnitz etc. in Ungarn, Beresowsk im Ural und an vielen anderen
Stellen, die auch nur annähernd vollzählig aufzuführen unmöglich ist.
Der Schwefelkies findet sich nicht sehr häufig als Pseudomor-
phose in der Form anderer Mineralien, so z. B. in der Form von
Magnetkies, Rotgültigerz und anderen Silbererzen, auch von Schwer-
spat, Flußspat etc. Desto häufiger findet er sich aber als Versteine-
rungsmittel von Fossilien; er gehört mit zu den Mineralien, welche
am häufigsten Versteinerungen bilden (verkieste Versteinerungen).
Dabei ahmt er nicht nur die Gestalt der der Erhaltung zugänglichen
Teile (der Hartteile) der betr. Organismen, bes. von Tieren (z.B.Konchy-
lien), auf das vollkommenste nach, sondern er umhüllt oft das Ganze
mit einem mehr oder minder dicken und massiven Harnisch mit meist
kleintraubiger oder deutlich krystallisierter Oberfläche. Hier ist kein
Zweifel, daß sich der Schwefelkies durch Reduktion aus eisenvitriol-
haltigen Gewässern^ vermittelst der organischen Stoffe jener Tiere ge-
bildet hat. Ebendarauf beruht auch das häufige Vorkommen von
Schwefelkies in Kohlen, im Bernstein etc., und durch ähnliche Reduk-
tionsprozesse, welche man künstlich nachahmen kann, ist wohl auch
sonst vielfach Schwefelkies entstanden, so als moderne Neubildung
in Quellen, Sümpfen etc.
Der Schwefelkies verwittert sehr leicht und bildet je nach den
Isomorphe Reihe des Pyrits. 475
speziellen Verhältnissen verschiedene Umwandlungsprodukte. Zuweilen
gehen die aus dem S entstehenden Substanzen vollkommen fort und es
bleibt nur Fe als Eisenoxydhydrat K^O. Fe^O^ (dichter Qoethit), seltener
Eisenoxyd zurück, häufig in der Form des Schwefelkieses als Pseudomor-
phose; oder es bilden sich Eisenvitriol und andere Eisensulfate und
nebenher noch freie H^SO^. Der so gebildete Vitriol wird zuweilen
auf diese Weise aus manchen Schwefelkies enthaltenden Gesteinen
(Vitriolschiefer) technisch gewonnen. Die freie H^SO^ wirkt zer-
setzend auf ihre Umgebung ein, so daß unter Umständen schwefel-
kieshaltige Gesteine leicht zerstört werden und zerfallen, wodurch
solche zuweilen als Baumaterial wertlos werden. Ist der verwitternde
Schwefelkies im Ton eingesprengt, so bildet die bei der Verwitterung
entstehende H^SO^ Aluminiumsulphat, das durch Zusatz von Kali in
Alaun verwandelt werden kann. Solche Tone nennt man Alauntone
oder -schiefer; sie dienen zur Herstellung von Alaun, wobei man die
Verwitterungsproze^se wie auch bei der Vitriolgewinnung durch künst-
liches Rösten des Kieses bei höherer Temperatur beschleunigt. Ist
in dem Ton etwas Kalk, so bildet sich Gips, häufig in sehr schönen
Krystallen. In den Grubenwässern findet man nicht selten Eisen-
vitriol und die anderen Verwitterungsprodukte des Schwefelkieses
gelöst. Als Eisenerz kann das Mineral nicht benutzt werden, da es
ein S'-haltiges und daher brüchiges Eisen liefert. Dagegen ist es sehr
wichtig zur Darstellung von Schwefelsäure; aus ihm und anderen
Kiesen etc. (Blende, Bleiglanz, Markasit etc.) wird ca. Vs aUer in der
Technik verwendeter Schwefelsäure gewonnen, nur ca. Vs aus Schwefel.
Im derben und dichten Zustand ist Markasit von Schwefelkies oft
nicht zu unterscheiden. Diese beiden Mineralien sind zuweilen regeN
mäßig verwachsen (pag. 480).
(Strüyer, Stndi snlla mineralogia italiana: Pyrite del Piemonte et deir Elba;
Atti Accad. Torino, 1869; G. Rose siehe (271); Stokes, BaU. U. S. geol. Survey.
Nro. 186, 1901.)
JETa u er i^ (Mangankies). ilfn£ft, pyritoedriscb, wie Schwefelkies. Deutlich hexa-
edrisch spaltbare, durch Anlaufen matte braune, in dünnen Lamellen schwach durch-
scheinende Krystalle, meist Oktaeder und Gruppen von solchen, auch stenglige derbe
A^ggregAte, von bräunlichrotem Strich, im Ton und Gips mit Schwefel von Kaiinka
bei Neusohl in Ungarn und bei Raddusa in Sizilien. Gibt leicht an Silber und
anch an Kupfer ohne Vermittlung einer Flüssigkeit bei gewöhnlicher Temperatur
Schwefel ab.
Kobaltglanz (Glanzkobalt, Kobaltin).
CoAsS, mit etwas Fe; 35,41 (7o, 45,26 As. Krystallisiert genau
wie Pyrit, die Kombinationen sind stets einfach:
oo02
2
(210), teils
für sich, teüs mit ooOoo (100) (Fig. 140, 141), die Streifung ist die-
476 Einfache Schwefelverbindimgen.
selbe wie beim Schwefelkies. Nicht selten
(210) mit vor-
waltendem Oktaeder 0 (111) (Fig. 144) oder umgekehrt,
oo02
~2~
vor-
waltend (Fig. 142) oder das Ikosaeder (Fig. 143). Auch Pjrritoeder,
Oktaeder und Würfel (Fig. 383). Hexaedrisch meist deutlich spaltbar.
Spröde. H. = 5^. 6. = 6,0—6,1. Thermoelektrisch ähnlich dem
Pyrit (271). Stark metallisch glänzend, rötlich silberweiß, oft durch
Anlaufen grau, Strich grauschwarz. Im Kolben nicht verändert, auf
Kohle zu einer grauen magnetischen Kugel schmelzbar unter Ent-
wicklung von Dämpfen von As^Of^ und SO^. In HNO^ mit roter Farbe
teilweise löslich. Wenig verbreitet : in Krystallen und derben Körnern
bei l'unaberg und Vena in Schweden mit Kupferkies eingesprengt im
Gneiß; ebenso bei Skutterud, unweit Modum in Norwegen im quar-
zigen Gneiß ohne Kupferkies ; bei Querbach in Schlesien im Glimmer-
schiefer. Als ein 60 cm mächtiges Lager bei Daschkessan im Kaukasus.
Auf Erzgängen im Siegenschen mit Schwefel- und Kupferkies. Wich-
tiges Kobalterz zur Smaltebereitung. Verwittert an der Luft und be-
schlägt sich mit roter Kobaltblüte.
(G. Rose (271); vergl. den rhomb. Kobaltarsenkies (Glaukodot, Danait etc.
pag. 481.)
Nickelglanz. Hierher gehört:
Arsennickelglanz (Nickel arsenkies oder -glänz, Gtersdorffit). NiAsS^ mit
etwas Fe, Co undS6; 35,4 Ni. Pyritoedrisch, aber yorzugsweise Oktaeder mit Würfel,
selten Pyritoeder, mit deutlichem hexaedrischen Blätterbrach ; meist derb. Metallisch,
silberweiß bis stahlgran, zuweilen dunkler angelaufen, schwarzgrauer Strich. Spröde.
H. = 5 V«. G. = 6,0 — 6,7. Im Kolben verknisternd und ein braunes Sublimat, mit
HNOs eine grüne Lösung ohne Bückstand gebend. Auf Gängen, oft mit Spateisen-
stein, so bei Musen im Siegenschen, Harzgerode, Lobenstein im ReuOischen: femer
bei Schladming in Steiermark, Loos in Schweden. Zuweilen mit Ullmannit. Ver-
wittert rascher als dieser.
Arsenantimonnickelglanz (Korynit). Isomorphe Mischung der vorigen
und der folgenden Verbindung, aber mehr von der ersteren, denn er enthält nur
18,45 Sb gegen 37,81 As, G. = 5,99. Oktaedrisch, ohne ausgesprochene Hemiedrie,
aber meist derbe, fasrige Aggregate, oft mit nierenförmiger Oberfläche. Ähnlich dem
vorigen. Mit konz. HNOz grüne Lösung unter Ausscheidung von Sh^Ot etc.,
Unterschied vom Arsennickelglanz. Metallisch. Silberweiß ins Grau, oft bunt an-
gelaufen. Olsa in Eämthen mit Kalk- und Eisenspat; Gosenbach im Siegenschen.
Wie Korynit zusammengesetzt ist der rhombische Wolfachit, silber- bis zinn-
weiß, lebhaft metallglänzend, von Wolfach im Schwarzwald auf Speiskobalt. G. = 6,37.
Antimonnickelglanz (Nickelantimonglanz oder -kies, Ullmannit). KiSbS ;
27,9 Ni mit wenig As und Co. Pyritoedrische Krystalle (Montenarba, Distrikt
Sarrabus, Sardinien), doch werden auch tetraedrische Krystalle beschrieben (LöUiug
in Kärnten), also tetartoedrisch. Ergänzungszwillinge wie beim Diamant fvergl.
Fig. 362, Oktaeder mit eingekerbten Kanten). Hexaedrisch deutlich spaltbar. Meist
derb. Gleicht dem Gersdorffit, ist aber dunkler stahlgrau bis fast bleigrau und läuft
noch dunkler, auch bunt an; metallglänzend. Spröde. H. = 5— 57«. G. = 6,2— 6,5.
Isomorphe Beihe des Pyrits. 477
V. d. L. Antimonrauch und schmelzend. Gibt im Glasrohr ein weißes Sublimat und
mit HNO^ eine grüne Lösung. Findet sich, z. T. mit Gersdorffit zusammen, bei
Harzgerode, Lobenstein, in Siegenschen, femer mit Blende und Kupferkies bei Freus-
bürg im Westervi'^ald, bei L^Uing in Kärnten, in Sardinien etc. (Klein und Jannasch,
Js. Jahrb. fi\r Min. etc., 1887, II, 169; v. Zepharovich, Lotes Jan. 1870, pag. 4j Miers,
Min. Mag. IX, 211, 1892.)
Willyamit {NifCo)SbS; beide Metalle etwa zu gleichen Teilen; ein Co-
haltiger UUmannit Ton den Silbererzgängen von Broken Hill in Nen-Süd-Wales
als Seltenheit.
Kallilith. Etwa 12 ^/^ Bij blänlichgrau von Schönstein, Kreis Altenkirchcn ;
ein ^i-haltiger UUmannit. Ebenfalls selten.
Speiskobalt (Smaltin).
CoAs^; 28,12 (7o, 71,88 As; doch trifft, wahracheinlich wegen Ver-
unreinigung der Substanz, diese Formel selten genau zu, der As-GeheAt
ist meist geringer. Nie fehlt etwas Fe, das bis ISJ^^/^ steigen kann
(Eisenkobaltkies = grauer Speiskobalt, im Gegensatz zu dem Fe-freien
„weißen Speiskobalt"), auch Ag, Cu^ S, Bi (bis 4% beim Wismut-
kobaltkies) finden sich, ebenso häufig etwas S. Wichtig ist aber be-
sonders Ni, welches in jedem Mengenverhältnis neben Co (und Fe)
vorhanden ist, da die beiden isomorphen Substanzen des Sp. und des
Chloanthits (siehe diesen pag. 478) sich in jedem Verhältnisse mischen,
so daß vom reinen Sp, bis zum reinen Chi. ein ganz allmählicher Über-
gang stattfindet.
Der Speiskobalt ist weitaus das verbreitetste Kobaltmineral. Die
Krystalle sind regulär, meist Würfel und Oktaeder. Die Würfel
haben, wenn sie nicht ganz klein sind, rauhe und bauchige Flächen;
die Krystalle erscheinen wie zerborsten. Auch Granatoeder und Ikosite-
traeder 202 (211) kommen vor; ebenso werden pyritoedrische Formen
angegeben, welche aber meist sehr undeutlich und unsicher sind.
Zwillinge nach einer Oktaederfläche, zuweilen in einer Richtung selir
stark verlängert, so daß sie lange Prismen bilden (Stengelkobalt).
Bl. Br. oktaedrisch, undeutlich. Spröde, Bruch kleinmuschlig. H.
= 5i, G. = 6,5, mit steigendem Jfe-Gehalt etwas wachsend ; wesentlich
höhere spezifische Gewichte weisen auf den mit dem Speiskobalt gleich
zusammengesetzten, aber rhombischen Safflorit. Metallglänzend, zinn-
weiß, hell- auch dunkelstahlgrau, um so dunkler, je mehr Fe; durch
Anlaufen matt und dunkler, zuweilen bunt. Strich grauschwarz.
Beim Zerschlagen Arsengeruch. Im Kolben sublimiert etwas As, im
offenen Glasrohr As^O^. In der Red. Fl. unter Entwicklung von As-
Geruch zu einer schwarzen, magnetischen Kugel schmelzbar. Gibt
mit HNO^ eine rote Lösung und bei der Verwitterung einen roten
Beschlag von Kobaltblüte. (Unterschied von Chloanthit und den diesem
nahe stehenden Mischungen, wo dieses beides grün ist ; äußerlich sind
die beiden Mineralien fast ununterscheidbar.)
478 Einfache Schwefelyerbindangen.
Findet sich häufig, teils in deutlichen, stets aufgewachsenen
Krystallen, oder in gestrickten Aggregaten oder derb, mehr oder we-
niger feinkörnig bis dicht, zuweilen mit rundlicher Oberfläche. Haupt-
sächlich auf Gängen im Urgebirge mit Arsen, Arsenkies, Wismut,
Silbererzen etc.; im Erzgebirge bes. bei Schneeberg; im Schwarz-
wald; in Comwall etc. Oder aber mit Kupfemickel etc. auf Gängen
im Zechstein (sog. Kupferschieferrücken) bei Bieber und Riecheisdorf
in Hessen, Kamsdorf bei Saalfeld in Thüringen etc. Bei Dobschau
in Ungarn auf Gängen mit Spateisenstein und Kupfererzen. Der
Wisniutkobältkies oder CMeutü in Sachsen ist ein fein gestrickter, bunt
angelaufener Sp. von Schneeberg mit 4% -B* in mechanischer Bei-
mengung. Der Sp. ist als Kobalterz wichtig.
(Groth, Pogg. Ann. Bd. 162; Bauer, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. 27,
pag. 245; G. V. Eath, Zeitschr. f. Kryst. I, pag. 8.)
Safflorit (Spathiopyrit), yon Bieber, Schneeberg (Arsenikkobalt), Eeinerzau
nnd Wittichen im Schwarzwald, Tonaberg in Schweden ist ein rhombischer Speis-
kobalt : [Co^ Fe) As^, ganz ähnlich dem grauen Eisenkobaltkies, aber stengUg und
fasrig. G. = 7,l. Kleine Erystftllchen selten. (Leroy Mc. Gay, Diss. des College of
New- Jersey; Freiberg 1883.)
Chloanthit (Arseniknickelkies z. T.).
NiAs^, 28,12 Ni. Alles beim Speiskobalt Angeführte gilt ganz
ebenso auch hier, wenn man bei der Betrachtung der Zusammen-
setzung Ni statt Co setzt. Ein besonderer eisenreicher Chi. von Cha-
tham in Connecticut (12% Fe und 5% S) ist Chathamit genannt
worden. Die Krystallform, das physikalische und chemische Verhalten
ist dasselbe wie dort, nur gibt der Chi. mit HNO^ eine grüne Lösung
und bei der Verwitterung einen grünen Beschlag von Nickelblüte.
G. = 6,5. H. = b{. Die Art des Vorkommens und die Fundorte sind
ebenfalls dieselben wie dort. Die Unterscheidung beider Mineralien
ist ohne chemische Untersuchung oft unmöglich. Wird wegen des
Ni' und ^-Gehalts technisch verwertet. Neben Rotnickelkies das
verbreitetste Nickelmineral.
(Lit. wie Speiskobalt)
Weißnickelkies (Rammelsbergit, Arseniknickelkies z. T.) XiASi. Verhält
sich znm Chloanthit wie Safflorit znm Speiskobalt. Es ist ein zinnweißes, rhombisches,
steugliges bis fasriges Mineral von der Zusammensetzung des Chloanthit. G. = 7,ly
schwerer als Chloanthit. Yon Schneeberg und Biechelsdorf.
Sperrylith. PtA82 mit etwas Rh und Fe und als Ersatz für Aa etwas Sb,
Regulär pjritoedrisch ; die kleinen KrystäUchen meist V^ürfel, zuweilen mit Okta-
eder und Pyritoeder - ,j- (210). Im Aussehen ganz wie Platin. Im nickelhaltigen
Magnetkies des Sudbury-Distrikts (Yermillion Mine) in Kanada und im Sande des
Cowee-Tales in Nord-Carolina als große Seltenheit. Einzige natürliche Pf-Ver*
bindung. G. = 10,6.
Isomorpbe Beihe dea Markasits. 479
Laurit, RuS^ mit etwas J«. EisenschwEirze Oktaederchen mit Platin in den
Seifen von Borneo.
y. Rhombiache.
(Isomorphe Reihe des Markasits).
lllarkasit (Wasserkies, Binarkies, Strahlkies).
FeS^ wie Schwefelkies; zuweilen etwas Cu nnd A£ enthaltend.
Rhombische, meist nieder tafelförmige Krystalle, häufig wie Fig. 3S4.
M = ooP (110); MjM = 105« &'. l = F^ (Oll); Iß = 78» 2'
(obere Kante); r = ^K5 (013); rjr = 135" 17' (oben); c = OP (001),
die obere Kante rjr abstompfend; c und r sind in der Richtung der
Achse a stark gestreift, l ist glatt. Zuweilen findet sich noch das
Makrodoma g = ISö (101) auf die vordere Kante MjM gerade auf-
gesetzt und das Oktaeder A — P (111), die Kanten Mjc abstumpfend.
a:b:c = 0,7662 : 1 : 1,2341. Zwillinge nach 2 Gesetzen. 1. Zw. Fl. M,
in zweierlei Ausbildung. Zwei dünne Tafeln oder niedere Prismen
hauptsächlich von M, c und r begrenzt, sind mit M aneinander-
Fig. 384. Fig. 386. Fig. 386.
gewachsen; die Flächen von 3f wiederholen sich rechts und links von
der Zwillingsfläche treppenfSrmig (Fig. 385), auch kann diese Zwil-
lingsbildung durch Anwachsung weiterer Individuen nach derselben
Zw. Fl. polysynthetische Gruppen liefern (sog. Kammkies). Die Zwil-
lingsgrenze tritt durch die einspringenden Winkel von r und die
federartige Streifting auf c und r meist deutlich hervor. Oder aber es
wächst an das zweite Individuum nach der anderen Prismenfläche ein
drittes, an dieses in gleicher Weise ein viertes etc. Individuum an,
so daß eine kreisförmige Gruppe entsteht; die schaifen seitlichen
Kanten rjr und Iß sind nach auSen gekehrt, die Flächen M sind
klein oder fehlen, so daß scharfe Spitzen ähnlich Speerspitzen ent-
stehen (sog. Speerkies) Fig. 386. 2. Zw. Fl. g, ist seltener. Man
findet auch zuweilen Speerkieskrystalle, nach dem 2. Gesetz durch-
einander gewachsen.
Der Bruch ist kleinmuschlig bis uneben; spr&de. Ö. = 4,65—4,89,
kleiner als beim Schwefelkies. H. = 6 — 6^. Farbe und Strich wie
beim Pyrit, aber etwas graulich; ebenso sind das chemische Verhalten,
die Verwitterungserscheinnngen und die technische Verwertung wie
480 Einfache Schwefelverbindnngen.
dort Der Markasit soll aber leichter verwittern als der Schwefel-
kies und bei der Auflösung in konz. HNO^ etwas Schwefel ab-
scheiden, was Schwefelkies nicht tut.
Findet sich häufig in Krystallen, eingewachsen und aufge-
wachsen und zu Gruppen vereinigt, auch in stengligen und strah-
ligen derben Massen (Strahlkies) und runden Kugeln, sowie dicht,
dann wenig glänzend und häufig mit runder, nierenfönniger Ober-
fläche oder stalaktitisch (Hepatopyrit oder Leberkies). Vielfach in
weichen Tonen, zuweilen mit Braunkohlen als Speerkies (Littmitz
und Altsattel in Böhmen, Wollin und Misdroy, Folkestone in Eng-
land); oder auf Erzgängen, vielfach in einfachen Krystallen und
als Karamkies (Clausthal, Freiberg, Pfibram etc.). Im ganzen weniger
verbreitet, als Schwefelkies, besonders kommt er nicht in so
großen zusammenhängenden Massen vor, auch findet er sich nicht
im Gneiß und anderen Urgesteinen eingesprengt. Doch sind dei'b^
Körner oder dichte Massen häufig nicht mit Sicherheit von Schwefel-
kies zu unterscheiden. Man hat wohl alle sehr leicht verwitterbaren
Eisenkiese für M. gehalten, es gibt aber doch auch unzweifelhafte
Pyrite, die sehr viel leichter verwittern, als die anderen. Zuweilen
mit Schwefelkies regelmäßig verwachsen; ein Schwefelkieskrystall
liegt mit einer Würfelfläche auf der Fläche c des Markasits und zwar
so, daß außerdem eine Würfelfläche des Pyrits mit einer Fläche M
des Markasits oder eine Granatoederfläche des ersteren der Querfläche
des letzteren parallel ist Auch als Pseudomorphose besonders nach
Magnetkies und Pyrit, und als Versteinerungsmittel.
(Sadebeck, Pogg. Ann. Erg.-Bd. VIII, 1878, 625; Stokes, siehe Schwefelkies.)
Lonchidit (Eansimkies), von Freiberg in Sachsen ist ein zinnweißer ils-hal-
tiger Markasit, der als eine isomorphe Mischung einer überwiegenden Menge FeS^
mit wenig Arseneisen {FeAs^ anzusehen ist. Eine neben dem Fe etwas Ni^ Cn,
Fb und Ag enthaltende zinnweiße harte (H. = 7), wie Markasit krystallisierte Varietät
Ton Hausach im Schwarzwald ist MetaJonchidit genannt worden. Auch der etwas
Cu enthaltende Kyrosit von Schneeberg und Annaberg in Sachsen gehört hierher.
Arsenkies (Mißpickel, Giftkies, Arseuopyrit, Arsenikkies).
FeAjsS-, 34,36 Fe, 46,01 As, 19,63 S. Die Formel stimmt aber
z. T. nur annähernd mit den Analysen und das Verhältnis von As
und S ist oft so, daß man eine isomorphe Beimischung von Markasit
{FeS^) oder Arseneisen {FeAs^) annehmen muß. Etwas JVi, B% Se, Au,
Ag (Weißerz) ist oft vorhanden, namentlich findet sich Co zuweilen
in gi'ößeren Mengen (Kobaltarsenkies). Ein etwas -4s-reicherer Arsen-
kies mit einem kleinen iS6-Gehalt von Geier in Sachsen ist Geierit
genannt worden.
Die rhombischen Krystalle sind denen des Markasits sehr ähnlich ;
sie bilden Prismen Jf=ooP (110); MjM= 111<> 53'; das Brachydoma:
Isomorphe Reihe des Markasits.
481
Fig. 387.
'Fig. 388.
r = \Poo (014) mit parallel der Achse a stark gestreiften Flächen
sehr häufig (Fig. 387); r/r = 146<> 52' (oben). Die Winkel ziemlich
schwankend. Dazn kommt zuweilen:
tt = iPX(012);/ = PoS(011);5r = P55
(101). a: 6 :c = 0,6758:1:1,1899. Die
Krystalle entweder lang prismenfönnig
nach M oder in der Bichtnng der Pris-
menkante verkürzt und vom oblong-
oktaedrischen Habitus (Fig. 387). Zwillinge nach 2 Gesetzen : 1. nach
M wie beim Markasit, aber seltener. 2. häufiger nach ^, besonders
bei den kurzprismatischen Krystallen; die Vertikalachsen beider
Individuen sind unter 120® 48' gegeneinander geneigt (Fig. 388).
Spaltbarkeit nach ooP wenig deutlich, unebener Bruch, spröde; R =
5^—6. G. = 6,0— 6,2. Lebhafter Metallglanz; Silber- bis zinnweiß,
zuweilen dunkler oder gelb angelaufen ; schwarzer Strich. Im Kolben
gelbes, später graues Sublimat (Unterschied von Arseneisen). Schmilzt
in der R. Fl. zu einer schwarzen magnetischen KugeL In HNO^ unter
Abscheidung von S und As^O^ gelöst.
Findet sich sehr häufig in deutlichen Krystallen, meist aufge-
wachsen (prismatischer Habitus) und zu Drusen vereinigt, seltener
eingewachsen (oktaedrischer Habitus); bildet auch stenglige und
kömige derbe Massen. Hauptsächlich auf den Silbererze, Co- und Ni"
Mineralien, Bleiglanz, Blende und Zinnstein führenden Gängen im Erz-
gebirge (Freiberg), im Harz (Andreasberg), in Comwall, bei Sala in
Schweden etc. Seltener eingesprengt in manchen Gesteinen, so im
Gneiß (Skutterud bei Modum in Norwegen); im Serpentin (Reichen-
stein in Schlesien mit Arseneisen); im Kalk und Dolomit (Auerbach
a. d. Bergstraße, Binnenthal im Wallis). Zur Herstellung von As und
von Arsenpräparaten benützt; das sog. Weißere von Bräunsdorf bei
Freiberg liefert Silber. Bildet durch Verwitterung verschiedene
wasserhaltige Eisenarseniate. Der sog. Plinian ist von Arsenkies
nicht verschieden, es sind verzerrte Krystalle.
(Arznmi, Zeitschr.f. Kryst. Bd. H, 1878, 430, Bd.VH, 1882, 337; Weibüllibid,
Bd. XX, 1892, pag. 1.)
Kohaltar senkte» enthält bis 10 % Co. Die Krystallfonn und das Anssehen
ist im wesentlichen wie beim gewöhnlichen Araenkies, aber häufig flächenreicher.
Sküttemd in Norwegen nnd Vena in Schweden mit Kobaltglanz. Die rötlich-stahl-
granen Krystalle im Gneiß Yon Erankonia in New-Hampshire mit %% % Co sind Danait
genannt worden. Ein 28 % Bi enthaltender, durch Wismnt nnd Wismntglanz ver-
nnreinigter Kobaltarsenkies, stahlgrane, breitstenglige nnd blättrige Aggregate im
kömigen Kalk von Orawicza im Banat bildend, ist der AUoJdas.
Glaukodot ißt Co-reicher nnd entspricht in der Znsammensetzung mehr dem
Kobaltglanz. 16—26% Co und 12— 19 <^/o i^e. Zinnweiße, basisch spaltbare, ziemlich
große Krystalle im Chloritschiefer yon Hokansbo in Schweden und von Huasco in Chile.
(Becke, Tschermaks Mitteilungen Bd. Vn, 1877, pag. 101 ; Sadebeck, ibid. pag. 363.)
Baner, Mineralogie. ^^
482 Einfaehe SchwefelTerbindimgpeii.
Anenelgen (Arseniakalkies, Löllingit).
FeAs^ ; 27,2 As^ stets etwas 8 (bis 6 %) ; manche Analysen geben
weniger As^ daher wurde neben der obigen die Verbindung Fe^As^
angenommen (Lenkopyrit) ; diese Abweichnng ist aber wahrscheinlich
Folge von Yeninreinigang, z. T. dnrch Magneteisen, Fe^O^. Ein etwas
Co statt Fe^ sowie ^ und 8 neben As enthaltendes Arseneisen ist der
nierig-schalige graue bunt angelaufene Olaukqpyrit von Guadalcanal
in Andalusien, im Kalkspat eingewachsene rhombische Erystalle und
dfinne Lagen.
Gute Erystalle seltener als beim Arsenkies; sie sind denen
des Arsenkieses ähnlich. Basischer Blätterbruch ziemlich deutlich.
Das Arseneisen ist überhaupt zum Verwechseln ähnlich dem Arsen-
kies, aber etwas lichter gefärbt, schwerer (G. = 7,1 — 7,4), weicher
(H. = 6— 5^) und im Kolben , wenn rein , kein rotes , sondern ein
schwarzes Sublimat gebend, auch in der Red. Fl. schwerer schmelzend,
und zwar zu einer unmagnetischen schwarzen Kugel.
Viel weniger verbreitet als Araenkies. Reichenstein in Schlesien,
einzelne glänzende, meist undeutliche Krystallnädelchen und strahlige
oder körnige, zuweilen ziemlich große Massen im Serpentin, z. T.
J.u-haltig; bei LöUing in Kärnten mit Spateisenstein; Schladming in
Steiermark, Geier und Breitenbrunn im Erzgebirge; Andreasberg im
Harz etc. Benutzt zur Bereitung von As^O^. Aus dem schlesischen
wird Au geschieden. Verwitterung ähnlich wie beim Arsenkies.
(Hare, Inaug.-DiBS. Breslau 1879.)
(Einige rhombische Kiese RS2 sind anhangsweise an Eorynit, Speiskobalt and
Chloanthit der regnlfiren Gruppe angeschlossen und dort nachzusehen.)
Sylvanitgruppe.
Die Sylvanitgruppe umfaßt eine Anzahl von TeUurrerbindungen, besonders de»
Au und Ag^ die wahrscheinlich alle nach der Formel: BTe^ zusammengesetzt sind.
Es ist aber bis jetzt noch nicht gelungen, dies von allen bestimmt nachzuweisen.
Hierher gehören fast sämtliche natürliche Goldverbindungen, die bisher bekannt ge-
worden sind (yergl. Petzit). Die Hauptfundorte der Tellurgoldverbindungen sind
Offenbanya und Nagyag in Siebenbflrgen ; in Nordamerika Calaveras County in Kali*
fomien und der Cripple Creek-Distrikt in Colorado; endlich die Kalgoorlie-Region in
Westaustralien. ÜberaU sind es wichtige Gold-, z. T. auch Silbererze.
Schrifterz (Schrifttellur, Sylvanit).
Die Zusammensetzung wird gewöhnlich durch die Formel:
(Au, Ag) Te^ oder Adi.Ag:Au meist nahe wie 1 : 1, speziell durch die
Formel: AuAgTe^ ausgedrückt; die Analysen geben aber etwas ver-
schiedene Eesultate (ca. 60 % Te^ 30 Au, 10 Ag). Monoklin. Kleine
Sylvamtgrnppe. 4g3
nach der Längsfläche vollkommen spaltbare Erystalle, meist reihen-
förmig gruppiert^ bilden dendritische, schriftähnliche Formen. G.=
8,0—8,33. H. — 1^2. Müde. Metallisch glänzend. Gelblichweifi
bis Stahlgran. A.nf schmalen Klüften im Trachyt von Offenbanya nnd
Nagyag in Siebenbtkrgen; ebenso in Calaveras Co, Kalifornien nnd
Cripple Creeky Colorado; endlich in Westanstralien bei Kalgoorlie. Ein
nicht unwichtiges Golderz.
Ein J^^-freies oder -armes Schrifterz ist der Calaveritjioi wesent-
lichen AuTe^ mit 44 % ^^ ^^^ Ö6 % ^^* In der Form der monoklinen
Krystalle mit dem Schrifl;erz in der Hauptsache fibereinstimmend,
aber nicht spaltbar. Meist derb, kOmig. Gewöhnlich bronzegelb,
doch auch silberweiB nnd grauweiB. G. = 9,04. Calaveras Connty
nnd Cripple Creek-Distrikt ; namentlich hier wichtiges Erz, ans dem
im Jahr 1900 877972 Unzen Gold gewonnen wurden; wichtig auch
in Westanstralien.
(SchriftenE: Schranf, Ztschr. f. Kryst II, 1878, 209; Oalayeiit: Fenfield und
Ford, ibid. XXXY, 1901, 430; Smith, Min. Hag. Xm, 1902, pag. 122.)
Krennerit (BmiBenin). Stimmt in der Znsammensetxong wesentlich mit dem
Schriften ttberein, krystallisiert aber rhombisch mit ToUkommener basischer Spalt-
barkeit G.:= 8,363. Silberweiß. Nagyag nnd Cripple Greek. KrystaUagraphisch
stimmt damit ttberein der Flh nnd iS5-haltige MflUerit (Gelbers, WeißteUnr) von
dort (Schranf, ibid. II, 1878, pag. 286).
Ein 11% Hg enthaltendes Mineral: HgÄu^Ag^Te^, derb, schwarz, ist Kalgoorlit
genannt worden ; es ist aber wie der fthnüch znsammengesetEte CoolgardU ein mecha*
nisches Gemenge der erwähnten Goldsilbertelinride, besonders anch des Petzits mit
Coloradoit
Butteren (Blättertellur, Nagyagit).
Dunkelbleigraue, in einer Richtung leicht spaltbare, rechtinrink-
lig-viereckige metallische Plättchen, mild, biegsam, scheinbar quadra-
tisch, aber rhombisch, mit Schrifterz an denselben Orten und in der-
selben Weise vorkommend. Zusammensetzung schwankend, vorzugsweise
goldhaltiges Tellurblei: 15—32 Te, 3-10 8, 54—61 P6, 9-13 Au,
auch etwas 8b, etwas Ag, Cu etc. G. = 6,85—7,20. H. = 1^2.
(Schranf, Zeitschr. f. Eryst. n, 1878, 239; Fletcher, Phil. mag. 1880, Bd. IX,
pag. 188.)
Hier schließt sich anch yieUeicht an der
Melanit Wahrscheinlich J^TiTeii, yieUeicht anch NitTe^] hexagonal (?) mit ha-
sischer Spaltbarkeit; rötlich silberweiß. Mit den oben genannten Tellnrverbindnngen
in Melones Connty in Kalifornien nnd in SUd-Anstralien.
Verbindungen RSt,
Teaseralkiea (Arsenikkobaltkies, Skuttemdit, Hartkobalterz). CoAst. Stark
metallisch glftnzende, zinnweiße, hexaediisch spaltbare, yielleicht pyritoedrische, regn-
l&re ErystaUe, H.s6. G. ^ 6,48— 6,86. Mit Kobaltglanz anf dem Erzlager im
Glimmerschiefer von Sknttemd bei Modnm in Norwegen.
31*
484 Zusammengesetzte Schwefelverbindiingen.
Znsanunengesetzte Sehwefelyerbindungeii (Snlfosalze).
Denkt man sich die Formeln der Solfosalze dualistiscli geschrieben, dann ist
ihr basischer Bestandteil PhS, Äg^S, Cu^S (nicht CuS), seltener Fe8, HgS nnd Zn8,
Tli8, nnr sehr untergeordnet CoS und NiS. Der saure Bestandteil hat entweder
die Form BS^ (GeS^ und 8nSi\ oder E^St (SbiSgy As^Ssy untergeordnet Bi^Sg und
noch mehr ViSs und Cr^Ssy femer FeiSt)y endlich B^Si {Sb^Si, Äß^S^). Nach dem
sauren Bestandteil kann man vier Unterabteilungen unterscheiden: a) Sulfostannate
und -Germaniate; b) Sulfoferrite; c) Sulfantimonite, Snlfarsenite und Sulfobbmutite;
d) Sul&irseniate und Sulfantimoniate.
a) Sulfostannate und Sulfogermaniate.
Zinnkies (Stannin, Stannit).
FeCu2Sn84, = Fe8 . OugS . SnSty doch ist wegen eingewachsenem Kupferkies etc.
die Zusammensetzung etwas schwankend. Im Mittel wurde gefunden: ll^/o Fe,
28,5 Cuy 25,2 S», 2 P6, 0,9 Ag, 27,8 8, 3,7 S6, zuweilen etwas Zn. Die Krystalle,
sehr selten, sind scheinbar regulär-tetraedrisch, in Wirklichkeit jedoch quadratisch-
tetraedrisch , zuweilen Durchwachsungszwillinge zweier Tetraeder mit parallelen
Achsen. Meist derbe, feinkörnige bis dichte, stahlgraue bis gelbe metallglttnzende
Aggregate mit schwarzem Strich. Spröde. H. =: 4. G. = 4,3 — 4,5. Nirgends in großer
Menge. Auf Zinnsteingängen in Gomwall, seltener bei Zinnwald im Erzgebirge und
auf Silberzinnerzlagerstätten in Bolivia (hier deutliche Erystalle), sowie in Süd-Dakota.
(Auch eine wenig bekannte, SnOt und 8i02 enthaltende gelblich weiße derbe Substanz
Yon Gomwall, vielleicht ein Gemenge von Zinnstein mit Quarz oder eine Pseudo-
morphose von Zinnstein nach Feldspat, ist Stannit genannt worden.)
Argyrodit.
AgfiGe8e = ^gi8 . GeSiy entsprechend: 76,52 Agy 6,42 Öc, 17,06 8. Undeut-
liche regulär-tetraedrische Erystalle, Oktaeder zuweilen mit Granatoeder, auch Zwil-
linge. Meist derb und dicht, zuweilen mit nierenförmiger Oberfläche. G.==:6,26.
H. = 2V2; spröde ins Milde, ohne Spaltbarkeit. Metallglanz. Stahlgrau, auf dem
frischen Bruch ins Bötliche. Im Kolben schwarzer, auf Kohle weißer, später gelber
Beschlag; leicht schmelzbar. Meist auf Markasit von der Grube Himmelsfürst bei
Freiberg, mit anderen Silbererzen, spärlich (Plusinglanz); in BoUyia bei Potoai und
Guanuni in etwas größerer Menge.
Canfieldii ist ein Argyrodit, in dem das meiste Ge durch 8n ersetzt ist.
(7 8n und 2 Ge), also Ag^ (Sn, Ge) 8^. Ganz ähnlich dem Argyrodit, auch in der
Krystallisation. Von La Paz in Bolivia. Zwischen Argyrodit und Canfieldit in der Mitte
steht ein eisenschwarzes, mattes Mineral, regulär, von Aullagos in Bolivia mit 5% G^
und 3%«/o Sny also mit der Formel: 2{4Ag28. Ge8i) + b{4Agi8.8n8i), Ein ähn-
licher zinnführender Argyrodit ist das früher als Brangniartit bezeichnete, meist
derbe, aber auch regulär und zwar in Oktaedern und Granatoedern, sowie in Spinell-
zwillingen krystallisierte graue bis schwarze Mineral von Potosi in Mexiko.
Den Übergang zur Gruppe der Sulfantimonite vermitteln:
Franckeit 6Fb8 . 25fnS, . S&gSg mit 0,1 % Ge, Eadialstrahlige und -blätt-
rige Kügelchen und kleine Täfelchen, milde, mit mattem Metallglanz; aus den
Gängen von Oruro etc. in Bolivia.
Ky lindrit ßFb8 . 6Sn8i • 8b28sy aus der Provinz Poopo in Bolivia. Schwarze
metallisch glänzende konzentrisch schalige Zylinder; keine deutlichen Krystalle.
Snlfoferrite. Kupferkies.
486
b) Sulfoferrite.
Kupferkies (Chalkopyrit).
CuFeS^ ; 34,67 Cu, 30,54 Fe, 34,89 S. Wird entweder als eine
isomorphe Mischung von CuS und FeS oder als Cu^S .Fe^S^ gedeutet;
beide Deutungen entsprechen den Analysen gleich gut. Versuche zur
künstlichen Darstellung des Kupferkieses haben aber für die zweite
Formel, also fär die Auffassung des Minerals als eine Sulfoferrityer-
bindung entschieden und zwar als ein Salz der Säure H2Fe^S^j deren
Anhydrit Fe^S^ ist.
Quadratisch, yorzttglichstes Beispiel der tetraedrischen Hemiedrie.
Der Habitus der Erystalle ist bald tetraedrisch, bald oktaedrisch ; die
Winkel sind z. T. denen des regulären Systems sehr ähnlich. Das
p
Hauptoktaeder zerf&llt in di» beiden Tetraeder: p = + -g- (111) und
p -
P, = — 2* (m)> ßrsteres meist matt und gestreift, letzteres glatt und
glänzend. plp, = 108^ 40' (S. K.) und 109» 53' (E. K.). Hieraus folgt:
a:c = 1:0,9866. Beide Tetraeder sind zuweilen im Gleichgewicht,
zuweilen ist auch p großer; häufig scheinbar reguläre Oktaeder (Fig.
126) oder Formen wie Fig. 125, bei denen aber immer die abwech-
selnden Flächen verschieden sind. (Die Figuren sind vollkommen zu-
treffend, wenn man in ihnen p statt -^ setzt.) Dies ist auch der Fall
in Fig. 214, wo außer p und p, noch folgende einfache Formen vor-
kommen: das nächste schärfere Oktaeder : c = 21^(201); das nächste
stumpfere Oktaeder: b = Poo (101) und die Basis : a = OP (001). e be-
grenzt die Krystalle zuweilen allein (Fig. 392). Auch spitzere und
stumpfere Oktaeder (resp. Tetraeder) von der Stellung des Hauptokta-
eders fehlen nicht (Fig. 389), wo x = ^^ (114) uM x' = — ^ (114)
4P -.
und ff = s- (441). Ebensowenig Skalenoeder, z. B. in Fig. 390, wo
Fig. 390.
Fig. 891.
Fig. 392.
P2 2P
das Skalenoeder w — -g- (212) mit dem Tetraeder: ^ = -ö~ (^^1) kom-
biniert ist; sogar ganz selbständig kommen die Skalenoeder zuweilen
vor (Fig. 213*). Prismen sind nicht sehr häufig; ein solches bilden
486 ZnsammengesetBte SchwefelTerbindnngen.
die Flächen m = ooP(llO) in der Fig^nr 891 abgebildeten Kombination,
in der außerdem neben den schon erwähnten Flächen p, a, b, c noch
das Skalenoeder s = ^-^- (513) vorkommt, dessen Flächen die Kanten
pIc abstumpfen.
Wenige Krystalle sind einfach, die meisten sind Zwillinge.
Teils sind es Ergänzungszwillinge tetraedrisch ausgebildeter Indi-
viduen, ähnlich wie in Fig. 273, oder spinellartige Zwillinge
oktaedrischer Individuen, wobei eine Fläche p des einen Indi-
viduums und eine Fläche p, des zweiten aneinander liegen, so
daß an der Grenze stets eine Fläche p links und eine Fläche p,
rechts zusammenstoßen und umgekehrt, wie in Fig. 271. Vielfach
wiederholt sich die Zwillingsbildung, ähnlich wie bei dem Zink-
blendezwilliDg Fig. 375, wo nur p statt o zu setzen wäre: dfinne
Zwillingslamellen sind in beiden Individuen nach demselben Gesetz
parallel mit der Zwillingsfläche oder mit den anderen Flächen p ein-
gelagert; oder aber es wächst in einem einspringenden Winkel pip,
noch ein drittes oktaedrisches Individuum an das zweite nach dem^
selben Gesetz an etc. Besonders bemerkenswert ist die, oft wiederholte,
Zwillingsbildung nach p bei Erystallen, welche nur von dem nächsten
schärferen Oktaeder c begrenzt sind; an einer Endkante wächst ein
Individuum zwillingsartig an, so daß die beiden einander diametral
gegenüberliegenden Endkanten in beiden Individuen parallel sind
(vergL Fig. 415 beim Hausmannit). Es können auf diese Weise Ffinf-
linge (Fig. 392) von der Gestalt eines Oktaeders entstehen, dessen vier
nach einer Endecke konvergierende Endkanten in der Mitte nach
innen eingeknickt sind. Auch Zwillinge nach anderen Gesetzen, z. B.
nach 6, kommen als Seltenheit vor. Die Krystalle sind wegen der
Zwillingsbildung oft sehr schwierig zu entziffern, zumal da sie viel-
fach verzerrt und die Flächen wenig regelmäßig gebildet sind.
Spaltbarkeit nach c wenig deutlich; Bruch kleinmuschlig bis un-
eben. Mild ins Spröde. G. = 4,1 — 4,3. H. = 3^ — 4 (Unterschied von
dem ähnlich aussehenden Schwefelkies, wo H. = 6 — 6^). Metallglänzend.
Farbe messinggelb (mit einem Stich ins Grüne, vergl. Schwefelkies).
Zuweilen bunt angelaufen, bes. blau infolge von oberflächlicher Um-
wandlung in Kupferindig; Strich grünlich schwarz. V. d. L. dekre-
pitierend und in der Red. Fl. ziemlich leicht zu einer schwarzen
magnetischen Eugel schmelzbar. Von HNO^j leichter in Königswasser,
unter Abscheidung von 8 gelöst, von HCl kaum angegriffen.
Findet sich häuflg in Erystallen, welche stets aufgewachsen und
selten groß sind. Meist derb, eingesprengt, auch feinkörnig bis dicht ;
zuweilen mit nieriger und traubiger Oberfläche (Nierenkies, z. B. in
Comwall). Vorwiegend bildet er aber ein derbes feinkörniges Ag-
KnplerkieB. BnntkapferkieB. 487
gregat, dem meist ademlich viel Schwefelkies beigemengt ist Diese
Aggregate, oft besser als kapferkieshaltige SchwefeUdesmassen auf-
zufassen, bilden nicht selten mächtige Lagerstätten in alten Schiefem,
wo häufig den genannten E^iesen noch Bleiglanz, Blende etc. beigemengt
ist (Eieslager), so bei Goslar am Bammelsberg, SchmOUnitz in Ungarn,
Falon in Schweden, Bör&s in Norwegen, Rio Tinto und Tharsis, Prov.
Huelva, Spanien eto, wie es schon oben beim Pyrit angegeben wurde.
Mit Magnetkies bei Bodenmais im bayrischen Wald. Zuweilen in
linsenförmigen Lagern mit Spateisenstein, so bei Mitterberg und Eitz-
bühel in Tirol und an anderen Stellen der Ostalpen. Nicht selten
sind einzelne Eömer oder Flitter, oft unsichtbar klein, anderen Ge-
steinen eingesprengt, so dem Kupferschiefer im Mansfeldschen, in
Hessen etc^ sowie den krystallinischen Schiefem in manchen Gtegenden
(Norwegen, sog. Fahlbänder). Selten in Emptivgesteinen. Sehr ver-
breitet auf Erzgängen mit anderen Schwefelverbindungen : Schwefel-
kies, Fahlerz, Bleiglanz, Blende etc. und sonstigen Mineralien, so im
Erzgebirge (Freiberg etc.), Harz (Clausthal), im Siegenschen, bei Dillen-
burg in Nassau, auch im Ural, in (Thile und Peru, Nordamerika (French
Oreek, Penn.). Begleiter des Zinnsteins im Erzgebirge und in Ciomwall.
Er ist ein verbreitetes Mineral und das wichtigste Kupfererz. Ver-
wittert leicht und geht in Vitriol, häufig auch in Malachit tlber, femer
in sog. Ziegelerz, ein ziegelrotes Gemenge von Botkupfererz mit Braun-
und Boteisenstein oder auch in Kupferpecherz, Eieselkupfer und andere
oxydische Verbindungen. Auch in Kupferindig wird er zuweilen in
größeren Mengen verwandelt, sowie in Kupferglanz. Selten als
Pseudomorphose. Neubildung durch Einwirkung von Thermalwasser
auf kupfernen Bohren in Pest
(Sadebeck, Zeitschr. dentsch. geol. Ges. 1868; Fletcher, Philos. magaz. Okt 1882;
Schneider, Journ. f. prakt. Chemie 88, 1888, pag^. 669; Penfleld, Amer. Journal 40,
1890, pag. 207; Lewis nnd Hall, Zeitschr. f. Eryst 34, 1901, pag. 321.)
Bnntknpfererz (Bomit, Buntkupferkies).
Enthält, wie der Kupferkies, Cu, Fe, S, aber in wechselnden Ver-
hältnissen: 6 — 17 Fe und 50—71 Cu. Manche halten es daher für
eine isomorphe Mischung von Cu8, Cu^S und FeS, wozu die Analysen
quantitativ gut stimmen. Da aber die Untersuchung von Erystallen
stets nahe auf die der Formel Cu^FeS^ entsprechende Zusammensetzung :
55,5 Cu, 16,4 Fe und 28,1 S führt, so wird diese als die des reinen
Buntkupfererzes angesehen und die Abweichung davon durch fremde
Beimengungen erklärt Diese Formel läßt sich, analog wie beim Kupfer-
kies, als SCuS.Fe^S^ deuten.
Das Mineral krystallisiert regulär, ohne Blätterbrüche. Die
Erystalle, meist Würfel und Oktaeder mit unregelmäßigen bau-
chigen Flächen, sind stets aufgewachsen. In größeren Massen findet
488 Zusammengesetzt« Schwefelyerbisdimg'en.
sich das B. derb, feinkörnig mit moschligem Brach. Es ist schwach
metallglänzend, undurchsichtig, tombackbraun, läuft aber sehr rasch
bunt, besonders blau und rot, an. H. = 3; 6. = 4,9— 5,1; mild, ins
Spröde. V. d. L. zu einer magnetischen grauen Engel schmelzbar.
In HNO^ und konz. HCl unter Abscheidung von S löslich.
Seltener als Kupferkies, wie dieser und vielfach mit ihm und mit
Kupferglanz zusammen vorkommend, aber immer noch ein wichtiges
Kupfererz. Eingesprengt im Kupferschiefer im Mansfeldschen etc.
Verbreiteter auf Gängen, so im Erzgebirge (Freiberg, Annaberg,
Berggieshftbel), im Harz (Lauterberg), Schlesien (Kupferberg und
Eudelstadt), im Siegenschen, im Banat (Dognaczka); in Comwall auf
Zinnerzgängen. In besonders großer Menge im westlichen Amerika
(Butte-Distrikt in Montana, Peru, Bolivia und Chile), sowie in Kanada»
Besonders große Krystalle von dem Mellitzgraben bei Prägratten in
Tirol. Erleidet dieselben Umwandlungen wie der Kupferkies.
(Bammelsberg', Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. 18, 1866, pag. 19.)
Dem Bnntkupfererz stehen nahe nnd sind vielleicht nur unreines Bnntknpferers:
HomiMin von Planen in Sachsen (vielleicht anch zum Kupferkies).
Castiüit^ ^^haltig, von Gnanacevi in Mexiko.
Barnharäüt^ derb, bronzegelb, brann anlaufend ans Nord-Carolina, mit einer
der Formel: ^CutS.Fe^S^ entsprechenden Znsammensetmng.
Vergl. anch den Cvban, Cu8 . FctS^ nnd den Daubridith, Ft8 . 0,8, (pag. 470).
c) Sulfkntimonite, Sulfkrsenite und Sulfobismuiite.
Die Mineralien von derselben allgemeinen Formel: mMS ,nB^8% sind in eine
Gmppe zusammengefaßt. M bedeutet das reguläre Metall (P&, Agt etc.), R das
rhomboedrische (8&, As etc.). Die sauersten Verbindungen sind vorangesteUt, diesen
folgen die basischeren, unter ihnen namentlich viele Verbindungen von FbS und
Sb^Sz in sehr mannigfachen Verhältnissen, die sog. Bleispießglanz e.
Verbindungen M8 . 2B^S^ = MR^S^.
Livingstonit HgSbiS-j^HgS .28b^t, von Ghiadalcazar und Huitzuco in
Mexiko. Bhombische, denen des Antimonglanzes ähnliche Prismen. HeUbleigrau mit
rotem Strich. Die Zusammensetzung ist noch unsicher.
Verbindungen 2MS . 322,5, = M^B^S^^.
Chiviatit PbiBi^i = 2^8 .SBi^g, Dem Wismutglanz ähnlich aussehende
bleigraue blättrige Aggregate von Chiviato in Peru.
Verbindungen 3M8 . iR^S^ = M^R^S^^.
Cuprohismutit CueBJsSiB = SOut^S . IBitSg, zuweilen etwas Ag. Missouri
Mine in Colorado. Noch nicht genügend untersucht
Verbindungen MS . R^S^ = MR^S^.
Berthierit (Eisenantimonglanz). FeS . Sb^Sg, doch werden auch andere
Formeln angegeben, was wohl auf einer Beimengung von Antimonglanz oder von
Isodimorphe Gruppe des Zinckenits und Miargyrits. 4g9
Schwefelkies beruht Stahl- bis bleigraue, oft bunt angelaufene, stenglige bis fasrige
Aggregate, teilweise dem Antimonglanz ähnlich, von Brännsdorf bei Freiberg, yon
Comwall, Ton Chazelles (AuTergne), Anglar (D6p. de la Crense), Arany-Idka (Ungarn),
Kalifornien. Ist vielleicht gar keine reine Substanz, sondern ein Gemenge, etwa von
Antimonglanz und Schwefelkies.
Isodimorphe Qruppe des Zinokenits und Miargyrits.
Die übrigen hierher gehörigen Mineralien schließen sich einerseits an den rhom-
bischen Zinckenit: FbS.Sb^Sif anderseits an den monoklinenMiargyrit: Äg^S.Sb^St
an. Sie bilden zwei nach diesen beiden Mineralien genannte isomorphe Beihen, die
wegen einiger beiden gemeinsamen Glieder als im Verhältnis des Dimorphismus
stehend betrachtet werden müssen.
a) Isomorphe Reihe des Zinolienits.
BhombiBch; Krystalle strahlig; ähnlich denen des Antimonglanzes.
a:b:o
Zinckenit : FbS . Sb^St ; 0,6575 : 1 : 0,6d53.
Andorit : (P6, Ägt) 8 . Ä6 A ; 0,5747 : 1 : 0,5618.
Skleroklas : PbS . Aa^S^ ; 0,5389 : 1 : 0,6188.
Galenobismutit: PbS.BÜSz; ?
Selenbleiwismutglanz: Pb (5, 8e) . Bi^ {8, Se),; ?
Alaskait : (P6, Äg^, Ou,) 8 . 31^8^ ; ?
Silberwismutglanz: Ag28.Bii8t; ?
Empleküt : C%ht8 . Bi^8t ; 0,5430 : 1 : 0,6256.
Wolfsbergit : Cu^S . 8b^8t ; 0,5312 : 1 : 0,6395.
ZincX:eni^ (Bleiantimonglanz). Pb8b^8i^=Pb8,Sbi8i. Die spießigen Krystalle
sind pseudohexagonale Drillinge (scheinbar sechsseitige Prismen mit einem flachen
Dihexaeder der anderen Stellung). Sie sind bündelartig verwachsen. Auch dicht.
Dunkektahlgran mit schwarzem Strich. Milde. H. = 3— SV«. G. » 5,3. Wolfsberg im
Harz auf Antimonitgängen, Hausach im Schwarzwald. Der dunkelstahlgraue, lebhaft
metallglänzende Andorit von Felsöbanya in Ungarn ist ein etwas Silber enthaltender
Zinckenit. Nicht wesentlich vom Andorit verschieden ist wohl der 8undHt und
Webneritf beide von Oruro in Bolivia.
8klerokla8 (Sartorit, Ar8enomelan(?), Bleiarsenglanz). PbAa28i = Ph8 . Aj^8^.
Hellbleigrau mit rotbraunem Strich. SprOde. NadelfOrmige, sehr zerbrechliche und
sehr dünne basisch spaltbare Krystalle, aus dem Dolomit des Binnentals im Kanton
Wallis mit zahlreichen anderen ähnlich zusammengesetzten Mineralien.
Galenob%9mutit (Bleiwismntglanz). PbB%^8^ = PbS , 3x^8^. Zinnweiß.
Mit Ged. Wismut von der Ko-Grube in Wermland und von Bezbanya in Ungarn
{Btzbanyit^ der aber vielleicht auch ein besonderes, etwas ^reicheres Mineral ist).
Im 8deiMeiw%8muUpat von Falun in Schweden ist ein Teil des 8 durch Se (bis
14% 8e) ersetzt. Der lichtbleigraue Alaskait aus der Alaskagrube in Colorado ist
ein Bleiwismutglanz, der bis 9%Ag und bis b%Cu enthält Hier schließt sich
wohl auch an der:
8ilbertoi8mutglanz (Argentobismntit, Matildit), dessen gestreifte rhombische
Krystalle vielleicht mit denen des Emplektits isomorph sbd. Ag^Bi284, =
Agi8,Bii8t', 28,4% il^. Meist derb; grau mit hellgrauem Strich. Grube Matilda
bei Morococha in Peru und von Lake City in Colorado. Ein ähnliches Mineral auch
in den Gängen des Schapbachtales im Schwarzwald (vergl. Plenargyrit, pag. 490).
490 ZvBammengeaetzte SchweMT^indimgeiL
Emplektit (EnpferwiBmatg^lans s. T.). Zinnweiße, meist gelb angelaiifene,
im Strich schwane, hasisch deutlich spaltbare dttnne Nadeln im Qnars. Grabe
Tannenbaum bei Schwaneenberg im Erzgebirge, bei Aamdal in Telemarken (Nor-
wegen); auch Ton Wittichen im Schwarzwald, Ten Bezbanya in Ungarn, Copiapo in
Chile etc.
Wolfsbergit (Enpf erantimonglanz , Chalkostibit). Cu^ShtS^^ Cut8 , 8b^g,
Tafel- oder sftulenförmige Krystalle, deutlich basisch spaltbar, sowie derbe, fein-
körnige Massen. Schwarzgrau, oft bunt angelaufen. Wolfisberg am Harz; Guejar
in Andalusien (Guejarit); Boliyia.
b) Isomorphe Reihe des Miargyrits.
Monoklin. Isomorphismus noch nicht genügend festgestellt.
aihic ß
Miargyrit : AgtS . Sb^S^ ; 0,7479 : 1 : 0,6432 91 « 40*.
Plenargyrlt: Ag^S.Bi^Sg; ?
Lorandit: Tl^S . A^S^ ; 0,6827 : 1 : 0,6660 90» 17'.
Miargyrit (Silberantiinonglanz, HypargyTit).
Ag^Sb^S^ = Ag^S. Sb^S^. S6,7S Agj wenig Cu und Fe. Kleine
monokline Erystalle, nadeiförmig oder dick tafelförmig, selten. Brach
kleinmuschlig bis uneben. Milde. G. = 6,2. H. = 2 — 2^. Undurch-
sichtig. Halbmetallischer, ins Diamantartige gehender Glanz. Donkel-
stahlgran mit kirschrotem Strich, ähnlich dunklem SotgUtigerz. Leicht
schmelzbar; mit Soda geschmolzen gibt er ein Silberkom. Auf Erz-
gängen, zu Drusen vereinigte KrystäUchen oder derb, mit anderen
Silbererzen, besonders Botgültigerz, mit denen zusammen er auf Silber
yerhtlttet wird; ist aber im ganzen selten. Ändreasberg im Harz,
überwächst zuweilen Eotgültigerz (fahles Botgülden z. T., Hypargyron-
blende) ; Bräunsdorf bei Freiberg, PHbram in Böhmen, Guadalajara bei
Madrid; Potosi, Zacatecas u. a. 0. in Mexiko. Der von FelsObanya
in Ungarn hat 4% P^ (Kenngottit).
(Weisbach, Pogg. Ann. 125, 1866, 441 und Zeitschr. f. Eryst II, 1877, 55;
G. von Kath, ibid. Vm, 1883, 25; Lewis, ibid. Vin, 545; Eakle, ibid. XXXI,
1899, 209.)
Plenargyrit Ag^S.Bi^t. Kleine schwarze spröde KrystäUchen ans den
Silbererzgängen des Schapbachtales im Schwarzwalde, soUen mit Miargyrit isomorph
und nach der obigen Formel znsammengesetzt sein, was aber alles noch der Be-
stätigung bedarf (vergL Silberwismntglanz, pag. 489).
Lorandit TkAs^S^ ^ Tl^S . As^j^. Durchsichtige cochenillerote Täf eichen
oder kurze Prismen, monoklin, nach einer Fläche parallel der Symmetrieachse yoU-
kommen spaltbar. Selten, auf dem Realgar von Allchar in Macedonien. (Goldschmidt,
Zeitschr. f. Kryst. 30, 1898, 272.)
Verbindungen OfS . SR^S^ = M^R^Sj^^.
Baumhauerit. 4kPb8 , SAffS^. Monoklin. Begleiter des Skleroklas und
anderer Bleiarsenite im Dolomit des Biunentals im Wallis.
Isomorphe Beihe des Jamesonits. 491
Verbmdmgen bMS . 4B,/S, = M^B^S^^ .
Plagionit 6Fb8.4L8bA' BicktafelfOnBige moBokline, nach einem Prisma
spaltbare Krystalle, anch derbe, snweilen tranbi^ Massen. Schwänlich bleig;ran mit
schwarsem Strich; y. d. L. heftig xerknistemd. Wol&berg am Harz; Arnsberg in
Westphalen, hier etwas weniger Antimon nnd mehr Blei nnd z. T. in der Form des
Federerzes (s. d. pag. 460. 491) ausgebildet (Yergl. Semseyit, pag. 492.)
Liveingit bPbS.AAsA- Bhombisch; ftnOerlich ähnlich dem Bathit Wie
dieser im Dolomit des Binnentals im Wallis.
Verbindimgen SMS . 2iZ,iS, = M^R^S^.
Klaprothit SCfutS ,2Bi^8g, Lang prismatische nnd stark längsgestreifte
nach der Qnerfläche roUkommen spaltbare, metallglänzende, stahlgrane Erystalle mit
schwarzem Strich. G. = 4,6. H. = 2Vfi* Von Wittichen n. a. 0. im Schwarzwald,
Sommerkahl im Spessart.
TFarren i ^ (Domingit). SPbS.28b^; etwas ^e. Granschwarz, wollähnlich
▼erfilzte haariörmige KrystäUchen von der Domingo^mbe in Ck>lorado.
Schirmerit von analoger Zusammensetzung, aber Bi nnd 26%ii^ neben
13\Pb enthaltend, also 3(Agi, Fb)8.2B^Sg. Derb, feinkörnig. Bleigran; metall-
glänzend. Im Quarz eingewachsen, ebenfaUs in Colorado.
Baihit (Arsenomelan (?) ). SFb8 . 2Ļ28t ; zuweilen etwas und zwar bis 6\ 8h,
Bhombische, graue metallglänzende, prismatisch gestreckte, längsgefurchte, nach zwei
Bichtungen yoUkommen spaltbare Kryställchen. Äußerlich sehr ähnlich dem Skleroklas,
den er im Dolomit yom Binnental in Wallis begleitet Das einzige etwas 8b ent-
haltende Mineral yon dort, dem alleinigen wichtigen Fundort der in der Natur yor-
kommenden Bleiarsenite.
Verbindungen 2M8 . R^S^ '^ M^R^S^.
Isomorphe Reihe des Jameaonite.
Bhombisch.
Jamesonit: 2Ib8.8bt89; a:d:c=0,915: 1 :?
Dufrtnoysit: 2Pb8 . ^,5«; aihic^ 0,938 : 1 : 1,531.
Cosalit: 2PdiS.Ä,/%; a:d:c = 0,919:l : 1,460.
Jamesonit (Querspießglanz). 2Pb8 . 8bA. Bhombische Prismen und Nadeln
mit deutlichem basischem Blätterbruch, zuweilen zu sternförmigen Gruppen radial an-
geordnet. Meist derb, strahlig und fasrig. Mild. G. = 6,6. H. = 2— 2*/«. Dunkel-
stahlgrau bis bleigran mit grauem Strich. In Gomwall in größeren Mengen, in
Spanien, bei Nertschinsk in Sibirien etc., auf Erzgängen, ffierher das meiste Federerz
<Heteromorphit, Plumoeit), außerordentlich zarte Nädelchen yon Jamesonit, welche
.yielfach zu filzahnlichen Massen you geringem Glanz und dunkelgrauer Farbe in-
einander yerwebt sind; an mehreren Orten im Harz z. B. bei Neudorf, im Erzgebirge,
bei FelsObanya (yergl. auch bei Antimonglanz, pag. 450, der zuweilen ähnliche
Aggregate bildet). Unreines Federerz sind auch die rotbraunen Lappen yon Andreas-
berg und Clausthal, die man Zundererz nennt; hier ist Botgttltigerz und Arsenkies
mechanisch beigemengt
Dufrinoysit (Binnit, Skleroklas). 2Fb8.A»t8g. Selten gute Erystalle, zu-
weilen ziemlich große dicke Prismen; sehr flächenreich, mit einem yollkommenen
basischen Blätterbruch. Sehr spröd und zerbrechlich. Dunkelbleigrau mit rötlich-
braunem Strich. Lebhafter Metallglanz. H.=3. G.=5,5— 5,6. Binnentol im Dolomit
Co Bali t 2FbS,Bit8t mit etwas Ag. Derb, bleigrau yon Cosala in Mexiko,
492 Zusammengesetzte Schwefelverbindangen.
anch Ton Besbanya in Ungarn and Ton Ck)lorado. Damit identisch ist wahrschein-
lich der Stahlgrane, meist strahlige, zuweilen auch deutliche Erystalle bildende
Bjelkit von Bjelkes Eisengrube in Wermland, Schweden.
Schapbachit (Wismutsilbererz) ist Tielleicht ein silberhaltiger Ck)salit.
{2i %Ag neben 21% Pb.) KLeine rhombische, basisch spaltbare, lichtbleigraae
Eryst&llchen aus den Silbererzgftngen des Schapbachtals im Schwarzwald.
Kohellit 2PbS.(Bi, 8b)t8zf ist ein Antimon und auch etwas Eisen ent-
haltender Cosalit yon Vena in Schweden, wo er mit Kupferkies, Eobaltarsenkies
und Eobaltglanz vorkommt Äußerlich gleicht er einem feinstengligen Antimonglanz.
Semaeyit hat wahrscheinlich dieselbe Zusammensetzung wie der Jamesonit,
2Fh8 . S&aSs, doch wird ihm auch die Formel : IFbS . 3S&,S, oder 9Fb8 . 486«% zu-
geschrieben. Jedenfalls sind die kleinen, grauen metallglänzenden Ery ställchen, yon
denen des J. ganz yerschieden und mehr denen des Plagionit (pag. 491) ähnlich.
G. = 5,99. Von Felsöbanya in Ungarn und Wolfsberg am Harz.
Verbindungen bMS . 2R^S^ = M^R^S^^.
Isodimorphe Reihe des Boulangerite.
Bhombisch. a:b:c ß
Boulangerit : hFbB . 2^8^ ; := 0,6627 : 1 : 0,7478.
Diaphorit:
Monoklin :
Freieslebenit :
» 0,4919 : 1 : 0,7345.
5(P&,il^,)ß^.2S&A;
= 0,5872 : 1 : 0,9278 ; 92« 14'.
Die Verbindung 5(i%, Ag^^ 8 . 2Sbi89 ist dimorph und liefert die beiden hetero-
morphen Mineralien: den monoklinen Freieslebenit und den rhombischen Diaphorit.
Mit letzterem ist der Boulangerit isomorph.
Bonlangerit.
bPhS . 2Sb^S^ mit 55,4 Ph und 25,7 Sb. Rhombisch, doch sind
deutliche Erystalle mit dem oben angegebenen Achsensysteme und
yon prismatischer Form sehr selten. Meist feinkörnige oder -fasrige,
auch dichte Massen ähnlich dichtem Antimonglanz, mit wenig leb-
haftem Metallglanz, bleigrauer Farbe und schwarzem Strich. Von
heifier Salzsäure gelöst unter Entwicklung von H^S und von Salpeter-
säure zersetzt. Im allgemeinen spärlich auf Gängen, so bei Oberlahr
und Mayen in der Eheinprovinz, bei Wissen a. d. Sieg, Wolfsberg im
Harz, PHbram in Böhmen, am Schneeberg in Tirol, bei Bottino in
Toskana, Sala in Schweden, in Lappland, bei Nertschinsk in Trans-
baikalien etc. Nur bei Moli6res im Departement du Gard in größerer
Menge und hier als Bleierz wichtig.
(Hj. Sjögren, Geol. Foren L Stockholm, FOrhandl. 19, 1897, pag. 163.)
Diaphorit. b{Fbf Ag^) 8 , Bb^Ss, also ein silherhaltiger Boulangerit, da auch
in der KrystaUform nahe Überebstimmung herrscht. G. = 5,90. Stahlgrau und
metallisch glänzend; dem Freieslebenit sehr ähnlich. Kleine flächenreiche rhombische
Eryställchen bei PHbram und Felsöbanya. Sehr selten.
Freieslebenit (Schil^laserz). Zusammensetzung ^e bei Diaphorit, aber
monoklin. Kleine blei- bis stahlgraue schwarz anlaufende im Strich graue KrystäU-
Isodimorphe Beihe des Bonlangerits. Isomorphe Beihe des Bonroonits. 493
chen mit mehreren treppenförmig ahwechselnden Prismen, die längs gestreift sind
und so den Krystallen ein schilfähnliches Aassehen verleihen. G. =» 6,19—6,38.
H. = 2 — ^2 Vf. Auf den Silhererzgängen von Freiberg, PHbram, Ejipnik und Felsö-
banya, Hiendelaendna in Spanien, Nevada. Bei Batiborschitz in Böhmen J9i-haltig.
(Für Diaphorit und Freieslebenit siehe : v. Zepharovich, Sitzgsber. Wien. Akad.
Bd. 63, 1871, pag. 1; Bflcking, Zeitschr. f. Eryst. ü, 1878, pag. 425; Yrba, ibid.
pag. 169.)
Verbindungen SMS . R^S^ = M^B^S^.
Isomorphe Reihe des Bournonite.
Bhombisch : a:h:c
Boumonit : 2Pb8 . Cu^S . Sb^S^ ; == 0,9379 : 1 : 0,8968.
Nadelerz : 2Pb8 . Cu^S . Ä,S» ; = 0,9719 : 1 : ?
Wittichenit : SCv^S . BiA ;
Seligmannit : 3(1?/ B^/) S . As^ ; = 0,9280 : 1 : 0,8757.
(Vergl. ferner Fenerblende.)
Bonmonlt (Spießglanzbleierz, Schwarzspießglanzerz).
2Pb8 . Cu^S . Sb^S^ = PbCuSbS^, ähnlich dem Nadelerz, mit 42,38
J&, 12,98 Cuy 24,98 8b, 19,66 S; kein Ag, znweilen Fe, Mn und As.
Erystallisiert rhombisch mit Annäherung an das Quadratische:
m = ooP (110); mim = 93 ® 40'; dazu häufig die Abstumpftingen beider
Kanten durch die Querfläche a = ooPöS (100) und die Längsfläche
b = ooPäo (010), auf welche die beiden Domen o = Pöö (101) und
n = PSo (011) aufgesetzt sind; sowie die sehr ausgedehnte Basis c = OP
(001) (Fig. 393). Eine andere Kombination ist in Fig. 394 dargestellt.
Fig. 393.
Fig. 396.
Fig. 396.
Fig. 397.
in der das Prisma und die zwei Pinakoide a und b fehlen, dagegen
über 0 noch das Doma x = ^P<» (102), sowie das Oktaeder m = ^P
(112) als Abstumpfung der Kante nfo auftreten, ofc -= 136® 17';
njc = 138 <> 6', daraus a:b:c = 0,9379 : 1 : 0,8968. Zwillinge nach m
sehr häufig, wegen der annähernden Rechtwinkligkeit des Prismas oft
von einfachen Krystallen schwer zu unterscheiden. Ein solcher aus
zwei Individuen der Form Fig. 394 bestehend ist Fig. 395 abgebildet ;
hier sind beide Individuen aneinandergewachsen, zuweilen durchkreuzen
494 ZuBammeBgesetste SchwefelyerbindniigeiL
sie sich auch, ähnlich wie beim Stanrolith. Nicht selten wiederholt
sich die Zwillingsbildnng und zwar entweder reihenförmig, dann
sind in die großen Individuen des Zwillings Fig. 395 einzelne
dünne Lamellen parallel mit der Zwillingsfl&che zwillingsartig nach
demselben Gesetz eingeschoben; oder die Verwachsnng ist cyklisch,
es entstehen dann radf&imige Vierlinge, wie es Fig. 396 zeigt (B&del-
erz). Auch Parallelyerwachsnngen mehrerer einfacher Individuen
(Fig. 397) kommen vor. Die Erystalle sind stets als dicke Tafeln
ausgebildet und kommen nur aufgewachsen vor. Meist derb.
Kein Bl&tterbruch, Bruch kleinmuschlig bis uneben; spröde ins
Milde, H. — 2^—3. 6. = 5,70—6,86. Bleigrau bis eisenschwarz,
graulich-schwarzer Strich, metallglänzend, undurchsichtig. V. d. L.
leicht schmelzbar zu einer schwarzen Eugel; gibt weiBe Dämpfe und
hinterläßt schließlich eine Cu-reiche Schlacke. In HNO^ teilweise lös-
lich ; mit Ammoniak blaue Flüssigkeit. Die Erystalle und derben Massen
des Minerals finden sich mit anderen Blei- und Kupfererzen auf Blei-
und Antimonerzgängen. Horhausen (Er. Altenkirchen) ; Neudorf, Wolfs-
berg und Clausthal im Harz; Bräunsdorf im Erzgebirge; Eapnik in
Ungarn, vielfach Zwillinge und parallelverwachsene ErystaUe (Bädel-
erz); Nagyag in Siebenbürgen; Waidenstein, Olsa und Wölch in
Eämten (hier zersetzt, Wölchit) ; Pf ibram in Böhmen, Comwall, Pont-
gibeaud in Frankreich, Mexiko, Bolivia, Chile, Peru etc. Wird zu-
weilen auf Pb und Cu verhüttet
(Zirkel, Sitcgsber. Wiener Ak. Bd. 45, 1862, pag. 431 ; Hessenberg, Min. Notisen
(3); T. Kokscharow, Materialien, Bd. YIII, 1878, 123; Miers, Min. Mag. VI, 1884^
pag. 69; Tennier, BolL soc. min. XX, 1897, pag. 1; Gk)nnard, ibid. pag. 312.)
Nadelerz (Belonit, Patrinit, Aikinit). 2PhS . Cu^ . Bi^ß := FbCuBiS^, ftbnüch
dem Boamottit Schwärzlich bleigrane Haare and Nadeln ohne deutliche £nd-
begrenznsg, hftofig gelb angelaufen. Im weißen Goldquarz von Berectowsk im Ural,
auch im Staate Georgia. Es ist vielfach verwittert und der Quarz in der Umgebung
daher nicht selten durch Malachit grün gefärbt.
Wittichenii (Eupf erwismutglanz z. T., Wismutkupferblende). 3 Cu^S . Bi^Sfi.
Bhombische Eryställchen selten, meist derb, feinkörnig. Bleigrau, rGtlich anlaufend.
Im Schwerspat bei Wittichen im Schwarzwald.
Seligmannit hat sehr nahe die Kiystallform desBoumonit (siehe oben) und
das Aussehen des Skleroklas, den er im Dolomit des Binnentals nebst mehreren
anderen Sulfarseniten begleitet. Es ist daher zu vermuten, daO er das dem B. ent-
sprechende Sulfarsenit darstellt Wegen größter Seltenheit ist noch keine voll-
ständige Analyse gemacht worden.
Vielleicht gar keine homogenen Substanzen sind die nur derb und unvoUständig
bekannten:
Emhrithit und Plumb^ostih, grau, metallisch. SPb8,SbA, Nertschinsk.
Guitermanit SPbS.ASiSt- Kalifornien.
Lillianit SPb8 . BitS^ mit etwM Ag. Grau. Lillian Mine bei Leadville,
Colorado. Vena, Schweden, mit etwas Sb, aber ii^-frei.
Isodimorphe Beihe der BotgfÜtigene.
495
Sulvanit Soll 3CW,S. VtSt oder iCu^S -VA «ein. Derb, metallisch, hrome-
gelb, Strich schwarz. G. = 4 ca. H. »3. In einiger Menge auf der Borra-Bnrra-
Gmbe in Südanstralien.
laodimorphe Reihe der Rotgüttlgerze (Silberblenden).
a) Bhomboedrisch-hemimorphe Beihe des Botgttltigerzes.
aic
BnnUes Botgttltigerz : ^Ag^S . Sbßt . BjE ^ VJ^ 42' (E. K); 1 : 0,7892.
Lichtes Botgttltigerz : ZAg^S . As^ . R\E = 107<» 50' (E. E.) ; 1 : 0,8038.
Beide Verbindungen meist fttr sich, größere Mengen isomorpher Beimischungen
kommen kaum yor. Die Bhomboederwinkel stehen denen des Kalkspats sehr nahe.
Chemisch genau mit den Botfcttltigerzen übereinstimmend ist die
b) Mo nokline Beihe der Fenerblende. a:b:e ß
Feuerblende : ^Ag,ß . 8b A ; 1,9466 : 1 : 1,0973 ; 90» ca.
Xanthokon : SAgtS . Aß^8z ; 1,9187 : 1 : 1,0162 ; 9P 13'.
Stylotyp: ^Cut,Agt,Fe,Zn)8.(Sb,A8,Bi)t8^; 1,9202:1:1,0355; 90» ca.
Dunkles Betätigen (Antimonsilberblende, Pyrargyrit).
Ag^SbS^ ; 59,78 Ag, 22,51 Sb, 17,71 S; oft ein wenig As. Viel-
fach sehr schöne, stets aufgewachsene, langprismenfönnige oder auch
skalenoedrische Erystalle der rhomboedrisch - hemimorphen Klasse.
Besonder häufig ist das zweite Prisma: n = ooP2 (1120), das nie
fehlt und fast stets herrscht ; seltener das erste Prisma k = ooB (1010),
von dem aber infolge des Hemimorphismus nur die abwechselnden
Flächen auftreten, die abwechselnden Kanten von n abstumpfend^ und
Fig. 398.
Fig. 399.
Fig. 400.
Prismen von gleichseitig dreieckigem Querschnitt bildend (vergl. Tur-
maUn und (128)). Die Basis c = OP (0001) ist nicht häufig, tritt aber
doch zuweilen als einzige Endbegrenzung der Prismen auf, dann meist
rauh. Die gewöhnlich vorkommenden Endfiächen^ sind Bhomboeder
und Skalenoeder; das Hauptrhomboeder P = JR (1011) ist nicht selten,
doch fehlt es auch vielfach ; es ist an den Enden der Prismen zuweilen
allein vorhanden, ebenso das nächste stumpfere ;er «= —^i2 (0112) (Fig.
399). Häufiger stumpft aber e die Endkanten von P ab ; ebenso häufig
werden die Kanten Pjz durch die Flächen des Skalenoeders l = ^i23
(2134) und die Kanten Pjn durch die des Skalenoeders & — Ü3 (2131)
496 ZnsammeiigesetEte Schwefelyerbindnngen.
abgestumpft, so daß die Kombinatioii Fig. 398 (anf die Basis projiziert)
entsteht In der Eichtong der Kanten Pin (oder Ä/n) sind die Prisma-
flächen n meist deutlich gestreift, aber, der Hemimorphie entsprechend,
gegen beide Enden verschieden. Oft treten noch weitere Ehomboeder
und Skalenoeder hinzu, so daß sehr komplizierte und flächenreiche Ge-
stalten entstehen. Die letzterwähnte Kombination (Fig. 398) ist wieder
verschieden, je nachdem die steilen Flächen von h vorherrschen oder
nicht; im ersteren Falle entstehen KrystaUe mit spitzer Endigung,
an denen die Endecken von h nur wenig durch die Flächen P, £f und
Z modifiziert werden, im anderen haben die Krystalle stumpfe En-
digungen ; fast bei allen spitz zulaufenden Krystallen ist das Skaleno-
eder h die am Ende herrschende Form. Da die Krystalle fast immer
mit einem Ende aufsitzen, so ist die verschiedene Ausbildung beider
Pole sehr selten zu sehen. Zuweilen erfolgt das Anwachsen mit einer
Stelle des Prismas, dann treten zweiseitig begrenzte Formen, manchmal
wie in Fig. 400 auf, an denen aufler den schon genannten Flächen noch:
/ = |iJ5 (3257) und p '^Jlö (3251) und am anderen Ende das spitze
Sklalenoeder F=R^ (4153) ausgebildet sind. Es ist möglich, dafl die
einseitig begrenzten Krystalle mit spitzer Endung stets den einen,
die mit stumpfen Flächen den anderen Pol eines vollständigen Indi-
viduums darstellen.
Zwillinge sind nicht selten. Solche mit parallelen Achsen (Er-
gänzungszwillinge) häufig; beide Individuen stoßen mit zwei gleichen
Polen zusammen und die beiden anderen gleichen Pole bilden die En-
dungen, so daß der Hemimorphismus scheinbar verschwindet. Eine
deutliche Binne längs der Zwillingsgrenze quer zu den Kanten über
die Prismenflächen weg läßt die Bildung erkennen. Zwillinge mit ge-
neigten_ Achsen besonders nach dem Gesetz: Zw. Fl. eine Fläche von
1-B (1014) (zweites stumpferes Ehomboeder, dessen Flächen die E. K.
des nächsten stumpferen s gerade abstumpfen). Zwei Individuen sind
so verwachsen, daß zwei Endkanten und ebenso je zwei Flächen von ^
zusammenfallen, wenn 0 die Endbegrenzung bildet, so dafl also eine
Abstumpfung dieser gemeinsamen Kante 0J0 ununterbrochen durch
beide Individuen hindurchgeht; dies ist eben eine Fläche von \B.
Zuweilen ist an jeder Endkante eines Individuums ein anderes an-
gewachsen, so dafl Vierlinge entstehen. Die Yerwachsungsflächen sind
auf der gemeinsamen Endkante 0I0, also auch auf der diese abstumpfen-
den gemeinsamen Zwillingsfläche ^R senkrecht; die Hauptachsen be-
nachbarter Individuen machen 26^ T (Fig. 399). Zwillinge nach an-
deren Gesetzen sind seltener.
Bl. Br. parallel P ziemlich deutlich; Bruch uneben bis splittrig;
mild ins Spröda H. = 2—2^, Q. = 5,75—5,85, die niederen Zahlen,
wenn ^-haltig. Dunkelcochenillerot ins Bleigraue, Strich hellrot,
Isodimorphe Reihe der Rotgllltigerze. 497
metallischer Diamantglanz ; rot durchscheinend bis undni^chsichtig,
selten durchsichtig. — D. Br., ca «= 3,084, e = 2,881 (Li), also außer-
ordentlich starke Lacht- und Doppelbrechung.
Zerknistert im Kolben, schmilzt leicht und gibt dann ein rotes
Sublimat von Sb^S^, V. d. L. auf Eohle yS&-Bauch und -Beschlag und
ein Ag-Korn. In HNO^ schwarz werdend und dann z. T. aufgelöst;
auch in Kalilauge teilweise löslich.
Die Krystalle und derben Massen, auch dünne Anflflge und den-
diitische Bildungen, finden sich nur auf Gängen, zuweilen in erheb-
lichen Mengen, mit anderen Silbermineralien und meist Kalkspat.
Das Rotgültigerz ist eines der wichtigsten Silbererza Andreas-
berg im Harz, Grube Gonderbach bei Laasphe in Westphalen, vielfach
im Erzgebirge (Freiberg, Johanngeorgenstadt etc.) ; Pf ibram in Böhmen ;
Schemnitz und Ki*emnitz in Ungarn; Kongsberg in Norwegen; auf
allen Silbererzlagerstätten des westlichen Nord- und Süd- Amerika, so
namentlich z. B. in Nevada und Idaho, bei Zacatecas und Guanajuato
und vielen anderen Orten in Mexiko, bei Chanarcillo in Chile etc.
Lichtes Botgftltigerz (Arsensilberblende, Proustit).
Ag^AsS^ ; 65,46 Ag, 15,15 As 19,39 5, meist eine kleine Menge Sb.
Krystallographisch vom vorigen nicht wesentlich verschieden, nur
etwas andere Winkel und meist die Krystalle flächenärmer. Die Basis
scheint ganz zu fehlen und die Formen sind weit häufiger skaleno-
edrisch, als beim dunkeln B. Die Zwillingsbildung und die Spaltbar-
keit sind wie dort^ aber Hemimorphie ist noch nicht deutlich beobachtet.
H. = 2— 2^. G. = 5,5—5,6, wenn Sft-haltig bis 5,64. Farbe lichter
als bei dem Antimonrotgültigerz, hellcochenillerot; Strich morgenrot;
durchscheinend oder durchsichtig. — D. Br., w = 2,9789, e = 2,7113
(Li). In HNO^ und Kalilauge teilweise löslich ; in der Hitze wie das
dunkle B., gibt aber As-Raxich und -Geruch. Vorkommen wie dort,
aber im allgemeinen seltener, und daher als Erz weniger wichtig.
Auch in der Hauptsache an den gleichen Fundorten: Freiberg,
Chalanches im Dauphin6 (Frankreich); westL Unionsstaaten (Nevada);
Chanarcillo in Chile, Peru, Mexiko etc. An einigen Orten findet sich
aber Proustit auch ohne größere Mengen von Pyrargyrit (Wittichen
im Schwarzwald, Markirch in den Yogesen, Joachimsthal, Annaberg,
Marienberg im Erzgebirge). Nicht in Andreasberg (das hier vor-
kommende „Lichte Rotgfiltigerz^ ist gleichwohl Antimonrotgültigei*z),
auch nicht auf Grube Gonderbach etc.
Beide Erze sind zuweilen in Ag verwandelt, bilden auch Pseudo-
morphosen nach Silberglanz.
(Miere, Zeitechr. t Kryst. XV, 1889, 129; Schuster, ibid. XII, 1886, pag. 117;
Qu. Sella, Quadro delle forme cristaUine deU' Argento rosso, Abb. Turin. Ak. 1866;
Streng, N. Jahrb. f. Hin. 1878; Betbwiscb, N. Jahrb. f. Min. IV, BeiL-Bd. pag. 31.)
Baner, Hineralogie. ^^
498 Znsammengesetete SchwefelYerbindnngen.
Dieselbe Ziuaminensetzimg wie das dunkle Rotgfiltigen, also SAg^S . Sb^S^y welche
Substanz danach dimorph w&re, hat die in kleinen dtinnen pommerancengelben bis
rOÜichbrannen monoklinen Täfelchen Torkommende Feuerhlende (Pyrostilpnit) von
Andreasberg; dasselbe Mineral findet sich auch hei Freiberg, Pfibram, Felsöbanya,
Chanarcillo. G. = 4,2—4,3 ; H. = 2.
Damit isomorph und von der Zusammensetzung des Pronstits ist der Xanthökon^
(Bittingerit). SAgiS.ÄSiSt- Monokline Kryst&llchen, anscheinend rhomhoedrische
Täfelchen, ähnlich denen der Feuerhlende. H. = 2^^, G. == 5,54. Pommeranzen-
gelb his rot, durchscheinend. Begleitet als Seltenheit das Arsenrotgültigerz: Freiberg,
JoachimsthaJ, Enpferberg in Schlesien, Markirch, Felsöhanya, Chanarcillo etc.
(Miers, Min. Mag. X, 1891, pag. 1.)
Stylotyp. 3(0m„ Äg^, Fe, Zn)8.{8b, As, Ä),iS, mit 8,3 Äg, zuweilen un-
deutliche Krystalle, welche Winkel ähnlich denen der Feuerblende und des Xanthokon
erkennen lassen. G. = 4,77— 6,18. Meist derb, kömig; metallisch, eisenschwarz,
Yon Copiapo in Chile und von der Grube Caudalosa in Peru. Von derselben Zu-
sammensetzung scheint auch der FaJkenhaynit yon Joachimsthal im böhmischen Erz-
gehirge zu sein.
Noch sehr wenig bekannt sind die stahlgrauen derben Aggregate des Tapalpit
(Tellurwismutsilber) von der Sierra de Tapalpa in Mexiko, dem man die Formel:
SÄgt {Sj Te) . Bh {S, Te), gegeben hat
Verbindungen iMS . R^S^ = M^R^S^,
Isomorphe Reihe des Fahlerzes.
Begulär-tetraedrisch, daher auch Tetraedrit genannt
Fahlerz (Tetraedrit).
In der Formel : 4tMS . R^S^ ist R entweder nur Sb {Antimonfahlere)
oder nur As (Arsenfahlere = Tewnantit) oder As und Sb nebeneinander
in isomorpher Vertretung {Mischfahlerz) ; ein kleiner Ä-6ehalt (bis 6%
Bi^S^\ ist nicht häufig (Wismutfahlerz), z. B. Bulach im Schwarzwald,
sowie der Rionü pag. 501. Den Metallen M fehlt Cu nie (15 bis 53 ^o) ;
daneben finden sich Ag (bis 31 % im Silberfahlerz), aber nur in reinen
Antimonfahlerzen ohne As\ femer Fe und Zn (je bis 97o) ; tind in einigen
kein oder wenig As enthaltenden Fahlerzen auch Hg (bis 18 ^/^ im Queck-
silberfahlerz), sowie geringe Mengen von Co und Ni. Fb fehlt durch-
gängig. Ein Antimonfahlerz hätte danach im allgemeinen die Formel :
4((7tta, Ag^^ Fe, Zn, Hg)S. Sb^S^, wobei aber Ag, Zn und besonders Hg
auch fehlen können, während Cu und Fe stets vorhanden sind. Ähnlich
wäre die Formel des Arsenfahlerzes und der Mischfahlerze, bei denen
aber stets Ag und in der Hauptsache auch Hg fehlt ; Ag und As sind
in Fahlerzen niemals nebeneinander. Bei größerem ^.^-Gtehalt pflegt
weniger Cw, und bei größerem -Zn-6ehalt weniger Fe vorhanden zu
sein und umgekehrt, so daß sich Cu und Ag einerseits und Zn und
Fe andererseits isomorph zu vertreten scheinen. Übrigens führen
keineswegs alle Fahlerzanalysen auf die obige Formel, zuweilen finden
Fahlere. 499
sog;ar recht erhebliclie Äbweichnngen statt, so daß neuerer Zeit für
das reine Knpferfahlerz die Formel Cu^SbS^ = 3C«gS . Sb^S^, resp.
CugAsS^ = 3CvS . As^S^ angenommen wird. Hierzu würde bei An-
wesenheit zweiwertiger Metalle noch das Glied : n (ßRS . Sb^S^), resp.
« {&BS . As^Sg) treten, in dem « •< 1 and zwar = i bis -1*5, meist f ist.
Jedenfalls kann die Zusammensetzung des Fahlerzes noch nicht als
nach allen Seiten anfgeklärt betrachtet werden, was z. T. in der
schwierigen Analyse des kompliziert zusammengesetzten Minerals,
z. T. wohl anch in Yernnreinignngen des Materials, die man in der
nndnrcbsichtigen Substanz nur schwer erkennt, begründet ist.
SchCne Krystalle, stela aufgewachsen, sind hänfig; sie sind ent-
weder vorwiegend tetraedrisch oder auch wohl granatoedrisch. Im
letzteren Falle (Tennantlt und QuecksUberfohlerz) sind es Granatoeder,
deren abwechselnde dreikantige Ecken durch die Flächen eines Tetra-
eders abgestampft sind (Fig. 405). Im ersteren Falle herrscht meist
entweder das Tetraeder o = -j- (111) oder das Pyramidentetraeder
l = -j — ö- (21 1). Die langen Kanten beider Körper sind durch Wtlrfel-
fläcben h abgestumpft, die aber immer klein und schmal sind (Fig.
0 202
401, Tergl. Fig. 127). Beide genannte Körper: ^ nud -^ sind häufig
in Kombination (Fig. 131), oder das Tetraeder mit dem Granatoeder
d=»O(110) (f^g. 129), wozu nicht selten noch der Würfel h taitt
(Fig. 401). Auch mit dem Pyramidentetraeder l ist das Granatoeder
d kombiniert und außerdem sind die Pyramidenkanten von l nicht
selten durch die Flächen n des Deltoiddodekaeders derselben Stellung:
500 Zusammengesetzte SchwefelTerbindungen.
^ (332) abgestumpft (Fig. 402). Eine kompliziertere Kombination
gibt Fig. 403, wo außer o, ä, \ l noch das negative Pyramidentetra-
202
eder: r = ^ (221) und der Pyramiden Würfel x = oo03 (310) aus-
gebildet sind. Auch Hexakistetraeder kommen vor, z. B. 5 = -~^ (321),
die Kante dß abstumpfend (Fig. 404) und andere. Die Ecken von
-^ oder die diesen entsprechenden werden nicht selten durch die meist
rauhen Flächen des Gegentetraeders: — -^ (111) abgestumpft. Auch
Zwillinge finden sich nach einer Tetraederfläche o, die Individuen
i;eils aneinander, teils durcheinander gewachsen (Fg. 406) ; als Seltenheit
Ergänzungszwillinge, ähnlich Fig. 273, wo die Teti-aederkanten beider
Individuen sich rechtwinklig kreuzen und wo meist kleine Ecken
des einen aus den Flächen des anderen Individuums nasenartig her-
ausragen.
Bl. Br. fehlen, Bruch kleinmuschlig bis uneben; spröde. H. =
3 — 4, G. = 4,4—5,4, je nach der Zusammensetzung. Metallglanz meist
sehr stark, besonders auf Bruchflächen, die Oberflächen der Krystalle
häufig matt angelaufen. Stahlgrau bis eisenschwarz, Strich schwarz,
bei den -Zw-reichen und den Arsenfahlerzen braun bis kirschrot. Im
Kolben geben alle F. ein gelbes oder rotes Sublimat ; auf Kohle unter
Entwicklung von S&-Rauch, ev. -^«-Geruch, leicht zu einer grauen,
zuweilen magnetischen Kugel schmelzbar. Von HNO^ und Kalilauge
zersetzt. Im Speziellen ist das Verhalten von der jeweiligen Zu-
sammensetzung abhängig.
Außer in aufgewachsenen Krystallen finden sich die Fahlerze
häufig mit anderen Ct*-Erzen (Kupferkies, Boumonit), auch Bleiglanz
und Blende etc. in zuweilen sehr bedeutenden derben, kömigen
Massen, vorzugsweise auf Gängen, seltener in Gesteinen, z. B. im
Gneiß eingewachsen als Imprägnation, auch im Kupferschiefer des
Mansfeldschen etc. Ist ein wichtiges Ow-, auch -IjF-Erz; etwas Hg
wird wohl ebenfalls daraus gewonnen.
Man unterscheidet innerhalb der Gruppe der Fahlerze, deren
Glieder chemisch ziemlich allmählich ineinander übergehen, gleich-
wohl einige besondere Spezies, die aber nicht scharf auseinander ge-
halten werden können:
Kupferfahlerz (Tetraedrit, dunkles Fahlerz, Schwarzerz). Das
gewöhnlichste F.; Cu neben Fe und Zn, aber kein oder wenig Ag.
Die Krystalle sind tetraedrisch. Meist allein oder vorwiegend Sb,
nur wenig Äs enthaltend. Dunkelstahlgrau bis eisenschwarz, mit
Fahlerz. 501
schwarzem, nur bei .Zn-reichen ins Braune gehendem Strich, R = 3—4.
6. = 4J — 5. Ein sehr verbreitetes Erz: Clausthal im Harz (hier die
Krystalle zuweilen mit einer dünnen Schicht Kupferkies bedeckt;
Neudorf im Harz; Musen im Siegenschen; Nassau (Dillenburg); Hor-
hausen, Er. Altenkirchen (Rheinprovinz) ; im Schwarzwald; Eahl im
Spessart; Kamsdorf in Thüringen; im Erzgebirge an vielen Orten,
Ptibram in Böhmen, Brixlegg in Tirol; Kapnik in Siebenbürgen;
Cornwall, Nordamerika, Mexiko, Chile etc. Ein 7 % ^ imd 4 % As
enthaltendes Eupferfahlerz ist wohl der sog. Fieldü von Coquimbo in
Chile. 6^ 7o ^^ enthält das Antimonfahlerz vom Berge Botes in
Ungarn.
Süberfählerz (Freibergit, Graugültigerz, dunkles oder krystalli-
siertes Weißgültigerz, Poljrtelit z. T.) mit einem bis 31% steigenden
-4fl^-Grehalt ; nui' 56, kein As. G. = 4,8 — 5,0. Farbe und Strich wie
beim Eupferfahlerz. Weniger verbreitet wie dieses, aber mit ihm
vielfach zusammen: Wolfach im Schwarzwald, Clausthal und Neudorf
im Harz, bes. wichtig im Erzgebirge bei Bräunsdorf, Freiberg etc., in
Nevada etc. Hierher gehört wohl auch der 3 % Ag enthaltende derbe
Afhihonit von Wermland in Schweden.
QuecksiJberfahlere (Spaniolit, Schwatzit). Bis 18 % Hg ; teils reine
SS-, teils Mischfahlerze. Erystalle z. T. granatoedrisch. 6. = 5,0—5,6.
Geben mit Soda im Eolben ein Sublimat von Hg. Wenig verbreitet
auf Gängen : Moschellandsberg in der Pfalz mit Zinnober, Schwatz in
Tirol, Iglö, Eotterbach und Poratsch in Ungarn.
ArsenfaMers (Tennantit, lichtes Fahlerz). 4:{Cu^^ Fe, Zn) 8 . As^S^.
Wenig verbreitet; stets Ag- und -H^-frei. Die Erystalle zuweilen
granatoedrisch. Farbe wie oben, aber gewöhnlich etwas lichter;
Strich braun bis kirschrot, doch auch schwarz. G. = 4,4—4,9. Redruth
in Cornwall, besonders Ctf-reich (Tennantit); Skutterud in Norwegen,
Saszka im Banat, Rudelstadt in Schlesien (JüUanit, ein fast reines
Cif-Fahlerz). Eine sehr .Zn-reiche (8,89 7o ^) Varietät von Freiberg
ist Kupferblende genannt worden. Etwas iSi-haltig, also ein Misch-
fahlerz, ist der Sandbergerü von Morococha in Peru mit 7 % Zn. Hier-
her gehören wohl auch die derben, äußerlich durchaus fahlerzähn-
liehen Annivü und Student vom Anniviersthal in Wallis, für die man
allerdings auch die Formel: SCu^S . As^S^ mit etwas Fe, Zn^ Sb und Bi
aufgestellt hat. Dorther stammt auch der Riomtf wahrscheinlich ein
Fahlerz mit 13 7o ^i neben 11% As. Zum Arsenfahlerz gehört auch
der schön tetraedrisch krystalUsierte Bmnit aus dem Dolomit des
Binnentals in Wallis.
Die Fahlerze verwittern wie andere ähnliche Erze und geben
verschiedene Umwandlungsprodukte, bes. häufig Malachit; auch in
Boumonit ist das Fahlerz zuweilen verwandelt (Eapnik). Mit Kupfer-
502 Zusammengesetzte Schwefelverbindangen.
kies zuweilen regelmäßig verwachsen, so daß die Achsen in beiden
dieselbe Richtung haben, so auch bei dem dünnen Eupferkiesüberzug
der Erystalle von Clausthal, Wolfach und Ciomwall.
(Sadebeck, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1872, pag. 437; Trechmann, Min.
mag. X, 1894, 220 (Binnit); Zimanji, Zeitschr. f. Ejyst. 34, 1901, pag. 78; Prior
und Spencer, Min. Mag. Bd. 12, 1899, pag. 193.)
WeifigUltigerz (helles oder lichtes W., Polytelit z. T., Leukar-
gyrit).
4tRS . S&2S3 ; R = Pb (38,36), Ag (5,78); Zn, Fe, Cu nur in Spuren.
Feinkörniges, nie deutlich krystallisiertes, hellgraues bis silberweißes
Erz, eingewachsen im Bleiglanz. Mild. G. = 5,4. Ein nicht un-
wichtiges Ag-Erz der Freiberger Gruben. Ist vielleicht ein Gemenge.
Jordan it. APhS.ÄStSt, Monokline, kleine, scheinbar rhombische Krjstalle
mit vielen Pyramiden, dicktalelig nach der Basis; vielfach Zwillinge. Dnnkelblei-
gran, sehr ähnlich dem Binnit und Dofr^noysit, mit denen er im Dolomit des
Binnentals vorkommt; er hat einen deutlichen Bl. Br. nach der Lfingsfläche und
schwarzen Strich. Aach bei Nagyag in Siebenbürgen. (Banmhaner, Sitzgsber.
Berl. Akad. 1900, pag. 677; SoUy, Zeitschr. f. Eryst Bd. 36, 1901, pag. 321.)
Meneghinit ^FbS.SbA, Bhombisch oder monoklin, mit dem vorigen
wahrscheinlich isomorph. Bleigraae Nadeln auf dichtem und fasrigem M., ähnlich
dem Antimonglanz. Bottino in Toskana, Schwarzenberg in Sachsen, Goldkronach.
(A. Schmidt, Zeitschr. f. Kryst. Ym, 613; Hmtze ibid. IX, 291.)
Verbindungen bMS . JB^Sg = JfjüjSg.
Geokronit bPbS.Sb^S^ mit etwas Ä» and Cu. Rhombisch, aber meist
dicht. G. = 6,4— 6,6. HeUblangran, dankler angelanfen; Sala in Schweden etc.
Dasselbe ist der Kübrickenit von Eilbricken in Ireland, fOr den man früher die
Formel : 6PhS . SbiS^ aufstellte. Der Geokronit ist vieUeicht isomorph mit :
Sprodglaserz (Stephanit, Melanglanz, Schwarzg<igerz).
bAg^S.Sb^S^; 68,4 Ag, 15,4 Sb nnd 16,2 5, etwas As, Cu, Fe.
Rhombische Krystalle, hemimorph ; a:b:c = 0,6291 : 1 : 0,6851. ooP (1 10),
115« 39'; ooP5o(010); 0P(001); P(lll); 2Poo (021), 72<» 15' (oben),
dind zuweilen kombiniert, ähnliche dicktafligei Formen wie beim
Kupferglanz (Fig. 320) bildend, nicht selten prismatisch stark ver-
längert Auch Zwillinge und noch häufiger Drillinge nach ooP. Bruch
kleinmuschlig bis uneben ; mild (aber spröder als Silberglanz oder Glas-
erz, dem er sonst sehr ähnlich sieht; daher der Name: Spr5dglaserz).
H. = 2— 2^. G. = 6,2—6,3. Eisenschwarz, schwacher Metallglanz.
V. d. L. dekrepitiert er, schmilzt leicht und gibt ein ^^r-Korn. Findet
sich als wichtiges und verbreitetes Silbererz in ErystaUen und derben
Massen, auch pseudomorph nach Ag, zusammen mit Silber, Silberglanz,
Botgültigerz u. a. Silbererzen auf den Silbererzlagerstätten im Harz
(Andreasberg); im Erzgebirge (Freiberg, Joachimsthal); bei PHbram
Sprödglaserz. Polybasit. Gruppe des Enargits. 503
in Böhmen; in Ungarn bei Eremnitz nnd Schemnitz (sog. Rösch-
gewächs, im Gegensatz zn dem Weichgew&chs, dem geschmeidigen
Silberglanz); bei Eongsberg; Sarrabns in Sardinien; im westlichen
Teil von Amerika, besonders im Comstockgang in Nevada in Masse;
bei Zacatecas in Mexiko, in Pem, Chile etc.
(Vrba, Zeitflchr. f. Eryst. V, 1881, pag. 417 und 436 und XIV, 1890, pag. 79;
Morton, ibid. Bd. IX, 1884, pag. 238; Miers, Min. Mag. IX, 1889, pag. 1; G.
D'AcUardi, Atti soc. tose. Pisa Bd. 18, 1901.)
Verbindungen 6MS . R^S^ = M^R^S^ und basischere.
Btegtrit ßPhS.BiqSz mit etwas Cu; reguläre, würflig-blättrige, graue
Eryställchen und Aggregate Yon Colorado.
Polybasit (Engenglanz).
9 (Ag^, Cu^) S; (56, Äs)^S^ ; 64,3—72,4 Ag, 3,0—9,9 Cu. 16—17 S
und bis 11 Sb. Rhombische, vielleicht monokline, scheinbar hexa-
gonale Tafeln nach der Basis; zuweilen sehr dfinn; auch derb.
Eisenschwarz mit schwarzem Strich ; halbmetaUisch, sehr dünne Plätt-
chen rot durchsichtig. H. = 2 — 2^, G. = 6,0—6,25. V. d. L. dekre-
pitierend und sehr leicht schmelzbar. Gibt ein J.9-Korn. Seltener,
als Silberglanz, Sprödglaserz und fiotgültigerz, aber immer noch ein
nicht unwichtiges Silbererz ; mit den genannten zusammen vorkommend.
Erzgebirge (Freiberg, Marienberg, Joachimsthal), Pfibram, Schemnitz,
Westamerika im Sttden und Norden.
Fearcit dAgiS . ÄSiS^, ist ein Arsenpolybasit: Colorado, Montana, auch
Schemnitz.
Folyargyrit, 12AgtS . Sb^8%\ dunkelbleigraue, reguläre Eryställchen von
Wolfach im Schwarzwald, mit wttrfliger Spaltbarkeit
Yerbindimgen von B^S^,
Gruppe des Enargit
Enargit: SOu^.Äs^S^. Ehombisch: a : 6 : c = 0,8711 : 1 : 0,8248.
Luzonit: SCUfS^As^S^. Erystallform unbekannt.
Antimonluzonit: SCUf8.(Sbj As^S^. Erystallform unbekannt.
Famaiinit: BüUiS.Sb^Sti, ErystaJlform ebenfalls unbekannt; physikalisch
ähnlich dem Luzonit, beide daher wohl isomorph; Enargit und Luzonit heteromorph
und die Arsenverbindung dimorph.
Enargit.
SCu^S.As^S^. 48,60 Cu, wenig Fe, Zn und Sb. Rhombische
Krystalle, nicht häufig; ooP (HO), 97® 53', mit grober Längsstreiflmg,
vollkommen spaltbar; die 3 Pinakoide: 0P(001), ooPSS (010), ooP55
(100) sind nicht selten kombiniert, daneben Poo (011), 100^ 58' oben;
auch Penetrationszwillinge nach ooPf (320). Spröde, H. = 3. G. =
504 ZuBammeng^esetEte Schwefelyerbindiingeii.
4y3&— 4,47. Stahlgrau bis eisenschwarz mit schwarzem Strich ; unvoll-
kommener Metallglanz. Schmilzt leicht und gibt im Kolben etwas 8;
durch Kalilauge zersetzt. In Menge, vorwiegend in kömigen und
fasrigen, auch dichten Aggregaten, mit Fahlerz und Kupferkies als
wichtiges Kupfererz bei Morococha in Peru und an zahlreichen an-
deren Punkten der Kordilleren, z. B. mit Famatinit zusammen in der
Sierra Famatina in Argentinien, auf Gängen im Tonschiefer; auf der
Insel Luzon bei Mancayan in einem Gang im Trachyt; ebenso weiter
nördlich in den Kordilleren durch Mexiko bis nach Kalifornien; spär-
lich in Europa, bei Parad in Ungarn und bei Brixlegg in Tirol.
(Spencer, Min. mag. Bd. 11, 1895, pag. 69.)
Wohl dasselbe ist das Clarit genannte IGneral Yon der Grube Clara in der
Schapbach im Schwarzwald, das büschelförmig gruppierte, nach einer Richtung toII-
kommen spaltbare, für monoklin gehaltene bleigraue Erystallnadeln im Schwerspat
bildet G. = 4,46. R-SVa-
Luzonit Znsammensetzung wie bei Enargit, aber nur derb, feinkörnig, ohne
Spur Yon Spaltbarkeit, TieUeicht monoklin; ebenfalls metallglftnzend, aber rOtlichgran
mit schwarzem Strich. H. = 3. G. = 4,42. Danach sicher etwas anderes als Enargit,
und die Verbindung BCtu^S . Äs^S^ dimorph. Mit Enargit auf Luzon und mit diesem
und Famatinit in der Sierra de Famatina in Argentinien.
Antimonluzonit (Stibioluzonit), 3Cu^,{Sbf Äs)^^, derb, rOtlich, ohne
Spaltbarkeit, Ton der Grube CaudaJosa in Peru mit Stylo^yp. Bildet den Über-
gang zum
Famatinit SCUiS.Sb^S^ entsprechend dem Enargit und Luzonit Wahr-
scheinlich nicht isomorph mit Enargit, sondern mit Luzonit, dem er in der rötlich'
grauen Farbe xmd bei dem Mangel an Spaltbarkeit viel mehr gleicht, als dem ersteren.
Er enthält yielfach etwas Aß (Ms zu 9%, z. B. der Yon Cerro de Pasco in Peru)»
G. »4,57. Mit Enargit etc. in der Sierra de Famatina in Argentinien; spärlicher
als Enargit Erystallfonn noch ganz unbekannt; nur derb.
Epiboulangerit SPbS.Sb^Sij entsprechend dem Famatinit. Frfther fftr
Antimonglanz gehaJten, dem er sehr ähnlich ist, auch in der Spaltbarkeit nach einer
Richtung. Feine Naddn und EOmchen im Braunspat eingewachsen; Altenberg in
Sachsen.
Epigenit ^CtifS .SFeS.ASfS^. Kurzsäulige rhombische Eryst&Uchen, stahl-
grau mit schwarzem Strich, schwach metallglänzend, auf Schwerspat Wittichen
im Schwarzwald.
Wasserfreie Oxyde. Wasser. 505
IV. Klasse.
Oxyde.
a) Wasserfreie Oxyde«
Oxyde R^O.
Wasser.
H^0\ das natürlich yorkommende Wasser ist wohl nie chemisch
rein, stets dnrch aufgelöste Substanzen verunreinigt Weich heißt es,
wenn wenig Salze, hart, wenn viel Salze, namentlich größere Mengen
von Gips darin aufgelöst sind. iVaC^haltiges Wasser nennt man Soole ;
hierher gehört auch das Meerwasser, das bis gegen 5 % feste Be-
standteile, hauptsächlich NaCl enthält; ebenso auch das Wasser
mancher abflußloser Seen, z. B. des Toten Meers, das mit NaCl bei-
nahe gesättigt ist Im allgemeinen nennt man Wasser mit erheb-
lichen Mengen von gelösten festen Bestandteilen Mineralwasser; diese
sind außer NaG nementlich MgSO^, Na^SO^,, Na^CO^, FeCO^ etc.
meist eines oder das andere vorwiegend, und danach wird das Wasser
benannt ; Bitterwasser, Eisenwasser etc. Wasser mit CO^ heißen Säuer-
linge, solche mit FeCO^ Eisensäuerlinge, mit Na^CO^ alkalische Säuer-
linge etc.; Wasser mit H^S heißt Schwefelwasser. Das Wasser ist
flttssig, erstarrt bei 0^ kiystallinisch (hexagonal, siehe Eis), hat bei
4^ seine größte Dichtigkeit: G. = 1 bei 760 mm Barometerstand.
Dehnt sich beim Gefrieren stark aus, so daß es dabei Felsen
sprengen kann; 1 Vol. Wasser von 0® gibt 1,0895 Vol. Eis.
Siedet bei 100^ C. Es ist farblos, in dicken Schichten blau, bei
Verunreinigung mit geringen Mengen organischer Bestandteile braun
oder grün; in großen Wasserbecken (Seen, Meeren etc.) hängt die
Farbe aber auch von der Beschaffenheit des Grundes, der Art der
Beleuchtung durch die Sonne etc. ab. n = 1,3309; 1,3336; 1,3442 fttr
die Linien B, D, H des Spektrums. Das Vorkommen des W. ist ein
ganz allgemeines, es ist das verbreitetste Mineral. Nach dem Vor-
kommen etc. unterscheidet man : Gebirgsfeuchtigkeit, dasjenige, welches
die Gesteine in der Erdkruste durchtränkt, Quellwasser (wobei man
kalte und warme Quellen (Thermen) zu unterscheiden hat), Fluß-,
See-, Meerwasser etc.
Die Gebirgsfeuchtigkeit ist insofern von besonderer Wichtigkeit,
als sie in der Hauptsache die hydrochemischen Mineralbildungs- und
Umbildungsprozesse in der Erdkruste vermittelt (309, 310).
Eis (nebst Schnee und Reif).
H^Oj krystallinisch erstarrtes Wasser, stets rein, auch wenn das
Wasser gelöste Stoffe enthält, z. B. das Meerwasser (abgesehen von
506 Oxyde.
mechanisch eingeschlossener Mutterlauge). Hexagonale Tafeln, Prisma
mit Basis, auch wohl Dihexaederflächen ; sechsstrahlige, oft dendritische
Erystallgruppen bilden die Schneesteme und Eisblumen. Zerbrechlich,
keine deutliche Spaltbarkeit, Bruch muschlig; mild ins Spröde; sehr
plastisch. Getrennte Stficke können unter Druck zu einer homogenen
Masse zusammenfirieren (Regelation). H. = 1^ — 2. G. = 0,918 bei 0^
Schwache D. Br.+; ca = 1,30598 (r.); 1,31200 (gr.); 1,31700 (v.); € =
1,30734 (r.); 1,31360 (gr.); 1,32100 (v.). Glasglänzend. Durchsichtig
bis durchscheinend, meist farblos, in dicken Schichten ebenfalls blau.
In kleineren, meist rasch wieder schmelzenden Massen bildet sich Eis
als Schnee, Hagel und als winterliche Decke der Wasserflächen kälterer
Gegenden, auch auf dem Grunde der letzteren als Grundeis. In
Gegenden, wo die mittlere Jahrestemperatur unter 0^ liegt, häufen
sich Eismassen an, von denen aus sich Eisströme, die sog. Gletscher,
in wärmere Gegenden hinein erstrecken. Jenseits der Schneegrenze,
welche in den Polargegenden sehr weit, bis auf den Meeresspiegel,
herabsteigt, in wärmeren Gegenden aber nur im Hochgebirge erreicht
wird, sammelt sich der Schnee an, der sich allmählich zu Firn, einer
körnigen Eismasse — jedes Korn ein Individuum — umwandelt, aus
der dann das kompakte Gletschereis entsteht. Beim Frieren eines
ruhigen Wasserspiegels bildet sich an der Oberfläche eine Eisschicht,
von gleicher krystallographischer Orientierung durch die ganze Masse
hindurch; die Hauptachse steht zur Wasserfläche senki*echt. Beim
Auftauen dicker Eisplatten zerfallen dieselben häufig in ein Haufwerk
dünner Stengel, welche senkrecht auf der Oberfläche der Platten
stehen. Stalaktitisch als Eiszapfen. Deutliche, meßbare Erystalle,
einzeln oder zu Drusen vereinigt, bilden sich nicht selten, z. B.
auf Grashalmen und anderen Gegenständen, welche aus größeren
Schneeflächen herausragen, durch Sublimation aus dem umgebenden
Schnee.
(Klocke, N. Jahrb. f. Min. 1879, pag. 272 und 1880, I, pag. 159; Fatterer,
Yerhandlgn. natnrwissensch. Vereins Karlsruhe, Bd. 14, 1901, pag. 3; ▼. Drygalski,
Grönlandexpedition 1897, N. Jahrb. 1900, I, 71, 1901, I, 37; Mttgge, ibid. 1895, ü,
211; 1899, n, 123; 1900, H, 80.)
Botknpfererz (Cuprit).
Cu^O\ 88,8 Cu. Regulär, und zwar gyroedrisch (an Krystallen
von ComwaU beobachtet). Meist Oktaeder und Granatoeder, selb-
ständig oder in Kombination, auch Würfel, und seltener andere regu-
läre Formen (202 (211), 20 (221) etc.); zuweilen in komplizierten
Kombinationen.
Ziemlich deutliche oktaedrische Spaltbarkeit; spröde; H. =
3^—4; G. =5,7 — 6,1. Bot in verschiedenen Nuancen; hellcoche-
Rotknpfererz. 507
nillerot (die sog. Kupferblüte) bis dankelkirschrot ins Bleigraue; der
Strich im letzteren Falle heller und braunrot Halbdnrchsichtig bis
durchscheinend, selten durchsichtig; halbmetallischer Diamantglanz.
t» = 2,849 (r.), also sehr starkes Lichtbrechungsvermögen. In Säuren
und in Ammoniak löslich; y. d. L. auf Kohle erst schwarz werdend,
dann schmelzend und sich zu einem Eupferkom reduzierend.
Findet sich häufig in deutlichen Erystallen, die, auf derbem Bot-
kupfererz aufgewachsen, Dinsen bilden; selten sind die KrystaUe, zu-
weilen zu Gruppen vereinigt, eingewachsen und zwar im Ton, so in be-
trächtlicher Größe z. B. bei Chessy in der Nähe von Lyon. Das häufigste
Vorkommen sind aber derbe blättrige bis dichte Massen, die sich mit ge-
diegenem Kupfer und anderen Kupfererzen auf Gängen und Lagern im
Granit, Gneiß und in Sedimentärgesteinen finden, so z. B. im Dillenburgi-
sehen in Nassau, im Westerwald, im Siegenschen, in Gornwall, im Banat,
im Ural an mehreren Orten (Gumeschewsk, Nischne-Tagilsk, Bogos-
lowsk etc.), im Altai, in Chile, auf Cuba, in Südafrika, Australien etc.
Es wird zuweilen, wenn es sich in genügenden Massen findet, auf
Kupfer verhüttet Eine eigentümliche Abart des Eotkupfererzes ist
die hellrote Kupferblüte (Chalkotrichit), lange und dünne haarförmige
Kryställchen, meist zu filzartigen Aggregaten verwachsen auf Quarz.
Man hat diese haarförmigen Gebilde früher für nicht regulär gehalten,
es hat sich aber herausgestellt, daß sie isotrop und daher nur eine
eigentümliche Erscheinungsweise des Botkupferei*zes sind, die be-
sonders bei Rheinbreitbach am Rhein, auch in Ciomwall vorkommt.
Das Rotkupfererz entsteht leicht durch Oxydation aus gediegenem
Kupfer, Pseudomorphosen bildend. Meist durch Oxydation von schwefel-
haltigen Kupfererzen, besonders des Kupferkieses und des Buntkupfer-
erzes. Das Vorkommen ist dem entsprechend auf die oberen TeUe,
das Ausgehende; der Lagerstätten beschränkt, wo der Sauerstofi' der
Luft einwirken konnte; begleitet ist es dort von ähnlich entstandenen
Mineralien, wie Brauneisenstein etc. Es bildet sich dabei häufig ein
ziegelrotes, erdiges Gemenge von Cu^O und Fe^O^^ resp. Eisenoxyd-
hydrat, welches als Ziegelere bezeichnet wird, und ein kompaktes,
braunes pechglänzendes Produkt von ähnlicher Zusammensetzung, das
Kupferpechere. Seinerseits nimmt das Rotkupfererz häufig noch mehr
0, sowie H^O und CO^ auf, und geht in den grünen Malachit über,
ebenfalls Pseudomoi'phosen bildend; solche sind z. B. vielfach die
oben erwähnten großen Krystalle von Chessy bei Lyon. Zuweilen
zu ged. Kupfer reduziert, auch als Pseudomorphosen von Kupfer nach
Rotkupfererz. Bei Medno Rudiansk im Ural in Tenorit, (7t#0, ver-
wandelt.
(G. Rose, Reise in den Ural, Bd. I, pag. 264; Miere, Philos. mag. Vm, 1889,
pag. 207.)
508 Oxyde.
Oxyde BO.
Sehwarzknpfererz (Tenorit, Melaconit, Kupfei*schwärze z. T.).
CuO; 79,85 Cu. Findet sich in Gestalt dünner schwarzer, gelb-
lichbraun durchscheinender, metallisch glänzender sechsseitiger Eiystall-
plättchen des triklinen, vielleicht auch des monoklinen Eiystall-
systems auf Laven des Vesuvs (Tenorü). Entstanden durch Zer-
setzung von Dämpfen von CuCl^ durch Wasserdämpfe nach der
Formel: OwC^a-f £rjO = GwO-f 2flC7. (KaUcowsky, Zeitschr. f. Kryst m,
279, 1879.) Sodann als feines schwarzes Pulver, ebenfalls auf Vesuv-
laven oder als kompakte braunschwarze Massen mit anderen Kupfer-
erzen zusammen (Kupferkies, Buntkupfererz etc.), aus denen es wahr-
scheinlich durch Verwitterung entstanden ist (Mdaconit). Für diese
kompakten Massen ist H. = 3, 6. = 6,25. Der Melaconit findet sich
in großen Quantitäten auf den Kupfererzlagerstätten in Nordamerika
im Staate Michigan am Oberen See; mitvorkommende wUrflige
Krystalle dieser Substanz gelten für Pseudomorphosen nach Bunt-
kupfererz oder Botkupfererz. Ebenso findet es sich auch im Harz^
bei Ducktown in Tennessee, auf den Kupfererzlagerstätten der
Wüste Atacama in Chile etc. Wird auf Kupfer verhüttet
Das Verhältnis des Tenorits znm Melaconit ist noch nicht sicher festgestellt.
Unter Kupferschioärze versteht man ein unreines CuO, was sich als dünner schwarzer
(nicht blauer, dieser ist Eapferindig, CuS) Überzog anf Kupferkies nicht selten findet
Bleiglätte (Bleiocker, Hassicot), PbO; blaOgelbes Pnlver, auch feinschuppig,
wachsglänzend, mit Weißbleierz anf Bleiglanz. Badenweiler, anch an mehreren Orten
in Mexiko etc. Das Vorkommen ist z. T. zweifelhaft in Bezug auf seine natürliche
Entstehung. Künstliche KrystaUe rhombisch.
Isomorphe Gruppe des Perl k las (regulär).
Periklas. MgO, kleine grüne Oktaeder in Kalkauswürflingen der Somma.
Oktaedrisch auch
Bunsenit NiO, grün, Johanngeorgenstadt mit Nickelocker als Zersetznngs-
produkt Ton Chloanthit etc.
Manganosii, MnO, grün. Longbanshyttan inWermland mit Manganerzen.
Cadmiumoxyd. CdO, Metallisch glänzende schwarze Überzüge auf Kiesel-
zinkerz bestehen aus lauter winzigen Oktaederchen.
Botzinkerz (Zinkit, Spartalit).
ZnO, stets luanganhaltig (bis 12% Mn^O^); die Formel ist wohl:
{Zn, Mn)0. Hexagonal, aber deutliche natfirÜche KrystaUe sind noch
nicht gefunden. Bildet sich bei manchen Hüttenprozessen als fast farb-
loses, gelbliches oder grünliches Sublimationsprodukt in ausgezeichneten
Erystallen: hexagonale Prismen mit mehreren Dihexaedem der*
selben Stellung, z. B. P (lOll), Basis etc., die vielfach ausgesprochen
hemimorph sind ; a:c = l: 1,6219. Basische Spaltbarkeit deutlich,.
Botzinkerz. Isomorphe Reihe des Korunds. 509
weniger deutlich eine prismatische. Spröde ; H. = 4— 4^. G. =
5,43—5,7. Diamantähnlicher Metallglanz, nicht stark. Dnnkelrot
durch den Jlfn-Gehalt,; orangegelber Strich; dm^hscheinend. -|- D. Br.
V. d. L. unschmelzbar, gibt 2n-Beschlag, in Säuren löslich. In derben,
oft großkörnigen und schaligen Massen mit Franklinit und anderen
Manganmineralien und mit Kalkspat nui- zu Sterling Hill und Mine
Hill, Sussex Co., New Jersey. Wird hier auf Zn verhtlttet, da es
massenhaft vorkommt und zwar im Kalk, dem Gnei£ eingelagert.
(Rinne, N. Jahrb. f. Min. etc. 1884, n, 169; Bosz, Zeitschr. f. Eryst. Bd. 15,
1889, pag. 621.)
Oayde JR^O^.
Isodimorphe Gruppe von Sb^O^ und Aa^O^.
Beide krystallisieren regnlär nnd rhombisch resp. monoklin. Die regulären,
sowie das rhombische nnd das monokline Mineral sind isomorph (287). (Qroth, Pogg.
Ann. Bd. 137, pag. 414.)
regnlär. rhombisch, resp. monoklin.
Sb^Ot . . . S^narmontit . . . Antimonblüte axhic=^ 0,3914 : 1 : 0,3367.
As^Ot . . . Arsenolith .... Clandetit =0,4040:1:0,3445; /?»93<»37'.
Alle Tier sind wenig verbreitet und unwichtig.
S^narmontit Sb^O%. Begolär. Weiße, durchsichtige bis durchscheinende
diamantglänzende Oktaeder, auch derb und dicht. Pemeck in Ungarn, Sardinien,
Mimine in Algier, auch in Kanada. H. = 2— 27«. G. = 5,2— 5,3. Zeigt häufig ano-
male Doppelbrechung. (Orosse-Bohle, Inaug. Diss. Leipzig 1880.)
Antimonhlüie (Valentinit, Weißspießglanzerz). S&gOs. Bhombisch. Dünne
weiße oder graue demantglänzende Plättchen von rechteckigem Umriß und mit
ausgezeichneter brachydiagonaler Spaltbarkeit, häufig zu strahligen oder fächer-
artigen Büscheln yerwachsen. Mit Grauspießglanzerz zu Bräunsdorf in Sachsen und
zu PHbram in Böhmen als Verwitterungsprodukt Yon antimonhaltigen Erzen. G. =
5,57. (Laspeyres, Zeitschr. f. Eryst. IX, 1884, pag. 162.)
Arsenolith (Arsenit, Arsenikblüte). Am^Oi- Begulär. Meist erdig, auch
fasrig ; Andreasberg, Joachimsthal, Markirch (Yogesen). Mit anderen Arsenmineralien,
'besonders Arsenkies und Speiskobalt als deren Verwitterungsprodukt Oktaedrische
•KrystäUchen nur künstlich. G. = 3,69—3,72.
Clavkdetit As20t, Monoklin. In dünnen Plättchen; San Domingogrube in
Portugal mit Arsenkies. Krystalle mit deutlicher Begrenzung bildeten sich bei einem
Grubenbrand bei Freiberg und bei SchmöUnitz in Ungarn.
Wismutocker (Bismit). Bi^Ot, strohgelbe, grüne oder hellgraue, derbe und
erdige Masse, durch Umwandlung von MgSi und anderer Bt-haltiger Mineralien ent-
standen und Überzüge auf ihnen bildend. Schneeberg, Joachimsthal, ComwaU, BoÜTia.
Isomorphe Reihe des Korunds (hexagonal).
Korund: AltO^: a. -0 = 1: 1,363 \ . i^j-w »j-i.
•El« 1 rr A» 1 1 Qto } rhomboednsch-hemiednsch.
Eisenglanz : Fe^Ot ; = 1 : 1,359 )
Titaneisen: FeTiO^i 1:1,359 ca. \. vj.i.**«*^.v
D_ , .. ,. rr-A • -• t Q߀% ( rhomboedrisch-tetartoedrisch.
Pyrophanit: JfnTtOj» 1:1,369 )
GeikieUth : MgTiOt ; 1 : 1,470.
510
Oxyde.
Korund«
Äl^O^, 63,2 AI] wenig Fe^O^ und andere Verunreinigungen.
Rhomboedrisch. Das Hauptrhomboeder :R=R (lOll), JB/JB = 86<> 4'
(E. E.) ist häufig. Damit kombiniert nicht selten allein die Basis
c = OJB (0001) (Fig. 407), so daß oft Formen entstehen, die mit einem
regnlären Oktaeder eine gewisse Ähnlichkeit haben. Die Basis zeigt
zuweilen eine dreifache Streifnng unter 60®, namentlich wenn sie mit
dem zweiten Prisma verbunden ist ; die Streifen gehen dann entweier
den Prismenflächen parallel und bilden gleichseitige Dreiecke, oder
sie sind auf den Prismenflächen senkrecht und zerlegen die Basis in
sechs dreieckige Felder, deren gemeinsame Spitze im Mittelpunkt
liegt und deren Grundlinien die Prismenflächen bilden. Dieses zweite
Prisma s = ooP2 (1120) ist nicht selten und sogar häafig herrschend
mit der Basis c und kleinen Flächen R (Fig. 408). Dihexaeder 2. Stel-
Fig. 407.
Fig. 408.
Fig. 409.
Fig. 410.
lung sind häufig, besonders ganz steile, entweder f&r sich allein oder
doch vorwaltend, wie in Fig. 409, wo ? = 4P2 (2241), Iß = 159® 12'
(S. E.) mit untergeordneten Flächen R und c den Erystall begrenzen ;
oder mehrere solche übereinander und mit anderen Formen in Kombi-
nation (Fig. 410), wo neben s, l, c und R noch t = ^P2 (14 . 14 . 28 . 3)
und r==4P2 (2243), r/r =122<> 22' (S. K.) vorkommen; so daß ein
hexagonales Prisma mit bauchig gekrümmten Flächen vorzuliegen
scheint; r ist dadurch ausgezeichnet, daß seine abwechselnden E. IC
durch die Flächen des Hauptrhomboeders R abgestumpft werden.
Der Habitus der Krystalle ist bald mehr rhomboedrisch oder pris-
matisch (Fig. 407, 408), bald mehr dihexaedrisch (Fig. 409, 410, oft
auch ohne die Basis c). (VergL Bubin und Sapphir.)
Zwillinge gibt es : 1. nach R : meist sind einzelne Lamellen parallel
den Hauptrhomboederflächen einem größeren Krystall in Zwillings-
stellung nach R eingewachsen; dadurch entsteht häufig eine schalige
Absonderung in der Richtung der Flächen von R, welche man nicht
mit Blätterbrüchen verwechseln darf; sie ist entweder nur einer, oder
zwei, resp. allen drei Flächen R parallel, je nachdem einer oder
mehreren dieser Flächen solche Zwillingslamellen parallel gehen, dann
vielfach ausgezeichnete Zwillingsstreifung über die ganze Krystall-
oberfläche hin; 2. nach der Basis c: eine Anzahl dünner Lamellen.
Korund. 511
liegt nach dieser Fläche zwillingsartig Übereinander, die abwechselnden
in paralleler, die aneinanderstoßenden in Zwillingsstellnng, nnd rnfen
anch in dieser Richtung zuweilen schalige Absonderung und auf den
Prismenflächen eine horizontale Streifung hervor.
Wirkliche Blätterbrüche sind nicht vorhanden. Bruch muschlig;
spröde ; H. = 9 ; härtestes Mineral nach Diamant, daher als Zapfen-
lager in feinen Uhren, als Schleif- und Poliermittel etc. verwendet
(vergl. Smirgel). G. = 3,9—4,0, unreiner K. = 3,7-4,3. D. Br.
schwach — ; 01 = 1,768, € = 1,760 (r.); zuweilen anomal zweiachsig.
Durchsichtig (edler K), auch trübe und undurchsichtig (gemeiner K.).
Glasglänzend, der edle sehr stark.
Der letztere ist selten ganz farblos und wasserhell (LeuJuh
sappkir); meist durch Pigmente gefärbt Am häufigsten rot (Rübin^
orientalischer Bubin, Hauptkrystallformen Fig. 407 und 408) oder blau
(Sapphir, orientalischer Sapphir, Hauptkrystallformen Fig. 409 und
410), häufig nur gefieckt, besonders der Sapphir; seltener grün (orien-
talischer Smaragd), gelb (Orient. Topas) oder violett (orient. Amethyst
der Juweliere); alle sind höchst wertvolle Edelsteine. Auch der ge-
meine K. ist blau (häufiger) und rot (seltener), zeigt aber außerdem
noch andere trübe Farben, grünlich, grau, braun (sog. Demantspat)
u. a. m. Ausgezeichneter Dichroismus, z. B. beim Rubin 0 dunkel-,
E hellrot ; entsprechend beim Sapphir dunkel- und hellblau. Die blaue
Farbe des Sapphirs wird durch Glühen zerstört Die rote des Rubins
verschwindet in der Hitze ebenfalls, der Stein wird aber in der Kälte
wieder rot wie vorher, nachdem er beim Abkühlen eine Zeitlang grlin
gewesen ist Manche Korunde reflektieren auf der Basis einen sechs-
strahligen Stern, wenn eine Lichtflamme darauf gespiegelt wird (Stem-
oder Katzensapphir, z. B. von Ratnapura in Ceylon). V. d. L. un-
schmelzbar. Im Boraxglas schwierig aufgelöst. Nach dem Schmelzen
mit Kaliumbisulfat in HCl löslich, sonst von keiner Säure angegriffen«
Feines Pulver beim Glühen mit Kobaltsolution blau.
Der edle K. findet sich in einzelnen Körnern, wahrscheinlich auf
sekundärer Lagerstätte, als Einschluß zuweilen im Basalt, Rubin z. B.
in dem von Victoria (Australien), Sapphir z. B. in dem von Unkel am
Rhein und am Ölberg im Siebengebirge; in größerer Menge, vorzugs-
weise Sapphir, in einem andesitischen Gestein in Montana, Nord-
amerika. Das wichtigste Muttergestein sind aber gneißartige Ge-
steine, wie in Ceylon, wo Rubin und Sapphir nebeneinander vor-
kommen, und die ihnen eingelagerten kömigen Kalke, wie in Ober-
Birma, von wo die meisten Rubine (Sapphire fehlen fast ganz), die
kostbarsten bekannten Edelsteine, in den Handel kommen, im Mutter-
gestein vielfach vollkommen ringsum auskrystallisiert Die meisten
edlen Korunde werden aber nicht aus dem Muttergestein, sondern aus
512 Oxyde.
Seifen (Wäschereien) gewonnen, so an allen genannten Orten, ebenso
aber anch bei Tschantobnn in Siam, das sehr viele schöne Sapphire
liefert, in Australien etc. In Enropa wäre etwa die Iserwiese am
Ursprung des Iserflosses zu nennen, wo eine kleine Anzahl schöner
Sapphire, aus Gneiß stammend, gefunden worden ist In den Seifen
sind die Steine meist stark abgeschliffen und werden, wie im Mutter-
gestein, von Spinell, Hyacinth, Chrysoberyll etc. begleitet.
Der gemeine K kommt in deutlichen Krystallen, einzelnen Eömem
und in derben Massen bis zum Gewicht von mehreren Centnem vor,
hauptsächlich im Granit, Gneiß, Glimmerschiefer, Chloritschiefer, über-
haupt im Urgebirge. Bekannte Fundorte sind: Wolfshau im Riesen-
gebirge, Biella in Piemont, hier etwas zersetzt und weicher, im Ural
bei Miask und Mursinsk, sowie in den Goldwäschereien an der Bor-
sowka im Barsowit (Anorthit). Aus China kommt der braune Demant-
spat. In Nordamerika sehr verbreitet, besonders in Nord-Carolina,
wo in der Cnlsagee-Grube am Corundum Hill bis 3 Centner schwere
Krystalle im Serpentin, femer in ehester Co., Mass. auf einem Gang
im Glimmerschiefer etc. Reich ist auch Kanada. Massenhaft im süd-
lichen Indien im Gneiß etc. Auch im kömigen Dolomit findet sich
gemeiner K, so in dem vom Campolongo am St. Gotthard. Ebenso
trifft man ihn nicht selten in Seifen und Sauden.
Eine besonders wichtige Varietät des gemeinen K. ist der Smirgel.
Er ist an sich blau, braun oder grau, aber durch Eisenglanz, Magneteisen
u. a. Beimengungen sind die Stücke schwarz gefärbt und anch weicher
als reiner Korund. Er findet sich in großen feinkörnigen Massen den
krystallinischen Schiefem eingelagert, die beste Sorte auf der Insel
Naxos, weniger gute Abänderungen, mit stärkerer Veranreinigung,
aber in viel größeren Massen als auf Naxos, in Kleinasien in dem
Gebiet zwischen den Städten Magnesia, Tir6 (s. ö. Smyraa) und Aidin
'(am Mäander), am Gümmüschdagh ; kleinere Mengen auch auf Samos,
Chios und Cypern; ferner bei ehester in Massachusetts; am Ochsen-
kopf bei Schwarzenberg in Sachsen etc. Der Smirgel wird im großen
gewonnen, besonders auf Naxos und in zehnmal größerer Menge in
Kleinasien (Türkischer oder Levantiner Smirgel); er wird sodann zu
Schleif- und Polierpulver und zu Geräten zum Abschleifen und Ab-
drehen von Metallen und zu ähnlichen Zwecken verarbeitet; in der-
selben Weise wird auch der reinere gemeine Korund benützt.
Edler zum Schmuck geeigneter Korand, vorzugsweise Rubin in
kleinen Krystallen kann künstlich durch Zusammenschmelzen von
Al^O^ mit Flußmitteln (z. B. BaF^ oder Cal^) und etwas E^Cr^Oj
zur Färbung, erhalten werden. Aus sehr J-i^Og -reichen Silikatschmelz-
flüssen krystallisiert ebenfalls Korund aus. (Fr6my, Synthese da rubiB,
Paris 1891; Morozewicz, Min. u. petr. MitÜgn. XVm, 1898, pag. 1.)
Eisenglanz. 513
(C. Klein, N. Jahrb. Min. 1871, 487; Genth, Contrib. from laboratory of the
Univ. of Pennsylvania 1873; Tschermak, Min. u. petr. Mittlgn. I, 1878, 362 und
XIV, 1895, pag. 311; Bauer, N. Jahrb. f. Min. etc. 1896, II, pag. 197 und 408;
Melczer, Zeitschr. f. Kryst. XXXV, 1902, 561.)
Eisenglanz (Roteisenstein, Hämatit).
Fe^O^, 70,0 Fe; in den Krystallen vielfach etwas MgO, FeO und
TiO^ (FeTiO^), namentlich in den alpinen, den Übergang zum Titan-
eisen vermittelnd; die derben und dichten Massen sind oft durch alle
möglichen Beimengungen stark verunreinigt, so durch SiO^ (manch-
mal Quarz), P^O^, CuO, Ton etc.
Die Kiystallform ist rhomboedrisch und der des Korunds sehr
ähnlich. Das Hauptrhomboeder R = R (1011) hat RjR = 85^ 58' (E.
K.), ist also einem Würfel sehr ähnlich; es begrenzt die Krystalle
manchmal für sich allein, z. B. die auf den Zinnerzlagerstätten von
Altenberg in Sachsen, wo die Flächen B in der Richtung der schiefen
Diagonale deutlich gestreift sind; nicht selten sind die E. K. von R
durch die Flächen des nächsten stumpferen Rhomboeders o = — ^jR
(0112) abgestumpft (Fig. 180) (Altenberg); oder die E. E. von R ist
abgestumpft durch die Basis c = OR (0001), welche entweder klein
ist (Fig. 407), wie z. B. bei Krystallen ebenfalls von Altenberg, oder
groß (Fig. 411), so daß die Krystalle oft die Gestalt papierdttnner
Plättchen haben. Dies wird u. a. oft an den Eisenglanzsublimationen
^ S '>'
Fig. 411. Fig. 412. Fig. 413.
der Vulkane beobachtet, an deren Rändern auch zuweilen das Gegen-
rhomboeder 1= — R (Olli) neben oder statt R auftritt. Die Basis
zeigt hier nicht selten eine deutliche gleichseitig dreieckige Streifung,
ähnlich wie an dem Krystall Fig. 413. R neben — R (und zahlreichen
anderen Flächen) tritt u. a. an den Krystallen aus den Zinnsanden
von Durango in Mexiko auf und bildet dort scheinbar vollflächige di-
hexaedrische Krystalle. Sehr verbreitet ist das auch beim Korund vor-
kommende ILDihexaeder: r = |P2 (2243), r/r = 128<> 0' (E. K.), z. B.
Fig. 412 mit R zusammen, dessen Flächen die abwechselnden E. K.
rjr gerade abstumpfen ; die E. E. ist hier durch eine rundliche Fläche
ersetzt, welche in der Richtung ihrer Kante gegen R stark gestreift
ist (Krystalle von Elba); diese rundliche Fläche besteht aus drei
krummen und daher allmählich ineinander übergehenden Flächen des
Bauer, Mineralogie. ^3
614 Oxyde,
zweiten stumpferen Ehomboeders z = \R (4041). Seltener ist an den
Erystallen nur B und r (Altenberg) oder neben r noch das zweite
Prisma s = ooP2 (ll50), dessen Flächen die S. K. von r gerade ab-
stumpfen, sowie eine kleine Basis (Reichenstein in Schlesien und
Framont in den Vogesen); oder r nur mit der die E. E. abstumpfen-
den Basis (an denselben Orten) ; oder auch das Prisma s mit der Basis
(Framont) oder R mit Abstumpfung aller Kanten durch die Flächen
von s und die des nächsten stumpferen Ehomboeders o = — |jR (0112).
Das zweite Prisma s ist besonders an Krystallen von Durango in
Mexiko stark entwickelt. Das erste Prisma n = ooB (1010) ist seltener,
als das häufige s, kommt aber auch zuweilen vor (Framont). Skaleno-
eder sind im allgemeinen nicht sehr verbreitet ; eines der gewöhnlichsten,
aber immer noch seltenen ist y = iB3 (4265), die Kante E/r an den
Krystallen der Fig. 412 abstumpfend. Einen sehr flächenreichen
Krystall aus den Alpen (St Gotthard) stellt Figur 413 dar, an dem
auBer den nach dem vorhergehenden bekannten Flächen noch vor-
kommen: das nächste schärfere Rhomboeder u = — 2J? (0221), die
beiden Skalenoeder: d = R5 (2131) und e = — 2I{3 (2461), die Kanten
Bis, resp. ujs abstumpfend, sowie das zwölfseitige Prisma: i = ooP^
(2ll30). An diesem E[rygtall ist die E. E. der Rhomboeder B und u
durch die Basis c abgestumpft, die in die Flächen u dadurch all-
mählich übergeht, daß die Kanten c/u durch die in diesen Richtungen
gestreiften und etwas gekrümmten Flächen v abgestumpft sind; die
Fläche c selbst ist dann auch hier deutlich in diesen Richtungen,
also dreifach gestreift
Zwillingsbildung ist häufig, nach denselben beiden Gesetzen, wie
beim Korund. 1. Nach B ; auch hier sind wie beim Korund Zwillings-
lamellen eingewachsen, welche nach B eine schalige Absonderung und
auf der Basis c Zwillingsstreifen in der Richtung dieser Flächen her-
vorrufen. 2. Nach c ; hier sind die Individuen entweder mit Prismen-
flächen aneinandergewachsen, wie bei manchen der dünnen vulkanisch
sublimierten Täfelchen, oder sie sind mit gemeinsamer Vertikalachse
durcheinandergewachsen und bilden Ergänzungszwillinge. Zuweilen
sind auch mehrere Individuen nach der Fläche c verwachsen, manch-
mal papierdünne Plättchen, welche eine schalige Absonderung auch
nach c hervorbringen.
(Strttver, Schriften der Turiner Akademie VIT, 1871 (bes. die ErystaUe von
Slba und TrayerseUa); Bücking, Zeitschr. f. KiyvL I, II; G. v. Ratk, ibid. I; Bauer,
Zeitsclir. d. deutsch, geol. Ges. XXYI, 1874, pag. 176; Hessenberg, Min. Not. an
mehreren Stellen; Mttgge, N. Jahrb. 1 Min. 1886, II, 315 und 1889, I, 231.)
Das natürliche Eisenoxyd ist in HCl langsam löslich und in HF
nicht vollkommen unlöslich. Wenig magnetisch. H. = 5^ — 6^ ; G. =
4,9—5,3. V. d. L. schwer schmelzbar, zuweilen unter Funkensprühen ;
Eisenglanz. 515
nach dem Erhitzen stärker magiietiscli^ besonders nach dem Olfihen
in der Beduktionsflamme , da es in Magneteisen übergeht
Die einzehien Vorkommnisse des Eisenglanzes sind z. T. änß^-
lich sehr voneinander verschieden. Teilweise sind sie stark me-
tallisch giftnzend, schwarz, teilweise nicht metaUUsch nnd rot; stets
ist aber der Strich rot Nach der äußeren Erscheinung hat man eine
Anzahl von Varietäten unterschieden, welche aber ineinander all-
mählich übergehen und keineswegs scharf auseinandei*gehalten werden
k&nnen.
a) Eisenglam (Glanzeisenerz). Metallisch glänzend, die Erystalle
oft sehr stark ; schwarz bis dunkelstahlgrau, undurchsichtig, nur ganz
dünne Plättchen mit roter Farbe durchscheinend bis durchsichtig;
Strich kirschrot Findet sich sehr häufig in schön ausgebildeten
Erystallen, welche meist dicke Tafeln und niedere Prismen, auch
dünne Lamellen bilden, seltener langgezogene Säulen, wie die Kombi-
nationen 8j r, c etc. Ton Reichenstein u. a. 0. Die krystallographischen
Verhältnisse sind oben angegeben worden. Die E^stalle sind fast
stets aufgewachsen, und zwar entweder auf derbem, kömigem Eisen-
glanz oder auf Klüften und Spalten in Silikatgesteinen verschiedener
Art. Mit derbem Eisenglanz und anderen Eisenerzen zusammen
finden sich die ausgezeichneten, zuweilen an der Oberfläche in präch-
tigen Anlauffarben spielenden Krystalle von Elba (Fig. 412); die
E[rystalle von Traversella in Piemont, Framont und Altenberg etc.
Außer Verbindung mit massenhaft vorkommenden Eisenerzen be-
sonders schöne Krystalle auf den Klüften der krystallinischen Silikat-
gesteine der Alpen an vielen Stellen, mit Adular, Quarz etc., so am
St Gotthard, im Binnenthal etc. Es sind entweder dicke oder dünne
tafelförmige Krystalle, die dünnen Platten zuweilen wie die Blätter
einer Rose zur Druse gruppiert (Eisenrosen). Einen hierher gehörigen
Krystall gibt Fig. 413. Den Eisenrosen ähnliche Drusen von Capao
in Brasilien. Die alpinen Krystalle sind z. T. etwas TtOg-haltig und
werden daher auch wohl schon zum Titaneisen gerechnet (Basanomelan) ;
manchmal ist auf ihrer Basis schön krystallisierter Rutil in krystallo-
graphisch definierbarer, regelmäßig wiederkehrender Weise gesetzmäßig
aufgewachsen ((173) und Fig. 441*). Sonst finden sich Eisenglanzkrystalle
aufler Verbindung mit massenhaften Eisenerzen auf den Zinnsteingängen
von Altenberg und anderen Orten des Erzgebirges, bei Reichenstein
in Schlesien, in den Achatmandeln von Oberstein a. d. Nahe etc. Die
durch vulkanische Dämpfe sublimierten Krystalle, welche durch gegen-
seitige Umsetzung von Eisenchlorid-» und Wasserdämpfen entstanden
sind, wurden schon (308) erwähnt; sie finden sich am Vesuv, Ätna, auf
den Liparen etc. ; femer in den erloschenen Vulkanen des Laachersee-
gebiets, der Eifed, des Mont Dore etc., zuweilen in einzelnen dfinnen
33*
516 Oxyde.
oder dickeren Tafeln auf Lava aufgewachsen, zuweilen breite Spalten
und große Hohlräume ausfüllend. Beinahe mikroskopisch kleine
äußerst dünne, daher rote KrystäUchen finden sich in ungeheurer
Anzahl in manchen Mineralien eingewachsen, dieselben rotfärbend so
im Camallit von Staßfurt, im Sonnenstein von Tvedestrand, im Heu-
landit etc.
Von dem derben Eisenglanz ist zunächst der schalige und blätt-
rige zu erwähnen, der aus einzelnen mehr oder weniger dicken,
schwarzen Plättchen, zuweilen aus äußerst dünnen Lamellen und
Schuppen zusammengesetzt ist. Die Aggregate sind entweder geradä-
oder krummschalig. Wenn die Plättchen sehr dünn sind, nennt man
die Masse Eisenglimmer] er findet sich bei Waidenstein in Kärnten
mit Schwefelkies, auf den Eiseuglanzlagerstätten von Elba ebenfalls
mit Schwefelkies, derbe schalige Massen überhaupt vielfach mit dem
körnigen Eisenglanz zusammen auf den unten zu erwähnenden Lager-
stätten. Bei Elba durchsetzt Eisenglimmer in Schnüren den derben
Eisenglanz etc. In manchen krystallinischen Schiefem ersetzen La-
mellen von Eisenglimmer den gewöhnlichen Glimmer und es entstehen
dadurch die sog. Eisenglimmer schief er ^ so im Soonwalde, bei Dobschau
in Ungarn, Blansko in Mähren, in Portugal, Frankreich, Ungarn und
besonders massenhaft in Brasilien (Itabirit) und Südcarolina etc.,
z. T. ziemlich rein, z. T. mit beigemengtem Magneteisen, Quarz etc.
Ein ähnliches Vorkommen gangförmig am Iron Mountain in Missouri.
Werden die Plättchen sehr klein, so bilden sich schuppige Aggregate^
die meist lose sind, an den Fingern schmutzen, die einzelnen Schuppen
wegen zu geringer Dicke zuweilen nicht mehr schwarz und metall-
glänzend, sondern rot durchscheinend (Eisenrahm). Solcher findet
sich bei Suhl im Thüringer Wald mit Eisenerzen, in Quarzkugeln
und anderen Hohlräumen in Porphyren, im Granit von Schönmünz-
nach im Schwarzwald, im Fichtelgebirge, in den Mandeln mancher
Melaphyre etc.
Am massenhaftesten ist unter den derben Varietäten der körnige
und dichte Eisenglanz; teils grobkörnig, die einzelnen Kömer oft nur
lose verbunden, teils feinkörnig und dicht, aber dann auch noch stahl-
grau. Er bildet in seinen verschiedenen Varietäten mit anderen
Strukturformen des Eisenglanzes, mit Boteisenstein, sodann mit Magnet-
eisen und häufig auch mit Silikatmineralien, Pyrit etc. Lager oft von un-
geheurer Massenhaftigkeit, besonders in den krystallinischen Schiefem.
Hierher gehört das Lager von Elba ; fernere Vorkommen auf der Insel
Utö, in Wermland bei Longbanshyttan, sowie bei Norberg, Grenges-
berg und besonders bei Gellivara in Finmarken u. a. a. 0. in Schweden
mit Magneteisen, ebenso in Spanien, Nordamerika (Missouri und am
Oberen See) etc., geringere Mengen im Thüringer Wald, Eieseugebirge,
Roteisenstein. 517
bei Framont im Elsaß etc. Auf DrusenräüineD sitzen gut ausgebildete
Erystalle (Elba). Auf Gängen ist der körnige und dichte Eisenglanz
seltener. An den meisten genannten Fundorten wird er als wichtiges
Eisenerz massenhaft gewonnen.
b) Roteisenstein. Deutlich rot ; in dicken Stücken rötlich-stahlgrau
meist aber blutrot; stets mit rotem Strich. Wenn die Farbe ins
Stahlgraue geht, so ist der Glanz halbmetallisch, im anderen Fall ist
er nicht metallisch und je nach der speziellen Beschaffenheit der
Masse etwas verschieden. Der halbmetallische rötlich-stahlgraue Rot-
eisenstein schließt sich an den Eisenglanz unmittelbar au, die anderen
Varietäten desselben entfernen sich von ihm z. T. sehr weit. Die
Härte ist vielfach geringer als beim Eisenglanz (H. = 3,5). G. =
4,5 — 4,9. V. d. L. und gegen Säuren in der Hauptsache wie Eisen-
glanz.
Der Roteisenstein findet sich nie in regelmäßigen Erystallen, doch
ist auch er oft krystallisiert, wie die häufig strahlige und fasrige Be«
schaffenheit desselben zeigt. Die Strahlen und Fasern gehen meist
radial von einem Punkt aas ; sie halten im allgemeinen fest zusammen,
vielfach lassen sich aber einzelne sehr spitze und dünne Badialfasern
von der Hauptmasse ablösen. Auf Badialbrüchen solcher Aggi^egate
beobachtet man einen z. T. etwas ins Metallische gehenden Seiden-
glanz. In annähernd radialer Richtung gehen zuweilen durch solche
fasrige Roteisensteinaggregate beinahe ebene, glatte, metallisch glän*
zende Absonderungsflächen hindurch, die man nicht mit Krystall*
flächen verwechseln darf. Sie begrenzen, wenn sie in größerer Anzahl
vorhanden sind, vielfach krystallähnliche, spitz kegelförmige Gestalten,
die aber im Innern nicht einheitlich, sondern aus exzentrisch ver«
laufenden Fasern gebildet sind. Zuweilen hat der fasrige Roteisen-
stein eine nierenförmige bis traubige Oberfläche (roter OlasJcopf);
dieser rundlichen Oberfläche gehen nicht selten auch innere Ab-
sonderungsflächen parallel. Manchmal auch oolithiscL Der fasrige
Roteisenstein findet sich in mehr oder weniger großen Mengen mit
dichtem Roteisenstein zusammen, die fasrige Varietät, besonders der
rote Glaskopf, stets die Oberfläche des dichten auf Hohlräumen etc. als
eine mehr oder weniger dicke Kruste überdeckend. Dieser rote Glas-
kopf findet sich in schönen Exemplaren im Erzgebirge in Sachsen
und Böhmen, im Siegenschen und sonst am Rhein, im Harz, in
Lothringen und an vielen anderen Orten; aber viel massenhafter als
der fasrige findet sich der dichte Roteisenstein^ rot in verschiedenen
Nuancen, ohne Metallglanz. Derselbe ist zuweilen völlig kompakt und
hat dann einen flachmuschligen bis ebenen Bruch, zuweilen ist er
auch stark porös und vollkommen erdig {roter Eisenocker). Der Glanz
ist immer gering. Der dichte Roteisenstein ist meist nicht mehr so
518 Oxyde.
rein, wie der Eisenglanz oder rote Glaskopf, sondern dnrch Beimen-
gongen verschiedener Art veranreinigt. Er findet sich anf Gingen
nnd Lagern an vielen Orten, das Mnttergestein des fiofirigen Roteisen-
steins und des roten Glaskopfs bildend (s. o.), der in gelingen Mengen
wohl stets dem dichten Eoteisenstein eingemengt ist Auf Gängen
im Harz bei Zorge, Ufeld eto, im Erzgebirge bei Altenberg, Geier,
Schneeberg, Eibenstock. Auf Lagern an der unteren Lahn bei
Wetzlar, Weilburg etc. und sonst im rheinischen Schiefergebirge im
Devon, durch Umwandlung von Ealk oder auch von Schalsteinen ent-
standen. Ähnlich auch im Harz. Mächtige Lager von Boteisen auch
in Böhmen, an zahlreichen Oi-ten in Nordamerika (Missouri, Michigan,
Wisconsin) fast stets durch Umwandlung aus anderen Substanzen,
nicht selten von Magneteisen, z. T. auch aus Brauneisen entstanden.
Wenn der dichte Roteisenstein mit Ton gemengt ist, so hat man
den intensiv gefärbten ratm Teneisenstein von mattem Bruch. Der-
selbe ist noch zuweilen als Eisenerz verwendbar. Er ist manchmal
oolithisch, wie z. B. im Lias bei Helmstedt etc. Nimmt der Tongehalt
zu, so entsteht der Botel, eine sehr weiche, schreibende, intensiv rot
gefärbte Masse, welche zu roten Schreibstiften verarbeitet wird
(Eaulsdoif bei Saalfeld in Thüringen). Intensiv rote Tone sind sehr
verbreitet; sie, wie überhaupt alle intensiv roten Gesteine, Porphyre,
Sandsteine etc., sind durch Eisenoxyd in feinster Verteilung (Rot^en-
ocker) gefärbt Ein roter Ton, der durch einen Braunkohlenbrand
geglüht und parallelstenglig abgesondert wurde, ist der stmgUge Te^
eisengtein ans dem ndrdlidien Böhmen.
Zuweilen ist dem Oxyde £[ieselsäure beigemengt (kieseliger Rot-
eisenstein) und es werden dadurch alle möglichen Übergänge zum
roten Eisenkiesel und zom roten Jaspis hervorgebracht Auch Kalk
ist nicht selten beigemengt (kalkiger Roteisenstein).
Eisenoxyd in seinen verschiedenen Varietäten bildet nicht selten
Pseudomorphosen, so z. B. nach Ealkspatskalenoedem boL Snndwig
in Westphalen, im Siegenscfaen, bei Amönau anweit Marboi^ nnd an
viel^ anderen Orten; das Material der Pseudomorphose ist z. T.
Eisenglanz, z. T. Roteisenstdn. Auch Schwefelkies und S^teisen-
stdn findet sich vielfach in Eisenoxyd verwandelt, ebenso Magnet-
eisCT, dessen schwarze Oktaeder zuweilen anen roten Strich nnd die
Zusammensetzung Fe^O^ haben {Martit von Brasilien etc.). Eisenoxyd
entsteht femer zuweilen aus Eisenoxydhydrat durch Wasserverlnst;
nach einer Annahme soll aller rote Glaskopf auf diese Weise ans
braunem Glaskopf entstanden sein. Umgekehrt verwandelt sich aber
anch vielfach Eisenoxyd in Eisenoxydhydrat dnrch Au&ahme von
Wasser, z. B. in Elba ; anch in Magneteisen geht Eisenoxyd manchmal
über. Eisenglanz dient zuweilen als Versteinemngsmittel, so bei dai
Titaneisen. 519
Liasmnscbeln von Saumnr in Frankreicb. Nicht selten regelmäßig
mit Hagneteisen verwachsen, z. B. am Yesar.
Der Eisenglanz und Boteisensteiii in iliren c. T. massenhaft Torkommenden
Al>fodeningen gehören mit an den wichtigsten Eisenersen. Die harten Yarietütei
werden aneh vielfach ssnm Polieren benutzt Boter Glaskopf wird nnter dem Namen
Blntstein zu Bingsteinen geschliffen; er nimmt bei der Politur eine schwarze Farbe
und Metallglanz an.
TitaneiMa (Bhomboedrisches Titaneisen, Ilmenit).
Ist eine isomorphe Mischung von mFe^O^ nnd nFeTiO^, wo
Fe z. T. dnrch Mg ersetzt ist, daher das letzte Glied allgemeiner
w (Fe, Mg) TiO^ oder n (J?>, Mg) 0 . TiO^ geschrieben wird. Man kann
somit das T. nicht als eine isomorphe Mischung von Fe^O^ und Ti^O^
auffassen, was an sich möglich wäre, da es dieselbe Zahl von Atomen
von Fe und Ti voraussetzt ; aber der Jf^-Gehalt würde dann die An-
nähme von Mg^O^ erfordern, was sich chemisch nicht rechtfertigen
ließe. In der Mischung fiberwi^ bald das erste, bald das zweite
Glied, einige Varietäten enthalten sogar kein Fe^O^^ so der Crichtonit
von Bourg d'Oisans (Dauphin^): FeTiO^ mit 52,63 TiO^, und andere,
darunter das Titaneisen von Gastein (Kibdelophan) und das Mg-
haltige T. (Pikrotitanit, Pikroilmenit) von Laytonsfarm in New York :
{Fe, Mg) TiO^ mit 58,52 TiO^ und 15,11 MgO; fast reines MgTiO^ ist
der Geikielith von Ceylon (siehe unten). Die meisten enthalten aber
^^0^, und zwar in den verschiedensten Mischungsverhältnissen von
1 Mol. Fe^O^ auf 10 Mol. FeTiO^ (8,87 Fe^O^, 61,30 TiO^, Egersund
in Norwegen) bis herauf zu 3 Mol. Fe^O^ und 1 Mol. FeTiO^ (83,41
Fe^O^ und 9,10 TiO^). Dies ist der schon oben beim Eisenglanz er-
wähnte Basanomelan von St. Gotthard etc., welcher auf der Grenze
zwischen Eisen^nz und Titaneisen steht, aber schon schwarzen
Strich hat; auch ein Teil der Eisenrosen gehört hierher.
Die meist taflige Erystallform ist der des Eisenglanzes sehr
ähnlieh, aber rhomboedrisch-tetartoedrisch, wie der Krystall Fig. 414
zeigt, wo neben R = R (1011) (JB/B = Sb^ 58' (E. K.), doch schwanken
die Winkel etwas mit der Zusammensetzung), « =
— 2B (0221) und c = OB (0001) die Flächen des auch
beim Eisenglanz beobachteten Dihezaeders 2. Stellung
r = 4P2 (2243), aber nur abwechselnd oben und unten
vorkommen. Zuweilen findet man sehr steile Rhombo- *^- *^*-
eder : bB (5051) (?), E. K = 61^^ ca., mit der Basis (Crichtonit). Zwillinge,
besonders als eingeschobene Lfamellen nach B, wie bei Eisenglanz
und Korund, daher auch hier häufig dreifache Streifung auf der Basis
und schalige Absonderung nach B. Solche ist auch nach c oft vor-
handen, daher vielleicht auch Zwillingsbildung nach dieser Fläche.
SpaUbarkeit ist nicht beobachtet; der Bruch ist muschlig; K s«:
520 Oxyde.
5—6. G. = 4,5 — 5,2, um so höher, je TtO^-ärmer. Meist stark metÄll-
glänzend; andnrchsichtig, sehr dünne Plättchen braun durchscheinend ;
eisenschwarz, schwarzer oder brauner Strich. Schwach oder gar nicht
magnetisch (vergl. oktaedrisches Titaneisen), nach dem Glühen stärker
magnetisch. Sehr schwer schmelzbar. In HCl und in HF schwer
löslich; TiOg bleibt ungelöst zurück.
Kommt in deutlichen Krystallen oder derben Kömern in Gesteinen
eingewachsen, seltener aufgewachsen vor, so im Granit, Gneiß, Gabbro,
Syenit, Diabas, Serpentin etc., in makro- und mikroskopischer Größe.
Zuweilen in solchen Gesteinen, namentlich basischen, zu größeren Massen
zusammengehäuft. Kleine Krystalltäfelchen in vielen Basalten. Aus
diesen Gesteinen gelangt es dann als GeröUe bei der Verwitterung
in den Sand der Flüsse und Bäche. Aufgewachsen mit Bergkrystall,
Anatas etc. auf Klüften in den krystalliuischen Schiefern der Alpen
finden sich bei Bourg d'Oisans die kleinen scharfen Kryställchen des
Crichtonit, sowie der Basanomelan und die Eisenrosen mit schwarzem
Strich vom St. Gotthard etc. Eingewachsen kommt das T. im Granit
von Aschaflfenburg, im Talkschiefer der Gegend von Gastein (Kib-
delophan) vor; im südlichen Norwegen in großen Mengen im Syenit
und ähnlichen Gesteinen, z. B. bei Tvedestrand und Arendal (sog.
Hystatit), Egersund etc. Krystalle finden sich zu Snarum bei Modum
im Serpentin, sowie auf den Apatitgängen von Kragerö etc. ; ebensolche
im Miascit des Ilmengebirges bei Miask (Ilmenit). In Kanada und in den
Vereinigten Staaten findet sich T. an vielen Orten und in Menge (Washing-
tonit). Wird in den Gesteinen nicht selten in weißen derben Titanit
umgewandelt (Titanomorphit oder Leukoxen). Titaneisen in schwarzen
abgerollten Körnern mit sehr stark glänzendem muschligem Bruch findet
sich, mit stark magnetischen Kömern gemischt als Iserin im Sande
der Iserwiese am Ursprung der Iser; kleine Kömchen im Sande von
Menaccan in Cornwall (Menaccanit) und noch vielfach sonst im Sande
der Flüsse (Titaneisensand), auch am Strande vieler norddeutscher
Seen und der Ostsee; stets, wie an der Iserwiese mit magnetischen
Kömem des oktaedrischen Titaneisens zusammen. Bekannt ist auch
das Vorkommen bei Ohlapian in Siebenbürgen im Goldsande, wo die
schwarzen Kömer des Nigrin aus T. und Rutil verwachsen sind; T.
ist hier vielleicht durch Umwandlung aus Rutil entstanden.
ßücking, ZeÜBchr. f. Kryst. I, 1877, 562; n, 1878, 416; v. Kokscharow,
Materialien VI.)
Hydroilmenit ist ein wasserhaltiges Zersetznngsprodnkt des Ilmenits ans
Schweden.
Geikielith. MgTiOg = MgO . TiOi, wenig MgO durch FeO isomorph er-
setzt, anch eine kleine Menge Fe^O^ in isomorpher Beimischung. Bläulich- oder
bräunlichschwarz, metallglänzend, in ganz dünnen LameUen rot durchscheinend.
Meist unregelmäßige Körnchen, sehr selten rhomboedrische Kryställchen mit Toll-
Brannit. Hansmannit. 521
kommener Spaltbarkeit nach der Basis und weniger vollkommener nach dem Rhomho*
eder E (lOTl). Vollkommen mit Eisenglanz und Bmenit isomorph. In den Edelstein-
seifen Yon Bakwana auf Ceylon. G. = 4,0. H. = 6 (vergl. pag. 509).
Pyrophanit MnTiO^] isomorph mit Titaneisen und rhomboedrisch-tetarto-
edrisch wie dieses. Blutrote starkglänzende Täfelchen yon der Harstigsgrube in
Wermland, mit Manganerzen (vergl. pag. 609).
Hieran schließt sich der
Senait {Fe, Fb) 0 .2{Ti^ Mn)0^. Rhomboedrisch-tetartoedrisch, wie Titan-
elsen und diesem in der Krystallform ähnlich, a : c « 1 : 0,997. Rauhe Erjstalle,
z. T. Ergänzungszwillinge, aus den brasilianischen Diamantsanden. H. =6. G. =
4,78 — 5,301. Halbmetallisch; schwarz mit bräunlich schwarzem Strich. Durch Zer-
setzung braun.
Braunit (Hartmanganerz z. T.).
-Mw^Og, 69,2 Mn^ meist etwas SiO^ und BaO enthaltend, daher
wird das Mineral wohl auch als eine isomorphe Mischung von Mn^O^ =
MnO.MnO^ mit MnO.SiO^ angesehen, wo etwas MnO durch BaO
vertreten ist. Quadratisch, in dem regulären ähnlichen Oktaedern.
BjP = 108« 39^ (S. K). Selten andere Formen z. B. die Basis: OP =
(001) und das Dioktaeder: 4P2 (421), das zuweilen herrscht. a:c =
1 : 0,9852. Zwillinge nach Poo (101) ungewöhnlich. Nach P ziemlich
deutlich blättrig. Spröde. H. = 6— 6Va. G. = 4,75— 4,9. Dunkel-
braunschwarz bis eisenschwarz, schwarzer Strich, undurchsichtig, mit
unvollkommenem fettigem Metallglanz. Unschmelzbar, in HCl unter
Entwicklung von Cl löslich. Wird durch Salpetersäure in MnO und
MnO^ zerlegt. In kleinen aufgewachsenen Krystallen, meist in derben
Massen. Auf den Braunsteinlagerstätten der Gegend von Ilmenau
im Thüringer Walde, Ufeld im Harz, Jakobsberg, Longbanshyttan
und a. 0. in Wermland in Schweden mit Hausmannit (s. d.) ; bei San
Marcello in Piemont (Marcelin mit l—lb\ SiO^) etc. Bildet einen
Teil des Braunsteins.
Dem Braunit entspricht in der allgemeinen Zusammensetzung der Bixhyitj
FeMnOsf der aber regulär ist und sehr seltene schwarze Würfelchen auf Topas und
zersetztem Mangangranat in Utah bildet.
Oxyde R^O^.
Hierher gehört vorzugsweise die isomorphe Gruppe der regulären SpineUe und
außerhalb derselben Ton wichtigeren Mineralien dieser Zusammensetzung noch der
damit enger yerbundene Chrysoberyll und der entfernter stehende Hausmannit etc.
Hansmannit (Scharfmanganerz, Glanzbraunstein).
Mn^O^ mit 72,05 Mn; daneben etwas SiO^, BaO etc. Die Formel
wird, ähnlich wie bei dem Braunit, als : 2 MnO . MnO^ gedeutet, wobei
ebenfalls MnO z. T. durch BaO, MnO^ durch SiO^ ersetzt ist Qua-
dratisch in spitzen Oktaedern P = P (111), an denen P/P — 116<> 59'
522 ^d«-
(S. K); untergeordnete Fläehen des n&chsten stumpferen Oktaeders
Poo (101) stumpfen zuweilen die E. K von P gerade ab und kleine
Flächen ^P (113) schärfen die E. E. von den Flächen
P aus yierflächig zu, auch stumpft die Basis OP (001)
zuweilen die E. E. ab. Zwillinge nach Fqo (101) häufig,
wie es Fig. 415 zeigt; zwei E. E., eine von P und eine
von Pj machen dabei einen einspringenden Winkel von
161^ SS'. Zuweilen wächst an jede E. E. ein Indiyidnum
^' nach diesem Gesetz zwillingsartig an, so daS Fflnflinge
entstehen, wie beim Kupferkies (Fig. 392), an denen an einem Ende alle
Endkanten einen Knick nach innen zeigen. Nach der Basis deutlich
blättrig; spröde; H. = 5 — 5^. G. = 4,7—4,8. Pechschwarz mit rOtlich-
braunem Strich ; unvollkommen metallglänzend, nicht sehr stark. Voll-
kommen undurchsichtig. V. d. L. unschmelzbar, entwickelt etwas 0. In
HCl unter Entwicklung von Cl löslich. Vorkommen in ao^ewachsenen,
stets kleinen Erystallen, meist aber in derben, kömigm Aggregaten,
besonders massenhaft bei Pajsberg und im Kirchspiel Nordmarken in
Wermland im dolomitischen ürkalkstein; in geringerer Menge bei
nfeld im Harz und Ilmenau im Thfiringer Wald mit Schwerspat und
mit anderen Manganerzen : Braunit und besonders Pyrolssit, mit denen
zusammen er einen Bestandteil des Braunsteins bildet Zuweil^
Pseudomorphosen nach Kalkspat, Manganit etc.
Hetairitj in Bchwarzen halbmetailiaclieii, z. T. fBsngeR, nierigen Knuten
TOB Sterling Hill (in N.-Jenej) soll ein zinkhaltiger Hanzmaanit zein.
Mennigci PftgO«. Morgenröte hm gelbe fettglSazende Massen: Bleialf in
der Eifel, Badenweiler im Schwarzwald, Dembnrg in Naasan, in der Provinz San-
tander in Spanien etc. Die natüriiche Entstehung ist meist zweifelhaft, bildet aber
Psendomorphosen nach Bleiglanz und Weißbleierz.
Isodimorphe Reihe des Spinells.
Die regnlftren Mineralien von der allgemeinen Formd MO . EfOt ^ M^^R^^^tOi
bilden in vielfachen isomorphen Mischungen die isomorphe Reihe des Spinells im
engeren Sinn. Heteromorph damit ist die rhombische BeUie, die »bei nur den
Chrysoberyll enthält^ der in der regulären Reihe kein genaues Analogen hat.
a) Beguläre Rahe (BpintUgruppe).
SpineU : J^O . A2,0« =» MgAUO^
Blauer Spinell nnd ChlorospmeU: MgO.{Al,Fe)t(h^Mg{AJi,F€)tO^.
Hercynit: {Mg, Fe)0 . ÄkOt ^ {Mg, Fe) AlfOi.
Ceylanit : (Mg. Fe)0 . (AI, Fe\Ot = {Mg, Fe) {AI, Fe)^0^,
Picotit: {Mg, Fe)0 . {AI, Fe, O),0^ = (Mg, Fe) {AI, Fe, Cr)^0^
ChroHM^enstein: {Fe, Mg, €r)0 . (Or, AI, Fe)tOg =» (Fe, Mg, Cr) {Cr, AI, Fe)tO^.
Zinkspinell: ZnO.AkOg ^ZnA^O^,
Franklinit : {Zn, Fe, Mn)0 . (Fe, Mn)tOg = {Zn, Fe, Mn) {Fe, Mn)iO^.
Manganspinell : {Mn, Mg)0 . {Fe, Mn)tOt ^ {Mn, Mg) {Fe, Mn)20^,
Jakobnt: MnO . (Fe, Mn)^Ot » Mn {Fe, lfn),04.
Isomorphe Reihe des Spinells. 523
Magnofemt: MgO . FetOg=> MgFe^Oi,
]fa«:]ieteiBeii : FeO ,Fe^Ot= FeFctO^,
Titanmagneteisen : TiOt-haltiges Magneteisen.
? Uranpecherz: ÜO . TJ^O^^ UTJ^O^,
h) BhombUche Beükt.
Chrysoberyll: BtO . AUO^ » BeAkO^ ,a:b:c =»0,4700 : 1 : 0,5800.
a) Reguläre fieihe (Spinellgruppe).
Edler Spüiell.
MgÄl^O^, 28,13 MgO und 71,87 Äl^O^, etwas Cr^Og, FeO, Fe^O^,
SiO^. Hauptsächlich Oktaeder, oft mit abgestumpften Kanten (6ra-
natoeder) und von den Flächen aus vierflächig durch das Bcositetraeder
303 (311) zugeschärften Ecken (Fig. 85), während die sonst häufige Form
202 (211) hier fehlt. Zwillinge nach der Oktaederfläche (Fig. 266),
sehr gewöhnlich ; diese heißen danach allgemein Spinellzwülinge. Die
Zwillingsbildung wiederholt sich zuweilen reihenförmig (Zwillings-
lamellen) oder cyklisch. BL = 8. Spröde. Muschliger Bruch. 6. =
3^—4,1. Durchsichtig bis durchscheinend, lebhaft glasglänzend. Farblos
(selten), hellrot (Balas-EubinX rot mit einem Stich ins Blaue oder Vio-
lette (Almandinspinell), gelbrot (Rubicell) und hauptsächlich rubinrot
und dem Rubin oft sehr ähnlich (Rubinspinell). Da der Rubin zu-
weilen in der dem regulären Oktaeder ähnlich aussehenden Kombination :
i2(1011), und OB (0001) vorkommt (Fig. 407), so ist es manchmal nicht
leicht, Spinell neben Rubin zu erkennen; die Betrachtung im polari^erten
licht und mit dem Dichroskop läßt aber den isotropen Spinell von
dem doppeltbrechenden Rubin leicht unteracheiden (pag. 511). Beim
Glfihen farblos, beim Erkalten wieder rot^ aber nicht vorher grün
wie Rubin; unschmelzbar. Von Säuren nicht angegriffen. In Borax-
glas schwierig gelöst. Durch Schmelzen mit HESO^ aufgeschlossen.
In losen, selten großen Erystallen und Körnern in den Edelsteinseifen
von Ceylon, Biima, Siam. Auch auf der ursprünglichen Lagerstätte im
körnigen Kalk ist er ein steter Begleiter des edlen Korunds. Be-
nutzung wie Rubin als Edelstein etc.
(Straver, Zeitschr. f. Eryst U, 1878, 480.)
Blauer Spinell Mg (AI, F«), O4 mit 3,57 ^«,0,. Hellblaue trttbe Oktaeder
im Kalk von Iker in Södeimaiiland (Sohweden) md von Snaaex Co. (New^Tork);
durchsichtig in den Edelsteinseilui von Ceylon. Ahnlich znaammengefletst ist der
Chlorospinell {mit 9— 15% i^^O«), smaragdgrüne, dnrch etwas CuO gefärbte
Oktaeder ans dem TalkBcbiefer bei Slatonst im Ural.
Oeylaolt (Pleonast, schwarzer Spinell).
{Mg, Fe) (Ai, Fe\ O4, bis 20 % FeO. Krystallisiert wie der edle
Spinell; zuweilen sehr fläehenreich. Selten Würfel (Wakefield in On-
tario, Kanada). G. >3,65; H. = 7^. Schwarz, aber dunkelftaschengrfin
524 Oxyde.
dm'chscheinend. Kontaktmineral, oft in gi-ößeren Erystallen. Mit
grünem Augit am Monzoni in Tirol; im Kalk zn Warwik nnd Amity
in New- York nnd an vielen anderen Stellen in Nord-Amerika; im
Barsowit des Ural mit Korund; ausgezeichnet in den Auswürflingen
der Somma und des Albanergebirges bei Rom in kleinen glänzenden
aufgewachsenen Krystallen. Im Schuttgebirge auf Ceylon in großen
Krystallen, femer an der Iserwiese etc.
Der Hercynit yon Bonsberg im BlAimerwald in losen Blöcken mit Granat
und Hornblende (Bonsberger Smirgel) nnd im Veltlin, feinkörnige schwarze Massen,
keine dentlicben Erystalle. {Fe, Mg) Al^O^] fiberwiegend Fe, wenig Mg, G. = 3,9.
H. = 7Vi-8.
Ficotit (Chromspinell). {Mg, Fe) {AI, Fe, Cr)tOi ist ein Ohromceylanit mit
über 26%FeO und ca. 8% Or^Ot; kleine, stark glänzende Oktaederchen oder un-
regelmäßig begrenzte Kömchen yon schwarzer Farbe, welche ein heUbrannes Pnlver
geben. In einzelnen FäUen eigentümlich fingerförmig verzweigte Gestalten. Stets
tiefbrann durchsichtig in ganz dünnen Schichten (Dünnschliffen). G. = 4,08. H. = 8.
In Olivingesteinen von Lherz in den Pyrenäen n. a. a. Orten; vielfach in den im
Basalt eingeschlossenen Olivinknollen, sowie in manchen Serpentinen. Ein sog.
Chrompicotit mit 56% Ch'iOg in dem Olivinfels der Dnn Mountains in Neuseeland;
sonst wie der gewöhnliche Picotit. In neuerer Zeit in Menge am Scottie Greek,
Lillicoot Distrikt, Brit. Kolumbien, mit Serpentin, Feldspat und Quarz auf Gängen
in miocänen vulkanischen Gesteinen.
Chromelsenstein (Ghromit).
(Fe, Mg, Cr) (Cr, AI, Fe\ 0^ ; 40— «5 % Cr^O^. Besonders JlfflrO-reieli
(14^0 ^90) der Magnochromit yon Frankenstein in Schlesien nnd
ähnUch der Mitchellit von Nord-Earolina. In manchen kommt anch
CrO vor. Die Zosammensetznng ist sehr schwankend. Erystalle
(Oktaeder) sind sehr selten, meist sind es derbe Massen yon nnyoU-
konunen mnschligem bis unebenem Bruch, oder körnige Aggregate.
H. = 5^ — 6^. Spröde. G. = 4,5 — 4,8. Pechschwarz mit hellbraunem
Strich, unyoUkommener fettiger Metallglanz. Zuweilen magnetisch, stets
nach dem Glühen auf Kohle. Unschmelzbar. Von Säuren, auch von
HF kaum angegriffen. Mit Salpeter eine Schmelze, die sich mit gelber
Farbe im Wasser löst. In der Boraxperle in der Kälte <7r-reaktion,
in der Hitze Fe-reaktion. Sein Vorkommen ist hauptsächlich an den
Serpentin und andere i(f^-Silikate gebunden, in welchen er sich zu-
weilen massenhaft findet und aus welchen er auch in die Seifen ge-»
langt: Frankenstein in Schlesien, Kraubat in Steiermark, Insel Unst,
Koros in Norwegen, bei Baltimore und sonst in Nord- Amerika, sehr
verbreitet im Ural, besonders am Ostabhang; vielfach in Syrien; auch
auf den Andamanen in Massen; in Neuseeland, Neukaledonien etc.
Wichtigstes Material zur Herstellung von Chrompräparaten; von Be-
deutung auch in der Stahlindustrie (Chromstahl). Einziges Chrom-
mineral, das massenhaft vorkommt. Auch in Meteoriten.
Isomorphe Reihe des Spinells. Magneteisen. 525
Zinkspinell (Automolit, Gahnit).
ZnÄl^0^.U,2 ZnO, z. T. durch FeO, MnO und MgO vertreten,
55,8 Al^O^, zuweilen ist auch etwas Fe^O^ vorhanden. Meist in
Oktaedern, z. T. ziemlich groß, an denen andere Formen nur unter-
geordnet vorkommen, und deren Flächen deutliche Bl. Br. parallel
gehen. Häufig Spinellzwillinge. Spröde. H. = 8. G. =- 4,33—4,35,
sogar bis 4,9. Schwärzlich grün, Strich grau, schwach glasglänzend.
Durchscheinend bis undurchsichtig. Unschmelzbar. Gibt mit Soda
auf Kohle einen Zw-Beschlag. Von Säuren und Alkalien nicht an-
gegriflFen. Bei Falun im Talkschiefer, bei Franklin Fumace in New-
Jersey im Kalk, ebenso bei Tiriolo in Kalabrien; bei Haddam, Gönn,
im Granit; auch als Begleiter der brasilianischen Diamanten in den
Seifen. Künstlich in den Muffeln bei der Zinkgewinnung.
Ganz ähnliche Mineralien, aber eisenreicher, sind der grünlich schwarze
Kreittonit {Zn, Fe, Mg) [AI, Fe\Oi im Granit von Bodenmais im bayr. Wald
und Ton Piemont; sowie der dnnkelbranne Dysluit (Zn^Fe^Mn) {Al,Fe)20^ im
Kalkspat von Sterling HiU in New Jersey.
Franklinit.
(Zn, Fe, Mn) {Fe, Mn\ 0^; 17— 25 «/o ZnO, i{—l^% Mn^O^
und bis über 60®/o Fe^O^. Schwarze Oktaeder mit gerundeten Kanten
und Ecken und rötlich braunem Strich. Metallisch glänzend. H. =
6 — 6^. G. = 5,0— 5,1. Bruch muschlig. Spröde; schwach magnetisch.
Unschmelzbar; in heißer HCl löslich unter C7-Entwicklung. In
größerer Menge mit Eotzinkerz im Kalk bei Franklin Fumace (Mine
Hill und Sterling Hill) New-Jersey, auf der Grenze gegen New- York.
Kleine Kryställchen bei Eibach unweit Dillenburg im Roteisenstein.
Ein Zersetznngsprodnkt des Franklinit ist der C h alk o ph ani t (Ey-drofraiikUmt)
{Fe, Zn) Mn^Of, . 2^8 0 = (-Fe, Zti) 0 . 2AfnOj . ^H^O, ans kleinen rhomboedrischen in
einer Eichtnng yollkommen spaltbaren Kryställchen bestehende schwarze Slrnsten
mit braunem Strich, die y. d. L. bronzegelb bis kupferrot werden. Sterling HiU,
New-Jersey.
Jakob Sit Stark glänzende, magnetische, schwarze Oktaederchen mit r($tUchem
Strich. Mn {Fe, Mn)^ 0« ; im körnigen Kalk von Jakobsberg in Wennland. Es ist
ein MnO nnd Mn^O^ enthaltendes Magneteisen. Etwas ähnliches ist der Af^O-haltige
Manganspinell {Mn, Mg) (Fe, 3fn)a04.
Magneteisen (Magnetit).
Fe^O^ oder FeO.Fe^O^; 72,4 Fe oder 31,03 FeO, 68,97 Fe^O^;
manganhaltig : Manganomagnetit (Fe, Mn) (Fe, Mn\ 0^ von Longban in
Schweden; 56 Jfn^O^, 44 Fe^O^^. MgO (bis 6^0? Talkeisenerz); auch
TiO^ ist vielfach vorhanden, namentlich in allen Magneteisen, die mit
Eruptivgesteinen in Verbindung stehen (vergl. unten oktaedrisches
Titaneisen).
Krystalle sehr häufig, meist Oktaeder o; häufig auch Granate-
eder d, die Fl&chen in der Bidttong der groBen Diagonale stark
gestreift ond die dreikantigen Ecken durch o abgestumpft (Fig.
416). Zuweilen sind die KrTStalle
auch sehr fiftchenreich, wie die
Fig. 417 zeigt; an diesem Krystall
ist außer o ond d noch der
W&rfel to, die Hcositretraeder m
= 303(311) und » = $0^(722),
sowie die HezakiBoktaeder x =
Fig. 416. Pig. 417. iL03 (21.7.5)imdy = 604(ö31}.
Aach 202 (211), 20 (221) etc. sind beobachtet Selten Würfel (Moß^be,
NcH-dmark, Schweden). Zwillinge wie beim Spinell sehr hftofig; nicht
selten einem grfifieren Individnnm Lamellen in Zwillingssteliong nach
0 eingewachsen.
Kein deutlicher Blätterbmch, dagegen infolge der Zwilling-
lamelliernng nach den Flächen von o h&nfig schalige Absondemng;
Bruch kleinmuschlig; spröde; H. ^5^ — 6^; G. = 4,9— 5,2. Eisen-
schwarz mit schwarzem Strich; ondurchsichtig, doch scheinen sehr
dünne Lamellen, welche in manchem amerikanischen Glimmer zwischen
den Spaltongsflächen eingewachsen sind, mit braoner Farbe durch.
MetallgläDzend, besonders stark auf dem Bruch, zuweilen auf den
Krystallfiächen matt Sehr stark magnetisch, wird aber bei 576*
plötzlich nnmagnetisch, nm beim Abkühlen diese Eigenschaft wieder
anzunehmen. Es wirkt retraktorisch, aber z. T. auch attraktorisch
(natürlicher Magnet), besonders angewitterte derbe Stücke; zuweilen
sogar polar. V. d, L. schwer schmelzbar; als Pulver in BCt leicht
löslich; wird auch von 3F allmählich gelöst
Die deutlichen Ki^stalle siud vielfach eingewachsen, so in grofler
Zahl in den Talk- und Chloritschiefem der Tiroler Alpen, im Zillertal etc.
(Oktaeder), sowie in anderen Teilen der Alpen, bei Zöptan in Mähren,
Falun in Schweden etc.; bei Valencia in Spanien im Gips. Auf-
gewachsene Krystalle, auf derbem Magneteisen oder anderen Gesteinen,
bes. auf krystallinischen Schiefem, ebenfalls in den Alpen (Traver-
sella in Piemont, Binnental im Wallis, Monzoni in Tirol), in vulka-
nischen Auswürflingen des Albaner Gebirges und des Vesuvs ; ferner im
Kiesengebirge, in Schweden an mehreren Orten, ebenso im Ural (Miask,
Slatoust, Achmatowsk etc.). Einzelne derbe Efimer finden sich in Oranit,
Gabbro, Diabas, Basalt und anderen Eruptivgesteinen, besonders basi-
schen, anch im Gnei£ nnd anderen krystallinisch«i Schiefem, oft reichlich
eingesprengt. Basalt und andere Gesteine werden durch feinverteiltes
H. schwarz geftrbt Zusammenhängende derbe Massen haben zuweilen
eine gewaltige Ausdehnung, mit Eisenglanz (siehe diesen) und anderen
Eisenerzen ganzeBerge bildend. So z. B. die stockförmigen Lagerstätten
Isomorphe Reihe des Spinells. Magneteisen. 527
in den krystallinischen Schiefem des Rtesengebirges (Schmiedeberg),
Erzgebirges (Schwarzenberg nnd Berggieshftbel in Sachsen), Thfiringer
Waldes (Schmiedefeld bei Suhl); bei Eirlibaba in der Bukowina; femer
anf Elba und bei Traversella in PienK)nt Vorzagsweise aber im
Norden : hier ist eines der eisenreichsten Länder der Erde Schweden,
in welchem eine eisenerzreiche Zone, dsjs ,,J&rnbäraland''^ von Singö,
gegenüber den Alandsinseln, von ONO nach WSW hinzieht, in welcher
ganze Eisenberge, zumeist Magneteisen, weniger Eisenglanz, getrennt
oder nebeneinander, sich finden. Die Erzmassen, welche yielfach mit
Silikaten (Angit, Hornblende, Epidot, Granat etc.) gemengt sind, bilden
Einlagerungen in den krystallinischen Schiefem in verschiedener Form,
Torzugsweise anf der Qrenze zum kOmigen Kalk. Hier sind die hoch-
berühmten Eisenerzlager von Dannemora bei Upsala, sodann die zahl-
reichen Lager in Westmanland (Norberg etc.), Wermland (Nordmark,
Persberg, Longban) und anderen Gegenden; etwas abseits liegen die
ziemlich yiel Eisenglanz führende Magneteisenlagerstätte von Utö bei
Stockholm und namentlich die lappländischen Eisenerzberge, von denen
der von Gellivara, 5 km lang, 1—3 km breit und 1281 m hoch, der
bekannteste ist Arm an Magneteisen (und anderen Eisenerzen) ist
Norwegen (Arendal). Beich dagegen ist wieder der östliche Ural,
wo zahlreiche Magneteisenmassen, ebenfalls wie in Schweden, den
krystallinischen Schiefem, aber auch, ähnlich dem Vorkommen vom
Taberg am Wettersee in Schweden, dem Syenit und anderen basischen
Eruptivgesteinen (Diabas, Gabbro etc.) als lokale Anreicherung einge-
lagert sind, und von denen sich manche gleichfalls zu Magneteisenbergen
erheben, wie der berühmte Goro Blagodat und mehrere andere. Be-
sonders reich an Magneteisen in Gängen im Diorit ist die Gegend
von Slatoust; im ganzen aber in Gängen selten. An manchen Stellen
konunt mit dem Magneteisen auch Boteisenstein vor. Beich an Magnet-
eisen ist auch Nordamerika, bes. im Staat New- York; Brasilien etc.
Eontaktbildung im Kalk: Moravicza im Banat. Zuweilen im Sande
vieler Seen, Bäche und Flüsse, auch der Ostsee als Magneteisen-
sand.
Das Magneteisen bildet eines der wichtigsten Eisenerze und findet
sich in diesen Lagerstätten in verschiedenen Strukturformen, meist
mehr oder weniger fein- bis grobkörnig, die Kömer der Aggregate
fest oder locker verbunden; auch dicht Besondere Erwähnung ver-
dient der Magneteisenmulm von der Gmbe Altebirke im Siegenschen,
wo Basalt den Spateisenstein durchsetzt und im Kontakt in mulmiges
Magneteisen verwandelt hat Durch Oxydation geht Magneteisen zu-
weilen in Fe^O^ über und bildet Pseudomorphosen von Fe^O^ in Okta-
ederform, die aber roten Strich haben (Martit von Brasilien eta).
Geht auch in Brauneisenstein über.
528 Oxyde.
Titanmagneteisen (oktaedrisches Titaneisen, Trappeisenerz,
schlackiges Magneteisen).
Hier ist ein Teil des Fe^O^ durch FeTiO^ ersetzt Der TiO^-
Gehalt schwankt zwischen 8 und 2b% (vergl. oben bei Titaneisen
pag. 519). Deutliche oktaedrische Krystalle selten ; findet sich haupt-
sächlich im Basalt und anderen vulkanischen Gesteinen, zuweilen neben
Ilmenit, in einzelnen kleinen Flittern oder größeren Körnern von aus-
gezeichnetem muschligem Bruch und sehr starkem Metallglanz. Schwarz
mit schwarzem Strich, und ebenso stark magnetisch, wie Magneteisen.
G. = 4,8 — 5,0. Hauptfundorte sind der Basalt von ünkel am £hein,
Meiches in Hessen etc. Besonders verbreitet ist das titanhaltige
Magneteisen im Sande vieler Bäche und Flüsse, Seen und Meere
(Titaneisensand), mit nichtmagnetischen nmenitkömern gemengt. Die
schwarzen Eömer des Magneteisens lassen sich mit dem Magnet aus-
ziehen. So z. B. aus dem Sande der Ostsee, aus dem Sande vieler
Seen des norddeutschen Flachlands, z. B. dem des Müggelsees bei
Berlin, femer aus dem Sande der Elbe, des Kheins etc. Besonders
zu erwähnen ist die Iserwiese, wo schwarze, oft ziemlich große Titan-
eisenkömer in Menge sich im Sande finden (Iserin), Auch sie sind
teils magnetisch und gehören hierher, teils nicht magnetisch und ge^
hören zum rhomboedrischen Titaneisen (siehe dieses). Geht wie der
Ilmenit durch Umwandlung in Leukoxen über (siehe diesen).
Magnoferrit (Magnesioferrit). Sublimations produkt des VesuTs; MgFetOA,
schwarzglänzende Oktaeder mit dnnkelrotem Strich auf Eisenglanz, mit dem er oft
in krystaUographisch definierbarer Weise yerwachsen ist
IJranpecherz (Nasturan, Pechblende, Uranin, Uraninit).
Uü^O^, doch ist die Masse durch P6 (3— lO^o P^0\ Fe, Ca, As,
Bi, SiO^, HoO und andere Stoflfe sehr stark verunreinigt, so daß die
Zugehörigkeit zur Spinellgruppe zweifelhaft ist Selten sind mehr als
80 ^/o Uranoxyde vorhanden. Ein F-haltiges Uranpecherz ist Nwmü
genannt worden. Manche Uranpecherze enthalten auch Ce, La etc.
und besonders Th (Thoruranin von Moß in Norwegen = Bröggerü
und von Garta bei Arendal = Cleveit, der auch Argon und Helium
enthält). In anderen Uranpecherzen wurde auch Stickstoff gefunden.
Krystalle (meist reguläre Oktaeder) sind selten; fast stets derbe
Massen, vielfach mit nierenförmiger Oberfläche, auch kömig, stenglig,
dicht etc. Bruch muschlig, spröde. H. und G. bei verschiedenen Vor-
kommen sehr verschieden : H. — 3—6 , G. = 4,8—9,0. Pechschwarz,
auch ins Grünliche oder Bräunliche, Strich hellgrün bis braunschwarz ;
matter fettartiger Metallglanz; undurchsichtig. Unschmelzbar; in
HNO^ in der Wärme leicht löslich, aber nicht in HCl. Auf Erz-
gängen mit Bleiglanz und Silbererzen, bes. im Erzgebirge (Schnee-
Isomorptie Beihe des Spinells. ChrTHoberyll. 529
bei^, Joachimsthal etc.), bei Pfibram, in Comwall. In granitischen
Gesteinen in Norwegen (bei Strömsheim in Säterdalen) Krystalle,
sog. Uranonioint, mit einem kleinen NbfO^-Gehd.lt, auch bei Mo£ and
Garta (siehe oben) in regulären Oktaedern; am Oberen See in Nord-
Amerika (eine nnreine Varietät von da erhielt den Namen Coraeü),
bei Branchvi]1e in Connecticut, Mitchell Co. in N. Carolina etc. im
Granit eingewachsen. Überall spärlich. Haoptmaterial ffir Uran-
präpai'ate, besonders in der Porzellanmalerei wichtig. Verwittert
leicht and gibt znr EntstehoDg aller anderen C7>haltigen Mineralien
(Gammit, Uranocker, Uranophan, Uranphosphate etc.) Veranlassung.
Bei der Verwitterung vemiindert sich G. und H. Ein solches stark
angewittertes Uranpecherz ist z. B. das Piäinere ans dem Erzgebirge
mit grünem Stridi. H. = 3—4. G. = 4,8-5,8.
(v. Fonllon, Jahrb. k. k. Reichianstolt 1883; BlomBtraud, Journ. prakt. Chem.
Bd. 29, 1884, ptg. 191; Bülebrand, Amer. Jonm. Bd. 40, 1880, pag. 384 und 43,
1891, pag. 390.)
b) Rhombische Reihe.
CIu7Bober;ll (Cymophan, Aleiandrit).
BeA1^0i=BeO.Al30g, 19,72BeOmit etwas JfeaOg.KOa und Cr,0,.
Rhombisch ; a:b:c = 0,4702 : 1 : 0,5800. Die Krystalle sind stets mehr
oder weniger dick tafeli^rmig nach der Querfläche JH. Die Erystall-
form ist sehr ähnlich der des Olivins. Eine gewöhnliche Kombination
ist die folgende (Fig. 418) allerdings meist nur in Zwillingsverwachsung
Fig. 418. FiR. 419. Fig. 420.
vorkommende (vergl. Fig. 420): » = «jP (110); «/«=129'' 38'; M =
ooPöS (100) mit deutlicher Vertikalstreifui^; r=ooPS5 (010), außer-
dem: s = ooP^ (120), 5/s = 93° 33' (vom). Auf g ist das Oktaeder
0 = P (111), auf 8 das Oktaeder n — 2Pä (121) gerade aufgesetzt,
T,n,oliegen in einer Zone; o/o ^107" 29' (S.K.), 86" 16' und 139» 53'
(E. K.). Die seitliche E. K. von o wird durch das Brachydoma i = PSo
(Oll) abgestumpft; »/i^llO" 46' (oben). Ausgezeichnete Zwillings-
bilduDg; die Zwillingsfläche ist 3P55 (031). Die Flächen M faUen
dann in ein Niveau. Dadurch entstehen zuweilen Zwillinge wie
Fig. 419, welche ein beinahe gleichseitiges Dreieck bilden; die ge-
meinsame Fläche M hat längs der anf t (in der Figur steht
fälschlich J) senkrechten Höhenlinie, nach welcher die Zwillings-
Bftusr, MiDonOogi«. 34
530 Oxyde.
grense verläuft, eine aasgezeichnete federartige Streifimg; anfier
M sind hier nur die Flächen t, s^ o als schmale Facetten entwickelt
Diese Zwülingsbildong wiederholt sich, an das zweite ^chst ein
drittes Individnom , alle drei wachsen iber den g^neiasamen Be^
rührungspankt Mnaus fort, scheinbare Sechslinge Ton psendoheza-
gonaler Form bildend (Fig. 420), wo die federartige Streifang asf
1£ und die einspringenden Winkel nfn die Zwillingsgrenzen angeben
nnd zwei in diesen zusammenstoßende FUchen o und q beinahe genau
in eine Bichtung fallen. Die konstituierenden In£yiduen dieses Drillings
And hier ähnlich wie in Fig. 418 begrenzt Deutlicher BL Br. || T;
Brach moschlig. H. = 8^, folgt ia der Härte auf Korund. G. = 3,65
bis 3,8. Dorchsiditig bis durdischeinend ; spargelgrtln bis schwefel-
gelb, vielfach mit einem bläulichen wogenden Lichtschein, der be-
sonders auf rundlichen Oberflächen hervortritt (Cymophan). Merk-
licher Pleochroismus ; nach a^h^c schwingende Strahlen bezw. spargel-
grün, gelblichgrün und fast farblos. Manche Varietäten (Alexandrit)
sind infolge eigentümlicher Absorptionsv^hältnisse smaragdgrün bei
Tageslicht, blaurot beim Hiudurchsehen nach einer Lampe. Hier
ist der Pleochroismus r a columbinrot, 6 orangegelb, c smaragd-
grün. Opt A. E. ac; + M. L. c. 2J57 = 84^ 43'. q>v, /J = 1,748.
Unschmelzbar, in Säuren unlöslich; wird mit Eobaltsolution blau.
Nur Krystalle, dünne Platten oder dicke Tafeln nach üf ; ein-
gewachsen, in Granit, häufiger in Gneiß und Glimmerschiefer; oder
auch lose, mehr oder weniger abgerollt im Schuttgebirge. Im Gneiß
von Marschendorf in Mähren und im Granit bei Haddam in Con-
necticut hellgrüne dünne Plättchen, wie z. B. Fig. 419. Smaragdgrün
im Glimmerschiefer der Tokowoja im Ural, östl. von Katharinenburg
(Alexandrit). In den Edelsteinseifen von Ceylon und Brasilien (Minas
novas), meist spargelgrüne lose Körner. Diese zeigen hauptsächlich
das erwähnte wogende Licht, aber man bemerkt es auch an einzelnen
mit ihnen zusammen in Ceylon vorkommenden smaragdgrünen Alexan-
dritgeschieben. Sehr geschätzter Edelstein ; die spargelgrüneu Exem-
plare mit wogendem Licht, die vorzugsweise aus Ceylon stammen,
werden Katzenauge (zum Unterschied von dem unten zu betrachtenden
Quarzkatzenauge (pag. 547) auch echtes, ceylonesisches oder orien-
talisches Katzenauge) genannt. Die entsprechenden Alexandrite geben
die Alexandritkatzenaugen.
(Klein, N. Jahrb. Min. etc. 1869, 1871; Cathrein, Zdtschr. f. Eryst. VIII;
Frischmann, Sitxgsber. Milnch. Ak. 1867; Hessenberg, Min. Notizen 1861; Gold-
schmidt, Preiswerk und Melczer, Zeitschr. f. Kryst. XXXTTI, 1900 an verschiedenen
SteUen.)
Oxyde jROg.
Der größte Teil der hierher gehörigen Mineralien, nnd zwar diejenigen, welche
SiO^^ jFVOs, 2r02, SnOt, MnO^ und FbO^ enthalten, bilden eine zusammenhängende
EieselsänremineralieiL Opal.
531
iflodimorphe Reihe. £me Übersicht hierüber gibt folgende Tabelle, in welcher lanter
heteromorphe, gleich zusammengesetzte Mineralien in einer yertikalen, lanter iso-
morphe in einer horizontalen Beihe stehen
SiOt.
TtO^.
Opal,
amorph.
Quarz^
hexagonal,
1 : 1,0999.
Quarzin,
Chalcedon,
Lutecitj
Christohdlit,
pseado-
regnlär-
gnadratisch.
Tridymit
Brookitj
(Asmanit),
rhombisch.
rhombisch,
0,8416:
0,8602:1:
1:0,9444.
0.9385.
>
SnOi. ZrOi
SiOi ThOi
SiOt PbO^
MnOt
Anatas,
quadratisch,
1 : 1,7777.
Rutily Zinnsteinj Zirkon, Thoriiy Flattneritj Folianit,
alle quadratisch; a:c =
1:0,6442. 1:0,6724, 1:0,6404, 1:0,6404. 1:0,6764. 1:0,6647.
Baddeleyit, ZrO^
monoklin.
SiOi ist also polymorph, findet sich mindestens in vier verschieden krystalli-
sierten Modifikationen und kommt außerdem noch amorph vor. TiO^ ist trimorph
(yergl. hierüber Schrauf, Zeitschr. f. Eryst. Bd. IX, 1884, pag. 433). Die quadratischen
Pormen von Butil und Anatas können nicht aufeinander zurückgeführt werden, was
06442
daraus hervorgeht, daß das Verhältnis der Hauptachsen: yt^ irrational ist. Daß
beide trotz des gleichen Krystallsystems doch in ihrer Substanz verschieden sind,
zeigt auch das verschiedene spezifische Gewicht beider (siehe unten).
Kieselsäuremineralieii.
Opal.
SiOi, in einzelnen Fällen wasserfrei, gewöhnlich wasserhaltig mit
1— 21% ^0, selten mehr, meist zwischen 3 und 10 ^/o; dasselbe geht
schon bei wenig erhöhter Temperatur fort nnd ist daher wohl nicht
ein wesentlicher Bestandteil. Vieler Opal ist als eingetrocknete Kiesel-
gallerte anzusehen, in welcher beim Festwerden eine mehr oder weniger
große Menge Wasser lose gebunden zurückblieb. Zuweilen wurde die
Kieselgallerte noch teilweise weich gefunden, z. B. bei dem CaO und
^^2 0^ enthaltenden Alumocaicit von Eibenstock in Sachsen. Die Opal
34*
532 Oxyde.
bildende Kieselsäure entstammt Silikatgesteinen, besonders j&ngeren
Eruptivgesteinen, mit denen das Mineral sehr häufig in Verbindung
steht. Bei der Verwitterung und noch mehr bei der Zersetzung durch
heiße Quellen, entstehen SiO^-heAüge Lösungen, aus denen sich beim
Verdunsten oder bei der Erkaltung Opal, vielfach in Gesellschaft
anderer Kieselsäuremineralien (Quarz, Chalcedon, Tridymit etc.) aus-
scheidet, häufig durch Vermittlung des Lebensprozesses von Pflanzen
und Tieren. In vielen Fällen sind auch noch fremde Substanzen,
J./3O3, FßjOg, MgO, CaOj Alkalien etc. vorhanden, manche Varietäten
des Opals sind sogar sehr stark verunreinigt. In einigen Opalen sind
Tridymittäfelchen in Menge eingewachsen, besonders im sog. Milch-
opal. Ein mit Auripigment imprägnierter Opal ist der pomeranzen-
gelbe Forcherü von Kittelfeld in Steiermark.
Der Opal ist amorph, entweder ganz unregelmäßig begrenzt, oder
sinterartig mit nieriger und traubiger Oberfläche aufgewachsen, auch
stalaktitisch, oder als rundliche Knollen in anderen Gesteinen ein-
gewachsen, sowie in Form von anderen Mineralien als Pseudomor-
phosen; endlich als Versteinerungsmittel, besonders von Holz. Findet
sich auch in lockeren, zwischen den Fingern zerreiblichen Aggregaten
oder vollkommen erdig, oft als ein unfühlbar feines Pulver. Nicht
erdige Varietäten sind spröde. H. = 5 J — 6^ ; G. = 1,9 — ^2,5, je nach
der Reinheit, der reinste 2,15—2,20. Alle Grade der Durchscheinen-
heit: vollkommen durchsichtig bis undurchsichtig. An sich farblos,
aber häufig durch Beimischungen, namentlich eisenhaltiger Bestand-
teile, mehr oder weniger intensiv gefärbt: gelb, braun, rot, grün,
schwarz, selten blau. Glasglanz, zuweilen ins Fette. An sich ein-
fache Lichtbrechung, aber durch innere Spannungen häufig anomal
doppelbrechend. V. d. L. meist stark zerknistemd und unschmelzbai*.
Gibt meist im Kolben eine nicht unerhebliche Menge Wasser. Von
HCl nicht angegriffen; in HF und in heißen Alkalien löslich. Ent-
wässerter Opal löst sich in der Sodaperle unter Blasenwerfen infolge
Entweichen von CO^,
Nach den speziellen Verhältnissen, dem Aussehen, beruhend auf
Farbe, Glanz, Durchscheinenheit etc., und nach den fremden Bei-
mengungen unterscheidet man eine Anzahl von Varietäten, welche mit
besonderen Namen belegt worden sind.
Hyalit (Glasopal). Wasserhelle, glasartige, bis fingerdicke £[rusten
mit kleintraubiger Oberfläche, meist auf Basalt, aber auch auf anderen
Silikatgesteinen, zuweilen sogar auf Moosen und Flechten auMtzend,
was die Neuheit der ganzen Bildung beweist; häufig anomal doppel-
brechend- n = 1,4347 — 1,4555 (r). Kaiserstuhl bei Freiburg i. Br.,
Erlenbach bei Frankfurt a. M., Ostheim und a. 0. bei Hanau, Waltsch
in Böhmen etc. auf Basalt. Jordansmühl in Schlesien auf Serpentin eta
Opal. 533
Ähnlich der kleintraubige, perlmutterglänzende, aber trübe, weiße Perh
Sinter (Fiorit) von Sta. Fiora in Toskana.
Edler Opal. Meist milchweiß, bläulich, auch gelblich, grau und
schwarz, in bunten prächtigen Farben spielend, die von haarfein enEissen
ausgehen und eine Erscheinung des Irisierens darstellen (264). Matter
61asglanz, muschliger Bruch, durchscheinend bis halb durchsichtig;
n = 1,442— 1,446 (r.). Wertvoller Edelstein. In Form dünner Schnüre,
kleiner Flitter und größerer Partien mit anderen Opalvarietäten ge-
mengt in einem grauen TrachyttuflF (sog. Opalmutter), durch dessen
Verwitterung er sich gebildet hat, bei Cerwenitza zwischen Eperies
und Kaschau in Ungarn. Er wird hier systematisch gewonnen. Ähn-
lich in Mexiko, Guatemala etc. In Queensland und Neu-Sfid-Wales
in Australien in Menge in einem braunen Sandstein, z. T. als Ver-
steinerungsmittel von Holz, Muschelschalen etc., sowie in ausge-
zeichneten Pseudomorphosen, wahrscheinlich nach Gips, die rundliche
Konkretionen bilden. Grau in Japan.
Gemeiner Opal, Ohne Farbenspiel ; halbdurchsichtig bis durch-
scheinend, farblos und in verschiedenen Farben, aber selten intensiv
gefärbt, t^eil noch ziemlich rein; ziemlich starker Glas-, zuweilen
Fettglanz. Meist aus der SiO^ verwitterter Silikatgesteine (bes. vul-
kanischer Gesteine) gebildet und in diesen (oder in deren Nähe) ab-
gelagert, als Ausfüllungen von Spalten und Klüften und anderen Hohl-
räumen, als krustenfSrmige Überzüge, stalaktitische Zapfen, runde
Knollen etc. Wichtige Fundorte sind bei Hanau im Basalt, bei
Tokaj, Telkibanya etc. in Ungarn im Trachyt, ebenso in Mexiko,
Mittelamerika an vielen Orten etc. Einige mit besonderen Namen be-
legte Abänderungen des gemeinen Opals sind: Feuer opaly dunkel wein-
gelb bis hyacintrot, halbdurchsichtig, im Trachyt oder Perlstein von
Zimapan ii^ Mexiko. MUchopaly milchweiß (etwas bläulich), halbdurch-
sichtig. Prasopal, durch Ni apfelgrün gefärbt, im Serpentin der Gegend
von Frankenstein in Schlesien, wo auch noch andere Opalvarietäten
vorkommen. Wachsopaly von der Farbe, dem Glanz und dem Aus-
sehen des Wachses, von Telkibanya und anderen Orten in Ungarn im
Trachyt, ebenfalls mit anderen Opalarten zusammen. Hydrophan^
bräunlich und höchstens kantendurchscheinend; ins Wasser gelegt
wird er durch Aufnahme von Wasser in seine Poren halbdurchsichtig
und zuweilen sogar farbenspielend wie edler Opal (sog. Weltauge) ; in-
folge der Porosität an der Zunge klebend. Hubertsburg in Sachsen,
Cerwenitza etc. Gemeiner Opal auch als Neubildung in manchen
Erzgängen des Erzgebirges.
Halbopal. Durchscheinend bis undurchsichtig, wenig glänzend, zu-
weilen ins Fette, häufig stark gefärbt durch fremde Beimengungen,
rot, braun, gelb, grün etc., zuweilen mehrere Farben an einem Stück.
534 Oxyde.
Vorkommeti in derselben Weise wie der gemeine Opal, und auch an
denselben, sowie an vielen anderen Orten nnd dnrch alle möglichen
Übergänge mit ihm zusammenhängend. Hierher gehört der HolZ'
opalf in Opal versteinertes Holz, häufig im niederhessischen Basalt-
gebiet und in Ungarn; Kacholong, nierenförmige und traubige, matte,
weiße Überzüge auf vulkanischen Gesteinen auf Island, den Färöer etc.,
auf Brauneisenstein bei Httttenberg in Kärnten etc. Der Halbopal
hängt durch allmähliche Übergänge zusammen mit Jaspopat und OpaH-
Jaspis. Dies sind noch unreinere Opalmassen, namentlich stark eisen-
haltig, bis 40% Fe^O^ (Eisenopal), daher intensiv gelb, braun und
rot und von hohem spez. Gewicht, bis G. = 2,5. Sie vermitteln z. T.
den Übergang zwischen Opal und Jaspis. Eine grüne ungarische
Varietät ist Chhropal genannt worden.
Die in manchen heißen Quellen gelöste SiO^ scheidet sich beim
Erkalten des Wassers als Opal aus, wodurch sinterartige Neubildungen
dieses Minerals von der verschiedenartigsten Beschaffenheit entstehen.
Hauptgebiete solcher Opalsinter sind die Umgebungen des Geysirs in
Island, das Yellowstonegebiet in Nordamerika, die Nordinsel von Neu-
seeland etc., überall in Verbindung mit vulkanischen Gesteinen. Hier-
her gehört der Kiesdsinter (Geyserit), krustenförmig mit nieriger und
traubiger Oberfläche diese Gesteine bedeckend, auch trop&teinförmig,
z. T. ziemlich glänzend, meist matt, farblos bis graulich, gelblich und
rötlich, durchscheinend bis undurchsichtig. Auch in dickeren Lagen
mehr oder weniger deutlich geschichtet, zuweilen stark porös und
wenig kompakt bis fast erdig (KieseUuff),
Zam Opal werden wegen der übereinstimmenden Eigenschaften des spezifischen
Gewichts nnd der L()slichkeit in Alkalien auch die Znsammenhänfnngen von ans
Si02 bestehenden Diatomeenpanzem gerechnet, welche oft rein weiße, lockere bis
äußerst feinerdige, mehlartige, zuweilen auch etwas kompaktere, mehr oder weniger
deutlich geschi^tete Ablagerungen von erheblicher Ausdehnung bilden. Es ist
das, was als Bergmehl, Eieselguhr, Tripel, Infusorienerde etc. bezeichnet wird.
Große Massen davon finden sich im Spreebett bei Berlin, in der Ltlneburger Heide,
im Vogelsberg, in der Auyergne (Randanit), bei Paris, in Nordafrika (Tripolis, daher
Tnpel) etc. Lokal an manchen dieser Orte, besonders schCn aber bei Paris, bei
Bilin und Franzensbad in Böhmen, im Habichtswald etc. sind diese Massen äußerst fein
geschichtet und bestehen aus papierfeinen Lagen von etwas kompakterer Beschaffen-
heit, die wegen großer Porosität an der Zunge kleben (Klebschiefer oder Polier-
schiefer). Benutzt werden alle diese Substanzen als äußerst feines Poliermittel und
zu anderen technischen Zwecken.
Der Polierschiefer ist zuweilen durch organische Substanz dunkelgefärbt und
lederartig zähe. Er bildet dann die Papierkohle (Dysodil), (Vogelsberg, £h6n, Sieben-
gebirge). In diesen stets mehr oder weniger lockeren Massen sind nicht selten feste
Opalknollen eingelagert, so der Menüitj undurchsichtig, matt, braun oder rauchgrao,
runde Konkretionen im Klebschiefer von M6nilmontant bei Paris bildend und der
lockere, poröse, daher auf Wasser schwimmende Schioimmkiesel von St. Ouen bei
Paris.
(Behrens, Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 64, 1871.)
Qnarz.
535
SiO^, iQfil Si, 53,33 0. Zuweilen fast chemisch rein, bänflg auch
mehr oder weniger stark verunreinigt durch Fe^O^, -^^^Og, -äfw^Og, MgO^
CaOj H^Oj sowie durch organische Substanzen. Flüssigkeiten (Wasser
und flüssige Kohlensäure) mechanisch eingeschlossen in Schwärmen
von mikroskopisch kleinen Poren, oder auch zuweilen in größeren
Hohlräumen, in denen man eine Luftblase (Libelle) auf der Flüssig-
keit hin- und hergehen sieht (Poretta bei Bologna). Auch Krystalle
anderer Mineralien sind im Quarz sehr häufig eingewachsen, und zwar
findet man solche fremde Einschlüsse im Quarz in größerer Mannig-
faltigkeit, als in irgend einem anderen Mineral.
Hexagonal, aber nicht vollflächig, sondern trapezoedrisch-tetartoe-
drisch. a:c=l: 1,0999. Ein Ehomboeder P = R (1011) mit glän-
zenden und das Gegenrhomboeder jar = — JB (Olli) mit häuflg matten
Flächen bilden einen dihexaedrischen Körper, dessen S. K. durch die
Flächen des ersten Prismas r = ooR (lOiO) gerade abgestumpft werden.
Die Flächen r sind horizontal deutlich gestreift; sie sind neben P
und z die gewöhnlichsten Flächen des Quarzes; diese drei sind mit
verschwindenden Ausnahmen an allen vollständig ausgebildeten Quarz-
krystallen stets vorhanden und bilden meist für sich allein eine schein-
bar vollflächige Kombination (Fig. 421). Pjz = 133« 44' (E. K.) und =
103« 34' (S.K.); P/r=;^/r = 141« 47'. Bei vielen Krystallen ist r ziemUch
lang (Fig. 421), bei manchen bildet r nur schmale Facetten (Fig. 422), in
Fig. 421.
Fig. 422.
Fig. 424.
seltenen Fällen fehlt r auch wohl ganz (Fig. 150). Die Flächen PmxAe
sind selten alle ganz gleich groß, wie in Fig. 421, häufig sind die Flächen
P und a an Größe verschieden, und zwar ist 0 meist kleiner, als die
zwischenliegenden P (Fig. 423), häufig ist aber auch die Verschieden-
heit in der Größe und Ausbildung von P und 0 und damit z, T. von r
eine ganz unregelmäßige, und die Krystalle sind dann nicht selten
von der idealen Form (Fig. 421) weit entfernt (Fig. 424). Bei solchen
Verzerrungen ist es häufig schwer, die einzelnen Flächen richtig
zu deuten, die Streifung auf r zeigt aber meist den Weg. Sehr selten
fehlen die Flächen 0 vollständig, so daß ein Ehomboeder mit dem
1. Prisma nach Art der Fig. 182 kombiniert ist PjP = 94« 15' (E. K).
Neben den Bhomboedem P und a finden sich häufig solche, welche
536
Oxyde.
von der Hanptaxe größere Stücke abschneiden, so daß sie die Kanten
PIr, resp, ^/r abstumpfen. Dabei ist häufig nur Pjr oder nur js^jr ab-
gestumpft, je die anderen nicht, oder die Kante P/r ist durch die
Flächen anderer solcher steilerer Ehomboeder abgestumpft als die
Kante ejr. Solche Ehomboeder, deren zuweilen mehrere übereinander
vorkommen, sind z. B. o = SR (3031), o/r = 165<> 18' (Fig. 425) ; t =4JJ
(4041), tir = 168<> 52' (Fig. 426) ; t; = — ^B (0772) (Fig. 427, töS),v[r =
IQV 19'; w = - 7B (0771), w/r = 173« 35', Z = — 11-B (0 . 11 . 11 . 1),
Ijr = 175® 54' u. a. Diese steilen ßhomboederflächen wechseln nicht
Fig. 425.
Fig. 427.
Fig. 4^.
selten mit den Flächen r treppenförmig ab; dadurch entstehen zu-
weilen Prismen mit scheinbar konvergierenden Kanten, welche liegen
wie die 8. K. eines spitzen Rhomboeders, was Fig. 428 andeutet
Stumpfere Rhomboeder als R und js sind selten; so findet sich z. B.
zuweilen das nächste stumpfere a = — \R (0li2), dessen Flächen die
E. K. von P gerade abstumpfen, und andere.
Diejenigen Flächen, durch welche die Tetartoedrie am häufigsten
in die Erscheinung tritt, sind die Trigonoeder- und Trapezoederfiächen.
2P2 ~
Von Trigonoedem findet sich sehr häufig: s = —j- (1121); in den
Zonen [P r] und [zr] liegend und die Ecken Pjsfrr abstumpfend, so daß
je zwei gegenüberliegende Kanten auf s parallel sind (Rhombenflächen).
Sie liegen an einfachen Krystallen oben und unten nur an den ab-
wechselnden Kanten r/r und sind auf diese gerade aufgesetzt, fehlen
Fig. 429.
Fig. 430.
Fig. 431.
Fig. 432.
Fig. 433.
dagegen stets an den zwischenliegenden (Fig. 429, 430) ; sjr == 142 ® 3',
sjP = sja = 151 ^ 6'. Zuweilen haben die Flächen s eine feine Strei-
Quarz. 637
fung, welche stets in der Richtung der Kante Pjs verläuft und mittels
welcher man daher die Flächen P von js unterscheiden kann, was
häufig durch die Betrachtung der Flächen P und a allein unmöglich
ist Wenn diese Streifung nicht deutlich sichtbar ist, muß man zur
Unterscheidung von P und a die Ätzfiguren oder das pyroelektrische
Verhalten benutzen (siehe unten). Die Flächen s liegen, wenn man
den Krystall mit der Achse c aufrecht und mit einer Fläche P gegen
2P2
den Beschauer stellt, entweder rechts (^--i— (1121)) oder links
2P2
{l . ~-T- (1121)) von der unter P liegenden Prismenfläche r ; sie gehören
entweder einem rechten oder einem linken Trigonoeder an, und man
nennt die Krystalle danach rechte (Fig. 429) und linke (Fig. 430).
P2
Selten sind die Flächen des Trigonoeders S=-t-(1122), welche die
abwechselnden Kanten Pj/s gerade abstumpfen.
Die Flächen der häufigsten Trapezoeder liegen in den Zonen
[bt] und stumpfen, wenn die in denselben Zonen liegenden Flächen s
vorhanden sind, die Kanten sjr ab, liegen also unter den Flächen
P, und zwar auch wieder nur rechts an den rechten Krystallen
(Fig. 431) oder nur links an den linken (Fig. 432). Sie gehören
also zu Skalenoedern von der Stellung des Hauptrhomboeders P, also
zu + Skalenoedern und sind somit selbst positiv, und zwar ebenso
häufig rechts, als links. Ihre Flächen haben sehr häufig Trapezform,
und werden danach Trapezflächen genannt Die Zahl derselben ist
6Pf
ziemlich groß , die gewöhnlichsten sind o; = + r . -^ (5161), resp.
l . ^ (6151), rjx = 168 0 0' und die matte u = + r.^ (3141), resp.
4P4
i.-j-^ (4131), eventuell die Kante sjx abstumpfend (Fig. 425, 426,
431 — 433). An einfachen Krystallen liegen, wie es die Figuren 431
und 432 zeigen, diese Flächen wie die Flächen s an den abwechseln-
den Prismenkanten oben und unten, und zwar oben auf der anderen
Seite der Kante als unten, und fehlen an den zwischenliegenden
Prismenkanten. Andere Trapezoeder als diese unter P liegenden
positiven rechten oder linken kommen viel seltener vor, man kann
also an der Lage dieser Trapezflächen wieder die Flächen P von £f
unterscheiden; unter letzteren liegen fast nie solche Flächen, welche
dann zu negativen Skalenoedern gehören. Allerdings wird wohl die
Kante sjr unter der Fläche a zuweilen einmal durch eine Trapezfläche
abgestumpft, z. B. durch x' = — r. -^ (65ll), resp. — L ^ (5611)
538 Oxyde.
4PA 4Pi. -
und u* ^= — r . —^ (4311), resp. — l . —^ (3411), welche eine x und
t« entsprechende Lage haben; ebenso die Kanten SjP oder sjz oben an der
Fläche s (diese letzteren Abstumpfungsflächen werden danach obere
Trapezflächen im Oegensatz zu den unteren genannt, welche die
unten anliegenden beiden Kanten sjr abstumpfen), auch kommen zu-
weilen Trapezoeder vor, deren Flächen gar nicht in einer der Zonen
der Fläche s mit den umliegenden Flächen P, z und r liegen und dann
häufig keine Trapezgestalt haben, z. B. schiefe Abstumpfungen
der Kanten Fz^ PjP etc., aber dies sind immer Seltenheiten. Häufig
sind, wie gesagt, nur die von den unter P liegenden unteren Trapez-
flächen, besonders x und u begrenzten rechten und linken positiven
Trapezoeder; negative Trapezoeder kommen kaum vor. Korrelate
rechte und linke Trapezoeder zusammen ein Skalenoeder bildend
(Fig. 278), sind an demselben einfachen Krystall noch nicht beobachtet,
ebensowenig korrekte, sich zu einem Dihexaeder 2. Ai*t ergänzende
Trigonoeder s, dagegen kommen das rechte und das linke Trigono-
eder § und §' zuweilen nebeneinander vor. Sieht man von diesen
seltenen Flächen § ab, so schließen sich die rechten und linken Hälften
der positiven und ebenso die der negativen Skalenoeder, sowie rechte
und linke Rhombenflächen derart aus, daß nie an einer Prismen*
fläche r gleichzeitig rechts und links solche Flächen liegen, auch nicht
von verschiedenen Symbolen. Dagegen kommen Trapezoederflächen
rechts und links von einer Fläche s gleichzeitig nebeneinander vor.
Die rechten und linken positiven, sowie die rechten und linken nega-
tiven Trapezoeder schließen sich also gegenseitig aus, ebenso die rechten
und linken Trigonoeder s, dagegen kommen rechte positive und linke
negative Trapezoeder zuweilen nebeneinander und mit einer rechten
Trigonoederfläche s vor, und ebenso linke positive und rechte negative
mit linken Flächen s. Danach charakterisieren sich rechte (resp.
linke) einfache Quarzkrystalle ganz allgemein so, daß sie bei obiger
Stellung des Krystalls nur an der Prismenkante rechts (Fig. 431)
(resp. links, Fig. 432) von P Rhomben- und Trapezoederflächen tragen,
je auf der anderen Seite nicht.
Prismen außer r sind selten; man findet das zweite Prisma
ooP2
d = — j- (1120), als dreiseitiges Prisma ausgebildet, die abwech-
selnden Kanten rjr gerade abstumpfend, und zwölfseitige Prismen
ebenfalls wegen der Tetartoedrie nur mit der halben Flächenzahl
als symmetrisch sechsseitige Prismen die abwechselnden Kanten rjr
zuschärfend, z. B. Z; = ^^(4150) (Fig. 427). Auch diese beiden
Prismen sind entAveder rechte (d) oder linke (Ä). Die Basis ist mit
Qua». 539
voller Sicherheit beim Quarz noch nicht beobachtet, jedenfalls ist sie
sehr selten; die zuweilen in der Bichtung der Basis beobachteten
Flächen sind wohl alle Scheinflächen.
Zwillingsbildnngen sind beim Qnarz nng^emein häufig, viel häufiger
als einfache Erystalle, besonders solche mit parallelen, weniger mit
gekreuzten Hauptachsen. Zu den ersteren gehört der schon oben
(166) beschriebene Zwilling aus zwei gleichartigen, also aus zwei
rechten oder zwei linken Individuen (Fig. 275), sowie der einem ein-
fachen Krystall ähnliche „Dauphin6er Zwilling« (Fig. 276, 277). Derselbe
ist äußerlich nur zu erkennen, wenn die Flächen s und x ganz un-
regelmäßig verteilt oder die Unterschiede im Glanz auf P und sf be-
merkbar sind. Ist dies, was häufig vorkommt, nicht der Fall, so ent-
zieht sich diese Verwachsung der äußeren und auch der optischen
Beobachtung vollkommen, kann aber durch Untersuchung der Verhält-
nisse der Pyroelektrizität und der Ätzfiguren erkannt werden (s. u.).
Zuweilen verwächst auch ein rechtes mit einem linken Indi-
viduum mit lauter parallelen Achseu. An diesen sog. „brasilia-
nischen Zwillingen" sind alle Flächen P, 0, r des einen Individuums
mit den entsprechenden Flächen des anderen parallel, aber die
Trapezfiächen x sind dann in der in Fig. 278 angegebenen Weise
verteilt, so daß sie zusammen ein scheinbares Skalenoeder bilden.
Die beiden einfachen Individuen sind häufig sehr kompliziert durch-
einander gewachsen und wechseln auch zuweilen in, der dihexa-
edrischen Begrenzung parallelen, Schichten regelmäßig miteinander
ab, besonders beim Amethyst. Hier ist eine Konstatierung der Ver-
wachsung aus zwei ungleichartigen Individuen auf optischem und
pyroelektrischem Wege möglich. Außer an brasilianischen Kry-
stallen kommt diese Verwachsung auch an Amethysten aus den Mela-
phyren des Nahetals und von den Färöer vor, und optische und pyro-
elektrische Untersuchungen haben gezeigt, daß auch viele scheinbar
einfache Erystalle nach diesem Gesetz gebildet sind, z. B. die von
Brilon und manche andere. Auch symmetrische Juztapositiou zweier
ungleichartiger Individuen von Quarz nach einer Prismenfiäche r (und
gleichzeitig nach der Basis) kommt manchmal vor; ebenso eine Ver-
einigung mehrerer dieser Gesetze, indem sich zunächst zwei Individuen
in einer gewissen Weise miteinander verbinden und zwei so gebil-
dete Zwillinge nach einem anderen Gesetz.
Zwillinge mit gekreuzten Achsen sind selten ; ein solcher
ist Fig. 434 abgebildet, wie er bei Munzig in Sachsen, in
Japan etc. vorkommt Beide Individuen haben eine die
P2 -
Endkante Pjz abstumpfende Fläche I = -j" (1122) gemein -pig, 434.
und liegen umgekehrt, so daß eine Fläche r an beiden Individuen
540 Oxyde.
sich nnimterbrochen fortsetzt; die Achsen c schneiden sich unter
84^ 34'. Zwillinge (Viellinge) mit nichtparallelen Achsen sind wohl
auch die „gedrehten^ Erystalle mit schraubenförmig verbogenen
Flächen aus den Alpen; in je zwei benachbarten Individuen machen
die Hauptachsen einen ganz kleinen Winkel miteinander.
(G. Böse, Abh. der Berl. Akad. für 1844 ; E. Weiß, Abb. natnrf. Ges. Halle,
Bd. y, 1860; Des Cloizeaux, Memoire snr la crütalliaatioxi etc. da qnartz, 18&Ö;
Websky, Neues Jahrb. für Hin. 1871 und 1874 und noch viele andere Abhandlangen ;
Leydolt, Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 15; Laspeyres, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges.
1874; G. vom Rath, Zeitschr. f. Kryst. V. und X; Groth, ibid. I, 1877, pag. 297;
Scharff, Abh. Senkenb. Ges. Bd. 3; Tschermak, Denkschr. Wien. Akad. Bd. 61, pag. 365.)
Der Quarz ist parallel den Rhomboeder- und Prismenflächen P, js,
und r sehr wenig deutlich spaltbar; die Blätterbriiche lassen sich
kaum willkürlich darstellen, entstehen aber zuweilen durch Zufall
beim Erhitzen, beim Zerbrechen etc. der Stücke. Der Bruch ist
muschlig, bei einzelnen, besonders bei derben und dichten Varietäten
splittrig, uneben etc. Spröde; H. = 7, gibt am Stahl Funken.
G. = 2,5—2,8; der reinste Q. (Bergkrystall) 2,65—2,66. Glasglanz,
auf Bruchflächen zuweilen Fettglanz. Durchsichtig bis undurchsichtig.
Farblos und wasserhell, aber auch alle möglichen Farben und Farben-
schattierungen, sowie mehrfache Färbung an demselben Stück, oft sehr
ausgezeichnet.
D. Br. +, schwach; w = 1,54090, « = 1,54990 (Linie B); (ü =
1,55817, € = 1,56772 (H). Ausgezeichnete Cirkularpolarisation (247),
und zwar drehen die rechten Erystalle die Polarisationsebene rechts,
die linken links. Hierauf beruht die Erkennung der brasilianischen etc.
Krystalle als Zwillinge auf optischem Wege: einzelne Stellen einer
•Platte senkrecht zur Achse drehen die Polarisationsebene nach rechts,
andere drehen sie nach links. Solche Platten geben im konvergenten
Licht die isochromatischen Kreise ohne das schwarze Kreuz ; liegt eine
Schicht linken und rechten Quai*zes übereinander, so entstehen Airysche
Spiralen, welche stets auf Verwachsung ungleichartiger Quarze hin-
weisen und welche an brasilianischen Zwillingen (besonders beim
Amethyst) daher häufig beobachtet werden. Die Drehung der Polari-
sationsebene beträgt in einer Platte von 1 mm Dicke : 15®, 3740 für
die Linie J5, 47<>, 1478 für die Linie H des Spekti-ums.
Der Quarz ist ausgezeichnet pyroelektrisch. Über die einfachen
Krystalle gehen 6 abwechselnd + und — elektrische Zonen hin, welche
genau in der Richtung der Achse c verlaufen, so daß die abwechselnden
Kanten + und — und zwei gegenüberliegende Kanten stets verschieden
sind. Die Kanten sind am stärksten erregt ; je weiter man von der Kante
gegen die Mitten der anstoßenden Flächen kommt, desto schwächer
wird die Erregung. Dabei ist die Anordnung so, daß an rechten
Quarz. 541
Krystallen die Prismenkanten rechts, an linken die Prismenkanten
links (also diejenigen Prismenkanten, welche ey. die ßhomben- und
Trapezflächen tragen) beim Abkühlen negativ sind, wenn man die
Krystalle mit den Flächen P gegen sich gekehrt aufstellt, wie oben
bei der Betrachtung der Verteilung der Flächen s und x etc. Die
zwischenliegenden Kanten (also ey. diejenigen ohne die Flächen s und
X etc.) sind beim Abkühlen positiy. Man kann also auch aus der
Verteilung der Elektrizität unmittelbar den optischen Charakter des
Quarzes erkennen. Eine andere Verteilung der Elektrizität als die
genannte weist stets auf Zwillingsbildung hin. An Zwillingen mit
parallelen Achsen ist die Verteilung der elektrischen Zonen in beiden
Individuen die entgegengesetzte. Die Beobachtung der Pyroelektrizität
(am bequemsten mittels des Eundtschen Verfahrens (270) ) ergibt also,
ob ein Krystall ein einfacher oder ein Zwilling ist ; welcher der beiden
oben erwähnten Zwillinge vorliegt^ zeigt die optische Untersuchung
einer Platte senkrecht zur Achse, (v. Kolenko, Zeitschr. f. Kryst IX, 1884,
pag. 1.)
V. d. L. ist der Quarz unschmelzbar, dagegen leicht im Enall-
gasgebläse ; er erstarrt nach dem Schmelzen zu einer amorphen Masse
von dem spez. Gew. = 2,2 wie Opal, an welcher n = 1,449 — 1,457
beobachtet worden ist. Von Alkalien kaum angegriffen, ebensowenig
yon Säuren, nur yon HF aufgelöst. Er wird danach auch yon den
Atmosphärilien sehr schwer angegriffen, und da er infolge seiner
großen Härte auch mechanischen Einwirkungen nur wenig unter-
worfen ist, so bleibt er bei der Verwitterung quarzhaltiger Gesteine
fast unyerändert in einzelnen losen Eömem zurück, wenn auch alles
andere yöUig zerstört ist (Quarzsand). Beim Ätzen der Oberfläche
mit HF entstehen Ätzflguren, welche durch ihre schiefe, unsymme-
trische Lage auf die Tetartoedrie der Quarzkrystalle hinweisen. Sie
lassen an ihrer yerschieden schiefen Lage auf den Bhomboederflächen
rechte und linke Krystalle und an ihrer Verschiedenheit auf den beiden
korrekten Rhomboedern +jB und — B yoneinander unterscheiden,
auch gestatten sie Zwillinge nach den yerschiedenen erwähnten Gesetz-
mäßigkeiten zu erkennen, sei es allein oder in Verbindung mit dem
optischen und pyroelektrischen Verhalten. (Baumhauer, Wied. Ann. Bd. l j
Molengraaff, Zeitschr. f. Kryat. XIV, 1888, pag. 173 und XVIT, 1890, pag. 137.) Beim
Atzen mit Flußsäure werden die Quarzkrystalle besonders an den
Kanten P/Pj P/z und P/s stark angegriffen, so daß an ihnen schmale
Ätzflächen entstehen, welche diese Kanten abstumpfen. Schmale Ab-
stumpfungen dieser Kanten sind wahrscheinlich in den meisten Fällen
nichts anderes als auf natürlichem Wege entstandene Ätzflächen, wie
die Quarzkrystalle nicht selten auch mit natürlichen Ätzflächen be-
deckt sind. Geschmolzener Quarz verhält sich auch gegen Lösungs-
542 Oxyde
mittel wie Opal und löst sich in Alkalis auf. Mit Soda zosammen-
geschmolzen g^ibt der Quarz wie der Opal bei richtigem Mengenver-
hältnis eine klare Perle; dabei entweicht die CO^ unter Aufbrausen.
Der Quarz ist eines der wichtigsten und verbreitetsten Mineralien,
vielleicht nächst dem Wasser das verbreitetste. Er findet sich z. T.
in deutlich ausgebildeten Krystallen, welche entweder auf Drusen und
Hohlräumen aller Art aufgewachsen, oder in Gesteinen (Kalk, Gips,
Porphyr, Liparit etc.) eingewachsen sind. Diese Krystalle sind teils
an der Oberfläche glänzend, teils matt Die meisten sind kompakt
und erfüllen den Raum vollkommen ; häufig sind aber auch die Flächen
in der Mitte kastenartig eingesenkt, oder es sind sogar nur Skelette
vorhanden, an denen die Substanz fast ausschließlich längs den Kanten
abgelagert ist, den inneren Kaum nur unvollständig ausfüllend, oder
die durch teilweise Auflösung des Krystalls entstanden sind. Seltener
sind Krystalle mit eingekerbten Kanten. Am häufigsten und massen-
haftesten findet sich aber der Quarz derb; in einzelnen Körnern ist
er ein äußerst verbreiteter GemengteU mancher massenhaft in der
Erdkruste vorhandener Gesteine (Granit, Gneiß, Gümmerschiefer,
Quarzporphyr, Quarztrachyt etc.). Bei der Verwitterung derselben
bleibt er fast allein unverändert übrig und bildet lose Sandmassen
und durch Verkittung der Sandkörner Sandsteine; fast aller Sand
ist Quarzsand. Der Quarz setzt auch ausgedehnte Gesteinsmassen f&r
sich allein zusammen (Quarzfels, Quarzit, namentlich den krystaUi-
niscben Schiefem eingelagert). Sodann findet er sich häufig auf
Gängen entweder mit anderen Mineralien, u. a. namentlich mit Erzen
zusammen, oder auch in großen Massen für sich allein, oder mit ein-
zelnen Körnern eingesprengter anderer Mineralien, z. B. von Gold;
auf den Hohlräumen im Innern der größeren in Gang- oder Lager-
form vorkommenden Quarzmassen vielfach Drusen ausgebildeter Quarz-
krystalle. In geringerer Menge bildet er auch stenglige Massen, zu-
weilen exzentrisch strahlig mit auf den einzelnen Stengeln nach außen
aufgesetzter dihexaedrischer Endigung, sowie fasrige, oolithische und
dichte Aggregate. Quarz ist ein häufiges Yersteinerungsmittel von
Petrefakten tierischer und pflanzlicher Natur und findet sich auch als
Pseudomorphose nach anderen Mineralien sehr häufig, so nach Kalk-
spat, Feldspat, Schwerspat^ Gips, Bleiglanz etc. Fast nur ein einziges
Mineral trifft man auch in Form von Quarz, zum Beweis, daß letzterer
nicht absolut unangreifbar für das im Gebixige zirkulierende Wasser ist;
es sind dies die Pseudomorphosen von Speckstein nach Quarz vcm
Göpfersgrün im Fichtelgebirge. Mit anderen Mineralien, namentlich
mit Kalkspat, findet er sich in regelmäßiger, krystallographisch de-
finierbarer Verwachsung, welche in konstanter Weise ziemlich häufig
wiederkehrt (Reichenstein in Schlesien).
Qaarz. 543
Die anfierordentlich mannigfaltige Art des Vorkommens zeigt, daß
der Quarz in sehr verschiedenartiger Weise entstanden ist, durch
Absatz aus dem Wasser, durch Erstarrung aus dem Schmelzfluß, auch
darch Sublimation, und in jedem einzelnen Falle unter im speziellen
»Minigfach yerschiedenen besonderen Umständen. Die Folge davon
ist, daß die Quarze an den zahlreichen Oi*ten ihres Vorkommens in
der krystallographischen Ausbildung, der Struktur, der Farbe, dem
Glanz, der geologischen Erscheinungsweise etc. sehr bedeutende Ab-
weichungen erkennen lassen, wonach sich eine Einteilung in eine An-
zahl von Unterabteilungen von selbst ergibt Einige der vielen nur
z. T. scharf charakterisierten, meist durch Übergänge miteinander ver-
bundenen Varietäten des Quarzes sind die folgenden:
a) JE dl er Quarz. Durchsichtig; deutliche Krystalle oder Kry-
stallbruchstticke. BerghrystäU , wasserhell, farblos; auf Klüften und
Hohlräumen der Silikatgesteine in den Hochgebirgen, den Tiroler,
Schweizer und französischen Alpen, aufgewachsen mit Feldspat, Ti-
tanit, Eutil, Glimmer, Chlorit u. a. deutlich krystallisierten Mine-
ralien ; oft in großen Hohlräumen und in großer Menge (Krystallkeller) ;
weniger häufig in den Mittelgebirgen (Striegau und Järischau in
Schlesien etc.). Aus den Gebirgen gelangt er zuweilen in die Betten
der Wasserläufe, wo er abgerollt wird, wie die anderen Flußgeschiebe
auch; so findet er sich z. B. im Rhein, aus den Alpen stammend, als
sog. Rheinkiesel, in den Edelsteinseifen von Ceylon etc. Zuweilen
bildet er sehr große Massen, wie z. B. in Madagaskar, von wo zentner-
schwere Bruchstücke riesiger Krystalle in den Handel kommen. Die
Bergkrystalle, fast immer Zwillinge nach dem Danphinfeer Gesetz, sind
meist lang prismenfSrmig, die Rhomben- und Trapezflächen sind ent-
wickelt; zuweilen sind sie in der Richtung einer Nebenachse verlängert
und um dieselbe in eigentümlicher Weise spiralig gedreht (gewundene
Bergkrystalle aus den Alpen, siehe pag. 540). Einschlüsse von Flüssig-
keiten* in der oben beschriebenen Weise sind häufig (Quarz von Poretta
bei Bologna), ebenso Bildung von Skeletten ohne vollkommene innere
Erfüllung mit Substanz. Auch feste Einschlüsse anderer Mineralien
sind sehr gewöhnlich, so grüne Nadeln von Hornblende, rote bis
schwarze Nadeln von Rutil etc., oft ist sogar der Quarz ganz mit solchen
erfüllt, z. B. mit staubförmigem Chlorit, der die Ki'ystalle grün
und undurchsichtig macht. Auch auf Drusen anderer als Silikat-
gesteine, z. B. in dem Marmor von Carrara, findet man Bergkrystall
aufgewachsen; ebenso kommen meist kleine Krystalle in manchen
Kalken und Mergeln vor, so z. B. in den Keupermergeln der Graf-
schaft Schaumburg an der unteren Weser (Schaumburger Diamanten),
im Marmoroscher Komitat in Ungarn (Marmoroscher Diamanten), femer
in Herkimer Co. in New York, wo sie zuweilen Körner schwarzen
544 Oxyde.
Bitumens einschließen, auf Hohlräumen eines kalkigen Sandsteins etc.
Der Bauchtopas ist, wahrscheinlich durch organische Substanz, braun
gefärbt und wird durch Glühen farblos. Er verhält sich sonst in
allen Beziehungen der Ausbildung, des Vorkommens etc. wie Berg-
krystall, findet sich auch an denselben Orten, nur auf-, nicht einge-
wachsen. Die Färbung ist heller oder dunkler, der ganz dunkle, fast
schwarze heißt Marion. Ein berühmter Fundort ist der Krystallkeller
am Tiefengletscher im Kanton üri, wo viele Eauchtopaskrystalle, z. T.
von mehr als 1 Ctr. Gewicht gefunden wurden.
Amethyst, ist violblau, mehr oder weniger dunkel, der reine, dunkle
als Edelstein sehr geschätzt; zuweilen auch fleckig; mancher ist nur
halbdurchsichtig. Er ist häufig aus einzelnen helleren und dunkleren
Schalen aufgebaut, und zwar vielfach von abwechselnd rechtem und
linkem Quarz nach dem brasilianer Zwillingsgesetz. Daher zeigt er
auf dem Bruch eigentfimliche, parallel mit der äußeren Begrenzung
verlaufende gerade Linien und die Platten senkrecht zur Achse geben
Airysche Spiralen. Die Verwachsung rechter und linker Krystalle ist
zuweilen sehr regelmäßig (Fig. 278) ; die schalige Übereinanderlagerung
wird durch scharfe Linien auf den Rhomboederflächen angedeutet.
Die Farbe geht beim Erhitzen in Gelb über (gebrannter A., vielfach
unter dem Namen Topas als Edelstein verschliffen, Goldtopas, auch
Citrin genannt (s.u.)). Das Vorkommen des Amethysts ist anders als beim
Bergkrystall und Eauchtopas. Er findet sich vorzugsweise auf Mandel-
räumen vulkanischer Gesteine, und zwar meist in niederen Krystallen,
an denen beinahe nur die Dihexaederfiächen, nicht aber die Prismen-
flächen entwickelt sind, so im Melaphyr des Nahetals bei Oberstein,
in Brasilien und Uruguay; hier auch vielfach alle Arten von Quarz-
mineralien in z. T. prachtvollen Exemplaren als GeröUe in Flußbetten
oder in losen Stücken im Schuttgebirge. Als Geschiebe auch in den
Edelsteinseifen von Ceylon, Brasilien etc. Auf Gängen, meist in kry-
stallinischen Schiefem und im Granit, kommt der Amethysjt aber
ebenfalls vor, hier meist lang säulenförmig mit wohlentwickelten Pris-
menflächen r; so bei Schemnitz in Ungarn (hier auch als Scepterquarz,
ein kurzer dicker Krystall auf das Ende eines langen dünnen parallel
aufgewachsen (Fig. 253) ), bei Mursinsk im Ural ; zuweilen mit kasten-
artig eingesenkten Flächen oder in Form von Krystallskeletten. Nicht
selten enthält auch der Amethyst fremde Krystalle eingeschlossen, so
z. B. lange Nadeln von Goethit etc. Citrin gelb, von der Insel Arran
und als Begleiter des Amethyst in Südamerika. Der meiste Citrin
der Sammlungen etc. soll gebrannter Amethyst sein, was aber zweifel-
haft ist.
b) Gemeiner Quarg. Undurchsichtig, bis höchstens durchscheinend,
trübe; kaum mehr völlig farblos, weiß, meist wenn auch nur wenig
Quarz. 546
gefärbt, von hell rauchgraii bis ins intensive Rot, Braun, Gelb, Grün,
je nach der Natur der färbenden Beimengungen. Es sind teils deut-
lich ausgebildete Krystalle, teils einzelne derbe Kömer oder derbe
Aggregate von verschiedener Struktur, oft in großen Massen. Die
Krystalle sind kaum von anderen Flächen als von P, ^, r begrenzt,
selten mit Ehomben- und Trapezflächen (Zinnerzgänge des Erzge-
birges etc.). Sie sind entweder eingewachsen in allen möglichen Ge-
steinen, und zwar teilweise in der Richtung der Hauptachse stark ver-
kürzt, so daß die Flächen des Prismas sehr klein sind (Fig. 422), oder
sie sind an einem Ende aufgewachsen. Die aufgewachsenen Krystalle
sind teils lang prismenförmig, wie Bergkrystalle, teils sind es niedere
nur von P und z begrenzte Dihexaederspitzen, wie gewisse Amethyste,
welche dicht gedrängt nebeneinander sitzend vielfach umfangreiche
Drusen bilden. Diese dihexaedrischen Spitzen sitzen häufig auf derbem
Quarz, zuweilen auf stengligem, und zwar so, daß jede Spitze auf
einem von einem Individuum gebildeten Stengel aufsitzt und ihn nach
außen regelmäßig krystallographisch begrenzt. Diese Stengel und die
Krystallspitzen zeigen zuweilen eine ebensolche Schalenbildung wie
der Amethyst: hellere und dunklere Lagen wechseln miteinander ab,
und auch hier sind die abwechselnden Lagen nicht selten rechts- und
linksdrehend. Die Schalenbildung geht zuweilen so weit, daß sich
von den Krystallen einzelne dihexaedrisch begrenzte Schichten von-
einander abheben lassen, so daß Hohldihexaeder entstehen (Kappen-
quarz von Schlaggenwald etc. (178)). Fundorte aufgewachsener Kry-
stalle gemeinen Quarzes sind sehr häufig, z. B. die Erzgänge des Erzge-
birges (bei Zinnwald u. a. a. 0.) und vieler anderer Gegenden, hier als
sehr gewöhnliches Mineral in z. T. sehr grossen, z. T. ganz kleinen Kry-
stallen, welche oft auf ziemlich weite Erstreckung eine dünne zusammen-
hängende Quarzhaut auf anderen Mineralien bilden. Femer die Gänge
im Granit des Eiesengebirges, im bunten Sandstein des Schwarzwaldes,
in der Grauwacke bei Usingen in Nassau etc. Die Quarze der Erz-
und Mineralgänge in ihrer verschiedenen Ausbildung bald in deut-
lichen Krystallen, bald derb, werden als Gangqmrze bezeichnet. Ein-
gewachsene Krystalle finden sich um und um ausgebildet, z. T. mit
krummen Flächen und wenig entwickelten Prismen im Kalk von Sund-
wig in Westphalen, in manchen Porphyren, z. B. von Altenberg in
Sachsen, bei Stolberg am Harz etc. und in vielen Quarztrachyten etc.
Die Quarzkrystalle in diesen letzteren Eruptivgesteinen, häufig von
der Form Fig. 422 mit stark gerundeten Flächen, Kanten und Ecken,
sind an der Oberfiäche vielfach korrodiert und enthalten Einschlüsse
von Glas und von der Grundmasse des Gesteins, aber keine Flüssig-
keitseinschlüsse {Porphyr quarss).
Die ausgedehnteste Verbreitung hat aber der gemeine Quarz in
Bauer, Mineralogie. 35
546 Oxyde.
Form von unregelmäßig begrenzten Körnern und von derben Aggre-
gaten, oft von beträchtlichem Umfang. Einzelne Kömer bilden einen
Bestandteil des Granits und anderer Tiefengesteine, sowie von ge-
wissen krystallinischen Schiefem, wie Gneiß, Glimmerschiefer etc.,
sog. Oranitquarjg. Er ist mehr oder weniger trübe und meist farblos,
aber auch bläulich und unterscheidet sich von dem Porphyrquarz durch
die stets unregelmäßige Form und den Mangel an Glaseinschlüssen.
Dagegen sind in Menge Flüssigkeitseinschlüsse von mikroskopischer
Größe vorhanden, die meist in geschlossenen Zonen angeordnet sind.
Bei der Verwitterung dieser Gesteine werden die Quarzkömer isoliert
und bilden die Sande, die bei ihrer nachträglichen Yerkittung durch
ein Bindemittel die Sandsteine liefern. In den krystallinischen Schiefem
bildet der Quarz nicht selten größere feinkörnige Partien, oft von
linsenförmiger Gestalt {Lagenquarz), oder auch durch lokales Ver-
schwinden der anderen Bestandteile, besonders im Glimmerschiefer, das
Gestein für sich allein in Form von plattigen, glas- bis fettglänzenden
grobkrystallinischen Massen (Quarzit). Nicht selten erfüllt der gemeine
Quarz in kieselsäurereichen Gesteinen Klüfte und Spalten, oft von
großer Mächtigkeit in der Hauptsache fär sich allein, Quarzgänge
bildend. Diese sind vielfach durch Verdrängung anderer Mineralien
entstanden, so u. a. des Schwerspats, z. B. im Odenwald an zahl-
reichen Stellen etc. Doch findet man Quarzgänge zuweilen auch im
Kalk, z. B. bei Warstein in Westphalen. Der Quarz der Quarzgänge
und auch der massenhaft den krystallinischen Schiefern eingelagerte
schließt nicht selten Gold ein {Goldquarz).
Einige Varietäten des gemeinen Quarzes, welche durch ihre spe-
zielle Beschaffenheit vorzugsweise ins Auge fallen, sind außer den
schon genannten mit besonderen Namen belegt worden. Fettquarz,
fettglänzend. Mikhquarz, milchweiß, Hohnstein bei Pirna und Grönland.
Rosenquarz, von rosenroter, am Licht ausbleichender Farbe, Zwiesel bei
Bodenmais im bayr. Wald im Granit. Bauchquarz, durch bituminöse
Bestandteile rauchgrau bis braun gefärbt und beim Zerbrechen brenzlig
riechend (Stinkquarz); ringsum ausgebildete Krystalle dieser Art bei
Pforzheim in Baden im Muschelkalk. Siderit (Sapphirquarz) , blau
durch eingewachsene Krokydolithfasera, von GoUing im Salzburgischen.
Eisenkiesel, durch Eisenoxyd rot oder durch Eisenoxydhydrat braun
gefärbt: rote Krystalle im Keupergips und im Aragonit von Oviedo
in Asturien und an zahlreichen anderen Orten in Spanien (sog. Hya-
cinten von Compostella), ähnlich bei Jena im Rötgips; braune bei
Iserlohn in Westphalen, hier zu dünnen Schichten zusammgehäuft.
Die Eisenkieselkrystalle sind vielfach aus rechten und linken Indi-
viduen ebenso kompliziert verwachsen wie Amethyst, ohne daß man
äußerlich eine Andeutung davon wahrnehmen könnte. Derber und
Quarz. 547
dichter roter Eisenkiesel sehr verbreitet, so in den devonischen Schichten
des hessischen Hinterlands, in Nassau etc. Brasem, durch Strahlstein-
nadeln grün gefärbt ; Erystalle bei Breitenbrunn in Sachsen ; geschliffen
unter den antiken Gemmen in Rom. Stem^piarjs, weiße exzentrisch
strahlige Aggregate, die einzelnen Stengel laufen zuweilen da mit
dihexaedrischen Spitzen aus, wo sie an eiuem Hohlraum endigen; von
Hohenelbe in Böhmen und ähnlich yon der Grube Martendorf bei Adorf
im Waldeckschen. FaserquarZj parallelfasrige Schnüre, die Fasern auf
den Begrenzungsflächen derselben senkrecht, oft seidenglänzend ; in der
Braunkohle von Teplitz und in der Steinkohle von Löbejün bei Halle.
Fasriger Amethyst bei Issoir in der Auvergne. Hierher gehört auch
das braune Tigerauge^ das in zolldicken Platten am Kap vorkommt
und durch Umwandlung aus blauem Erokydolith entstanden ist. Es
wird vielfach zu Schmucksteinen etc. verarbeitet. Zuweilen ist der Ero-
kydolith zum Teil noch erhalten, dann ist die Masse blau (FciOcen-
äuge). Femer schließt sich hier an ein gelber, grüner oder grauer
gemeiner Quarz, von parallel liegenden Asbestfasem oder von hohlen
Röhrchen durchzogen, welche auf der in der Richtung der Fasern
verlaufenden, rundlich geschliffenen Oberfläche einen eigentümlichen
Lichtschein hervorrufen, der dem wogenden Lichtschein des beim
Chrysoberyll betrachteten Katzenauges gleicht (pag. 530). Wird daher
ebenfalls unter dem l^^m^nKatzenauge (Quarzkatzenauge, occidentalisches
Katzenauge) als Schmuckstein benutzt. Findet sich mit Chrysoberyll
zusammen in Ceylon, aber auch im Fichtelgebirge und bei Treseburg
im Harz. QuarzpisolUhy oolithisch, ähnlich dem Karlsbader Erbsen-
stein, Ägypten, Sizilien. ZeUquarjs, löcherig, von ähnlicher Bildung
wie der sog. zerhackte Quarz, der durch Abformung papier dünner
Krystallplättchen anderer Mineralien, namentlich auf Erzgängen ent-
steht; diese Plättchen wurden dann aufgelöst, weggeführt und ihre
Hohlformen blieben zurück, die den Quarz wie mit dem Beil zerhackt
erscheinen lassen.
c) Dichter Quarz. Dichte oder auch feinkörnige Aggregate; der
Bruch z. T. splittrig; höchstens kantendurchscheinend. Meist schon
sehr unrein. Harnstein^ trübe, graue, braune, gelbe, auch rötliche
Farben; kantendurchscheinend, wenig glänzend, mit ausgezeichnet
splittrigem Bruch ; hauptsächlich auf Erzgängen sehr verbreitet, z. B.
im Erzgebirge. Vielfach Pseudomorphosen bildend, nach Kalkspat,
Flußspat etc., in besonders ausgezeichneter Weise nach Datolith, sog.
Hat/torü, nach dem Fundort Haytor in Devonshire, sowie als Ver-
steinerungsmittel bes. von Pflanzen, z. B. am Kyffhäuser, bei Chemnitz
in Sachsen etc. Homstein findet sich auch schichtenförmig und in
unregelmäßig begrenzten Massen im Kalk. Chrysopras ist ein durch
Nickel grün gefärbter Homstein aus dem verwitterten Serpentin der
35*
548 Oxyde.
Gegend von Frankenstein in Schlesien. Avanturin, ein etwas körniger
Homstein, der durch eingelagerte braune und rote Goethit- resp.
Eisenglimmerschüppchen einen eigentümlichen Lichtschein besitzt ;
u. a. bei Miask im Ural und bei Eoliwan im Altai; zu Vasen u. a.
ähnlichen Gegenständen yerschliffen.
Zum dichten Quarz rechnet man auch die Kieselschirfer, durch
Kohle schwarz, geschichtet, manche so unrein, daß sie y. d. L. schmelzen
und also gar nicht mehr zum Quarz gehören. Bruch muschlig bis
uneben, nicht splittrig. Im Harz, Voigtland, im rheinischen Schiefer-
gebirge etc. sehr verbreitet in den älteren Formationen (Devon, Culm).
Früher kam er von Lydien (Lydit); es ist der Probierstein der Ju-
weliere.
Jaspis, braun, rot, gelb, sehr unrein, bes. stark eisenhaltig, Bruch
muschlig und eben, nicht splittrig. Nur schimmernd bis matt. Nicht
selten in Form runder Kugeln oder KnoUen (Kugeljaspis), z. B. der
rote J. aus den Bohnerzgruben von Auggen bei Freiburg i. Br. und
der braune J., der unter den Gerollen der lybischen Wüste (nicht im
Nil) vorkommt (sog. Nilkiesel). Gemeiner, nicht kugeliger Jaspis, viel-
fach auf Eisenerzlagerstätten, steht dem dichten roten Eisenkiesel
sehr nahe.
{Bandjaspis f braun, grün, rot etc. gebändert, vom Harz, Ural etc. ist kein
Quarz, sondern von feldspatähnlicher Zusammensetzung; Porzellanjaspis ist
durch Eohlenbrände gebrannter Ton (nördl. Böhmen) ; BasaltjaspiSj ein ähnliches
Brandgebilde durch die Hitze des Basalts.)
Ghalcedon.
SiO^y wie Quarz, aber mit anderen Eigenschaften. Die stets
dichte Masse hat einen unebenen, splittrigen, nicht stark glänzenden
Bruch; die Oberfläche ist vielfach traubig, nierenförmig, auch stalak-
titisch. Sie ist dann oft nach dieser krummen Oberfläche ausgezeichnet
schalig. Im Innern beobachtet man zuweilen Spuren fasriger Be-
schaffenheit (Glaskopfquarz); u. d. M. tritt diese Struktur stets deut-
lich hervor. Die durchweg sehr feinen Fasern stehen auf der rund-
lichen Oberfläche senkrecht; wenn eine solche nicht vorhanden ist,
besteht die ganze Masse zuweilen aus zahlreichen radialfasrigen
sphärischen Gebilden. Es ist zweifelhaft, ob die Fasern einachsig
sind. Im Gegensatz zu Quarz ist die D. Br. — - ; n = 1,537 (r.) und
G. = 2,59—2,64, beides geringer als beim Quarz. In Alkalien zum Teil
löslich, daher früher für ein inniges Gemenge von Quarz und Opal
gehalten, was aber mit dem mikroskopischen Befunde nicht stimmt.
H. = 7. Die Entstehung ist im allgemeinen ähnlich wie die des Opals,
nur daß sich die SiO^ nicht amorph, sondeni krystallinisch und daher
wasserfrei ausgeschieden hat.
Der Gh. ist stark durchscheinend, die Farbe ist meist matt, wenig
Chalcedon. 54g
intensiv, wenn überhaupt Färbung vorhanden ist; dabei ist entweder
das ganze Stuck gleich gefärbt, oder die Farben wechseln in Streifen
parallel mit den genannten Schalenoberflächen ab. Danach unter-
scheidet man gestreiften und ungestreiften Chalcedon.
üngesireifter Chalcedon. Hierher gehören vor allem die farblosen
oder schwach graulich, bläulich oder gelblich, aber im ganzen einheit-
lich gefärbten Absätze SiO^ -haltiger heißer Quellen in Island, auf den
Färöer, im Yellowstone-Gebiet etc., entweder unregelmäßige Krusten
und Platten, oder nierige, traubige oder stalaktitische Gebilde, hier
aber ohne Farbenabwechslung und ohne deutliche Schalenbildung.
Findet sich in ähnlicher Weise auf Erzgängen, z. B. in Ungarn,
andere Mineralien, z. B. Grauspießglanzerz, überrindend, sowie in
Hohlräumen von Eruptivgesteinen, besonders von basischen. Eigentüm-
lich sind die lichtblauen würfligen Pseudomorphosen von Ch. nach
Flußspat von Tresztyan in Siebenbürgen. Die kräftiger gefärbten
Ch. haben besondere Namen erhalten. Karneol^ rot, zuweilen ins Gelbe,
besonders aus Indien; Sarder, braun; Plasma, grün; Heliotrop, grün
mit roten Punkten. Enhydros nennt man Chalcedone, welche große
flüssigkeitserfuUte Hohlräume umschließen, von Vicenza in Oberitalien
und von Uruguay, urspr. Mandeln im Basalt und Melaphyr. MoJcka-
steine sind farblose Chalcedone mit schwarzen Dendriten. Moosachat
mit grünen moosähnlichen chloritischen Gebilden diu'chzogen. Milch-
weiße, trübe Chalcedone sind ebenfalls Kascholong genannt worden,
wie gewisse Opale.
Gestreifter Chalcedon (Achat). Deutlich schalig aus einer großen
Menge einzelner sehr dünner Schichten aufgebaut, welche verschieden
gefärbt und auch sonst vielfach von verschiedener Beschaffenheit sind,
z. B. die einen porös, die anderen kompakt ohne Poren. Die Schichten
trennen sich zuweilen leicht voneinander. Findet sich vorzugsweise
auf Mandelräumen von Melaphyren, die äußere Partie der Mandel
bildend; auf dem Achat sitzen dann nach innen Amethystkrystalle,
femer Zeolithe, Kalkspat und andere Mineralien. Seltener ist das Vor-
kommen auf Spalten in Silikatgesteinen, z. B. von Schlottwitz bei
Glashütte in Sachsen. Hier wie bei den Achatmandeln gehen die
Schalen und die Farbenstreifen der Fläche parallel, auf welcher der
Achat abgelagert ist. Die Färbung der Schichten ist im natürlichen
Zustande meist wenig intensiv, gewöhnlich sind sie nur abwechselnd
mehr oder weniger dunkel grau; sie lassen sich aber zuweilen künstlich
stärker färben, weil sie infolge ihrer porösen Beschaflfenheit z. T. mit
Flüssigkeiten imprägniert werden können, welche Pigmente enthalten.
So kann man z. B. durch Imprägnation mit Honiglösung und dann
mit konzentrierter Schwefelsäure, welche aus dem Honig Kohlenstoflf-
teilchen abscheidet, intensiv schwarz, durch andere Mittel auch schön
550 Oxyde.
grün, gelb und blau färben. Dabei nehmen nur die porösen Schichten
die Farbe an, die zwischenliegenden, nicht porösen bleiben ungefärbt,
so daß dann bei solchen gefärbten die Streifiing noch deutlicher her-
vortritt. Die durch diese Streifung hervorgebrachte künstliche oder
natürliche Farbenzeichnung ist je nach der Form der Streifen ver-
schieden, und man spricht danach von Bandachat, Festungsachat,
Wolkenachat etc. Schwarz und weiß gebänderte Achate heißen Onyx,
braun und weiße Sardonyx, rot und weiße Kameolonyx etc. Der
Regenbogenachat läßt in dünnen Platten in Regenbogenfarben spielendes
Licht durch. Hauptfundorte von Achat waren früher die Mandeln
der Melaphyre in der Gegend von Oberstein an der Nahe, wo sich
eine rege Industrie entwickelte, die auf das Verschleifen dieser als
Halbedelsteine zu Schmucksachen, zu Reibschalen etc. benutzten Steine
gerichtet war. Jetzt bezieht man fast alles Rohmaterial aus Brasilien
und Uruguay, wo zahlreiche lose Stücke mit Amethyst etc. zusammen
in dem durch Verwitterung von Melaphyr entstandenen Schuttgebirge
zerstreut liegen. Im verwitterten Porphyr liegen die schön gefärbten A.
von Schönau in Niederschlesien. Der gangförmige Achat von Schlott-
witz ist schon erwähnt. An einzigen Stellen ist dieser Gang zertrümmert
und die einzelnen Stücke sind später wieder durch Kieselmasse zu
einer festen Breccie verkittet worden; dadurch entstand der sog.
Trümmerachat. Der Achat ist das Resultat einer äußerst häufig
wiederholten Füllung und Wiederentleerung der betr. Hohlräume mit
SiOg -haltigem Wasser; jedesmal blieb eine dünne Wasserschicht zu-
rück, die vorhandene Wand überziehend und sie beim Verdunsten
mit einer neuen Kieselhaut bedeckend. Vielleicht waren es inter-
mittierende Thermen, wie der Geysii' in Island; die Eintrittsöfl&iung
des Wassers ist an den Achatmandeln oft noch sehr deutlich zu sehen
(Spritzloch).
(Benschy Pogg. Ann. Bd. 123; Brewster, ibid. Bd. 61; Leydolt, Jahrb. geol.
Beichsanstalt Bd. II, pag. 124.)
An den Chalcedon schließt sich der Feuerstein (Flint) an, eine aus-
gezeichnet muschlig brechende, mehr oder weniger dunkel-rauchgraue,
auch rote Kieselmasse, zuweilen unregelmäßig begrenzt, zuweilen runde
KnoUen bildend oder die Formen von Knochen und anderen rund-
lichen Körpern nachahmend. An der Oberfläche oft mit einem weißen
Kieselmehl bedeckt. Kanten durchscheinend; von Alkalien stark an-
gegriffen. Diese Knollen bilden ganze Schichten, namentlich in der
weißen Schreibkreide in England, Frankreich, Dänemark, der Insel
Rügen etc. Früher zu Flintensteinen etc. verarbeitet. Häufig als
Versteinerungsmittel ; enthält organische Überreste, Foraminiferen und
auch größere, eingeschlossen. (Heinrich Hanßen, Die Bildung des Feuersteins
in der Schreibkreide Inang.-Diss. Kiel 1901.)
Tridymits. 551
Zwei chalcedonähnliche SiOs-Modifikationen sind:
Quarz in. Fasrig-blfittrige, zweiachsige, opt. positive ans SiO^ bestehende
Aggregate, die kleine Chalcedonkngeln im Grobkalk yon Paris überziehen; anch anf
Qnarzadem im Serpentin Ton Mohelno in Mähren. Lutecit Psendohexagonale
Pyramiden nnd Aggregate schief auslöschender Fasern; mit Qnarzin bei Paris und
in Mähren. Beide sind Seltenheiten.
Cristobalit Ana SiO^ bestehende, trübe weiße quadratische, dem regulären
sehr nahe stehende Oktaederchen, auch Spinellzwillinge. Mit Tridymit anf Spalten
im Andesit des Berges San Cristobal bei Pachuca in Mexiko; anch in Quarzein-
schlüssen in der Laya von Mayen im Laacher See-Gebiet ; sowie in Meteoriten
(Meteoreisen Ton Eendall Co., Texas).
Hier sei angeschlossen der
Melanophlogit. 89 Vi SiO^ mit 5«///oSOj und lVs% C, Wird für eine
Mischung von SiOi mit SiSi gehalten. Kleine, farblose bis bräunliche, hexaedrisch
spaltbare, doppeltbrechende Wurf eichen oder krustenförmige Aggregate auf Kalkspat
und Cölestin in den Schwefelablagerungen von Girgenti in Sicilien. Ist vielleicht
eine pseudomorphe Bildung und jedenfalls noch nicht genügend aufgeklärt.
Das nächstfolgende letzte der Kieselsäuremineralien beginnt die
Isomorphe Reihe des Tridymits.
(Tridymit, SiO^', Brookit, TiO^, siehe pag. 531.)
Tridymit (Asmanit).
SiO^, wie Quarz; rhombisch. Einfache Kryställchen in dem Me-
teoriten von Breitenbach und Rittersgrün im Erzgebirge als große
Seltenheiten (Asmanit). Die terrestrischen Kryställchen (Tridymit)
bilden dünne sechsseitige Plättchen, psendohexagonale Drillinge rhom-
bischer Täfelchen von der Form des Asmanit. Diese Drillingstäfelchen
verwachsen vielfach so, daß drei derselben fächerartig von einer ge-
meinsamen Linie nnter spitzen Winkeln ausstrahlen, Drillinge höherer
Ordnung bildend. Ziemlich deutlicher basischer Bl. Br.; sehr spröde.
H. = 7 (Tr.) und = 5^ (As.). Farblos, durchsichtig bis durchscheinend,
glasglänzend; schwach licht- und (+) doppelbrechend; zweiachsig,
bei höherer Temperatur (über 130®) einachsig und hexagonal (Tr.).
G. = 2,25— 2,33. Unschmelzbar, aber in der Sodaperle unter Auf-
brausen gelöst. Von Säuren, außer von HF, nicht angegriffen,
aber in heißer Sodalösung aufgelöst. Der Tr. kommt in kleinen
aufgewachsenen Kryställchen auf Hohlräumen mancher jüngerer vul-
kanischer Gesteine vor, so gewisser Andesite und Trachyte des
Siebengebirges bei Bonn, z. B. an der Perlenhardt, in der Rhön, am
Mont Dore, in Ungarn, in Irland, Island. Besonders große Krystalle
in den Andesiten der Euganeen bei Padua. Zuerst beobachtet im
Andesit vom Berg San Cristobal bei Pachuca in Mexiko. Seltener in
älteren Eruptivgesteinen z. B. auf Drusenräumen im Porphyiit von
Waldböckelheim a. d. Nahe. Findet sich auch als mikroskopischer
Gemengten trachytischer Gesteine, sowie in manchen Opalen, be-
552 Oxyde.
sonders im Milcliopal von KosemStz in Schlesien, Eascban in Ungam,
Hnttenberg in Kärnten etc. In durch Basalt etc. geglühtem Sand-
stein als Kontaktprodnkt. Nicht selten in Qnarz umgewandelt z. B.
in den Eoganeen.
Der Tt. wurde frOher filr heia^nal gehalten, sod&iui auf Gmnd der optischen
Ei^iuchaften für triklin; aber die AbweicfaungeD toh den VerhältnisscD rhombischer
KrjBtalle sind minimal und und wahrscheinlich Anomalien, welche mit der bompli-
derten ZwiUingsbildmig Ensammenhängeo. (Q. vom Bath, Pogg. Ann. 13ä, 1868
und 152, 1874; Schuster, Tschennaks Hin. Httlgn. 1878; t. Laaanlx, Zeitschr. &
Kryst. Bd. II, 1878, pag, 253; Maskeljne, Philos. tranaact. 1871, pag. 361.)
Ein fasriger Tridymit soll das als Luiiatit bezeichnete EieselaSuremineral
sein, das Onarzbrystalle ans der Änvergne in Frankreich in Form dünner parallel-
(asriger, trüber biaolichweilier Ernsten bedeckt.
Das tweite Qlied der isomorphen Beihe des Tridymits b^innt die Gruppe der
Titansäarenünerallen.
Brookit
TiO^, meist 94 — 99TtOj, 1— 4 J Fe^O^ nnd andere Vemnreinignngen.
Rhombisch, a -. b-.c .= 0,8416 : 1 : 0,9444; Prisma M = ooP (110)
MjM = 99* 50' (vom); die vordere Kante darch die meist sehr aus-
gedehnte vertikal gestreifte Querfläche a = ooPöS (010), die seitliche
durch die schmale Längsfläche 6 = ooP56 (010) abgestumpft Nach o
sind die Krystalle meist dfinn
tafelförmig. An den Bändern
einer solchen Tafel treten dann
die anderen Flächen als meist
ganz schmale Facetten au£ Ne-
ben dem Prisma M sind vielfach
noch andere Prismen vorhanden,
Fig. 436. Fig. 436. ^^^ Kanten Mj'a abstumpfend ;
die Oktaeder o = P (111) und
e:=^P(H2) sind anf die Prismenflächen M gerade aufgesetzt, eine
Zone [Moz] bUdend._ Die Kanten oja werden durch die schmalen
Flächen von s = 5?| (322) abgestumpft, und in derselben Zone [aso]
liegen noch die Flächen des meist am gröfiten ausgebildeten Oktaeders
e = P2 (122), die seitl. E. K. von o znschärfend ; e/e ^ 135" 37' und
101 " 3' (E. K.); daneben noch manche andere Oktaeder. Auch Makn>
dornen Bind vielfach ausgebildet: z. B. x = ^P^ (102), in der Zone
[esx] die vordere E. K. eie abstumpfend; y = ^K5 (104) u. a.; auch
Bracbydomen, z. B. ( = 2P« (021) und die Basis c = OP (001) kommen
vor. Ein dünn tafelförmiger Krystall von Kiask im Ural ist in Fig.
435 abgebildet, doch gibt es auch viel weniger fiächenreiche. Fig. 436
gibt den davon abweichenden Typus des sog. Arkansü von Magnet
Cove in Arkansas, an welchem a weniger ausgedehnt ist und das Okta-
Brookit. Anatas.
553
eder e beinahe allein die Krystalle oben und unten begrenzt, welche
nicht mehr dünn tafelförmig sind. Bl. Br. || b undeutlich. H. = 5^^ — 6.
Spröde. 6. = 3,87—4,07, nach dem Glühen größer, so wie das des Rutil.
Heller oder dunkler rotbraun und durchsichtig bis durchscheinend,
metallartiger Demantglanz (eigentlicher Brookit); der Arkausit ist
matt, halbmetallisch, schwarz und undurchsichtig. Opt. A. E. ac für
blaues, ab für rotes und ^o-Licht, für gelbgrünes Licht sind die
Krystalle einachsig. Seltener liegen die Achsen für alle Farben in
derselben Ebene ; stets ist die Brachydiagonale a M. L. ; D. Br. +.
V. d. L. etc. wie Rutil. Der Br. ist das seltenste der aus TiO, bestehen-
den Mineralien. Die Krystalle sind aufgewachsen, hauptsächlich im
Gebiet der krystallinischen Schiefer und anderer krystallinischen
Silikatgesteine, zuweilen mit Rutil und Anatas : z. B. bei Bourg d'Oisans
im Dauphins, am St. Gotthard, im Maderaner Tal und a. a. 0. der
Schweizer Alpen, in den Tiroler Alpen, hier zuweilen besonders aus-
gedehnte Tafeln; bei Tremadoc in Wales auf Grünstein; bei Miask
im Ural, hier zuweilen die Plättchen zu zweien nach a verwachsen;
als Geschiebe in australischen Goldseifen etc. Bei Biancavilla am
Ätna im vulkanischen Tuff. Der Arkansit von Arkansas z. T. in Rutil
verwandelt. Br. bildet auch Pseudomorphosen nach Titanit.
(Schranf, Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 74, 1876; Zeitschr. f. Kryst. I, 1877 tind
IX, 1884.)
Anatas (Oktaedrit).
TiO^ mit wenig Fe^O^ und SnOi. Quadratisch, nie Zwillinge.
Spitze Oktaeder P~P (111); P/P =136^ 36' (S. K) vielfach für
sich die Krystalle begrenzend, hieraus: a:c = l : 1,7777. Häufig sind
die Endecken durch r = iP (115) zugeschärft (Fig. 437). Andere
stumpfe Oktaeder sind : v = |P (117); n = |P (227); auch das nächste
stumpfere e = Poo (101) und das nächste schärfere d = 2Poo (201)
kommen vor, sowie Dioktaeder, z. B. 5 = -^P5 (5.1.19). Die Basis
c = OP (001) stumpft nicht sel-
ten die Endecken ab, und zwar
z. T. nur ganz wenig, z. T.
auch sehr stark, so daß dick
tafelförmige Krystalle entstehen.
Prismen finden sich weniger
häufig. Eine flächenreiche Kom-
bination ist in Fig. 438 ab-
gebildet. BL Br. nach P voll-
kommen, weniger deutlich nach c. Spröde. H. = 5^ — 6. G. = 3,83
bis 3,95, nach dem Glühen größer, wie beim EutiL Selten farblos,
meist sehr dunkel blau, auch rot, gelb oder braun. Heller gefärbte
Kiystalle sind durchsichtig. Sehr starker glasartiger oder metall-
Fig. 437.
Fig. 438.
554 Oxyde.
artiger Diamantglanz, je nach der Darchscheinenheit. D. Br. — y(o =
2,535, € = 2,496 (JVo-Licht). V. d. L. etc. wie RutiL Findet sich nur
in Erystallen auf Kluften von krystallinischen Silikatgesteinen, bes.
ausgezeichnet im Oneiße der Alp Lercheltini im Binnental (gelb und
braun,, sog. Wiserin) und a. a. 0. der Alpen (Tavetsch, Bourg d'Oisans),
femer im Ural etc. Im Harz und im Fichtelgebirge rote Kryställ-
chen auf zersetztem Diabas. Mikroskopisch kleine Anataskrystalle
sind in vielen klastischen Gesteinen sehr verbreitet, so im Yerwitte-
rungsschutt von Porphyren und anderen Felsarten, sowie in den
daraus entstehenden Sandsteinen. Größere Erystalle in den Gold-
seifen von Nord-Carolina und vom Ural, sowie im Flußsande in Minas
Geraäs (Brasilien). Diese letzteren und ähnliche uralische zuweilen
in Eutil umgewandelt, sog. captivos, die in Brasilien den Diamant
begleiten. Zuweilen in Pseudomorphosen nacli Titanit und Titan-
eiseu, aus denen er häufig entsteht.
(Klein, N. Jahrb. Hin. etc. 1871, 1872, 1875; v. Zepharoyich, Zeitschr. f. Kryst.
Bd. VI, 1882, pag. 240; G. Yom Eath, Pogg. Ann. Bd. 168; Seligmann, Zeitschr. f.
Eiyst XI, 1886, pag. 343.)
Hit dem letzten Titans&nremineral, dem Bntil, beginnt die
Isomorphe Reihe des Rutils.
Da dem Zirkon wahrscheinlich die Formel : ZrSiO^ zukommt, so sind vielleicht
die Moleküle der anderen hierhergehörigen Mineralien zu Terdoppeln, also: Bntil:
TiTiO^ = TüO^, Zinnstein: SnSnO^:= Sn^O^ etc., vergl. pag. 531.
ButU.
TiO^, 61,16 Tij bis 2^% Fe^O^^ der schwarze unreine sog. iVigrnn
sogar 11—14 7o Fe^O^. Quadratisch; a : c = 1 : 0,6442. Die Krystalle
dick prismatisch bis herunter zu den feinsten Nädelchen und Härchen.
s = P (111), 8l8 — 84» 40' (S. K); 123« 8' (E. K). Das
nächste stumpfere Oktaeder e = Poo (101) stumpft häufig
die E. K von s ab ; dazu treten beide quadratische Prismen,
nach welchen die Krystalle meist stark in die Länge
gezogen sind: g = ooP (110) und / = ooPoo (100). Nicht
Fig. 439. selten kommen noch ditetragonale Prismen dazu, die
Kante gß abstumpfend, so daß zuweilen walzenförmig gerundete Kry-
stalle entstehen; z. B. r = ooP| (320) Fig. (439), auch h = ooP3 (310);
letzteres zuweilen als einziges Prisma mit dem Hauptoktaeder «(Fig. 289).
Die Prismenflächen sind meist stark vertikal gestreift Auch Dioktaeder
kommen vor, z. B. i = P3 (313), die Kanten ejs, und 0 = 3Pi (321) die
Kanten sjr abstumpfend. Die Basis findet sich selten. Zwillingsbildung
ist sehr häufig. 1. Zw. Fl. «, die beiden lang prismenförmigen Individuen
bilden ein Knie, in welchem die beiden Hauptachsen 114^ 25' machen;
an das zweite Individuum wächst häufig ein drittes an, und zwar ent-
weder so, daß alle drei Hauptachsen in einer Ebene liegen (Fig. 289),
BntU. 555
oder so, daß dies nur bei je zwei benachbarten der Fall ist (Fig. 290).
Auf diese Weise können die verschiedenartigsten Bildungen entstehen,
so finden sich zaweilen ringförmig geschlossene Ächtlinge (Magnet
CoTe in Arkansas). Manchmal sind in größeren Krystallen Zwillings-
lamellen nach e eingewachsen. 2. Zw. FI. y = 3Poo (301). Die Zwil-
linge haben Herzform and die Hanptachsen schneiden sich unter 54'* 44'
(Fig. 440). Nach diesem Gresetz and z. T. auch nach dem ersten durch-
kreuzen sich zuweilen feine Rutilnädelchen. ein zartes Maschenwerk
Fig. 440. Fig. 441 (nach RosenbuBch). Fig. 44U.
anf den Flächen verwitterter Eisenspatrhomboeder am St. Gotthard etc.
bildend {Sagmit, Fig. 441).
Spaltbar nach g and l vollkommen, Brach muschlig bis uneben.
Spröde. H. = 6— 6f G. = 4^—4,3. Dnnkelrot, in dünnen Nädelchen
hyaeinthrot bis gelb; unreine Massen schwarz (Nigrin, G. = 4,5,
vergl. pag. 520). Strich gelblichbraan; metallartiger Demantglanz.
Durchseheinend bis undurchsichtig. Brechungsexponenten sehr hoch
und + D. Br. stark; w = 2,6158; e = 2,9029 {^o-Fl.). Der RutU
ist V. d. L. unschmelzbar, wird von Säuren nicht angegriffen, aber
im Borax und Phosphorsalz gelöst, wobei er die rtO,-Eeaktion gibt.
Weitaas häufigstes der Titanmineralien. Seine Hauptverbrei-
tang hat der Ratil in den krystalliniscben Schiefern, Gneißen, Glimmer-
schiefem, Amphiboliten etc., ebenso aber auch in den halbkrystalli-
nischen Phylliten. Sehr häufig ist er mit Quarz verbanden und in
ihm als ältere Bildung eingewachsen. Verbreitet ist er auch in manchen
Tiefengesteinen, namentlich Hornblende fahrenden, wie im Diorit,
Syenit, weniger im Granit. Spärlich im krystallinischen Kalk und
Dolomit. Er bildet in diesen Gesteinen, ringsum eingewachsen, einen
ursprünglichen Gemengteil, teUa in Form wohlausgebüdeter Krystalle,
denen allerdings nicht selten eine regelmäßige Endbegrenznng fehlt,
teils als unregelmäßige Kömer. Diese, wie auch die Krystalle er-
reichen zuweilen ein Gewicht von mehreren Pfunden, die Größe sinkt
aber auch bis zur mikroskopischen herunter. Auf Klüften und Spalten
dieser selben Gesteine sind Krystalle vielfach aufgewachsen, meist
mit anderen Mineralien, Quarz, Feldspat, Eisenglanz etc., zuweilen
556 Oxyde.
anch mit den beiden anderen Titanmineralien Änatas und Brookit
zusammen. Aus dem Muttergestein gelangt er auch in die Verwitte-
rungsschuttmassen, findet sich so in den Sauden der Bäche und Flüsse,
in den Seifen etc. und fernerhin in den festen Schuttmassen, Sand-
steinen etc.
In dieser Weise kommt der Rutil an vielen Orten in den Alpen
vor, so mit Bergkrystall, in ihn eingewachsen und ihn oft in Form
feiner Nädelchen ganz erfüllend, mit Eisenglanz (Basanomelan) und
mit ihm regelmäßig verwachsen (vergl. (173) und Fig. 441a); nicht
selten als Sagenit ; auch mit Anatas und Brookit. Vielgenannte Fund-
orte sind in Steiermark (Modriach), Tirol (Pfitsch- und Zillerthal), am
St. Gotthard, in Graubänden, im Binnental im Wallis; ferner bei
Limoges in Frankreich ; im bayrisch-böhmischen Wald (hier bei Bärnau
und Tirschenreuth der Nigrin als Flußgeschiebe); im Erzgebirge,
Riesengebirge und Fichtelgebirge ; bei Ohlapian in Siebenbürgen eben-
falls GeröUe von Nigrin. Vielfach und in Menge in Skandinavien,
bei Arendal und auf den Apatitlagerstätten von Kragerö etc. in Nor-
wegen etc. Im Ural an der Tokowoja bei Katharinenburg , bei Miask
im Ilmengebirge (Ilmenorutil), auch als Gerolle in den Goldsanden
von Syssersk etc. Große schöne Krystalle bei Magnet Cove in Ar-
kansas z. T. als Paramorphosen nach Brookit (Arkansit), und in einem
aus Cyanit und Pyrophyllit gemengten Gesteine bei Graves Mountain
in Georgia; auch noch an vielen anderen Orten der Vereinigten
Staaten, u. a. in den Goldsanden von Nord-Carolina (Edisonit). In
Brasilien z. B. in den Diamantseifen, z. T. als Paramorphose nach
Anatas (captivos), und in derselben Umwandlung auch im Ural. Als
mikroskopisch feine Nädelchen in manchen Glimmern besonders den
asterisierenden (s. d.) z. B. von South Bourgess in Kanada, und sehr
verbreitet in den Tonschiefern (Tonschiefemädelchen). Entsteht zu-
weilen durch Umwandlung aus Titanit; auch als Neubildung aus an-
deren titanhaltigen Mineralien, so in manchen zersetzten Gneißen.
(Bärwald, Zeitschr. f. Kryst Bd. VIII, 1883, pag. 167; G. Rose, Pogg. Ann.
Bd. 115; Haidinger, Sitzgsber. Wiener Akad. Bd. 39; v. Zepharovich, Zeitschr. f.
Kryst. Bd. VI, 1882, pag. 238; v. Lasanlx, ibid. Bd. Vni, 1883, pag. 54; Rinne,
N. Jahrb. Min. 1885, II, 3.)
Zinnsteln (Zinnerz, Eassiterit, Graupen der Bergleute).
SnOg mit 78,6 Sn, jedoch meist verunreinigt durch Beimischung
von Fe^Of^ (bis 97o)> SiO^ (bis 6J^7o; SiOg -reicher dichter Zinnstein
ist Stannit genannt worden), Ta^Of^ (bis 2|<^/o), Mn^O^j Al^O^ etc.
Quadratisch; a:c = l: 0,6724. Das Oktaeder 5 = P (111); sis =
87 ö T (S. K.) und 121<> 40' (E. K.) ist stets vorhanden, ebenso das
1. Prisma: g = ooP (110); dazu gesellt sich meist das nächste stum-
pfere Oktaeder e = Poo (101) und das 2. Prisma: l = ooPoo (100).
Ziimsteiu.
557
Die in Fig. 442 dargestellte Kombination mit den genannten Flächen
ist sehr häufig. Von Dioktaedem ist am häufigsten £r = 3P| (321);
statt des Prismas l sind auch ]j7ohl die Flächen des ditetragonalen
Prismas h = ooF2 (210) vorhanden (Fig. 443). Selten findet sich die
Basis. Die Flächen s, e^ g^ h {z zuweilen auch vorherrschend), sodann
g
1
5.«^
Fig. 442.
Fig. 443.
Fig. 444.
steilere Oktaeder, wie 5P (551) und |P (552) finden sich an den kleinen
nadelförmigen einfachen Krystallen z. B. von Comwall (sog. Nadel-
zinn, Fig. 443). Solche einfache Krystalle sind aber selten; meistens
sind es Zwillingsverwachsungen, wie beim Rutil : Zw. Fl. e (Fig. 444).
Die Hauptachsen beider Individuen machen 112** 10'. Zwei Flächen
€ und ^, auch s und 5, bilden an der Zw. Gr. häufig einspringende
Winkel, sog. Visiere, daher der erzgebirgische Bergmannsname Visier-
graupen. Nicht selten ist das Prisma g bei beiden Individuen stark
verkürzt, oder statt g und s herrscht an den Enden l und c, wodurch die
Form etwas modifiziert wird. Zuweilen setzt sich die Zwillingsbildung
mit parallelen und nichtparallelen Zw. Fl. fort. Indem an mehrere
oder auch alle Endkanten 5/5 eines Zentralindividuums Zwillingsindi-
viduen angesetzt sind, entstehen Fünflinge. Häufiger sind ringförmige
Viellinge, wie beim Rutil (Fig. 289), wo die Hauptachsen aller Indi-
viduen in einer Ebene liegen und die Visiere sich an jedem Knie in
der Zwillingsgrenze wiederholen. Kein deutl. Blätterbruch, klein-
muschliger Bruch. Spröde. H. = 6 — 7. G. = 6,8—7,1; unreines
(Holzzinn) 6,3—6,4. Sehr selten farblos und durchsichtig, meist schwarz,
braun, rot, grau mit sehr hellem Strich; dann höchstens durchschei-
nend. Metallischer Diamantglanz auf Krystall-, Fettglanz auf Bruch-
flächen. D. Br. +, schwach. V. d. L. unschmelzbar; schwierig auf
Kohle mit Soda zu Sn reduziert. Von Säuren nicht angegriflfen, nur in
schmelzenden Alkalien löslich.
Findet sich häufig in deutlichen meist aufgewachsenen Krystallen,
aber auch derb, feinkörnig oder zuweilen feinfasrig und zwar radial,
manchmal mit rundlicher Oberfiäche, und in deren Richtung aus einzelnen
Schalen aufgebaut, glaskopfartig, meist holzfarbig braun (Holzzinn).
Sehr häufig abgerollte Körner in Seifen (Zinnseifen). Das ursprüng-
liche Vorkommen ist fast über die ganze Erde genau dasselbe und
sehr charakteristisch. Der Zinnstein ist überall mit kieselsäurereichen
558 Oxyde.
meist alten Eraptivgestemeii, besonders mit Granit^ aber auch mit
Felsitporphyr verbunden. Er erfüllt Gänge in diesen oder in deren
Nähe; oder er findet sich in ihnen eingesprengt in einzelnen Eömem
oder auf schmalen Elüften und Spalten, so daß das ganze Gestein
damit imprägniert erscheint (Zinnstockwerke). Die steten Begleiter
sind Quarz, wolframhaltige Mineralien (Wolframit und Scheelit), fluor-
haltige Mineralien, wie Flufispat, Tunnalin, Topas, Lithionglimmer
(Zinnwaldit), Apatit^ Sulfide wie Molybdänglanz und Arsenkies, aber
auch zuweilen Eupferkies etc. Er ist wie die genannten Mineralien
wohl als ein Produkt pneumatolytischer Prozesse aus F-haltigen
Dämpfen anzusehen, die sich bei und nach der Eruption des Granits
entwickelt haben (vergl. Turmalin und Topas). Durch Zerstörung der
ursprünglichen Lagerstätten entstehen dann die Seifen, die mit jenen
stets räumlich nahe verbunden sind. Die abgerollten Zinnsteinkömer
der Seifen werden wohl als Stromzinn bezeichnet im Gegensatz zu
dem Bergzinn der ursprünglichen Lagerstätten. In dieser doppelten
Weise, als Berg- and als Stromzinn (Seifenzinn) findet sich der
Zinnstein an vielen Orten und wird, wo er vorkommt bergmännisch
gewonnen; er liefert so gut wie alles Zinn. Die hauptsächlichsten
Lagerstätten sind im Erzgebirge auf sächsischer und böhmischer Seite
(Zinnwald, Schlaggenwald, Graupen, Altenberg, Geier etc.); wich-
tiger in Comwall und Devonshire (hier mit Eupferkies) ; am wichtigsten
Malakka mit den Inseln Bangka und Billiton und neuerer Zeit Tas-
manien mit dem Mt. Bischof und Neu-Süd- Wales. Mit jüngeren sauren
Eruptivgesteinen (Lipariten und Daciten) trifft man den Zinnstein in
der Gegend von Oruro und Potosi auf der bolivianischen Hochebene,
wo statt der gewöhnlichen Begleiter Silber-, Blei- und Wismuterze
auftreten. Ganz abweichend ist das spärliche Vorkommen in einem
Kalkstein bei Campiglia marittima in Toskana.
Bildet in Comwall Pseudomorphosen nach Feldspat. Selten als
Neubildung in fossilen Knochen.
(Becke, Tschermaks Mineral, etc. Mitteilg. 1877; Eohlmann, Zeitschr. f. Kiyst.
Bd. 24, 1895, pag. 350; Beyer, das Zinn, 1882.)
Zirkon (Hyacinth).
ZrSiO^ = ZrO^ . SiO^ ; 67,12 ZrO^. Der Auerbachü im Eläolithsyenit
im Kreis Mariapol (sdl. Rußland, am Asowschen Meer) zeigt infolge
von Zersetzung ein etwas anderes Verhältnis von ZrO^ und SiO^ (wurde
früher 2ZrO^ . SSiO^ geschrieben, denn der SfO, -Gehalt überwiegt ein
wenig) und eine kleine Menge Wasser. Auch Oerstedü mit einem kleinen
TiOg -Gehalt ist ein in Umwandlung begriffener Z. Quadi^atisch; a : c
= 1 : 0,6404. Oktaeder: 5 = P (111) ; sjs = 84» 20' (S. K) und =» 123« 19'
(E. K.) findet sich häufig mit dem ersten Prisma g (vergl. Fig. 205)
g
t
Zirkon. 559
namentlich beim gemeinen Zirkon; ebenso auch oft mit dem zweiten
Prisma l (Fig. 206) namentlich beim Hyacinth. Ein spitzeres Oktaeder
u = 3P (331) derselben Stellung wie s stumpft nicht selten die Kanten
sjg ab; neben g ist noch das zweite Prisma l vor-
handen, und in den Zonen der Endkanten von u
liegen die Flächen des Dioktaeders x = 3P3 (311),
diese E. E. zuschärfend; dadurch entsteht die nicht
seltene Kombination Fig. 445. Zwillinge, welche
beim Eutil und Zinnstein so häufig vorkommen, 1^^445^
finden sich hier selten (Renfrew in Kanada, knie-
fBrmig). Spaltbarkeit unvollkommen, Bruch muschlig, spröde, H. := 7^ ;
6. = 4,7 ca. Es gibt indessen auch Krystalle, wo G. = 4,3 ca.,
die sich aber optisch zweiachsig erweisen und beim Glühen in
den normalen Zirkon (G. = 4,7) übergehen; dies ist vielleicht eine
andere heteromorphe Modifikation. Auch G. = 4,0 ist schon beobachtet
worden ; bei derartigen Krystallen ist vielleicht Zr durch ein anderes
nahestehendes Element ersetzt. Unschmelzbar. Von Säuren nicht ange-
griffen. Glas- bis diamantglänzend ; geschliffen sehr lebhaft. Der Z. ist
häufig durchsichtig; farblos, (selten, aufgewachsen im Chloritschiefer
des Pfitschtals in Tirol, Laacher See in trachytischen Auswürflingen),
braun, grün etc. Meist aber gelbrot {Hyacinth)j so in manchen Basalten,
z. B. bei ünkel am Rhein, am Ölberg im Siebengebirge, bei Niedennendig
am Laacher See etc. Auch im Flußsande, z. B. an der Iserwiese, bei
Expailly in der Auvergne und besonders in den Edelsteinseifen von
Ceylon etc., stets nur in kleinen mehr oder weniger abgerollten
Körnern und Krystallen. Die Farbe des H. verschwindet beim Erhitzen.
D. B. +, stark; w = 1,92, 6 = 1,97 (r.). Wird als Edelstein ver-
wendet; der von den Juwelieren H. genannte Stein ist aber meist
Granat (Kaneelstein) von ganz ähnlicher Farbe. Meist ist jedoch der
Z. undurchsichtig {gemeiner Z.), braun oder grau; so besonders im
Zirkonsyenit des südlichen Norwegens, bei Laurvik, Fredriksväm etc. ;
bei Brevik der zersetzte Ostranü\ in einem Gang-Granit bei Hitterö
im Anfang der Verwitterung (JfoZofom); im Miascit von Miask am
Ural; in Nordamerika an mehreren Stellen, z. B. in Henderson Co.,
Nord-Carolina; besonders große Krystalle in Eenfrew County in Kanada
im Amphibolit ; bei Hammond in New- York im kömigen Kalk. Über-
haupt vielfach in Graniten, Gneißen, Prophyren und ähnlichen Ge-
steinen, häufig als mikroskopische Kryställchen ; auch in vielen
Trümmergesteinen (z. B. Sandsteinen) sehr verbreitet. Bildet auf
ursprünglicher Lagerstätte fast nur eingewachsene Krystalle.
An den Zirkon schließt sich an der:
Baddeleyit (Brazüit). ZrO^ ohne 8%0^, Kleine farhlose, gelhe, hranne nnd
schwarze monokline nach der Qnerfläche tafelförmige Kryställchen, anch Zwillinge, in
560 Oxyde.
den Edelsteinsanden von Eakwana in Ceylon (selten) nnd in dem Gras des Magnetit-
Pyroxenit von Jacnpiranga in Brasilien (reichlich). Auch hranne GerÖlle (FaTas) in
den hrasilianischen Diamantsanden sind reine 2jrOi. Im Nephelinsyenit von Aln$
(Schweden).
Orangit (Thorit). Zirkonähnliche Erystalle nnd derb im Pegmatit und Ne-
phelinsyenit der Gegend von Brevik in Norwegen. Gelb: Orangit; schwarz: Thorit.
TÄO2 . SiO^ = ThSiOi^ doch meist mehr oder weniger verwittert und wasserhaltig.
Manche solche Zersetzungsprodukte enthalten auch noch andere Bestandteile: N, Ce,
La, Di, Y, Ca etc. und sind amorph geworden. Einige derselben sind der Auerlith
aus Nord-Carolina, Eukrasit, Uranothorit, Freyalith etc.
Flaitnerit (Schwerbleierz). P&Of. Selten Krystalle. Meist derbe, schwarze,
metallisch-demantglänzende Plättchen, Warzen und Krusten mit braunem Strich.
G. = 8,5—9,4. Leadhills in Schottland und Idaho.
Polianit.
JfwOj. Kurze quadratische Prismen, scheinbar rhombisch und
daher auch früher für rhombisch gehalten. H. = 6— 6^. G. = 4,83—5,06.
Licht stahlgrau, metallisch. Aufgewachsene, meist sehr kleine Krystalle,
selten deutlich ausgebildet. Meist derbe, körnige und fasrige auch
dichte Aggregate, zuweilen mit nierenfSrmiger Obei-fläche. Platten und
Johanngeorgenstadt im Erzgebirge, im Siegenschen, in Comwall etc. aut
Eisenerzgängen, überall sparsam und selten frisch. Geht unter Abnahme
der Härte (bis H. = 2), aber bei gleichbleibender Krystallform und Zu-
sammensetzung durch molekulare Umwandlung in Pyrolusit über, eine
Paramorphose von Pyrolusit nach Polianit bildend. Doch ist dieser
Vorgang noch nicht ganz aufgeklärt (siehe Pyrolusit).
Pyrolusit (Braunstein, Grau- oder Weichmanganerz, Grau-
braunstein).
MnO^ mit 63,2 Jfw, meist etwas JSaO, SiOg, H^O etc. enthaltend.
Unterscheidet sich vom Polianit durch weit geringere Härte. H. =
2 — 2^; im Aussehen ihm gleich. Bildet wie der letztere strahlige,
fasrige bis dichte, auch erdige Massen, zuweilen oolitisch (Grube
Hohenkirchen bei Cassel). Halbmetallisch glänzend, wenig lebhaft;
schwarz, mit schwarzem Strich. G. = 4,7 — 5,0. Spröde ins Milde
an den Fingern abfärbend. Unschmelzbar. Gibt -3/ » - Eeaktion.
Allein geglüht, oder mit H^SO^ erhitzt, gibt er 0 und mit HCl
erhitzt Cl. Der Pyrolusit ist kein ursprüngliches Mineral, sondern
entsteht durch Umwandlung aus anderen. Polianit geht ohne che-
mische Veränderung durch molekulare Umlagerung unter Härte-
verlust in P. über. Manganspat, MnCO^ verwandelt sich unter
Verlust von CO^ und Aufnahme von 0 in Pyrolusit, so in größerem
Maßstabe auf manchen Gängen in der Provinz Huelva in Spanien.
Pyrolusit findet sich nicht selten in Form von Kalkspat und
Dolomit; durch Umwandlung aus dolomitischem Kalk (Stringo-
Pyrolasit. Hydroxyde und Hydrate. Brncit. 561
cephalenkalk) sind vielleicht die oberflächlich liegenden Pyrolusite
(und j9fn-reichen Brauneisenerze) der Lindener Mark und sonst in
der Nähe von Gießen entstanden. Der meiste Pyrolusit ist aber wohl
aus Manganit, H^MnO^ (pag.564), hervorgegangen durch Austritt von Ji^O
und Aufnahme von 0. Man erkennt am P. zuweilen noch die Blätter-
brüche des Manganits, auch existieren Übergänge mit geringerem
Wassergehalt als M., wie z. B. der sog. Varvicit von Warwickshire in
England mit 5 — 6, statt 9% H^O und in der Härte zwischen beiden
stehend. Hierher gehören die Vorkommen im Porphyr von Ilmenau
und Elgeraburg im Thüringer Wald und von Ufeld im Harz. Auch
bei Platten in Böhmen, bei Eomaneche, Dep. de ITonne (Frankreich) etc.
Der Pyrolusit bildet den Hauptteil der meisten Braunsteinablagerungen
und wird zur Chlorentwicklung in der Färberei und Bleicherei viel
verwendet. Der Braunstein des unteren Lahntals ist meist Psilomelan
(s. diesen bei den Hydroxyden), doch fehlt auch hier Pyrolusit nicht
In die Nähe des Pyrolnsits gehören auch die braunen manganhaltigen Knollen, die
durch Tiefseefischerei vom Boden des Stillen Ozeans aufgenommen und Felagit
genannt worden sind.
Cervantit (Antimonocker z. T., pag. 571). SbO^. Sehr dünne weiße Nädelchen,
auch derb ; von Bomeo, Cervantes in Spanien (GkLÜden) und von Pereta in Toskana.
Tellur it (Tellurocker). TeO^. Kleine demantglänzende, gelblich-weiße, zu-
weilen zu Büscheln vereinigte rhombische Kryställchen von Facebaya und Zalathna
in Siebenbürgen, auch in Colorado, mit ged. Tellur. Sehr selten.
Oxyde RO^.
Molybdänocker (Molybdit). MoO^, Schwefelgelber pulveriger Beschlag
auf Molybdänglanz von Lindos in Schweden und Nummedalen in Norwegen, auch
vom Piitschtal in Tirol.
Wolframocker (Tungstit). TTOg. Grünlich-gelber Beschlag auf Wolframit j
Monroe in Connecticut und Comwall.
b) Hydroxyde und Hydrate.
Der Oxyde BO.
Brucit. H^MgOt = HiO . MgO. Rhomboedrische, nach der Basis leicht spalt-
bare, weiße, durchsichtige bis durchscheinende, perlmutterglänzende, sehr weiche
(H. = 2) Krystalle und derbe, gipsähnliche Massen auf Spalten im Serpentin der Insel
Unst, bei Pyschminsk im Ural, Lancaster und Texas in Pennsylvanien, Hoboken in
N.-Jersey, hier auch fasrig (Nemalith), Der Brucit findet sich in mikroskopischen
Kryställchen in manchen Kalken eingewachsen, welche dadurch MgO- und ^Oa-
haltig werden, z. B. bei Predazzo in Tirol im Predazzit und Pencatit (siehe diese).
Bei Jakobsberg im Kirchspiel Nordmarken in Wermland ein gelber bis braunroter
14 % 3fnO-haltiger Manganbrucit Derselbe führt zu dem
Fyrochroit H^MnO^, dem Brucit sehr ähnlich und mit ihm isomorph, weiß
bis fleischrot, braun und schwarz verwitternd; auf kleinen Spalten im Magneteisen
von Pajsberg bei Philipstad und von Mosgrufva in Wermland.
Bauer, Mineralogie. 36
562 Chyae.
Der Oxgde R,0,.
Hrdrohimatit.
H^Fe^O^ =H^0 . 2FcjO,; 94,7 Fc,0„ 5,3 R,0. Krystallinisch, karz-
st«nglig bis fasri^ mit nierenßrmiger Oberfläche, die äafiereten Schichten
auf braanem GMaskopf bildeßd. Dankelgransdiwarz, mit einem dent-
liehen Stich ins Rot, dnnkelkirscbroter Strich, halbmetallisch glänzend.
a = 4,29—4,49, H. = 6^—7^ Sehr stark dekrepitierend ond im Kolben
HjO gebend. In HCl ISslich. Nor mit anderen Eisenerzen, bes. Braun-
eisenstein, zusammen auf Gängen, znweilen in nicht unbedeatender
Menge. Siegen, Nenenbttrg im Schwarawald, Stebnitz im Fichtel-
gebirge, in Schlesien, Südfrankreich, Mexiko etc. Dient mit anderen
ähnlichen Mineralien als Eisenerz. Wird zuweilen als ein wasser-
armer Branneisenstein aufgefaßt, aas diesem durch Wasserrerlnst
entstanden.
Der dicht« Tvrgit von derselben ZnsammeiitKtztiDg aoa den tnrjinskBchen
Oraben bei Bogoslowsk im Ural Bcheint ein Qemenge zu sein.
Hydrogotthit. JT,Fe«0„ = 4?,0.3f«,<^. Cochenillerot« fauige Aggregate
mit ziegelrotem Strich in dünnen Ädern, eowie in Em8t«n anf nnd im Brsaneisen-
■tein, auch im Itmem von bohlen Branneisesateinkonkretionen. Beichlich in den
Eisenerzlagern in Zentralrnltland, besonders bei Trosno im Gody. Tnla. Anch bei
Nenenbürg im Schwann^ald.
Isomorphe Gruppe des Qoethits:
Rhombisch: ff,B,0, = H.O.B,0,.
Goethit: BiFüjO,; a: 6 :c=0,9182: 1 :0,6061.
Diaspor: H,AltO^: = 0,9872 : 1 : 0,603a
Maoganit: ffMniO,; =0,8141:1:0,6448.
Goethit (Pyrrhosiderit).
H^Fe^O^=H^O.Fe^O^; S9,7 Fe^O^ und 63 Fe. Hhombisch, meist
kleine, nicht sehr deutlich ansgebildete Kryställchen; teilweise kurz-
prismatisch, oder langnadelförmig (Nadeleiseneris) oder dicktafelfönnig,
oder in Form von nach der Längsfläche sehr dünnen Plättchen (Itabin-
glimmer) in Drusen aufgewachsen. Die wich-
tigsten Krystallformen sind: m = cx)P{llO), mjm
\ =94» 52'; r = ooi^(210); J = ooK5 (010); p =
I i»(lll);»— P2(212);«=P55(011),e/c=117«30'
(oben). (Fig. 446, einen Erystall von der Botallak-
grube in Comwall auf dichtem Brauneisenstein
darstellend). Die Krystalle von Clifton bei
Fig. 446. Pig. 447. ßristol sind dünne, oblonge Täfelchen nach b;
am Rande der Tafeln sind schmale Facetten p and e. Biesen sehr
ähnlich sind die sehr dlnnen Krystalle von Eiserfeld etc. im Siegen-
Goethit. 563
sehen, wo aber am Rande der Blättchen die Querfläche a = ooPoö (100),
das steile Makrodoma x = ^Föö (401), xlx = 4:V 30' (oben), sowie e
vorkommen, während p und s fehlt (Fig. 447).
Nach b vollkommen spaltbar, spröde, wenig biegsam ; H. = 5—5^,
auch 4^ .G. = 3,8 — 4,2. Hell- oder dunkelbraun, bis fast schwarz, rotbraun,
die dünnen Blättchen dunkelrot durchscheinend {Bubinglimtner^ Fig. 447),
Strich rot- bis gelblichbraun ; alle Grade der Durchscheinenheit, aber
kaum völlig durchsichtig. Glanz demantartig ins Metallische, zu-
weilen sehr lebhaft, aber oft auch matt; manchmal seidenartig.
Schwach magnetisch. V. d. L. gibt er im Kolben H^O und wird rot;
schmilzt schwer und wird in der Red.-Fl. schwarz und magnetisch ; in
HCl nicht schwierig, in HNO^ leichter löslich.
Die beim Goethit unterschiedenen Varietäten sind die folgenden:
1. Nadeleisenerg. Kleine nadelförmige Krystalle auf Brauneisen-
stein bei Lostwithiel und BotaUak in Comwall. Auf Quarz auf-
gewachsen und zuweilen von ihm vollständig umhüllt in Form radialer
Büschel; so im Amethyst der Achatdrusen bei Oberstein a. d. Nahe, ähn-
lich bei Zwickau in Sachsen und am Finkenhübel in der Grafschaft Glatz.
Am schönsten in den durchsichtigen Amethystgeschieben am Strande
der Wolfsinsel im Onegasee in Rußland (Onegit oder Fullonit), die
geschliffen und unter dem Namen „flaches d'amour^ als Schmnckstein
getragen werden. Einzelne Nädelchen auch in Ammonitenkammem
und in Knochen fossiler Saurier.
2. Bvinnglimmer (Goethit im engeren Sinne). Meist auf Braun-
eisenstein aufgewachsen, auf Gängen, besondei-s in deren obersten
Teilen. Fundorte sind die Eisensteingänge im Siegenschen (bei Eiser-
feld, HoUerter Zug etc.), im Westerwald, bei Raschau in Sachsen,
Nadabula in Ungarn, Clifton bei Bristol. Auch die mikroskopisch
kleinen gelbroten Täfelchen, die den Camallit, den Heulandit, Sonnen-
stein etc. rot ftrben, sollen z. T. Goethit sein.
3. LepidökroMt Radialfasrige Aggregate von nelkenbrauner
Farbe, meist mit nindlicher brauner Oberfläche. Auf Brauneisenstein-
gängen bei Neuenbürg im Schwarzwald, im Siegenschen, Comwall etc.
Hieran schließt sich die
4. Sammetblende (Pribramit), am schönsten auf den Bleierzgängen
von Pfibram in Böhmen. Braune bis gelbe radialfasrige Kugeln,
deren einzelne Fasern in äußerst feine Härchen und Nädelchen aus-
laufen, die der rundlichen Oberfläche den eigentümlichen Glanz und
das weiche Anfühlen des Sammets verleihen.
6. Dichter Goethit, Mattglänzend, braun. Besonders in Form von
Pseudomorphosen, vor allem nach Schwefelkies, der dabei seine gelbe
Farbe und seinen lebhaften Metallglanz verliert; auch nach Spat-
eisenstein.
36*
Selten ist der Goethit io solchen Massen Torhanden, dafi er eine
Bolle als Eisenerz spielen könnte.
Diaspor.
H,Al^Ot = E^O . ÄlfOf. Die seltenen rhombischen Krjstalle
des Diaspors sind klein, meist undeutlich und gerundet und ähnlich
denen des isomorphen Gktethits, aber die Winkel nur annähernd be-
kannt. Nach ooP^ (010) vollkommen spaltbar. Meist derbe blättrige
Massen bildend. H. — 5—6. Sehr spröde. G. = 3,4 V. d. L. un-
schmelzbar, sehr stark zerknistemd, in Säuren nicht lOslich. Perl-
mntterglänzend, durchsichtig bis durchscheinend. Weiß (gangfSrmig im
Ton, sog. DiUnit von DUln bei Schemnitz in Ungarn), oder braun Q.m
Ural bei Eossoibrod im Chloritschiefer mit Smirgel), auch sonst als Be-
gleiter des Smii^els and Korunds ; mit letzterem im Dolomit am Campo
longo in der Schweiz; mit Cyanit am Greiner in Tirol etc. Opt A. E.
ac, -\- M. L. o. Starker Trichroismns.
Manganit (Braunmanganerz, Graubraunstein z. T.).
H^Mn^O^ = HtO . JtfMjOg ; 90,9 Mn,0, ; etwas Fe^O,, BaO, SiO, etc.
40 "/o FcjOg enthalten die nadeiförmigen Krystalle auf Roteisenstein
Tou Nenkircben im Elsaß, die wohl als eine isomorphe Mischung von
H^Mn^Oi mit H^Fe^O^ anzusehen sind (NetJcirchü). An den rhom-
bischen, nach verschiedenen Typen ausgebildeten Krystallen findet sich
stets das Prisma m = ooF (110); mjm =■ 99" 40'. Die stumpfe Kante
ist häufig dui'ch die Querfläche a = ooPöö (100) abgestumpft, andere
Prismen schärfen die Kanten von m zu, so z. B. d = coi^ (210) die
stumpfe voi-dere, / = ooP2 (120) die scharfe seitliche Kante. Die
Flächen der Prismenzone sind stark vertikal gestreift (Fig. 448), Die
Endigung der Prismen ist sehr mannigfaltig. Zuweilen ist nui' die
Basis c vorhanden, in der Bichtung der Achse b stark gestreift, zn-
weilen mit dem Makrodoma « = Kö (101) (Fig^ 448). Oder es_ findet
sich eine Anzahl rhombischer Oktaeder: s =•= F2 (212), p = P5 (515)
nebst dem Makrodoma u. Zuweilen
ist die Zahl dieser Oktaeder, die
zusammen am gleichen Krystalle
vorkommen, eine ganz erhebliche,
alle liegen so, daß ihre Flächen
in der Zone einer vorderen E, K.
„. , ,„ ^. ■ ,„ liegen , sich also unter lanter
Flg. 448. Flg. 449. ,. „ , „ . , - ,
N»ch^h6rm»k. dicser parallelen Kanten schneiden,
während «, welches diese Kante gerade abstumpfen würde, fehlt. Eine
solche Kombination zeigen die beiden Individuen des Zwillings Fig. 449;
wo neben« noch vorkoramt:^ = P3 (313), p = P(lll)undn = 2P'2 (121);
Manganit. Branneisexuitein. 565
die seitliche E. K von p wird durch die Flächen des Brachydomas
e = Poo (011) gerade abgestumpft, efe = 122 '^ öO* (oben). Bei noch
anderen Erystallen treten zu den genannten Oktaedern Makrodomen
in größerer Zahl, darunter wieder das schon erwähnte u, sodann
7] = ^P5ö (105) etc., sowie die Basis c = OP (001) und statt e das
Brachydoma f = 2Poo (021), sowie einige Oktaeder außerhalb jener
Reihe, z. B. xr = |P2 (365). Zwillinge nach e sind häufig, die Indi-
viduen sind entweder knieformig aneinander gewachsen (Fig. 449)
oder durcheinander hindurch. Die Krystalle sind entweder prismen-
fSrmig, sogar nadelf5rmig in der Richtung der Achse c, oder dicktafel-
f5rmig nach der Querfläche a; stets aufgewachsen, meist auf derbem,
fasrigem, strahligem und dichtem Manganit, auch auf Schwerspat. Nach
der selten als Ery stallfläche ausgebildeten Längsfläche b = ooPoo (010)
ein vollkommener Bl. Br. Spröde ins Milde. H. = 3^—4, wenn ganz
frisch, häufig weicher, bis zu H. = 2 (siehe unten). G. = 4,3—4,4.
Dunkeleisenschwarz mit braunem Strich, undurchsichtig, meist unvoll-
kommener Metallglanz. In konz. HCl unter (7/-Entwicklung löslich. Gibt
im Kolben über 200*^ Wasser; unschmelzbar. Findet sich mit Pyro-
lusit zusammen, an den dort erwähnten Fundorten; gute Krystalle
bes. bei Ilfeld am Harz auf Gängen im Porphyrit und bei Ilmenau
(Öhrenstock, Elgersburg) im Thüringerwald ebenso im Felsitporphyr.
Auch in Comwall, bei Undenäs in Schweden und bei Christiansand in
Norwegen. Zuweilen in den Manganerzlagerstätten an der unteren
Lahn (Lindener Mark bei Gießen, Auraenau bei Weilburg etc.). Nicht
selten als Pseudomorphose nach Kalkspat in Skalenoedem 123 (2131).
Geht durch Verlust von H^O und Aufnahme von 0 allmählich
in Pyrolusit über, wird gleichzeitig immer weicher bis zu H. = 2,
und der ursprünglich braune Strich wird schwarz. Dabei bilden sich
Gemenge von MnO^ und H^Mn^O^, also von Pyrolusit und Manganit
in den verschiedensten Verhältnissen, welche z. T. mit besonderen
Namen belegt worden sind (Varvidt , vergl. Pyrolusit pag. 560 f.).
Nur selten ist der Manganit noch ganz unzersetzt und frisch. Bildet
einen Teil des Braunsteins.
(Yergl. Groth, Mineraliensainminng der Universität Straßbnrg; Eöchlin, Min.
nnd petr. Mittlgn. IX, 1887, pag. 22.)
Brannelseiistein (Brauneisenerz, Limonit).
H^Fe^O^ — SH^O . 2Fe^0^ ; 85,6 Fe^O^ ; etwas Mn^O^, SiO^, CuO,
CaOy CoO, auch Va^O^^, P^O^, TiO^, Cr^O^, As, S etc. Besonders der
dichte und erdige ist zuweilen sehr stark verunreinigt, auch mit an-
deren Eisenoxydhydraten und sonstigen Eisenerzen ; nicht selten stark
mit Ton, auch mit Kalk etc. gemengt. Findet sich häufig krystalli-
566 Oxyde.
siert, aber nie in deutlichen Krystallen, sondern nur in radial-
fasrigen Aggregaten, meist mit nieriger oder traubiger Oberfläche
oder stalaktitisch. Die Obei'fläche ist infolge eines größeren Mangan-
gehalts glänzend schwarz; mit ihr parallel vielfach innere ebenso
glänzend schwarze Absonderungsflächen, so daß eine konzentrisch-
schalige Struktur entsteht; dies ist der bratme Glaskopf. Häufig ist
das Brauneisenerz auch dicht und erdig. Die Farbe ist braun, in
verschiedenen Abstufungen bis ins Ockergelb, der Strich ist braun-
gelb; die schwarze Oberfläche des Glaskopfs ist vielfach bunt ange-
laufen. Der Glanz ist halbmetallisch, beim fasrigen ins Seidenartige,
zuweilen auch ins Wachsartige, auf dem Bruch meist nicht sehr leb-
haft ; undurchsichtig. Die Härte schwankt in ziemlich weiten Grenzen
und geht bis H. = 5^. Der erdige Br. (Brauneisenocker) f&rbt an den
Fingern ab. Auch das spez. Gewicht schwankt, und zwar zwischen
G. = 3,3—3,9. Gibt im Kolben H^O und wird rot (Fe^O^), V. d. L.
schwer schmelzbar; nach dem Glühen magnetisch. In HCl löslich.
Findet sich mit anderen Eisenerzen zusammen auf Gängen und
Lagern oft in großen Massen, und ist eins der wichtigsten Eisenerze.
Die genannten drei Varietäten, der dichte und erdige Br. und der
braune Glaskopf, sind meist nebeneinander vorhanden, die Hauptmasse
bildet der dichte Br., dazwischen liegt der erdige nesterförmig oder
Überzflge bildend; nach außen, sowie gegen Hohlräume hin, welche
die Masse einschließt, wird der dichte Br. fasrig, nimmt eine rund-
liche Oberfläche an und wird damit zum braunen Glaskopf, der die
Wände der Höhlungen auskleidet. Schöner Glaskopf wird u. a. aus
den Brauneisensteingängen im Siegenschen und im Erzgebirge, ferner
von Hüttenberg in Kärnten, Nadabula in Ungarn etc. erwähnt. Er
verliert zuweilen Wasser und geht in roten Glaskopf, überhaupt der
Brauneisenstein auf diese Weise in Roteisenstein, über. Es ist die
Ansicht ausgesprochen worden, daß überall der rote Glaskopf und
auch der Hydrohämatit durch Wasserverlust aus braunem Glaskopf
entstanden sei. Zum Brauneisenstein gehört auch der Xanthosiderü,
ein Glaskopf mit gelben Fasern, der mit den Manganerzen bei Hmenau
im Thüringer Wald vorkommt, und dem firfiher ein größerer Wasser-
gehalt nach der Formel 2H^0,Fe^0^ zugeschrieben wurde (pag. 569).
Was die Entstehung des Brauneisensteins anbelangt, so ist er
wohl meist ein Umwandlungsprodukt anderer Mineralien, in deren
Form man ihn nicht selten als Pseudomorphose antrifft, wie z. B. nach
Kalkspat, Dolomit, Eisenspat, Schwefelkies, eisenreichen Silikaten
(Augit, Olivin) etc. Er findet sich daher vielfach in den oberen, der
Erdoberfiäche benachbarten Teilen der Lagerstätten mancher Erze, die
durch ihre Umwandlung zu seiner Entstehung Veranlassung gegeben
haben, deren „eisernen Hut" bildend. So gehen viele Kieslager, z. B. die
Brauneisenstein. 567
von Huelya in Spanien, und manche in den Neu-Englands-Staaten in
Nordamerika, von Pennsjlvanien und Tennessee nach oben hin all-
mählich in Brauneisenstein aber. Der Eisenglanz von Elba und der
Boteisenstein von Elbingerode im Harz wird nach oben durch Wasser-
au&ahme allmählich zu Brauneisenstein. Ähnlich verändert sich auch
vielfach das Magneteisen, z. B. im Ural, wo auch sonst der Braun-
eisenstein große Verbreitung besitzt. Namentlich ist es aber der
Spateisenstein, FeCO^, der an den meisten Orten seines Vorkommens
in dieser Weise umgewandelt worden ist, so in der Gegend von
Brotterode im Thüringer Wald, im Reußchen Voigtlande bei Loben-
stein, im Siegenschen, am Iberg bei Grund am Harz, in den alpinen
Lagerstätten in Steiermark und Kärnten etc. Auch durch Umwand-
lung eisenreicher Silikatgesteine entsteht unter Ausscheidung der
Kieselsäure etc. oft Eisenhjdroxyd, so aus dem Basalt im Vogelsberg
(Basalteisenstein), aus den Schalsteinen an der unteren Lahn etc., viel-
fach zusammen mit Roteisenstein. Durch Aufiiahme von Eisen in
Kalksteine und Dolomite sind die massenhaften Einlagerungen von
Brauneisenstein in dem oberschlesischen Muschelkalk entstanden und
ebenso vielleicht die oberflächlichen Anhäufungen des manganhaltigen
mulmigen Brauneisensteins in der Gregend von Gießen, der Lindener
Mark etc. (sog. Braunerz). Aber auch direkt bildet sich das Mineral
nicht selten als Ausscheidung aus eisenhaltigem Wasser. So ist der
meiste Eisenocker als eine derartige Quellbildung anzusehen und das-
selbe ist wohl bei dem braunen Glaskopf der Fall, wie z. B. bei dem
Vorkommen auf Spalten im Buntsandstein bei Neuenbürg im Schwarz-
wald und in geringerer Menge bei Marburg. Das Eisen stammt hier
aus dem eisenreichen Sandstein. Auch in eisenreichen Silikatgesteinen
wird eine derartige Konzentrierung des Eisengehalts auf Hohlräumen
beobachtet.
Eine besondere Abart des Brauneisensteins bildet der fettglän-
zende, braune, amorphe StilpnasiderU (Eisenpecherz, Glanzeisenstein) mit
glattem muscheligem Bruch, der mit anderem Brauneisenstein im Siegen-
schen, im Westerwald, bei Bodenmais in Bayern, Nadabula in Ungarn,
Czerhowitz in Böhmen etc. vorkommt Er enthält etwas SiO^ und
P2O5. Ihm ganz ähnlich ist das Kupferpecherz mit einem kleinen
Kupfergehalt, das sehr häufig in kleinen Mengen bei der Verwitterung
von eisenhaltigen Kupfererzen (Kupferkies, Buntkupfererz) entsteht.
Gemenge des Brauneisensteins mit anderen Substanzen sind zu-
weilen in Massen vorhanden und sind dann mit besonderen Namen
belegt worden, um so mehr, als auch sie z. T. sehr wichtige Eisen-
erze bilden. So gibt es z. B. jS^'O, -haltigen Kieseleisenstein, CaCO^-
haltigen Kalkeisenstein, sog. Braunerz, z. B. von Elbingerode am Harz,
in den Alpen etc. Am wichtigsten ist aber der tonige Brawneisenstein,
568 Oxyde.
der vielfach in großen Mengen sich findet Derselbe ist äußerlich und
auch bei genauerer Untersuchung von dem tonigen Spateisenstein und dem
tonigen Roteisenstein oft schwer zu unterscheiden. Er bildet entweder
kompakte braune dichte Massen, oder runde, zuweilen ziemlich große
Knollen im Ton (toniger Sphärosideiit). Kleinere Knollen (Eisennieren)
sind oft im Innern hohl; ein kleiner eingeschlossener Körper bringt
beim Schütteln ein klapperndes Geräusch hervor (Klapper- oder Adler-
stein). Besonders wichtig sind aber die kleineren runden Kömer,
welche an manchen Orten in großen Massen zusammengehäuft sind, so im
Tertiär bei Mardorf in Hessen und namentlich auf Klüften und Spalten
der Kalk- und Dolomitfelsen des Weißen Jura der schwäbischen und
fränkischen Alb, femer in Krain etc.; sie bilden das sog. Bohnerz.
Noch massenhafter ist aber das Vorkommen von oolitischem Braun'-
eisenera^ das z. B. im Tertiär am Ki*essenberg in den bayrischen Alpen
sich findet, im braunem Jura bei Wasseralfingen in Württemberg, und
namentlich in Luxemburg und Lothringen (sog. Minette) ein ganz be-
sonders wichtiges Vorkommen. Ein etwas tonhaltiges, ockeriges
braunes Eisenoxydhydrat ist auch die als Malerfarbe verwendete
türMsche Umbra von der Insel Cypern (kölnische Umbra ist Braun-
kohle, (siehe unten)). Hier schließt sich auch der bräunlichgelbe
Hypoxanfhit an, der unter dem Namen „terra di Siena^ als Malerfarbe
benutzt wird und der einen stark mit Brauneisenstein gemengten Ton
darstellt.
Zum Brauneisenstein gehört in der Hauptsache der stark verun-
reinigte, SiO^' und PjOg-haltige, teilweise wasserreichere, mit Sand
und anderen unorganischen Körpern, sowie auch mit organischen Sub-
stanzen gemengte Raseneisensfein, der von dichter, oft löcheriger Be-
schaffenheit ist und im Glanz und Aussehen zum Teil an den Stilp-
nosiderit (pag. 667) erinnert. Er besteht zuweilen aus einzelnen randen
Knollen und Kugeln und ist sogar in gewissen Vorkommnissen oolithisch ;
vielfach auch ockerig und dann gelb, sonst braun. Alle die hierher-
gehörigen Massen sind modeme Bildungen, welche noch heutzutage
entstehen, und welche nach der speziellen Art und Weise ihrer Ent-
stehung und dem danach ziemlich stark variierenden Aussehen mit
verschiedenen Namen benannt worden sind. Der eigentliche Easeneisen-
stein bildet sich unter dem Easen feuchter Wiesen (Wiesenerz) an
sehr vielen Orten des norddeutschen Flachlandes, zuweilen in aus-
gedehnten Lagem, welche sogar zu seiner Verhüttung Veranlassung
gegeben haben; das Morasterz oder Sumpf erz auf dem Grund von
Sumpfen und Morästen ; das Seeerz auf dem Grande von Seen, bes. in
Schweden, vor allem im Helgasee, und in Finnland, meist als ein
dunkelbrauner eisenhaltiger Schlamm, der zuweilen Anfänge oolithi-
scher Bildung zeigt; derselbe wird in Schweden zur Verhüttung ge-
Gelbeisenstein. Hydrargillit. 569
sammelt und ergänzt sich stets wieder von nenem. Alle diese Erze
sind Ausscheidungen ans eisenhaltigen Gewässern, z. T. unter Ver-
mittlung von organischen Wesen (Gallionella ferruginea).
Oelbeisenstein.
Manche gelbe ockerige Eisenerze scheinen JT^O-reichere Hydrate
zu sein, als der Brauneisenstein, und zwar z. T. von der Zusammen-
setzung: H^Fe^O^ = 2H^0 . Fe^O^ mit 18,4 H^O. Sie sind meist stark
verunreinigt, namentlich mit Ton, und die richtige Formel ist daher
schwer festzustellen. Sie finden sich mit Brauneisenerz zusammen,
namentlich das dichte und erdige Brauneisenerz begleitend, das fast
stets zu einem gewissen Anteil solche meist lockere, ockerige, gelbe
Substanz beigemischt enthält, so z. B. die Eisennieren, bei denen
braune festere und gelbe lockerere Schichten miteinander abwechseln ;
auch die Baseneisenerze sind mit der gelben Masse vielfach gemengt.
Zuweilen finden sich größere Lager solcher gelben erdigen Massen,
welche dann gewonnen und als Malerfarbe verwendet werden (gelber
Eisenocker). Dieselbe Substanz wird von manchen eisenhaltigen
Quellen abgesetzt Vielfach werden diese gelben Eisenhydroxyde
alle mit zum Brauneisenstein gerechnet.
Auch fttr den oben erw&hnten Xanthosiderit (pag. 351) von Ilmenan wird die
Formel H^Fe^O^ angegeben (fasriger Gelbeisenstein).
Hydrarglllit (Gibbsit) mit Beauxit und Laterit.
H^Äl^O^ = 3H^0 . AI^Oq. Monoklin, kleine sechsseitige scheinbar
hexagonale, weiße, durchscheinende, sehr weiche T&felchen, nach der
Basis vollkommen spaltbar und nach dieser und anderen Flächen vielfach
komplizierte Zwillinge bildend. Meist nicht sehr deutlich krystallisiert ;
schuppige Aggregate oder auch radialfasrige Kugeln und stalakti-
tische Zapfen oder derbe, gipsähnliche Partien bildend. H. = 2i — 3;
zähe. G. = 2,34—2,39. Unschmelzbar. Nur in heißen Säuren schwierig
löslich. Krystalle auf Gängen im Elaeolithsyenit der Insel Arö im
Langesundigord im südl. Norwegen, mit Natrolith; femer bei Slatoust
im Ural, bei Richmond in Massachusetts mit Brauneisenstein, bei Ouro
Preto (Villarica) in Brasilien. Auf Korund, aus ihm durch Wasser-
aufnahme entstanden, bei Union ville in Pennsylvania und bei Gü-
mftschdagh in Eleinasien.
Im reinen Zustand kommt der Hydrargillit überall nur spärlich
vor, spielt aber, mehr oder weniger verunreinigt, als Zersetzungs-
produkt tonerdehaltiger Silikate und aus solchen zusammengesetzter
Gesteine unter den Namen Beauxit und Laterit eine um so größere
Rolle.
Beatmt (Bauxit)hat man den mit Eisenhydroxyden, Sand etc. ge-
570 Oxyde.
mengten weißen bis roten, meist tonartigen, zuweilen auch oolithischen
Hydrargillit genannt, der in Massen in der Umgegend von Beaux bei
Arles im südlichen Frankreich vorkommt. Er soll durch Umwandlung
aus Gneiß entstanden sein. Der Beauxit vom Vogelsberg und Westerwald,
wie der aus der Äuvergne ist unter Beibehaltung der Gesteinsstruktur
und unter Ausscheidung des gesamten Kieselsäure-, Alkali- und Eisen-
gehalts in Aluminiumhydroxyd umgewandelter Basalt Auf Hohl-
räumen in der meist durch beigemengtes Eisenhydroxyd braun ge-
färbten Masse findet man vielfach zahlreiche kleine ErystäUchen des
reinen Hydrargillits. Ein tonähnlich aussehender, meist hellgefarbter
Beauxit, dessen Ursprung noch nicht näher bekannt ist, findet sich in
der Wochein bei Feistritz in Krain (Wocheinit). Der Beauxit zeigt
u. d. M. häufig deutlich, daß er ein Aggregat von Hydrargillitschfipp-
chen bildet, die lebhaft auf das polarisierte Licht einwirken; nicht
selten ist aber keine Spur dieser Struktur zu erkennen und die Sub-
stanz verhält sich völlig isotrop. Der B. ist von einiger technischer
Bedeutung, da er zur Herstellung von Aluminium, Alaun etc., auch
von feuerfesten Ziegeln, Cement etc. dient
Latent ist der ungeheuer weit durch die tropischen Gegenden
aller Weltteile (Indien, Brasilien, Afrika etc.) verbreitete unreine, teil-
weise mit Ton und anderen Substanzen gemengte Hydrargillit. Es
ist das für die Tropen charakteristische Verwitterungsprodukt aller
möglichen tonerdehaltigen Gesteine : von Graniten, Dioriten, Gneißen etc.
Man spricht danach von Granit-, Diorit-, Gneiß- etc. Laterit. Das
Ursprungsgestein mag gewesen sein, welches es will, das Endprodukt
der Umwandlung, der Laterit, ist stets im wesentlichen von der-
selben Beschaffenheit. Er bildet eine bald feinerdige, bald mehr
tonige, bald mehr feste und kompakte, oft stark löcherige Masse von
roter bis brauner Farbe, Eisenhydroxyde in mehr oder weniger gix)ßer
Menge einschließend, die darin oft in erheblichem Umfang in reineren
Partien ausgeschieden sind (Lateriteisenstein). Auch die nicht der
Verwitterung unterworfenen Teile der Urgesteine, besonders Quarz-
kömer, sind im Laterit dem Hydrargillit beigemengt Reiner
Hydrargillit ist hier gleichfalls zuweilen in einzelnen Kryställchen
oder größeren Knollen in der unreinen Masse ausgeschieden. Der
Laterit ist von dem Beauxit nicht wesentlich verschieden.
(Brögfi^er, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 16, 1890, pag. 16 (Kryst.); Lieblich, Diss.
Zürich 1890 (Beauxit); M. Bauer, N. Jahrb. f. Min. etc. 1898, II, pag. 193 (Laterit).
Sassolin.
H^BO^ = 3H^0 . B^O^, 56,5 B^O^, Trikline, weiße perlmutter-
glänzende, leicht in einer Richtung spaltbare, biegsame, durchsichtige
Schüppchen, die auch zu losen, zuweilen stalaktitischen Aggregaten
Sassolin. Psilomelan. 571
vereinigt sind. Vielleicht mit Hydrargillit isomorph. H. = 1, fettig
anznfahlen. G. = 1,45. Schmilzt leicht und färbt die Flamme grün ;
löst sich in heißem Wasser. Ist ein Snblimationsprodokt mancher Vul-
kane, z. B. auf Vulcano ; auch gelöst in den heißen Quellen (Suffionen)
der Maremmen und in denen bei Sasso in Toskana, aus denen sich das
Mineral bei der Erkaltung des Wassers absetzt. In den Maremmen
fanden sich früher SassoUnlager, die aber jetzt abgebaut sind. Er
wird auch aus dem Wasser gewonnen und zu Borsäurepräparaten tech-
nisch verwendet Dem Rohmaterial sind häufig fremde Substanzen
beigemengt, z. B. dem S. von Vulcano gelbe Schwefelkömchen etc.
Der Oxyde RO^.
Stihlith (Sübiconit). J7,£I&,0b = £<0 . 2SbOt. Gelbes, fettglänzendes derbes,
oder mattes erdiges, ziemlich hartes (H. = 5) Umwandlmigsprodakt besonders des
Antimonglanzes, in dessen Form er sich häufig findet; stets mit diesem Erz, aber
auch mit anderen antimonhaltigen Mineralien, Fahlerz etc. zusammen. Mayen in
Itheinpreußen, Eremnitz und Felsöbanya in Ungarn, Gonstantine in Algier, Mexiko,
Bomeo. Der AntimonockeTf erdige Krusten auf Antimonglanz etc. von Bräunsdorf,
Wolfsberg am Harz etc. ist yieUeicht dasselbe. (Vergl. auch Cervantit, pag. 561.)
Der Oxyde RO und R^O^.
Hy drotalkit (V Glknerit). Ein Magnesia-Tonerdehydrat von wechselnder Zu-
sammensetzung. Als Formel wird wohl: ßMgO .Al^O^AbHiO tixigegehen. Hexa-
gonal, in tafelförmigen, basisch spaltbaren KrystaUen, meist derbe, blättrige, zuweilen
fasrige Aggregate, mild, H. = 2, fettig anzuffthlen, weiß, durchscheinend, in Säuren
löslich. Bei Snarum in Norwegen im Serpentin (Hydrotalkit) und an der ScMscMms-
kiga Gora bei Slatoust im Ural (Vöiknerit). Vielleicht ist es an beiden Orten ein
Gemenge von Zersetzungsprodukten eines anderen Minerals, vieUeicht von Geylanit.
Ein solches Verwittemngsprodukt ist zweifellos der ähnlich dem Hydrotalkit zu-
sammengesetzte Houghitf der in weißen oder grauen oktaedrischen Pseudomorphosen
mit Skapolith, Spindl etc. im körnigen Kalk von SommerviUe in New-Tork vor-
kommt. Ähnliche Pseudomorphosen finden sich auch am Monzoni in Tirol. Ein dem
Hydrotalkit unge&hr entsprechendes, ebenfalls hexagonales Magnesia-Eisenoxydhydrat,
in farblosen, undeutlich fasrigen dünnen Schnfiren im Serpentin der schottischen
Insel Haaf-Grunay und in goldigglänzenden Schuppen auf den Eisenerzlagerstätten
Ton Longban in Wermland in Schweden ist der Pyroaurit (Igelströmit). In dem
hellblauen Namaqualit aus Südostafrika ist MgO des Hydrotalkits durch CuO ersetzt.
Anhangsweise folgt eine Anzahl von hierher gehörigen Mineralien, deren Zu-
sammensetzung noch nicht vollkommen sicher ermittelt ist.
Psilomelan (schwarzer Glaskopf, Hartmanganerz z. T.).
RO . UlnOt mit 1^ bis 6% ÄjO, wo B = Ba, K^, Li^; auch
Cu, Co, Ca, Mg, Tl, Ni, AI etc. in geringen Mengen kommt vor; 77—94
MnO^, 0—16 BaO, 0 — ^5 E^O, auch MnO etc. Die Zusammensetzung ist
sehr schwankend und wird von der Formel nur ganz annähernd wieder-
gegeben. K^O und BaO nicht im nämlichen Stück, so daß man Baryt-
und Ealipsilomelan unterscheiden kann; die Z^^O-haltigen Ps. werden
572 Oxyde.
auch als Lithionpsilomelan bezeichnet Dichte oder amorphe, blau-
schwarze Massen, zuweilen mit nieriger oder traubiger Oberfläche, manch-
mal konzentrisch schalig, aber nie im Innern fasrig (schwarzer Glaskopf).
Bruch eben, H. = 5^ — 6; G. = 4,1—4,3. Wenig glänzend bis matt,
Strich bräunlich schwarz und glänzend. V. d. L. sehr schwer schmelz-
bar, verknistemd und 0 ausgebend; in HCl unter CT-Entwicklung
gelöst. Mit Brauneisenstein zusammen sehr verbreitet : im Siegenschen,
in Westphalen, im Schwarzwald, im Erzgebirge (bes. bei Schneeberg),
bei Salm-Chäteau in Belgien etc. Bildet einen Bestandteil des Braun-
steins bei Ilmenau und Ilfeld und setzt manche Braunsteinlager an der
unteren Lahn, bei Weilburg etc. fast ganz allein zusammen; auch im
Brauneisenerz der Lindener Mark bei Gießen und ebenso auf anderen
Eisenlagerstätten dort In Pseudomorphosen nach Kalkspat, Fluß-
spat etc.; als schwarze Dendriten überall verbreitet
Lithiophorit ist ein weicher, Li- (1,23—1,42 LiO^ nnd ^^haltiger (10,67
Äl^Os) vielleicht verwitterter Psilomelan von Schneeherg. Dasselbe ist der Kdkochlor
von Bengersdorf bei Görlitz. (Laspeyres, Jonm. prakt. Chem. 13, 1876.)
Schwarzes Pnlver von ähnlicher Znsammensetznng ist Manganschtcärze genannt
worden, es ist ein Zersetznngsprodnkt manganhaltiger Mineralien.
Wad.
Die Zusammensetzung ist schwankend, ähnlich der des Psilomelans,
im Durchschnitt etwas mehr H^ 0 und weniger Ka^ 0 und BaO. Häufig
ebenfalls mit stalaktitischer, nierenfSrmiger oder traubiger Oberfläche.
Das Mineral ist aber weich (H. = 1, selten 3), braun, schimmernd bis
matt; im Innern feinschuppig bis erdig, rissig und vielfach sehr porös,
so daß es an der Zunge hängt, scheinbar leichter ist als Wasser und
auf ihm schwimmt; aber G. = 2,3 — 3,0. Es ist wahrscheinlich ein
Verwitterungsprodukt des Psilomelans, mit dem es häufig zusammen
vorkommt, hauptsächlich aber des Jlfn-haltigen Eisenspats. Am Iberg
im Harz, bei Arzberg im Fichtelgebirge, in der Lindener Mark bei
Gießen, in Siegen, Nassau, in Devonshire, bei Groroi, Dep. Mayenne
(Groroilifh, stenglig abgesondert). Als Manganschaum in rötlich braunen
dünnen, lockeren Überzügen auf braunem Glaskopf und anderen Eisen-
erzen, auch auf Manganerzen, Psilomelan etc.
Ahnlich dem Wad ist der CuO-haltige weiche, schwarze Bhabdionit von
Nischne Tagilsk im Ural und der braune, zartschuppige ebenfalls OuO-haltige
Lepi^ophaeit von Kamsdorf in Thüringen.
Kup fermanganerz. 20uO . 2MnO^ . BH^ 0 ; CuO z. T. durch MnO ersetzt ;
schwarz, mit schwarzem Strich, amorph, traubig, stalaktitisch, nierig etc. Von
Kamsdorf bei Saalfeld. Ein dem Kupfermanganerz ähnliches Mineral von Eemolinos
in Chile ist der Felo conit Schwarze pulverige Anflüge von ähnlicher Zusammen-
setzung bilden die Kupferschtoärze z. T. Ähnlich dem Kupfermanganerz, aber waciser-
frei der Crednerit von Friedrichsroda.
Wasserfreie Borate. Boracit.
573
Schwarzer Erdkobalt (Asbolan, Eobaltmanganerz). Ist ein wasserhaltiges
Gemenge, enthaltend MnOqy CoO (19—32 %), CuO etc. Matt, schwarz mit schwarzem
Strich. H. = 1; abfärbend, sehr milde; zuweilen mit nierenförmiger Oberfläche oder
stalaktitisch. Zersetznngsprodnkt von Speiskobalt und anderen Co-£rzen. Schwarz-
wald, Kamsdorf bei Saalfeld, Riecheisdorf in Hessen, Neukaledonien. Zur Smalte-
bereitung benutzt. (Branmer und geiber Erdkobalt sind ebenfalls Verwitterungs-
produkte des Speiskobalts, enthalten aber wesentlich AstO^; siehe unten.) Eine
nickelhaltige Masse entsprechend dem schwarzen Erdkobalt ist der Heiibachit von
Alpirsbach und Heubach im Schwarzwald.
Heterogenit von Schneeberg in Sachsen, schwärzlichbraun, amorph und
wohl ebenfalls ein Zersetzungsprodukt des Speiskobalts, soll die Co-Verbindung
CoO. 2Coa08. 65,0 sein.
V. Klasse.
Borate.
a) Wasserfreie Borate.
Boracit.
Mg,B,^O^^Ch = 2Mg^B^0,^ . MgCl, = 2 (SMgO . ^B^O^) + MgCl,
mit 62,5 B2O3.
Die äußere Gestalt des Boracits ist genau regulär, tetraedrisch.
Die Hauptformen sind Würfel w, Oktaeder, resp. die beiden korre-
laten Tetraeder 0 = + ^ (111) und 0* = — -^ (111) und Granatoeder
g, bald die eine, bald die andere Form vorherrschend. Ein durch
Vorherrschen eines Tetraeders 0 deutlich hemiedrisch ausgebildeter
Krystall ist Fig. 450 abgebildet; die Würfelflächen w stumpfen
die Kanten von 0 schmal ab, die Granatoederflächen g schärfen
Fig. 450.
Fig. 451.
Fig. 452.
Fig. 453.
die Ecken von 0 zu. Einen Krystall mit vorherrschendem Granato-
eder zeigt Fig. 451. Die vierkantigen Ecken sind durch kleine
Würfelflächen w, die abwechselnden dreikantigen Ecken durch
die Flächen 0 und 0^ der beiden Tetraeder abgestumpft; 0 und 0*
sind physikalisch verschieden: 0^ ist matt, sogar löcherig, 0 ist
574 Borate.
glatt und glänzend; o oder o^ fehlt anch wohl ganz. Zuweilen
sind noch weitere Flächen ausgebildet, so die Pyramidentetraeder-
202
flächen i = ^ (211), die Granatoederkanten nur um die matten
Tetraederflächen o^ herum abstumpfend, so daß das matte Tetraeder o^
und i yon gleichem Vorzeichen sind. An den in Fig. 452 und 453
abgebildeten Krystallen herrscht der Würfel w, dessen Kanten durch
die Granatoederflächen g und dessen Ecken durch die Tetraeder-
flächen 0 und 0^ abgestumpft werden; auch hier ist o* matt, o glän-
zend, und auch hier fehlt zuweilen o oder o^. In Fig. 453 sind wieder
die Kanten gjg um o^ herum durch die Flächen i abgestumpft, wie in
Fig. 451, während um o herum die Flächen des Hexakistetraeders
^ = -j — ^ (531) gruppiert sind, so daß t mit dem glänzenden Tetra-
eder o von gleichem Vorzeichen ist. Auch Würfel allein und Würfel
mit abwechselnd durch das Tetraeder o abgestumpften Ecken (Fig. 128),
sowie Tetraeder allein und Tetraeder mit Würfel, also mit abgestumpften
Kanten (Fig. 127) kommen vor. Zwillinge sind kaum bekannt
Trotz der regulären Form zeigt der B. bei niederer Temperatur
Doppelbrechung und Zweiachsigkeit und stellt sich im polarisier-
ten Licht dar als aus zwölf rhombischen Individuen zwillingsartig
nach Granatoedei'flächen als Zwillingsflächen um den allen Individuen
gemeinsamen Krystallmittelpunkt herum cyklisch verwachsen, so daß
also die regulären Krystalle mimetisch sind (171). Zahlreich eingelagerte
Zwillingslamellen lassen den Bau noch komplizierter erscheinen. Bei
265^ wird jedoch das Mineral isotrop; die rhombische Modifikation
ist in die reguläre übergegangen, der die äußere Form entspricht
Beim Erkalten stellt sich der ursprüngliche Zustand wieder her. Die
Substanz des B. ist also enantiotrop dimorph (282). Ursprünglich hat sich
die reguläre Modifikation gebildet, die dann unter Beibehaltung der
Form durch molekulare ümlagerung in die rhombische fibergegangen
ist. Sie stellt eine Paramorphose dar, die durch Temperaturerhöhung
wieder in die primäre reguläre Modifikation zurückgeführt werden
kann. Den optischen Verhältnissen entsprechend sind auch die der
Pyroelektrizität. Bei gewöhnlicher Temperatur, also im rhombischen
Zustand, ist der B. ausgezeichnet pyroelektrisch und zwar polar nach
den vier Eckendiagonalen des Würfels. Die Tetraederflächen o stellen
die antilogen, o^ die analogen Pole dar. Beim Übergang in die reguläre
Modifikation bei 265® verschwindet mit der Doppelbrechung auch die
Pyroelektrizität, um sodann beim Erkalten ebenfalls wieder zu er-
scheinen. Keine Spaltbarkeit ; Bruch kleinmuschlig. Spröde ; H. = 7 ;
G. = 2,9—3,0. Glasglänzend, durchsichtig bis durchscheinend;
durch teilweise Umwandlung in eine weiße undurchsichtige Substanz
Wasserfreie und wasserhaltige Borate. 575
Yon fasriger Beschaffenheit, aber sonst unbekannter Natur (Parasit)
trübe. Farblos, gelblich, granlich, grünlich. Schwer schmelzbar, in
HCl löslich.
Findet sich in kleinen Eryställchen in Gips eingewachsen,
80 Tor allem bei Lüneburg in Hannover, seltener bei Segeberg in
Holstein ; im Camallit bei Staßfurt Hier auch zuweilen aufgewachsen,
kleine Drusen bildend, sowie in Gestalt yon weißen erdigen oder
fasrigen Knollen {Staßfurtit) in größerer Menge. Selten ist der grün-
liche EisenboracU mit einem kleinen Eisengehalt.
Die Pjrramidentetraeder des Aehtaragdit ans dem ralkanischen Tuff yon der
Mündung der Achtaragda in den Wilui in Sibirien soUen umgewandelter Boracit sein.
(G. Hose, Abb. BerL Ak. 6. Apr. 1843; Klein, N. Jahrb. Min. 1880, IT, 229,
1881, I, 239, 1884, I, 235; Mack, Zeitschr. f. Eryst. Bd. YIII, 508; Banmbauer,
Zeitschr. f. Kryst. Bd. III, 337 und Bd. V. 273.)
Rhodizitf £,0 . 2A280s . SJ^gOt. Krystallform wie bei Boracit. H. = 8.
6. = 3,3. Sarapulsk und Scbaitansk bei Mnrsinsk im Ural auf rotem Turmalin und
Quarz.
Ludtoigit SMgO , FeO . Fe^O» . B^O^, Rbombisch. Meist stenglige bis fas-
rige, zähe, rabenschwarze Aggregate von seidenartigem Metallglanz. G. = 3,9—4,1.
H. = 5. Im Magneteisen von Morawicza im Banat. Als ein Afn-Ludwigit kann der
Pinakiolith angesehen werden, der in Form kleiner schwarzer, metallglänzender
Täfelchen im Dolomit von Longban in Schweden vorkommt. Fe ist durch Afn
ersetzt
Jeremejetoit. Hexagonal, einachsig. Eichtoalditf rhombisch, zweiachsig, in
Drillingen yon pseudohexagonaler Form. Beide ^2,08 . B^Os. Sie bilden in paralleler
Verwachsung hexagonale Prismen, in denen der Eichwaldit als Kern Ton einer
dfinnen Hfille yon Jeremejewit umgeben ist. Lose im verwitterten Granit am Berge
Soktuj in der Adontschilonkette in Transbaikalien.
Hambergit H%0 . ^BeO . B^O^, Bhombische Erystalle, graulich weiß, glas-
glänzend. H.=7V«. Sehr selten im Nephelinsyenit des Langesundfjords, südl. Norwegen.
Hier schließt sich vielleicht an der:
No rdtnsJci'öldin. CaO .SnO^.BtO^. Hexagonale Tafeln, sehr selten. Insel
Groß-Arö im Langesundfjord, ähnlich dem mitvorkommenden Melinophan.
b) Wasserhaltige Borate.
Tinkal (Borax).
Na^B^O, . lOH^O = Na^O . 2B,0^ . lOH^O, mit 36,7 B^O^. Mono-
klin, sehr ähnlich dem Augit. a:b:c = 1,0995 : 1 : 0,5632 ; ß = 106^ 35'.
Ein Prisma m «« ooP (110) hat vorn den Winkel: mim = 87^ 0'; seine
Flächen sind ziemlich deutlich blättrig, vollkommener noch die Querfläche
a = ooPoö (100), weniger die Längsfläche b = ooJPSS (010). Zu diesen
Flächen tritt die Basis c = OP (001) und ein hinteres schiefes Prisma
0 = + P (111) ; ojo = 122<> 34' in der S. K, auch wohl a = -\-2P (221).
Zuweilen Zwillinge nach a. Bruch muschlig; spröde ins Milde;
H. = 2—2^. G. = 1,7—1,8. Durchsichtig bis durchscheinend, durch
576 Borate.
Wasserverlast trabe und in Pulver zerfallend. Fettglänzend; farblos
oder gelblich, auch grünlich. Ausgezeichnetes Beispiel der geki*euzten
Dispersion (227, 251). — M. L. Achse 6; q>v. 2£ = 59<» SC (r.);
59 ö 8' (g.); 56 ^ 50' (bl.) ß = 1,470. Der Borax schmilzt leicht unter
Aufblähen und löst Metalloxyde in der Hitze leicht auf, yon welchen
viele ihm eine charakteristische Farbe verleihen, daher Anwendung
als Lötrohrreagens. Sonst namentlich bei Lötprozessen verwendet.
Löst sich im Wasser und findet sich daher in manchen Seen gelöst
(Boraxseen), so im westlichen Tibet, im Clearlake in Ealifomien
und in manchen anderen Seen im südöstlichen Kalifornien und in Ne-
vada. Am Ufer scheiden sich im Schlamm Erystalle aus, vielfach
mit Soda und Steinsalz zusammen. Sehr reich sind die Boraxlager
im Salzsumpf Columbus Marsh in Nevada. Borax ist auch im Wasser
der Schlammvulkane von Eertsch und Taman aufgelöst. Der früher
in der Technik verwendete Borax stammte fast ausschließlich aus den
zentralasiatischen Boraxseen, heutzutage kommt der rohe Borax mehr
von Ealifomien und Nevada. Sehr viel wird auch künstlich darge-
stellt^ so aus Sassolin, aus Staßfurtit, Boronatrocalcit, Pandermit etc.
Lagonit Fe^^^W^Oit .^H^Oj ockergelb, erdig; in den jB^ Ölhaltigen QaeUen
der toskanischen Maremmen als Ausscheidnng.
Larderellit {NH4\Bi Ou . iHtO. Weiße perlmutterglänzende Inkrustationen,
ebendort.
Bechilit (Borocalcit). RtCaB^O^ . ^H^O. Ebenso. Weitere kalkhaltige
Borate sind:
Colemanit H^CofB^Oit . 4^x0. Schöne datolithähnliche, monokline, farblose,
durchsichtige, nach der Längsfläche deutlich spaltbare Erystalle mit Quarz Ton San
Bemardino Co., Ealifomien. Sehr ähnlich, aber H^O ärmer, ist der
Fandermit Ca^BsOn.SHiO, Feinkörnige, marmorähnliche weiße Enollen
im Gips der Insel Panderma an der Südküste des Schwarzen Heeres in technisch
nutzbarer Menge. Davon nicht verschieden ist der Priceitf der lagerförmig in
kreideähnlichen Hassen im Staate Oregon vorkommt.
Boronatrocalcit (ülexit, Natroborocalcit).
NaCaB^Oo . SH2O mit 46 0/0 BtO^^. Weiche weiße, perlmutterglänzende Plätt-
chen sind zu kleinen Enollen vereinigt. Mit Steinsalz, Gips, Glauberit etc. in den
südamerikanischen Salpeterlagem (sog. Tiza), wo das Mineral zu technischen Zwecken
gesammelt wird. Hier auch der wahrscheinlich nicht wesentlich verschiedene
Hayesin^ der auch Borocalcit genannt wird. Gleichfalls wahrscheinlich dasselbe ist
der Tinkalzit (Boraxkalk), der in ähnlichen Enollen aus Westafrika kommt, von wo
er unter dem falschen Namen Bhodizit in den Handel gebracht worden ist.
Franklandit. NotCaB^On • ^-ff» 0. Langf asrige weiße Aggregate , von
Tarapaca in Chile. Ähnlich dem Boronatrocalcit. Ebenso auch der Krypiomorphit,
mit Gips und Glaubersalz bei Windsor in Neu-Schottland.
Magnesiahaltig sind die folgenden Borate:
Finnoit MgB^O^.SHtO. Gelbe und grünliche, seltener rötiiche und graue
verstecktfasrige Enollen mit schimmerndem Bruch. Selten bei Staßfurt, mit Staß-
furtit in der Eainitregion.
Wasserfreie Karbonate nnd Nitrate. 577
Ascharit SMgiB^O^ . 2HiO. Weiße Knollen im Steinsalz und Kainit»
Aschersleben.
Szaibelyit (Boromagnesit). 2Mgfß^Oii.3HiO. Kleine schneeweiße radial-
fasrige Kngeln im kömigen Kalk von Rezbanya im Banat.
Sussexit. [Mg, Mn\B^ 0^ . E^ 0. Asbestähnliche gelblich weiße bis fleisch-
rote lange Fasern im Kalkspat der Manganlagerstätten in New-Jersey.
Hydrohoracit CaMgB^ Oi i . 6j5iO. Weiße bis rötliche, strahlig blättrige
gipsähnliche Aggregate von Staßfnrt nnd vom Kaukasus.
Heintzii (Hintzeit, Kaliborit). KMgiB^Oy^.^H^O. Monokline, farblose,
durchsichtige bis durchscheinende monokline Kryställchen, im Pinnoit bei Staßfurt
und im Camallit bei Westeregeln.
Eine andere Säure neben der Borsäure enthält:
Lünehurgit MgB^0^,2HMgF0^.1H^0, Fasrige flache Knollen im Gips
Yon Lüneburg.
Sulfoborit 2Mg^B^O^,2Mg804..^H:tO, Kleine farblose oder rötliche durch-
sichtige rhombische Kryställchen im Camallit Ton Westeregeln.
Borosilikate siehe bei den Silikaten.
Verbindungen mit anderen Säureanhydriden BtOz sind:
Trippkeit Soll nCuO . As^Ot, also basisch arsenigsaures Kupfer sein. Kleine
quadratische, nach beiden Prismen yollkommen spaltbare, lebhaft glänzende blau-
grüne, in Säuren leicht lösliche Kryställchen, mit Oliyenit auf Botkupfererz bei Copiapo
in Chile.
As^Ot ist auch im Ekdemit, Sb^O^ im Bomeit, Nadorit und Ochrolith (siehe
diese, pag. 447 und unten).
VI. Klasse.
Karbonate und Nitrate.
a) Wasserfreie Karbonate und Nitrate.
Die in der Natur vorkommenden wasserfreien Karbonate und Nitrate bilden in
der Hauptsache eine große isodimorphe Beihe, in welcher die Verbindung CaCO^
die wichtigste ist. Diese krystallisiert in zwei Formenreihen: rhomboedrisch als
Kalkspat, rhombisch als Aragonit. An jede dieser beiden heteromorphen Modifikationen
schließt sich eine Anzahl isomorpher Mineralien an, und zwar an Kalkspat vorzugs-
weise die Karbonate von Mg, Fe, Mn, Zn, während Ba, 8r, Pb nur eine äußerst
geringe Bolle spielen; an Aragonit im Gegensatz dazu gerade die Karbonate der
letztgenannten Metalle, während die der erstgenannten nur von untergeordneter Be-
deutung sind. Isomorphe Mischungen, namentlich der rhomboedrischen Beihe spielen
eine sehr große Bolle, sehr wichtige Mineralien sind hierher zu rechnen. In solchen
isomorphen Mischungen der rhomboedrischen Beihe treten aber vielfach auch die
Metalle der rhombischen Beihe auf und umgekehrt, so daß wohl alle hierhergehörigen
Karbonate als dimorph angesehen werden müssen. Die rhomboedrischen Karbonate
mit mehreren Metallen sind aber nicht immer Mischungen in wechselnden Verhalt-
Bauer, Mineralogie. 37
M
578
Karbonate und Nitrate.
niweo, sondern stellen z. T. konstante Verbindungen dar. So sind die Krystalle des
Dolomits alle nach der Formel: CaMgC^O^ zusammensgesetzt (Normaldolomit) ; ebenso
sind di^ des Ankerit: CaFeCtO» und die des Breunerit: MgFeCfO^. Es ist daher
wahrscheinlich, daß eigentlich die Moleküle bei allen diesen Karbonaten mit nur
einem Metall verdoppelt werden müßten und daß z. B. für den Kalkspat besser
CaCaCtO^ » CoiC^Os zu schreiben wäre. Bei der rhombischen Beihe ist eine solche
Beziehung nicht vorhanden. Die rhomboedrischen Karbonate sind nicht alle rhombo-
edrisch-hemiedrisch, sondern z. T. auch rhomboedrisch-tetartoedrisch (Dolomit, An-
kerit). Sie sind ganz besonders durch vollkommene Spaltbarkeit in der Richtung
der Flächen eines Rhomboeders ausgezeichnet, welche Winkel von 105^ 6' — 107<^ 40'
(£. K.) miteinander machen. Dieses Spaltungsrhomboeder wird allgemein als Haupt-
rhomboeder der krystallographischen Betrachtung zu Grunde gelegt. Viel weniger
vollkommen ist im Gegensatz hierzu die Spaltbarkeit der rhombischen Karbonate.
Von den Nitraten ist der A'a-Salpeter mit dem Kalkspat, der JT-Salpeter mit dem
Aragonit isomorph. Außerhalb dieser isodimorphen Reihe steht hauptsächlich der
monokline Barytocalcit.
Danach hat man folgende Übersicht über die wasserfreien Karbonate und
Nitrate, welche als Mineralien in der Natur vorkommen, wobei aber von der Ver-
doppelung der Formel des Kalkspats etc. abgesehen ist.
Rhomboedrisch (Kalkspatreihe).
Rhombisch (Aragonitreihe).
a : c
Kalkspat: CaCO^; 1:0,8542.
Plumbocalcit: {Ca, Pb)COt; ?
Talkspat : MgCO-^ ; 1 : 0,8095.
Dolomit: {Ca,Mg)COi; (tetart.) 1 : 0,8322.
Strontianocalcit; ?
Eisenspat : FeCO^ ; 1 : 0,8171.
Manganspat : MnCO.^ ; 1 : 0,8183.
Oligonspat: {Fe, Mn) COt,] 1 : 0,8175.
Ankerit: {Ca, Fe)CO^ ; (tetart.) 1 : 0,8320.
Braunspat : (Ca, Mg, Fe, Mn)COr^ ; 1 : 0,82.
Breunerit : {Mg, Fe) CO^; 1 : 0,8129.
Zinkspat : ZnCO^; 1 : 0,8062.
Sphärokobaltit : CoCO^^, ?
Natronsalpeter : NaNO^ ; 1 : 0,8276.
a:h\c
Aragonit: CaCO^', 0,6224:1:0,7205.
Tarno witzit : ( Ca, Pb) CO^ ; 0,6220 : 1 : 0,7168.
Alstonit : {Ca, Ba) Cd ; 0,5910 : 1 : 0,7390.
Witherit : BaCO^ ; 0,6032 : 1 : 0,7302.
Strontianit: SrCO^-, 0,6089:1:0,7237.
Calciostrontianit : {Sr, Ca) COt ;
0,6089:1:0,7237.
Weißbleierz: FhCO^; 0,6100:1:0,7230.
Kalisalpeter: KSO^-, 0,5843:1:0,7028.
Monoklin: Barytocalcit: CaBadO^-, a:6:c = 1,1201 :1 :0,8476; /c?=102<> 26'.
Kalkspatreihe.
Die einzelnen Glieder vielfach nicht scharf voneinander geschieden
infolge der äußerst mannigfaltigen isomorphen Mischungen.
(Tschermak, Min. u. petr. Mittlgn. IV, 1882, 99, 538; Becke, ibid. XI, 1890, 234.)
Kalkspat. 579
Kalkq^at (Calcit).
CaCO^ ; 56,0 CaO, 44,0 CO^ ; der wasserhelle sog. Doppelspat von
Island ist fast chemisch rein, doch ist der meiste Kalkspat wenigstens
etwas, mancher sehr stark verunreinigt, indem entweder andere rhom-
boedrische Karbonate isomoi'ph beigemischt oder fremde Substanzen
mechanisch eingeschlossen sind. So findet man häufig MgCO^ beigemischt,
z. T. in erheblicher Menge (dolomitischer Kalk), auch FeCO^ (eisen-
schüssiger Kalk), MnCO^ (ein Jlfn-haltiger (6 — 14% MnO) roter Kalkspat
aus den Zinkerzlagerstätten von Sparta in New-Jersey ist Spartaü ge-
nannt worden), seltener ZfiCO^ (bis 4 %). Auch die Karbonate der
Aragonitreihe Iftnden sich zuweilen, z. B. PbCO^ im sog. liumbocaldt,
bei Wanlockhead und Leadhills in Schottland bis 8 % P^O, bei Blei-
berg in Kärnten sogar 23 % PbCO^^ ; BaCO^ enthält der sog. Neotyp
von Cumberland und der Barycaldt von Longban in Schweden, dieser
sogar in überwiegender Menge : 57 % BaCO^ ; der Strontianocälcit von
Girgenti in Sizilien ist ein SrCOg -haltiger Kalkspat. Von mechanischen
Beimengungen spielt besonders Quarzsand eine Rolle, der bis über 7«
des Gewichts zuweilen die Krystalle erfüllt (z. B. der sog. krystalli-
sierte Sandstein von Fontaisebleau (181)) ; sodann findet man häufig bitu-
minöse Substanzen beigemengt (z. B. im Änlhracanü), welche das Mineral
schwarz oder braun färben und beim Zerbrechen einen brenzligen Ge-
ruch hervorbringen (Stinkkalk); auch -F^aO« ist beigemengt {Häma-
toconit) oder Eisenhydroxyd {Sideroconit). Manche Kalke schließen
auch geringe Mengen von Brucit (H^MgO^) ein und werden dadurch
MgO' und H^O-halüg {Bredazzit und Fencatit von Predazzo in Tirol).
Der Kalkspat ist der ausgezeichnetste Repräsentant der rhomboe-
drischen Hemiedrie; a : c = 1 : 0,8543. Zugleich ist er eines der formen-
reichsten Mineralien, die es gibt, und steht vielleicht in dieser Be-
ziehung an der Spitze von allen. Bis jetzt wurden an ihm 281 ein-
fache Formen sicher konstatiert, daneben werden 139 noch unsichere
angegeben. Unter den sicheren sind: 18 Prismen und Dihexaeder,
27 -f- Rhomboeder, 48 — Rhomboeder und 187 Skalenoeder, wozu noch
die Basis tritt. Die Zahl der bisher beschriebenen Kombinationen
reicht nahe an 1000. Die Krystalle des K. sind parallel mit den Flächen
eines Rhomboeders mit einem E. K.- Winkel von 105 ® 6' ausgezeichnet
spaltbar; dieses Rhomboeder, das als Krystallform selten vorkommt,
wird bei der krystallographischen Betrachtung des Kalkspats als
Hauptrhomboeder zu Grunde gelegt (Fig. 454), es ist P = -R (1011).
Wegen der ausgezeichneten Spaltbarkeit gehen den vielfach rauhen
und matten Flächen dieses Rhomboeders häufig ebene und irisierende
Spalten und Risse parallel, an welchen man dasselbe, auch wenn es
nicht als Fläche ausgebildet ist, im Innern der Krystalle der Rich-
tung nach leicht erkennen kann, was die Orientierung in den oft sehr
37*
580
Karbonate und Nitrate.
komplizierten Kombinationen nicht selten wesentlich erleichtert. (An
einzelnen Fignren ist die Lage von R durch punktierte Linien an-
gegeben.) Auch das Gegem-homboeder: — jB (Olli) kommt als Kry-
stallfläche vor, aber noch seltener, als JR; seine Flächen zeigen
keine Spur von Spaltbarkeit, sie schneiden sich aber ebenfalls in den
E. E. unter 105^ 5'; die Spaltungsflächen stumpfen die Seitenecken
ab. Sehr häufig ist das nächste stumpfere Bhomboeder: — ^ R (0112),
E. K = 134 ® 57', dessen Flächen, meist nach der kürzeren, schiefen
Diagonale gestreift, die E. K. von R gerade abstumpfen, und dessen
Seitenecken von den Bl. Br. nach R so abgestumpft werden, daß auf
den Flächen yon — ^R parallele Kanten entstehen (Fig. 455). Etwas
Fig. 454.
Fig. 455.
Fig. 456.
Fig. 457.
Fig. 458.
Fig. 459.
Fig. 460.
Fig. 461.
weniger häufig ist das nächste schärfere Rhomboeder: — 2R (0221),
dessen E. K. (= 78^ 51') von den BL Br. nach R gerade abgestumpft
werden (Fig. 456).^ Nicht ganz selten ist das würfelähnliche Rhom-
boeder: — iR (0332), 88« 18' (E. K) (Fig. 457). ZuweUen kommen
sehr spitze Rhomboeder vor: das zweite schärfere: 4£ (4041), E. K
65« 50' (Fig. 458, 468); das vierte schärfere: 1612 (16.0.16.1)
(Fig. 460), ebenso: — ÜB (0 . 14 . 14 . 1). Die S. K. aUer dieser
spitzen Rhomboeder sind nahezu parallel, ihre Flächen schneiden sich in
diesen Kanten unter Winkeln, welche von 120® wenig abweichen,
z. B. bei IQR unter 119® 36'; dieselben stehen also der Grenzform
aller Rhomboeder, dem ersten Prisma: oojB (lOlO) schon sehr nahe.
Dieses selbst kommt sehr häufig vor (vergl. Fig. 152 u. 156j Fig. 182, 461,
466, 467, 469); selten ist dagegen das 2. Prisma: ooP2 (1120), ebenso di-
Kalkspat.
581
heiagonale Prismen. Zu den gewöhnlichen Ei-scheinungen gehört
wieder die Basis, teils in Kombination mit ooR (vergL Fig, 153 und 156),
lange Prismen oder dicke Nadeln (Eanonenspat) und niedere Tafeln oder
dttnne Plättchen (Papierspat) bildend, teils an Bhomboedem undSkaleno-
edem die Endecken abstumpfend {Fig. 177). Das verbreitetste Skaleno-
eder ist r = M (2131) (Fig. 459) in der Stellung des Hauptrhom-
boeders JB, eventuell die S. K von R und die E. K. von 4R zuschäJ:-
fend (Fig. 462, 465); seine Winkel sind: r/r = 132" 58', (8. K.) und
144" 24' und 104 >> 38' (E. K.); sodann: {SB (2134), meist die E. E.
von r znschärfend (Fig. 466); femer Rb (3251), ebenfalls die S. K.
von R (oder die von RS) znschftrfend (Fig. 468); endlich R2 (3142)
Fig. 462. Fig.
Fig. 464. Fig. 465.
Fig. 466.
Fig. 467.
Fig. 468.
Fig. 469.
und I-R2 (3145) (Fig. 464). Von negativen Skalenoedern findet
sich hauptsächlich: — 2R2 (1341) in der Zone der S. K. von
— 2B,^ese in Kombinationen zuschärfend (Fig. 463) und — fÄ3
(4 . 8 . 12 . 5) in der Zone der scharfen E. K. von R3, diese zuweilen
znschärfend (Fig. 467). Auch Dihexaeder 2. St., die Grenzformen
zwischen den beiden Arten von Skalenoedern, fehlen nicht; z. B. |P2
(1123). Weitaus die wichtigsten nnd verbreitetsten unter den sämt-
lichen genannten Formen sind: ooR, — ^R, — 2R, BS, vielleicht
auch OR.
Kombinationen sind sehr mannigfaltig und z. T. sehr kompliziert
und äächenreich. Schon erwähnt ist die Kombination ooR . OB, dabei
ist ooR häufig glatt nnd glänzend, OR rauh and matt und eigentfim-
lich milchweiB. Daß das Prisma das erste ist und nicht das zweite,
582
Karbonate and Nitrate.
siebt man daran, daft die BL Br. B auf die abwechselnden Flächen
aufgesetzt sind (nicht auf die Prismenkanten), die Kanten zwischen
oojB und OjB abstumpfend (vergL Fig. 182—184). Sehr verbreitet ist :
ooE . — ^E^ die Prismenflächen stumpfen die Seitenecken des Bhom-
boeders ab; sie sind teils lang (Fig. 182), teils kurz (Fig. 461). Oben
schon erwähnt oder doch angedeutet sind ferner die Kombinationen
R3 . R (Fig. 462); BS . 4E (Fig. 465); Rd . iB3 . ooB (Fig. 466);
— 2B. — 2B2 (Fig. 463); ooB.B3. — iBS (Fig. 467); erwähnt sei
noch: ooB. — 2B.B'i (Fig. 469), sodann: 16JB . — i^B (Fig. 460), wo
von 16E nur ein Teil der mittleren Partie zwischen den oberen und
unteren Seitenecken vorhanden ist, diese selbst« sowie die Endecken
sind durch das Rhomboeder — ^B abgeschnitten; endlich das sog.
Pyramidenrhomboeder : B .B2 . ^Bb (Fig. 464) und [die flächenreiche
Kombination BAB.BS.Bb (Fig. 468). Kombinationen des Kalkspats
sind auch die oben (127) beschriebenen und in Fig. 177 — 189 dar-
gestellten rhomboedrischen Formen.
Zwillinge finden sich nach mehreren Gesetzen, von denen aber
nur zwei verbreitet und wichtig sind: 1. Zw. E. die Basis 02? (0001);
Ergänzungszwillinge mit parallelen Achsen. Meist Verwachsung nach
der Basis, aber auch mehr oder weniger vollständige Penetration. Bei
Skalenoedem stoßen in der Verwachsungsfläche gleichartige (beim ein-
fachen Krystall ungleichartige) E. K. zusammen, auch können hier
einspringende Winkel entstehen (Fig. 472). Bei Ehomboedem tritt
Fig. 470.
Fig. 471.
Fig. 472.
Fig. 473.
dieser Zwilling in ganz ähnlicher Weise auf (Fig. 470); aus derben
Massen, welche nach diesem Gesetz zuweilen gebildet sind (Auerbach
a. d. Bergstrasse, Zuffenhausen bei Stuttgart, etc.), lassen sich trigono-
ederähnliche (Fig. 193) Stttcke herausspalten; in Fig. 471 sind beide
Bhomboeder durcheinander gewachsen, die Seitenecken des einen ragen
aus den Flächen des andern heraus. 2. Zw. E. die Fläche des
nächsten stumpferen Ehomboeders — ^B (0ll2) ; findet sich besonders
an Spaltungsstücken nach B (Fig. 473). Häufig wiederholt sich die
Zwillingsbildung, so daß der ganze Krystall aus lauter papierdunnen
Zwillingslamellen aufgebaut erscheint (168), welche auf zwei gegen-
Kalkspat 583
flberliegenden Bhomboederspaltnngsflächen eine geradlinige Streifung
in der Richtung der langen Diagonale hervorbringen. Nicht selten
sind solche Zwillingslamellen nach zwei oder allen drei Flächen von
^--j^R eingelagert, dann sind alle Spaltungsflächen gestreift. Diese
Zwillinge können auch kflnstlich hergestellt werden, da die Flächen
~^B Gleitflächen sind (196). Auch in der Natur sind die Zwil-
linge nach diesem Gesetz häufig erst nachträglich nach der Bildung
des Krystalls durch Pressung entstanden; namentlich sind die häufig
wiederh(dten Zwillingslamellen erst nachträglich durch äußeren Druck
in die Krystalle hineingekommen, wenigstens finden sie sich nur an
Stucken, welche solchem Druck im Gebirge ausgesetzt gewesen sind.
Wenn in ein Khomboeder Zwillingslamellen nach mehreren Richtungen
eingewachsen sind, so durchschneiden sich dieselben und lassen zwischen
sich ihrer Dicke entsprechende hohle Kanäle (G. Kose, Abh. Berl. Ak.
1868). Seltener ist : 3. Zw. E. eine Fläche des Hauptrhomboeders -R ;
zuweilen herzförmig gestaltet. Bei ihnen ist beiden Individuen eine
Spaltungsrichtung gemein. Die Hauptachsen beider Individuen stehen
nahezu aufeinander senkrecht (90^ 46'). Am seltensten ist : 4. Zw. E.
eine Fläche des nächsten schärferen Rhomboeders — 2R.
Die Bl. Br. II 22 sind schon erwähnt, sie sind so ausgezeichnet, daß
nur selten und nur durch Zufall der dann gleichfalls ausgezeichnete
muschlige Bruch zum Vorschein kommt. Parallel mit den Flächen von
— ^E gehen vollkommene Gleitflächen (vgl. 195)) ; ähnliche Trennungs«
flächen auch parallel OR und ooP2. Die Schlagfigur auf den Flächen
R bildet ein gleichschenkliges Dreieck, dessen Seiten zarte Streifen
parallel gehen (196). Spröd; H. = 3, aber an verschiedenen Stellen
und in verschiedenen Richtungen verschieden (197). Ätzfiguren vergl.
(200). Ausdehnung durch die Wärme und die damit verbundene Ver-
kleinerung des Endkantenwinkels vergl. (268). Durch Druck stark
elektrisch. G. = 2,716—2,728 (der reinste, z. B. isländischer Doppel-
spat); für unreine Var.: 2,6—2,8. Durchsichtig bis undurchsichtig,
reine Krystalle, bes. der genannte Doppelspat, vollkommen farblos
und wasserhell; durch förbende Beimischungen alle möglichen meist
wenig intensive, trübe Farben. Glasglanz; auf Blätterbrüchen viel-
fach ins Perlmutterartige; irisierend. Sehr starke Doppelbrechung
(daher Doppelspat); sie ist negativ (217). w, = 1,6631, €.= 1,4839;
w^ = 1,6585, €p = 1,4863; «0« = 1,6833, «„— 1,4978 (für die Linien
B, D (JVa-Licht), und H des Spektrums nach Rudberg). Die Licht-
brechung ist verhältnismäßig schwach.
V. d. L. unschmelzbar, aber trübe und kaustisch werdend, da CO^
weggeht, und sehr stark leuchtend. In HCl unter Aufbrausen sehr leicht
toslich, und zwar schon in der Kälte (Unterschied von Dolomit etc.,
der sich in HCl erst in der Wärme mit Brausen löst); auch in CO^-
584 Karbonate und Kitrate.
haltigem Wasser ist derselbe löslich. Aus einer solchen Lösung wird
bei niederer Temperatur CaCO^ als Kalkspat wieder ausgeschieden;
bei höherer Temperatur bildet sich yorwiegend Aragonit, ebenso aus
stark verdünnten Lösungen. Auch in der Flüssigkeit aufgelöste andere
Substanzen (Lösungsgenossen) sind dabei von Einfluß.
Eine einfache chemische Reaktion zur Unterscheidung des Kalk-
spats von dem gleich zusammengesetzten Aragonit besteht darin, daß
man die fein gepulverte Substanz mit einer verdünnten Lösung von
eisenfreiem Kobaltnitrat kocht Mit Aragonit erhält man dabei einen
lilaroten Niederschlag von basischem Kobaltkarbonat ; Kalkspat bleibt
auch bei längerem Kochen farblos und wird höchstens gelblich.
Der Kalkspat ist nächst dem Quarz das verbreitetste und wich-
tigste Mineral; er findet sich an sehr vielen Orten und stellenweise
in Masse, sogar gebirgsbildend. Die Varietäten sind sehr mannigfaltig.
Ausgezeichnete Krystalle, fast stets aufgewachsen und zu Drusen
vereinigt, sind häufig, namentlich auf Klüften und Spalten von Kalk-
gebirgen, aber auch auf Erzgängen, in Mandelräumen vulkanischer Ge-
steine etc. Ausnahmslos durch Auskrystallieren aus CaCOs -haltiger
Lösung entstanden. Die Zahl der Fundorte guter Krystalle ist eine sehr
große. Besonders berühmt ist das Vorkommen auf den Erzgängen von
Andreasberg im Harz, auch an anderen Lokalitäten daselbst, z. B. bei
Zorge, am Iberg bei Grund, bei Ilfeld. In Nassau finden sich gute
Krystalle mit dem Boteisenstein von Oberscheid. In Sachsen sind es die
Erzgänge des Erzgebirgs (Freiberg, Schneeberg, Annaberg, Marienberg);
auch andere Orte, wie die Gegenden von Chemnitz, Oschatz, Maxen,
Tharand etc. In Schlesien: Reichenstein, Striegau etc. In Böhmen
die Erzgänge des Erzgebirges, dann Pfibram, die Gegend von Prag.
In den Alpen ist eine Anzahl von Fundorten guter Krystalle: Blei-
berg und Lölling in Kärnten, das Ahmthal in Tirol, Rauris, am St
Gotthard, das Maderaner Tal, femer die Eisenerzlagerstätten von
Traversella etc. In Süd-Deutschland findet man schöne Kiystalle
vorzugsweise auf den Klüften und Spalten der Kalkgebirge, im Muschel-
kalk z. B. bei Groß-Sachsenheim in Württemberg Skalenoeder i?3, zu-
weilen von beträchtlicher Größe, auch an vielen Oiten im fränkischen
und schwäbischen Jura etc.; hier auch Gegenrhomboeder — B (0112)
im Basaltuff des Bolle bei Owen an der Teck. Im Nahetal sitzen Kalk-
spatkrystalle in den Melaphyrmandeln. Aus Italien werden solche
aus der Gegend von Poretta bei Bologna (mit + ^) ^tc. erwähnt. Von
fi*anzösischem Vorkommen sei hauptsächlich der sog. krystallisierte
Sandstein von Fontainebleau genannt^ große zu Gruppen verwachsene
Krystalle — 2R (0ll2) in Tertiärsandstein eingelagert, welche bis
über 60% Sandkörner einschließen. Besonders ausgezeichnet sind
einige Gegenden im Norden, vor allem Island mit seinem Doppelspat
Kalkspat. 585
in derben Massen und gut ausgebildeten Krystallen, der sich in einer
großen Spalte im „Dolerit" bei Helgastadr am Nordufer des Eski-
iQords an der Ostseite der Insel findet; sodann Kongsberg (auf den
Silbererzgängen) und Arendal in Norwegen u. a. 0. In England und
Schottland findet man gute Ki*ystalle auf den Bleiglanzlagerstätten
in Cornwall, Derbyshire, Devonshire, Wales, bei Kingston cave in
Irland etc. In Nordamerika sind die Kupfererzlagerstätten im Staate
Michigan am Oberen See, ferner Joplin in Missouri und viele andere
als Fundorte berühmt. Erwähnt wird femer Agaete auf Gran
Canaria etc. Die Zahl der Fundorte ist eine außerordentlich große
und kann hier nicht annähernd erschöpft werden.
Neben den deutlichen Krystallen sind auch derbe Massen in den
verschiedenartigsten Strukturformen vorhanden und zum Teil außer-
ordentlich weit und massenhaft verbreitet, zuweilen als Grundlage
der Krystalle, welche auf ihnen aufgewachsen sind, so daß die nach
außen gekehrten Individuen eine regelmäßige Begrenzung besitzen.
Großkömige derbe Aggregate finden sich nicht selten als Ausfüllung
von Spalten oft von erheblicher Mächtigkeit, aus einzelnen Individuen
von sehr beträchtlicher Größe bestehend und sehr häufig die Zwil-
lingsstreifung nach dem 2. Zwülingsgesetz ( — ^R, siehe oben) zeigend,
z. B. in der schwäbischen Alb. An anderen Stellen sind diese Aggre-
gate auch wohl weniger großkörnig. Grobkörnige bis feinkörnige
Aggregate sind förmlich gebirgsbildend, also außerordentlich massen-
haft vorhanden, namentlich den krystallinischen Schiefern eingelagert,
aber auch in anderer Weise in der Natur vorkommend als sog. Marmor,
worunter man mineralogisch den gebirgsbildend auftretenden kömigen
Kalk (oder Kalkspat) versteht (im Gegensatz zu dem Sinne, den die
Künstler damit verbinden, welche unter Marmor alle durch irgend
welche Eigenschaften zu künstlerischen Zwecken sich eignenden Kalk-
steine verstehen, siehe unten). Der Marmor im mineralogischen Sinne
enthält übrigens neben den in überwiegender Masse vorhandenen
Kalkspatkömem auch einzelne mehr oder weniger zahlreiche Ara-
gonitköraer. Er ist nicht immer rein weiß, zuweilen durch einge-
mengte Mineralien veranreinigt, z. B. durch Graphitblättchen grau
gefärbt. Der Marmor bildet entweder Einlagerungen in den krystal-
linischen Schiefem, besonders im Gneiß, wie die berühmten griechischen
Statuenmarmore vom Pentelikon sowie von Faros und anderen griechi-
schen Inseln; ebenso auch vielfach in Schlesien, im Fichtelgebirge,
im bayrischen Wald, in den Alpen, in Skandinavien und überhaupt
an zahllosen Orten. Oder er ist durch Kontaktmetamorphose in Be-
rührung mit Granit, Syenit etc. aus dichtem Kalkstein entstanden,
dann vielfach eigentümlich blau gefärbt und von zahlreichen Kontakt-
mineralien durchsetzt, so bei Auerbach a. d. Bergstraße, am Monzoni in
586 Karbonate and Nitrate.
Tirol, bei Cziklowa im Banat, Arendal in Norwegen etc. Oder der
dichte Kalk hat durch den Oebirgsdruck (durch Dynamometamorphose)
krystallinische Struktur angenommen und ist in Marmor verwandelt
worden, wie namentlich der berühmte karrarische Marmor, der aas
einem dichten Kalk der Triasformation hervorgegangen ist (302).
Noch massenhafter ist aber der dichte Kdl\ der geineine Kalkstein
verbreitet. Er setzt die meisten Kalkgebirge, namentlich diejenigen
sedimentären Ursprungs, auf der ganzen Erde zusammen und ist meist
ziemlich unrein, MgCO^-, ton- etc. haltig. Der magnesiahaltige Kalk
wird als dolomitischer Kalk bezeichnet Ein Gemenge von Kalk und
Ton wird Mergel genannt. Der StinJckalk ist durch organische Sub-
stanzen verunreinigt und braun gefärbt und riecht beim zerschlagen
brenzlich, etc. Der Bruch des dichten Kalkes ist muschlig und splittrig,
auch glatt und eben. Einige dichte Kalke sind besonders wichtig,
so der durch seine regelmäßige dünne Schichtung, die helle
Farbe und die außerordentliche Feinheit und Gleichmäßigkeit des
Korns ausgezeichnete lithographische Kalk (oder Schiefer) von Solen-
hofen in Bayern. Gewisse Varietäten zeigen hübsche Farben und
Farbenzeichnungen, so daß sie als „Maimor*' im Sinne der Künstler
Verwendung finden, wie die bunten Kalke aus dem Devon des unteren
Lahnthals, der sog. Ruinenmarmor aus der Gegend von Florenz, und
viele andere, die in besonders reicher Auswahl in den Trümmern des
alten Bom etc. gefunden werden. Die Farbe des gemeinen Kalks ist
sehi* mannigfaltig, weiß, grau, gelb, braun, schwarz etc. Meist ist er
deutlich geschichtet, sogar schiefrig ; z. B. der genannte lithographische
Kalk von Solenhofen. Er enthält häufig Versteinerungen und ist in
der Hauptsache wohl organischen Ursprungs, durch Zusammenhäufung
von Kalkteilen verschiedener Tiere, Mollusken, Korallen, Echino-
dermen etc., auch von Kalkalgen entstand^, deren organische Struktur
vielfach durch stets vor sich gehende Umwandlungsprozesse im Laufe
der Zeiten verloren gegangen ist Bekannt wegen des Farbenspiels
der eingeschlossenen Petrefakten ist der Muschelmarmor (Lumachello)
von Bleiberg in Kärnten. Eine besondere Abart des dichten Kalks
ist der löcherige und poröse Kalktuff oder Traiertin, ein Absatz von
kalkhaltigen Quellen und Seen, in manchen Gegenden massenhaft
vorkommend.
Der dichte Kalk in allen seinen Varietäten ist sehr wichtig als
Baustein und als Material zur Bereitung des Mörtels und des Wasser-
mörtels (der unreine tonhaltige, Cement).
Dem körnigen und dichten Kalk gegenüber treten die anderen
Strukturvarietäten des Kalkspats sehr zurück, was Wichtigkeit und
Verbreitung anbelangt Ein gerade- oder krummschaliger Kalkspat
{Schieferspat) aus einzelnen dünnen übereinanderliegenden Lamellen
Kalkspat. 5B7
zusammengesetzt findet sich zuweilen auf Ei^^ängeu, so bei Kongs-
berg in Norwegen und bei Schwarzenberg in Sachsen. Stengliger
Kalk^at, parallel oder verworren, ist nicht selten, besonders als
Spaltenaosfnlinng in Kalkgebirgen; die Stengel sind in der Richtung
der Hauptachse verlängert und haben oben und unten deutliche
Blätterbrfiche, wodurch sich der stenglige Kalkspat sofort von dem
oft sehr ähnlichen stengligen Aragonit unterscheidet, dem die Blätter-
farüche fehlen. Auch fasriger Kalkspat {Faserhdk) findet sich zuweilen,
aber nicht häufig; die Fasern sind meist pamllel und füllen Spalten
ans, auf deren Wänden sie senkrecht stehen, so bei Reichenstein
in Schlesien im Serpentin und bei Aiston Moor in Cumberland. Der
Faserkalk hat nicht selten einen schönen Seidenglanz {Atlasspat).
Manchmal haben die körnigen, stengligen und fasrigen Varietäten
des Kalkspats eine runde, nierenförmige Obei-fläche. Dies ist der Fall
bei denjenigen Vorkommen, welche an der Oberfläche von Höhlungen
und Spalten im Kalkgebirge sich durch Verdunsten von darüber hin-
fließendem CaCOg-haltigen Wasser, als sog. KaTksinter gebildet haben.
Dieser flndet sich teilweise in Gestalt von mehr oder weniger dicken
im Innera kömigen oder strahligen Krusten, welche weithin die Ober-
fläche der Kalksteine etc. überziehen ; die Massen sind häufig im Innern
parallel zu der nierigen Oberfläche schalig. Von den Decken der
Hohlräume sieht man häufig in innigem Zusammenhang mit diesen
rundlichen Krusten zapfenförmige Gebilde oft von sehr erheblicher
Länge und Dicke herabhängen, und zwar an solchen Stellen, an
welchen das den Kalk herbeiführende Wasser abtropfen mußte. Diese
Zapfen sind teils vollkommen drehrund, kegelförmig, teils unregel-
mäßiger gestaltet, im Innern kömig oder von der zentralen Kegelachse
aus strahlig oder fasrig und parallel mit der runden Oberfläche schalig.
Dies sind die sog. Tropfsteine oder Stalaktiten, welche von der Decke
der Hohlräume herab durch Vermittlung des tropfenden Wassers senk-
recht nach unten wachsen. Jeder abfallende Wassertropfen fuhrt aber
auch etwas Kalk dem Boden zu, und so wird allmählich an der Stelle,
an welcher das abtropfende Wasser den Boden trifft, ein in die Höhe
wachsender Kalkkegel, gewissermaßen ein ungekehrter Stalaktit, auf-
geführt. Dieser hat ebenfalls eine mndliche Oberfläche, die mit derjenigen
der Stalaktiten in der Form im allgemeinen übereinstimmt, aber aller-
dings viel weniger regelmäßig ist; die Struktur im Innern ist die-
selbe wie bei den Stalaktiten. Es sind dies die sog. Stalagmiten^
welche im Laufe der Zeiten vielfach mit den Stalaktiten verwachsen,
und dadurch die mannigfaltigen Formen hervorbnngen, welche man
in den Tropfsteinhöhlen (Adelsberger Grotte in Krain, Nebelhöhle in
der Schwab. Alb, Muggendorfer Höhle im fränkischen Jura, Baumanns-
und Bielshöhle im Harz, Dechenhöhle in Westphalen etc.) bewundert.
588 Karbonate nnd Nitrate.
Von großer Wichtigkeit ist femer der ooHihische (pisolithische)
Kalk (Kalkoolith, Ealkpisolith), einzelne konzentrisch-schalige nnd
radialfasrige Kügelchen, zn großen gebirgsbildenden Massen znsammen-
gehänft. Hierher gehören die dem unteren Buntsandstein in Thüringen
und am Harz in mächtigen Schichten eingelagerten Rogensteine, die
Oolithe des schwäbischen Jura etc., ebenfalls massenhaft auftretend.
Femer sei erwähnt der DtäenkaGc oder Nagdkatk^ zapfenformig inein-
andergesteckte Kalkschichten, besonders in den Liasbildungen, u. a. m.
Endlich muß noch der erdige Kalk erwähnt werden. Hierher ge-
hört die Bergmilch (Montmilch), ein weißer lockerer Staub, der Über-
züge auf Kalkstein oder kleinere Nester in diesem bildet. OsieokoUa
nennt man zapfenförmige lockere Kalkgebilde, die im sandigen Boden
die durch Verwesung von Baumwurzeln entstandenen Hohlräume er-
füllen; z. B. an den Rehbergen bei Berlin und an vielen anderen Orten
im norddeutschen Flachland und sonst. Am wichtigsten ist aber die
Kreide (Schreibkreide), die in Massen an manchen Orten in der oberen
Kreideformation vorkommt und dieser ihren Namen gegeben hat, so
in Rügen, auf den dänischen Inseln, bei Dover in England etc.
Kalkspat ist häufig als Versteinerungsmittel von Petrefakten;
ebenso findet er sich in Form von Pseudomorphosen nach manchen
anderen Mineralien: Aragonit (besonders ausgezeichnet bei Klein-
Sachsenheim in Württemberg etc.), Flußspat, Gips, Anhydrit, Gay-
Lussit (sog. Gerstenkörner von Sangerhausen etc.). Auch findet man
häufig Eisenoxyde, Manganhyperoxyd, Quarz etc. in der Form von
Kalkspat. Außerordentlich häufig ist der Kalkspat ein Produkt der
Verwitterung und findet sich als solches in sehr vielen ursprünglich
kalkspatfreien Gesteinen verteilt oder auf Spalten und Klüften und
anderen Hohlräumen z. B. den Mandelräumen der Mandelsteine
(300) etc.
(Jrby, On the crystallography of caldte; Dias. Bonn 1878; BogerSi School o!
mines Quarterly, XXn, 1901, 429; Zippe, Denkschr. Wien. Ak. Bd. IV; Hochfltetter,
ibid. Bd. VI; Mügge, N. Jahrb. für Min. etc. 1883, I, 32; Rinne, ibid. 1903, I, 160;
Inostranzeff, Tschermaks Min. Mitteilgn. n, 1872, pag. 45.)
Talkspat (Magnesitspat, Giobertit, Bitterspat z. T.).
MgCO^ mit 47,62 MgO, daneben in isomorpher Beimischung geringe
Mengen von CaO^ MnO, FeO etc. Wird für rhomboedrisch-hemiedrisch
gehalten. a:c = l: 0,8095, doch mit den Rhomboederwinkeln etwas
veränderlich. Zwar sind die Ätzfiguren auf den Hauptrhomboederflächen
z. T. asjrmmetrisch wie beim Dolomit, aber die Krystalle des Magnesits
sind stets hemiedrisch, nicht tetartoedrisch ausgebildet. Ausgezeichnet
blättrige Rhomboeder R (1011) mit Winkeln (E. K.) von 107 <^ 10' bis
107® 30', je nach_der Reinheit, sind die gewöhnlichste Form; selten ist
daneben ooR (1010); ooP2 (1120); OB (0001) und andere; auch Zwillinge
Talkspat. Dolomit. 589
nach OB. Bildet neben den niemals aufgewachsenen Krystallen auch
derbe, körnige, stenglige und dichte Aggregate. Spröde ; H. = 4— 4^.
G. — 2,9—3,1. Durchsichtig bis durchscheinend; glasglänzend; farblos,
gelblich bis bräunlich. Von HCl nur in der Wärme gelöst, das Aufbrausen
erfolgt also erst beim Erwärmen. Die Krystalle (auch derbe Körner)
finden sich an wenigen Orten einzeln in gewissen Gesteinen eingewachsen,
so z. B. in großer Zahl im Chlorit- und Talkschiefer des St. Gotthards,
der Tiroler Alpen, im Zillertal, Pfitschtal etc., auch in Kärnten, Steier-
mark (Brück), im Salzburgschen (Flachau) etc. ; im Serpentin und Talk-
schiefer von Snarum in Norwegen etc. ; kleine schwarze, derbe Partien
im Gips von Hall in Tirol neben deutlichen kleinen schwarzen Kry-
stallen von Dolomit (s. d., mit dem spitzen Rhomboeder: 412 (4041)
pag. 590). Große giobkömige Massen linsenförmig im Tonschiefer der
steirischen Alpen, bes. bei Trieben, weiß mit schwarzen Adern, werden
als Werkstein gebraucht (Pinölit). Schneeweißer dichter MgCO^ (sog.
Magnmt), vielfach in Gestalt rundlicher Knollen mit geborstener Ober-
fläche und mattem mnschligem Bruch, findet sich besonders im Gebiet
des Serpentins als Verwitterungsprodukt desselben und des ui^prüng-
lichen Olivins (310). Zuweilen mit SiO^ (Opal) imprägniert (Kieselmag-
nesit) und dann härter. Gegend von Frankenstein etc. in Schlesien,
Hrubschütz in Mähren, Baidissero in Piemont (Baudisserit) etc.; auch
im Gebiete basaltischer und doleritischer Gesteine, z. B. im Kaiserstuhl,
aber seltener. Dient u. a. zur Herstellung von CO^ für kohlensaures
Wasser.
(Rumpf, Tschennak8 Min. Mitt. III imd IV, 1873, 1874; Becke, ibid. XI,
1890, 224.)
Dolomit (Bitterspat z. T.).
(Ca, Mg) CO^ ; in Krystallen ist das Mischungsverhältnis fast stets
Ca : Mg »= 1 : 1, so daß man den Dolomit auch wohl für ein Doppel-
salz hält und die Formel schreibt: CaMgC^O^ oder CaCO^+MgCO^y
entsprechend: 54,35 CaCO^ und 45,65 MgCO^ (Normäldolamit). Doch
kommen auch andere Mischungsverhältnisse vor, so sind z. B. kleine
Krystalle 4JB (4041) von Hall in Tirol : 2CaC0^ + MgCO^ mit 70,4
CaCO^ ; meist überwiegt CaCO^. Hier hat man dann, unter der Vor-
aussetzung, daß der Normaldolomit ein Doppelsalz ist, isomorphe Misch-
ungen von diesem mit Kalkspat, und für letzteren die entsprechende
Formel CaCaC^O^ = Ca^C^O^ anzunehmen. Stets ist auch noch etwas
FeCO^ vorhanden.
Rhomboedrisch-tetartoedrisch ; a : c = 1 : 0,8322. Die Krystalle
zeigen meist nur das deutlich blättrige Ehomboeder B (1011);
jB/jB = 106<> 15'— 106« 20' E. K. Auch 4Ü (4041), mit OiJ (0001) die
kleinen Kiystalle im Gips von Hall in Tirol begrenzend (s. o.), ferner
ä
590 Karbonate und Nitrate.
da8 zweite Prisma ooP2 (1120), das nächste stumpfere und das nächste
spitzereRhomboeder (— jjB (0112) und — 212 (0^1)), das Skalenoeder
BS (2131) und andere Formen. Zuweilen sind die Erystalle sehr
flächenreich, z. B. die auf Drusen des körnigen Doloniits vom Binnen-
tal im Wallis, auf den Erzgängen von Eapnik in Siebenbürgen und
von Leogang im Salzburgischen. An solchen flächenreicherra Ery-
stallen kann man zuweilen beobachten, daß die vorkommenden Skal^o-
eder nur mit der Hälfte ihrer Flächen ausgebildet sind, und zwar ist
die Gruppierung dieser Flächen die der rhomboedrischen Tetartoedrie.
Damit stimmen auch die Ätzfiguren überein, die auf den Flächen dies
Hauptrhomboeders nicht symmetrisch gestaltet sind, wie sie bei rhombo-
edrischer Hemiedrie (Kalkspat) sein müßten (200). Nicht selten in Ergän«
zungszwillingen nach der Basis z. B. bei Traversella in Piemont, mit Berg-
krystall (Fig.471). Zuweilen ZwiUingslamellen nach den Flächen von — 2Ä
(0221), jedoch nicht nach — ^12(0112) wie beim Kalkspat; diese Lamellen
lassen sich aber nicht künstlich herstellen. Größere Krystalle sind häufig
aus kleinen, unvollkommen parallelen Bhomboederchen aufgebaut, die
Flächen sind dann sattelförmig gekrümmt (154). Spröde; H. = 3|— 4
G. == 2,85—2,95. Manchmal wasserheU und durchsichtig, häufiger aber
blos durchscheinend und meist matte, trübe Farben: gelb, braun etc,
auch wohl schwarz. Licht- und — Doppelbrechung ähnlich wie beim
Kalkspat (w^a = 1,6817, e^^a = 1,5026). Im Gegensatz zu Kalkspat
nur in heißer HCl unter Aufbrausen löslich.
Die Krystalle sind vielfach eingewachsen (im Gips von Hall in Tirol,
durch kohlige Teilchen schwarz, neben derben schwarzen Partien von
Talkspat); schwarze Krystalle im Gips auch bei Terruel und a. a. 0.
in Spanien ; femer mit Talkspat zusammen im Talkschiefer und Chlorit-
schiefer der Tiroler Alpen und des St. Gotthard in, den Talkspat-
krystallen ganz ähnlichen Rhomboedern R (1011). Häufig auch auf-
gewachsen, und zwar meist auf körnigem Dolomit, sowie auf Gängen.
Fundorte guter aufgewachsener Krystalle sind : Traversella im Magnet-
eisenlager, Leogang im Salzburgischen, im körnigen Dolomit des Binnen**
tals und des Baltschiedertals im Wallis, sowie bei Campolongo am St Gott-
hard; auch bei Tharand in Sachsen (Tkarandit) und auf den Freiberger
Erzgängen {Perlspat z. T.); Diez in Nassau, Lugano, im Fassatal in
Tirol und an manchen anderen Orten. Kömiger, marmorähnlicher Do-
lomit, schneeweifi, mit vielen eingewachsenen fremden Mineralien (bes.
Silikaten und Schwefelverbindungen) im Binnental im Wallis und
ähnlich bei Campolongo am St. Gotthard. Feinkörniger bis dichter
Dolomit in großen Massen, gebirgsbildend, meist porös, die Wände der
Hohlräume mit kleinen Dolomitkryställchen besetzt, vorzugsweise steil«
und schroffe Felswände bildend : im Devon der Eifel, im schwäbischen
und fränkischen Jura; im Zechstein Thüringens; vor allem aber in
Dolomit. Eisenspat. 591
der Trias der Dolomitenregion der Tiroler Alpen (Schiern, Seißer-
alpe etc.). Der gesteinsbildende Dolomit ist wohl meist ein Ans-
laugungsprodukt von dolomitischem Ealk (310X ans welchem CO^-
haltige Gewässer mehr Ca als Mg anflösen. Vollkommen dichte D.
sind der Gurhofian im Serpentin von Onrhof in Österreich, der Kanit
von Freiberg und vom Meißner mit überwiegendem MgCO^-gehBlt etc
Oolithisch als Dolomit-Pisolith findet er sich bei Zepce in Bosnien,
erdig bei Dächingen unweit Ulm ; manchmal auch stenglich und grob-
kömig. Bildet znweilen Pseudomorphosen nach Kalkspat.
(Hessenberg} Min. Notizen ; Rnmpf, Tschermaks Min. Mittlen. Bd. III, pag. 263
und IV, pag. 281 (1873 und 1874); Hontze, Zeitschr. f. Kryst. Bd. VU, 1883, pag.
438; Becke, Min. n. petr. Mittlgn. X, 1888, 93 nnd XI, 1890, 224; Vesterberg, Ball,
of the geol. instit. Upsala V, 1900, pag. 97 ; Johnsen, N. Jahrb. Beil.-Bd. XV, 1902,
pag. 139; Klement, Bull. soc. Beige de Geol. etc. IX, 1895, pag. 3.)
Eisenspat (Spateisenstein, Siderit).
FeCO^ ; 62,07 FeO, fast stets einige % Jfn-, Mg- und Ca- Kar-
bonat.^ Ehomboedrisch-hemiedrisch ; a : c = 1 : 0,8171. Bhomboeder
R (1011), MIR = 107« 0', vollkommen blättrig^ist die häufigste, meist
selbständig auftretende Form; seltener — J^iJ_(0112); — 2R (0221) ; — 4B
(4041); R3 (2131); —2R3 (2461); ooP2 (1120); ooR (1010); Oüf (0001);
letztere beide Formen die Krystalle zuweilen allein begrenzend. Die
Skalenoeder sind stets mit ihrer vollen Flächenzahl ausgebildet.
Größere Krystalle häufig durch hypoparalleles Aneinanderwachsen
kleiner Rhomboederchen krummflächig. (Klein, N. Jahrb. Min. 1884. l. pag. 256.)
H. = 4. G. = 3,7 — 3,9. Durchscheinend bis undurchsichtig, glas- bis
perlmutterglänzend. Farblos oder hellgelblich im frischen Zustand;
verwittert aber sehr leicht zu Brauneisenstein (reifer Spateisenstein),
der sich vielfach in der Form des Eisenspats findet ; dadurch geht die
weiße oder gelbliche Färbung allmählich in hellbraun und schwarz-
braun über (Braunerz). Unschmelzbar, aber v. d. L. schwarz nnd mag-
netisch werdend. Nur in heißer HCl unter Brausen löslich. Ätz-
figuren wie beim Magnesit z. T. asymmetrisch.
Häufig in Krystallen auf Erzgängen und besonders auf derbem E. :
Neudorf a. Harz, im Siegenschen, Lintorf bei Preuß. Oldendorf große
Rhomboeder R mit kleinen Skalenoederflächen — 2R3 an den Seiten-
ecken; Lobenstein im Voigtlande, Freiberg in Sachsen, Pfibram,
Battenberg und Eisenerz, bei Traversella, in Comwall und Devon-
shire etc. Derbe Aggregate sind zuweilen fasrig, z. B. der exzentrisch-
fasrige braune kugelförmige oder kleintraubige sog. Sphärosiderit im
Basalt von Steinheim bei Hanau etc. Besonders wichtig sind aber die
körnigen Aggregate, welche an einzelnen Stellen in ungeheuren Massen,
in Flötzen und Stöcken, in kiystallinischen Schiefem und im alten Flötz-
gebirge sich finden. Der Spateisenstein ist eingelagert im Kalk, durch
592 Karbonate und Nitrate.
dessen Umwandlang er entstanden ist und bildet hier eines der wich-
tigsten Eisenerze, so am Stahlberg bei Mfisen nnd vor allem in den
Alpen (Huttenberg in Kärnten, Eisenerz in Steiermark), bei Irun und
a. a. 0. in Spanien etc. Auf Gängen, vielfach mit schwefelhaltigen
Erzen, im Siegenschen, bei Lobenstein im ßeußschen Yoigtlande, bei
Neudorf und Stolberg im Harz, bei Pfibram in Böhmen, in Com-
wall etc. Bemerkenswert ist das Vorkommen des Spateisensteins bei
Eiserfeld im Siegenschen und Horhausen im Westerwald, wo Basalt-
gänge die Masse durchbrochen und das Mineral in schwarzes, mul«
miges Magneteisen verwandelt haben.
Spateisenstein ist vielfach mit Ton gemengt und bildet einen Teil
des Toneisensteins. Findet sich nicht selten in runden, im Inneni
dichten, kugel- oder nierenfßrmigen Konkretionen von z. T. erheblicher
Größe in beträchtlicher Zahl im Ton eingeschlossen; vielfach ist das
FeCO. durch Verwitterung ganz oder z. T. in Oxydhydrat übergegangen
{toniger Sphärosiderit). Solche Toneisensteine sind besonders in der
Steinkohlenformation wichtig: in Westphalen, wo sie in zusammen-
hängenden Flötzen auftreten, bei Saarbrücken, bei Zwickau in Sachsen,
in Oberschlesien, bei St. Etienne in Frankreich, in Wales etc., aber
auch in anderen Formationen : in Böhmen im Silur, in Oberschlesien im
Eeuper und braunen Jura, im nordwestlichen Deutschland im Lias,
am Nordabhang der Earpathen in der unteren Kreide etc. Auch diese
tonigen Spateisensteine sind wichtige Erze. Dasselbe gilt füi- den
Kohleneisenstein (Blackband) in der Kohlenformation in Westphalen,
England, Nordamerika etc. Er enthält bis über 30 % Kohle.
Oligonspat von Ehrenfriedersdorf in Sachsen ist SFe COz + 2MnC0s» Ebenso
zasamm engesetzt ist der Manganoaphärit, rotbraune, radialstrahÜge nnd kon-
zentrisch schalige Engeln ähnlich denen des Sphärosiderits, wie dieser auf Mandel-
rftomen im Basalt der Grnbe Luise bei Horhausen im Westerwald.
Ankerit.
CaCO^ -^FeCO^ = CaFeC^ 0^, aberstets mit etwas JlfflrCOg, MnCO^ etc.
Enthält ca. 50 % CaCO^ und 34 % FeCO^ nebst ca. ^%, MnCO^ und
12% MgCO^, ist also: mCaFeC^Os + nCaMgC^O^; Fe überwiegt über
Mg (normaler Ankerit), zuweilen ist aber auch MgO in etwas größerer
Menge vorhanden als FeO {ParanJcerit); stets ist aber : Ca : Fe + Mg = 1 : !•
Meist derbe, großkörnige Aggi^egate, deutlich spaltbar nach einem
Rhomboeder von 106® 12' in der E. K; doch sind auch rhomboedrische
Krystalle bekannt, die aber nach den Ätzflguren tetartoedrisch sind, wie
beim Dolomit. Zwillinge nach der Basis; auch nach — \R (0112) in
Form von Zwillings-Lamellen, welche in die Individuen der derben
Massen eingelagert sind. G. = 2,9—3,1. H. = 4 ; spröde. V. d. L,
sehr stark dekrepitierend und zu feinem Pulver zerfaUend ; wird durch
Glühen schwarz und magnetisch. Schon in kalter HCl ziemlich leicht
Brannspat. Mangfanspat. 593
nnter Aufbrausen löslich. Ursprünglich ist er weiß oder gelb, wird
durch Verwitterang braun. Findet sich auf den Spateisenlagerstfttten,
bei Eisenerz in Steiermark und bei Httttenberg in Kärnten (Rohwand
oder Wandstein der Bergleute); bei Lobenstein im Yoigtlande, bei
Ems, Dobschau in Ungarn etc.; auch vielfach sonst in Erzgängen
z. B. in Böhmen.
(Borieky, Tsehermaks Mineralog. Mitteiign. Bd. VI, pag. 47, 1876.)
Braunipst (Bitterspat z. T.).
Isomorphe Miscäiungen von CaCO^ (ca. 50%), viel JKgrOOg (^— 30^/o)
und von FeCO^ (5— 207o); FeCO^ tritt gegen MgOO^ zurück (Unter-
schied von Ankerit, aber wie bei allen diesen gemischten Karbonaten
keine schaife Grenze); daneben wenig (2 — 3 ®/o) MnCO^. Es besteht die
Formel: mCaMgC^O^ -f nCa{Fe, Mn)C20Q wo sich, wie beim Ankerit,
Ca : Mg + 1»!? -f- Mn = 1:1 verhält. Kleine , Wättrige Rhombo-
ederchen, BjR = 106^ 30' (schwankend), durch Aneinanderwachsen
gi^&ere Krystalle mit krummen, oft sattelförmig gekrümmten Flächen
und Kanten bildend. Zuweilen bilden langspietige Krystalle in der
Mitte eingeschnürte, garbenftrmige Büschel. H. = 3^ — 4^. Spröde.
G. = 2,86—^,96. Hellgelb, braun oder gran bis farblos, durchsdiei-
nend, durch Verwitterung dunkelbraun und undurchsichtig. Glasglanz
zuweilen perhnntterartig (Perispat z. T.). Aulgewachsene Krystalle
meist klein, auch derb. Vorzugsweise auf Erzgängen sehr verbreitet,
so z. B. im Erzgebirge (Freiberg. Schneeberg), Siegen, Schwarzwald,
Schemnitz in Ungarn etc.; auch auf Klüften und Hohlräumen von Kalk
und Dolomit ; sowie in Hohlräumen von Petrefakten im schwäbischen
Jura. Nur in heißer HCl löslich; v. d. L. schwarz und magnetisch
werdend. Ist ein außerordentlich verbreitetes Mineral, aber nirgends
in so großen Massen voiiianden, wie die vorhergeihenden.
Breunnerit. Isomorphe Mischungen von MgCO^ und FeCO^; CaCOt fehlt.
Higher gehört u. a. der MeBitinspat von Traversella, mit Dolomitkrjstallen «n-
flammea, 2MffC0, + FeCOt; große gelbliehe Rhoraboeder R, B/R ^lOTT^ 14', aber
w^Qgem FlftchenkiüiBiiuikg flache Linsen, weiche aofaeinbar einem slnmpferen Rhoiabo-
eder angehören. Der großkCmige dwbe Fistomesit von JFlaehau bei Badstadt in
den Salzbnrger Alpen ist MgCOt + FeCOz, Durch den Sideropleait, FeCOg mit
nur 11 — 'i2\MgC0aj von Böhmsdorf bei Schleiz wird der Übergang zum Eisenspat
hergestellt.
Kwigattspat (Dialogit, Rhodochroait).
JfwCOg, aber daneben meist MgCO^ (bis 4%) und namentlich
FeCO^ (bis 15%), sowie CaOO^ (bis 20%, Manganocalcit von Schemnitz
in Ungarn); der sog. Mangandölofintyon Franklin Fumace in New- Jersey
enthält sogar 50 CaCO^ neben 44 MnCO^, Rhomboedrisch-hemiedrisch ;
.« : c = 1 1 0,8183. Krystalle meist klein und schlecht ausgebildet. Sehr oft
Bauer, Mineralogie. 38
594 Karbonat« und Nitrate.
das vollkommen spaltbai-e Hanptrhomboeder : R (lOll); RjR = 107®
(E. K.). Doch finden sich auch spitze Ehomboeder iR (4041) (Ober-
neisen in Nassau, mit der Basis) und selbständige Skalenoeder 123^(2131)
(Horhausen im Kr. Altenkirchen). JE&uflger ist noch — ^R (0112) und
seltener das 2. Prisma: ooP2 (1121). Sehr gewöhnlich sind radial-
fasrige, körnige bis dichte Aggregate, vielfach mehr oder weniger
dicke Krusten mit rundlicher Oberfläche oder auch stalaktitische
Zapfen, sowie kuglige Formen bildend. H. = 3^ — 4|. Spröde. G. =
3,3—3,6. Hellrosa (Himbeerspat) bis dunkel bräunlichrot, je mehr Ca,
desto heller ; auch grau, gelb, braun und zuweilen grfin ; selten farblos.
Wird durch Verwitterung unter Bildung von Pyrolusit (MnO^) schwarz.
In der Kälte schwierig, in der Wärme leicht in HCl löslich ; v. d. L.
zerknistemd und schwarz werdend. In geringer Menge auf Eisen- und
anderen Erzlagerstätten, in aufgewachsenen Krystallen oder derben,
traubigen Massen. Horhausen und Grube Ohliger Zug bei Daaden,
Kr. Altenkirchen; Oberneisen bei Diez in Nassau mit Eisenerzen;
Freiberg in Sachsen; auf den Goldlagerstätten von Nagyag und
Kapnik in Siebenbürgen, findet sich aber auch in größeren Massen, so
lagerförmig im Kalkstein in den nördl. Pyrenäen z. B. bei Vielle
und bei Las Cabesses im Dep. de l'Arifege, Frankreich und im Ton-
schiefer der Provinz Huelva in Spanien, wo er oberflächlich zu
Pyrolusit verwittert ist; auch bei Elbingerode am Harz. Er ist hier
meist mit Quarz und Ehodonit (Kieselmangan) verknüpft und wird
mit zur Herstellung manganhaltigen Eisens benützt Mit Braun-
stein etc. bei Bockenrod im Odenwald im Zechstein in ziemlicher
Menge.
Zinkspat (Galmei, Kohlengalmei, Smithsonit).
ZnCO^ mit 64,8 ZnO; stets etwas CaCO^ (bis 5%), MgCO^
(bis 40/0), MnCO^ (bis 15%) und besonders FeCO^ (bis gegen 50%);
die stark eisenhaltigen Z. hat man JEisenzinlcspat, Zinkeisenspat, Kapnü
oder Monheimit genannt. Zuweilen findet sich auch CdCO^ (bis 3 %,
Wiesloch in Baden), PbCO^ und CuCO^ (3^ %, als Malachit in dem grünen
Herrerit von Mexiko). Rhomboedrisch-hemiedrisch ; a : c = 1 : 0,8062.
Die nach einem Ehomboeder von 107 ® 40' leicht spaltbaren Krystalle
sind meist klein und schlecht ausgebildet; sie sind stets auf dichtem
Galmei aufgewachsen, entweder rhomboedrisch, oder durch Vorherrschen
undeutlicher steiler Ehomboeder und Skalenoeder spießig. Neben
R (1011) werden als Krystallformen : ooP2 (1120); —^^12(0112);
— 2R (0221) ; 02? (0001) ; besonders aber 422 (4041) und B3 (2131) ange-
führt. Meist derbe Aggi'egate, häufig mit nierenförmiger und traubiger
Oberfläche, krustenformige Überzüge bildend, und mit diesen im Zu-
sammenhang tropfsteinförmige Zapfen, im Innern fasrig bis dicht. Am
Zinkspat. Natronsalpeter. 595
verbreitetsten und massenhaftesten sind aber derbe bis dichte, vielfach
poröse, anch erdige und dann ziemlich unreine Massen. Starker etwas
ins Fette gehender Glasglanz, durchscheinend bis durchsichtig, färb*
los, wenn rein ; aber auch nicht selten intensiv gelb, grau, auch grün
und blau gefärbt; die unreinen, derben Massen sind rot und brauA
durch beigemengtes Eisenoxydhydrat (roter und gelber Galmei). H. = 5 ;
G. = 4,1 — 4,5. Spröde. V. d. L. unschmelzbar, auf Kohle Zn- (und Cd-)
Beschlag. In HCl unter Aufbrausen in der Wärme, auch in Kali-
lauge löslich. Der unreine Galmei findet sich massenhaft im Kalk
und Dolomit, durch deren Umwandlung er vielfach entstanden ist;
auf Hohlräumen die Krystalle und die nierenformigen Krasten, sowie
die Stalaktiten. Gewöhnlicher Begleiter ist das Kieselzinkerz (Kiesel-
galmei), auch Blende, Bleiglanz und Brauneisenstein. Es ist eines
der wichtigsten, bis vor kurzem das einzige .Zn-Erz, Wichtige Fund-
orte sind die Gegend von Aachen auf preußischem und belgischem
Gebiet (Altenberg); Brilon und Iserlohn in Westphalen, Wiesloch in
Baden; Tamowitz in Oberschlesien; Bleiberg und Baibl in Kärnten;
Rezbanya und Dognaczka im Banat; Chessy bei Lyon; Matlock und
Mendip bei Bristol in England ; Sardinien ; Spanien ; Laurion in Griechen-
land ; Nertschinsk in Transbaikalien ; am oberen Mississippi, in Missouri,
Arkansas, Virginien und Pennsylvanien. Bildet Pseudomorphosen
nach Kalkspat, Dolomit etc. Zuweilen als Versteinerungsmittel von
Petrefakten.
Kobaltspat (Sphärokobaltit). CoCOz, grobstrahlige Kugehi, an der Oberfläche
als Endignng der Strahlen kleine Ehomboederchen, außen schwarz, innen rosenrot,
Schneeberg. Auch manche andere Karbonate enthalten geringe Mengen CoCOs,
z. B. ein roter Bitterspat von PHbram 77« %, und ein wesentlich aus MgCOs und
ans FeCO^ bestehendes ans dem Siegenschen.
Natronsalpeter (Chilesalpeter, Nitratin).
NaNO^ mit 63,53 Salpetersäure. Rhomboedrisch-hemiedrisch :
a : c =1 : 0,8276. Deutliche Krystalle nur künstlich. Nach dem
Rhomboeder R vollkommen spaltbar; MIR 106^ 30' E. K. Hierin und
in anderen Eigenschaften sehr ähnlich dem Kalkspat, mit dem er auch
die Gleitflächen nach —^R (0112) gemein hat, so daß man auch
aus ihm künstliche Zwillinge nach — ^R durch Druck darstellen
kann (195). Mit ihm stimmt er namentlich auch bezüglich der sehr
starken negativen Doppelbrechung überein; Wß = 1,579, 6b= 1,336;
lojy = 1,587, €o = 1,336; (o^ = 1,626, «h = 1,344 sind die Brechungs-
koefflzienten für die Linie B, D (^o-Licht) und H. H. = 1^ — 2. G. =
2,1—2,2. Durchsichtig bis durchscheinend, farblos oder hell gefärbt.
In JIgO leicht löslich, hygroskopisch; schmilzt sehr leicht und ver-
pufft mit Kohle.
38*
.^96 KarlKnuite «nd Nitrite.
Findet sieb m um^eisieii kornigm, sandigen Massm (sog. Oa-
liebe) i«ii Ton und Gips auf ca. 40 Qnadrattukneter im Distrikt von
Iqui^ue etc. in der r^^niesen Ztme des nönUidien Cbfle, ca. 1000 Heter
üb^ dem Meere. Er bildet gemengt mit Chloriden und Snlfatsa (Stdft-
«alz, Blödit, Gips, Anhydrit, Thmardit, Bitt^ealz etc.) untar einer dfinnen
erdigen Decke nnregdmäüige Bänke von geringer Dicke und gewal-
tiger Ausdehnung. Auch organische Substanzen (Guano) und foor-
haltige Mineralien (Boronatrocalcit), sowie jodhaltige (Lautarit, CaJ^O^)
begleiten ihn. Wird dort gesammelt als Hauptquelle der technisch
verwendeten Salpetersäure. Auch die Borsäure und das Jod ist tech-
nisch wichtig. 1900 wurden in jenra Ölenden etwa 90 Mill. Kilo-
gramm Salpeter gewonnen.
(Oohsenivs, Die Bildung dei Natromudpetets ans MatteitaugeiMMÜMii, Stuttgart
1887 ; Darapsky, Die nutzbaren Lagerstfttten Taltals, Berlin 1900.)
Anhangsweifle sei hier noch eine Beihe von aalpeteisfiarehaltigen MineraliMi
angeschloBseu :
Barytsalpeter (Barynmnitnit). BoN^O^, Kleime furbloie oktaadriadte
KrystäUchen in Glule. Künstliche KiystaUe sind anageaeichnete Beispiele für die
Tetartoedrie des regulären Systems.
Ferner die wasserhaltigen:
Kalksalpeter (Nitrocalcit), CaNtO^.JStO und Magnesiasalpeter (Nitro-
magne8it)| MgN^O^ . H^O^ weiße erdige Ansbl&hungen anf den Wänden Ton EBhlen
im Kalkstein in Kentucky.
Qerhardtit Cu^N^O^ .^H^O. Dunkelgrüne rhombische Kry stalle, mit an-
deren Kupfererzen in Arizona.
Auch Schwefelsäure enthalten neben der Salpetersäure:
Darapskit NaNOz . Na^S04, . H^O, Monokline taf%e, nach der Querfl&che
leicht spaltbare farblose Krystalle im Salpeter von Atacama in Chile.
Nitroglauberit. ßNaNOs.2Na^O^,SHiO. Weiße krystaUinisch-fasrige
Aggregate aus den Salpeterlagem von Atacama. Wie Darapskit in Wasser K^slich.
Aragonitrelhe.
Kalisalpeter.
KNO^, 53,47 Salpeteraänre, aber stets mehr oder w^iger stark ^er-
unreinigt. Rfaombkich ; sehr äJuilich dem isomorphen Aragonit (Fig. 474),
auch in den optischen Eigenschaften. In der Natnr nie in Form m
dentlichen Krystallen, sondern als leine Haare oder Nadeln oder meist
als feine erdige oder krystallinisch-mefalige Ausblähnng anf den Kalk-
wände gewisser Höhlen (SalpetertiöUm), z. B. Bmichardshöhle bM
Homburg unweit Wttrzburg, bei Molfetta in Apnlien, in Cej^n etc.;
oder als Ausblähang des Bodens, der mit organischen Substanzen (Ex-
krementen) getränkt ist, aus welchen sich Salpetersäure bildet, so z. B.
in Ungarn in der Nähe vieler Dörfer, in Ostindien, Algier, Quito etc.
Aiagonit.
697
Er findet sich steUenweise in solchen Mengen^ daß die technische Ge-
winnung lohnend ist, sog. Kehrsalpeter, da man ihn durch Znsamm-»
kehren der aosgeblnht^i Massen sammelt. Ausgedehntere Lagw von
EaHsalpet^ finden sich in der Natronsalpeterregion von Chile in dem
Distrikt Tarapaca. Dei' Sohsalpeter wird durch ümkrTstallisier^i
gereinigt, wobdi die Erystalle von der Form des Aragonits erhalten
werden. Heutzutage whrd jedoch da* meiste Kalisalpeter aus Natron*
Salpeter und Chlorkalium (Sylvin etc.) hergestellt
Arageiiit.
CüCOq, 66,0 CaO; kleine Beimischungen von Mg-, Fe- und bes.
von iSr-Karbonat (zuweilen bis 4 % SrO, worin man früher den Grund
der rhombischen Krystallform erkannt zu haben glaubte) ; auch bis 9 %
PbCOg (Tamcwiteit von Tamowitz in Oberschlesien); hier auch etwas
ZnCO^.
Rhombisch; a : 6 : c = 0,6224 : 1 : 0,7205. Die Krystalle bilden
Prismen, die den hexagonalen in den Winkeln (120^) nahe stehen:
m = ooP (110) ; m/w «— 116^ 10' ; die seitl. Kante mjm ist durch die
Längsfläche b = coPäS (010) abgestumpft; dazu tritt nicht selten als
einzige Endbegrenzung die zuweilen in der Eichtung der Achse a
deutlich gestreifte Basis c = OP (001), besonders bri den Zwillingen
von Molina in Spanien und a. a. 0. (Fig. 482). Das Oktaeder o = P (111)
ist nicht selten auf die Prismenflächen gerade aufgesetzt und dazu
das Brachydoma p = Poo (Oll) (Fig. 474), das die seitliche E. K.
von 0 abstumpft (Fig. 475); pip = 108<> 26' (oben); in Fig. 475 sind
auch die Kanten pjo durch die Flächen des Oktaeders w = P2 (122)
m
m
/f^^
m
m
m
Fig. 474.
Fig. 47Ö.
Fig. 476.
Fig. 477.
abgestumpft, unter welchem noch die kleinen Flächen des Okta-
eders a = 2P2 (121) liegen. Die häufige einfache Kombination m, b, p
ist Fig. 474 abgebildet. In Fig. 478 tritt dazu noch das stumpfere
Brachydoma x == ^PS (^l^)? ^ obere Kante von p znschärfend. Aber
auch steile Brachydomen kommen vor : i == 4 JPfö (041) (Fig. 481). Zu-
weilen sind die Krystalle lang^ießig durch das Auftreten sehr spitzer
Oktaeder 6P, 6P|, 9P etc., und von Domen mit ähnlich steiler Lage
der Flächen, die aber meist nicht genauer bestimmbar sind (Nadelspaif)
598
Karbonate und Nitrate.
(Fig. 476). Die Kiystallwinkel ändern sich beim Erhitzen auf 100^
um mehrere Minuten.
Zwillinge nach m sind sehr häufig; dieselben sind in sehr yer-
schiedenartiger Weise ausgebildet. Juxtapositionszwillinge der Kom-
bination nibp (Fig. 477) sind nicht selten; die Längsflächen h und
die Domenflächen p machen entweder einspringende Winkel (Fig. 477),
oder beide Individuen sind so ausgedehnt, daß die Flächen m und m
in der Zwillingsgrenze zusammenstoßen, so daß dann nur noch die
Domenflächen p (und x) einspringende Winkel bilden (Fig. 478). Die
Zwillingsbüdung setzt sich häufig fort. Dies geschieht entweder reilien-
förmig, wie in Fig. 479, wo die Zwillingsflächen alle parallel sind;
m m kb
m
m
m
m
.P\P
m
b Ig
m
Fig. 478.
Fig. 479.
Fig. 480.
Fig. 481.
Fig. 482.
ein Spezialfall ist der, daß in einem größeren Individuum eine oder
mehrere dünne Lamellen parallel mit einer Fläche m eingewachsen
sind (Fig. 281). Oder es geschieht kreisförmig, das dritte Individuum
legt sich an die Prismenfläche m,, wenn das zweite sich an die an-
dere m^ des mittleren Individuums gelegt hat ((167) bis (169)). Dabei be-
rühren sich die Einzelkrystalle im Centrum nicht, Fig. 480, wo drei
Individuen mbp gewissermaßen einen Halbkreis bilden. Dieser Fall
kann sich dadurch komplizieren, daß jedem der drei Individuen mehr
oder weniger zahlreiche und dicke Zwillingslamellen nach demselben
Gesetz in der vorher beschriebenen Weise eingelagert sind, wodurch
eine Verbindung der reihen- und kreisförmig vermehrten Zwillings-
bildung hervorgebracht wird. Auch ist ein solcher Drilling oft ein schein-
bar einfacher Krystall wie in Fig. 474 mit dünnen Zwillingslamellen
parallel den beiden Prismenflächen m (Fig. 288). Meist stoßen die
Individuen aber im Mittelpunkt zusammen, wie dies schematisch in
Fig. 285 und 287 dargestellt ist. Entweder sind es Vierlinge, ähn-
lich wie z. B. in Fig. 285, oder es sind Penetrations-Zwillinge, resp.
-Drillinge, wie sie in Fig. 287 angedeutet sind ; aber auch in solchen
Penetrationsviellingen sind häuflg mehr als drei Individuen meist sehr
kompliziert miteinander verwachsen. Derartige verwickelte Bildungen
finden sich z. B. bei Krystallen, welche nur die Flächen m und c (Fig. 482),
manchmal aber auch das Brachydoma i zeigen (Fig. 481) und die sich
zuweilen einem hexagonalen Prisma mit Basis nähern, an dem aber
die Winkel etwas von 120® abweichen (vergl. Fig. 285) und auch
Aragonit. • 599
oft stumpfe einspringende Winkel in der Richtung der Prismenkanten
über die Flächen hinweggehen. Die Zwillingsgrenze läßt sich bei
diesen Krystallen oft sehr schwer erkennen; zuweilen an einer mehr-
fachen Streifung auf c in der Richtung der Achse a ; häufig sogar nur
durch Beobachtung dünner senkrecht zur Pi'ismenkante geschliflfener
Platten im polarisierten Licht (256), oder durch Anätzen. Einen
ebensolchen cyklischen Vielling (Vierling) von Individuen, an denen
das steile Doma i ausgebildet ist, siehe Fig. 481. Auch die spießigen
Krystalle Fig. 476 sind meist komplizierte Viellinge dieser Art.
Die Spaltbarkeit nach m und b ist wenig deutlich (Unterschied
von Kalkspat). Der Bruch ist muschlig. Spröde ; H. = 3^ — 4. G. =
2,9—3,0 ; beide größer als beim Kalkspat. Glasglänzend, durchsichtig bis
durchscheinend, auch undurchsichtig; farblos, gelblich, grünlich, bräun-
lich, rötlich, violett; selten intensiv gefärbt. Starke D. Br. — , opt.
A. E. bc, M. L. c ; daher zeigen die Zwillinge in Platten parallel der
Basis die Lemniskaten der Interferenzfigur (Fig. 356) für jedes In-
dividuum in der seiner Orientierung entsprechenden Lage. Manche
Krystalle sind idiocyklophan (250) und zeigen die Lemniskaten direkt
ohne Polarisationsinstrument, a = 1,5301 ; ß = 1,6816 ; y = 1,6859.
2JE = 30<> 14' (Na-Fl.) bei 15« C. ; bei steigender Temperatur diese Zahl
etwas abnehmend ; e < v. V. d. L. und gegen Säuren wie Kalkspat ;
erhitzt man einen Krystall im Glasrohr, so zerfallt er in ein Pulver,
das aus rhomboedrischen Kryställchen von Kalkspat besteht. Unter-
scheidung von Kalkspat mittelst Kobaltnitrat pag. 584.
Der Aragonit findet sich häufig in schönen Krystallen, die teils
auf-, teils eingewachsen sind, jedoch weniger häufig als Kalkspat Bildet
auch derbe, stenglige und fasrige oder körnige bis dichte Aggregate,
vielfach mit rundlicher etc. Oberfläche. Eingewachsene Krystalle in
Gips und Ton, stets Viellinge von der Ausbildung ähnlich der Fig. 481
und 482, finden sich bei Bastennes unweit Dax in den franz. Pyrenäen,
bei Molina u. a. 0. in Aragonien (daher der Name) etc. Aufgewach-
sene Krystalle von derselben Ausbildung wie Fig. 482 im Keuper-
mergel bei Klein-Sachsenheim in Württemberg; bei Leogang im Salz-
burgischen und bei Herrengrund in Ungarn etc. auf Erzgängen ; sowie
in den Schwefellagem von Girgenti etc. in Sizilien; im Basalt der
Blauen Kuppe bei Eschwege in Hessen. Die Krystalle des Tarno-
witzit sitzen auf Drusen im Pft- und Zn-Erze führenden Muschel-
kalkdolomit. Auf den Brauneisenerzlagerstätten bei Kamsdorf in
Thüringen, am Iberg im Harz, bei Httttenberg in Kärnten, bei Iglo
in Böhmen {Igloit) ; in der Serpentinbreccie des Aostatals in Piemont etc.
spießige Krystalle der Form Fig. 476. Solche Formen, als kleine dünne
Nädelchen, zuweilen zu kugelförmigen Drusen vereinigt, sind überhaupt
sehr häufig, z. B. auf Hohlräumen der hessischen und anderer Basalte.
600 Karbonate und Nitrate.
Die Fonneu Fig. 474, 475 und 477—480 finden sich sehr schön in.
den Basalttnffen von Böhmen (z. B. bei Horschens unweit Bilin).
Derber Aragonit h&nfig; stenglig, ähnlich st^ogligem KaUupat, aber
ohne Blätterbrache, z. B. bei H<»'schenz, und, eben&Us im Basalt-
tuff, massenhaft am Leidenhöfer Kopf bei Marburg; parallelfasrig,
Spalten, z. B. im Elisenerz von H&ttenberg in Kärnten, erfüllend.
Häufig als Sinterbildung, nicht selten mit nieriger Oberfläche. Be-
kannt sind die fasrigen Maas^ auf den Brauneisensteinlagem von
Battenberg in Käi:nten, wo die eigentümlich zackigen, spießigen und
ästigen, einem Korallenstock ähnlichen Formen der schneeweißen
Eisenblüte (Korallensinter) auf dem Erz aufgewachsen sind. Eüne noch
jetzt vor sich gehende Bildung dieser Art stellt der Karlsbader
Sprudelstein dar, eine Ablagerung aus den heißen Quellen, häufig dünn-
schalig und durch Eisenverbindungen rötlich. Eine ältere, jetzt nicht
mehr entstehende Abscheidung aus diesen Quellen ist der Karlsbader
Erbsenstein^ ein oolithischer Aragonit, jede einzelne der erbsengroßen
runden Kugeln radialfasrig und konzentrisch schalig und mit einem Quarz-
kömchen im Innern (KtypeU). Als echte Stalaktiten findet sich Aragonit
selten (Antiparos, Devonshire)* Viel weniger verbreitet, als Kalkspat;
felsbildend tritt der A. nie auf, doch finden sich einzelne Körner dem
Kalkspat im Marmor beigemengt. Die fasrigen Teile der Muschel-
schalen sind Aragonit (sog. Conchit). Zuweilen als Pseudomorphose
nach Kalkspat, ebenso dieser nach Aragonit. Eine Pseudomorphose
nach Gips ist der Aphrit {Schaumspat oder Si^umkälk) im Zechstein
in Thüringen, z. B. bei Gera. A. scheidet sich besonders aus heißen
Lösungen von CaCO^ aus (vei^L pag. 584).
(v. ZepharoYich, Sitzgsber. Wiener Ak. 1875 Bd. 71 ; G. Rose, Abb. Berl. Ak.
1856, 1858, 1860; Leydolt, Sitzgsber. V^ien. Ak. 1866 Bd. 19; Websky, Zeitachr. d.
deutsch, geol. Ges. 9, 797; Schranf, Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 62 nnd 65; Laspeyres,
Zdtscbr. f. Kryst. I; S6narmont, Ann. chim. phys. ser. 3, Bd. 41, pa^. 60; WesChoff,
DisB. Freibnrgr (Schweis) 1899; Zimanyi, Zdtschr. f. Kryst. Bd. 81, 1899, pag. 952).
Witherit.
BaCO^, 77,68 BaO. Rhombisch; a : b : c : = 0,6032 : 1 : 0,7302.
m = ooP (110), W/m = 117« 48'; i> = PoS (011), pjp = 107« 44'; auch
P (111), 2P^ (021) und OP (001). Stets Zwillingsverwachflu&gen wie
beim Aragonit Drei Individuen sind meist zu einem Drilling yer-
wachsen und alle drei setzen sich über die ihnen gemeinsame Kante
hinaus fort^ so daß scheinbare Dihexaeder entstehen, an denen die
Zwillingsgrenzen durch die E. E. gehen (Fig. 483 und 286). Die
Erystalle sind angewachsen, häufig eine größere Zahl solche dihexsr
ederilhnlicher Erystallspitzen 2U einer Druse vereinigt; meist derb,
körnig, stenglig, auch fasrig, znweilen Aggregate mit rundlicher Ober^
fläche. Opt A. E. ac, — M. L. c; ?>v, a= 1,740. Achsenwinkel
Witberit. Strontianit. 601
==26^ 30'. Farblos, gelblich oder grünlich; glas- bis fettglänzend,
durchscheinend. H. = 3^. G. = 4,2—4,3. Undeutlich spaltbar. In
verdünnter, nicht aber in konzentrierter HCl löslich. V. d. L. leicht
schmelzbar und die Flamme gr&n färbend.
In technisch nutzbaren größeren Mengen
fast nur auf den BleierzgSngen im Eohlen-
kalk des nordwestlichen England, in Cumberland
(Aiston Moor), Northumberland (Hexham), Shrop-
shire und Westmoreland (Dufton). In geringer
Menge auch bei Peggan in Steiermark und Leo-
gang in den Salzburger Alpen; auf der Grube
Himmelsfürst bei Freiberg in Sachsen etc. Zu-
weilen unter Beibehaltung der Form in BaSO^ Fig. 483.
(Schwerspat) verwandelt. Wird als Eattengift und ^^'^^ ^' Tschennako
zur Herstellung von ^o-Präparaten benutzt (Litt, vergl. Alstonit)
Aistoni t Isomorphe Mischnngr ▼on CaCO^ tmd BaCO^, also {Ca, Ba) CO^
mit ca. 66 V« BaCO^^ aber wechselnd. Findet sich in fthnUchen, wie ein scheinbares
DihMueder gestalteten Yiellingen, wie der Witberit (Tergl. Fig. 489); von W. änfier-
lich nicht zn unterscheiden. Bromley Bill bei Aiston {Bramlif) mit Witherit ; Fallow-
field bei Hexham in Northumberland. (Yergl. S^narmont, Ann. chim. phys. 3, ser.
Bd. 41 pag. 60, auch für Witherit.) Vergl. femer:
Barytocaleit CaBa C^ 0« = CaCO^ -{- BaCOtj beide Karbonate stets in dem-
selben festen Verhältnis, nicht in wechselnder Mischung, wie bei dem chemisch sonst
ganz fibereinstimmenden Alstonit, also nicht wie dieser eine isomorphe Mischung,
sondern ein Doppelsalz. Kleine, in drei Eichtnngen deutlich spaltbare, monokline
aufgewachsene KrystftUchen; von denselben Fundorten wie Alstonit, auch von Longban
in Schweden. (Becker, Zeitschr. f. Kryst. XII, 1887, pag. 222.)
Strontianit.
SrCO^, 70,3 SrO ; vielfach etwas CaCO^ ; ein größerer Gehalt beim
Calciostrontianit (Emmonit) von Brixlegg in Tirol und aus Massachusetts
mit 13% CaCOg. Ehombisch ;a:b:c = 0,6089 : 1 : 0,7237. m = ooP (110) ;
mim = 1170 18'; p = PS5 (011), pjp = 108« 12'. Kleine nadelformige,
auch größere spießige und prismenförmige Krystalle ; vielfach in Zwil-
lings Verwachsung nach IN, wie Aragonit. Stets aufwachsen ; auch komm en
derbe strahlige und fasrige Massen vor. Farblos, grünlich, gelblich.
Durchsichtig bis dorchscheinend, glas- bis fettgläazend. Optisch wie
Aragonit; A. E. 6c; — M. L. c; Achsenwinkel = 12 •; ^ < v. H. = 3^.
G. = 3,6—3,8. In HCl löslich. Färbt die Flamme rot und schmilzt
V. d. L. In kleinen aufgewachsenen Erystallen auf Erzgängen bei
Clausthal im Harz, bei Bräunsdorf unweit Freiberg, bei Leogang im
Salzburgischen, Strontian in Schottland. In größeren Massen auf
Gängen der Ki*eideformation in der Gegend von Hamm, Drenstein-
fürt etc. in Westphalen. Wird hier gewonnen und in der Zucker-
602
Karbonate und Nitrate.
fabrikation, auch in der Feuerwerkerei und zur Herstellung von Sr-
Präparaten benutzt.
(LaspeyreS; Yerhdlgn. natnrbist. Verein Rheini.-Westph. Bd. XXXÜI; Zeitschr.
f. Kryst. I; Hessenberg; Min. Not. 1870; Beykircb, N. Jahrb. Min. etc. BeU.-Bd. 13,
1900, pag. 389.)
Calciostrontianit ist ein 13% CaCOz isomorph beigemischt enthaltender
Strontianit; gnt krystallisiert in den Fahlerzgmben bei Brixlegg in Tirol. Ganz
ähnlich ist der Emmonit von Massachusetts. Ein Gemenge von Kalkspat und
Strontianit ist der Calcistrontit aus den westphälischen Strontianitgrubeu.
St r omni t 68,6 SrCO^ und 27,5 BaCO^, von der Orkney-Insel Stromness ist
wohl ebenfalls ein Gemenge, wahrscheinlich von Strontianit mit Witherit oder
Schwerspat.
Weifibleierz (Cerussit).
PbCO^, 83,52 PbO, zuweilen etwas Ag, ZnCO^ (bis 7 %, Iglesiasii
vom Mte Poni bei Iglesias auf der Insel Sardinien). Rhombisch;
a:b: c = 0,6100 : 1 : 0,7230. Piismen m = ooP (110); m;m = 117^ 14';
meist wenig ausgedehnt oder fehlend ; die seitlichen Kanten gewöhnlich
abgestumpft durch die häufig ziemlich große Längsfläche b = ooP» (010).
Auf ihr aufgesetzt das Doma p = PS (011); pip = 108^ 16' (oben).
Sehr häufig und auch nicht selten mit sehr ausgedehnten Flächen
entwickelt ist das Oktaeder o = P (111), das mit dem Brachydoma:
i = ^PBS (012) einen dihexaederähnlichen Körper bildet (Fig. 484),
der sich aber sofort durch das Auftreten der kleinen Prismenflächen m
an nur vier S. K. (statt an allen 6) als nicht hexagonal erweist. Auch
m
^^
m
rrc
Fig. 484.
Fig. 485.
Fig. 486.
Fig. 487.
in Fig. 485 tritt der hexagonale Typus hervor: m und b bilden ein
scheinbar hexagonales Prisma, o und i wie in Fig. 484 ein scheinbares
Dihexaeder, ' c die Basis OP (001) ; hier sind es die Brachydomen p
und X = 3Poo (031), welche die richtige Erkenntnis der Krystalle
sofort vermitteln. Solche steilere Brachydomen sind eine häufige
Erscheinung, es kann noch s = 4Poo (041) erwähnt werden. Auch
die Quei-fiäche fehlt nicht. Überhaupt ist die Zahl der einfachen
Formen sehr groß, ebenso die der Kombinationen. Daß diese nicht
Immer sich hexagonalen Formen nähern, zeigt Fig. 486: das Okta-
eder 0 wird durch Vorherrschen von b tafelfoimig ; die Prismenflächen m
Weißbleierz. 603
und e = ooP3 (130) sind klein. Letztere Kombination tritt in den
sehr häufigen Zwillingen nach m nicht selten auf: es sind meist Pene-
trationsdrillinge mit einspringenden Winkeln h\h (Fig. 487). Zwillings-
bildung ist auch nach e beobachtet derartige Verwachsung ist aber
seltener.
Spaltbarkeit nach m wenig deutlich , muschliger Bruch ; H. «=
3 — 3^; spröde. G. = 6,4—6,6. Durchsichtig bis durchscheinend;
ausgezeichneter fettartiger Diamantglanz. Farblos, wasserhell, auch
gelb, grau, blau, grün, schwarz (durch Beimengung von Bleiglanz etc.,
Schwarzbleierz). D. Br. — , stark; opt. A. E. ac\ M. L. c. ?>«;.
2-B = 17^ 8'. Sehr hohe Brechungskoeffizienten und starke Dis-
persion: y = 2,0780; ß = 2,0763; a = 1,8037 (iVa-Fl.) bei 18 « C.
V. d. L. heftig dekrepitierend , leicht schmelzend und leicht zu Pb
reduziert. Auf Kohle Bleibeschlag. In JUTOg unter Aufbrausen
löslich, auch in Kalilauge gelöst.
Das W. ist ziemlich verbreitet. Ausgezeichnete Krystalle, stets auf-
gewachsen, sind häufig ; sie finden sich meist mit Bleiglanz zusammen
und auf ihm aufsitzend, und sind wie überhaupt alles W. ein Ver-
witterungsprodukt des Bleiglanzes. Daher besonders am Ausgehenden
der Bleiglanzlagerstätten, aber nach unten hin verschwindend. Auch
stenglige und fasrige Aggregate (Clausthal und Zellerfeld im Harz)
sowie derbe Massen. Besonders bekannte Fundorte sind : Badenw^eiler
im Schwarzwald; Commern in der Eifel mit dem Bleiglanz im
Knottenerz in einzelnen Kömern im bunten Sandstein, oder es ist
auch der ganze Sandstein mit Weißbleierz durchtränkt, welches dann
geradezu das Bindemittel der Sandkörner bildet ; Bemkastel a. d. Mosel,
Braubach und Ems in Nassau; im Siegenschen; bei Johanngeorgen-
stadt, Freiberg u. a. 0. im Erzgebirge; Tamowitz in Schlesien (hier
auch als Pseudomorphose nach Phosgenit); Mies und Pribram in
Böhmen ; Bleiberg in Kärnten ; Kirlibaba in der Bukowina ; Rezbanya
und Sazka im Banat; Insel Sardinien an mehreren Orten; LeadhUls
in Schottland; Barnaul am Altai; Nertschinsk in Transbaikalien. In
größerer Menge bei Leadville in Colorado und bei Broken Hill in
Australien und dann ein nicht unwichtiges Bleierz. Meist ist aber
das Vorkommen dazu zu spärlich. Selten als Versteigerungsmittel.
Zuweilen ist W. mit Ton, Eisenoxyd, Kalk etc. gemengt und bildet
dann die braune, dichte, häufig knollige, durch ihr hohes Gewicht sich
auszeichnende sog. Bleierde, welche, wie das reine W., wenn sie in
etwas größerer Menge vorkommt, auf Blei verhüttet wird. Das W. bildet
Pseudomorphosen nach Bleiglanz (Beresowsk) und Brauneisenstein
(Friedrichssegen bei Ems in Nassau), Phosgenit (s. o.) etc.
(▼. Kokscharow, Materialien (vergl. 3), an mehreren Stellen; v. Zepharovich,
Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. LXn, 1870: Sclirauf, Tschermaks Mineralog. Mitthlgn.
604 Karbonate und Nitrate.
1873; Sadebeck, Pogg. Ann. Bd. 156, pag. 068, 1876; Seligmann, N. Jahrb. fte
Min. etc. 1880, I, pag. 338; Ohm, N. Jahrb. f. Min. Beil.-Bd. 13, 1899, pag. 1;
V. Ooldschmidt, ibid. 15, 1902, pag. 562; AI. Schmidt Zeitschr. f. Eryst. Bd. 6, 1882,
pag. 545; Jerewejew, ibid. 7, 1883, pag. 637; Liweh, ibid. 9, 1884, pag. 512.)
b) Wasserhaltige Karl)onate*
ATkaJihaUige.
Soda (Natron).
Na^CO^ . lOfljO; verliert an der Luft H^O und bildet Na^CO^ . H^O.
Monoklin; a :h : c = 1,4186 : 1 : 1.4828; /?= 122« 20^. Natärliche
Erystalle unbekannt; nur weiße, kömige und stenglige krustenartige
Überzüge und Ausblnhungen des Bodens, z. B. in der Nähe von De-
breczin in Ungarn. Besonders zu erwähnen ist die im Wasser der
Natronseen in TJnterägypten aufgelöste Soda, die beim Verdunsten
desselben mit anderen Salzen: Steinsalz, Thermonatrit^ Trona etc^
gemischt sich in Massen ausscheidet und dann gewonnen und in den
Handel gebracht wird. Reich sind auch gewisse Gegenden in Nord-
amerika, z. B. im Staate Nevada und im südöstl. Kalifornien, mit
Borax ; sowie die Salzseen (Lagunillas) von Merida in Venezuela ; auch
in Ostindien. Auf neueren Laven am Vesuv, Ätna, auf Teneriffa etc.,
sowie auf Gneiß bei Bilin, in geringer Menge.
Thermonatrit NotCOz . H%0. Bhombisch ; ähnlich der Soda. Findet sich
mit derselben in den genannten Ansblühnngen nnd in den Ausscheidungen der
Natronseen. Entsteht ans Soda dnrch freiwilligen Wasserverlnst an der Lnft.
Trona (ürao).
H^Na^C^O,^ . 4H^0=Ma^0 . 4(70, . bH^O. Monoklin. Meist perl-
mutterglänzende, aus strahligen Blättchen zusammengesetzte Platten, die
aus der Gegend von Fezzau massenhaft in den Handel komn^en (Trona).
Findet sich auch mit der rohen Soda der ägyptischen Natronseen;
ebenso aus den Lagunillas bei Merida in Kolumbien ausgeschieden
(ürao). Löst sich in Wasser, wird aber dabei zersetzt ; sie krystalliaiert
nicht mehr ans, sondern es bildet sich Soda. Verwittert nicht wie
Soda an der Luft, daher in der Gegend von Fezzan als Baustein ver-
wendet. Ist überall von Steinsalz und Glaubersalz begleitet.
Firssonit Na^COt . CaCOt . 2B>tO. GroOe farblose, sehr spröde KrystaUe im
den Ausscheidungen der kalifornischen Boraxaeen. Sie sind rhombisch nnd hemimorph.
Gay-Lu9»it (Natrocalcit). aYogCO, . CaCO^ . 5J5r,0. Monokline, farblose
durchsichtige Erystalle mit Urao in den Lagunillas bei Merida in Columbien im Tob
eingewachsen, auch in Nevada und Kalifornien in den Soda- und Boraxdistrikten.
Durch H^O wird Na^COt ausgelangt und es bleibt CaCOt. So sollen die sog. Gertten-
kömer (Thinolit, Jarrowit), welche bei Sangerhausen u. a. 0. im Ton liegen, ent-
standen sein, die also Pseudomorphosen von CaCO^ nach G. darsteUen würden. (Annini,
Wasserhaltige Karbonate. Malachit. 605
ZeitBchr. f. Kryst. Bd. VI, 1881; Edw. 8. Dana, Bull. ü. S. geol. Burvey. No. 12,
1884; Treohman, Zeitschr. f. Kiyst. XXXV, 1901, 283.)
Wasserhaltige Magnesiakarbonate sind:
Nesquehonit MgCO^.SHiO; ist ein strahlig-fasriges oberflftchlichee Zer-
setcangsprodakt äeßLamfordity ^gCOz . H^MgO^ ,2lM^0f der in einer Anthra-
dtgrube bei Lansford in Pennsylvanien weiße paraffinähnliche Stalaktiten bildet,
welche am Ende Gruppen trikUner Xiystälkhen zeigen.
Von fthnlicher ZiuammeDsetsuig, wie der L., aber weit wasserttnner sind:
Hydromagnesit SMgCO^ . H%MgOi . ZH%0. Kleine monokline Krystälkheu,
aber meiat kryptokiystallinische, rundliche, glatte Knollen von erdigem oder musche-
ligem Bruch und weißer Farbe, sowie radialstenglige Aggregate. Zersetzungsprodukt
des Serpentins: Kumi auf Eub6a, Hoboken bei New-Tork, Texas in Pennsylvanien,
Hrubachütz in Mähren, Kraubat in Steiermark. Findet sich auch im Ftedaztit und
FencaÜt von Predazzo, pseudomorph nach Periklasoktaederchen. Mehrfach ist der
H. mit anderen Substanzen gemengt und dann besonders benannt worden: Lancas-
terit, Lancaster in Pennsylvanien, gemengt mit Brucit. Hydrodolomit vom
Vesuv mit dolomitischem Kalk etc.
HydrogiobertU. MgCOt . HfMgOt . 2J7sO. Rundliche hellgraue Knollen im
Augitporphyzit von Pollena in Italien.
Ariinif. MgCOz , H^gO% , H%0. Zierliche schneeweiße Büschel, die aus
feinen prismatischen Kryställchen bestehen; mit Asbest im Val Lanterna (Veltlin).
(7w-, Z»-, Ni- etc. haltige.
MalacMt.
Cu^CO^ .H^0 = 2CuO . CO^ . H^O = H^CuO^ . CuCO^, 71^5 CuO,
19,94 CO^ ; 57,4 Cu. Monokline, nadelfönnige ErystäUchen, in zwei
aitfeinander senkrechten Biehtangen, nach der Längsfläche und senkrecht
dazu ToUkommen spaltbar. Es sind meist Zwillinge nach der Quer-
flftche; selten in dentlicher Ansbüdnng. Sie seheinen anf den ersten
Mek Aombisch zu sein nnd sind zu Bflscheln, Sternen und ähnlichen
Dmsen yereinigt. Häufiger findet man fasrige Aggregate, die Fasern
laufen oft von einem Mitt^punkt aus und die Oberfläche ist nierig und
traubig; parallel mit der runden Oberfläche gehen häufig Absonderungs-
flächen durch die glaskopfartige Masse, nach welchen manchmal ein nur
geringer Zusammenhalt besteht. Selten dicht. Spröde ; H. = 3^—4 ;
G. «« 3,6—4,0. Ziemlich dunkel grftn, am nämlichen StIIck in etwas ver-
schiedenen Nuancen und in verschiedenen Zeichnungen ; auf der rund-
lichen Ob^^äche oft schwarz. Der Strich ist heller grftn. Perlmutter-
glänzend, auch seidengiänzend und matt; durchscheinend bis undurch-
sichtig. In Säuren unter Aufbrausen löslich; auch in Ammoniak
löslich. V. d. L. auf Kohle schmelzbar und zu Cu reduziert. Im
Kolben geht H^O fort und die Probe wird schwarz. Entsteht leicht
und häufig durch Verwitterung aus allen anderen Kupfererzen, nach
denen er häufig Pseudomorphosen bildet: so nach ged, Kupfer, Rot-
kupfererz (Chessy bei Lyon), Kupferlasur, Atakamit etc.; auch nach
606
Karbonate und Nitrate.
Fahlerz, Kupferglanz und Kupferkies. Findet sich häufig mit anderen
Kupfererzen, auch mit Eisenerzen, aber meist nicht in sehr großen
Mengen, am massenhaftesten und reinsten in einigen uralischen Gruben,
wo er u. a. in einzelnen centnerschweren reinen Blöcken vorgekommen
ist, so bei Bogoslo wsk, Nischne-Tagilsk , Medno-Rudiansk , Onme-
schewsk etc. Wird hier zu Schmuckgegenständen, Schalen, Vasen etc.
verarbeitet Andere Fundorte sind, wie dort besonders am Ausgehenden
von Kupfererzlagerstätten: Dillenburg, Rheinbreitbach, im Westerwald,
im Siegenschen, bei Moldawa im Banat, in Comwall, an vielen Orten
in Amerika, in Australien etc. Selten ist es in solcher Menge vor-
handen, daß es als Ctt-Erz verwendet werden kann.
Kalkmalachit Ton Lauterberg am Harz ist ein Gemenge mit Gips. Atlas it
von Chanarcillo in Chile ein solches mit Atacamit. Anch Mysorin ist unreiner M.
Knpferlasnr (Azurit, Chessylith).
Cxi^C^O, . H^O = 3CwO . 2CO3 . ÄjO = H^CuO^ . 2CuC0^. 69,21
CtiO, 25,57 CO^, 5,22 H^O; 55,2 Cu, Monoklin. Meist kurzsäulen-
förmige oder tafelförmige Krystalle bildend. m = ooP (110), mim =
99^ 32' (vom), häufig mit dem schiefen Prisma k = — P (111), kik =
106^ 14' (vom) und der Basis
c = OP (001) zusammen; c/m
= 9V 48'. Diese Kombination
noch mit dem auf die seitliche
Prismenkante aufgesetzten Kli-
nodoma l = ^^oo (013) gibt
Fig. 488. Die Querfläche a =
auf ihr ist vorn und hinten
(^ s /k
Fig. 488.
Fig. 489.
ooPoo (100) ist häufig (Fig. 489);
noch eine Schiefendfläche s = — ^Poo (102) und s' = + i^oo (102)
aufgesetzt, ajs = 137^ 12'; ajs' = 134^ 56'. Die Längsfläche ist
selten ; häufiger ein hinteres schiefes Prisma rc = -f- ^P (112), dessen
mittlere Kante von s* gerade abgestumpft wird. Namentlich ist aber
häufig eine Reihe von Klinodomen entwickelt, deren Flächen auf die
seitliche Kante mjm aufgesetzt sind und deren in der S. E. liegende
Kanten von c gerade abgestumpft werden ; so p = Poo (011) neben
dem schon erwähnten l c, /, p, und die anderen noch in dieser Weise
vorkommenden Klinodomen liegen also alle in einer Zone und schneiden
sich in parallelen Kanten. a:b:c = 0,8461 : 1 : 0,8802 ; /J = 92« 21'.
Nach p ziemlich deutlich spaltbar; Bruch muschlig. H. = 3^ — 4,
Spröde. G. = 3,7 — 3,8. Glasglänzend, durchscheinend, dunkelblau mit
hellblauem Strich. Opt. A. E. J^ a c; -f- M. L. in der S. E. ac nach
hinten geneigt, und zwar gegen Achse a unter 75 ®. ? > v. Großer
Achsenwinkel. V. d. L. etc. wie Malachit, in den sie nicht selten sich
verwandelt, wobei sie grün wird. Die Krystalle sind meist aufge-
Knpferlasnr. 607
wachsen; auch wohl eingewachsen, zu Gruppen yereinigt, z. B. im
Ton die ausgezeichneten Krystalle von Chessy bei Lyon. Oft derb,
erdig und in kleinen Kugeln; mit anderen Kupfererzen, sparsamer
als Malachit, aber meist besser krystallisiert. Bulach im Schwarz-
wald, Moldawa im Banat, Cornwall, Ural, Altai, Südamerika, Austra-
lien etc. Mit die schönsten und flächenreichsten Krystalle finden sich
auf der Copper Queen Mine in Arizona.
(Schrauf, Sitzgsber. Wiener Ak. 1871, Bd. 64, 123 ; Zippe, Krystallgestalten der
Eüpferlasar, Prag 1830, und Pogg. Ann. Bd. 22 pag. 393 (Cheäsy).)
Zinkblüte (Hydrozinkit). ZnzCOf,. 211^0 mit lh,U ZnO, Hellgelbe oder
weiße, erdige oder dichte, zuweilen nierenförmig begrenzte Ernsten oder stalakti-
tische Massen mit Gbdmei; Raibl nnd Bleiberg in Kärnten, Mte Poni in Sardinien,
Spanien etc. ; z. T. noch heute als Verwitterungsprodukt von Zinkblende und Galmei
sich bildend. Messingblüte ist eine Zinkbltlte, wo 18% CuO einen Teil des
2^0 ersetzen; sie bildet hell grünlich-blaue fasrige Aggregate auf den Zinkerz-
lagerstätten von Santander in Spanien. Der hellgrüne Aurichalcit^ der un-
deutliche Krystallnädelchen auf Brauneisenstein und Kalkspat bei Loktewsk im
Altai bildet, ist dasselbe. Der grüne und blaue fasrige Buratit von dort enthält
auch CaO, Die Bildung dieser Mineralien ist durch Verwitterung der Zinkerze bei
Gegenwart von Kupfererzen erfolgt.
Hydrocerussit H^FbOi . SPbCO^. Farblose Plättchen auf ged. Blei bei
Longban in Schweden.
Nickelsmaragd. Ni^PO^ . 6J7e 0, bildet dünne smaragdgrüne kleintraubige
Überzüge auf Chromeisenstein von Texas in Pennsylvanien (Texasit), Cap Ortegal
in Spanien (Zaratit), Insel Unst etc.
Basische wasserhaltige Karbonate von Wismut gibt es mehrere: Bismutiti
BitCOji . H2O, schmutzig grün und -gelb, auf Spateisenstein von UUersreuth im Voigtlande
mit ged. Wismut. Wismutspat: 2BisC^0ii .9H^0j weiß, dem Galmei ähnlich, in
den Goldgruben von Chest^rfield in Süd-Karolina und in Mexiko, hier in größeren
Mengen. Beide genannte Mineralien sind vielleicht nicht wesentlich verschieden;
beide sind Verwitterungsprodukte von Bi und Bi^Sf Diese Bt-Karbonate enthalten
etwa 90% Bi^O^. Ein ähnliches Hydrokarbonat von Wismut findet sich auch im
Corr^ze-Departement in Frankreich in Mengen, welche den Abbau lohnen. Der
Bismutosphärit mit ged. Wismut von Neustädtl bei Schneeberg in Sachsen ist
wasserfreies Bi2C0ii und bildet gelbe bis braune radialfasrige Kügelchen.
Lanthanit (Hydrocerit). (ia, Di)i Og . 3C0g . 9JTaO von der Bastnäsgrube
bei Kiddarhyttan in Schweden mit Cerit. Auch Yttriumkarbonat wird angegeben
(Tengerit); weißes Pulver auf Gadolinit bei Ytterby in Schweden.
Verschiedene uranhaltige Karbonate sind Zersetzungsprodukte des Uran-
pecherzes. Der rhombische gelhhchgr^e Schröckingerit von Joachimsthal ist ein
Hydrokarbonat von Uran, üranothallit 2CaC0s . f/CgOa . lO^sO, daher auch
Urankalkkarbonat. Bildet Anflüge und kleine, zeisiggrüne, sechsseitige Plättchen
auf Uranpecherz von Joachimsthal im Erzgebirge. Sehr ähnlich ist der apfelgrüne
Liebigit von Adrianopel und der kanariengelbe Bandit von Frankford bei Phila-
delphia. Außerdem noch Cu enthält der smaragdgrüne Voglit von Joachimsthal.
DerD awsofiit soll ein monoklines Aluminiumnatriumkarbonat, NaiÄl2C2 0% . ^H^O
= Na^O. AkOi . 2CO2 . 2^jO sein. Er bildet dünnblättrige und fasrige farblose Ag-
60S Silikate.
gregate im zixmoberfttlirendeii Dolomit ron Pian Castagnaio bei Siena in Toskana
und auf Klüften eines Feldspatgangs bei Montreal in Kanada.
Wasserhaltige Verbindungen der seien igen 8änre sind:
Chalkome%it CuSeO^.^EtO^CuO.SeOt.^StO. Dttnne blane Kruateu
monokliner Kryställchen auf dem bnntkupfererzähnlichen Umanglt y(hi der Sierra
Umanga in Argentinien. Ebendort Molyhdomenity weiße perlmutterglänzende
Pl&ttchen, wahrscheinlich yon selenigsanrem Blei. Kohaltomenitj pfirsichbitttrote
monokline Kryställchen von selenigsanrem Kobalt, neben weißen Fäserchen yon sele-
niger Säure, alles Umwandlungsprodiücte vom Sdenmetalleu.
Verbindungen der tellurigen Säure siehe unten in Klasse XII.
VII. Klasse.
Silikate.
Die Klasse der Silikate ist die umfangreichste und wichtigste von allen. Nicht
nur umfaßt sie mehr Spezies als die anderen Klassen zusammen, sondern auch
Mineralien von besonders großer Verbreitung, die in dem Aufbau der festen Erd-
kruste und ihrer Gesteine neben Quarz und Kalkspat die grOfite Bolle spielen.
Hierher gehören u. a. die Familie der Feldspate und der leMspatähnlichea Mmeralien,
der Pyroxene und Amphibole, der Glimmer und Ohlorite und manche andere.
Die chemische Zusammensetzung der Silikate ist zuweilen sehr einfach, in den
meisten Fällen aber kompliziert, so besonders bei den tonerdehaltigen (segenasnten
Alumosüikaten). Daher ist es viellach noch nicht gelungen, die Konstituti<Hi nach den
Gesetzen der modernen Chemie festzustellen und die Verbindungen mit Bestimmtheit
als saure, neutrale oder basische Salze auf eine der verschiedenen Kiesekftiiren zn be-
ziehen. Jedenfalls sjdelen eine wichtige Bolle die Orthokieselsänre, S^O^, nnd die
Metakieselsäure HtSiOg, deren Salze als QrthosOikate (früh» auch SJnguleailikate)
nnd als Metaailikate (früher Bisilikate) bezeichnet werden. Ein Beispid für die
eisteren bildet der Olivin: Mg^^^iO^y für die letzteren der Enstatit: MgSiO^, Außer-
dem werden noch manche Silikate bezogen auf die Diorthokieselsftnre H^Si^Of (z. B.
Barysilit: PhsSnO^), die Dimetakieselsäure S^ShOi^ (z. B. Petalit: LiAl (SitOMi
sowie auf die Polykieselsäure S^SitOs (sog. Trisilikate, z. B. Orthoklas: KAWi^Os)-
Viele natürliche Silikate können mit gleicher Wahrscheinlichkeit mehreren
dieser Kieselsäuren zugeschrieben werden. Eine Schwierigkeit der sicheren Deutung
bestdit (abgesehen von der vielfach noch ungenügenden Analyse, naneatlich bei
Gegenwart zahlreicher z. T. quantitativ schwierig bestiHunbarer Elemente) in den eehr
verbreiteten isomorphen Mischungen, und hauptsächlich darin, daß es »och nidut ge-
lungen ist, die Silikate in ähnlicher mannigfaltiger Weise willkürlich umsnäiMlem,
wie es in der organischen Chemie mit den Kohlenstoffverbindungen geschieht. Einen
teüweisen Ersatz hierfür bilden die allmählichen natürlichen UmwandlungspTOzesse,
die die Mineralien bei der Verwitterung und Zersetzung erl^den. Die genaue
Untersuchung dieser langsamen chemischen Veränderungen gestattet nicht selten
einen Einblick in den inneren Aufbau der ursprünglichen Substanz. Besonders die
Pseudomorphosen sind hier von Wichtigkeit, die die letztere an der Form mit
Silikate. 609
Bestimmtheit erkennen lassen. Wegen der hänfigen Unsicherheit der Eonstitation wird
hier von dieser ganz abgesehen und die Zusammensetzung der Silikate nur durch em-
pirische Formeln angegeben, die die Analysenresultate in der oder jener Form zum
Ausdruck bringen.
Die meisten Silikate sind wasserfrei (275). Manche von diesen enthalten Wasser-
stoff oder Hydroxyl, letzteres nicht selten als teilweisen isomorphen Ersatz ffa Fluor.
Viele andere geben aber schon bei verhältnismäßig niedriger Temperatur Wasser ab,
das nachher wieder aufgenommen werden kann ; sie stellen Erystallwasserverbindungen
der Silikate dar. In zahlreichen Fällen ist es unmöglich, sicher zu entscheiden,
ob das beim Erhitzen entweichende Wasser Eiystallwasser oder Konstitutionswasser
ist. Die Erystallwasser enthaltenden Silikate sind ausnahmslos sekundären Ursprungs ;
es sind Umwandlungsprodukte anderer, wasserfreier Mineralien, oder bei deren Zer-
setzung entstandene Neubildungen.
(Tschermak, Min. Mittlgn. I, 1872, 93 ; Brauns, N. Jahrb. f. Min. etc. 1882, 1, 1
und 1894, n, 205; Vemadsky, Ztschr. f. Kryst. XXXIV, 1901, 37; Groth, Tabella-
rische Übersicht der Mineralien, 4. Aufl. 1898; F. W. Clarke, Amer. Chem. Journ.
Bd. 10, 1888, 120; Bd. 13, 1891, pag. 277; Bull. U. S. geol. Survey, Bd. 60, 1890,
pag. 13, Bd. 126, 1895; F. W. Clarke und Schneider, Amer. Journ. Bd. 110, 1898
und Zeitschr. f. Kryst. Bd. 18, 1891, pag. 391.)
Was die SystenuUik der Silikate anbelangt, so werden zunächst nach dem
Wassergehalt die beiden Hauptabteilungen der wasserfreien und der wasserhaltigen
Silikate unterschieden, doch ist diese Trennung aus dem oben erwähnten Grund keine
besonders scharfe. Da bei der Unkenntnis der Konstitution der meisten Silikate eine
rationelle Einteilung auf chemischer Grundlage zur Zeit noch nicht möglich ist, so
erfolgt in beiden Hauptabteilungen die Anordnung der Spezies im allgemeinen nach
dem abnehmenden Kieselsäuregehalt. Doch ist diese Aufeinanderfolge nicht durch-
weg streng festgehalten, denn zahlreiche Silikate bilden auf der Gesamtheit ihrer Eigen-
schaften beruhende natürliche, z. T. isomorphe Gruppen, die, unabhängig von dem
oft sehr verschiedenen Kieselsäuregehalt, vereinigt geblieben sind. Auch sind an
viele wichtigere Spezies, ebenfalls unabhängig vom Kieselsäure-, sowie vom Wasser-
gehalt, gewisse andere weniger bedeutende angeschlossen, die zu ihnen auf Grund
einzelner Eigenschaften nähere Beziehungen erkennen lassen. Das säurereichste aller
Silikate, der Neptunit, ist wegen seines erheblichen Titansäuregehalts anhangsweise
an den Titanit angereiht und wird bei den Titanaten beschrieben werden.
Unter den wasserfreien Silikaten sind manche, die in alten Gesteinen, wie im
Granit, Syenit, Gneiß etc. ein vollkommen anderes Aussehen haben, als in jüngeren
vulkanischen, Trachyten, Basalten etc., so daß sie anfänglich für etwas ganz ver-
schiedenes gehalten und mit besonderen Namen belegt worden sind. In jenen sind
sie trübe und mehr oder weniger stark gefärbt, „frisch'', wie man zu sagen pflegt;
in diesen sind sie glänzend, durchscheinend bis völlig durchsichtig, nicht selten farblos
wasserhell, „glasig". Dieser Unterschied zwischen dem frischen und glasigen Zu-
stande eines Minerals beruht auf unwesentlichen Abweichungen, zuweilen auf einge-
tretener Umwandlung. Der „glasige'' Zustand ist der ursprüngliche, der „frische*^
oft durch beginnende Verwitterung entstanden. In dieser Beziehung steht wohl
der „glasige" Feldspat (Sanidin) der jüngeren vulkanischen Gesteine, Trachyte etc.
zum „frischen" (Orthoklas) der alten Granite, Syenite, Gneiße etc. Die Benennung
„frisch" ist danach eigentlich ganz unrichtig.
a) Wasserfreie Silikate.
Sie umfassen die große Masse der Silikate. Wasser entweicht beim Erwärmen
nicht, oder doch erst in der Glühhitze {H oder OH).
Bauer, Mineralogie. 39
610
Silikate.
Gruppe des Feldspate,
Die Feldspate sind die wichtigsten Silikate. Sie bilden den
Hauptbestandteil der meisten der in der Erdkruste so verbreiteten
krystallinischen SiUkatgesteine.
Es sind chemisch analog gebaute Alkali-Tonerde-Silikate von der
Härte = 6, die neben der nie fehlenden Tonerde entweder nur Kali,
oder nur Natron oder nur Kalk (selten auch Baryt), enthalten. Häufig
sind aber auch mehrere dieser alkalischen Bestandteile in wechselnden
Verhältnissen nebeneinander vorhanden, entsprechend Mischungen jener
Grundverbindungen mit nui* einem einzigen Alkali in verschiedenen
relativen Mengen. Die teils monoklinen, teils tnklinen Erystallformen
stimmen trotz der Verschiedenheit der Symmetrie in den Winkeln
sehr nahe nberein. Alle Feldspate bilden daher eine isomorphe Reihe.
Große Analogie zeigen zunächst die chemischen Formeln der ein-
zelnen Grundverbindungen, die nach ihrem alkalischen Bestandteil
benannt werden. Es sind (abgesehen von dem seltenen und unwich-
tigen Barytfeldspat) die folgenden:
Kalifeldspat: K^O . Al^O^ . 6SiO^ = K^Al^Si^O^^ oder KAlSi^O^;
Natronfeldspat : Na^O. Äl^O^ . ßSiO^ = Na^Äl^Si^O^^ oder NaÄlSi^O^ ;
Kalkfeldspat: CaO . Al^O^ . 2SiO^ = CaAl^Si^O^.
Kali- und Natronfeldspat sind ganz Übereinstimmend gebildet;
der Kalkfeldspat ist viel ärmer an SiO^, aber die Formel ist doch
atomistisch gleichartig mit der der beiden anderen, wie wir auch schon
oben (284) gesehen haben. Zu Mischungen vereinigen sich besonders
der Kali- und der Natronfeldspat (Kalinatronfeldspate), und vor allem
der Natron- und der Kalkfeldspat (Kalknatronfeldspate), während Kali
und Kalk so gut wie nie im gleichen Krystall nebeneinander vor-
kommen.
Die Krystallisation ist je nach der chemischen Natur der Feld-
spate z. T. monoklin, z. T. triklin, aber trotz der Verschiedenheit
der Symmetrie sind die allgemeinen Formverhältnisse der Krystalle
durchweg sehr nahe dieselben. Die
Flächenneigungen sind wohl je
nach der Zusammensetzung etwas
verschieden, aber die korrespon-
dierenden Winkelwerte und damit
dann auch die entsprechendenAch-
senverhältnisse zeigen bei allen
Feldspatkrystallen so große Über-
einstimmung, wie sie stets bei iso-
morphenSubstanzenvorzukommen
pflegt. In den Fig. 490 (in der 120« 36' statt 121 « 36' stehen muß)
und 491 (in der die Kanten von 118<> 25' und 120<> 56' vertauscht
Fig. 490.
Fig. 491.
Gruppe des Feldspats. glX
werden müssen) ist ein monokliner nnd ein trikliner Feldspat-
krystall schematisch dargestellt nnd bei beiden sind die sich ent-
sprechenden Winkel znm Vergleich eingeschrieben (beim triklinen
Feldspat die Mittelwerte des Andesin (siehe nnten)). Bei sämt-
lichen Feldspaten ist ein Prisma vorhanden, dessen Flächen sich
nnter einem von 120^ nnr wenig abweichenden Winkel schneiden.
Er liegt bei den verschiedenen Arten zwischen 118* 48' nnd
120<' 46^ Bei den monoklinen Erystallen sind die beiden Prismen-
fläehen Lander gleich nnd werden daher beide mit demselben Bnch-
staben T signiert. Bei den triklinen Feldspaten »nd sie verschieden,
die eine wird daher mit T, die andere mit l bezBchnet. Die seit-
liehe Prismenkante ist dnrch die Längsfläche M abgestumpft, bei
den monoklinen gerade unter den gleichen Winkeln von 120^ 36'
gegen beide Prismenflächen T, bei den triklinen etwas schief nnter
den Winkeln 118<» 25' nnd 120*» 66' gegen T und l Auf die vordere
stumpfe Prismenkante ist eine Schiefendfläche P aufgesetzt bei den
monoklinen Feldspaten gerade unter gleichen Winkeln von 112<* 13'
gegen beide Flächen T, bei den triklinen etwas schief, unter 111^ 4'
gegen T und 114^ 33' gegen l. Bei den monoklinen Erystallen steht
P auf Mj der Symmetrie entsprechend, senkrecht, bei den triklinen
ist dies nur annähernd der Fall, so daß der Winkel PfM auf der einen
Seite = 86^ 14', demgemäß auf der anderen Seite = 93^ 46' ist. Bei
der Betrachtung der einzelnen Feldspate werden wir die speziellen
Erystallisationsverhältnisse kennen lernen. Immer aber wei*den die
Krystalle so aufgestellt, daß jenes Prisma T (resp. T und V) als Ver-
tikalprisma ooP (110) (resp. ooP/ (110) und oo/P (liO)) und die Schief-
endfläche P als Basis OP (001) der Betrachtung zu Grunde gelegt
wird. Die triklinen Krystalle werden dabei so gedreht^ daß der
stumpfe Winkel PjM rechts, der spitze links liegt, daß sich also die
Basis P in der Bijßhtung des Pfeils (Fig. 491) nach rechts hinab neigt.
Von sehr großer Bedeutung für die Feldspatkrystalle ist die SpalU
barkeit Bei allen ohne Ausnahme geht der Basis P ein vollkommener
Blätterbruch parallel, der sich durch Perlmutterglanz, Irisieren und ge-
radlinige Spaltungsrisse bemerkbar macht (194) (1. Blätterbruch, Haupt-
blätterbruch). Eine weniger vollkommene, aber immer noch sehr deut-
liche Spaltbarkeit geht der Längsfläche M parallel (2. Blätterbruch).
Bei den monoklinen Feldspatkrystallen steh^i diese beiden Blätterbräche
wie die Flächen P und M aufeinander senkrecht, bei den triklinen
ist dies nicht mehr genau, aber doch noch sehr annähernd der Fall,
wie die oben angegebenen Winkel PjM zeigen. Diese beiden aufein-
ander genau oder doch sehr nahe senkrechten Blätterbruche sind sehr
bezeichnend für alle Feldspate und lassen sie von anderen ähnlichen
Mineralien unterscheiden; sie geben aber auch einen Unterschied
39*
612 Süikate.
zwischen den monoklinen und triklinen. Die ersteren werden danach
als die gerade spaltenden^ die oilhoklastischen oder kurz als die Ortho-
Mose, die letzteren als die schief spaltenden, plagioklastischen oder
kurz als die PlagioUase bezeichnet.
Zwischen der chemischen Zusammensetzung und dem Erystall-
system besteht ein inniger Zusammenhang. Der reine Kalifeldspat
ist monoklin und umfaßt das, was wir eben als Orthoklas kennen gelernt
haben. Im Gegensatz dazu ist der reine Natronfeldspat, der AJbit,
sowie der Ealkfeldspat , der Anoräiit trikltn. Yoü den isomorphen
Mischungen gehören die Ealinatroufeldspate teilweise dem einen, teil-
weise dem anderen System an. Die monoklinen bUden den Natronoriho^
Mas, die triklinen sind MikroUm und Anorihoklas genannt worden (pag.
620). Die Ealknatronfeldspate (pag. 629) sind wie die beiden Grundyer-
bindungen alle triklin. Je nach dem Mischungsyerhältnis, also nach
der relativen Menge von Na und von Ca, haben sie besondere Namen
erhalten: Oligoilas, wenn Na über Ca (Albit über Anorthit) in der
Mischung überwiegt; Andesin, wenn sie beide zu ziemlich gleichen
Teilen vorhanden sind, und LabradorU, wenn der Ca- (Anorthit-) Gehalt
der überwiegende ist. Zwischen den Labradorit und den reinen Anor-
thit hat man wohl noch den sehr kalkreichen Bytovonü eingeschoben.
Auch die BarytfeMspate sind teils monoklin (Hyalophan), teils triklin
(Celsian) (pag. 620).
Danach erhalten wir nun über die Feldspatgruppe zunächst die
folgende allgemeine Übersicht, in der für jedes einzelne Glied die
chemische Zusammensetzung und die krystallographischen Eigenschaften
nach System und Achsenverhältnissen angegeben sind.
a) Monokline Feldspate (Orthoklase).
a : b : c ß
Orthoklas: (K^Al^Si^O^^); 0,6585 : 1 : 0,5554; 116^ 3'.
Natronorthoklas: (K^a^AJ^Si^O^^ ; 0,6356 : 1 : 0,5485; 116« 17'.
Barytfeldspat: IfAl^Si^O, | ^ ^ ^
(Hyalophan) xKoAl^St^O^J' ' '
b) Trüline Feldspate (PlagioUase).
Mikroklin: {K^a\Al^Si^0^t\
a:b:c = 0,65 : 1 : 0,55; a = 90^«; (l = 116"; y — 90« ca.
Anorthoklas: (^a,Ä)j^?j/St,Ojj;
= 0,6466 : 1 : 0,5522; a = 90^«; ß — 116'» 18'; y = QO* ca.
Albit: Na^ AlfSigO^^ ;
= 0,6330 : 1 : 0,5573; a = 94» 5'; /J = 116» 27'; y = 88» 7'.
Oligoklas : (ca. 3 Mol. Albit + 1 Mol. Anorthit) ;
= 0,6322 : 1 : 0,5525; a = 93» 4V; ß = 116» 23'; y = 90» 4'
Gruppe des Feldspats. Orthoklas.
613
Andesin: ungefähr gleiche Moleküle Albit und Anorthit;
= 0,6355 : 1 : 0,5517; a = 93^ 23; ß= 116^ 28'; y = 89^ 59'.
Labradorit : (1 Mol. Albit + ca. 3 Mol. Anorthit) ;
= 0,6377 : 1 : 0,5547 ; a = 93« 31'; /^ = 116<> 3'; y = 89<> 54^.
Anorthit: CaAl^Si^O^;
= 0,6347 : 1 : 0,5501; a = 93^ 13'; /J = 115^ 55'; y = 88<^ 48',
Barytfeldspat: (Celsian) BaAl^Si^O^,
a) MonoUine Fddspate.
Orthoklas.
K.O,AUO^ .GSiO, = K^Äl^Si^O,^ oder KAlSi^O^; 64,68 SiO^,
18,43 Al^O^, 16,89 K^O. Beinahe stets eine größere oder kleinere
Menge Na^O (bis 6®/o), teils infolge isomorpher Beimischung, teils
als mechanische Beimengung von Albit, auch etwas CaO, MgO, Fe^O^^
BaO etc. Kleine Mengen H^O zeigen beginnende Verwitterung an.
E
Fig. 492.
Fig. 493.
Fig. 494.
Fig. 496.
Z X T
Fig. 497.
Fig. 498.
Monoklin mit dem oben angegebenen Achsenverhältnis. Das
Vertikalprisma T = ooP (110) hat vom T/T = U&^ 48'; es fehlt wohl
an keinem Krystall und ist teils lang, wie z. B. in Fig. 494, teils
kurz, wie in Fig. 498, welcher Krystall nicht, wie gewöhnlich, nach
der Achse c, sondera nach a prismatisch verlängert ist. Daneben, die
Kanten TjM abstumpfend, häufig z = oo53 (130) (Fig. 496). Fast
stets ist die scharfe seitliche Kante von T durch die Längsfläche
M = odSoo (010) abgestumpft (Fig. 494), seltener fehlt M (Fig. 492,
493) ; weniger häufig ist die Abstumpfung der stumpfen vorderen Kante
durch die meist schmale Querfläche Je = cx^oo (100) (Fig. 495). Die
Basis P = OP (001) fehlt fast nie; PjT = 112^ 13'; P/Jlf=90^
PjJc = 116^ 3'; doch ist sie zuweilen sehr klein (Fig. 492). Von hinteren
Schiefendflächen ist besonders x = Poo (lOl) wichtig und verbreitet
(Fig. 492—495), xjP= 129H3' und xlk=lU^ 14', also gegen die Vertikal-
614 Silikate.
achse nahezu ebenso geneigt wie P; ferner die steilere y = 2Poo (201) ;
y/P = 99« 42' ; in Fig. 496 und 498 ist y allein, in Fig. 497 ist y
neben x an der Hinterseite der Prismen. Die Kanten PjM werden
oft durch die Flächen des Klinodomas n = 21^oo (021) (Fig. 495, 497, 498)
und die Kanten xjM durch die Flächen der hinteren Hemipyramide :
0 = P(lll) (Fig. 495, 497) abgestumpft. Die Abstumpfung der Kante I^M
durch n ist fast gerade, denn es ist: ly« = 135« Sf; w/Jf = 134« 56^';
femer ist xjo = 153« 8^; Mjo = 116« 51^'. Die Abbildungen geben
die verbreitetsten Kombinationen, deren Vorkommen bei den einzelnen
Varietäten des Orthoklases unten angeführt werden soll. Der Ha-
bitus der Krystalle ist etwas verschieden. Meist sind sie nach der
Vertikalachse verlängert, prismatisch oder auch durch Ausdehnung der
Längsfläche tafelförmig. Nicht selten findet die Verlängerung in der
Richtung der Klinodiagonale statt, so daß sie eine rechtmnklige Säule
darstellen (Fig. 498).
Die Spaltbarkeit ist schon oben (pag. 611) besprochen worden.
Wie alle Feldspatkrystalle, so sind auch die des Orthoklases ausge-
zeichnet durch den vollkommenen Blätterbruch in der Richtung von P,
den ersten oder Hauptblätterbruch, und den zweiten etwas weniger
vollkommenen in der Richtung von M; P und M sind der Symmetrie
entsprechend, beim Orthoklas aufeinander senkrecht. Auch die Prismen-
flächen T sind spaltbar, aber nur unvollkommen, und zuweilen ist die
Spaltbarkeit nach der einen Fläche T weniger deutlich, als nach der
anderen. Der Bl. Br. nach P ist an dem lebhaften Perlmutterglanz und
an dem Irisieren leicht kenntlich, auf M und T verlaufen häufig gerad-
linige Spaltungsrisse in der Richtung von P, was alles vielfach die
Orientierung in den Krystallen und namentlich in derben Massen er-
leichtert.
Zwillinge sind sehr häufig, nach mehreren Gesetzen; besonders
wichtig sind das sog. Karlsbader, und das Bavenoer Zwillingsgesetz.
Weniger häufig, aber immer noch von Bedeutung ist das der Mane-
bacher Zwillinge; anders gebildete Zwillinge sind seltener.
1) Karlsbader Zmllinge. Zw. Fl. k ; oder Zw. A. c (159) ; zuerst beob-
achtet an Zwillingen im Granit von Karlsbad, dann an vielen anderen
Orten. Die Bl. Br. M sind in beiden Individuen pamllel, ebenso die
Prismenflächen T und die Vertikalachsen c; der Bl. Br. P des einen
Individuums ist nach vom, der des anderen nach hinten geneigt. Die
Individuen sind zuweilen nach einer Fläche M verwachsen (Fig. 501),
meist durchdringen sie sich jedoch z. T. (Fig. 502). Man unterscheidet
linke (Fig. 501) und rechte (Fig. 502) Zwillinge, je nachdem P links
oder rechts von x oder y liegt. Ist die Schiefendfläche x neben P vor-
handen, so fällt P und 3? vorn und P und x hinten theoretisch beinahe,
aber nicht ganz in ein Niveau, denn P/fc — 116*^ 3', xjk = 114® 14';
Orthoklas.
615
tind in der Tat sieht man auch an manchen Krystallen, z. B. sehr
deutlich an solchen aus den Drusen im Granit von Baveno, daß P
und 3^ etc. nicht vollkommen in ein Niveau fallen (Fig. 503), während
umgekehrt bei anderen, z. B. bei solchen aus den Drusen des Granits
von Elba P und x genau in demselben Niveau zu liegen scheinen
(Fig. 504). Zuweilen beobachtet man polysynthetische Wiederholungen
dieser Zwillingsbildung, wo dann Flächenelemente P und x hinten
sowohl, als vom mehrere Male miteinander abwechseln. P und x
unterscheiden sich bei solchen Zwillingen gewöhnlich durch ihren
Glanz ; P ist glänzend, x ist matt, wodurch die Grenze der Individuen
sehr scharf und deutlich hervorzutreten pflegt. Karlsbader Zwillinge
finden sich vornehmlich an eingewachsenen Erystallen.
Fig. 500.
Fig. 501.
p?
A
M
/
Fig. 502.
Fig. 503.
Fig. 604.
2) Bcwenoer ZwüUnge. Zw. Fl. »; besonders schön zu beobachten
an aufgewachsenen Erystallen, namentlich aus den Drusen des Granits
von Baveno. Hier haben sie die Form Fig. 499 und sind aus zwei
nach der Achse a verlängerten Individuen (Fig. 498) verwachsen;
man denkt sich das einfache Individuum Fig. 498 parallel mit
einer Fläche n durchgeschnitten und dreht die obere Hälfte um
180^ herum. Am einen Ende haben diese Zwillinge lauter aus-
springende Winkel, am anderen sind auch einspringende; mit letz-
terem Ende sind sie meist aufgewachsen, so daß fast stets nur das
erstere Ende zu sehen ist, welches sich in Fig. 499 nach vom kehrt.
Sie bilden beinahe genau rechtwinklige Prismen, aber in der Zwillings-
grenze stoßen an einer Eante dieses Prismas zwei Flächen üf, an der
gegenüberliegenden zwei Flächen P zusammen, welche einander unter
nahezu rechten Winkeln schneiden und die Fläche (1. Blätterbruch) P
616 SUikate.
des einen Individuums ist beinahe genau parallel der Fläche (2. Blätter-
bruch) M des anderen. Dies hängt damit zusammen, daß die Zw. FL n
die Kante PfM beinahe gerade abstumpft (pag. 614) und ist für die Ba-
yenoer Zwillinge besonders charakteristisch. An das zweite Individuum
setzt sich häufig nach demselben Gesetz, aber nach der anderen
Fläche n ein drittes, an dieses ebenso ein viertes etc. cyklisch an, und
es entstehen dadurch Drillinge, Vierlinge etc., bei denen die wie
Fig. 492 und 493 begrenzten Individuen häufig zu sehr kompli-
zierten und schwer entzifferbaren Gruppen miteinander vereinigt
sind; sie finden sich vorzugsweise an den Adularen der Alpen.
Ein Vierling dieser Art ist in Fig. 500 abgebildet; bei einem
solchen liegen sich P des ersten und dritten, sowie P des zweiten
und vierten Individuums beinahe genau paredlel gegenüber. Daß
auch hier die Richtung des ersten Blätterbruchs P im einen In-
dividuum beinahe genau mit der Richtung des zweiten Blätterbruchs M
im anderen Individuum zusammenfällt, zeigt Fig. 500 deutlich, ob-
gleich die Flächen M hier nicht ausgebildet sind.
3) Manebacher Zwillinge. Zw. Fl. P; nach den Krystallen im Porphyr
von Manebachbei Ilmenau im Thüringer Wald benannt an welchen zuerst
dieses Gesetz beobachtet wurde (Fig. 505). Zwei nach dem Manebacher
Gesetz verwachsene Individuen liegen sehr nahe wie die Individuen
1 und 3 resp. 2 und 4 eines Bavenoer Vierlings, aber doch nicht voll-
kommen, da bei den Manebachem die Flächen P genau, bei den Ba-
venoern nur sehr annähernd parallel sind, was sich allerdings oft
praktisch kaum unterscheiden läßt. Zuweilen sind auch mehrfache
Zwillingsbildungen gleichzeitig nach mehreren Gesetzen, z. B. dem
ersten und zweiten, beobachtet worden. Alle anderen Zwillinge nach
T, z, 0 und y sind selten (Erystalle aus dem Granit des Riesengebirges
und des Fichtelgebirges).
Spröde. H. = 6, G. = 2,53—2,58. Durchsichtig und farblos
(Adular) oder undurchsichtig, trübe und gefärbt (gemeiner Feldspat
oder Orthoklas im engeren Sinn), graulich, gelblich, rötlich, bräunlich,
seltener intensiv rot oder grün. Glasglänzend, auf P perlmutterglän-
zend und irisierend. Gewisse Orthoklase zeigen in der Richtung von
Je und y ein lebhaftes blaues Farbenspiel, ähnlich wie der Labradorit
(labradorisierender Feldspat von Fredriksvärn im südlichen Norwegen) ;
manche durchsichtige. Adulare haben ein eigentümliches bläuliches,
mildes, mondartiges wogendes Licht auf denselben Flächen (Mond-
stein) (264). Auslöschungsschiefe auf einer Platte || Jlf zur Kante PIM =
4- 5® 18' (r.) (Fig. 506), auf P ist eine Auslöschungsrichtung, der Sym-
metrie entsprechend, der Kante FjM genau parallel Opt A. E.
_L Sym. Eb., nahezu || P, aber nach hinten etwas abwärts geneigt, so daß
sie 50 18' mit P und 69^ 15' mit der Vertikalachse macht. — M. L. in
Orthoklas. 617
der S. E., also horizontale Dispersion, p > i; ; 2-B = 121® 6', a = 1,5190 ;
8 = 1,5237; y = 1,5260 (g.) bei 18« C. (beim Adular); die Licht-
brechung und die Doppelbrechung sind also gering. Beim Erwärmen
wird 2E kleiner, bei einer bestimmten Temperatur (ca. 500«), welche
für die verschiedenen Farben etwas verschieden ist, wird 2-B = 0 und
bei noch weiterer Steigerung gehen die Achsen in der Medianebene
wieder auseinander, wobei die M. L. ihre Lage fast genau bei-
behält. Diese neue Lage der opt Achsenebene ist also auf der
früheren senkrecht, und statt der horizontalen Dispersion hat man
nun die geneigte. Ist die Erhitzung nicht zu weit gegangen, so
nimmt der Adular seinen ursprünglichen Znstand beim Erkalten
wieder an. Nach zu starker Erhitzung (über 600«) bleibt der neue
Zustand mehr oder weniger vollständig bestehen und die Platte zeigt
statt des ursprünglichen großen Achsenwinkels in der zur Sym. Eb. senk-
rechten Ebene einen kleineren oder auch einen solchen in der der
Sym. Eb. M pai*allelen Richtung. Diese kleinen, von einem zum anderen
Exemplare stark schwankenden Achsenwinkel findet man bei manchen
Feldspaten (Sanidinen) aus vulkanischen Gesteinen in ihrem natür-
lichen Zustande und schließt daraus, daß dieselben früher heftigen
Hitzeeinwirkungen ausgesetzt gewesen sein müssen. Der Orthoklas
ist, wie die anderen Feldspate, schwer schmelzbar. Er wird von HF
leicht zersetzt, aber von anderen Säuren kaum angegriffen.
Man unterscheidet verschiedene Varietäten des Orthoklases:
Adular, Der farblose, durchsichtige oder nur wenig trübe Feld-
spat auf Klüften und Spalten der krystallinischen Schiefer des Hoch-
gebirges der Alpen, auf denen er mit Bergkrystall, Titanit, Chlorit,
Kalkspat, Apatit u. a. Mineralien aufgewachsen ist, an vielen Stellen
der Schweiz, in Tirol etc. Der Chlorit imprägniert zuweilen die Kry-
stalle oder bedeckt sie an der Oberfläche, besonders auf gewissen
Flächen, auf anderen nicht. Es sind teils einfache Individuen, bes. der
flächenarmen Kombination Fig. 492 und 493 ; oder komplizierte Zwil-
linge, Drillinge und Vierlinge nach dem Bavenoer Gesetz (Fig. 500).
Mancher Adular zeigt den schon oben erwähnten bläulichen Licht-
schein auf h und y, der besonders auf rundlich geschliffenen Ober-
flächen hervortritt. Solche sog. Mondsteine, deren schönste von Ceylon
kommen, werden als Edelsteine verwendet. G. = 2,571.
Gemeiner Feldspat (Orthoklas im engeren Sinne, Pegmatolith z. T.).
Infolge beginnender Verwitterung der wahrscheinlich am Anfang we-
nigstens durchscheinenden Substanz undurchsichtig. Selten farblos, meist
trübe Farben, gelblich, bläulich, fleischrot, dunkelrot, grün (0. aus dem
Gneiß von Bodenmais im bayr. Wald). Der 0. aus dem Zirkonsyenit
des südl. Norwegen zeigt auf h und y den schon erwähnten blauen
Lichtschein (Jabradorisierender Feldspat). Ist hauptsächlich als Gemeng-
ßlg Silikate.
teil der Granite, Syenite Porphyre, Gneiße etc. außerordentlich ver-
breitet und wichtig. Es sind teils regelmäßig ringsum ausgebildete
eingewachsene Krystalle, z. B. von der Form der Fig. 494—497, aber
zuweilen auch von der Form Fig. 498; oder Zwillinge, Karlsbader,
seltener auch Bavenoer und Manebacher etc. Meistens aber sind es
mehr oder weniger große, einfache oder verawillingte derbe Individuen,
deren deutliche Bl. Br. sie leicht erkennen und von anderen Minera-
lien unterscheiden lassen. Die großen derben Feldspate der Granite,
Syenite und Gneiße sind z. T. Pegmatolith genannt worden. Häufig
bildet der Orthoklas dichte Massen, die wohl als Feldstein bezeichnet
werden. Die Feldspate in den genannten Gesteinen sind von dereelben
Entstehung wie diese selbst. Nicht selten findet man auf deinen Drusen
auch aufgewachsene Krystalle, welche ebenfalls teils einfach, teils
Zwillinge sind. Die aus den Granitdrusen von Elba und Baveno sind
schon genannt. Schöne Krystalle finden sich z. B. noch in den Drusen
des Granits der Gegend von Penig in Sachsen, von Striegau in Schlesien,
von Warmbrunn und Hirschberg etc. im Riesengebirge, im Fichtel-
gebirge und an vielen anderen Orten. Eine Neubildung von Feldspat
auf wässrigem Wege sind die adukrähnlichen Krystalle. die sich in
der Porphyrbreccie von Euba in Sachsen aufgewachsen finden {Para-
doxit\ sowie die auf den Erzgängen von Felsöbanya in Ungarn. Der-
artiges Vorkommen ist aber selten. Die 0. mancher Lokalitäten haben
besondere Namen erhalten, so heißt der von Dawlish in Devonshire
Murehisonit etc. Gewaltige Massen von spätigem, großkrystallinischen
Kalifeldspat, der für die Porzellanindustrie gewonnen wird, finden sich
in Böhmen, in Kanada etc.; bei Arendal und Kragerö im südl. Norwegen
ist der überwiegende Teil des Feldspats aber Mikroklin, mit wenig
Orthoklas etc. gemengt. Mancher Orthoklas ist mit Albit regelmäßig
verbunden (vergl. Albit), so daß letzterer entweder äußerlich an die
Orthoklaskrystalle angewachsen ist (s. u.), oder auch diese Kiystalle
im Innern durchsetzt. Letzteres ist bes. bei dem derben Pertkit von
Perth in Kanada der Fall, wo weiße Albitlamellen parallel mit dem Ortho-
pinakoid den roten Orthoklas durchsetzen (pag. 627). Von Mihroperthü
spricht man, wenn diese Verwachsung erst unter dem Mikroskop zu er-
kennen ist. Auf solche Durchwachsung, die Übrigens auch nach den
Flächen M und T oder ganz unregelmäßig stattfindet, ist wohl die
Erscheinung zurückzuführen, daß manchmal die eine Fläche des
Prismas T weniger deutlich blättrig ist, als die andere (siehe Albit).
Dieselbe Erscheinung beobachtet man infolge der Einschiebung zahl-
reicher Albitlamellen beim adularähnlichen LoxoklaSy der bei Hammond
in Neu- York in „gefiossenen" Krystallen im Kalkspat eingewachsen
ist und der 7— 97o Na.ß neben 2—3% K^O enthält. Schriftgranü
(Pegmatit z. T.) hat man eine Durchwachsung von Orthoklas mit Stengeln
Orthoklas. 619
von Quarz in paralleler Anordnung genannt, wie sie im Granit.
Gneifi etc. vorkommt. Zeigt sich diese Verwachsung erst u. d. M
dann nennt man sie MihropegmatU. Ein Gemenge von Feldspat und
Quarz aus vulkanischen Gesteinen in Island ist Baulif und Krablit ge-
nannt worden.
Sanidin (glasiger Feldspat) ist der Orthoklas der jüngeren Eruptiv-
gesteine und der heutigen vulkanischen Laven, besonders der Trachyte.
Er ist fast nie intensiv gefärbt, namentlich nicht rot, meistens farblos
bis grau, glasglänzend, durchsichtig bis durchscheinend, oft rissig. Er
enthält häufig einen größeren oder geringeren JVia-Gehalt, der bis über die
Hälfte der Gesamtmenge des Alkali hinausgehen und also den Ealigehalt
fibertreffen kann (Natronorthoklas). Der Sanidin bildet teils deutliche,
häufig nach M dünntafelförmige Krystalle von der Form des Orthoklases
(Drachenfels bei Bonn), teils derbe Kömer (Laacher See) in jenen Ge-
steinen. Wasserhell findet man ihn in den Auswürflingen der Somma
aufgewachsen (Eisspat, Rhyakolith), ebenso im Albaner Gebirge, am
Laacher See etc. Einzelne mehr oder Aveniger große, derbe, durch-
sichtige, spaltbare Massen sind in gewissen vulkanischen Tuffen der
Eifel (z. B. bei Wehr, Hohenfels etc.) eingeschlossen. Die optischen
Verhältnisse des S. sind pag. 616 mit angeführt, der Achsenwinkel ist
vielfach klein, die Achsenebene bald parallel, bald senkrecht zur 83'm-
metrieebene, wie es bei stark geglühten Orthoklasen sein muß.
Die Bildung der Feldspatkrystalle ist, nach dem Vorkommen zu
urteilen, teils durch Erstarren aus dem Schmelzfluß, teils durch Aus-
krystallisieren aus wässriger Lösung erfolgt. Es sei noch erwähnt,
daß Feldspatkrystalle auch zuweilen bei Hüttenprozessen entstehen,
z. B. hat man einmal solche in großer Zahl in dem Boden und in der
Gicht eine^ Eupferschmelzofens bei Sangerhausen gefanden. Man kann
den F. auch beliebig künstlich darstellen, aber nur in der Wärme,
entweder durch überhitzte Lösungen, oder durch Schmelzung, oder
aus Gasen ; aus solchen, also durch Sublimation, sind wohl die in vul-
kanischen Gesteinen auf Drusen sitzenden Eryställchen entstanden.
Der Feldspat erleidet mancherlei Veränderungen und wird da-
durch trübe und undurchsichtig. Die wichtigste Umwandlung ist
die zu Kaolin^ bei welcher K^O und ein Teil der SiO^ vom Wasser auf-
gelöst und weggeführt wird, während der Rest H^O aufnimmt und
2ÄjO . AI^Oq . SiOg (Kaolin) bildet (310). Zuweilen verschwindet mit dem
Alkali alle Kieselsäure und es hinterbleibt Hydrargillit (Lateritbil-
dung, pag. 569). Sodann geht er häufig in Kaliglimmer über, welcher
nicht selten als Pseudomorphose nach Orthoklas vorkommt ; ebenso ent-
steht aus dem F. vielfach, namentlich in Graniten und ähnlichen Ge-
steinen, Epidot (Pistazit) und er wird dabei grün. Durch Zersetzung
vermittelst S-haltiger und SOa-bildender Dämpfe geht der Orthoklas
620 Silikate.
(Sanidin) in Alaunstein (310) und in manche andere wasserhaltige Ala-
miniumsulfate , wie Alaun etc. über. Andere pneumatolytische Um-
wandlungsprozesse liefern Turmalin, Topas, Zinnstein etc. Der letztere
bildet Pseudomorphosen nach Feldspat ; Ps. nach Feldspat sind sonst
nicht häufig. Seinerseits entsteht der Orthoklas zuweilen durch Um-
wandlung aus Leucit, Prehnit, Laumontit, Analcim etc. und bildet
Pseudomorphosen nach diesen Mineralien.
Benutzt wird Orthoklas als Düngemittel wegen seines Kaligehalts, hei der
PorzeUanfahrikation zur Glasnr etc.
(Strüver, Ztschr. f. Kryst. I; Elockmann ihid. Bd. VI; E. Weiß, Beitr&ge zur
Kenntnis der Feldspatbildnng, pag. 22; Bentell, Ztschr. f. Kryst VILL; Scharff, Abh.
Senkenb. Ges. 1866; Kloos, N. Jahrb. Min. 1884, Bd. IL)
Xatronorthoklas (Sanidin z. T.).
Monokline Feldspate, die infolge isomorpher Beimischung (nicht durch Ein-
lagerung von AlbitlameUen, wie beim Perthit] AVreich sind. Der .Va^O-gehalt über^
trifft oft den an K^O. Von trüben Feldspaten ans älteren Gesteinen gehören hierher
solche aus den Augitsyeniten des südl. Norwegens, u. a. wird auch der labradori-
sierende Feldspat von Fredriksväm hierher gezählt. Auch manche Sanidine, z. B.
Yon Pantelleria sind zum Natronorthoklas zu rechnen. Achsenverhältnis siehe oben. ^
Barytfeldspate.
Hyalophan. Ein monokliner Barytfeldspat (Barytorthoklas), aber nie rein,
sondern stets mit Orthoklassubstanz gemengt*. K2^l2SitOi9'\- BaAl^Si^Os, das letzte
Glied entsprechend dem Anorthit; 9 — 20% BaO. Genau die Formen des Orthoklases
mit dem oben angegebenen Achsensystem. Wasserhelle bis gelbliche Krystalle auf
Drusenräumen des kömigen Dolomits im Binnenthal (Wallis;; rot auf schmalen
Schnüren bei Jakobsberg in Wermland (Schweden). Ein J9a-haltiger Orthoklas ist
der Cassitiit {S,l BaO) von Media in Pennsylvanien. 2ß% BaO enthält der
Sanidin aus dem Nephelinit Ton Meiches in Hessen (Krystallform : Rinne, N. Jahrb.
f. Min. etc. 1884, I, 207; Baumhauer, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 37, 1903, pag. 603.)
Ein trikliner ^a-Feldspat (Barytplagioklas) ist der
Celaian, BaÄl^SliO^j derb, aus den Mangangruben von Jakobsberg; in der
Zusammensetzung ganz wie Anorthit. Ein solcher Feldspat unbekannten Fundorts
ergab eine dem Oligoklas ähnliche Mischung, aber CaO ist durch BaO ersetzt.
b) Trikline Feldspate.
Hierher gehören die trlklinen Natronkalifeldspate, Mikroklin und Anorthoklas,
die alle die gemeinsame Eigenschaft haben, daß ihr Spaltwinkel, wie schon die Über-
sicht auf pag. 612 zeigt, kaum von 90^ verschieden ist, so daß sie nur auf optischem
Wege sicher als triklin zu erkennen sind. Typische Plagioklase mit einem von 90*
stärker abweichenden Spaltungswinkel von 94^ (resp. 86^) sind die Kalk resp.
Natron enthaltenden Feldspate: Albit, Anorthit und deren isomorphe Mischungen, die
Kalknatronfeldspate.
Kalinatronfeldspate.
Mikroklin.
Ist von der Zusammensetzung des Orthoklases, enthält aber stets
NaoO neben K^O] seine Formel ist daher {K, Na\ Al^Sif^O^^.
Der Mikroklin hat auch das Aussehen und sehr nahe die Krystall-
MikrokUn. 621
form dieses Minerals, es ist aber PjM = 90^ 20', also keine Symmetrie
mehr nach der Längsfläche M.PIT= 112® 25'; Tß = 118<> 31'; T/Jtf =
119® 11'. Blätterbrfiche wie beim Orthoklas, aber nach T leichter
spaltbar, als nach l (Fig. 506), dem triklinen Erystallsystem ent-
sprechend. Dieses tritt am deutlichsten hervor bei der optischen
Untersuchung. Auf Plättchen in der Richtung von P (Spaltungs-
plättchen) verläuft eine Äuslöschungsrichtung nicht wie beim Ortho-
klas in der Richtung PjM, sondern man beobachtet eine Auslöschungs-
schiefe von + 16® bis 16® gegen diese Richtung. Auf Plättchen || Id
ist die Auslöschungsschiefe + 5^ gT^gen Kante PjM (Fig. 506) wie beim
Orthoklas. Wiederholte Zwillingsbildung nach M wie bei den anderen
Plagioklasen, nach dem Albitgesetz (pag. 623), ist sehr gewöhnlich, doch
ist auf P selten die charakteristische Zwillingsstreifung in der Rich-
tung der Kante PjM zu sehen. Diese Zwillingsbildung tritt aber
deutlich hervor in Dünnschliffen im polarisierten Licht : feine Streifen
verlaufen auf Schliffen nach der Basis P parallel mit dieser Kante
und zeigen, daß der Krystall aus sehr dünnen Lamellen nach der Längs-
fläche polysynthetisch aufgebaut ist. Damit verbunden ist fast stets
eine ähnliche bei den Plagioklasen häufig vorkommende Zwillingsbildung
nach einem zweiten Gesetz, dem Periklingesetz (pag. 624) : Zwillings-
lamellen in der ungefähren Richtung der Basis P sind in großer Zahl und
äußerster Feinheit vorhanden und zeigen in Dünnschliffen u. d. M. ein
zweites Streifensystem, das zu dem ersteren nahezu senkrecht steht.
Es kommt so eine feine Gitterung zu stände, die bei anderen Feld-
spaten fehlt und für den Mikroklin sehr charakteristisch ist. Die
größeren Mikroklinkrystalle sind in dieser Weise aus Zwillingsla-
mellen in komplizierter Anordnung zusammengesetzt. Sie selbst bilden
dann wieder makroskopisch sichtbare Zwillinge höherer Ordnung nach
dem Karlsbader und dem Bavenoer, sowie zuweilen nach dem Mane-
bacher Gesetz und verhalten sich auch in dieser Hinsicht wie Ortho-
klas. Nur selten fehlt dem Mikroklin jene Gitterstruktur, z. B.
dem im Syenitgranit von Gasem bei Meißen. In beinahe allen Mikro-
klinen ist Albit ganz in derselben Weise in dünnen Lamellen ein-
gewachsen wie im Orthoklas, mit dem er auch fast stets verwachsen
ist. {MikroMinperthü). Der Mikroklin gleicht dem Orthoklas
äußerlich so, daß er nur durch genaue mikroskopisch-optische Unter-
suchung sicher erkannt und von diesem unterschieden werden kann,
kommt auch ganz ebenso wie dieser vor und ist früher stets damit
verwechselt worden. Deutliche Krystalle finden sich in den Gängen
und Hohlräumen im Granit bei Lomnitz, Striegau u. a. 0. in Schlesien,
bei Arendal in Norwegen, (hier auch großblättrige Massen), Magnet-
Cove in Arkansas (dieser enthält keinen Albit und Orthoklas ein-
gewachsen), etc. Zum M. gehört auch der grüne Amazoneiistein
622 Süikate.
vom Ural, vom Amazonenstrom, vom Pikes Peak in Colorado und von
Grönland, sowie die kleinen Krystalle des Chesterliih im Kalk von
Pennsylvanien. In derben mit Albit und besonders mit Orthoklas ver-
wachsenen Körnern auch als Gemengteil in Graniten, Syeniten, Gneifien,
etc. sehr verbreitet, dagegen ist glasiger Mikroklin entsprechend dem
Sanidin in vulkanischen Gesteinen (Trachyten etc.) noch nicht be-
obachtet worden.
(Des Cloizeaia, Ann. chim. phys. ser. Y, Bd. 9, 1876; Yergl. auch KlockmaaB
tind Beuten bei Orthoklas; Sauer und Ussiiig, Zeitsohr. f. Eryst XYin, 1890, 192;
Rinne, N. Jahrb. f. Min. etc. 1890, ü, 66; Kloos, ibid. 1884, ü, 87.)
Anorthoklas (Natronmikroklin). Natronieiche, trikline Kalinatronfeldspate:
iNay K)^ Al^Si^Oi^ {Na'.K=2:\ bis 47« : 1), denen meist auch ein kleiner Kalk*
gehalt (Beimischung von Anorthitsubstanz) nicht fehlt. Das Achsensystem ist in
obiger i'abelle angegeben. Der Spaltungswinkel weicht kaum vom Rechten ab,
wie beim Mikroklin, überhaupt ist die trikline Natur sehr versteckt. Bildet z. T.
regelmäßige KrystaUe, die manchmal, abweichend tou denen anderer Plagioklase^
nach der Achse c stark prismatisch verlängert sind. Viellach Zwillinge, nach dem
Albit- und auch nach dem Periklingesetz. G. = 2,58— 2,60. H. ==6. Auslöschunga
schiefe auf P = 4- P 30' -f bis ö» 55'; auf Af=4-6<> bis + 9» 48'. Werden z. T.
durch Erhitzen monoklin, beim Erkalten wieder triklin (A. ans den Laven der Insel
Pantelleria südl. von Sizilien). Kommen auch in den Augitsyeniten des südl. No]>
wegens vor. Wahrscheinlich ist der A. aber in zahlreichen Gesteinen verbreitet.
Typische PlagloMaae.
Albit (Tetartin, Cleavelandit).
Na^Ul^Si^O,^ = Na^O . AhO^ . ßSiO^; 11,82 Na^O, 19,56 Al^^O^,
68,62 8i0.2, es ist der SiOg-reichste Feldspat. Aber meist ist nicht
blos Na^O vorhanden, sondern, neben anderen unwichtigen Bestand-
teilen, wie MgO, Eisenoxyden etc., fast stets etwas und zwar bis zu
3% KoO und eine kleine Menge CaO, beide in isomorpher Beimischung.
Ganz CaO-freie Albite sind selten, z. B. der vom Kasbek im Kaukasus
und von Lakous in Kreta.
Die Krystallform des Albits gibt Fig. 506 in schematischer
Darstellung. Die Form entspricht fast ganz der Fig. 494 beim
Orthoklas, aber P und M stehen hier nicht mehr aufeinander
senkrecht, sondern es ist PjM = 93^ 36' ; korrespondierende Kanten
auf beiden Seiten des Krystalls sind hier nicht mehr einander gleich
und die Flächen Verteilung ist rechts und links verschieden. So
ist die Kante Mjx nur auf einer Seite durch o abgestumpft, und
wenn auch die andere Kante Mjx abgestumpft ist, so ist diese
zweite Abstumpfiingsfläche von der ersten physikalisch verschieden.
Es ist nämlich o etwas, wenngleich nicht sehr deutlich, spaltbar
(Fig. 506), die entsprechende Fläche auf der anderen Seite {v unten,
Fig. 507) dagegen nicht. Ebenso ist von den beiden Prismenflächen
nur die eine l etwas blättrig, die andere T nicht. Die Fläche M kann
Albit.
623
also hier nicht mehr Sym. Eb. sein, die Erystalle sind triklin ; aber wie
die Flächenwinkel, die ganze Flächenentwicklnng und -Gruppierung
und die ausgezeichneten Bl. Br. nach P (1. Bl. Br.) und M (2. BL Br.)
zeigen, haben die Formen die größte Ähnlichkeit mit denen des mono*
klinen Orthoklases. An der Fig. 507 abgebildeten Kombination haben
die Flächen des Albits die folgenden, denen des Orthoklases ganz ana-
loge Symbole^ l = ooP/ (110); T = oo/P (110); f = ooJ>'3 (130);
s = oo,Pä (130); M = ooP^ (010); P = OP (001); x = ,ij^ (101);
y = 2^55 (201); 0 = P, (111); v = ,P (lU); e = 2,P'So (021); n =
2P;S6 (021). Die Querfläche fehlt beim Albit. Die wichtigsten Flächen-
Fig. 508.
Winkel sind: P/Jtf = 93« 36'; Z/T = 120« 4?; P/Z — 114« 42'; P/T =
110« 50*; Mß = 119« 33'; Jtf/r= 119« 40'; P/c = 136« 50'; P/w =
133« 14'; nie = 89« 56'; xjo = 152« 40'; xjv = 154« 8'. (Die Winkel
Pfe und P/W, xjo und rr/t?, M'ß und MjT etc. müßten bei monoklinen
Feldspaten gleich sein, denn e entspricht der zweiten Fläche n, v der
zweiten Fläche o eines monoklinen Orthoklases; hier beim triklineu
Albit sind aber o und r, e und n verschiedene Flächen.) Ferner ist:
Mix = 93« 39' (rechts) und M'lx ^ 86« 21' (links); Pix = 127« 43';
Piy = 97« 54' (obere Kante). Die Achsenelemente sind aus der obigen
Tabelle zu ersehen. Der Habitus der Krystalle ist ein doppelter.
Teils sind sie nach der Achse c ausgedehnt und tafelförmig nach M
(Fig. 506, 507 etc.; Albittypus); oder sie sind nach der Achse b ver-
längert und nach P tafelig (Fig. 508 ; Peiiklintypus) ; P und x schneiden
sich hier in einer horizontalen Kante, die nicht selten durch r = i,J?öö
(403) schief abgestumpft ist; rix = 166« 49'.
Einfache Albitkrystalle sind selten; sie finden sich z. B. im
Magnetkies am Schneeberg im Passeier in Tirol. Meist bildet der
Albit Zwillinge, und zwar nach verschiedenen Gesetzen, die z. T.
eng mit dem Habitus zusammenhängen: 1. AlbitgesetB besonders an Kry-
stallen vom Albittypus. Zw. Fl. M (Fig. 609 und Fig. 510). In
Fig. 509 ist der Krystall nach Achse c verlängert, in Fig. 510 stark
verkürzt so daß von den Prismenflächen T nur kleine Stücke übrig
geblieben sind. Zwei Flächen T und T_ sind nach vorn, zwei Flächen l
und l nach hinten gekehrt; am einen Ende machen die beiden Flächen P
und P einen einspringenden Winkel parallel der Kante P/ilf nach
vom : PjP = 2 . 93« 36' = 187« 12' und die der beiden Flächen x und x.
624
Silikate.
resp. y und y einen solchen parallel Mjx, resp. Mjy nach hinten:
xjx = 2 . 93* 39' = 187* 18'. Am anderen Ende sind die entsprechen-
den ansspringenden Winkel ; mit dieser Seite sind aber die Krjstalle
meist aufgewachsen, diese Seite ist also selten zu sehen. Manchmal
sind beide Individuen Bher die Kante Tjl hinaus fort^ und kreuzweise
durcheinander gewachsen, wie z. B. die Krystalle aus dem körnigen
Dolomit vom Eoc Tourn6 in Savoyen (Roc-Tonrnfi-Zwillinge). Hänflg
sind nach den Flächen M mehr als zwei Individuen nach diesem
Gesetz verbunden, z. B. in Fig. 511 deren vier, wo dann die anein-
anderstehenden Flächen P resp. x der benachbarten Individuen ab-
wechselnd ans- und einspringende Winkel bilden. Nicht selten sind
einige dieser Individuen dünne Lamellen, noch hftuflger ist der Kry-
stall ganz aus dünnen Lamellen aufgebaut. Dann sieht ein solcher
Zwilling aus wie ein einfaches Individuum mit einer ausgezeichneten
geradlinigen Streifung auf dem Hauptblätterbruch P in der Bichtung
der Kante PjM. Diese Streifung ist außerordentlich charakteristisch
für alle triklinen Feldspate, bes. auch fBr die derben Kalknatronfeldspate
Fig. 509.
Fig. 510.
Fig. 511.
Fig. 612.
(pag. 632) {gestreifte Feldspate) im Gegensatz zum Orthoklas (glatter
Feldspat) (vergl. auch (168)). Es ist selbstverständlich, daß beim
monoklinen Orthoklas dnrch Verwachsung nach der Längsfläche kein
Zwilling, also auch keine Zwillingsstrcifung auf der Basis entstehen
könnte. Diese Fläche ist hier Sym. Eb. ; nach der Drehung des einen In-
dividuums um 180° um die Zw. Achse (Achse b) würden beide Individnea
wie vor der Drehung genau parallel sein. 2. lürlsbader Gesetn. Ist
seltener und in verschiedener Weise von dem monoklinen auf den
triklinen Feldspat ttbertragbax (vergl. 159)); u. a. so daß Zw. A. die
Vertikalachse c. H&afig sind zwei Zwillinge nach dem Albitgesetz
nach diesem Gesetz zu einem Zwilling höherer Ordnung verwachsen
(Fig. 612). Hier ist auf der einen Seite der Zwillingsfläche der ein-
springende Winkel PfP, auf der anderen Seite der einspringende
Winkel xjx; entsprechend sind einerseits zwei Flächen T, andererseits
zwei Flächen l der beiden nach dem ersten Gesetz verwachsenen
Zwillinge nach vom gekehrt. 3. PerUdingesetz. Zw. A. Achse h. Nach
diesem Gesetz sind hauptsächlich Individuen des PerikJintypns (Fig. 508)
miteinander verbunden. Die beiden Individuen liegen schematisch so
Albit. 625
gegeneinander, wie Fig. 262 zeigt (158). Sie sind aber nicht mit
einer Fläche P verwachsen, denn dann würden an der Zwillingsgrenze
die Berührungs- und Verwachsungsflächen bei-
der Individuen sich nicht vollkommen decken
können, sondern die Kanten des einen Indivi- vj
duums würden die entsprechenden des anderen
z. T. kreuzen, wie P/Jf und P/Jtf, oder sie pjg. 513.
würden über das andere Individuum heraus-
ragen, wie z. B. PIT (Fig. 262) über das untere Individuum. Eine
vollkommene Berührung beider Individuen in der Verwachsungsfläche
mit allen Kanten und Ecken findet nur statt, wenn die Verwachsung
nach dem sog. rhombischen Schnitt geschieht, einer der Fläche
P nahe liegenden Ebene S parallel der Achse b, welche so gerichtet ist,
daß ihr Schnitt mit dem Vertikalprisma Tß ein Rhombus ist, d. h. daß
die Schnittkanten derselben mit den beiden Achsenebenen ac und bc
(entsprechend der Längs- und Querfläche am Krystall) aufeinander
senkrecht stehen. Eine solche Fläche entspricht nicht einer möglichen
Krystallfläche, die Zwillingskanten MjM, in welcher die Flächen M
und M auf einer Seite einen sehr stumpfen einspringenden Winkel
bilden, ist nicht parallel der Kante PjM, sondern, wie auch der rhom-
bische Schnitt S selbst, um 13 — 22® nach hinten hinabgeneigt (Fig. 513).
Der Winkel a, den S auf der Fläche M mit der Basis P macht,
ist =4-13 bis 22^ Auch nach diesem Gesetz ist wiederholte ZwUlings-
bildung und Durchwachsung der Individuen beobachtet; die Ausbil-
dung ist auch häufig derart, daß in ein größeres einfaches Indivi-
duum nach diesem Gesetz eine oder mehrere keilförmige dünne La-
mellen zwillingsartig eingelagert sind, welche man leicht an den ein-
springenden Winkeln auf M erkennt. An den über die Prismenflächen
weggehenden Zwillingsgrenzen (Fig. 513) stoßen je T und l und l
und T zusammen und machen stumpfe aus- und einspringende Winkel.
In der Zwillingsgrenze stößt eine Fläche P auf eine Fläche x. Die
Flächen P sind in beiden Individuen parallel. Andere Zwülingsgesetze
sind, wie das Karlsbader, seltener. Nach dem Manebacher Gesetz
(Zw. FL P) sind zuweilen zwei Periklinzwillinge zu einem Doppel-
zwilling verwachsen, auch das Bavenoer Gesetz (Zw. FL n) ist als
Seltenheit beobachtet worden.
Die Bl. Br. des Albit sind schon angegeben, sie gehen parallel
P und My und weniger vollkommen parallel l und 0. Spröde. H. =•.
6— 6^ . G. = 2,61—2,64; der reine Albit von Kasbek hat: G. = 2,618.
Der Albit ist glasglänzend, auf P perlmutterglänzend und irisierend ;
.durchsichtig bis durchscheinend, selten gefärbt, meist farblos, weiß.
— D. Br. schwach ; ß = 1,5331 (g.). q><iv. Die optischen Verhältnisse
sind derart, daß auf einem Plättchen parallel P die Auslöschungsrich-
Bauer, Mineralogie. ^^
626 Silikate.
tung nach der mit -f- bezeichneten Seite (Fig. 506) einen Winkel von
4^ SO* mit der Kante PjM macht ; auf einem Plättchen nach M macht
eine Auslöschungsrichtnng nach der -f- Seite 19^ mit der Kante PJM.
Diese beiden Auslöschungsschiefen : + *** 30' und + 19® sind für den
Albit charakteristisch (vergl. auch die Figuren und die Tabelle pag. 631).
Ein in ähnlicher Weise wie der Mondstein (pag. 617) farbenspielender
Albit ist der Peristerit aus einem Pegmatitgang im Gneiß von
Perth in Kanada. Der A. schmilzt schwer v. d. L.; wird von HF
vollkommen zersetzt, von anderen Säuren jedoch kaum angegriffen.
Krystalle des Minerals, sowohl die des eigentlichen Albits, als
auch die des Periklins, stets nicht sehr groß, finden sich meist auf
Spalten in den krystallinischen Silikatgesteinen (Gneißen, Graniten etc.)
vornehmlich der Alpen aufgewachsen, bes. in Tirol und in der Schweiz,
femer bei Zöptau in Mähren mit Epidot, sowie im Harz, im Eiesen-
gebirge, bei Striegau in Schlesien, auf Elba, im Ural etc.; verbreitet
auf Klüften zersetzter Plagioklasgesteine, so der Diabase des Harzes
und des rheinischen Schiefergebirges in Hessen und Nassau. Bildet
bei Schmirn in Tirol mit Kalkspat Drusen im Dolomit Selten auf
Erzgängen; hierher gehört der etwas abweichend ausgebildete Zygadü
von Andreasberg im Harz. Der Periklin kommt in den Schweizer und
Tiroler Alpen besonders auf Spalten im Chloritschiefer an vielen SteUen
vor und ist nicht selten mit grünem Chlorit imprägniert. Selten sind
im Kalk oder Dolomit eingewachsene ringsum ausgebildete Krystalle
von Albit, so am Roc Tourn6 und am Col du Bonhomme in Savoyen, in
den Pyrenäen ; auch im Chloritschiefer der Alpen und im Magnetkies
(pag. 623) finden sich zuweilen eingewachsene Albitkrystalle. Derb als
Gesteinsgemengteil ist Albit nicht von erheblicher Bedeutung, findet sich
aber in manchen Gneißen und sonstigen krystallinischen Schiefem,
weniger in Graniten, Trachyten und anderen Eruptivgesteinen. Er
zeigt dann auch die charakteristische Streifung der triklinen Feld-
spate auf P parallel der Kante PjM (168), welche durch Zwillings-
verwachsung nach dem Albitgesetz entsteht. In der Zusammen-
setzung ist dem Albit nahe die ganz dichte Adinöle, weiß bis grau,
mit splittrigem Bruch, die als Diabaskontaktgestein verbreitet ist
Mit Adular und Orthoklas ist Albit zuweilen regelmäßig verwachsen,
und zwar so, daß beide eine Fläche M und die Vertikalachse c (Kante
TjM) gemein haben. Die Albitkrystalle sitzen meist auf den Flächen T
des Orthoklases auf und zwar so, daß die auf der rechts gelegenen
Fläche T = 110 aufgewachsenen Albite zu den auf der links gelegenen
Fläche T = 110 aufgewachsenen in Zwillingsstellung nach dem Albit-
gesetz sich befinden ; häufig bildet der Albit dabei eigentümliche hahnen-
kammartige Gruppen, wie in den Drusen im Granit von Hirschberg etc.
im Eiesengebirge, bei Baveno am Lago Maggiore etc. Dieselbe Ver-
Anorthit. 627
wachsung zeigt auch der Perthit (pag. 618). In ähnlicher Weise ist
Orthoklas auf Albit aufgewachsen, aber selten (Marschendorf in Mähren).
Der Albit findet sich vielfach als Neubildung ; zuweilen als Pseudo-
morphose nach anderen Mineralien.
(G. V. !ßath, Sitzgsber. Berl. Ak. 1876, 147 (auch die Erystallformen anderer
trikliner Feldspate berücksichtigend); Pogg. Ann. Erg.-Band V, pag. 425; G. BosOi
Gilb. Ann. 1823 und Pogg. Ann. Bd. 125 pag. 129; F. E. Nenmann, Abb. Berl. Ak.
1830; Brezina, Tschermaks Min. MitÜgn. in, 19, 1873; Rmnpf, ibid. IV, 97, 1874;
Bärwald, Ztschr. f. Kryst. Bd. Vni; Viola, ibid. XXXH, 1900, 305, XXX, 1898, 417;
Becke, Min. n. petr. Mittlgn. XIX, 1900, 321 und XX, 1900, 55.)
AnortMt (Christianit).
CaAl^Si^O^ = CaO . Al^O^ . 2SiO^; 20,10 CaO, 36,82 Al^O^,
43,08 &*0j; meist etwas Na^O, K^O, MgO, Fe^O^ etc.; kleine Mengen
H^O deuten auf beginnende Verwitterung. Die
triklinen Krystalle (Achsenelemente in der Tabelle
pag. 612) sind sehr ähnlich denen des Albits. Ein
flächenreicher einfacher Krystall ist Fig. 514 abge-
bildet, an welchem außer den am Albitkrystall Fig.
507 vorhandenen und mit denselben Buchstaben be-
zeichneten Flächen noch vorhanden sind : die Querfläche j,. "^ - ^
Je = ooPöö (100), welche hier häufig ist, während sie beim
Albit fehlt; r = 6^SS (061); Ä_= fP,SS (023); t = 2^^^ (201); m =
P (111); a = 'P(lll); ^ = 4^2 (421). Einige Winkel sind: Tß =
120« 30'; PjM = 94« 10' (über e)\Plk = 116« 3'; Pß = 114« 7'; i?T =
110« 40*; Plx = 128« 34'; Pjy = 98« 46'. P ist auch hier der erste,
M der zweite Bl. Br. Die Krystalle sind teils kurze Prismen (Fig. 514),
teils sind sie ähnlich wie der Periklin nach P tafelförmig. Zwillinge
sind auch hier die gewöhnlichste Erscheinung, besonders nach dem
Albitgesetz, oft mit mehrfacher, sogar mit sehr häufiger Wiederholung,
so daß auf der Spaltungsfiäche P die eigentümliche Streifung trikliner
Feldspate entsteht (168). Dies ist hauptsächlich bei dem derben als
Bestandteil mancher Gesteine vorkommenden A. der Fall. Auch das
Periklingesetz kommt hier ganz ähnlich vor, wie beim Albit, wobei
der rhombische Schnitt, entgegengesetzt wie beim Albit, um 18« nach
vom gegen P herabgeneigt ist (pag. 625, ^ a= —18«). Zwillinge nach
dem Karlsbader Gesetze (Zw. A. c) und nach einem vierten, wo die in
M liegende Normale zur Vertikalachse c TjSff, A. ist, sind selten. Die
charakteristische Auslöschungsschiefe auf P ist hier: — 37«, auf Jf:
— 36« (vergL Albit, Fig. 506, und pag. 631). Der A. ist durchsichtig
bis durchscheinend, farblos und wasserhell oder trübe gefärbt, bläulich,
gelblich, rötlich, rosenrot etc. Glasglänzend, manchmal etwas ins Fette.
Spröde, H. = 6; G. = 2,7 — 2,8. Schmilzt schwer, wird von RCl unter
Ausscheidung schleimiger Kieselsäure leicht zersetzt. Findet sich teils
40*
628 Silikate.
in auf- und eingewachsenen Erystallen, teils in derben körnigen
Stücken als Gemengteil mancher sehr basischer SUikatgesteine, sowie
als Eontaktmineral.
Aufgewachsene Krystalle auf Blasenräumen im Basalt der Cyklopen-
inseln bei Catania {GykapU)^ bei Viterbo und im Albanergebirge. Be-
sonders schöne wasserhelle ErystaUchen in den Answürflingen der
Somma, größere trübe z. T. fleischrote als Eontaktgebilde am Monzoni
in Südtirol. Eingewachsen im kömigen Kalk (der etwas verwitterte
blaßrote Amphoddü^ von Lojo in Finnland und der rosenrote Rosü
oder Rasettan von Äker etc. in Südermanland). Im Magnetkies von
Tunaberg in Schweden und von Lojo und Orijärfvi in Finnland die
grünen Krystalle des LepoJiÜh und des etwas verwitterten Linseä
(Lindsayit). Als Gemengteil mancher Diorite (z. B. Kugeldiorit von
Korsika und Diorit des Bergs Tamaska in Kanada), in manchen Diabasen
und besonders in manchem Norit und Gabbro, zumal dem Olivin fuhren-
den (Badautal im Harz, Neurode in Schlesien, Hammerfest und Dront-
heim in Norwegen), in vielen Basalten, sowie in Andesiten (Aranyer-
berg in Siebenbürgen, Aphroessa-Lava in Santorin, in Island z. B. in
der Thjorsa-Lava der Hekla, sog. Thjorsauü). Auch in manchen Am-
phiboliten. In Gesteinen verbreiteter als Albit, aber weitaus weniger
als die Kalknatronfeldspate. Findet sich auch in einigen Meteoriten
z. B. denen von Juvenas und Stannem.
Zum Anorthit gehören noch als teilweise schon verwitterte Varietäten: der
rote Folyargit aus dem Syenit von Tnnaberg in Schweden, der Tarikit vonAiendal,
der Eemarkit von Bräkke in Norwegen, der rote Latrobit (Diploit) von Grönland.
Endlich der feinkörnige weiße Indianit^ das Mattergestein des Eomnds von Eamatik
in Indien, sowie der BarsowU, weiße kömige OeschiebCi in einer Goldseife an der
Borsowka bei Kyschtim im Ural, auch anstehend und ebenfaUs das Mnttergestein von
Korund und anderen Mineralien.
(G. vom Bath, ^^S^- Ann. 138, pag. 449 und 147, pag. 22; v. Kokscharow,
Materialien, Bd. 4, pag. 250; Klein, Sitzgsber. Berl. Akad. 1899, 346; Viola, Zeitschr.
f. Eryst XXXI, 1899, 484; Becke, Min. u. petr. Mittlgn. XIX, 1900, 201 u. 243;
Sitzgsber. Wien. Akad. CVm, 1899, pag. 1.)
An dem Anorthit schließt sich an der
Danhurit CaB^SiiOi = CaO .B^0^.2Sx02^ also ganz analog wie A. zu-
sammengesetzt und daher früher auch für einen dem A. entsprechenden Borfeldspat
gehalten. Die Krystallform ist aber nicht feldspatartig, sondern rhombisch und sehr
ähnlich der des Topases. Er findet sich in aufgewachsenen, prismatischen, glänzen-
den, farblosen bis bräunlichen KrystaUen mit H. = 7 und G. = 2,9—3,0 im Dolomit
von Danbury in Connecticut, in einem granitischen Gestein bei Bussel in New- York
und auf Bauchquarz im Gneiß am Skopi in Graubttnden, sowie als Seltenheit in
trachytischen Auswürflingen bei Viterbo. Er wird von HCl kaum angegriffen.
(Schuster, Tschermaks Min. u. petr. Mittlgn. V, 1883, 397 u. VI, 1884, 301 ;
E. S. Dana, Americ. Joum. XX, 1880; Grünhnt, siehe Topas.)
Etwas Oa-reicher als Anorthit ist:
Ouarinit CatAl^SH09==2CaO . Äl^O^ .2SiOt] früher für ein Titanat von
Ealknatronfeldspate. g29
der Zusammensetzung des Titanits mit etwas Ce^Ot, ^«0« (?) und Alkalien ge-
halten. ErystallograpMsch und optisch dem Danbnrit ähnlich. Kleine glänzende
gelbe dttnntafelförmige Kryställchen in manchen Silikatanswürflingen der Somma
am Vesuv. (Zambonini, Centralbl. f. Min. etc. 1902, pag. 524.)
Salknatronfeldspate.
Wir haben oben geseh<^n, daß die Ealknatronfeldspate aufgefaßt
werden als isomorphe Mischungen von Albit und Anorthit in wech-
sehiden Verhältnissen. Wenn auch schon früher gelegentlich diese
Ansicht geäußert worden ist (z. B. von Hessel, vergl. Lemberg, Zeitschr.
d. deutsch, geol. Ges. Bd. 43, 1891, pag. 24), so war doch der Wiener
Mineraloge Gustav Tschermak der erste, der sie ganz klar erkannte
und begründete. Man nennt daher diese Auffassung von der Zu-
sammensetzung der Ealknatronfeldspate dieTschermaksche Feld-
spattheorie.
Daß die genannten beiden Mineralien einander in der Erystall-
form so ähnlich sind wie irgend welche isomorphe Eörper, zeigt obige
Beschreibung der Erystalle und die Vergleichung der Winkel der-
selben. Die chemischen Formeln beider scheinen allerdings auf den
ersten Blick nicht übereinstimmend, Albit und Anorthit werden aber
atomistisch gleichartig (284), wenn man die Formel des letzteren ver-
doppelt oder die des ersteren halbiert. Tschermak schreibt also:
Albit = Ab = Na^Al^Si^O^^ = Na^Äl^Si^Si^O^^ oder NaÄlSi^O^.
Anorthit = Än = Ca^Al^Si^O^^ = Ca^A\A\Si^O^^ oder CaAl^Si^O^j
wobei dann die Atome, aber nicht durchaus solche von gleicher
Wertigkeit, eins fürs andere sich vertreten. Der Ca-freie Albit ent-
hält 68,6 SiOg, der ^o-freie Anorthit hat nur 43,0 SiO^, es muß daher
in einer solchen Mischung mit von 43,0 bis 68,6% stetig steigendem
SiOj Gehalt gleichzeitig auch der -Na^O-Gehalt von 0 bis 11,8 7o stetig
zu- und ebenso der GaO-Gehalt von 20,1 bis 0 % stetig abnehmen und
umgekehrt. Dies ist auch in der Tat zu konstatieren, wenn man alle
richtigen Plagioklasanalysen von reinem und frischem Material, nach
dem ÄiOg-Gehalt geordnet, hintereinander schreibt.
Jede solche Analyse läßt sich, ohne daß ein Rest bleibt, be-
rechnen als eine Mischung von Albit und Anorthit nach der Formel
mAb-^-nAnj wo Ab und An je ein Molekül Albit und Anorthit in
obigem Sinne darstellt und wo für m und n jede beliebige Zahl (inkl. 0)
stehen kann. Früher hatte man einige besonders häufig vorkommende
Mischungsverhältnisse für feste und konstante Verbindungen gehalten,
daraus Formeln berechnet und die betreffenden Mineralien mit be-
sonderen Namen belegt, so den -NogO-reichen Oligoklas, den Ca-reichen
Labradorit und andere; die Zwischenstufen von intermediärer Zu-
sammensetzung wurden als durch Verwitterung oder Verunreinigung
630
Silikate.
mittels beigemengter fremder Körper hervorgebracht angesehen. Jene
Namen sind auch heute noch im Gebrauch, aber sie bezeichnen jetzt
nicht ganz bestimmte feste Formeln, sondern innerhalb gewisser
Grenzen schwankende Mischungsverhältnisse der genannten Grund-
verbindungen. Man nennt jetzt OligoUas die Mischungsverhältnisse
vom reinen Albit Ah bis zu A\An^, d. h. 3 MoL Ah auf 1 Mol. An;
Andesin die von Ah^An^ bis Ahj^An^; Labradorü die von Ah^An^
bis Ah^An^ und Bytownit die von Ah^An^ bis zum reinen Anorthit.
Man pflegt die ÄOg -reichen Feldspate kurz als die sauren, die andere
als die basischen zu bezeichnen.
In der folgenden von Tschermak berechneten Tabelle ist die
theoretische Zusammensetzung der oben erwähnten Grenzmischungs-
verhältnisse im Vergleich mit der des Albit und Anorthit angegeben,
ebenso auch die entsprechenden spezifischen Gewichte, welche von
dem des Albit ganz allmählich bis zu dem des Anorthit steigen, und
welche ebenfalls aus dem spez. Gewicht des Albit und Anorthit und
aus dem Mischungsverhältnis sich berechnen lassen, wie dies für
den CaO' und ^a^O-Gehalt aus dem iStOg-Gehalt und umgekehrt
möglich ist. Zwei Keihen geben den Prozentgehalt der verschiedenen
Mischungen an Albit und Anorthit.
Oligoklas Andesin Labradorit Bytownit
SiO.
2
Al^U^ •
CaO .
Na^O ,
Albit .
Anorthit
G
Ab
(Albit)
68,6
19,6
Ah^Atii AbiAtii Ab^An^
An
(Anorthit)
. 43,0
. 36,9
. 20,1
. 0
. 100
. 2,758.
der Andesit
. . 61,9 .... 56,4 .... 49,1 .
. . 24,2 .... 28,5 .... 32,8 .
. . 5,2 .... 10,4 .... 15,3 .
ll,o .... 8,7 .... o,7 .... ^,o .
100 ... 73,8 . . . 48,5 .... 23,9 .
0 ... 26,2 ... 51,5 .... 76,1 .
2,624 . . . 2,659 . . . 2,694 . . . 2,728
Danach hat also der Oligoklas 61,9—68,6% SiO^,
55,4-61,9% SiO^ u. s. w.
(Tschennak, Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 50, 1864 und Bd. 112, 1903; G. vom
Rath, Pogg. Ann. 144, pag. 219 und Zeitschr. d. dentsch. Geol. Ges. Bd. 27, 296 (1876) ;
Eammelsberg, ibid. 1866, 1872; Bunsen, Ann. Chem. 4. Sappl. Bd. 1866, pag. 188.)
Zwischen Albit und Oligoklas wird zuweilen ein OligoMas-Albü,
etwa Ab^An^^, eingeschoben.
Wie Oligoklas, Andesin u. s. w. in Bezug auf die chemische Zu-
sammensetzung und das spezifische Gewicht zwischen Albit und An-
orthit stehen, so tun sie dies auch in jeder anderen Beziehung, und
zwar ist die Mischung derjenigen Endverbindung Ab oder An am
ähnlichsten, der sie in der Zusammensetzung am nächsten steht. So
wird Albit durch Säuren kaum angegriffen, Oligoklas schon etwas
Ealknatronfeldspate.
631
mehr, noch stärker Labrador, Bytownit wird fast schon ebenso voll-
kommen zersetzt wie Anorthit. Auch die optischen Verhältnisse
zeigen einen stetigen Übergang zwischen den beiden Endgliedern, wie
die folgende Tabelle der Auslöschnngsschiefen auf P und M zeigt,
und ebenso die Lage des rhombischen Schnitts. Bezüglich der
+ und — Werte der Auslöschungsschiefen etc. siehe Fig. 606, sowie
Fig. 515 und 516 für die Flächen P und M speziell.
Fig. 516.
In der Tabelle steht unter I das Mischungsverhältnis, unter 11
und in die Auslöschungsschiefe auf F und M und unter IV die
Neigung des rhombischen Schnitts auf M gegen die Kante PjM,
(-? a, pag. 625).
L IL m. IV.
Auslöschungsschiefe a
Albit Ab aufP=+ 40 30',auf Jtf=+19« , . + 13«
Oligoklas .
Andesin . .
Labradorit
Bytownit .
Anorthit. .
AbiAn^
Ab^An^
An
„ P=+ lU', „ Jlf=+ 4^36'
„ P = — 5n0', „ M= — l&^
„ P = — 17«4(y, „ 3f= — 29^38'
„ P = — 370
? r
Jlf= — 36»
+ 4»
— 2»
— 9"
— 18»
(vrgl. Fig. 515) (vrgl. Fig. 516)
(Schlüter, Tschermaks Hin. Hittign. IH, 1881 ttnd V, 1882; Des Cloizeanz,
Ball. 80C. min. de France YI, 1883; Fonqn6, ibid. XYU, 1894; HicIieI-L«Ty, ißtndea
snr la d£temiination des feldspata dans lea piaqnes minces, Paris 1894 und 1896;
632 Silikate.
Becke, Min. n. petr. Hittlgii. XIV, 1894, 415; t. Fedorow, Zeitschr. f. Kryst. XXVI,
XXVn, XXIX, 189&-98.)
Diese gemischten Plagioklase sind z. T. wenigstens sehr viel ver-
breiteter als Albit and Anorthit für sich. Sie sind aber meist nicht
deutlich anskiystallisiert, sondern bilden derbe Gemengteile mancher
Gesteine. Sie lassen sich als Plagioklase leicht daran erkennen, daß
diese derben Eomer in den Gesteinen fast stets nach dem Albitgesetz
verwachsene poIysynthetischeZwillinge bilden, so daß auf der Basis P die
charakteristische geradlinige Zwillingsstreifung in der Eichtang der
Kanten PfM za sehen ist (gestreifte Feldspate, pag. 624). Durch bloßes
Ansehen lassen sich aber die einzelnen Ealknatronfeldspate im allgemei-
nen nicht unterscheiden, sondern nur durch die optische oder chemische
Untersuchung (Verhalten gegen HCl etc.). Bei beginnender Verwitte-
rung wird allerdings die Streifung an der Oberfläche leicht undeutlich
und verschwindet endlich ganz ; im Dünnschliff aber läßt sich meist diese
Zwillingsbildung an ausgezeichneter Bänderung in der Richtung der
Kante PjM erkennen, die im polarisierten Licht unter dem Mikroskop
farbig hervortritt, und die einen Plagioklas von dem sonst sehr ähn-
lichen Orthoklas unterscheiden läßt. Wie die Streifiing auf P, so
verschwinden infolge der Verwitterung häufig auch die Blätterbrnche
mehr oder weniger vollständig in den derben Plagioklasen der Ge-
steine, besonders in den basischen, dem Anorthit, Bytownit etc. Zu-
weilen unterscheidet man von den in den älteren plutomsohen Ge-
steinen vorkommenden trüben, etwas angewitterten, „frischen" Pia-
gioJcUtöen im engeren Sinne die in den jüngeren vulkanischen Gesteinen
sich findenden, dem Sanidin entsprechenden „glasigen" unter dem
Namen MUcrotin. Verwittern zu Epidot, Glimmer, Kaolin etc.
Im folgenden sind die speziellen Verhältnisse der einzelnen Kalk-
natronfeldspate angegeben. Die Krystallformen ergeben sich aus dem
beim Albit und Anorthit erwähnten und aus den obigen allgemeinen
Bemerkungen; die Zusammensetzung, die Achsensysteme, die Aus-
löschungsschiefen auf P und Jtf, sowie die Lage des rhombischen
Schnittes sind in den obigen Tabellen angeführt und werden daher
hier nicht wiederholt.
OligoklaS'Alhit Albite mit einem relativ groüen Kalkgehalt (ca, 27«% CaO\
ungefähr von der Formel: Ah^Ani^ die zwischen dem reinen Albit nnd dem eigent-
lichen Oligoklas stehen, werden zuweilen unter diesem besonderen Namen unter-
schieden. Auslöschungsschiefe auf P= + 2^ auf Af= + 12^ Hierher der nach
beiden Prismenflächen spaltbare Feldspat von Wilmington, Delaware und die wasser-
klaren Spaltungsstttcke von Soboth in Steiermark, sowie der sog. Olafii aus dem
Gneiü von Snarum in Norwegen, z. T. in Pseudomorphosen nach Skapolith.
Oligoklas (Natronspodumen) (vergl. pag. 630, 631).
Ab bis Ah^An^ ; enthält zwischen 61,9 und 68,8 SiO^. Findet
sich nur selten in deutlichen Krystallen. Aufgewachsene wasser-
Oligoklas. Andesin. Labradorit. 633
helle, meist nach dem Albitgesetz verbandene Zwillinge in den Somma-
answürflingen, und häufiger trübe, hellgefärbte, in einer dem Periklin
ähnlichen Ausbildung mit Epidot, im Kalkspat etc. in den Gängen von
Arendal in Norwegen. Eingewachsen im Magnetkies von Bodenmais.
Außerordentlich verbreitet ist dagegen der Ol. in derben Körnern, in
allen möglichen, besonders sauren Silikatgesteinen: im Gneiß, Granit,
Syenit neben Orthoklas, im Diorit, Porphyrit etc. ohne diesen. Er
ist meist farblos oder grünlich gefärbt, selten rot, welche Farbe in
den Gesteinen dem Orthoklas eigentümlich zu sein pflegt, verwittert
meist auch leichter als dieser, so daß man gewöhnlich beide Feld^
spate unschwer unterscheiden kann, auch wenn die Verwitterung die
Streifung undeutlich gemacht hat. Zuweilen, z. B. in dem Rapakiwi
genannten finnischen Granit, ist der rote Orthoklas von einer grünen
Oligoklasrinde umhüllt, welche mit dem Orthoklas ebenso parallel
verwachsen ist, wie der Albit mit dem Orthoklas (siehe pag. 626).
In vulkanischen Gesteinen, Trachyten, Andesiten, Basalten etc. findet
man den Ol. in der Varietät des Mikrotin. Ol. schmilzt etwas leichter
als Orthoklas und Albit, und wird von Säuren etwas leichter an-
gegriffen. Ein bemerkenswertes derbes Vorkommen von Ol. ist der
Sannenstein aus dem Kersanton von Tvedestrand in Norwegen, in
welchem kleine Eisenglanzschüppchen, parallel mit dem sehr schön
gestreiften Blätterbruch P eingewachsen, ein rötliches Farbenspiel
hervorbringen, (ß, vom Rath, Pogg. Anm. 138. 464.)
Andesin (vergl. pag. 630, 631).
Ai^An^ bis Ab^An^ ; 61,9 — 55,4 SiO^. Weniger verbreitet als
Oligoklas, so in manchen Andesiten der Anden und Ungarns etc. und in
manchen Basalten; femer in manchen Dioriten, in dem Tonalit der
Adamellogruppe in den Tiroler Alpen etc., bisher fast nur derb; als
Seltenheit in wasserhellen Krystallen auf einer Druse in einem Somma-*
auswürfling aufgewachsen. Schmilzt erheblich leichter als Albit und
wird von Säuren leichter angegriffen.
Labradorit (Labradorfeldspat) (vergl. pag. 630, 631).
Ah^An^^ bis Ab^An^\ 55,4—49,1 SiO^. Ist wieder verbreiteter
und zwar vorzugsweise in basischen Silikatgesteinen, besonders im
Gabbro, im Norit und in manchen Dioriten, Diabasen, Andesiten,
Basalten etc. Selten in deutlich ausgebildeten Krystallen, so in den
Aschen der Mti. Eossi am Ätna, im Quarzandesit von Verespatak in
Siebenbürgen etc. Der L. bildet Zwillinge nach verschiedenen Ge-
setzen, bes. nach dem Albitgesetz, auch nach dem Periklingesetz ;
häufig sogar nach beiden Gesetzen gleichzeitig, so daß an derben
Stücken Zwillingsstreifiing auf beiden Bl. Br. P und M entsteht ; an
634 Silikate.
den Erjrstallen von Yerespatak ist sogar znweUen gleichzeitig das
AlbitgesetZy das Karlsbader und das Bavenoer Gesetz zu beobachten.
Der L. ist farblos, gran, brann etc., selten durchsichtig. Berühmt
ist besonders der L. mit dem ausgezeichneten Farbenspiel (Labra-
dorisieren, Farbenwandlnng) in blauen, roten, gelben und grünen
brennenden Fai-ben, die im Gegensatz zum labradonsierenden Feld-
spat (Orthoklas) (pag. 616) hauptsächlich auf 3f und auf einer Fläche %
hervortreten, welche, die Kante Mjx abstumpfend, dieselbe Lage hat,
wie o am Albit (Fig. 507). Dies ist beim Schleifen des Labradorits
z^VL Schmuckgegenständen zu berücksichtigen, auf anders gerichteten
Flächen ist das Farbenspiel schwach oder fehlt ganz. Die Erscheinung
geht von dünnen Plättchen eines fremden Minerals aus, die in diesen
Eichtungen im farbenspielenden Labrador eingeschlossen sind. Sie
findet sich übrigens nur an wenigen Vorkommnissen des L., so vor-
zugsweise auf den an verschiedenen Stellen der Küste von Labrador,
bes. bei Nain und auf der gegenüberliegenden St. Paulsinsel als Ge-
rolle neben nicht farbenspielendem Labradorit vorkommenden derben
Massen, sodann in Kanada, in Ingermanland, bei Ojamo in Finnland,
bei Kiew etc. Nicht farbenspielender, meist gi*auer, trüber L. findet
sich in den oben genannten Gesteinen an vielen Orten, u. a. gehört
hierher der Feldspat aus dem Närötal bei Gudwangen am SogneQord
in Norwegen, der in der Geschichte der Tschermakschen Theorie eine
gewisse Bolle gespielt hat. Der L. schmilzt leichter als Oligoklas
und wird von HCl fast vollständig zersetzt
(Tschermaky Min. Mittlgn. Bd. IV u. Y; BeoBch, Pogg. Ann. 120; Schränk
Sitzgsber. Wiener Ak. 60; Yogelsang, Archives neerland., Bd. lU, 1868; Viola,
Zeitschr. f. Kryst. XXXIV, 1901, pag. 171.)
Bytownlt (vergL pag. 630, 631).
Ab^ An^ bis An^ ; 49,1 — 43,0 SiO^ , ca. 96% ^w. Hierher gehören einige
Feldspate, welche man froher Änorthit nannte, so der derbe nnd aaf
Drusen auch auskrystallisierte aus dem sog. Forellenstein von Volpers-
dorf in Schlesien (mit Hornblende), der aus dem Gabbro des Badautals im
Harz und der in isländischen Ändesiten zum Teil etc. Das ursprünglich
B. genannte Mineral von Bytown in Kanada ist sehr stark verunreinigt
(Websky, Zeitschr. d. dentsch. geol. Ges. Bd. 16, 1864, 530; Zirkel, Tschermaks
Min. Mitügn. I, 1872, pag. 61.)
8au88urit ist eine sehr zähe, dichte, weiße oder grttnliche Masse, welche in
manchen Gabbros sich findet nnd znweilen eine feldspat- nnd zwar labradorit&hn-
liche Zusammensetzung zeigt Man hat es hier jedenfalls mit einer nnreinen Substanz,
wahrscheinlich einem metamorphen oder pnenmatolytischen Umwandlnngsprodnkt des
Feldspats zu tun. Manchmal stellt die Masse ein Gemenge von Plagioklas mit
Zoisit oder mit Skapolith dar. Bruch uneben, splitterig. G. = 2,65— 3,36. H. = 6
nnd 7. Korsika, Gegend von Genua, am Genfer See in Gerollen etc.
Feldspatähnliche Mineralien. Lencit. 635
Milarit HKCa^Al^^O^ = {H, E\ 0 . 2CaO . Äl^O^ . 12SiOt; mit 72,68
SiOi, Scheinbar hexagonale lange Prismen, die aber durch Drillingsbildung aus
rhombischen Individuen entstanden sind. G. = 2,59. H. = 5Vi— 6. Durchsichtig,
durch Erhitzen einachsig. Farblos, stark glasglänzend, im Yal Giuf bei Buäras in
der Schweiz auf Drusen im Granit. Erst in der Glühhitze geht Wasser weg.
(Ludwig, Tschermaks Min. Mittlgn. Vn, 347; Rinne, N. Jahrb. f. Min. 1885, n, 1.)
Als besonders kieselsäurereich schließt sich noch hier an:
Eudidymit HNaBeSHÖf^ = {H, Na\0 .BeO .BSiO^ mit 73,44 SiO^; farb-
lose, durchsichtige bis durchscheinende monokline, nach der Basis taflige und vielfach
verzwillingte Krystalle, sehr selten im Eläolithsyenit des südl. Norwegens und in Grön-
land. Ebendort auch der farblose rhombische Epididymit von derselben Zu-
sammensetzung und mit jenem zuweilen verwachsen; beide mit demselben spez.
Gew. = 2,548.
Feldspat&hnliche Mineralien.
(Leucit, Xephelingruppe, Sodalithgruppe, Skapolithgruppe.)
Alkali-Tonerde-Süikate, wie die Feldspate; vertreten diese in vielen Gesteinen
ganz oder teilweise.
Lencit (Amphigen).
K^AJ^Si^O^^ = K^O . Al^O^ . iSiO^ mit 54,97 SiO^, 23,50 Al^O^,
21,53 K^O, meist mit etwas Na^O.
Der Leucit krystallisiert in Formen (Fig. 617), welche dem regu-
lären Ikositetraeder 202 (211) sehr nahe stehen und welche man
auch früher für wirkliche Ikositetraeder (Leucitoeder)
gehalten hat. Man hat dann später gefunden, daß
die Erystalle nicht die Symmetrie des regulären
Systems haben, und sehrieb ihnen diejenige des
quadratischen Systems zu, so daß die Flächen o
als P (111) und i als 4P2 (421) aufgefaßt wurden. ^^^
Die Winkelmessungen ergaben nämlich im Mittel: ^^'
olo = 130» 3' (E. K) und iji = 131« 49' (S. K.); während beim
Ikositetraeder diese beiden Winkel = 131 ^ 48' 37" sein müßten.
Zwillingsbildungen nach den selten als Begrenzungsflächen auftretenden
Flächen u = 2Poo (201), welche die Ecken {iioo) abstumpfen, sind sehr
häufig. Dünne Lamellen sind nach diesen Flächen den Krystallen oft
in großer Zahl eingelagert; sie bilden auf den Flächen o und i aus-
und einspringende Winkel und eine mehr oder weniger feine Parallel-
streifung, wie sie bei den Plagioklasen auf der Fläche P zu sehen
ist. Am Ikositetraeder wäre eine solche Fläche u eine Granatoeder-
fläche und könnte daher nicht Zwillingsfläche sein; die ZwUlings-
verwachsung nach dieser Fläche ist also für sich allein schon ein
Beweis gegen die reguläre Form des Leucits. Nun hat man aber
beobachtet, daß auch nach den beim Ikositetraeder ebenfalls als Grana-
toederflächen aufzufassenden Flächen ooP (110), welche die Ecken (iiii)
636 Süikate.
unter den Flächen o abstumpfen würden, solche ZwillingslameUen in
ganz derselben Weise wie nach u eingelagert sind. Diese Flächen
würden an einem quadratischen Krystall dem ersten Prisma entsprechen,
dessen Flächen als Symmetrieebenen ebenfalls nicht Zwillingsflächen
sein können. Daher kann der Leucit keine höhere Symmetrie als die
des rhombischen Systems haben, aber mit sehr großer Annäherung
der Formen an das reguläre. Später wurde der Leucit durch Winkel-
messung als rhombisch erkannt Die Kombination Fig. 517 wird dann
von drei rhombischen Oktaedern gebildet: o = P (111) und ♦ = 4P2
(421) und 4P2 (241).
Höchst merkwürdig ist das Verhalten des Leucit in der Hitze;
er wird über 500*^ vollkommen isotrop und gleichzeitig verschwin-
den die Zwillingsstreifen auf den Flächen o und i, so daß bei dieser
Temperatur das Mineral vollkommen regulär ist Beim Erkalten wird
er wieder doppeltbrechend und seine Zwillingslamellen erscheinen
wieder, allerdings nicht notwendig mehr genau in derselben Weise,
wie vorher, aber genau nach demselben Gesetz. Der Leucit ist also
enantiotrop dimorph (282). Über 600^, seiner Entstehungstemperatur
in vulkanischen Gesteinen entsprechend, ist er regulär; bei der Ab-
kühlung geht er in eine bei niederer Temperatur stabile rhombische
Modifikation über. Die Leucitoederform Fig. 517 ist eine mimetische,
pseudoreguläre Grenzform (171).
Y. d. L. unschmelzbar. Durch Säuren unter Abscheidung schlei-
miger ELieselsäure vollkommen zersetzt. Kein Bl. Br., Bruch muschlig;
spröde ; H. = 5^ — 6 ; G. = 2,45 — 2,50. Farblos, gelblich, graulich, glas-
glänzend, auf den Brnchflächen etwas ins Fette ; durchscheinend, selten
durchsichtig; -|- D. Br. sehr schwach, (o = 1,508; e = 0,509.
Findet sich fast ausschließlich in vulkanischen, von der Tertiär-
zeit ab gebildeten Gesteinen, auch in rezenten Laven, vorzugsweise
in Europa, auf welchen Weltteil man das Mineral fi-üher beschränkt
glaubte. Wenig verbreitet in plutonischen Gesteinen von höherem als
tertiärem Alter. Selten aufgewachsen in durchsichtigen Krystallen
als Snblimationsprodukt vulkanischer Gase auf Hohlräumen von Aus-
würtlingen der Somma. Sehr häufig eingewachsen, meist trübe, mit
zahlreichen mikroskopischen Zwillingslamellen und nicht selten parallel
den Krystallflächen in Zonen gruppierten Einschlüssen von Magnet-
eisenkömern, Glas und Schlacke etc. ; meist ringsum schön auskrystalli-
siert, von Nußgröße bis zu mikroskopischer Kleinheit, in Leucitophyren,
Phonolithen, Leucittephriten, Leucitbasalten etc., meist in Begleitung
von Feldspaten und Nephelin. Größere Leucitkrystalle, häufig halb
lose im Gestein sitzend, finden sich z. B. an mehreren Orten am
Vesuv in älteren Laven, im Albaner Gebirge und an der Eocca mon-
fina, in eben solchen, im Leucitophyr von Rieden am Laacher See, in
Lencit. Nephelin. 637
Gesteinen des Eaiserstnhls im Breisgan etc. Zuweilen werden auch
lose Leucitkrystalle von den Vulkanen ausgeworfen, so z. B. 1855
vom Vesuv. Mikroskopisch kleine Leucite enthalten alle Laven am
Vesuv, im Albaner Gebirge und anderen Vulkanen in der Gegend
von Rom , viele vulkanische Gesteine des Laacher Seegebiets und des
Eaiserstuhls, die Leucitbasalte etc. im Erzgebirge, böhmischen Mittel-
gebirge, der Lausitz, Thüringer Wald, in Schonen etc. Äußereuropä-
ische Leucitgesteine sind z. Z. nur wenige und auch diese erat seit
kurzem bekannt z. B. auf Java, in Colorado, in Peru in Laven etc.
Der Leucit verwittert leicht, z. B. sind die großen Krystalle aus
dem Leucittephrit der Bocca monfina vielfach stark angewittert. Manch-
mal geht der L. unter Aufnahme von Na^O und H^Oia Analcim (Eaiser-
stuhl) oder in ein Gemenge von Sanidin und Ealiglimmer über (große
Erystalle von Ober- Wiesenthal im Erzgebirge) und bildet dann auch
wohl förmliche Pseudomorphosen. Am Vesuv finden sich solche, in denen
der L. in ein Gemenge von Nephelin und Sanidin verwandelt ist.
(G. Tom Bath, Sitzg^sber. Berl. Ak. 1872; N. Jahrb. f. Min. 1873; Pogg. Ann.
£rg.-Bd. VI, pag. 198; Sitzgsber. nat-Mst. Vereins Bonn 1883, pag. 42; G. Klein,
N. Jahrb. f. Min. BeiL-Bd. XI, 1898, pag. 1; Nachr. Gott. Ges. Wiss. 1884, pag. 139
nnd 421 ; Baumhauer, Zeitschr. f. Kryst. I, 1877, 257 ; Rosenbnsch, N. Jahrb. f. Min.
1885, 11; Hirschwald, Tschermaks Mineralog. Mittlgn. 1875; Weisbach, N. Jahrb. f.
Min. 1886, I, 143; Penfield, ibid. 1884, D, 224).
Pollux, Ein reguläres C8-Süikat: H^CsiAl^SigO^] wasserhell; spärlich mit
Eastor auf den Pegmatitgängen von Elba. Meist unregelmäßige hyalitähnliche
Kömer, selten ooOcxD (100) und 202 (211). G. = 2,9. H.«6.
Isomorphe Reihe des Nephelins,
B/iAk8uOs = RiO.Ak0^.2SiOt.B = Na, K, U. Hexagonal.
Nephelin : Na^Al^SnOf, = Na^O . Al^O^ . 2SiO,.
Kaliophilit (Phacelit): K^AkSitO^ = IC^O , Al^O^ .2SiOt.
Eukryptit : UtAl^Si^Of, = lA^O .^42,0,. 2SiOt.
Nephelin (mit Eläolith).
Die chemische Zasammensetzung dieses wichtigen und verbreiteten
Minerals wird etwas verschieden angegeben ; nach den neuesten Ana-
lysen wäre sie : R^Al^Si^O^^ = 48^ 0 . 4tAl^0^ . 9SiO^ ;R = H,Na,K mit
etwas CaO als Vertreter von R^O. Eine Analyse hat folgende Zahlen
geliefert: 44,08 SiO^, 33,28 AJ^O^, 16,00 Na^O, 4,76 K^O, 1,85 CaO,
0,15 JETjO. Wahrscheinlich hat der N. aber, wie synthetische Versuche
vermuten lassen, und wie sie entsprechend den anderen Gliedern der
isomorphen Gruppe zukommt, die einfache Formel: Na^Jl^Si^O^ =
Na^O . Al^O^ . 2SiO^. (Dölter, Zeitschr. f. Kryst. IX. pag. 321. 1884.) Alle N.
enthalten Spuren von Cl
638 Silikate.
Hexagonal. Prismen mit der Basis fehlen nie, daneben Dihexaeder,
welche die Kanten der Prismenflächen gegen die Basis abstumpfen,
oft zu mehreren übereinander, unter ihnen: P(lOll) mit einem Winkel
von 88 » 10' (S. K.) und a : c = 1 : 0,8390. Auch das 2. Prisma, Oiwie
Dihexaeder 2. Stellung finden sich in komplizierteren Kombinationen
(vergl. Fig. 623, 624). Die meist prismenförmig gestalteten Krystalle
scheinen nach ihrer Flächenentwicklung holoedrisch zu sein. Nach
den Ätzfiguren werden sie jetzt aber für pyi*amidal-hemiedrisch und
zugleich hemimorph gehalten (pyramidal-hemimorphe Klasse (81)), und
als komplizierte mimetische Ergänzungszwillinge aufgefaßt. (Banmhaner,
Zeitschr. f. Kryst VI. 1882. 209.) Kein deutlicher BL Br. ; Bruch muschlig.
Spröde ; H. = 5—6 ; G. = 2,58—2,64. Schwache — D. Br. Gelatiniert
jmt HCl sehr leicht und rasch; aus der Lösung scheiden sich NaCl^
Würfelchen aus. Schmilzt v. d. L. zu blasigen Glase.
Bildet nach Aussehen und Vorkommen ähnlich wie der Orthoklas
zwei wesentlich verschiedene Varietäten, eine „glasige", dem Sanidin
entsprechende, den eigentlichen Nephelin und eine „frische", entsprechend
dem gemeinen Feldspat, den Eläolith. Beide Varietäten sind so gut
wie ausschließlich auf Eruptivgesteine beschränkt; der glasige Ne-
phelin findet sich in jüngeren Ergußgesteinen, der Eläolith in alten
Tiefen- und Ganggesteinen.
1. Nephelin (glasiger N.). Farblos oder schwach gefärbt, glasglän-
zend, durchsichtig bis durchscheinend. Zuweilen wasserhelle Krystalle,
aufgewachsen auf Drusen vulkanischer Auswürflinge, besonders schön
an der Somma, auch im Albaner Gebirge und am Laacher See. Große
Krystalle, meist im Gegensatz zu den vorigen nur Prisma und Basis,
eingewachsen in manchen basischen vulkanischen Gesteinen, die danach
zuweilen Nephelindolerite genannt werden: Katzenbuckel im Oden-
wald, Löbau in Sachsen, Meiches im Vogelsberg. Mikroskopisch klein,
teils in Krystallen, teils in unregelmäßigen Partien, ebenfalls in vul-
kanischen Gesteinen und zwar sehr verbreitet ; im Nephelinbasalt als
Vertreter des Feldspats, in manchen Tephriten und Basaniten neben
Plagioklas (Nephelintephrit und -basanit), im Phonolith neben Sanidin.
Alle diese Gesteine sind von tertiärem oder jüngerem Alter; hierher
gehören auch manche Laven jetzt noch tätiger Vulkane (Vesuv).
2. Eläolith. Kräftig gefärbt, grün und rot, auch grau, braun und
bläulich; trübe und fettglänzend durch zahlreiche winzige Nädelchen
einer unbekannten Substanz, die u. d. M. sichtbar werden. Diese be-
wirken wohl auch, daß der E. erheblich leichter schmilzt, als der
glasige Nephelin. Selten in deutlichen Krystallen; meist als größere
derbe Kömer ein Bestandteil mancher Syenite, die danach Nephelin-
•oder Eläolithsyenite genannt werden. Ihre Hauptverbreitung ist im
südlichen Norwegen, bei Ditro in Siebenbürgen, im Umengebirge
Nephelingrnppe. Isomorphe Reihe des Sodaliths. 639
(Ural) bei Miask, im südlichen Portugal, in Brasilien, Arkansas, Grön-
land etc.
Der N. verwittert leicht und liefert verschiedene Verwitterungsprodukte, u. a.
Zeolithe (z. B. Natrolith), welche dann zuweilen die Form des ursprünglichen
Nephelins haben. Dies ist z. B. am Eläolith des südl. Norwegens beobachtet, sowie
am vulkanischen N. des Eaiserstuhls. Ein etwas anderes Yerwitterungsprodukt des
südnorwegischen Eläoliths ist Hydronephelit genannt worden. Auch Pseudo-
morphosen nach Nephelin von der Znsammensetzung des Ealiglimmers oder Finita
kommen vor, so der grünliche Liehenerit in einem Porphyr hei Predazzo in Tirol
und der braune Gieseckit aus Grönland, beide in trüben hexagonalen Prismen
mit Basis.
In naher Beziehung zum N. stehen auch der
Davyn, in kleinen wasserhellen hexagonalen Erystallen von der Somma und
auf Hohlräumen von Yesuvlaven als Snblimationsprodukt, und die feinen oft in Büscheln
gruppierten Härchen des Mikrosontmit, ebenfalls ein Sublimationsprodukt in
Yesuvlaven. Beide stehen dem N. in Erystallform und chemischer Zusammensetzung
sehr nahe, der D. enthält aber neben der N.-Substanz etwas CaCOzt der M. etwas
JBTjO, CaOj Cl (7—9%), SO, etc. Beide sind wohl nicht wesentlich voneinander ver-
schieden. In ähnlicher Beziehung steht der
Cancrinit zu dem Eläolith; er ist im Ansehen dem E. ähnlich, hexagonal,
rosenrot, gelb, grün oder blau, aber meist derbe, fettglänzende und trübe Stücke.
Enthält neben der Substanz des E. ebenfalls etwas CaCOz und H^O. Ditro in Sieben-
bürgen, Brevik in Norwegen, Litchfield in Maine, Miask im Ilmengebirge, überall im
Eläolithsyenit Bei allen diesen Mineralien ist, wie es scheint, nicht CaCOi etc. der
Substanz des Nephelin beigemengt, sondern es liegt eine Molekularverbindung vor.
(Eauff, Ztschr. f. Kryst. H, 1878, 468.)
Kaliophilit (Phacelit). K^AltSi^O^, Ein Ealinephelin in Form feiner hexa-
gonaler, farbloser, durchsichtiger, wenn in Büschel vereinigt seidenglänzender Nadel-
eben. G. = 2,49. H. == 6. Aufgewachsen in Hohlräumen von Sommaauswürflingen.
Eukryptit i/isii^StsOg. Ein Lithionnephelin, der weiße, fasrig dichte
Aggregate bildet und durch Zersetzung von Spodumen entstanden ist. Branchville
in Connecticut.
Isomorphe Reihe des Sodaliths.
Diese Mineralien enthalten neben einem dem Nephelin sehr ähn-
lichen oder gleichen Silikat: Na^Äl^Si^O^ = Na^O . Al^O^ . 2SiO^ stets
noch ein Chlorid oder ein Snlfat oder anch beides oder Na^S^. Alle gela-
tinieren wie der Nephelin leicht nnd vollkommen mit HCl und geben wie
dieser -NaCif- Würfelchen. Sie krystallisieren regulär, vorwiegend in
Rhombendodekaedem, deren Flächen deutliche Bl. Br. parallel gehen.
Die Ätzfiguren weisen auf tetraedrische Hemiedrie. Zwillinge häufig
(Fig. 261); zuweilen durchdringen sich auch die Individuen und es
entstehen Penetrationszwillinge mit einspringenden Winkeln.
Zur Sodalithgrupppe gehören:
SodaUth : SNa^Al^Si^ Og + 2NaCl.
Nosean : SNa^Al^Si^ Og + 2Na^S0^.
Haüyn: 3(2Va„ Ca) Al^Si^O^ -\- 2{Na^, Ca) SO^.
Lasurstein: SNa^Al^Si^O^ + 2Na^S^.
(Vogelsang) die natürlichen Ultramarinverhindungen 1873.)
640 Silikate.
Sodallth.
SNa^AhSi^O^ . 2NaCl; 37,08 SiO^, 31,71 Äl^O^, 25,50 Na^O, 7,31 Cl.
Zuweilen deutliche Erystalle : ziemlich vollkommen spaltbare Granato-
eder, selten mit anderen Formen (Würfel, Oktaeder, Ikositetraeder
202 (211)). Zwillinge nach der Oktaederfläche, nach der Zwillings-
achse znweilen stark verlängert. G. = 2,2—2,4. H. = 5— 6. Leicht
schmelzbar und von HCl zersetzt (siehe oben); löst sich zuerst auf,
und aus der Lösung scheidet sich nachher Eieselgallerte ab. Bildet
wie der Nephelin zwei Varietäten, die vollkommen auf Eruptivgesteine
beschränkt sind. Die „glasige" Vaiietät der jflngeren vulkanischen
Gesteine ist farblos, glasglänzend, auf dem Bruch ins Fettige, durch-
sichtig bis durchscheinend. Meist nur mikroskopisch kleine Eryställ-
chen oder Kömer in Trachyten und Phonolithen. Hierher auch die
größeren Erystalle, die man nur aufgewachsen auf vulkanischen Aus-
würflingen und Gesteinen kennt, besonders an der Somma, im Albaner-
gebirge, auf Ischia (im Trachyt) und am Laacher See. Die „frische^
Varietät der älteren Tiefengesteine ist trübe, gefäi'bt (blau, grün, rot),
mehr fettglänzend und findet sich in größeren derben Eömem in
Eläolithsyeniten : Ditro in Siebenbürgen (blau); Brevik in Norwegen;
Miask im Qmengebirge (blau, früher Cancrinit genannt) ; Eangerdluarsuk
in Grönland (grün; hier auch deutliche Erystallformen). Enthält viele
mikroskopische Einschlüsse.
Niflsean (Spinellan).
SNa^ÄloSi^O^ . 2Na^S0^ mit etwas Ca, doch sind die Analysen
schwankend und auch etwas Cl in isomorph beigemischter Sodalith-
substanz ist vorhanden. Grau, durch Erhitzen oft blau, auch rot;
glasglänzend. G. — 2,25—2,27. H. = 5—6. Nur in vulkanischen
Gesteinen. In aufgewachsenen deutlichen granatoednschen Erystallen,
besonders in den Sanidingesteinen am Laacher See. Sodann in Form
unregelmäßiger Eömer als Bestandteil vieler Phonolithe etc., beson-
ders ausgezeichnet u. a. im Laacherseegebiet, auch am Hohentwiel im
Hegau etc. Verwitterter N. ist der derbe graue Ittnerü von Ober-
bergen im Eaiserstuhl, ebenso auch der ähnliche Skolopsit von dort ; beide
sind zum Teil in Zeolithe umgewandelt.
Hafiyn.
Vom Nosean nur durch einen größeren Ealkgehalt unterschieden;
beide sind vielleicht am besten zu vereinigen. G. = 2,4 — 2,5.
Meist blau, zuweilen grün, auch rot und schwarz, selten farblos (Ber--
jgdin). Nur vulkanisch. Im Peperin des Albaner Gebirgs (Albano,
San Marino), am Vesuv, am Vultur bei Melfi, wo er ganz besonders
reich an mikroskopischen gastörmigen Einschlüssen ist, hier in großer
Lasurstein. Isomorphe Reihe des Skapolith. ß41
Menge in der sog. Haüynophyrlava ; in den Sanidinitblöcken und in den
valkanischen Sauden am Laacher See in blauen Körnern, seltener in
deutlichen Krystallen; in der basaltischen Mühlsteinlava bei Nieder-
mendig in derben blauen Kömern; auch zuweilen in mikroskopisch
kleinen Kömchen in anderen Basalten.
Lasurstein (Lapis lazuli, Lasurit).
Der Lasurstein bildet mehr oder weniger tief blaue, seltener grüne
oder violette Körner im Kalk und zwar nur in Kontaktzonen ; er ist stets
eine Kontaktbildung. Als Seltenheit findet man im Kalk regelmäßige
granatoedrische Kry stalle ohne deutliche Spaltbarkeit von ziemlicher
Größe, meist aber unregelmäßige Kömer. Diese sind von verschiedener
Zusammensetzung. Der größte Teil ist Hatiyn, (ca. 757o)j der kleinste
Sodalith; ca. 16% sind die spezifische Lasurstein Substanz von der
Formel: SNa^Äl^Si^O^ . 2Na.2'^^, die vielleicht mit der des Ultramarins
übereinstimmt; es ist natürliches Ultramarin. H. = 5^. G. = 2,38
bis 2,42. Ziemlich leicht v. d. L. schmelzbar und entfärbt. Mit HCl
gelatinierend unter Entwicklung von jH^S-Gemch und ebenfalls entfärbt.
Die blauen Kömer häufen sich zuweilen im Kalk sehr stark an, so
daß die ganze Masse schön blau ist, aber stets trübe, höchstens kanten-
durchscheinend. Dazwischen nicht selten kleine Schwefelkieskryställ-
chen. Wenn an einzelnen Stellen im Kalk die blauen Körner fehlen,
wird die Masse weiß gestreift oder gefleckt, und wenn sie nur in ge-
ringer Menge vorhanden oder wenn sie weniger dunkel gefärbt sind,
wird die Farbe hell und matt. Die schön dunkelblauen Stücke sind
zur Herstellung von Schmucksteinen und von kleinen Gebrauchsgegen-
ständen sehr geschätzt; früher wurde eine Malerfarbe (natürliches
Ultramarin) daraus gewonnen. Die Hauptfundorte sind in Zentralasien
und zwar in Badakschan am Oberlauf des Oxus, ferner am westlichen
Ende des Baikalsees. In der Cordillere von Ovalle in den chilenischen
Anden, hier z. T. grün und beim Erhitzen prächtig phosphoreszierend.
Kleine Mengen in den Kalkauswürflingen der Somma, meist erdig.
(Bäckström und Brögger, Ztschr. f. Kryst. XVI, 186 und XVni, 231.)
Sackmanit. Regnlär, mit A^firin das Tawit genannte Gestein anf der
Halbinsel Kola bildend, hell rotviolett, aber an der Luft sich entfärbend, ist eine iso-
morphe Mischung von Sodalith und farbloser IJltramarinsubstanz. H. = 5. G.=
Isomorphe Reihe des Skapolitha.
Hierher gehört eine Anzahl feldspatähnlich zusammengesetzter Al-
kalitonerdesilikate von schwankender Zusammensetzung, welche wie die
Plagioklase neben Al^O^ vorzugsweise noch CaO, oder Na^O, oder beides
nebeneinander enthalten, und zwar auch derart, daß mit steigendem
iVagO-Gehalt der SiO^-Oehalt zu-, mit steigendem Ca0-6ehalt dagegen
Bauer, Mineralogie. ^^
642 SUikate.
abnimmt. Um die mannigfach von einander abweichenden Analysen
unter einem Gesichtspunkt auffassen zu können, hat man alle diese
Mineralien wieder in derselben Weise wie die triklinen Feldspate als
Mischungen aus zwei isomorphen Grundverbindungen, einer CaO-hal-
tigen, -WoRaO-freien, dem Meionü ähnlichen {Me) mit weniger SiO^
(analog dem Anorthit) und einer ßaO-freien, Na^O- und etwas C/-hal-
tigen, dem Marialiih ähnlichen (Mä) mit mehr SiO^ (analog dem Albit)
abgeleitet. Diesen Grundverbindungen werden die atomistisch gleich-
artigen Formeln zugeschrieben:
Meionitsubstanz :
Me = 8CaO . 6Al,0^ . 12SiO^ = Ca^A\^Si^^O^^ oder Ca^Al^Si^O^^;
Marialithsubstanz :
Ma = BNa^O . 2NaCl . 3Al,^0^ . 18SiO^ = Na^Al^Si.^O^^Cl^ oder
Na^Al^Si^O^^Cl
entsprechend der Zusammensetzung:
Me = 40,31 SiO^ + 34,60 Al^O^ + 25,09 CaO = 100
Ma = 63,83 SiO^ + 18,26 Al^O.;, + 14,66 Na^O +
4,20 Ol = 100,95.
Diese beiden Substanzen kommen in den zwei genannten Mine-
ralien nicht in vollkommener, aber doch in ziemlicher Keinheit vor.
Für die Na^O neben CaO enthaltenden Zwischenglieder geben die
Analysen intermediäre Werte, und man hat angenommen, daß sie aus
Me und Ma isomorph gemischt seien und also unter dem Schema:
mMe -\- nMa dargestellt werden können. Dies ist aber nur möglich,
wenn man einen kleinen K^O-GehaXt, den man fast stets findet, ver-
nachlässigt und wenn man gleichzeitig kleine Mengen CO^, SO^, MgO,
Kfi etc. unberücksichtigt läßt, von denen allerdings noch nicht fest-
gestellt ist, welche Kolle sie in den Skapolithen spielen, ob sie zu
der Verbindung gehören, oder ob sie eine Folge von fremden Bei-
mengungen oder z. T. von in vielen Fällen eingetretener beginnender
Verwitterung sind.
(Tschennak, Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 88, 1883. Vergl. dagegen: Bammels-
berg, Sitzgber. Berl. Ak. 1885, pag. 589.)
Alle diese Mineralien sind quadratisch mit nahe übereinstimmen-
den Winkeln und zwar pyramidal-hemiedrisch ; die Krystalle sind in
der Richtung der Hauptachse verlängerte Prismen (Fig. 518 — 520).
Der Winkel des Hauptoktaeders in den E. K. schwankt bei allen um
136« (136« 12'— 135« 56'). Das Achsenverhältnis a : c schwankt
zwischen 1 : 0,4393 (Meionit) und 1 : 0,4425 (Marialith). Die häufigsten
Formen sind: o = F (111); t = Poo (101); z = 3P3 (311), die
Kanten ajo einseitig abstumpfend ; ferner die Prismen : i == ooP (110) ;
a = ooPoo (100) ; f = ooP2 (210). Die Hemiedrie zeigt sich in der
Verteilung der Flächen -ef(Fig. 518) oben und unten an den abwechselnden
Skapolithgrappe.
643
Prismenkanten, auf derselben Seite der Kante a/J. Dies ist aber gewöhn-
lich nicht zu sehen, da die Erystalle meist an einem Ende aufgewachsen
sind; die Verteilung der Flächen e ist auch nicht selten unregel-
mäßig (v. KokBcharow, Materialien etc. 11. 1854, pag. 88). Für die Hemiedrie
sprechen auch die Ätzflguren auf den Prismenflächen : Trapeze, welche
so gestellt sind, daß sie nach oben und unten gleiche, nach rechts
a
H^f
f-
Fig. 518.
Fig. 519.
und links verschiedene Ausbildung zeigen. Parallel den Prismen-
flächen gehen deutliche Blätterbrtiche, nach a vollkommener als nach 6.
H. = 5—6, zuweilen mehr; G. schwankend je nach der Zusammen-
setzung: für Me ist G. = 2,764; für Ma G. = 2,566; für die Misch-
ungen beider liegen die Zahlen zwischen diesen, und zwar ist G. um so
größer, je größer die Menge von Jtfe, d. h. je kleiner der SiO^- und
der Na^O'^ je größer der CaO- und der JigOg-Gehalt.
„Glasige"Skapolithefindensichin vulkanischen Gesteinen auf Drusen-
räumen aufgewachsen und auch als Gemengteil eingewachsen; solche
im „frischen" Zustande in krystallinischen Schiefern, im Gneiß etc.,
stellenweise massenhaft, förmlichen Skapolithfels bildend; besonders aber
im kömigen Kalk als Kontaktgebilde. Der „frische" Skapolith ist
sehr viel reichlicher vorhanden, als der „glasige". Die vulkanischen
Sk. sind glasglänzend, durchsichtig, häufig farblos, nie intensiv ge-
färbt; die „frischen" Sk. der krystallinischen Schiefer sind undurchsichtig,
trübe, wenig glänzend, meist grau oder doch wenig gefärbt, zuweilen
aber doch intensiver, grün, blau, rot etc.; ihr Glasglanz geht ins Perl-
mutterartige und Fette.
Die Brechungskoefflzienten sind niedrig, also die Lichtbrechung
gering. Dagegen ist die Differenz des ordentlichen und außerordent-
lichen Brechungskoeffizienten groß, also die Doppelbrechung, die stets
— ist, stark. Beispielsweise ist für den Meionit vom Vesuv : w = 1,594,
B = 1,558 ; w — 6 = 0,036. Lichtbrechung und Doppelbrechung werden
mit abnehmendem Kalkgehalt und zunehmendem Natron geringer.
Die Skapolithe schmelzen meist unschwer unter Aufschäumen;
sie sind z. T. durch HCl zersetzbar, um so leichter, je mehr Me sie ent-
halten, also je SiOg -ärmer und CaO-reicher sie sind. Die SiO^ wird dabei
nicht als Gallerte, sondern als ein schleimiges Pulver ausgeschieden.
Marialith und die ihm nahestehenden sauren Mischungsglieder werden
41*
644 Silikate.
von HCl nicht angegriffen. Die Skapolithe unterliegen auch leicht der
Verwitterung, wodurch ihre Zusammensetzung nicht unwesentlich ver-
ändert wird. Hierauf schob man fr&her fast ausschließlich die große
Verschiedenheit der Ergebnisse der Skapolithanalysen, welche mit Ej-y-
stallen von vollkommener krystallographischer Übereinstimmung an-
gestellt wurden. Vermöge der leichten Verwitterbarkeit bildet der Sk.
nicht selten, wie der Feldspat, Kaolin, sogar an einzelnen Stellen in gi*oßen
Massen (Passau), sowie Glimmer, Epidot, Albit und andere Mineralien,
welche sich zuweilen als Pseudomorphosen in der Form des Sk. finden.
Namentlich sieht man häufig die Skapolithprismen mit einer mehr
oder weniger dicken Schicht von Muscovitblättchen bedeckt, welche
durch Umwandlung aus dem Sk. entstanden sind. Skapolith entsteht
aber auch durch Umwandlung aus anderen Mineralien, besonders aus
Feldspat, z. B. auf den Apatitlagerstätten bei Bamle und Ödegarden
im südl. Norwegen, wo der Plagioklas des Gabbro in Sk., der Augit
in Hornblende, also das Gestein in ein Skapolith-Homblendegestein
abergegangen ist. Ähnlich im Ophit der Pyrenäen.
Nach der Zusammensetzung unterscheidet man drei Gruppen hier-
her gehöriger Mineralien, alle drei ein vulkanisches, wasserhelles
glasiges Glied enthaltend, an welches sich eine Anzahl trüber Mineralien
aus dem Gebiet der krystallinischen Schiefer etc. anschließt. Diesen
letzteren Skapolithen hat man viele Namen gegeben, unter denen
Skapolith und Wemerit die verbreitetsten sind. Außerdem sind noch
einige ähnlich zusammengesetzte quadratische, aber ihrer Zusammen-
setzung nach in das Schema mMe -f- nMa nicht ganz hineinpassende
Mineralien der nahe übereinstimmenden Krystallform wegen hier an-
geschlossen (vergl. Sarkolith und die Melilithgruppe, pag. 645).
1. Meionügruppe, Me bis Me^Ma^^ 40—48 SiO^\ von HCl voll-
ständig zersetzbar. Meionit bildet kleine wasserhelle Prismen von der
Form Fig. 518, 519, aufgewachsen auf Drusenräumen der Sommaaus-
würflinge und am Laacher See; sehr selten an beiden Enden aus-
gebildet ; G. = 2,72—2,73. Die zugehörigen trüben, stets langsäulen-
förmig ausgebildeten Mineralien hat man unter dem Namen Wemerü
zusammengefaßt ; es sind die Vorkommnisse im Kalk, aus den Magnet-
eisenlagem von Arendal in Norwegen, sowie von Pargas in Finnland
und von Bolton in Massachusetts, welche früher Wemerit, Skapolith,
Paranthin etc. genannt worden sind, wenigstens zum großen Teil;
femer ein blauer Sk. vom Gulsjö in Schweden, ebenso der graue oder
grüne NuUalith von Bolton in Massachusetts, der blaue GUukoUih vom
Baikalsee und der hellgrüne Stroganaunt, durch Verwitterung (/Öl-
haltig, ebendaher. Andere verwitterte Sk. dieser Reihe sind Algerit
und Wilsonit genannt worden.
2. Miezonügrupp^ Me^Ma^ bis Me^Ma.2j 48—56 SiO^-, von HCl
Skapolithgruppe. Melilithgrnppe. 645
nnvollständig zersetzt. Miezonit bildet wasserhelle Kryställchen, ähn-
lich wie der Meionit in den Sommaanswürflingen und am Laacher
See, aber von der Form Fig. 520. Die trüben Glieder dieser Gruppe
werden unter dem Namen Skapöliih (im engeren Sinn) vereinigt. Hier-
her gehören ebenfalls einige von den früher mit dem Namen Paran-
thin, Wemerit, Skapolith etc. belegte Krystalle von Arendal, u. a.
die stark durchscheinenden und die intensiv ziegelroten von dort,
femer ein Teil der ganz ähnlichen Krystalle von Gnisjö in Schweden,
von Pargas in Finnland {Ersbyit und SkoJexerose), von Gouverneur in
New- York, von Bolton etc. Hierher rechnet man sodann den Eke-
hergü von Hesselkulla in Schweden, sowie namentlich den PorzeUan-
spat von Ha&erzell bei Passau in Bayern (Passauit), lange weifle
Strahlen, stark verwittert, z. T. in Kaolin umgewandelt, in größeren
Massen dem Gneiß eingelagert. Endlich gehört hierher auch der
etwas verwitterte Farälogit vom Baikalsee und, auf der Grenze zur
ersten Gruppe, der Äfheriastit, gleichfalls angewittert, von Arendal.
3. Marialithgruppe. Me^Ma^ bis Ma, 56—64 SiO^ ; von HCl nicht
zersetzt. Marialiih, kleine wasserhelle Kryställchen, aus dem Pipemo,
einer Trachytlava von der Pianura in den phlegräischen Feldern bei
Neapel. Die trüben hierher gehörigen Mineralien von Bolton, Solberg
in Schweden, ßipon in Kanada etc. werden zusammengefaßt unter
dem Namen Biponit. Hierzu gehören auch der Dipyr aus dem Kalk
von Bagnferes de Bigorres in den Pyrenäen und der davon wohl nicht
verschiedene, nur etwas veränderte Couseranü von dort, der sog.
Prehmtoid von Wexiö in Schweden etc., diese alle auf der Grenze
zur 2. Gruppe stehend.
An die Familie der Skapolithe schließen sich einige ähnlich zusammengesetzte
nnd in der quadratischen Erjstallform mit diesen nahe übereinstimmende Mineralien
an, die aber nicht als eine Mischung des Me- und des Afa-Silikats aufgefaßt werden
können :
Sarkolith, Na^CasAl^SigOgß, Quadratisch ; pyramidal - hemiedrisch.
ooJRx) (100) . OP (001) . P (111), mit etwas anderen Winkeln als die eigentlichen
Skapolithe, z. B. Meionit (a : c = 1 : 0,4437) und auch CaO-reicher als dieser (32,36 CaO).
Er bildet fleischrote, durchsichtige ErystaUe in den Auswürflingen der Somma, und
in ähnlicher Weise findet er sich auch am Braccianer See nördlich Rom. H. = öVt— 6.
G. = 2,54.
Melilithgruppe.
Quadratisch, sehr ähnlich Skapolith.
Gehlenit: (Ja^AliSitOiQ.
Äkermanit: Ca^Si^Oio.
Melilith: Mischung beider zu etwa gleichen Teilen.
Fuggerit-, „ 10 Mol. Gehlenit + 3 Mol. Äkermanit
Gehlenit C(hÄkSi^Oio = ^CaO . -4Z,0, . 2Si02 mit etwas MgO, FeO und Fe^O^.
G. = 3,0. H. = 5— öVa. Trübe, grünlichgraue bis braune, mit HCl leicht gelatinierende,
niedere, würfelähnliche, quadratische, Prismen, a:c:=l:0,4006, mit ziemlich deutlicher
646 Silikate.
Spaltbarkeit nach der Basis ; in der Kontaktzone im Kalk am Monzoni und bei Predazzo
in Sttdtirol, sowie bei Orayicza im Banat. Bildet sich anch in CaO-reichen basischen
Schlacken. Ein sehr ähnlich aussehendes Eontaktgebilde vom Monzoni ist anch der
hellgrüne bis weiße Fuggerit von der genannten Zusammensetzung. Er bildet
dieselben Erystalle wie der Gehlenit, ist aber vollkommener basisch spaltbar, h&rter,
schwerer und stärker lichtbrechend, aber außerordentlich schwach doppelbrechend.
Äkermanit CaßitOio = ^CaO .SSiO^ ist als Mineral von natürlicher Ent-
stehung nicht bekannt, bildet sich aber in manchen OaO-reichen basischen Schlacken.
MelUitli (Humboldtilith, SommervüUt).
Enthält die beiden obigen Silikate des Gehlenits und Äkermanits
etwa zu gleichen Teilen, entsprechend der Formel: Goj J-ijS^Og^ :=
SCaO.Al^0^.2SiO^-^iCa0.3SiO^', daneben etwas MgO und Na^O,
sowie Fe^O^. Der M. ist CaO-reicher als alle Skapolithe (32% CaO).
Er bildet auf den Drusenräumen vulkanischer Gesteine aufgewachsene
kleine tafelförmige oder kurzsäulenförmige, seltener langgestreckte bis
nadeiförmige Kryställchen, zuweilen auch strahlige Aggregate. Meist
kurze quadratische Prismen mit der Basis : ooPoo (100), 0P(001), seltener
cx>P(110), ooP3 (310) und P (111). Die Winkel sind etwas von denen
der Skapolithe verschieden ; a:c=l: 0,4548. Nach der Basis mehr
oder weniger deutlich spaltbar. H. = 5— 5^. G. = 2,90 — 2,85. Gelb-
lichweiß bis gelblichbraun, auch grau. Durchscheinend. Glas- bis
fettglänzend. Schwach doppeltbrechend, -f- ^"^d — . Schwer schmelzbar.
Mit HCl leicht gelatinierend.
Aufgewachsen am Capo di Bove bei Rom und am Herchen-
berg im Brohltal in den dortigen Laven; selten am Vesuv in den
Sommaauswürflingen {Humboldtilith oder Sammervülä^ meist weiß bis
grau). Häufiger als mikroskopischer Gemengteil Leucit und Nephelin
führender Basalte, vor allem derer, in deren Drusenräumen Melilith-
krystalle aufgewachsen sind (Capo di Bove und Herchenberg), aber
auch in der schwäbischen Alp, in der Eifel, im Erzgebirge, auf der Insel
Alnö in Schweden, der Sandwichinsel Oahu etc. (Melilithbasalte). Der
M. bildet hier meist rechteckige, in der Richtung der c- Achse verkürzte
Durchschnitte, zuweilen mit einer eigentümlichen sog. Pflockstruktur.
(Stelzner, N. Jahrb. t Min. n. Beil.-Bd. 1882, pag. 369.)
Gruppe des Pyroxens und des Amphibols.
Die Pyroxene und Amphibole (Augite und Hornblenden) bilden
eine isodimorphe Gruppe, z. T. sehr wichtiger und verbreiteter Mine-
ralien von der Zusammensetzung der Metasilikate (Bisilikate). Die
sämtlichen Augite und Hornblenden sind je untereinander isomorph
und beide Beihen stehen zueinander im Verhältnis des Dimorphismus.
Die chemische Zusammensetzung der Pjrroxene sowohl als
die der Amphibole ist sehr mannigfaltig, was sich durch die vielfach
Gruppe des Pyroxens nnd des Amphibols. 647
wechselnde isomorphe Mischung einer Anzahl von Grund Verbindungen er-
klären läßt. In beiden Reihen spielen Verbindungen von der allgemeinen
Formel : RO . SiO^ = R^^SiO^ eine hervorragende Ex)lle, in denen vor-
zugsweise R0= CaO und MgOy entweder jedes für sich allein, oder beide
nebeneinander in festen Verhältnissen auftreten. MgO ist vielfach ganz
oder teilweise durch FeO isomorph ersetzt ; auch MnO und ZnO treten
zuweilen auf. Diese Verbindungen setzen manche hierhergehörige
Mineralien ganz allein zusammen und bilden dann die tonerdefreien
Pyroxene und Amphibole. Sehr häufig ist aber auch eine gewisse
stark wechselnde Menge Tonerde vorhanden (tonerdehaltige Pyroxene
und Amphibole, auf die nicht selten die Namen Augit und Hornblende
beschränkt werden). In diesem Fall gesellt sich zu jenen Verbindungen
als isomorphe Beimischung ein Alumosilikat, dessen Zusammensetzung
man aus den Analysen berechnen kann, das aber für sich allein
noch nicht beobachtet worden ist. Bei den Pyroxenen und bei
manchen Amphibolen hat es die Formel: MgAl^SiO^, bei manchen
anderen Amphibolen ist es wohl noch nicht sicher bestimmt. Al^O^ ist
darin zuweilen durch Fe^O^, MgO durch FeO teilweise ersetzt. Auch
Alkalien sind in manchen Gliedern beider Reihen vorhanden, vorzugs-
weise Natron, und zwar namentlich neben Tonerde oder auch neben
Eisenoxyd. Manche Pyroxene und Amphibole sind reine Metasilikate von
Natron und Tonerde resp. Eisenoxyd von der Formel: Na^O . Al^O^ ASiO^
= NaoAl^Si^0j^2 r^sp. NaAlSi^O^ etc. Häufig ist ein derartiges Silikat
den schon erwähnten isomorph beigemischt (Natronpyroxene und -amphi-
bole), beide von geringer Verbreitung. Ein Lithiontonerdesilikat von
obiger Formel ist der zur Pyroxenreihe gehörige Spodumen. K^O spielt
eine ganz untergeordnete Rolle. Einige Amphibole enthalten eine
kleine Menge Fluor als Vertreter von Sauerstoff. In gewissen seltenen,
vorzugsweise wegen der nahen Übereinstimmung der Krystallform zu
den Pyroxenen gerechneten Mineralien ist ein Teil der Kieselsäure durch
Zirkonerde ersetzt (Zirkonaugite). Ihre Zusammensetzung ist aber
z. T. sehr kompliziert und noch nicht genau genug erforscht, so daß
ihre Stellung vielleicht als zweifelhaft anzusehen ist.
Was die krystallographischen Verhältnisse anbelangt, so
gehören die Formen sowohl der Pyroxene als die der Amphibole zumeist
dem monoklinen, teilweise aber auch dem rhombischen und dem triklinen
System an. Aber trotz dieser Verschiedenheit in der Symmetrie sind
doch die Winkel aller Pyroxenkrystalle und die aller Amphibolki-ystalle
je untereinander so nahe übereinstimmend, wie das nur bei isomorphen
Substanzen der Fall zu sein pflegt. Allerdings sind infolge der großen
chemischen Verschiedenheiten in jeder Reihe nicht unerhebliche Diffe-
renzen in den krystallographischen Konstanten vorhanden. Diese sind
aber nicht größer als in manchen anderen isomorphen Gruppen und
648 Silikate.
rhombische und monokline Formen sind häufig parallel miteinander
verwachsen, so daß auch hier an dem Isomorphismus nicht zu zweifeln
ist. Die Folge der Übereinstimmung in den Winkeln ist, daß man
auch die monoklinen und triklinen Amphibole und Pyroxene auf
beinahe rechtwinklige Achsensysteme beziehen kann, die ganz denen
der rhombischen Glieder entsprechen. Voneinander unterscheiden
sich die beiden Reihen durch die Formenausbildung, die Winkel und
die Spaltbarkeit der Krystalle.
An den Pyroxenkryställen trifft man stets ein Prisma, dessen deut-
lich, aber nicht sehr vollkommen spaltbare Flächen sich unter einem
Winkel von ca. 87|® (bei den monoklinen Formen in der Symmetrie-
ebene) schneiden. Es besteht also eine große Annäherung an das
rechtwinklige Prisma des quadratischen Systems. Man kann daher
die Pyroxene als wenigstens in der Prismenzone pseudoquadratisch
bezeichnen, um so mehr als die Kanten dieses Prismas meist durch die
beiden Pinakoide abgestumpft werden, so daß der Anschein einer
Kombination beider quadratischen Prismen hervorgerufen wird.
Demgegenüber zeigen die Amphibole eine pseudohexagonale Aus-
bildung. Bei ihnen ist stets ein Prisma vorhanden, dessen sehr voll-
kommen spaltbare Flächen unter einem Winkel von ca. 124^ zusammen-
stoßen (bei monoklinen in der Symmetrieebene) und dessen seitliche
scharfe Kante sehr gewöhnlich durch die Längsfläche abgestumpft
wird. Man erhält auf diese Weise den Anschein eines hexagonalen
Prismas, dem nicht selten eine ausgeprägt rhomboederähnliche End-
begrenzung entspricht.
Einige nähere Beziehungen zwischen den Krystallformen der
Pyroxene und Amphibole werden wir noch betrachten, wenn wir erst
die beiden Mineralien selbst näher kennen gelernt haben (pag. 673).
Zwischen der Krystallform und der chemischen Zusammensetzung
bestehen gewisse Beziehungen, die besonders bei den Pyroxenen her-
vortreten. Ehombisch sind alle reinen Magnesia-, resp. Magnesia-
eisenoxydulpyroxene ohne Kalk, Alkalien, Tonerde und Eisenoxyd.Tritt
einer oder der andere dieser letzteren Bestandteile auf, für sich oder
neben jenen, dann ist die Verbindung monoklin. Ist Mangan das
einzige Metall oder spielt es eine hervorragende Rolle, dann pflegt
das Mineral triklin zu sein; doch sinkt einerseits im triklinen
Babingtonit der -MnO-Gehalt zuweilen auf kaum 2 7o herunter, während
er andererseits im monoklinen Schefferit und Jeffersonit auf 10 ^/o
steigen kann. In der Amphibolreihe ist diese Beziehung in ähnlicher
Weise vorhanden, aber weniger ausgeprägt. Auch hier sind die
reinen Magnesia-, resp. Magnesiaeisenoxydulverbindungen durchweg
rhombisch, doch tritt daneben z. T. schon eine gewisse Menge Tonerde
auf, aber kein Kalk und keine Alkalien. Mit deren Erscheinen wird
Gruppe des Pyroxens nnd des Amphibols. 649
das Erystallsystem stets monoklin oder auch triklin. Das Mangan
spielt hier eine viel geringere Rolle als in der Pyroxengruppe.
Der Dimorphismus der in den Pyroxenen und in den Ämphibolen
enthaltenen Substanz tritt hervor, wenn man die einzelnen Glieder
beider Reihen speziell vergleicht. Manche zeigen chemisch vollkommene
Übereinstimmung bei verschiedener Krystallform, während allerdings
manche andere spezielle Verbindungen nur entweder in der einen oder
anderen Reihe anzutreffen sind. Die Substanz {Mg^ FejSiO^ krystalli-
siert in der Augitform und bildet so die rhombischen Pyroxene. Sie
kiystallisiert aber auch in der Amphibolform und bildet den Antho-
phyllit Die Substanz Na^Äl^Si^O^^ findet sich in dem zur Pyroxen-
gruppe gehörigen Jadeit, und auch in dem Glaukophan, einem Glied der
Amphibolgruppe etc. In anderen Fällen trifft man in einem Pyroxen
dieselben Bestandteile wie in einem Amphibol, jedoch in anderen
Mengenverhältnissen. So entspricht der Diopsid der Pyroxengruppe der
Formel CaMgSi^O^, der Tremoli t der Amphibolgruppe ist CaMg^Si^O^^.
Daß aber auch hier Dimorphismus vorliegt, zeigt uns die folgende Er-
scheinung. Schmilzt man Krystalle von Tremolit (oder dem etwas
eisenhaltigen Tr., dem Strahlstein), so erstarrt die Schmelze krystalli-
nisch, aber nicht mehr in der Form der Hornblende, sondern der des
Augits. Der Amphibol ist also ohne jede Änderung des chemischen
Bestands in Pyroxen übergegangen und hat dabei nicht nur seine
Krystallform geändei*t, sondern auch sein spezifisches Gewicht, das
von 3,0 auf 3,3 gestiegen ist.
Betrachten wir die Formeln des Tremolits und des Diopsids,
sowie die der anderen schon genannten Pyroxene und Amphibole, so
werden wir annehmen müssen, daß den rhombischen Augiten das
Molekül Mg^Si^O^ und dem Jadeit das Molekül NaAlSi^O^ zuzu-
schreiben ist, und daß dann dementsprechend dem AnthophylUt die
Formel Mg^Si^O^^ und dem Glaukophan die Formel Na^Al^Si^O^^ zu-
kommt, analog den Formeln CaMgSi^O^ des Diopsids und CaMg^Si^O^^
des Tremolits. Wir erkennen hieraus auch die wahrscheinliche Ur-
sache des hier vorliegenden Dimorphismus. Wir haben es mit einer
Polymerie zu tun, und zwar ist die Substanz, wie es scheint, monotrop,
da man nach unseren bisherigen Kenntnissen wohl Amphibol ohne
Änderung des chemischen Bestands in Pyroxen überführen kann, aber
nicht umgekehrt Dagegen geht der Pyroxen allerdings häufig durch
chemische Umwandlung unter Beibehaltung der Form in Amphibol
über und bildet die mit dem Namen Uralit bezeichnete Pseudomorphose
(siehe unten pag. 673).
650
Silikate.
Pyroxene
Enstatit •
Bronzit: .
Gruppe der
und Amphibole.
a) Bhomhische.
a:b:c
.... 1,0308 : 1 : 0,5885. a:b:c
\{Mg,Fe)^Si^O,; AnthophyUit: (Jfy,2?'e),Si^0„;
Hypersthen:^..l,0295: 1:0,5868. 0,5137:1: ?
0,5229:1:0,217.
b) Monokline.
a) Tonerdefreie.
a:b:c ß
Wollastonit : Ca^Si^O^;
1,0523:1:0,4825,95*25'.
Pektolith : (Ca, Na\ Si^ 0, ;
1,0723: 1:0,4685, 95« 23'.
Diopsid: CaMgSi^O^;
1,0522: 1:0,5917, 90» 22'.
Hedenbergit : CaFeSi^O^\
Tremolit :
CaMg^Si^O^^•,
Strahlstein :
Ca{Mg,Fe),SüO,^;
a:b:c ß
) 0,5415:1:
0,2886,
105nii.
1,050 : 1:0,587, 90^" ca.
Schefferit: {Ca,Mn)(Mg,Fe)SLOt; Richterit:
1,0574:1:0,5926, 90«30'. {Mg,Ca,Mn,K,,Na^\ Si^0^t^,
Jeffersonit :
{Ca,Mn)(Mg,Ie,Zn)S^O^; ?
0,5499:1:0,2854, 104« 14'.
Aogit:
ß) Tonerdehaltige.
Ca{Mg,Fe)SiiO^; (Ca{Mg,Fe\Si^O^^;
(Mg,Fe)AJ^SiOt ; Hornblende: J {Mg, Fe)tÄltSi,Oi^ ;
. {Mg, Fe) Fe,SiO^ ; [ {Mg, Fej^Fe^Si^O,^ ;
1,052 : 1 : 0,592, 90» 22' ca. 0,5318 : 1 : 0,2936, 104« 58'.
y) Alkalihaltige.
Spodamen: lAÄlSi^O^;
1,0539: 1:0,7686, 90» 47'.
Jadeit- /^«^^^'*<^»; ?
•^^^^^^ \{Mg,Fe,Ca\Si,0,;
Akmit (Ägirin): NaFeSi^O^;
1,0527: 1:0,6012, 90» 59i'.
Gla«kophan:{^;^^^^^^»^^^^.
0,53:1:0,29, 105»ca.
Riebeckit:{^«*5'*^^^"5
0,5475:1:0,2295, 103» 50*.
Gruppe der Pyroxene. Enstatit. 651
1,0482:1:0,7460,91055'.
Arfved- ( (Na^, tejFe^Si^O^^ ■
sonit: y(Ca,Mg)^{Al,Fe\Si,Oi^-
0,5496: 1:0,2936, 104« 58'.
c) TVikline.
f{Na„K„Fe),Si,0,,;
(CaiFe,Mn,Mg\Si^O,^;
0,6627:1:0,3505, 90»6',
102n3', 89«»54'.
Rhodonit: (Mn, Ca^Si^O,;
1,0728 : 1 : 0,621 3, a = 103» 18', Änigmatit :
/?=108*44',y=81«39'.
Fowlerit: {Mn,Ca,Fe^,Mg\SiiOt\
1,0780:1:0,6263, 103« 39',
108» 48^-', 81 «55'.
1,0691: 1:0,6308, 104« 21V,
108^31', 83^34'.
Gruppe der Pyroxene (Augite).
a) Rhombische Pyroxene,
Die vorzugsweise MgO- und J^eO-haltigen und OaO-freien. Meist sind das MgO-
und das i^eO-Silikat isomorph gemischt, wobei letzteres allermeist erheblich zurück-
tritt. Sie sind in der Hauptsache frei von Al^Oz, Achsenverhältnis : a:b:c =
1,03 : 1 : 0,59 ; mit dem J^eO-gehalt etwas schwankend. Doppelbrechung schwach.
Nicht selten mit monoklinem Pyroxen parallel verwachsen.
Enstatit.
Das reine Magnesiasilikat: MgSiO^ = MgO . SiO^, 40,0 MgO, 60,0
SiO^y daneben aber stets etwas FeO (bis ca. 5%) als FeSiO^, wenig
Al^O^ (bis 2%) etc. Die Flächen des rhombischen Prismas schneiden
sich unter ca. 88 ^, welche Kante, wie bei den monoklinen Pyroxenen,
hier nach vom gekehrt gedacht wird, so daß Axe a >> 6 ; a:b:c=^
1,0308:1:0,5885. Beide Prismenkanten sind häufig abgestumpft. Große,
flächenreiche Erystalle fanden sich auf einer Apatitlagerstätte bei
Bamle in Norwegen mit Rutil, Phlogopit u. a. Mineralien auf Spalten
im Homblendeschiefer, die Krystalle bis 40 cm lang, sind aber nur
mit dem Anlegegoniometer meßbar; die Formen und Winkel sind von
denen des Bronzits (s. u.) nicht wesentlich verschieden. Nach den
Prismenflächen deutlich, nach der Querfläche weniger deutlich spaltbar ;
zuweilen in der Eichtung der Prismenkante etwas fasrig. H. = 5^.
652 Silikate.
G. = 3,10 — 3,19 ; spröde. Opt. A. E. bc, also brachy diagonal, 1. M. L +
und B c, ß > v, D. ßr. schwach. Farblos, gelblich, bräunlich, grünlich ; nur
schwach dichroitisch ; höchstens durchscheinend. Auf Spaltungsflächen
perlmutterglänzend. Fast unschmelzbar, von Säuren nicht angegriffen.
Der reinste E., frei von FeO und Al^O^, im Meteorstein von Bishop-
ville in S. Carolina (Shepardit, G. Rose; Chladnit^ Shepard) und in
einigen anderen Meteoriten. Kleine, derbe, fasrige Prismen bei Alois-
thal in Mähren im serpentinähnlichen Psendophit eingewachsen; bei
Bamle (s. o.) und in derben Massen im Amt Nordland in Norwegen.
Selten als Gemengteil gewisser Gesteine : Norite, Peridotite etc. ; doch
sind die hier vorkommenden rhombischen Pyroxene meist FeO-reicher
(Bronzit und Hypersthen). Verwandelt sich leicht in ein talk- oder
specksteinähnliches Umwandlungsprodukt, in welches z. B. die großen
Kiystalle von Bamle an der Oberfläche umgeändert sind.
(G. vom Rath und Brögger, Zeitschr. f. Kryst I. 1877.)
Bronzit.
MgSiO^ mit größeren Mengen von FeSiO^ in isomorpher Bei-
mischung (ca. 6—15% FeO)\ auch etwas Al^O^ und Fe^O^, Deutliche
Kryställchen im Meteoriten von Breitenbach im Erzgebirge (mit 13,58
FeO). m=ooP (110), iw/m = 88« 16' (vom) ; p = ^P« (102), jp/p = 148« 8'
(oben) ; daher : a:b:c = 1,0308 : 1 : 0,5885, wie beim Enstatit. Meist
nur kiystallinisch derb, auch etwas fasrig. Spaltbarkeit nach m deut-
lich. Vollkommene schalige Absondemng brachydiagonal, nach der
Querfläche a==ooPöö (100); diese, die scharfe vordere Prismenkante
abstumpfend, ist vielfach in horizontalen Knicken und Wellen hin- und
hergefaltet, was auf Zwillingsbildung nach \Pö6 (104) beruht. In der
Eichtung der Querfläche sind den Kiystallen dünne Plättchen einer
fremden Substanz eingelagert, welche vielleicht die Ursache der leichten
Trennung nach dieser Fläche sind, die nicht als Spaltungsfläche be-
trachtet werden darf. Spröde; H. = 5— 6. G. = 3,2 — 3,3. Doppel-
brechung schwach ; opt. A. E. b c, brachydiagonal, + 1- M. L. c bei eisen-
armen Bronziten. Der Achsenwinkel um die -j- 1. M. L. (oder um die
Achse c) ist um so geringer, je kleiner der FeO-Gehalt, und wächst im
allgemeinen stetig mit diesem. Bei einem gewissen FeO'GehBli (ca. 10%)
ist der innere Achsen winkel = 90 ^, und bei noch mehr FeO wird er
>90^ Von da ab ist p<! v, die 1. M. L. || der Querchse b und nunmehr — ,
denn bei allen Br. ohne Ausnahme ist die Achse c die Achse der kleinsten
Elastizität. Von hier an nimmt mit steigendem FeO-Gehalt der spitze
innere Achsenwinkel an der Achse b ab, der stumpfe Achsenwinkel
um die Achse c dagegen wie vorher fortdauernd zu. Der Bronzit
ist durchscheinend bis undurchsichtig. Auf der Absonderungsfläche a
ist vielfach ein durch die massenhafte Einlagerung der erwähnten
Bronzit. Hypersthen. 653
Plättchen erzeugter, metallischer bronzefarbiger Schiller, auf den
Prismenflächen Seidenglanz. Grün in verschiedenen Nuancen, auch gelb
und braun, etwas dunkler als Enstatit ; nur schwach dichroitisch. Y. d. L.
fast unschmelzbar, von Säuren nicht angegriffen. Findet sich außer in
dem oben genannten noch in einigen anderen Meteoriten; uni^egel-
mäßig begrenzte Bronzitindividuen, zuweilen ziemlich groß, kommen
vielfach, oft mit Olivin zusammen, im Gabbro und Norit vor, auch
in manchen daraus entstandenen Serpentinen, so bei Eupferberg im
Fichtelgebirge, im Ultental in Tirol, bei Kraubat in Steiermark, am
Mont Br6souard bei Markirch in den Vogesen; sodann in den Olivin-
bomben vom Dreiser Weiher in der Eifel und aus dem Basalt vom
Stempel bei Marburg etc; im Olivinfels (Lherzolith) vom See Lherz
in den Pyrenäen etc. Auch manche Trachyte, z. B. in Ungarn, und
Basalte, z. B. in Hessen, enthalten Bronzit (vergl. Hypersthen).
Besonders zu erwähnen ist der Bronzit, der sich mit Olivin und
Serpentin, sowie mit anorthitähnlichem Feldspat im Schillerfels an
der Baste im Radaütal im Harz findet {Protobastit), Er ist wie
noch einige andere im Serpentin eingewachsene Bronzite durch eine
auf beginnender Umwandlung in Serpentin beruhende abweichende
optische Orientierung ausgezeichnet ; bei ihm ist die opt. Ä. E. nicht bc^
sondern ac, also makrodiagonal, die — M. L. ist a. Derselbe geht durch
fortgesetzte Verwitterung in den gelblich metallisch glänzenden Diak-
lasit und weiterhin in den weichen Schillerspat (Bastit) von serpentin-
ähnlicher Zusammensetzung über. Der Bronzit verwittert überhaupt
leicht wie der Enstatit zu talk- oder serpentinähnlichen Umwandlungs-
produkten. Ein solches von talkähnlicher Beschaffenheit ist z. B. der
sehr weiche, noch metallisch glänzende Phästin von Kupferberg im
Fichtelgebirge.
(V. Y. Lang, Sitzgsber. Wiener Ak. 59, 1869; Tschermak, Mineralog. Mittlipi.
I, 1871, 17.)
Hypersthen.
Hierher gehören die eisenreichsten Mischungen {Mg, Fe) SiO^, in
denen manchmal sogar das Eisensilikat überwiegt, ca. 15—28 FeO;
alle enthalten auch etwas Al^O^ und Fe^O^, einzelne in erheblicher
Menge (bis 10 ^/^ Äl^-
Deutlich ausgebildete kleine KrystäUchen finden sich in vulkanischen
Gesteinen, so in Sanidinbomben am Laacher See {Amblystegit, 25,60 FeO,
5,05 Jl^O^) und im Trachyt des Mt. Capucin am Mont Dore in Frank-
reich ; bei M&lnäs und am Aranyerberg in Ungarn (Szaboit) mit 19 FeO,
in den Santorin-Laven, sowie in Persien am Demavend, in den Aschen
des Krakatau und in Augitandesiten von Sumatra, in Andesitgesteinen
von Ecuador und an anderen Orten. Die Formen und die Winkel
654 Silikate.
derselben stimmen mit denen des Bronzit aus dem Meteoriten von
Breitenbach sehr nahe überein: ni/m = 88^ 20' nnd das Achsen Ver-
hältnis : a:h:c= 1,0295 : 1 : 0,5868. Der H. ist nach den Prismen-
flächen wenig spaltbar, nach der Qaerfläche a, die scharfe Prismen-
kante abstumpfend, vollkommen lamellar abgesondert. Nach der Qaer-
fläche a sind viele mikroskopisch kleine, dünne Plättchen eingelagert,
die auf ihr einen ausgezeichneten metallischen, kupferigen Schiller
und wahrscheinlich die Absonderung nach a hervorrufen. Wegen dieses
Schillers wird der R zuweilen als Schmuckstein benutzt. Die Farbe
des H. ist schwärzlichbraun oder -grün; der Dichroismus ist stark.
Durchscheinend bis undurchsichtig. A. E. &c; — M. L. 6., dem hohen
FeO-Gehalt entsprechend (vergl. Bronzit , pag. 652). G. = 3,4 — 3,5.
H. = 6. V. d. L. etwas leichter als Bronzit zu einem schwarzen,
wenig magnetischen Glas schmelzbar; von Säuren nicht angegriffen.
Außer an den genannten Orten trifft man H. in einigen Meteoriten,
z. B. dem von Manegaum; sodann mit Feldspat den Hypersthenfels
(Hyperit oder Hypersthenit) bildend. Der typische Hypersthen findet
sich auf der St. Paulsinsel an der Labradorküste in größeren derben
Stücken (sog. Paülit) in GeröUen mit dem farbenspielenden Labradorit,
beide im gleichen Gestein. Hypersthen-Gesteine finden sich auf der
Insel Skye, bei Farsund in Norwegen (dieser H. sehr Al^O^ reich,
10,5 AI^Oq) etc. Auch in manchen Gabbros, z. B. dem von Volpersdorf
in Schlesien, Penig in Sachsen etc. sind einzelne Krystalle von Hypersthen
eingeschlosseu , und zwar vielfach in Parallelverwachsung mit dem
Diallag des Gabbro, so daß beide die Vertikalachse und die Quer-
fläche gemein haben. Überhaupt scheint der Hypersthen ein Ge-
mengteil vieler ähnlicher Gesteine, z. B. auch von Melaphyren, zu sein.
Sehr verbreitet in Trachyten und Andesiten, sowie in den Trapp-
granuliten Sachsens etc. Große, undeutlich begrenzte Krystalle mit
5^0 MnOy im Magnetkies von ßodenmais im bayr. Wald.
(G. vom Rath, Pogg. Ann. 138, 629, Erg.-Bd. V, 152; Kosmann, N. Jahrb. f.
Min. etc. 1868; A. Schmidt, Ztschr. f. Kryst. X, 210, 1885.)
Die rhombischen Pyroxene bilden in chemischer Beziehung eine nnnnterbrochene
Beihe vom reinen If^^-Silikat bis znm eisenreichsten Hypersthen, nnd in ähnlicher
V^eise ändern sich anch die optischen Verhältnisse ganz stetig. Die Grenzen, welche
die drei Mineralien Enstatit, Bronzit nnd Hypersthen bestimmen, sind ganz willkür-
lich gewählt. Am natnrgemäßesten würde es sein, die Grenze zwischen Br. nnd H.
so zn wählen, daß H. alle optisch negativen, Br. alle optisch positiven eisenhaltigen
Verbindungen umfassen würde, während aUe eisenfreien Enstatit genannt werden
müßten. Allerdings wäre der Enstatit in diesem Umfang fast ganz auf einige Meteo-
riten beschränkt.
b) MonoEine Pyroxene.
Die meisten monoklinen Augite haben im Unterschied zu den Hornblenden
schwachen Pleochroismus und in der Symmetrieebene machen die Elastizitätsachsen
Hypersthen. Monokline Pyroxene. 655
meist große Winkel (40® und mehr) mit der Verükalachse (große Anslöschnngsschiefe
auf der Längsfläche). Dabei liegt meist die Achse der kleinsten Elastizität der Verükal-
achse am nächsten. Mit steigendem £isenoxydnlgehalt wächst die Anslöschnngs-
schiefe nnd der Achsenwinkel; mit wachsendem Eisenoxyd- nnd Natrongehalt nimmt
der Pleochroismns zu nnd die Anslöschnngsschiefe ab bis zn wenig Graden, nnd
schließlich liegt die Achse der größten Elastizität der Yertikalachse am nächsten,
womit die sonst positive Doppelbrechung in die negative übergeht. (Akmit, pag.
663). Die optischen Achsen liegen stets in der Symmetrieebene (geneigte Disper-
sion). Die Doppelbrechung ist bei allen monoklinen Angiten stark. (Unterschied von
den rhombischen.) Anch die Lichtbrechung ist ziemlich kräftig.
a) Tonerdefreie.
Enthalten keine oder nur wenig AliOs nnd Fe^O^ (0—3%). Eine scharfe
Grenze gegen die tonerdehaltigen Glieder der Beihe besteht nicht.
Wollastonit (Tafelspat).
CaSiO^ = CaO,Si02y 48,28 CaO, 51,72 SiO^. Die seltenen Krystalle sind in
der Bichtnng der Achse b verlängert und nach der Querfläche tafelförmig. Das
Vertikalprisma ooP (110) hat in der S. E. einen Winkel von 87« 20' ; die Krystalle
können auf das fast rechtwinklige Achsensystem : a:b:c = 1,0523 : 1 : 0,4825, ß ==
9b^ 25' bezogen werden. Die Flächen parallel der Achse b sind besonders zahlreich.
Häuflg Zwillinge nach der Querfläche. Vier mehr oder weniger deutliche Bl. Er.
gehen der Achse b parallel. H. = 47^, G. = 2,8 — 2,9. Durchscheinend. Bötlich-,
gelblich-, graulich weiß, glas-, auch perlmutter- und seidenglänzend. Opt. A. E. oo.
Schwierig schmelzbar, von HCl unter Abscheidung von Kieselgallerte leicht zersetzt.
Findet sich meist derb, fasrig, strahlig und kömig, als Kontaktbildung im körnigen
Kalk, z. B. bei Auerbach a. d. Bergstraße, bei Cziklowa im Banat, bei Perheniemi
und auf Pargas in Finnland etc. z. T. in größeren Stücken ; kleine z. T. deutliche
Krystalle aufgewachsen in Sommaauswlirflingen. Auch am Capo di Bove bei Bom
und in den neuen Laven der Insel Santorin etc. Feinkörnig im Gabbro des Badau-
tales im Harz. Derb in krystallinischen Schiefem. Eine mächtige Wollastonitmasse
von Tausenden von Kubikmetem bei Santa F6 in Mexiko. (G. vom Bath, Pogg.
Ann. Bd. 138 und 144.)
Pektolith. {Ca, Na^SiOz, also ein etwas Na^O enthaltender W. von strah-
liger Beschaffenheit, der durch Yerwitterang etwas H^O aufgenommen und dadurch
etwas andere optische Eigenschaften erhalten hat. Auf Dmsen in Eruptivgesteinen;
Monzoni nnd Mte Baldo, Bergen Hill in New-Jersey, Schottland (u. a. Stdlit von
Kilsyth); Wolfstein in der Pfalz (Osmelith). Stärker verwittert ist der Wäücerit
aus dem Diabas von Edinburg. Der Manganpektolith, im Eläolithsyenit von Arkansas,
enthält 4 % MnO,
Rosenbuschit {Ca, Noq) {Si^ Zr, Ti)03. Es ist ein Pektolith, in dem ein
Teil des Si durch Zr und auch durch 7%, und etwas 0 durch j^a ersetzt ist, also
ein Zirkonpektolith. Er bildet hell pommeranzengelbe ins graue gehende radial-
strahlige bis filzige Aggregate von nach der Orthodiagonale verlängerten Kryställchen
in den Syenitgängen bei Barkevik im südl. Norwegen.
Hier schließen sich noch zwei monokline Zirkonaugite an:
Ldvenit Na (Mn, Ca) {ZrO . F) Si^O^. Monokline , langgestreckte augitähn-
liche Krystalle, rötlichgelb bis schwarzbraun. Große Seltenheit in den Syenitpeg-
matitgängen der Insel Laven und Klein-Arö im Langesundfjord, südl. Norwegen.
Wöhlerit Nat^CoioNb^Zr^SiioO^iF^, Dicktafelförmige, durch Zwillings-
656
Silikate.
bildung rhombisch aussehende, gelbe bis farblose, harzglänzende Krjstalle, denen des
Lävenit sehr ähnlich, in den Syenitpegmatitgängen des südl. Norwegens.
Diopsid.
CaMgSi^O^ = CaO . MgO . 2/SiO,; 25,93 CaO, 18,52 MgO, 55,55
SiO^, mit etwas FeO (bis 5%), das einen Teil der MgO vertritt nnd
als CaFeSi^O^ = CaO . FeO . 2SiO^ isomorph beigemischt gedacht wird,
denn stets ist Ca = Mg + Fe; sehr wenig Al^O^.
Findet sich in ausgezeichneten Krystallen, aufgewachsen und nach
der Achse c verlängert. M=ooP (110) ; MjM= 87o 10' ; beide Kanten
sind abgestumpft durch die LängsflÄche : l = oo5oo (010) und die Quer-
fläche: r = ooPoo (100), und zwar meist so stark, daß ein oblonges
Prisma entsteht, begrenzt von l und r, dessen Kanten durch die Flächen M
nur sehr schmal abgestumpft werden (Fig. 521—523).*) An dem in
Fig. 521.
Fig. 522.
Fig. 623.
Fig. 522 dargestellten Krystall ist noch das Vertikalprisma f = ooP3
(310) verbanden; Krystalle mit diesen Prismen- und Pinakoidflächen
ohne regelmäßige Endbegrenzung sind nicht selten, die Flächen deutr
lieh längs gestreift und etwas gebogen. An Krystallen mit Endflächen
sind vordere und hintere schiefe Prismen (augitartige Paare) häufig,
zuweilen mehrere an demselben Krystall ; vom: w = — 3?^ (321),
t^/M = 131« 31'; hinten: s = ^2 (l22); 5/5= 120 M9'; o = 2ßi(342),
0/0 = 95« 49'; A = 3P| (562), A/A = 88« 34'; w, M, X, 0, s liegen
alle in einer Zone; eine vordere Schiefendfläche derselben Zone ist:
^ = — ^00 (102) ; hinten Jiegt (ev. die Kante s/s in der Sym. Eb.
abstumpfend): P = iPoo (102) vergl. Fig. 526. f/r=105« 50', Plr =
105« 30'. Das Achsenverhältnis ist: a :b : c = 1,0522 : 1 : 0,5917
^=99« 22'.
Dieses beinahe rechtwinklige Achsensystem ist hier gewählt worden, mn die
krystallographischen Beziehungen zwischen den rhombischen und monoklinenPyroxenen
besser hervortreten zu lassen. Meist wird aber dem monoklinen Pjroxen ein sehr
schiefwinkliges Achsensystem untergelegt, bei welchem s = P(ril) und u = — P(lll).
Aus »/s = 120^ 49'; te/M = 131® 31', in Verbindung mit dem Prismenwinkel: mlm==
87<> 10" erhält man : a:b:c=^ 1,0921 : 1 : 0,5893 ; ß = 105<> öO' ; die anderen genannten
Flächen haben dann die Ausdrücke: 0 = 2P (221); A = 3P(H3l); < = 0P(001);
*) Die Figuren sind so gezeichnet, daß ihre Hinterseite nach vorn gekehrt ist;
ebenso die anderen auf Augit bezüglicheii (mit Ausnahme von Fig. 526).
Diopsid. g57
P»^Poo(lDl); die Ausdrücke Ton Jf, /", r, l in der Prismenzone bleiben dabei die-
selben wie oben. (t. Eokscharow, Materialien, Bd. lY; Hessenberg, Mineralog.
Notizen; Sjögren, Zeitschr. f. Eryst. £d. lY, 1880, 527; Lehmann, ibid. Bd. Y, 1881,
532; Goetz, ibid. XI, 1886, 242; La Yalle, ibid. XI, 401 und XHI, 1888, 293; AI.
Schmidt, ibid. XXI, 1893, 1.)
Zwillinge nach r und t nicht selten ; in letzterer Richtung häufig
mehrfach wiederholt durch Einschiebung von ZwUlingslamellen, welche
eine schalige Absonderung nach dieser Fläche hervorbringen; bei
den Zwilliogen nach r sind die Individuen zuweilen kreuzweise durch-
einander gewachsen.
Die Spaltbarkeit ist nach M ziemlich deutlich , nach r und l
weniger deutlich ; spröde. H. = 5^—6. G. = 3,2 — 3,3. Glasglänzend,
durchsichtig bis durchscheinend. Farblos, heller oder dunkler bouteillen-
grfln, um so dunkler, je mehr FeOy auch grau; zuweilen am ange-
wachsenen Ende eines Erystalls farblos bis gelblich, am freien
grün. Pleochroismus schwach. Opt. A. E. acj ^ 1. M. L. ist im
vorderen stumpfen Winkel ß gegen c unter 39^ 16' geneigt: ^>t;;
geneigte Dispersion. Der innere, wahre Achsen winkel 2 7== 59® 8';
ß = 1,6781 (r.). Auf der Querfläche sieht man im Polarisations-
instrument fbr konvergentes Licht eine Achse, auf Platten senkrecht
zur Vertikalkante die andere austreten ; bei Zwillingen nach r treten
auf dieser letzteren Platte 2 Hyperbeln auf, von jedem Individuum
eine. Die genannten Zahlenwerte sind mit wechselndem FcO-Gehalt,
kenntlich an der helleren oder dunkleren Färbung, etwas veränderlich
und zwar nimmt der Achsenwinkel und die Auslöschungsschiefe mit
dem FeO'Gehait zu. Schwer schmelzbar, von Säuren nicht ange-
griffen. Findet sich mit Granat und Elinochlor auf Klüften des Serpen-
tins der Mussaalp im Alatal in Piemont; mit denselben Mineralien
auf Klüften des Chloritschiefers von Achmatowsk bei Mursinsk im
Ural; im Chloritschiefer des Zillertals in Tirol; die fast weißen Kry-
stalle von Nordmarken in Schweden sitzen auf Magneteisen. Schon
dunkelgrüner D. wird als Edelstein verschliffen. (Der sog. Chrom-
diopsid ist J-Z^Og-haltig und gehört also nicht hierher, siehe pag. 662.)
Violan, Ein 5% Na^O und 3% MnO enthaltender Diopsid ans der Mangan-
erzlagerstätte von St. Marcel in Piemont. Violett. Selten Krystalle, meist derbe,
nndentlich stenglige Aggregate. Wohl dasselbe ist der hisLQiote Ant ho ehr oit von
Jakobsberg in Wermland, Schweden.
Salit (Malakolith). Mit dem Diopsid von gleicher Zusammen-
setzung sind die undurchsichtigen, trübe gefärbten, grauen, grünlichen etc.
durch Verwitterung zuweilen oberflächlich weich gewordenen Kry-
stalle und krystallinischen Aggregate des Salit (Malakolith). Typisch
sind die eingewachsenen graugrünen Krystalle von den Erzlagerstätten
von Sala in Schweden, an denen Oblongprismen rl mit durch M schmal
Bauer, Mineralogie. ^2
658 Silikate.
abgestumpften Kanten za beobachten sind. Eine ausgezeichnete Quer-
absonderung nach t infolge von Zwillingsbildung nach t, wie beim
Diopsid, ist nicht selten und eine solche Absondemngsfläche t begrenzt
meist die Prismen allein an den Enden ; auch nach r ist oft eine Abson-
derung vorhanden. Dasselbe Mineral findet sich zuweilen in größeren
derben Stucken erratisch im norddeutschen Diluvium. Sodann gehören
hierher die grauen krystallinischen Strahlen bei Wurlitz im Fichtel-
gebirge, von Reichenstein in Schlesien, von Schwarzenberg in Sachsen ;
femer die graulich-grünen schilfartigen Strahlen von der Mussaalp im
Alatal in Piemont {Mussit oder AMith), von Zermatt im Kanton Wallis,
vom Zillertal in Tirol etc. In manchen Gneißen und Homblendege-
steinen, Graniten, Diabasen etc. untergeordnet als mikroskopischer Be-
standteil. Ähnliche Mineralien finden sich auch als Kontaktbildungen
im Kalk eingewachsen, so bei Pargas in Finnland, bei Galsjö in
Schweden, bei Arendal in Norwegen, bei Bolton in Massachusetts und
a. a. 0. in Nordamerika, auch in Grönland. Zum S. ist endlich noch
zu rechnen der grüne Baikälit, welcher mit Apatit und Magnesiaglimmer
am Baikalsee vorkommt, zuweilen in gut ausgebildeten Krystallen.
PiJßrophyU ist ein verwitterter Malakolith von Sala.
Eisenreichere und damit MgO-ä^rmere und öfters zugleich etwas
MnO enthaltende, stets dunkelgrüne und nur in dünnen Schichten
durchsichtige Pyroxene, welche jedoch mit dem eisenfreien oder -armen
Diopsid oder Salit durch ganz allmähliche Übergänge verbunden sind,
kennt man von verschiedenen Fundorten, bes. in Skandinavien; so
enthält z. B. ein solcher schwarzgrüner Pyroxen vom Taberg in Werm-
land 17,38 FeO und 4,99 MgO, Einige haben besondere Namen er-
halten, so der Kdkkolith (körniger Augit), als Kontaktbildung mit
Kalkspat lagerartig im Magneteisen von Arendal in Norwegen, meist
grün in verschiedenen helleren und dunkleren Nuancen, ein Aggregat
lose verbundener unregelmäßig polyedrisch begrenzter Kömer von
Linsen- bis Erbsengröße, zuweilen auch kleiner; es sind darunter
aber auch heller gefärbte Fe-ärmere Abänderungen. Hierher gehört
auch der dunkelgrüne Fimkit von Bocksäter in Gotland im Kalk, beide
ca. 10 7o F^' Je größer der JfeO- Gehalt, desto leichter die Schmelz-
barkeit. Der zunehmende FeO-Gehalt führt ganz allmählig zum ^^^
Hedenhergit Die reinen, -MjjrO-freien B^alkeisenaugite CaFeSi^O^ ' \ ,
(29,43 FeO, 22,18 CaO) heißen Hedenbergit; es sind dunkel schwarz-
grüne, im Strich heller grüne, undurchsichtige derbe Massen, mit einem
Spaltungsprisma von 87^ 5'. Die Auslöschungsschiefe auf der Längs-
fläche l (Winkel der -|- M. L., also der Achse der kleinsten Elastizität,
mit der c-Achse) ist 48«, 2 F = 62^ %. ß = 1,74. G. = 3,47. Auf den
Magneteisenlagerstätten von Tunaberg und von Nordmarken in Schweden
im körnigen Kalk (Fig. 523) ; auch bei Arendal. Der braune Schefferit
-. V
Diallag. Hedenbergit. 659
von Longban in Schweden ist ein 10% MnO und 9—15% MgO ent-
haltender Hedenbergit mit ebenfalls wechselndem JPcO-Gehalt ; die eisen-
reichsten (157o FeO) sind Eisenschefferit genannt worden. Der schwarze
Jeffersonü von Franklin Furnace in New Jersey, ein 10% ZnO nnd
10% MnO enthaltender Hedenbergit, bildet große gerundete Krystalle
und derbe Massen im körnigen Kalk.
Dlallag (Blätteraugit).
Ist ein monokliner, meist -^.i^Og -armer (1—4% Al^O^) selten
daran reicherer Pyroxen von mittlerem JPeO-Gehalt (8 — 16% FeO mit
etwas MnO), der sich in seinen Eigenschaften nur durch eine voll-
kommene Absonderung nach der Querfläche infolge zahlreicher in
dieser Richtung eingewachsener dünner mikroskopisch kleiner Kry-
stallplättchen, von anderen Pyroxenen unterscheidet Hierher gehören
alle tonerdefreien und tonerdehaltigen Pyroxene, die diese Querabson-
derung in vollkommener Weise zeigen. Sie sind auch durch ihr Vor-
kommen ausgezeichnet, das in der Hauptsache auf die Qabbrogesteine
beschrankt ist, deren einen Hauptbestandteil der D. bildet Er findet
sich hier häufig neben rhombischen Äugiten, bes. Hypersthen, nicht selten
mit ihm und mit Hornblende parallel verwachsen. Deutliche Krystalle
selten (Wildschönau in Tirol im Chloritschiefer); meist derbe Kömer, oft von
ziemlicher Größe. Undeutliche Spaltbarkeit nach dem Prisma ooP (110)
mit dem Winkel von ca. 81^ H. = 4—5. G. == 3,23—3,34. Braun,
grau oder grün ; auf der Absonderungsfläche ein metallischer Schiller
durch jene in dieser Richtung eingewachsene Kryställchen. Höchstens
kantendurchscheinend ; Dichroismus schwach. Die Lage der optischen
Elastizitätsachsen ist im allgemeinen wie beim Diopsid, so daß also
namentlich auf der Längsfläche schiefe Auslöschung beobachtet wird
und auf einem Spaltungsplättchen ein Bild einer Achse wahrnehmbar
ist (Unterschied von den rhombischen Augiten, welche zuweilen äußer-
lich sehr ähnlich sind pag. 651)); es sind aber in dieser Beziehung
manche Unregelmäßigkeiten zu beobachten. V. d. L. und gegen Säuren
wie Diopsid, aber leichter schmelzbar. Hauptfundorte sind die Gabbros
im Radautal im Harz, bei Penig in Sachsen, Volpersdorf in Schlesien,
im Großarltal im Salzburgschen, Ultental in Tirol, bei Pacher in Steier-
mark, Le Prese im Veltlin, Ivrea in Piemont, Prato in Toskana etc.
Auch in manchen Serpentinen, Olivingesteinen, Amphiboliten etc.
Verwittert ziemlich leicht und ist daher meist etwas iT^O-haltig.
Das Endprodukt der Umwandlung ist eine talk- oder serpentinähnlich
zusammengesetzte weiche Substanz. Ein solcher verwitterter Diallag
von Elba ist PyrosTderit genannt worden (siehe unten). D. geht auch
zuweilen in Hornblende über (Uralit).
42*
030 Silikate.
ß) Tonerdehaltige.
Auglt (im engeren Sinne).
Sie enthalten 4— 9\ Al^O^ nebst Fe^O^j sind übrigens nicht
scharf von den tonerdefreien geschieden, welche ebenfalls vielfach
Äl^O^ in geringen Mengen enthalten. Meist sind ca. lO^/o FeO vor-
handen. Sie werden als isomorphe Mischungen von: mMgCaSi^O^ +
nMgAl^SiO^ oder: m (MgO . CaO . 2SiO^) + n {MgO . Al^O^ . StO,) auf-
gefaßt, wo MgO z. T. durch FeO und JfnO, Al^O^ durch J(^Og ver-
treten ist. Demnach muß stets Mg -{- Fe';:> Ca sein, was auch meist
die Analysen ergeben. Ein nicht selten vorhandener kleiner JVa-Gehalt
beruht auf der Beimischung einer kleinen Menge von Akmit, NaFeSi^O^
(pag. 663). Man betrachtete früher die J-Zgüg-haltigen Augite wie die
k;^ Gashaltigen Hornblenden als isomorphe Mischung von RSiO^ und
Al^O^. Die Farbe ist dunkelgrün oder -braun bis fast schwarz, undurch-
sichtig, nur in dünnen Lamellen durchscheinend, selten, wenn die Fe-
haltigen Moleküle fehlen, hell bis weiß {Leukaugit). Sie schmelzen
nicht sehr schwer zu schwarzer, magnetischer Schlacke.
Bei den Krystallen pflegen, im Gegensatz zum Al^O^-iv^mi Diopsid,
die Prismenflächen M über die Pinakoide r und l vorzuherrschen
entstehen dadurch meist achtseitige Prismen mit annähernd gleich
großen Flächen oder solche, bei welchen die Kanten von M nur wenig,
seltener gar nicht, oder nur zum Teil abgestumpft sind. Die Erystalle,^
bald ein-, bald aufgewachsen, sind z. T. sehr schön ausgebildet
Manche sind flächenarm, manche bilden sehr komplizierte Kombina-
tionen. Ein sehr einfacher Krystall ist der in Fig, 524 abgebildete,
an dem das hintere schiefe Prisma 5 = 52 (122) die alleinige End-
begrenzung bildet; nach dieser Form sind die schiefen Prismen auch
wohl „augitartige Paare" genannt worden. Dazu gesellt sich häufig
noch die Basis n = OP (001) und die vordere Schiefendfläche
t = — i^oo (102) (Fig. 525) ; die Fläche n überwiegt zuweilen über
8 und t und der Krystall ist dann am Ende von einer rauhen rund-
lichen Fläche begi-enzt, welche annähernd senkrecht zu der Prismen-
kante liegt. Diese Formen, ringsum ausgebildet, finden sich an den
eingewachsenen Krystallen in Basalten, Melaphyren etc. und deren
Tuffen {basaltischer Augü). Viel flächenreicher sind aber häufig die
ähnlich wie Diopsid vorkommenden, auf Klüften von Silikatgesteinen
aufgewachsenen Krystalle des Fassaits (Pyrgoms); ein solcher ist
Fig. 526*) abgebildet, wo außer den schon beim Diopsid angefülirten
Flächen M, r, l, k, o, 5, u, t, P noch die beiden vorderen schiefen Prismen
^ = — 254 (142) und e = — 352 (362) vorkommen (welche in dem
*) In dieser Abbildung kehrt der Krystall seine Vorderseite dem Beschauer zu,
bei den sämtlichen anderen die Hinterseite, yergl. pag. 656.
Tonerdeholtige Angite.
661
scbiefwinkllgen AchsetUQ'Bteai (pa^. 656) die Ansdracke : e ■= 2£a> (021)
imd e = — 3^3 (131) haben). Eine etwas einfachere Eombination
des Fassaitä gibt Fig. 527, an wacher nor die Flächen o and b neben
dem Prisma M vorkommen, dessen Kanten nicht abgestumpft sind.
Ausgezeichnete fläch«ireiche Erystalle anch in den Auswürflingen d^
Somma am Vesuv.
i^'^iS^i
Fig. E>36.
Fig. B36.
Fig. 627.
Fig. W».
ZwUlinge sind bei dem tonerdehaltigen Augit nach verschiedenen
Gesetzen beobachtet, so besonders nach der Qnerflfiche r. Einen
solchen, Trie er beim basaltischen Augit häufig vorkommt^ gibt Fig. 528
(vergL Fig. 257—260). Andere Gesetze sind seltener, namentlich
solche, bei denen sich die Individnen mit geneigten Vertikalachsen
durchdringen.
Die Winkel und die optischen Verhältnisse sind hier sehr ähnlich
wie beim Diopsid; die Neigung der -|- M. L. gegen die Achse c
(bis 540), sowie die Winkel der opt. Achsen (2 V bis ßS") Mnd mit
der Znsammensetzung etwas schwankend. Der Dichroismus ist meist
nei^ich, aber nicht so stark wie bei den entsprechenden Amphi-
bolen. Spaltbai^eit nach dem Prisma meist anvoUkommen. H. = 5 — 6.
G. = 3,2—3,6, mit der Zusammensetzung schwankend.
Mau unterscheidet verschiedene Varietäten der tonerdehaltigen
Augite:
Fassait (Fyrgom, grfiner Augit z. T.). Ein Eontaktmineral in
Kalk mit den Fig. 526, 527 abgebildeten Formen, ^inlich dem Diopsid,
aber die Prismenflächen M über die Pinakoide l und r überwiegend
(vergl. Fig. 521—523). Auf Spalten aufgewachsen; stark glänzend,
gr&n, meist ziemlich dunkel. Fassatal in Tyrol, Traversella in Pie-
mont Hierher gehSren auch die meisten der verschieden gefärbten
braunen und grünen glänzenden Kryställcben auf den Drusen der
Sommaauswürflinge vom Vesuv. G. = 3,2—3,3.
Gemeiner Augit. Meist dnnkelgrfinlich bis grünlichschwarz
(rabenschwarz). Findet sich in älteren Gesteinen als Gtemengteil, so
z. B. in den Diabasen. Femer gehören znm gemeinen Augit die
Erystalle aus den Magneteisenlagem der Gegend von Arendal, oben
meist nur von der Schiefendfläche P = \^oa (102) begrenzt, sodann
ein Teil des Kokkolith von dort (der schwarze), die Krystalle des
gg2 Silikate.
schwarzen Augits von Pargas in Finnland aus der Kontaktzone im
Kalk etc. G. = 3,29.
Basaltischer Augit (muschliger A.). In ynlkanischen Ge-
steinen, vorzugsweise in Andesiten, Phonolithen, Basalten und Mela-
phyren, sowie in deren Tuflfen, auch in neugebildeten Laven einge-
wachsen, als Gemengteil oder lose in den vulkanischen Sauden und
Aschen, meist in schönen, flächenarmen kurzprismatischen Krystallen
(Fig. 524, 525, 528). Enthält nicht selten mehrere Prozent TiO^
statt SiO^ und wird dann in Dünnschliffen mit einem charakte-
ristischen bräunlich violetten Ton durchsichtig. Zeigt zuweilen eine
„geflossene", rundliche Oberfläche. Blätterbrüche wenig deutlich,
Bruch muschlig-, höchstens durchscheinend; braunschwarz (pech-
schwarz). Besonders schöne und große Krystalle in dem Basalttuff
von Boreslaw in Böhmen; femer am Kaiserstuhl bei Freiburg im
Breisgau, wo er ca. 3^0 TiO^ enthält, am Laacher See, in der Eifel,
in der Rhön; femer am Vesuv und Ätna, in der Auvergne, auf den
Azoren, Kanaren etc. Hierher gehört auch der A. aus dem Augit-
porphyr von Bufaure im Fassatal, mit gemndeter Endbegrenzung n
(Fig. 525) (siehe pag. 660). G. = 3,3—3,4.
Alle diese A^sOs-haltigen Augite verwittern nicht schwer und geben Ton (z. B«
Ananxit), anch chloritische Substanzen (Grünerde, Seladonit), welche als Psendomor-
phosen nach Augit Torkommen, sowie Epidot, Biotit etc., nebst Opal und Ohalcedon
und Karbonaten.
Tonerdehaltig ist auch der
Chromdiopsid, smaragdgrün, bis 3% Cr^Os und 7V2% Al^O^, der in kleinen
Körnern in manchen Olivingesteinen, z. B. in den Olivinbomben des Dreiser Weihen
in der Eifel, in den Olivineinschlüssen vieler Basalte z. B. am Stempel bei Marburg,
im Lherzolith vom See Lherz in den Pyrenäen etc. vorkommt Ebenso auch der
Omphazitj lauch- oder grasgrün, derb, strahlig-blättrig, mit rotem Granat
und oft auch grasgrüner Hornblende (Smaragdit) verwachsen im Eklogit des Fichtel-
gebirgs, der Saualpe in Kärnten, von Bacher in Steiermark etc. Endlich
Forricin, grüne, mikroskopisch kleine Augitnädelchen, welche die im Basalt
eingeschlossenen Quarzkömer umranden und durch Zusammenschmelzen von Basalt-
magma mit etwas Quarz entstanden sind.
Namentlich tonerdehaltige Augite sind häufig unter Beibehaltung der Form in
mehr oder weniger deutlich parallelfasrige Hornblende verwandelt, die man an den
Blätterbrüchen erkennt {JJralit, vergl. pag. 673).
(v. Kokscharow, Materialien Bd. 4; v. Zepharovich, N. Jahrb. für Min. 1871;
Hessenberg, Min. Notizen an vielen Stellen ; Tschermak, Miner. Mittlgn. I, 1871, 17;
Groß, Am. Joum. of sience. Bd. 39, 1890, 359 ; Dölter, Tschermaks Min. Mittlgn. VII,
1877; Miner. und petrogr. Mittlgn. I, 1878, ü, 1880, V, 1882; Rammeisberg, Pogg.
Ann. 103; Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. 1867; Wiik, Zeitschr. f. Kryst. Bd. Vni;
Herwig, Gymnasialprogramm, Saarbrücken 1884; Dölter, N. Jahrb. Min. 1885, I,
pag. 43; Mann, N. Jahrb. f. Min. 1884, 11, pag. 173; Merlan, ibid. Beil.-Bd. m,
1884, 252; Wülfing, Diss. Tübingen 1891 und Tschermaks min. und petr. Mittlgn.
Bd. 14, 1895, pag. 29.)
Spodnmen. Petalit. Jadeit. Akmit. 663
y) Alkalihaltige.
Sind im ganzen wenig wichtig. Meist sehr leicht schmelzhar.
Spodumen (Triphan).
LiAlSi^O^ ^Li^O ,Al^Oi. 4510« mit 7,09 Li. Monoklin, oft in deutlichen der Au*
gitform entsprechenden Krystallen. a\h\c = 1,0539 : 1 : 0,7686 ; /9 = 90® 47'. G. = 3,1
bis 3,2. H. = 6V2— 7. Leicht schmelzbar nnd die Flamme rot färbend. Von Säuren
nicht angegriffen. Bildet meist derbe, breitstrahlige Massen. Grünlichweiß auf den
Magneteisenlagerstätten von UtÖ bei Stockholm; granlich im Granit von Goshen,
Chesterfield und Ton Norwich in Massachusetts, hier in Krystallen. Große Erystalle
auch bei BranchTille, Conn., und in den Black Hills, Dakota, wo er in Massen für die
Lithiongewinnung gegraben wird, hier hellbläulichrot. Erystalle, bis zu 36 Fuß
Länge auf der Etta-Zinngrube in Dakota. Zersetzt sich leicht und bildet eine
große Zahl von Yerwitterungsprodukten. Dieser eigentliche Sp. ist trübe. Schön
durchsichtig und durch einen kleinen CV'sOg-Gehalt smaragdgrün gefärbt ist die Varietät
des Hiddenit von Alexander County in N.-Oarolina, auf Drusen im Gneiß. Durch-
sichtige, auch hellgelbe Erystalle des H. von Minas Geraes in Brasilien. Der Hiddenit
wird als Edelstein geschliffen. Der ziemlich reichlich vorkommende trübe Sp. ist
neben dem Lithionglimmer das Hauptmaterial zur Herstellung tou Iri-Präparaten.
Petalit
Li^O.Äl^O^.SSiOt, also ebenfalls ein Lithion-Tonerde-Silikat, aber viel SiO^'
reicher; steht aber trotzdem dem Spodnmen, überhaupt den Pyroxenen in der Form
nahe. G. = 2,4. H. = ß% Der eigentliche P. bildet trübe weiße bis rötlich
weiße, stets derbe, grob- bis feinkörnige Massen auf der Magneteisenlagerstätte Ton
Utö mit Spodnmen; bei Bolton, Mass. im Granit. Erystalle, meist unvollständig
ausgebildete, löcherige Skelette, bildet nur der starkglasglänzende sog. Kastor
oder Castoritj wasserhell, mit Pollux auf Granitgängen von Elba. Ein wasser-
haltiges Yerwitterungsprodukt desselben ist Hydrocastorit genannt worden.
Jadeit
Wie Spodnmen, aber Na statt Li, also NaAlSi209 = Na^O . Al^Og . ^SiO^ ; meist
sind aber auch andere Pyroxensilikate beigemischt. Niemals deutliche Elrystalle,
stets nur derbe, mehr oder weniger feinkörnige Aggregate. Die mikroskopische
Untersuchung hat aber mit Sicherheit ergeben, daß J. monoklin mit den Eigen-
schaften der Pyroxene ist. Zwei deutliche Spaltungsflächen schneiden sich unter
87® ca. G. = 3,3. H. = 6V«— 7. Ziemlich zähe. Trübe, höchstens durchscheinend;
glas- bis perlmutterglänzend. Weiß, mit einzelnen durch einen kleinen Chromgehält
smaragdgrünen Flecken; auch durch etwas Eisen licht flaschengrün. Schon in der
Bunsenflamme schmelzend und diese stark gelb färbend (iVa-Beaktion). Anstehend fast
nur in Zentralasien (Gber-Birma, Thibet, Ost-Turkestan) bekannt, den krystallimschen
Schiefem eingelagert ; sehr spärlich und z. T. noch unsicher in Europa. Hier vielfach als
Material zu prähistorischen Steinbeilen etc. (Deutschland, Schweiz, Italien, Frank-
reich etc.) ähnlich wie der Nephrit (pag. 667). Heutzutage besonders wie dieser in
China verarbeitet (Stein Tu) und sehr geschätzt. (E. Cohen, N. Jahrb. f. Min. 1884,
I, 71; Noetling, ibid. 1896, I, 1; Bauer, ibid. 1896, I, 18 u. 85; 1897, I, 258.) Ein
stark eisenhaltiger tief grün geerbter J. ist der Chloromelanit, der aber bisher
nur in Neu-Guinea anstehend, in Europa bloß im bearbeiteten Zustand gefunden worden
ist. (H. Fischer Nephrit und Jadeit, 1880; vergl. auch Nephrit.)
Akmit (Ägirin).
NaFeSi^O^=Na^ 0 . Fe^ Og . ^SiO^ mit geringenMengen von anderenPyroxenmolekÜle.
Dunkelbraune und -grüne Erystalle von der Form des Augit. a'.h:c = 1,0527 : 1 : 0,6012
/9 = 90® 597«'. Die Form ist nach der Yertikalachse lang gestreckt und nach der
664 Silikate.
Qnerfläche tafelfönnig. Die EndbegrenEong ist durch das Vorherrschen der FlSchen o
sehr spitzig oder durch die Ansbildüng yon F und 8 sehr stampf, dadurch der
Habitus von anderen Pyrozenen etwas abweichend. Die Krystalle sind vielfach,
etwas geknickt und gebogen. Fast stets Zwillinge nach der Qnerfläche. Nach den
Flftchen des Prismas und der L&ngsflftche deutlicher spaltbar, als andere Pyroxene;
nach der Basis zuweilen ebene Absonderung. Optisch von den Augiten abweichend
(pag. 655); starke — Doppelbrechung und kleine AuslOschungsechiefe; die 1. M. L.
macht mit der Achse c einen Winkel Ton SVz bis 6® auf o^oo (010). Meist be-
trächtlicher Pleochroismus. Leicht schmelzbar zu schwarzem magnetischem Glase und
dabei die Flamme gelb färbend (3/a-Beaktion). Äkmit heißen die deutlichen braunen
Krystalle von der oben beschriebenen Form, besonders die in dem Quarz der Granit-
gänge Ton Bundemyr auf Eker im südl. Norwegen. Grllnlichschwarz ist der häufigere
ÄgirtHj der in Krystallen (meist einfachen) und derben Körnern einen Gemengteil
vieler alkalireicher Eruptivgesteine bildet, so der Eläolithsyenite des südl. Norwegens
und Grönlands und anderer Orte, mancher Trachyte (Azoren), Phonolithe, Leucito-
phyre etc. Brauner Akmit und grüner Ägirin auch miteinander parallel verwachsen.
(Brögger, Zeitschr. f. Kryst. XVI, 1890, 295.)
Ägirin-Äugit sind gewisse gesteinsbildende Augite genannt worden, die
das Ägirinmolekttl neben den anderen Pyroxenmolekülen enthalten. Sie sind grün,
dichroitisch wie Ägirin und haben dieselbe Lage der Elastizitätsachsen in der
Symmetrieebene. Die der Vertikalachse zunächst gelegene Elastizitätsachse ist wie
im Ägirin die größte (nicht wie beim Diopsid etc. die kleinste). Findet sich in
manchen Eläolithsyeniten, Phonolithen und Leucitophyren.
Urbanit ist der braune bis schwarze Pyroxen von Longban und aus der
Glakärngrube in Schweden, der neben dem überwiegenden Akmitsilikat auch etwas
Diopsidsüikat und 6V2 % MnO enthält.
c) Trikline Pyroocene.
Besonders die ifn Ohaltigen.
Bhodonit (Mangankiesel, Pajsbergit, Bustamit, Fowlerit).
JfnSiO, = MnO . SiO^, 54,0 MnO, 46,0 8i0^ ; etwas Mn durch Ca und J^ er-
setzt. Trikline Krystalle, ähnlich denen des Pyrozens : a:b:c = 1,0728 : 1 : 0,6213;
a = 103® 18' ; ^ = 108« 44' ; ^^ = 81« 39* ; selten. Ein Spaltungsprisma hat den Winkd
87® 38'. Meist derb, gewöhnlich feinkörnige bis dichte Massen. G. = 3,5— 3,6. H.=
5—572. Schwer schmelzbar; von Säuren nicht angegriffen. Krystalle oft durch-
sichtig, derbe Massen trübe, höchstens kantendurchscheinend. Im reinen frischen
Zustand dunkelrosenrot, durch Verwitterung (Übergang des MnO in höhere Oxy-
dationsstufen, bis MnOi) dunkelbraun bis schwarz, vielfach nur oberflächlich oder in
Adern und Flecken (schwarzer Mangankiesel).
Im Kieselschiefer feinkörnig bis dicht bei Elbingerode im Harz; in ähnlicher
Beschaffenheit auf einem Gang bei Katharinenburg im Ural in Massen, hier zu
kleinen Gebrauchsgegenständen von schön rosenroter Farbe verarbeitet Meist mit
anderen Ifn^ haltigen Mineralien zusammen, so auf den Lagerstätten Ifn-haltiger
Eisenerze in Wermland, Schweden, bei Pajsberg {Pajshergit, schönste Krystalle),
Longbanhyttan , Harstigen etc. In Massen auf den Manganspatlagerstätten der
Provinz Huelva in Spanien. In geringerer Menge mit anderen Manganmineralien
auf den Erzgängen von Kapnik in Siebenbürgen, bei St. Marcel in Piemont,
in Cornwall etc. Hierher auch der Hermannit von Cummington, Mass.
Bustamit ist der graurote, radialstrahlige, stark kalkhaltige (9—20% CaO) £. ans
Mexiko. Der 5—8% ZnO, 3—9 FeO und 6—7 CaO führende ß., der sich in großen
Trikline Pjrozene. Gruppe der Hornblenden (Amphibole). 665
rötliehen Erystallen nnd spfttigpen Stücken im Kalki^t der Mangaaerzla^rstätten
Ton Mine Hill und Sterling Hill in New-Jersey findet, wird Fowlerit genannt
Durch Verwittenmg entstehen rote und schwane Umwandlongsprodokte nnd
aiBorphe Neubildungen, letztere e. T. in erheblicher Menge, so in Huelya (Spanien).
Sie Bind z. T. mit besonderen Namen benannt worden. Hierher gehört n. a. der
Ph^^Heitf JffydropU nnd AUoffit von Elbingerode, der HydroHiodonit yon Longban
ind der KaryopiUt yon Pajeberg, beide durch Wasseranfnahme entstanden, der
braune KlipBteinU, dn Gemenge yon Bhodonit nnd Wad yon Herbomseelbach in
Nassau, und yiele andere. Sie werden zuweilen als Mangankiesd zusammengefaßt.
Babingtonit (Co, Fe^ Jfn)5tOs mit dem nur hier yorkommmden Silikat:
FefSitO^^FetO^.SSiO^. Heine gl&nzende, undurchsichtige, schwarze, taflige oder
prismatische, au^wachsene Krystftllchen yon Augitform, sehr nahe der des Bhodonit,
mit einem Spaltungsprisma = 87* 23^ H. ss 5Vs-^. G. » 3,4. Leicht schmelzbar.
Arendal auf Gängen, Bayeno in Granitdrusen, Herbomsedbach in Nassau in Hohl-
rftumen des Eisenkiesels.
Endlich schließt sich ein trikliner Zirkonaugit an, der
Bjortdahlit Na^Coi^iSi, Zr, r»)uö,^Fe- In der Form dem Wöhlerit
nahestehend. Lange dttnne gelbe Krystfillchen im Syenitpegmatit der Insel Mittel-
ArÖ im Langesund:Qord bei Christiania.
Gruppe der Hornblenden (Amphibole).
a) Ekombische Amphibole.
Ebenfalls die If^O-haltigen und CaO- freien, wie in der Pyroxengruppe pag. 651,
doch gehören hiertier auch einige J.2208-haltige.
Anthophyllit
MgSiO^ = MgO . SiO^j mit etwas FeO, als FeSiOi und zuweilen wenig
ÄltOni ungefähr entsprechend dem Bronzit. Deutliche KrystaUe sind nicht bekannt,
»eist sind es lange, breitstrahlige, auch etwas fasrige und sogar asbestartige Ag-
gregate. Nach der <^ptischen Untersuchung rhombisdi, eine Auslöechungsiichtnng
geht der Prismenkante parallel. Zwei Blätterbrtlche nach den Prismenflftchen
machen 125* 37 V2^ eine ausgezeichnete schalige Absonderung geht nach der Quer-
ilftche, welche die stumpfe Prismenkante yon ca. 12578^ abstumpft. G. = 3,2 ; H. = 5Vf
Opt. A. K aCj -|- M. L. c. Braun, metallisch schillernd ; stark pleochroitisch. Eongs-
berg etc. in Norwegen, in Grönland, auch am Schneeberg in Passeir in Tirol, im
Gneiß und anderen krystalUnischen Schiefem. Mit Serpentin als 2 Fuß dickes Lager
auf der Shetlandsinsel Mainland. Im Granitkontakt bei Meißen, ans Diabastuffen ent-
standen. Fasrig in den Glimmerkugeln yon Hermannschlag in M&hren. Bei manchen
sonst ganz ähnlichen Mineralien yon Norwegen und Grönland, ist die eine Aus-
iöschxmgsrichtang nicht mit der Prismenkante parallel; diese sind daher monoklin
(Ämthopkyüit'Afnphiboi). Alle sind sehr schwer schmelzbar und werden yon Säuren
nicht angegriffen. Ein FeO- und ^^^Os-reicher rhombischer Amphibol ist der braune
Oedrit yon G^dres in den Pyrenäen; ähnlich in manchen skandinavischen Hom-
blendeschiefem z. B. in der Gegend yon Bamle und Snarum in Norwegen (SnarumtQ,
sowie bei Fiskernäs im südlichen Grönland. Ein Teil des Asbests ist Anthophyllit,
der sog. ÄnthophyUitfishest (pag. 672).
b) Monokline Amphibole.
Sie sind im allgemeinen ll^fO-reicher als die Pyroxene, manche enthalten etwas
F, im Pargasit bis 3 %. Auch hier ist eine Abteilung der tonerdefreien yon einer
666 SUikate.
solchen der tonerdehaltigeii Glieder zu unterscheiden, die aher keineswegs scharf ge-
trennt sind ; der A/gOs-Gehalt geht hier höher, als beim Pyroxen. Eine dritte Gruppe
ist die der A^o^O-haltigen Amphibole, aber auch gegen sie ist keine scharfe Grenze,
da auch in den anderen Abteilungen kleine Mengen Na^O Torkommen. Die optischen
Verhältnisse sind mit der Zusammensetzung etwas yeränderlich, doch liegen die op-
tischen Achsen auch bei den Amphibolen stets in der Symmetrieebene. Die meist
— 1. M. L. macht in dieser im stumpfen Winkel ß einen Winkel von 70^—80" mit
der Yertikalachse. Auf der Längsflftche ist also im Gegensatz zu den Proxenen
eine geringe Auslöschnngsschiefe (10^—20®) zu beobachten, da die 2. M. L. den
letzteren Winkel mit der Achse c (den Spaltungsrissen) einschließt. Im Gegensatz zu
jenen ist bei farbigen Amphibolen meist kräftiger Dichroismus. Wie die mono-
klinen Pjroxene ziemlich stark licht- und stark doppeltbrechend. Gleich allen anderen
Amphibolen von Säuren nicht angegriffen. Geschmolzen und langsam erkaltet, er-
starren sie in der Form des Augit unter entsprechender Erhöhung des spez. Gtewichts,
das bei gleicher Zusammensetzung beim Pyroxen stets größer ist, als beim Amphibol.
a) Tonerdefreie.
Sie zeigen fast stets nur das Prisma ooP (110) von 124® 28' mit
der Längsfläche ooPoo (010) ohne Endflächen; die lang prismatischen
Krystalle sind Zwillinge nach der Qnerfläche. Die Spaltbarkeit nach
den Prismenflächen ist vollkommener, als bei den Angiten. Bis gegen
2% -^^2^8. Häufig feinfasrig als Asbest (siehe pag. 672). Verwittern
leicht zu talk- oder serpentinähnlichen Substanzen.
Man unterscheidet einige Varietäten nach dem JF)?0-Gehalt.
Tremolit (Grammatit, Calamit).
Mg^CaSi^O^^ = SMgO . CaO . 4/SiOa mit 28,85 MgO, 13,35 CaO,
57,70 SiO^ ; FeO-frei oder -arm (bis 3 % FeO). Lange, weiße bis graue,
glasglänzende, durchscheinende bis undurchsichtige Prismen, mit ebenen
Flächen und scharfen Kanten ohne Endflächen, oder weiße seiden-
glänzende, fasrige z. T. asbestähnliche Aggregate, meist im kömigen
Kalk und Dolomit H. = 5i— 6. Sehr spröde und zerbrechlich. G.=
2,9—3,0. Opt. A. E. ae, — M. L. 75^ gegen die Achse c geneigt,
und zwar im stumpfen Winkel ß (vergl. oben), also Auslöschungs-
schiefe auf der Längsfläche = 15 ®. Schmilzt schwer, die bei der Er-
starrung erhaltene Masse hat die Augitform und es ist G. = 3,3, statt
vorher 3,0. Von Säuren nicht angegriffen. Bei Campo longo am
St. Gotthard u. a. 0. der Alpen, in Skandinavien etc., stellenweise
massenhaft als Tremolitschiefer. Häufig zu Talk umgewandelt.
Strahlstein (Aktinolith).
Ist stark eisenhaltiger Tremolit durch Beimischung von
3FeO . CaO ASiO^ (6—13 FeO), also: Ca(Mg,Fe)^S\0^^, Bouteillengrun
mit merklichem Pleochroismus, durchscheinend bis durchsichtig. G. =
3,03 — ^3,17. H. = 5^ — 6. Entweder in einzelnen langen Prismen, meist
ohne Endbegrenzung, aber mit ebenen Flächen, im sog. Talkschiefer
Tremolit Strahlätein. 667
der Tiroler Alpen, bes. im Zillertal, oder in strahligen Aggregaten,
anch auf Erzgängen, z. B. bei Schwärzenberg und Breitenbrunn im
Erzgebirge, sowie im Kalk bei Wolkenstein in Sachsen; auch bei
Beichenstein und a. a. 0. in Schlesien« In den Alpen stellenweise
Strahlsteinschiefer bildend in größeren Massen. In manchen Gesteinen
entstehen Strahlsteinnädelchen, sog. Pility aus Olivin. Auslöschungs-
schiefe auf der Längsfläche, wie beim Tremolit, 16 — 16^ />=1,63,
y—a = 0,026.
Als ein dichter Strahlstein, z. T. mit eingemengten Diopsidkömem,
ist der dichte, verworrenfasrige, äußerst zähe Nephrit (Jade) von
grfiner, graulicher bis weißer Farbe und mit splittrigem Bruch anzu-
sehen. Oft dem Jadeit sehr ähnlich, aber im Gegensatz zu diesem schwer
schmelzbar ; H. = 5^—6 und G. = 2,97 — 3,0. Anstehend in Neuseeland
(Pnnamustein), von den Eingeborenen zu Waffen und Geräten verarbeitet;
ebenso in Zentralasien, in Turkestan, im Kwenlun, auch in Gerollen
in den dortigen Wasserläufen. Von hier kommt er zu den Chinesen, die
ihn mit dem Jadeit als den Stein Yü hochschätzen und zu verschieden-
artigen Geräten verarbeiten. In Europa in prähistorischen Zeiten
vielfach benätzt. Es wurde vorausgesetzt, das Material sei aus Asien
importiert worden, aber neuestens sind Fundstellen anstehenden N.
auch in Europa bekannt geworden, und zwar im Zobtengebirge bei
Jordansmtthl in Schlesien in Verbindung mit Serpentin und Granulit ;
sowie Gerolle, wahrscheinlich einheimischen Ursprungs, am Neuen-
burger See und in Steiermark, so daß das Material zu den prähisto-
rischen europäischen Nephritbeilen wohl alles aus Europa stammt
(H. Fischer, Nephrit und Jadeit 1880; Arznini, Zeitschr. für Ethnologie 1882
bis 1892; Traube, N. Jahrb. f. Min., Beü.-Bd. III, 412, 1884; A. B. Meyer, MitÜgn.
Anthropolog. Ges. Wien 1883, 1885; Die Nephritfrage kein ethnologisches Problem,
Berlin 1883; Abhandlgn. u. Berichte zool. Mus. Dresden, Bd. 10, 1903.)
Monoklin sind noch einige andere besonders benannte AliOi-treie Amphibol-
Varietäten ohne regelmäßige Begrenzung:
Anthophyllit'Amphibol (Amphibol-Anthophyllit). Zusammensetznng des
Anthophyllit (pag. 665), aber schiefe Anslöschnng, also nicht rhombisch. Eongsberg, Grön-
land. Femer : Cummingtonit Grane bis branne, f asrige, seidenglänzende Aggregate,
mit Quarz Yon Cummington in Massachusetts ; etwas angewittert. Kein CaO. Mangan-
haltig sind Dannemoritj Silfhergitf Hillängsit und Asbeferrit aus
Schweden. Ein fast reines jPeO-Silikat ist der dunkelgrüne, fasrige Qrünerit,
FeSiO^ mit dem Spaltungswinkel der Hornblende, von Colobri^res in Frankreich.
Mehr an den Gedrit der rhombischen Beihe schließt sich an der etwas tonerdehaltige
smaragdgrüne Kupfferit im Kalkspat an der Slüdjanka am Baikalsee und yon
Sanarka im Ural, mit dem größten bei den Amphibolen vorkommenden 3/yO-Gehalt
(31%) undlV»%OrjOa.
Richterit (Mg, Ca, Mn, JET», Na^^Si^O^^-, durch einen größeren (7—9%)
^ajO-Gehalt ausgezeichneter Manganamphibol, der lange gelbe oder rote Nadeln im
Magneteisen von Pajsberg und im Kalkstein von Longban in Schweden bildet.
666 Süikate.
ß) Tonerdehaltige.
Homblend« (im engeren Sinne).
Diese sind häufig mit Endflächen auskrystallisiert. Al^Of^-QtehBlt
ist vielfach größer als bei den Pyroxenen (bis 18 %) ; meist finden sich
geringe Mengen von Nci^O (auch K^O), und bis gegen 3% F. In
der Hauptsache sind es isomorphe Mischungen von CaMg^Si^O^^^
CaFe^Si^O^^ und einem vielleicht noch nicht ganz allgemein sicher-
gestellten -4^2 Og- resp. JFcgOs -haltigen Glied, wie bei der Aogitgnippe :
{My^Fe\Al^Si^O^^ resp. {MgyFe\Fe^Si^O^^\ Na^O durch Beimischung
von Na^Al^Si^O^^. In einzelnen Fällen ist ein Teil der SiO^ durch TiO^
ersetzt (Kaersutüy schwarzbraun, aus Grrönland, mit 7 % ^^^2 ^^^
etwas SnO^). 6. = 3,1 ca. H. = 5^ — 6. Diese Amphibole sind meist
dunkel gefirbt, grün oder braun bis ins Schwarze (raben- oder pech-
schwarz), seltener bläulich (Pargas), oder dunkelblau (Utö). Auch
hier ist der Pleochroismus meist stark. Opt A. E. ac. Die 1. M. L.,
selten + (Pargasit), meist — , liegt im stumpfen Winkel /J, macht mit
Adise c 70— 88^ ist also z. T. fast normal zur Querfläche (vergL
Tremolit) ; daher ist auf dieser die Interferenzflgur mit beiden optischen
Achsen zu sehen. Die 2. M. L., meist die Achse der kleinsten Elastizität,
liegt demnach im spitzen Winkel jff und macht also mit Achse c den kleinen
Winkel von 2—20 ^ im Mittel etwa 13«, selten bis 37<> (Auslöschungs-
schiefe auf der Längsfläche). Der Winkel der M. L. gegen die Achse Cy
resp. die Auslöschnngsschiefe, sowie der opt Achsenwinkd ist mit
der Zusammensetzung etwas schwankend. Geneigte Dispersion ; ^ < u
Schmilzt nicht schwer,, um so leichter, je größer der Fe- und Alkali*
gehalt ist Licht- und Doppelbrechung stark, ß = 1,62—1,64, y— a
=.0,023 (gemeinen.); iS = l,72, y—a = 0,072 (basaltische H.). Wird
nur nach dem Schmelzen von Säuren merklich angegriffen.
Zu der tonerdehaltigen Hornblende gehören die folgenden Varie-
täten, die z. T. ganz den ebenso benannten Varietäten des tonerde-
haltigen Augits entsprechen :
Gemeine Hornblende. Grüne Hornblende z. T. Besonders die
dunkelgrünschwarzen (rabenschwarzen) Hornblenden in Tiefengesteinen
und in krystallinischen Schiefem. Sie sind zuweilen auch in deut-
lichen meist im Vergleich mit dem Pyroxen flächenarmen,
aufgewachsenen Erystallen ausgebildet^ so auf den Magnet-
eisenlagerstätten von Arendal in Norwegen, vom Taberg
und von Philipstad in Wermland, Schweden. Eine hier
vielfach vorkommende Krystallform ist in Fig. 529 abge-
bildet. Das vollkommen spaltbare Prisma Jf = ooP (110)
^^- ^^' hat den Winkel Jif/J[f= 124^1', der aber etwas schwankend
ist und dessen vordere Kante die Querfläche : s = c»Poo (100) gerade
abstumpft; dazu kommt das Klinodoma Z = Poo (011), dessen vordere
Tonerdehaltige Hornblenden. 369
E. K. die Basis P = OP (001) gerade abstumpft ; Iß = 148 ^ 16' ; Pjs =
104* B8'; daraus: a:&:c== 0,5318: 1:0,2936; /J = 104<> 58'. Seltener
ist auch die scharfe seitliche Kante von M durch die Längsfläche
a; = odPoo (010) abgestumpft; auch begrenzt zuweilen P die Erystalle
am Ende allein. Das Hauptvorkommen der gemeinen Hornblende ist
aber in derben, deutlich nach M spaltbaren, zuweilen fasrig aus-
sehenden Edmern und Aggregaten, welche einen Bestandteil der
Oranite, Syenite, Diorite, 6nei8e, Homblendeschiefer und anderer
ähnlicher Gesteine ausmachen. Die gemeine Hornblende ist stets sehr
stark pleochroitisch und unterscheidet sich dadurch, durch die ge-
ringere Auslöschungsschiefe auf der Längsfläche, die bis 20^ beträgt,
sowie durch die vollkommene Spaltbarkeit nach der Prismenfläche M
von dem oft ähnlichen, aber meist nur schwach pleochroitischen ge-
meinen Augit. Wegen des Vorkommens in solchen älteren Gesteinen
schließen sich hier einige etwas abweichende und z. T. mit be-
sonderen Namen belegte Varietäten an, so der braune Karinthin aus
dem Eklogit der Saualpe in Kärnten ; der grasgrüne, strahligblättrige
bis fasrige Smaragdit, zuweilen mit ähnlichem grttnen Augit (Omphacit)
verwachsen, ebenfalls im Eklogit, sowie im Gabbro.
Bergamashit im Quarzporphyr vom Mte. Altino bei Bergamo
ist eine ^aoO-haltige gemeine Hornblende, in der fast alle MgO durch
FeO ersetzt ist.
Pargasit Unter diesem Namen kann man die meist weit lichter
gefärbten eisenarmen tonerdehaltigen Hornblenden zusammenfassen, die
als Eontaktbildungen im kömigen Kalk liegen, wie z. B. die hellbläulich'
grünen, oft randlichen, „geflossenen" Krystalle von Pargas in Finn-
land. An sie schließt sich an der Edenü, blaßgrün und graa, von
Edenville in New York und der weiße tremolitähnliche KoJcscharaunt,
der den sibirischen Lasurstein begleitet, und hierher sind auch die
glänzenden tonerdehaltigen Homblendekryställchen aus den Somma-
auswürflingen am Vesuv zu rechnen, die z. T. gelblichbraun, z. T.
allerdings auch tiefschwarz sind und dort kleine Drusen bilden.
Basaltische Hornblende. Braunschwarze (pechschwarze) Farbe,
z. T. etwas TiO-, meist stark, doch manchmal auch schwach pleochroitisch.
Ahnlich wie der basaltische Augit an vielen Stellen in vulkanischen
Gesteinen (Basalten, Trachyten, Andesiten etc. und deren Tuffen) in
derben, nach M vollkommen spaltbaren Individuen und in deutlichen
Krystallen; namentlich ausgezeichnet im böhmischen Mittelgebirge,
besonders im Basalttuff am Wolfsberg bei Cemosin. Die Krystalle
sind ringsum ausgebildet und zeigen bald einfache, bald kompliziertere
Kombinationen und vielfach Zwillinge nach der Querfläche. Eine sehr
gewöhnliche einfache, scheinbar rhomboedrische Kombination siehe
Fig. 580. An dem Prisma M mit nahe denselben Winkeln und der-
670
Silikate.
selben Spaltbarkeit, wie bei der gemeinen Hornblende, stumpft die
Längsfläche a; = ooPoo (010) die scharfe seitliche Kante ab, so daß
ein scheinbar hexagonales Prisma entsteht; die stumpfe vordere
Kante ist nie abgestampft Danach unterscheidet man diese Erystalle
leicht von den sonst sehr ähnlichen des basaltischen Augit, an welchen
ein scheinbar quadratisches Prisma mit abgestumpften Kanten auf-
tritt; an diesem sind auch die Bl. Br. viel weniger deutlich, als bei
der Hornblende. Die Endbegrenzung bildet die Basis P = OP (001)
und das hintere schiefe Prisma r = F (111), wo r/r = 148^ 28' und
rjF = 145® 35', so daß auch in den Winkeln die Flächen P und r
Fig. 530.
Fig. 531.
Fig. 532.
ein scheinbares Bhomboeder zu dem scheinbaren 2. hexagonalen Prisma
Mx bilden. Häufig treten noch weitere Flächen dazu, kompliziertere
Kombinationen z. B. von der Form der Fig. 531 bildend: g=— P(lll),
P/g = 152« 36' und qjq_ = 154« 26'; c = 3P3 (131), cjx = 130« 16';
f = — 353 (131); js = 2^oo (021), P/^ = 150« 26', ;^/ier = 120« 52'.
(Franzenan, Zeitschr. f. Eryst. VIII, 568; v. Eokscharow, Materialien etc. Bd.
Vm, 1881; Schneider, Zeitschr. f. Kryst. XVIII, 1891, 679.)
Die Flächen der Homhlende lassen sich, indem man nnnmehr die Vorder-
seite des Erystalls nach hinten kehrt, wie die des Augits anf ein heinahe
rechtwinkliges Achsensystem beziehen, das mit dem rechtwinkligen des Angits sehr
große Ähnlichkeit hat. Nimmt man M wieder als Vertikalprisma ooP (110) nnd r
als vorderes schiefes Prisma; r = — 2:^ (121), dann wird, dem Zonenznsammenhang
entsprechend: P = Boo (101); z = 454 (141); c = — 656 (161); t = 652 (Sßl);
<^== 3^3/2 (321); der Ausdrack für die Längsfläche x bleibt stets derselbe. Die an-
geführten Winkel geben dann : a:b:c = 0,5297 : 1 : 0,1469 ; /? = 90° 34' (yom). Dieses
Achsensystem würde das natnrgemäßeste sein, da aber die rhombischen Amphibole
kaum in Tollkommen ringsum begrenzten Krystallen bekannt sind nnd überhaupt
eine sehr geringe Bolle spielen, so ist hier das weitaus gebrauchlichste schiefwink-
lige Achsensystem beibehalten worden. (Vergl. Augit und die Schlußbetrachtung,
pag. 656 und 673.)
Zwillinge nach der Querfläche sind häufig. An solchen bilden
die zwei Flächen P und P am einen Ende ein Makrodoma und die
vier Flächen r am andern ein scheinbar quadratisches Oktaeder, wo
rjr = 148 ® 28' und rjr beinahe genau ebenso groß (Fig. 632) ; ein-
springende Winkel kommen kaum vor. Die Auslßschungsschiefe auf
der Längsfläche sinkt bis auf 1—2® herab. Durch vulkanische Hitze
unter Einwirkung von Wasserdampf sind die optischen Eigenschaften
Glankophan. Eiebeckit. Arfyedsonit 671
zuweilen verändert. 6. = 3,1 — 3,2, wie bei der gemeinen H. Unter-
schied von dem basaltischen Angit wie bei der letzteren.
Die Krystalle haben häufig eine gerundete (geflossene) Oberfläche.
Als Fundorte außer dem genannten sind für die basaltische Horn-
blende etwa noch anzuführen: die Basalttuffe der schwäbischen Alb,
manche Basalte und Tuffe der Bhön und Hessens, der Stenzelberg
im Siebengebirge im Andesit, Dockweiler in der Eifel im Tuff etc.
Die Hornblenden verwittern leicht zu Ton wie die Augite. Sie
gehen auch sonstige Umwandlungsprozesse ein und liefern dabei Biotit,
Chlorit, Epidot etc.
y) Alkali- {Na^^O-) haltige.
Glaukoyhan,
Ist in der Hauptsache, wie Jadeit: Na^Al^SiiOi2=^ ^(^^0 . Al^O^ ASiO^, doch
ist immer etwas von dem Aktinolithmolekül : [Mg^ Fe)sCaSuOii=S{MgjFe) . CaOASiO^
beigemischt; die Formel des Glankophan ist also: mNa2Al^Si4Q^^-\-n{MgtFe)tCaSiiOi^.
KrystaUe selten mit deutlicher Endbegrenznng ; sonst wie Hornblende. Meist derbe
kömige und stenglige Aggregate. G. = 3,05—3,15. AnslOschnngsschiefe in der Längs-
fläche = 4^—6®, und zwar macht die 2. M. L., die Achse der kleinsten Elastizität, diesen
Winkel mit der Achse c, wie bei der Hornblende. DunkelblaUi stark pleochroitisch ; leicht
schmelzbar. Bildet förmliche Glaukophangesteine in den krystalUnischen Schiefem der
Insel Syra und anderer Gegenden in Griechenland, bei Zermatt in der Schweiz, bei St.
Marcel in Piemont und auf der bretonischen Insel Groix, sowie in Neu-Caledonien.
(Lüdecke, Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 1876, 248; y. Lasaulz, Sitzgsber. der niederrhein.
Ges. in Bonn, 3. Dez. 1884; Bodewig, Pogg. Ann. 158 pag. 224.) Gastaldit isit em
^{gOs-reicherer Glankophan, in dem Fe^On vollständig fehlt; im Chloritschiefer Ton
St. Marcel und an anderen Orten in Piemont. Hierher auch der blaue Crossit,
in dem die größere Hälfte der AliO^ durch Ft^O^ ersetzt ist und der daher zum
Riebeckit führt.
Rieheckit
Na2Fe^SuOii^=Na^O .Fe^Oz^ASiO^ mit etwas ^'«48*4018. Meist nur in der
Prismenzone auskr jstallisiert ; Spaltungsprisma mit 124®. Schwarz ; stark pleochroitisch,
blau und grün. In der Symmetrieebene macht die Achse der größten Elastizität
den kleinen Winkel Yon 5® mit der Yertikalachse (bei den meisten anderen Amphi-
bolen ist es die Achse der kleinsten Elastizität). Er verhält sich hierin wie der
Agirin, dem der B. auch chemisch entspricht. Leicht schmelzbar mit lebhafter gelber
iVo-Färbung der Flamme; von Säuren nicht angegriffen. Gemengteil JVöaO-reicher
Emptivgesteine: Granit von Sokotra (4 mm große Kryställchen) , Westküste von
Korsika, in der Dobmdscha und am Pikes Peak in Colorado; im Syenit auf der Insel
Skye; im Trachyt (Berkum bei Bonn, in Abessynien).
Eine fasrige Varietät des B. ist A%r Krohydolith. Blaue parallele Fasern
bilden dicke Platten im Tonschiefer in der Nähe von Griquatown in Südafrika, z. T.
mit Quarz imprägniert und zu brauner Masse zersetzt, das sog. Tigerauge, das
beim Schleifen einen schönen metallischen Seideuglanz annimmt. Sind die Fasern
im Quarz noch blau, so nennt man die Masse Falkenauge, Beide vielfach zu
billigen Schmucksachen verschliffen. Auch im blauen Sapphirquarz von Golling im
Salzburgischen. Der Kr. wird als Asbest technisch verwertet.
Arfveäsonit.
{Na2j Fe)FeiSuOi2 = {N(h, Fe) 0 . Fe^O^ . iSiO^ mit Beimischung von
672 Silikate.
{Ca, Mg)^ {Äl, Fe)^8HOtt = 2{Ca, Mg)0.2{Al, Fe)tOt.28iOt, doch ist die Zn-
sammensetzimg noch nicht genflgeiid aa^ekl&rt. Im Sodalithsyenit tob Kangerdln-
anok, zuweilen in Krystallen. Spaltnngsprisma von 123* 55'; weniger yoUkommen
anch nach der Lllngsfläche spaltbar. AnalOschnngsschiefe anf der Längsfl&cfae im
Stampfen Winkel ß ist 14^ Dnnkelblanschwarz mit donkelblangranem Strich, blänlich
oder grfinlich dniehscheinend, stark pleochroitisch. GlasglftnaKsd. G. = 3,44. H. =
5Vs— ^ An der Uehtflamme imter starker Gelbftrbnng derselben (i^VFlamme)
schmekbar zn magnetischer Perle. Von HCl nicht angegriffen. Findet sieh andi
in den Syenitpegmatiten nnd Angitsjeniten des südlichen Norwegens. FrOher mit
Agirin verwechselt; von ihm dnrch Farbe, Strich etc. unterschieden. Nahe steht
der Barkevikit mit einem geringeren Oehalt an CaO nnd MgO nnd einem
größeren an ^ZtOg, also stärkere Vertretung des zweiten Silikats in obiger Ftnrmel.
Tief sammetschwarz nnd brann durchscheinend mit dunkelgrünem Strich. Spaltungs-
winkel 124* 16' ; AuslOschungsschiefe auf der Längsfl&che = 12 Vs® im spitzen Winkel ß,
sonst wie Arftredsonit. Gemengteil der Augitsyenite im südlichen Norwegen, u. a.
bei -BarkeTik.
Kataphorit Ein alkali- und eisenreicher dunkler, stark pleochroitischer Am-
phibol aus syenitischen Gesteinen in Südnorwegen.
Asbest. Manche Hornblendevarietäten, namentlich Tremolit nnd
Strahlstein, aber anch Anthophyllit und andere, kommen zuweilen in
sehr feinen, kürzeren bis ziemlich langen meist weißen Fasern vor,
welche im Talkschiefer oder auch im Kalk etc. eingewachsen sind und
Asbest heißen. Diese feinen Haare sind bald leicht voneinander zu
trennen, bald sind sie lilzartig innig durcheinander gewebt Manche
sind spröde (Byssölith), manche, besonders die feinsten, sind bieg^
sam {Amianth, Bergflmhs). Letztere lassen sich zu Geweben ver-
arbeiten oder zu anderen technischen Zwecken verwerten, wo ein
zartes, weiches Material hohe Temperatur ertragen muß, z. B. zum
Dichten von Dampfröhren etc. Der in dieser Weise technisch ver-
wendbare Asbest wird an manchen Orten in größeren Mengen ge-
wonnen, so namentlich in den lombardischen Alpen und in Kanada,
von wo fast aller technisch benutzbare Asbest stammt Auch in
Korsika und im Ural ist er massenhaft vorgekommen. Zuweilen bilden
diese verfilzten Fasern auch kompaktere Massen, welche die Namen
Bergfleisch, Bergleder, BergJcorJc etc. fuhren, je nach der größeren oder
geringeren Härte und Festigkeit und der den genannten Substanzen
entsprechenden Beschaffenheit Übrigens stehen ähnliche fasrige
Massen auch mit Diopsid und namentlich mit Serpentin im Zusammen-
hang (Serpentinasbest). Letzterer unterscheidet sich von dem Amphibol-
asbest dadurch, daß er von Säuren zersetzt wird, was bei der tech-
nischen Benutzung zu beachten ist Auch der Riebeckitasbest, der
blaue Krokydolith aus Südafrika (pag. 671) findet zuweilen in der
Technik Verwendung.
Aenig^atit. üralit. 573
c) TriUine Amphibole,
Wenig verbreitet und unwichtig.
Äni gm atit Zusammensetzung ähnlich wie bei Arf vedsonit, aber 7 Vt % TiO^ ;
ist wohl noch weiter aufzuklären. Spaltungsprisma = 113® 56^ Sammetschwarz mit
rötlich braunem Strich; stark pleochroitisch. H. «öi/g. G. = 3,7— 3,8. Leicht
schmelzbar ; Ton Säuren etwas angegriffen. Große unregelmäßige Krystalle im Eläo-
lithsyenit Ton Eangerdluarsuk in Sfidgnr5nland. Eine Parallelyerwachsung von
Änigmatit und Arfvedsonit Ton dort ist Kölhingit genannt worden. Vom Änig-
matit nicht wesentlich verschieden, aber Tt02*frei, sind die kleineu schwarzen Eryställ-
chen des Cossyrit in den vulkanischen Gesteinen (Pantelleriten) der Insel Pantel-
leria sttdl. von Sizilien.
Krystallographiache Beziehungen ztoischen Pyroxen und Am-
phihol. Beide sind, wie wir gesehen haben, heteromorphe Modifikationen derselben
Substanz, zeigen aber sehr nahe krystallographische Übereinstimmung. Legt man
die oben angegebenen beinahe rechtwinkligen Achsen zu Grunde, halbiert jedoch die
Achse c des Pyroxens und verdoppelt die Achsen a und c des Amphibols, dann er-
hält man die folgende Übersicht:
Enstatit: a: 6 : c = 1,0308: 1 : 0,2948; ß = 90^
Diopsid : =* 1,0522 : 1 : 0,2959 ; ^ = 90« 22'
Hornblende : = 1,0594 : 1 : 0,2938 ; /? = 90» 34'.
Die Zahlen sind namentlich bei den beiden monoklinen Formen nahezu dieselben.
Es ist daher möglich, die Formen des Pyroxens mit rationalen Ableitungszahlen auf
die Achsen des Amphibols zu beziehen und umgekehrt, z. B. erhielte das Spaltungs-
prisma des Amphibols am Achsensystem des Pyroxens den Ausdruck : odP2 (210) etc.
Diese nahe Beziehung drückt sich auch in häufigen Parallelverwachsungen von
Pyroxenen und Amphibolen aus, bei denen die obigen Achsen beiderseits dieselbe
Richtung haben. Die Längsflächen und die Yertikalachsen sind beiden gemein und
das schiefe Prisma s des Pyroxens liegt in der Bichtiing des Prismas z (der Basis P)
beim Amphibol. Dann fallen die Flächen s fast genau in die Flächen Zj denn es ist
der Winkel zur Längsfläche von « = 119o 36' und von x = 119® 34', sowie s/s«
120^ 48' und 120° 52'. Ähnlich ist es bei den anderen Formen der Pyroxen- und
Amphibolkrystalle. (Vergl. zu Pyroxen und Amphibol noch : Tschermak, Min. Mittlgu.
I, 1871; Bammelsberg, Pogg. Ann. Bd. 103.)
Uralit Nicht selten trifft man Krystalle von der Form des Augit (z. B.
Flg. 524), aber mit der Spaltbarkeit und allen anderen charakteristischen Eigen-
schaften der Hornblende. Der Lifaalt der Augitform ist ein fasriges Aggregat feinster,
meist unter sich und mit dem Augit in obigem Sinn parallel verwachsener Hornblende-
nädelchen, vielfach mit einem Augitkem im Innern. Es liegt eine Umwandlung des
Augits in Hornblende vor; der chemische Bestand des Augits ist in den der Horn-
blende übergegangen, indem, entsprechend den Formeln für Diopsid und Strahlstein,
der CaO-Gehalt ab- und der Jlf^O-Gehalt zugenommen hat. Man hat es also beim U.
nicht mit einer durch molekulare Umwandlung zustande gekommenen Paramorphose,
sondern mit einer Umwandlungspseudomorphose zu tun. Derartig veränderte Augite
wurden zuerst in gewissen uralischen Gesteinen beobachtet und danach benannt,
später auch bei Predazzo in Südtirol etc. (Uralitporphyre), sowie in anderen Gesteinen,
auch der Diallag erleidet zuweilen diese Umwandlung. Aufgewachsene Uralitkry stalle
auf der Magneteisenlagerstätte von Arendal im südlichen Norwegen. Die Umwand-
lung eines i42aO,-freien Pyroxens in Strahlstein stellt der Pi tkäran titTon Pitkäranta
in Finnland dar. Der grünlichgraue lockerfasrige Traversellii von Traversella
in Piemont ist ein ca. 4 % H^O enthaltender Uralit.
Baner, Mineralogie. ^
674
Silikate.
Beryll (mit Smaragd und Aquamarin).
Be^Al^Si^O,^ = dBeO . Al^O^ . 6SiO^; 66,84 SiO^, 19,05 AJ^O^
14,14 BeO. Hierbei ist eine kleine Menge (bis 2,7%) H^O vernach-
lässigt, die man im B. stets findet und die erst in der Glühhitze
entweicht. AI^O^ ist teilweise durch etwas Fe^O^, in der grünen
Varietät, dem Smaragd, durch etwas Cr^O^ vertreten. Neben BeO
ist wenig CaO und FeO und auch etwas Alkali, besonders Na^O vor-
handen, in dem B. von Hebron, Maine, 3% Cs^O.
Der B. krystallisiert hexagonal, und zwar ausgezeichnet vollflächig;
a: c= 1 : 0,4989 . M = ooP (lOlO), meist langprismatisch entwickelt,
mit der Basis m = OP (0001) eine gewöhnliche Kombination (Fig. 533).
Durch das gleichzeitige Auftreten des zweiten Prismas: n = ooP2 (1120)
und von dihexagonalen Prismen neben M und n entstehen scheinbar
m
rs ™
M
H
M
Fig. 533.
^ki^zh^
Fig. 534.
H
M
M
M
M
M
Fig. 536.
Fig. Ö36.
zylindrische Krystalle, und die Flächen der Prismenzone erscheinen
stark längsgestreift. J)ihexaeder der Stellung von M sind mehrere
beobachtet: p = P (1011); m/p = 150^ 3' (neben Jlf und m in Fig. 534);
sodann das steilere u = 2P (2021), ujm = 130« 58'. Ein Dihexaeder
der anderen Stellung in zwei Zonen [pMJ ist s = 2P2 (1121), s/m =
135« 4'; mit Jtf und m allein in Fig. 535. Endlich das Didodekaeder
k = 3Pi (2131), die Kanten sjM abstumpfend. Alle genannten Flächen
treten zuweilen zusammen und bilden die Kombination Fig. 536.
Keine Zwillinge.
Der Basis geht ein meist ziemlich deutlicher Bl. Br. parallel;
Bruch kleinmuschlig bis uneben; spröde; H. = 7^. G. = 2,68
bis 2,72 (Beryll) ; 2,70—2,76 (Smaragd). Glasglanz, auf OP perlmutter-
artig. Oft durchsichtig bis durchscheinend. Smaragdgrün (Smaragd), als
Edelstein sehr geschätzt, aber häufig von Rissen durchsetzt, was die
Durchsichtigkeit beeinträchtigt ; blaugrün oder meergrün (Aquamarin),
ebenfalls als Edelstein benutzt, aber viel weniger wertvoll, als Sma-
ragd ; auch rein gelb, gelblichgrün, rosenrot, sowie farblos und wasser-
hell; die farbigen etwas pleochroitisch. Oder auch undurchsichtig,
höchstens kantendurchscheinend (gemeiner Beryll) ; trüb grünlich- oder
gelblich weiß. Schwache D. Br. — ; cu = 1,5841, c = 1,5780 (gr.) (Smaragd
Beryll. Cordierit. 675
von Muso) ; nicht selten durch innere Spannungen zweiachsig. Schmilzt
V. d. L. schwer zu einer blasigen Schlacke; von Säuren nicht an-
gegriffen. Findet sich in Krystallen auf- und eingewachsen, und in
derben Massen, im Granit, Gneiß, Glimmerschiefer, sowie im Kalk.
Smaragd. Auf Drusen in einem bituminösen Kalk im Tunkatale
bei Muso in Neugranada mit Kalkspat, Quarz, Schwefelkies und
Parisit ; besonders wichtig als Edelstein. An der Tokowoja bei Katha-
rinenburg im Ural im Glimmerschiefer mit Chrysoberyll, Phenakit,
Apatit, Rutil etc. ; in einem gleichen Gestein kleine, aber schön grüne
Prismen im Habachtale im Salzburgschen ; mit Feldspat, Quarz und
Glimmer bei Eidsvold am Sttdende des Mjösensees in Norwegen; in
Alexander Co. in Nordkarolina; auch bei Kosseir am roten Meer in
Ägypten. Der kleine Chromgehalt bedingt die Farbe.
Aquamarin und andere durchsichtige Berylle (edle Berylle). Finden
sich vielfach im Granit auf Drusenräumen aufgewachsen, femer auch
in krystallinischen Schiefem. Auf Elba rosenrot; farblos hier und
in den Mourne Mountains in Ireland; meergrün bei Mursinsk, Schai-
tansk etc. im Ural, bei Nertschinsk in Transbaikalien im Adontschilon-
gebirge etc., im Altai, in Brasilien, hier auch als Gerolle im Sande,
in Ostindien etc.
Gemeiner Beryll. Häufig in deutlichen, scharfkantigen Krystallen
der Kombination Mm (Fig. 533) ; aber auch in derben stengligen Massen,
bis zu zentnerschwer; meist im Granit, auch im Gneiß etc. einge-
wachsen: Langenbielau in Schlesien, Bodenmais im bayr. Wald, Li-
moges in Frankreich, Finbo in Schweden, Grafton in New-Hampshire
(hier Krystalle von 1500 Kilo), Goshen in Massachusetts (Goshenit)
u. a. 0. in Nordamerika. Verwittert zu Kaolin, auch zu Glimmer.
(v. Kokscharow, Materialien Bd. I (vergl. 3); Vrba, Zeitschr. f. Kryst. Bd. V;
Penfield, American Journ. Bd. 28, 32, 36, 1884-86.)
Leukophan, NaCaBeSi^O^F. Dick tafelförmige, rhombisch -tetraedrische
Krystalle, selten; meist durchscheinende, schalige und stenglige, heUgelbliche bis
grünlichgraue Aggregate aus dem Augitsyenit des Langesundfjords im südl. Nor-
wegen. Der ähnlich zusammengesetzte gelbe, durch Verwitterung rote Melino-
phan, NaCoiBe^Si^OioF von dort ist quadratisch, bildet aber ebenfalls meist nur
schalige Aggregate.
Cordierit (Dichroit).
H^(Mg, Fe\Al^Si^^O^, = H^O . ^Mg, Fe)0 . ^Al^O^ . lOSiO^;
ca. 507o SiO^, nur FeO, kein Fe^ Oj . Rhombisch, a:b:c = 0,5870 : 1 : 0,5585.
Meist kurze Prismen von hexagonalem Habitus. M = ooF (110),
MIM= 119® 10' und l = ooPoo (010) geben ein scheinbar hexagonales
Prisma ; hierzu kommt noch häufig : d = ooP3 (130) und die Querfläche
a = (»JBö (100), die scheinbar das zum vorigen gehörige 2. hexagonale
Prisma bilden und das Prisma zwölfseitig machen. An den Enden
43*
676 SDikate.
gibt t = iP (112), tjt = 57* 46', (S. K.) mit « = PSo (011), sfs =
58® 22' (S. K) ein scheinbares Dihexaeder derselben Stellung wie
M und l\ dazu die Basis P = OP (001). Daneben treten vielfach
auch andere Flächen auf. Penetrationszwillinge nach 3f selten.
Spaltbarkeit nach l ziemlich deutlich, nach der Basis P zuweilen
eine schalige Absonderung (s. u.). Bruch muschlig. Spröde. H. «= 7 — 7^,
(j. = 2,6—2,7. Glasglänzend etwas ins Fette , durchscheinend bis
durchsichtig, farblos, gelblich, graulich, grün, braun, vor aUem blau.
Ausgezeichnet pleochroitisch, und zwar ist die Flächenfarbe auf der
Basis dunkelblau, auf der Querfläche hellblau, auf der Längsfläche
gelblichgrau. Die Achsenfarben für Schwingungen parallel den kry-
stallographischen Achsen sind : für a graublau, für h dunkelblau und für
c blaßgelb. Lichtbrechung und Doppelbrechung schwacL Opt A. E.
ftc, — M. L. c, Achsenwinkel schwankend. Von Säuren kaum an-
gegriffen; V. d. L. schwer schmelzbar.
Der Cordierit findet sich in ziemlicher Verbreitung entweder in
Krystallen, oft von unregelmäßiger Ausbildung mit rundlichen rauhen
Flächen, meistens im Granit und in krystallinischen Schiefem einge-
wachsen, besonders bei Bodenmais im bayr. Wald (sog. Beliom) mit
Magnetkies im Gneiß und auf der Kupfererzlagerstätte vor Orijärfn
in Finnland im Kupferkies (SteinheiHt) ; oder in derben Massen an
vielen Orten, ebenfalls vorwiegend im Granit und in krystallinischen
Schiefern, bes. im Gneiß (Dichroitgneiß) z. B. bei Lunzenau in
Sachsen; Cabo de Gata in Spanien {Jölüh)\ Arendal und Kragerö in
Norwegen, Fahlun in Schweden, Haddam in Connecticut, in Grön-
land etc. Durchsichtige blaue Geschiebe finden sich in den Edel-
steinseifen von Ceylon; diese werden auch als Edelsteine verschliffen
{Luchs- oder Wassersapphir). Selten in vulkanischen Gesteinen (Trachyten
und Andesiten), Laacher See, Ungarn, bei Campiglia maritima in
Toskana etc. meist mikroskopisch, ebenso in granitischen Kontakt-
gebilden (Homfels, Fruchtschiefer etc.) und in durch Basalt verglasten
Sandsteinen.
(Tamnau, Pogg. Ann. 12, 495; y. Lasanlx, Zeitsch. f. Eryst. Bd. VIII; Szabo,
N. Jahrb. Min. 1. Beil.-Bd. pag. 302. Bücking, Ber. Senkenberg. Ges. 1900.)
Der C. ist sehr der Verwitterung unterworfen, wobei JTgO, E2O und CaO auf-
genommen, MgO und SiOg abgegeben wird; daher geben auch die Analysen des C. etwas
schwankende Resultate. Eine Folge der Verwitterung ist häufig eine ausgezeichnete
schalige Absonderung nach der Basis, die auch bei anscheinend frischen Stücken
schon merklich ist. Die Masse wird dabei weich und matt und die Endprodukte
der Verwitterung sind vielfach Ton muscovitähnlicher Zusammensetzung und yon
brauner, grüner und roter Farbe. Solche Verwittemugsprodukte sind der braune,
säulenförmige, dichte Pintf , fast genau wie ein Kaliglimmer zusammengesetzt, im
Granit Ton Schneeberg und Aue in Sachsen, der Auyergne, Bretagne, yon Haddam
in Connecticut und yielen anderen Orten ; dayon nicht wesentlich yerschieden ist der
weiße Oosii yon Oos bei Baden-Baden. (Übrigens ist manches, was Pinit genannt
Cordierit. Isomorphe Reihe des Granats. g77
vird, nicht ans Cordierit, sondern ans Turmalin n. a. Mineralien entstanden.) Femer
gehört hierher der Fahlunit Ton Fahlnn in Schweden; der hraone harte F, ist
noch beinahe nnvepftnderter Cordierit, der weiche F. ist schon stark umgewandelt.
Hierher gehört anch der Fraseolith nnd Esmarkit Ton Bräkke in Norwegen,
der Aapaaiolith yon KragerO, der Giganfolith, Fyrargillit nnd Bon$-
dorffii ans Finnland, und noch viele andere. Alle diese Zersetsnngsprodukte
kommen in ganz ähnlicher Weise in Granit, krystallinischen Schiefem etc. vor, wie der
unveränderte Cordierit, mit diesem häufig auch zusammen und im Innern noch un-
zersetzte Cordieritteilchen beherbergend. (Wichmann, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges.
Bd. 26. Gareiss, Hin. u. petr. MitUgn., Bd. 20, 1901, pag. 1.)
An den Cordierit sehließt sich an:
8phenokla8. (Ca, Mg, Fe, Mn)^ Al^Si^O^i- Grauliehgelbe, krystaUinische
Aggregate, kantendurchscheinend und schwachglänzend, mit splittrigem Bmch. Mit
Wollastonit als Kontaktprodukt im körnigen Kalk von Gjellebäck in Norwegen.
Barylith, Ba^AliSiiOt^. Meist derb, selten Erystallflächen, wahrscheinlich
rhombisch ; farblos, durchscheinend, fettglänzend, von Longban in Wermland, Schweden.
l9omorphe Reihe des Oranats.
Beguläre Mineralien, und zwar Orthosilikate von der all^meinen
Formel: W^'Bi^'Si^O^^ = SMO . B^O^ , SSiO^, wo M'' = Ca, Fe, Mg,
Mn, Cr (?); B^^^ = Ji, Fe, Cr. Die der allgemeinen Formel ent-
sprechenden Verbindungen, welche in der Natur eine Bolle spielen,
sind danach die folgenden:
Kalkeisengranat: Ca^Fe^Si^O^^ == SOjO . Fe^O^ . SSiO^.
Kalktongranat: Ca^Äl^Si^O,^ =^ 3CaO . Al^O^ . BSiO^.
Eisentongranat: Fe^Al^Si^O^^ = SFeO . Ji^Og . SSiO^.
Magnesiatongranat: Mg^^Ai^Si^Oj^^ ==^ 3MgO . Al^O^ . SßiO^.
Mangantongranat: Mn^Al^Si^O^^ = SMnO . Al^O^ . SSiO^.
Kalkchromgranat: Ca^Cr^Si^O^^ = SCaO . Cr^O^ . dSiO^.
Diese Grundverbindungen finden sich selten isoliert in der Natur,
meist sind sie miteinander in mannigfaltigen Verhältnissen isomorph
gemischt, so daß sich die je zweiwertigen und die dreiwertigen Me-
talle gegenseitig ersetzen. Dies geschieht aber nicht bei ihnen allen
in gleicher Weise. Ai^O^ und Fe^O^ treten unbeschränkt fttr ein**
ander ein, so daß zwischen den reinen Tonerdegranaten und den reinen
Eisenoxydgranaten alle möglichen Übergänge vorhanden sind und
ähnlich yerhält es sich auch mit FeO, MnO und MgO. Dagegen wird
CaO meist nur in sehr beschränktem Maße durch FeO und MgO er^
setzt und umgekehrt, so daß die Kalkgranaten stets nur sehr wenig
FeO und MgO, die Eiseno:!(ydul^ und Magnesiagranaten nur eine ge-
ringe Menge CaO enthalten, Dagegen kann neben MnO der Ca0-6e-
halt bis «u erheblicheren Beträgen steigen. In diesen Mischungen
finden sich oft auch noch einige andere Grundverbindungen, die den
obigen gwz aual<^ gebaut sind, und die sich im einzelneu Fall aus
678 Saikate.
den Analysen von selbst ergeben. Dieselben spielen aber neben den
obigen wichtigsten und verbreitetsten eine untergeordnete EoUe und
sind daher hier nicht speziell mit aufgeführt. Statt SiO^ findet man
zuweilen etwas TiO^ (Titangranat, pag. 683). Yttrium kommt manch-
mal als Ersatz für Alnminium vor (Yttergranat, pag. 680 und 683).
Sehr häufig ringsum vollkommen auskrystallisiert. Die Form der
bald auf-, bald eingewachsenen Krystalle ist vorzugsweise das Rhomben-
dodekaeder (Granatoeder), teils allein (Fig. 537), teils, mit abgestumpften
Kanten, in Kombination mit dem Ikositetraeder 202 (211) (Fig. 538),
oder auch wohl letzterer Körper allein, mit in der Richtung der
Fig. 537. Fig. 538. Fig. 539. Fig. 510.
langen Diagonale gestreiften Flächen {Fig. 539). Auch Hexakisokta-
eder kommeu nicht selten vor, z. B. 30^ (321), die Kombinationskanten
zwischen ooO (110) und 202 (211) abstumpfend (Fig. 540). Sodann ein
sehr granatoederähnliches Hexakisoktaeder, scheinbar ein Granato-
eder, aber mit nach den Diagonalen etwas geknickten Kanten, das
an manchen Oranatvarietäten sich findet; es hat oft den Ausdruck:
640g4 (64. 63. 1). Die einfachsten regulären Formen, Oktaeder und
besonders der Würfel, gehören beim Granat zu den Seltenheiten;
Pjramidenwürfel und Pyramidenoktaeder kommen zwar vor, sind aber
ebenfalls nicht häufig. (Baaer, Zeitschr. der deutsch, geol. Qes. Bd. 26. 1874).
Vielfach auch derb und in dichten Aggregaten.
Blätterbrnche fehlen; Bruch kleinmnschlig; spröde. H. ^ 6J — 8,
selten geringer. G. = 3.2 — 4,2, je nach der Zusammensetzung. Glas-
glänzend, durchscheinend bis undurchsichtig, seltener durchsichtig (edler
Granat). Mancher Gr. ist vollkommen isotrop, mancher andere ist
optisch anomal und wirkt auf das polarisierte Licht (Klein, N. Jahrb. für
Min. etc. 1883, I. 87; Sitzgaber. BerUn Akad. 1898, pag. 676.) Starke Licht-
brechung; n = 1,7 — 1,9, mit der Zusammensetzung wechselnd.
Zuweilen farblos, meist geKrbt, häufig rot, auch braun, gelb,
grün, schwarz, kurz alle Farben auSer blau. Alle schmelzen, der
unschmelzbare Chromgranat ausgenommen, mehr oder weniger leicht
ohne Gewichtsverlust Das spez. Gewicht der erstarrten amorphen
Schmelze ist aber erheblich geringer als das des ursprünglichen Kry-
stalls: bei einem sog. Grossolar vom Wiluifluß in Sibirien ist: G. =
Ealktongranat. 679
3,63 vor und = 2,95 nach dem Schmelzen. Von Säuren wird meist
nur die Schmelze angegriffen und unter Bildung von Kieselgallerte
zersetzt, selten aber der ungeschmolzene Granat (Demantoid).
Die Zahl der hierhergehörigen Mineralien ist sehr groß; sie sind
z. T. sehr verbreitet und wichtig, besonders in den krystallinischen
Schiefem und im Kontaktkalk, weniger in Eruptivgesteinen; nur
spärlich in vulkanischen Gesteinen. Nicht selten als Neubildungen bei
der Zersetzung von Gesteinen (z. B. Diabas) und anderen Mineralien.
Vielfach auch lose in Seifen.
(Weinschenk, Zeitschr. f. Kryst. XXV, 1895, pag. 365.)
Kalktongranat.
Ca^Al^Si^O^^ = 3CaO . Al^O^ . 3SiO^, In der Natur selten rein;
meist ist eine mehr oder weniger große Menge Äl^O^ durch Fe^O^ ersetzt,
so daß Übergänge zum Kalkeisengranat entstehen. Auch etwas Cr^ Og
(pag. 685) und TiO^ ist zuweilen vorhanden. Der FeO-GelidAt ist stets nur
gering. Die reine Verbindung der obigen Formel besteht aus: 37,30 CaOy
22,69 Al^O^^ und 40,01 SiO^. Sie ist annähernd repräsentiert durch den
farblosen, z. T. wasserhellen Granat (Letikogranat) von Auerbach an der
Bergstraße (im Kalk), von Jordansmühl in Schlesien und von Slatoust
im Ural (auf Klüften im Serpentin), von Telemarken im südl. Nor-
wegen (mit Cyprin und Thulit in Quarzlinsen im Hornblendegneiß) etc.
Schon diese farblosen enthalten z. T. etwas Fe^O.;^', reicher daran
pflegen die gefärbten zu sein. Der K. ist bald vollkommen ausgebildet
in meist aufgewachsenen Krystallen, bald derb und dicht. Die Farbe
ist teils rot, teils grün, braun und gelb. Die roten werden als fl^e^ÄO-
wi^ (Kaneelstein)bezeichnet. Die Farbe des Rist meist hyacinthrot; er
ist durchsichtig bis durchscheinend und undurchsichtig. Schöne durch-
sichtige Krystalle aufgewachsen mit Diopsid und Chlorit im Serpentin
der Mussaalp im Alatal in Piemont und ähnlich, aber sehr reich an
Fe^O^ und einen Übergang zum Kalkeisengranat bildend, bei Achma-
towsk im Ural ; bei Friedeberg in Österreich-Schlesien auf Gängen im
Granit; fleischrote Krystalle begrenzt von Oktaeder und Pyramiden-
oktaeder in den grünen Schiefern von Elba auf Spalten aufgewachsen.
Bei Malsjö in Schweden und in Mexiko (hier rosenrot) im körnigen
Kalk etc. Besonders berühmt ist das Vorkommen derber Massen in
Ceylon, wahrscheinlich aus Gneiß, und von Gerollen in den dortigen
Edelsteinseifen. Letztere sind durchsichtig und werden, vielfach unter
dem Namen Hyacinth, zu Schmucksteinen verschliflfen. Solche klare
Geschiebe auch bei Olahpian in Siebenbürgen. Die grünen, braunen
und gelben Granaten dieser Gruppe heißen Grossular, Sie sind wie
die roten teils derb, teils deutlich krystallisiert^ und zwar meist ein-
gewachsen, besonders im Kalk als Kontaktgebilde, oft mit Hessonit
680 Silikate.
Ein viel genannter Fundort ist am Wiluiflaß in der Nähe des Baikal«
sees in Sibirien, wo gräne ringsum ausgebildete Krystalle mit eben-
solchen von Vesuvian in einem vulkanischen Tuffe liegen ; beide Mine-
ralien, bes. der Vesuvian, werden nach dem Fundort Wüuit genannt
Auch in den Kontaktkalken ist der Grossular oft von Vesuvian, sowie
von Wollastonit etc. begleitet. Einige bekanntere Fundorte sind : Auer-
bach an der Bergstraße, am Monzoni in Tirol, bei Dobschau, Rezbanya,
Orawicza und Cziclowa in Ungarn, Tiriolo in Ealabrien, Kimito,
Pargas etc. in Finnland (Romanjuount), Amity in New York. Erwähnens-
wert ist das Vorkommen zahlreicher großer hellbrauner Granaten im
Diluvialsande der Dominsel in Breslau, die z. T. mit Kalk verwachsen
sind und daher wohl ursprünglich einer Kontaktlagerstätte angehört
haben. Selten auf Erzgängen z. B. bei Andreasberg im Harz in Kry-
stallen auf E[alkspat. Kalktongranaten von verschiedener Farbe finden
sich in den Auswürflingen am Laacher See, sowie neben anderen
Granaten auch in den Sommaauswürf lingen am Vesuv.
G. = 3,4 — 3,6 zuweilen nur 3,15. H. = 7, auch etwas weniger.
n = 1,74 für Eot, beim Hessonit von Ceylon. Im allgemeinen nicht
schwer schmelzbar.
Eisentongranat (Almandin).
Fe^Äl^Si^O,^=3FeO.M^O^.SSiO^ mit 43,34 FeO, 20,51 Al^O^,
36,15 iSiO,. Oft wenig andere Bestandteile: etwas Fe^Og, MgO und
JfnO; von CaO stets nur geringe Mengen. H. = 7— 7^. G. = 4,2 vor,
4,1 nach dem Schmelzen. Selten optisch anomal. Ist teils voll-
kommen durchsichtig und dann columbinrot (mit einem Stich ins Blaue),
{ecUer Oranat^ auch orientalischer oder sirischer Granat). Als Geschiebe
mit Hessonit in den Edelsteinseifen von Ceylon, in Brasilien, Indien etc.,
im Glimmerschiefer eingewachsen am Roßruck etc. im Zemmgrund (Ziller-
tal). Viel in Deutsch-Ostafrika. Wird zu Schmucksteinen verwandt.
Der trübe, undurchsichtige, dann unreinere und meist schmutzigrote
und -braune Eisentongranat ist der verbreitetste aller Granaten (ge-^
meiner Granat z. T.). Er bildet in Form von ringsum ausgebildeten
Krystallen und von unregelmäßigen Körnern eine accessorische Bei-
mengung im Gneiß, Glimmerschiefer, Granuüt, Amphibolit und anderen
krystallinischen Schiefern und ist im Kinzigit (Granatgneiß) und im
Eklogit ein wesentlicher Gemengteil. Nicht selten von einem grfinra
chloritischen Zersetzungsprodukt umhüllt Er ist so weit verbreitet in
der Zentralkette der Alpen, in fast allen deutschen Mittelgebirgen : im
bayrisch'böhmischen Wald, im Riesengebirge (bei Schreiberhau jrttrium-
haltig, Yttergranat) und den anderen schlesisch-mäbrischen Gebirgen, im
Erzgebirge, Fichtelgebirge, Odenwald, Schwarzwald, femer in den
Pyrenäen, in Skandinavien (Norwegen, Schweden und Finnland) und
Eisentongranat. Hagnesiatongranat. Pyrop. ßgl
daher aach vielfach in den Diluvialgeschieben der norddeutschen
Ebene, im Ural, Sibirien, Nordamerika etc. Die Zahl der Fundorte
ist sehr groß. Besonders schöne, zuweilen bis über faustgroße Erystalle,
in Tirol, bei Fahlun in Schweden (hier nicht selten mit einem
gr&nen Ghloritmantel yon der Form des Granats) und ganz ähnlich
bei Salida in Colorado, am Stickeen River in Alaska im Chloritschiefer,
in Grönland (hier auch größere derbe schalig abgesonderte Massen von
schöner Farbe) etc. Seltener ist der Almandin in Tiefengesteinen
wie Granit, Syenit, Diorit etc., z. B. im Granit des Spessarts, in
Finnland, im Ural etc., sowie in vulkanischen, besonders trachytischen
Gesteinen, z. B. in der Auvergne, auf den Eanaren, bei Gabo de Gata
und Almeria in Granada (Spanien). Wenig verbreitet auf flrzlager-
st&tten (Ehrenfriedersdorf^ Altenberg und Schwarzenberg in Sachsen,
Fahlun und Garpenberg in Schweden, Böraas in Norwegen (hier
schwarz) etc. Kaum als Eontaktgebilde im Ealk. Vielfach aus dem
Muttergestein ausgewittert in Seifen und Sauden. Der Almandin
wird wegen seiner großen Härte, wie übrigens auch andere Granaten,
zuweilen als Schleifmittel wie der Smirgel benützt.
Magnesiatongranat.
Findet sich nie rein in der Natur. Enthält stets mehr oder
weniger große Mengen von Fe^O^, FeO, MnO, CaOy sowie meist Chrom
als OgOg oder vielleicht auch als CrO. Seltener schwarz, meist rot.
Nur der schwarze ist deutlich krystallisiert.
Schwarzer Granat. Nur von Arendal in Norwegen bekannt, wo
er mit anderen und zwar meist Ealkeisengranaten und mit Kalkspat
auf der Magneteisenlagerstätte in aufgewachsenen Erystallen: Granato-
eder mit abgestumpften Eanten, vorkommt. Er enthält 22 Al^O^ und
neben 13 MgO noch 6i MnO, 6^ CaO und 9 FeO, aber kein Chrom.
G. = 3,157. H. = 7. Schwarz, undurchsichtig, etwas fettig glänzend,
und leicht zu einer dunkelgraugrünen, nicht magnetischen Engel
schmelzbar. (Vergl. Melanit, pag. 683). Weit verbreitet und wichtig
ist dagegen der rote Magnesiatongranat, der
Pyrop (böhmischer Granat). Er ist durchsichtig, ohne alle mecha-
nischen Verunreinigungen und hyazinth- bis blutrot (mit einem Stich ins
Gelbe). Er zeichnet sich durch einen fast nie fehlenden kleinen Ghrom-
gehalt aus und zwar soll dieses Metall als CrO vorhanden sein. Im Mittel
enthält er: 15 MgO, 10 FeO, 5 CaO, 2^ MnO und bis 4 CrO; von Ses-
quioxyden oft nur Ai^O^, manche sind absolut frei von Fe^O^. G.=
3,69—3,78. H. über 7. n = 1,78 (rot); 1,88 (violett). Stets völlig
isotrop ohne Anomalien, unschmelzbar. So gut wie niemals in deutlichen
Erystallen; fast nur unregelmäßige rauhe Kömer, selten von Erbsen-
682 Silikate.
große und darüber. Findet sich ausschließlich in Olivingesteinen
und den aus diesen entstandenen Serpentinen, sowie in deren Ver-
witterungsprodukten, endlich bei völliger Zersetzung des Mutter-
gesteins lose im Sande. Im Serpentin sind die Körner oft von einer
grünen bis lichtgrauen und braunen, radialfasrigen Kinde umgeben, die
aus Pyroxen, Bronzit, Amphibol und Spinell besteht und wahrschein-
lich durch Umwandlung entstanden ist, z. B. bei Krems unweit Bud-
weis in Böhmen (Kelyphit). Wichtige Fundorte sind bei Meronitz un-
weit Bilin, Neupaka, Gitschin etc. im nördlichen Böhmen, wo er aus-
gedehnte Seifen (Granatsande) bildet, aus denen die größeren Kömer
für die Edelsteinschleifereien in jener Gegend ausgesucht werden,
daher böhmischer Granat. Stammt auch hier aus Serpentin und ist
nicht selten in einem unreinen braunen, durch Zersetzung des Serpen-
tins entstandenen Opal eingewachsen. Noch eingewachsen im Serpen-
tin z. B. bei Zöblitz und Greifendorf in Sachsen und an zahlreichen
Orten in Niederösterreich, den Vogesen, Schottland, Nordamerika.
In brasilischen Diamantsanden zuweilen deutliche Krystalle. Beson-
ders bemerkenswert ist das Vorkommen als Begleiter des Diamants
im blue ground von Südafrika, zuweilen von heller, vielfach auch von
sehr schöner dunkelroter Farbe, die diese Steine als Schmucksteine
ganz besonders geschätzt macht (Kaprubin). Dem Pyrop steht nahe
der EhodoUihj durchsichtige rosenrote Geschiebe von Macon Co., Nord-
Karolina.
Mangantongranat (Mangangranat, Spessartin).
Mn^Äl^Si^Oj^^ = 3MnO , Al^O^ . SiO^, daneben Fe^O^^ und FeOj
zuweilen in erheblichen Mengen, CaO und MgO meist nur wenig. Viel-
fach in deutlichen Krystallen, und zwar meist Ikositetraeder; auch
derb und dicht G. = 3,77—4,27. H. = 7 und mehr. Gelbrot bis rot-
braun je nach dem mehr oder weniger großen Eisengehalt; fast nur
kleine Krystalle durchsichtig. Häufig optisch anomal V. d. L. leicht
zu einer schwarzen unmagnetischen Kugel schmelzbar. Vorkommen
hauptsächlich in granitischen Gesteinen, eingewachsen und auf Hohl-
räumen aufgewachsen; doch auch vielfach in anderer Weise. Am
frühesten bekannt aus dem Granit von Aschaffenburg im Spessart, sodann
im Porphyrit von Ilefeld im Harz, in den Wetzschiefem der Ardennen,
auf der Manganerzlagerstätte von St. Marcel in Piemont; auf den
Granitgängen von S. Piero in Elba kleine glänzende flächenreiche auf-
gewachsene Krystalle. Reich an MnO und an Fe^O^ sind die Gra-
naten aus manchen schottischen Graniten. Den größten MnO-Oehslt
(44,2 MnO) hat der Spessartin im Granit von Amelia Co., Virginia,
Interessant ist das Vorkommen kleiner glänzender Krystalle auf Hohl-
räumen (Lithophysen) eines Liparits von Nathrop in Colorado und als
Mangantongranat. Ealkeisengranat. 6g3
als Kluftausfüllung am Silberberg bei Bodenmais im bayr. Wald. Manche
Mangangranate sind so schön gefärbt und durchsichtig, daß sie gute
Schmucksteine liefern (z. B. die von Haddam, Conn., derbe durchsichtige
Massen im Granit).
Kalkeisengranat.
Ca^Fe^Si^O^^ = 3CaO . Fe^O^^ . 3SiO^ mit 33,06 CaO, 31,49 Fe^O^
und 35,45 SiO^ . Fe^O^ ist zu einem mehr oder weniger großen Teil
durch Al^O^ vertreten, so daß zwischen den Kalkeisen- und den Kalk-
tongranaten alle möglichen Übergänge entstehen, aber keine scharfe
Grenze vorhanden ist. Meist arm an FeO und MgO, häufig etwas
MnO; TiO^ ersetzt häufig einen Teil der SiO^y aber nur in Gemeng-
teilen der Silikatgesteine, nicht in den durch Kontaktbildung im Kalk
entstandenen. Die TiO^-freieu Kalkeisengranaten sind häufig optisch
anomal und ausgezeichnet zonar gebaut. G. = 3,3— -4,1. H. nicht
über 7. V. d. L. unschwer zu einer je nach dem i^e-Gehalt stärker
oder schwächer magnetischen Kugel schmelzbar. Das äußere Ansehen,
namentlich die Farbe ist sehr verschieden: gelb, braun, grün, braun-
grün bis schwarz, doch kann man aus der Farbe nicht auf die Zu-
sammensetzung schließen. Vorkommen in krystallinischen Schiefem,
im Serpentin und im Kalk, aber auch in Eruptivgesteinen besonders
in jüngeren vulkanischen (Leucitophyren, Phonolithen etc.); sehr ver-
breitet auf Magneteisen- und Kieslagerstätten. Nach Aussehen und
Vorkommen werden verschiedene Varietäten unterschieden, die z. T.
mit zu den häufigsten Granaten gehören.
Melanit Ebenfalls von schwarzer Farbe (vergl. pag. 681): Gra-
natoeder mit abgestumpften Kanten, in jüngeren vulkanischen Gesteinen
(Leucitgesteinen , Tephriten etc.) und deren Tuffen eingelagert und
ringsum ausgebildet ; so bei Frascati im Albaner Gebirge, am Laacher
See, bei Rothweil im Kaiserstuhl etc. Meist ziemlich viel TiO^ ent-
haltend. Glänzend schwarze aufgewachsene KrystäUchen in den
Sommaauswürflingen. Gleichfalls schwarz, aber von anderem Vor-
kommen ist der besonders titanreiche (22 TiO^) derbe Scharlomü (Ferroti-
tanit), mit Arkansit und Eläolith sowie mit braunem Granat von Magnet
Cove in Arkansas ; auch ein derber, schwarzer titanreicher Granat aus
dem Phonolith von Oberbergen am Kaiserstuhl ist Schorlomit genannt
worden. Nahe steht der gleichfalls sehr TiO^-reiche schwarze Iwaarit
von Iwaara in Finnisch-Lappland im Eläolithsyenit, sowie der fast
yttererdefreie, dagegen TiO^-holtige sog. Yttergranat von Brevik in
Norwegen. Nur durch eingewachsene Kohlenteilchen schwarz ist der
Pyrenäü in einem schwarzen Kalk der Umgegend von Baröges in den
Pyrenäen.
684 Süikate.
Topaeolith. Kleine grfingelbe, bald mehr grüne, bald mehr gelbe,
aufgewachsene Xryställchen, meist 640f ^ (64 . 63 . 1). Mossaalp in
Piemont nnd Wnrlitz im Fichtelgebirge im Serpentin. In die Nähe des
Topazolith gehören auch die kleinen stark glänzenden grünen und gelben
Kryställchen, welche häufig die Klüfte und Spalten verwitterter Diabase
und anderer ähnlicher eisenreicher Gesteine bedecken, durch deren
Zersetzung sie entstanden sind; so an manchen Stellen im hessischen
Hinterland und in Nassau etc. Demantoid. Runde Knollen im Serpen-
tin von Bobrowka bei Syssersk im Ural, begleitet von Asbest. Sehr
selten Krystalle. Fast farblos bis smaragdgrün in verschiedenen grünen,
auch grünlichgelben Nuancen. H. = 6^, weicher als andere Granaten.
G. = 3,84. Von HCl schon vor dem Glühen zersetzt. Nach dem
Schleifen sehr stark glänzend und durchsichtig, daher vielfach als
Schmuckstein benutzt.
Ap lom (gemeiner Granat z. T., Andradit). Hierzu gehören grüne,
gelbe und braune Krystalle, häufig Granatoeder, deren Flächen nach
der kleinen Diagonale gestreift sind. An vielen Stellen verbreitet, so
im Erzgebirge auf den Kies- und Blendelagem bei Schwarzenberg und
Breitenbrunn und im Kalksteine von Boden bei Marienberg neben
Hessonit; im Harz auf den Eisensteingruben von Altenau (gelb);
rotbraun bei Schmiedefeld im Thüringer Wald ; in einem gneißartigen
Gesteine im Pfitschtal in Tirol; auf den Magneteisenlagerstätten von
Morawicza und Dognacska im Banat; im Serpentin am Findelen-
gletscher bei Zermatt im Wallis, grün; bei Arendal in Norwegen
dunkelbraune Krystalle auf dem Magneteisenlager ; bei Sala in Schweden
im Bleiglanz (gelbbraun) ; bei Pitkäranta in Finnland mit Kupfererzen ;
in der Achmatowskschen Grube bei Slatoust im Ural auf Gängen im
Chloritschief er ; in Nordamerika an zahlreichen Orten im Glimmer-
schiefer und ähnlichen Gesteinen etc. Die angeführten Beispiele
zeigen die Mannigfaltigkeit des Vorkommens und ließen sich leicht
noch stark vermehren. Der harzglänzende KölophanU (Pechgranat),
lockere Aggregate von gerundeten Krystallen und rundlichen Körnern,
rotbraun, ein 20' mächtiges Lager auf der Insel Tromö bei Arendal
bildend, gehört z. T. hierher, meist aber zum Vesuvian. Der Boihofß
ist ein manganhaltiger gelber Kalkeisengranat aus den Manganerz*
lagerstätten von Longbanshyttan in Wermland, Schweden. Ein Aplom,
in dem ein Teil des CaO durch MnO ersetzt wird, ist auch der derbe
braungelbe Polyadelphü von Franklin, New Jersey. Derbe und dichte
Massen von grüner, auch brauner und gelber Farbe haben vielfach die
Zusammensetzung des Ealkeisengranat& Sie sind AUochraü genannt
worden, so besonders die manganhaltigen Vorkommen von Drammen
und Feiringen bei Christiania in Norwegen, von verschiedenen Orten
im sächsischen Erzgebirge etc. Ähnliche dichte Aggregate bilden an
Ealkchromgranat. Prehnit. 6g5
manclien der genannten Fundorte die unmittelbare Unterlage des
Topazoliths und der anderen krystallisierten Ealkeisengranaten.
Fartschin, {Mn^ Fej^AltSiiOn. Ist chemisch ein Manganeisentongranat,
krystallisiert aher monoklin. Bildet schwach pechglänzende trübe branne Eryst&U-
chen mit gemndeter Oberfläche tomd unregelmäßige Körner im Goldsande von
Olahpian in Siebenbürgen.
Ealkchromgranat (Chromgranat, Uwarowit).
CatCriSHOit=:SCaO.CriOi.3SiOi. Ist fast rein; 22—23% Cr%Ot, daneben
wenig Äl^Oi. G. = 3,42—3,50. H. = 77« — 8, doch zuweilen auch geringer. Un-
schmelzbar. Bildei Rasen kleiner smaragdgrüner durchscheinender Dodekaeder, oder
dünne glattflächige Überzüge auf Ohromeisenstein, aus dem er bei der Zersetzung
sich bildet. Selten. Syssersk und Eyschtimsk im Ural, bei Texas in Pennsylvanien etc.
Auch bei Jordansmühl in Schlesien im Serpentin. Kleine Kömer im Qnarzit von
Preseryation Inlet, Neu-Seeland. 5—7% Cr^Ot enthaltende Kalktongranaten bei
Orford, Kanada im Kalk und ebenso bei V^nasque, Pyrenäen.
Der Granat verwittert im allgemeinen leicht und geht je nach der Zusammen-
setzimg yerschiedene Veränderungen ein. Tonerdefreier Granat gibt Serpentin- und
specksteinähnliche Umwandlungsprodukte, sehr eisenreicher auch Koteisenstein.
Tonerdehaltiger Gr. gibt Chlorit, Glimmer etc., welche auf ursprünglichen Spalten und
Bissen eingewachsen liegen, oder auch die Krystalle an der ganzen Oberfläche bedecken,
sowie Psendomorphosen nach Granat bilden. Der Granat bildet endlich sog. Peri-
morphosen, papierdünne Hüllen von der Form und Zusammensetzung des Gra-
nats, im Innern erfüllt Ton einem Gemenge von Kalk, Quarz, Epidot, Skapolith etc. ;
sie finden sich u. a. im kömigen Kalk Ton Arendal in Norwegen. Abwechselnde
dünne Schalen von Granat und Kalkspat am Sixmadun in Graubünden.
Prelmit.
H^Ca^Alßi^O^^ «= H^O . 2CaO . Al^O^ . SSiOo; bis 7% Fe^O^ statt
Al^O^ . flgO geht erst in der Glühhitze weg. Ist chemisch ein Kalk-
tongranat, in dem ICa durch 2H vertreten ist. Rhombisch; a:h:c =
0,8401 : 1 : 1,1253. Prismen mit 99^ 58' in der vorderen Kante, nebst
der Basis bilden meist niedere Tafeln, an denen die Kanten zwischen
den Prismenflächen und der Basis zuweilen durch Oktaederflächen
P(lll) abgestumpft werden; auch die Querfläche ooPöö (100), sowie
3PSS (011) (33« 26' oben), und |P55 (304) (90« 32' oben) treten zu-
weilen auf. Diese Tafeln sind häufig in annähernd paralleler Stellung
zu lächerförmigen , scheinbar an der stumpfen Prismenkante auf-
geblätterten Aggregaten verwachsen, in denen die einzelnen Tafeln
die Achsen h gemein haben und wo die Prismen- und die Basisflächen
kleine Winkel miteinander machen; auch finden sich kugelige und
traubige, sowie zuweilen unregelmäßig begrenzte Aggregate von strah-
liger und fasriger Struktur. Nach der Basis deutlich blättrig. H. == 6^.
G. = 2,8—3,0. Durchscheinend, glasglänzend ; meist grün, auch gelb-
lich, selten farblos. Opt. A. E. ac^ seltener 6c, + M. L. c. Ziemlich
schwer schmelzbar zu blasigem Glas ; von Säuren nur nach vorherigem
Glühen zersetzt.
686 Silikate.
Findet sich als Zersetzungsprodnkt mancher Silikate aof Klüften
und Hohlräumen älterer, besonders basischer, krystallinischer Silikat-
gesteine an vielen Orten, meist nur in geringer Menge, oft mit
Epidot, Datolith und Zeolithen zusammen, so im Diorit, Melaphyr,
Gabbro, Diabas; weniger im Granit und in krystallinischen Schiefem
(Amphibolit und Chloritschiefer) ; zuweilen mit Kupfer. Einige
vielgenannte Fundorte sind: Weilburg und Dillenburg in Nassau,
Friedensdorf in Hessen, sowie Kuchelbad bei Prag im Diabas;
Oberstein a. d. Nahe und im Fassatal im Melaphyr, zuweilen mit
ged. Kupfer; im Radautal bei Harzburg im Harz im Gabbro; bei
Ratschinges in Tirol und Bourg d'Oisans im Dauphin6 im
Amphibolit; bei Barfeges in den Pyrenäen (KupholUh); in Schott-
land; bei Ädelfors in Schweden (Edelith); am Kap der guten Hoff-
nung (Namaqualand) ; in dem Melaphyr der Kupferlagerstätten am
Oberen See im Staat Michigan etc. Hier auch in kleinen rundlichen
bläulichgrünen radialfasrigen Gerollen im Lake Superior, sog. Chlora-
strolith. Dasselbe ist auch der grün gebänderte, radialfasrige Zonochlorü,
dort in derselben Weise vorkommend.
Karpholith. H^MnAkSitOio; für MnO etwas FeO, für AkO» etwas FctOf
Fasrige nnd strahlige, büschelförmige, gelbe und grüne, seidenglänzende Aggregate.
Bei Schlaggenwald in Böhmen anf der Zinnerzlagerstätte mit Flußspat und Quarz
auf Drusen im Granit ; im Quarz in den devonischen Schiefem Ton Wippra am Harz
und ähnlich im Quarz in den Ardennen bei MeuviUe.
Lawsonit. H^CaAl^Sii Oiq. Chemisch analog dem Karpholith, aber rhombisch.
Dicktafelförmige ErystaUe in krystallinischen Schiefem in Kalif omien; im Diabas
und Gabbro der BasiUkata als Umwandlungsprodukt der basischen Plagioklase, nnd
aufgewachsen anf Klüften; im Gabbro und Glaukophanschiefer in Korsika, Insel
Giglio und Ligurien. Nach einer Eichtung vollkommen spaltbar. H. = 8 Vj. G. = 3,09.
Farblos ins Blaue; glasglänzend ins Fette. Leicht schmelzbar, hemach mit HCl
leicht gelatinierend.
laodimorphe Reihe des Oliuins und Willemita.
Hierher gehört eine Anzahl mit Säuren gelatinierender Orthosilikate (Singulo-
silikate) zweiwertiger Metalle von der Formel R^^iSiO^ = 2RO , SiOt, die in zwei
verschiedenen Formenreihen krystallisieren. Ehombisch bilden sie, bald isoliert für
sich, bald in vielfacher Mischung, die isomorphe Gmppe des Olivins; hexagonal und
zwar meist rhomboedrisch-tetartoedrisch, resp. pseudohexagonal-triklin die isomorphe
Gmppe des Willemits. In der Olivinreihe finden wir die MetaUe Mg und Fe, da-
neben Mn und Zn und sehr zurücktretend Ca ; in der WiUemitreihe Be, Zn, Jfn, Mg
und (^2^^)* Dieselben Verbindimgen kehren also in beiden Beihen vielfach wieder,
doch fehlt u. a. in der Olivinreihe Be und {H^Cu), und Zn spielt eine untergeordnete
BoUe, während in der WiUemitreihe das bei den Olivinen besonders wichtige Mg stark
zurücktritt, wogegen Zn und Be hier eine größere Bedeutung hat. Jedenfalls liegt
hier das Verhältnis des Dimorphismus vor. Über die beiden isomorphen Beihen des
Olivins und des WiUemits haben wir zunächst folgende Übersicht:
Olivin. 687
Olivingruppe: Willemitgruppe:
rhombisch: a:b:c hexagonal: a:c
Monticellit : MgCaSiO^^ ; 0,4337 : 1 : 0,5757. Phenakit : Be^SiO^ ; 1 : 0,6611.
Glaukochroit : MnCaSi04, ; 0,440 : 1 : 0,566. Willemit : Zn^SiO^, ; 1 : 0,6695.
Forsterit : MgiSiO^ ; 0,4666 : 1 : 0,5868. Troostit : (Zn, Mn)^StOi ; 1 : 0,6739.
Oüvin : {Mg, Fe\ SiO^ ; 0,4657 : 1 : 0,5865. Dioptas : E^CuSi O4 ; 1 : 0,6601.
Hortonolith: {Fe,Mg)iSiO^; Trimerit: MnBeSiO^; 1:0,7233.
0,466 : 1 : 0,580. (pseudohexagonal-triklin).
Fayalit : Fe^SiOi ; 0,4584 : 1 : 0,5793-
Röpperit : {Fe, Mn, Zn, Mg)^ SiOt ;
0,466 : 1 : 0,586.
Knebelit : {Mn, Fe)2Si O4 ; 0,467 : 1 : ?
Tephroit: Mn^SiOii 0,4621:1:0,5914.
Isomorphe Reihe des Oliuins.
Monticellit MgCaSiOi = MgO . CaO . SiOg. Rhombisch (siehe oben). Farb-
lose oder sehr licht gefärbte durchsichtige bis durchscheinende Kryställchen, olivin-
ähnlich, zuweilen Zwillinge und Drillinge, in Kalkauswürflingen der Somma. Größere
undurchsichtige grünliche Krystalle als Kontaktgebilde am Monzoni in Tirol, teil-
weise in Serpentin und in Fassait verwandelt. (G. von Rath, Ztschr. deutsch, geol.
Ges. 1875, 379; Pogg. Ann. Bd. 135, 581.) Der damit identische blaugraue ange-
witterte derbe Batrachit liegt im Kalk eingewachsen in der Kontaktzone ebendort
und ähnlich bei Magnet Cove, Arkansas.
Glaukochroit. Mn CaSiO^, bläulichgrün, auf den Manganerzlagerstätten zu
Franklin, New-Jersey.
Forsterit. MgzSiO^ = 2MgO . Si02 mit sehr wenig FeO. Rhombisch (siehe
oben). Kleine, starkglänzende, durchsichtige farblose Kryställchen auf Sommaaus-
würflingen. Damit identisch ist der trübe graue Boltonit im körnigen Kalk von
Bolton, Massachusetts ; ähnlich bei Slatoust im Ural, sowie bei Schelingen im Kaiser-
stuhl und in Jnvemess, Schottland. Bildet mit Spinell Pseudomorphosen nach Dipyr
im Kontaktkalk am Lherzolith in den Pyrenäen. Bei Snarum im Kirchspiel Modum
in Norwegen im Serpentin, der wahrscheinlich daraus entstanden ist. (Arzruni,
Zeitschr. f. Kryst. Bd. 25, 1895, pag. 471. Bauer, bei Olivin.)
OlMn (Peridot, Chrysolith).
(Mg, F€\ SiO^ = 2(Mg, Fe)0 . SiO^ ; 7—10 FeO, ca. öOMgO und
4f)SiO^ ; häufig etwas NiO, selten eine kleine Menge CaO. Der eisen-
reiche 0. mit 30 FeO und 32 MgO ist Hyahsiderit genannt worden. SiO^
z. T. durch etwas (4— 6%) ^^0^ ersetzt {TitanoUvin Pfunders in Tirol,
Zennatt in der Schweiz, lombard. und piemont. Alpen).
Nicht selten in gut ausgebildeten rhombischen, denen des Chryso-
berylls sehr ähnlichen Krystallen (Fig. 541, 542): n = ooP (110); njn =
130*^ 2' ; die vordere Kante meist, aber nicht immer, ziemlich stark abge-
stumpft durch die längsgestreifte Querfläche M^^ooPöö (100); zuweilen
noch s = ooP2 (120) in der Prismenzone, die Kante n/T abstumpfend ;
die scharfe Kante njn ist oft durch die meist nur schmale Längs-
fläche T = ooPäo abgestumpft. An den Enden trifft man häufig das
688
Silikate.
Fig. 641.
Fig. 542.
Oktaeder: c= P (111), dessen Flächen aber meist klein sind, nebst
dem Makrodoma: d = Pöö (101), das die vorderen E. K von e
abstumpft, und das Brachydoma: h =
/^^He^ 2PS(021); djd = 76« 54' (oben) und kjk =
80« 53' (oben) (Fig. 541, 542.) Über Je zu-
weilen das weniger steile Brachydoma h =»
P5S (011); h/h = 119« 13' oben. ZwU-
linge nach h selten; finden sich bei
Snarum in Norwegen und besonders an
manchen mikroskopischen basaltischen etc. Olivinen (KalkowBky, ztschr.
f. Kryst. X. 17 ; vergl. G. vom Rath bei MonticeUit). Blätterbrüche nach T meist
deutlich, Bruch muschlig, spröde. H. = 6^ — 7. G. mit dem FeO-
Gehalt wachsend = 3,3 bis 3,5. Glasglänzend, durchsichtig bis durch-
scheinend ; grün, durch beginnende Verwitterung gelb, braun und rot.
Opt. A. E. ofe, + M. L. a. 27 = 87« 40'; ß = 1,678 (r.). q<v.
Starke Doppelbrechung. Die optischen Eigenschaften sind mit dem
i^eO-Gehalt etwas veränderlich. V. d. L. sind nur die sehr eisenreichen,
und zwar schwer schmelzbar, die anderen nicht; mit HCl gelatinierend.
Gute Krystalle kommen lose aus dem „Orient" (Oberägypten?)
und aus Brasilien, hier auch in abgerollten durchsichtigen Stücken,
welche als Edelsteine verschliffen werden (Chrysolith); die runden
Körner im Meteoreisen von Krasnojarsk in Sibirien (Pallaseisen) haben
einzelne kleine Krystallflächen. Sehr große Krystalle im Kalkspat von
Achmatowsk im Ural, etwas kleinere im Talkschiefer vom Itkul-Berge
im Ural bei Syssersk. Kleine, oft lebhaft glänzende Kiyställchen in
manchen Basalten (z. B. im Habichtewald) und in vulkanischen Tuffen
und Aschen (z. B. am Vesuv, am Forstberg und bei Mayen im Laacher
See-Gebiet) ; in den Somma-Auswürflingen am Vesuv und in den Aus-
würflingen des Albaner Gebirges.
Sehr verbreitet ist der Olivin als wesentlicher oder accessorischer
Gemengteil vieler Gesteine. Er findet sich vor allem in basischen
Eruptivgesteinen und zwar besonders in älteren, in gewissen Gabbros
und Diabasen, die danach als Olivingabbro und -Diabas unterschieden
werden. Er verdrängt in ihnen zuweilen die übrigen Gemengteile
fast ganz; ein Diabas dieser Art ist der im rheinischen Schiefer-
gebirge und sonst verbreitete Paläopikrit Beinahe für sich allein
bildet der 0. die Peridotite, die nach accessorischen Beimengungen be-
sonders benannt werden, so den Lherzolith, z. B. vom See Lherz in
den Pyrenäen, den Dunit, z. B. von den Dun Mountains in Neusee-
land etc. In geringer Menge auch in dem Melaphyr, Kersantit, der
Minette etc. Ferner trifft man ihn in jüngeren basischen Eruptiv-
gesteinen, vorzugsweise in Basalten und Verwandten, in denen und
deren Tuffen er selten fehlt. Er bildet hier zuweilen Krystalle, meist
OÜTin. 689
aber unregelmäßige Kömer, gewöhnlich nur mikroskopisch klein, aber
auch größer, so z. B. am Berge Eosakow im nördlichen Böhmen. Nicht
selten sind in diesen Gesteinen Olivinkömer mit Bronzit und Chrom-
diopsid zu größeren Aggregaten yereinigt (Olivinknollen), z. B. im
Basalt vom Stempel bei Marburg. Ganz gleiche Aggregate als vul-
kanische Auswürflinge z. B. am Dreiser Weiher in der Eifel, bei
Kapfenstein in Steiermark etc. (Olivinbomben). In krystallinischen
Schiefem fehlt der Olivin gleichfalls nicht und ist in ihnen zu-
weilen auch zu größeren Massen angehäuft, so am Berg Itkul (siehe
oben, sog. Glinhit), im Glimmerschiefer zu Birkedal bei Stat in
Norwegen, wo er faustgroße Knollen bildet etc. Verbreitet auf
schwedischen im Kalkstein liegenden Magneteisenerzlagerstätten, be-
sonders in Wermland (Longban, Pajsberg, Norberg etc.). Das Vor-
kommen im Meteoreisen ist schon erwähnt; der Olivin findet sich aber
auch in Meteorsteinen und setzt einzelne fast für sich allein zusammen
(z. B. den von Ghassigny). Bildet sich in manchen Schlacken, in diesen
u. a. auch ein Kalkeisenolivin {Ca, Fe\Si0^j wie er von natürlicher
Entstehung bis jetzt noch nicht bekannt geworden ist.
Der 0. verwittert außerordentlich leicht und geht dabei in Ser-
pentin, zuweilen auch in Talk etc., kurz in J-Z^Og-freie Magnesiasilikate
über. Der meiste Serpentin ist umgewandelter 0., resp. Olivinfels.
Pseudomorphosen von S. nach 0. sind nicht selten, am bekanntesten
sind diejenigen von Rympfischwäng am Findelengletscher bei Zermatt
und besonders von Snarum bei Modum in Norwegen (vielleicht handelt es
sich hier um Forsterit, pag. 687), z. T. große Krystalle, in deren Innerem,
wie in dem vieler anderen Serpentine noch unzersetzte O.-Kömer sich
finden. Ein in der Verwitterang zu Serpentin begriffener etwas H^O
enthaltender Olivin aus dem Dolomit von Traversella in Piemont von
der Zusammensetzung 2Mg^SiO^.H^O ist Vülarsit genannt worden;
die geringe Wasseraufuahme hat die optischen Eigenschaften des
Olivins schon wesentlich geändert. Der Olivin mancher Gesteine geht
in ein filziges Gewebe von Strahlstein- und Anthophyllitnädelchen
über iPüU).
(Tschennak, Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. 66; N. y. Eokscharow, Materialien,
Bd. 5; G. Böse, Sitzgsber. Beriin. Akad. 1884; Fr. Sandberger, N. Jahrb. f. Min. etc.
1866, 1867; Baner, ibid. 1887, I, 1; Thadeeff, Ztschr. f. Kryst Bd. 26, 1896,
pag. 28; Penfield, ibid. pag. 143.)
Hyalosiderit (Mg.Fe^SiOi, 30% Fe^xmA32%MgO. Ist ein sehr eisen-
reicher OliTin, der sich in kleinen dunkelbraunen an der Oberfl&che gelb metallisch-
glänzenden ErystäUchen von der Form Fig. 541 im Limburgit von Sasbach am
Kaiserstuhl findet. Olivin von ähnlicher Zusammensetzung auch sonst in Basalten z. B.
bei Londorf in Hessen. Der Jfi^O-Gehalt herrscht hier noch vor. umgekehrt ist
es beim
Hortonoliih. {Fe, Mg\Si04, mit 44 FeO und 17 MgO daneben 4 MnO.
Bauer, Mineralogie. ^
690 Silikate.
Oelblichgran bü br&imlichschwan, von Monroe in New-Tork mit Magneteisen nnd
Kalkspat in oliyinfthnlichen Eiystallen.
Fayalit Das reine ^«O-Süikat : FctSiO^ = 2FeO . SiOt mit 70,6 FeO ; meist
etwas MnO nnd MgO. G. = 4 — 4,35. H. == 6Vt- Kleine durchsichtige gelbe, dnich
Verwittezung dnnkel bis schwarz, nndnrchsichtig nnd metallglSnzend werdende
KrystftUchen, von der Form des Ollyins, aufgewachsen auf Hohlräumen im Obsidian
Yom Tellowstone-Park in Nordamerika nnd von Lipari, sowie im Andesit Yon Santorin,
femer in kleinen derben, grttnlichschwarzen Massen im Granit der Monme Mountains
in Irland nnd von Bockport, Mass. Leicht zn magnetischer Perle schmelzbar. Ge-
steinsbildend in den krystallinischen Schiefem von Colobri^res in den Pyrenäen.
Bildet sich in deutlichen Krystallen in der Eisenfrischschlacke; eine solche ist wohl
auch der F., der in Blöcken am Strande der Azoreninsel Fayal liegt und als Ballast
dahin gekommen ist. Ein F., der zarte braune, wollenartig ineinander geschlungene
Fasern auf Hohlräumen Ton Laven des VesuT, der phlegräischen Felder bei Neapel
und Tom Capo di Boto bei Rom bildet, ist Breislakii genannt worden; der Br.
wird aber auch zum LieTrit gestellt. (Penfield, American Joum. Bd. 90, 1885,
pag. 58 und Bd. 40, 1890, pag. 75.)
Eulysit, braun, mit Augit und Granat im Gneiß Ton Tunaberg in Schweden,
enthält neben 53-^56 FeO ca. 3% MgO und 8-9% MnO.
Ropperit Zinkhaltig (10% ZnO). {Fe, Mn, Zn, Mg)t8i0^. Große, nach
der Längsfläche dick taflige, dunkelgrüne bis schwarze, außen meist Terwitterte
Krystalle aus den Zinkerzlagerstätten tou Sterling Hill (New-Jersey) (Stirlingit).
Knebelit (Mn, Fej^SiO^; Mn und Fe ziemlich zu gleichen Teilen. Derbe
blättrige Massen. Deutlich außer nach der Längsfläche auch nach dem Prisma
ooP (110) Ton 129^ 54' spaltbar. Grau, auch ins Braun, Bot und Schwarz. Schwach
glänzend und kaum durchscheinend, Ton Hmenau. Kuglige und nierenfSrmige lamellare
oder breitstenglige Aggregate auf den Magneteisenstdnlagem tou Dannemora und
Vester-Silf berget in Dalekarlien, Schweden. Hier auch der grauschwarze, gelb durch-
scheinende, fettigglänzende, eisenreichere Eiaenknebelit (IgelstrOmit).
Tephroit Mn^i0^^2MnO . SiO^ mit 70,25 MnO, aber auch wenig MgO
und FeO. If^O-reicherer T. ist PUcrotephroit genannt worden. Meist derb und nicht
spaltbar. Gran, braun und rot; braun und schwarz anlaufend. Durchscheinend, glas-
bis fettglänzend. H. = 5Vt— 6. G. = 3,95--4,12. Schwer schmelzbar; tou BCl zer-
setzt Zinkerzlagerstätten von Franklin und Sparta in New-Jersey, ZfiOhaltig,
wohl durch eingeschlossenes Botzinkerz ; mit den Manganerzen in Wermland (Longban,
Pajsberg etc.), am letzteren Orte in Kiystallen und ZnO-tteL Ein durch Zersetzung
wasserhaltiger T. Ton dort ist der hellrote HydroUphroit
An den Olivin schließt sich an die:
Humitgruppe.
Es sind fluorhaltige, durch Säuren zersetzbare Magnesiasilikate, die man, wie
den OliTin, als Orthosilikate aufEaasen kann, wenn man ein Atom Mg ersetzt denkt
durch zwei einwertige Gmppen (MgF), in denen Tielfach F zum meist kleineren
Teil, sehr selten Tollständig, durch (OH) vertreten wird. Dies ftthrt auf die Formel:
Mg[Mg{F, 0H)]g[Si04], die dem ersten Glied der Humitreihe, dem Prolektit zukommt.
Bei den anderen Gliedern ist immer noch ein Olivinmolekül, Mg^SiOi dazu addiert
Dieses chemische Verhalten spricht sich auch in eigentflmlicher Weise bei der
KrystaUform aus, die bei den meisten hierher gehörigen Mineralien monoklin mit
einem Ton 90* nicht merklich Terschiedenen Winkel fi, in einem Fall, beim eigent-
Hümitgrnppe. Isomorphe Beihe des Willemits. 691
liehen Hundt rhomhisch ist. Bei dem genannten Prolektit ist das Achsenyerhftltnis :
a:&:c=l,0eO3: 1:1,8862, was man auch schreiben kann: =1,0603:1:3.0,6287.
Bei den folgenden an Mg^8%04, stetig reicher werdenden Gliedern der Reihe bleibt
a : h fast genau wie dort, aber e wird immer großer nnd zwar sind die Werte von
c Mnltipla einer Ton 0,6287 wenig yerschiedenen Gmndzahl mit den Faktoren 6,
7 nnd 9, die der Anzahl der in den Verbindungen enthaltenen Ifi^-Atomen gleich sind.
Dies gilt anch ftlr den Faktor 3 beim Prolektit Danach haben wir folgende Über^
sieht (in der der ^^^=90^ nicht jedesmal besonders yermerkt ist):
a:h', c
Proleküt : M^Mg{F, OH)]^ [SiOJ. Monoklin : 1,0603 : 1 : 3 . 0,6287.
Chondrodit : Mg^ [Mg{F, OH)]^ [SiOJ«. „ 1,0663 : 1 : 5 . 0,6289.
Hundt : Mg^ [Mg \f, OJT)]s [8i0^\. Rhombisch : 1,0602 : 1 : 7 . 0,6291.
LeukophSnidt: Mnj^[Mn{OH)]i[S%0^\.
Klinohumit : Mg-^ [Mg (F, OH)^ [SiO^l^. MonokUn : 1,0803 : 1 : 9 . 0,6288.
Auch hier ist wie beim Oliyin fast stets ein Teil des Mg durch Fe, beim
Leukophönicit alles Mg durch Mn und etwas Zn isomorph yertreten.
Prolektit. Als große Seltenheit auf der Eo- Grube in Nordmarken in
Schweden. Die Zusammensetzung ist noch nicht sicher bestimmt.
Chondrodit Gelb bis rötlich und br&unlich, auch grün, grau und schwarz.
Nach OP (001) deutlich spaltbar; muschliger Bruch. H. = 6— 6Vi. G. = 3,12— 3,24.
Glas- bis fettglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig. Unschmelzbar; Ton HCl
zersetzt Er ist das h&ufigste Glied der Hümitgrnppe. Eiystalle in den Somma-
auswürflingen, selten (2. Humittjpus), dunkelbraunrot im Bleiglanz der Grube Kaf-
Teltorp bei Nyakopparberg in Schweden; auf der Tilly-Foeter-Mine bei Brewster
in New-Tork mit Magneteisen. Besonders yerbreitet in Form gelber bis brauner
unregelmäßiger KOmer im körnigen Kalk und Dolomit: Pargas in Finnland, Aker
und GulsjO in Schweden, Sparta in New-Jersey, Monroe in New-York, im Rubin
führenden E^alk in Birma und an zahlreichen anderen Orten. Verwittert zuweilen
zu Serpentin. Der Ch. yon Eafyeltorp enthält: 33,33 SiOt] 54,30 MgO; 6,62 FeO;
6,60 F und 1,67 R^O.
Sumit Gelb ins Rötliche und Bräunliche. Glasglänzend; durchsichtig bis
durchscheinend. Ist nach dem Prolektit am seltensten. Sehr flächenreiche Krystalle,
yielfach Zwillinge, in den Sommaauswürflingen (1. Humittypus); Kömer im Eadk yon
Llanos de Juanar im Rondagebirge in Andalusien. Ein brauner, monokliner H.
im Serpentin des Allalingebirges bei Zermatt yon der obigen Zusammensetzung hat
kein F, nur {OH). Der hellrote Leukophönicit yon Franklin, New-Jersey, ist ein
Manganhumit, ebenfalls F-frei, mit 60 MnO und 4 ZnO, G. und H. wie beim Chondrodit.
Klinohumit EKlufigster Humittypus in den Sommaauswürflingen (sog.
3. Humittypus), auch in der Tilly- Fester -Mine in New-Tork. Krystalle yielfach
ebenfalls sehr flächenreich und zwülingsyerwachsen. Äußerlich wie Hundt
(G. yom Rath, Pogg. Ann. Erg.-Bd. IV, pag. 321, Bd. 138, pag. 515, 144, pag.
663 und 147, pag. 246; E. S. Dana, Transact of the Conn. Acad. Bd. m und Am.
Joum. Bd. 9, 1876; C. Klein, N. Jahrb. f. Min. 1876; H. Sjögren, Ztschr. f. Kiyst
Vn, 1883, pag. 113 und 844; Penfleld und Howe, ibid. XXIU, 1894, pag. 94.)
Isomorphe Reihe des Willemits.
Die Übersicht Aber die chemische Zusammensetzung und die Krystallform der
Glieder dieser Gruppe siehe oben pag. 687.
44*
892 Silikat«.
Trimeri t MnBeSiO^^ MnO . BeO . 8iOt ; statt MnO etwas CaO. Tiüdnie
Drillinge loit hexagonalem HabitDS; meist dick tafUge Fonnen. Lachsfarbig und
starkglftnsend. Harstigsgnibe in Wermland, Schweden, selten.
Phenakit
Be^SiOi^^ 2BeO . SiO^. Bhomboedrisch-tetartoedrisch. Am Hanptrhombo-
eder B (lOll) Jst BjB = IW 86' (E. K.), daneben hftnfig beide Prismen oq£ (1010)
nnd OOJP2 (1120), entweder jedes für sich oder beide kombiniert; das Dihexaeder
2. Stellung */sP2 (1123) schärft manchmal die Endkanten you B zn, nnd dazn
kommen Bhomboeder 3. Stellung, zuweilen nur untergeordnet, zuweilen in der End-
begrenzung herrschend. Die Erystalle bilden entweder kurze dicke Prismen oder
niedere linsenförmige G^talten, bei denen die tetartoedrische Ausbildung mehr oder
weniger deutlich hervortritt, oft sogar ganz fehlt. Nicht selten, auch im Aussehen,
sehr quarzfthnlich. Häufig Zwillinge mit parallelen Achsen: die Individuen sind
ganz durcheinander gewachsen, so daß an den Grenzen die Rhomboederfläcfaen
einspringende Winkel machen, welche von den Endecken aus verlaufen. Bruch
muschlig. H.=:7Vt— S. G. = 2,96^3,00. Stark glasglänzend ins Diamantartige;
weiß bis braun, durchsichtig bis durchscheinend. Gelb auf den Eisensteinlagerstätten
bei Framont in den Vogesen (Elsafi) und ähnlich am Cerro del Mercado bei Duiango
in Mexiko. Weiß an der Tokowoja im Ural im Glimmerschiefer mit Smaragd etc. ; bei
Miask im Dmengebirge auf Granitgängen mit Amazonenstein und Topas; ähnlich
am Mt. Antero, sowie am Topaze Butte bei Florissant und am Pikes Peak in
Colorado. Neuerdings auch bei Striegau in Schlesien und in der Schweiz gefunden;
besonders große prismaüsche Erystalle mit Quarz und Albit bei EragerO in Norwegen.
Wird zuweilen als Edelstein verschliffen.
(v. Kokscharow, Materialien etc. II; Websky, Sitzgsber. Berl. Ak. 1881, Nov.;
Seligmann, N. Jahrb. f. Min. 1880, I, 29; Penfield, Am. Joum. 68, 33, 1887, pag. ISa)
Willemit.
ZnßiO^ » 2ZnO . SiOt, 73,08 ZnO. Eleine, dünne, hexagonale Prismen mit
Bhomboeder 22; BjB = 11&* V. Eeine tetartoedrische Formen beobachtet; selten
Zwillinge. Gelb, braun, grün, selten schwarz, auch blau (Grönland). G. = 4,02—4,18.
H. ~ öVa* Mit anderen Zn-Erzen, namentlich bei Altenberg unweit Aachen. Ein
W. mit 6Va FeO und MnO ist ^er Troo9tit, der sich in großen, schwarzen, aueh
weißen, gelben, grünen und braunen fettglänzenden, rundkantigen Prismen im Kalk-
spat von Sterling und Franklin in New-Jersey findet und zwar massenhaft mit
Willemit und Rotzinkerz zusammen, so daß sie als Zinkerze verwendet weiden.
Dioptas (Achirit, Kupfersmaragd).
SiCuSi04, = HtO , CuO . SiOt von der Form Fig. 196. Ein Bhomboeder
r = %B (808Ö), rlr = 95^ 28' (E. E.) und das zweite Prisma m = ooP2 (11^) herrschen
vor; die Flächen von r sind in der Richtung einer Kante rltn einseitig gestreift Je
eine solche Kante, abwechselnd oben und unten, ist zuweilen abgestumpft durch die
Flächen a eines Bhomboeders der 3. Stellung. Ein deutlicher Bl. Br. stumpft die
E. K. von r gerade ab. H. = 5. G. » 3,27—3,35. Schön smaragdgrün. Glasglanz,
in der Richtung des BL Br. an der E. K. von r Perlmuttergluiz. Beim Glühen erst
geht H^O weg und die Substanz wird braun (27ö) ; mit HCl gelatinierend. Hauptfundort
am Berge Altyn-Tübe am Altai im Kalk; in einigen uralischen Goldseifen; im fran-
zösischen Kongo-Gebiet; an einigen SteUen der südamerikanischen Kordilleren mit
Kupfererzen. Wird zuweilen als Edelstein benützt (Kupfersmaragd).
(Websky, Pogg. Ann. Bd. 69; v. Kokscharow, Materialien Bd. VI; Credner, N.
Jahrb. f. Min. etc. 1839, pag. 404; Bauer, Zeitschr. d. deutsch., geol. (^ea Bd. 38L)
Kieselkupfer. l80XQorpliL6 Reihe des Helvin. 693
Kieaelkupfer (Kieflelmalachit, ChiysokoUa, Knpfergfrttn, Kupferblau) ist ein
amorphes wasserhaltiges Enpfersilikat mit ca. 45% SiOfy blan oder grün und Yon
verschiedener Beschaffenheit, Härte etc., die blauen etwas COs enthaltend. Man hat
es hier wahrscheinlich mit einem durch Verwittemng yon Kupfererzen und anderen
Ifineralien gebildeten Qemenge mehrerer Substansen zu tun, in welchem auch schon
DioptaskryatiÜlchen mikroskopisch nachgewiesen worden sind. Das Mineral kommt
hauptsächlich auf Kupfererzlagerstätten vor, im Erzgebirge, Harz, bei Kamsdorf in
Thftringen, im Banat, in Comwall, Chile, im Ural etc. Hier, bei Nisehne-Tagilsk,
findet sich auch der himmelblaue weiche Z)emi(Io toi t, mit einem kleinen Phosphor-
säuregehalt, als dttnne Kruste auf dem Malachit, wahrscheinlich ein Gemenge Ton
Kieselkupfer und Kupferphosphat. Blau ist auch der spröde Asperolith yon
Nischne-Tagilsk und der ii^aOs-haltige Pilarit yon Chile.
Dem Dioptas analog zusammengesetzte Mangansilikate sind:
Bementit H^MnSiO^ = HtO . MnO . 810^ Graugelbe, blättrigfasrige stein-
fi^rmige Aggregate opt. einachsiger Plättchen, also vielleicht gleichfalls hexagonal
und mit Dioptas isomorph. Als Verwitterungsprodukt des Tephroit auf den Mangan-
erzlagerstätten von Franklin, New-Jersey, im Kalkspat.
In es it. Gleichfalls H^MnSiOi mit etwas CaO. Triklin ; meist radialstrahlige und
fasrige Aggregate. Zwei deutliche Blätterbrüche machen 82 Vt^ Fleischrot, kanten-
durchscheinend. G. = 3,03. H. = 6 — 7. Von HCl leicht zersetzt. Auf einer Mangan-
erzlagerstätte bei Nanzenbach im DillenburgtBchen, ebenso bei Jakobsberg und Pajs-
berg in Wermland {Bkodoiüit). Neuerdings von Villa Corona, Durango, Mexiko.
Als .B^-Silikate schließen sich an den Phenakit an die beiden folgenden regulären
und zwar der tetraedrischen Klasse angehörigen Mineralien. Sie bilden die
Isomorphe Reihe des Helvin,
Helvin :S{Mn,Be^e\8i04. . {Mn,Be,Fe)8', Danalith: S{Fe,Zn^)SiO^ . {Fe^,Be)8,
beide neben einem Silikat von der Formel des Phenakits oder Willemits noch eine
Schwefelverbindung enthaltend.
Helvin, Kleine gelbe, braune oder grüne, etwas fettigglänzende, durch-
scheinende Tetraeder. G. = 3,l— 3,3. H. = 6— 6*/,. Von HCl unter Entwicklung
von H^S zersetzt. Auf den granatführenden Kies- und Blendelagem von Breiten-
brunn und Schwarzenberg in Sachsen; auf den Erzgängen von Kapnik in Sieben-
bürgen; auf den Augitsyenitgängen von Brevik und Modum im südl. Norwegen etc.
Im Schriftgranit von Miask im Ilmengebirge (Ural) große kuglige Aggregate.
An der Mündung der Achtaragda in denWilui in der Nähe des Baikalsees sind
202
bis 2 cm große Pseudomorphosen von der Form des Pyramidentetraeders -ö- (211) ge-
funden und Achtaragda genannt worden. Sie bestehen aus einem Gemenge von
Quarz- und Grossularkömem mit einigen anderen Substanzen. Man hat sie auf
Helvin, aber auch auf andere Mineralien bezogen, z. B. auf Boracit (pag. 575).
Danalith. Die seltenen oktaedrischen und dodekaedrischen Krystalle zeigen
keine Hemiedrie. G. = 3,427. H. = 5Vs— 6. Bildet meist fleischrote bis graue,
fettigglänzende, derbe, oktaedrisch spaltbare Massen im Granit von B.ockport und
Gloucester, Mass. und auf der Magneteisenlagerstätte von Barlett in New-Hampshire.
Ebenfalls von HCl unter fT^'^'-Entwicklung zersetzt.
394 Silikate.
Heterontorphe Gruppe des Kietelwittuut.
BiiStiO,. =2£i|0| . 38tO,.
EiUytin: regal&r-tetxaediisch. Ägrieoht: monokliu.
Eulytin (EieBelwümat, Wfsmatblende). Kieme tetroedrische KrTBtSUoheii,
Boweilen Er^änzaugiiEwillinge, braun, graogelb, selten schwan, dnrcliBcheinend, lehr
starker fettiger Diamantgluu. H, = ö— 6. G. = 6,l. Ton HCl leicht «anetrt. In
einzelnen Erjatällchen nnd kleinen kngligen Onippen, Btets aufgewachsen, aaf den
Eobaltgftngen von Schneeberg and Jobanngeorgenstadt im Erzgebirge, begleitet von
Qnarz und Wismntocker, auch von ged, WUmut, dorch desten Terwitternng er wohl
entstanden ist.
Ägrieolit. Die nach dem optischen Verhalten monoklinen ErjstSUchen bilden
kleine radialfasrige knglige Aggregate. Dem Torigen sonst sehr Uuüicb nnd an
denselben Orten, soirie anf Wiamntocker bei SchwarEenberg i. S. TOikommend.
Als Bitmutoferrit (Orttne Eisenerde) ist eine dichte bi« erdige, grOne Sub-
stane von der ZnsammeDsetzang BitFe^iO„ = BitOt.2Fi!tO,.iSiOt ans den Era-
gängen von Schneeberg bezeichnet worden. Sie ist vielfach mit Honistein oder
Chalcedon gemengt nnd bildet so den sog. Ej/pocMorit von dort
Kleselzinkerz (Eieselgalmei, Calamin, Hemimorpliit).
H^Zn^SiO^=EtO .2ZnO .SiO,; 26,0 SiO^, 67,b ZnO,7,b E^O, das
erst beim GIflhen entweicht. Khombisch nnd ansgezeichnet hemimorph
nach der Vertikalachse (Fig. 543, 544). a:b:c = 0,7835 : J : 0,477a
3 = ooP (1 10) ; ff/9 = 103» 50', nebst Längs- und Querfiäche 6 = ooPSS (010)
und a^oof5ö(100); « = 2P§ (121) zuweilen herrschend auf einer Seite
Fig. 543. Fig. 644. i<1g. 546.
der Achse der Hemimorphie; s/s = 101« 35' und 132" 26' (E. K.); am
anderen Ende die Basis c = OP (001) nnd die Domen : o = PöS (101);
p = 3P55 (301); sowie r = PSi (011); m = 3P55 (031); o/o = ll?« 14';
Pip — 57» 20'; rjr = 128" 55'; mjm = 69" 48'; aUe Winkel über c ge-
messen. Zaweilen ist an diesem Ende s untergeordnet, die Kante
pJM abstumpfend, dazu auch noch andere Oktaeder, z. B.e ^ 2P2 (211)
(Fig. 23) als Abstumpfung der Kante m/5. (In dieser Figur bedeutet
M die in obigen Figuren mit g bezeichneten Flächen, d ist o, /" ist r etc.)
Ergänzungszwillinge, welche die Achse des Hemimorphismus gemein
haben, so, daß die zwei Individuen ihre Spitzen s gegeneinander kehren,
und die beiden Achsen a nnd b in beiden parallel sind, kommen zu-
weilen vor (Fig. 545). Spaltbar nach g deutlich, weniger nach o;
Eieselzinken. Lievrit 096
spröde ; H. = 6. G. = 3,35 — 3,60. Durchsichtig bis durchscheinend,
glasglänzend, farblos oder hell geförbt^ auch intensiv grfin und blau.
Opt A. E. 6c, + M. L. c. Starke Doppelbrechung; i8jira= 1,61 7. Ätzflguren
auf den Flächen der Prismenzone dem Hemimorphismus entsprechend
oben anders als unten (Fig. 301). Polar pyroelektiisch in der Richtung
der Achse c, das Ende mit der Basis c analog. Unschmelzbar, aber
stark dekrepiüerend. Mit HCl gelatinierend. Erystalle, meist mit
dem von s begrenzten Ende aufgewachsen, selten an beiden Enden aus-
gebildet; zu Drusen, vielfach von fächerförmiger Anordnung, vereinigt.
Häufig derbe, strahlige und fasrige Aggregate mit nieriger und traubiger
Oberfläche, auch stalaktitisch, dicht und erdig. Auf den Zinkerzlager-
stätten im Ealk bei Iserlohn, Altenberg bei Aachen, Baibl in Kärnten,
Rezbanya im Banat, in Derbyshire, bei Nertschinsk in Transbaikalien,
bei Phenixville in Pennsylvanien etc., auf Ealk aufgewaclisen, mit
Zinkspat, Blende etc., mehrfach auch mit Bleiglanz. Mit Zinkspat,
der aber viel häufiger ist, auf Zn verhüttet. Bildet Pseudomorphosen
nach Kalkspat, Grünbleierz, Bleiglanz etc.
(G. Rose, Abh. Berl. Ak. 1843; Danber, Pogg. Ann. 92; Schranf, Sitzgsber.
Wiener Ak. Bd. 38; Hessenberg, Min. Notizen 1858; Seligmann, Zeitschr. i Kryst.
I, 877, 342; Baner nnd Brauns, N. Jahrb. f. Min. etc. 1889, I, 1.)
Hardystonit ZnCa^Si^O-i^^^ZnO .2CaO .2810^. Quadratisch, basisch deut-
lich spaltbar. Bildet meist weiße, glasglänzende Körner auf den Manganerzlager-
stätten bei Franklin Fumace, New-Jersey.
Bertrandit H^Be^8it09 = H^0 .ABeO .28x0^. Rhombisch-hemimorph. Taf-
lige Krystalle, zuweilen Ergänzungszwillinge wie beim Eieselzinkerz ; auch herzförmige
Zwillinge anderer Art. Nach mehreren Flächen deutlich spaltbar. H. = 6. G. = 2,6.
Unschmelzbar ; Ton Säuren nicht angegriffen. Durchsichtig bis durchscheinend, farblos
bis gelblich. Polar-pyroelektrisch. Auf Quarz und Feldspat in Pegmatitgängen bei
Nantes, im Dep. Morbihan, bei Pisek in Böhmen, Stoneham in Maine und Mt. Antero
in Kalifornien. Durch Zersetzung des mit Yorkommenden BeryUs entstanden.
Cerit (Cerinstein, nicht Cerin). H^(Ca^ Fe)iC€^Si^O^^', statt Ge auch La, Di
und^Z. Sehr selten rhombische Krystalle; meist sehr feinkörnige, etwas fettig glän-
zende, undurchsichtige, trübe, graurote Aggregate mit splittrigem Bruch von der
Bastnäsgrube bei Riddarhyttan in Westmanland, Schweden, mit Molybdänglanz, Orthit
(Gerin), Kupferkies und Strahlstein im GneiB. G. = 4,9—5,0. H. = 5 V2- Von HCl
zersetzt. Der gleichfalls rhombische, gelbbraune Kainosit yon der.Ko-Grube in
Nordmarken (Schweden) und yon Hitterö in Norwegen soll die entsprechende Yttrium-
yerbindung sein.
LieTiit (Hvait).
H^Ca^Fe^F^^Si^O^^ =H^0 . 2CaO . AFeO . Fe^O^ . ^SiO^ ; ein mehr
oder weniger großer Teil des FeO öfters durch MnO (bis 9 <>/o MnO)
ersetzt. Bildet ausgezeichnete, rhombische, langprismatische, auf-
gewachsene Krystalle und dünne Nadeln (Fig. 546). M= ooP (110) ; MIM
= 112» 38'; die seitliche Kante zugeschärft durch 5=ooPg (120); 5/5 =
73» 45' vom; die Flächen der Prismenzone stark vertikal gestreift.
8
M
H
S
696 Süikate.
Keine Abstumpfdng der Kanten des Prismas. Das Oktaeder o = P(lll)
ziemlich groß; Jf/o = 128^ 36'; die vordere E. K. von o dnrch
die Flächen des Makrodomas p = Poö (101) ziemlich
breit abgestumpft, pjp = 112® 49' (oben). a:b:c^=^
0,6665:1:0,4427. Alle diese Zahlen gelten f&r die
beinahe Jfn-freien Krystalle von Elba, a und b wachsen
mit dem JfnO-Gehalt. Keine Zwillinge. Die Kiy-
stallform ähnlich der des Humits. Bruch muschlig;
^^^ H. = 5^— 6. G. = 3,8 — 4,1. Schwarz, durch Verwitte-
rung braun, Strich schwarz; undurchsichtig; halb-
metallisch. Krystalle und strahlige Massen : Elba und das gegenüber-
liegende toskanische Festland, auf Drusen im Kontakt eines Fyroxen-
gesteins mit Marmor; bei Kupferberg in Schlesien, derb und in großen
Krystallen, im asbestartigen Strahlstein auf der Grube „Einigkeit".
Der L. von Herbomseelbach etc. in Nassau auf einer Kontaktzone
zwischen Tentakulitenschiefer und Diabas mit Klipsteinit und Babing-
tonit; er ist der JfnO-reichste von allen bekannten. Bei Kanger-
dluarsuk und bei Julianehaab in Grönland im Augitsyenit, durch
Zersetzung des Arfvedsonit entstanden; auch bei Thyrill in Island.
Leicht schmelzbar zu magnetischer Kugel; mit HCl gelatinierend.
Der Breislakit (pag. 690) wird neuerdings zum Lievrit gestellt.
(Baner, N. Jahrb. f. Min. etc. 1890, I, 31; BGggild, Medelelser om Grünland,
Bd. 25, 1902, pag. 43.)
Große Formähnlichkeit mit Lievrit zeigt der
Ardennit (Dewalqnit), ein ASiOs- nnd y^Os-haltiges Silikat Ton Äl^Oz und
MnO] gelbe bis braune langstrahlige Aggregate, sehr selten deutliche Krystalle, auf
Quarz bei Ottrez in den Ardennen. (v. Lasaulx, Tschermaks Min. Mittdlgn. 1873.)
Bleihaltig sind folgende Silikate, meist von Longban etc., Wermland, Schweden :
Kentrolith. P&8lfn8SiaOo=2P60.Mn,Ot.2iSiOa. Rhombisch ; kleine, dunkel-
rotbraune, halbmetallische, durchscheinende Eryställchen mit Quarz auf Gängen in
Chile und bei Longban (Wermland). Damit isomorph der manganfreie eisenhaltige
Melanotekit PbtFe^SitO^ == 2FbO . Fe^O^ , 2SiO%, Schwarzgrau, blau an-
laufend, fettiger halbmetallischer Glanz ; wie Kentrolith von HCl zersetzt. Mit gelbem
Granat von Longban in Wermland, Schweden und von Hillsboro (Neu-Meziko).
Hyalotekit H(Fh,Ba, Ca\BSi^Ou mit 25 PbO, 20 BaO, 4 JB,0,; 0,7 Be
und 1 F, Derb, weiß, feldspatähnlich ; auch nach zwei Richtungen spaltbar. Eben-
falls von Longban.
Ganomalit HiCa^Fb^itOn = StO ACaO . GPbO . Q8iOt. Quadratische Pris-
men, meist derb, kömig, im Aussehen ähnlich manchem kömigen Tephroit. Starker
fettartiger Glasglanz. Farblos, durchsichtig, an der Luft trübe. Sehr spröde. H. =
3^2- G. = 5,74. In ENOt löslich. Schon in der Kerzenflamme schmelzbar. Pris-
matisch und basisch spaltbar. Von Longban und Jakobsberg in Schweden.
Nasonit Ton Franklin in New- Jersey, dicht, weiß, fettglänzend, enthält 3Vt
02, das {OH) yertritt, sonst wie Ganomalit.
Gruppe des Glimmers. g97
Böhlingit Ein Blei und Ealk enthaltendes Silikat (81,1 PbO), das auch zu-
gleich 9,1 schweflige Sfture {80^) ffthrt, bildet weifie derbe Aggregate prismatischer
Eryställchen im axinithaltigen Granatfels Yom Granitkontakt, ebenfaUs bei Franklin
Fomace, New-Jersey.
Barysi li t Fb^Si^O-i = 3P60 . 2SiO«. Hexagonale, basisch deutlich spaltbare,
silberweiße krummblättrige EryBtalle. In der Lichtflamme schmelzbar und Yon Säuren
leicht zersetzt. In den Eisenerzen der Harstigsgrube bei Pajsberg in Wermland,
Schweden.
Gruppe des Olimmera.
Diese Gruppe umfaßt eine Anzahl wichtiger Mineralien von der
Härte 2 ca., sehr vollkommener Spaltbarkeit in einer Richtung und
elastischer Biegsamkeit der dünnen Spaltungsblättchen. Sie sind z. T.
sehr verbreitet und haben namentlich als Bestandtheile mancher
Gesteine (Granit, Gneiß, Glimmerschiefer etc.) große Bedeutung.
In chemischer Beziehung sind es alkali- und zwarZ'^O-, seltener
auch Na^O' und Z^^O-haltige Tonerdesilikate; in einigen Glimmerarten
spielt neben dem Alkali auch MgO eine hervorragende Rolle. Man
unterscheidet danach Kali-, Natron-, Lithion- und Magnesiaglimmer,
von den letzteren ist aber ausdrücklich zu bemerken, dass in denselben
neben der MgO stets auch noch erhebliche Mengen K^O enthalten sind.
-HjO wird beim Glühen von allen Glimmern abgegeben, es ist in
ihnen als Vertreter von K^O etc. vorhanden, nicht, wie man früher wohl
annahm, infolge beginnender Verwitterung. MgO ist manchmal durch
FeO und Al^O^ durch Fe^O^ teilweise vertreten, bei manchen Glimmern
ist sogar alle MgO durch FeO ersetzt (Eiseng^immer), auch findet sich
häufig ein kleiner J'-Gehalt als Ersatz für 0 und für (OH), sowie etwas
-BgOg etc. CaO fehlt durchweg (Unterschied von den Sprödglimmern).
Die chemische Zusammensetzung der Glimmer ist somit sehr
mannigfaltig. Dies spricht sich namentlich auch in SiO^- Gehalt aus,
der zwischen 33 und 66^© schwankt. Die Glimmer können danach
z. T. als Orthosilikate aufgefaßt werden, manche haben aber mehr
die Zusammensetzung der Metasilikate. Zur Erklärung dieser Ver-
schiedenheiten sind mehrere Annahmen gemacht worden.
Nach Clarke liegt allen Glimmern die Verbindung: HgÄJ[8iO^]^y
ein Orthosilikat, zu Grunde, in dem H zum größten Teil (nie ganz),
durch Metalle, und zwar durch einwertige {K, Na^ Li), zweiwertige {Mg, Fe)
und dreiwertige (AI, Fe) ersetzt ist ; von diesen können die zweiwertigen
auch ganz fehlen. Bei den 8i0^ reicheren Glimmern wird angenommen,
daß die Gruppe [8i0^] durch die gleichwertige [Si^O^] teilweise ver-
treten werde.
Nach G. Tschermak kann man sich die sämtlichen Glimmer als
aus drei Verbindungen zusammengesetzt denken:
Si^AkH^O,^; Si^Al.H^O^,', Si^Mg.^O^^.
698 Silikate.
In den beiden ersten wird H stets in wechselnden Mengen teil-
weise durch Alkalien {K, Na^ Li) nnd AI zuweilen durch Fe ersetzt
und vielfach tritt eine gewisse ebenfalls wechselnde Menge Fan die Stelle
von 0 oder {OH). In der dritten Verbindung wird häufig Mg teilweise
oder ganz durch Fe vertreten. Die beiden ersten Grundverbindungen
kommen zuweilen fast rein vor, die dritte, die dem Olivin entspricht,
ist in der Form des Glimmers f&r sich allein noch nicht beobachtet
worden. Diese Grundverbindungen mischen sich in wechselnden Ver-
hältnissen und geben so die verschiedenen Glieder der Glimmergruppe.
Die erste und die zweite bilden die Reihe vom Muscovit bis zum
Lepidolith, die erste und die dritte bilden den Biotit und die zweite
und dritte den Phlogopit, in dem aber zuweilen auch alle drei ent-
halten sind. Die näheren Verhältnisse sind aus der unten folgenden
Übersicht (pag. 702) und aus der speciellen Beschreibung der einzelnen
Glimmerarten zu ersehen.
Alle Glimmer sind monoklin und können fast genau auf dasselbe
Achsensystem bezogen werden. Früher hat man sie z. T. für rhombisch
mit hemiedrischer Flächenausbildung, z. T. für rhomboedrisch gehalten.
Ein Prisma M von nahe 120^ mit durch die Längsfiäche h abge-
stumpften seitlichen Kanten ist häufig, sehr nahe senkrecht dazu ist
die Basis c. Parallel mit der Basis lassen sich die Krystalle außer-
ordentlich leicht spalten, so daß man Spaltungslamellen von äußerster
Dünne und von ausgezeichneter elastischer Biegsamkeit herstellen
kann. (Unterschied von dem ebenfalls in einer Richtung sehr leicht
spaltbaren, aber gemein biegsamen Chlorit) In der Richtung der
Flächen des genannten Prismas M von annähernd 120^ und der
Längsfläche gehen sekundäre Blätterbrüche, welche auf den Spaltungs-
flächen häufig durch zarte Risse und Spalten angedeutet sind. Man
kann sie mit Hilfe der Körnerprobe (196) beliebig herstellen; sie
bilden auf dünnen Spaltungsplättchen sechsstrahlige Sterne a, deren
Strahlen, wie Fig. 547 und 548 zeigt, parallel mit M und h verlaufen
(Schlagfigur). Diese gestattet, auch in unregelmäßig begrenzten
Glimmerplatten die Richtungen M und h leicht aufzufinden und sich
dadurch krystallographisch zu orientieren. Um aber die Richtungen
M von der Richtung h unterscheiden zu können, was ohne weiteres
nicht möglich ist, müssen auch die optischen Eigenschaften des
Glimmers berücksichtigt werden.
Derselbe ist optisch 2-achsig, der Achsenwinkel bald groß (2 J? bis
über 80^), bald annähernd = 0^. Die Doppelbrechung ist stark. Die M.
L. ist — . Sie ist stets sehr annähernd senkrecht zur Hauptspaltungs-
ebene (Basis) c, weshalb man auf allen Spaltungsplättchen das Inter-
ferenzbild in der Mitte des Sehfelds mit anscheinend normal austretender
Mittellinie beobachtet. Dies war mit ein Hauptgrund, den Glimmer fär
Gruppe des Glimmers.
699
rhombisch (die deutlich zweiachsigen mit größerem Achsenwinkel), resp.
rhomboedrisch (die scheinbar einaxigen mit ganz kleinem Achsen-
winkel) zn halten. Die Ebene der optischen Achsen ist bald senk-
recht, bald parallel zn der Symmetrieebene b, und man unterscheidet
danach Glimmer. 1. Art mit ^ >• t; und 2. Art mit Q<iv (Fig 547 und 648,
in denen die Pfeile die Richtung der optischen Achsenebene angeben).
DieseBichtung muß somit notwendig entweder den einen Strahl der Schlag-
flgur, der mit der Sym. Eb. b parallel geht, senkrecht durchschneiden
(Olimmer 1. Art, Fig. 547) oder mit ihm parallel sein (Glimmer 2. Art,
Fig. 548), und man kann daran die beiden Gruppen der Glimmer von-
einander unterscheiden, ebenso aber auch die Sichtungen M von der
Bichtung b. Den in letzterer Bichtung verlaufenden Strahl der
Schlagfigur, der also parallel oder senkrecht zur Bichtung der opt
Achsenebene ist, und der in den beiden Figuren verlängert gezeichnet
Fig. 647.
Fi«r. 648.
Fig. 549.
Fig. 660.
Fig. 661.
Fig. 552.
Fig. 563.
Fig. 554.
ist, nennt man die „charakteristische Schlaglinie". Die parallel mit M
verlaufenden Schlaglinien machen mit der Bichtung der Achsenebene
Winkel von ca. 60<> (Gl. 2. Art) oder ca. 30« (Gl. 1. Art).
Außer den Spaltungsflächen nach c, M und b sind am Glimmer
noch Flächen leichtester Trennung der Teilchen vorhanden, welche
den Charakter der Gleitflächen (195) haben, und welche an Glimmer-
platten häufig in größerer Ausdehnung beobachtet werden. Diese
Flächen verlaufen in drei Bichtungen schief zur Basis c, und machen
mit dieser Winkel von ca. 113^ Sie gehen den Flächen eines
vorderen schiefen Prismas C und einer hinteren Schiefendfiäche q
(Fig. 550) parallel und haben an dem f&r den Glimmer gewöhnlich
angenommenen Achsensystem (vergl. unten die krystallographische
Beschreibung des Kaliglimmers, pag. 703) die Ausdrücke : C = — ^3 (133)
und Q = ^oo (102). Wenn sie gleichzeitig ausgebildet sind , be-
grenzen sie einen rhomboederähnlichen Körper (Fig. 550, 551), dessen
700 lälikate.
Eüdecke durch den Hanptblätterbrnch c abgestampft wird. Diese
Flächen sind nicht ursprüngliche Begrenzungsflächen, sondern sie
sind stets nachträglich durch Druckwirkungen in den Glimmertafeln
hervorgebracht worden. Von Erjrstallflächen unterscheiden sie sich
durch ihre fasrige Beschaffenheit, die Fasern verlaufen in der Richtung
der Kanten ^c und qjc] auch erstrecken sie sich vielfach in das Innere
der Glimmertafeln hinein, wie dies Fig. 551 andeutet. Sie finden
sich nur an solchem Glimmer, der in Gesteinen eingewachsen ist und
daher notwendig vielfachen Pressungen durch den Gebirgsdruck aus-
gesetzt war, nie an Erystallen, die auf Drusen aufgewachsen sind
und daher solche mechanische Einwirkungen nicht erleiden konnten.
Man kann den Verlauf der Gleitflächen auf dem Hauptblätterbruch in
ähnlicher Weise darstellen, wie den der sekundären Blätterbrüche nach
M und bj indem man ein Spaltungsplättchen nach c auf eine weiche
Unterlage legt und mit einem am Ende runden Stift in diese eindrückt.
Es entsteht dann ein zweiter sechsstrahliger Stern /?, der demjenigen
der Schlagfigur sehr ähnlich, aber um 30^ gegen denselben verdreht
ist (Fig. 549). Seine Strahlen verlaufen den Richtungen der Flächen q
und C entsprechend und schneiden sich wie die Strahlen von a unter
nahezu 60^. Die Figur ß heißt im Gegensatz zur Schlagfigur a die
Druckfigur; auch sie kann zur krystallographischen Orientierung in
unregelmäßig begrenzten Glimmerplatten dienen. Ihre Stellung gegen
die Ebene der optischen Achsen ergibt sich aus dem obigen und aus
den genannten Figuren von selbst
Zwillinge sind nicht selten. Sie sind nach verschiedenen Gesetzen
gebildet, welche bei den verschiedenen Glimmerarten in gleicher Weise
wiederkehren. Nach dem einen Gesetz haben die beiden Individuen
den Hauptblätterbruch c und eine Kante M/c gemein; Zwillingsfiäche
ist eine Fläche senki echt zu c, welche durch die Kante Mjc hindurch-
geht. Meist sind die Individuen nach Flächen senkrecht zu c ver-
wachsen, und die Blätterbrüche c setzen sich dann vom einen in das
andere Individuum hinein ununterbrochen fort Solche Zwillinge er-
weisen sich nur bei regelmäßiger äußerer Begrenzung ohne weiteres
als solche (Fig. 552); bei unregelmäßiger Begrenzung erkennt man
die Zwillingsbildung im parallelen polarisierten Licht, in dem das eine
Individuum vollkommene Auslöschuug zeigt, während das andere noch
hell ist. Nach einer Drehung der Platte um 60^ ist dann das zweite
Individuum dunkel, das erste dagegen hell. Dabei tritt auch die Ver-
wachsungslinie der Individuen scharf hervor, welche oft ziemlich kom-
pliziert und keineswegs stets der Kante Mjc parallel ist Die Bichtung
der Achsenebene in dem einen Individuum macht ca. 60^ mit der im an-
deren Individuum ; die Schlagfiguren in beiden sind parallel. Wächst an
das zweite Individuum ein drittes an, so entstehen Drillinge. Die
Gnippe dm Glimmers. 701
Indiyidaen derselbien wachsen nicht selten über den Mittelpunkt hinaus
fort und bilden Formen wie Fig. 567, wo die Streifen in der Richtung
der großen Diagonale des von M gebildeten Rhombus die Zwillings-
grenzen andeuten, längs welchen sie federartig stehen. Zuweilen sind
die Individuen nach der Fläche c verwachsen; in einem Spaltungs-
plättchen flberlagem sich dann zwei Individuen mit verschiedener
Orientierung, deren Richtungen sich ebenso wie im obigra Falle gegen-
einander verhalten. Bei dieser Verwachsung findet im parallelen
polarisierten Licht in keinem Azimut völlige Auslöschung statt und
im konvergenten Licht durchkreuzen sich zwei Lemmskatensysteme
unter 60^, den Richtungen der Achsenebenen entsprechend. Auch bei
der Verwachsung nach c können Drillinge entstehen.
Eine andere Art von Zwillingen hängt mit den Gleitflächen zu-
sammen. Zwillingsfläche ist eine Gleitfläche ^ oder q] bei beiden
Individuen schneiden sich die Flächen e und c unter 2 . IIS*^ = 226®
resp. 134^ Die Ausbildung ist derart, daß an das stets schmale
zweite Individuum ein drittes in der Stellung des ersten angewachsen
ist, so daß eine in der Richtung einer Drucklinie verlaufende gerad-
linige Treppe entsteht, welche in Fig 553 im Querschnitt dargestellt
ist In der geradlinigen Fortsetzung einer solchen Treppe sind die
Glimmertafeln häufig nach Flächen getrennt, welche in Richtung und
Beschaffenheit genau mit einer der oben beschriebenen Gleitflächen
übereinstimmen; dabei löst sich das schmale mittlere Individuum zu-
weilen ganz in ein Hanfwerk mehr oder weniger zarter Fasern auf.
Auch solche Zwillingstreppen trifft man ebenso wie die damit im
Zusammenhang stehenden Gleitflächen nach ^ und q stets nur an
Glimmertafeln, welche im Gestein eingewachsen sind. Außer diesen
Treppen trifft man in derselben Richtung wie diese, also paraUel mit
den Strahlen der Druckflgur, häufig eine geradlinige feine Fältelung
oder grobe Streifung auf dem Hanptblätterbruch c (Fig. 554). Die
Fältchen oder Streifen stehen senkrecht zu den Kanten Mjc und bjc
und verlaufen, wenn sie nach allen diesen Richtungen ausgebildet
sind, so, daß die Streifen senkrecht zu b über die ganze Platte sich
hinziehen, während diejenigen senkrecht zu den Flächen M meist nur
kurz sind, sich in der kurzen Diagonale des Rhombus der Flächen M
nicht treffen, aber an den Streifen senkrecht zu b ganz scharf ab-
setzen. Hier liegt also eine nicht mit Zwillingsbildung in Zusammen-
hang stehende federartige Streifang vor, die nicht mit der oben er-
wähnten Zwillingsstreifung (Fig. 557) verwechselt werden darf.
Häufig sind mehrere verschiedene Glimmerarten parallel, also
namentlich mit parallelen Spaltungsflächen und Schlagfiguren mit-
einander verwachsen, so besonders hellgeförbter EaJiglimmer mit
dunklem Magnesiaglünmer.
702 Silikate.
(fiammeLsberg, Wied. Ann. Bd. 9; Abhandlgn. Berlin. Akad. 1889, pag. 1;
Bauer, Pogg. Ann. 138, 1869; Zeitschr. der deatach. geoL Ges. 1874; Sitzgsber. BerL
Ak. 1877; Tschermak, Sitzgsber. Wien. Ak. Bd. 76, 1877 vnd 78, 1878; Zeitschr. L
Kryst n, 1878, pag. 14 und m, 1879, pag. 122; Bensch, Sitzgsber. BerL Ak. 1868,
1869, 1873; Eokscbarow, Materialien, YII, YIII; F. W. Clarke, Am. Jonm. Bd. 32,
34, 38; Am. Ghem. Jonm. 10; Bnll. U. S. Geol. Snrvey Nro. 42, 65, 60, 64, 1886 bis
1890; Laspeyres, Zeitschr. f. Kryst XVn, 1890, 541 ; Baombaner, ibid. XXXII, 1899,
164; Hessenberg, Min. Notizen an verscb. Stellen; Zscbimmer, Diss. Jena 1898.
Die folgende Übersicht gibt die wichtigsten Glieder der Glimmer-
gmppe und ihre chemische Zusammensetzung (pag. 697). An sie schließt
sich noch eine große Zahl anderer Mineralien an, die z. T. davon nur
unwesentlich verschieden sind, z. T. auch Verwitterungsprodukte jener
darstellen. Alle können sehr nahe auf das Achsensystem:
a:6:c = 0,5774:l:2^17; /? = 95* 3'
bezogen werden.
Hascovltrellie (Alkaliglimmer)
(enthalten keine zweiwertigen Metalle).
Käligliinmer:
Muscovit : H^K^Al^Si^O^^ = 2H^0 . K^O . 3^Z,0, . 6Ä0,.
Phengit: H^E^Al^Si^O^^ = 2H^0 . E^O . 2A]^0^ . 6SiO^.
Natronglimmer:
Paragonit: H^Na^Al^Si^O^^ = 2H^0 . Na^O . SAJ^O^ . 6SiO^.
LiOnonglimmer,
Lepidolith: H^K^IA^Al^Si^O^^I ^ =
Zinnwaldit: H^JS^Li^Al^Si^Oi^F^ + Fe^^Si^Oj^^ =
kfi.£fi . U^O . 2Al^0^ . 6SiO^ + 12FeO . 6SiO^.
Der letztere fdhrt zu der
Blotitrellie (MagnesiagUmmer)
(enthalten MgO nicht statt, sondern neben den Alkalien).
Biotü: H^K^Al^Si^O,^ + Mg^^Si^O^^ =
H^O. 2K^0 . ZAl^O^ . 6SiO^ + 12MgO . 6SiO^.
PMogopit: H^K,A1^8i,0^^F^ + Mg.^Si^O^^ =
H^O .2K^0. 2A1^0^ . 6/SiO, + 12MgO . 6SiO^.
Die Moleküle mischen sich in wechselnden Verhältnissen; ebenso
ist auch das Verhältnis der Alkalien und des Wasserstoffs, sowie der
i^-Gehalt nicht immer gleich, und Mg und AI sind nicht selten zu
mehr oder weniger großen Teilen durch Fe ersetzt, wie wir das schon
oben gesehen haben. H^O entweicht erst in der Glühhitze.
Ealiglimmer.
703
/»/•«
c
>
M '1
M
b
M
M
y
mi/
"- ib ■
V
Vii
KaUglimmer (Muscovit).
R^K^A\Si^O^^ = 2H^0 . K^O . SÄl^O^ . 6SiO^; 46,3 /S»0„ 38,4
J.?203, 11,8 Ä^O, 4,5 figO. Zuweilen tritt für K^O etwas JVa^O
ein, auch sind geringe Mengen MgOy FeO und F vorhanden. Bei-
spielsweise enthält der gelbe Gl. von Utö: 46,76 SiO^, 36,48 Äl^O^,
1,86 Fe^O^, 0,52 MnOj 0,42 MgO, 10,36 Z^O, 1,58 iVa^O, 2,50 H^O,
1,32 F. Einige Kaliglimmer, besonders die aus dem Gneiß des säch-
sischen Erzgebirges, enthalten etwas mehr (52*/o) SiO^ {Phengif); sie
enthalten der Annahme nach das dem Lepidolith (s. u.) entsprechende
ÄiO^-reichere Silikat H^K^Al^Si^O^^ = 2H^0 . K^O . 2Al^0^ . 6SiO^ in
isomorpher Beimischung zu dem obigen.
Monokline Krystalle nicht selten, aber selten mit meßbaren
Flächen ; teils auf-, teils eingewachsen ; entweder dünnere oder dickere
Tafeln oder auch spitze Pjrramiden bil-
dend. Ein aufgewachsener Erystall ist
in Fig. 555 dargesteUt. Jf = ooP (110) ;
MIM= 120« 11'; der Basis c = OP (001)
entspricht der vollkommene BI. Br.;
Mjc = 94<> 24'; zuweüen m = P (111),
die hinteren Kanten Mjc abstumpfend,
cjm = 98« 21'; die Längsfläche 6 =
ooKoo (010) stumpft die seitliche Kante ^' ^'
MjM, Klinodomenflächen zuweilen die Kanten cjb ab.
genannten Winkeln folgt : a:b:c = 0,5774 : 1 : 2,217 ; /? = 95« 5'. An
den eingewachsenen Krystallen, so z. B. an den spitzpyramidalen
(Fig. 656) sind die Flächen rauh und oft nicht genau zu bestimmen;
an einem solchen Krystall aus dem Granit vom ümensee im Ural
wird außer Jlf, w, 6, c noch angegeben : o = — P(lll) und ein steiles,
nicht näher bestimmbares Klinodoma r. Zwillinge mit parallelem
Hauptblätterbruche sehr häufig (siehe pag. 700). Die elastische Biegsam-
keit ist ausgezeichnet Trennung nach fasrigen Gleitflächen und treppen-
förmige Zwillinge nach den Gleitflächen sind nicht selten zu beobachten,
auch rhomboederähnliche Absonderungsstücke, wie Fig. 650 u. 561, finden
sich vielfach, sowie die feine Fältelung oder Streifung wie in Fig. 554.
Die Schlag- und Druckflguren verhalten sich wie pag. 698 angegeben.
Die opt. Achsenebene ist senkrecht zur Sym. Eb., liegt also in der Rich-
tung der langen Diagonale des Prismas M, der Kaliglimmer ist also
stets 1. Art (Fig. 547); die — M. L. ist nicht genau normal zur Basis c,
sondern um ca. 2« nach hinten hinabgeneigt. Die Zweiachsigkeit ist
stets sehr deutlich, daher auch zweiachsiger Glimmer genannt^
im Gegensatz zu dem zuweilen scheinbar einachsigen Magnesiaglimmer.
Der Achsenwinkel ist schwankend, aber stets groß: 2-E? *=» 65« — 85«;
^ > t;. Doppelbrechung sehr stark. Selten ganz farblos^ aber stets
Fig. 656.
Aus den
704 Silikate.
hell gefirbt (Unterschied von Biotit), und zwar gelblich, bräunlich,
grünlich. Geringer Pleochroismus. Häufig durchsichtig und auf c
ausgezeichnet perlmutterglänzend. G. = 2,76 — 3,1. H. = 2. Milde.
Schmilzt nicht sehr schwer zu weiBem EmaU und wird von HCl und
JSTa/SO^ nicht angegriffen.
Erystalle finden sich aufgewachsen mit Quarz und Feldspat
(Adular und Albit) am St. Gotthard, im Zillertal in Tirol etc. auf
Klüften von älteren Silikatgesteinen (Granit, Gneiß etc.), bei Striegau
auf Drusenräumen im Granit, ebenso in den Moume Mountains in Irland,
bei Fargas in Finnland, bei Nertschinsk etc. Oder eingewachsen, z. B. im
Granit des Ilmengebirges (Fig. 556), an mehreren Orten in Nordamerika etc.
Sehr verbreitet ist aber der Ealiglimmer in unregelmäßig begrenzten
Körnern, Schuppen und Platten, oft von großem Umfang und be-
deutender Dicke, als Gemengteil älterer Gesteine, wie Granit, Syenit,
Gneiß, Glimmerschiefer etc., teils allein, teils neben dunkel ge-
färbtem Magnesiaglimmer, zuweilen schuppige Aggregate oder blumig-
blättrige Gruppen bildend (Granit von Preßburg in Ungarn). Fund-
orte großer Glimmertafeln sind besonders im Ural, daher russisches
Glas oder Muscovit; auch aus Bengalen und aus Nordamerika
kommen solche. Die Platten werden statt Glas zu Geräten ver-
arbeitet, welche in großer Hitze durchsichtig bleiben und nicht
zerspringen, z. B. Verschlüsse von Öffnungen an Feuerungen, Lampen-
teile etc. Vielgenannte andere Muscovite, deren Fundorte zahllos
sind, sind z. B. der gelbliche von Utö, und der graue, in kleinen rhom-
bischen Prismen vorkommende von Skogböle bei Kimito in Finnland
mit in der Mitte vertiefter Spaltungsfiäche, napffSrmige Spaltungs-
stücke liefernd; der Gl. von Pennsbury in Pennsylvanien, zwischen
dessen Spaltungslamellen äußerst feine, daher braun durchscheinende
Schichten von Magneteisen liegen. Selten auf Erzgängen z. B. den Zinn-
erzgängen von Comwall und dem Erzgebirge (OHbertü), fein schuppig,
zuweilen pseudomorph nach Topas. Im kömigen Kalk, z. B. bei Pargas
in einzelnen Plättchen; auf Kluftfiächen von Sandsteinen häufig in mehr
oder weniger dicken Schichten, wahrscheinlich als Neubildung. Bei
Verwitterung ^/^Og-haltiger Mineralien entsteht überhaupt häufig Kali-
glimmer, wie man aus Pseudomorphosen nach Feldspat, Skapolith
(Micarell), Nephelin (Gieseckit und Liebenerit), Turmalin, Cordierit
(vergl. Pinit), Andalusit, Topas etc. sieht, wo der Glimmer entweder
in deutlichen Blättchen oder Schüppchen, oder als dichtes Aggregat
vorhanden ist. Der Kaliglimmer selbst ist dagegen zu Verwitterung
wenig geneigt. Er fehlt vollständig in vulkanischen Gesteinen.
Fu chsit (Chromglimmer). Kleinsclinppigeri smaragdgrfiner tfoBCO^it (s. T. Biotit)
mit 4 ®/o ÖTiOi anf Gängen im Gneiß vom Scliwarxenstein in Tirol, bei Syssenk im Ural
auf Chromeisenstein etc. Hierher anch der Avalii, ein Bebr chromreicher mit Qnafs
Kaliglimmer. Natronglimmer. Lithionglimmer. 705
gemengter Mnscoyjt. Damourit ist weißer dichter bis feinschnppiger Mnscovit,
das Muttergestein des Stanroliths in der Bretagne. Ähnlich ist der Margarodit
vom Greiner etc. in Tirol, der Paragonit nnd Margarit beigemengt enthält. On^
kosin ist ein dichter hellgrüner oder bräunlicher Phengit von Tamsweg im Salz-
burgischen; in der Nähe steht der dichte sog. Agalmatolith vom Ochsenkopf bei
Schwarzenberg in Sachsen ; auch ein Teil des chinesischen Bildsteins oder Agalmatoliths
hat eine muscovitähnliche Zusammensetzung (vergl. Speckstein und Pyrophyllit).
Sericit ist ein seidenglänzender, grünlicher, talkähnlich aussehender Kaliglimmer,
in manchen Glimmerschiefem (Sericitschiefer) etc., besonders im Taunus (Laspeyres,
Zeitschr. f. Kryst., Bd. lY). Ein ähnlicher Glimmer findet sich in dem Protogin
genannten Granit und Gneiß der Alpen. Barytglimmer (Öllacherit) ist ein
weißer feinschuppiger Muscovit mit 5 — B^'oBaO vom Pfitschtal in Tirol mit Chlorit.
Wahrscheinlich gehört hierher auch der grünlichbraune Boscoelith aus kalifor-
nischen Goldquarzadem ; er enthält Vanadium, wahrscheinlich als V^Oz die AliO^
vertretend (Yanadinglimmer).
Natronglimmer (Paragonit).
H^Na^Al^Si^O^^, ganz analog dem Kaliglimmer. Bisher nur als
feinschuppiges, weißes, selten grünes, wenig glänzendes Aggregat be-
kannt, dessen Schüppchen einen großen optischen Achsenwinkel zeigen.
H. = 2 — 2{, G. = 2,78. Schmilzt sehr schwer v. d. L. und wird
dui'ch H^SO^ zersetzt. Bildet als Paragonitschiefer, den krystallini-
schen Schiefem eingelagert, das Muttergestein des Stanroliths und
Cyanits am Mte. Campione bei Faido im Kanton Tessin am Südabhang
des St. Gotthards; feinschuppig, hellgrün, bei Pregratten im Puster-
tal (Pregrattit mit 1,7 ®/o -£«0); auch auf der Insel Syra. Paragonit
in massenhaftem Vorkommen als Paragonitschiefer findet sich auch
am Oberen See im Staate Michigan, sowie im Ural. Mehr Na als K
enthält auch der JEuphyllit von ünionville in Pennsylvanien, der ein
Gemenge von Muscovit und Paragonit mit etwas Margarit darstellt,
ähnlich wie der Margarodit (siehe oben). Der apfelgrüne Cossait aus
dem oberen Susatale in Piemont ist ein dichter Paragonit.
Lithionglimmer (Lithionit).
Sie sind teils JPV-frei {Lepidolith), teils Fe-hsltig (Zinnwaldü);
beide haben eine etwas verschiedene Formel. Wenig verbreitet.
(Baumhaner, Zeitschr. f. Erjst. Bd. HE.)
Lepidolith. H^K^U^Al^Si^O^^F^ oder H^O .K^O.U^O. 2Äl^0^ .
GSiO^j 0 z. T. durch F ersetzt; die relative Menge H, K und
lÄ etwas schwankend. SiO^-reicher als Zinnwaldit. Der L. von
Paris in Maine ergab die Zusammensetzung : 50,39 SiO^\ 28,19-4/2^3;
12,34 JTjO; 6,08 Lt^O; 2,36 HjO; 5,15 F — 10351, nahe überein-
stimmend mit der Formel. Noch keine meßbaren Krystalle bekannt;
weiße oder rosenrote, auch grüne, selten sechsseitig begrenzte Plättchen,
Bauer, Mineralogie. ^
706 Silikate.
deren wesentliche physikalische Eigenschaften von denen des Kali-
glimmers nicht abweichen. G.:=2,8 — 2,9. Glimmer I.Art; q>v. Großer
Achsenwinkel: 2E = bO^—10^ D.Br.— . Bildet außer den größeren
Täfelchen auch, und zwar häufiger, kleinblättrige und -körnige rosen-
rote, weiße, graue oder grünliche Aggregate. Größere Täfelchen finden
sich bei Penig in Sachsen, auf Elba, bei Alabaschka und an anderen
Orten in der Gegend von Mursinsk im Ural, bei Paris in Maine, auf
Gängen im Granit ; ebenso die derben, körnigen Aggregate von Rozena
in Mähren, meist rosenrot, auch grün, in ziemlich großen Massen,
welche zur Herstellung von Li-Präparaten im großen benutzt werden,
und von Utö bei Stockholm, grünlich. Schmilzt leicht zu weißem,
nicht magnetischem Email und färbt die Lötrohrflamme rot ; von Säuren
nur nach dem Schmelzen angegriffen.
Cookeit ist ein durch Umwandlnng aus lithionhaltigem Tnrmalin entstandener
Lepidolith von Paris nnd Hebron in Maine, Nordameiika.
Zinuwaldit. ÄiOg-ärmer als Lepidolith (46^7o ^^0^) und eisen-
haltig. Die Zusammensetzung ist etwas schwankend und kann als
eine Mischung der beiden Silikate: H^K^IA^Al^Si^O^^F^ und Fe^^Si^O^i
(ca. 20 7o)aufgefaßt werden. Der Z. bildet deutliche Krystalle : niedere
sechsseitige Tafeln mit vollkommen blättriger Basis, welche durch sechs
auf den Seiten des Sechsecks senkrechte Streifensysteme in sechs gleich-
seitig dreieckige Felder eingeteilt ist. Es sind durch- und
übereinander gewachsene Drillinge, bei denen die Basis allen
Individuen gemein ist (Fig. 557). In den nicht genauer zu
bestimmenden Winkel Verhältnissen jedenfalls dem Muscovit
p. sehr nahe stehend. H. ^ 2^. G.=2,95 — 3,19. Der Z. ist
ein Glimmer 2. Art. ß < v- D- Br. — . Der opt Achsen-
winkel sehr verschieden, z. T. sehr klein, steigt aber bis gegen 50®.
Schmilzt unter Eotfärben der Flamme leicht zu einer dunkeln, schwach
magnetischen Schlacke ; von Säuren angegriffen. Farbe grau und braun.
Findet sich in aufgewachsenen, zu Drusen vereinigten Krystallen
auf den Zinnerzlagerstätten von Zinnwald etc. im Erzgebirge (eine
besonders eisenreiche, rabenschwarze Varietät von Altenberg ist
Bdbenglimmer genannt worden) und von Cornwall. Auch Gemeng-
teil mancher Granite, z. B. im Fichtelgebirge.
Si02-reicher ist der sonst dem Z. ganz ähnliche Kryophyllit: 537« SiOt^
dankelgrün von Bockport in Massachusetts. Fast eisenfrei ist der Folyliihionit
von Eangerdlnarsuk in Grönland ; er ist der iSiOs-reichste Lithionglimmer {bdSiOf).
Magnesiaglimmer (Biotit).
Fast stets dunkel, braun, oder grün mit einem Stich ins Braune, bis
schwarz, daher von dem fast durchgängig heller bis sehr hell gefärbten
Eali- (und Lithion-) Glimmer meist leicht zu unterscheiden. Manche
k
Magnefiiaglimmer. 707
Magnesiaglimmer sind allerdings fast so licht gefärbt wie der Mns-
covit. Er ist z. T. in ausgezeichneten Erystallen ausgebildet, die
dem monoklinen System angehören, findet sich aber meist in unregel-
mäßig begrenzten Plättchen und Tafeln, deren allgemeine Kohäsions-
verhältnisse von denen des Muscovits nicht verschieden und schon
eingangs (pag. 699) angegeben sind. Aller Magnesiaglimmer ist
optisch zweiachsig, der Achsenwinkel ist aber fast stets klein, im
Mittel ca. 15^, selten viel hoher, bis 66^ im Maximum. An dem kleinen
Achsenwinkel kann der Magnesiaglimmer auch bei hellster Färbung
vom Muscovit unterschieden werden. Zuweilen fallen die Achsen fast
ganz zusammen, so daß man den betr. Glimmer für einachsig zu halten
geneigt ist Früher wurde daher, wie schon erwähnt, aller Magnesia-
glimmer für einachsig gehalten und daher im Gegensatz zu dem stets
deutlich zweiachsigen Kali- (und Lithion-) Glimmer einachsiger
Glimmer genannt. Als man dann später einige solche Glimmer als
zweiachsig erkannt hatte, nannte man die noch für einachsig gehaltenen
Biotit und die richtig als zweiachsig erkannten PMogopitj welche
Namen jetzt in einem anderen Sinn gebraucht zu werden pflegen (s. u.).
Die hierher gehörigen Glimmer sind teUs 2. Art, dies sind die häufig-
sten (Meroien), bei ihnen ist ? < ^ ; seltener 1. Art und dann ^ > v
(Anomit). Stets ist die Doppelbrechung negativ und die in der Sym.
Eb. liegende 1. Mittellinie ist sehr nahe senkrecht auf dem Haupt-
blätterbruch.
In allen Magnesiaglimmem findet sich Kali neben Magnesia ; letztere
ist stets teilweise, zuweilen ganz durch FeO, ebenso Al^O^ durch
Fe^O^ ersetzt (Lepidomelan, Eisenglimmer). Heutzutage unterscheidet
man nach der Lage der Ebene der opt. Achsen, der Zusammensetzung,
dem Vorkommen etc. folgende Arten des Magnesiaglimmers:
Biotit (im engeren Sinn).
Vorzugsweise nach dem speziellen Verhältnis der Alkalien und
des Wasserstoffs in dem ersten der dort angegebenen Silikate jedoch
teilweise auch nach dem Eisengehalt des zweiten, hat man in che-
mischer Hinsicht drei Unterabteilungen, die auch z. T. verschiedene
optische Eigenschaften zeigen:
AnamU: H^Ka^Al^Si^O^^ + {Mg, Fe\^Si^O^^ (Gl. 1. Art.).
Meroxm: H^K^Al^Si^O^^ + {Mg, Fe^^Si^O^^ (Gl. 2. Art.).
Lepidomelan-, H^S^AI^Si^O^^ -\- {Fe, Mg^^Si^O^^ (Gl. 2. Art).
Phlogopit (SiO^- und F-reicher, vergl. pag. 709).
Meroxen. Magnesiaglimmer zweiter Art mit kleinerem /SiO^-Gehalt
(33—40% fi^'Oa, vergL Phlogopit mit 40—46% SiO^). Er kann als eine
Mischung der beiden oben genannten Silikate betrachtet werden. Häufig
ist das Mischungsverhältnis nahe «==1:1 {K: Mg = 1:3), doch ist auch
708
Silikate.
oft die Menge des zweiten, dem Olivin entsprechenden, Silikats geringer.
K^O ist dabei zuweilen z. T. durch Na^O, MgO durch FeO^ Al^O^ durch
Fe^ Oj ersetzt und etwas F tritt an die Stelle von 0 und {0H\ selten an
die von SiO^ etwas TiO^. Der M. aus den SommaauswUrflingen enthält
z. B.: 39,30 SiO^, 16,97 Al^O^, 0,48 Fe^O^, 8,45 FeO, 21,89 MgO,
0,82 CaO, 7,79 Z^O, 0,49 iVa^O, 4,02 H^Ofifiß F = 101,08 . G. = 2,86.
Der Meroxen findet sich manchmal, namentlich der in den
SommaauswUrflingen am Vesuv, dessen Zusammensetzung eben
angegeben wurde, in kleinen, aber von sehr glänzenden Flächen
umgebenen Krystallen, auf denen zu einem guten Teil die Kenntnis
der Krystallformen des Glimmers überhaupt beruht, weil diese beinahe
die einzigen scharf meßbaren Glimmerkrystalle sind, die man kennt. Man
hat sie früher wegen eines Prismenwinkels von 120®, z. T. wegen der
Flächengruppierung und wegen der an manchen Krystallen beobachteten
scheinbaren opt. Einachsigkeit für rhomboedrisch, dann später für rhom-
bisch-hemiedrisch gehalten. Heute ist kein Zweifel, daß sie monoklin
sind, was auch die genauere opt. Untersuchung bestätigt Eine
sehr häufige, deutlich monokline Kombination von der Somma
ist in Fig. 558, eine andere in Fig. 559 abgebildet. Die Fig. 560 von
oben abgebildete Kombination zeigt die rhomboederähnliche Flächen-
anordnung. 0 = — P (111); m = -\-F (111); ojo = 122<> 50' (vom);
m/w = 120^ 47' (hinten); c = OP (001), Hauptblätterbruch; o/c =
106^58'; m/c = 98Mr; 6 = ooPoo (010); c = 5oo(011); c/c = 114<>30';
ferner 5 = ^P (112); -8r = — 353 (131); r = Poo (101); jsr/c = 99^59^';
rjc = 100® 0'. Das Achsenverhältnis ist wie beim Muscovit, ß = 95* 3'.
Auch Zwülinge wie dieser. Die Flächen o, m und e sind oft durch
häufiges Altemieren mit c stark horizontal gestreift (Fig. 560).
Fig. ÖÖ8.
Fig. 559.
Fig. 560.
Kohäsionsverhältnisse wie beim Muscovit. G. = 2,8 — 3,0. Opt.
A. E. brachydiagonal, also, wie schon erwähnt, ein Glimmer 2. Art
und damit g << v. Die — M. L. ist nur um einen sehr kleinen Winkel
gegen die Normale zu c geneigt; auch der Achsenwinkel ist meist
klein, steigt aber doch in einigen Fällen über 56®. Hellgrün und braun,
sogar bis gelb, aber meist dunkler bis fast schwarz ins Grünliche und
ins Bräunliche. Ausgezeichneter Dichroismus, namentlich ist der
Farbenunterschied, senkrecht und parallel zur Basis hindurch gesehen,
Magnesiaglimmer. 709
sehr bedeutend. Y. d. L. um so leichter schmelzbar, je dunkler und
damit je jFc-haltiger. Von HCl wenig angegriflfen, von H^SO^ in der
Wäxme vollkommen zersetzt.
Meroxen findet sich in deutlichen Erystallen außer in den Somma-
blöcken auch auf Hohlräumen anderer vulkanischer Gesteine, so im
Albanergebirge, am Laacher See etc. In plutonischen Gesteinen,
wie Granit, Syenit, Diorit etc., sowie im Gnei£, Glimmerschiefer etc.
in derben blättrigen Körnern und Plättchen, als Gemengteil sehr weit
verbreitet, zuweilen Individuen von erheblichem Umfang bildend, so
in Grönland, im Ural, in manchen skandinavischen Gesteinen dieser
Art etc.. Zuweilen für sich allein, zuweilen mit Anomit, nicht selten auch
mit Ealiglimmer, mit dem der Magnesiaglimmer häufig parallel verwächst,
so daß die Blätterbrüche durch beide ununterbrochen hindurchgehen
und die Schlagfiguren in beiden parallel sind. Bildet auch zuweilen
schuppige Aggregate. Magnesiaglimmer mit Ausschluß von Kali-
glimmer findet sich, allerdings stets nur in geringerer Menge und in
kleinen Plättchen, in vulkanischen Gesteinen (Porphyren, Basalten,
Trachyten, Andesiten), häufig in regelmäßig sechsseitiger Umgrenzung.
Der Meroxen ist bei weitem der verbreitetste aller Magnesiaglimmer.
Der Meroxen und ebenso in der Hauptsache die anderen Magnesiaglimmer ver-
wittern ziemlich leicht. Solche Yerwitternngsprodokte sind: Der rote Bub eil an
in manchen ynlkanischen Tuffen z. B. am Laacher See, und der schwarze Voigtit
in granitischen Gresteinen. Der alkalifreie Vermiculit von verschiedenen Punkten
Nordamerikas, beim Erhitzen v. d. L. sich wurmförmig aufblähend und krümmend,
ist wohl ebenfalls ein in Verwitterung begriffener Magnesiaglimmer. Derartige
mehr oder weniger stark umgewandelte Mineralien sind mit sehr zahlreichen be-
sonderen Namen benannt worden. Umgekehrt bildet sich auch leicht Magnesia-
glimmer, und zwar aus verschiedenen anderen Mineralien, in deren Form er als
Pseudomorphosen vorkommt, so nach Hornblende, Augit, Dichroit, Skapolith,
Granat etc. Doch ist die Umwandlung in Magnesiaglimmer weitaus weniger häufig
als die in Kaliglimmer (siehe oben).
Anomit. Ist der -MJ^-Glimmer 1. Art. (>>t;, meist 2jE?=12®— 16®, sonst ganz
ähnlich dem Meroxen. Der A. ist seltener: bei Greenwood Foumace in New- York in
großen dunkelgrünen Platten, sehr häufig mit Gleitflächen und Treppenzwillingen
und in rhomboederähnlichen Absonderungsstücken (Fig. 550, 551, 553); auch an
anderen Orten in Nordamerika etc., femer am Baikalsee im EiJkspat, in den
vulkanischen Tuffen vom Laacher See und von der schwäbischen Alb etc. Im
Nephelindolerit vom Katzenbuckel neben Meroxen, sowie im Gneiß und Porphyrit
von Niederösterreich. Zusammensetzung siehe pag. 707.
Lepidomelan (Eisenglimmer). Schwarz, kleinschuppig, sehr reich an FeO
und Fe^Oif daher MgO- und auch AliO^-Arm oder -frei, sonst wie die anderen Magnesia-
glimmer 2. Art. Von Persberg in Wermland in Schweden ; auch die Magnesiaglimmer
mancher Granite und Gneiße gehören hierher. Fast ganz if^O-freie Glimmer dieser
Art sind Äwnit und Siderophyllit genannt worden. Formel des L. siehe pag. 707.
Phlogopit
Mit diesem Namen bezeichnet man gegenwärtig die 5i0s-reicheren, fast ^e-freien
Magnesiaglimmer 2. Art (40—45% SiO« ; vergl. den iSiO^-ärmeren Meroxen und pag. 707),
710 Silikate.
die ihr Hauptrorkommen in den kömi£:6n Kalken nnd Dolomiten, sowie im Serpentin
haben. Hänfig rotbrann nnd brannrot, aber anch gelb nnd grün bis fast farblos. Ery-
stallographisch nnd optisch sind sie vom Meroxen nicht verschieden. Nicht selten
scheinbar hexagonale Prismen mit der Basis. Glimmer 2. Art. (> <[ v. Opt. Achsenwinkel
häufig = 16® ca. G. = 2,75—2,97. Zn weilen infolge von vielen kleinen Erystallnädel-
eben, die || c in drei unter 120® gegeneinander geneigten Richtungen eingewachsen sind,
ausgezeichnet asterisierend, z. B. der von South Burgess in Kanada. Findet sich noch
an mehreren Orten in Kanada und Nordamerika, im Fassatal in Tirol, bei Oampo
longo im Tessin; Bezbanya im Banat (sehr ücht gefärbt), bei Pargas in Finnland,
Äker in Schweden etc. J^O-haltig ist der sog. Baryumhiotit von Schelingen im
Kaiserstuhl und andere Phlogopite. Zum Phlogopit gehören noch : Äspidolith^ Na^O-
haltig, im Chloritschiefer desZillertals; Pholidolith, SiOg-reich, aber arm an Alkalien
und Al^Oa, sowie der manganhaltige Glimmer: ManganophyU, rot, aus der Mangan-
erzlagerstätte von Wermland in Schweden mit bis 217«% MnO statt FeO. Ein
durch Verwitterung etwas JETgO enthaltender Manganglimmer von dort, soll der
Oanopkyllit sein, der aber auch als ein Manganzeolith aufgefaßt wird.
Der Znsammenzetzang nach schließen sich vielleicht an den
Glimmer an:
Glaukonit. Ein J2;,0-haltiges (2—15% K^O) Fe^O^- nniAl^O^-
Silikat in Form grüner mnder Körnchen, zuweilen Ausfüllung von
Ehizopodenschalen etc., welche entweder für sich erdige Aggregate
bilden oder in Sandstein, Ton, Kalk etc. eingewachsen sind. Es ent-
stehen dadurch grüne sandige Gesteine (Grünsand), welche besonders
in der Kreideformation eine Rolle spielen (Grünsandformation), aber
auch in der Trias und namentlich im Tertiär, wo z. B. die Bernstein
führenden Schichten des Samlands in Ostpreußen (blaue Erde) stark
glaukonithaltig sind. Wegen des Z,0-6ehalts ist Glaukonit als
Düngemittel zu verwenden.
Seladonit (Grünerde z. T.). Wie der Glaukonit von sehr verschie-
dener Zusammensetzung, aber auch durch jE^O-Gehalt ausgezeichnet,
und überhaupt diesem im allgemeinen ähnlich. Es ist ein dunkel-
lauchgrünes Verwitterungsprodukt AJ^O^-hslüger Hornblenden und
Augite, in deren Form er als Pseudomorphose vorkommt, z. B. der
typische S. vom Mte. Baldo bei Verona. Der S. findet sich besonders
in vulkanischen Gesteinen (Tuffen) verbreitet (Böhmen, Fassatal) ; auch
als Auskleidung und Ausfüllung von Mandelräumen (Färöer, Island).
Vielfach als grüne Farbe benützt, schon im Altertum. Zu schwarzer
magnetischer Perle schmelzend und von Säuren in der Wärme zersetzt.
Hierher gehört auch der sog. Chlarophänerit aus dem Porphyrit von
Weißig bei Dresden. (Vergl. Delessit, pag. 722).
Oruppe der Sprödglimmer.
Umfaßt eine Anzahl von Mineralien, deren monokline, aber selten deutlich aus-
gebildete KrystaUform der des Meroxens sehr ähnlich ist. Wie bei diesen ist ein
dentlicher Blätterbmch vorhanden; sie sind aber doch weniger yollkonunen spaltbar
Gruppe der SprOdglimmer. 711
als die Glimmer nnd die Spaltnngsplättchen sind spröde und zerbrechen leicht. G. »
3,0—3,1, auch bis 3,5. H. = 4 — ^5, manchmal etwas mehr, manchmal anch etwas
weniger, aber stets erheblich härter als Glimmer. Die opt. M. L. stets nahezn anf
der Hanptspaltnngsfläche senkrecht.
Chemisch sind die Sprödglimmer von den Glimmern wesentlich verschieden,
aber untereinander zeigen sie vielfache Ähnlichkeiten. Es sind ^-haltige Alumo-
silikate, die sich dnrch einen geringen, in einzelnen Fällen sehr geringen <Si02-Gehalt
auszeichnen. Von den Glimmern unterscheiden sie sich außer durch diesen basischen
Charakter dadurch, daß Alkalien vollständig fehlen, und daß dafür das jenen fremde
CaO eine erhebliche Rolle spielt, zuweilen allerdings ersetzt durch MgO und FeO.
Eines der hierher gehörigen Mineralien ist ein reines Ealktonerdesüikat (Margarit),
die anderen sind isomorphe Mischungen verschiedener Grund Verbindungen. Nach den
speziellen Eigenschaften kann man drei Reihen unterscheiden. (Tschermak und
Sipöcz, Zeitschr. f. Eryst. UI, 1879, 496; Des Cloizeaux, Bull. soc. min. de France
VIT, 1884, 80.)
Margaritreihe,
Margarit (Ealkglimmer, Perlglimmer).
HiCaAlßiiOi2==H20.CaO,2AkOti.2Si02 mit 4,52 ÄgO, 14,05 CaO, 51,29
AliOg, 30,14 SiO^; stets etwas Na^O, häufig etwas MgO und F; H^O entweicht
beim Glühen. Krystalle selten, monoklin. Die Formen sehr ähnlich denen des
Glimmers, mit einem vollkommenen Blätterbruch. Spaltungsplättchen spröde. H. = 4.
G. = 2,8 — 3,1. Auch optisch ähnlich dem Glimmer. Starke Doppelbrechung. Die
— M. L. fast normal zur Spaltungsfläche, um 6 — 8® nach hinten geneigt Opt
Achsenebene senkrecht zur Symmetrieebene wie beim Muscovit (1. Art, Fig. 547), aber
(><;v. Achsenwinkel meist groß, zuweilen fast = 0®. Starker Perlmutterglanz;
durchscheinend bis durchsichtig. Farblos, auch grau und rötlich. Fast unschmelzbar,
aber v. d. L. sich aufblätternd. Von Säuren wenig angegriffen. Bildet meist blättr
rige Aggregate in den krystallinischen Schiefem. Im Chloritschiefer am Greiner im
Zillertal (Tirol). (Hier auch mit Muscovit und Paragonit gemengt im Margarodit.)
Im Glimmerschiefer an der Tokowoja bei Katharinenburg im Ural mit Smaragd,
Phenakit etc. [Diphanit). Sehr verbreitet mit Korund als dessen Yerwitterungs-
produkt, so auf dem Smirgel von Naxos und Kleinasien {Emerylith) und bei
ehester, Mass., {C(mmdeüif)\ auf Korund in Pennsylvanien, sowie in Nord-OaroUna
{Clingmanif) etc.
Clir^tor^itreihe,
Krystallsystem monoklin, wie Glimmer. — M. L. nahezu senkrecht zur Spal-
tungsfläcbe. G. = 3,0 — 3,1. Chemisch können die hierher gehörigen Mineralien als
aus H^CaiMgsSioOn = 2H^0 . 2CaO . SMgO . ßSiO^ und aus HiCaMgAl^On =
J3«0 . CaO . MgO . SAl^Os gemischt angesehen werden.
Xanthophyllit Aus den beiden oben genannten Verbindungen im unge-
fähren Verhältnis 5 : 8 gemischt 16,3 SiOt. Gelbe voUkommen spaltbare Plättchen,
etwas verwittert, im Talkschiefer der Schischimskaja Gora bei Slatoust im Ural.
Das frische Mineral, bouteiUengrün, durchsichtig, ist im Chloritschiefer von Achmsr
towsk im Ural gefunden worden (Walue wit). Keine starke Doppelbrechung. — M. L.
beinahe senkrecht zur Spaltungsfläche. Achsenebene || zur Symmetrieebene (2. Art).
Achsenwinkel beim W. = 17—32»; beim X. = 0—20®. Dispersion unmerklich oder
(><v. Stark pleochroitisch. H. = 4— 5. G. = 3,0— 3,1. Unschmelzbar; von heißer
HCl kaum angegriffen, (v. Kokscharow, Zeitschr. f. Kryst 11, 1878, 61.)
Brandisit (Disterrit). Obige Verbindungen im Verhältnis 3 : 4 ; ca. 19 % St 0».
Monoklin; sechsseitige, vielfach verzwülingte , glimmerähnliche Tafeln, lauchgrün,
712 Süikate.
durch Yerwitterung rötlich gran. Wenig: durchsichtig. Opt. Achseuebene parallel
der Symmetrieebene wie in Glimmern 2. Art (Fig. 648). — M. L. Starke Doppel-
brechung. Achsen Winkel fast = 0^ bis zu 30^ Zuweilen dichroitisch. G. = 3,01
bis 3,06. H. = 4V2 — 5 auf der Basis, = 6 — 6V9 am Band. Unschmelzbar; von S&uren
kaum angegriffen. Im Kontaktkalk mit Ceylanit, Augit etc. am Monzoni in SüdtiroL
Clintonit (Seybertit, Chrysophan, Holmit, Holmesit). Die Grundverbindungen
im Verhältnis 4:5 mit merklichem i^-Gehalt; ebenfalls ca. 19% SiO^. Dicke sechs-
seitige kupferrote bis rötlichbranne und gelbe, sechsseitige Tafeln, wie der Brandisit,
mit starkem Perlmutterglanz anf der Spaltungsfläche. Wenig durchsichtig, ziemlich
starke Doppelbrechung. Achsenebene senkrecht zur Symmetrieebene wie in Glimmern
1. Art. — M. L. beinahe senkrecht zum Hauptblätterbruch. Achsenwinkel fast
0® bis zu 20^ G. = 3,15. H. = 4 — 5. Unschmelzbar. Von Säuren ohne Ausschei-
dung von SiO% zersetzt. Im serpentinf Ehrenden Eontaktkalk Ton Amity und Warwick
in New-York mit Graphit, Spinell, Augit, Hornblende etc.
Chloritoidreihe,
Zusammensetzung : H^FeAl^SiO-j ^H^O, FeO .Al^O^. SiO^ mit ca. 24 % SiOt
und etwas MnO und MgO für FeO. Monoklin wie Glimmer. Schwache Doppel-
brechung. Achsenebene parallel zur Symmetrieebene wie in Glimmern 2. Art. -{-JLL.
ca. 12^ gegen die Normale zur Spaltungsfläche geneigt Achsenwinkel = 45^ ca.
Meist starker Dichroismus in charakteristischen Farben. (Grünlichgelb, blau und
olivengrün.) G. = 3,4 — ^3,55. H. = 6 und etwas darüber. Schwer schmelzbar zu magne-
tischer Perle. Meist nur von H2SO4, in feinem Pulver angegriffen. Vorkommen in
krystallinischen und phyllitischen Schiefem. Die hierher gehörigen Mineralien sind
nur in unwesentlichen Eigenschaften verschieden.
Chloritoid (Chloritspat). Schwärzlichgrün, in sechsseitigen Tafeln und
schuppigen Aggregaten. H. = 6V«. Spröde. Im Quarz bei Pregratten in Tirol ; bei
Eaisersberg in Steiermark ; mit dem Smirgel in Eleinasien und mit Korund, Diaspor
und Brauneisenstein im kömigen Kalk der Gegend von Katharinenburg im Ural.
In größeren Massen im sächsischen Voigtlande und in Kanada, den Chloritoidschiefer
bildend. Der Salmit von Viel-Salm in den Ardennen ist ein AfnO-haltiger Chi.
Sismondinj eisenärmer und magnesiareicher, ist der Chi. im Chloritschiefer etc.
von St. Marcel in Piemont mit Glaukophan und ebenso bei Zermatt und im Val
de Chisone in der Schweiz; mit demselben Namen sind auch Vorkommen auf der
Insel St. Groix und an anderen Orten der Bretagne etc. benannt worden. Maionii,
dunkelbläulichgrün im Chloritschiefer von Middletown in Bhode Island, Newpor-
thit aus derselben Gegend, Barytophyllit von Kossoibrod im Ural und der
Fhyllit von Sterling, New- Jersey sind dasselbe.
Ottrelith. Ist vom Chloritoid ebenfalls nicht wesentlich verschieden. Bildet
kleine grünlichgraue bis schwarzgrüne Täfelchen im PhyUit von Ottrez in den
belgischen Ardennen; er ist stark ifnO-haltig. Ahnlich bei Ebnat im Fichtelgebirge
und in den Pyrenäen. Ein solcher von V^nasque in den Pyrenäen ist VencuquU
genannt worden. Zum 0. gehört auch der Bliabergit von Bliaberg, Wermland.
In die Nähe der Sprödglimmer werden zuweilen noch folgende Mineralien
gestellt :
Astrophyllit {K, Na, H\{Fe, Mn\{Si, Ti\Oy^ mit wenig ZrO^, CaO und
MgO. Bildet langstrahlige, gelbbraune, stark halbmetallisch glänzende rhombische
Krystalle, die in einer Richtung vollkommen spaltbar sind und sehr spröde, zerbrech-
liche Spaltungsplättchen liefern. Durchscheinend, deutlich pleochroitisch. G. = 3,3
bis 3,4. H. = 3V2. Leicht zu schwarzer Perle schmelzbar. In einzelnen Krystallen
Grnppe des Chlorits. 713
und oft radialstrahligen Aggregaten in dem Eläolithsjenit des Langesnnd^ords im
sUdl. NorwegeUi von El Paso Co. in Colorado und von Eangerdlnarsuk in Grönland.
Fyrosmalith. Hf{Fe, Mn)iSi^OißCL Dicke, hexagonale Prismen mit der
Basis, zuweilen rhomboedrische Formen, a : c = 1 : 0,5307. Nach der Basis vollkommen
spaltbar. Spröde. H. = 4 — 47t. O. = 3,1—3,2. Braun bis olivengrün, durchscheinend,
fettiger bis halbmetallischer Glanz. Krystalle und kömige Aggregate auf den
Magneteisenerzlagerstätten Ton Nordmarken (Wermlaud) und Dannemora in Schweden.
Der rosenrote Friedelit von Adervielle in den Pyrenäen und Ton Pajsberg in
Wermlaud mit anderen Manganerzen ist ein ^e-freier oder -armer Manganpyros-
malith. Dem Pyrosmalith stehen chemisch sehr nahe, sind aber frei von Cl der
Ekmanit von Grythyttan in Schweden und der Ka ryopilitf ein Umwandlungspro-
dukt des Bhodonit in Wermland.
Gruppe des Chlorits.
Die zur Chloritgruppe gehörigen Mineralien sind in mancher Be-
ziehung denen der Glimmergruppe ähnlich, zeigen aber auch charak-
teristische Verschiedenheiten. Die Ähnlichkeit Uegt in der Hauptsache
in der Krystallform und den physikalischen Eigenschaften, die Unter-
schiede beruhen im wesentlichen auf der chemischen Zusammen-
setzung.
Krystall formen sind allerdings nur bei wenigen Chlorit-
arten vollkommen ausgebildet; die meisten bilden derbe, meist
blättrige und schuppige bis dichte und erdige Aggregate. Die Sjrm-
metrie ist die des monoklinen Systems, z. T. mit ausgesprochen mono-
symmetrischer Flächengruppierung, z. T. mit pseudohexagonaler oder
-rhomboedrischer Ausbildung, wie wir es auch beim Glimmer ge-
sehen haben. Mit den Erystallen des Glimmers stimmen die des
Chlorits außer in der Flächenanordnung auch in den Winkeln so
nahe überein, wie es sonst nur bei isomorphen Substanzen der Fall
zu sein pflegt, so daß man beide auf annähernd dasselbe Achsen-
system beziehen könnte (vergl. Klinochlor, pag. 718). Diese Über-
einstimmung spricht sich noch weiter aus in der Zwillingsbildung,
sowie in der nicht seltenen Parallelverwachsung von Glimmer und
Chlorit und in den Verhältnissen der Kohäsion. Auch im Chlorit ist ein
vollkommener Blätterbruch vorhanden, der dünne, meist biegsame Spal-
tungsplättchen liefert. Diese sind aber im Unterschied zum Glimmer
nicht elastisch, sondem gemein biegsam. Durch die Eörnerprobe
lassen sich auf ihnen dieselben Schlag- und Druckfiguren herstellen,
wie dort Ebenso ist die geringe Härte übereinstimmend, sie ist aber
beim Chlorit z. T. noch niedriger und sinkt bis zu H. = 1. In den
optischen Eigenschaften ist ebenfalls keine wesentliche Differenz. Die
Mittellinie steht auch beim Chlorit nahezu auf der Hauptspaltungs-
fläche senkrecht, so daß die Spaltungsplättchen Interferenzbilder
liefern. Im übrigen ist das optische Verhalten wechselnd, der Cha-
714 SUikate.
rakter der Doppelbrechung ist bald +, bald — , der Achsenwinkel
bald groß and bald klein, beides zuweilen auf derselben Platte. Stets
ist aber im Unterschied zum Glimmer die Doppelbrechung gering, aber,
übereinstimmend mit dessen stark gefllrbten Arten, der Pleochroismus
sehr kräftig. Die Hauptfarbe ist dunkelgrün, nur selten triflFt man
gelb oder rot. Das Grün geht aber nicht wie bei dem ähnlich ge-
färbten Glimmer ins Braun, sondern ins Grau oder ins ßlau (entenblaa).
Chemisch sind die Chlorite H^O-haltigey aber im Gegensatz zum
Glimmer alkali- und auch OaO-freie, basische Magnesia-Tonerde-Sili-
kate, in denen vielfach MgO und AhO^ teilweise durch die ent- i
sprechenden Oxyde des Eisens einsetzt, oder auch von diesen beinahe '
vollständig vertreten werden. Auch CrjOg ist zuweilen vorhanden. j
H^O entweicht bei Glühhitze und zwar in weit größerer Menge, '
als beim Glimmer. Die Zusammensetzung ist schwankend. Einen Teil ,
der Chlorite und zwar gerade die wichtigsten und verbreitetsten, kann
man als isomorphe Mischungen zweier bestimmter Grundverbindungen
betrachten. Es sind die Orthochlorite, die sich voneinander wesentlich nur
durch das Mischungsverhältnis unterscheiden. Ihnen sind die anderen,
die Leptochlorite, zwar chemisch ähnlich, lassen sich aber nicht in der-
selben Weise aus jenen beiden Grundverbindungen ableiten.
Alle Chlorite sind schwer unter Aufblättern schmelzbar, die
eisenreichen leichter als die anderen. Von Säuren werden sie nur
zum Teil leicht zersetzt. Vielfach sind es sekundäre Bildungen, die
durch Zersetzung tonerdehaltiger Mineralien, besonders der Augite
und Hornblenden, sowie des Biotits entstanden sind. Man findet daher
auch vielfach Pseudomorphosen des Chlorits nach den genannten,
sowie nach Granat, Vesuvian, Feldspat, Turmalin, Axinit etc. Manche
Gesteine sind durch sekundär gebildeten Chlorit grün gefärbt, so vor
allem die Diabase, die daher auch Grünsteine heißen; nicht selten
ist in ihnen aller Augit in Chlorit übergegangen. Ihre Hauptver-
breitung haben aber die Chlorite in den krystallinischen Schiefem,
in denen sie vielfach als Chloritschiefer eine große Eolle spielen.
In Eruptivgesteinen ist ursprünglicher Chlorit noch nie beobachtet
worden.
(Tßchermak, Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. 99, pag. 174 und Bd. 100, pag. 29.)
Orthochlorite.
Sie enthalten die gleichen Bestandteile aber in etwas wechseln-
den Mengen. Man kann sie nach G. Tschermak ansehen als iso-
morphe Mischungen eines Silikats, das ganz dem später zu betrachten-
den Mineral Serpentin entspricht, aber im reinen Zustand in der
Form des Chlorits nicht mit Sicherheit bekannt ist (vergL Antigorit
^*-
Orthochlorite. Pennin. 715
pag. 730) und einem anderen, das in dem Amesit, einem seltenen
Glied der Chloritgruppe, in ziemlicher Reinheit vorliegt. Diese beiden
Gmndverbindungen werden gewöhnlich als das Sp- und das ^^Silikat
bezeichnet; die Orthochlorite wären danach durch die allgemeine
Formel mSp + nAt oder Sp^At^^ chemisch dargestellt. Die Grundver-
bindnngen selbst sind
Sp = H^Mg^Si^Og = 2H^0 , 3MgO . 2SiOo ;
At = H^Mg^Al^SiOg = 2H^0 . 2MgO . Allo^ . SiO^
nnd zwar enthält:
/Sp: 13,04 H^O, 43,48 MgO, 43,48 SiO^; und
At: 12,90 H^O, 28,78 MgO, 36,69 Al^O^, 21,58 /SiO,.
Beide sind atomistisch gleichartig, denn man kann schreiben:
8p : H^Mg^MgSiSiOg und At : H^Mg^AlAlSiO^.
Die Oxyde des Eisens treten in der bekannten Weise für MgO
und Al^O^ ein. Die Formeln erfordern, daß mit wachsendem SiO^-Ge-
halt auch MgO zunehmen und gleichzeitig Al^O^ abnehmen muß, wie
die Analysen in der Tat ergeben. H^O entweicht beim Glühen. Die
Orthochlorite werden von verdünnten Säuren wenig angegriffen, aber von
konzentrierten zersetzt. V. d. L. fast unschmelzbar. Schwache Doppel-
brechung. Stark pleochroitisch. Fast nur unter den Orthochloriten
kommen deutlich ausgebildete Erystalle vor, für die das oben schon Er-
wähnte gilt Je nach dem Verhältnis der Mischung, die vom reinen
Amesit bis zu einer solchen geht, die ca. 607o Sp enthält, sind die physi-
kalischen Eigenschaften, und namentlich auch die speziellen Krystalli-
sationsverhältnisse verschieden und die Ausbildung ist mehr rhombo-
edrisch oder mehr ausgesprochen monoklin. Die Orthochlorite sind
es hauptsächlich, die, meist als schuppig-blättrige Aggregate, die Chlorit-
schiefer zusammensetzen, doch finden sie sich auch vielfach sekundär
gebildet, als ümwandlungsprodukte von Hornblende, Augit, Feldspat,
Granat etc.
Wir betrachten die einzelnen hierhergehörigen Mineralien in der
Eeihenfolge vom kieselsäurereichsten bis zu dem mit dem geringsten
SiOg -Gehalt. Es sind die folgenden:
Pennin: Sp^At^ bis SpAt;
Klinochlor : SpAt bis Sp^At^ ;
Prochlorit: Sp^Atf^ bis Sp^At^;
Korundophilit : Sp.;iAt,j bis SpAt^;
Amesit: SpAt^ bis At.
Peniiin.
Er ist der fii'Og-reichste Chlorit. Die Zusammensetzung schwankt
zwischen Sp^At^ und SpAt. Meist nähert sie sich der ersteren Formel,
716
Silikate.
die 13,0 Ja^O, 37,7 MgO, 14,6 Al^O^ und 34,7 SiO^ erfordert. Bis
gegen ö^/o Fe^O^ und bis 28^ I^FeO, beides aber meist weniger.
Die Erystalle haben einen durchaus rhomboedrischen Habitus und
wurden früher auch für rhomboedrisch gehalten. Es sind stets spitze
Bhomboeder, deren Endecke durch die vollkommen spaltbare Basis
c = OR (0001)_mehr oder weniger stark abgestumpft wird. Häufig
ist R = R (1011), wo Ä/B = 65^ 28' (E. K) oder=114<» 32' (S. K.)
und BJC = 103® 55' (Fig. 561), das nicht selten Zwillinge nach der
Basis bildet (Fig. 562). Nicht ungewöhnlich sind auch die noch
spitzeren Ehomboeder 3-B (3031) (Fig. 562»). Seltener ist das hexa-
gonale Prisma 2. Stellung, das die Seitenkanten der Rhomboeder ab-
stumpft. Diese rhomboedrischen Formen werden jetzt als mimetische,
und zwar als Zwillingsverwachsungen sehr dünner monokliner Indivi-
311
3R to
Fig. 561.
Fig. 562.
Fig. 562 a.
^^^
V...
/X
^
^
w
V
■\p
Fig. 562 b.
duen von der Form des Glimmers (Fig. 559) oder des Klinochloi-s
(Fig. 563) nach dem beim Glimmer beschriebenen Gesetze betrachtet.
Diese Individuen sind begrenzt, von dem Prisma v = — 4^3 (132) und
der hinteren Schiefendfläche i = Poo (loi) des Klinochlors (Fig. 563),
entsprechend den Flächen £f und r beim Glimmer (Fig. 559). t; und i
machen miteinander die beinahe gleichen Winkel: v/t? = 114® 3' und
t7/i=ll3<> 57', und schneiden die vollkommen spaltbare Basis P (=c
des Pennin) unter den Winkeln : Pjv = 104*^ 23' und Pji = 103® 55',
die gleichfalls kaum voneinander verschieden sind. Die Flächen
V und i bilden somit zusammen eine fast vollkommen rhomboedrische
Form, die mit abgestumpfter Endecke in Fig. 562^ dargestellt ist (wo
aber zunächst die Buchstaben v und i der Schicht 11 für die ganzen
Flächen zu gelten haben). Diese Form ist von dem Rhomboeder JB
des Pennins kaum verschieden. Die entsprechenden Winkel sind ja
hier: B/i? = 114® 32' (S. K) und -B/c = 103® 55'; die kleinen Diffe-
Pennin. 717
renzen sind z. T. Folge der chemischen Verschiedenheit des Pennins
und des Klinochlors. Individuen von dieser Gestalt sind nun nach dem
Glimmergesetz zwillingsartig verbunden (Fig. 562^) und zwar liegen
sie, einen Drilling bildend, in den drei möglieben unter sehr nahe 120*
gegeneinander verdrehten Stellungen I, II, III nicht neben, sondern
regelmäßig abwechselnd in vielfach wiederholter Folge mit der Basis
übereinander. Die beinahe gleichwinklig sechsseitigen durch die
Schnitte von v und i auf der Basis c gebildeten Umrisse decken sich
dann fast genau und die Flächen v und i der übereinander liegenden
Individuen fallen sehr nahe in ein Niveau. Sind die einzelnen
Individuen sehr dünne Plättchen, so muß auf diese Weise eine
mimetisch-rhomboedrische Form entstehen, wie sie der Pennin in
Fig. 661 tatsächlich zeigt, und entsprechend, aber mit anderen Flächen
als V und t, ist auch das steilere Rhoraboeder 3R (Fig. 562*) aufzu-
fassen. Airf eine derartige Verwachsung dünner Plättchen nach der
Basis weist auch die horizontale Streifung der Rhomboederflächen des
Pennins hin.
Nach der Basis, wie erwähnt, vollkommen spaltbar. Milde. H. = 2^.
G. = 2,6 — 2,8. Auf der Basis perlmutterglänzend, aber meist matt.
Durchsichtig bis durchscheinend ; bläulichgrün und ausgezeichnet pleo-
chroitisch : Basisfarbe grün, senkrecht zur Achse (Prismenfarbe) braun-
rot. Auf den Spaltungsplatten sieht man meist einachsige Interferenz-
bilder, die Achse senkrecht zur Platte. Dies ist wie die rhombo-
edrische Form durch regelmäßige Übereinanderlagerung dünner mono-
kliner, also zweiachsiger Plättchen von der Beschaffenheit des Klino-
chlors in der oben beschriebenen Drillingsstellung zu erklären (257).
(VeriBTl. C. Klein, Sitzgsber. Berlin. Akad. 1894, 723). Zuweilen indessen auch
deutlich zweiachsig mit kleinem Achsenwinkel, was bei Annahme
rhomboedrischer Krystallisation eine optische Anomalie bedeuten würde,
D. Br. sehr schwach, bald +j ^*ld — , manchmal beides auf derselben
Platte. + Platten werden beim Erwärmen — , — Platten bleiben — .
V. d. L. unter Aufblättern zu einem gelblichen Email schmelzbar.
In HCl unter Abscheidung flockiger Kieselsäure zersetzt.
Bildet meist Krystalle obiger Formen, stets aufgewachsen und zu
Drusen vereinigt, in denen nicht selten alle Individuen parallel stehen.
Auf Klüften von Chloritschiefer und anderen krystallinischen Schiefem,
so besonders am Findelengletscher, an der Eymfischwäng, auch am
Gomer Grat bei Zermatt, sowie im Binnental in OberwaUis in der
Schweiz, im Alatal in Piemont und im Zillertal in Tirol. In den
Chloritschiefem fehlt er nicht und häuft sich lokal an (Penninschiefer),
spielt aber im ganzen hier eine weit geringere Rolle, als andere Chlo-
rite, z. B. Klinochlor.
Der Tabergit, entenblan (bläuUchgrfin) ; blättrige Aggregate ans den Magnet-
718 Silikate.
nienlageratStteo vom Taberg in WeTmland, Bcheint ein Oemenge Ton Peanin md
Phlogopit zn sein.
Dichter Fenniu ist der grünliche, serpenb'näbnliche Ftettdophit Tom Berge
Zdi&r bei Aloiathal in Mähren, das Mnttergeat«in des dortigen Enstatita, nnd das ähn-
liche Mineral von Uarkirch in den Yogeseu im kSmigen Kalb, daa durch Umwand-
Inng von Feldspat entstanden ist. Anch der fyknotrop im Serpentin von Wald-
heim in Sachsen ist ein UmwaodltuigBprodnkt von Feldapat, in dem Pennin mit
Mnscovit gemengt zr sein scheint. Ein chloritiaches Dmwandlnngsprodnkt von Horn-
blende, deren Form oft erhalten blieb, iat Loganit genannt worden.
Außerdem gehtSren znm Pennin den wesentlichen Eigenschaften nach: der
karmoiainiote, ins Bläalicbe spielende Kämmererit, mit b%Or,0„ sechsseitige
Tafeln, optisch einachsig, auch blättrige Aggregate, auf Chromeisenstein mit Uwarowit
bei Uiasersk im Ural, sowie bei Texas in Pencaylvanien (CttromehUyrit oder Rhodo-
phyllit), auch auf den Shetlandsinseln, bei Kraabat in Steiermark nnd bei Schwarzen-
berg am Zobten in Schlesien. Zuweilen mit einem Kern von Peanin parallel ver-
wachsen. Dichter K. ist der rote Rhodochront von BisBerak und Eyschtimsk am
Ural nnd von der Insel Tinos.
filinochlor (CMorit G. Böse, Ripidolith t. Eobell).
Die chemische ZosamineDsetzung schwankt zwischen SpAt aod
SptAtg. Häufig findet man das letztere Verhältnis, entsprechend:
12,9 Ä,0, 34,8 MgO, 22,0 ^jO, und 30,3 SiO^; bis G\ Fe^O^ and
17«/, FeO.
Monoklin (Fig. 563), anch im Habitus, doch sind die Formen zu-
weilen auch scheinbar hexagonal
(Fig. 564). Die Krystalle zeigen
eine gewisse Formähnlichkeit mit
Pennin, und ebenso mit dem Glimmer
vom Vesuv (vergl. Fig. 559), doch
sind die Winkel des letzteren etwas
_. ^._ TN FJu verschieden. Die Kombinationen
üig. otw. Rg. 564. ^^^ ^j^ ^^^^ flächenreich (Fig. 563).
3f=— _iP(H2), M!M= 125« 37'. P = OP (001); MjP = 113" 57'.
o = P{lll); o/o = ISl« 28'; o/i* = 102" 7'. « = |i* (225); «/P =
118" 32'. t = Poo (101); « = — ^P3 (132); i/P = 103" 65' und vjP =
104" 23' (die Flächen i und v liegen sehr nahe wie die Flächen des
Rhomboeders B am Pennin, wo Bjc, den beiden Winkeln ijP und vJP
entsprechend, = 103^ 55'). ä = «Poo (010). f = 4E00 (043); (/P =
108" 14'. s = 4P3 (134); s/P=116" 45'. a : i : c = 0,5773 : 1 : 2,2771 ;
^ = 90" 20' sehr nahe wie beim Glimmer (pag. 703). (t. Kokscbarow,
MateriaUen. Bd. II) Mit P geht der Hauptblätterbruch parallel. Dril-
linge, bei welchen der Hauptblätterbruch durch alle Individuen un-
unterbrochen hindurchgeht, also ähnlich gebildet wie beim Glimmer,
sind häufig (Fig. 564, vergl Fig. 557); die federartige Streifung auf
P deutet die Zwillingsbildung und die Zwilllngsgrenzen an.
Die opt. A. E. ist meist parallel, teilweise auch senkrecht zur
Klinochlor. Prochlorit. 719
Sym. Eb., also teils 2., teils 1. Art, wie beim Magnesiaglimmer;
+ M. L. stets in der Sym. Eb., 6—8® gegen die Normale zu P geneigt.
Achsenwinkel 2E zwischen 10® und 86® schwankend. Bläulich- bis
schwarzgrun. Pleochroismus ähnlich wie beim Pennin. Durchsichtig
in dünnen Platten, bis durchscheinend. Auf P perlmutterglänzend.
G. = 2,65—2,78. H. = 2. Milde, viel mehr als der Glimmer, von dem
er sich außer durch die Zusammensetzung etc. auch durch die ge-
meine Biegsamkeit der Spaltungsplättchen unterscheidet. Schmilzt
schwer zu graulichgelber Perle. Wird von Schwefelsäure zersetzt.
Zuweilen mit Biotit parallel verwachsen.
Der Klinochlor hat seine Hauptverbreitung im Chloritschiefer,
den er in der Hauptsache zusammensetzt. Blättriger Klinochlor bei
Traversella in Piemont, bei Arendal, Markt Leugast im Fichtelgebirge.
Deutliche Krystalle, oft sehr glänzend, auf Klüften der krystallinischen
Schiefer, besonders des Chloritschiefers, häufig in Begleitung von
Granat (Hessonit) und Diopsid, besonders schön bei Achmatowsk im
Ural, ferner auf der Mussaalp im Alatal in Piemont, am Schwarzenstein
im Zillertal, sowie im Pfitschtal und bei Pfunders in Tirol, bei Zermatt
im Kanton Wallis etc. Große Krystalle bei West-Chester und ünionville
in Pennsylvanien. Da und dort auf Quarz und anderen Mineralien
wurmartig gekrümmte Formen von geringer Größe zahlreich neben-
einander. Bog, Helminth] häufiger finden sich aber derartige Bildungen
beim Prochlorit.
Der gelbliche oder grünliche Leuchtenhergit, hexagonale Tafeln oder
Bchalige Aggregate von den Schischimskschen Bergen im Ural, ist ein beinahe eiaen-
freier Klinochlor. Der rote, chromhaltige Kotschubeyit ans den Goldseifen von
Karkadinsk im südlichen Ural steht seiner Zusammensetzung nach zwischen Pennin
und Bllinochlor. Der Fyrosklerit von Elba, ein Zersetzungsprodukt von DiaUag,
gehört wohl ebenfalls hierher.
Prochlorit (Chlorit A. G. Werner. Ripidolith G. Eose).
Die Zusammensetzung ist zwischen den Grenzen von Sp^Ät^ und
Sp^Atj und entspricht häufig der Formel SpAt^, Der Eisengehalt ist
durchgängig beträchtlich. Unter der Voraussetzung gleicher Moleküle
Jf^O und JFfeO entspricht sie: 11,4^^0; U,9MgO] 26fiFeO] 21fiAL0^',
25,5 SiO^.
Deutliche Krystalle selten, sie sind stets klein , haben einen hexa-
gonalen Habitus und bilden gewöhnlich dünne Schüppchen oder kleine,
lange und dünne, sechsseitige Prismen, die wurmförmig gekrümmt sind
und den größten Teil des Hdminth bilden (siehe bei Klinochlor) ; zuweilen
sind auch sechsseitige Plättchen und Täfelchen kammförmig verwachsen.
Derartige Gruppen mit einem geringen Eisengehalt sind Lophoü ge-
nannt worden. Wenig glänzend. Die Farbe ist lauchgrün bis schwärz-
lichgrün; der Strich etwas heller grün. Dichroitisch und schwach
720 Silikate.
doppeltbrechend. Die Durchsichtigkeit ist aber so gering, so daß es noch
nicht gelangen ist, die optischen Eigenschaften mit Sicherheit zu er-
mitteln. In einer Richtung ein vollkommener Blätterbruch. Milde
und sehr weich ; H. = 1, biegsam. G. = 2,78—2,95. Nicht leicht schmelz-
bar zu schwarzem Email. Von konzentrierter Schwefelsäure zersetzt
Findet sich hauptsächlich im Hochgebirge der Alpen. Die ge-
krümmten sechsseitigen Säulchen und krystallisierten Körnchen des
Helminths sind neben feinen Schüppchen des Prochlorits vielfach den
doi-tigen Quarz-, Feldspat-, Titanit- etc. Erystallen auf- und einge-
wachsen und erfüllen in Form eines feinerdigen Staubes nicht selten
diese Mineralien im Innern so vollständig, daß sie ganz dunkelgrün
gefärbt erscheinen. Am verbreitetsten sind lockere, schuppige oder
kömige und erdige Aggregate, zuweilen stenglig abgesondert, nester-
weise in krystallinischen Schiefem, wie in Gneißen, Ghloritschiefem etc.
sowie in Tonschiefem, und ebenso im Granit, Serpentin und ähnlichen
Gesteinen, auch sind Klüfte in ihnen zuweilen mit solchen Prochlorit-
massen erfallt. Geringere Mengen in derselben Weise auf Erzlager-
stätten, z. B. in Comwall, bei Arendal in Norwegen, Sala in Schweden etc.
Als Gemengteil der Chloritschiefer tritt der Prochlorit hinter dem
Klinochlor stark zurück. Nicht selten in Form anderer Mineralien
als Pseudomorphose, so nach Augit, Homblende, Granat, Kalkspat,
vielleicht auch nach Quarz und Feldspat.
Ein eisenreicher Prochlorit von St. Gotthurd ist Onkoit genannt worden. Ein
ebensolcher ans den Phylliten des ostbayrischen Grenzgebirges ist der Phyllo-
chlorit. Fattersonit ist ein Prochlorit von ünionville in Pennsylvanien. Ein
dichter Pr. ist der grünliche Grochauit^ das Mnttergestein des Magnochromit ge-
nannten Chromeisensteins yon Grochan bei Frankenstein in Schlesien. Allophitj
granlichgrün, matt, im Strich glänzend, von serpentinähnlichem Aussehen, in kleinen
Partien in dem dem Gneil{ eingelagerten Kalk von Langenbielan in Schlesien.
Korundophilit Sp^At-, bis SpAt4, namentlich das letztere Mischnngsrer-
hältnis, mit 23,84 SiO^, ein Drittel des MgO durch FeO ersetzt Dnnkelgran, fthn-
lich dem Klinochlor. West-Chester in Pennsylvanien nnd Ashyille in Nordkarolina,
immer mit Eomnd.
Amesit.
Die reine Amesitsnbstanz bis znr Beimischung von Sp im Verhältnis SpAt^.
Der eigentliche A. von West-Chester in Pennsylvanien enthält 21,4 SiO^. Er ist
der iSiOs-ärmste Orthochlorit, und auch bei ihm ist MgO etwa zum dritten Teil
durch FeO vertreten. Er bildet talkähnliche, hell apfelgrüne, sechsseitige, fast ein-
achsige Erystalle oder derbe blättrige Aggregate auf rötlichem Diaspor. G. = 2,71.
Fast unschmelzbar.
Leptochlorite.
Meist sehr basische Magnesia-Tonerde-Silikate von grüner oder schwarzer Farbe,
in denen MgO gewöhnlich zum größten Teil oder auch wohl ganz durch FeO^ Al^Ot
durch Fe^Ot vertreten ist. Hierhergehören mit die SiOg-ärmsten Silikate, die man
kennt In ihrer chemischen Zusammensetzung und ihren sonstigen Eigenschaften
Leptochlorite. Protochlorite. 721
haben sie manche Ähnlichkeit mit den Orthochloriten, können aber nicht mehr als
isomorphe Mischnngen der beiden dort genannten Silikate allein betrachtet werden.
Wenn man sie in dieser Weise darstellen will, mnß man noch andere Gmndverbin-
dnngen zu Hilfe nehmen, doch ist ihre empirische Zusammensetzung yielfach
schwankend und noch zu wenig sicher bekannt Es sind wohl auch vielfach Ge-
menge, so daß hier von strengen Gesetzmäßigkeiten keine Bede sein kann. Dies
sieht man anch darans, daß sie (mit Ausnahme des Cronstedtits) niemals deutliche
Krystalle, sondern nur derbe bis dichte, meist schuppige und erdigkömige, selten
fasrige Aggregate manchmal mit kleintraubiger Oberfläche darstellen. Sie sind fast
ohne Ausnahme Zersetzungsprodukte anderer Mineralien, besonders von Augit, Horn-
blende und Biotit. Vielfach ist ihr Vorkommen ein spärliches; gewisse hierher ge-
hörige Mineralien treten aber auch massenhaft auf, und einige stark eisenhaltige
unter ihnen bilden wichtige Eisenerze.
Ein Teil der Leptochlorite ist mit einigen Orthochloriten unter dem Namen
der Frotochlorite zusammengefaßt worden.
Cronstedtit
HsFe^^^Fe^^^iSi^O^Oi die Analysen stimmen aber sehr wenig überein und geben:
17 V2— 22 SiOjj 30— 43 J^'caOg ; 2b—38FeO, daneben 4—5 MgO und zuweilen etwas
MnOj 8 — 11 H^O. Al^O^ fehlt. Elleine, spitze, rhomboedrische Krystalle mit basischer
Spaltbarkeit, nicht selten Zwillinge nach der Basis in verschiedener Ausbildung ; auch
derbe, kleintraubige, innen radialstenglige, -fasrige und -blättrige Aggregate. Dünne
Spaltungsplättchen etwas biegsam. Grünlichschwarz mit dunkelgrünem Strich ; stark
glänzend j fast undurchsichtig. H. = 2V«. G. = 3,3 — 3,5. Zu schwarzer, magnetischer
Schlacke schmelzbar. Mit Säuren gelatinierend. Auf den Erzgängen von PHbram
und Euttenberg in Böhmen und von Lostwithiel in Comwall, hier auf Schwefelkies ;
Conghonas do Campo in Brasilien (Sideroschisolith).
Stilpnomelan,
Durch schwarze Farbe, starken Glanz und vollkommene Spaltbarkeit dem Cron-
stedtit ähnlich, mit dem zusammen er auch als Melanglimmer bezeichnet wurde.
Bildet derbe, blättrige, spröde Aggregate. Auch in dünnen Schichten fast undurch-
sichtig, aber stark pleochroitisch. Grüner Strich. Chemisch von C. wesentlich ver-
schieden; AkO^ statt Fe^Os und mehr SiOj (44—46 SiO^, 5—8 4i,0„ 34— 38^cO,
1—3 MgOj wenig CaO, 7—9 ß^O), H. = 3—4. G. = 2,8—3,0. Mit Kalkspat bei
Obergrund unweit Zuckmantel in Osterr.-Schlesien, bei Weilburg a. Lahn und in
größeren Massen bei Nordmark in Wermland, Schweden, wo er als Eisenerz ge-
wonnen wird. Von St. ist nicht wesentlich verschieden der Chalcodit vonAntwerp
in New- York, kleine radialfasrige Halbkugeln mit sammetartigem Glanz auf der
Oberfläche oder Bosetten von schwarzer bis gelbbrauner Farbe.
Daphnit Ein sehr basisches Eisenoxydul-Tonerde-Silikat mit sehr wenig MgO
und ohne Eisenoxyd (23Va% SiOiy 39 FeO etc.). Konzentrisch-schalige und radial-
blättrige traubige, auch dichte, kleinkugelige Aggregate von grüner Farbe. Weich
und mild. G. = 3,172. Überzüge auf Arsenkies und Quarz bei Pensance in Cornwall
Chamoisit (Chamosit, Berthierin, Bavalit).
Ist ähnlich zusammengesetzt (23—29 SiOs, 3678^42 FeO etc.). Es wird die
Formel: HJ^Fe, Mg)zAl^Si^Oiz angegeben. Grün ins Graue oder Schwarze, auch bläu-
lich ; erdig bis oolithisch ; stets stark mit Magneteisen, Eisenspat, Brauneisenerz etc. ge-
mengt. Mit HCl gelatinierend. Bei Chamoison im Kanton Wallis schichtenförmig
der mittleren Juraformation eingelagert, im obersten braunen Jura zwischen den
Windgällen in der Schweiz, hier als Eisenerz bergmännisch gewonnen. Ebenso im
unteren braunen Jura in Luxemburg und Lothringen, wo er einen Bestandteil der
Bauer, Mineralogie. ^
722 Silikate.
dortigen oolithischen Eisenerze (Minette) bildet, z. B. bei Hayingen nnweit Metz
(Berthierin). • Ganz ähnlich in den dem Silnr angehörigen oolithischen Eisenerzen
Ton Schmiedefeld bei Saalfeld in Thüringen, nnd gleichaltrig das ähnliche Vor-
kommen yon Nntschitz etc. bei Prag in Böhmen. Auch andere weniger wichtige Fundorte
werden noch angegeben. Als Eisenerz nicht unwichtig; z. T. mit kleinen Braon-
eisensteinnieren durchsetzt.
Metachlorit enthält auch etwas -F««0,; 24 SiOt\ 38—40 FeO etc. Ist ein
dunkelgrünes, durch Verwitterung braunes, blättrig-stenglige Platten bildendes chlorit-
ähnliches Mineral; mit Kalkspat in dem Schalstein vom Büchenberg bei Elbingerode
im Harz. Ö. = 3,173. H. =2— 3. Mit Säuren gelatinierend. Ahnlich der ßrun s-
vigit aus dem Oabbro des Radautals bei Harzburg.
Del 6 8 Sit (Eisenchlorit, Grünerde z. T. (siehe Seladonit)).
Basisches Silikat, wie die vorhergehenden, aber MgO Überwiegt über FeO und
neben viel^^tOs ist eine gewisse Menge Fe^Oz vorhanden. Man schreibt zuweilen die
Formel: Hio{Mg, Fe), {AI, -Fe)* SuO^; 29— 32Va SiOt, 12—20 MgO, 4—18 FeO etc.
Dunkelgrüne, dichte bis erdige Massen von fasriger oder schuppiger, meist divergent-
strahliger Struktur. Überzieht in Mandelsteinen die Wände der Hohlräume nnd erfüllt
solche wohl auch ganz. In dieser Weise außerordentlich verbreitet (Oberstein a. Nahe,
Zwickau in Sachsen, Schlesien, Böhmen, Thüringer Wald, Schottland, Fassatal in
Tirol etc.) Er gleicht sehr dem z. T. ähnlich vorkommenden Seladonit mit glimmer-
artiger Zusammensetzung, von dem er durch bloßes Ansehen kaum zu unterscheiden
ist. Pleochroitisch. H. = 2 — 3. G. = 2,6 — 2,9. Von Säuren leicht zersetzt. Von
ähnlicher Zusammensetzung und Beschaffenheit ist der Chloropit, der den Dia-
basen ihre grüne Färbung verleiht (Grünsteine). Der Diabaniit (Diabantachrounyn),
ebenfalls grün und erdig, in den Diabasen des Vogtlandes und Frankenwaldes.
Femer schließt sich hier an der grüne, radialfasrige Grängesit auf der Magnet-
eisenlagerstätte von Grängesberg in Dalekarlien (Schweden), pseudomorph nach Augit.
Klementit ÄkO^ tiberwiegt über Fe^O^, FeO über MgO (24 SiO«, 17 AkO»,
4 FezO^j 3 — i MgOf 38 — 40 i^cO etc.). Bildet schuppige Aggregate, zuweilen sechs-
seitiger, opt. zweiachsiger Blättchen. Dunkelgrün. G. = 2,835. Von HCl teilweise
zersetzbar. Auf Quarzadem im Schiefer bei Viel-Salm in Belgien.
Thuringit (Owenit).
Ebenfalls AkO^- und i^cO-reich (20— 23»/» SiO^, 157«- 25 AZ^O,, 20— SSVs FeO,
1—6 MgO etc.). Man gibt zuweilen die Formel: IiisFei{Alj Fe)sSi^04i. Dunkelgrüne,
kleinkörnige bis feinschuppige, dichte Massen; stark pleochroitisch. Leicht zu
schwarzer, magnetischer Perle schmelzbar. Von HCl leicht zersetzt. H. = 2 — 272-
G. = 3,2. Der Thuringit bildet IVs Meter mächtige Lager im untersilurischen Ton-
schiefer bei Schmiedefeld und an anderen Orten in Thüringen und ähnlich im
Fichtelgebirge, sowie linsenförmige Partien in einem gneißartigen G^tein am Zirm-
see in Kärnten. In metamorphischen Gesteinen bei Harpers Ferry am Potomac
{Oioenif).
Euralitiat MgO-reicher : jET,« (Mg, Fe\ {AI, Fe)^ SUfO„ mit 18 MgO, Dunkel-
grün, radialstrahlig-dicht. H. = 2—3. G. = 2,62. Auf Klüften im Olivindiabas im
Eura-Distrikt im südöstlichen Finnland.
Epichlorit Dünnstengliche bis fasrige, asbestähnliche, grüne, fettglänzende
Aggregate mit geraden oder krummen Zusammensetzungsstücken auf Klüften im
Serpentin des Badautales bei Harzburg. 5^t02-Gehalt hoch. (41 SiO^), MgO über-
wiegt aber FeO, Ein ähnliches Mineral in den Diabasen des Voigtlandes nnd Franken-
Waldes. Bei Longban in Schweden als Pseudomorphose nach Chlorit.
Leptochlorite. Talk. 723
Aphroaiderit H^oFe^iAl, Fe\SuOn; fast keine MgO, ÄkO^ über Fe^O^
überwiegend ; 24 — 27 SiO^. Dunkelgrüne, feinschnppig-dichte Aggregate. H. = 1. G.
= 2,8. Nor schwer schmebEbar. Von kalter HCl zersetzt. Bei Weilbnrg in Nassau
auf Eoteisensteingmben und zwischen Kalkspat und Quarz im Diabas. Bei Striegau
und Königshain in Schlesien auf Drusen im Granit. Als Pseudomorphose nach Granat
im Chloritschiefer am Oberen See, Nordamerika. Nahe verwandt ist der
Strigovii. ff^i^e, Mn\ (AI, Fej^Si^Oi,. Kein MgO, dafür 7% MnO; Fe^O^
und^^^Og zu ziemlich gleichen Teilen ; 28 V« SiO^. Dunkelgrüne, durch Verwitterung
braune, lockere Aggregate kleiner, einachsiger, sechsseitiger Prismen. Überzüge auf
Drusen im Granit bildend, bei Striegau in Schlesien, ähnlich bei Strehlen und Hirsch-
berg. G. = 3,144. Schwer schmelzbar. Von HCl leicht zersetzt.
Rumpf it. H^MgÄliSitOii] fast eisenfrei, 31 SiOt. Grünlichweiße, dem Pro-
chlorit ähnliche, feinkörnige bis -schuppige Aggregate von zuweilen regelmäßig sechs-
seitigen, ein- und zweiachsigen Plättchen. H. = 1 — 2. G. = 2,676. Unschmelzbar
und von Säuren nicht angegriffen. Auf Klüften des Pinolith (Magnesit) von St.
Michael in Obersteiermark mit Talk.
Die folgenden, chemisch allerdings erst unvollständig bekannten Mineralien
stehen den Leptochloriten nahe:
Hullit Isotrop, sammetschwarz, auf Spalten im Basalt in Irland (Belfast)
und Schottland (ELinkell).
Melanolith. Schwarze, schuppige, fasrige oder stenglige Aggregate als dünner
Überzug auf Klüften im Syenit von Charlestown, Mass.
Leidyit Grüne, z. T. bläulichgrüne, warzige Überzüge auf einem Quarzgang
im Gneiß bei Leiperville, Pennsylvanien.
Gruppe des Talke.
Tonerde- und alkalifreie Magnesiahydrosilikate, in Krystallisation und physi-
kalischen Eigenschaften, namentlich durch die geringe Härte und die vollkommene
Spaltbarkeit in einer Bichtung, sich an die Glimmer und die Chlorite anschließend.
Talk (mit Speckstein).
H^Mg^Si^ 0^^=H^0. 3MgO . iSiO^ mit 63,5 SiO^, 31,7 MgO, 4,8 H^ 0,
das erst bei starker Glähhitze entweicht ; MgO ist zum stets nur kleinen
Teil durch FeO ersetzt (1— 57o FeO); auch Äl^Oj^ ist oft in geringer
Menge vorhanden (bis 2®/o). Nur derb, nie deutliche Krystalle. Nach den
physikalischen Eigenschaften und der z. T. sehr großen Ähnlichkeit mit
Glimmer und Chlorit wahrscheinlich monoklin. Wie diese in einer Rich-
tung yollkommen spaltbar. Die Spaltungsplättchen, gemein biegsam wie
beim Chlorit, geben eine sechsstrahlige Schlagfigur und zeigen parallel
den Schlaglinien vielfach geradlinige Risse und Spalten, nach denen
die Plättchen nicht selten durchbrechen, so daß rhombische oder sechs-
seitige Formen entstehen. H. = 1 ; fettig anzufühlen ; milde. G. =
2,7—2,8. Hell apfelgrün bis weiß; durchsichtig bis durchscheinend.
Opt. zweiachsig; die Achsenebene ist auf einer Schlaglinie senki*echt,
also der Achse b parallel, wie beim Glimmer 1. Art. Die — M. L. nahe
46*
724 Silikate.
senkrecht znm Hauptblätterbruch ; Achsenwinkel klein, 2E = 13® — 18*.
y. d, L. sehr schwer schmelzbar. Beim Glühen sehr stark leuchtend
und sich aufblätternd ; die Masse wird dabei viel härter : H. = 6. Mit
Eobaltsolution geglüht blaßrot. Von Säuren nicht angegriffen.
Der Talk findet sich in besonders großblättrigen, auch stengligen
Aggregaten gangförmig im Serpentin, so z. B. bei E[raubat in Steier-
mark. Mehr oder weniger großblättrig bis schuppig und dicht weit
verbreitet in großen Massen, gesteinsbildend als Talkschiefer in den
krystallinischen Schiefem der Alpen, besonders in Tirol, Steier-
mark, am St. Grotthard, in Piemont etc., auch im Ural in großer Aus-
dehnung und an vielen anderen Orten. Der Talkschiefer bildet das
Muttergestein vieler Mineralien, die meist ringsum auskrystallisiert
in demselben eingewachsen sind: Magneteisen, Dolomit, Bitterspat,
Strahlstein, Apatit (Spargelstein), Pyrit u. a. Im Ural umschließt der
Talkschiefer größere Massen des Glitikit genannten Olivingesteins, aus
dem der dortige T. durch Umwandlung entstanden ist. Überhaupt ist
der Talk wohl nirgends ein ursprüngliches Mineral, sondern wahr-
scheinlich immer durch Umwandlung aus anderen Mineralien hervor-
gegangen und zwar vorzugsweise aus Jfj/O-haltigen und Al^O^-freien,
wie die Pseudomorphosen nach Olivin, Enstatit {Phästin von Kupfer-
berg im Fichtelgebirge), Salit, Strahlstein etc. zeigen.
SpejjJcstein (Steatit) ist dichter Talk von weißer Farbe mit
unebenem bis splittrigem Bruch und häufig mit traubiger Oberfläche,
Er hat die Zusammensetzung und alle wesentlichen Eigenschaften des
Talks, wird aber von der Phosphorsalzperle schwierig zersetzt, während
der Talk darin unter Aufschwellen und Aufschäumen leicht ein Eiesel-
skelett liefert. Sehr häufig sind Pseudomorphosen des Sp. nach Quarz,
Dolomit, Kalkspat, Augit etc., die allseitig von der dichten Masse um-
schlossen, aber an einer Stelle auch mit ihr verwachsen sind. So
findet sich der Speckstein, jedenfalls auch als Umwandlungsprodukt,
auf einem ausgedehnten Lager im Glimmerschiefer bei Göpfersgrfln im
Fichtelgebirge unweit Wunsiedel ; femer bei BriauQon in Frankreich ;
auf den Erzlagerstätten von Sala, Fahlun etc. in Schweden (sog. Sk&lar)
und ähnlich auf der Magneteisenerzlagerstätte von Preßnitz in Böhmen.
Eine Pseudomorphose von Speckstein nach Angit von Canton in New- York und
ans Kanada ist Rensselaeritj eine solche ans dem körnigen Kalk von Pargas etc.
in Finnland PyraUolith genannt worden.
Der Talk wird in feingepnlvertem Znstand als Schmiermittel, der Speckstein
zn Gasbrennern nnd wie Kreide znm Zeichnen, namentUch anf Tnch, benntzt (Craie
de BrianQon). Znm Sp. gehört anch ein Teil des chinesischen Bildsteins (Agalma-
tolith, Pagodit), ans dem in China die bekannten Fignren etc. geschnitzt werden
(andere solche Bildsteine sind wasserhaltige Tonerdesilikate, pag. 743).
Ein mit Ghlorit nnd Glimmer gemengter feinschnppiger Talkschiefer aus der
Gegend yon Chiavenna nnd sonst in den Alpen wird Topfstein (Lavezstein, Giltstein)
Grnppe des Serpentins. 725
genannt. Er läßt sich auf der Drehbank zn Töpfen nnd anderen ähnlichen Geräten
Terarbeiten. Findet sich auch bei Zöptau in Mähren nnd in Grönland.
Etwas SiOt-reicher a]s Talk, vielleicht mit etwas Quarz gemengt, ist der groß-
blättrige Talkoid von Preßnitz in Böhmen.
Gruppe des Serpentins,
Tonerdefreie Magnesiahydrosilikate ohne vollkommene Spaltbarkeit nnd härter
als Talk. Meist sekundär dnrch Umwandlung anderer Mineralien entstanden.
Serpentin.
H^Mg^Si^0^ = 2H^0 .3MgO .2SiO^ mit 43,48 SiO^, 43,48 MgO,
13,04 ÄjÖ, das erst bei Glühhitze ganz entweicht. Bis zu 13®/o FeO,
meist allerdings weniger, in einer analogen FeO- Verbindung isomorph
beigemischt, ersetzt die äquivalente Menge MgO. Ein kleiner NiO-
Gehalt ist nicht selten. AhO^ fehlt im reinen S., kleine Mengen
kommen aber vielfach als Verunreinigung vor; jedenfalls können
Mineralien mit einem größeren J./2O3 -Gehalt nicht zum S. gerechnet
werden. Das Silikat des Serpentins ist dasselbe, das wir schon beim
Chlorit als einen der Bestandteile kennen gelernt haben (pag. 714).
Der Serpentin bildet niemals regelmäßige Krystalle, zeigt aber
durch seine Struktur und seine physikalischen Eigenschaften, daß er
keine amorphe, sondern eine krystallisierte Substanz ist. Aus seinem
Gesamtverhalten geht hervor, daß er wahrscheinlich dem rhombischen,
vielleicht auch dem monoklinen System angehört. Der meiste S. ist
vollkommen dicht, zeigt aber doch u. d. M. zuweilen ein versteckt
feinfasriges oder -blättriges Gefiige (dichter, eigentlicher Serpentin).
Manche Varietäten sind mehr oder weniger ausgesprochen stenglig und
fasrig bis zum Verschwinden dieser Struktur für das bloße Auge
(Faserserpentin). Manchmal ist der S. auch blättrig oder schiefrig
(Blätterserpentin).
G. = 2,7 — 2,8 ; wahrscheinlich infolge von Verwitterung zuweilen
geringer, bis 2,3. H. = 3 — 4. Keine Spaltbarkeit ; Bruch nach der Struk-
tur verschieden. Mild bis wenig spröde. Farbe meist grün bis gelb in
zahlreichen Nuancen ; durch Verwitterung und fremde Einschlüsse auch
rot und braun, bis schwarz; doch sinkt sie nicht selten bis nahe zur
Farblosigkeit Häufig an demselben Stück mehrfach wechselnd in ver-
schiedenen Zeichnungen. Wenig glänzend bis matt ; stärker glänzend im
Strich, also politurfähig. Schwach durchscheinend bis undurchsichtig.
Lichtbrechung schwach (ß = 1,57); ziemlich kräftige Doppelbrechung.
U. d. M. manche pleochroitisch. V. d. L. brennt er sich, wenn nicht
zu stark verunreinigt, weiß und ist schwer und nur an den feinsten
Spitzen schmelzbar. Mit Co-solution, wenn wenig gefärbt, blaßrot.
Von Säuren unter Abscheidung weißer, schleimiger Kieselsäure zer-
726 Silikate.
setzt, Yon HCl langsamer, von H^SO^ rascher und vollständiger. Im
letzteren Fall entsteht Bittersalz, das zuweilen aus S. im großen dar-
gestellt wird.
Der Serpentin ist stets in irgend einer Weise ein Produkt der
Umwandlung M^O^-freieT, Jf^rO-haltiger Silikate, besonders des Olivins.
Die spezielle Art der Entstehung und damit auch das Vorkommen ist
aber bei den oben erwähnten Varietäten des S. verschieden. Wir
werden diese daher einzeln betrachten.
(J. Roth, Abhandlgn. Berlin. Akad. 1870; G. Rose, Zeitschr. d. deutsch, geol.
Ges. Bd. 3, pag. 109; Websky, ibid. Bd. 10, pag. 277; Tschermak, Sitzgsber. Wien.
Akad. Bd. 65, pag. 261; Sandberger, N. Jahrb. f. Min. 1866, pag. 385 und 1867,
pag. 171; Weigand, Min. Mittlgn. 1875, pag. 183; R. Branns, N. Jahrb. f. Min. etc.
Beil.-Bd. V, 1887, pag. 275; Clarke und Schneider, siehe Branns, ibid. 1896, n, pag.
243 der Referate.)
a) Dichter (eigentlicher) Serpentin. Es ist der dichte kom-
pakte Serpentin, mit muschligem bis unebenen, wenig glänzendem bis
mattem Bruch, der an zahlreichen Orten in größter Massenhaftigkeit
vorkommt und als Gestein am Aufbau der Erdkruste einen wesent-
lichen Anteil nimmt, bald in den Lagerungsformen der Einiptivgesteine
als Stock, Gang, Decke etc., bald schichtenförmig der Reihe der krystal-
linischen Schiefer eingeschaltet. U. d. M. läßt er nahe Beziehungen
zu dem Faser- und dem Blätterserpentin erkennen. In den meisten
Fällen zeigt er dabei eine feinfasrige Struktur, feinblättrig dicht sind
fast alle alpinen Serpentine. Durchscheinend in verschiedenen Graden
bis zur vollkommenen Undurchsichtigkeit Die Farbe ist zuweilen
einheitlich in den obengenannten Nuancen, häufiger an demselben
Stück wechselnd. Niemals ist er von ursprünglicher Entstehung; stets
ist er ein direktes Umwandlungsprodukt anderer Gesteine, namentlich
solcher, die anfänglich ganz oder fast ganz aus Olivin bestanden haben
(Peridotit, Paläopikrit, Olivingabbro etc.), oder auch von Amphibol-
und Pyroxengesteinen verschiedener Art. An die Stelle des ursprüng-
lichen Gesteins ist der durch Umwandlung aus ihm entstandene Ser-
pentin getreten. Man erkennt dies daran, daß der S. sehr häufig
Beste des Urminerals einschließt, oder, wenn dies nicht der Fall ist,
an dessen oft noch sehr gut erhaltener Form und Struktur. Der Olivin,
2MgO . SiO^ oder iMgO . 2SiO^, geht durch Abgabe von MgO und
Aufnahme von H^O in Serpentin, SMgO . 25^0^ . 2^2 0 über (vgl. (310)).
Dabei bildet ein Teil des Eisens im Olivin die analoge Verbindung:
SFeO . 2Si02 ^ 2n^0 , die dem Magnesiasilikat isomorph beigemischt
bleibt. Ein anderer Teil liefert oft Magneteisen, das dann dem Ser-
pentin in feiner Verteilung beigemengt ist und ihn schwarz färbt.
Die ausgeschiedene MgO liefert durch Aufnahme von CO^ Magnesit
{MgCO^\ der den Serpentin häufig begleitet (siehe unten).
Die Umwandlung beginnt an den Rändern feiner Bisse und Spalten,
Serpentin. 727
die zunächst die Olivinkömer durchsetzen und schreitet von hier aus
nach dem Innern fort. Es entsteht so ein Maschengewebe von Ser*
pentin, das, solange der Prozeß noch nicht beendet ist, unveränderte
Olivinteilchen umschließt (Serpentin mit Maschenstruktur). Bei der
Serpentinisierung von Amphibolen und Pyroxenen (wobei es sich aber
nur um ganz oder fast ganz ^/gOg -freie Glieder dieser Gruppen han-
deln kann), manchmal allerdings auch beim Olivin, folgt die Ver-
änderung den Blätterbrüchen, so daß der neugebildete Serpentin ge-
radlinige Streifen bildet, die sich durchkreuzen. Es entsteht eine
Gitter- oder Fensterstruktur, wobei sich im Amphibol die Stäbe des
Gitters unter 124*^, im Pyroxen nahezu rechtwinklig durchschneiden.
Einen Aufschluß über den Ursprung des Serpentins geben manchmal
auch die in ihm eingewachsenen Mineralien, Granat (Pyrop), Augit;
Diallag, Bronzit, Glimmer, Feldspate etc., die einen Bestandteil des
Urgesteins gebildet haben, aus dem nachmals der Serpentin . hervorge-
gangen ist. Dabei sind diese Mineralien erhalten geblieben oder aber oft
gleichfalls umgeändert worden. Durch alle derartigen Beimengungen
werden natürlich die Eigenschaften des Serpentins, besonders das
spezifische Gewicht und die Härte, mehr oder weniger verändert,
namentlich wird die Härte nicht selten durch Imprägnation mit Kiesel-
säure vergrößert. Solche mit Kieselsäure imprägnierte Serpentine
sind als SiliciophUe bezeichnet worden.
In besonders ausgezeichneter Weise wird die sekundäre Bildung
des Serpentins durch Umwandlung aus anderen Mineralien veran-
schaulicht durch die zahlreichen Pseudomorphosen. Häufig sind solche
nach Olivin, so bei Antwerp in New- York, Katharinenburg im Ural
und besonders bei Snarum in Norwegen. Hier bestehen die ursprüng-
lichen Olivinkrystalle jetzt z. T. ganz aus S., aber nicht selten um-
schließt auch nur eine Rinde von S. einen noch frischen Olivinkem
in allmählichem Übergang. Den Beginn der Serpentinisierung des
Olivins stellt der Villarsit von Traversella in Piemont dar (pag. 689).
Ahnliche derbe Substanzen bei Amelose unweit Biedenkopf in Hessen.
Pseudomorphosen nach Monticellit im kömigen Kalk vom Monzoni in
Südtirol; nach Bronzit (Protobastit) im Anfang der Entstehung im
ßadautal bei Harzburg (Bastit oder Sdiillerspat (pag. 653)); ein im
Übergang zum Serpentin begriffener Bronzit ist auch der gelbliche
Monradit aus dem Bergenstift in Norwegen. Serpentin in der Form
von Diallag ist verbreitet. Eine Pseudomorphose von S. nach Salit
von Sala in Schweden ist der PikrophylL Serpentin in Augitform und
ebenso in Amphibolform ist von Easton in Pennsylvanien bekannt.
Ferner werden Pseudomorphosen nach Chondrodit, Granat, Dolomit
und anderen Mineralien angegeben.
Nach dem Aussehen pflegt man den dichten Serpentin in zwei
728 Silikate.
Varietäten zu teilen. Der reinere schöner und meist hell gefärbte,
stärker durchscheinende Serpentin wird als edler von dem unreineren,
weniger durchscheinenden, dunklen und trübe gefärbten genmnen Ser-
pentin geschieden.
Edler Serpentin (Ophit). Licht und meist einheitlich gefärbt
Lauchgrün, spargelgrün, zeisiggrftn bis ins Gelb. Stark durchschei-
nend mit schwach glänzendem, muschligem bis unebenem Bruch. Viel-
fach im Kalk eingewachsen; solche mit Serpentin durchsetzte Kalke
werden Opkicalcit genannt. Auch einzelne kleinere Partien im ge-
meinen Serpentin bildend. Zum edlen S. gehören u. a. fast alle die
genannten Pseudomorphosen nach Olivin, Monticellit, Chondrodit,
Pyroxen und Amphibol. Einige Vorkommnisse sind mit besonderen
Namen belegt worden: der bläulichgrüne Bawenit von Smithfield in
Khode Island und aus Indien; der honiggelbe bis ölgrüne, etwas H^O^
reichere Bäinalüh von Grenville in Kanada; der sog. Tangiwai von
Neuseeland etc.
Gemeiner Serpentin, Meist düstere, dunkle Farben und weniger
durchscheinend infolge der oft starken Beimengung von allerlei Ver-
unreinigungen. Daher vielfach nicht einheitlich, sondern wechsetad
in wolkigen, geäderten, geflammten etc. Zeichnungen. Die Hauptfarbe
ist ein sehr dunkles Grün, das durch Beimengung von Magneteisenstaub
(siehe oben) bis ins Schwarz geht, andererseits aber auch bis ins Hellgrau
und Gelb verläuft. Andere Eisenverbindungen bringen braune und rote
Farben hervor, die alle zusammen an demselben Stück auftreten können.
Bruch matt, uneben bis muschlig, glatt und splittrig. Der gemeine S.
ist derjenige, der gesteinsbildend auftritt und das Mineral in seiner
größten Massenhaftigkeit darstellt. Er findet sich an zahlreichen Stellen,
in Sachsen (Zöblitz, Roßwein, Greiffendorf etc.), im Fichtelgebirge, im
hessischen Hinterland und in Nassau (Gegend von Biedenkopf, Dillen-
burg etc.), in den Vogesen, im Schwarzwald, an vielen Orten in den
Alpen, in Österreich, Böhmen, Mähren und Spanien, England und
Schottland, sehr vielfach im Ural, in Nordamerika, Neuseeland etc.
Er wird, wie übrigens auch der edle S., wenn er in größeren Stücken
vorkommt, zur Herstellung aller möglichen größeren und kleineren
Gebrauchsgegenstände benützt (Vasen, Lampenfüße, architektonische
Ornamente, Wärmsteine etc.), da er sich leicht auf der Drehbank und
in anderer Weise verarbeiten läßt und wegen seiner hohen Politur-
fähigkeit ein hübsches Aussehen erhält. Besonders bekannt ist in
dieser Hinsicht die Gegend von Zöblitz in Sachsen, von Epinal in
Frankreich und von Lizard in CorawaU. In Hessen wird der aus
Paläopikrit entstandene S. als Pflaster- und Baustein verwendet.
Zum gemeinen S. ist anch zn rechnen der Schweizerit, gelblichgran bis grün-
lichgelb, schwach wachsglänzend, fettig anzufühlen Tom Findelengletscher bei Zermatt
Serpentin. 729
im Kanton Wallis und dem Feegletscher im Saastal in der Schweiz, nnd der grünlich-
schwarze Vorhauserit mit Granat im blanen Eontaktkalk vom Monzoni in Tirol.
b) Faserserpentin, Die fasrige Struktur ist entweder schon
mit bloßem Auge zu sehen oder tritt doch u. d. M. sehr deutlich
hervor. Er unterscheidet sich namentlich auch im Vorkommen von dem
eigentlichen Serpentin, indem er schmale Schnüre und kleine Gänge
in dem letzteren bildet. Bei der Umwandlung des Urminerals z. B.
des Olivins in Serpentin sind Lösungen entstanden, aus denen gleich-
zeitig ausgesprochen fasriger Serpentin auf den das Gestein durch-
ziehenden Klüften und Spalten als Neubildung zur Ablagerung ge-
langte. Dieser Faserserpentin hat alle wesentlichen Eigenschaften
des dichten, der z. T. nur eine dichte Abart von jenem ist. Nach
seiner äußeren Erscheinung wird der Faserserpentin verschieden be-
nannt. Man unterscheidet namentlich drei Varietäten: den fasrigen
Chrysotil, den stengligen Metaxit und den versteckt radialfasrigen bis
dichten Pikrolith.
Chrysotil (schillernder Asbest nebst Serpentinasbest.) Der eigent-
liche Chrysotil oder schillernde Asbest bildet dünne, parallelfasrige
Schnüre und Platten im dichten Serpentin. Die einzelnen feinen,
weichen, milden, biegsamen und zähen, durchscheinenden Fasern stehen
auf den Spaltenwänden senkrecht und trennen sich leicht voneinander.
Die Farbe ist grün, braun bis gelb, der Glanz ein ausgezeichneter
metallischer Seidenglanz. Farbloser seidenglänzender Faserserpentin
von Reichenstein in Schlesien ist Leukotil genannt worden. In jeder
Faser gehen zwei Blätterbrüche, die sich unter 130^ schneiden, den
Fasern parallel. Nach diesen verläuft auch eine Auslöschungsrichtung,
die der kleinsten Elastizität entspricht. Eine Platte senkrecht zur
Faserung zeigt ein zweiachsiges Interferenzbild, die Achsenebene ist der
großen Diagonale des Spaltungsprismas, die + M. L. der Faserrich-
tung parallel. Alle diese Eigenschaften weisen auf rhombische Kry-
stallisation hin. Der Achsenwinkel schwankt zwischen 16® und 50®,
und ist auch auf derselben Platte nicht konstant. G. = 2,6. Bei Zer-
setzung durch HCl wird die Kieselsäure in der Form der Fasern aus-
geschieden. Ausgezeichnet u. A. bei Reichenstein in Schlesien, auch
bei Amelose unweit Biedenkopf in Hessen (im Paläopikrit). Der Chr.
von den Bare Hills bei Baltimore ist etwas JVO-reicher (Baltimorü).
Nicht aller fasriger Serpentin hat den charakteristischen Glanz
des Chrysotils. Der meiste ist wenig glänzend und matt und dann
gewöhnlich auch farblos und bildet den Serpentinasbest, Er gleicht so oft
dem Amphibolasbest äußerlich sehr und wird, wie übrigens auch der
Chrysotil, in derselben Weise wie dieser technisch verwendet (pag. 672),
darf dabei aber nicht mit Säuren in Berührung kommen, und hält auch
wegen des Wasserverlusts keine so hohe Temperaturen aus wie der
730 Süikate.
letztere. In großer Menge wird er in der Provinz Quebec in Kanada,
übrigens auch in den lombardischen Alpen (Val Malenco) gewonnen.
Auch sonst in den Alpen : Tirol, Piemont etc., vorkommend. Die Fasern,
welche die Dolomitrhomboeder vom Wildkreuzjoch in Tirol, oft in
regelmäßiger Anordnung parallel den Kanten, durchwachsen, haben den
Namen Nemaphyllü erhalten.
Verv^orrene Fasern des Serpentinasbestes, z. T. wohl schon mehr oder weniger
stark zersetzt, bilden einen Teil dessen, was als BergfUisch, Bergkork^ Bergleder^
Bergholz oder Xylotü etc. (pag. 672) bezeichnet wird. Vorkommen im Zillertal in
Tirol, in Norwegen etc. mit anderen Serpentinvarietäten. Gewisse Vorkommnisse
von Bergkork und Bergleder aus Schottland sind Pilolith genannt worden.
MetaxU. Bildet ebenfalls dünne Schnüre und Platten im dichten
Serpentin, die Struktur ist aber dünnstenglig zuweilen bis ins Dichte
und die Stengel sind nicht mild und biegsam, sondern starr und zer-
brechlich. Sie stehen auf den Wänden der Spalten, die der M. er-
füllt, senkrecht und sind einander parallel, aber häufig nicht gerad-
linig, sondern in der Mitte ziemlich scharf umgeknickt ; zuweilen auch
spitz kegelförmige, von einem Punkt ausstrahlende Büschel bildend.
H. = 3—4, auch andere Eigenschaften wie beim S. Die Farbe ist wie bei
Chrysotil, aber kein Seidenglanz, sondern matt. Begleitet den Chrysotil
z. B. bei Zöblitz, Eeichenstein, Amelose etc. im dichten Serpentin. Auf
der Grube Zweigler bei Schwarzenberg in Sachsen im Kalk.
Hydrophit, berggrau, vom Taberg in Schweden, ist ein mit Magneteisen
_ mm
verunreinigter Serpentin von der Beschaffenheit des Metaxits. Etwas Ähnliches ist
auch der gleichfalls mit Magneteisen und auch mit Kalkspat imprägnierte Jen-
kinsitj der im Staat New- York Überzüge auf Magneteisen bildet.
PikrolitJt. Schnüre und Platten, Klüfte im dichten Serpentin er-
füllend, wie Chrysotil, zuweilen lagenweise mit diesem in der gleichen
Spalte mehrfach abwechselnd. Dicht, aber u. d. M. ausgezeichnet
radialfasrig mit chalcedonähnlicher Struktur. Grenzflächen an den
Spaltenwänden glatt mit einzelnen groben, geraden Streifen, wie Rutsch-
flächen. Bruch muschlig. Glanz matt, etwas ins Fettige. Stark porös
und an der Zunge klebend. Undurchsichtig, wird aber durch Auf-
nahme von Wasser (oder Kanadabalsam bei Herstellung von Schliffen)
stark durchscheinend bis schwach durchsichtig und dunkler grün.
Sonst ist die Farbe hellgrün ins Grau bis weiß. H. = 3^—4^, also
etwas härter.
Zum Pikrolith gehört auch der apfelgrUne, etwas iVüO-haltige Williamsit
von ehester und Texas in Pennsylvanien.
c) Blätterserpentin (Antigorit). Der typische Blätterserpentin, der
nach dem Vorkommen im Äntigoriotale in den piemontesischen Alpen
den Namen Antigorit erhalten hat, zeigt die Zusammensetzung des
Serpentins, aber stets einen geringen ^ZgOg-Gehalt. Krystalle sind
Serpentin. Meerschanm. 731
nicht bekannt. Er bildet mattglänzende, ausgedehnte, dünn- nnd ge-
rade- bis krummschiefrige Aggregate, die nach einer Richtung leicht
teilbar sind. G. = 2,62. H. = 2^. Im Aussehen dem edlen Serpentin
ähnlich. Die Farbe ist nicht sehr dunkel grün ins Bläuliche oder
Grauliche. Durchscheinend, in dünnen Schichten schwach durch-
sichtig. Optisch zweiachsig mit kleinem Achsenwinkel ; die — M. L.
senkrecht oder doch sehr nahe senkrecht zu den Teilflächen. Schwer
schmelzbar. Nur durch konzentrierte Schwefelsäure unter Abschei-
dung flockiger Kieselsäure zersetzt. Die Eigenschaften des Anti-
gorits weichen danach z. T. von denen des eigentlichen Serpentins
etwas ab und nähern sich mehr denen des Chlorits, so daß dem
Blätterserpentin zuweilen eine andere Konstitution zugeschrieben und
er als das in der Mischung der Chlorite auftretende Serpentin-
silikat betrachtet und zum Chlorit gestellt wird (pag. 714). Die
Schieferung wäre dann als Spaltbarkeit anzusehen. Andere Fundorte
großblättrigen Antigorits bei Zermatt, am Großvenediger , Sprechen-
stein bei Sterzing in Tirol. Im Stubachtal in Salzburg regelmäßig
verwachsen mit Olivin, aus dem er wohl entstanden ist. Blättrig-
dicht sind fast alle Serpentine der Alpen, die also wohl als dichte
Blätterserpentine anzusehen sind, wie die meisten anderen Serpentine
als dichte Faserserpentine.
Hierher gehört auch der Marmolith^ spargelgrün, durchscheinend, deutlich
schiefrig oder hlättrig im Serpentin von Hoboken in New- Jersey, von Orijärfvi in
Finnland nnd von Eraubat in Steiermark, wahrscheinlich eine Pseudomorphose nach
Brucit. Ebenso der bräunlichgraue, auf den Teilungsflächen fast silberweiße, perl-
mutterglänzende, talkähnliche, schuppige Thermophyllit von Hopousuo in Finn-
land und von La Molle, Dep. du Var.
Der Serpentin wird häufig durch Verwitterung vollkommen zer-
setzt. Dabei wird ebenfalls MgO ausgeschieden (310), die sich als
MgCO^ in der Form des Magnesits in der Nähe ablagert, während
SiO^ als Opal, Chalcedon, Hornstein (Chrysopras etc., durch den kleinen
JVi-Gehalt des Serpentins grün gefärbt) zurückbleibt, so z. B. bei
Frankenstein in Schlesien. Auch hierbei wird der Serpentin viel-
fach mit Kieselsäure imprägniert (pag. 726), und es entstehen noch
mancherlei andere, z. T. stark iVi-haltige Zersetzungsprodukte, von
denen unten noch einige erwähnt sind.
Auch weniger durchgreifende Umwandlungen erleidet der S. nicht
selten. Ein Zersetzungsprodukt dieser Art ist wahrscheinlich der
Meerschaani (Sepiolith).
H.Mg^Si^O^o =^ Sfl^O . 2MgO . 3SiO^ . 60,8 SiO^. Das Wasser
entweicht vollständig erst bei Rotglut. Diese Formel gilt aber nur
nach dem Trocknen; im frischen Zustand enthält der M. stets eine
gewisse Menge, etwa 2 Moleküle, hygroskopisches Wasser. Er bildet
732 Silikate.
milde, undurchsichtige, weiße, auch gelbliche, rötliche und grauliche
dichte Massen mit unebenem Bruch, und öfters Knollen mit rund-
licher Oberfläche. Matt, im Strich glänzend. G. = 2,0— 2,5; da aber
der M. sehr porös ist, so daß er an der Zunge klebt, so schwimmen die
Stücke auf dem Wasser. H. = 2 — 2^. Fühlt sich etwas mager an.
Wird durch Glühen hart, zieht sich zusammen und schmilzt schwer.
Brennt sich im Kolben oft schwarz und wird mit Kobaltsolution
geglüht licht rot. Von HCl zersetzt. Findet sich in Kleinasien
vorzugsweise in der Ebene Eski-Scher im Serpentin, wird hier
auch in Masse durch Graben gewonnen, aber nur die Stücke, die auf
sekundärer Lagerstätte am Fuße der Serpentinberge im Ton ein-
gebettet liegen. Im Serpentin auch auf einigen griechischen Inseln
(Samos, Negroponte etc.) sowie bei Hrubschütz in Mähren und an
anderen Orten. Fasrig in Utah. Der dichte M. läßt sich sehr leicht
mit dem Messer und auf der Drehbank verarbeiten und wird wegen
seiner großen Porosität zur Herstellung von Pfeifenköpfen und Ci-
garrenspitzen benutzt.
Dem Meerschaum sehr ähnlich ist der weiße, etwas erdige Aphrodit von
Longbanshyttan in Schweden mit der wenig abweichenden Formel: E^Mg^Si40ii.
An den Serpentin reiht sich eine große Anzahl, z. T. noch nngenügend
bekannter, z. T. vieUeicht nicht homogener, unreiner Mineralien von ähnlicher Zu-
sammensetzung an, von denen vielleicht manche ebenfalls Zersetzungsprodukte des
Serpentins oder auch Übergangsstadien zwischen diesem und dem ürmineral bei der
Umwandlung des letzteren sind. Einige von ihnen zeigen einen kleinen ^i^Os-Gre-
halt. Keines ist in deutlichen Krystallen ausgebildet, die meisten sind dicht oder
amorph.
Seifenstein (Saponit). Etwas Al^O^ enthaltend, von specksteinähnlichem Aus-
sehen, weiß bis rötlichbraun, fettig anzufühlen, nicht an der Zunge hängend, auf
Klüften des Serpentins vom Kap Lizard in Com wall; bei Bowling unweit Dumbarton
in Schottland (Bowlingif)'j von den CathMn Hills bei Glasgow (Cathkinit); in den
Mandelsteinen am Lake Superior in Nordamerika {Thalit), Kaum verschieden ist
der weiche und milde Piotin von Svardsjö in Dalekarlien, der aber an der
Zunge klebt.
Wehskyit Ht{Mg,Fe\8i^0y^,QHi0', da« Wasser, 21—22%, geht bei wenig
über 100® weg. Amorph, zuweilen mit warziger Oberfläche, schwarz, aber in dünnen
Schichten grün bis braun durchsichtig, pechglänzend. Spröde und sehr leicht zerbrechlich.
H. = 3. G. = 1,771. Unschmelzbar; von HCl und H^SO^ unter Ausscheidung pul-
veriger Kieselsäure leicht zersetzt. Verwitterungsprodukt des Serpentins von Amelose
und anderen Orten.
Pikroamin. 2MgSiOi • ^t 0 mit ca. 55 % Si Og, also Si02-reicher als Serpentin.
Gleicht einem grünen, fasrigen Pikrolith oder Asbest. Im Chloritschiefer am Greiner
in Tirol, im Serpentin von Waldheim und Zöblitz in Sachsen, und im Gneiß bei
Preßnitz in Böhmen.
Neolith. Ein etwas Äl^Og enthaltendes Magnesiumhydrosilikat, grün bis fast
schwarz, das sich noch jetzt in Form paraUelfasriger, fettig wie Seife anzufühlender
Trümmer oder dichter zolldicker Überzüge, über zersetztem Feldspat auf der Aslak-
EeroUth. Nickelailikate. 733
grübe bei Arendal in Norwegen bildet. Anch andere ähnlich aussehende, aber anders
zusammengesetzte Substanzen z. 6. von Freiberg sind mit diesem Namen bezeichnet
worden.
Dermatin. Braune bis grüne, fettglänzende, z. T. nierenförmige und stalak-
titische Überzüge auf dem Serpentin von Waldheim in Sachsen.
Melopsit Enthält etwas CaO und ^1^0«. Derb mit muschligem bis splittrigem
Bruch, matt, durchscheinend, grünlich- bis gelblichweiß. Auf Klüften im Brauneisen-
stein von Neudeck in Böhmen.
Eerolith, H^Mg^Si^O^. Ist eine stark zerklüftete, leicht zerbrechliche,
amorphe, weiße, gelbe oder rötliche, fettglänzende und sich fettig anfühlende, durch-
scheinende Masse mit muschligem Bruch, die auf Spalten im Serpentin und als
Überzug auf Magnesit am Gumberge bei Frankenstein, sowie bei Eosemütz in
Schlesien vorkommt; auch am See Itkul im Ural und in Harford Co. in Maryland.
Sehr nahe steht der Zöblitiit, blaßgelbe Platten von etwas anderer Zusammen-
setzung (mehr R^O und ein wenig ^^208) aus dem Serpentin von Zöblitz in Sachsen
(sächsischer Eerolith). Dem Eerolith ähnlich ist der
Öy mn i * (Deweylit). MgiSi^Oio-^StO; Söyl MgO. Amorph, wie Gummi arabi-
cum aussehend; krummschalig, weiß bis gelb, vielfach geädert, durchscheinend und
fettglänzend. Im Serpentin des Fleimser Tals in Tirol und der Bare Hills bei Balti-
more, sowie im Ealk von Passau in Bayern. In Berks Co., Pennsylvanien, Pseudo-
morphosen nach Aragonit. Eisenhaltig {Ei8engyinnit\ dennoch hell gefärbt, wie aller
G3rmuit, bei Mittergraben in Steiermark.
Nickelgymnit (Genthit) hat dieselbe Formel, enthält aber 29 NiO neben
16^/2 MgO. Bildet dünne, grüne, traubige und stalaktitische Ernsten auf dem Chrom-
eisenstein im Serpentin von Texas in Pennsylvanien.
Hieran schließen sich noch einige andere wasserhaltige Nickelsilikaie:
Röttisit. Grün, amorph, mit Spateisenstein bei Röttis unweit Beichenbach
im Voigtlande. Von ihm kaum verschieden der £"0 mar it(Konarit), von demselben
Fundort, kleine Eömer mit einem vollkommenen Blätterbruch und stark doppelt-
brechend. Es ist vielleicht nur der deutlicher krystallisierte Höttisit Zusammen-
setzung nach der Formel : H^Ni^SisOio ganz der des Meerschaums entsprechend, mit
36% mo.
Pimelit Ein wasserhaltiges Magnesium-Nickel-Silikat (dS NiO\ doch werden
auch ähnlich aussehende nickelarme (3 NiO) und tonerdereiche (23 AkO^) Mineralien
so genannt, die wie jene den Chrysopras bei Frankenstein in Schlesien begleiten.
Der P. ist derb mit muschligem Bruch, apfelgrün, durchscheinend, fettig anzufühlen
und fettig glänzend.
Schuchardtit (grüne Chrysopraserde). Schließt sich mit 6% Ni und 15 Al^Oz
an den ^^0,-haltigen Pimelith an. Er bildet apfelgrüne, sehr weiche Platten und
Enollen von erdig-schuppiger Beschaffenheit, die im Wasser zerfallen. Begleitet
ebenfalls den schlesischen Chrysopras im Serpentin der Gegend von Frankenstein.
Garnierit (Numeait, Noumeait).
Schwankende Zusammensetzung nach der Formel : (Mg^ Ni}SiOs + tnHiO; 35 bis
47% NiO. Apfel- bis smaragdgrüne, scheinbar amorphe und erdige Massen, zuweilen
mit nieriger Oberfläche, auch stalaktitisch. U. d. M. erscheint er doppeltbrechend in
Form eines Aggregats radialfasriger Eügelchen. Die helleren Partien haften an der
Zunge und zerfallen im Wasser unter Geräusch in Fragmente mit muschligem Bruch
(Garnierit), Die dunkleren fühlen sich fettig an und zerbersten im Wasser nicht
734 Süikate.
{Nwneait). Gangförmig im Serpentin von Nnmea in Nen-Ealedonien nnd eben&lls
im Serpentin als mächtiges Lager in Donglas Co. in Oregon ; auch im Serpentin yon
Frankenstein in Schlesien. Wird besonders in Nen-Kaledonien znr HersteUong yon
Nickel in Menge gewonnen, daher von einiger Wichtigkeit.
Hieran schließen sich einige Mineralien ans Hohlräumen vulkanischer Gesteine :
Spadait EgMg^SiiOti. Krystallinisch dicht, scheinbar amorph, mit klein-
muschligem bis splittrigem Bruch; rötlichweiß bis fleischrot, durchscheinend, fettig
bis perlmutterartig glänzend. Mit WoUastonit in der Lava vom Capo di Bove
bei Kom. Stark eisenhaltig sind:
Chlorophäii. {Fe, Mg\8it0fi . 12JffgO; (2IV2 FeO). Grüne, rasch an der
Luft braun und schwarz werdende, milde, sehr weiche Massen mit muschligem bis
erdigem Bruch aus den Basalten und Melaphyren der Färöer, der Hebriden und
Schottlands.
Nigrescit Dem vorigen ähnlich. Kleine rundliche Körner und Ausfilllung von
Hohlräumen im Dolerit der Gegend von Hanau.
Gruppe des Kaolins,
Eine Anzahl von H^O- oder Ä-haltigen Tonerdesilikaten. Häufig
krystallisiert, aber die Krystallplättchen meist nur u. d. M., selten mit
bloßem Auge za erkennen; teilweise auch amorph. Fast durchweg
Umwandlungs- und Zersetzungsprodukte wasserfreier TonerdesiHkate,
daher vielfach stark verunreinigt , namentlich wenn sie auf sekun-
därer Lagerstätte sich befinden. Bei den meisten ist eine größere
oder geringere Menge Fe^O^ vorhanden, teils als mechanische Ver-
unreinigung, namentlich durch Eisenhydroxyd, zum Teil aber auch
Al^Ofi isomorph vertretend. Der Typus der Gruppe ist der Kaolin,
dem als isomorphe FcgOg -Verbindung der Nontronit entspricht. Es ist:
Kaolin : H^A\Si^ 0^ = 2R,0. Al^ Og . 2SiO^ ;
Nontronit : H^Fe^Si^ 0^ = 2E^0. Fe^ 0^ . 2SiO^,
beide in dünnen, anscheinend hexagonalen oder rhombischen, wahrschein-
lich monoklinen, in einer Bichtung leicht spaltbaren Plättchen krystalli-
sierend. An den Kaolin schließt sich der Pyrophyllü^ H^Al^8i^0i2j von
rhombischer Krystallisation, neben jenen das einzige nach seiner Zu-
sammensetzung und Krystallform bestimmt charakterisierte Mineral-
der ganzen Gruppe.
Der Kaolin entsteht durch Umwandlung verschiedener Tonerdesilikate, unab-
hängig von deren spezieller Zusammensetzung. Er zeigt darin große Analogie
mit dem Serpentin, der in derselben Weise aus der Umwandlung tonerdefreier
Magnesiasilikate hervorgeht. Beide Mineralien haben auch in ihrer Zusammensetzung
nahe Beziehungen. Es ist:
Kaolin: S^Äl^Si^O^; Serpentin: S^^g^Si^O^,
Die drei zweiwertigen 3f^-Atome des Serpentins entsprechen den zwei drei-
wertigen A2-Atomen des Kaolins.
Nontronit. Kaolinit. 735
Nontronit.
H^Fe2Si20g = 2HfO . Fe^Og . 2810^ . Wasser geht erst bei hoher Temperatur weg.
Selten sechsseitige mikroskopisch kleine Plättchen mit basischer Spaltbarkeit wie beim
Kaolin. Meist dicht, erdig; zuweilen auch fettig anzufühlen; weich. G. = 2,08. Gelblich-
grttn bis gelb, meist matt. V. d. L. zu brauner magnetischer Schlacke schmelzbar,
manche Proben unschmelzbar. Von Säuren und Kalilauge leicht vollständig zersetzt.
Stets ein Verwitterungsprodukt. Bei Nontron (Dep. Dordogne) auf Brauneisenstein;
bei Passau auf Klüften des Granits und Syenits ; im Fichtelgebirge bei Göpfersgrün ;
bei Andreasberg im Harz in einigen Erzgruben; bei Menzeuberg im Siebengebirge
im Basalttuff (Gramenit) und ganz ähnlich im zersetzten Basalt des uiederhessischen
Basaltgebiets; bei KHz unweit Bakonitz in Böhmen (HÖfnerU); bei Muncacz und
ünghwar in Ungarn ( Ungktoarit) ; mit Graphit bei Passau und in Ceylon. Zuweilen
imprägniert der Nontronit den Opal {Chhropdl von Unghwar etc.). Vom N. nicht
wesentlich yerschieden ist auch der Olgrüne, seifenartige Pinguit yon Wolkenstein
in Sachsen.
Einige vollkommen dichte wasserhaltige Eisenoxydsilikate schließen sich viel-
leicht am besten hier an : Thraulit^ schwarze nierenförmige Krusten auf dem Magnet-
kies von Bodenmais im bayrischen Wald. Hisingerity schwarz, von Riddarhyttan in
Schweden. DegerÖit von Degerö in Schweden. Qülingitj von der Gillinge-Grube in
Westmanland, Schweden etc. Es sind stark durch Beimengungen verunreinigte Um-
wandlungsprodukte anderer Mineralien, die noch wenig untersucht sind.
Kaolinit.
Unter dem Namen Kaolinit faßt man die mehr oder weniger deut-
lich krystallisierten Glieder dieser Gruppe von der Zusammensetzung
des Kaolins: H^Al^Si^O^ = 2^2 0 . Al^O^ . 2SiO^ zusammen. Diese
Formel erfordert: 46,40 SiO^, 39,68 Al^O^ und 13,92 H^O, das erst
bei Glühhitze vollständig entweicht und daher als Konstitutionswasser
anzusehen ist.
Meßbare Krjstalle sind sehr selten und sehr klein. Bisher sind
sie allein von der Insel Anglesea bekannt geworden. Sie haben die
Form von niederen Prismen und dünnen Täfelchen des monoklinen
Systems mit einem vollkommenen Blätterbruch parallel der Tafel-
fläche, die der Basis entspricht. Die Winkelmessungen haben das
Achsenverhältnis ergeben:
a:6:c = 0,5748:l:l,5997; /? — 96M9'.
Meist findet man mikroskopische Plättchen von rhombischem oder
sechsseitigem Umriß, zuweilen auch noch mit schmalen randlichen
Flächen, wie z. B. an den zierlichen Täfelchen von Silverton bei Denver
in Colorado. Selten sind die Plättchen so groß, daß sie mit bloßem
Auge zu sehen sind. U. d. M. erscheinen sie vollkommen durch-
sichtig bis stark durchscheinend, farblos und perlmutterglänzend. Sie
sind weich und gemein biegsam. Die optischen Eigenschaften sind
noch nicht genügend aufgeklärt ; sie weisen z. T. auf trikline Krystalli-
sation hin (Silverton), und durch Auftreten von Felderteilung auf den
Flächen der Plättchen im polarisierten Licht auch auf Zwillingsbildung.
736 Silikate.
Zweiachsig mit großem Achsen winkel ; die M. L. etwas schief zur
Spaltungsfläche. Die (negative) Doppelbrechung und die Lichtbrechung
ungefähr so stark wie beim Muscovit. (Allan Dick, Min. Mag. vm, 1889, 24
und IX., 1890, 4; H. Reusch, N. Jahrb. f. Min. etc., 1887, 11, 70.)
Die Plättchen des K. sind zuweilen auf anderen Mineralien aufge-
wachsen, meist aber bilden sie Aggregate von verschiedener BeschaflFen-
heit. Diese sind stets undurchsichtig, höchstens schwach durch-
scheinend und meist weiß, farblos, aber auch nicht selten durch
Eisenbestandteile gelb, braun, rot, grün etc. gefärbt. Sie sind ent-
weder locker und erdig und dann matt und mager anzufühlen, oder
sie sind kompakt und dann oft fettig glänzend, wenigstens im Strich
und dann nicht selten auch fettig anzufühlen. Manche hierherge-
hörigen Massen werden mit Wasser ausgezeichnet plastisch, andere
nicht. H. = 1 oder mehr. 6. = 2,4 — 2,6, aber wegen der erdigen
Beschaffenheit schwer genau zu bestimmen.
Sehr schwer schmelzbar bis unschmelzbar. Farblose, eisenfreie
Proben werden durch Glühen mit Kobaltsolution schön blau. Von
HCl und HNO^ kaum angegriffen; von H^SO^ in der Wärme unter
Abscheidung von Kieselsäure vollkommen zersetzt, die verschiedenen
hierhergehörigen Mineralien mit verschiedener Leichtigkeit.
Nach der speziellen Beschaffenheit, der Entstehung, dem Vor-
kommen etc. unterscheidet man eine Anzahl besonders benannter Arten.
Es sind vorzugsweise die folgenden, deren wichtigste der eigentliche
Kaolin ist.
Nakrit
Aggregate zarter Schnppen, znweilen makroskopisch dentlich erkennbar, nehmen
aber anch manchmal eine mehlartig feine Beschaffenheit an. Die Schuppen sind anf
anderen Mineralien aufgewachsen, zuweilen wie ein zartes Palyer aufgestreut, nicht
selten auch fächerförmig angeordnet. Begelmäßige äußere Begrenzung (siehe oben)
selten mit bloßem Auge, häufiger u. d. M. zu bemerken. Die Aggregate stets trübe,
weiß bis gelb. G. = 2,627 Findet sich häufig auf Gängen, z. B. auf manchen Erzgängen
des Erzgebirges bei Freiberg etc., bei Grund am Harz, bei TraverseUa in Piemont auf
Mesitin und a. a. 0. Zum N. gehören vielleicht auch die oben erwähnten Eaolinit-
kryställchen von Anglesea und von Silyerton, und der TaOcosit von gleichem Aus-
sehen und Beschaffenheit aus Victoria (Australien). Sehr nahe steht der Leverrieritj
farblos bis braun, der wurmfOrmige Aggregate nach Art des Helminth bildet; ver-
breitet in den schwarzen carbonischen Schiefem des Dep. de la Loire und im por-
phyrischen Gestein von St. Etienne im Dep. du (Jard etc.
Steinmark,
Weiße oder etwas gefärbte, mikrokrystallinisch-blättrige bis -schuppige, aber
kompakt aussehende Aggregate mit flachmuschligem bis ebenem Bruch und nicht selten
krummschalig und mit nierenförmiger oder traubiger Oberfläche, von der Zusammen-
setzung des Kaolins, aber nicht wie dieser locker, erdig und zerreiblich, sondern
mit festerem Znsammenhalt und nur noch mit dem Fingernagel zu ritzen und zu zer-
drücken (H. = 2—3), und etwas fettig anzufühlen. Es erfüllt Klüfte und andere Hohl-
räume in Gesteinen und auf Erzgängen und bildet so größere oder kleinere isolierte
Eaolinit. Kaolin. 737
Partien. Begleitet den Topas im Topasfels vom Schneckenstein bei Anerfoach im
sächsischen Voigtlande, findet sich auch anf den Eisenerzlagerstfttten des Voigtlandes,
anf den Silber- and Zinnerzgängen des Erzgebirges (Zinnwald, Schlaggenwald,
Ehrenfriedersdorf), in den Melaphyrmandelsteinen der Gegend von Zwickan etc. Vom
Steinmark ist nicht wesentlich verschieden der Pholeritf weiße oder grünliche, teils
kompakte wachsähnliche, teils schnppig-pnlverige Aosfüllnngen von Spalten in Ge-
steinen, namentlich der Eohlenformation, so bei Fins (Dep. AUier), bei Mons nnd Lüttich
in Belgien, bei Nearode in Schlesien etc. Die Erystallplättchen treten n. d. M. sehr
deutlich hervor. Ein Steinmark ist wohl auch der bläolich weiße Tttesit von den
Ufern des Tweed in Schottland. Nahe schließt sich ihm an der Meerschaluminii^
eine meerschanmähnliche Masse von der Znsammensetznng des Kaolins aus der
Gegend von Simla in Ostindien {Simlaif).
Zum Steinmark rechnet man wohl auch gewöhnlich den weißen Myelin (Talk-
steinmark) mit tranbiger Oberfläche nnd konzentrisch-schaligem Gefttge, sowie den
derben fleischroten Kamat mit flachmnschligem Bmch, beide nesterweise in den
Porphyrtnffen von Bochlitz in Sachsen; sie sind voneinander nicht wesentlich unter-
schieden, in der Znsammensetznng gleich dem Kaolin (der Kamat mit etwas FsiO^)
nnd im Aussehen wenigstens zum Teil wie Steinmark, aber die mikrokrystallinische
Struktur tritt sehr zurück und fehlt meist ganz.
Kaolin (Porzellanerde).
Der Kaolin bildet ein weißes, lockeres, feinerdiges, zerreibliches
Aggregat, dessen staubförmige Teilchen sich überwiegend als Krystall-
plättchen von der oben beschriebenen Form oder als Fragmente solcher
erkennen lassen. Auch die übrigen allgemeinen Eigenschaften des
Kaolins, namentlich die chemische Zusammensetzung, sind aus dem
oben bei der Betrachtung des Kaolinits Angefiihrten zu ersehen.
H. = l— 2. G. = 2,51. Die Reaktion mit Kobaltsolution sehr schön.
Von fijiSO^ verhältnismäßig leicht zersetzt. Der Kaolin ist matt und
fiihlt sich im trockenen Zustand mager an. Bei der sehr feinen Verteilung
der Masse wird sie, mit Wasser aufgeführt, außerordentlich plastisch ;
sind die Teilchen etwas gröber, so ist dies erst nach künstlicher Zer-
kleinerung durch Zerreiben der Fall. Wegen dieser Eigenschaft läßt
sich der Kaolin zu den zierlichsten Formen modellieren, die auch beim
stärksten Erhitzen ihre Gestalt nicht verändern und nicht schmelzen,
sondern nur etwas zusammensintern und dabei hart, sowie in dünnen
Schichten durchscheinend werden. Es entsteht so das Porzellan, zu
dem der Kaolin das hauptsächlichste Bohmaterial liefert; daher wird
er auch Porzellanerde genannt.
Der Kaolin ist stets mit tonerdereichen Mineralien in Verbindung.
Aus ihnen entsteht er durch Umwandlung und zwar z. T. durch Ver-
witterung, z. T. wohl auch durch pneumatolytische Prozesse, durch die
Einwirkung heißer QueDen etc. Dabei bilden sich nicht selten Pseudo-
morphosen nach diesen Mineralien, sowie alle möglichen Zwischen-
stadien zwischen ihnen und dem reinen Kaolin. Beryll, Prosopit,
Topas, Leucit, SkapoUth (u. a. der danach benannte Porzellanspat von
Bauer, Mineralogie. 47
738 Süikate.
Passaa = Passauit) findet man so nicht selten in Kaolin umgewandelt,
häufig unter Beibehaltung der Form. Das wichtigste Urmineral ist
aber der Feldspat in seinen verschiedenen Abarten, Orthoklas sowohl
als die Plagioklase (yielleicht mit Ausnahme des Anorthits). (Eaolini-
sierung des Feldspats, vergl. (310)). Die Feldspate haben ihre haupt-
sächlichste und massenhafteste Verbreitung in gewissen Gesteinen,
den Feldspatgesteinen, in diesen muß also wohl auch die Kaolinbildung
im größten Maßstabe vor sich gehen. In den so entstandenen Kaolin-
lagem ist der K. dann gemengt mit Feldspatresten, die der Zersetzung
noch nicht erlegen sind, mit den der Umwandlung widerstehenden
Gesteinsgemengteilen, besonders mit Quarzkömem, sowie mit geringen
Mengen anderer, bei der Kaolinisierung nebenher gebildeter Minera-
lien, vor allem mit Aluminiumhydroxyden (Diaspor und Hydrargillit).
Durch Abschlemmen kann der feinerdige Kaolin von den gröberen
Beimengungen, namentlich von den Quarzkörnern getrennt und so in
der flir die Porzellanfabrikation erforderlichen Reinheit erhalten
werden. Die Feldspatgesteine enthalten aber vielfach außer dem
Feldspat noch andere zersetzbare Mineralien, wie Augit, Horn-
blende etc. Diese werden mit jenem gleichzeitig umgewandelt und
geben dabei ganz ähnliche Produkte wie Kaolin. Letztere sind aber
wegen des großen Eisengehalts im Urmineral ebenfalls stark eisen-
haltig, wobei wohl z. T. Fe^O^ als isomorpher Vertreter für Al^O^ in
das Molekül des Kaolins eintritt. Jedenfalls sind solche eisenhaltige
Kaoline für die Porzellanfabrikation unbrauchbar. Gute reine Por-
zellanerde in großen Massen liefern demnach nur solche Feldspat-
gesteine, die von derartigen farbigen eisenreichen Gemengteilen mög-
lichst frei sind und das sind in der Hauptsache die Orthoklasgesteine:
Granit, Syenit, Gneiß, Felsitporphyr und dessen glasige Ausbildung,
der Pechstein etc. Die wichtigeren Kaolinlager von technischer Be-
deutung sind alle aus solchen Gesteinen hervorgegangen, so die von
Aue bei Schneeberg, jetzt erschöpft, aus Granit; Meißen in Sachsen
aus Felsitporphyr und Pechstein; Morl und Trotha bei Halle a/S.
ebenfalls aus Felsitporphyr ; Passau in Bayern aus Granit und Syenit ;
Karlsbad, gegenwärtig besonders ergiebig, aus Granit; Rönne auf
Bomholm gleichfalls aus Granit; St. Yrieux bei Limoges in Central-
frankreich aus Gneiß ; Cornwall und Devonshire wieder aus Granit etc.
Selbstverständlich sind es besonders ältere Gesteine, die größere
Kaolinmassen geliefert haben; jüngere haben die zu dieser weitgehen-
den Umwandlung nötige Zeit noch nicht gehabt
Außer in diesen bedeutenden Massen kommt der Kaolin auch in
kleineren Mengen vor und ist in dieser Weise weit verbreitet, nicht nur
in den genannten Urgebirgsgesteinen, sondern besonders auch in manchen
Sandsteinen, in solchen der Steinkohlenformation, im Buntsandstein
Ton. 739
ThäriDgens an vielen Orten, im Stnbensandstein des oberen Keupers
in Württemberg etc. Von technischer Bedentong sind aber diese
geringeren Anhäofiingen nicht. (B^ler, N. Jahrb. f. Min. etc. 16. Beil.-Bd. 1902,
pag. 231.)
Ton (mit Lehm).
Der Ton ist ein nicht mehr auf seiner ursprunglichen Lagerstätte be-
findlicher, infolgedessen oft mehr oder weniger verunreinigter, und daher
vielfach nicht mehr ganz weißer Kaolin. Sehr häufig wird der leichte
und lockere Kaolin vom fließenden Wasser ergriffen und so durch einen
natürlichen Schlemmprozeß von den ihm meist bei seiner Entstehung
beigemengten größeren und schwereren Fremdkörpern, namentlich den
Quarzkömem getrennt. Er wird von seiner BildungssteUe fortge-
schwemmt und anderwärts an geeigneten Orten wieder abgelagert,
sei es auf Klüften und Spalten und in sonstigen Hohlräumen von Ge-
steinen, sei es, und das ist das Wichtigste, in mehr oder weniger um-
fangreichen Schichten und Lagern an der Erdoberfläche. Durch diese
Bewegung werden die Schüppchen und Kryställchen des Kaolins wegen
ihrer geringen Härte und Festigkeit zerrieben und zertrümmert; die
Masse verliert so ihr krystallinisches Gefüge und wird feinerdiger.
Dabei bleibt der Kaolin häufig rein, ja er wird oft reiner, als er auf
seiner ersten Lagerstätte war, da er ja durch das Schlemmen von
seinen ursprünglichen gröberen Verunreinigungen getrennt worden ist ;
meist aber nimmt der Kaolin auf seinem Wege Beimengungen ver-
schiedenster Art auf. Durch diese Vorgänge entstehen die ver-
schiedenartigsten Produkte, die als Ton, Lehm und mit zahlreichen
anderen Namen bezeichnet werden. Die verunreinigenden Beimen-
gungen, oft in allerfeinster Verteilung, sind hauptsächlich die folgen-
den : Quarz vom groben Sandkorn bis herunter zu staubfeinen Partikel-
chen, Kalkspat, Eisenoxyd und -Hydroxyd, Feldspatreste, Glimmer-
plättchen, Schwefelkies, Kohlenteilchen etc.
Alle diese Tone, übrigens auch der Kaolin, geben beim Anhauchen
einen eigentümlichen Geruch, den Tongeruch. Ihre Eigenschaften sind
um so mehr die des Kaolins, je reiner sie sind. Die fremden Sub-
stanzen verändern aber oft die Beschaffenheit des Kaolins in manchen
Punkten wesentlich, was die Verwendung stark beeinflußt. Beine, also
sehr kaolinreiche Tone sind farblos oder doch hell gefärbt, fühlen sich
fettig an (fette Tone) und werden im Wasser wegen ihres äußerst
feinerdigen Gefüges sehr vollkommen plastisch. Sie sind ebensowenig
schmelzbar wie reiner Kaolin, verhalten sich überhaupt wie dieser im
Feuer, und finden daher ebenfalls zur Herstellung feiner Tongeräte,
zu Majolika und Fayencen, zu Tonpfeifen etc. Verwendung (PorzeDan-
ton, Pfeifenton etc.). Wegen der Unschmelzbarbeit werden auch
Schmelztigel, feuerfeste Backsteine etc., wegen der Unangreifbarkeit
47*
740 Silikate.
der gebrannten Masse durch Säuren säurefeste Gefäße daraus her-
gestellt. Solche reine und fette plastische Tone, allerdings vielfach
in Verbindung mit unreineren, liegen vorzugsweise, oft in mächtigen
Schichten, in der Tertiärformation , nicht selten in Verbindung mit
Braunkohlen (Braunkohlentone). Durch kohlige Teilchen sind sie zu-
weilen grau bis schwarz gefärbt, was aber beim Brennen verschwindet
Einige bekannte technisch wichtige Fundorte sind neben vielen anderen :
Großalmerode in Hessen, Gegend von Höhr und Grenzhausen im Wester-
wald (Kannenbäcker Ländchen), der Ebsdorfer Grund bei Marburg,
Elingenberg am Main sttdl. von Aschaffenburg, Bunzlau in Schlesien etc.
Mit der Zunahme der beigemengten Unreinigkeiten wird die
Farbe häufig ausgesprochen grau, gelb, braun oder rot, die Fettigkeit
und die Plastizität nimmt ab und der Ton fühlt sich mager an (Mager-
tone). Die Masse wird allmählich schmelzbar (ist nicht mehr feuer-
beständig) und brennt sich, wenn viel Eisen vorhanden ist, rot Der-
artige unreine magere Tone sind daher viel weniger wertvoll als die
reinen fetten. Sie sind nur noch zu den groben Tongeräten der ge-
wöhnlichen Töpferei und zu ordinären Backsteinen und Ziegeln brauch-
bar (Töpferton, Ziegelton und weiterhin Lehm^ der am stärksten,
namentlich auch durch Sandkörner verunreinigt ist und daher nur
noch zu den allergröbsten Tonwaren Verwendung finden kann). Durch
starke Beimengung von Kalk entsteht der Xo/? und der Mergel, die daher
mit Säuren lebhaft brausen. Sie dienen zur Verbesserung kalkarmer
Böden und letzterer auch zur Cementfabrikation. Brcvndsehiefer heißen
manche mit Kohlenteilchen verunreinigte Tone; ein sehr feinerdiger,
weicher Ton ist der Zeichenschiefer (schwarze Kreide). Mehr oder weniger
stark, meist durch den Gebirgsdruck, verhärtete Tone bilden die Letten,
Schiefertone und Tonschiefer (Dachschiefer). Der letztere ist auch im
feinsten Pulver im Wasser nicht mehr plastisch, was bei den beiden
ersteren noch der Fall ist, die daher auch noch in der Tonindustrie be-
nutzt werden. Diese letztgenannten Tongesteine sind auch z. T. chemisch
stark verändert und weichen beträchtlich vom Kaolin ab. Zuweilen
werden Tone durch Braunkohlenbrände zu perlgrauer, gelber oder roter,
fester und harter Fritte gebrannt, wie z. B. im nördlichen Böhmen und bei
Epterode unweit Großalmerode (Porzellanjaspis). Alle diese Tone finden
sich stellenweise in gewaltigen Massen und beteiligen sich in ihren
verschiedenen Ausbildungsformen in hervorragendem Maße am Aufbau
der Gebirge. Sie bilden daher weniger Gegenstände der Mineralogie,
als der Petrographie um so mehr, da sie wegen der starken Bei-
mengung fremder Verunreinigungen meist weit entfernt sind, homogen
zu sein.
Man hat noch eine große Anzahl H- oder HtO-haltiger Tonerdesilikate Ton
ähnlicher Beschaffenheit wie Ton nnd Kaolin, teils amorph, teils mikrokrystalliniscfa,
Halloysit. Bol. 741
nnterschieden nnd mit besonderen Namen benannt. Dieselben sind jedoch meist noch sehr
wenig nntersncht und schließen sich yieüeicht s. T. mehr an den Pyrophyllit als an
den Kaolin an, oder sind ganz selbständige Bildungen. Vielfach sind sie jedenfalls
nichts anderes, als etwas abweichend beschaffene, Yorkommende, zusammengesetzte oder
aussehende Tone. Einige solche Namen sind:
Halloysit
Etwas ^«0-reicher als Kaolin: H^Al^SiiOg . HtO, Amorphe, bläuliche, grün-
liche und grauliche, wachsartige, schwach fettglänzende, etwas an der Zunge klebende
Knollen, die im Wasser ohne zu zerfallen und plastisch zu werden Durchscheinenheit
erlangen. H. =lVi— 27«. ö. =1,9—2,1. Vorzugsweise mit Galmei im Kalk bei
Miechowitz und Tamowitz in Oberschlesien, Altenberg bei Aachen, Anglenr bei
Lüttich (OalapectU) etc. Bei Oravicza im Banat etwas ^0-haltig (Oraviczit) etc.
Der Lenzin von Kall in der Eifel ist vom H. nicht yerschieden. Jedenfalls sehr
ähnlich ist ihm der Glagerit, erdige bis opalartig-diehte weiße Knollen auf den
Brauneisensteingängen von Bergnersreuth bei Wunsiedei im Fichtelgebirge bildend.
Zum H. gehört auch der braune und grüne, glas- oder harzglänzende Schrötterit
von Freienstein in Steiermark und yon Cherokee Co. in Alabama. Durch Aufnahme
von Diaspor und Variscit nimmt er zuweilen eine kreideähnliche Beschaffenheit an
und sein StOs-Gehalt sinkt bis auf 12% herunter. Sehr SiO^-sim. (14 SiO^) und
ÄliOr-reich (48 Al^O^) durch beigemengten Diaspor oder Hydrargillit ist auch der
Kollyrit, weiß, fettig, mit muschligem Bruch; wird im Wasser durchscheinend ohne
zu zerfallen; nierenförmig, yon Weißenfels in Thüringen, Schemnitz in Ungarn etc.
Ihm nahe steht der DtUnit^ das Muttergestein des Diaspors yon Dilln bei Schemnitz.
Bol (Bolus).
Ist ein gelber bis brauner R^O- und namentlich ^egOs-reicherer Ton, der zwar
im Wasser in eckige Brocken zerspringt, dabei aber nicht plastisch wird. Mild mit
mattem, muschligem Bruch, fühlt sich etwas fettig an und klebt z. T. an der Zunge.
Bildet yorzugsweise Ausfüllungen yon Spalten und Klüften und anderen Hohlräumen
in Basalten und deren Tuffen, findet sich aber auch auf Erzgängen und im Kalk.
Einige Fundorte sind: die Basalte bei Striegau in Schlesien, yom Scheibenberg bei
Freiberg in Sachsen, yom Säsebühl bei Göttingen, auf den Hebriden etc. Der Bol
ist früher als Medikament benutzt worden; besonders renommierte Sorten wurden
in flache runde Scheiben gepreßt und mit einem Siegel bezeichnet (Siegelerde, terra
sigillata). Eine in derselben Weise yerwendete, dem Bol sehr ähnlich aussehende,
aber yiel SiOj-reichere Substanz (66% SiOi) ist der gelblichgraue Sphragid (lem-
nische Siegelerde) yon der Insel Lemnos. Der gelbe Ochran ist ein Bol yon Orayicza im
Banat. Der Fetthol, weich, klebt nicht an der Zunge, yon den Erzgängen (Hals-
brücke) bei Freiberg in Sachsen enthält neben yiel Fe^O^ nur 3% AltO^, Stark
durch Bein^ngung namentlich auch yon Eisenhydroxyden yerunreinigt und dadurch
etwas ärmer an SiO^ sind der Sinopitj sehr ähnlich dem Bol, aus Kappadocien in
Kleinasien, der als Malerfarbe benützt wird (pompejanischrot) ; der Hypoxanthit,
braungelb und durch Brennen nußbraun, aus Toskana (terra de Siena der Maler);
die leberbraune türkische oder cyprische ümbra yon der Insel Cypem, die gleich-
falls als Malerfarbe Verwendung findet und die nur 14% SiOq^ dagegen 48% FetOg^
zum größten Teil beigemengtes Hydroxyd, enthält (die zum gleichen Zwecke dienende
braune kölnische ümbra ist pulyerförmige Braunkohle). Der Melinit (Gelberde) yon
Amberg in Bayern, feinerdig bis schuppig, gelb, durch Brennen rot, führt schon zum
gelben Eisenocker hinüber (pag. 569). Ähnlich ist der ziegelrote Flinthit aus dem
Basalt der Grafechaft Antrim in Irland.
Sehr unreine und stark eisenhaltige Massen sind ferner : Eisensteinmark (Tera-
tolith), layendelblau und rot. zuweilen mit weißen Bändern, weich, erdig und mager»
742 Silikate.
bildet Lager im Steinkohlengebirge von Planitz bei Zwickau; es ist die ber&hmte
„sftchsische Wnndererde*', die frUber ebenfalls als Medikament Tielfacb benntst
Würde. Bergseife (Oropion), brann bis schwarz, weich und fettig anzoff&hlen, in
Nestern nnd Lagern nnd anf Klüften bei Olcncz in Polen, Artem in Thüringen and
ans der Gegend yon Bilin in Böhmen. Walkererdt (Smektit), granbrann nnd grttn,
mit Wasser nicht plastisch, ist feinerdig nnd porös, sangt leicht Fette anf und ist
daher zum Walken der Tücher geeignet Dnrch Verwitterung von Gabbro bei Roß-
wein in Sachsen; mit anderen Tonen Lager bildend, im Westerwald im Tertiftr, im
Eeuper nnd Jnra in Württemberg, bei Nntfield in Snrrey nnd an anderen Orten in
England etc.
Chromoxydhaltig ist der Wotkonskoit, einem dunkelgrünen Ton ähnlich,
amorph mit muschligem Bruch, fettig anzufühlen und matt ; in Knollen im permischen
Sandstein vom Berg Efimyatskaja im Gouvernement Perm in Rußland. Chromocker,
ein OtOs-haltiger, grüner Ton von Halle, Schlesien und von Creuzot in Frankreich.
Ahnlich der smaragdgrüne Sehoytiit aus dem Obersilur von Victoria in Australien.
Einen höheren Kieselsäuregehalt als der Kaolin, z. T. wohl auf beigemengten
Qnarzteilchen beruhend, haben außer dem oben schon erwähnten Sphragid: CitnolUj
graulichweiß, stark porös und erdig von der Insel Argentiera (Kimolos), mit 63 SiOt,
Wenig verschieden ist der grünliche Pdikanit im Granit der Gegend von Kiew und
der grünlichweiße Änauasit (63 StOs), toniges Verwitterung^sprodukt des Augits bei
Bilin in Böhmen und an der Limburg im Kaiserstuhl im Breisgau. Ehrenbergit, rosen-
rot, frisch fast gallertartig, wenn ganz eingetrocknet rissig und porös, im Trachyt
des Siebengebirges, enthält 6472 SiOt und etwas Alkali. Ähnliche rosenrote Tone
sind: der seifenartige Bodalith ans den Mandelsteinen der Grafschaft Antrim in
Irland, sowie der wieder Si02-ärmere, aber wasserreichere Montmorülonit mit 25
H^O und 50 SiOzj entsprechend: HtÄl^SuOit . ^^SiO, sehr weich, von Montmorillon
(Dep. Vienne, Frankreich). Letzterem in der Zusammensetzung sehr ähnlich ist der
etwas CaCO^ enthaltende bolähnliche Stolpenit aus dem Basalt von Stolpen in Sachsen.
Wasserärmer ist der grün und weiß gefleckte Bazumoffskin mit Pimelit im
Serpentin bei Kosemütz in Schlesien und der sehr weiche, gelblichweiße McUthcusit,
der dünne Platten im Basalt von Steindörfel in der Lausitz bildet.
Allophan.
Al^SiOfi . bR^O = Al^Oi . SSiOf . bH^O gibt die mittlere Zusammensetzung, die
ziemlich schwankend ist. Meist durch Kupferverbindungen blau oder grün gefärbt,
sonst farblos, gelb, brann und rot, durchscheinend bis halbdurchsichtig und glas-
glänzend, ähnlich manchem Opal aussehend, und wie dieser amorph. Spröde mit
muschligem bis unebenem Bruch. H. = 3. G. = 1,8 — 2,0. Unschmelzbar ; von Säuren
zersetzt. Derbe Überzüge mit nierenförmiger und traubiger Oberfläche, sowie stalak-
titisch, besonders auf Kupfererzgruben. Es ist eine frisch zuweilen noch schmierige
Neubildung. Gräfenthal bei Saalfeld und Kamsdorf in Thüringen, Dehm in Nassau,
Zuckmantel in Österr .-Schlesien, Moldawa im Banat etc. Ähnliche Substanzen sind:
Carolathin^ aus der Steinkohle von Zabrze in Oberschlesien, gelb durch bituminöse
Beimengungen. Milosckin (Serbian), ein etwas Cr^Oi enthaltender blauer und
grüner A. von Rudnjak in Serbien mit Brauneisenstein. Samoitj weiß bis gelb-
lich, etwas harzglänzend, bildet stalaktitische Zapfen in einer Lavahöhle auf der
Samoa-Insel Upolo.
Fyrophyllit
H^AkSuOii = HiO . AkO^ . 4StO«, doch ist die Zusammensetzung etwas
schwankend. Rhombische oder monokline, 2-achsige, in einer Richtung vollkommen
spaltbare Plättchen, die radial zu sternförmigen Gruppen angeordnet zu sein pflegen.
Pyrophyllit. Isomorphe Beihe des Epidots. 743
H. = 1, mild nnd biegsam. 0. = 2,78 — 2,92. Dnrchscheinend, perlmntterglänzend.
Weiß, gelblich nnd apfelgrün, sehr ähnlich manchem Talk. V. d. L. sich stark
aufblähend nnd sich dabei wnrmförmig hin- nnd herwindend; nicht schmelzbar.
Mit Eobaltsolution geglüht blan. Von Sänren wenig angegriffen. Geht durch Ver-
witterung in Kaolin über. Auf Quarzgängen im Granit bei Beresowsk im Ural, mit
Quarz bei Ottrez in Belgien nnd auf der Vest&na-Eisengrube in Schweden (durch
Umwandlung aus Andalusit entstanden), sowie bei Visp im Wallis im Glimmerschiefer,
femer bei Ouro Preto in Brasilien mit Topas, sowie in Arkansas, Georgia und in
Nordkarolina in Massen als Pyrophyllitschiefer. Dichter Pyrophyllit ist ein Teil des
chinesischen Bildsteins (Agalmatolith^ Fagodit, yergl. Speckstein nnd Damourit,
pag. 705 u. 724), derbe Massen von unebenem Bruch, farblos oder in yerschiedenen Tönen
hellgefärbt, schimmernd bis matt Ähnliches findet sich auch bei Schemnitz in Ungarn,
am Ochsenkopf bei Bockau in Sachsen, in Schottland etc. Ganz in die Nähe des P.
gehört der GHimbelit, weiße perlmutterglänzende sehr zarte Plättchen und Schüpp-
chen, die als Versteinemngsmittel der Graptolithen und mancher Steinkohlenpflanzen
dienen. Bildet auch feine, fasrige Lagen im Tonschiefer z. B. bei Nordhalben im
Fichtelgebirge. Zum Pyrophyllit gehört auch der weiße, glimmerähnliche Talkositf
der am Berge Ida bei Heathcote (Victoria) Schnüre im Selwynit bildet.
Isomorphe Reihe des Epidots.
Eine isomorphe Reihe von der allgemeinen Zusammensetzung:
H^R^lM'i'Si^O^^ = H^O . iRO . SM^O^ . 6SiO^. R ist in der Haupt-
Sache Ca^ M teils AI, teils Fe. Das nur Al^O^, nicht aber Fe^O^ ent-
haltende Glied, der Zoisit, ist rhombisch, während die anderen, Fe^O^ etc.
enthaltenden Glieder, deren wichtigstes der Epidot, monoklin krystalli-
sieren. Die große Übereinstimmung der Formen ersieht man aus den
folgenden Achsensystemen :
Zoisit : a : 6 : c = 2,9158 : 1 : 1,7900 ;
Epidot: a:l:c = 2,8914 : 1 : 1,8057 ; ^9 = 98« 57'.
Statt dieser wenig gebrauchten Achsen werden unten die bei der
krystallographischen Betrachtung dieser Mineralien allgemein üblichen
benützt werden, die diese nahen Beziehungen nicht erkennen lassen.
Der Epidot ist eine isomorphe Mischung des im isolierten Zustand
rhombischen Zoisitsilikats mit einem frei nicht bekannten, entsprechend
zusammengesetzten Eisensilikat, das wohl als für sich ebenfalls mono-
klin krystallisierend angenommen werden muß. In den anderen
Gliedern der Reihe, dem Manganepidot und Orthit tritt noch JfwgOj,
resp. Cfe^Og neben Al^O,^ in die Verbindung ein. Als zweiwertiges
Metall ist in der Hauptsache Ca vorhanden ; eine kleine Menge Wasser
.entweicht erst in der Glühhitze. Die hierhergehörigen Mineralien sind
meist hart: H.= 6—7, fast immer stark gefärbt und durchweg deut-
lich spaltbar. Sie sind schwer schmelzbar und werden von Säuren
im gewöhnlichen Zustande nicht angegriffen, wohl aber nach starkem
Glühen oder Schmelzen. Die folgenden Mineralien bilden die Eeihe
des Epidots.
744 Süikate.
Zoiait : HiCaUkShOt^ = H^O . ^CaO . BAlgO, . 6StO, ;
rhombisch : a:h:c = 0,6196 : 1 : 0,3429 ;
Epidot : H^Ca^{AlyFt)^8i^ Ot»==HtOACaO. 3(AI,Fc)a 0, . 6SiO, ;
monoklin: a: 6 :c = 1,6807: 1:1,8057; /9 = llö^24'.
Mangwiepidot : HtCai{Al,Mn^e)^HOt^ = JTjO . 4tCaO . 3(^^ Afn, JR5)80, . 6SiO, ;
monoklin : a:b:c^ 1,6100 : 1 : 1,8326 ; fl = 115» 21'.
Hancockit: Hi{Pb,Ca,Sr,Mn)4{Al,Fe)^8i90M =
5,0 . 4{Pfe,Ca,Sr, Jfn)0 . 3(AZ,Fc),0, . 6SiO, ;
Orthit: ? jEr,(Ca,-F«)4(ilZ,C«,jPe)«SieOM = J220.4(Ca,J?'e)0.3(A/,Cc,Fe)tO, .6SiO« ;
monoklin: a:&:c— 1,6507:1:1,7684; /9 = 115®1'.
(Tschermak, Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. 50, pag. 686; Weinschenk, Zeitschr.
f. Kryst. Bd. 26, 1896, pag. 156.)
Zolsit.
39,65 iSiO,, 33,73 ui/gOg, 24,64 CaO, 1,98 fl^O; 2—3\ Fe^O^ statt
M^O^ infolge der Beimischang einer kleinen Menge von Epidotsilikat,
(vergl. Epidot). Die rhombischen Krystalle (Achsensystem siehe oben),
sind selten an den Enden deutlich begrenzt, meist langgezogene, stark
gestreifte Prismen mit einem deutlichen Blätterbrach || der Längsfläche b.
An den Krystallen, die nicht selten den Fig. 568 abgebildeten Epidot-
krystallen im Habitus ähnlich sind, beobachtet man: m = ooP(110),
m/m = 116« 26'; u = 2P^ (021), w/6 = 124o 27'. Die Prismen oft ge-
bogen und geknickt.
H. = 6 ; G. — 3,25 — 3,36. Durchscheinend bis undurchsichtig, selten
durchsichtig, glasglänzend, meist grau, selten rot (sog. Thulü\ zuweilen
grün durch einen kleinen Chromgehalt {Chromzoisit) ^ oder farblos.
+ Opt. M. L. a; A. E. bald ab mit ^>v, bald oc mit Q<iv^ sogar
an verschiedenen Stellen desselben Krystalls verschieden. 2E =
40« — 70«; mit der Farbe und mit der Temperatur sich stark ändernd.
Starke Lichtbrechung und schwache Doppelbrechung. Schwierig unter
Blasenwerfen zu einem klaren Glase schmelzbar ; von Säuren erst nach
dem Glühen oder Schmelzen erheblich angegriffen und zersetzt
In Krystallen oder stengligen Aggregaten, oft mit langen Zu-
sammensetzungsstücken, zuweilen auch in verworrenfasrigen Massen,
oft begleitet von Quarz, besonders in krystallinischen Schiefern (vor
allem im Amphibolit und Eklogit): an vielen Orten in den Alpen,
Saualpe in Kärnten (Sauälpit), Pregratten, Pfitsch, Sterzing, Faltigl etc.
in Tirol, am Groß-Venediger und bei Fusch im Salzburgischen, am Gomer
Gletscher bei Zermatt, hier in vollkommen ausgebildeten Krystallen;
ferner bei Gefrees im Fichtelgebirge, Goshen in Massachusetts etc.
Koter Thulit, zuweilen in deutlichen Krystallen, mit blauem Cyprin
und weißem Granat in Quarznieren des Gneißes bei Kleppan, Kirch-
spiel Souland in Telemarken, sdl. Norwegen ; dichter Th. mit Quai'z im
Gneiß von Lexviken bei Drontheim in Norwegen, wird zu kleinen
Ziergeräten verschliffen; derber TL im mährischen Gesenke, auch bei
Zoidt. Epidot.
745
Traversella in Piemont mit Talk und grüner Hornblende. Selten findet
sich der Zoisit anf Erzlagerstätten, so mit den Eisenerzen von Arendal
in Norwegen und mit Kupferkies bei Dncktown in Tennessee, hier
ebenfalls in grünen durchsichtigen vollkommen ausgebildeten Kry-
stallen.
Der feinkörnige bis dichte Saussurü (pag. 634) hat z. T. die Zu-
sammensetzung des Zoisits. Er ist ein in Zoisit umgewandelter Feld-
spat, besonders in manchen Gabbrogesteinen im Qemenge mit Diallag etc.
(Tschermak, Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 82, 141; BrOgger, Zeitschr. f. Kryst.
m, 1879, 471.)
Epidot (Pistazit),
Der Epidot unterscheidet sich vom Zoisit in der Zusammensetzung
dadurch, daß er neben Al^O^ mehr, und zwar bis zu 17% Fe^O^ ent-
hält. Er läßt sich auffassen als eine isomorphe Mischung des Fe^O^-
freien Zoisitsilikats mit einem entsprechenden Al^O^-freien und Fe^O^-
haltigen Silikat, also als: m(H^Ca^^Alf^Sif^O^J'^n(H^Ca^Fe^Si^OiJ]
letzteres Süikat enthält: 33,3 SiO^, 44,3 Fe.,0^, 20,7 CaO, 1,7 H^O, das
erst in starker Glühhitze entweicht. Die Zusammensetzung des
ersteren siehe beim Zoisit. Die sehr eisenarmen, also dem Zoisit in der
Zusammensetzung nahe stehenden Epidote hat man Klinoeoisit genannt.
Dasselbe ist der FotiqueU von Ceylon.
Die ausgezeichneten monoklinen Krystalle (Achsensystem siehe
oben) sind im allgemeinen insofern von den meisten anderen monoklinen
Krystallen abweichend ausgebildet, als sie fast stets nach der Ortho-
diagonale b prismenförmig verlängert und stark gestreift sind. Dieser
Achse parallel gehen die beiden deutlichen Bl. Br., der vollkommenere M
und der weniger vollkommene T. Man stellt die Krystalle gewöhnlich so,
daß T = oo5oo (100) und M=OP (001) wird; die scharfe Kante M/T
ist durch r = Poo (101), die Kante rIT durch l = 2Poo (201) abgestumpft.
Fig. 665.
Fig. 566.
Fig. 567.
Fig. 568.
ebenso die stumpfe Kante MjT durch e = — Poo (101) und die Kante Mjr
durch i = ^Poo (102) (Fig. 565 und 568). MjT = 115^ 24'; Mji =
145« 39'; Jf/r = 116« 36' über i; Mjl = 90"^ 33' (über i und r). T/c =
150® 6'. Durch das Auftreten vieler Flächen parallel der Symmetrie-
746 Silikate.
achse sind diese meist mehr oder weniger stark horizontal gestreift
Das Vertikalprisma z = ooP (110) ; z\z_ = 110® 0' ist weniger häufig,
als das hintere schiefe Prisma w = P (111); n\n = 109® 34', das häufig
mit den Flächen Jlf, T, r die Ery stalle allein begrenzt (Fig. 566);
häufig ist (Fig. 569) auch das Klinodoma: o = 5oo (011), o\M= 121* 31',
auch oft nur mit z das horizontale Prisma r, T, e (Fig. 567) oder mit z
und n das horizontale Prisma M^ T, r, c, l (Fig. 568) begrenzend ; njo =
146® 6'; zjo = 145® 47'. Die Zahl der an den Enden der Orthodia-
gonale b auftretenden Flächen ist eine sehr große; im ganzen sind
Fig. 569. Fig. 570. Fig. 571.
Über 220 einfache Krystallformen am Epidot bekannt, der dadurch
eines der formenreichsten Mineralien ist, die man kennt; auch die.
Zahl der Kombinationen ist sehr erheblich. Eine wenig verbreitete
Fläche ist die Längsfläche P= o6Soo (010), welche zuweilen die Kry-
stalle am Ende beinahe allein abschließt (Fig. 569 neben o und Jf, T, r).
Zwillinge nach T sind häufig, die Endfiächen n, o etc. machen an den-
selben aus- und einspringende Winkel (Fig. 570), oder auch die
Flächen M, r und o (Fig. 571) ; häufig wiederholt sich diese Zwillings-
bildung und nicht selten findet man in scheinbar einfachen Individuen
dünne Lamellen nach diesem Gesetz zwillingsartig eingewachsen,
welche oft erst im Dünnschliflf zum Vorschein kommen. Sehr selten
Zwillinge nach M.
BL Br. siehe oben nach T und Jf ; Bruch muschlig und splittrig.
H. = 6^. G. = 3,3 — 3,5. Selten farblos oder hellgelb oder -grau oder
-grün, häufiger dunkelpistaziengrün (Pistazif), um so dunkler je mehr
Fe^O^; selten rot (Zillertal). Glasglänzend, durchscheinend bis durch-
sichtig. Der dunkel gefärbte ist sehr stark pleochroitisch in grünen und
braunen Tönen : z. B. senkrecht zu T, ziemlich genau in der Richtung
einer Elastizitätsachse, der 2. Mittellinie, gesehen braun, in der Richtung
der 1. Mittellinie nahe senkrecht zu i, grün, in der Richtung der Sym-
metrieachse gelb. Das in der Richtung der Symmetrieachse b schwingende
Licht wird in dunkelgrünen Epidoten beinahe vollständig absorbiert;
diese Epidote könnten daher polarisierende Apparate liefern, ähnlich
den Turmalinplatten. Die opt. A. E. ist die Sym. Eb., die — 1. M. L.
macht im spitzen Achsenwinkel ß mit der Achse c 2® 26' für grünes,
2« 56' für rotes Licht (Fig. 565). Die zweite M. L. ist beinahe senk-
recht zu r, daher sieht man auf T im Polarisationsinstrument häufig
Epidot. 747
die Interferenzflgaren. Diese sieht man anf T auch häufig direkt ohne
Instrument, viele Epidotkrystalle sind idiocyklophan. ß = 1,75405 (r.)
und 1,76213 (gr.) ; Doppelbrechung stark, wenn viel Fe^ 0^ : y — a bis 0,056,
in eisenarmen schwächer. Der wahre Achsenwinkel: 2V = 1S^ 48' (r.)
und 73® 36' (gr.), also p>t;. Die Dispersion ist die geneigte.
Die angeführten Zahlen gelten für die dunkelgrünen Erystalle von
der Enappenwand im Salzburgischen, fär hellere, eisenärmere sind
dieselben etwas anders. Der E. schmilzt unter Blasenwerfen ziemlich
schwer und nur in dünnen Splittern zu einer blumenkohlähnlich auf-
geblähten Masse und ist dann nicht mehr schmelzbar; die Schmelze
eisenreicher Epidote ist etwas magnetisch. Von Säuren zersetzt erst
nach dem Schmelzen oder Glühen, wodurch auch das spezifische Ge-
wicht vermindert wird.
Der Epidot findet sich in deutlichen, aufgewachsenen Krystallen,
oder in derben exzentrisch strahligen und -stengligen, sowie kömigen
Aggregaten auf Klüften und Hohkäumen in allen möglichen alten krystalli-
nischen Silikatgesteinen, mit Krystallen von Quarz, Feldspat und anderen
Silikaten, Apatit etc. zusammen als Neubildung, besonders in krystalli-
nischen Schiefem, aber auch in Eruptivgesteinen, Graniten, Syeniten etc.,
auf manchen Magneteisenlagerstätten; auch eingewachsen im Kalk,
aber selten. In hellgrünen, derben, feinkömigen bis dichten Aggre-
gaten außerordentlich häufig als Umwandlungsprodukt von Feldspat,
Augit, Homblende und anderen Silikaten, nach welchen auch Pseudo-
morphosen bekannt sind. In größeren Massen gebirgsbildend als
Epidotfels (Epidosit), der zuweilen ein ümwandlungsprodukt anderer
Gesteine darstellt. Schöne Ejystalle auf Klüften krystallinischer
Schiefer : vor allem der EpidotstoUen an der Knappenwand im Unter-
sulzbachtal am Großvenediger im Salzburgischen, äußerst zahlreiche,
schöne und große, dunkelgrüne, durchsichtige Krystalle auf Klüften eines
Epidotschiefers mit Asbest, Apatit etc., das schönste und reichste Epidot-
vorkommen der Welt ; auch sonst noch mehrfach in den Alpen : in Salz-
burg im Habach- und Krimmler Achental; in Tirol im Zillertal (am
Eoten Kopf kleine hellgefärbte Krystalle, auch rote, wie Thulit); in
der Schweiz im Tavetsch und bei Zermatt im Wallis ; in Piemont im
Alatal; im Dauphin6 bei Bourg d'Oisans, hier in der Ausbildung wie
Fig. 569 mit der Längsfiäche P {Bdphinü, Oisanit, Thallit); in Mähren
bei Blansko und Zöptau, hier sehr helle und sehr dunkle Krystalle in
isomorpher Parallelverwachsung; in ähnlicher Weise noch an zahlreichen
Orten, auch außer Europa, in den Vereinigten Staaten, Kanada, Alaska,
Australien etc. Auf Drasen und Klüften im Granit bei Striegau und
Hirschberg in Schlesien sowie bei Werchneiwinsk unweit Katharinenburg
im Ural {Puschkinit); im Syenit am Monzoni im südl. Tirol; im Grünstein
auf Elba etc. auf Magneteisenlagerstätten bei Schwarzenberg, Berg-
748 SiUkate.
gießhübel und Breitenbrann in Sachsen, bei Schmiedeberg in Schlesien,
Traversella in Piemont and vor allem bei Arendal in Norwegen, hier
sehr große dunkelgrüne, nur durchscheinende Erystalle {Ärendaiü,
Akafiänkon) mit besonders ausgeprägtem schaligem Bau, so daß sich
häufig einzelne Schalen kappenförmig von dem inneren Kern ab-
heben lassen. Begleiter der Kupfererze am Oberen See in Nordamerika
im Malaphyr. Im Ealk eingewachsen auf der Achmatowskschen Grube
bei Slatoust im Ural, schwarzbraun und nach der 6- Achse stark ver-
kürzt; den Erystallen fehlen alle Flächen || der Achse l, nur j?, n und o
sind vorhanden und bilden dihexaederähnliche Formen {BucUandU),
Am gleichen Fundort auf Drusen im Chloritschiefer grüne Erystalle
von der gewöhnlichen Art. Ein feines grünes Pulver von E. in den
Goldwäschen von Muska in Siebenbürgen ist die sog. Skaraa. WithamU
ist ein meist derber, roter E. aus dem Labradorporphjrr von Glencoe
in Schottland.
(Ludwig, Tschermaks Mm. Mittlgn. II, 1877, 187 ; Laspeyres, Zeitschr. f. Erjst.
m, 1879, 525 ; C. Klein, N. Jahrb. f. Min. etc. 1874, pag. 1 und a. a. Stellen ; Bückincr,
Zeitschr. f. Kryst. ü, 1878, 320; Gränzer, Min. u. petr. Mittlgn. IX, 1887, 361;
Brngnatelli, Zeitschr. f. Eryst. Bd. 17, 1890, 629; Zambonini, ibid. Bd. 37, 1902,
pag. 1; Artini, ibid. Bd. 14, 1888, 589; Flinck, ibid. Bd. 13, 1888, pag. 405; Bamsay,
ibid. pag. 97; Palache, ibid. Bd. 37, 1902, pag. 433.)
Manganepidot (Piemontit).
Chemische Formel und Achsenverhältnis siehe oben. Bildet krystallinisch-
langstrahlige schilfähnliche Aggregate; selten deutliche Krystallflftchen. Spalt-
barkeit wie beim Epidot. H. = 6\'f . G. = 8,4. Dunkelkirschrot, nur in sehr dünnen
Schichten durchsichtig; stark dichroitisch. Strich heller. Optisch wie krystallographisch
dem Epidot ähnlich, die M. L. ist aber 4~- ^- d. L. leicht schmelzbar. Von Säuren
erst nach dem Glühen oder Schmelzen zersetzt. Auf der dem Gneiß eingelagerten
Manganerzlagerstätte von St. Marcel in Piemont im Quarz, im Glimmerschiefer der
Insel Groix in der Bretagne, ziemlich verbreitet in Japan in Glaukophanachiefem etc.
Auf der Manganerzlagerstätte von Jakobsberg in Wermland (Schweden) im Ealk, ohne
JfnsOg, aber bis 5% MnO. (Laspeyres, Zeitschr. f. Kryst. IV, 1880, 435.)
Hancockit Formel siehe oben. 18,5 FbO, 11,6 CaO, 3,9 SrO. Gelblich-
braune, stark dichroitische nicht sehr deutlich ausgebildete Eryställchen von der
Form des Epidot auf den Zinkerzlagerstätten von Franklin Gounty, New-Jersey.
Fikroepidot MgO statt CaO enthaltend, kleine farblose bis gelbliche
Erystalle mit Lasurstein aus der Nähe des Baikalsees.
Orthit (AUanit).
Ce-j La-j Di' und zuweilen Y-haltige Mineralien von der Krystallform des
Epidots. Formel und Achsenverhältnis siehe oben. Die Zusammensetzung ist aber
schwankend, was mit der Schwierigkeit der Analyse bei der genauen Bestimmung
der Ce-Metalle (10—20%) und mit meist eingetretener starker Verwitterung und Um-
wandlung zusammenhängt. Diese gibt sich durch stärkeren jEsO-Gehalt und dadurch
zu erkennen, daß trotz der unzweifelhaft monoklinen Erystallform der 0. häufig
optisch isotrop ist. Die SaO-freien wurden wohl AUanit^ die JT^O-haltigen Orthit
genannt, beide sind aber nach dem Obigen nicht zu trennen: die Orthite sind wohl
nichts anderes als angewitterte Allanite. Die hierher gehörigen Mineralien sind
Orthit. Vesuvian. 749
pechschwarz bis dunkelbraim, selten gelb {Xant?Mrthit Ton Eriksberg bei Stock-
holm), die schwarzen häufig von einer braunen Yerwitterungsrinde umgeben; un-
durchsichtig und halbmetalüsch ins Fettige. Selten deutlich spaltbar. G. « 3 — 4.
H. = 5V8^6. Y. d. L. unter Aufschäumen zu schwarzem magnetischem Glase
schmelzbar. Einige werden schon Yor dem Glühen yon Säuren zersetzt, die
meisten erst nach dem Glühen oder Schmelzen. Sie finden sich in deutlichen,
meist eingewachsenen Erystallen, oder häufiger in langen, büschelförmig grup-
pierten Strahlen oder in derben Massen, in krystallinischen Silikatgesteinen, in
Granit, Syenit, krystallinischen Schiefem etc., die in der Umgebung des Orthits
braun gefärbt zu sein pflegen. Bes. häufig in Skandinavien: HitterÖ, Snarum und
Eragerö in Norwegen, auch bei Arendal (früher Bucklandit genannt); Stockholm
und Fahlun in Schweden ; auf der Bastnäsgrube bei Biddarhyttan in Schweden (sog.
Cerin) mit Cent; bei Helsingfors in Finnland, hier mit dem isomorphen Epidot
parallel verwachsen; bei Miask im Ural {Uralorthit); ebenso bei Achmatowsk
(ßagrationit); in Grönland etc. Seltener im Süden: im Syenit von Weinheim,
bei Aschaffenburg, im Thüringer Wald, im Plauenschen Grund bei Dresden imd, sehr
unrein, zu Mauersberg bei Boden bei Marienberg in Sachsen {Bodenit und Muro-
montit)j bei Striegau und Schreiberhau in Schlesien etc. In derselben Weise an
zahlreichen Orten in den Vereinigten Staaten, sowie in Kanada. Femer auf der
Magneteisenlagerstätte vom Schwarzen Sjux bei Schmiedefeld im Thüringer Wald;
als große Seltenheit im kömigen Kalk von Auerbach a. d. Bergstraße und ebenso
in vulkanischen Auswürflingen einzelne Kryställchen, so am Laacher See (gleichfalls
Bucklandit genannt) ; auch am Vesuv. Der Fy rorthit bildet die langen schwarzen,
geradlinigen Strahlen von E&rarfvet bei Fahlun in Schweden im Feldspat; es ist
unreiner, mit Bitumen gemengter Orthit, welcher, einmal glühend, fortgUmmt.
(v. Kokscharow, Materialien Bd. III; G. v. Kath, Pogg. Ann. Bd. 113; Bauer,
Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. 24).
Yesnvian (Idokras).
Die Zusammensetzung ist kompliziert und wird etwas verschieden
angegeben, jedenfalls ist sie von der des Granats verschieden, mit dem
man den V. früher fBr gleich zusammengesetzt hielt. H^Ca^^Al^Si^^,0^^
== 2^20 . l2CaO . 3^/2 O3 . lO/SiOg mit 37,2 SiO„ 19,1 Al^O^, 41,6 CaO
und 2,2 H^O. Die Analysen geben 37—39 SaO,, 13—16 Al^O^,
33—37 CaO, Alkalien höchstens 1%, 2—3 H^O, daneben aber 4—9
JPe^Oj, 0—3 FeO, 2—6 MgO (z. B. der Frugardü im Kalk von Fra-
g&rd in Finnland), zuweilen etwas MnO (3,23 bei Jordansmühl in
Schlesien, MangamdoJcras , auch bei Pajsberg etc. in Wermland,
Schweden) und TiO^ (1,77% bei Deutsch-Tschammendorf in Schlesien);
häufig etwas F als Vertreter von (OH), in dem Wiluit ca. 3% B^O^
als Vertreter für Al^O^, und ebenso bei Nischne Tagilsk im Ural
2,31 OjjOj in den auf Chromeisenstein sitzenden Krystallen. Das
Wasser entweicht erst bei starkem Glühen. Außer der obigen sind
dem V. noch mehrere andere Formeln zugeschrieben worden, so haupt-
sächlich neuerer Zeit die weit einfachere : Ca^AlSi^O^(OH, F), die den
Analysen ebenfalls in befriedigendem Maße entspricht.
Der V. krystallisiert ausgezeichnet quadratisch ; a : c == 1 : 0,5372.
750
ffilikaltt.
Die Zahl der einfachen Formen und der Kombinationen ist sehr groB.
Prismen meist zn kurzen SÄnlenTerlingert;d=ooi*(110),-Jf^ooito(lOO),
sowie die Basis: p = OP (OOi) fehlen fast nie. Letztere ist zuweilen
dnrcli eine sehr niedere Pyramide ersetzt nnd erscheint dadurch
nach den beiden Diagonalen geknickt Tritt dazu das Okta-
eder e = P (111), c!c = W> 27* (S. K) nnd 129» 21' (K K), so ent-
steht eine der gewöhnlichsten Eomblnationen (Fig. 572). Zn den
beiden Prismen M nnd d treten nicht selten achtseitige Prismen, nnd
zwarhänfiger/^ooi'2(210XseltenerA=«.P3(310){Fig.573,574,576);
zuweilen dnrcb Häufung zahlreicher schmaler Prismenflächen stark
Tertikai gestreifte, schelnbiu- zylindrische Kiystalle bildend. Außer dem
Hauptoktaeder c findet man noch u. a. folgende Oktaeder 1. Stellung:
(=3P (331) (Fig. 573, 575), die Kante c/d, und i = \P (113), die
^=?
d fMf df M
JJ
^
Fig. 676.
Fig. 676.
Kante cjp abstumpfend (Fig. 574 nnd 575) und das ganz öacbe
y = 4P (118) (Fig. 574). Das nächste stampfere Oktaeder o^Poo (101)
stumpft häufig die Endkanten tou c ab (Fig. 573, 575). Dazu treten
noch Dioktaeder, meist untergeordnet, so z. B. « ^ 3P3 (311) in den
Zonen [cMJ nnd [tt], die Kanten clM abstumpfend (Fig. 573) oder
anf die Flächen f schief aufgesetzt (Fig. 576). Zwillinge sind noch
nicht beobachtet.
Keine Blätterbrüche, Bruch kleinmoschlig; H. = 6i; G. = 3,34
bis 3,47. Durchsichtig bis durchscheinend, ancb undurchsichtig; glas-
glänzend, zuweilen ins Fette; grfin, braun bis beinahe schwarz, sel-
tener gelb, blan {Cyprin) nnd rot Geringer Dichroismos. w = 1,7235,
e= 1,7226, also starke Lichtbrechung nnd schwache — D. Br.; der
Wilttit -]-. Zuweilen anomal, scheinbar zweiachsig. Schmilzt ziemlich
leicht unter Blasenwerfen zu einem gelblichen oder grünlichen Glas
von erheblich geringerem spezifischen Gewicht Erst nach dem
VesiiYiaii. 751
Schmelzen oder Glühen von HCl vollständig nnter Gallertbildnng
zersetzt, vorher von Sänren nicht angegriffen.
Ist sehr verbreitet nnd findet sich in eingewachsenen nnd in auf-
gewachsenen Krystallen, die nicht selten ausgezeichnet schalig sind
(z. B. die großen Erystalle von Christiansand in Norwegen, bei denen
sich einzelne Kappen voneinander abheben lassen). Auch in steng-
ligen und kömigen Aggregaten, sowie dicht. Sehr verbreitet in kon-
taktmetamorphischen Kalken, begleitet von anderen Kontaktmineralien
(WoUastonit, Grossular etc.), so bei Auerbach a. d. Bergstraße, am
Monzoni im Fassatal, bei Orawicza, Rezbanya, Dognaczka und Cziklowa
im Banat, Catanzaro in Kalabrien etc., sowie, in dei*selben Weise entstan-
den, in den Kalkauswürflingen der Somma am Vesuv und im Albaner
Gebirga In dem dem Gneiß und anderen krystallinischen Schiefem ein-
gelagerten Kalk findet sich Vesuvian z. B. bei Egg und sonst in der
Umgebung von Christiansand im südl. Norwegen und bei Amity in
New- York, hier gelb (^anOwt). Auf Klüften im Serpentin im Pfitschtal
in Tirol und hauptsächlich an der Mussaalp im Alatal in Piemont, wo
schön grüne Krystalle (Fig. 572) begleitet von Granat, Diopsid, Klino-
chlor etc. auf dichtem Vesuvian sitzen. Vielfach mit denselben Be-
gleitem in krystallinischen Schiefern, teils auf Klüften aufgewachsen,
teils eingewachsen, namentlich im Quarz: bei Fregatten, Schwarzen-
stein, Pfitsch etc. in Tirol, Zermatt im Wallis und sonst in den Alpen
an zahlreichen Stellen, in der Achmatowskschen Grube bei Slatoust im
Ural etc. Auf Erzlagerstätten, z. B. bei Arendal mit Magneteisen,
und bei Pajsberg und Jakobsberg in Wermland mit Manganerzen
und ebenfalls etwas manganhaltig. Mit Grossular in einem vulkani-
schen TufFe grünlichbraune Krystalle von der Form Fig. 572 an der
Mündung der Achtaragda in den Wilui ( Wiluü). In mikroskopischer Klein-
heit verbreitet in den Kalksilikathomfelsen, die besonders Granitstöcke
als Kontaktgebilde umgeben. Einige Varietäten des Vesuvian, die mit
besonderen Namen belegt wurden, sind noch zu erwähnen: fi^^an, braune,
langstrahlige Aggregate von Haslau bei Eger und bei Göpfersgrün im
Fichtelgebirge (Kontaktgebilde im Kalk), Egg bei Christiansaud (im Kalk
des Gneißes), Sandford in Maine etc. Kolophanity lockere Aggregate fett-
glänzender gelber, brauner, grauer, schwarzer, rundlicher, z. T. noch
mit einzelnen Krystallfiächen versehener Kömer, teils von Granat
(pag. 684), meist aber von Vesuvian, bilden auf der Insel Tromö bei
Arendal in Norwegen ein ca. 20 Fuß mächtiges Lager. Cyprin durch
einen kleinen Kupfergehalt blaue, auch wohl grüne Krystalle und
Kömer, mit rosenrotem Thulit, farblosem Granat, violblauem Fluß-
spat etc in Quarzadem und -nieren im Gneiß des Kirchspiels Souland
in Telemarken im südlichen Norwegen.
Durchsichtiger Vesuvian wird zuweilen als Edelstein verschliffen,
752 Silikate.
namentlich der braune vom Vesav und der grAne yon der Mussaalp.
Ein grünlicher dichter Vesuvian vom Piz Longhin im Bergeil, örau-
bünden und ein ebensolcher aus der Nähe von Sterzing in Tirol nnd
von Kalifornien sind früher für Jadeit gehalten worden.
(y. Zepharovich, Sitzgsber. Wiener Ak. Bd. 49; Brezina, TBchennaks Min.
Mitteilgn. YII, 1877; Strttver, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 1; Jannasch, N. Jahrb. f.
Min. etc. 1884, Bd. I, pag. 269; Rammeisberg, Sitzgsber. Berl. Ak. 1873; Jannasch
nnd Weingarten, Zeitschr. f. anorg. Chemie Bd. 8 n. 9, 1895 u. 18%; Weingarten,
Diss. Heidelberg 1901 ; P. Franco, Giomale di mineralogia Bd. 4, 1893, 185 ; Weibnll,
Zeitschr. f. Kryst. Bd. 15, 1896, pag. 1; C. Klein, Sitzgsber. Berl. Ak. 1894, 751;
Strüver, N. Jahrb. f. Min. etc. 1891, I, 1.)
Dem Vesnyian wird zuweilen angereiht der:
Filinity ein filziges, asbest&hnliches Hanf werk weißer, gelblicher oder röt-
licher Nadeln auf Dmsenränmen des Granits Ton Striegan. Er ist aber weit SiOt-
reicher als V. (55 SiOt) nnd soll dem rhombischen System angehören.
Gruppe der Boroeilikate.
JB20s-haltige Silikate, in denen, jedenfalls zum Teil, B^O^ als' Vertreter Ton
Al^Ot etc. auftritt.
Tormaliii (Schörl).
Die Tnnnaline umfassen eine Reihe rhomboedrisch-hemimorpher
Bor-haltiger Silikate von sehr komplizierter nnd mannigfaltiger Zu-
sammensetzung, die sich zwar alle krystallographisch sehr nahe auf
dieselbe Grundform beziehen lassen, aber nicht alle der nämlichen
chemischen Formel folgen. Es sind isomorphe Mischnngen mehrerer
Orundverbindungen, deren wechselnde Mengen die krystallographischen
und physikalischen Eigenschaften der verschiedenen Turmalinvarie-
täteu mehr oder weniger stark beeinflussen. In allen Turmalinen
findet man als Hauptbestandteile SiO^, Al^O^ und B^O^ und als Ersatz
für Al^O^ zuweilen eine kleine Menge Fe^O^.MgO und FeO, beide
sich gegenseitig vertretend, sind in manchen Turmalinen wichtige Be-
standteile, treten dagegen in anderen vollkommen zurück; CaO und
MnO sind nicht immer und stets nur in geringen Quantitäten vor-
handen. Alkalien fehlen niemals ganz; am wichtigsten ist Na^O nnd
in manchen Turmalinen Li^O, während E^O eine verhältnismäßig
untergeordnete Kolle spielt. Etwas basisches Wasser entweicht beim
Glühen; eine kleine Menge F (selten über V/o) vertritt meist eine
äquivalente Menge Hydroxyl. Die Feststellung der chemischen Formel
und Konstitution ist wegen der großen Menge der Bestandteile (er-
wähnt sind schon deren 13, zu denen zuweilen noch einige weitere
treten, die unten angeführt werden sollen) und der Schwierigkeit der
genauen quantitativen Beistimmung einiger derselben noch nicht mit
Sicherheit gelungen, doch scheint festzustehen, daß bei allen Turma-
Turmalin.
753
linen das Verhältnis: SiO.> :B^O^=i:l herrecht. Nach der Auffassung
von Tschermak, der aber mehrere andere gegenüberstehen, lassen sich
fast alle T. betrachten als isomorphe Mischungen zweier, resp, dreier
Hauptgrundverbindungen, die aber durch den Eintritt isomorpher
Elemente eine größere Anzahl spezieller Grandverbindungen liefern.
Die erste dieser Hauptgrundverbindungen (Tu) ist alkalihaltig und
magnesiafrei, die andere (Tm) umgekehrt alkalifrei und magnesia-
haltig. Dazu gesellt sich als dritte die letzterer entsprechende FeO-
Verbindung (Tm,). Diese hauptsächlichsten 2 (resp. 3) atomistisch
gleichartigen Grundverbindungen sind die folgenden:
Tu = Si,._B^Al,^Na^H^O^^ = 12/SiOo . 3B.0, . 8AhO^ . 2Na.,0 . 4Ä,0
(Alkali turmalin);
Tm = Si^^B^A\^Mg^,H^O^^ = 12SiO., . SB,,0^ . bALO^ . 12MgO . SHJ)
•(Magnesiaturmalin)
Tm, = Si,^B^Al,QFe,,H^O^^ = 12SiO, . SÄjOg . bAhO^ . VZFeO . 3HM.
(Eisenturmalin).
Nur wenige Tarmaline erfordern die Annahme einer von den beiden letzteren
etwas abweichei^den MgO- resp. i^'cO- Verbindung, Tn resp. Tn^^Sii^B^AliW^^ill^O^y^
wo Rf^=Mg und Fe.
Diese Grundverbindungen haben die folgende prozentische Zu-
sammensetzung, woraus auch die der aus ihnen gemischten Turmaline
im allgemeinen zu ersehen ist:
SiO.
AhO,
FeO
MgO
Na.O
hJo
Tu
Tm
. . . 37,19 . .
. 36,53 . . .
. . . 10,78 . .
. 10,58 . . .
. . . 41,96 . .
. 25,75 . . .
. 24,41 . . .
. .. 6,37..
. .. 3,70..
. 2,73...
Tm,
30,66 . .
0,00 . .
21,62 . .
36,55 ... —
— ...25,49
■ • •
<Q,^«7 ... U, I t7
Tn
38,15
11,05
21,52
Tn,
31,80
9,21
17,93
37,90
3,16
100,00
100.00 100,00 100,00 100,00
In der ersten der obigen Formeln ist Na^^O in vielen Fällen durch
TA.2O ersetzt (Lithionturmalin), häufig auch durch etwas iLO. In den
beiden anderen Formeln wird MgO, resp. FeO, zuweilen zu einem
kleinen Teil durch CaO und MnO vertreten. Nicht selten trifft man
geringe Mengen Ti, und zwar wahrscheinlich in der Weise, daß TiJX^
an Stelle von AhO^ tritt; selten ist Cr^O^ als Ersatz für Al^O.^ vor-
handen. Etwas P2O5 beruht wahrscheinlich auf Verunreinigung durch
mechanische Beimengungen, ebenso vielleicht eine kleine Menge SnO.,.
(Rammeisberg, Pogg. Ann. 80, 81, 139; Abhandlgu. Berl. Ak. 1890; N. Jahrb.
f. Min. etc. 1890, IT, pag. 1; Penfteld und Foote, Americ. Journ. VII, 1899, 97;
Penfield, ibid. X, 1900, 19; Zeitschr. f. Kryst. Bd. 33, 1900, 527; G. Tschermak,
Bauer, Mineralogie. ^^
. Zeitachr. f. Eijat.
Min. und petr. Mittlgu. Bd. 19, 1899, 1Ö5 und Bd. 21,
Bd. 35, 1901, 209.)
Die £rystalle sind gewöhnlicb in der Richtung der Haaptaclise,
welche auch die Achse der Hemimorphie ist, verlängert; doch nicht
selten auch knrzprismatisch ausgebildet. Das 1. Prisma l = aoR (1010)
ist infolge des Hemimorphismus dreiseitig (128), weil die abwechseln-
den Flächen fehlen (Fig. 57?) ; auch wenn neben / noch andere Prismen-
flachen vorkommen, tritt die Dreiseitigkeit meist deutlich hervor
(Fig. 578 — 581). Von solchen anderen Prismen ist das zweite : s = ooP2
(1120) sehr häufig und stets vollflächig (s vorherrschend Fig. 579 — 581,
untergeordnet Fig. 578, 582), wogegen die zwBlfseitigen Prismeq in-
folge des Hemimorphismus symmetrisch sechsseitig auftreten, so z. B.
/■=eoPi (41o0) (Fig. 582). An diesem Krystall ist auch l^ neben /,
Fig. 580.
Fig. 581.
Fig. 582.
als zweite Häifte des 1. Prismas, hier sind aber die beiden dreiseitigen
Prismen l und /, voueinauder ganz unabhängig und ihre Flächen
physikalisch verschieden. Wenn viele Prismen nebeneinander auf-
treten, werden die Krystalle oft scheinbar walzenförmig rund, und die
Prismenflächen sind stark vertikal gestreift. Von Endflächen ist die
Basis k = OP fOOOl) nicht sehr häufig (Fig. 581 unten). Häufig sind
ßhomboeder, seltener und meist kleiner Skalenoeder, und zwar
an beiden Enden der Prismen im aligemeinen verschiedene. Das
Hauptrhomboeder : P = fi (lOll) ist häufig und fehlt in keiner der
abgebildeten Kombinationen ; es ist bald nur an einem Ende (Fig. 581),
bald an beiden ausgebildet, daun sind aber die Flächen an beiden
Enden verschieden. P/P = 133" 10' (E. K.), übrigens mit der Zu-
sammensetzung etwas schwankend zwischen den Extremen 133° 2'
und 134" 7', gibt: a:c— 1:0,4474. Ebenso sind häufig das nächste
Turmalin. 755
stumpfere Rhomboeder: h = — i^R (0lf2) (Fig. 580, 582) und das nächste
schärfere: o = —2R (0221) (z. B. Fig. 577, 578, 580, 582). Bei allen
Ehomboedern sind am einen Ende des Krystalls die Flächen P auf die
Flächen, am anderen Ende auf die Kanten des dreiseitigen Prismas l
gerade aufgesetzt (Fig. 577). Von Skalenoedern beobachtet man u. a. :
t = JR3 (2131) (Fig. 581); x = Rb (3251) (Fig. 578, KrystaU des
braunen T. von Gouverneur, New York, wo das eine Ende mehr wie
sonst ausgesprochen skalenoedrisch ausgebildet zu sein pflegt) etc.
Die Zahl der am Turmalin beobachteten einfachen Formen ist sehr be-
trächtlich, man kennt zur Zeit etwa 180. Die verschiedene Ausbildung
beider Enden der Krystalle zeigen fast alle obigen Figuren. Dem
entsprechend müssen auch die Flächen oben und unten in ihren spe-
ziellen Ausdrücken verschieden werden, was sich auf die oben ange-
gebenen Symbole leicht anwenden läßt (128). Jedenfalls ist immer,
wenn ein Rhomboeder oder ein Skalenoeder an demselben Kry stall
mit allen Flächen ausgebildet ist, die obere Hälfte von der unteren
verschieden. Beiderseits gut ausgebildete Krystalle sind indessen
nicht besonders häufig; Zwillinge fehlen fast ganz (nach R (lOil)).
(Worobieff, Ztschr. f. Kryst, Bd. 33, 1900, pag. 263; G. D'Achiardi, vgl. pag. 757 u. 761.)
Kein Bl. Br. Bruch kleinmuschlig bis uneben. H. = 7 — 7^.
G. = 2,9 — 3,2, je nach dem Gehalt an schweren Metallen und damit
nach der Farbe: farblos: 2,9 — 3,1; hellgefarbt: 3,0 — 3,1; braun: 3,1;
blau und schwarz: 3,1 — 3,2. Glasglanz, auf Bruchflächen schwarzer
Krystalle pechartig. Alle Grade der Durchscheinenheit ; auch die
scheinbar ganz undurchsichtigen, schwarzen T. sind in dünnen La-
mellen durchsichtig, braun, blau, violett, auch grün. Die schön ge-
färbten durchsichtigen Varietäten nennt man Edelturmaline ; sie werden
häufig als Edelsteine verschliflFen.
Die Farben sind der wechselnden Zusammensetzung entsprechend
sehr mannigfaltig und gehen von der vollständigen Farblosigkeit durch
alle möglichen Farbentöne bis zum tiefsten Schwarz. Die Färbung
ist meist einheitlich, nicht selten treten aber auch an demselben
Krystalle infolge isomorpher Fortwachsung verschiedene Farben auf.
Entweder sind die beiden Enden des Krystalls abweichend gefärbt,
grün und rot, farblos und grün, farblos oder licht gefärbt mit einem
kurzen schwarzen Ende (Mohrenköpfe von Elba). Oder einzelne kon-
zentrische Schichten von verschiedener Farbe liegen übereinander und
bringen eine mehr oder weniger ausgesprochene Zonarstruktur hervor.
Hierher gehören u. a. manche Krystalle von Brasilien sowie von Paris in
Maine und Chesterfleld in Massachusetts in den Vereinigten Staaten, die
aus einem roten Kern mit einer parallel darüber gewachsenen grünen
Hülle bestehen.
Bei den farblosen Turmalinen {Achroit) sowie bei den lichtroten
48*
756 Silikate.
und gi-ünen fehlen MgO und FeO fast ganz, dagegen pflegt eine
kleine Menge MnO vorhanden zu sein; Alkalien herrschen den ge-
nannten Bestandteilen gegenüber vor, besonders JM^O; es sind die
eigentlichen lAtlmnturmaline, Dem Silikat Tu ist nur sehr wenig
Tm und Tm, beigemischt. Ähnlich sind auch die dunkler ix)ten Yarie-
täten {Rübellü) zusammengesetzt. Die dunkelgrünen enthalten schon
etwas mehr FeO und bei manchen fehlt Li^O ganz. Hier ist also eine
etwas größere Menge des Silikats Tm, vorhanden. Grün sind auch
die Chromtuimaline, von denen der auf Chromeisenstein von Nischne-
Issetsk im Ural am chromreichsten ist (10,86 Cr^O^), Noch ein wenig
höher steigt der Betrag des Silikats Tm, bei dem eisenreicheren blauen
Turmalin (Indigolith). Die braunen und gelben T. enthalten wenig Al-
kalien, darunter kein Li^O, dagegen viel MgO neben wenig FeO; das
zweite Silikat Tm ist mit ungefUhr ebenso viel Tu und wenig Tm, gemischt.
Es sind die Jf^O-reichsten Turmaline die man kennt, die eigentlichen
Magnesiaturmaline. Bei dem schwarzen Turmalin, dem speziell sog.
Schörl, gesellt sich zu MgO eine mehr oder weniger große, aber stets
bedeutende Menge FeO, die sogar meist überwiegt und bis zum fast
völligen Verschwinden von MgO steigen kann. Alkalien treten gegen
MgO und FeO zurück und Li^O fehlt ganz. Es sind Eisen- und
Eisenmagnesiaturmaline, in denen Tm und besonders Tm, mit wenig Tu
gemischt sind. Nur einige wenige schwarae und braune T. erfordern
die Annahme der Silikate Tn und Tn„ z. B. der braune von Gouver-
neur in New- York.
Der Turmalin ist ausgezeichnet pleochroitisch , stärker als die
meisten anderen Mineralien, besonders der dunklere. So sind z. B.
gelblichbraun die Schwingungen parallel zur Hauptachse c, spargel-
grün die senkrecht dazu; oder dunkelbraunviolett die || c, grünlich-
blau die J_c, oder purpurrot || c, blau l_c etc. Im allgemeinen werden die
in der Richtung der Achse c schwingenden außerordentlichen Strahlen,
weniger stark absorbiert als die senkrecht zu c schwingenden ordent-
lichen, ja von dunkelgefärbten Turmalinen werden sogar die letzteren
vollständig absorbiert (Anwendung zu Turmalinzangen (231)); be-
sonders geeignet hierzu ist der braune T. von Brasilien und Ceylon.
Eine Folge dieser Absorptionsverhältnisse ist, daß senkrecht zur Achse
geschliffene Turmalinplatten oft ganz undurchsichtig und jedenfalls
immer dunkler gefärbt sind als gleich dicke parallel der Achse aus
demselben Krystall, was namentlich bei der Benutzung als Schmuck-
stein zu beachten ist. Lichtbrechung schwach; Doppelbrechung — ,
ziemlich stark, w = 1,6366; b = 1,6193 (iVii-Licht) für einen farblosen
KrystalL Ist nicht selten optisch anomal und gibt zweiaclisige Inter-
ferenzbilder. Alle optischen Eigenschaften schwanken beträchtlich
mit der Zusammensetzung.
Turmalin. 757
(WlUfing, Programm Hohenheim 1900; Centralblatt f. Min. etc. 1901, pag. 299;
G. d^Achiardi, Proc. verb. soc. tose. Pisa. 1894; vergl. auch pag. 761.)
Stark pyroelektrisch, entsprechend dem Hemimorphismus polar
nach der Achse c. Die schwarzen Krystalle werden nicht so stark
erregt als die heller gefärbten und besonders viele grüne und braune
von Brasilien und Ceylon. Im allgemeinen, doch nicht immer, ist das
flächenreichere Ende der antiloge Pol.
(6. Rose, Abhandlgn. Berl. Ak. 1836 und 1843; Pogg. Ann. 39, 285; Schedüer,
N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. IV, 1886, pag. 527.)
Teils schwer schmelzbar (die hellgefarbten eisenarmen; die ganz
oder fast ganz farblosen schmelzen überhaupt nicht, werden aber
trübe und blähen sich etwas auf, daher Äpyrit); teils ziemlich leicht
unter Aufschäumen (die dunkeln eisenreichen, daher AphrUfit), Mit
Flußspat und Ealinmbisulfat zusammengeschmolzen grüne Bor-Flamme.
Von Säuren, auch von HF nicht angegriffen, nach dem Schmelzen
oder starken Glühen, aber von kochender H^SO^ zersetzt.
Der Turmalin findet sich sehr häufig in vollkommen ausgebildeten
Krystallen. Sie sind bald aufgewachsen auf Drusen und zwar fast
§tets mit dem krystallographisch einfacheren analogen Ende, mehr
oder weniger dicke und lange Prismen bis zu feinen Nadeln. Zu-
weilen bildet der T. verworren fasrige, filz- oder asbestähnliche Aggre-
gate , wie z. B. im Granit vom Eppr echtstein im Fichtelgebirge ; dasselbe
ist auch der Fall bei dem grünlichbraunen Zeuxit von Redruth in
Cornwall. Außerordentlich verbreitet ist der T. eingewachsen in den
Gesteinen, die Krystalle ringsum ausgebildet, ebenfalls nicht selten
von bedeutender Größe in allen Zwischenstufen bis zu mikroskopischer
Kleinheit. Die eingewachsenen Individuen sind aber auch in vielen
Fällen an den Enden unregelmäßig begrenzt und bilden krystallinische
Stengel, die sehr häufig zu strahligen Aggregaten vereinigt sind,
nicht selten radial um einen Punkt herum (Turmalinsonnen). Die
längeren eingewachsenen Prismen sind manchmal gekrümmt und ge-
bogen und sogar geknickt und gebrochen und die einzelnen Bruch-
stücke durch andere Mineralien, z. B. Quarz, voneinander getrennt,
sonst aber in ihrer ursprünglichen Lage. Eingewachsen sind nur die
dunkeln, die braunen und namentlich schwarzen Magnesia- und Mag-
nesia - Eisenturmaline ; aufgewachsen diese sowohl als die hellge-
farbten Alkaliturmaline.
Die Gesteine, in denen Turmalin vorkommt, sind zunächst die
krystallinischen Schiefer, Gneiß, Glimmerschiefer, Granulit, Hälleflinta,
Chloritschiefer etc. Es sind hier fast ausschließlich schwarze und
braune Krystalle, meist eingewachsen, besonders mit Quarz und in
diesem; allerdings sehr oft nur mikroskopisch klein und in dieser
Form auch in den Phylliten und Tonschiefern. In manchen krystalli-
i
758 Siükate.
nischen Schiefern ist der T. bis zur Bildung von Turmalinschiefer
angehäuft.
Sehr verbreitet in granitischeu Gesteinen, besonders im Alkali-
granit, bald auf Drusen aufgewachsen (helle und dunkle Varietäten),
bald (nur der schwarze) als Gesteinsgemengteil eingewachsen (Turmalin-
granit), gleichfalls vielfach in quarzreichen Ausscheidungen. Er findet
sich so besonders in den randlichen Partien des Gesteins, sowie längs
Spalten und Klüften und in pegmatitischen Gängen angehäuft, nicht
selten Turmalinsonneu bildend (z. B. am Monzoni bei Predazzo in Tirol).
Besonders wichtig ist der T. in dem zu Greisen umgeänderten Granit
und in den damit in Verbindung stehenden Zinnerzlagerstätten, überall
wo der Zinnstein in dieser Weise vorkommt, auch hier stets von
Quarz begleitet, so im Erzgebirge bei Zinnwald, Altenberg, Schlaggen-
wald, Geyer etc., in Comwall, Bangka und an manchen anderen Orten.
Dieses Auftreten weist darauf hin, daß der T. wohl meist im Granit
kein ursprünglicher Gemengteil, sondern aus den übrigen Granitmine-
ralien durch pneumatolytische Prozesse infolge der bei und nach der
Graniteruption erfolgten Exhalation bor- und fluorhaltiger Dämpfe nach-
träglich entstanden ist. Durch diese ist namentlich der Glimmer und der
Feldspat in T. verwandelt worden, nicht selten unter Beibehaltung der
Form und unter Bildung von Pseudomorphosen, besonders nach Feld-
spat (Comwall). Ein bekanntes Beispiel eines auf diese Weise tur-
malinisierten Granits ist der rot (Orthoklas) und schwarz (Turmalin)
gefleckte Ltixullian von Luxulyan in Comwall. Auf derartige Prozesse
weist auch die häufige Begleitung des T. im Granit durch andere fluor-
haltige Mineralien (Flußspat, Topas, Apatit etc.) hin, sowie sein sehr
verbreitetes Vorkommen in den durch den Granitkontakt vei-änderten
Schiefem, die dabei oft in Turmalinhornfelse etc. übergehen. Solche
Gesteine, in denen sich der T. ebenfalls nicht selten stark anhäuft
(Schörlfels), kennt man z. B. von Hohwald in den Vogesen, vom Auers-
berg bei Eibenstock im Erzgebirge, aus Comwall, aus den White Moun*
tains bei Albany in New- York etc. Sehr spärlich findet sich der T. in
Ergußgesteinen und zwar fast nur in älteren, z. B. in Felsitporphyren
und deren Tufien, so bei Groß-Umstadt im Odenwald ; am Mt. Bischoff
in Tasmanien, z. T. auch im Erzgebirge und in Comwall mit Zinnstein.
Er ist durch nachträgliche pneumatolytische Umwandlung in diesen
Gestein entstanden. Zuweilen im kömigen Ealk und Dolomit, so am
Campo longo im Kanton Tessin grün, bei Gouvemeur im Staat New-
York rötlichbraun etc. Selten auf anderen als Zinnerzlagei^stätten,
so z. B. mit Kupfererzen bei Taltal im nördl. Chile, wo ein Gemenge
von T. mit Rotkupfererz als Tdltdlü bezeichnet worden ist und auf
dem Magneteisenlager von Arendal in Noi'wegen. Aus seinem ur-
sprünglichen Muttergestein ausgewittert liegt der T. vielfach auf
Turmalin. 759
sekundärer Lagerstätte. In größeren mehr oder weniger abgerollten
Geschieben, z. B. in den Edelsteinseifen von Ceylon und Brasilien;
mikroskopisch klein in Sanden und Sandsteinen, Kalksteinen, Mergeln
etc., doch soll er in diesen Gesteinen vielfach auch eine Neubildung sein.
Fundorte sind sehr zahlreich, so daß außer den schon erwähnten
nur noch wenige genannt werden können, die wegen guter Aus-
bildung der Krystalle oder aus anderen Gründen wichtig sind. Sie
sind nach der Farbe der Krystalle geordnet, doch kommen vielfach
auf einer Lagerstätte, ja auf derselben Druse Krystalle von ver-
schiedener Farbe vor.
Farblos, rosa, grünlich und gelblich; stets auf Drusen im Granit
aufgewachsen, häufig von Lepidolith begleitet. Die Krystalle dieser
wie der anderen heller gefilrbten (nicht schwarzen) Varietäten er-
reichen kaum die Länge und Dicke eines Fingers. Durchsichtig bei
Penig in Sachsen, Schüttenhofen in Böhmen, San Piero auf Elba (hier
häufig verschiedene Farben am nämlichen Krystall, auch Mohren-
köpfe), Paris in Maine. Trübe langstrahlige Aggregate auf Lepido-
lith von Kozena in Mähren in einem Pegmatitgang, und ebenso bei
Sumford in Maine, im südl. Kalifornien etc. Ebenfalls im Granit
kommt der dunkler rote BubeUit vor, der zuweilen ins Violette spielt.
Sehr schön in Sibirien (daher auch Siberit, sibirischer Rübin der Juwe-
liere) im Bezirk Katharinenburg in der Nähe von Schaitansk und
Mursinsk (Alabaschka, Juschakowa, Sarapulsk.) Ausgezeichnetes Vor-
kommen bei Mainglon in Birma, sowie bei Aubum in Maine. Die
roten mit grünen Mänteln von Brasilien, Paris und Chesterfield sind
schon erwähnt, an allen diesen Fundorten auch ganz rote und ganz
grüne. Grriin sind vorzugsweise die brasilianischen T., die auch
als Geschiebe in den Edelsteinseifen des Bezirks Minas Novas
(Minas Geraes) vorkommen, und die viel geschliffen werden (bra-
silianischer Smaragd der Juweliere); femer die Krystalle aus den
kömigen Dolomiten vom Campo longo am St. Gotthard und im
Binnental im Wallis; endlich die stets auf Chromeisen im Serpentin
aufgewachsenen Chromturmaline, außer dem schon genannten urali-
schen z. B. die dünnen grünen Nadeln von Montgomery County in
Maryland mit 4,32% (^^2^9- Der blaue Indigolith (Indicolith) ist
selten, meist ziemlich dunkel gef&rbt und begleitet in einzelnen Exem-
plaren die anders gefärbten, so in den Seifen von Ceylon und Brasilien
(daher der durchsichtige schleifbare brasilianischer Sapphir genannt)
etc. Im Granit bei Utö in Schweden und bei Goshen in Massachusetts,
meist trübe. Braun sind besonders die vielfach geschliffenen, durch-
sichtigen Geschiebe der Seifen in Ceylon, wo 99% aller Turmaline
diese Farbe haben. Sie sind vielfach ringsum auskrystallisiert und
waren wohl ursprünglich in krystallinischen Schiefem eingewachsen.
760 Silikate.
Eingewachsen im Chlorit- und Talkschiefer ist der dunkler braune,
zuweilen ins Grünliche und Schwarze gehende trübe T. im Zillertal
in Tirol und im Glimmerschiefer bei ünterdrauburg in Kärnten {Dravit).
Rötlichbraun ist der T. aus dem kömigen Kalk von Gouverneur in
New- York mit skalenoedrischem Habitus (Fig. 578), vergl. Zeusü, pag. 757.
AVeitaus am verbreitetsten von allen Turmalinvarietäten ist der
schwarze T., der Schörl Er bildet jnicht gar selten bis armdicke Prismen.
Zuweilen aufgewachsen auf Drusen im Granit, weit häufiger ein-
gewachsen in den oben genannten Gesteinen, Die wichtigsten Fundorte
sind: Sonnenberg bei Andreasberg im Hai*z auf Drusen im Granit;
die Pegmatite des bayrischen Walds, bes. am Hörlberg bei Lam, braun-
schwarze Krystalle im Quarz ; in Schlesien im Eulengebirge im Gneiß
und in dessen Pegmatitgängen, bes. bei Langenbielau ; in Böhmen bei
Pisek im Granit und bei Bilin im Gneiß ; bei Marschendorf in Mähren
im Glimmerschiefer ; an vielen Orten in den Alpen, so am Hirschkogl
bei Kinimbach (Steiermark) im Gneiß, im Habachtal im Salzburgischen
im Glimmerschiefer, im Zillertal, Pfitschtal etc. in Tirol im Chlorit-
schiefer; bei Predazzo in Südtirol im Granit, hier häufig schöne
Turmalinsonnen ; in der Schweiz im Gotthardgebiet und in Graubünden ;
femer auf den Inseln Elba und Giglio im Granit; vielfach in den
Pyrenäen; im Granit von Bovey Tracey in Devonshire sowie in Com wall,
England und ebenso an manchen Orten in Schottland und Irland;
in Norwegen bei Kragerö, Snarum und Fossum, Kirchspiel Modum,
sowie bei Arendal im Granit; im Gneiß in Westmanland (Schweden),
bei Käringbrüka im Chloritschiefer, auch bei Sala; verbreitet im
Granit und Gneiß in Finnland ; im Ural bei Schaitansk und Mursinsk
mit den hellgefärbten, sowie bei Miask im Ilmengebirge im Granit;
in Ostindien (Bengalen) ganz dünne Platten || der Achse zwischen Mus-
covittafeln; bei Valparaiso (Chile) im Granit; vielorts in den Ver-
einigten Staaten: Stony Point in Alexander County und auf der
Culsageegrube bei Franklin (hier mit Korund und z. T. aus Korund
entstanden) in Nordkarolina, bei Pierrepont und bei De Kalb, St. La-
wrence County, New- York, im Kalkspat eingewachsen, sowie bei Monroe
und Haddam in Connecticut im Glimmerschiefer, bei Orford, New
Hampshire, bräunlichschwarz im Chloritschiefer etc. ; in Grönland z. B.
bei Godhaab; in Madagaskar bei Tamatave.
Der Turmalin ist zwar gegen Verwitterang im allgemeinen sehr
widerstandsfähig, ist aber doch vielfach umgewandelt, besonders in
glimmerartige Mineralien, in Kaliglimmer (Damourit), aber auch in
Magnesia- und Lithionglimmer (Cookeit). Deshalb ist auch wohl seine
chemische Konstitution in einen gewissen Zusammenhang mit der der
Glimmer gebracht worden. Wegen dieser Umwandlung ist der Tur-
malin auch vielfach mit Glimmerplättchen bedeckt und von solchen
Tnrroalln. Axinit.
761
durchgewachsen. Manches was Pinit genannt wird (pag. 676) ist
wohl ein dichtes glimmerartiges Umwandlungsprodukt des Turmalins.
(Außer der schon angeführten Literatnr sei noch erwähnt : 6. D'Achiardi, Memorle
soc. tose. d. sc. nat. Pisa. Bd. 13, 1894, pag. 1, Bd. 15, 1896, pag. 1 ; Annali d. Uni-
versita tose. Bd. 22; vergl. auch pag. 757.)
Axinit.
H,Fe.,Ca,BUkSi^O^^ = H.,0 . 2FeO . iCaO . B^O^ . 2Al^0^ . 8SiO^,
worin eine schwankende Menge FeO durch MgO und MnO und etwas
Al^ Og durch Fe^ Og vertreten ist ; statt H^ 0, das erst in der Glühhitze
entweicht, findet man zuweilen eine kleine Menge Z«^. Eine Ana-
lyse des A. von Bourg d'Oisans im Dauphinfe ergab: 43,46 SiO^,
16,33 AI^O^, 5,61 ^aOg, 2,80 Fe^O^, 20,19 CaO, 6,78 FeO, 2,62 MnO,
1,73 MgO, 0,11 K^O,''l,ib H^O = 101,08.
Der A. bildet ausgezeichnete trikline Krystalle, die Flächen schneiden
sich z. T. in sehr scharfen Kanten (Fig. 583). P= c»'P (llo) ; u = ooP*
(110), beide deutlich vertikal gestreift; P/w = 135^
31'; die stumpfe Kante P/w abgestumpft durch Z =
ooi^(lOO); P/Z = 15P 5'; femer r = 'P (111), häufig
nach der Kante Pjr deutlich gestreift; Fjr = 134 ^ 45'
und r/w = 115^ 38'; Kante r/w abgestumpft durch 5 =
2T'^ (201), s/w = 152« 3', und in der Zone [sP]:
ic = P'(lll), 5/;r = 163« 53'. a:ft:c=0,4921:l: 0,4797;
a = 82« 54'; /? = 91« 52'; y = 131« 32'. Häufig
auch in anderer Weise aufgestellt. Auch ist die Ausbildung der
Krystalle häufig eine ganz abweichende. Keine Zwillinge. Die scharfe
Kante P/w = 44« 29' durch einen deutlichen Bl. Br, || der Längsfläche
r r= ooPäo (010) abgestumpft, wo v/w = 147 « 13'; ein weniger deutlicher
Bl. Br. stumpft die scharfe Kante Plr = 45« 15' ab. H. = 6f-7.
G. = 3,2— 3,3. Pyroelektrisch. Braun oder graubraun, zuweilen ins
Blau, Violett oder Rot; sehr stark pleochroi tisch. Durchsichtig bis durch-
scheinend, glasglänzend, nicht selten von grünem, pulverigem Chlorit
ganz durchsetzt und gefärbt. Schmilzt unschwer zu einem spezifisch
leichteren dunkelgrünen Glas. Wird nur stark geglüht oder ge-
schmolzen von HCl völlig zersetzt.
Der A. bildet aufgewachsene Krystalle und derbe Massen auf
Klüften in krystallinischen Schiefern, besonders Honiblendeschiefern
und anderen ältereren krystallinischen Silikatgesteinen, vor allen
Diabasen; seltener auf Erzgängen. Vielfach in den Alpen in den
krystallinischen Schiefern : bei Bourg d'Oisans im Dauphin^, am Skopi
und St. Gotthai'd in der Schweiz etc., ebenso bei Barfeges in den
Pyrenäen; als Zersetzungsprodukt im Diabas bei Treseburg und
Andreasberg im Harz in derben Aggregaten, auch am Monzoni in Tirol
und bei Botallak in Comwall. Selten im Granit z. B. bei Striegau,
Fig. 583.
762 Silikate.
auf Drusen. Auf manchen Erzlagerstätten im Erzgebirge, so bei
Schneeberg, Schwarzenberg, Thum (sog. Thumerstein) etc. ebenso bei
Kongsberg in Norwegen, Nordmarken (Wermland) und Dannemora in
Schweden. Femer bei Poloma in üngani, im Ural, in Japan etc. Überall
nur in geringer Menge. Bildet mit Pyroxen, Amphibol, Quarz etc. ein
im Granitkontakt in den Pyrenäen vorkommendes Gestein im Kalk,
den Limurit. Zuweilen als Edelstein geschliffen.
(Websky, Tschermaks Min. Mittlgn. IT, 1872; G. vom Rath, Pogg. Ann. Bd.
128, 1866; Hessenberg, Min. Notizen ((3) H.) an mehreren Stellen; Jannasch und
Locke, Zeitschr. anorg. Chemie Bd. 6, 1894, pag. 57.)
Isomorphe Reihe des Datoliths.
Monokline isomorphe Mineralien:
Datolith : HtCcuB^Si^O^o ; a\h:c = 0,6329 : 1 : 0,6345 ; ß == 90<> 9'.
Homilit : FeCa^BiSi^O^o ] a:b:c = 0,6249 : 1 : 0,6412 • ß = 90^ 39'.
Euklas : H^Be^AliSi^OiQ : a.hic^^ 0,6303 : 1 : 0,6318 ; /^ = 9l<> 42'.
Gadolinit : (?) FeBe^ Y^Su Oio; a:b:c = 0,6273 : 1 : 0,6607 ; ß = 90'> 33» ,'.
Datolith.
H^Ca,,B.^Si.,0^o==H.,0,2CaO.B.,0^.2SiO^; 37,50 StO^, 21,88 B,0^,
35,00 CaO, 5,62 H^O. Ausgezeichnete aufgewachsene Krystalle (Fig. 584).
Achsenverhältnis oben. g = ooP (110), gjg = 115« 22';
f = oo52 (120), fif = 76« 38' (vorn); s = ooPoo (100),
meist klein, fehlt oft ganz; a = — Poo (101), oft groß,
ajs = 134« 52' ; ebenso b = OP (001), bjs = 90« 9', ft/a =
Fig. 584. 1350 4'; c= — »2 (122), 6/c = 141« 7'; ri=2Poo (021),
hjä = 147« 38'; e = P (111), e/s = 130« 11'. Im ganzen weit über
100 einfache Formen bekannt. Keine Zwillinge. Kein Bl. Br. Bruch
kleinmuschlig. H. = 5— 5^. G. = 2,9—3,6. Farblos ins Grünliche,
Gelbliche, selten ins Rötliche oder Violette. Fetter Glasglanz. Durch-
sichtig bis durchscheinend. Opt. A. E. ac; 2V = 74«— 75« (rot);
— M. L. um ca. 4« nach hinten gegen c geneigt, so daß sie im spitzen
Winkel ß liegt. Erst bei sehr starkem Glühen geht ÄjO weg. Schmilzt
leicht zu einem klaren Glas und färbt die Flamme grün. Von HCl
leicht unter Gallertbildung zersetzt.
Der D. bildet meist Krystalle. Er findet sich ähnlich wie die Zeo-
lithe, zu denen er früher gerechnet wurde, auf Mandelräumen von
Mandelsteinen und auf Klüften von älteren krystallinischen basischen
Silikatgesteinen, bes. von Grünsteinen etc.; seltener auf Erzlager-
stätten. Bei Andreasberg am Harz auf Klüften des Diabases und des
Tonschiefers in der Nähe der Erzgänge; im Diabas auch bei Bergen
Hill in New- York; zu Theiß bei Klausen und an der Seißer Alp in
Tirol; mit Kupfer am Lake Superior in Melaphyrmandeln ; bei
Datolitli. Touerdesilikate. 763
Toggiana in Modena im Serpentin; auf den Magneteisenerzlagern
von Utö etc., überall in niederen Prismen. Eine kleintraubige
bräunliche Varietät auf Kalkspat der Magneteisenlagerstätte von
Arendal heißt Botryolith. Eine Pseudomorphose von bräunlichem Horn-
stein nach D. in ausgezeichnet ausgebildeten großen Individuen von
Hay-Tor in Devonshire wurde Haytorit genannt.
(Ed. Dana, Tschermaks Min. Mitteilgn. Bd. IV, 1874, pag. 1; Bodewig, Pogg.
Ann. 158, pag. 230; Hessenberg, Min. Notizen an versch. SteUen ; Lnedecke, Zeitscli.
f. ges. Natnrw. Bd. 61, 1888, pag. 235.)
Homilit, sehr selten, bei Breyik in Norwegen mit Melinophan etc. im
Nephelinsyenit in schwarzen ErystaUen und Kömern. Ihm nahe steht wahrschein-
lich der dunkelbraune Erdmannit (Michaelsonit), der den Homilit begleitet.
Euklas. Ausgezeichnete Krystalle mit besonders zahlreichen Yertikalpiismen
und einem vollkommenen Blätterbruch nach der Symmetrieebene. G. = 3,09 — 3,11.
H. = 7Va- Hell meergrün, ähnlich dem Aquamarin, auch blau und gelblich bis fast
farblos, durchsichtig bis durchscheinend, glas-, auf dem Bl. Br. perlmutterglänzend.
Brasilien bei Boa Vista auf Drusen im Chloritschief er ; Peru; am Fluß Sanarka
im Ural in den Goldseifen. In den Tauem auf Periklin aufgewachsen. Sehr selten.
Wird als Edelstein benutzt. Zusammensetzung siehe pag. 762. (Schabus, Denkschr.
Wien. Ak. Bd. VI, 1852.)
Gadolinit Zusammensetzung (siehe pag. 762) vielleicht noch etwas unsicher.
Z. T. umgewandelt, jBe-frei und isotrop. Schwarze Körner mit grauem Strich und
muschligem Bruch; auf diesem meist starker fettartiger Glasglanz. G. = 4 — 4,5.
H. = 6V2. Im Granit besonders in Skandinavien: Hitterö in Norwegen, Fahlun und
Ytterby in Schweden etc., auch bei Schreiberhau in Schlesien. V. d. L. verglimmend
(263) ohne zu schmelzen.
Einige seltene Borosilikate sind:
JlyaiofcÄi^ von Longban in Wermland, Schweden. Vielleicht: HR^^^BSi^Oi^j
wo E = P6, Ba, Ca (25% FbO, 20% BaO, 7% CaO, ^B^Oi) mit wenig Be, Mn,
Ki etc., F statt (HO), Derb, feldspatähnlich aussehend.
Serendibit Sehr basisches Borosilikat von AZgOa, CaOy MgO und FeO mit
wenig Alkalien, worunter Li^O; zweiachsig, wahrscheinlich triklin. Blau, stark
dichroitisch. G. = 3,42. H. = 7 ca. Mit Diopsid im Kalk am Kontakt mit mond-
steinföhrendem Granit; Gangapiliya bei Kandy, Ceylon.
Seiner Zusammensetzung nach gehört hierher auch der Danburii (pag. 628).
Vgl. auch Dumortieritj Veativian und andere etwas ^2^8 enthaltende Silikate.
Ein sehr PgOs-reiches Silikoborat mit 44,22% BtO^ ist der
Howlith, HioCOiBifßi^O^ ^ öH^O , 4^CaO . bB^O^ . 2810^. Er bildet in dem
Gips von Brookville in Neu-Schottland weiße, weiche, kreideähnliche Ejiolleu, die
aus feinen, wahrscheinlich rhombischen Schuppen bestehen. Mit anderen ähnlichen
Substanzen, z. B. einer solchen von der Zusammensetzung: ßH^O ,SCaO . bB^O^ . 6/SiOj
in den Ablagerungen von Bormineralien in Kalifornien.
Gruppe der Tonerdesilikate.
Die wichtigsten Mineralien dieser Gruppe sind zusammengesetzt nach der
Formel Al^SiO^^Äl^Ot.SiO^; 36,90 SiO^, 63,10 AkO^. Diese Verbindung findet
sich in der Natur in verschiedener Weise ki*ystallisiert ausgebildet: als Cyanit
764
Silikate.
(triklin); als Andalusit (rhombisch); ebenso als Sillimanit Cyanit und Andalnsit
gehen durch Erhitzen auf 1350^ in Sillimanit über. In dem gleichfalls rhom-
bischen Topas ist der 0- Verbindung ÄliSiO^ noch die entsprechende ^-Verbindung*
Al^SiFiQ, isomorph beigemischt. Die Krystallformen des Andalusits und Topases
stehen einander sehr nahe (Grünhut, vergl. bei Topas). Einige andere hierher ge-
hörige Mineralien zeigen eine etwas abweichende Znsammensetzung; sie sind von
erheblich geringerer Bedeutung als die genannten.
Dumortierit AhSitiOii -= iAkO^ . ^SiO^ mit 69,4 AkOt. Enthält z. T.
-ßjOa in Vertretung von AZjOa (der von Clip, Arizona bis 5%, auch der vomVeltlin)
und bildet so einen gewissen Übergang zur vorhergehenden Gruppe. Eine kleine
Menge H2O ist wohl Folge beginnender Verwitterung. Bildet strahlig-fasrige Ag-
gregate rhombischer Individuen. G. = 3,36. H. = 7. Blau, auch ins Grünliche,
z. T. fast schwarz; sehr stark pleochroitisch. Unschmelzbar; von Säuren nicht ange-
griffen. Auf Pegmatitgängen im GneiO des Iseron-Tals und bei Brignais (Frankreich) ;
femer im Veltlin ; im Cordierit von Tvedestrand (Norwegen) ; bei Harlem (New- York) ;
im Quarz von Clip (Arizona) iu größerer Menge.
Cyanit (Disthen).
ALSiO^ (siehe oben); etwas ÄhO^ durch Fe^O^ vertreten. Triklin,
langprismatisch ausgebildete Krystalle (Fig. 585—587), meist ohne
Endflächen, mit zwei Blätterbrüchen: Jf = ooPö5 (100), sehr voll-
er
Fig. 585.
Fig. 586.
Fig. 587.
kommen, und T — ooPaS (010) weniger vollkommen; MjT = 106^ 15';
die Abstumpfungen der scharfen und stumpfen Kante MjT sind
0 ^ 00 'P (110) und l == ooP' (110). Quer zu diesen Vertikalflächen
liegt die Basis P = OP (001) (Fig. 585, 586), selten als ursprüng-
liche Fläche ausgebildet, meist nur als Gleitfläche, nach der
Kante PjM gestreift, zuweilen in derselben Richtung gekrümmt und
von etwas fasriger Beschaffenheit; P/T = 93° 24'; PIM= 100<» 50^.
Die Fläche P macht auf M eine geradlinige Streifung und gerad-
linige feine Spaltrisse, welche mit der Kante 3f/T oder Mß einen bei-
nahe rechten, aber doch deutlich als schief erkennbaren Winkel von
90^ 23' bildet; endlich seien noch erwähnt die seltenen Flächen:
n = ,P'o5 (011) und r = 'Pp6 (OTl), welcher letzteren ebenfalls ein,
allerdings wenig deutlicher Blätterbruch parallel geht ; Mjr = 89^ 2i' ;
P,r==: 143^ 25' (Fig. 586). a:b:c = 0,899:1:0,697, 0 = 90** 23';
ß = 100^ 18'; y = 106<^ 1'. Zwillinge sehr häufig; bei den meisten
Cyanit. 765
ist M Zwillingsfläche und die Normale zu M Zwillingsachse; die
Flächen o und T beider Individuen machen seitlich, P oben ein-
springende Winkel (Fig. 587); diese Zwillingsbildung kann sich auch
mehrfach wiederholen. Verwachsungen zweier oder mehrerer Individuen
nach M^ aber nach anderen Zwillingsgesetzen sind seltener. Femer
sind Zwillinge beobachtet, bei denen die beiden Individuen sich unter
ca. 60<> schneiden und wo Z= 2P,2 (l21) Zw. Fl. ist ; endlich solche
nach P und nach einer hinteren Schiefendfläche : |,P,öö (308), welcher
ebenfalls Gleitflächencharakter zukommt. Diese letzteren Zwillinge
sind so ausgebildet, daß dünne Lamellen nach den genannten beiden
Flächen in ein größeres Individuum eingewachsen sind, wie bei den
Kalkspatzwillingen nach — \R, und sie sind wie diese auch wohl
durch den Gebirgsdruck in den Kry stallen nachträglich hervorgebracht
worden.
Die Härte des C. ist an verschiedenen Stellen des nämlichen Kry-
stalls sehr verschieden ; auf M in der Sichtung MjT ist H. = 44^—5,
in der Richtung MjP = 6—7; auf T und o ist H. = 7. Spröde, z. T.
ins Milde; die langen Prismen sind in der Richtung der Kante Jf/P
etwas biegsam, daher die eingewachsenen Krystalle in dieser Richtung
häufig etwas gekrümmt. G. = 3,56 — 3,68.
Glasglanz, auf 3f Perlmutterglanz ; durchsichtig bis durchscheinend ;
farblos, gelblich, hauptsächlich blau oder weiß und blau gefleckt, auch
ins Grüne, zuweilen durch Beimengungen (von Kohle ?) grau bis schwarz
gefärbt ; wenn stark gefärbt, sehr deutlicher Pleochroismus. Die — opt.
M. L. steht beinahe genau auf M senkrecht, die A. E. geht durch
den spitzen ebenen Winkel von 89^ 37', den die Kanten PfM und o/Jlf
auf der Ebene M miteinander einschließen, und macht ca. 30® mit der
Kante MjT (siehe den Pfeü in Fig. 586). 2 F=: 81^—82«. Un-
schmelzbar, von Säuren nicht angegriffen. Verwandelt sich bei der
Verwitterung zuweilen in Muscovit, aber weit seltener und schwie-
riger, als der gleich zusammengesetzte Andalusit, ist also gegen
Verwitterung viel widerstandsfähiger, als dieser. Geht bei 1350**
in Sillimanit über.
Die Krystalle sind fast stets ohne regelmäßige Endflächen ; vielfach
auch derbe breitstrahlige Aggregate, blau wie die Krystalle; beide haupt-
sächlich eingewachsen in krystallinischen Schiefern häufig mit Quarz ;
und ebendort auch fasrige und schmalstrahlige, farblose und gelbe, zu-
weilen schwarze Massen {Rhätmt). Sehr selten auf derbem C. aufge-
wachsene Kryställchen mit Endfiächen. Eine Hauptfundstelle guter
Krystalle (im weißen Paragonitschiefer) ist am Mte. Campione bei
Faido am St. Gotthard mit Staurolith, mit welchem der C. oft regel-
mäßig verwachsen ist (173); derbe Aggregate, auch des Rhätizit,
meist im Glimmerschiefer, am Greiner in Tirol, im Pfitschtal ebendort,
M
a.
766 Silikate.
bei Petschau in Böhmen; als mächtiges Lager bei Horrsjöberg in
Schweden; in Nordamerika, Neuseeland. Im Eklogit, z. B. dem der
Saualpe in Kärnten, findet sich C. häufig in Gestalt kleiner , dünner,
blauer Prismen und ebenso im Granulit (Sachsen, Nieder-Österreich etc.).
Als Gerolle in den Goldseifen im Ural mit Euklas etc. Niemals in
Eruptivgesteinen. Schön dunkelblaue Varietäten werden als Edel-
steine verschliffen (Sappar6).
(Bauer, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1878, pag. 283 und 1879, pag:. 244 und
717; G. vom Rath, Zeitschr. f. Kryst. III, 1, V, 17; Zulkowski, Sitzgsber. Wien.
Ak. Bd. 109, Abtlg. II, 1900, pag. 1.)
Andaluslt.
AhSiOg^ (siehe oben); häufig etwas Fc^O^, Der grüne Mangan-
andalfisit im Glimmerschiefer von Vestanä in Schweden hat 6,91 Mn^O^,
Rhombisch und in mancher Beziehung ähnlich dem Topas; annähernd
quadratische Prismen Jlf = ooP (110) von 90^ 50' mit Basis P= OP (001)
sind die gewöhnlichsten Formen, seltener gesellen
sich dazu noch Flächen eines anderen Prismas, so-
wie solche eines Makrodomas r = Pöö (101), rjr =
109^ 50', welche auf die stumpfe Prismenkante auf-
gesetzt sind, und andere, aber alle nur untergeordnet
(Fig. 588). a:b:c = 0,9861 : 1 : 0,7024. Keine Zwil-
linge. Deutliche Bl. Br. fehlen (Unterschied von
Topas); undeutlich spaltbar nach den Prismenflächen.
Bruch kleinmuschlig bis uneben. H. «= 7—7^. G. =
Fiff 588 ^^^ — ^'^' Glasglänzend bis ganz matt; selten durch-
sichtig (Brasilien), meist nur durchscheinend bis
undurchsichtig; fai'blos, grau, gelb, rot, braun, grün. Sehr stark
pleochroitisch. Opt. A, K ac, — M. L. c. 2F=84® 30' (r.).
Schwache Licht- und Doppelbrechung, ß = 1,638 ; y— a = 0,005.
Unschmelzbar, von Säuren nicht angegriffen. Mit Quarz in den
krystallinischen Schiefern, besonders im Glimmerschiefer, z. B. bei
Lisenz in Tirol und vielfach a. a. 0. in den Alpen, bei Goldenstein
in Mähren, im Eiesengebirge und a. a. 0. in Schlesien (Landeck); im
Fichtelgebii'ge ; im bayrischen Wald bei Herzogau; in Andalusien;
bei Dublin in Irland. Die durchsichtigen braunen Geschiebe von
Brasilien aus den Edelsteinseifen von Minas Novas werden auch als
Edelsteine geschliffen. Selten im Granit (Schwarz wald, Harz) ; häufiger
im Granitkontakt in dem Andalusithornfels , von mikroskopischer
Kleinheit.
Der A. verwittert sehr leicht zu Glimmer, viel leichter als der
gleich zusammengesetzte Cyanit ; an der Oberfläche sind die Krystalle
daher oft mit einer dicken, weißen Glimmerschicht bedeckt. Geht
ebenfalls bei 1350^ in Sillimanit über.
Andaliisit. Sillimanit. 767
(Grttnhut, Zeitschr. f. Kiyst. IX, 1884; Zulkowski siehe Oyanit; Gramann,
Über die Andalusit Vorkommnisse im rhätischen Fluela- und Scalettagebiet, ZUrich
1899.)
Eine Varietät des A. ist der Chiastolifh (Hohlspat), lange farblose,
grauliche oder bräunliche, unregelmäßige Prismen, zuweilen nadei-
förmig dünn, zuweilen fingerdick, im Tonschiefer im Granitkontakt
eingewachsen. Das Eigentümliche des Ch, ist, daß längs der centralen
Achse und längs den vier Prismenkanten schwarze Stäbchen von mehr
oder weniger großem Querschnitt die Krystalle durchziehen, welche
durch dünne, diagonal verlaufende, schwarze Plättchen miteinander in
Verbindung stehen. Auf dem Querschnitt tritt dann oft eine schwarze
kreuzförmige Figur auf weißem oder doch hellem Grund hervor,
weshalb solche Querschnitte als Amulette getragen werden (Fig. 589).
Fig. 589 (nach Dana).
Dicke Prismen bei San Jago di Corapostella in Galicien (Spanien), in
den Pyrenäen und in der Bretagne, auch bei Springfield, Massa-
chusetts, in Nordamerika; dünne Nadeln z. B. bei Gefrees im Fichtel-
gebirge.
(Rohrbach, Zeitschr. deutsch, geol. Ges. Bd. 39, 1887, pag. 635; Becke, Min.
u. petr. Mittlgn. Bd. 13, 1892, pag. 256.)
Sillitnanit
AloSiOfi (siehe ohen). Rhombisch, wie Andalusit, aber der Prismenwinkel =
111^; auch andere Eigenschaften weichen ab, also eine dritte heteromorphe Modi-
fikation. Meist farblose, seltener grane oder braune, dünne Prismen und Stengel
und feinste Nädelchen, stets ohne regelmäßige Endbegrenzung, liegen zahlreich, meist
im Quarz eingebettet in krystallinischen Schiefem: Gneißen, Granuliten, weniger
in Glimmerschiefern. Vielfach in mikroskopischer Feinheit in Granitkontaktzonen in
veränderten Schiefem, bes. im Andalusithomfels. Zuweilen auch im Pegmatit. In mikro-
skopisch feinen Nädelchen scharenweise im Cordierit. G. = 3.25. H. = 6V2 — 7. Nach
der Querfläche sehr deutlich spaltbar. Optisch -|- und stärker doppelbrechend, als
Andalusit. V. d. L. unschmelzbar; von Säuren nicht angegriifen. Die Zahl der
Fundorte ist beträchtlich ; größere Krystalle auf Quarzgängen im Gneiß von Saybrook
bei ehester, Massachusetts. Nicht selten feinfasrige bis dichte filzartig verwebte,
meist stark mit Quarz durchsetzte Aggregate, die als Faaerkiesel oder Fibrolith
bezeichnet werden. So in rundlichen Knauem im Gneiß des Eulengebirgs in Schlesien,
in dünnen Platten im Gneiß von Bodenmais im bayr. Wald; ferner bei Goldenstein
und Marschendorf in Mähren (Muttergestein des Chrysoberylls). Einige dieser fein-
fasrigen Massen haben besondere Namen erhalten: Btichholzit von Lisenz in Tirol;
Bamlit von Bamle in Norwegen; Xenolith und Wörthit in Geschieben der Gegend
von Petersburg. Wurden wegen ihrer Festigkeit vielfach zu prähistorischen Werk-
zeugen verarbeitet. Zum Sillimanit gehört wohl auch der grüne Monrolith von
Monroe in New- York, sowie der Glanzspat, grau, gradfasrig, als Einschluß in einigen
Basalten des Siebengebirges.
768
Silikate.
Topas.
Auch der Topas ist nach der allgemeinen Fonnel Al^SiOj^ zu-
sammengesetzt, er enthält aber daneben noch bis über 20% F. Außer-
dem entweicht beim Glühen bis 2,65% S^O, allerdings meist erheblich
weniger. Man nimmt daher an, daß ein Teil des F durch eine äqui-
valente Menge (OH) vertreten werde. Diese Menge ist stets nur
klein, so daß in den (OÄ)-reichsten Topasen nahezu das Verhältnis:
F : {OH) = 3:1 herrscht (gelber T. von Brasilien), während die F-
reichsten fast genau die reine Verbindung: AI^SiO^F^ darstellen (farb-
loser T. von Durango in Mexiko). Man schreibt daher die Formel des
Topases allgemein: ÄhSiO^{F, OH).,. Diesen Verbindungen würden
folgende Zahlen entsprechen:
ÄIO, F
SiO.
F:OH= 3:1: 32,79 55,74 15,57
0H4rei: 32,61 55,44 20,65
H^O Sa.
2,45 = 106,55
— =108,70.
Häufig mit zahlreichen meist mikroskopischen Gas- und Flüssig-
keitseinschlüssen (flüssige CO., etc.).
Der Topas ist ausgezeichnet rhombisch krystallisiert (Fig. 590 bis
593). Das Vei-tikalprisma M= ooP (110), MIM= 124^ 17' ist ähnlich
dem Vertikalprisma bei der Hornblende, daher spricht man zuweilen
beim Topas von einem Hornblendeprisma im Gegensatz zu dem
Prisma l = ooP2 (120), welches die seitliche scharfe Kante MjM stets
zuschärft und bei dem vorn ähnlich wie beim Augitprisma: Jß = 86** 49';
dieses nennt man danach das Augitprisma des Topases. Die Kanten
beider Prismen sind fast nie abgestumpft; von den 3 Pinakoiden ist
nur die Basis P=OP (001) häufig vorhanden, der ein ausgezeichneter
Bl. Br. parallel geht. Das Oktaeder o = P (111) begrenzt die Prismen
zuweilen für sich allein (Fig. 590), so z. B. an den Krystallen von Mughla
fflr\
<i
M
M
A^
M
M
^
Fig. 590.
Fig. 691.
Fig. 592.
Fig. 693.
in Kleinasien, und an solchen von Ouro Preto (Villa Rica) in Brasilien ;
010= UV 0' und 101 <» 40' (E. K.). Zuweilen tritt dazu ein sehr aus-
gedehntes Brachydoma n = 2P5o (021); njn = 92** 42' (oben, Fig. 592)
und auch wohl die Basis (Krystalle von Adontschilon in Silbirien). Bei den
Krystallen vom Schneckenstein in Sachsen ist auch noch s = |P (223 )
und X = 4P2 (243) vorhanden, die Kanten olP und o/n abstumpfend
(Fig. 591). Fig. 593 stellt einen Krystall von St. Luis Potosi in
Topas. 769
Mexiko dar, an dem au£er den genannten Formen noch das steile Okta-
eder Je = 2P (221) und das dessen stumpfe Endkante abstumpfende
Makrodoma i = 2Pöö (201) ausgebildet ist. Die oben angeführten
Winkel geben das Achsenverhältnis : a :b : c = 0,5285 : 1 : 0,4769 ;
Winkel und Achsen sind aber merklich schwankend mit dem OH-
Gehalt. An den Krystallen sind selten die beiden Enden des Prismas
regelmäßig begrenzt; sie sind dann zuweilen etwas verschieden aus-
gebildet, aber die Krystalle nicht eigentlich hemimorph, wie auch die
Ätzfiguren zeigen. Zwillinge sind noch keine beobachtet.
H. = 8. G. schwankend zwischen 3,523 und 3,574 und mit zu-
nehmendem -F-Gehalt steigend. Durchsichtig bis durchscheinend,
selten ganz undurchsichtig. Glas-, auf P perlmutterglänzend. Farb-
los, weingelb, rot, rötlichgelb, braungelb, hellblau und meergrün; die
rötlichgelben werden durch Glühen pfirsichblfitrot ; die Farben, nament-
lich die meergrüne, bleichen am Licht zuweilen aus. Dichroismus
merklich. Opt. A. E. ac, -|- M. L. c, Spaltungsplättchen geben daher
das Interferenzbild mit der Achsenebene || der Brachydiagonale. q >> v.
Für den gelben brasilianischen Topas ist für Gelb: a = 1,62936;
/9= 1,63077; y = 1,63747; also keine starke Lichtbrechung und
schwache Doppelbrechung. Die Brechungskoeffizienten nehmen mit
steigendem Fluor-Gehalt ab. Der scheinbare opt. Achsenwinkel
schwankt zwischen: 2E = 86^ 21' (gelber T. von Brasilien) und
126^ 24' (farbloser T. von Thomas Range, Utah), er nimmt also mit dem
Fluorgehalt gleichzeitig stetig ab. Durch Pressen, Reiben und Tempe-
raturänderung wird der T. stark elektrisch. V. d. L. unschmelzbar,
aber durch kräftiges Glühen trübe. Mit Phosphorsalz im Glasrohr
stark erhitzt, gibt der T. etwas ÄF, wodurch das Glas geätzt wird.
Von Säuren nicht angegriffen.
Findet sich meist in Form vollkommen ausgebildeter Krystalle
von gewöhnlich kurzprismatischem Habitus, selten über fingerlang und
-dick, viel häufiger erheblich kleiner. Die größten bekannten Kry-
stalle, bis 28 cm lang und 16 cm dick, stammen vom Flusse Urulga
in Sibirien. Die Krystalle sind fast stets auf Drusenräumen mit
einem Ende aufgewachsen und daher nur ausnahmsweise doppelseitig
ausgebildet; seltener bildet der Topas einen eigentlichen Gesteins-
gemengteil. Manchmal auch derb und dicht. Er findet sich wie
der Turmalin und vielfach mit ihm zusammen vorzugsweise in
Granit, besonders in dem Zinnstein führenden, und vor allem im
Greisen, sowie im Granitkontakt, begleitet von Quarz und von den-
selben fluorhaltigen Mineralien (Flußspat, Apatit, Lithionglimmer, be-
sonders Zinnwaldit etc.) wie der Turmalin und ist ein Produkt derselben
pneumatolytischen Prozesse, welche durch die mit den Graniteruptionen
zusammenhängenden F-haltigen Dämpfe vermittelt wurden. Durch diese
Bauer, Mineralogie. 49
770 Süikate.
sind an vielen Stellen die Gesteine rings nm die Granitmasse mit
Topas erfüllt, topasiert. Der Topas entsteht so häufig auch durch
direkte Umwandlung namentlich ^7303 -haltiger Mineralien und bildet
nicht selten Pseudomorphosen nach diesen (Feldspat , aber auch
Quarz etc.). In dieser Weise findet sich der Topas auf den Zinnerz-
lagerstätten des Erzgebirges (Altenberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf,
Zinnwald, Schlaggenwald etc.), teils als Gemengteil des Granits, vor-
zugsweise aber auf Drusen aufgewachsen in Form meist farbloser,
durchsichtiger und glänzender Krystalle. Bei Altenberg bildet er auch
langstenglige Aggregate gelblich- bis griinlichweißer, trüber Indi-
viduen, mit Zinnwaldit durchwachsen, sog. Pyknit. Wie im Erzgebirge
ist auch das Vorkommen des T. in den Zinnerzlagei*stätten in Com-
wall, Tasmanien (Mt. Bischoff, hier auch dicht), Mexiko (La Paz, San
Luis Potosi (Fig. 593), Durango). Ausgezeichnete Beispiele topasierter
Gesteine sind die die Zinnerzlagerstätten begleitenden Quarzporphyre
desErzgebirges (Stockwerksporphyr, Zwittergestein) und am Mt Bischoff,
sowie der Topasfels vom Schneckenstein bei Auerbach im sächsischen
Voigtlande in der Kontaktzone der Eibenstocker Granitmassen, wo Tur-
malinhomfelsbrockeu durch ein aus Quarz und Topas bestehendes
Bindemittel zu einer Breccie verkittet sind. Auf Drusenräumen sitzen
weingelbe KrystaUe von der Form Fig. 591, die früher viel zu Schmuck-
steinen verwendet worden sind. Ein ähnliches Vorkommen ist viel-
leicht das von Hauneib im Damaraland (Südwestafrika).
Ohne Zinnstein ist der Topas auf Drusen in Granitpegmatiten
verbreitet, hier z. T. in besonders großen und schönen und nicht selten
durchsichtigen und wohl gefärbten Krystallen, begleitet von Quarz,
Turmalin, Beryll, Feldspat etc. Einige Fundorte dieser Art sind:
Elba (mit Turmalin), farblos, und ebenso die Moume Mountains in Ir-
land. Besonders ausgezeichnet in Rußland im Ural (Gegend von Schai-
tansk und Mursinsk bei Katharinenburg, bläuUch, grünlich und farblos,
bei Miask im Ilmengebirge, z, T. wasserhell und flächenreich, aber
klein) und in Transbaikalien im Gebiet von Nertschinsk (so in der
Gegend des Flusses Urulga von verschiedener Farbe und z. T. ganz
besonderer Größe, sodann im Gebirgszuge Kuchuserken und im Adont-
schilongebirge, meist bläulich und gelbUch, seltener farblos, von der
Fig. 592 abgebildeten typischen Form). In Japan bei Kioto und in
der Provinz Mino. In den Vereinigten Staaten bei Stoneham in Maine,
sowie am Pikes Peak und bei Florissant in Colorado. In Australien
in Neu-England. Im Granit findet sich auch der trübe, grünlich-, bis
gelblichweiße, derbe Pyrophysalüh (Physalith) von Finbo bei Fahlun.
Selten in krystallinischen Schiefern, z. B. an einigen Punkten der
Alpen. Ebenso auch eingewachsen im Kalk (in einer Goldwäsche an
der Kamenka, einem Nebenfluß der Sanarka im Ural). Bemerkenswert
Topas. 771
ist das Vorkommen in Hohlräumen (Lithophysen) jungvnlkanischer
Rhyolithe; glänzende wasserhelle Krystalle mit Feldspat und Quarz
sowie Mangangranat bei Nathrop in Colorado, und ohne Granat in
der Thomas Range in Utah. In einem schwarzen Tonschiefer soll der
rötlichgelbe Topas von der Form der Fig. 590 aus der Gegend von
Ouro Preto in Minas Geraes, Brasilien, liegen, der als Edelstein hier
gewonnen wird. Er wird durch Glühen rot (brasilianischer iJwWn),
doch kommen hier auch natürlich rote Steine als Seltenheit vor.
Topas von der nämlichen Form und Farbe unbekannten Vorkommens
von Mughla in Kleinasien.
Wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen die Atmosphärilien ist
der Topas nicht selten bei der Verwitterung der genannten Gesteine
zurückgeblieben. Er findet sich dann mehr oder weniger stark ab-
gerollt auf sekundärer Lagerstätte in Sauden und Seifen vielfach in
der Nähe der oben erwähnten Fundorte, so in den erzgebirgischen
Zinnseifen, in den Goldwäschen an der Sanarka im Ural etc. Größere
Gerolle sind vielfach sehr schön durchsichtig und daher zu Schmuck-
steinen besonders geeignet. Sie finden sich so in den Edelsteinseifen von
Ceylon in mannigfaltiger Färbung; besonders aber, meist farblos und
wasserhell, daher pingos d'agoa (Wassertropfen), auch blau und gelb,
meist etwa von Bohnengröße, nicht selten erheblich größer, im Rio
Belmonte, Bezirk Minas Novas, Minas Geraes, Brasilien. Genau ebenso
ist der Topas auch aus Australien (Neu-England) und Tasmanien
bekannt.
Die häufige Verwendung als Edelstein ist schon im Vorbeigehen
erwähnt, namentlich die brasilianischen gelben, sowie auch die farb-
losen sind in dieser Hinsicht wichtig ; dem gelben T. wird nicht selten
gelber Quarz (Citrin) untergeschoben. Wasserheller T. wird zuweilen
als Diamant zu verkaufen gesucht, mit dem er im spezifischen Gewicht
übereinstimmt und dem er bis zu einem gewissen Grade auch im Aus-
sehen gleicht.
Obwohl der T. im allgemeinen der Verwitterung ziemlich wider-'
steht, geht er doch zuweilen in weiche, muscovit- und steinmarkähnliche
Substanzen (sog. Steatit, Nakrit, Gilbertit etc.) über und die Krystalle,
besonders die gelben brasilianischen sind häufig mit natürlichen
Ätzfiguren bedeckt.
(Groth, Zeitschr. d. deutsch, ^eol. Ges. Bd. 22, 1870, 381; v. Kokscharow,
Materialien, an versch. Stellen; Laspeyres, Zeitschr. f. Kryst. I, 1877, 347; Grünhut,
ibid. IX, 1884, pag. 113; Jannasch und Locke, Zeitschr. f. anorg. Chemie VI, 1894,
pag. 168 und 321 ; Penfield und Minor, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 23, 1894, pag. 387.)
Zun y it. Ähnlich dem Topas zusammengesetzt: ÄlsSi^OniFj Cl, 0JT)i2.
Regulär-tetraedrische, weiße bis graulichweiße, z. T. durchsichtige Kryställchen.
G. = 2,875. H. = 7. Znni Mine bei Silverton, Colorado, im Guitermanit.
49*
SUnroUtb.
H^ (Fe, Mg)^ Al^^Si^Ot^ ^ H.,0 . 2 (Fe, Mg)0 . bAl^O^ . iSsO..
FeO überwiegt; zuweilen Fe: Jf(j = 3:l, entsprechend: 3037 SiO,,
51,92 AljO^, 13,66 FeO, 2,53 MgO, 1,52 H^O. In dem trüben St. findet
man bis über 50% SiO^, herrührend von eingemeng^tem Qaarz,
welcher durch HF heransgeätzt werden kann. Manchmal anch etwas
MnO; zuweilen ist wenig vl/jOg durch Fc^O, ersetzt. "Der Nordmarkit
im kiSmigen Kalk des Gneißes von Nordmarken bei Filipstad in Werm-
land, Schweden, enthält 11,6 Mn^O^ und 13,7 Fe^Og neben nur
35,18 Al,0^. Eine Varietät von Canton in Georgia gab 7 ZnO.
Xantkditk ist ein CaO-haltiger St. aus Schottland genannt worden.
Rhombisch. m = ooP(110); m/m = 129M0' mit Basis p = OP (001),
Lftngsfläche o = ooPSS (010) und dem Makrodoma r^.P^ (101) i
rjr = 69" 28' (oben) (Fig. 594, 595). Nicht selten fehlt auch r.
a:h:c = 0,4734 : 1 : 0,6828. Sehr häufig Zwillinge mit durcheinander
gewachsenen Individuen, hauptsächlich nach 2 Gesetzen: 1. Zw. Fi.
eine Fläche des Brachydomas ^PoÖ (032), die Individuen kreuzen sich
fC
^^^
Fig. 594.
Fig. 595.
Fig. 596.
Fig. 597.
beinahe rechtwinklig, ihre Vertikalachsen, d. h. die Kanten mjm nnd
m/m, liegen parallel mit einer beiden Individuen gemeinsamen Quer-
flftche; r, m, m, r liegen mit der Zw. Fl. in einer Zone (Fig. 596).
2. Zw. Fl. eine Pyramidenfläche ^P| (232); beide Individuen durch-
schneiden sich unter annähernd 60"; die Kanten mjm und mjm liegen
ganz anders gegeneinander als vorhin, und r, o, o, r liegen in einer
Zone, in welcher auch die Zw. Fl. liegt (Fig. 597). Anders gebildete
Zwillinge, z. B. nach der Prismenfläche i», ebenso Drillinge etc. sind
weniger verbreitet. Spaltbarkeit nach o ziemlich deutlich; klein-
muschliger Bruch. H. = 7— 7i, G. = 3,34—3,77 ; die niederen Zahlen
gelten für die unreinen, trüben, mit Quarz gemengten Krystalle, bei
den reinen ist G. ^ 3,65— 3,77. Glasglanz, meist ganz matt; braun-
rot, häufig sehr dunkel. Merklich pleochroitisch, gelb und rot. Un-
durchsichtig (die unreinen) bis stark durchscheinend. Opt. A. E. hc,
-j- M. L. c; 2E = 89« für Kot Starke Licht- und Doppelbrechung.
Fast unschmelzbar; von Säuren, auch von HF nicht angegrifiTen.
Findet sich nur in meist deutlich ausgebildeten, stets eingewach-
senen, kurzprismatischen Krystallen im Glimmerschiefer und Gneiß,
Staurolith. Wasserhaltige Silikate. Zeolithe. 773
sowie im koutaktmetamorphisch veränderten Tonschiefer. So mit
Cyanit in dem weißen Paragonitschiefer am Mte. Campione bei Faido
am südlichen Abhang des St. Gotthard, mit Cyanit vielfach in regel-
mäßiger Verwachsung (173); ferner bei Radegund in Steiermark,
Sterzing in Tirol, Zöptau und Goldenstein in Mähren, bei Quimper
in der Bretagne sehr unrein, San Jago di Compostella in Spanien,
im Ural an mehreren Orten, ebenso in Nordamerika z. B. in Fannin
Co., Georgia. Nie in Eruptivgesteinen.
(y. Lasanlx, Tschermaks Min. Hittlgn. 1872, 173 ; Bammelsber^f Sitzgsber. Berl.
Ak. 1873; v. Kokscharow, Mat. Min. BuGland, Bd. VII nnd YIII; Penfield, Zeitschr.
f. Kryst. Bd. 23, 1894, 64.)
Priamatin. MgAl^Si 0« = MgO .Al^Os. SiO^ mit 29,7 SiOf. Bildet rosarote
bis hell gelblichbranne, you einem dunkelgrünen feinfasrigen Verwitternngsprodnkt
(Kryptotil) umhüllte, bis fingerlange und -dicke, an den Enden unregelmäßig be-
grenzte Prismen des rhombischen Systems in einer körnigen albitähnlichen Feld-
spatmasse, die dem Granulit yon Waldheim in Sachsen eingelagert ist. H. = 6 — 7.
G. = 3,341. Dayon wohl nicht wesentlich yerschieden ist der weiße, glasglänzende
dünnstenglige Kornerupin, den der Sapphirin in Grönland begleitet.
Sapphirin. MgfiAk%SHO„ = bMgO .^ALOi.2SiO^ mit 12,88 ÄiO«, 65,66
^ZgOs und 21,46 MgO-, ist das 8t0s-ärmste und A/aOg-reichste aller bekannten Sili-
kate. Monoklin, aber Krystalle undeutlich j meist Aggregate flacher Kömer. Hell-
blau, zuweilen ins Grau und Grün, glasglänzend. G. = 3,46 — 3,49. H. = 7 '/a- Un-
schmelzbar ; yon Säuren nicht angegriffen. Fiskemäs in Grönland im Glimmerschiefer
mit Hornblende, Anthophyllit etc. sowie mit Komerupin.
b) Wasserhaltige Silikate.
Nachdem eine Anzahl wasserhaltiger Silikate in der Nähe von
verwandten wasserfreien in dem vorhergehenden Abschnitt unterge-
bracht worden ist, bleibt, wenn einige andere seltene als unwichtig
ganz übergangen werden, hier noch die natürliche Gruppe der Zeolithe
als Krystallwasser enthaltende Silikate zu betrachten übrig. Es sind
meist gut krystallisierte Alumosilikate, welche zugleich noch einen
alkalischen Bestandteil, meist JVa,0 und (7aO, seltener Kfi, sowie
BaO und SrO^ fast nie MgO und niemals schwere Metalle, enthalten;
wenige sind Al^O^-tr&i (Apophyllit). Das Krystallwasser geht bei ver-
schiedenen Temperaturen fort, bei einigen in trockener Luft schon in
der Kälte (Laumontit), bei anderen erst beim mehr oder weniger starken
Erwärmen und zwar vielfach allmählich und in der Weise, daß bei
bestimmten Graden stets auch nur bestimmte Wassermengen entweichen.
In feuchter Luft wird dann nachher das Krystallwasser wieder auf-
genommen (275). Manche Zeolithe geben erst in der Glühhitze die letzten
Reste des Wassers ab, das dann später nicht wieder aufgenommen
wird und das als basisches Wasser anzunehmen ist. Indessen ist die
Art und Weise, wie das aus den Zeolithen in der Wärme entweichende
774 Silikate.
Wasser aufzufassen ist, noch keineswegs genügend aufgeklärt, und
manche Mineralogen sind der Ansicht, daß ein bestimmter Unter-
schied zwischen basischem und Erystallwasser nicht gemacht werden
könne. Mit der Wasserabgabe ändert sich die physikalische und be-
sonders auch die optische Beschaffenheit der Substanz, so daß mit
jedem verminderten Wassergehalt besondere mit der Doppelbrechung
zusammenhängende Eigenschaften etc. verbunden sind. Der Kry stall-
bau wird dabei also nicht ganz zerstört und mit der Wiederaufiiahme
des Wassers der ursprüngliche Zustand im wesentlichen völlig wieder-
hergestellt. Das wasserfreie Silikat erinnert in der Zusammensetzung
vielfach an Feldspate, Nephelin etc., und ist mit diesen z. T. chemisch
ganz identisch.
Die Zeolithe schmelzen v. d. L. mehr oder weniger leicht unter
Blasen werfen , daher der Name (Siedesteine). Von HCl werden sie
unter Abscheidung pulveriger, schleimiger oder gallertartiger Kiesel-
säure vollständig zersetzt. Werden Krystallplättchen mit Säuren be-
handelt, so bleibt bei manchen Zeolitlien die hinterbliebene Kiesel-
säure in der ursprünglichen Form erhalten und das zersetzte Plättchen
zeigt optische Eigenschaften, die in näherer Beziehung zu denen des
unzersetzten Plättchens stehen. Bei manchen anderen Zeolithen ist
allerdings die bei der Zersetzung erhaltene Kieselsäure vollkommen
isotrop. In der ersteren Weise verhalten sich z. B. Desmin, Heulandit,
Harmotom, Brewsterit; in der zweiten Phillipsit, besonders nachdem
Glühen. Natrolith- und Analcimplatten verlieren beim Behandeln
mit HCl ihre Form und geben isotrope Kieselgallerte. Manche Zeo-
lithe lösen sich in der Wärme und unter hohem Druck in Wasser,
besonders in CO., -haltigem und krystallisieren beim Erkalten resp. beim
Aufhören des Drucks wieder aus (z. B. Apophyllit). Durch Verwitte-
rung werden sie meist leicht zerstört.
Sie sind an sich, und in den meisten Fällen auch tatsächlich, farblos
und dann durchscheinend bis durchsichtig und häufig stark glänzend.
Zuweilen auftretende braune und gelbe Farben werden durch orga-
nische Substanz hervorgebracht, die sich aus manchen Z. als bitumi-
nöse Tropfen abdestillieren läßt; intensives Ziegelrot ist die Folge
eingelagerter Eisenglimmerschüppchen, etc. Das spezifische Gewicht
ist infolge des Wassergehalts niedrig, 2,2—2,3, selten höher. Auch
die Härte ist gering und geht nicht über 5.
Die Zeolithkrystalle, häufig mimetische Zwillingsbildung und op-
tische Anomalien zeigend, finden sich fast niemals eingewachsen, dagegen
in größter Verbreitung aufgewachsen auf Hohlräumen (Mandelräumen,
Spalten etc.) von zersetzten, niemals von frischen, vorzugsweise ba-
sischen, vulkanischeu, besonders von basaltischen und phonolithischen
Gesteinen, durch deren Verwitterung sie aus den dabei entstandenen
Zeolithe. Apophyllit. 775
Lösungen gebildet worden sind, so namentlich in Island, aaf den Färöer,
im böhmischen Mittelgebirge, im Fassatal in Tirol, im Vicentinischen,
in Latinm, im Nahetal, in Hessen, Schlesien etc. Seltener ist das
Vorkommen im Granit z. B. bei Striegau in Schlesien; im Eläolith-
syenit, z. B. im südlichen Norwegen; im Diabas z. B. bei Friedens-
dorf unweit Biedenkopf im Hessischen Hinterland und bei Bergen
Hill in New-York; im Gneiß z. B. an zahlreichen Stellen der Alpen,
und in anderen ähnlichen Silikatgesteinen, sowie im Kalk. Auf Erz-
gängen (Andreasberg im Harz, Freiberg in Sachsen, Kongsberg in Nor-
wegen) und auf anderen Erzlagerstätten, z. B. den Magneteisenlagem
von Arendal in Norwegen und Utö in Schweden, sowie im Banat sind
Z. wenig verbreitet. Überall ist wohl die Entstehung eine sekundäre.
Die wasserfreien Silikate, die dazu durch ihre Zersetzung das Material
geliefert haben, sind meist tonerdehaltig ; namentlich sind es Feld-
spate, Nephelin, Leucit, die Glieder der Sodalithgruppe etc., die auch
nicht selten direkt in Zeolithe umgewandelt sind, und die vielfach
Zeolith-Pseudomorphosen bilden. Auch als Neubildung in altem (römi-
schem) Mauerwerk und in den Absätzen von Thermen, z. B. bei Plom-
biferes, Olette in den Pyrenäen, Bourbonne-les-Bains etc., sowie auf
dem Boden oberirdischer Wasserläufe zwischen den Gerollen (Pyrenäen).
(Damour, An. chiinie et physlqne. 3. sei*. Bd. 53, 1858, pag. 458 und BnU. soc.
min. France. Bd. 5, 1882, pag. 255; G. Friedel, ibid. Bd. 19, 1896, pag. 14, 94, 363,
Bd. 22, 1899, pag. 84, 517 ; Hersch, Dias. Zürich 1887 (der Wassergehalt der Zeolithe) ;
Dölter, N. Jahrb. 1890, I, 118; F. W. Clarke, American. Journal Bd. 48, 1894, pag.
187; Bull, U. S. geol. Snrvey Nro. 125, 1895, pag. 32; Lemberg, Zeitschr. deutsch,
geol. Ges. Bd. 22, 1870, pag. 353; 28, 1876, 591; 29, 1877, 476; 39, 1887, 579;
Rinne, Sitzgsber. Berl. Ak. 1890, pag. 1163, Centralbl. f. Min. etc. 1902, pag. 594,
und' bei einzelnen Zeolithen: ebenso C. Klein an zahlr. Stellen der Berl. Sitzgsber.
seit 1887 ; Bestimmung und Unterscheidung der Zeolithe : Goldschmidt, Zeitschr. f.
anal. Chemie 17, 267; Lacroix, Bull. soc. Min. Bd. 8, 1885, pag. 321).
Apophyllit (Ichthyophthalm).
Die Formel, die den Analysen am besten zu entsprechen scheint,
ist H.KCa^Si^O^^ .^H^0, die 53,7 SiO^, 25,0 CaO, 5,2 E^O, 16,1 H.,0
verlangt. Etwa die Hälfte des H^O geht zwischen 240<> und 260^
fort und wird in der Kälte wieder aufgenommen. In manchen A. ist
bis 1^ ^/o JP; aus manchen entweicht beim Glühen etwas Ammoniak.
Quadratisch; das spitze Oktaeder p = P (111) (PjP = 121« 4'
(E. K.) und 104<> 0' (S. K.}, woraus: a:c = l: 1.2516) und das 2. Prisma
m = ooPoo (100), die S. E. von P abstumpfend, fehlen nie. Krystalle,
die von p und ni begrenzt sind, haben oft einen ausgepsrochen
pyramidalen Habitus. Das 1. Prisma ooP (100) ist kaum beobachtet;
dagegen schärft das achtseitige Prisma r = ooP2 (210) sehr häufig die
Kanten von m zu. Krystalle mit den Flächen: P. w, r, an denen die
Flächen m und r stark vertikal gestreift sind und durch allmähliche
776
Silikate.
Krümmung ineinander übergehen, sind häufig (Fig. 600). Auch die
Basis c ist nicht selten, entweder nur klein, die Endecken der er-
wähnten Kombination schwach abstumpfend oder auch stark ausge-
dehnt, so daß niedere Prismen oder dünne Tafeln entstehen (Fig.
598, 599), welche außer von c noch von den Flächen p und m be-
grenzt sind. Zwillinge sehr selten.
--m
Fig. 598.
Fig. 599.
Fig. 600.
Nach c sehr deutlich spaltbar; spröde; H. = 4i — 5. 6. = 2,3— 2,4.
(jlasglanz, auf c ausgezeichneter Perlmutterglanz. Durchsichtig bis
durchscheinend, zuweilen trübe und undurchsichtig. Farblos oder wenig
gefärbt, fleischrot, rosa (Andreasberg und Utö), braun, grün (Island,
sog. Xylochlor auf fossilem Holz im Basalttuff), bläulich (bei Bombay).
Sehr schwache Doppelbrechung, gewöhnlich -|-, aber auch — (z. B.
die Krystalle von Orawicza im Banat) ; zuweilen sind einzelne Stellen
eines Plättchens +, andere — , oder man findet die Plättchen — für
rot, + für blau, oder auch wohl umgekehrt. In den meisten Fällen
ist + und — Substanz miteinander verwachsen, bald die eine, bald
die andere überwiegend. Die Folge davon sind eigentümliche Inter-
ferenzfiguren. Man sieht im konvergenten Licht zuweilen nur un-
scharfe, abwechselnd schwarze (mit gelbem und lila Rand) und weiße
Farbenringe um den Mittelpunkt des schwarzen Kreuzes {Leukocyclü)
oder die Einge sind in besonderer Weise, z. T. prächtig, gefllrbt {Chromo-
cyclit). Vielfach beobachtet man, daß das Kreuz bei der Drehung
des Plättchens sich öflfhet, und noch andere Andeutungen von anomaler
Zweiachsigkeit, namentlich Felderteilung auf Blättchen || c im parallelen
Licht (257), so daß man das Mineral auch für mimetisch und aus
monokUnen Individuen zwillingsverwachsen angesehen hat.
V. d. L. unter Aufschäumen leicht zu klarem Glas schmelzbar.
Von HCl unter Abscheidung schleimiger Kieselsäure zersetzt. In
Wasser unter hohem Druck und bei hoher Temperatur unzersetzt
löslich, aus der Lösung wieder krystallisierend.
Krystalle fast stets aufgewachsen. Auf Erzgängen, bes. bei Andreas-
berg im Harz (Fig. 600, farblos und rosa), bei Freiberg, Kongsberg in
Norwegen und auf den Magneteisenerzlagerstätten von Orawicza, Szaska
und Cziklowa im Banat. Krystalle von der Form niedriger Tafeln
Apophyllit. Heolandit. 777
(Fig. 599) auf den Magneteisenerzlagern von Utö in Schweden.
Häufiger in verwittertem vulkanischem Gestein. Im Melaphyi- im
Fassatal in Tirol zusammen mit geradschaligem, derbem, hell fleisch-
rotem, auf dem Blätterbruch eigentümlich perlmutterglänzendem A.,
dem IchthyopMhaim. Ganz dünne Plättchen auch auf Hohlräumen von
Basalt im Siebengebirge und im gleichen Gestein im Vicentinischen
in Oberitalien. Im böhmischen Mittelgebirge z. B. bei Außig (z. T.
trübe, milchweiße, verwitterte, und daher CaCO^ enthaltende Kry-
stalle, Albin) im Phonolith. Im Basalt auf der Insel Skye in Form
von kleinen Kugeln {Gyrolith oder Gurolüh); auf den Färöer, bes. Nalsjö
(Tessdüh, bloß begrenzt von den Flächen m und c, würfelähnliche Krystalle
bildend (Fig. 204) ; in Island, z. B. bei Oxhaver {Oxhaverit, vergl. auch
den grünen Xylochlor); in der Gegend von Punah in Ostindien bes.
schöne und große Krystalle, vielfach von der Form Fig. 598. Im Granit
von Hällestad in Schweden; im Diabas von Bergen Hill in New- York;
als Neubildung der Therme von Plombiöres etc. Eingewachsene
bräunlichgi'aue pyramidale Krystalle, ringsum ausgebildet, im „blue
ground" (pag. 420) von Koppjesfontein im Oranje-Freistaat.
(Enmpf, Tschermaks >Iin. Mittlgn. Bd. II, 1879; Klocke, N. Jahrb. f. Min. etc.
1880, II, pag. 11, Ref.; Seligmann, N. Jahrb. 1880, I, 141; Ch. Friedel, Bull. soc.
min. Bd. 17, 1894, pag. 142; Ploner, Zeitschr. f. Kryat. Bd. 18, 1890, pag. 337;
C. Klein, N. Jahrb. f. Min. 1892, II, 16ö.)
Dem Apophyllit steht sehr nahe der
Zeophyllit HiCa^Si^OnF^-^ rosettenförmig angeordnete, tafelige Ki*y Stall-
chen im Basalt von Groß-Priesen in Böhmen, farblos und durchsichtig.
An den Apophyllit schließen sich wegen Mangels an AtiO^ an, sind aber frei
von jF':
OJcenit. HiCaSLO^ . H^O. Rhombisch; meist kmmmschalige , sehr zähe,
weiße, durchscheinende Aggregate von fasriger Beschaffenheit in Mandelsteiuen von
der Insel Disko (Grönland, hier vielleicht verwitterter WoUastonit), Island, den
Färöer etc. Gelatiniert leicht mit HCl^ wird aber nach dem Glühen nicht mehr
augegriffen.
Xonotlit (fälschlich auch Xonaltit). 4 CaSiO^ . H^ 0. Konzentrisch-schalige
dichte chalcedonähnliche Aggregate, weiß bis bläulichgrau, hart und zähe, von Tetela
de Xonotla in Mexiko. Vielleicht durch beigemengten Quarz verunreinigt, daher
unschmelzbar.
Flombierit CaSiO^,2H^O. Amorph. Neubildung in den Thermen von
Plombieres in Form von weißen traubigen Überzügen.
Henlandit (Blätterzeolith, Stilbit z. T.).
H^CaALSi^O^^ . dH^O = 2H^0 . CaO . AlO^ . ÖSiO^ . 3Ä,0. 59,06
SiO^, 16,83 -k/äOg, 9,34 CaO (z. T. durch Na^ß und wenig Kß, ge-
wöhnlich auch durch etwas SrO, bis 3,65 7o> ^^^ iß dem H. vom Kap
Pula in Sardinien durch 2,55 BaO einsetzt), 14,77 ÄjO. Der Wasser-
gehalt geht aber bis 17,5%, was 6HjO entsprechen würde. Monokline
778 Siükate.
Formen, häufig gut ausgebildet (Fig. 601 und 602, von_ hinten ge-
sehen). a:6:c = 0,4035:l:0,4788;V = 116«20'. z = 2P (221); ziz =
136** 4', meist klein; 3f = oo 5 oo (010) meist groß, durch deutliche
Spaltbarkeit und Perlmutterglanz ausgezeichnet; T=OP (001) eben-
falls klein; größer ist i^T = ooPc» (100) und P=Poo (lOl); NjP =
129<> 40'; 2V/T=116« 20^; zuweilen findet sich auch r = 2Poo (021);
r/r = 98^ 44' (E. K.). Eine sehr gewöhnliche
Kombination mrd auch von den Flächen P, N,
T, M gebildet (Fig. 601 ohne 0). Manche Krystalle
haben auf P eine Streifung, wie die Zwillings-
streifung beim Plagioklas, daher auch für triklin
Fi 601 Fi 602 "^^ *^® Krystalle für polysynthetische Zwillinge
nach M gehalten. Tafelförmig nach M^ zuweilen
nach der Achse b mehr oder weniger säulenförmig verlängert. Sehr
spröde; H. = 3^ — 4. G. = 2,1—2,2. Glasglanz, auf M Perlmutt^r-
glanz. Durchsichtig bis durchscheinend. Farblos, gelb, braun, fleisch-
und rosenrot, zuweilen intensiv ziegelrot durch eingelagerte Eisen-
glimmerschüppchen. Opt. A. E. _L M, sehr nahe parallel oder auch zu-
weilen senkrecht zu T. Die + M. L. ist fast stets die Axe 6;
ausgezeichnete gekreuzte Dispersion; nur im H. vom BeruQord
in Island liegt die M. L. in der Sym. Eb. und macht im stumpfen
Winkel ß etwa 19^ mit der Achse a. Dispersion der optischen
Achsen schwach, bald ^>>v, bald q<,v. Der x^chsenwinkel ist sehi' ver-
schieden, bis 92^, manchmal auch von 0^ kaum abweichend und mit
der Temperatur wegen Wasserverlust sehr veränderlich. Beim Steigen
der Temperatur entweicht das Wasser allmählich und nicht spi^ung-
weise, gewisse Mengen bei bestimmten Tempei-aturen. Damit sind
gewisse Änderungen im optischen Verhalten (Lage der Elastizitäts-
achsen, Größe des Achsenwinkels etc.) gesetzmäßig verknüpft. Die
durch Wasserabgabe entstehenden Metdhmlandite erscheinen durch
Wandern der optischen Achsen in drei Lagen, die sich hinter ein-
ander als Ubergangsglieder einstellen, optisch einachsig. Im Ver-
lauf der Entwässerung drehen sich ferner die beiden Elastizitäts-
achsen in der Symmetrieebene. Die bei 20^ bis 140^ bestehenden
Metaheulandite können als monoklin, die bei 140^ bis 350^, sowie die
über 350^ bestehenden als zwei rhombische Metaheulanditreihen
aufgefaßt werden, Ist die Erwärmung nicht zu weit gegangen (nicht
über 180®), dann wird durch Wasseraufnahme in feuchter Luft der
ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Die letzten Wasseranteile
gehen erst beim Glühen unter vollständiger Zeretörung der Substanz
fort. Unter starkem Aufblähen schmelzbar. Durch Säui'en zersetzt
unter Ausscheidung von schleimiger Kieselsäure.
Deutlich ausgebildete Krystalle, sowie strahlig blättrige Aggregate
Heiilandit. Isomorphe Reihe des Harmotoms. 779
besonders in vulkanischen Gesteinen an vielen Orten : Fassatal in Tirol,
Vacza in Siebenbürgen und Campsie in Schottland ziegelrot, (Heu-
landit im engeren Sinn) ; farblos : Kilpatrik in Schottland, Insel Skye,
Färöer, Berufjordin Island; Montecchio Maggiore in Oberitalien ; rosa
der -BaO-haltige aus Sardinien. Seltener im Granit, z. B. bei Striegau
in Schlesien, sowie bei Fönte delle Prete in Elba, weiß, reiskorn-
ähnlich {Oryzit), Zuweilen auf Klüften im Gneiß in den Alpen. Auch
auf Erzgängen : Andreasberg, Kongsberg, und auf dem Magneteisen-
lager von Arendal in Norwegen. Enthält manchmal mikroskopische
Quarzkryställchen eingeschlossen.
(Mallard, Bull. soc. min. France 1883; Jannasch, N. Jahrb. f. Min. etc. 1882,
II, 269, 1884, n, 206; 1887, II, 39; Rinne, N. Jahrb. f. Min. etc. 1899, I, pag. 12;
auch 1892, I, 16 u. 1896, I, 139, 1887, II, 17.)
Beaumontit. Ein gelblicher Stilbit, der in einer eigentümlichen, scheinbar
quadratischen Kombination ausgebildet ist und auch optisch etwas von den anderen
abweicht; von Baltimore, Maryland, im Gneiß mit Haydenit.
Brewsterit Ein dem Stilbit isomorpher BaO- und 8r0-haltiger Zeolith in
der Form kurzer Prismen. Auf Bleiglanzgängen bei Strontian in Schottland und bei
St. Turpet im Münstertal; am Giants Oauseway in Irland im Basalt.
Epistilbit CaiAl^SiiiOio AOHiOj also nur etwas SiO^-ärmer als Stilbit,
vielleicht auch von St. gar nicht verschieden; auch krystallographisch sehr ähnlich,
monoklin. Deutliche, scheinbar rhombische Krystalle sind Zwillinge nach der Quer-
fläche. Finkenhübel in der Grafschaft Glatz im Basalt, ebenso in Island: bei
Yiesch im Wallis im Gneili, überall selten. Vom E. nicht verschieden sind die
Krystalle des Parastilbit von Thyrill in Island und die strahlenförmigen Büschel
kurzsäuliger Krystalle des Reissit auf zersetzten trachytischen Laven von Thera
(Santorin). (Tenne, N. Jahrb. f. Min. etc. 1879, 840; 1880, I, 43, 286; 1881, II, 195;
Trechmann, ibid. 1882, II, 260; Hintze, Zeitschr. f. Kryst. Vm, 1880, pag. 606;
Jannasch, vergl. Heulandit, N. Jahrb. f. Min. 1882, II, 269.)
Mo r den it. Hat die Krystallf orm des Heulandit ; dem sehr SiOs-reichen Mineral
(67,33 SiOi) kommt aber die abweichende Formel [Ca^Nai^K^)Al2SiiQO<i^JHtO zu.
Kleine, weiße oder lichtgefärbte Täfelchen im Basalt von Morden und anderen Orten
in Neu-Schottland. Von HCl nicht angegriffen.
Ptilolith. Stimmt wahrscheinlich mit Mordenit in der Zusammensetzung*
überein, bildet aber zarte,, farblose, gerade auslöschende Nädelchen, die in Blasen-
ränmen vulkanischer Gesteine in Kalifornien zu Büscheln und Kugeln vereinigt sind.
Isomorphe Reihe des Harmotoms.
Hierher gehört eine Anzahl scheinbar rhombischer und auch lauge für rhom-
bisch gehaltener Mineralien, welche aber aus monoklinen Individuen, zuweilen recht
kompliziert verwachsene, mimetische Zwillinge (resp. Viellinge) bilden, und welche
chemisch als isomorphe Mischungen von einigen isoliert noch nicht bekannten Grund-
verbindungen aufgefaßt werden können, die, wasserfrei gedacht, dem Albit und An-
orthit entsprechen.
780 Silikate.
Desmin; (Cn,iVo,)J(iSi,0„.6J,0i 0:6 :c-=0,7624:l : 1,1939; ^ = 129° 10*.
"— «- {;;SlSo;::S:o}^ .,»,,-o.7osi..,i,^io; ,_m. »..
™"f"" lSÄr.:":o)^ a,i.,..0,™6a, 1,2563, ^-124. 23'.
Es werden indessen anch einfachere Formeln für diese Mineralien angenommen,
die nnten erwähnt werden sollen. Vgl, den ^,0-reicheren Ohabaait.
(Fresenius, Zeitschr. f. Kryst. III, 1879, 42; Laugemann, N. Jahrb. f. Min. etc.
1886, n, ftS,)
Desmin (Stilbit z. T., Sü-ahlzeolith).
CaO . Al^O^ . 6SiO, . 6H^0 gibt 57,41 SiO^, 16,43 Al^O,, 8,93 CaO,
17,23 ÜqO, ein Teil des CaO ist aber darch Alkalien, bea. ÄOjO ver-
treten (bis zu 3% Na^O -\- K^O); die Zusammensetzung ist jedoch
ttberhaapt etwas schwankend und man hat vielleicht ein dem Anorthit
entsprechendes Silikat wie im Phillipsit isomorph beigemischt anzu-
nehmen, bei welchem ebenfalls CaO z. T. durch Na^O ersetzt ist
(siehe oben). Bezüglich des H^O vergl (275).
Die gewöhnliche Krystallform ist Fig. 603 abge-
bildet; es sind Durchkreuzungszwülinge zweier monoklinen
Individuen, begrenzt von: r — ooP (110), rjr = 118" 50';
der Längsfläche r^ooPoo(OlO) und der Basis Jlf =OP(001),
p. ^^ Mir ^ 122* 56i'. Jlf ist Zwillingsfläche; die Zwillinge bil-
den früher für einfach rhombisch gehaltene Formen : schein-
baie rhombische Oktaeder r mit Quer- und Längsflächen M und T,
an welchen r/r — 114" 7'; seltener finden sich noch einige andere
Flächen außer den genannten. Einfache Krystalle sind bis jetzt noch
nicht bekannt, auch geht die Zwillingsbildung nicht weiter als bis znr
Verwachsung von zwei Individuen (vergl. Harmotom und Phillipsit).
Diese pseudorhombischen Zwillingskrystalle sind sehr
häufig hypoparallel (154) zusammengewachsen und bilden
in der Mitte eingeschnürte garbenfbrmige Gruppen, deren
beide Enden von den Flächen r begrenzt werden
(Fig. 604).
M ist undeutlich, T deutlich blättrig und perlmutter-
' glänzend, sonst Glasglanz. Durchsichtig bis durch-
scheinend, farblos oder durch organische Substanz braun,
gelb , auch rötlich etc. gefärbt , zuweilen dunkel-
Fig, 604. ziegelrot durch eingelagerte EisenglanzschOppchen. Die
opt. A. E. II T. Acbsenwinkel = 52—53". Die ~ M. L. macht 5"
mit der Kante MjT (Fig. 603, die punktierten Linien anf T). Gibt
beim Erwärmen Molekül für Molekül sein Wasser ab und bildet unter
Desmin. Harmotom. 781
gleichzeitiger Änderung seiner optischen Eigenschaften wasserärmere,
ebenfalls monokline Metadesmine; mit 2 Mol. H^O ist die Substanz
rhombisch, die wasserfreie ist amorph. Spröde ; H. = 3^—4. G. := 2,1
bis 2,2. V. d. L. unter starkem Aufblähen zu blasigem Glas schmelz-
bar; durch Säuren unter Abscheidung schleimiger SiO^ zersetzt.
Auf Erzgängen von Andreasberg und Kongsberg; auf den Magnet-
eisenlagem von Arendal und auf dem Erzlager von Bodenmais im
bayrischen Wald. Hauptsächlich aber auf Blasenräumen in vulkanischen
Gesteinen : Färöer (radialfasrige Kugeln von hier sind Hypostilbit und
Sphärostübit genannt worden), Insel Disko in Grönland; Island, hier
z. T. auf Doppelspat aufgewachsen am Eskifjord, und besondei-s
schöne Krystalle am Berui^ord. Kilpatrik in Schottland, Insel Staflfa,
Antrim in Irland, Theiß und Fassatal in Tirol, Puflerloch auf der
Seißer Alp in Tirol kleine runde Kugeln in Melaphyr (Puflerit) ; Punah
in Ostindien. Im Granit von Striegau (gelb), Elba, Baveno etc. Auf
Klüften krystallinischer Schiefer in den Alpen im Salzburgischen,
Graubünden, am Gotthard, Vieschtal im Wallis, bei Bourg d'Oisans
im Dauphin6 etc. In kontaktmetamorphischen Kalken und Schiefem:
rötlich bei Rezbanya im Banat, St. Bartelemy in den Pyrenäen. Überall
z. T. in Krystallen, z. T. in strahlig-blättrigen Massen. Neugebildet
in der heißen Quelle von Olette in den Pyrenäen.
(y. Lasanlx, Zeitschr. f. Eryst. IT, 1878, 676; Binne, N. Jahrb. f. Min. etc.
1892, I, 16; 1897, I, 41 (siehe auch pag. 776) und ebendort Friedel; Fresenius siehe
oben; Langemann bei Phillipsit.)
Foresit Dem Desmin krystaUographisch und optisch sehr ähnlich, aber
chemisch yerschieden (nur 49,97 SiO^ etc.). Kleine weiße KrystäUchen bilden rinden-
artige Überzüge auf dem Feldspat, Turmalin und Desmin der Granitdrusen in Elba.
Harmotom (Ereuzstein, Barytkreuzstein).
In der pag. 780 angeführten Formel des H. ist ein Teil des BaO
durch E^O und Na^O ersetzt. Der H. von Andreasberg enthält: 47,52
StOj, 16,94 Al^O^, 20,25 BaO, 1,00 E^O, 1,09 Na^O, 13,45 H,0.
Die Formel wird auch: H^(Ba, K^Al^Si^O^^ . 4ilj0 geschrieben (rgl.
Phillipsit, pag. 783).
KrystaUographisch meist komplizierter als Desmin bis zur Bildung
ausgezeichneter Zwölflinge. Einfache monokline Krystalle sind, wie beim
Desmin, bis jetzt noch unbekannt ; die einzelnen Individuen, aus welchen
die Krystalle zwillingsartig verwachsen sind, werden wie beim D. meist
begrenzt vom Vertikalprisma m = ooP (110), wi/w = 120 ^ 1', der Längs-
fläche 6==oo5oo (010) und der Basis: c = OP (001), w/c = 119'^ 39';
zuweilen stumpft die Querfläche ooPcxd (100), die mit c den Winkel
124^ 50' macht, die Kante mjm ab. Diese einfachen Formen bilden
zunächst Zwillinge, ganz ähnlich den Krystallen des Desmins (Fig. 605,
vergl. Fig. 603); auch hier sind zwei nach der Basis c zwillingsartig
782 Silifeftte.
verbundene Individuen durcheinander gewachsen, nnd bilden scheinbar
rhombische Krystalle. Die Flächen m sind vertikal gestreift, ebenso
liäuäg die Flächen b, anf denen dann beim Zwilling eine doppelte
Federsti-eifnng entsteht. Anch solche einfach gebante Zwillinge sind
nicht häufig {Moroenii, von Strontian in Schottland). In den gewöhnlichen
Krystallen sind zwei solche Zwillinge nach einer die Kante bjc beinahe
gerade abstumpfenden Fläche £c» (011), ähnlich wie beim Baveuoer
Gesetz des Orthoklases (pag. 615), zwülingsartig verbunden und
durcheinander gewachsen, so daß Vierlinge von der Form Fig. 606
Fig. 605. Fig. GOß. Fig. 607, Fig. 60&
entstehen. In diesen fällt fast genau h des einen Zwillings in die
Richtung von c des anderen und umgekehrt und die Flächen c machen
am Bande einspringende Winkel von annähernd 90"; endlich fallen
die gestreiften Flächen m und m', m nnd m' etc. fast genau in ein
Niveau, so daß sehr stumpf nach außen geknickte Flächen entstehen,
auf welchen die Streifen längs der der Zwillingsgrenze entsprechenden
Knickung ebenfalls federartig stehen. Dieser Typus solcher Vierlinge
entsteht, wenn die konstituierenden Zwillinge (Fig. 605) nach c breit
tafelförmig sind, so daß die Flächen c groß, b aber verhältnismäßig
schmäler werden. Ist dies umgekehrt, sind die Zwillinge nach h tafel-
förmig, so entsteht ein zweiter, seltenerer Typus von Vierlingen, bei
denen die Flächen c statt b nach außen gekehrt sind nnd die Flächen
b statt c an den Händern die einspringenden Winkel bilden. Man
untei-scheidet diese beiden Typen auch sehr gut nach der Streifting
am freien Ende, da im zweiten Fall die Streifen || mjb auf « und m'
senkrecht zu denen in Fig. 606 verlaufen. Die Vierlinge verwachsen
nun wieder zuweilen zu zweien oder dreien derart, daß die Kanten
hc sehr annähernd senkrecht aufeinander stehen {Fig, 607). Es ent-
stehen dann Zwölflinge, hei welchen je zwei federartig gestreifte
Flächenpaare m m' über die einspringenden Winkel hinweg in ein
Niveau fallen. Die Flächen m = aaP sind bei der letzteren Ver-
wachsnng als Zwlllingsflächen anzusehen; zwischen den drei Vierlingen
sind vielfache einspringende Kanten und Ecken (vergl. Phillipsit).
Die opt. A. E. ist senkrecht zor Fläche 6; ebenso die -|- M. L^
also, abweichend vom Desmin, der Symmetrieachse parallel. Achsen-
winkel nahe = 90'*. Die A. E. macht auf der Fläche h den Winkel
von 64" 18' mit der Kante hjc und 60* 32' mit der Kante &/m (vei^l.
Harmotom. Phillipsit. 783
die Pfeile in Fig. 605, 606). Meist wenig durchscheinend, glasglänzend.
Farblos oder licht gefärbt, rötlich, gelblich bis braun. Unvollkommen
spaltbar, spröde ; H. = 4^. G. = 2,44—2,50. V. d. L. ziemlich schwer
und ohne Aufwallen schmelzbar; von HCl unter Abscheidung von
pulveriger SiO^ zersetzt.
Der Hannotom findet sich nur in aufgewachsenen Krystallen, meist
von geringer Größe, Auf den Erzgängen von Andreasberg im Harz
und Rudelstadt in Schi., bei Bodenmais im bayi*. Wald auf der Magnet-
kieslagerstätte, bei Kongsberg in Norwegen ; bei Strontian in Schott-
land auf Bleierzgängen mit Brewsterit auf Kalkspat, z. T. als Zwillinge
der Fig. 605 {Morvenit). In den Mandelsteinen von Oberstein a. d.
Nahe ; am Marienberg bei Außig in Böhmen im Phonolith ; ferner bei
Dumbarton in Schottland im Basalt etc. (Kloos, N. Jahrb. Min. 1885, II,
pag. 212; Banmhaner, Zeitschr. f. EIrjst. II, 1878, 113; Des Cloizeaux. An. chim.
phys. 4. ser. XIII, 1868 (vergl. auch Fresenius oben und bei PhiUipsit).)
Phillipsit (Kalkharmotom, Kalkkreuzstein, Christianit).
In ihm ist (vergl. die oben angegebene Formel) CaO z. T. durch
K^O und Na.^0 ersetzt, BaO fehlt. Der Gehalt an SiO^ schwankt
zwischen 44 und 48%, AW.^ zwischen 22 und 24%, CaO 3—8%,
K^O 4— 117o, ^«2^ 0—6%, H,0 lb—n% Das erste Glied
der obigen Formel (pag. 780) entspricht, wasserfrei und Ca durch
2Na ersetzt gedacht, dem Albit, das zweite Glied dem Anorthit.
Übrigens wird dem Ph. auch die Formel H^iCa, K^) Al^Si^O^^ . 4:H^0
beigelegt (vergl. Harmotom, pag. 781). Die Krystallformen sind
wesentlich dieselben wie beim Harmotom, ebenso die Streifung
auf m und 6, dagegen ist. abweichend vom Harmotom, die Querfläche
sehr selten und die Basis c ist vielfach fein horizontal gestreift.
Der Zwilling (Fig. 605) ist noch nicht beobachtet, dagegen der Vier-
ling (Fig. 606; häufigerer Typus, z. B. vom Stempel bei Marburg).
Außer diesen Krystallen, bei denen die Flächen h nach auswärts
gekehrt sind und die Flächen c an den Kanten &/6' etc. einspringende
Winkel bilden, gibt es auch hier den zweiten selteneren Typus, z. B.
bei Nidda im Vogelsberg, an dem umgekehrt die Flächen c nach außen
gehen und die Flächen b an den Kanten cfc* einspringende Winkel
machen. Allerdings fehlen diese einspringenden Winkel auch sehr
häufig ganz, so daß scheinbar einfache quadratische Prismen mit dem
Oktaeder der anderen Stellung entstehen. Diese Vierlinge sind auch
hier, und zwar häufiger als beim Harmotom, in der Art der Fig. 607
zu Zwölflingen senkrecht durcheinander gewachsen; dieselben sind
aber hier oft stark verkürzt, nicht selten so, daß die einspringenden
Kanten und Ecken am Zwölfling ganz wegfallen und die Flächen m
scheinbare (mimetische) Granatoeder bilden (Fig. 608), deren Flächen
nach beiden Diagonalen ganz schwach nach außen geknickt und feder-
784 Silikate.
artig gestreift sind. Der Winkel wi/m ist hier = 119^ 18'; mc = 119^ 10'.
Keine deutliche Spaltbarkeit.
Die opt. A. E. ist senkrecht auf der Fläche ft, ebenso die M. L.,
also wie beim Harmotom; der Winkel der Achsenebene gegen die
Kante 6/c wird von 10® bis 22^® angegeben, überhaupt sind die op-
tischen Konstanten des Phillipsits schwankend. Durchscheinend, sel-
tener durchsichtig, glasglänzend, farblos oder licht gefärbt. Spröde;
H, = 4^. G. = 2,15—2,20. V. d. L. sich wenig aufblähend und
schwierig zu blasigem Glase schmelzbar. Von HCl unter Abschei-
dung von schleimiger SiO.^ zersetzt. Nur in Hohlräumen vulkanischer
Gesteine, bes. verbreitet in Basalten: Stempel bei Marburg, Annerod,
Saasen und Großenbuseck bei Gießen; Nidda und Lauterbach im
Vogelsberg; Limberger Kopf bei Buchholz östl. vom Siebengebirge;
bei Kassel; Sasbach am Kaiserstuhl im Breisgau; bei Sirgwitz in
Schlesien ; im böhmischen Mittelgebirge (Salesl) ; in Irland ; an mehreren
Orten der Gegend von Eom z. B. am Capo di Bove (hier z. T. Zeagonit
genannt), bei Aci Castello u. a. a. 0. in Sicilien ; bei Richmond in
Victoria (Australien). Meist kleinere Krystalle, als beim Harmotom
und fast stets in Gesellschaft anderer Zeolithe, Chabasit etc.
(v. Zepharovich, Verh. d. Vereins Lotos 1879; Des Cloizeanx, BulJ. soc. min.
France VI, 1883, pag. 305 und Vn, 1884, pag. 135; Stadtländer, X. Jahrb. f. Min.
1885, n, pag. 122; Langemann, ibid. 1886, H, 83; Streng, ibid. 1874, 561 und 1875,
585; Zambonini, ibid. 1902, II, 65; Trippke, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. 30,
1878, 178. Vergl. auch oben Fresenius und bei Phillipsit.)
Pseudophillipsit. Hat die Form des Phillipsits und bildet mimetische
pseudoquadratische Oktaeder, in denen zwei Vierlinge (Fig. 606) rechtwinklig zu
einem Achtling verwachsen sind; er hat aber eine andere Zusammensetzung, z. B.
nur ca. 38% SiO». In den basaltischen Laven der Gegend von Rom.
Well 8 it. SteUt eine isomorphe Mischung des Harmotom- und des Fhillipsit-
silikats dar (b% BaO, 6% CaO, mit etwas SrO und K^O). Kleine Kryställchen
aufgewachsen auf den Mineralien der Eorundgiaibe am Bnck Creek in Xordkarolina.
Gismondin. CaAl^Si^O^ .^H^O mit ca. 2^1^ K^O statt CaO^ also das zweite
Silikat des Phillipsits. Es sind kleine, farblose, psendoquadratische Oktaeder, die in
komplizierter Weise mimetisch aus monoklinen Individuen aufgebaut sind. Selten,
in Hohlräumen vulkanischer Gesteine z. B. am Schiffenberg bei Gießen, am Hohen-
berg bei Bühne in Westphalen, in der Gegend von Rom z. B. am Capo di Bove etc.
[Zeagonit und Ahrazit), (Streng, N. Jahrb. f. Min. etc. 1874, 561; Zambonini, ibid.
1902, II, 77; Rinne, Sitzgsber. Berl. Ak. 1889, 1027.)
Chabasit.
Der Ch. zeigt eine schwankende Zusammensetzung; er wird
daher auch als aus einigen Grundverbindungen isomorph gemischt auf-
gefaßt und zwar, wasserfrei gedacht, aus denselben wie der Phillip-
sit, er ist aber reicher an Kfi, Die Formel des Ch. wäre demnach:
Chabasit. 785
mCaÄl^Si^OiQ . 8KjO + nCa^Äl^Si^O,^ . 8K»0 oder m{CaO . AkO^ .
GSiO^ . 8H^0) + n(2CaO . 2Äl^0^ . 4cSiO._ . 8H^0), wobei etwas CaO
durch Na^O und besonders K^O ersetzt ist. Der SiO^-gehalt schwankt
zwischen 44 und 50%. Beide Komponenten im Verhältnis 2 : 1 würden
ergeben: 47,4 StO,, 20,2 ^^,03, 11,1 CaO, 21ß H^O. Dem entspricht
die dem Ch. zuweilen beigelegte Formel: CaAl^Si^O^^ .6H^0, Fast
alles Wasser entweicht bei ca. 300^ und wird nachher wieder auf-
genommen, statt seiner auch Schwefelkohlenstoff, Kohlensäure, Al-
kohol etc. Bei der Erhitzung und Entwässerung ändern sich die
optischen Eigenschaften.
Rhomboedriseh, häufig das Hauptrhomboeder P=R (1011) ; RjR =
94^ 46' (E. K.) mit einer längs der schiefen Diagonale federartigen
Streifung in der Richtung der Endkanten. Häufig für sich allein.
a:c = l: 1,0860. Nicht selten tritt dazu noch das nächste stumpfere
Rhomboeder n = — ^B (0112) als Abstumpfung der Endkanten, und
das nächste schärfere r = — 2JB (0221) als Abstumpfung der Seit^n-
Fig 609. Fig. 610. Fig. 611.
ecken von P (Fig. 609). Sehr häufig Zwillinge nach der Basis, bei
denen beide Individuen so durcheinander gewachsen sind, daß die
Seitenecken des einen aus den Flächen des anderen herausragen
(Fig. 610). Eine besondere Ausbildungsweise dieser Zwillinge ist die des
sog. PhaMith (Fig. 611), an denen neben n noch t = |P2 (1123) und die
Basis c = OP (0001) auftreten, ebenso schmale Flächen des zweiten
Prismas p = ooP2 (1120) oder in deren Abwesenheit einspringende
Winkel nin; diese Krystalle, meist klein, haben vielfach krumme
Flächen und sind dann linsenförmig. Zwillinge nach einer Fläche
von R (1011) sind seltener, z. B. bei Nidda. Meist kein deutlicher
BL Br. Bruch muschlig bis uneben; spröde; H. — 4^. G. = 2,l— 2,2.
Farblos oder wenig (rötlich, gelblich, bräunlich) gefärbt, glasglänzend,
durchsichtig bis durchscheinesd. Schwache, meist — Doppelbrechung.
Häufig optisch anomal; basische Platten sind im polarisierten Licht in
6 Felder geteilt und zweiachsig ; der Ch. wird daher auch fiir mimetisch,
und die Rhomboeder aus 6 triklinen Individuen verwachsen angesehen.
V. d. L. unter Aufblähen zu blasigem Glase schmelzbar. Von HCl
unter Abscheidung schleimiger SiO^ zersetzt.
Der Ch., stets aufgewachsene Krystalle, findet sich hauptsächlich
in Hohlräumen verwitterter Basalte, Phonolithe und ähnlicher Gesteine.
Baaer, Mineralogie. öO
786 SUikat«.
Ausgezeichnet die Krystalle von Salesl, und Rübendörfel und anderen
Punkten des böhmischen Mittelgebii'ges, sodann bei Oberstein a. d. Nahe,
in den Basalten bei Marburg, bei Nidda am Yogelsberg, im Fassatal
in Tirol, bei Dumbarton in Schottland, auf den Färöer, in Island, hier
auch in fossilen Muscheln, in Neu-Schottland (fleischrot, AcadiolUh)
in Grönland etc. meist mit anderen Zeolithen, z. B. Phillipsit, zusammen.
Als Neubildungen in den Thermen von Plombiöres. Zuweilen im Granit,
z. B. im Okertal im Harz, bei Striegau (rot und gelb), Baveno etc., im
Gneiß von Baltimore in Maryland (Haydenü) mit 1^^/^ BaO, sowie in
den krystallinischen Schiefern der Alpen (Tirol, Qraubfinden, Wallis).
Selten auf Erzgängen (Andreasberg). PhaMith findet sich in den
Basalten von Oberwiddersheim und Michelnau bei Nidda am Yogels-
berg, vom Stempel bei Marburg, von Leipa und Lobositz in Böhmen,
in der Gegend von Bom und besonders schön und groß in denen von
Richmond bei Melbourne in Australien (Seebachü) mit Phillipsit, wegen
eines größeren ^a^O-Gehalts sich schon dem Herschelit nähernd.
(Streng, Berichte Oberhess. Ges. für Natur- mid Heilknnde 1877; Becke,
Tschermaks Mineralog. Mitteilgn. U, 1879; G. von Rath, Pogg. Ann. Bd. 158, pag*
387; C. Klein, N. Jahrb. f. Min. etc. 1891, I, 96; Branns, Optische Anomalien pag.
267; Rmne, N. Jahrb. f. Min. etc. 1897, II, 28; G. Friedel, Bull. soc. min. fran?.
Bd. 22, 1899, 617.)
Vom Chabasit sind nicht wesentlich verschieden:
Gtnelinit (Natronchabasit). Na^O überwiegt über CaOj wenig KtO. Daher
auch das Achsenverhältnis etwas anders. a:c==l: 1,1017. Meist begrenzt von
Rhomboeder +B (1011) und Gegenrhomboeder —ß (Olli) mit der Basis OB (0001)
und dem wenig ausgedehnten 1. Prisma ooB (1010). Die Ausbildung ist also an-
scheinend dihexaedrisch ToUflächig. Gelblich- und rötlichweiß bis fleischrot. Im
Basalt von Montecchio Maggiore in Oberitalien, Glenarm in Antrim, Irland; Insel
Skye; dasselbe ist der Herschelit im Basalttuff der Cyklopeninseln bei Catania,
Sicilien und der Lederer it vom Kap Blomidon in Neu-Schottland.
Groddeckit. Ein ^To^O-reicher Chabasit, in dem CaO meist durch MgO
und Äl^Oz zu einem erheblichen Teil durch Fe^Oa ersetzt ist. Bildet wasserhelle
Kryställchen auf den Erzgängen von Andreasberg im Harz.
Levyn, Etwas weniger Wasser, als die anderen Chabasite. Phakolith-
ähnliche Durchkreuzungszwillinge mit sehr ausgedehnter Basis. Insel Skye, Antrim
in Irland, Färöer, Island, Insel Disko (Grönland), Table Mountain bei Golden, Colo-
rado etc. im Basalt.
In der Form dem Chabasit (Herschelit), in der Zusammensetzung mehr dem
Phillipsit ähnlich ist der Offretit, kleine hezagonale Täfelchen mit eingesenkter
Basis im Basalt des Mt. Simiouse bei Montbrison (Dep. Loire).
Analcim.
Na^AI^Si^O,^ . 2^20 = Na,,0. Al^O^ . iSiO^ . 2H^0; 54,47 SiO^,
23,29 Al^O^, 14,07 Na^O, 8,17 H^O, zuweilen etwas CaO-, MgO- und
-KoO-haltig. Das wasserfreie Silikat entspricht dem Leucit. Regulär,
Aualcim. Lanmoutit.
787
häufig das Ikositetraeder 202 (211) (Fig. 612) oder dieses in Verbin-
dung mit dem Würfel (Fig. 613). Kein deutlicher Blätterbruch, Bruch
uneben ; spröde. H. = 5^. 6. =
2,2 — 2,3. Meist farblos, auch röt-
lich und graulich, selten grün.
Durchsichtig und wasserhell, bis
kantendurchscheinend. Glasglän-
zend bis matt Die einfache Licht-
brechung häufig gestört. Die zu-
weilen ziemlich starken optischen
Anomalien verschwinden z. T.
Fig. 612.
Fig. 613.
durch Erwärmen in feuchter Luft. Schmilzt ruhig zu einem klaren
Glase und wird von HCl unter Abscheidung gallertartiger SiO^ zersetzt.
Hauptsächlich in vulkan. Gesteinen: bes. schöne, über wallnuß-
große, fleischrote, trübe Krystalle im Fassatal in Tirol ; wasserhelle auf
den Cyklopeninseln bei Catania und bei Montecchio Maggiore; ferner
im Basalt vom Stempel bei Marburg, im böhm. Mittelgebirge, bei Dum-
barton in Schottland, auf den Färöer, Kerguelen etc.; sodann im
Nephelinsyenit von Lamö im LangesundQord und bei Kangerdluarsuk
in Grönland, meist derb (Eudnophü, früher für rhombisch gehalten);
ebenso als Zersetzungsprodukt reichlich im Teschenit von Österr.-
Schlesien etc.; im Gabbro von Caporciano am Monte Catini, wegen
eines vermeintlichen MgO-geb<s Pikranalcim genannt; im Diabas
bei Friedensdorf in Hessen und von Bergen Hill in New- York; im
Melaphyr des Oberen See's in Nordamerika ; auf Hohlräumen in Ver-
steinerungen bei Lehre unweit Braunschweig und auf Klüften in
Toneisensteingeoden bei Duingen in Hannover; auf dem Magnet-
eisenlager bei Arendal, und grünlich bei Blagodat im Ural, hier auch
derb (Cuboit); selten auf Erzgängen (Andreasberg). Zuweilen Pseudo-
morphosen nach Leucit und Nephelin. Geht seinerseits in Prehnit
und Orthoklas über.
(t. Lasaulx, Zeitschr. f. Kryst. Bd. V, 1881, 272; Arzrani, ibid. 483; Ben-Sande,
N. Jahrb. f. Min etc. 1882, I, 41; Stadtlftnder, N. Jahrb. f. Min. 1885, II, 101; C. Klein,
ibid. BeU.-Bd. XI, 1898, 47ö; G. Friedel, BuU. soc. fran?. min. Bd. 19, 1896, 14 u. 363.)
Faujasit Ein ebenfaUs regulärer Zeolith, aber von anderer Zusammen-
setzung als der Analcim : HJiNa^t Ca) AkSi^Oi^ . 9H^0 . Na und Ca zu ziemlich
gleichen Teilen. Der letzte Rest JR^O geht erst beim Gltihen weg. Weiße und
braune reguläre Oktaeder, aber durch einen geringen JJsO-Verlust schon doppel-
brechend. In basaltischen Gesteinen an der Limburg im Kaiserstuhl bei Freiburg i. B.,
bei Annerod unweit Gießen, am Stempel bei Marburg, Pflasterkaute bei Eisenach etc.
(Rinne, N. Jahrb. f. Mm. etc. 1887, II, 17.)
Laumontit (Lomonit).
H^CaAl^Si^O^^ . 2H^0, entsprechend 50,0 SiO^, 21,8 Ah^^ 11,9
CaO und 16,2 fi^O, wovon eine Hälfte erst beim Glühen fortgeht,
50*
788 Silikate.
Während die andere z. T. in trockener Luft schon bei gewöhnlicher
Temperatur entweicht, so daß die Krystalle zerfallen und daher nicht
häufig in deutlicher Ausbildung sichtbar sind. Monoklin. Prisma
M= ooP (110), MIM= 86« 16' (vom), mit vorderer schiefer Endfläche
P= P55 (101), häufig die einzigen Formen; PIM= 113® 30'. a:b:c =
1,1451 : 1 : 0,5906; ß= 111« 14'. Zwillinge nach der Querfläche c»Poo
(100). Deutliche Spaltbarkeit nach dem Prisma M und der Längs-
fläche odSoo (010), die zuweilen auch als Krystallfläche ausgebildet
ist. H. = 3— 3i. G. = 2,25—2,35. Glasglänzend, z. T. perlmutter-
glänzend und durchsichtig, aber durch den Wasserverlust meist matt
und trübe; nimmt in feuchter Luft H^O wieder auf und damit seine
frühere Beschaffenheit wieder an. Gelblich-, graulich- und rötlich-
weiß. Bläht sich V. d. L. auf und schmilzt zu klarem Glase. Von Säuren
unter Bildung von Kieselgallerte zersetzt. Auf Hohlräumen vorzugsweise
älterer Eruptivgesteine. Im Mandelsteine von Oberstein a. d. Nahe
und am Oberen See in Amerika mit Cu etc., im Diabas von Dillenburg
und Bergen Hill, bei Botzen im Porphyr, im Plauenschen Grunde bei
Dresden im Syenit ; auf Erzgängen bei Huelgo^t in der Bretagne ; femer
bei Schemnitz in Ungarn und im Floitental in Tirol (Leonhardif) ; bei
Caporciano am Mte. Catini in Toskana (Caporcianit) radialfasrige rötlich
graue Aggregate. Die beiden letzteren haben schon etwas H^O verloren.
Lauhanit. Ca^Al^Si^Oi^ . QH^O^ radialfasrige Kugeln auf PhiUipsit kn Basalt
von Lauban in Schlesien.
Isomorphe Reihe des Natrolith.
Das eine Endglied dieser Reihe, der Natrolith, enthält neben einem Natron-Ton-
erde-Silikat 2 Mol., das andere, der Skolezit, neben einem entsprechenden Kalk-Ton-
erde-Silikat 3 Mol. Kr jstall Wasser. Die KrystaUform ist im Natrolith meist rhombisch,
bei einem^ kleinen JTsO-Gehalt monoklin, beim Skolezit stets monoklin. Trotz dieser
krystallographischen nnd chemischen Verschiedenheit stehen sich die KrjstaUe der
beiden Mineralien in Beziehung anf die Winkel und die Achsen und ebenso in betreff
der pseudoquadratischen Ausbildung sehr nahe. Ebenso mischen die Verbindungen sich in
den mannigfachsten Verhältnissen, und die Mischkrjstalle zeigen mit denen der End-
glieder wieder die gröüte Übereinstimmung in der Form. Es sind also alle Merkmale
des Isomorphismus von Natrolith und Skolezit vorhanden. Etwas entfernter steht das
Ba-haltige Glied der Reihe, der seltene Edingtonit, der in der Zusammensetzung dem
Skolezit entspricht. Auch seine Form ist der der anderen hierhergehörigen Mine-
ralien sehr ähnlich, er nimmt aber au den Mischungen keinen Teil. Die nachfolgende
Übersicht und Beschreibung ergeben das Nähere:
a-.hic ß
Natrolith : Na.AkSizO,^ . 2H^0 ; Rhombisch, voUfl. ; 0,9786 : 1 : 0,3536 ;
Natrolith : K^ Ö-haltig. Monoklin, vollfl. ; 1 ,0165 : 1 : 0,3599 ; 90^ 5'.
Galaktit: CaO-haltig. Rhombisch.
Mesolith : { ^^^f^^"" ' gj^ } ; Monoklin, vollfl. ; 0,9777 : 1 : 0,3226 ; 92« 6'.
Skolezit : CaAkShO.o . SlfgO ; Monoklin, hemiedr. ; 0,9764 : 1 : 0,3434 ; 90« 42'.
Edingtonit : Ba AI^ShO, o . 3^« 0 ; Rhombisch, tetraedr. ; 0,9872 : 1 : 0,3367.
Natrolith. 789
(Lnedecke, N. Jahrb. f. Min. etc. 1880, II, 200; 1881, II, 1; Zeitschr. f. Naturw.
Bd. 63, 1890, 42; Brögger, Zeitachr. f. Kryst. Bd. 16, 1890, 588.)
Natrolith (Mesotyp, Natronmesotyp, Faserzeolith z. T.).
m^AhSi^O,^ ,2H^0 = Na^O . Al^O^ . S/SiO^ . 2H^0 mit 47,3 SiO^,
26,9 Al^O^, 16,3 Na^O, 9,5 fi^O, das noch unter 300« vollkommen weg-
geht und nachher wiederaufgenommen wird; etwas Na^O durch CaO^
z. T. auch durch K^O ersetzt.
Der Natrolith, rhombisch mit pseudoquadratischem Habitus,
bildet beinahe rechtwinklige Prismen: M =ooP(110), MjM = 91« 15',
darüber ein niederes Oktaeder o = P (111); ojo = 143« 12^' und
142« 22^' (E. K); lf/ö= 116« 44' (Fig. 614); statt o nicht selten vici-
nale Pyramidenflächen. Zuweilen die seitliche Kante des ^^\
Prismas durch die Längsfläche abgestumpft. Verwachsungen "^^"^
zweier Individuen kommen manchmal derart vor, daß beide
die Achse c und eine der Basis parallele Fläche gemein haben
und daß die Makrodiagonale des einen Individuums in die
Richtung der Brachydiagonale des andei^en fallt und um-
gekehrt; es sind Zwillinge nach dem Prisma M (Stempel ^^* ^^^*
bei Marburg). Die monoklinen Formen der K^ 0-haltigen Natrolithe sind
von diesen rhombischen sehr wenig verschieden und der Unterschied ist
nui- durch die genauesten Messungen erkennbar. Deutliche El. Br.
nach M. Spröde, H. = 5— 5^. G. = 2,2— 2,3. Farblos und durch-
sichtig bis durchscheinend; auch weiß, fleischrot oder gelb, grau und
dann trübe. Opt. A. E. ac, -f- M. L. c. Die rhombischen haben ge-
rade, die monoklinen schiefe Aualöschung nach der Prismenkante.
Schmilzt sehr leicht und ohne Aufblähen; von HCl sehr leicht zer-
setzt unter Abscheidung von Kieselgallerte.
Der eigentliche Natrolith findet sich in aufgewachsenen, nur
selten an beiden Enden der Prismen ausgebildeten, nadel- oder
langprismenförmigen Krystallen, Drusen bildend, oder in strahligen
und fasrigen Aggregaten, oft radial gebaut, in vulkanischen Gesteinen
sehr verbreitet: im böhmischen Mittelgebirge, z. B. bei Außig im
Phonolith; Alpstein in Hessen, am Mte. Baldo am Gardasee, bei
Montecchio Maggiore im Vicentinischen , dicke Prismen in der
Auvergne, auf den Färöer, in Island etc. im Basalt. Im Phonolith
des Hohentwiels im Hegau ausgedehnte gelbe fasrige dünne Platten,
auf deren Hohli'äumen zuweilen kleine Kryställchen sitzen.
Gut ausgebildete farblose, meist ziemlich dicke Prismen und
radial-strahlige Aggregate von derselben Beschaffenheit auf Hohl-
räumen im Augitsyenit des südlichen Norwegens (Radiolith oder
Brmcif), In dem Eläolithsyenit daselbst wie auch in dem von Kanger-
dluarsuk im südlichen Grönland sind einige der Gemengteile, Orthoklas
790
Silikate.
und Gancrinit und noch mehr Eläolith und Sodalith, häufig in weiße^
graue und rote verworrenstrahlige Aggregate von Natrolith oder
natrolithähnlichen Mineralien umgewandelt, die so Pseudomorphosen
nach jenen Gemengteilen bilden {Spreustein). Aus dem Sodalith entsteht
dabei der eigentliche Nairolithspreustein oder Bergmannit Der Elä-
olith liefert dagegen ein vom Natrolith etwas verschiedenes und dem
Thomsonit (siehe unten) ähnlich zusammengesetztes hexagonales Mi-
neral, Banü HNa^Al^Si^Oi^ . 3ÄjO mit 5% CaO, das wesentlich das-
selbe ist wie der GaO-freie Hydroneplwlitj der im Eläolithsj'enit von
Litchfield, Maine aus Sodalith hervorgeht {Hydronephelitspretistein),
(Stadtländer, N. Jahrb. f. Min. etc, 1885, II, 113; Brögger, Zeitschr. f. Kryst.
Bd. 16, 1890, 598 etc.; PaUa, ibid. Bd. 9, 1884, 386; G. Friedel, BuU. soc. min.
France. Bd. 22, 1899, pag. 84; Zambonini, Zeitschr. f. Eiyst. Bd. 34, 1901, pag. 649.)
Oalaktit Ein 4% CaO enthaltender, rötlicher und milchweifier, radial-
strahliger, z. T. auch deutlich auskrystaUisierter Mesotjrp von Glenfarg, Bishoptown
und Küpatrik in Schottland. Dasselbe ist der körnige fleischrote Lehuntit von
Glenarm in Irland mit etwas mehr 11^0.
Skolezlt (Kalkmesotyp).
CaALSi^O,^ . ^H.O = CaO . AhO^ . SSiO. . 3Ä0, mit 45,85 SiO.^,
14,27 CaO und 13,76 H^ 0, von dem | Krystallwasser ist, während das letzte
Drittel erst in der Glühhitze abgeht. Monoklin, und zwar, den physi-
kalischen Eigenschaften, besonders den Ätzfiguren zufolge, eines der
wenigen Beispiele der Hemiedrie. Die Formen in Habitus und Winkeln
denen des Natroliths (Fig. 614) so ähnlich, daß nur genaue Messungen
einen Unterschied und die Zugehörigkeit zum monoklinen System
erkennen lassen. Die vorderen beiden Flächen o werden von den
hinteren, die nun & zu nennen sind, verschieden. M=ooP (110);
MjM=%V 22i' (vorn); häufig die Längsfläche r = ooPoo (010);
stets: ö = — P (111), ojo = 144« 14'; & = -\-P (101), &I& = 143« 59'.
Meist Zwillinge nach der Querfläche, die einen scheinbar
einfachen Krystall bilden (Fig. 615), aber auf r an der
Zwillingsgrenze vielfach eine federartige Streifung. G.=
2,2—2,4. H = 5— 5^. Spröde. Nach M ziemlich deutlich
spaltbar. Farblos oder ganz lichtgefärbt; durchsichtig bis
Fig. 615. durchscheinend. Schiefe Auslöschung auf M und r, auf r =
15—17«. Pyroelektrizität kräftig, an einfachen Krystallen, entsprechend
der Hemiedrie, vom (+) und hinten ( — ) verschieden; Zwillinge
sind vorn und hinten +, ebenso am freien Ende, während das ab-
gebrochene — ist. V. d. L. krümmt sich der S. wurmförmig und schmilzt
dann leicht. Gelatiniert mit HCl. Sehr viel weniger verbreitet als
Natrolith. Meist in Krystallen von dünn nadeiförmiger Gestalt,
aufgewachsen auf Hohlräumen basaltischer Gesteine, aber auch radial-
strahlige Aggregate, in Island (Berufjord), Table Mountain in Colorado,
M
f:
r
j
11
Skolezit. 791
besonders große und dicke (bis 20 mm auf 4— 5 mm) Kry stalle bei
Punah in Ostindien (Punäliih). Auf Klüften im Syenit am Schattigen
Wichel am Bristenstock und im Etzlital nördlich vom St. Gotthard,
sowie am Viescher Gletscher im Wallis.
(Luedecke, siehe oben; v. Zepharovich, Zeitschr. f. Kryst. VIII, 588; C. Schmidt,
ibid. IX, 587 ; Flink, Meddelanden frin Stockholm's Högskola Nro. 65, 1888 ; Rinne.
N. Jahrb. f. Min. et«. 1894, H, öl.)
Mesolith (Faserzeolith z. T.).
Ist eine isomorphe Mischung von Natrolith- und Skolezitsilikat, wobei aber das
letztere, also der CaOQehalt über den i\/a^0-6ehalt stets überwiegt. Häufig 2 Mol.
Skolezit und 1 Mol. Natrolith. Monoklin yollflächig; Erystalle ähnlich denen des
Skolezits, aber seltener als bei diesem ZwiUinge. Aaslöschungsschiefe auf der Längs-
fläche oo^cxD (010) = 8—9« gegen die Prismenkante. G. = 2,2—2,4 ; H. = 5. Die
zarten ErystäUchen bilden häufig woUähnliche Büschel oder seidenglänzende, fasrige
Aggregate, nicht selten erscheint die Masse auch vollkommen dicht, trübe milchweiß
und porzellanähnlich. Znweilen auch gelblich nnd graulich. Stets in basaltischen
Gesteinen: Pflasterkaute bei Eisenach, Insel Skye, Antrim in Irland {Antrimolith,
lockere, stalaktitische Aggregate, und Harringtonit, scheinbar amorph, erdig,
kreideartig nnd undurchsichtig), Färöer, Bera^'ord auf Island, Table Mountain in
Colorado etc.
An die Natrolithgruppe schließt sich an:
Thomsonit (Ck)mptonit).
2{Ca, Na^)AkSHOs .bHgO, Rhombisch; Prismen von 90« 26' ähnlich wie beim
Natrolith mit brachy- und makrodiagonaler Spaltbarkeit. Habitus und Winkel etwas
anders als in der vorigen Gruppe. a:b:c = 0,9932 : 1 : 1,0066. Zuweilen herzförmige
Zwillinge. Durchscheinend bis vollkommen trübe. Wohl ausgebildete Prismen und
Nadeln, vielfach büschel- oder fächerförmig gruppiert und radialstrahlige, konzen-
trisch schalige, äußerlich zuweilen kugel- oder nierenförmig begrenzte Aggregate
auf Hohlräumen basaltischer und phonolithischer Gesteine: Pflasterkaute bei Eisenach,
böhmisches Mittelgebirge, und zwar am Seeberg bei Kaaden, bei Waltsch, bei Hauen-
stein (früher für Mesolith gebalten) etc., Kilpatrik bei Dumbarton in Schottland
(Thomsonit) ; Vesuv (Comptonit) ; Cyklopeninseln bei Catania ; Färöer ; die radialfasrigen
Kugeln von hier sind Farölith und Mesole genannt worden; Island (der
gelbe Karpho8i%tt>it von BeruQord); Table Mountain in Ck)lorado. Im Melaphyr-
mandelstein am Lake Superior radialfasrige und konzentrischschalige Mandelausfül-
lung, z. T. die abwechselnden Lagen hübsch gefärbt (z. B. fleischrot und grün, lÄii-
tonitj der zuweilen als Schmuckstein geschliffen wird). Auf Drusen im Eläolithsyenit
des südlichen Norwegens.
792 Titanate, Zirkoniatei Thorate, Stannate.
Vm. Klasse.
Titanate, Zirkoniate, Thorate, Stannate.
Perowskit.
CaTiOs mit etwas FeO statt CaO. Ein 6—7^0 Cererde ent-
haltender P. aus dem kömigen Kalk von Alnö in Schweden ist
Knopit genannt worden. In der äußeren Form vollkommen regulär
und zwar vielleicht pyritoedrisch. Meist Würfel, sodann Granatoeder
und Oktaeder; alle anderen Formen des regulären Systems kommen
aber ebenfalls vor. Die Krystalle sind zuweilen sehr flächenreiche Kom-
binationen. Mit der regulären Form stimmt aber nicht die starke
Doppelbrechung, und auch die Ätzfiguren weisen auf eine andere als
reguläre Symmetrie hin. In der Tat sind die Krystalle wahrscheinlich
aus zweiachsigen Individuen verwachsene mimetische Bildungen wie
Boracit und Leucit, aber sie werden beim Erhitzen nicht isotrop, wie
diese beiden. Hexaedrisch spaltbar ; H. := 5^, G. = 4,0—4,1. Schwarz,
seltener hyacinthrot bis gelb, höchstens halbdurchsichtig bis undurch-
sichtig. Starker diamantartiger Metallglanz. Unschmelzbar; von HCl
kaum angegriffen, von kochender H^SO^ gelöst. Die Krystalle sind
teils auf-, teils eingewachsen, besonders im Talk- und Chloritschiefer ;
Hauptfundorte sind : Wildkreuzjoch im Pfitschtal in Tirol, aufgewachsen ;
Zermatt in der Schweiz im Chloritschiefer, ebenso bei Achmatowsk im
Ural ; im kömigen Kalk bei Montreal in Kanada ; Magnet-Cove in Ar-
kansas (ein verwitterter P. von hier ist Hydrctüanit genannt worden).
Mikroskopisch in manchen Basalten, besonders Melilith-, Nephelin-
und Leucitbasalten ; bildet im Nephelinbasalt von Oberwiesental im
sächsischen Erzgebirge ein kömiges Aggregat.
(Vergl. auch Geikielith, Titaneisen etc., pag. 619 ff.)
(Ben Saude, Über den Perowskit, GOttingen 1882; Baomhauer, Zeitschr. f.
Kryst. Bd. IV, pag. 147; Hessenberg, Min. Notizen; C. Klein, N. Jahrb. f. Min. etc.
1884, I, 245.)
Pseudobrookit 2jPea Og . STiOi. Bhombisch, meist dünne, oblonge Täfelchen,
dem Brookit ähnlich. Dunkelbraun bis schwarz, diamautgl&ozend ; in Hohlräumen des
Andesits vom Aranyerberg in Siebenbürgen mit Hypersthen . und vom Mont Dore ;
femer im Nephelinit vom Katzenbuckel, auf VesuTlaven etc. Mehrere Zoll groOe
Krystalle im Kjerulfin von Havredal, Kirchspiel Bamle, Norwegen.
Titanit (Sphen).
CaTiSiO^ = CaS^O^ . CaTi^O^; 28,57 CaO, 30,61 StO,, 40,82
TiOg. Etwas CaO ist dnrch FeO ersetzt; in dem fleischroten Greenovit
von St. Marcel in Piemont sind bis 37o -MwO; in manchen Titaniten
ist Al^O^ enthalten, diesen kommt vielleicht eine etwas andere Formel
Titanit.
793
zu, wie z. B. dem sog. GrotJiit aus dem Syenit des Planenschen Grundes
bei Dresden, der auch Y^O^ aber nur 31,16% TiO^ enthält FgOg
und Ce^O^ enthält auch der T. aus dem Syenit von Biella in Piemont
(siehe auch Yttrotitanit, pag. 795).
Der Titanit ist monoklin mit dem Achsenverhältnis: a : b : c
= 0,4272 : 1 : 0,6575, ß = 94« 38'. Ein Prisma l, wo Iß = 133« 52'
(vom) wird als Vertikalprisma genommen: Z = ooP (110). Die Kanten
desselben sind selten abgestumpft ; es ist oft groß entwickelt und die
Krystalle nach demselben prismenförmig. Sehr gewöhnlich ist die
Basis P = OP (001), Pß = 94« 15' (vorn), mit zwei hinteren (in der
Zeichnung der Deutlichkeit wegen nach vom gewendeten) Schiefend-
flächen X = ^Poo (102) (xjP = 140« 430 i^nd y = ^oo (101) (P/y =
119« 430, die Prismen l oben und unten begrenzend (Fig. 616). Dazu
tritt vielfach noch das Vertikalprisma m = oo]?3 (130); m/m = 76« 7',
p
n
nv
Fig. 616.
Flg. 617.
Fig. 618.
Fig. 619.
^^
Fig. 620.
Fig. 621.
Fig. 622.
sowie die beiden schiefen Prismen m= |52 (123) und s = 454 (141);
w/w = 136« 12'; sjs = 67« 57' (Fig. 617). Letztere sind hier nicht sehr
gi'oß, zuweilen entwickeln sie sich aber sehr stark, das Prisma l tritt
dann sehr zurück oder fehlt ganz. In Fig. 618 ist der Ifrystall nach
s prismatisch, y stumpft die vordere Kante s's gerade ab, dazu tritt die
Basis P und die hintere Schiefendfläche x. Häufig sind auch die
Flächen n ausgedehnt und die Krystalle prismatisch nach diesen.
Zuweilen daneben noch die Basis P und die hintere Schiefendfläche x^
ein schiefes briefumschlagartiges Oblongoktaeder bildend, neben x auch
wohl noch y (Fig. 619). Etwas komplizierter ist Fig. 620, wo neben
dem vorherrschenden n noch y und das Klinodoma r = ]?oo (011) vor-
kommt, dessen vordere Kante von 113^ 30' die Basis P gerade ab-
stumpft. Die Zahl der einfachen Formen, sowie die der Kombinationen
ist sehr bedeutend.
Zwillinge des Titanits nach P sind häufig ; ihre Ausbildung
794 Titanate, Zirkoniate, Thorate, Stannate.
ist verschieden. Ein Juxtapositionszwilling ist Fig. 621 abgebildet;
die Flächen y und v machen vorn eine horizontale Rinne nnd zwar
ist yjy = 120^ 34', hinten schneiden sich x nnd x in einer ausspiingenden
horizontalen Kante von 78^ 34'. Einen Penetrationszwilling gibt
Fig. 622, an dem die Flächen y vom und hinten, und x oben und
unten horizontale einspringende Kanten in der Richtung der Achse b
bilden.
Kein deutlicher Blätterbruch, aber nicht selten schalige Zu-
sammensetzung nach den Flächen von ?, r und x, Bruch muschlig;
spröde. H. = 5 — 5^. 6. = 3,4 — 3,6, bei einigen Varietäten etwas ge-
ringer. Durchsichtig, durchscheinend bis undurchsichtig; Glasglanz,
ins Demantartige und Fettige. Meist grttn, gelb, brayn, auch rot,
zuweilen am gleichen Stück rote und grttne Stellen. \Bei dunkler
Färbung etwas pleochroitisch. Opt. A. E. ac, + M. L. beinahe _L zu
X', also geneigte Dispersion, aber wenig deutlich. Der Achsen winkel ist
für verschiedene Strahlen sehr verschieden, daher die Interferenzfigur
eigentümlich gefärbt. 2E = 63^—56« (r.); = 32^—34« (bl.) also
^>t'. /? = 1,905 (r.); y — « = 0,12. V. d. L. schwer schmelzbar zu
schwarzem Glase; von HCl unvollständig, von R^SO^ und HF voll-
ständig zersetzt.
Der T. findet sich in prismen- oder tafelförmigen Krystallen auf-
oder eingewachsen oder in derben Partien. Der grüne, stellenweise
rote, im allgemeinen durchsichtige Titanit (Sphen) (Fig. 616 — 618,
621 und 622) findet sich auf Klüften und Spalten der Gneiße und ähn-
licher Gesteine des Urgebirges in den Hochalpen mit ßergkrystall,
Feldspat, Chlorit etc. an vielen Stellen, in Tirol, der Schweiz, Pie-
mont etc., zuweilen mit staubförmigem Chlorit imprägniert, dann un-
durchsichtig gi'ün; findet sich ähnlich auch bei Achmatowsk im Ural.
Braune und gelbe undurchsichtige Krystalle (Fig. 619 u. 620), auch derbe
Partien (Braun- resp. GeTbmenakeris) in älteren krystallinischen Silikat-
gesteinen, bes. in Hornblende führenden eingesprengt., so im Syenit^
Diorit, Homblendeschiefer und anderen ähnlichen Gesteinen, z. B. im
Plauenschen Grunde bei Dresden, im Odenwald, in der Normandie,
im Umengebirge im Ural etc.; ferner im körnigen Kalk, z. B. bei
Bolton in Massachusetts, bei Attleboro in Pennsylvanien etc., sowie in
Renfrew County in Kanada ; im Magneteisen von Arendal mit Epidot.
In jüngeren Eruptivgesteinen, besonders in manchen Trachyten,
findet sich T. oft in glänzenden gelben Kryställchen, z. B. am Laacher
See {Semelin oder Spinellin) ; auch in den Phonolithen der Umgebung von
Außig im böhmischen Mittelgebirge, der Rhön und anderer Gegenden,
sowie in manchen Sommaauswürflingen. Fasriger bis dichter T. ist
der giünlichweiße Titanomorphit (Leukoxen), ein Umwandlungsprodukt
von Rutil und Titaneisen, in Honiblendeschiefeni, Diabasen etc., diese
Titanit. Johnstrupit. Katapleit. Eudialyt. 795
Mineralien als HuUe umgebend, (v. Lasauix, ztachr. Kryst. Bd. iv, 1880.
pag. 162.) (Vergl. Zirkelity pag. 796, mit analoger ZusammensetzuDg.)
(Hessenberg, Min. Notizen, vergl. (3); JeremejefF, Yerhdlg. Min. Ges. St. Peters-
burg n, 14, 2Ö4, 1881 ; G. Rose, Dissertation, Berlin 1820; Busz, N. Jahrb. f. Min. etc.
Beil.-Bd. V, 1887, pag. 330.)
Yttrotitanit (Eeilhauit). Branner, im Glimmerschiefer von BuÖ beiArendal
eingewachsener, viel Äl, Ce und Y enthaltender Titanit. Der braune Enkolit'
Titanit von Stokö und Fredriksväm enthält ebenfalls Y und auch Ce.
Tschewkinit, schwarz, amorph, glasglänzend, ist ein stark zersetzter Ce-,
Xo-, Dt-, Be- und J^e-haltiger Titanit aus dem Granit von Miask und von der
Coromandelkttste im südlichen Ostindien.
Ein Silikotitanat mit geringerem ^ROj-Gehalt: {Na,K)t{Fe,Mn){Si,Ti)nOii,
das säurereichste Silikat resp. Titanat, das man kennt, ist der schwarze, tief rot
durchscheinende Neptunit; sehr selten mit Ägirin im Syenit von Igaliko in
Grönland.
Einige weitere seltene Silikotitanate von noch nicht genau bekamiter
komplizierter Zusammensetzung, z. T. ZrOf und T^O^-haltig, sind:
Johnstrupit, JF'-haltiges Silikotitanat von Ca, Ce {La, Di) und Na mit
etwas ZrOi, Bräunlichgrüne, durch Verwitterung gelbe, durchscheinende bis un-
durchsichtige, monokline, langgestreckte Prismen aus den Syenitpegmatitgängen des
südlichen Norwegens. Opt. Achsenebene || der Symmetrieebene. Binkit untei*scheidct
sich vom J. wesentlich nur durch die Lage der opt. Achsenebene senkrecht zur
Symmetrieebene. Im Eläolithsyenit von Eangerdluarsuk im südlichen Grönland und
in der Serra de Tingua in Brasilien. Mosandrit Dunkel rötlichbraun, enthält
etwas mehr ZrOi {l^li %) und Ce, dagegen weniger TiO^ (öV« %) CaO, Na^O und
F als Johnstrupit. Insel L&ven im Langesundfjord und bei Barkevik im südlichen
Norwegen. EbenfaUs monoklin und, wie die beiden anderen, krystallographische
Beziehungen zum Epidot zeigend.
Süikozirkoniate, resp. Süikostannate die folgenden Mineralien:
Katapleit HiNa^Si^ZrOn (Natronkatapleit , grau); häufig etwas Ka^O
durch CaO vertreten (Ealkkatapleit, rot bis braun). Mimetisch-hexagonale Drillinge
monokliner Individuen, bei 140® einachsig und wirklich hexagonal (wahrscheinlich
rhomboedrisch-tetartoedrisch) ; verhält sich ähnlich dem Tridymit. Größere Krystalle
oder sechsseitige, zuweilen rosettenförmig angeordnete Täfelchen ; nach ooP spaltbar.
Im Eläolithsyenit des Langesundfjords und des südlichen Grönlands. Entsteht aus
Eudialyt. Analog zusammengesetzt ist der Stokesit^ HiCa{Sißn)4,0ii, von dem
aber nur ein farbloser, rhombischer Krystall auf Axinit von St. Just in Cornwall be-
kannt ist. Der rhombische Elpidit; stenglig und filzartig fasrig, weiU bis ziegelrot,
perlmutterglänzend von Igaliko in Grönland ist: H^Na^Si^ZrOi^.
Eudialyt, Nai^{Ca, F€)^{Si, Zr)2o0^2Cl, Große, rhomboedrische , nach der
Basis deutlich spaltbare Krystalle und kömige Massen. Bot mit -{- D. Br., in den
Gängen im Eläolithsyenit von Eangerdluarsuk in Grönland, bei Magnet Cove in
Arkansas und auf der Halbinsel Kola. Braun mit — D. Br. {Eukolif) in den Gängen
des Langesundfjords im südlichen Norwegen.
Einige Süikozirkoniate: Rosenbuschit, L&venit, Wöhlerit und Hjortdahlit stehen
in sehr nahen Beziehungen zur Augit- oder Pyroxengruppe und sind dort be-
trachtet worden. Man faßt sie unter dem Namen der Zirkonau^ite oder -Pyroxene
zusammen.
796 Titanate, Zirkouiate, Thorate, Stannate.
- Ein Titanozirkoniat Ton der aUgemeinen Formel des Titanits ist der:
Zirkelit {C%Fe) {Zr, Ti, Th\0^ (53% ZrO^). Schwarze harzglÄnzende,
reguläre, komplizierte Zwillinge bildende Eryställchen ans dem zersetzten Magnetit-
Pyroxenit von Jacnpiranga in S. Paulo, Brasilien.
Ein Borotitanat Ton Magnesia und Eisen ist der
Wanoickit (Enceladit). Braune, rhombische, prismatische Krystalle im kör-
nigen Kalk yon Edenville, New- York.
Ein Borostannat ist der Nordenskidldin, pag. 57d.
Stibiotitanate sind der Derbylith, der Lewisit und der Mauzeliit, die bei den
Antirooniaten (Klasse X) beschrieben werden.
Endlich schließen sich einige Niobsäure enthaltende Titanate an:
Dysanalyt ^RTiO^ . RNb^Ofit worin R = Ca, Fe, Mn, Ce und Na^. Kleine,
schwarze Würfelchen, früher für Perowskit gehalten, in dem körnigen Kalk Ton der
Voigtsburg bei Schelingen im Kaiserstuhl und yon. Magnet Cove, Arkansas.
Pyrochlor. Ähnlich wie D., aber das Niobat tiberwiegt (vergl. den Ti-freien
Koppit (pag. 799), der früher damit vereinigt worden war). Auch etwas 7%0t, ZrOt
und F, Bräunlichschwarze reguläre Oktaeder im Eläolifhsyenit des südlichen Nor-
wegens und bei Miask im Bmengebirge (Ural). Der braune, fettglänzende Hatchet-
■
tolith ist ein zersetzter P. mit einem kleinen Urangehalt aus den Glimmergmben
von Mitchell Co., Nordkarolina. Fyrrhit, gelbe Oktaederchen in vulkanischen
Auswürflingen am Laacher See und auf San Miguel (Azoren), scheint dem P. ähnlich
zusammengesetzt zu sein. Dieser sog. Azor-Pyrrhit ist etwas anderes als der
P. von Alabaschka (pag. 799).
Folykras. Ein Titanat und Niobat von Y, Er, Ce nebst ü und Fe. Grau-
braune rhombische sechsseitige dünne Tafeln im Granit von HitterG in Norwegen.
In der Krystallform ähnlich dem Columbit. Ihm chemisch nahe steht der wie
Polykras etwas wasserhaltige
Euxenit Bhombisch, meist derb, schwarz mit r6tlichbraunem Strich und
hellmetallischem, etwas fettigem Glanz. In Granitgängen von Arendal, HitterÖ etc.
in Norwegen.
Äschynit Enthält ThOt statt Z70s, sonst ähnlich dem Euxenit. Schwane
bis braune, unregelmäßige Prismen und Tafeln mit hellbraunem Strich und halb-
metallischem, ins Fette gehendem Glanz auf dem Bruch. Im Granit von Hitter5,
ebenso bei Miask im Bmengebirge und bei Königshain in Schlesien.
• Polymignit. Armer an Nb^Oi als Äschynit, enthält aber ZrO«. Lange,
dünne, dunkelbraune, fast schwarze, lebhaft fettig-metallglänzende Krystallnadeln,
meist von einer matten Verwitterungsrinde umgeben, im Zirkonsyenit von Fredriks-
värn im südlichen Norwegen.
Diese Mineralien führen zn der Klasse der Niobate und Tantalate.
Isodimorphe Gruppe des Niobits. Niobit. 797
IX. Klasse.
Tantalate und Niobate.
Enthalten häufig seltene Erden (Y, Cf, Za, Di, Er etc.). Meist braun bis
schwarz und halbmetallisch. Fast durchweg im Granit und zwar im Norden:
Skandinavien, Ural, Nordamerika etc.
(Rammeisberg, Sitzgsber. Berl. Akad. 1870—1872.)
Isodimorphe Gruppe des Niobits.
Niobate und Tantalate von FeO und MnO von der Formel: FeNh<iO^=^
FeO . NbiO^ etc., in denen meist Fe überwiegt. Von den Säuren ist bald die erste,
bald (seltener) die zweite vorherrschend (Niobit und Tantalil). Doch ist gewöhnlich
je von der anderen ebenfalls eine mehr oder weniger große Menge vorhanden, so daß
zwischen beiden keine scharfe Grenze aufgestellt werden kann. Ebenso ist es auch
mit den Fe- und Jtfn-Verbindungen beider Säuren. Sowohl die hierher gehörigen
Niobate als auch die Tantalate krystallisieren in zwei heteromorphen Formen:
rhombisch und quadratisch. Sie sind beide dimorph, und je die dem gleichen
Erjstallsystem angehCrigen Mineralien sind isomorph. Es liegt also eine vollkommene
isodimorphe Gruppe vor, über welche die folgende Tabelle eine Übersicht gibt.
rhombisch : quadratisch :
a:b :c a:c
{Fe,Mn)NbiOti. Niqbit: 0,4074:1:0,3347; Mossit: 1:0,6438.
(Fe, W)Ta,Oc. Tantalit: 0,4083 : 1 : 0,3259; Tapiolit: 1 : 0,6528.
Namentlich di^ verbreiteteren rhombischen Verbindungen mischen sich isomorph
in allen möglichen Verhältnissen. Die quadratischen sind weit weniger häufig. '
Niobit (Columbit).
(Fe,Mn)(Nb,Ta)0ii = {Fe,Mn)0.{Nb,Ta)20,i, iV'ft überwiegt über Ta. Nur
selten frei von Ta (einzelne Erjstalle von Grönland) ; die Ta-reichsten mit ca. 30^0
Ta^O^ gegen 50% Nb^O^ sind die von Haddam in Connecticut und von Bodenmais
im bayrischen Wald. Die rhombischen Erystalle sind meist in der Richtung der
Achse a etwas verlängert zu kurz prismatischen Formen, nach der Längsfläche
dick tafelförmig und in dieser Richtung auch ziemlich deutlich spaltbar. Zuweilen
Zwillinge nach 2P5ö (201). H. = 6. G. = 5,4—6,4, um so höher, je mehr Ta^Oi.
Braunschwarz mit rotbraunem bis schwarzem Strich. Undurchsichtig mit halb-
metallischem Glanz auf dem meist muschligen Bruch. Meist mehr oder weniger
deutlich auskrystaUisiert, die Erystalle stets eingewachsen, selten anders als in
granitischen Gesteinen. Verbreiteter als Tantalit. V. d. L. unschmelzbar, durch
Säuren nicht angegriffen, nur durch Schmelzen mit saurem schwefelsaurem Kali
aufschließbar. Die besten Erystalle im Eryolith von Ivigtut in Grönland. Im Granit
von Bodenmais in Bayern (Dianit oder Baierin); bei Chanteloube unweit Limoges
in Frankreich; bei Craveggia im Vigezzo-Tal in Piemont; in Norwegen z. B. bei
Eragerö; an mehreren Orten in Finnland; bei Miask im Dmengebirge (Ural) (Mengit);
bei Haddam in Connecticut und an manchen anderen Orten in Nordamerika.
(Schrauf, Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. 44, 1861, pag. 445; E. S. Dana, Zeitschr.
f. Kryst. Xn, 1887, pag. 266.)
798 Tantalate und Niobate.
Mo 88 it. Chemisch wie Niobit, aber quadratisch krystallisiert. Kleine schwarze
Afn-freie Erystalle, meist Zwillinge nach Pbo (101) und von rhombischem Habitus;
aufgewachsen auf einem Pegmatitgang bei Moß in Norwegen. G. = 6,45. Nh : Ta
= 1:1. Ein zersetzter Mossit ist wahrscheinlich der Adelpholit aus dem Granit
von Laurinmäki in Finnland. (Brögger, Videnskabsselskabets Skrifter. I, Mathe-
matisk-naturv. Klasse 1897, Nro. 7, Kristiania.)
Tantalit
{Fe, Mn) (Ta, Nb\0^ = {Fe, Mn)0.(Ta, Nb)iOfi. Ta über Nb überwiegend, ebenso
meist Fe über Mn, Ein fast iY&-freier, in dem beinahe alles Fe durch Mn ersetzt wird,
(80 Ta20fi, lAMnO), aus den Goldwäschen an der Sanarka im Und, ist Mangano-
tantalit genannt worden. In den iV7»-reichsten (Broddbo bei Fahlun) ist Ta und
Nb in ziemlich gleicher Menge vorhanden (z. B. 40% NbiO^ und 42% Ta^O^. Das
reine Eisenmetatantalat, das noch nicht bekannt ist, würde 86,05 Tor^O^ und 13,95
FeO enthalten. Meist findet sich auch etwas WO^ und SnO^. Ein besonders
zinnreicher T. (2,94 SnO>^ yon Skogböle im Kirchspiel Tammela in Finnland
ist Ixiolith (Ixionolith) genannt worden. Die Krystalle, schwarz, undurchsichtig,
halbmetallisch glänzend mit unvollkommener Spaltbarkeit, sind rhombisch, denen des
Columbits ähnlich, aber meist nach der stark vertikal gestreiften Querfläche (nicht
nach der Längsfläche) tafelartig. Zwillingsbildung häufig. H. = 6. G. = 6,5—7,3,
ebenfalls mit dem Ta-Gehalt steigend. Unschmelzbar und von Säuren nicht ange-
griffen. Viel seltener als Niobit ; nur eingewachsen im Granit. Broddbo bei Fahlun
in Schweden, Paris in Maine, Amelia Co. in Yirginien, Yancey Co. in Nordkarolina.
Tapiolit. Chemisch und im Aussehen wie Tantalit, aber quadratisch. In
dem T. ans dem Granit von Sukkala im Kirchspiel Tammela, Finnland ist TaiNb
= 4:1 und Mn fehlt fast ganz. Die schwarzen, halbmetallischen Krystalle sind
denen des Butil ähnlich, aber durch Verzerrung und Zwillingsbildung häufig schein-
bar monoklin. H. = 6. G. = 7,4 — 7,8. Zum Tapiolit gehört auch der früher sogenannte
Tantalit von Härkäsaari bei Tammela und der von Bosendal bei Kimito in Finnland
(Tamnielatantalit und Kimitotantalit), sowie der beinahe iV^-freie von Skogböle bei
Tammela {Skogbölit) ; ihre Krystalle sind durch Zwillingsbildung scheinbar rhombischv
Findet sich auch im Granit von Topsham in Maine (Brögger, siebe bei Mossit).
Fergu8onit (brauner Yttrotantalit).
Y{Xb,Ta)Oi= YiOg.{Nb, Ta)^0^ mit einer kleinen Menge von Cermetallen,
sowie von U-, Nb überwiegt meist stark. Glüht bei 500—600® plötzlich auf und
entwickelt unter gleichzeitigem Verlust an spezifischem Gewicht 0,0326% Helium.
Durch Verwitterung ein kleiner Wassergehalt. Quadratisch und zwar pyramidal-
hemiedrisch, wie Scheelit, dem der F. auch in den Winkeln sehr nahe steht. a:c =
1:1,464. Deutliche Krystalle, von pyramidaler Form, selten; meist schwarzbraune
Körner mit lebhaft fettig bis halbmetallisch glänzendem, muschligem Bruch; schein-
bar amorph. G. = 5,8 — 5,9. H. = 5V2— 6. Im Granit von Schreiberhau im Riesen-
gebirge, besonders aber in Skandinavien in demselben Gestein : Ytterby in Schweden
mit schwarzem und gelbem Yttrotantalit, und Helle bei Arendal in Norwegen
{Tyrit und Bragit); femer bei Kap Farvel in Grönland. Mit dem Fergusonit ist
vielleicht isomorph der Sipylit, im wesentlichen niobsaures Erbium, ErNbO^,
mit etwas H^O, Bildet quadratische Oktaeder, aber meist unregelmäßige bräunlich-
schwarze, harz- bis halbmetallglänzende Kömer in einem Gemenge von Allanit und
Magneteisen am Little Friar Mountain in Virginien. Zeichnet sich durch besonders
starkes Aufglühen beim Erhitzen aus. Dem F. nahe steht der Kochelit aus dem
Ganggi-anit der Kochel wiesen bei Schreiberhau in Schlesien, gelbe Quadratoktaeder
Yttrotautalit. Samarskit. Koppit. Stibiotantalit. 799
und kmstenförmige Überzöge, die neben JV62O5 atich ZrOi nnd TäO«, sowie Y und
Fe enthalten.
Yttrotantalit (schwarzer Yttrotantalit).
Yi^flaO«! = 2r20, .STosOß, mit etwas Er, Ca und wenig Nb^O^, Die
schwarzen, halbmetallischen, rhombischen Krystalle im Granit von Ytterby und Fahlun
in Schweden sind selten; häufiger derb, von glasigem Aussehen. G. = 5,6—5,9. H. = 5
bis 5V2. Der schwarze Y. wird bei Ytterby begleitet von einem wahrscheinlich
amorphen Mineral mit derselben Zusammensetzung, aber von gelber Farbe {geVber
Ytlrotantalit), Hier ist G. = 5,8. Dem schwarzen Y. ähnlich, aber Y-ärmer, ist
der ffjelmit aus dem Granit von Korarfvet bei Fahlun in Schweden; es ist im
wesentlichen tantalsaures Calcium, Eisen und Mangan. In beiden, wohl infolge von
Verwitterung, etwas H^O.
Samarskit (Uranotantal, Yttroilmenit).
Ehombisch, ähnlich dem Niobit. Sammtschwarz mit braunrotem Strich. Musch-
liger Bruch mit starkem, halbmetallischem, etwas ins Fettige gehendem Glanz. Un-
durchsichtig, y. d. L. aufglühend und schwer schmelzbar. Spröde. H. = o— 6.
G. = 5,6— 5,8. Von Säuren zersetzt. Er ist ein Niobat, von Fe, Y, Ca, Er und
namentlich Z7, in dem ein Teil des Nb durch Ta vertreten ist. Meist nur in Form
unregelmäßiger, im Bruch amorph aussehender Körner im Granit von Miask im
Ilmengebirge (Ural) und in gröOeren Stücken (bis 20 Pfund) von Nordkarolina be-
sonders in Mitchell County, an beiden Orten mit Columbit. Ein Zersetzungsprodukt
des S. von Nohl am Eongelf in Norwegen scheint der Nohlit zu sein. Ebenso der
Rogersit, der auf dem S. von Mitchell County in Nordkarolina dünne, weiße,
krust«nfÖrmige Überzüge bildet.
Ar^ner'ödit. Im wesentlichen nahe übereinstimmend mit Samarskit, ein
Pyroniobat von Yttrium und Uran mit kleinen Mengen SnO^ und H^O, die wohl
unwesentlich sind. In der Krystallform dem Niobit sehr ähnlich, doch sind die
rhombischen Krystalle selten. G. = 5,7. H. = 6. Schwarze, undurchsichtige, auf
dem muschligen Bruch halbmetallisch bis fettartig glänzende Kömer im Pegmatit
von Anneröd bei Moß in Norwegen.
Mikrolith. Im wesentlichen Ca^Ta^O-i = WaO , Ta^O^, worin Ta z. T. durch
Nh, Ca durch Mn, Fe und Mg ersetzt, auch eine kleine Menge Alkalien, F und
H^O vorhanden ist Begulär; kleine gelbe bis rotbraune Oktaederchen mit fet-
tigem Glasglanz in einem Albitgang bei Chesterfield in Massachusetts, größere
Krystalle und derbe Partien im Glimmer von Amelia County in Virginien. Auch
in Elba, Grönland etc. Hierher vielleicht auch die gelben Oktaederchen im Granit
von Alabaschka bei Mursinsk [Pyrrhit G. Rose) und von S. Piero in Elba (vergl.
den Azor-Pyrrhit, pag. 796).
Koppit, Ist vielleicht entsprechend dem Mikrolith, Ca^Nb^O-j = 2CaO . Nb^O^,
worin Ca durch eine nicht unerhebliche Menge Ce, Di und La vertreten wird ; enthält
auch etwas ZrO^, Alkalien und sehr wenig F. Schwarzbraune, in dünnen Lagen
braun durchscheinende Würfelchen aus dem Kontaktkalk von Schelingen im Kaiser-
stuhl im Breisgau. Wurde früher für Pyrochlor gehalten, dem er nahe steht, von
dem er sich aber u. a. durch die fast völlige Abwesenheit von TiO^ unterscheidet.
Atopit ( Ca, Na^, Fe, Mn)28b2 0^. Braune halbdurchsichtige Kryställchen, ein-
gewachsen im Hedyphan von Longban in Wermland. Regulär und vielleicht mit
Koppit und Mikrolith isomorph (vergl. Tripuhyif).
Stibiotantalit Sb{Ta, Nb)0^ = Sb^Os . (Ta, Nb^Og,. Rötiich- und grünlich-
gelbe, diamantglänzende Kömer aus westaustralischen Zinnsanden.
800 Phosphate, Arseniate, Antiinouiate, Vanadinate.
Ein Sillkoniobat von Natron mit etwas H<iO und F ist der Epistolit >(1u
dem Eläolithsyenit von Julianehaab in Grönland. Die tafelförmigen , vielfach zu
Gruppen verwachsenen, monoklinen Krjstalle sind in Aussehen und Beschaffenheit
dem Brucit ähnlich, und früher auch dafür gehalten worden.
(Titanoniobate etc. siehe in der Klasse der Titanate, pag. 796.)
X. Klasse.
Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Vanadinate.
a) Wasserfreie Phosphate etc.
Eine große Anzahl derselben, darunter die wichtigsten, sind CU und jF-haltig;
bei manchen sind die Halogene ganz oder z. T. durch [OH) vertreten. Sie eröffnen
hier die Reihe.
Isomorphe Reihe des Apatits.
Hexagonale, pyramidal-hemiedrische Mineralien von der allgemeinen Formel:
MiiR^OiiCl^SMiR^Os ' MCk, wo M=Ca, Pb, R = P, Äs, V und wo F und zu-
weilen auch (OH) statt Cl stehen kann, aber nur wenn 3f = C<i,
a:c
Apatit : 3Ca,P, 0^ . CaiCl, F)^ : 1 : 0,7346 bis 0,7313,
Py romorphit : SPh^P^ Og .PhCk] 1 : 0,7362.
Polysphärit : 3(P6, Ca)tP^Os . (Pft, Ca)a2 ;
Kampylit : SPh^iÄs, P)tO,, . PbCk ; 1 : 0,725.
Mimetesit : 3P6, A«2 Og ,PhCl^\ 1 ; 0,7276.
Hedyphan : 3(P6, Ca)^A8>tOs . (Pb, Ca)Ck ; 1 : 0,7063.
Svabit : SCa^As^O^ . Ca{F, OH, €1)^-, 1 : 0,7143.
Yanadinit : SPb^ 7« Og . PbCk ; 1 : 0,7 122.
Endlichit : SPb^(A8, V), Og . Pb Ch ; 1 : 0,7495 ca.
Apatit (mit Phosphorit).
SCa^PoO^ . CaCl^ (Chlorapatit) oder mit CaF^ (Fluorapatit); ent-
sprechend 40,92 (42,26) P.O5, 53,80 (55,55) CaO und 6,82 Cl (3,77 F).
Beide isoliert für sich, aber meist Cl neben F, also isomorphe Mischung
beider. Im allgemeinen überwiegt F über Cl in den Mischungen, wie
auch reine F- Apatite weit häufiger sind, als reine CT- Apatite. Etwas
F resp. Cl ist nicht selten durch etwas {OH) ersetzt. Nicht selten
kleine Mengen von Fe^O^^ MgO (gegen 10%, der ui^alische sogenannte
Taikapatit), MnO {Manganapatit, bis 11 % in dem dunkelgrauen A. von
Brauch ville in Connecticut; meist weniger, z. B. in dem A. von Zwiesel im
bayrischen Wald und Vestanä in Schweden). Enthält zuweilen Ein-
schlüsse flüssiger Kohlensäure, sowie solche von anderen Mineralien
Apatit.
801
z. B. von Monazit (Kryptolith), pag. 810, daher bis 5^0 Ceroxyde
(Arendal in Norwegen), doch gibt es auch Ce-haltigen Apatit ohne
Einschlüsse {Cerapatit). Durch Ver\*itterung nicht selten CO^ und
H^O (HydroapatU).
Krystalle sind sehr verbreitet, entweder lange hexagonale Prismen
oder dicke Tafeln. Die Winkel schwanken etwas mit dem C7-resp.
F-6ehalt und damit auch die Achsenverhältnisse, und zwar nimmt mit
steigender C^Menge die Achse c ab. Es ist : a : c = 1 : 0,7346 bis
1 : 0,7313 ; die im folgenden angegebenen Winkel entsprechen dem
ersteren Wert. Das 1. Prisma M fehlt wohl nie, dazu häufig die
Basis P (Fig. 153) oder das Dihexaeder a; = P(1011); a:/a; = 142^5'
(E. K); P/a;=139<> 41^, (Fig. 159); oder auch x neben der Basis P,
als Abstumpfung der Kanten PjM (Fig. ^23). Auch stumpfere Di-
hexaeder der 1. Stellung, z. B. r = ^P (10l2), P/r = 157^ 1' (Fig. 625)
und schärfere, z. B. ^ = 2P (2021), Pjjs = 120<> 31' (Fig. 626) finden
Fig. 623.
f^Rs
u
M
M
Fig. 624.
Fig. 625.
Eig. 626.
sich; ebenso Dihexaeder der 2. Stellung: s = 2J2 (1121), (Fig. 624—
626) ; a = P2 (1122), das nächste stumpfere zu x (Fig. 626) etc. Auch
das 2. Prisma: e = ooP2 (1120) fehlt nicht, mit dem 1. Prisma und
der Basis Kombinationen wie in Fig. 155 bildend, (auch in Fig. 626).
Die Hemiedrie tritt bei den dihexagonalen Prismen hervor, z. B. c
= 00P4 (2130), welches an jeder Prismenfläche e nur die eine Kante
Mje abstumpft, die andere nicht; ebenso an den Didodekaedern, z.B.
u = 31^ (2131), welches nur die abwechselnden Kanten Mjs abstumpft,
aber oben und unten auf derselben Seite der Prismenkanten MIM.
(Fig. 626.) In seltenen Fällen treten die dihexagonalen Prismen c
und Pyramiden w etc. auch mit ihren beiden Hälften auf, an Kry-
stallen vom Wildkreuzjoch in Tirol, Schlaggenwald im Erzgebirge etc.
die dann scheinbar volMächig sind.
Die Hemiedrie wird auch durch die Gestalt der Ätzfiguren auf
den Prismenflächen deutlich angezeigt (Fig. 300), ebenso aber auch
durch die auf der Basis, die gegen das Sechseck letzterer Fläche etwas
verwendete Sechsecke bilden. Keine Zwillinge, keine deutliche Spalt-
barkeit, undeutlich nach P und M\ aber nicht selten ebene schalige
AbsonderuDg nach diesen Eichtungen ; kleinmuschliger Bruch ; spröde ;
H. = 5. G. = 3,16—3,22, mit zunehmendem C7-Gehalt sich ver-
saue r, Mineralogie. 51
802 Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Vanadinate.
mindernd. Durchsichtig bis durchscheinend und undurchsichtig ; glas-
glänzend, auf Bruchflächen fettglänzend; farblos, gelb (Spargelsf^n\
braun, zeisiggrün, blaugrün {MoroxU\ blauviolett, rot etc.; zuweilen
stark dichroitisch. — D. Br. schwach, ebenso die Lichtbrechung ; nicht
selten anomal zweiachsig, w = 1,646, e = 1,642 für ^a-Licht.
Manche Apatite phosphoreszieren beim Erwärmen mit prachtvoller
grüner Farbe. V. d. L. schwer schmelzbar; in HCl löslicL
Der Apatit findet sich in Form vollkommen ausgebildeter Krystalle,
die bald auf-, bald eingewachsen sind. Letztere pflegen mehr langpris-
matisch bis nadelig und krystallographisch einfach (z.B. Fig. 153), erstere
mehr dick taflig ausgebildet, komplizierter begrenzt und namentlich
häufig mit hemiedrischen Formen ausgestattet zu sein (Fig. 626). Sehr
verbreitet sind auch derbe, kömige, fasrige und dichte Aggregate, häufig
mit traubiger und nierenförmiger Oberfläche, sowie erdige Massen und
unreine Knollen. Die Krystalle und die schon für das bloße Auge
deutlich krystallinisch kömigen Aggregate bilden den Apatit im engeren
Sinne, die fasrigen bis dichten Varietäten werden als Phosphorit,
Staffelit, Osteolith etc. bezeichnet.
Der eigentliche Apatit ist, eingewachsen in Silikatgesteinen jeder
Art und jeden Alters, sehr verbreitet und bedingt in ihnen einen nie
fehlenden kleinen Phosphorsäuregehalt, in den Eruptivgesteinen sowohl
wie in den krystallinischen Schiefem. In diesen Gesteinen bildet er
als Gemengteil meist mikroskopisch kleine Nädelchen, aber doch auch
nicht selten mit bloßem Auge deutlich erkennbare Prismen. In Erup-
tivgesteinen z. B. im Nephelindolerit von Meiches in Hessen und Löbau
in Sachsen, in den Auswürflingen am Laacher See und an der Somma
(Vesuv), in manchen Diabasen in Hessen, am Harz etc., im Teschenit
und besonders schön und massenhaft als gelbe durchsichtige Krystalle
von Spargelstein in einem vulkanischen Tuffe von Jumilla, Provinz
Murcia, Spanien. In krystallinischen Schiefern z. B. vielfach in den
Alpen: im Talkschiefer am Greiner im Zillertal, gelbe E^rystalle
und häufiger rundliche Partien, ebenfalls von Spargelstein, im Chlorit-
schiefer des Pfitschtales, im Glimmerschiefer bei Snarum in Norwegen,
an der Tokowoja bei Katharinenburg im Ural etc. In den nämlichen
Gesteinen finden sich auch häufig auf Drusen aufgewachsene Krystalle
oft von großer Schönheit, wasserhell und von komplizierter Begrenzung
mit hemiedrischen Formen, ähnlich der Fig. 619 mit dem Epidot an der
Knappenwand im Untersulzbachtale im Salzburgischen; kleine, meist
trübe, weiße, flächenreiche Krystalle (Fig. 619) im Gneiße am St. Gott-
hard; ferner im Granit von Penig in Sachsen und am Epprechtstein
im Fichtelgebirge, von Striegau in Schlesien, von Elba, bei Miask im
Ural etc. Stellenweise häuft sich der Apatit, meist in derben körnigen
Aggregaten, in derartigen Gesteinen massenhaft an und bildet in ihnen
Apatit. 803
mehr oder weniger selbständige Gänge, so namentlich mit Enstatit,
Phlogopit, viel Rutil etc. in der danach benannten Apatitregion un-
weit des Langesundfjords im südlichen Norwegen in der Gegend um
Arendal, Bamle, E^ragerö, Ödegarden etc. Der Apatit liegt hier in
einem, stellenweise in ein Homblende-Skapolithgestein umgewandelten
Gabbro und im Homblendeschiefer, namentlich im Eontakt beider.
Auf der Magneteisenlagerstätte von Arendal (Norwegen) als Moroxit
und in ganz gleicher Weise mit dem Magneteisen von Gellivara in
Norbotten.
Sehr ausgedehnt ist das Vorkommen des Apatits in krystallinischen
Kalken, sowohl in solchen der krystallinischen Schiefer als in Eon-
taktzonen. Er findet sich hier in derben Massen, zuweilen von er-
heblichem umfang und in wohlausgebildeten Erystallen, die dann eine
glänzende, geinndete, sogenannte „geflossene^ Oberfläche und eine aus-
gesprochene Farbe, entenblau, meergrün, rot, braun etc. zu haben
pflegen und oft eine bedeutende Größe, (mehrere Fuß lang und zentner-
schwer) besitzen. Fundorte dieser Art sind bei Schelingen im
Eaiserstuhl, Logrosan in Estremadura, Spanien, Ersby bei Pargas
in Finnland, Gouverneur, Hammond und sonst in Lawrence Co.,
New- York (große Erystalle), in Essex Co., N. Y. bei Long Pond
(hier auch der stark phosphoreszierende fasrige Eupychroit mit
nieriger Oberfläche), massenhaft bei Hurdstown in New-Jersey
und an vielen anderen Orten der Vereinigten Staaten. Wegen
der Massenhaftigkeit des Vorkommens und der Größe der Ery-
stalle besonders zu erwähnen ist Eanada, wo die Vorkommen
im Kalk mit den oben erwähnten krystallinischen Silikatgesteinen
in Verbindung stehen. In North-Elmsby und South-Bourgess in On-
tario ist ein ausgedehntes 10 Fuß mächtiges Lager. In Eenfrew
County Ontario, massenhaft im Ealke des Gneißes und ebenso,
mit Pyroxen, Amphibol, Titanit, Zirkon, Granat, Vesuvian etc.
längs des Lifevre-Flusses in Ottawa County, Quebec Hier, bei
Buckingham, u. a. ein Erystall von 650 Pfund Gewicht und 72^ Zoll
Umfang. Auch der blaue Lasurapatü von der Slüdjanka am
Baikalsee findet sich im Kalk. Auf den mit kömigen Kalken in Ver-
bindung stehenden Magneteisenlagerstätten der krystallinischen Schiefer
bei Arendal in Norwegen {Moroxit) und bei Utö in Schweden. Selte-
ner auf anderen Erzlagerstätten (sehr schön auf der Kupfergrube von
Eiräbinsk bei Miask im Ural), mit Ausnahme der Zinnerzgänge, wo
schön gefärbte Erystalle einen konstanten Begleiter des Zinnsteins
bilden, so im Erzgebirge (Ehrenfriedersdorf, Zinnwald, Schlaggen-
wald etc.), sowie in Cornwall (St. Austeil, St. Agnes, Botallack) und in
Devonshire, wo bei Wheal Franco die kugeligen Aggregate mit krumm-
flächigen niederen Dihexaedern als Francolith bezeichnet worden sind.
Ol*
g04 Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Yanadinate.
Phosphorit ist der feinfasrige bis dichte erdige Apatit, vielfach
schalig mit nierenfönniger und traubiger Oberfläche, meist stark durch
CaCOg verunreinigt und durch Eisenoxyde braun gefärbt, sowie durch
Verwitterung ihres F- und C7-Gehalts beraubt Gewöhnlich noch
lebhaft phosphoreszierend. Er bildet Lager und Gänge und ist ein
Absatzprodukt von Quellen, die ihren Gehalt an Apatitsubstanz ans
apatithaltigen Gesteinen ausgelaugt und an passenden Stellen, mehr-
fach im Kalk und Dolomit, wieder abgelagert haben. In großen Quan-
titäten im unteren Lahntal bei Weilburg, Limburg, Staffel, stets in
Verbindung mit Diabasen und Schalsteinen. Die unreine braune Masse
ist nicht selten von reineren fast farblosen nierenförmigen und traubigen,
versteckt fasrigen Krusten bedeckt, die ihrerseits zuweilen in deut-
lichen ApatitkrystäUchen endigen. Diese reineren Teile des Phosphorits
sind Staffdit genannt worden. Der St enthält bis 97o CaCO^ bei-
gemengt Massenhaft in Spanien in Estremadura, so bei Logrosan un-
weit Truxillo, wo die feinfasrige bis dichte Masse bis 16 Fuß mäch-
tige Gänge im Tonschiefer und Granit bildet; ähnlich bei Zarza-
lamayor und bei Carceres. Bei Quercy und St Antonin unweit Tou-
louse auf taschenartigen Vertiefungen im Tertiär, zuweilen konzentrisch
schalig in verschiedener Färbung der einzelnen Lagen ähnlich dem
Achat; eingeschlossen sind zahlreiche Knochen tertiärer Säugetiere.
In geringerer Menge im braunen Jura von Amberg in Bayern. Phos-
phorit nennt man auch die unreinen braunen und schwarzen bis kopf-
großen rundlichen Knollen, Nieren und Kugeln von meist organischer
Entstehung (z. T. Koprolithen), die stellenweise in großer Menge in ein-
zelnen Schichten, namentlich der Kreide, des Tertiärs und des Quartärs
weit verbreitet sind, so in Braunschweig und Hannover, in Ost- und
Westprenßen, in Galizien und Podolien und in der Gegend zwischen
Dniepr und Wolga in Rußland, im nördlichen Frankreich und südlichen
Belgien, in England (Bedfordshire) ; in Algier und Tunis, in Florida und
Süd-Carolina. Zum Ph. gehört auch der Sombrerü, ein Korallenkalk
von der westindischen Insel Sombrero, der durch P^O^-haltige Sicker-
wasser aus auflagerndem Guano in Apatit verwandelt worden ist;
ähnlich sind die Phosphorite von Bedonda, einer Insel der Gruppe
der Antillen und auf der Insel Alta Vola bei Domingo entstanden.
Endlich ist hierher noch zu rechnen der OsteoliiK eine weiße erdig-
lockere bis kompakte, meist dünnplattige Masse, auf Spalten und Klüften
zersetzten Basalts, z. B. am Frauenberg bei Marburg, bei Ostheim
unweit Hanau etc., gewöhnlich CT- und -F-frei.
Wo der Apatit massenhaft in irgend einer Form Torkommt, bildet er ein tech-
nisch wichtiges Mineral und wird seines Phosphorsäuregehalts wegen zur Herstellung
künstlicher Düngemittel gewonnen. Dasselbe geschieht mit den Apatiten im süd-
lichen Norwegen, in den Vereinigten Staaten and in Kanada, sowie mit den Phos-
phoriten im Lahntal, in Spanien, Frankreich, Baßland, Florida, Bedonda etc. AUein
Apatit. Pyromorphit 805
die Vereinigten Staaten produzieren gegenwärtig ungefähr 1 Million Tonnen Apatit
im Jahr.
(G. Kose, Pogg. Ann. Bd. 12; y. Eokscharow, Materialien; C. Klein, N. Jahrb.
f. Min. etc. 1868, 1871, 1872; Baumhauer, Zeitachr. f. Kryst. XVIII, 1890, pag. 31;
Sitzgsber. Berl. Akad. 1887, u. 1890; R. A. Penrose, ü. S. geol. Survey, Bulletin
49, 1888.)
Dahllit Eine BjO enthaltende Verbindung: 2008^*08 . CaCO^ . Va-Hi^
(kein Gemenge). Blaßgelbliche, fettglänzende Krusten, aus einachsigen Individuen
bestehend, auf Apatit von Ödegarden bei Bamle im südlichen Norwegen.
Svabit dOosii^sOg . CaJ^2f &lso ein Arsenfluorapatit, in dem kleine Mengen
▼on Ca durch Fb und von F durch Cl und {OH) ersetzt sind. Kleine farblose
Kryställchen Ton Jakobsberg und Pajsberg in Wermland, Schweden.
Fyromorpliit (Grün-, Bunt-, Braunbleierz, z. T.).
31*8^208 . Pba^, entsprechend 82,27 PbO^ 16,71 P^O^, 2,62 CL
Vielfach etwas Ca statt Pb (in dem beinahe dichten, traubigen, braunen
Pdysphärü von Freiberg 6,47 CaO oder 11 Ca^P^O^j in dem ganz ähn-
lichen Miesü von Mies in Böhmen 7,7 Ca^P^Og); diese Co-haltigen P.
enthalten auch etwas F, nicht aber die (^freien. Auch As ist
in kleiner Menge zuweilen vorhanden (im Nussierit von La Nussifere,
Dep. Rhone 4^0 As^O^). Die Krystallform (Achsenverhältnis oben)
sehr ähnlich der des Apatits {P/x = 139® 38'; mit dem JLs-gehalte
etwas schwankend). Parallel mit den Flächen von P geht ein ziemlich
deutlicher Bl. Br. Besonders häufig sind die Kombinationen Fig. 153,
623, hemiedrische Formen aber noch nicht beobachtet. H. = 3i — 4.
G. = 6,9—7,0, die Cä-reichen leichter, z. B. der Polysphärit G. = 6,09.
Weiß, braun, grttn in verschiedenen Nuancen ; selten gelb ; dichroitisch.
Demant- bis fettglänzend; durchscheinend. — D. Br., häufig anomal zwei-
achsig. CO = 2,139; 6 = 2,124 fiir Kot. Schmilzt v. d. L. sehr leicht,
erstarrt zu einer polyedrisch begrenzten Perle und gibt Pft-Eeaktion.
In Salpetersäure und Kalilauge löslich. Findet sich in deutlichen,
nur aufgewachsenen Krystallen, zuweilen mit eingesenkten Basis-
und faßartig mit bauchigen Prismenflächen. Nicht selten zu größeren
Gruppen parallel verwachsen. Häufig auch in fasrigen nierigen Massen.
Stets als Zersetzungsprodukt von Bleiglanz mit diesem zusammen und
häufig auf ihm aufgewachsen, in Begleitung anderer Zersetzungspro-
dukte dieses Minerals am Ausgehenden von Bleierzlagerstätten, so bei
Freiberg, Johanngeorgenstadt u. a. 0. des Erzgebirges, bei Zschoppau
in Sachsen, Mies in Böhmen, Claustal am Harz, am Bleiberg bei Commem
in der Eifel, bei Braubach, Friedrichssegen und Ems in Nassau, Hofs-
grund bei Freiburg im Breisgau, Schapbach im Schwarzwald, Huelgoet
und Poullaouen in der Bretagne, bei Phönixville in Pennsylvanien, bei
Beresowsk im Ural, Nertschinsk in Sibirien etc. Zuweilen in solcher
Menge, daß er verhüttet werden kann. Bildet Pseudomorphosen nach
806 Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Vanadinate.
Bleiglanz, der auch umgekehrt in den Formen des P. vorkommt {Blau-
U€ierz)\ auch als Pseudomorphose nach Weißbleierz.
Mimetesit.
iPb^As^O^ . FbCl^\ 74,96 FbO, 23,20 As^O^, 2,39 C7; zuweilen
kalkhaltig, z. B. der derbe, graue sog. Hedyphan von Longbanshyttan
in Schweden mit 10 — 14 CaO und etwas J5aO; auch P^O^ findet sich,
ebenfalls im Hedyphan, sodann vorzugsweise in dem mehr oder we-
niger dunkel orangeroten Kampylü, dessen sechsseitige Prismen mit
der Basis wegen der starken E^rümmung der Prismenflächen auch eine
faßähnliche Gestalt besitzen ; dieser hat 3,34 PgOj und etwas CrOg. Eine
Spur Sb statt As enthält der Fleonektit von der Sjögrube bei Örebro in
Schweden. Beim Mimetesit ist wie beim Pyromorphit hauptsächlich
das Prisma mit der Basis, sodann die Kombination Fig. 623, zuweilen
stark verkfirzt, ausgebildet; selten sind hemiedrische Flächen (Nert-
schinsk in Sibirien). Im Gegensatz zum P. herrscht hier im all-
gemeinen die gelbe Farbe, doch sind die Erystalle auch weiß und
grau, aber kaum deutlich grün. H. = 3^—4. G. «= 7,2—7,3. Diamant-
artiger Fettglanz, -f- D. Br. ; öfters anomal zweiachsig V. d. L. und
gegen Lösungsmittel wie Pyromorphit Findet sich in deutlichen,
stets aufgewachsenen E^rystallen und in derben, zuweilen auch erdigen
Partien, nicht selten mit kleintraubiger Oberfläche. Seltener als Pyro-
morphit, aber sonst wie dieser, als Zersetzungsprodukt des Bleiglanzes.
Johanngeorgenstadt, Badenweiler im Schwarzwald, Pf ibram in Böhmen,
Cumberland (Kampylit), Phönixville in Pennsylvanien, bei Zacatecas
in Mexiko etc. Umhüllt zuweilen den Pyromorphit in paralleler
Stellung.
Vanadinii (Yanadinbleierz).
dP&gFs^B .P&C2s, fQr V meist etwas P, selten Ab (s. u.). Hexagonale Formen
wie der Pyromorphit und Mimetesit, meist P und if, doch auch znweüen kompli-
ziertere und hemiedrische Formen. Auch fasrige Aggregate mit nierenförmiger und tran-
biger Oberfläche. Gelb, braun, rot, fettglänzend. Durchscheinend. H.=3. G. =6,8— 7,2.
y. d. L. stark verknistemd. In SNO^ leicht löslich. Ziemlich verbreitet mit Blei-
glanz, aber nirgends in größerer Menge. Berg Obir bei Windischkappel in Kärnten,
Wanlockhead in Schottland, Beresowsk im Ural (hier mit einem Kern Ton Pyro-
morphit isomorph verwachsen), Zimapan in Mexiko, Sierra de Gordoba in Argen-
tinien; in erheblicher Menge auf verschiedenen Gruben im Silver-District von Arizona
sowie in den Lake-VaUey-Gruben in Neu-Mexiko. Ein ^sOs-haltigerYanadinit von
dort ist der in gelben hexagonalen Eryställchen vorkommende En dlichit (Websky,
Sitzgsber. Berl. Ak. 1880; Vrba, Zeitschr. f. Kryst. V, 1880.)
Es seien hier zugleich noch einige andere Vanadinate von P&, Zn und auch von
Cu angeschlossen, für deren mehrere, wie für den Yanadinit, neuerer Zeit ein Haupt-
fnndort in manchen Gängen der Sierra de Gordoba in Argentinien entdeckt worden
ist (vergl. Rammeisberg Sitzgsber. Berlin. Akad. 1880; Brackebusch, Boletin de la
Acad. nac. de Ciencias en Gordoba 1883).
Mimetesit Vanadinit. 807
Descloizit. 4i{FbfZn) . F« O5 . H^ 0. Kleine oliv engrüne, braune und schwarze
stark demantartig glänzende rhombische KrystäUchen {a:b: 0 = 0,6367 : 1 : 0,8046) von
der Sierra de Gordoba in Argentinien, den Lake-Valley- Silbergniben in Neu-Hexiko,
am Berg Obir bei Windischkappel in Kärnten, mit Yanadinbleierz (Websky, Sitzgsber.
Berlin. Akad. 1880). Vom Descloizit ist wahrscheinlich nicht verschieden der früher
für Zn-frei gehaltene i>ec^ent^, der in kleinen rhombischen KrystäUchen oder klein-
traubigen, warzigen Aggregaten dünne Schichten und Überzüge bildet, so bei Kappel
in Kärnten, bei Niederschlettenbach in der Pfalz (im Buntsandsteinletten), bei Zäh-
ringen in Baden. Bei Hofsgrund unweit Freiburg im Breisgau rotgelbe kleintranbige
Aggregate, in denen ein Teil der FsO» durch Äs^O^ ersetzt ist {Eusynchit). Das-
selbe ist der Fall bei dem diesem sehr ähnlichen Araeoxen von Dahn bei Nieder-
schlettenbach in der Pfalz. In dem Cup rodescloizit (Tritochorit, Bamirit), bräun-
lichschwarze Krusten von San Luis-Potosi, in Mexiko sind 8% Cu statt Zn vor-
handen, sonst aber die Zusammensetzung des Descloizits. An ihn schließt sich an
der Psittacinitf gleichfalls Cu und etwas P2O5 enthaltend, zeisiggrüne bis oliven-
grüue kleintranbige Krusten in der Sierra de Gordoba und in dem Silver Star-Distrikt
von Montana, sowie das erdige, unreine Vanadinkupferbleierz (Chilgit) aus
der Mina Grande in Ghile. Alle die genannten Mineralien sind wohl nichts anderes
als Descloizit und nur als Varietäten desselben aufzufassen.
Ghemisch dem Descloizit analog ist der Ka Ikvolborihitj 4t{CUj Ca) O.ViO^.H^ 0,
krystallinische Aggregate grüner bis grauer Plättchen auf Manganerzen von Friedrich-
roda im Thüringer Wald. Äußerlich ähnlich, aber ganz abweichend zusammengesetzt
ist der Volborthitj 8(0u, Ca^ Ba) 0 . F« Ob . 24JT2 0. Zeisiggrüne, dünne, anscheinend
hexagonale Schüppchen, die sich zuweilen zu kugeligen Aggregaten zusammen-
häufen; meist erdige Anflüge auf den Mineralien der Kupfererzgruben von Nischne
Tagilsk im Ural und auf den Sandsteinen der permischen Formation bei Wroskresenskoi
in Gouvernement Perm in Rußland.
Dem Descloizit steht jedenfalls sehr nahe der
Brackebuschit, kleine, wahrscheinlich monokline, schwarze Prismen in der
Sierra de Gordoba; man pflegt die etwas abweichende Formel: EsFgOg.^gO zu
geben, wo E = P6, M», Fe^ Zn^ Cu,
Der allgemeinen Formel nach schließen sich der Descloizit mit seineu ver-
schiedenen Varietäten und der Kalkvolborthit an die Gruppe des Olivenits (siehe
unten) an, das rhombische Achsenverhältnis ist aber doch etwas abweichend.
Einige anders zusammengesetzte Vanadinate sind die folgenden:
Mo ttramit Aus schwarzen grüngelb durchscheinenden, kleinen, undeutlichen
Krystallen zusammengesetzte Krusten mit gelbem Strich auf Sandstein von Mottram
St. Andrews in Gheshire, England. Die Zusammensetzung soll: bCuO . ViOt.2H^O
entsprechend dem Erinit sein, mit etwas PbO. G. = 5,894. H. = 3.
Pucheri t BiVO^ = jB^O» . F2O5. Rhombisch; a:b:c = 0,5327 : 1 : 0,3357.
Sehr kleine, stark glänzende, braune KrystäUchen, stets aufgewachsen. H. = 4.
G. = 6,249. Pucherschacht bei Schneeberg, auch bei Eibenstock in Sachsen, sowie bei
Ullersreuth im reußischen Voigtlande (Websky, Tschermaks Min. Mitthlg. II. 1872).
Carnotit Zerreibliche pulverige gelbe Masse in Höhlungen eines Sandsteins
von Montrose Gounty in Kalifornien. Die einzelnen Kömchen von unbestimmter
Form, doppelbrechend. In HCl leicht löslich. Enthält ca. 20% F2O5, 64% ^iO„
11% K2O, 6% EgO, sowie radioaktive Substanzen. Stark durch Sandkörner ver-
unreinigt.
308 Phosphate, Arseniate, Antunoniate, Vanadinate.
Isomorphe Reihe des Wagnerits.
Monokline Mineralien von der allgemeinen Formel: R^^2P04F = R^PiOg , RF^.
wo R = Fe und Mn, anch Ca und wo statt P auch As eintreten kann ; F ist ganz
oder zum Teil dnrch (OH) ersetzt:
a:b:c ß,
Wagnerit : Mg^PO^F. ; 1,9138 : 1 : 1,6054 ; 108» T.
Triplit: (FeMn^PO^F ;
Triploidit: (Fe,Mn)2P0^{0H)i 1,8671:1:1,4944; 108« 14'.
Hierzu gehören oder stehen jedenfalls sehr nahe:
Adelit : CaMgÄsO^iOH) ; 2,1978 : 1 : 1,5642 ; 106« 45'.
Tilasit: CaMgAsO^F-,
Sarkinit : Mn^AsO^iOE) ; 2,0013 : 1 : 1,6880 ; 117« 46'.
Wagnerit Mg^PO^F = Mg^P^O^ . MgF^. Kürzere oder l&ngere flächen-
reiche monokline Prismen, weiß bis gelb, durchsichtig bis durchscheinend, lebhaft
fettgl&nzend. Muschliger Bruch. G. = 3,0— 3,15. H. = ö— 57«. Sehr selten auf
Qnarzadem im Tonschiefer angewachsen bei Werfen im Salzburgischen. Größere
Krystalle und derbe gelbe fettglänzende Massen, z. T. in Apatit verwandelt, auf den
Apatitlagerstätten im Kirchspiel Bamle im südlichen Norwegen {Kjendfin). Kry-
phiolith ist ein neben Mg auch Ca enthaltender Wagnerit.
Triplit (Eisenpecherz z. T.).
(J^e,lfn^sP2 0g . {FeyMn)Ft. Nur in derben, großkömigen Aggregaten bekannt,
daher ist der Isomorphismus mit Wagnerit etc. noch nicht ganz sichergestellt. Dunkel-
braun; fettglänzend; höchstens kantendurchscheinend. Nach zwei aufeinander senk-
rechten Richtungen ungleich spaltbar; Bruch flachmuschlig bis uneben. H. = 4— 5V2*
G. = 3,5—3,8. Peilau in Schlesien, Schlaggenwald im Erzgebirge, Limoges in Frank-
reich auf Quarzgängen im Granit; ebenso in der Sierra de Cordoba in Argentinien.
Häufig zersetzt und in heterositähnliche (pag. 811) Substanzen umgewandelt. Ein etwas
H2O und' viel Fe^Oz enthaltendes braunes nach zwei aufeinander senkrechten Richtungen
spaltbares Zersetzungsprodukt des Triplit von Chanteloube bei Limoges ist Allu-
audit genannt worden. Ein verwitterter Triplit ist wohl auch der fleischrote oder
lavendelblaue Sarkopsid aus einem Granitgang bei Michelsdorf im Eulengebirge
in Schlesien. Zwieselit (Eisenapatit), braun, fettglänzend, kantendurchscheinend,
derb mit zwei zueinander senkrechten Bl. Br., im Quarz des Granits von Zwiesel
bei Bodenmais im bayrischen Wald, ist ein Triplit, in dem Fe vorherrscht. Talk-
triplit f gelblichrote Kömer von Horr^'öberg in Wermland, Schweden mit La-
zulith, ist ein Ca- und Af^-reicher Triplit.
Triploidit Ein Triplit, in dem ^ isomorph durch f'O^^ ersetzt ist. Mono-
kline Krystalle sind selten, meist bildet der Tr. gelbe bis braune, durchscheinende
bis durchsichtige fasrige Aggregate mit glasartigem bis fettig -^iftmantartigem
Glanz. H. = 41/8—5. G. = 3,697. Branchville in Connecticut.
Adelit (siehe oben). Graugelb, wachsglänzend, meist derb von Longban, Nord-
marken etc. in Wennland, Schweden. Ein Fluoradelit ist der violettgraue Tilasit
von Longban.
Sarkinit (Polyarsenit). Hellrot, oft kuglige Gruppen, von Pajsberg und Örebro
in Schweden ist das dem Adelit entsprechende Manganarseniat.
Einige andere fluorhaltige Phosphate und Arseniate sind:
Herderit CaBePOiiF^ OH), Dieselbe allgemeine Formel wie Wagnerit.
aber rhombisch oder monoklin mit größter Annäherung an das rhombische System.
Isomorphe Beihe des Wa^erits. 809
(^ = 900 ß<). Farblose oder schwach gelbliche, glasglänzende Erystalle mit Zinnstein,
Topas Tmd Beryll bei Stoneham n. a. 0. in Maine, früher als große Seltenheit bei
Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge. Spodioait Aschgraue, rhombische Krystalle,
waren vielleicht ursprünglich die dem Wagnerit entsprechende Ca -Verbindung;
Wermland in Schweden.
Ämhlygonit LiAlPO^ = ÄkP%Os . 2LiF, wo F z. T. durch {OH) er-
setzt. Triklin, aber meist derb. Weiße, fettglänzende, durchscheinende, nach drei
schief zueinander stehenden Richtungen spaltbare Stücke oder kömige Aggregate
im Granit von Penig in Sachsen, Montebras (Dep. Creuse) {Montebrasit); Paris und
Hebron in Maine {Hebronit). Der Morinit^ ein HtO-haltiges Fluorphosphat von
AI und Nüj ist wohl ein Zersetzungsprodukt des Montebrasit.
Durangit NaAlAnOiF ^= Al^As^O^ , 2NaF , also ein ganz analog dem
Amblygonit zusammengesetztes Arseniat mit Na statt Zt, jedoch monoklin. Röt-
liehgelbe glasglänzende, aber meist rauhflächige Kiystalle mit Topas auf den
Zinnerzgängen yon Coneto, Staat Durango, Mexiko.
Phosphate etc, ohne F und Gl.
Phosphate mit seltenen Erden:
Hussakit mit Xenotim.
Der Hu ssakit ist Tttrium-Sulfophosphat : 3^ 0^ . SP^ O5 . 80^ ; eine Analyse
ergab: 6,13 80,, 33,01^206; 60,24 5,08 (=43,43 Y, 0, + 14,82 ^r,0, + 1,99 Gd^O,).
Quadratisch und sehr nahe übereinstimmend mit Zirkon; niedrige Oktaeder P (111).
82» 34' S. K. und 124» 26' E. K., zuweilen ein steileres Oktaeder SP (331), die
Seitenkanten von P zuschärfend. Nach den Flächen des 1. Prismas ooP (110) sehr
deutlich spaltbar. H. = 5. G. = 4,587. Gelblichweiß bis dunkelbraun ; frisch glas-
glänzend und durchsichtig bis durchscheinend. Außerordentlich starke -|- ^> Br. und
hohe Brechungskoeffizienten. Ungestört einachsig. In den Diamantsanden von Dattas
bei Diamantina in Minas Geraes, Brasilien, in Form kleiner z. T. stark abgerollter,
ringsum ausgebildeter KrystäUchen.
Der Xenotim (Ytterspat) stimmt krystallographisch völlig mit Hussakit über-
ein, enthält aber gar keine oder nur wenig Schwefelsäure in schwankenden Mengen.
Er ist in der Hauptsache das Tttriumphosphat: YPO4 = Y208.PsOo, in dem jedoch
statt Yttrium viel Erbium und auch Cerium vorhanden ist; kleine Mengen SiOi^
ThOi ^uid ÜOt beruhen wohl auf Beimengungen. Spaltbar nach ooP (HO). H. ^ 4Vb.
G. = 4,45 — 4,68. Trübe; nur in dünnen Splittern durchscheinend. Gelb und braun
in yerschiedenen Nuancen, auch fleischrot Fettig glänzend bis matt. -)- D. Br.
Unschmelzbar; durch Säuren nicht angegriffen. Das ganze Verhalten zeigt, daß der
Xenotim nur ein Hussakit ist, der seine Schwefelsäure teilweise oder ganz verloren
hat; diese läßt sich aus dem letzteren auch durch alkalische Flüssigkeiten leicht
ausziehen. Meist eingewachsen in granitischen Gesteinen in kleinen vollkommenen
Krystallen : Schreiberhau, sowie Schwalbenberg bei Königshayn in Schlesien ; Pisek und
Schüttenhofen im Böhmer Wald ; Hitterö (zuweilen mit Malakon parallel verwachsen),
Arendal, Elragerö etc. im südlichen Norwegen; Ytterby in Schweden. Ausgewittert
in den Goldsanden von Georgia und Nord- Carolina; auch in den diamantführenden
Sauden von Minas Geraes und Bahia in Brasilien {Castelnaudit). Nichts anderes als
Xenotim (oder Hussakit) ist der seltene Wiaerin^ wahrscheinlich frei von Cererden,
kleine gelbe, stark glänzende Eryställchen, aufgewachsen auf Gneiß an der Fibbia
im St. Gotthard-Gebiet und auf der Alp Lercheltini im Binnental im Wallis mit
Anatas.
810 Phosphatei Arseniate, Antimoniate, Vanadinate.
Monazit.
{Ce, La, Di) PO^={Ce, La, IH)^O^.P^O^, daneben ^-18% ThO^,
SiO^ etc., die wohl wie beim Xenotim wenigstens teilweise auf Bei-
mengungen (vielleicht als Orangit) beruhen. Monoklin, meist tafel-
förmig nach der Querfläche; nach der Längsfläche voUkommen spalt-
bar. H. = 5 — 5J. G. = 4,9—5,25. Rötlichbraun bis fleischrot, auch
gelb. Meist trübe und fettig glänzend; selten durchsichtig. Schwer
schmelzbar, von HCl zersetzt. Wie Xenotim und zuweilen mit
ihm eingewachsen in granitischen Gesteinen in meist kleinen Kry-
stallen: Schreiberhau im Riesengebirge; Schüttenhofen in Böhmen;
Nöterö in Norwegen {Urdif)\ bei Miask im Ilmengebirge ; in Connec-
ticut bei Norwich {Edward^) und Watertown {Eremit); in großen bis
20 Pfund schweren Krystallen und derben Massen bei Amelia in Vir-
ginien ; in Georgia ; Nord- und Südkarolina und noch sonst vielfach in
den Vereinigten Staaten; in Brasilien etc. Ausgewittert vielfach in den
durch Zersetzung dieser Gesteine entstandenen Sauden, z. T. in großer
Menge besonders in Gold- und Diamantseifen: in Sanarka im Ural
und in Ostsibirien; in Georgia, Nord- und Süd-Carolina etc. in den
Vereinigten Staaten; im Rio Chico bei Antioquia in Columbien, in
Brasilien in Minas Geraes, sowie in Bahia, wo der Diamantsand von
Caravellas zum großen Teil aus gelben glänzenden Monazitkömem
besteht; in Tasmanien eta Als feine fast mikroskopische gelbe
Nädelchen im Apatit von Arendal (Kryptolith oder Phosphocerü), Auf-
gewachsen auf Klüften der krystallinischen Schiefer, kleine braun-
gelbe stark glas- bis diamantglänzende Kryställchen, an mehreren
Orten in den Alpen (Dauphinfe, Binnental, Tavetsch, bei Prägratten in
Tirol etc.); sowie in den vulkanischen Auswürflingen des Laacher
Sees mit Sanidin {Turnerit),
Der Monazit ist, wie auch andere thorhaltige Mineralien, wegen
seines, meist kleinen, Thorerdegehalts technisch wichtig, da er das Haupt-
material für die Fabrikation der Strümpfe für das Gasglühlicht bildet
Benutzt wird ausschließlich der M. aus den Sauden und zwar besonders
in Georgia, in Nord- und Südkarolina, in Australien und vor allem
in Brasilien.
(Nitze, 16. Annual Report U. S. geol. Survey 1897; Bowman, Zeitschr. f. Kryat
33, 1900, pag. 113.)
Isomorphe Reihe des Triphylin.
Normale rhombische Doppelphosphate einwertiger {Na, Li) imd zweiwertiger
{Fe,MnjBe) Metalle:
a:b:c
TriphyUn : L%iFe, Mn)POi ; 0,4348 : 1 : 0,5266.
Lithiophüit : 2/i(Afn,Fc)P04; 0,446 :l:0,ö55ca.
Natrophüit : iVa(Afn,jPe)P04; 0,472 :l:0,öö3 ca
Beryllonit : NaBePO^ ; 0,5724 : 1 : 0,5490.
Monazit. Isomorphe Beihe des Triphylin nnd Berzeliit. 811
Triphylin.
Li{Fe,Mn)FO^ = IAt0.2{Fe,Mn)O.PiOi. Rhombisch, aber Krystalle selten;
meist derbe großkrystallinische Aggregate mit einem dentlichen Bl. Br. Grünlich-
grau mit blauen Flecken, die durch Verwitterung {FeO geht in FezO^ über) ent-
stehen. Fettglänzend, kantendurchscheinend. G. = 3,5 — 3,6. H. = 4 — 5. Leicht
schmelzbar und in HCl löslich. Im Granit vom Babenstein bei Zwiesel im bayr.
Wald; Eetyö im Kirchspiel Tamela, Finnland, mit etwas MgO (Tetraphylin); Nor-
wich in Massachusetts und Grafton in New-Hampshire. Hier ist mit dem grünlich-
grauen Tr. der Li^O-fxeie, monokline lachsfarbige Graftonit {FeyMnjCa)^PtOi in
dünnen Lagen yerwachsen. Per Tr. geht durch stärkere Verwitterung in den braunen
undurchsichtigen, aus Wad und Kraurit gemengten Pseudotriplit über. Ein
ähnliches Zersetzungsprodukt des Triphylin ist wahrscheinlich der grünlichgraue ins
Blaue und Braune spielende Heterosit (Hetepozit) von Limoges im südlichen Frank-
reich; vielleicht auch z. T. der Älluaudit von Chanteloube bei Limoges und von
Norwich (siehe unten pag. 825).
Lithiophilit (siehe oben). Unterscheidet sich von Triphylin wesentlich nur
durch das Vorwiegen des Mhj statt des Fe. Zwischen beiden keine Grenze, sondern
alle möglichen Übergänge; stets aber ist der JDi-Gehalt ziemlich derselbe (ca. 9%
LiiO). Der Lithiophilit ist lachsrot bis braungelb, und findet sich auf der Erzlager-
stätte von Branchville in Connecticut, sowie bei Tubbs Farm in Maine. Der relative
Gehalt von Fe und Mn hat einen sehr großen Einfluß auf die optischen Verhält-
nisse. Mit Zunahme des Fe steigen die Brechungskoeffizienten rasch bei gleich-
zeitiger Abnahme der Achsenwinkels etc. (Penfield und Pratt, Amer. Joum. 60,
1895, pag. 387; Sommerfeldt, N. Jahrb. f. Min. etc. 1899, I, 152.)
Natrophilit. Dunkel weingelb, sehr selten bei Branchville, Connecticut, mit
Lithiophilit.
Beryllonit (siehe oben). EurzprismatLsche bis tafelförmige sehr flächen-
reiche rhombische Krystalle mit vollkommener basischer Spaltbarkeit im zersetzten
Granit von Stoneham in Maine. Glasglänzend; farblos bis gelblich. G. ~ 2,843.
H. = 5Va— 6. Auf dem Bruch quarzähnlich.
Isomorphe Reihe des Berzeliit
Beguläre normale Arseniate und StLbiate zweiwertiger Metalle.
Berzeliit: {CajMgjMnj^ÄStOg.
Monimolit: {Fb,Fe,Mn)S\0^.
Berzeliit (Kühnit). Gelbe, fettglänzende Kryställchen und Kömer mitHaus-
mannit eingewachsen im Kalk von Longban in Wermland, Schweden. Natron-
berzeliit mit einem kleinen Natrongehalt. Pyrrhoaraenit (Manganberzeliit)
ist ifn-reich und enthält etwas Sb statt As; findet sich als rote Adern im Haus-
mannit der Sjö-Grube bei örebro, Schweden. Der Berzeliit ist z. T. anisotrop und
büdet so wahrscheinlich eine zweite rhombische Modifikation. Ihr entspricht viel-
leicht der Karyinit (Mn^Pb\ÄB20%, braun, fettglänzend, der den Berzeliit bei
Longban begleitet.
Monimolit Dunkelbraun, zuweilen ins Grün, auch schwarz. Fettiger bis
halbmetallischer Glanz. Pajsberg und Longban in Wermland, Schweden.
Es schließen sich hier noch an:
Arseniate.
CarTOin«i?a« (Carminit). 10JPe^O4.P68il58O8==5(Fe,O8.A«sO5).3P6O.AB8O5.
812 Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Vanadinate.
Bildet rote, büschelige nnd traabige Aggregate feiner rhombischer Nfidelchen anf
Qaarz nnd Branneisenstein bei Horhansen, Kreis Altenkirchen, Rheinprovinz.
Antimoniate.
Manganostibiit Vielleicht MniQ{Sbj Asj^Oi^; schwarzbraune, dem Haos-
mannit ähnliche Eomer im Kalk anf den Manganerzlageratätten von Nordmarken
in Wermland. Ähnlich, aber mit etwas Fe der Hämatostibiit von dort. Beide
wie eine große Zahl anderer mit besonderen Namen belegter Antimoniate Ton Werm-
land sind noch nicht genau bekannt.
Tripuhyit. 2FtO,8h^Oi, Mikrokrystallinlsche Aggregate stark doppelt-
brechender Kömchen von matt grünlichgelber Farbe. G. = 5,80. Im zinnober-
haltigen Sande von Tripnhy, Hinas Geraes, Brasilien mit den beiden Titanoantimo-
niaten Derbylith nnd Lewisit.
Derbylith. FeSb^O^ . bFeTiO^ mit 24,19 Sb^O^ und 34,56 TiO^. Harz-
glänzende, schwarze, dunkelbraun durchscheinende, staurolithähnliche Durchkreuzungs-
zwillinge des rhombischen Systems. G. = 4,&3. H. » 5 ca. Von Säuren nicht an-
gegriffen. Mit Tripuhyit und
Lewisit ^CaSb^O^ ,2CaTiOt, mit 68,4S5,Ob und 11,7 TiO^. Honiggelbe bis
kolophoniumbraune, glas- bis fettglänzende, nach den Flächen spaltbare reguläre
Oktaederchen aus den zinnoberführenden Sauden von Tripnhy bei Ouro Preto in
Hinas Geraes, Brasilien. G. = 4,96. H. = 5. Von Säuren nicht angegriffen. Dem
Lewisit sehr ähnlich ist der
Mauzeliit von Jakobsberg in Wermland, Schweden, ein ebenfalls reguläres
Titanoantimoniat yon Fb und Ca mit 8^/o TiOt und etwas Fluor.
(Vergl. auch Atopit pag. 799.)
b) Wasserhaltige Phosphate, Arsenlate etc.
Fast keines von erheblicher Bedeutung. Allermeist Verwitterungsprodukte.
Die Quelle der Phosphorsäure ist wohl beinahe immer der Apatit oder organische
Substanzen, besonders der Guano. Die Arsensäure ist entstanden durch Zersetzung von
Arsenmineralien aus der Klasse der Schwefel- etc. Verbindungen; Antimonsäure,
durch die Zersetzung der entsprechenden Antimonmineralieji. Arseniate und Anti-
moniate sehr leicht schmelzbar. Alle in Säuren 15slich.
NH^' und Ca-haltige.
StruTlt.
{NH^)MgPO^ .m^0 = {NH^\0 . 2MgO .P^O^. 12n^0. Rhombische
stets eingewachsene Erystalle mit ausgezeichnetem Hemimorpliismus
(Fig. 627); a = P55(101), a/a = 630 4r (oben); b =
4P5S (041), bfb = 30M0' ; c = PS (011), cjc = 96^ 16' ;
n = ooP5S(010);m = iP55(103);o = OP(001); a:b:c
= 0,5664 : 1 : 0,9121. (Sadebeck, Tschermaks lün. MittheUg.,
Fig 627 ^®'^''' ^^^' Ka^ows^ty» Ztschr. f. Kryst., XI., 1886, pag. 1).
G. = 1,66—1,75. H. = 1^—2. Spaltbar nach n und
besonders gut nach o. Durchscheinend; graue bis braune Krystalle
in einer Moorerde in Hamburg; in Homburg, Marburg und Braun-
Struvit. 813
schweig wahrscheinlich in alten Düngergruben; im Guano in den
Skipton-Höhlen bei Ballarat in Australien und an der Westküste von
Afrika (Gruanit).
Eine Anzahl ähnlicher Mineralien findet «ich ehenfaUs im Gnano und in dem
mit Gnano in Beziehnng stehenden Phosphorit (vergl. Sombrerit pag. 804). Es sind
die sog. Gnanomineralien.
Im Gnano der Skiptonhöhlen hei Ballarat in der Kolonie Victoria, Australien:
Sannayit {NE4)tMg^P^Ou.lOH%0 = [NHi\0 .31f^O.2PaO5.10fiiO; trikline
Prismen. Newheryit 2MgO . P^O^ .IH^O; große rhombische, in einer Richtung
Tollkommen spaltbare, wasserhelle, durch Guanostaub getrübte Talein. H. :=3.
G. «=2fl< Auch im chilenischen Guano.
Stercorit HNa{Nßi)PO^ , ^H^O^H^O.iNH^^O.Na^O .P^Oi.SH^O. Das
sog. Phosphorsalz. Monoklin. Findet sich in krystallinischen weiOen bis gelblichen
durchscheinenden Knollen im Guano der Ichaboe-Insel an der Westküste von Afrika,
sowie in dem der GnaSape-Inseln an der Peruanischen Küste.
Aus Westindien stammen:
Brushit HCaPO^. 211^0 = H^0.2CaO.PtOi,AHtO, Kleine, glänzende, mono-
kline Kryställchen (isomorph mit Pharmakolith siehe unten), die zu farblosen Gruppen
und Krusten vereinigt sind. Im Sombrerit von Sombrero und im Guano der Insel
Mona zwischen Haiti und Portorico.
Auf der Insel Sombrero begleitet von Metahrughit, 2HC<kP0i.^H^0, eben-
falls monoklin, und von dem amorphen Kollophan^ Ca^P^O^ . H^O =■ SCaO . PsOs . HtO
der Klüfte erfüUt (vergl. Monit).
Auf der Insel Mona begleitet Ton Monetit Ca^P^Oi^H^O {oäer HCaPO^).
Farblose Aggregate kleiner trikliner Kryställchen bilden 2—3 Zoll dicke Adern und
Krusten in dem von Guano überlagerten Tertiärkalk und Gips der westindischen
Inseln Moneta und Mona. Zusammen mit dem weißen amorphen und erdigen
Monitj CaiP^iOs.SHiO von dort, der vielleicht vom Kollophan nicht verschieden
ist. Pyroklasitj der sog. harte Guano, von der Monks-Insel in der karaibischen
See ist wohl nichts als ein Gemenge von Monetit und Monit.
Martinit 2HiCa^^0^i,HtO = 2{E^O ,bCaO ,2P^0^).H^0, Kleine rhombo-
edrische Kryställchen bilden weiße Aggregate und hohle Pseudomorphosen nach Gips
in den mit Guano verbundenen Phosphoriten an der Südküste von Curacao.
(Siehe auch Bobierrit und Minervit.)
Ohne Verbindung mit Guano sind die folgenden Phosphate:
Isoklas, CüiPi 0» . ÖH2 0 = 4CaO . P« O5 . 6fli 0. Monokline weiße Nadeln
und Prismen von Joachimstal.
Messelit 2{^Ca,Fe)tP%0^.bEtO^^Ca,Ft)0 ,PiO^,2%H20. Sternförmig an-
geordnete, undeutliche, trikline KrystäUchen auf bituminösem Schieferton von Messel
bei Darmstadt; farblos bis bräunlich.
Anapit (Tamanit). Ca^FePi Og . 45^ 0 = 2 CaO . FeO .P^O^. IHg 0. Schwach
grünliche, durchsichtige, lebhaft glasglänzende, trikline KrystäUchen in einem
oolithischen LimoniÜager bei Anapa am schwarzen Meer auf der Halbinsel Taman.
Hieran schließen sich einige Arseniate:
Pharmakolith (Arsenblttte z. T.).
SCaAuO^, . 2^20 = E^O . 2CaO . ASiO^ . 4BiO. Monoklin. a\h\c=^
814 Phosphate, Aneniate, Antimoniatei Yaoadinate.
0,6137:1:0,3622; ^ = 96*47'. Isomorph mit dem oben beaehriebenen Bmshit,
HCaP04.2HtO, wo a: 6 :c = 0,6236: 1:0,3548; ß=9e^ dß*. Kleine Nlldelch^i imd
Härchen bilden radialfasrige Engeln nnd Ernsten mit mndlicher stachliger Ober-
fläche nnd Ton schneeweißer Farbe. Hänfig anch erdige Beschläge, die gewöhnlich
dnrch beigemengte Eobaltblüte rot gefärbt sind (Eobaltbeschlag z.T.); selten durch
Nickelblüte grfin. Stets als Aosbltthnng anf Speiskobalt nnd anderen ii^-Hineralien,
dnrch deren Verwitterung, die Arsensänre des Minerals entsteht. Bieber nnd Riechels-
dorf in Hessen, Joachimstal etc. im Erzgebirge, Wittichen im Schwarzwald, Markirch
in den Yogesen. Der Fikropharmakolith von Biechelsdorf, Freiberg etc. ent-
hält etwas MgO, anch mehr SfO, jedoch weniger Äs^O^j ist aber sonst dem Ph.
ganz ähnlich. Der Ph. geht bei 100® C dnrch Wasserrerlnst in Haidingerit über.
Wapplerit 2H{Ca, Mg)Aj804 . 7^80 = E^O . 2{Ca, Mg)0 . Äs^O^ . 7J3iO.
Monokline Eryställchen bilden wasserklare hyalitähnliche Ernsten nnd Überzftg-e mit
mndlicher Oberfläche, zuweilen als Unterlage des Pharmakoliths, bei Bieber, Riecheis-
dorf, Wittichen, Joachimstal und Schneeberg etc. Verliert bei 100® ebenfalls S^O
und bildet Haidingerit.
Haidingerit RCJaAaO^ . E^O ^ H^O ,2CkiO , Ab^O^ ,2B:^0. Eleine rhom-
bische Eryställchen bilden weifie Ernsten. Sehr selten mit Pharmakolith und Wapp-
lerit bei Joachimstal, bei Wittichen und auf Grube Wolfgang bei Alpirsbach im
Schwarzwald. ^ Entsteht durch JTgO-Verlust bei 100® aus den Aggregaten beider
genannten Mineralien.
Rb 8 Bier it. HtMg^ÄSi 0« . 14^2 0. Dttnne weiße oder farblose Plättchen von
Bieber in Hessen im Eupferschiefer (vergl. Hömesit, unten).
Roselith, (Ca,Co,Mg\ABt0^.2H^O=2{Ca,Co,Mg)0 .AM^Oi.2HtO, Eleine
trikline, dunkelrosenrote, beim Erhitzen blau werdende Eryställchen, die zuweilen zu
kugeligen Aggregaten yereinigt sind. Geben mit HCl eine blaue, beim Verdünnen
rot werdende Lösung. Auf Quarz bei Schneeberg in Sachsen; traubig bei Wittichen.
Brandtit. Ca^MnAs^0^.2HtO = 2CaO ,MnO .AB^0^.2HiO. Wie in der
allgemeinen Formel, so in der triklinen Erystallisation dem Eoselith sehr ähnlich
und wohl mit ihm isomorph. Weilt. Von Pajsberg in Wermland, Schweden. Eben-
falls nahe, aber doch in der Form verschieden, steht das entsprechende Phosphat:
Fairfieldit Ca^MnF^O^ . 2H^0 = 2CaO . MnO . F^O^ . 2H^0. Weiße bis
blaßgelbe, radialstrahlige Aggregate trikliner Eryställchen mit einem yoUkommenen
Bl. Br. Ton Brauch nlle in Connecticut.
MgO-, FeO-, MnO, CoO-, NiO-, ^O-haltige.
Isomorphe Reihe des Viuianita.
Monokline Mineralien von der allgemeinen Formel: R^^iF^Os . QH^Of wo 12 =
Mg, Fe, Co, AI, Zn und vielfach Ab statt P. Nur wenige in deutlichen Erystallen
bekannt. Ein vollkommener Bl. Br. nach der Sym. Eb.
aihic ß
Bobierrit : ^UgO .F^Of,. SB, 0 ; 103® ca.
Hömesit: 33/5^0. As jOa.SflgO;
Vivianit: 2>FtO ,F^Or,,%R^O\ 0,7498:1:0,7017; 104® 26'.
Symplesit : 3-PeO . Asj Oß .%H^0\ 0,7806 : 1 : 0,6812 ; 107® 13'.
Eobaltblüte: 3CoO . AsjOa . %H^0\ 0,7937 : 1 : 0,7356; 105® 9*.
Nickelblüte: ^1^x0 .Ab^Oj,.^H^O\
Cabrerit : 3(iVi, Mg, Co)0 . As^O^ . SH^O]
Eöttigit: 3(Z», Co, Ni)0 . Ab^O^ . 85,0;
Vivianit. 815
TlTlanlt (Blaueisenerz).
Fe^F^O^ .SH^O = 3FeO .P.O^, 8H^0. Die monoklinen meist dünn-
prismatischen Krystalle sind stets aufgewachsen. Achsenverhältnis
siehe oben. Sie sind meist zu radialfasrigen und -stengligen, nieren-
f&rmigen und kugligen Aggregaten, zu Rosetten etc. vereinigt. Nach
der Längsfläche deutlich spaltbar; die dünnen Spaltungsplättchen
milde und biegsam. H. = 2. G. = 2,6—2,7. V. d. L. leicht schmelz-
bar zu magnetischer Schlacke. In HCl löslich. In dünnen Plättchen
durchscheinend bis durchsichtig. Glasglanz, auf dem Bl. Br. perl-
mutterartig. Meist dunkel indigoblau und stark dichroitisch ; zuweilen
mehr ins Grüne. Strich hell, aber an der Luft dunkler blau werdend.
Ursprünglich im ganz frischen Zustande farblos, erst durch weitere
Oxydation unter Bildung eines basischen Eisenoxydphosphats all-
mählich blau. Die blauen Erystalle geben auch stets eine nicht un-
beträchtliche Menge Fe^O^ bis zum vollständigen Verschwinden des
FeO. Farblose Krystalle sind kaum bekannt, z. B. bei Middletown in
Delaware; sie enthalten kein Fe^O^; und werden in der Luft blau-
grün. Der Übergang von weiß in blau ist oft bei der erdigen
Varietät zu beobachten. Diese bildet sich häufig in Torfmooren etc.
und ist zuerst ein weißes Pulver, das an der Luft rasch blau wird
{Blaueisenerde). Schöne Krystalle bei Bodenmais auf Magnetkies; bei
St. Agnes in Cornwall auf Spalten des Tonschiefers und auf Pyrit;
bei La Bouiche, Commentry und Crausac in Frankreich auf Schlacken
eines Steinkohlenbrands. Strahlige Aggregate zu Anglar, Dep. Hte.-
Vienne (Anglarit)] solche auch zuweilen im Innern fossiler Muscheln,
so bei Kertsch in der Krim und in den Mullica Hills in New-Yersey
{MuTlictt). In den Knochen fossiler Tiere, zuweilen in KrystäUchen,
z. B. im Laibacher Torfmoor, im Sande bei Middletown in Delaware
(hier farblos) etc. Die Blaueisenerde ist weit verbreitet und über-
zieht Torf, Ton, Raseneisenstein im norddeutschen Flachland, in
Holland etc. Auch in der Braunkohle von Weckesheim in der
Wetterau mit Konkretionen von krystallisiertem Vivianit.
(G. V. Kath, Pogg. Ann. Bd. 136, 1869, pag. 406; Gärtner, Diss. Rostock 1897
(Blaueisenerde).)
Sympleait Ein ArsenTiyianit (siehe oben). Blaugrüne meist büschelförmig
gruppierte Nädelchen von Lobenstein im reuß. Yoigtlande, Lölling in Kärnten und
Felsöbanya in Ungarn.
Bohierrit (siehe oben). Lockere weiße, ans feinen Nädelchen bestehende
Knollen im Guano von Mejillones in Chile. Im Hautefeuillit mit dem Apatit
von Ödegarden bei Bamle in Norwegen ist etwas MgO durch CaO vertreten.
Hörnesit (siehe oben), das dem B. entsprechende Arseniat. Ziemlich große, aber
nicht sehr deutlich begrenzte, sternförmig gruppierte, weiße bis rosenrote, milde und
weiche, gips- oder talkähnliche Krystalle mit einem deutlichen Bl. Br.; früher war nur
ein Stück unbekannter Herkunft (Oravicza oder Cziklova im Banat?) vorhanden,
später auch bei Nagyag in Siebenbürgen gefunden.
glg Phosphate, Arseniftte, Antimoniatei Vanadin ate.
Kobalthliite (Erythrin).
CotASiOs.SH^O. Bildet znweilen deutlich begrenzte, in einer Richtung toU-
kommen spaltbare Erystallnadeln oder unregelmäßige Individuen von derselben Form,
die zu radialstrahligen Büscheln, Rosetten etc. angeordnet sind oder strahli^-blättrige
Aggregate mit rundlicher rauher Oberfläche bilden. Mild, weich. H. = 27«. G. =
2,948. Dunl&el pfirsichblütrot; durch Erwärmen unter Waaserverlust blan und durch
Zersetzung grau. Oder es ist ein erdiges rotes Pulver {Kobaltbeschkig z. T.; dieser
ist meist ein durch etwas Eobaltblüte rot gefärbter Pharmakolith, nicht selten auch
gemengt mit etwas in warmen Wasser löslichen J-SsOg). Stets mit und anf Speis-
kobalt, aus dem sie durch Verwitterung entsteht, den sie rot beschläg't und dessen
Kobaltgehalt sie dadurch anzeigt, nach dem sie auch Pseudomorphosen bildet
Ähnlich bei anderen ila-haltigen Kobaltmineralien (Kobaltglanz etc.). Bieber usd
BiecheLidorf in Hessen; Schneeberg etc. im Erzgebirge; Saalfeld in ThttriBgea;
Wittichen etc. im Schwarzwald; Modum in Norweg^; Ciornwali etc.
Köttigit (siehe oben), von Schneeberg in Sachsen. Kann als eine Zn- und
i^i-haltige Kobaltbltlte angesehen werden, in der aber Zn überwiegt Der blftttrig-
fasrigen Kobaltblfite sehr ähnliche, lila bis weiße, dttnne Krusten.
Ein unreines wasserhaltiges Co- Arseniat von anderer sehr sefawaakendtf Zu-
sammensetzung, auch mit le und Ca, ist der braune und gdbe ErdkobdU; derbe und
erdige Yerwitterungsprodukte von ^8-haltigen Kobalterzen von Kiechelsdorf nnd
Bieber (zuweilen Pseudomorphosen nach Speiskobalt), Kamsdorf bei Saalfeld, Wittichen
im Schwarzwald etc. (vergl. pag. 573).
Nickelblüte (Annabergit, Nickelocker z. T.).
Ni^ÄSiO^ . SH^O. Nicht in Krystallen, nur in Form grüner erdiger krystal-
linischer Beschläge auf Chloanthit, Rotnickelkies und anderen J^-haltig:en Ni(^el-
mineralien bekannt, deren Nickelgehalt dadurch angezeigt wird. Bieber und Biechels-
dorf in Hessen; Annaberg u. a. 0. im Erzgebirge etc. Cabrerit Eine MffO
und CoO enthaltende Nickelblüte, z. T. in unvollkommenen Krystallen, auf Braun-
spat der Sierra Cabrera in Spanien; auch bei Laurium in Griechenland. Dud-
geonit aus Schottland, eine Nickelblüte, in der der dritte Teil des Ni durch Ca
ersetzt ist
Eine Anzahl hier sich anschließender Phosphate sind die folgenden:
Hureaulit E^{Mn, Fe)^P^O^^ . ^S^O = H^O . 5{3fn, Fe)0 . 2P^0j, . 4SfO.
Monokline, hjacintrot durchscheinende Kryställchen, sowie knollige und kuglige, fett-
glänzende, braune bis violette Aggregate von stengliger und kömiger Struktur; mit
Triphylin bei Hureault unweit Limoges in Frankreich und bei Branchville in
Connecticut
Ludlamit Fe^P^O^j .QHzO = IFeO . 2Pi O5 . 95,0. Hell bouteillengrüne,
durchsichtige, lebhaft glasglänzende, nach der Basis vollkommen spaltbare, monokline
Krystalle auf Schwefelkies bei Truro in Comwall.
Einige Manganphosphate stammen von Branchville, Fairfield Connty,
Connecticut, aus einem Pegmatitgang.
Dickinaonit ^MnJ^^FeJ^.Na^.Ca^P^O^.HiO. Monokline, durchsichtige
glimmerähnliche, in einer Richtung vollkommen spaltbare, grüne Tafeln und blättrige
Aggregate. Damit gleich zusammengesetzt, also mit D. heteromorph iFillowit, meist
wachsgelbe, peohglänzende, kömige Aggregate; auch am Rabenstein bei Zwiesel im
bayr. Wald. Beddingit Mn^^^P^ Oq . SiTg 0 mit etwas FeO. Blaß rosenrote, rhom-
bische Kryställchen, in der Form sehr ähnlich dem Skorodit, sitzen auf Höhlungen
Vivianit Isomorphe Reihe des Libethenits. 817
eines derben Aggregats. Der Ca-reiche Fairfieldit von Branchville ist schon
oben erwähnt (pag. 814).
Ein Zinkphosphat ist der seltene Hop e it. SZnO . P^O^ . ^EiO. Ehom-
bische, granlichweiße KrystäUchen mit Kieselzinkerz yom Altenberg bei Aachen.
Von Arseniaten sind besonders einige Jfn- und JPe-haltige ans Wermland
in Schweden zn erwähnen (H. Sjögren, Ztschr. f. Eryst, X., 1885, pag. 113):
Chondro arsenit Mn^^^SiOn.SH^O. Gelbe, fettglänzende Körner im
Schwerspat von Pajsberg. Ebendaher der CaO-haltige Brandtit (pag. 814).
Femer ans den Manganerzgmben von Nordmarken in Wermland: Allaktit
Mn^^^A8i0l9 , ^SiO. Monokline, bräanlichrote Eryställchen. Hoß-Grnbe. Hätna-
f ihr it. Wie Chondroarsenit, aber bH^O] brannrote bis dnnkelrote, dnrch Yer-
Witterung schwarze, radialstrahlige Aggregate rhombischer Erystalle von der Moß-
Gmbe. Davon chemisch kanm verschieden der Xanthoarsenitj gelb, derb, von
der Sjö-Gmbe in Örebro, Schweden. Häma tolith (Diadelphit). SMnO . {ÄljMn\ 0« .
ASiOi.SH^O, Ehomboedrische, basisch vollkommen spaltbare, brannrote KrystäU-
chen von der Moß-Gmbe nnd von der SjÖ-Gmbe (Araeniopleit), Synadelphit
bMnO . (Mn, Al)tOi . ASiO^ . öJ^jO. Schwarzbraune, rhombische KrystäUchen von der
Moß-Grube. Davon kaum wesentlich verschieden der Flinkit von der Harstigs-
Grube bei Pajsberg.
CuO-, Zn- und PJO-haltige.
Sind einander zum Teil äußerlich sehr ähnHch Tind können oft kaum anders
als durch quantitative Analyse unterschieden werden.
Isomorphe Reihe des Ubethenits.
Rhombisch, von der aUgemeinen Formel: B^\P^Og.HiOy wo R = Cu und Zn
und z. T. As statt P.
a:b:c
OUvenit : 4CuO . ^«jOr . ÄgO; 0,6726 : 1 : 0,9396.
Libethenit : 40mO .P^Or,.EiO; 0,7019 : 1 : 0,9601.
Adamin : iZnO . Aa^Oj^ . H^O-, 0,7168 : 1 : 0,9733.
Libethenit (blättriges Olivenerz). Dunkelgrüne, oberflächlich zuweüen fast
schwarze, oblonge Pyramiden (ooP (110) nnd PSo (011)), die dem regulären Oktaeder
sehr ähnlich sind. Auch nierige und kugUge derbe Aggregate mit muschUgem bis
unebenem Bruch. Durchscheinend, fettig glänzend; oUvengrüner Strich. G. = 3,6
bis 3,8. H. = 4. Libethen in Ungarn auf zeUigem Quarz im Glimmerschiefer,
ÜUersreuth im Vogtlande, Nlschne Tagilsk im Ural etc.
Olivenit (fasriges OUvenerz). Dunkelgrüne, nadeiförmige KrystäUchen, nicht
selten zu nierigen und traubigen Aggregaten mit fasriger oder erdiger Struktur
verbunden, dann auch braun, gelb oder grau. G.==4,2 — 4,4. Bedruth in CornwaU,
Tavistock in Devonshire, Nischne Tagilsk; nur wenig bei Libethen.
Adamin, Kleine, gelbe, blaue oder violette KrystäUchen und feinkörnige
Aggregate. ChafiarciUo in Chile, Laurium in Griechenland, Cap de Garonne im
südlichen Frankreich (hier zuweilen durch etwas CoO rot oder durch etwas CuO
grün). (Laspeyres, Zeitschr. f. Kryst. II, 1878, pag. 147).
(Analog ist die Formel des Descloizits, pag. 807.)
Hieran schließen sich folgende Phosphate^ die den unten folgenden Arseniaten
z. T. analog zusammengesetzt sind:
Bauer, Mineralogie. ^^
gl8 Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Yanadinate.
Phosphor chalcit (Psendomalachit, Phosphorknpf ererz , Lmmit). 6CuO.
P2O5 . 3^2 0. Nie Krjrstalle. Bildet grüne, radialfasrige Aggregate mit schwarzer
matter, nierenförmiger Oberfläche xmd schwarzen Flecken anf dem Faserbrach, was
ihn Yon dem sonst sehr ähnlichen Malachit unterscheidet, der auch mit HCl braust.
G. = 3,4—4,4. H. = 4 — 5. Schmilzt leicht und erstarrt zu einer schwarzen krystal-
linischen Kugel mit einem Eupferkem. In Salpetersäure leicht löslich. Auf den
Eupf ergruben von Rheinbreitbach bei Linz a. Rhein auf Quarz, in Com wall, bei
Libethen, Nischne Tagilsk etc. Dayon chemisch und im Aussehen wenig verschieden :
Dihydrit 5CuO . PjOb . 2^20. Eleine, schwärzlichgrUne, trikline Eryställ-
chen sitzen auf Phosphorchalcit, für dessen Erystalle man sie früher hielt. Rhein-
breitbach, Nischne Tagilsk (vergl. Erinit und Mottramit).
Ehlit bCuO.PiO^.SHtO. Radialfasrige, außen meist rauhe, nierenförmige
Aggregate rhombischer ErystäUchen. Nach einer Richtung vollkommen spaltbar.
H. -=4^/2 G. = 3,8 — 4,27. Spangrün. Mit anderen Eupfererzen von Ehl bei Linz
am Rhein, Nischne Tagilsk. Der glaskopfartige E. mit glatter nieriger Oberfläche
von Libethen ist Fr a sin genannt worden.
Pseudolibethenit ^CuO .P20i.2H20. Dem vorigen sehr ähnlich von
Ehl und Libethen.
Tagilit ACuO , P^Oi^SH^O. Monokline, durchscheinende Eryställchen, die
smaragdgrüne, nierige, kuglige und warzenförmige Aggregate oder erdige und
schwammige Massen mit rauher Oberfläche bilden. Nischne Tagilsk im Ural, UUers-
reuth im reuß. Yogtlande, Eamsdorf bei Saalfeld in Thüringen etc.
Phosphorsäure und Arsensäure enthalten:
Konichalcit i{Ca, Cu)0 , {P, As^O^ , Vj^ HtO. Malachit -ähnlich, von
Andalusien und Utah.
Veszelyit. dCuO .GZn0.2{P,As)iO(i.lSHiO, Undeutliche, monokline oder
trikline S^ställchen oder rindenartige Ernsten, grünlichblau, auf Brauneisenstein
und Granatfels von Moravicza im Banat.
Die hierhergehörigen Arseniate sind teilweise den obigen Phosphaten ganz
analog zusammengesetzt.
Strahlerz (Elinoklas, Abichit). 6CuO . ASiOn . SH^Oj entsprechend dem
Phosphorchalcit. Eleine, außen schwärzlichgrüne, beim Ritzen die bläulichgrüne
Farbe des Inneren zeigende, monokline Eryställchen mit einem deutlichen Bl. Br.,
auch nierige und stenglige Aggregate. H. = 272—3. G. = 4,2 — 1,4. Eupf ergruben
von Comwall xmd Devonshire etc.
Kupferschaum (Tirolit). bCuO . As^ O5 . 9 JS^ 0. Rhombische, in einer Rich-
tung vollkommen spaltbare, spangrüne bis himmelblaue Eryställchen bilden strahlig-
blättrige, nierige und kuglige Aggregate oder dünne Anflüge auf der Eupfererz-
lagerstätte von Schwaz in Tirol ; auch bei Bieber und Riecheisdorf in Hessen, Eams-
dorf bei Saalfeld in Thüringen und bei Bnlach im Schwarzwald.
Cornwallit bCuO . As^Ot^ , 311^0. Dunkelgrün, amorph, mit muschligem
Bruch; auf Olivenit von Comwall und Nischne Tagilsk.
Erinit bOuO .AsaO^.^HzO. Analog dem Dihydrit Smaragdgrün, nieren-
förmig mit rauher Oberfläche und anscheinend amorph, von Comwall (angeblich von
Limerick in Irland).
Euchroit ^CuO . As^O^ .IKiO. Zuweilen ziemlich große, rhombische, kurz
prismatische Erystalle, auch zu Drasen und Ernsten verbunden, smaragdgrün, ahn-
CuO- nnd P&O-haltige. 819
lieh dem Dioptas, dtirchsichtig bis darchscfaeinend. G. = 3,3— 3,4. H. = 3'/2— 4.
Auf Glimmerschiefer bei Libethen in Ungarn.
Leukochalcit 4CuO . As^O^ . SH^O. Zarte, blaß grünlichweiße, seiden-
glänzende Nädelchen als Anflog bei Schöllkrippen im Spessart.
Chlor ot iL 3Cu 0 . As^ O^^^H^ 0. Kleine apfelgrüne, haarf örmige Kryställchen ,
anch fasrige Aggregate auf Quarz bei Schneeberg und Zinnwald im Erzgebirge
mit Scheelit, Wapplerit etc.
Trichalcit SCuO , AhO^ , bH%0. Spangrüne, strahlig-blättrige Aggregate
anf Fahlerz. Tnrjinsksche Knpfergrnben bei Bogoslowsk, sowie bei Beresowsk
im Ural.
(Vergl. hier anch: Mixit pag. 825.)
Ein wasserhaltiges Antinumiat von Kupfer ist der
Thrombolith. Amorph, spröde, mit muschligem Bruch. H. = 3 — 4. G. » 3,67.
Smaragd- bis schwärzlichgrün, glasglänzend. Im Kalk von Rezbanya in Ungarn.
Zersetzungsprodukt eines Fahlerzes. Ähnlich der Rivotit mit etwas A^ und 21<^/o
CO2 statt H2O; gelblichgrün im Kalk der Sierra del Cadi in Katalonien.
Ein wasserhaltiges Bleiantimofiiat von schwankender Zusammensetzung ist die
Bleiniere (Bindheimit). 2Fb O.Sb^O^. SH2 0 mit beigemengten Eisenoxy den etc.
Derb, nierig und knollig mit schaliger Absonderung, auch erdig und zerreiblich.
Fettglänzend bis matt. Zuweilen pseudomorph, z. B. nach Boumonit (Littica in
Bosnien). Weiß, gelb, braun, auch grau und grün; vielfach geflammt und geädert.
Zersetzungsprodukt von Bleisulfantimoniten. Horhausen in der Eheinproyinz, Lost-
withiel in Gomwall, Beresowsk im Ural.
Auch ein dreiwertiges Metall {AltO^ und Fe^Oi) enthalten:
Kupferglimmer (Chalkophyllit). 2CuO . Al^Ot . AsjOft . 27BiO. Schöne,
basisch vollkommen spaltbare und taflige, rhomboedrische Krystalle; sehr spitze
Rhomboeder R (1011); RjR = 69« 12' (E. K.). Smaragdgrün ins Blaue. Durch-
sichtig; stark glänzend. Starke — D. Br. H. = 2. G. = 2,4— 2,6. In Drusen und
blättrigen Aggregaten. Redruth in Comwall, Nischne Tagilsk etc.
Linsenerz (Liroconit). ^CuO ,Al20i.A820fi.l2H20. Niedere, monokline,
himmelblaue Oblongoktaeder mit unebenem fettglänzendem Bruch. Sonst Glasglanz ;
durchscheinend. Comwall mit Kupferglimmer, Herrengrund in Ungarn, Ullersreuth
im Yogtlande.
Hentooodit. Ein Kupfer^Tonerde-Fhosphat, himmelblaue bis grünlichblaue
Kugeln, aus Comwall.
Cörulei t CuO . 2AkOi . ^.«aOa . SH2O, Himmelblau, tonähnlich, aus mikro-
skopischen Nädelchen bestehend. G. = 2,803. In Säuren löslich. Huanaco, Prov.
Taltal, Chile, in einer Erzgmbe.
Chalkosiderit. CuO . 3Fe20s . 2P4O5 . SHiO. Hellgrüne, garbenförmig ver-
wachsene, trikline Kryställchen von Comwall.
Andreu^sit Ebenfalls ein kupf erhaltiges Eisenoxydphosphat ; dunkelgrüne
radialfasrige Kugeln von Comwall.
Chenevixit 2CuO . Fe^O^ . As^O^ . SH^O. Gelb- bis dunkelgrün, glasglänzend,
derb bis dicht. Von Comwall.
52*
820 Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Vanadinate.
jlZg^s -Phosphate und -Arseniate.
Sind zum Teil den FetOs-ATsenioXen nnd -Phosphaten analog zusammengesetzt.
Das einzige Arseniat ist der
Liskeardit. 2Al^Oi.Ä820i.SHiO, Grünlich- his bläulichweiße, etwas
JPVaOs-haltige Krusten Ton Liskeard und anderen Orten in Com wall.
Fhosphate.
Evansit dAl^Os . P%0^ . ISH^O, Sehr lockere, weiße, fasrige Aggregate mit
nieriger Oberfläche auf Brauneisenstein bei Szirk, GrOmörer Comitat, Ungarn, und
bei Gros-Tresny in Mähren.
Cöruleolactin. SAl^Ot.PiO^, lOH^ 0, Eryptokrystallinische, matte, bläulich
milchweiße, dünne Lagen mit muschligem Bruch, Spalten erfüllend im Brauneisen-
stein vom Kindsberg bei KatzeneUenbogen in Nassau.
Sphärit. bAkOt . 2P2OB . 16^2 0. HeU gelbliche, auch bläuliche und rötliche
Kugeln mit drusiger, rauher Oberfläche, aber ohne bestimmte fasrige oder schalige
Struktur, mit einem deutlichen Bl. Br., durchscheinend, von ZajecoT ndrdl. St. Benigna
in Böhmen mit Wayellit.
Augelith, 2AliOi . P^O^ , SH^Oy analog dem Kraurit. Monokline Krjstalle
an verschiedenen Orten in Bolivia. Farblose, perlmutterglänzende, derbe, schwer-
spatähnliche Aggregate aus der alten Eisenerzgrube von Vestan& in Schweden; hier
begleitet Ton dem ähnlichen: Berlinit 2(Al^0i . PsOb) . HtO und Trolleii.
^AkOs.SP^O.SHiO.
Fischerit. 2Al^0s . P^O^ . SH2O. Undeutliche, kleine, rhombische, pseudo-
hexagonale, glasglänzende, spangrüne Krjställchen auf Sandstein bei Nischne Tagilsk
im Ural.
Peganit 2^220, . P^O^ . QH^O. Smaragdgrüne bis grünlichgraue und weiße,
fettigglänzende Krusten rhombischer Krjställchen auf Kieselschiefer von Langen-
striegis in Sachsen.
Türkis (Kallait).
2^^303 . P^O^ . bH^O, mit 46,83 Al^O^ ; 32,55 P^O^ und 20,62 H^O.
Doch die Analysen etwas schwankend; 35,03-^0,19 Al^O^, 28,63 bis
34,42 P2O5, 18,6—19,8 H^O; daneben stets CuO (2,02-8,57%) und
Fe^O^ (Spur bis 4,07). Daher werden auch Formeln angegeben, die
diese Bestandteile ebenfalls berücksichtigen. Nach Penfield ist der T«
ein Derivat der Orthophosphorsäure H^PO^, in dem*fl zum großen Teil
durch die einwertigen Radikale: Al{OH)^, Fe{OH)^ und Cu{OH) ersetzt
ist, so daß die allgemeine Formel: [Al{OH)^, F€{OH)^, Cu(pH), H]^PO^
zu schreiben wäre. Auch die Beimischung von 2CuO . P^O^ . iJI^O
zu dem obigen Tonerdephosphat wird angenommen.
Der Türkis ist scheinbar amorph, mit muschligem Bruch, u. d. M.
deutlich mikrokrystallinisch-fasrig. Undurchsichtig bis höchstens kanten-
durchscheinen d. Etwas wachsartig glänzend, jedoch matt; durch Poli-
tur kräftiger. Himmelblau, mehr oder weniger tief, auch spangrün, in-
folge des Ct«-6ehalts ; manche Stücke bleichen allmählich etwas aus und
Türkis. Wavellit. 821
blaue werden oft grrni. Wegen der schönen Farbe ein besonders auch
im Orient hochgeschätzter Edelstein (orientalischer Türkis); doch werden
in Europa nur blaue Steine geschätzt, die häufigeren grünen kommen
hier nicht zur Verwendung. Der T. ist ziemlich spröde. H. = 6.
G. = 2,6 — 2,8. V. d. L. unschmelzbar ; beim Glühen schwarz, dann
braun. In Säuren löslich. Bildet krustenartige Überzüge auf den
Wänden schmaler Klüftchen und erfüllt diese auch wohl ganz, das
Nebengestein, das an verschiedenen Stellen von verschiedener Be-
schaffenheit ist, aderförmig durchziehend. Besonders geschätzt sind
die Steine aus einer vulkanischen (trachytischen) Felsart bei Nischa-
pur westlich von Mesched im nördlichen Persien, wo seit Jahrhun-
derten Bergbau auf Türkis betrieben wird; lose Stücke liegen auch
in dem Verwitterungsgrus des Nebengesteins. Weitere Fundorte sind
im Megara-Tal am Sinai, wo das Muttergestein ein Sandstein ist, und
in den westlichen Unionsstaaten in Nordamerika, in Neu-Mexiko,
Arizona etc., wo schon die alten Azteken die Steine unter dem Namen
Calchihuitl aus einem verwitterten vulkanischen Gestein herausgegraben
haben. In Europa findet man nur grüne Türkise; besonders im
Eieselschief er : Jordansmühl in Schlesien, Reichenbach und Ölsnitz in
Sachsen etc.
(Bücking, Zeit8cbr. f. Kryst. Bd. 2, 1878, 162; Penfield, ibid. Bd. 33, 1900, 542.)
Zahntürkia (Beintürkis, auch occidentalischen Türkis oder Odontolith) nennt
man die gleichfalls häufig als Schmucksteine geschliffenen, durch Eupferverbindungen
grün und durch Vivianit blaugefärbten Zähne und Knochen fossiler Säugetiere.
Wardi t 2AliOi . P^O^ . AHiO^ also etwas wasserärmer als Türkis. Hellgrüne
bis bläulichgrüne, glasglänzende, konzentrisch-schalige Krusten auf Hohlräumen im
Variscit von Utah. H. = 5. G. = 2,77. V. d. L. aufschwellend, zerspringend und
weiß werdend. In Säuren teilweise löslich. Gleichfalls als Schmuckstein verwendet.
Callaini t J.^ 0« . Pg Os . 5 JSs 0. Apfelgrün bis smaragdgrün mit weißen und
blauen Streifen und Flecken, durchscheinend. Bisher nur aus alten Celtengräbem
in der Bretagne gefunden; Fundort unbekannt.
WayeUit.
3A1^0q . 2P2O5 . 12H^0, zuweilen etwas F. Rhombische, nadel-
formige Kryställchen, nach mehreren Richtungen spaltbar, fast nie
regelmäßig ausgebildet, sind zu radialfasrigen Kugeln mit rauher
drusiger Oberfläche oder zu rosettenförmigen Aggregaten vereinigt.
(J. = 2,3—2,4. H. = 3^—4. Glasglänzend ; auf dem Bl. Br. ins Perl-
mutterartige. Durchscheinend. Farblos, meist aber graulich, gelblich
bis braun, auch grün und blau; selten stark gefärbt. V. d. L. auf-
schwellend, aber unschmelzbar. In Säuren und in Kalilauge löslich.
Findet sich meist auf Klüften im Kieselschiefer, Tonschiefer und Sand-
stein etc. Bei Waldgirmes und am Dünsberg bei Gießen auf Kieselschiefer,
ebenso bei Langenstriegis unweit Freiberg in Sachsen (Striegisan), im
822 Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Vanadinate.
unteren Lahntal auf Phosphorit and auf Manganerzen, bei Oberscheid
im Dillenburgischen auf Eoteisenstein , bei Amberg in Bayern auf
Brauneisen (Lasimit), bei Cerhovic unweit Beraun in Böhmen auf
Grauwacke, bei Bamstaple in Devonshire auf Tonschiefer {Devonif), etc.
Kapnici t Wie W., aber nur 11 -H^O, jedoch wahrscheinlich von W. nicht ver-
schieden. Gelblich- bis grllnlichweiße Kugeln und Büschel auf Fahlerz nnd Blende
von Eapnik in Siebenbürgen.
Plan er it SÄk Og . 2fl2 0 . 95« 0. Durch 4 % Cm grün gefärbt, bildet dünne
traubige Krusten auf zerfressenem Quarz auf der Kupfergrube Gumeschewsk im Ural.
Gibbsit AltO^.F^Of,. ^S^ 0. Weiße, feinblättrige, stalaktitische Zapfen von
Eichmond in Massachusetts [Richmondii), Der Name Gibbsit ist auch dem am gleichen
Ort in derselben Weise vorkommenden Hydrargillit gegeben worden, doch ist das
Verhältnis noch nicht ganz geklärt.
Mi nervit AUOi , P^O^ ,1H^0. Im trockenen Zustand erdige, kaolinähnliche,
weiße Massen, die aus mikroskopischen, hexagonalen Plättchen bestehen. Aus
Knochenhöhlen im südlichen Frankreich (Dep. H^rault, besonders der Minervahöhle,
mit Kalkphosphaten, Brushit, Metabrushit etc.). Entsteht durch Einwirkung von
Phosphaten aus den Knochen und aus Fledermausguano auf Ton. In ähnlicher Weise
bilden sich auch anderwärts ähnliche A^Phosphate als Guanomineralien.
Zepharovichit Äl^ Og . P2 O» . BH^ 0. Weißliche, durchscheinende, krypto-
krystallinische, krustenförmige Überzüge auf silurischem Sandstein von Trzenic bei
Cerhovic in Böhmen (vergl. Koninckit, pag. 825).
Yariscit Al^ 0 ,P^0^. 4^2 0^ analog dem Skorodit und wahrscheinlich mit ihm
und mit Strengit isomorph, doch sind vollkommen ausgebildete Krystalle noch nicht
bekannt geworden (siehe unten, pag. 823). Kleintraubige Krusten mit muschligem
Bruch, zuweilen etwas fasrig. Durchscheinend, wachsartig matt, farblos bis apfel-
grün. Im Kieselschiefer von Meßbach bei Plauen im Vogtlande und von Montgomery
Ck)unty, Arkansas, auf Quarz.
Tonerdephosphate, die auch noch zweiwertige Metalle enthalten,
sind außer dem oben schon erwähnten kupferhaltigen Linsenerz etc. (pag. 819):
Lazulith.
{Mg^ Fe)0 . AliOi , PiOii , H2O. Ausgezeichnete monokline Krystalle, selten.
Meist bilden die beiden schiefen Prismen: -^P (111) und — P (111) ein monoklines
Oktaeder^, dessen vordere und hintere £. K. häufig durch die Schiefendflächen:
+P5Ö (101) und — P5Ö (101), dessen S. K. durch das Vertikalprisma ooP (110) und
die E. E. durch die Basis OP (001) abgestumpft sind. Zuweilen Zwillinge nach der
Querfläche ooPoö (100). H. = 5— 6. G. = 3,0— 3,12. Unebener Bruch. Durchsichtig
bis durchscheinend, blau, mehr oder weniger dunkel bis weißlich. Krystalle im
Itakolumit der Graves Mountains in Georgia mit Butil etc., ähnlich auch bei Tejuco
in Minas Geraes, Brasilien. Im Bödelgraben bei Werfen im Salzburgischen und im
Freßnitzgraben bei Krieglach in Steiermark, meist derbe Partien im Quarz (Blau-
apafj mit KrystäUchen auf Spalten. Auch bei Zermatt im Wallis und Horrsjöberg
in Wermland, Schweden, (v. Lasaulx, Sitzgsber. niederrhein. Ges. Bonn, 1883.)
Childrenit 2{Fe, Mn, Ca)0 , Al^O^ , P^Ofi , iS^O. P'cO überwiegend. Kleine,
gelblichweiße bis braunschwarze, etwas fettartig glänzende, durchscheinende rhom-
bische Oktaederchen, einzeln aufgewachsen oder zu Krusten vereinigt. G. «- 3,18 — 3,24.
H. = 4 V2. Auf den Kupfererzgruben von Tavistock in Devonshire und von St. Austell
Tonerdephosphate. Isomorphe Reihe des Skorodits. 823
in Cornwall. Im Apatit bei Hebron in Maine. Vom Ch. ist nur durch das Vorherrschen
von MnO unterschieden der blaßrote, grünliche bis farblose, pleochroitische Eos-
phorit aus dem Pegmatitgang von Branchville in Connecticut.
Goyazit. SCaO . bAl^ Og . P2 0^ . 9^8 0. Gelblichweiße , positiv einachsige
Kömchen, durchsichtig bis durchscheinend, mit den Diamanten in dem brasilianischen
Staate Goyaz.
Tavistockit SCa 0 . ^ij ö« . P2 O5 . SH^ 0. Weiße Fasern, rosettenförmig an-
geordnet, von Tavistock in Devonshire.
Cirrholith, GCaO ,2Ak09 .SP^Oi^ .SH^O. Dicht, blaßgelblich, von Vestanl
in Schweden. Ebendaher auch der Attakolithy ein lachsfarbiges, derbes Ealk-
tonerdephosphat. Begleiter von Augelith etc., pag. 820.)
Hamlinit (SAkO^ . PiO^) ,{B^0, 2SrO . PiOf;) . QH^O mit wenig BaO, Sehr
seltene kleine, rhomboedrische KrystäUchen von Stoneham in Maine. Damit isomorph:
Florencit (SAk 0 . Pj Or) . (Ce« 0» . Pg O5) . 6H2 0. Blaßgelbe Bhomboederchen aus
den Zinnober führenden Sauden von Tripuhy und den Diamantsanden von Matta dos
Creonlos, Minas Geraes in Brasilien; mikroskopisch in topasführenden Glimmer-
schiefern dort.
An diese beiden schließt sich vielleicht an der
Hitchkockit SiAkO^.PtOf;) .{HiO .2PbO.P20i,) ,GH.,0, analog mit ihnen
chemisch und auch in der Krystallisation ; kleine hexagonale, optisch einachsige
Täfelchen. Nicht rein bekannt; bildet im Gemenge mit Pyromorphit und anderen
Substanzen den Bleigummi (Plumbogummit). Traubige, nierige und stalaktitische
Massen von konzentrisch-schaligem Bau und muschligem Bruch, von sehr schwan-
kender Zusammensetzung, 30— 70% PbO. H.=4— 4V2. G. = 4— 5. Gelblich- und
grünlichweiß bis rotbraun und blau, fettglänzend, durchscheinend, manchmal ähnlich
dem arabischen Gummi. Es ist ein zuweilen auch etwas COti ^Ot^ Cl etc. ent-
haltendes Zersetzungsprodukt von Bleierzen in den Bleierzgruben in Cumberland
(z. T. himmelblaue Unterlage von Pyromorphitkrystallen) ; Poullouen und Huelgoet
in der Bretagne; Nussiöre, Dep. du Rhone; Canton-Grube in Georgia etc.
Gershyit S{Fe,Mn,Mg,Cä)0 .dAkO^APtOf^AlH^O. Kleine tiefblaue,
fast undurchsichtige, zuweilen grüne Kömchen, Äderchen und Plättchen in dem im
Gneiß eingelagerten Cyanit und Quarz. G^ersby, Kirchspiel Ransäter, Wermland,
Schweden.
Kehoeit Ein Zinkoxyd-Tonerde-Phosphat; in weißen amorphen Streifen und
Lagen im Bleiglanz mit Blende und Schwefelkies bei Galena in Süd-Dakota.
Fe^Og-Phosphate und -Arseniate.
Sind z. T. den ^22 08-Phosphaten und -Arseniaten analog zusammengesetzt.
Isomorphe Reihe des Skorodits.
Rhombisch. a\h:c
Skorodit : Fe^O^ . An^Oj^ AH^O; 0,8673 : 1 : 0,9558.
S trengit : Fe^ 0, . P.^ O5 AB^O; 0,8435 : 1 : 0,9468.
Variscjt : AkOi^P^O^^Uf^O] 0,8648 : 1 : ?
Skorodit
Fe^O.^ , As^O^i AH2O. Kleine rhombische, oktaedrische oder kurzprismatische
Krystalle mit einem deutlichen Bl. Br., einzeln oder auf Drusen, auch fasrige bis
824 Phosphate, Arseniate, Antimon iate, Yanadinate.
dichte Ernsten mit nieriger nnd tranbiger Oberfläche, sowie erdig. G. = 3,1 — 3,2.
H. = 3Vs — ^' Glasglanz, z. T. etwas fettig. Durchsichtig bis durchscheinend. Hell-
bis dnnkelgrün, seltener brann, rot nnd blan. Meist anf Branneisenstein, im Siegen-
schen, bei Waldgirmes unweit Gießen, Dembach im Westerwald, am Graul bei
Schwarzenberg in Sachsen und sonst im Erzgebirge, Beresowsk im Ural, Nertschinsk
in Transbaikalien. Der hier yorkommende amorphe grüne Ärsenikainter^ der
die Beryllkrystalle einhüllt, ist chemisch vom Skorodit nicht wesentlich yerschieden.
(G. vom Rath, N. Jahrb. f. Min. 1876, pag. 386; v. Lasaulx, ibid. 1875, pag. 629.)
Strengit
Fe^O^ , P^On . ^H^O, analog dem Yariscit und mit ihm wahrscheinlich isomorph
(pag. 822). Bildet meist kleine, radialfasrige, heller bis dunkler rote, selten farblose
Kügelchen auf Brauneisenstein der Grube Eleonore am Dünsberg und der Grube
Botläufchen bei Waldgirmes unweit Gießen ; auch in Rockbridge County in Yirginien.
Ein Ä^Os-haltiger Strengit ist der Barrandit, radialfasrige und konzentrisch-
schalige Eügelchen und traubige Aggregate, grünlich-, bläulich-, rOtlich- und gelb-
lichgrau, mit Wavellit auf silurischem Sandstein von Cerhovic bei Beraun in Böhmen.
Variscit siehe pag. 822.
Das einzige weitere Äraeniat ist:
Würfelerz (Phar makosiderit).
4^6,08. SiA^sOs.löfljO, da aber auch 2,68—4,54 K^O vorhanden sind, wird
die Formel auch geschrieben: 2^*6^804 . Fe{OH)t . bSiO^ wo K einen Teil des
(OH) ersetzt. Regulär, tetraedrisch ; kleine Würfelchen mit abgestumpften Kanten
(ooO (110)) und Ecken. Die Flächen an den Ecken nur abwechselnd gleich, also die
beiden Tetraeder +-0 ^^^^^ ^^^ — '9 (^^^)- -^^^ Würfelflächen meist nach einer
Diagonale sehr stumpf geknickt, also eigentlich ein dem Würfel vicinales Triakis-
tetraeder. H. = 2Va- G. = 2,9 — 3,0. Durchsichtig bis durchscheinend. Glas-, auf
dem muschligen Bruch fettigglänzend. Lauchgrün, seltener auch gelb und braun.
Häufig anomal doppelbrechend. Pyroelektrisch. Erystalle aufgewachsen meist auf
Branneisenstein; zuweilen auch kömige Aggregate. Im Schwarzwald, bei Eisen-
bach unweit Neustadt; am Graul bei Schwarzenberg in Sachsen; Lobenstein im
reuß. Yoigtland; Langebom im Spessart; Horhausen im Kreis Altenkirchen; Com-
wall und Cumberland; Utah; im goldführenden Quarz in Yictoria, Australien. Überall
wie Skorodit etc. durch Yerwitterung arsenhaltiger Eiese (Arsenkies, Arseneisen etc.)
entstanden.
Hierhergehörige Phoaphate sind:
Kraurit (Grüneisenerz, grüner Glaskopf).
^Fe^Oz .PiOi. SH^O, Scheinbar rhombische, aber nach dem optischen Verhalten
monokline ErystäUchen bilden radialfasrige, zuweilen auch konzentrisch-schalige
kuglige und kleintraubige Aggregate. G. = 3,3—3,5. H. = S% — 4. Sehr spröde.
Durchscheinend. Schwacher fettiger Glanz. Dunkelgrün, Strich heller; die Ober-
fläche der Engeln zuweilen braun. Auf Brauneisenstein im Siegenschen (Hollerter
Zug), bei Waldgirmes unweit Gießen, Hirschberg etc. im Yogtland {Dufrenit) etc.
Kakoxen, 2Fei 0^ .P^O^. I2H2 0. Sehr zarte, zu seidenglänzend en Aggregaten
mit sammetartiger Oberfläche vereinigte gelbbraune Erystallfasem auf Branneisen
bei Amberg in Bayern und auf der Grabe Eleonore und bei Waldgirmes unweit
Gießen; anf tonigem Sphärosiderit bei St. Benigna und Cerhovic in Böhmen.
Delvauxit 2FetOt .' P^O^ . 2OH2O. Kastanienbraune, derbe, nierenförmige
Massen von Yis6 in Belgien und von Leoben.
Eisenphosphate. 825
Eleonorit SFe^O^ . 2P2 O5 . SH« 0. Monokline, meist nach dem Orthopinakoid
taflige Eryställchen sind zu rotbraunen bis hyacinthroten Drusen und Krusten von
radialem Bau vereinigt. H. = 3— 4. Grube Eleonore und Grube Botläufchen bei
Waldgirmes, beide unweit Gießen. Von dem E. ist wahrscheinlich nicht verschieden
der Beraunitj bräunlichrote, radialblättrige und strahlige Aggregate und Rosetten,
mit Wavellit bei St. Benigna bei Beraun in Böhmen und bei Scheibenberg in Sachsen.
Er ist vielleicht durch Umwandlung aus Vivianit entstanden, nachdem er Pseudo-
morphosen bildet, und es wird ihm auch die Formel: öJVgOs . SPaO^ . 12^eO zuge-
schrieben.
Fhosphosiderit Fe^ Og . Pg O5 . 3 Vi-Hg 0. Pfirsichblütrote, rhombische Kry-
stalle auf Eisenpecherz bei Eiserfeld im Siegenschen.
Koninckii, Fe^O^ , F^O^ , ^H^O, Fast farblose, gelbliche, radialfasrige
Eügelchen, rhombische Individuen von Bichelle bei YisS in Belgien (vergL Zepharo-
vichit, pag. 822).
Fielt ist ein wasserhaltiges Eisenozydphosphat von kolophoniumartigem Aus-
sehen von Waldgirmes bei Gießen und St. Benigna in Böhmen und ebenso der
Richellit von Bichelle bei Vis6 in Belgien, letzterer mit einem kleinen Fluorgehalt.
Beide sind wahrscheinlich nur Gemenge.
Eisenoxydphosphate und -Arseniate mit zweiwertigen Me-
tallen sind außer den schon erwähnten CuO-haitigen (pag. 819): Chalkosiderit,
Andrewsit und Chenevizit:
Arseniate:
Ärseniosiderit. QCaOAFe^Oi.SÄßiOi.dH^O, Gelbbraune, an der Luft
dunkler werdende, exzentrisch-fasrige, auf dem Faserbruch seidenglänzende, knglige
Aggregate von Boman§che bei Macon in Frankreich, von Schneeberg in Sachsen,
Wittichen und Bulach im Schwarzwald, auch auf Eltlften des kömigen Ealks bei
Auerbach a. d. Bergstraße. Zuweilen in Pseudomorphosen nach Eisenspat.
Mazapilit. SCaO . 2i^e, O3 . 2^1«« O5 . 6^2 0. Dünne, lange, rhombische Prismen,
schwarz, blutrot durchscheinend, von Mazapil in Mexiko.
Fhosphate:
Calcioferritj ein gelbes, blättriges Ealkeisenoxydphosphat von Battenberg
(Pfalz). Ähnlich der kastanienbraune, nierenförmlge Borickit (Delvauxen) von
Leoben in Steiermark und Nenacovic in Böhmen.
Alluaudit. 3(3fn, ^02) 0 . Pj O5 + Fci Oj .FtO^i. JH» 0. Nach zwei zueinander
rechtwinkligen Richtungen deutlich, nach einer dritten zu jenen normalen undeutlich
spaltbar. Ein braunes Zersetzungsprodukt des Triphylins von Norwich in Massa-
chusetts. Zuweilen deutlich begrenzte Pseudomorphosen nach Triphylin.
Iü^Oq' und Z7O3 -haltige Arseniate.
Rhagit bBi^Of2A8iOi.dHtO, HeUgrüne, zu traubenartigen Gruppen ver-
einigte, an der glatten Oberfläche wachsglänzende Eügelchen mit Walpurgin und
anderen Uranerzen auf der Grube Weißer Hirsch bei Neustädtel unweit Schneeberg
im Erzgebirge.
Ateleatit. SBi^ 0, . As^ 0» . 2^t 0, Monokline, schwefelgelbe, demantglänzende,
durchsichtige bis durchscheinende ErystäUchen, in HCl löslich; auf Wismutocker
von Schneeberg in Sachsen.
Mi X i t 20CuO .Bi^O^, bAs^ 0» . 22fli 0. Radialfasrige Aggregate feiner
ErystäUchen, oder Anflüge bildend, smaragd- bis bläulichgrün auf Wismutocker bei
Joachimsthal im Erzgebirge und bei Wittichen im Schwarzwald mit Schwerspat.
826 Phosphate, Arseniate, Antimankrte, Tanadinate.
Walpur gin. öÄiO, .3(rO«) 0,2^1«, 0». 12^« 0. Gelbe, diamant- bis fett-
glttnsende, triküne, durch Zwillingsbildnog scheinbar monokline Kryställchen ; mit
anderen Uranmineralien auf der Grube Weißer Hirsch bei Nenstädtel im Erz-
gebirge, mit diesen aus Uranpecherz entstanden.
Phosphate der seltenen Erden.
C hur Chi t, Ce^O^.FiOf,. IHj 0, aber mit 5 V'g % Ca 0. Rauchgraue bis fleisch-
rote, radialfasrige Büschel kleiner, in einer Eichtung leicht spaltbarer, durchscheinender
bis durchsichtiger Kryställchen. Dünner Überzug auf Quarz aus einer Eupfergrube
in Comwall.
Bhahdophan. E^O, . P^Oj^ . 2Ä2O; R = La, Di, F, Er mit 65,75
(Yj Er)20i -{' {La, DijiOi. Nierenföiinige, fettglänzende Massen, ähnlich dunklem
Bernstein, einachsig; sehr selten aus Cornwall. 9,93 (Y, Er)iO^ und 53,82 {La,Di)iO^,
etwas COg-enthaltend (^et Scovillit, rötliche und gelbliche, dünne, fasrige Krusten
auf Brauneisen und Pyrolusit auf der Scoville-Grube in Salesbury, Connecticut.
(Vergl. auch den Florencit pag. 823.)
ÜO^ neben CuO, CaO oder BaO enthaltende Phosphate und Arseniate.
Isomorphe Reihe der Uranglimmer (Uranite).
Doppelphosphate und -Arseniate von Uranyl (TJO^) und zweiwertigen MetaUen
(Cu, Ca, Ba) von der aUgemeinen Formel : R'^O . 2{TJ0i)0 . PiOf,, resp. As^O^ + 12irjO.
Die Ci«-haltigen Uranglimmer sind quadratisch ; die Ca- und ßa-haltigen sind rhom-
bisch, stehen aber den quadratischen so nahe, wie es nur irgend bei isomorphen Sub-
stanzen der Fall ist. Dies geht aus den nachfolgenden Achsenverhältnissen hervor.
Nach der Basis geht bei allen ein vollkommener Blätterbrnch wie beim Glimmer,
daher der Name. Die Härte ist gering. Es sind Verwitterungsprodukte des Uran-
pecherzes.
Kupferuranglimmer; CuO ,2[TJ0^)0 .F^O^ .1211^0 \ quadr.: a:a:c=l: 1:2,9382.
Zeunerit: CmO. 2(1702)0. il«205.12ir80; „ =1: 1:2,9123.
Kalkuranglimmer: Ca0.2(TO2)O.P20ß. I2F2O; rhomb.:a: 6: c=0,9876: 1:2,8530.
üranospinit: CaO ,2{Ü0^)0 .As^O^A^B^O-, „ =1,00 :1:2,9123.
Uranocircit : BaO .2{ 170^)0 .F^O^ , 12^20; „ noch nicht bekannt
Wasser entweicht schon bei ziemlich niederer Temperatur und es entstehen
Metauranite mit abweichenden optischen Eigenschaften. In HNO^ löslich. Die As-
haltigen Glieder dieser Gruppe können nur auf chemischem Weg durch die As-Beak-
tion von den entsprechenden P-haltigen sicher unterschieden werden.
(V. Goldschmidt, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 31, 1899, pag. 468; Einne, Centralbl.
f. Mineralogie etc. 1901, pag. 618 und 709; Buchholz, ibid. 1903, pag. 362.)
Kupfer uranglimm er (Kupferuranit, Chalkolith, Torbemit).
OmO. 2(t;^ 02)0. P2O5.I2S2O mit 61,2(^02)0. Steile quadratische Oktaeder
mit sehr stark abgestumpfter^. E., so daß dünne, selten dickere Tafeln entstehen.
Vollkommener basischer und ebenso prismatischer Bl. Br. H. = 2— 2V«; wenig
spröde. G. = 3,5— 3,6. Smaragdgrün; durchsichtig bis durchscheinend. Auf dem
BL Br. perlmutterglänzend. Optisch einachsig; — D. Br. schwach. Krystalie, stets
klein und aufgewachsen, oft nur als dünner Überzug, auf Branneisenstein und Hom-
stein. An zahlreichen Orten im Erzgebirge (Johanngeorgenstadt, Eibenstock, Schnee-
berg, Zinnwald, Schlaggen wald) ; ebenso in Cornwall (Redruth, St. Austeil); auch
St. Yrieux bei Limoges im südl. Frankreich.
Isomorphe Beüie 4ar Uranglimmer (Uranite). 827
Zeunerit Das entsprechende Arseniat; vom vmgfgL äaOerlich nicht zu
unterscheiden. Gmbe Weißer Hirsch hei Nenstädtel unweit Schneeherg «ad Jcat-
chimsthal im Erzgehirge, Wittichen im Schwarzwald, Comwall.
Kalkuranglimmer (Ealknranit, Antiinit).
C'a0.2(Z702)O.Pa Ob. 12^20. Quadratisch aussehende Täf eichen wie beim
Kupferuranglimmer, aber zweiachsig. Zuweilen Zwillinge nach dem Prisma ooP (110).
Außer dem basischen vollkommenen Bl. Br. auch noch deutliche Spaltbarkeit nach den
beiden anderen Pinakoiden. ZeisiggrUn bis gelb. Die KrystäUchen, seltener als die
des Eupferuranits, sind einzeln oder in schuppenförmig angeordneten Gruppen aufge-
wachsen. Johanngeorgenstadt, Eibenstock, Schneeberg etc. im Erzgebirge; Antun
und St. Yrieux bei Limoges in Frankreich; Comwall; Wolfsinsel im Onegasee in
Amethystmandeln; Chesterfield in Massachusetts in rotem Turmalin eingewachsen.
Im Fritzscheit ist CaO durch MnO und etwas P2O5 durch ¥20^ ersetzt, er ist
rötlichbraun bis hyacintrot und von Ealkuranit in paralleler Verwachsung umrahmt.
Neudeck in Böhmen und Johanngeorgenstadt im sächsischen Erzgebirge.
üranoapinit von der Grube Weißer Hirsch bei Nenstädtel, das dem Kalk-
uranglimmer entsprechende Arseniat, ist von diesem äußerlich nicht zu unterscheiden.
Uranocircit (Baryturanglimmer, Baryumuranit), ebenfalls von dem vorigen
äußerlich unnnterscheidbar und chemisch das entsprechende Po-Phosphat, bildet bei
Falkenstein im sächsischen Voigtlande zeisiggrüne, leicht spaltbare Plättchen, aber
keine deutlichen Krystalle.
Trögerit d(I70a)0.^80ft.l2^tO. Quadratisch, aber anomal zweiachsig
mit einem vollkommenen basischen Bl. Br. Citronengelbe Kryställchen vom Habitus
der Uranglimmer und diesen auch im Achsensystem sehr nahe (a : c = 1 : 2,16), aber
ohne zweiwertiges Metall. Zuweilen mit Zeunerit parallel verwachsen. Grube
Weißer Hirsch bei Nenstädtel im Erzgebirge. Ein ähnliches Uranphosphat ist der
citronengelbe, krustenbüdende Fhosphuranylith von Nordkarolina.
Z7-haltig ist auch Walpur gin^ pag. 826.
Phosphate und Arseniate, die auch Schwefelsäure enthalten.
(Vergl. auch: Hussakitj pag. 809.)
Beudantit
3{PhO . SOz) . ^e^Ot . P2O5 . 95,0 oder auch : SPfeSO* . 2Fe2POi . %Fe{OH)z, aber
stark schwankend. P^O^ zuweilen zu einem mehr oder weniger großen Teil durch
As^O^ ersetzt, so daß sogar fast ganz PgOs-freie, aber auch ^«aOo-freie Abänderungen
existieren. Die Krystallisation ist der des Hamlinit und Florencit, sowie der des
Jarosit sehr ähnlich. Kleine Rhomboederchen R (1011), P/iE = 91« 18' (E. K.) meist
mit der Basis OP (0001), sowie mit — 2P (0221) oder — ViP (0221), auch mit 5P (5051).
Deutliche basische Spaltbarkeit. H. = 37«. G. = 4,0— 4,3. Olivengrün ins Bräun-
lichschwarze ; dichroitisch. Glasglänzend. Durchsichtig bis undurchsichtig. Optisch
negativ. Horhausen, Kreis Altenkirchen, Hheinprovinz, auf Brauneisenstein meist
AsjOs-haltig; PjOs-haltig der B. von Grube Schöne Aussicht bei Dembach im Wester-
wald und von Glandore bei Cork in Irland. Der Svanhergit ist die entsprechende
CaO- und AitOj-Verbindung : 3(CaO . SO,) . ^AUO^ , P^Of, . 2H^0, Die rhombo-
edrischen Formen sehr nahe denen des Beudantits : RIR = 90^ 35' (E. K.), also beide
wohl isomorph. Basisch spaltbar; spröde. H. = ö. G. = 3,29. Honiggelb bis hya-
cintrot. Sehr selten, mit Lazulith bei Horrsjöberg in Schweden, auch bei Vestanä
daselbst.
828 Wolframiate und Molybdate.
Lossenit Noch nicht genauer bekannt; die Formel wird: PbSOi -\-
S{FeOH)gA820s-{-12H20 geschrieben. Rhombische, skoroditähnliche, braunrote, an
der Oberfläche leicht Terwittemde Kry ställchen ans den Bleigmben von Lanrion in
Attika.
Lindackerit ^NiO .^CuO .SOz.^Aa^O^.lH^O, Grüne, glasglänzende, rhom-
bische, zu Eosetten gruppierte Oblongtäfelchen, oder derbe nierenförmige Aggregate
von Joachimsthal im böhmischen Erzgebirge.
Eisensinter (Eisenpecherz z. T.).
Hierher gehören einige amorphe oder auch mikrokrystallinische spröde, meist
braune oder gelbe, durchscheinende, glas- bis fettglänzende Arseniate und Phos-
phate, ursprünglich weiche, an der Luft durch Wasserverlust erstarrte Gallerten.
Sie enthalten teils Schwefelsäure, teils allerdings auch nicht und stellen Gemenge
von wechselnder Zusammensetzung dar. Es sind ganz junge Zersetzungsprodukte
verschiedener ürmineralien, zuweilen mit nierigtraubiger oder stalaktitischer, sinter-
artiger Oberfläche und nicht selten auch mit schaliger Zusammensetzung. Sie werden
danach als Eisensinter bezeichnet und je nach der Zusammensetzung als Phosphor-
und als Arseneisensinter unterschieden. Phosphor eis ensint er (Diadochit). Braun
bis gelb. H. = 2V8 — 3. G. = 1,9 — 2,0. Die Schwefelsäure wird durch kochendes
Wasser ausgezogen. Gräfenthal und Saalfeld im östlichen Thüringen im Alaunschiefer ;
in den Steinkohlengmben von Zabrze in Oberschlesien und in den Anthracitgruben
von Pejchagnard, Dep. Isöre ; bei Argenteau in Belgien gelblich weiße, außen erdige
Knollen {Destinerzifj, Arseneisensinter (Pittizit). Die entsprechenden Arseniate
und nur durch die ^«-Probe sicher zu unterscheiden. Auch hier wird die Schwefel-
säure durch kochendes Wasser ausgezogen. G. = 2,3— 2,5, etwas höher, als vorhin.
Freiberg in Sachsen, zuweilen noch weich; am Graul bei Schwarzenberg im Erz-
gebirge; bei Gastein. Hierzu gehört auch das Gänseköthigerz (Ganomatit),
ähnlich dem Pittizit zusammengesetzt, aber auch noch Silber, Blei und Sb^Oi
enthaltend. Es ist ein anfänglich weiches Zersetzungsprodukt von Arsenkies in
Gegenwart von Silber- und Bleierzen, das zu dünnen traubigen, glas- bis fett-
glänzenden, grünlichgelben bis bräunlichen Krusten auf Arsen, Botgiltigerz, Blei-
glanz etc. erstarrt. Andreasberg im Harz, Joachimstal im Erzgebirge, Schemnitz
in Ungarn, Allemont in Frankreich etc. Frei von Schwefelsäure ist der weiße
Eisensinter vom Tiefen Fürstenstollen bei Freiberg, von der Zusammensetzung
des Kakoxen, aber ASiOf^ statt P1O5; ebenso der schon oben erwähnte, den Beryll
von Nertschinsk begleitende Arseniksinter (pag. 824 beim Skorodit), sowie der
Picit (pag. 825).
XL Klasse.
Wolframiate und Molybdate.
Isodimorphe Reihe des Wolframit und Scheelit
Neutrale Wolframiate und Molybdate zweiwertiger Metalle {Ca, Fe, Mn, P6),
teils monoklin (Wolframitreihe), teils quadratisch, und zwar pyramidal-hemiedrisch
(Scheelitreihe), doch ist noch nicht bei allen hierhergehörigen Mineralien die Hemiedrie
sicher nachgewiesen.
Wolframit.
829
Isomorphe Reihe des Wolframit
Monoklin. a:h:c ß
Ferberit : Fe WO^ ; 0,8299 : 1 : 0,8463 ; 90<> 20'.
Wolframit : {Fe, Un) WO^ ; 0,8300 : 1 : 0,8678 ; 90» 38'.
Htibnerit : Mn WO4. ; 0,8362 : 1 : 0,8668 ; 90» 52'.
Raspit: PbWO^; ?
Isomorph» Reihe des Scheelit.
Quadratisch, pyramidal-hemiedrisch.
Reinit: FeWO^;
Scheelit: CaWO^;
Scheelbleierz: PbWO^;
Gelbbleierz: FbMoO^-,
a-.c
1 : 1,28 ca.
1 : 1,6356.
1 : 1,567.
1 : 1,5771.
1 : 1,5445.
Powellit: CaMoO^\
In beiden Reihen treten die Verbindungen FeW04, und FbWOi^ auf, doch sind
die Formen des Raspit und das Reinit noch nicht vollkommen sicher bekannt.
Wolframitreihe.
Wolframit (Wolfram).
Eine isomorphe Mischung yonFeWO^ und MnWO^^ also {Fe,Mn)WO^,
bald Fe, bald Mn überwiegend ; FeO geht von 2—19, MnO von 22—6% ;
ein manganreicher W. von Schlaggenwald im Erzgebirge mit 6 — 7 FeO
20—23 MnO ist Megäbasit genannt worden ; der WOg-Gehalt schwankt
um 75%. Zuweilen etwas CaO, Ta^O^, Nb^O^ etc.
Monoklin, Achsenverhältnis oben; friiher für rhombisch gehalten.
M=ooP (110); -af/Jlf=100^ 37'; dazu häufig ein anderes Prisma:
&=ooP2 (210); die Querfläche r = ooPoo(100) fehlt selten; sie und
die Prismenflächen sind deutlich vertikal gestreift. Fast nie findet sich
die Längsfiäche als Abstumpfung der seitlichen Kanten MjM; in ihrer
Bichtung geht aber eine sehr vollkommene Spaltbarkeit, so daß sie
wenigstens als Blätterbruch häufig vorhanden ist. Von Endflächen
finden sich vielfach: P= — ^00 (102), meist vorwiegend über die
anderen, r/P = 118« 6'; n = iPoo (102), r/n = 117<> 6'; w = 5oo(011),
ulM= 115« 9' vom und = 114« 20^ hinten ;
s = — 2P2 (121), die Kante Mju abstump-
fend (Fig. 628) ; die Kante 5/P wird sel-
ten noch durch eine schmale Fläche a
= — P (111) abgestumpft. Zwillinge
nach r nicht selten ; beide Flächen u und
u fallen fast genau in eine Ebene, ^^^- ^^^•
die Flächen P und P machen oben einen einspringenden Winkel,
dessen Kante || der Achse b (Fig. 629, wo r statt b zu setzen ist).
Seltener Kniezwillinge nach |5oo (023), bei denen beide Flächen r
M
M
830 Wolframiate nnd Molybdate.
und r beinahe genau in einer Ebene liegen und die Achsen c, sowie
die Streifen auf r, 6, M sich unter 119^ 54' schneiden. Die Krystalle
sind nicht selten schalig gebaut.
Spröde; H. = 5— 5f G. = 7,14— 7,54, abhängig vom JfwO-Gehalte,
der das spez. Gewicht erniedrigt. Metallisch glänzend; nur in sehr
dünnen Schichten rotbraun durchscheinend bis durchsichtig; dickere
Stücke sind pechschwarz mit schwarzem bis dunkelrotbraunem Strich,
je nach dem Fe oder Mn vorwiegt. Opt A. E. ac\ M. L. macht mit c
einen Winkel von 19—20®. V. d. L. schwer zu einer schwarzen magne-
tischen Perle schmelzbar. Von Säuren in der Wärme zersetzt; mit
HCl bleibt ein gelber in Ammoniak löslicher Rückstand von WO^ ;
mit konz. H^SO^ wird das Pulver beim Erwärmen blau.
Die Krystalle sind meist kurzprismenformig, selten dünne Nadeln
zuweilen sind sie nach r dick tafelförmig, oder sie bilden ganz
dünne Plättchen (im Trachyt von Felsöbanya) ; krystallinisch-strahlige
Aggregate sind ebenfalls nicht selten. Die Hauptfundstätten sind die
Zinnerzlager im Erzgebirge und in Comwall ; ohne Zinnstein auf den
Bleierzgängen von Neudorf am Harz und in Sardinien ; im Granit von
Limoges in Frankreich; Grabe Bajewsk bei Kamensk (der einzige
durchsichtige W., der bis jetzt bekannt ist und an dem alle optischen
Untersuchungen angestellt sind); bei Nertschinsk in Sibirien; Monroe
in Connecticut ; Süd-Dakota ; Boli via an mehreren Orten ; in Menge in
der Sierra de Cordoba in Argentinien auf Gängen in krystallinischen
Schiefern. Durch Verwitterang desselben bildet sich Scheelit, Wolfram-
ocker etc.; umgekehrt ist er aber auch als Umwandlungsprodukt des
Scheelits und als Pseudomorphose nach Scheelit bekannt, z. B. von tJ*
Lostwithiel in Comwall (sog. Aikmit) und von Trumbull, Connecticut. ^
Der Wolframit ist das verbreitetste und das am massenhaftesten
vorkommende wolframhaltige Mineral. (Des Cioizeaux, Ann. chim. phys.
4. Ser. Bd. XVin., 1869; Krenner, Tschermak, Min. Mittlgn. 1875; Groth, Pogg.
Ann. 149, pag. 235; Seligniann, Ztschr. f. Kryst. XL, 1886, pag. 349).
Hühnerit. Der reine ^e-freie Manganwolframit Brannrot bis schwarz,
clnnkekot durchscheinend. Von Nevada, Colorado und Arizona anf Quarzgängen im
Granit. G. = 7,177.
Ferberit Fast reiner Eisen wolframit. Bildet derbe, wolframitähnliche, läng-
licht-kömige Aggregate, schwarz mit schwarzbraunem bis schwarzem Strich ; ans der
Sierra Almagrera in Spanien nnd Süd-Dakota.
Dieselbe Zusammensetzung hat der
Reinit FeWO^, schwarz, halbmetallisch, ans Japan, der aber quadratisch
ist. Die Winkel sehr ähnlich denen des Rutils und von denen des Scheelits ver-
schieden. Aber die krystallographischen Verhältnisse sind noch wenig genau be-
kannt, da bisher nur Krystalle mit nicht gut meßbaren, matten Flächen bekannt ge-
worden sind. Daher wird der R. doch wohl mit Scheelit isomorph sein.
Raspit FbWOi in monokliner Form von Broken Hill, Neu-Süd-Wales. Die
Formen der Krystalle sind sehr einfach, aber der, allerdings wahrscheinliche, Isomor-
Wolframit. Scheelit.
831
phismnB mit Wolframit ist noch nicht bestimmt nachgewiesen. Durchsichtige, brann-
gelbe, diamantglänzdnde KrystäUchen mit sehr hohem Brechnngskoeffizienten (=2,6 ca.)
nnd — M. L. sitzen auf einer derben Ernste derselben Substanz.
Scheelltreihe.
In der Krystallform steht sehr nahe der Fergusonit: F(iV&, Ta)Oi und der
Komeit: CaSbiO^.
Scheelit (Tungstein, Scheelspat, Schwerstein).
CaWO^, 19,45 CaO, 80,55 WO^, zuweilen mit etwas MoO^.
Quadratisch, und zwar pyramidal-hemiedrisch ; a:c = l: 0,5366.
HauptoktaederP=P(lll); P/P =130« 33' (S.K); = 100« 4' (E. K.) und
nächstes stumpferes 0.: e = Poo (101); eje = 113*» 52' (S. K). Letzteres
ist meist herrschend (Fig. 630, 631, 633), selten ersteres (Fig. 632), zu-
weilen begrenzt P allerdings die Krystalle auch allein. Das stumpfe
Oktaeder d = |Äo (105) schärft die E. E. von e zu (Fig. 630);
dje = 140« 8', Die Basis c = OP (001) ist meist klein (Fig. 632), aber
e
Fig. 631.
Fig. 632.
Fig. 633.
auch zuweilen so ausgedehnt, daß niedere Tafeln entstehen (Fig. 631).
Besonders interessant sind aber die hemiedrischen Oktaeder von
Zwischenstellung, von denen ä = -^ (313) und s = — ^ (131) die
häufigsten sind, h stumpft die Kante P/e ab und auf der anderen
Seite von P liegt s in der Zone [ehP] (Fig. 633). P/A = 155** 39' und
P/5 = 151® 39'. Nicht selten ist h oder s allein neben P und e; oft
e in der Richtung der Kante e^s gestreift. Zuweilen sind neben A
und s auch noch die anderen Hälften der betr. Dioktaeder, A' und s'
ausgebildet, diese Flächen sind aber dann von denen von A und s ver-
schieden. Prismen sind selten. Zwillinge mit parallelen Achsen nicht
ungewöhnlich, zuweilen sind beide Individuen durcheinandergewachsen,
so daß die Flächen s an den S. K. einspringende Winkel bilden und
auf e eine federartige Streifung nach efs längs der Zwillingsgrenze
entsteht.
Deutliche Bl. Br. nach e, weniger deutliche nach P und c;
Bruch muschlig. H. = 4^—5. G. = 5,9—6,1. Durchsichtig bis durch-
scheinend ; fetter Glasglanz ; weiß, gelb, rot, braun, selten ganz farblos
832 Wolframiate und Molybdate.
oder grün. +D. Br. V. d. L. schwierig schmelzbar. Durch HCl
unter Hinteriassung gelber, in Ammoniak löslicher WO^ löslich; die
Lösung in HCl wird durch Erwärmen mit Zinn blau.
Meist kleineKrystalle in Drusen, häufig auf Quarz, auf Zinnerzlager-
stätten mit Wolframit, aus dem er durch Umwandlung entsteht und
nach dem er zuweilen Pseudomorphosen bildet; so bei Zinnwald (kleine
braune Krystalle) und Schlaggenwald (größere weiße Krystalle) im Erz-
gebirge, in Cornwall (z. B. bei Lostwithiel) und Devonshire (z. B. bei
Tavistock) ; massenhaft auf den Zinnerzgruben von Monroe in Connec-
ticut. Außer Verbindung mit Zinnstein auf den Bleierzgängen von
Neudorf bei Harzgerode und von Carrock Fells in Cumberland und auf
den Eisenerzlagerstätten von Framont in den Vogesen, sowie auf der
Magneteisenlagerstätte von Traversella in Piemont Im Kalk der
krystallinischen Schiefer, auf Drusen im Riesengrund am Fuße der
Schneekoppe und ähnlich bei Fürstenberg in Sachsen mit Flußspat.
Eingewachsen im Chlorit- und Talkschiefer bei Ti-aversella, große
meist nur von e begrenzte gelbbraune Krystalle.
(Max Baner, Württemb. Jahreshefte 1871.)
Cuproscheelit mit 6,8 CtiO von LaPaz in Niederkalifornien. Der Cupra-
tungatit ans der Gegend von Santiago in Chile soU reines OuWOi sein. Beide grün.
Scheelhleierz (Stolzit). PhWO^. Kleine, meist nndentlich ausgebildete,
spießige, zn Gruppen vereinigte, kleine fettglänzeude, braune Krystalle auf Quarz.
H. = 3. G. = 7,8— 8,2. Zinnwald. Brasilien, wulfenitähnliche KrystaUe (vergL
Raspit, pag. 830).
Powellit CaMoOi mit etwas WO^. Quadratische und zuweilen deutlich
hemiedrische, kleine, pyramidale, grünlichgelbe Kryställchen vom westlichen Idaho
und aus Michigan.
Belonosit Weiße, quadratische Nadeln aus einem Einschluß in der Yesuvlava
von 1872 soU MgMoOi, sein.
Oelbblelerz (Wulfenit, Molybdänbleierz, Molybdänbleispat).
PbMoO^, 61,4 P&O, 38,6 JfoOg; zuweilen etwas CrO^ {Chrom-
niolybdänbläerjs) und V^O^. Das G. von Kreuth in Kärnten und ein
solches aus dem Altai enthalten CaO, es sind also isomorphe Misch-
ungen von PbMoO^ und CaMoO^. Quadratisch und vielfach ausge-
zeichnet hemiedrisch und zuweüen auch hemimorph. a : c = 1 : 1,5771.
P=P (111); PIP = 13V 43', (S. K); m = ooP (110); c = OP (001);
(Fig. 634); auch niedere Oktaeder: h=\P (llS); e = Poo (101), das
nächste stumpfere zu P ; und d = f Poo (203), das nächste schärfere
zu b (Fig. 635); femer c, J und r = ooP2 (210) (Fig. 636); c, 6 und o
= ^Poo (Fig. 637). Beim G. sind es hauptsächlich die achtseitigen
ooP2
Prismen, welche hemiedrisch auftreten, z. B. in Fig. 638 : r = — g— (210)
Gelbbleierz.
833
neben P, und andere. Häufig sehr dünne Plättchen nach der Basis
mit verschiedener randlicher Begrenzung (Fig. 636 und 637) ; vielfach
auch mehr oder weniger spitzpyramidale Ausbildung (Fig. 635 und
638). Manchmal auch kurz säulenförmig, ähnlich Fig. 634, aber das
Prisma m etwas verlängert und die Oktaederflächen schmal. Nach P
ziemlich deutlich spaltbar; Bruch muschlig bis uneben; spröde ins
Milde; H. = 3. 6. = 6,3 — 6,9. Durchsichtig bis durchscheinend; fett-
artig diamantglänzend ; grau und gelb in verschiedenen Nuancen, auch
rot — D. Br. stark, ebenso sehr starke Lichtbrechung, co^ 2,402,
€ = 2,304 für Rot V. d. L. heftig zerknistemd und leicht schmelzbar
und auf Kohle zu Blei reduziert Von Säuren zersetzt. Mit H^SO^^
erhält man auf Zusatz von Alkohol eine blaue Lösung.
Fig. 634. Fig. 636.
Fig. 636.
Fig. 637.
Fig. 638.
Vollkommen ausgebildete, auf- und eingewachsene Kiystalle, die viel-
fach zu lockeren, löcherigen Aggregaten verwachsen sind, sowie derbe,
kömige Massen zuweilen in Form krystallinischer Überzüge. Haupt-
sächlich, aber verhältnismäßig sparsam, auf Bleierzlagerstätten, wo das 6.
durch Zersetzung des Bleiglanzes entsteht, nach dem es zuweilen Pseudo-
morphosen bildet Bleiberg in Kärnten, schöne gelbe Krystalle stets
aufgewachsen, und Schwarzenbach bei Bleiberg, hier die gelben Kry-
stalle in einer tonigen Gangmasse eingewachsen. Ausgezeichnete gelbe
Krystalle auch von der Grube Tecomah in Utah, ebenso bei Pfibram
in Böhmen graue (früher fälschlich für Scheelbleierz gehalten). Derbe
gelbe Massen bei Gannisch unweit Partenkirchen in den bayrischen
Alpen im Kalk. Bote Krystalle von Bezbanya im Banat, aus der
Kirgisensteppe, aus Yuma Co., Arizona und von Phönixville in Penn-
sylvania, letztere etwas CrO^ enthaltend, doch scheint der Chrom-
gehalt nicht die Ursache der roten Färbung zu sein, da andere rote
Krystalle ganz frei davon sind. (Koch, ztschr. f. Kryst. Bd. VI, 1882,
pag. 380.)
Eosit Dunkel morgenrote, quadratische KrystäUchen von molybdänsaurem
und yanadinsanrem Blei. a:c = 1:1,376; anf Pyromorphit nnd Weißbleierz bei
Leadhills in Cnmberland.
FateraiL SoU CoMoO^ sein, ist aber sehr unrein.
Joachimsthal in Böhmen.
Reinitj siehe oben pag. 830.
Bauer. Mineralogie.
Derb, schwarz, von
53
g34 Chromate, Jodate und Tellnrate.
Rom e it. Vielleicht CaSh^Oi. Kleine qnadratische, oktaedrische Kryställchen
in der Form dem Scheelit und dem Fergnsonit sehr nahe stehend. Honiggelb bis
hyacinthrot. Ritzt Glas. St. Marcel in Piemont.
XII. Klasse.
Chromate, Jodate und Tellurate.
Rotbleierz (Krokoit, Kallochrom, Chrombleierz).
FbCrO^ = PbO . CrO^ ; 69,04 PbO, 30,96 CrO^, Monoklin; a:b:c
= 0,9603 : 1 : 0,9158 ; ß = 102« 33'. Das Vertikalprisma : i» = ooP (110),
tn;m= 93® 42' (vorn) und die vordere Hemipyramide t = — P (111), tjt =
119« 12', mit = 146« 3' begrenzen häufig die KrystÄlle
allein (Fig. 639); sie fehlen wohl selten an einem
Krystall, vielfach treten aber andere Flächen noch
dazu, so die steile hintere Schiefendfläche J =
4Poo (401) (Fig. 640) oder x == 3Poo (301) oder beide;
t und Z sind häufig sehr ausgedehnt. Abstumpfiingen
Fig. 639. Fig. 640. ^^^ Prismenkanten mim sind selten, Zusch&rfungen
sind häufiger, so diejenige der [scharfen Kante durch
/• = oo52 (120), f!f = 56« 8' (vorn) (Fig. 640), welches zuweilen auch
als einziges Prisma statt m auftritt. Flächenreich sind die Krystalle
selten, doch sind sehr viele einfache Formen bekannt Nach m ziem-
lich deutlich blättrig ; Bruch muschlig ; milde. H. = 2^ — 3. G. = 5,9
bis 6,0. Gelbrot mit rötlichgelbem Strich, stark pleochroitisch. Durch-
scheinend bis durchsichtig; diamantglänzend. Opt. A. E. || a^; +M. L.
fast genau || c, nur 5^« gegen die Vertikalachse nach vom geneigt
Sehr starke Lichtbrechung; ß = 2,42 (rot). V. d. L. stark dekrepi-
tierend und unter Detonation P&-Kügelchen ausscheidend. Von Säuren
zersetzt, in Kalilauge löslich. Aufgewachsene, kleine, prismenförmige,
bis nadeiförmige, längsgestreifte Krystalle auf Quarzgängen mit Blei-
glanz: im verwitterten Granit bei Beresowsk im Ural und im Talk-
schiefer in Minas Geraes in Brasilien; auch von der Insel Luzon;
gl'Oße Krystalle in Tasmanien. (Danber, Sitzgsbr. Wiener Akad., Bd. 42, 1860,
Hessenberg, Min. Notizen, Abhandlgn. Senkenb. Ges. III., 1860; Bärwald, Ztschr. f.
Kryst, Bd. VH., 1882, 170.)
Melanochroit (Phönicit, Phönikochroit). Pb^CrtOg^SPbO .2CrOi, Ver-
mntlich rhombische, kleine, rechtwinklig tafelförmige Krystalle bilden föcherartige
Gruppen oder sind zu zelligen Aggregaten unregelmäßig verwachsen; meist derbe
Massen, dunkelrot mit hellerem Strich. Auf Bleiglanz und von Botbleierz begleitet
und häufig überwachsen bei Beresowsk.
Rotbleierz. Wasserfreie Sulfate. 835
Vauquelinit Ein 10— ll^o CuO enthaltendes Bleichromat, Tielleicht ein
Cu-haltiger Melanochroit; zeisiggrüne derbe nierige Knuten von Beresowsk. Mit
Pyromorphit verunreinigt, daher früher für PgOs-haltig angesehen {Phosphorekromit,
Chromphosphorkupferhkispaf). Sehr selten.
Laxmannit Chromophosphat von Cu nnd Pb. Dunkelgrüne^ monokline,
taflige Kryst&llchen anf dem Vanqnelinit von Beresowsk, früher für V.-Krystalle
gehalten; anch erdiges Pulver. Begleitet auch das Botbleierz in Brasilien.
Beresowit enth< FbCOt neben Ph CrOiy mit Melanochroit. Jossait^ gelb,
soll ein Zinkbleichromat sein. Beide Beresowsk.
Tarapacait K^CrO^, Gelbe Kömchen im Natronsalpeter in Chile; färbt
zuweilen den Salpeter gelb.
Ein Jodat neben einem Chromat enthält
Di et zeit SCaCrO^.TCaJ^O^. Parallelfasrige und -stenglige Aggregate,
dunkelgoldgelb, im Salpeter der Wüste Atacama, Chile. Hieran schließt sich das
Jodat:
Lautarit. CaJ20^ = CaO . J^Oj^ mit 8d,64 JfOs, das einzige reine natürliche
Jodat. Farblose bis gelbliche, monokline Kry stalle, bis 20 g schwer; in H^O
schwierig, in HCl leicht unter CZ-Entwicklung löslich. Im Salpeter der Wüste
Atacama, besonders bei der Oficina Lautaro.
Das einzige bekannte Tellurat ist der
Montanit. Bi^On , TeO^ .^H^O, Erdige, matte oder wachsartige, gelblich-
weiße Substanz auf Tellurwismut, durch dessen Zersetzung er sich gebildet hat.
Montana, Nordkarolina.
Verbindungen der tellurigen Säure sind:
Magnolith. Hg^TeOi = iBgO . TeO^. Weiße Nädelchen und Fäserchen auf
Tellurquecksilber von Colorado.
Durdenit (Ferrotellurit). i?V,0,.32>02 .4floO. Grünlichgelbe, zerreibliche
Wärzchen auf ged. Tellur in Honduras.
(Verbindungen der selenigen Säure, siehe Chalkomenit etc., pag. 608.)
Xin. Klasse.
Sulfate.
a) Wasserfreie Sulfate.
Alkälisulfate und Doppelsalae derselben.
Glaser it (Aphthalose). (K, Na)tSO^, meist K^O überwiegend. Rhom-
boedrisch; a ; c = 1 : 1,2879. Ziemlich deutlich rhomboedrisch spaltbar. Farblos,
glasglänzend, durchscheinend bis durchsichtig. + D. Br. In H^O löslich. Kleine
Krystalle, einzeln oder in Gruppen, mit Steinsalz in Astrakanit von Staßfurt,
Westeregeln etc., und im Steinsalz von Racalmuto bei Girgenti in Sicilien; krystal-
53*
836 Sulfate.
linische Krusten auf Vesuvlaven. (Btlcking, Zeitschr. f. Kryst. XV, 1889, pag. 561;
StTüver, Rendic. Accad. Lincei Bd. ö, 1889, pag. 750.)
Thenardit. Na^SOi. Rhombisch. Spitze Pyramiden, vielfach zu Gruppen
verbunden. Wasserhell, durch Aufnahme von II2O aus der Luft von außen trilbe
werdend und zerfallend. In JS'gO löslich. Bei Espartinas unweit Aranjuez in Spanien
im Steinsalzgebirge im Sommer, aus der Soole ausgeschieden, in Form von Kry-
stallen, Krystallgruppen und krystallinischen Krusten; fthnliche Bildungen in den
Soda- und Boraxseen in Kalifornien, Nevada und Arizona, am Balkaschsee in
Sibirien und bei Schemacha im Kaukasus; in den Salpeterlagern im nördlichen Chile
in Menge. (Bärwald, Zeitschr. f. Kryst. VI, 1882, pag. 36; Mügge, N. Jahrb. f.
Min. etc. 1884, II, pag. 1.) Th. ist isomorph mit Arcanit und Mascagnin.
Das rhombische Kaliumsulfat, ebenso rhombische isomorphe Mischungen des-
selben mit Natriumsulfat (sog. Arcanif), die künstlich erhalten werden können, sind
von natürlicher Entstehung noch nicht bekannt geworden, wenigstens noch nicht
mit Sicherheit.
Mascagnin. {NH^tSO^, Erdige Anflüge und stalaktitische Bildungen auf
Ätna- und Vesuvlaven. Nach künstlichen Krystallen mit Arcanit und Thenardit
isomorph. Dies gilt auch für den Tarapacait (pag. 835).
Misenit. Soll HKSO^ sein. Ausblühungen weißer, seidenglänzender Fasern
im vulkanischen Tuff in der Grotte vom Kap Miseno bei Neapel.
Hank 8 it. iNa^SOi . NafCO^. Hexagonal ; a:c = l: 1,0056. Zuweilen quarz-
ähnliche Krystalle, 1 cm lang und dick; auch Gruppen tafelförmiger Individuen.
Farblos ins Gelbe ; durchsichtig bis durchscheinend. — D. Br. In H^O leicht lös-
lich. Mit Steinsalz, Glauberit, Thenardit etc. auskrystallisiert aus dem Borax Lake,
San Bernardino County, Kalifornien; bildet dort zuweilen die Unterlage der Sulfo-
halitkrystalle.
Glauberit (Brongniartin).
Na^SO^ . CaSO^j ersterer Bestandteil, 51 ^o? durch H^O ausziehbar,
so daß Gips zurückbleibt. Schmeckt daher salzig bitter. Monokline
flach tafelförmige KrystaUe (Fig. 641): Jf = ooP (110), Jf/Jf = 83« 2'
(vom); /•=— P(lll); P=0P(001); P/Üf =104« 30'; i^f = 147« 31'.
a.b:c = 1,2199 : 1 : 1,0275 ; /J = 112« 11'. Vollkommen
spaltbar nach P. H. = 2i— 3; G. = 2,7—2,8. Farblos,
weiß, grau, gelb, rot. Fettiger Glasglanz. Durchsichtig
bis durchscheinend, wird an feuchter Luft trübe und
Fiff 641 bedeckt sich an der Oberfläche mit einem weißen Pulver
von Gips. Opt. A. E. _L zur Sym. Eb. Die — M. L.
liegt in der Sym. Eb. im stumpfen Winkel ß und macht ca. 8« mit
der Normalen von P und ca. 30« mit der Achse c; horizontale Dis-
persion. Q <iv, 2E klein, wird beim Erwärmen kleiner und bei
einer bestimmten Temperatur ist der Glauberit für eine bestimmte
Farbe einachsig, z. B. bei 46« C. für gelb. Von da an ist die A. E.
bei weiterem Erwärmen || der Sym. Eb., die Dispersion wird geneigt
und e >> 1;, und 2E nimmt wieder zu. Y. d. L. zerknistemd und leicht
schmelzbar.
Wasserfreie Sulfate. Schwerspat. 837
Im Salzlager von Villarubia in Spanien findet man besonders
schöne Krystalle; meist derb zu Westeregeln bei Staßfurt, Vic in
Lothringen, Berchtesgaden, Dümberg bei Hallein, Ischl; auch in den
Steinsalzlagem des Pendschab in Indien (Salt Eange), sowie in den
Salpeterlagem von Chile. Im Borax Lake in Kalifornien bis 40 Centimeter
lange Krystalle. An der Mündung des Flusses Anabara in das Eismeer
große, spitz pyramidale Krystalle, die in Aragonit umgewandelt sind.
(Laspeyres, Ztschr. f. Kryst. I., 1877; v. Zepharoyich, Sitzgsber. Wien. Ak. Bd. 69.)
Vanthoffit SNotSOi . MgSOt. Farblos, z. T. perlmntterartig schimmernd;
mit nnregelmäßigem Bruch und etwas salzigem Geschmack. Mit Langbeinit an der
Grenze gegen das Hartsalz unter den Abraumsalzen Ton Wilhelmshall im Magdeburg-
Halberstädter Becken.
La7igheinit K2SO4, . 2MgS0i, Kegulär-tetartoedrisch, die Krystalle vorzugs-
weise Tetraeder, doch auch komplizierte Kombinationen beider T. mit anderen Formen.
Meist kömige Aggregate, farblos mit fettigem Glasglanz. G. = 2,83. H. ^ 3 — 4.
An der Luft leicht durch Wasseraufnahme trübe. In H^O weniger leicht, rascher
in verdünnter Salzsäure löslich. Auf Steinsalzlagerstätten in der Region der Abraum-
salze: Westeregeln und Neustaßfurt, Solvayhall beiBemburg, Thiederhall bei Braun-
schweig, hier in großen Massen im Steinsalz. Auch in den Mayo Salt Mines in
der Saltrange im Pendschab (Indien).
Sulfate jstoeiivertiger Metalle.
Isomorphe Reihe des Schwerspats.
RSOi.R = Ba, Sr, Pb, Ca (?), rhombisch.
Schwerspat : BaSO^ ; a:b:c = 0,8152 : 1 : 1,3136.
Cölestin : SrSO^, ; = 0,7789 : 1 : 1,2800.
Barytocölestin : {Ba, Sr)SO^ ; = 0,8132 : 1 : 1,3123.
Vitriolblei : PbSO^ ; = 0,7852 : 1 : 1,2894.
Vergl. auch: Selenbleispat: PbSeOi;
Zinkosit: ZnSO^ und
Hydrocyan: CUSO4,
Femer : Anhydrit : CaSO^ ; = 0,8932 : 1 : 1,0007.
Ob letzteres Mineral in die Schwerspatreihe gehört, ist mindestens zweifelhaft.
Wie diese ist der Anhydrit zwar rhombisch, hat aber ganz andere Blätterbrüche und
eine ganz andere Formenentwicklung. Es ist kein Achsensystem vorhanden, auf
welches man die Anhydritformen beziehen kann und das den Achsen der Mineralien
der Schwerspatreihe so nahe steht, wie dies sonst bei Achsen isomorpher Substanzen
der Fall ist. Dagegen findet man in jenen Mineralien häufig Ca, was wohl un-
zweifelhaft als eine isomorphe Beimischung von CaSOt gedeutet werden muß,
vielleicht aber mit einem Dimorphismus dieser letzteren Substanz zusammenhängt.
Das hier angegebene Achsensystem, das noch am ehesten eine Vergleichung mit den
Achsen des Schwerspats ermöglicht, gilt für die Annahme, daß die Fläche 8 (pag.
846 Fig. 657) des Anhydrits als PSo (011) und T als Basis OP (001) angenommen
wird. Bei der Beschreibung des Minerals auf pag. 846 wurde aber eine andere
Annahme gemacht, welche aus Fig. 657 ersichtlich ist.
Schwerspat (Baryt).
BaSO^ ; 65,68 JBaO, 34,32 SO^ ; häufig etwas SrO (bis 15 %, Görzig
im Anhaltischen, was zum Barytocölestin führt) ; etwas CaO (bis 6 ®/o
838
Sulfate.
im Kalhbaryt oder knimmschaligen Schwerspat mit nierenförmiger
Oberfläche, leicht verwitternd, von Freiberg und Derbyshire; auch
in dem früher für rhomboedrisch gehaltenen Dredü von La Nussifei'e
bei Beaujeu, Dep. Saone et Loire); SrO und CaO im Calstronbaryt von
Schoharie in New- York; vielfach durch Bitumen braun, besonders der
Hepatit von Kongsberg und aus den Alaunschiefem von Andrarum in
Schonen. Die Krystalle schließen zuweilen sehr viele Sandkörner
ein, ähnlich wie der „krystallisierte Sandstein" von Fontaineblean,
pag. 584.
Rhombische Prismen M = ooP (110), MIM= 101« 40^ deutlich
blättrig; noch vollkommener spaltbar ist die Basis P = OP (001).
M und P bilden häufig niedere Tafeln (Fig. 642) und sogar papier-
dünne Plättchen; seltener sind die Krystalle nach c verlängert, sog.
Wolnjfn z. B. von Muszay, Rosenau etc. in Ungarn und aus dem Ural.
Fig. 643.
Fig. 644.
Fig. 645.
Fig. 646.
Fig. 647.
Die scharfe Kante MjM ist zuweilen durch k = ooPoo (010) (Fig. 643),
die stumpfe seltener durch s = ooPöö (100) abgestumpft. Andere
Vertikalprismen als M kommen kaum vor. Vielfach sind die Flächen
des Brachydomas o = PSo (011) auf die scharfe, die des Makrodomas
u = Pro (101) auf die stumpfe Kante MjM aufgesetzt (Fig. 645) ;
o/P = 127<> 18', w/P= 121 <> 49'; noch häufiger als u sitzen aber auf
dieser stumpfen Kante die Flächen d = ^P55 (102), d/P = 141« 8'
(Fig. 646, 647); dieses Doma bildet zuweilen mit dem Brachydoma o
allein ein Oblongoktaeder , dessen Flächen o, seltener d stark ver-
längert sind (Fig. 644) und dessen obere Ecke resp. die obere Kante
ojo oder djd meist durch die Basis P abgestumpft ist; o und d unter-
scheiden sich an einem solchen Krystall leicht daran, daß die seitliche
Kante ojo = lOb^ 24' viel stumpfer ist, als rf/d = 77« 44'. Die Seiten-
ecken dieses Oblongoktaeders werden durch die Prismenflächen Jf,
ev. durch die diesen entsprechenden 61. Br. abgestumpft, wie die punk-
tierten Linien in Fig. 644 zeigen; auf den Flächen M machen die
beiden Kanten dIM einen spitzeren Winkel miteinander, als die beiden
Schwerspat. 839
Kasten ojM. Ein anderes Oblongoktaeder bilden zuweilen d und M.
Nicht selten ist d neben u vorhanden, aber auch noch andere Makrodomen
kommen vor, z. B. das stumpfere l = \P^ (104), Pß = 158* 4'
(Fig. 643) etc. Von Pyramiden ist besonders das Hauptoktaeder
z = P (111) wichtig, dessen Flächen auf die Prismenflächen M gerade
aufgesetzt sind (Fig. 646, 647), so daß die S. K. zjjs von M gerade
abgestumpft werden ; sehr gewöhnlich bilden die Flächen z eine oft nur
ganz schmale Abstumpfung der Kante PjM (Fig. 646). Die Flächen
des Oktaeders y = P2 (122) stumpfen die Kanten ojjs ab etc. Die
Kombinationen sind meist einfach, doch sind auch sehr komplizierte
nicht ausgeschlossen; die Zahl der einfachen Formen ist sehr groß
(etwa 120), die häufigsten von allen sind M, P, o, d. Nicht selten
werden die Schwerspatkrystalle auch so aufgestellt, daß die Makro-
diagonale Vertikalachse wird und umgekehrt, während die Brachy-
diagonale bleibt; P wird dann Brachypinakoid, M ein Makrodoma
Pöö (101), dessen scharfe Kante oben liegt, und d wird das Vertikal-
prisma ooP2 (120) etc. Zwillingsbildung ist ungewöhnlich und nur
in Form von polysynthetischen Lamellen bekannt und zwar ungefähr
nach 6Pö5 (601), sowie nach M und o, die wohl alle als Gleitflächen,
aufzufassen sind ; die Zwillingslamellen erzeugen auf den Krystall- und
Spaltungsflächen eine charakteristische Streifung.
Die drei oben genannten Bl. Br. nach P und Jf, welche sich
durch Sprünge meist leicht kenntlich machen, geben Spaltungsstücke
von der Form Fig. 642, die sich von den häufig sehr ähnlichen Kalk-
spatspaltungsstücken leicht durch die geringere Vollkommenheit der
Spaltung nach M, als nach P und durch die zwei rechten Winkel PjM
resp. die rechten ebenen Winkel auf M unterscheiden. Spröde. H. =
3—3^. G. = 4,3 — 4,6, bei reinen Stücken 4,482 ; eines der schwersten,
nicht ein schweres Metall enthaltenden Mineralien. Opt. A. E. ac,
-|- M. L. a, 2E = 63® (r.) ; die Achsenbilder treten auf der Querfläche
auf; Q<iV' Zuweilen wasserhell durchsichtig, meist aber trübe bis
undurchsichtig, nicht selten schichtenförmig verschieden oder ein klarer
Kern in einer trüben Hülle, oder umgekehrt etc. Auch sehr häufig,
aber selten intensiv und oft nicht ganz gleichmäßig gefärbt, hell- bis
dunkelfleischrot, gelb, braun, grau, blau, grün. Zuweilen stark pleo-
chroitisch, bes. die gelben Krystalle von der Auvergne. Glasglanz,
zuweilen ins Fettige; auf den Blätterbrüchen, namentlich auf P
schöner Perlmutterglanz und die Erscheinung des Irisierens. V. d. L.
stark zerknisternd und kaum schmelzbar. Färbt die Lötrohrflamme
grün. Von HCl und verd. H^SO^ nicht angegriffien ; feines Pulver von
konz. H^^O^ in der Wärme gelöst.
Der Schwerspat ist eines der häufigsten Mineralien. Er bildet
sehr oft ausgezeichnete Krystalle, auch solche von bedeutender Größe.
840 Sulfate.
Gewöhnlich sind sie zu schönen Drusen vereinigt und dabei zuweilen
in besonderer Weise miteinander verbunden, wie z. B. beim „kamm-
förmigen Schwerspat", einem Teil des oben erwähnten krummschaligen
von Freiberg, aber auch von anderen Orten, z. B. in dem roten Eeuper-
mergel von Süddeutschland etc.; einzelne dünne Tafeln strahlen von
einer gemeinsamen geraden Linie fächerförmig aus und bilden nach außen
eine rundlich begrenzte Gruppe, in der jede einzelne der stets dünnen,
oft papierfeinen Platten von schmalen Facetten begrenzt ist. Selten
sind eingewachsene Erystalle, die dann gleichfalls zuweilen charakte-
ristische Gebilde darstellen, wie z. B. die dünnen mit Quarzkömem
imprägnierten Tafeln aus dem Tertiärsand von ßockenberg bei
Münzenberg in Hessen, die nach Art der Eisenrosen wie die Bosen-
blätter um einen gemeinsamen Mittelpunkt sich hernmlegen (sog.
Sandrosen). Am verbreitetsten sind derbe Massen, groß- und grob-
krystallinisch und schalig, kömig bis dicht, auch stenglig und fasrig
mit radialer, paralleler und unregelmäßiger Anordnung der einzelnen
Individuen. Zuweilen erdig (Schtoerspat' oder Baryterde). Hauptvor-
kommen auf Gängen teils mit Erzen und anderen Mineralien, teils
in der Hauptsache für sich allein; selten schichtenfoimig oder in
Schichtgesteinen eingeschlossen.
Auf Silber-, Blei- und Kupfererzgängen findet sich der Schwerspat
meist in schönen Krystalldrusen bei Clausthal und Lauterberg am
Harz (hier auch auf der schichtigen Kieslagerstätte des Rammeisbergs
bei Goslar), im Siegenschen bei Musen, Littfeld etc. flächenreiche
KrystalUe; im Schwarzwald an mehreren Stellen; im Erzgebirge bei
Freiberg, Marienberg und an vielen anderen Orten; in Böhmen
bei Mies und Pfibram; bei Schemnitz, Kapnik und Felsöbanya in
Ungarn, hier nicht selten mit Auripigment und Realgar und
durch diese gelb und rot gefärbt, sowie mit Antimonglanz, dessen
lange Nadeln die Schwerspattafeln durchbohren (das Vorkommen
des sog. Wolnyns in Ungarn siehe oben); in England besonders auf
den Bleierzgängen von Comwall, Derbyshire und Cnmberland und
ebenso in Schottland, z. B. bei Strontian, mit Witherit. Auf Kobalts
und Nickelerzgängen im Zechstein im Mansfeldischen, sowie in Hessen
bei Bieber und Riecheisdorf. Auf Kieselzinkerz in Altenberg bei
Aachen {Eggonit), Mit Eisen- und Manganerzen meist derb. Auf Eisen-
erzgängen am Iberg bei Grund im Harz, bei Neuenbürg im Schwarz-
wald etc. ; auf Eisensteinlagem bei Neuberg in Steiermark und Hütten-
berg in Kärnten ; am Giftberg bei Komarow und bei Swarow in Böhmen
(hier kleine flächenreiche Kryställchen). Auf Manganerzlagem bei
Ilfeld im Harz und Ilmenau in Thüringen. Auf Zinnerzlagerstätten
fehlt der Schwerapat durchaus. Außer Verbindung mit Erzen finden
sich Krystalle ebenfalls vielfach, so im Innern von Ammoniten und
Schwerspat. 841
anderen Petx^efakten der schwäbischen Alb etc., in Mandelräumen des
Melaphyrs im Nahetal und in Böhmen, im tertiären Sandstein von
Münzenberg in Hessen, bei Dufton in Westmoreland, liier ausgezeich-
nete große Krystalle in einer Höhle, bei Royat in der Auvergne in
Frankreich, sowie überall auf Drusenräumen im derben Schwerspat
Dieser erfüllt an zahlreichen Stellen oft weite Spalten, für sich allein
oder mit anderen Mineralien, namentlich mit Flußspat ; so bei Harten-
rod unweit Gladenbach in Hessen, im Schwarzwald, im Thüringer
Wald (z. B. bei Brotterode und bei Unterwirbach unweit Rudolstadt,
hier der sog. Allomorphii), ferner vielorts im Odenwald, im Spessart,
in Schlesien etc. Der Schwerspat dieser Gänge ist nicht selten mehr
oder weniger vollständig verkieselt und die Krystalle bilden Pseudo-
morphosen von Quarz nach Schwerspat, so vielfach im Odenwald, z. B.
bei Schriesheim unweit Heidelberg. Undeutlich ausgebildete, lang-
gezogene, sehr stark gestreifte, runde, federkieldicke Prismen, oft viel-
fach durcheinandergewachseu (ßtangenspat von Freiberg) führen zu
dem fasrigen und strahligen Schwerspat; das bekannteste Vorkommen
davon ist der sog. Bologneser Spat, außen rauhe, rundliche, braune
Kugeln und Knollen, im Innern exzentrisch-strahlig oder -fasrig, im
Mergel des Mte. Paternö bei Bologna; an diesem ist zuerst die Er-
scheinung der Phosphoreszenz beobachtet worden. Fasriger Schwer-
spat bei Dürkheim in der Pfalz, Freiberg in Sachsen, Ruttenberg in
Tirol etc.; zuweilen hat der fasrige Schw. nierenformige Oberfläche,
wie der von Durham in England und der von Chaudfontaine bei
Lüttich; oder er ist stalaktitisch, wie der braune von Newhaven in
Derbyshire, der zugleich parallel mit der nierigen oder zapfenförmigen
Oberfläche konzentrisch-schalig ist, und der zu Ornamenten verarbeitet
wird. Die derben Massen im kömigen Kalk von Perkins Mill, Tem-
pleton, Kanada, sind als Michel-Levyt beschrieben worden. Blumig-
blättrig in weißen, straußartigen Gruppen findet er sich bei Osterode
am Harz im schwarzen bituminösen Mergel {Ährenstein oder Strauß-
asbest) ; schuppigkömig zu Peggau in Steiermark ; feinkörnig wie Mar-
mor bei Naurod unweit Wiesbaden, bei Aschaflfenburg, bei Villarica in
Brasilien ein Lager im Gneiß bildend ; ebenso, aber fleischrot, bei Riechels-
dorf in Hessen; auch vollkommen dicht mit splittrigem Bruch, z. T.
mit nieriger Oberfläche im Rammeisberg bei Goslar, auf den Erz-
lagerstätten von Clausthal und Freiberg, bei Meggen in Westphalen
lagerförmig im Devon etc. Dichter Schwerspat bildet das Bindemittel
mancher Sandsteine, z. B. bei Münzenberg (siehe oben) und bei Notting-
ham in England; erdig ist er u. a. bei Freiberg und in Nestern in
der westphälischen Kreide gefunden worden. Bildet Pseudomorphosen
nach Witherit und Barytocalcit und entsteht zuweilen im großen aus
Kalk und Dolomit, z. B. im Zechstein dolomit am Rösteberg bei Grund
842 Sulfate.
im Harz. Als Neubildung in dichten Krusten in den Pumpensätzen
von Lauterberg im Harz. Tritt auch zuweilen als Versteinerungs-
mittel auf. Scheidet sich aus einer Mineralquelle bei Lautenthal im
Harz noch jetzt ab.
Wird zu einer weißen Farbe (blanc fixe) und zur Verfälschung
von Bleiweiß; Mehl etc. im großen gewonnen und verwendet;
auch zur Bereitung anderer 5a - Verbindungen , hierzu ist aber
wohl Witherit wichtiger. (Helmhacker, Denkschr. Wiener Akad. 1872, Bd.
XXXII; Heußer, Pogg. Ann. Bd. 87; Arznuii, Zeitschr. f. Kryst. Bd. I, 1877, pag. 165;
Baner, N. Jahrb. f. Min. etc. 1887, I. 37 u. 1891, I, 250; Trechman, Min. Mag. \TI,
1886, 49; Düsing, Zeitschr. f. Kryst. XIV, 1888, 481; Herschenz, Zeitschr. f. aUg.
Naturw. Bd. 61, 1888, 143; Brunlechner, Min. u. petr. Mittlgn., XU, 1891, 62.)
Colestln (Schützit).
SrSO^ ; 56,39 SrO, 43,61 SO^ ; zuweilen statt Sr etwas Ca und Ba.
Die Krystalle sind gewissen Schwerspatkombinationen sehr ähnlich;
eine bei Girgenti häufige Kombination stellt Fig. 648 dar;
die Buchstaben haben meist dieselbe Bedeutung me beim
Schwerspat. MIM= 104<> 10'; o/o = 76^ 0' (oben), 104« 0'
(S. K); d/d = 78« 49' (S. K). Bl. Br. wie beim Schwer-
spat, H. = 3 — 3^. G. = 3,9—4,0. Durchscheinend, sel-
tener dui'chsichtig ; farblos, häufig blau, zuweilen braun,
Fig. 648. j,^^^ glasglänzend. Opt. A. E. ac, + M. L. a. 2E = 87« 45^
V. d. L. stark zerknisternd, leichter als Schwerapat schmelzbar; mit
Säuren wie Schwerspat. Flammenfärbung rot.
Der Cölestin bildet ausgezeichnete farblose Krystalle auf den
sicilischen Schwefelgruben, aufgewachsen auf Ton, Schwefel u. a.
Mineralien, z, B. bei Girgenti etc., ähnlich in den Schwefellagern von
Perticara unweit Eimini ; bei Pschow in Oberschlesien auf Spalten im
Kalk; ebenso auch bei Rüdersdorf und bei Jühnde unweit Göttingen.
In großer Menge fast chemisch rein und z. T. in schönen Kjystallen im
Zechstein mergel bei Giershagen unweit Stadtberge in Westphalen und
bei Gemböck unweit Corbach in Waldeck ; ähnlich bei Bristol in Eng-
land ; große Krystalle bei Mokattam in Ägypten ; reichlich in der nord-
amerikanischen Seenregion (Drummond-Island im Huronsee, Put-in-Bay
und Strontian-Island im Eriesee). Auch im Dolomit des Baltschieder
Tals bei Visp im Wallis in schönen Krystallen. Selten auf Erzgängen
(Scharf enberg in Sachsen, Leogang im Salzburgischen, Herrengrund
in Ungarn), sowie in Mandeln vulkanischer Gesteine (Calton Hill bei
Edinburg, Montecchio maggiore in Oberitalien). Derb, kömig, zer-
borstene unreine Knollen bildend, im Gips am Montmartre bei Paris,
auf den Rissen dieser Knollen zuweilen deutliche Krystalle. Cölestin-
krystalle finden sich in Ammonitenkammern und Hohlräumen anderer
Petrefakten, neben solchen von Schwerspat etc. Besonders wichtig
Cölestin. Vitriolblei.
843
und verbreitet sind blaue parallelfasrige Schnüre im Kalk und Ton,
wahrscheinlich Pseudomorphosen nach Fasergips, so an der Dom-
burg bei Jena im obersten Buntsandstein, bei Frankstown in Penn-
sylvania etc. Der C. wird in Massen gewonnen, namentlich auch diese
letztere Varietät, und vorzugsweise in der Zuckerfabrikation verwendet.
(Anerbach, Sitzgsber. Wiener Akad. 1869, Bd. £9; Arzruni, Zeitschr. deutsch. Geol.
Ges. Bd. 24, 1872, 477; Websky, Zeitschr. dentsch. Geol. Ges. IX, 303; Arzruni und
Thadeeff, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 25, 1896, pag. 38.)
Barytocöleatin, Ist eine isomorphe Mischung von BaSO^ und SrSOij die
Dimensionen der KrystaUe liegen zwischen denen des Schwerspats und Culestins
(siehe oben die Tabelle). H. = 27«. G. = 4,1 — 4,2. KrystaUe selten, meist radial-
strahlige Aggregate im Kalk und Mergel, sowie erdig. Am Greiner in Tirol im
Talkschiefer, Binnental im Wallis im Dolomit, Jocketa in Sachsen, Nörten bei Göt-
tingen, Drummond-Insel im Huronsee in Nordamerika etc. (Neminar, Tschermaks
Mineralog. Mitt. 1. Ser. Bd. VI, 1876, 59; v. Zepharovich, Sitzgsber. Wiener Akad.
Bd. 57.)
Vitriolblei (Anglesit Bleivitriol).
PhSO^; 73,57 PbO, 26,43 /SO«; häufig fast ohne fremde Bei-
mischungen. Die Krystallisation ist der des Schwerspats sehr ähn-
lich; MIM= 103« 43'; djä = lOP 13' und ö/o 75^ 36', beide oben. Die
Fig. 649 bis 655 geben eine Anzahl von Kombinationen, welche z. T.
Fig. 649.
Fiff. 650.
Fig. 651.
Fig. 653.
Fig. 654.
Fig. 655.
von solchen des Schwerspats nicht wesentlich verschieden sind (vergl.
z. B. Fig. 649 und Fig. 646). Die Flächenbezeichnung ist dieselbe
wie dort ; in den Figuren sind aber hier die Achsen b und die Flächen o
nach vorn, die Achsen a und die Flächen d seitwärts gerichtet. Die
Zahl der einfachen Krystallformen und die der Kombinationen ist
sehr groß. Die Spaltbarkeit nach M und P ist nicht sehr deutlich ;
der Bruch ist muschlig. Sehr spröde; H. = 3, G. = 6,12— 6,35.
Meist durchsichtig und wasserhell, ausgezeichnet diamantglänzend ins
8 44 Sulfate.
Fette ; auch grau, braun, gelb, grün und blau ; dann zuweilen weniger
vollkommen durchsichtig. Opt. A. E. oc, + M. L. a; starke Licht-
brechung und Dispersion; ß = 1,875 (r.) und = 1,882 (g.) q <i ^'
Großer Achsen Winkel. V. d. L. nicht sehr heftig zerknistemd; leicht
schmelzbar und auf Kohle zu Pb reduziert. Gegen Säuren wie Schwer-
spat, in Kalilauge löslich.
Der Anglesit findet sich in aufgewachsenen Krystallen mit Blei-
glanz, aus welchem er bei der Verwitterung entsteht und auf dessen
Hohl- und Drusenräumen er sitzt, am Ausgehenden von Bleierzlager-
stätten; er ist begleitet von Weißbleierz und anderen Verwitterungs-
produkten des Bleiglanzes, so die herrlichen Krystalle vom Mte. Poni
auf der Insel Sardinien. Andere Fundorte sind u. a. Badenweiler im
Schwarzwald, Littfeld etc. im Siegenschen, Clausthal im Harz, Schwarzen-
bach und Bleiberg in Kärnten, Felsöbanya in Ungarn, Dognatzka u. a. 0.
im Banat, Anglesea in England, Leadhills in Schottland, Beresowsk im
Ural, Nertschinsk in Transbaikalien, Phönixville in Pennsylvanien eta,
nirgends in großer Menge. In größeren Massen findet sich ein schwarzes
erdiges Mineral bei Coquimbo in Chile, das amorphes PbSO^ sein
soll. Der Anglesit bildet zuweilen Pseudomorphosen nach Bleiglanz
und geht selbst zuweilen unter Beibehaltung der Form in PbCOg über.
(V. V. Lang, Sitzgsber. Wien. Ak. 36, 1859, 241; Krenner, Zeitschr. f. Kiyst I,
1877 ; Qu. Sella, Acc. dei Lincei. 1879 nnd N. Jahrb. f. Min. etc. 1880, L Ref. Arznini,
Zeitschr. f. Kryst. I, 1877, pag. 165.)
Sardinian. Unter diesem Namen ist ein Bleisnlfat, PbSO^, von monokliner
KrystaUfonn vom Mte. Poni iu Sardinien und von Zellerfeld im Harz beschrieben
worden, das aber noch sehr unToUkomroen bekannt ist.
Selenbleispat (Kerstenit, Glasbachit). PbSeO^, Schwefelgelbe Kügelchen,
auch derb, mit einem vollkommenen Blätterbruch, wahrscheinlich isomorph mit
Anglesit. Von Tannenglasbach unweit Hildburghausen mit Selenkupferblei, durch
dessen Zersetzung er entstanden ist.
Zinkoatt ZtiSO^, Weiße oder lichtgelbe und graue, demantglänzende
Xryställchen von der Form des Anglesits, mit Zinkblende von der Sierra Almagrera
in Spanien.
Hy (Irocyani t CuSO^. Blaßgrüne oder himmelblaue, rhombische KrystäUchen
mit Winkeln und Formen ähnlich denen des Anglesits. Sublimationsprodukt des
Vesuvs im Oktober 1868. Hieran schließt sich der
Dolerophanit Cu2S0i. Braune, glänzende, monokline KrystäUchen von der-
selben Vesuveruption. (Vergl. Lanarkit.)
An den Anglesit schließen sich die folgenden seltenen, Bleisulfat enthaltenden
Mineralien an, die alle ebenfalls Verwitterungsprodukte des Bleiglanzes sind mid
mehrfach nebeneinander vorkommen.
Lanarkit (Halbvitriolblei). Pb2S0i, Analog Dolerophan und wie dieser in
monoklinen Krystallen und vielleicht mit ihm isomorph ; auch feinstenglige Aggregate
bildend und in einer Richtung vollkommen spaltbar. H. = 2— 2V2. Mild, dünne
Plättchen biegsam. G. = 6,8—7,0. Grünlich-, gelblich-, graulichweiß ; diamantartiger
Perlmutterglanz. Leadhills in Lanarkshire, Schottland.
Vitriolblei. Anhydrit. 845
Leadhillit (Temärbleierz).
U'hO,SOi.2COt.HiO = PbSO^,2PbCOt,Fb(OH)^. Monoklin mit pseudo-
hexagonalem Habitns. Krystalle meist tafelförmig nach der vollkommen spaltbaren
Basis, auf der die — M. L. nahezu senkrecht ist (M. L. macht ca. 4** mit der Nor-
male zur Basis). A. E. __ zur Symmetrieebene. Achsenwinkel 20® bei 20® C, mit
steigender Temperatur abnehmend. e<^v. Bei 90® entstehen auf Spaltuugsplätt-
chen der grünlichen tafelförmigen Krystalle von LeadhDIs zahlreiche feine Zwülings-
lameUen und hei 120® entsteht eine hexagonale, opt einachsige Modifikation (bei
den nach der c-Achse prismatischen Krystallen von Leadhills sind diese Zahlen
286 — 286® und gegen 300®]. Selten farblos, meist gelb, gprau, grünlich, braun.
Durchscheinend bis durchsichtig. Perlmutterglanz auf der Spaltungsfläche, sonst
Fettglanz. Mild. H. = 2V2— 3. G. = 6,26—6,55. In HJVOi unter Aufbrausen teil-
weise löslich. In Krystallen und derben blättrigen Massen ziemlich verbreitet auf
Bleierzlagerstätten, aber überall spärlich. Bei Leadhills in Schottland ; bei Matlock in
Derbyshire ; in den Mendip Hills in Somerset in alten Bleischlacken ; bei Iglesias auf
Sardinien (Jfaxif), Nertschinsk in Transbaikalien, Missouri und Montana etc. Bildet
zuweilen Pseudomorphosen nach Bleiglanz, auch nach Kalkspat. (Laspeyres, Zeitsch.
f. Kryst. I, 1877, 194; Mtigge, N. Jahrb. f. Min. etc. 1884, I, 66 und 204, Beil.-Bd.
XIV, 1901, 259; Artini, Zeitschr. f. Kryst. XX, 1892, 588; Pirsson und WeUs, Amer.
Joum. Bd. 48, 1894, 219.) Susannit vom Susanna-Gang bei Leadhills hat die
Zusammensetzung und auch die äußere Beschaffenheit des Leadhillits, ist aber ein-
achsig, indessen wohl nur infolge komplizierter Zwillingsverwachsung, so daß
zwischen beiden kein wesentlicher Unterschied besteht.
Caledonit (Halblasurblei) .
hPhS0^.2H^FbO^/6HiCuOt. Etwas CO^ kommt von beigemengtem Weiß
bleierz. Wahrscheinlich nicht konstant zusammengesetzt, sondern eine isomorphe
Mischung. Rhombisch nach dem krystallographischen und optischen Verhalten.
Grüne, fettglänzende, durchsichtige bis durchscheinende, meist prismatische Kry-
stalle, sehr selten. Leadhills in Lanarkshire, Ked-Gill in Cumberland, Rezbanya
in Ungarn, Iglesias in Sardinien, Beresowsk im Ural. (Busz, N. Jahrb. f. Min. etc.
1895, I, 113.)
jL inari^ (Bleilasur). PbCuSOf, , H^O, Kleine monokline, flächenreiche, nach
mehreren Richtungen vollkommen spaltbare, lasurblaue, demantglänzende, durch-
sichtige bis durchscheinende KrystäUchen von Linares in Spanien, Leadhills in
Schottland, Beresowsk im Ural etc., überall selten. G. = 5,30— 5,40. H. = 2V2--3.
Arzrunit. Ein chlorhaltiges Kupfer- und Bleisulfat, das auf einer Kupfer-
grube bei Challacollo, Prov. Tarapaca, Chile, aus rhombischen Kryställchen be-
stehende, blaugrüne Überzüge bildet.
Anhydrit (Muriacit, Earstenit).
CaSO^] 41,18 CaO, 58,82 80^\ zuweilen durch organische Sub-
stanzen verunreinig. Rhombisch, aber krystallographisch noch nicht
genügend bekannt und wohl nicht mit Schwerspat etc. isomorph (vgl.
pag. 837). Die kleinen Krystalle aus dem Kieserit von Staßfurt haben
die Form Fig. 656 (Staßfurter Typas): 8 = ooP (110); s/ä = 90^ 4';
die Flächen sind stark vertikal gestreift und an der vorderen Kante
gehen sie durch allmähliche Rundung ineinander über; zuweilen ist
auch eine rundliche Querfläche und ein Prisma ooP| (530) vorhanden,
846 Sulfate.
welche ebenfalls Vertikalstreifung zeigen, r = PSS (011), rjr = 96^ 30'
(oben), ebenfalls gestreift nach der Kante r/r, in welcher Richtung die
Krystalle gestreckt zu sein pflegen, dazu kommen zuweilen noch an-
dere Brachydomen. Bei Aussee wui-de u. a. der Fig. 657 abgebildete
Krystall gefunden (alpiner Typus): es herrschen die drei aufeinander
senkrechten Pinakoide. P = OP (001), M = ooPBS (100) und T =
ooPöö (010) und bilden eine dick tafelförmige Gestalt, dazu kommt
Fig. 656. Fig. 657. Fig. 658.
das Brachydoma r und drei Oktaeder in der Zone [Mr]: o = P (111);
n = 2P2 (211); / = 3P3 (311); sowie das Vertikalprisma s. ZwUlinge
nach r nicht selten, und zwar sind in dieser Richtung häufig feine
Zwillingslamellen eingelagert, welche man durch Erhitzen und durch
Druck auch künstlich erzeugen kann (Mügge, N. Jahrb. f. Min. 1883, Bd. n,
pag. 258); auch ooP2 (120) ist zuweilen Zwillingsfläche. Nach P, M, T
gehen ausgezeichnete Blätt^rbrüche, am vollkommensten nach T, am
wenigsten vollkommen nach P; unvollkommen nach 5.
Auf T Vertikalstreifung und ausgezeichneter Perlmutterglanz,
bes. nach dem Erhitzen im Glasrohr, auch Irisieren ; M hat einen mehr
glasartigen, P einen fettigen Glanz. Durchscheinend bis durchsichtig ;
farblos, rot, blau, grau. Opt. A. E. 6c, + M. L. c, || der Vertikalstrei-
fung auf T. 2J5 = 71^®. Auf einem würfelähnlichen Spaltungsstück
erkennt man also die drei oft nicht leicht unterscheidbaren Bl. Br.
nach P, M und T daran, daß man auf P die Lemniskaten in der
Richtung von U sieht (Fig. 658). H. = 3— 3^; G. = 2,8—3,0.
Von RCl wenig angegriffen; das feine Pulver von konz. H^SO^
gelöst. Von kohlensauren Alkalien unter Bildung von CaOO^ zer-
setzt. Auch in H^O ist das Calciumsulfat etwas löslich; aus der
Lösung scheidet sich dann Anhydrit erst bei 66^ aus, bei Sättigung
der Lösung mit NaCl jedoch schon bei 30® und bei gleichzeitiger
Sättigung mit MgCl^ oder einem anderen ähnlichen Chlorid schon unter
25*^ ; bei niedrigeren Temperaturen entstehen Hydrate, vor allem Gips,
CaSO^ . 2H^ 0. Dies ist auch die wichtigste natürliche Bildungsweise
des Anhydrits ; überall, wo er in Massen vorkommt, ist er ein marines
Produkt, eine Ausscheidung bei gewöhnlicher Temperatur aus dem
durch Verdunstungsprozesse mit Calciumsulfat, sowie gleichzeitig mit
NaCl und anderen Salzen gesättigten Meerwasser. In Berührung mit
Wasser geht der Anhydrit ganz langsam und allmählich unter Auf-
Anhydrit. 847
nähme von 2ÄjO in Gips über, womit eine sehr erhebliche Volumen-
vermehrung von ca. 33% verbunden ist, so daß 1000 Kubikmeter
Anhydrit 1330 Kubikmeter Gips liefern. Diese Umwandlung findet
häufig bei größeren Anhydritmassen in bedeutendem Maßstabe statt,
wobei sich die ursprünglich horizontalen Schichten nicht selten in die
Höhe wölben und eine Zerreißung und Zertrümmerung derselben ein-
ti'itt. Im kleinen zeigt diese Erscheinung der Gekrösesiein oder
Schlangenalabaster : Dünne Schnüre dichten Anhydrits, die infolge der
Volumenvermehrung bei der Umwandlung in Gips eine wurmformige
Krümmung erlitten haben. Andererseits entsteht aber auch zuweilen
Anhydrit aus Gips durch Wasserverlust. (Über die Beziehung dieser
beiden Mineralien zueinander vergl. auch pag. 853 bei Gips). Schmilzt
schwer, fließt aber leicht mit Flußspat zusammen zu einer klaren,
nach dem Erkalten trüben Perle.
Kleine Krystalle (Fig. 656) finden sich eingewachsen im Kieserit
von Staßfurt, größere aufgewachsen auf derbem Anhydrit bei Aussee,
auch bei Berchtesgaden und auf anderen Salzlagem jener Gegend
(Fig. 657) ; kleine, wahrscheinlich sublimierte Kryställchen in Hohlräumen
der Laven auf Santorin und am Vesuv. Großkömiger, blättriger, viel-
fach roter A. findet sich vorzugsweise in den genannten alpinen Salz-
lagerstätten. Besonders massenweise lager- und stockförmig kommt
aber der feinkörnige bis dichte A. vor, in manchen Gegenden Berge
bildend, so im Zechstein am Südrande des Harzes, am Kyfiliäuser etc.,
gewöhnlich mit einem Gipsmantel umgeben. Namentlich findet er sich
mit Steinsalz zusammen, dasselbe über- und unterlagernd und mit diesem
sowie mit anderen Gesteinen schichtenformig wechselnd. In den Kar-
pathen in Galizien bei Wieliczka und Bochnia und bis nach Rumänien
(im Tertiär) ; in den Alpen an den schon genannten Orten (im Keuper) ;
bei Staßfurt besonders in den unteren Teilen des Lagers in feinen
Schichten mit Steinsalz abwechselnd (Anhydritregion) und an vielen
Stellen in Norddeutschland (im Zechstein) ; in den süddeutschen Salz-
lagern z. B. am unteren und am oberen Neckar (im Muschelkalk,
u. a. blau bei Sulz). Ein ähnlicher blaugrauer, feinkörniger A., der ge-
legentlich zu Skulpturen verwendet wird, ist auch der sog. Vulpinit
von Vulpino bei Bergamo. Selten ist A. auf Erzgängen (Kapnik,
Andi'easberg und Lauterberg im HarZ; Eiechelsdorf in Hessen, Blei-
berg in Kärnten, Kapnik in Ungarn, Fahlun in Schweden.) Zu er-
wähnen ist das Vorkommen in Ammonitenkammern (Hallstadt). Fas-
riger A. findet sich bei Lüneburg in Hannover; derselbe und
mancher sonstige Anhydrit soll durch Verlust von H^O aus Gips
entstanden sein.
(Hessenberg, Min. Notizen Nr. 10; Abhandl. Senkenberg; Gesellsch. Bd. VIII,
1871; Hammerschmidt, Tschermaks min. und petr. Mittlgn. V, 1883, 245; Brauns,
848 Sulfate.
N. Jahrb. f. Min. etc. 1894, 11, 257; Vater, Sitzgsber. Berl. Akad. 1900, 269; Vant'Hoff
und Mitarbeiter, ibid. 1900, 459; 1901, 570 und 1140 etc.)
b) Wasserhaltige Sulfate.
Alkdlisiiifate.
Glaubersalz (Mirabilit, Exanthalit).
Na^SO^, 10 H^O; 19,3 Nuo^O, 2i,8 SO^, bbßH^ß. Monoklin und
nach der Querfläche vollkommen spaltbar; aber wegen der leichten
Löslichkeit in H^O selten in natürlichen Krystallen. Verliert an der
Luft 8 Mol. H^O und bedeckt sich dabei mit weißem Mehl; urspriing-
lich farblos und wasserhell. G. = 1,4 — 1.5. H. = 1^^— 2. Salzig-
bitterer, kühlender Geschmack. Bildet meist mehlartige Anflüge auf
Gips und Steinsalz an vielen Orten ; in einzelnen Krystallen findet es
sich in den Steiusalzablagerungen des Salzkammerguts (Hallstadt,
Aussee, Hallein); in größeren Mengen mit Steinsalz wechsellagemd
bei Logrofio in Spanien, ohne Steinsalz mehr oder weniger rein in
ausgedehnten mehrere Fuß mächtigen Lagern bei Bompensieri in
Sicilien und am Kaukasus bei Muchrevan unweit Tiflis, ferner bei Tara-
paca in Chile und in einer Höhle bei New-Albany in Indiana; im Gips
bei Kirkby Thore in Westmoreland ; pulverförraig in der Umgebung
des Neusiedler Sees in Ungarn als Ausblühung des Bodens. Im
eisernen Hut der Kupfererzgänge von Challacollo in Chile. Auch in
den Sublimationsprodukten des Vesuvs. In manchen Quellen und Seen
in größerer Menge gelöst, auch im Meerwasser; aus dem Wasser des
Karabugas-Busens im Kaspischen Meer scheidet sich Glaubersalz in
großen Massen aus.
<^
Reu 8 8 in ist ein viel MgSO^ enthaltendes Glanbersalz, das bei Franzensbad
und Sedlitz in Böhmen büschelförmige und flockige Ausblühungen bildet.
Hier schliefen sich dann noch einige Guanomineralien (pag. 813) an:
Lecontit (iVa, NE^, K)SO^ . 2H2 0. Farblose rhombische KrystaUe in Fleder-
•mansexkrementen in einer Höhle in Honduras.
Quanoviait IKiO .2{NH^)^0 A^SO^.WH^O, Krystallinische Massen, die
das Innere von Eiern im Pemguano erfüllen.
Sulfate zweitvertiger Metalle und Doppelsalse,
Eieserit.
MgSO^ . jy^O; 28,98 MgO, 57,98 SO3, 13,04 ÄO. MonokUne
KrystaUe ähnlich denen des Lazuliths, zuweilen groß und deutlich
ausgebildet (Hallstadt); eben doii; auch grobkörnige, meist aber fein-
körnige bis dichte schimmernde Aggregate. Nach P und \P voll-
kommen spaltbar. H. = 3, 6. = 2,57. Farblos , graulich , gelblich,
Kieserit Gips. 849
trübe durchscheinend. Im Wasser langsam löslich ; nimmt an der Luft
H^O auf, überzieht sich mit einem weißen Mehl und geht dabei all-
mählich in Bittersalz (Reichardtif) über. Das Pulver, mit wenig
Wasser angertthrt, erstarrt wie Gips. In Massen bei Staßfurt mit
Steinsalz wechsellagemd (Eieseritregion) ; hier auch ein Gemenge von
10% Kieserit und 90% Steinsalz (Martinsif). Auch im sog. Hart-
sals findet sich Kieserit und zwar 30 — 40% neben ebensoviel Stein-
salz, 20 % Sylvin und 3—8 % CaSO^. Wird mit den anderen Abraum-
salzen gewonnen und zu Bittersalz verarbeitet Auch bei Hallstadt
und bei Kalusz in Galizlen.
Smiktit. MnSOi.BiO. Bötlich weiße Stalaktiten und Knollen in einer alten
Ornbe bei Felsöbanya in Ungarn.
Gips (Selenit).
CaSO^ . 2H^0 = CaO . SO« . 2H^0; 32,64 CaO, 46,51 SOj, 20,95
H^O, Häufig durch Ton und andere Beimengungen verunreinigt; zuweilen
stark bituminös (Stinkgips), auch mit Sandkörnern durchwachsen.
Der Gips krystallisiert monoklin ; a:b:c = 0,6899 : 1 : 0,4124 ;
ß = 99« 18'. Das wichtigste Vertikalprisma ist /"= ooP (110), flf =
111^ 30'; die seitliche Kante ist fast stets durch die Längsfläche
p = ooi^oo (010) abgestumpft, welcher ein ausgezeichneter Bl. Br.
parallel geht, an dem man diese Richtung stets leicht wieder-
erkennt. Nach p sind die Krystalle meist dick tafelförmig (Fig. 659).
Zuweilen finden sich noch andere Vertikalprismen: h = o6S2 (120)
(Fig. 662) ; r = oo3?3 (130), o6Si (230) etc. Zu f und p tritt sehr
häufig das vordere schiefe Prisma l = — P (111), Iß = 143« 48', die
sehr verbreitete Kombination Fig. 659 bildend, an welcher l von f
sich leicht dadurch unterscheidet, daß der Winkel Iß sehr viel größer,
als ff. Dazu gesellt sich nicht selten das hintere schiefe Prisma
n=P(ill), «/n = 138» 32' (Fig. 660). Nach f sind die Krystalle
zuweilen lang prismenförmig, wie in Fig. 669, 660 etc.), zuweilen verkürzt,
wie in Fig. 661, wo der Krystall dann dafür in der Richtung von l pris-
matisch verlängert ist, manchmal fehlt / sogar ganz. In der letzt-
genannten Figur tritt noch die Schiefendfläche o = ^Poo (103) hinzu.
Bei solchen Krystallen sind die Flächen l und o sehr häufig nicht
glatt und eben, sondern gekrümmt und gehen allmählich und ohne
scharfe Kanten ineinander über; wenn gleichzeitig die Flächen f zu-
sammen mit P zurücktreten oder ganz fehlen, so entstehen linsen-
förmige Krystalle, die sehr häufig bei dem in Ton eingewachsenen
Gips gefunden werden, an denen aber außer den genannten vielfach
auch noch andere gekrümmte Flächen, z. B. die hintere Hemipyramide :
d = ||52 (6 . 10 . 13), die vordere Schiefendfläche r = — i^oo (103) etc.
mit auftreten. Der deutliche Bl. Br. nach p, sowie die in der Hori-
Bauer, Mineralogie. ^
850
Sulfate.
zontalebeue verlaufende scharfe Kante, in welcher die obere und die
untere Hälfte der Linse zusammenstoßen, erleichtem die Orientierung*
an diesen krununflächigen Krystallen.
Außer dem genannten ausgezeichneten Blätterbruch nach der Längs-
fläche p sind noch mehrere andere weniger vollkommene vorhanden,
welche zur Orientierung in den vielfach unregelmäßig begrenzten
Spaltungsstücken nach p von Wert sind. Die vordere Prismenkante flf
wird durch einen in der Richtung des als Erystallfläche kaum vor-
kommenden Orthopinakoids verlaufenden Bl. Br. von muschliger Be-
schaffenheit, den sog. muschiigen Bruch, abgestumpft ; in der Richtung^
der Kante njn lassen sich die Kry stalle ebenfalls leicht trennen, und
Pig. 659.
f f \
Fig. 660.
Fig. 661.
Fig. 662.
Fig. 663.
Fig. 664.
Fig. 665.
Fig. 666.
Fig. 667.
Fig. 668.
dieser Bruch, welcher die von den Flächen l und f gebildete hintere
spitze Ecke abstumpft (Fig. 659), ist durch fasrige Beschaffenheit und
Seidenglanz ausgezeichnet (sog. fasriger Brach). Derselbe entspricht
den beiden Flächen n, und die beiden Brüche parallel n geben durch
treppenförmige Abwechslung einen scheinbar einfachen BL Br., welcher
die Kante n/n gerade abstumpft; die Richtung des Faserbruchs ist
auf der Fläche p häufig durch geradlinige Risse und Sprünge an-
gedeutet. Außerdem kann man noch einen weiteren Bruch in der
Richtung von ß == |Poo (509) auf dünnen Spaltungsstücken nach p
mittels der Kömerprobe (196) herstellen. In Fig. 663, wo f und l
die den Kanten flf und Iß eines solchen Spaltungsstückes nach p ent-
sprechenden Richtungen sind, geben die gestrichelten Linien y Spal-
tungsrisse parallel dem fasiigen, die ausgezogenen Linien a solche
parallel dem muschiigen Bruch an. Von der Ansatzstelle des Kömers
Gip?- 851
bei A gebt zunächst eine geradlinige Spalte aa in der Richtung des
muschligen Bruchs, dann eine solche ßß in der Eichtung des letzt-
genannten Bruchs ß; und an dessen beiden Enden schließen sich heiß
in stumpfem Knick zwei Spalten ßy in der Sichtung des fasrigen
Bruchs an, so daß ^ jißy = 165® 56'. Der Bruch ß und der Faser-
bruch haben den Charakter von Gleitflächen (195). Eine solche Fläche
verläuft auch noch in einer Bichtung sehr annähernd senkrecht zur
Kante fjf über die Spaltungsfläche p hin. In der Richtung des Faser-
bruchs kann man den. Gips biegen, in derjenigen des muschligen
Bruchs und des Bruchs ß läßt er sich brechen, doch verhalten sich
verschiedene Varietäten des Minerals hierin verschieden: einzelne
sprödere, z. B. die vom Montmartre bei Paris, von Aschersleben etc.
brechen leicht, andere weniger spröde tun dies weniger vollkommen.
Zwillinge finden sich nach 2 Gesetzen: 1. Zw. FL die, wie er-
wähnt, als Krystallfläche fast unbekannte Querfläche a = ooPoo (100).
In beiden Individuen fallen die BL Br. p in ein Niveau, die musch-
ligen Brüche sind parallel, /*, p und f liegen in einer Zone und die
den Faserbrüchen entsprechenden Linien stoßen von rechts und links
schief unter 65** 36' gegen die Zwillingsgrenze, also unter 131® 12'
miteinander zusammen. Die Flächen l machen am einen Ende einen
ausspringenden, am anderen einen einspringenden Winkel (Schwalben-
schwanz, Fig. 664), die gestrichelten Linien auf p geben die Richtung
des fasrigen, die voll ausgezogenen die des muschligen Bruchs. Zu-
weilen sind die Individuen durcheinander gewachsen, dann sind an
beiden Enden einspringende Winkel (Fig. 665). Zwillinge nach diesem
Gesetz finden sich besonders im Steinsalzgebirge in aufgewachsenen
Krystallen. 2. Zw. Fl. die Fläche d = — Poo (101), welche die Kante Jß
abstumpft, aber als E[rystallfiäche ebenfalls keine Rolle spielt. Diese
Zwillinge bilden den vorigen sehr ähnliche Schwalbenschwanzzwillinge
(Fig. 666—668); hier machen aber die Flächen f (oder n) die ein-
springenden Winkel, und die Flächen 7, p, l und p liegen in einer Zone.
Auch hier ist beiden Individuen der Hauptblätterbruch p gemeinsam,
die muschligen Brüche sind aber hier ebenso wie die fasrigen gegen
die Zwillingsgrenze geneigt, wie die ausgezogenen und gestrichelten
Linien in der Fig. 666 zeigen; dabei fällt der Faserbruch des einen
Individuums beinahe genau in die Richtung des muschligen Bruchs des
anderen; der Winkel beider in der Zwillingsgrenze ist = 170^ 34'. Zu-
weilen findet man Durchwachsungen wie in Fig. 666, an denen ein-
springende Winkel nicht vorhanden sind Nicht selten, besonders
ausgezeichnet am Montmartre in Paris, werden diese Zwillinge linsen-
förmig (Fig. 668) ; die eingeschriebenen, dem fasrigen und muschligen
Bruch entsprechenden Linien, sowie die schematische Figur eines ent-
sprechenden ebenflächig von Z, o, n und p begrenzten Krystalls machen
54*
g52 Sulfate.
€inen solchen ZwiUing ohne weiteres verständlich. Die krummen
Flächen, welche den einspringenden Winkel bilden, gehören dem
schiefen Prisma n, die großen Flächen, welche oben die spitae Ecke
bilden, den ganz allmählich ineinander übergehenden Flächen l und o
an, während f ganz fehlt (Pariser Zwillinge oder Zwillinge vom Mont-
martre). Manche lang prismenfSrmige Erjstalle, z. R die von Rein-
hardsbmnn in Thüringen, sind oft sehr kompliziert, hin nnd her ge-
knickt nach einer auf der Kante fif senkrechten, in dem Blätterbmch
p liegenden Richtung; es sind wahrscheinlich Zwillinge nach einer
noch nicht näher bekannten Zw. FL, welche der oben angedeuteten
neben ß vorhandenen Gleitfläche entspricht Nicht selten sieht man
auf Spaltungsplatten nach p senkrecht zur Kante fIf geradlinige
treppenförmige Falten wie beim Glimmer (Fig. 553) sieh hinziehen,
welche wohl mit Zwillingsbildung nach derselben Gleitfläche zusammen-
hängen.
Milde. H. = 2. G. = 2,2 — 2,4. Glasglanz, namentlidi auch auf
dem muschligen Bruch, der daher auch wohl als der glasglänzende
Bruch bezeichnet wird ; auf dem blättrigen Bruch p perlmutterglänzend
(perlmutterglänzender Bruch) und irisierend ; auf dem Faserbmch Seiden-
glanz (seidenglänzender Bruch). Durchsichtig und wasserhell bis nn-
durchsichtig. Farblos und gefärbt: grau, gelb, rot^ braun, schwarz.
Opt. A. E. ac, -|- M. L. macht im stumpfen Winkel ß einen Winkel von
52^2 ® mit der Achse c. Ausgezeichnete geneigte Dispersion. 2 F= 58** 8*.
^>>t;, doch ist die Dispersion der Achsen anomal; der Achsenwinkel
hat für die Linie D ein Maximum ; ebenso ist auch die Dispersion der
Elastizitätsachsen anomal. Bei iVo-Licht ist : a = 1,5207; /9= 1,5228;
y = 1,5305. Erhöht man die Temperatur, so wird der Achsenwinkel
kleiner, die opt. Achsen nähern sich und auch die M. L. ändert etwas
ihre Lage; die eine Achse bewegt sich dabei rascher als die andere,
wie man im Polarisationsinstrument leicht sieht. Bei 116^ C. fallen
im roten Licht beide Achsen zusammen, f&r andere Lichtarten bei
etwas anderer Temperatur. Wenn letztere noch weiter zunimmt, gehen
die Achsen senkrecht zur Symmetrieebene auseinander und die Dis-
persion wird schwach horizontal Bei wieder abnehmender Temperatur
gehen alle diese Erscheinungen rückwärts vor sich. Die Ausdehnung
durch die Wärme ist in verschiedenen Richtungen sehr verschieden,
am größten nach der Symmetrieachse ; daher ändern sich die Flächen-
winkel nicht unerheblich mit der Temperatur. Der Gips ist ein
schlechter Wärmeleiter.
Bei 107** geht bei gewöhnlichem Atmosphärendruck der größte
Teil des Wassers weg und es entsteht das sog. Hcähhydrait CaSO^ . \H^0
mit ca. 6% H^^. Dies ist dadurch ausgezeichnet, daß es unter
107® das Wasser sehr leicht und rasch unter Wärmeentwicklung
Gips. 853
wieder aufnimmt und wieder in Gips übergeht, wobei feines
Pulver zu einer festen Masse erstarrt (Anwendung des „ge-
brannten" Gipses zu Gipsabgüssen, daher Stuckgips). Beim Er-
hitzen über 130^ wird auch der Best des Wassers ausgetrieben
und bei 145^ ist die Masse wasserfrei Sie verhält sich dann wie
natürlicher Anhydrit (pag. 846), nimmt H^O nur langsam auf, geht
nur ganz allmählich wieder in Gips über und das Pulver erhärtet
dabei nicht mehr („totgebrannter'' Gips, nicht zu Gipsabgüssen taug-
lich wegen zu starker Erhitzung). Wird die Temperatur bis 1100*
gesteigert, dann entsteht eine weitere Modifikation der hydraulische
oder Estrichgips. Das Pulver hat dann die Erhärtungsfähigkeit wieder
erlangt, der Prozeß geht aber dann langsam vor sich und erfordert
3 Tage, dafür ist aber das Produkt viel härter und fester, als das,
welches der in einer Viertelstunde erstarrende Stuckgips liefert. V. d. L.
Avird der wasserhelle Gips trübe und weiß, er blättert sich auf und
schmilzt schließlich zu einem weißen Email, das alkalisch reagiert.
Mit Flußspat fließt ein Gipskom zu einer klaren Schmelze zu-
sammen, die beim Erkalten weiß und trübe wird.
Der Gips wird von HCl wenig angegriffen und verhält sich auch
sonst gegen Säuren und Alkalien wie Anhydrit (pag. 846). In ^oO
verhältnismäßig leicht löslich, daher sind die GipskrystaÜe vielfach
stark angefressen, mit Ätzfignren, oft tiefen Ätzgruben, bedeckt und
an den Ecken und Ernten abgerundet. 1 Teil Gips braucht bei ge-
wöhnlicher Temperatur ca. 420 Teile H^O zur Lösung, bei 100® be-
trägt die Löslichkeit 0,18<>/o, nimmt aber von 107® an beträchtlich ab,
so daß die gesättigte Lösung bei 140® nur noch 0,078% enthält, was
mit der Bildung von Halbhydrat zusammenhängt. Aus der wäßrigen
Lösung scheidet sich das Calciumsulfat je nach den Umständen bald
wasserfrei als Anhydrit, bald in Verbindung mit H^O aus. Nach den
Untersuchungen von Van t'Hoff und seinen Mitarbeitern verhält sich
eine Gipslösung dabei folgendermaßen: Der Gips verwandelt sich bei
107® unter Abspaltung von H^O in das Halbhydrat GaSO^ . {H^O.
Schon bei einer Temperatur unter 107®, und zwar bei 66®, erfolgt die
Abspaltung des übrigen Wassers aus dem Halbhydrat, sie kann aber
durch Verzögerung so lange ausbleiben, daß nur die gegenseitige Um-
wandlung von Gips und Halbhydrat zur Beobachtang gelangt. Als
Zwischenstufe zwischen dem Halbhydrat und dem natürlichen Anhydrit
tritt zunächst als eine andere Modifikation ein verhältnismäßig leicht
lösliches und äußerst schnell erhärtendes wasserfreies Calciumsulfat
auf, das als „löslicher Anhydrit^ bezeichnet wird und dessen BilduDgs-
temperatur unter 100® liegt Während des Versuchs wandelt sich
dieser oft in die dem natürlichen Anhydrit entsprechende „unlösliche^
Modifikation um. Da die Bildung des Anhydrits aus Gips schon bei
854 Sulfate.
einer niedereren Temperatur eintritt, als die des Halbhydrats, so muß
das letztere in Gips und Anhydrit zerfallen nach der Gleichung:
4(CaS0^ . iÄ^O) = CaSO^ . 2H.0 + 3CaS0„
also nicht stabil sein. Dies zeigen auch direkte Beobachtungen, so
wie das Fehlen des Halbhydrats in den natürlichen Vorkommnissen
auf der Grenze zwischen Gips und Anhydrit. Die Anwesenheit an-
derer Substanzen erniedrigt die oben angegebenen Temperaturen be-
deutend, wie die folgende Übersicht zeigt. Gips verwandelt sich in:
1. Natürlichen Anhydrit: ohne weiteres bei 66®, allerdings so
langsam, daß die direkte Beobachtung kaum möglich ist; in Anwesen-
von NaCl bei 30^
2. Löslichen Anhydrit : ohne weiteres bei 89® ; in Anwesenheit von
NaCl bei 65^
3. Halbhydrat: ohne weiteres bei 107®; in Anwesenheit Yon NaCl
bei 76®; von MgCl^ bei 11®. (Für die Beziehungen zwischen Gips
and Anhydrit vergl. auch bei diesem pag. 846). Aus dem Angeführten
folgt, daß sich aus einer reinen wäßrigen Lösung von Calciumsulfat
bei gewöhnlicher Temperatur Gips, aber erst bei höherer Temperatur
(von 66® an) Anhydrit ausscheiden kann, während sich bei Sättigung
der Lösung mit NaCl und MgCl^ oder einem anderen Chlorid, also
z. B. bei der Verdunstung von Meerwasser, das diese drei Bestand-
teile enthält, schon bei 25® Anhydrit und nicht Gips bildet Diese
Verhältnisse werfen Licht auf die natürliche Entstehungsweise des
Gipses; wir müssen aber, um diese vollständig zu verstehen, nun
auch dessen Vorkommen in der Erdkruste betrachten.
Der Gips ist eines der wichtigsten und häufigsten Mineralien und
jedenfalls das verbreitetste aller Sulfate. Die Art des Vorkommens
ist sehr mannigfaltig. Er findet sich in Form von Krystallen z. T.
von sehr erheblicher Größe bald auf-, bald eingewachsen, und bildet
noch häufiger krystallinische Aggregate von fasriger, spätiger, schup-
piger, kömiger und dichter Struktur. Am massenhaftesten ist der kömige
bis dichte Gips (Massengips), der in Schichten und Lagern und stellen-
weise in mächtigen Stöcken in allen Formationen auftritt, sehr häufig
in Begleitung von Anhydrit und Steinsalz (pag. 434). Es sind marine
Bildungen, in denen aber der Gips nur teilweise ursprünglich, teilweise
und sogar meistens dagegen sekundär durch Wasseranfnahme aus dem
zunächst aus dem Meerwasser ausgeschiedenen Anhydrit entstanden ist.
Bei der Verdunstung von Meerwasser und der dadurch eingeleiteten
Bildung eines Salzlagers kann sich Gips nur am Anfang ausscheiden,
solange die Flüssigkeit nicht mit NaCl gesättigt ist und zwar dann,
wenn die Temperatur unter 30® liegt. Die Unterlage des Steinsalzes
wird also direkt gebildeter Gips sein können. Über 30® entsteht aber
auch unter diesen Umständen nicht Gips, sondern Anhydrit Sobald
Gips. 855
aber das Wasser beim weiteren Eintrocknen außer mit NaCl auch noch
mit einem anderen Salz annähernd gesättigt ist, erfolgt Anhydrit-
bildung. Daher tritt Anhydrit im Steinsalz selbst und in der Zone
der Abraumsalze sowie als Decke der ganzen Ablagerung auf. Wenn
der Gips mit Anhydrit in Verbindung steht, bildet er, dem Umwand-
lungsprozeß entsprechend, oft die äußere Hülle um einen Anhydrit-
kem, und geht in Anhydrit allmählich über, indem an der Grenze
beide Mineralien, wie der Wassergehalt zeigt, innig miteinander ge-
mengt sind. Nicht selten ist der Prozeß auch schon vollständig be-
endet, aller Anhydrit ist verschwunden und die ganze Masse ist in
Gips übergegangen.
Als Begleiter des Steinsalzes fehlt der kömige und dichte
Gips niemals. Er findet sich stets mit diesem, aber allerdings
auch an vielen Stellen selbständig ohne Verbindung mit ihm. Letz-
teres beruht aber, jedenfalls zum Teil, ebenfalls auf einem üm-
wandlungsprozeß ; das ursprünglich vorhanden gewesene Steinsalz
ist aufgelöst und fortgeführt worden, worauf schwache Salzreste, die
vielfach im Gips sich finden, hinweisen (z. B. bei Segeberg in Hol-
stein). Häufig ist aber allerdings auch nur Gips ausgeschieden
worden und die nachfolgende Bildung von Steinsalz etc. aus irgend
einem Grunde unterblieben. Alle für Steinsalz und für Anhydrit auf-
gezählten Fundorte sind daher auch solche für Gips. In Norddeutsch-
land umsäumen mächtige Gipsmassen den Südrand des Harzes (bei
Osterode etc.) und des Kyflfhäusers (bei Frankenhausen etc.), aus-
gedehnte weiße Hügelzüge bildend; einzelne Gipsberge ragen bei
Segeberg in Holstein, Lüneburg etc. aus dem Diluvium hervor. Aller
dieser Gips gehört wie der meiste, der das norddeutsche Steinsalz
begleitet (Staßfurt, Sperenberg südl. von Berlin etc.), dem oberen
Zechstein an ; ebenso der von Neuland bei Löwenberg in Schlesien etc.
Im mittleren Muschelkalk liegen größere Gipsmassen bei Gotha,
und, das Steinsalz in Süddeutschland, besonders in Württemberg
einschließend, am oberen Neckar z. B. bei Sulz, am unteren
Neckar (Heilbronn, Kochendorf, Friedrichshall etc.) und am Kocher
(Schwab. Hall, Wilhelmsglück). Im Keuper ist Gips mit dem alpinen
Steinsalz (Salzkammergut, Berchtesgaden etc.) sowie mit dem in Loth-
ringen (Vic, etc.) verbunden. Zur Tertiärformation gehört der Gips
in den Steinsalzlagem der Karpathen (Wieliczka, Bochnia, Kalucz etc.),
sowie derjenige von Dirschel bei Katscher in Oberschlesien; der aus
der Umgebung von Paris (Montmartre) und der in den sicilianischen
Schwefelschichten (Girgenti etc.). Eigentümlich ist das Vorkommen
im Val Canaria im Kanton Tessin, wo der Gips im Glimmerschiefer,
und am Semmering, wo er in alten Sandsteinen und Tonschiefern liegt.
Aller dieser derbe Gips ist meist feinkörnig bis dicht, seltener auch
856 Sulfate.
schuppig und fasrig, zuweilen mit größeren spätigen Massen und wohl-
ausgebildeten Erystallen durchsetzt, so daß die Struktur ausgesprochen
porphyrisch wird. Die Farbe ist mit der Reinheit verschieden. Manch-
mal ist sie vollkommen weiß und solche rein weiße, feinkörnige bis
dichte Vorkommnisse werden Alabaster genannt. Häufig dui*ch Bei-
mengung von Ton grau, von Eisenverbindungen gelb und rot, auch
wohl durch Bitumen braun, wobei die Farbe mehr einheitlich oder
auch in verschiedenen Zeichnungen bunt, gefleckt, geädert etc. sein
kann. Auch größere Einschlüsse fremder Mineralien, z. T. regelmäßig
ausgebildete Krystalle, sind nicht selten vorhanden : Schwefel z. B. bei
Weenzen in Hannover, bei Bex im Wallis, am Semmering, Quarz, z. B.
in der Gegend von Eisenach und sonst in Thüringen, speziell roter
Eisenkiesel bei Jena, an zahlreichen Orten in Spanien, sog. Hya-
cinthen von Compostela, Magnesit und Dolomit (z. B. Hall in Tirol)
Boracit (z. B. bei Lüneburg und Segeberg). Durch die Tagewässer wird
Gips häufig gelöst, und manchmal die ganze Masse entfernt bis auf
die weniger löslichen fremden Einschlüsse, die als sog. „Gipsresidua^
dann noch die ftnihere Anwesenheit des Gipses bekunden. Oft findet
die Lösung vorzugsweise an einzelnen Stellen statt und es enstehen
Höhlen im Gipsgebirge, sog. Schlotten, zuweilen von sehr bedeutenden
Dimensionen.
Der spätige Gips bildet größere unregelmäßig begrenzte krystalli-
sierte Partien, Individuen oder Zwillinge, aus denen sich durch
Spaltung ausgedehnte Platten herstellen lassen. Sie sind nesterweise
im körnigen und dichten Gips sehr verbreitet, bald durch fremde Sub-
stanzen etwas gefärbt und trübe, bald vollkommen wasserhell von ide-
aler Eeinheit (Marienglas, Fraueneis; allerdings werden auch die manch-
mal äußerlich ähnlichen farblosen oder hell gefärbten Tafeln des Mus-
covit zuweilen so genannt). Erwähnt sei u. a. das Vorkommen großer,
schöner und reiner Gipsplatten dieser Art bei Aschersleben. Der
Fasergips besteht aus mehr oder weniger feinen, meist parallelen
Fasern, die beinahe allenthalben parallelwandige , dickere oder
dünnere Schnüre und Platten bilden, auf denen die Fasern senkrecht
stehen. Diese durchsetzen den Massengips und die begleitenden
Gesteine, Ton etc., vielfach quer zur Schichtung. Die Farbe ist
meist weiß, aber auch wie sonst beim Gips rot, gelb, braun etc.
und der Glanz ist, wenn die Fasern sehr fein und regelmäßig sind,
ein ausgezeichneter Seidenglanz. Es sind Ausscheidungen aus den
Gipslösungen, die bei der Cirkulation der Tagewässer im Gipsgebirge
entstehen und aus denen sich wegen der Abwesenheit von NaCl,
MgCl^, etc. bei gewöhnlicher Temperatur Gips bilden kann. Selten
ist der Gips radialfasrig oder oolithisch.
Ähnlich wie der Fasergips entstehen die auf den Wänden
Gips. 857
von Hohlräumen aufgewachsenen, regelmäßig begrenzten Gips-
hrystdlle^ die oft herrliche Drusen bilden, so in großer Verbreitung
im kömigen und dichten Gips im Steinsalzgebirge etc. Es sind sehr
vielfach Schwalbenschwanzzwillinge nach dem Orthopinakoid 06B00 (100),
gewöhnlich farblos und wasserhell. Besonders ausgezeichnet sind die
bis armlangen und -dicken, vielfach hin- und hergebogenen, oft
schlangenförmig gekrümmten aus der Marienhöhle, einer Gipsschlotte
im Zechstein bei Eeinhardsbrunn unweit Friedrichroda im Thüringer
Wald. Kleinere Krystalle lang prismatisch bis nadelformig, zuweilen
zu sternförmigen und anderen Gruppen vereinigt, sind außerordentlich
häufig: Wilhelmsglück, Staßfurt, Bex, Ischl, Hallstatt, Berchtes-
gaden etc. ; Wieliczka, Bochnia etc. ; Eaaden in Böhmen, Castellina in
Toskana ; Girgenti etc. in Sicilien in den Schwefelschichten und viele
andere Orte. Selten ist der Gips als vulkanisches Gebilde auf Hohl-
räumen von Laven des Ätna, Vesuv, auf der Insel Lipari, und Island etc.,
häufig mit Schwefel, wo er durch Einwirkung von H^S- oder SO« -hal-
tigen Dämpfen auf kalkführende Gesteine entsteht. Ähnlich entsteht
zuweilen auch Gips da, wo JS^/S-haltige Wässer mit Kalk, Dolomit etc.
in Berührung kommen, z. B. in Selvena in Toskana und Aix in Sa-
voyen. Durch Zersetzung von Kiesen (Schwefelkies etc.) bildet sich
Gips manchmal auf Erzlagerstätten ; es entsteht dabei H^SO^, die aus
den umgebenden Mineralien Kalk aufnimmt, so namentlich auch in
Bergwerken, auf Halden etc.
Eingewachsene Krystalle sind ebenfalls häufig. Sie liegen an manchen
Orten im dichten Gips, gewöhnlich Schwalbenschwanzzwillinge nach
— Poo (101) von der Form (Fig. 668), so am Montmartre u. a. a. 0. bei
Paris, bei Aschersleben, Prov. Sachsen etc., auch in radialstrahligen
rosettenförmigen Gruppen. Sehr häufig findet man sie im Tone, nament-
lich der Tertiärformation (Braunkohlenton etc.), aus dem sie leicht
auswittern, so in der Mark, in Hessen, Ostpreußen, bei Katscher, Dirschel
u. a. Orten und bei Leobschütz in Schlesien, Wasenweiler im Breisgau,
Schöppenstedt in Braunschweig, auch bei Baden unweit Wien und
bei Oxford in England. Es sind meist kurz prismatische linsenförmige
Krystalle, zuweilen zu rundlichen Gruppen verbunden. Auch hier ist
die Verwitterung der in den meist kalkhaltigen Tonen eingeschlossenen
Schwefelkiespartikelchen die Bildungsursache. Auch im Sand liegen
linsenförmige Krystalle und Krystallgruppen, die dann mit zahlreichen
Sandkörnern imprägniert zu sein pflegen, wie der krystallisierte Sand-
stein von Fontainebleau (pag. 584), so bei Sperenberg südl. Berlin,
bei Smyma, in der Sahara, der transkaspischen Steppe, in Bolivia,
Zuweilen auch als Bindemittel von Sandsteinen (Weisbach am Kocher
in Württemberg und in der Sahara etc.). Sehr selten bildet der Gips
das Versteinerungsmittel von Petrefakten, so im Keuper am Asberg
858 Sulfate.
bei Ludwigsburg, sowie bei Rottweil in Württemberg, oder er sitzt auf
Höhlungen im Innern von Versteinerungen.
Der Gips erleidet mannigfache Umänderungen. Durch Wasser-
verlust bildet er zuweilen Anhydrit, auch geht er im Zechstein des
Mansfeldischen, in Hessen etc. manchmal in weißen schuppigen Ära-
gonit (Schauraspat, Schaumkalk, Aphrit, pag. 600) über, der dann eine
Pseudomorphose von Gips nach Aragonit darstellt.
Die technische Verwendung des Gipses ist sehr mannigfaltig; als
Düngemittel, zu Mörtel und Stuck, sowie zu Gipsabgüssen, zu Glasuren,
in der Porzellanfabrikation etc., wird Gips benutzt. Der Alabaster
dient zu kleineren Skulpturen aller Art; besonders berühmt ist der
von Volterra in Toskana.
(Laspeyres, Tschermaks Mia. Mittlgn. 1875, pag. 113; Brezina, ebenda 1872,
pag. 7; Reusch, Sitzgsber. Berl. Akad. 1883; Coromilas, Diss. Tübingen 1877;
E. Nenmann, Vogg. Ann. 27, pag. 69; V. y. Lang, Sitzgsber. Wiener Akad. 1877;
Hammerschmidt (bei Anhydrit); Hessenberg, Min. Notizen; Des Oloizeanx, Ball, soc
min. de France, IX, 1886, pag. 175 nnd Zeitschr. f. Kryst. XIV, 1888, pag. 271;
Van t'Hoff nnd Mitarbeiter, siehe Anhydrit.)
Einige Merhergehörige Doppelsulfate sind:
FolyhaUt.
2CaS0^ . MgSO, . K^SO^ . 2H^0; 45,17 CaSO^, 19,92 MgSO^,
28,93 K^SO^, 5,98 H^O. Keine deutlichen Krystalle bekannt, meist
derb, nach zwei unter 115^ gegeneinander geneigten Flächen ziemlich
vollkommen spaltbar; auch langstenglig, fasrig bis dicht Nach dem
optischen Verhalten wahrscheinlich monoklin, vielleicht auch rhom-
bisch. Weiß, grau, rot; durchscheinend; schwach fett- bis perlmutter-
glänzend. G. = 2,7—2,8. H. = 3— 3f In H^O teilweise löslich, Gips
bleibt zurück. Leicht schmelzbar. Hellgrauer, feinkörniger P. in
dünnen Schnüren, mit Steinsalz wechsellagemd , zu Staßfurt in der
danach sogenannten Polyhalitregion der das Steinsalz überlagernden
Abraum salze. Kot er großkörniger stengliger und fasriger P. in den
Steinsalzlagem der Alpen : Ischl, Hallein, Hallstadt, Aussee, Berchtes-
gaden etc., an allen diesen Orten im unteren Teil der ganzen Ab-
lagerung. Auch bei Vic in Lothringen und bei Stebnik in Galizien
mit Steinsalz zusammen.
Krug it. 4.CaSO^.MgSO^,K^S0^.2H^O, also etwas CaO-reicher als Poly-
halit. Derb, weiß bis gran; aus P. entstanden bei Nen-Staßfurt
Syngenit (Ealnszit). CaSOi, . K^SO^ . ^2 0. Monokline, tafelförmige Krystalle
nnd derbe Aggregate, farblos und durchsichtig, in Wasser unter Hinterlassung von
Gips teilweise löslich; mit Sylvin auf Drusenräumen im Steinsalz von Kalusz in
Ostgalizien. (v. Zepharovich, Sitzgsber. Wien. Akad. Bd. 67, 1873, pag. 128; Rumpf,
Tschermaks Mineralog. Mittlgn. II, 1872, pag. 117.)
Pikromerit (Schönit). K^SOi . MgSO^ . ß H^O mit 23,4JBr,0. K&nstliche
Blödit. Isodimorphe Beihe der Vitriole. 859
Erjstalle zeigen monokline Formen. Als Zersetznngsprodnkt des Kainit dünne
Ernsten anf ihm bildend bei Staßfnrt, Leopoldshall nnd Aschersleben {Schönit\ anch
bei Ealnsz in Galizien. Erystallisiert aus der Lösong des Kainit ans, ebenso ans
gewissen Salzkrusten, die sich in Fumarolen am Vesuv gebildet haben, zusammen
mit dem isomorphen Cyanochrait: K^SOi. CuSO^.GHiO.
Blödit (Astrakanit, Simonyit).
Na^SOi . MgSO^ , iHiO, Monoklin; ausgezeichnete, z. T. wasserhelle, flächen-
reiche Erystalle bei Staßfnrt, Leopoldshall und Westeregeln; bei Ischl {Blödit) und
Hallstatt (iSimoni^iQ, sowie in der Salt Bange im Pendschab, Indien {Wartkit). Meist
aber derb, kömige bis dichte, zuweilen auch fasrige Aggregate, farblos oder
heUgeblich, rötlich und graulich, selten bläulichgrün. G. = 2,22—2,28. H. = 3 ca.
In HiO löslich. Beiner Blödit verliert an der Luft kein H^O-j wenn dies geschieht,
ist es die Folge von Beimengungen, die ihrerseits verwittern. Bei 100^ gehen l'/s Mol.
EtO weg und der Best hat die Zusammensetzung des LöwMt (siehe unten); bei
120* entweichen 2 Mol., das übrige Wasser bei 200® und höher. Findet sich unter
den Abraumsalzen der zuerst genannten Orte; bei Ischl, Hall und Hallstatt als
dünne Krusten zwischen Steinsalz; auch in Indien mit Steinsalz, und mit diesem
zusammen ausgeschieden aus den Bittersalzseen östlich von den Wolgamündungen
im Gouvernement Astrachan als trübe weifie Krystalle und körnige Aggregate
{Astrakanit). Auch bei Mendoza und San Juan am Ostfnß der argentinischen
Kordilleren.
Kaliblödit K^SO^ . MgSOi . AH^ 0 ist vielleicht der seltene, weiße bis gelb-
liche Leonit von Leopoldshall, dessen monokline Krystalle zwar denen des Blödits
ähnlich sind, aber doch in den Winkeln nicht unerheblich abweichen. Ein Kalinairon-
simofiyit findet sich bei Kalusz in GtJizien.
Wattevillit. Vielleicht ein K^O- und CaO-haltiger Blödit; ein Zersetzungs-
produkt des Basalttuffs vom Bauersberg bei Bischofsheim a. d. BhÖn unter der Ein-
wirkung von verwitterndem Schwefelkies.
Low ei t, Nc^SOi.MgSOi.2^l2B.tO. Wahrscheinlich quadratisch, findet sich
ftber nur derb mit muschligem Bruch. GelblichweiU, gelb, bis fleischrot, manchmal
im Aussehen dem Feueropal entsprechend. Im Anhydrit von Ischl. Entsteht durch
Wasserverlust aus Blödit (siehe oben).
Isodimorphe Reihe der Vitriole.
Verbindungen R^^SOi.lHiOj die teils rhombisch in der tetraedrischen Hemiedrie,
teils monoklin krystallisieren und so zwei isomorphe Beihen bilden. In beiden findet
sich selbständig FeS04, . lE^O, und einige weitere Verbindungen, z. B. MgSO^^ . IH^O^
in isomorpher Beimischung zu anderen. Anch durch künstliche Krystalle wird der
Isodimorphismus bewiesen, so u. a. durch eine monokline Form des MgSOi . IH^O neben
der rhombischen des als Mineral vorkommenden Bittersalzes, sowie durch Misch-
krystalle. Die beiden Beihen sind die folgenden:
Rhombische Vitriole (Beihe des Bittersalzes).
a:b:c
Bittersalz : MgSOt. .lE^O; 0,9902 : 1 : 0,5709.
Fauserit : (Jfn, Mg)804, . 7fl, 0 ; 0,9776 : 1 : ?
Tauriscit: FeSO^.lHiO;
Zinkvitriol : ZnSO^, .IH^O-, 0,9804 : 1 : 0,5631.
Ferrogoslarit : {Zn, Fe)SO^ .75,0;
Nickelvitriol : NiSOt ,lHiO; 0,9815 : 1 : 0,5656.
Pyromelin :. {Ni, Mg)SO^ . IH^O,
860
Sulfate.
Monokline Vitriole (Reihe des Eisenvitriols).
a:b:c ß
Eisenvitriol : F^O^ . 75,0 ; 1 ,1828 : 1 : 1,5427 ; 104« 15V.'.
Lnckit : (Fe, M.n)SO^, .IH^O;
Mangan Vitriol : MnßO^ . IHtO :
Pisanit: {Fe, Cu)SO^ .IH^O-,
Cupromagnesit : (Cm, Mg)S04 . IH^ 0 ;
Kobaltvitriol : CoSO^ .IRtO; 1,1835 : 1 : 1,4973 ; 104« 55'.
Hier schließt sich an der trikline Kupfervitriol, CuSO^.bH^O, der aber
bei niederer Temperatur mit IH^O in den monoklinen Formen des Eisenvitriols
krystaliisiert und sich daher auch mit diesem isomorph mischt (z. B. Pisanit, vergL
auch Cupromagnesit). Umgekehrt kann der Manganvitriol leicht kunstlich in
triklinen Erystalien MnSO^ . bH%0 isomorph mit Kupfervitriol erhalten werden.
Alle diese Verbindungen sind in Wasser sehr leicht löslich und finden sich
daher in der Natur selten in deutlichen Krystallen; die obigen Achsenverhältnisse
sind daher bei den meisten an kttnstlichen Krystallen erhalten worden. Die Vitriole,
die ein schweres Metall enthalten, sind durchweg Verwittemngsprodukte der ent-
sprechenden Sulfide. 6 Mol. ^20 gehen ziemlich leicht weg, das letzte Molekdl
entweicht erst in der Glühhitze.
^•«1».
111
ita
IM
Fig. 669.
Reihe der rhombischen Vitriole.
Bittersalz (Epsomit).
MgSO^ . 7ÄjO; 16,253/^0, 32,53 SO«, 51,22 H^O, Bhombiscli und
zwar tetraedrisch-hemiedrisch. Rhombische Prismen von 90® 38*
(Fig. 669), beinahe quadratisch, und ein rhombisches
Oktaeder, das zuweilen hemiedrisch als Tetraeder aus-
gebildet ist; 111 : 110 = 129« 3'. Nach dem Brachypina-
koid vollkommen spaltbar. H. = 2— 2^. G. = 1,68. Natür-
liche Krystalle kommen kaum vor* (Anthrazitgrube von
Peychagnard, Dep. Is6re, auf Hohlräumen und Spalten
im Gips bei Jano unweit Volterra in Toskana), da das
Bittersalz sehr leicht in Wasser löslich ist; daher
schmeckt es auch auf der Zunge und zwar bitterlichsalzig. Es
ist farblos oder zufällig gefärbt und findet sich in Form von An-
flügen, Ausblühungen, körnigen und fasrigen Krusten und Stalak-
titen etc. Vielfach ist es auch im Quellwasser gelöst (Bitter-
wasser), z. B. bei Epsom (Epsomit) in England, Saidschütz und PüUna
in Böhmen, Ofen in Ungarn etc. ; auch im Meerwasser. Als Ausblühung
in den russischen Steppen an der unteren Wolga, in der Nähe des
Eltonsees etc. in Katalonien, sowie bei Madrid und Toledo; vielfach
im Gips, z. B. am Montmartre bei Paris, in Aragonien etc. Auf Ton-
schiefer bei Oflfenburg in Baden und in den Quecksilbergruben von
Idria (dort Haarsalz genannt) ; auf Gneiß bei Freiberg in Sachsen ;
durch Co rotgefärbte Stalaktiten bei Riecheisdorf und bei Herren-
ginnd in Ungarn, auch bei Neusohl und Kremnitz; als Zersetzungs-
Bittersalz. Eisenvitriol. 861
Produkt der alpinen Talkschiefer etc. durch verwitternden Schwefel-
kies; auch im Gletscherwasser, aus dem es sich in sehr unreinem
Zustande ausscheidet (Glet8chersälz)\ in Peru, Chile; in einer Höhle
am Bosjemansriver in Südafrika etc. Entsteht in derben kömigen
Massen als sog. Beichardiü aus Eieserit {MgSO^ . H^O^ pag. 848)
durch Wasseraufnahme in der Begion der Abraumsalze bei Staßfurt,
Leopoldshall, Hallstadt. Verliert bei 250^ %H^0 und geht in Eieserit
über.
Fauserit (Mangan vitriol z. T.). {Mn,Mg)SO^,lH^O. Zuweilen große, röt-
lich- bis gelblichweiOe, durchsichtige^ rhombische ErystaUe (PrismenTeinkel = 91^ 18')
und kömige Stalaktiten in den Bergwerken von Herrengrund in Ungarn. (Yergl.
den monoklinen Mallardit, pag. 862.)
Tauriscit. FeSOi^lH^O. Hellgrüne, hellgelbe und farblose, rhombische
KrystaUe von der Form und mit den optischen Eigenschaften des Bittersalzes, mit
dem chemisch gleichen Eisenvitriol an der Windgälle im Kanton Üri. (Yergl. den
monoklinen Eisenvitriol, unten.)
Zinkvitriol (Goslarit). ZnSOi . IH^O, Ein Verwitterungsprodukt von Zink-
blende in Bergwerken, in Gestalt von weißen, kömigen Krusten, meist mit nieriger
Oberfläche, und von Stalaktiten. Im Innern derselben zuweilen KrystaUe, die ganz
mit denen des Bittersalzes übereinstimmen. Bammelsberg bei Goslar, Schemnitz in
Ungarn, Fahlun in Schweden, Gagnon Mine in Montana. Fasrige Ausblflhungen am
Altenberg bei Aachen. Ferrogoslarit^ gelb bis braun, mit 6% Eisensulfat, be-
gleitet den Goslarit in Zinkerzgmben des Staats Missouri.
Nickelvitriol (Morenosit). NiSOi . 1H20. Smaragdgrüne bis grünlichweiße,
fasrige und haarförmige Efflorescenzen, auch kömig und dicht Verwitterangs-
prodokt von Botnickelkies und anderen ähnlichen Mckelerzen. Biechelsdorf in Hessen,
am Kap Ortegal in Spanien und in der Wallacegrube am Huronsee, Nordamerika.
Der Pyromelin ist ein Jft^-haltiger Nickelvitriol, der auf der Friedensgrube
bei Lichtenberg unweit Bayreuth, grüne, erdige Krasten bildet.
JReihe der monoldinen Vitriole.
Eisenvitriol (Melanterit).
FeS0^.1HiO = FeO.SO;i.lEiO. Monokline KrystaUe von häufig pseudo-
rhomboedrischem Habitus mit den oben angegebenen Achsen, kaum jemals von natür-
licher Entstehung; meist in Form von hellgrauen, körnigen, zuweilen fasrigen
Kmsten und Stalaktiten, oder von erdigen, grünlichweißen Beschlägen. Stets ein
Yerwittemngsprodukt von Schwefelkies und anderen ähnlichen Mineralien in Gegen-
wart von reduzierenden, vorzugsweise organischen Stoffen, welche die Entstehung
von Ferrisulfat verhindem; daher die Bildung von Eisenvitriol vielfach in kies-
haltigen Kohlen, besonders Braunkohlen und in bituminösen Tonen und Schietern,
aus denen die Substanz früher auch für technische Zwecke gewonnen wurde (Vitriol-
schiefer). Größere reinere Partien vor allem in Erzgraben, so am Bammelsberg bei
Goslar, Grabe Gieshübel bei Bodenmais im bayrischen Wald, Graul bei Sehwarzenberg
im Erzgebirge, Herrengrand in Ungarn, Idria, Fahlun in Schweden. H. = 2; deut-
liche basische Spaltbarkeit. G. = 1,8— -1,9. Süßlich-herber Geschmack. Verliert leicht
ßH^O und zerfällt dabei in ein grünlich weißes Pulver. Geht auch zuweilen durch
Sauerstoffaufnahme unter Brannfärbung in Ferrisulfat über.
Der Eisenvitriol enthält öfters isomorphe Verbindungen beigemischt, so der
862
Sulfate.
von Idria 4fiMgO, der von Laoriom 9^/o ZnO und der sog. Luckit aus der Silber-
grube Lucky Boy in Utah etwas Mangansulfat. (Yergl. den rhombisclien Tauriscit,
pag. 861.)
Piaanit {Fe,Cu)S0^.1EtO. Ein sehr Cii-reicher Eisenvitriol aus einem
türkischen Kupferbergwerk. Blaue krystallinische Aggregate, dazwischen einzelne
flächenreiche Krystalle von der Form des Eisenvitriols. Eine ähnliche Bildung in
einer Grube bei Massa Marittima in Toskana.
Salvadorit Wahrscheinlich ein Eupfereisenvitriol von der ungeföhren Zn-
sammensetzung (Vs CUj Vs Fe)SO^ . IH^O, Bildet Aggregate bläulichgrüner bis
blauer, monokliner Kryställchen in der Salvadorgrube bei Qnetena in Chile.
Cupromagneait. {Cu^Mg)SOi,lH^O. Grüne Krusten auf Vesuvlaven von
1872, bestehen aus Kryställchen von der Form des Eisenvitriols.
iifan^anvt ^rio 2 (Mallardit, z. T.). MnSOi.lHiO. Parallelfasrige, farblose,
leicht iGsliche Aggregate, die einzelnen Fasern mit schiefer Auslöschung. Von der
Silbergrube Lucky Boy in Utah. (Vergl. den rhombischen Fauserit, pag. 861.)
Kobaltvitriol (Bieberit). CoSOi^lHiO. BlaOrote Anflüge oder Krusten,
zuweilen stalaktitisch, von Bieber bei Hanau ; enthält ca. 4% MgOj also eine isomorphe
Beimischung des entsprechend krystallisierten MgSOi.lHzO.
Fig. 670.
Kup fervitriol (Chalkanthit).
CmSO* . bHiO mit 31,81 CuO und 32,10 SO,. Triklin, aber natürHche Krystalle
klein und sehr selten (Fig. 670 und pag. 187). Er ist ein Verwittemngsprodukt Öl-
haltiger Sulfide, z. B. von Kupferkies und anderen ähnlichen Mine-
ralien, und bildet auf diesen ein bläulichweißes Pulver oder schön
blaue, mehr oder weniger deutlich krystallinische Krusten, Über-
züge und Stalaktiten. Meist nur in geringen Mengen auf Kupfer-
gruben, zuweilen mit anderen Vitriolen. Am Bammelsberg bei
Goslar; in Comwall; Fahlun in Schweden; bei Moldawa im Banat
und bei Herrengrund in Ungarn; bei Ohessy unweit Lyon; bei
Rio Tinto in Spanien und bei Laurion in Attika. In großen
Massen, die für die Kupfergewinnung von Bedeutung sind, bei
Copaquire im nördlichen Chile. In den Gmbenwässem nicht selten
gelöst; durch Eisen kann daraus dann Kupfer ausgefällt werden (2^mentwasser,
Zementkupfer). Selten als Sublimationsprodukt des Vesuvs. G. = 2,286. H. = 2Vs.
Siderotil ist ein dem Kupfervitriol entsprechendes Eisensulfat : FeS0^.hH%O
von unbekannter Krystallform. llesit, weiß, zerreiblich, leicht in H^O löslich,
auf Gängen im Hall Valley, Park Co., Colorado, soll {Mn,^^Fe)80^AHiO sein,
vielleicht ursprünglich eine dem Kupfervitriol entsprechende Verbindung.
An den Kupfervitriol schließen sich noch einige andere Kupfersulfat enthaltende
Mineralien, meist basische Verbindungen, an.
Brochantit. Cu^SO-, . SH^O = CuSOi - ^E^CuO^. Kleine dunkelgrüne,
rhombische, kurz säulenförmige Kryställchen, auch kömige und fasrige Aggregate
mit rundlicher Oberfläche. In H^O nicht löslich. Durchsichtig bis durchscheinend.
G. = 3,78—3,90. H. = 3 '/2 — 4. Mit anderen oxydischen Kupfererzen am Ausgehenden
von Kupferlagerstätten, bei Oberhof a. d. Lahn, Brezbanya und Moldowa in Ungarn,
Nischne Tagilsk, Gumeschewsk etc., im Ural, in Chile etc. Als vulkanisches SubU-
mationsprodukt auf einer Lava bei Krisuvig in Island (Krituvigit),
Lang it. Brochantit mit 2 Mol. Krystallwasser: CuißO, . bH^O «=
CtiSO^,SHiCuOi. 23:^0. Grünlichblaue, sehr kleine, rhombische Kiyställchen bilden
Knpfersiüfate. Tonerdesulfate. 863
knistenförmige Überzüge auf Schiefer in Comwall. Devillin ist ein lichtblaues
Gemenge von L. mit Gips.
Waringtonit CUi80^AH20; also IH^O weniger als Langit. Blaßblaue,
mikrokrystallinische Aggregate; begleitet den Langit in Comwall.
He rrengrundit (Urvölgy it). (Cw, CajJS^Oi i . 6J3i 0. Dünne, dunkelgrüne,
sechsseitige, monokline Plättchen und Täfelchen auf Granwackenschiefer bei Herren-
gmnd in Ungarn mit Gips. Dasselbe, nur Ca-frei, ist der Ärnimitf dünne Über-
züge auf dem Porzellai^jaspis von Planitz in Sachsen. Vielleicht beruht der Ca-
Gehalt des Herrengrundits nur auf beigemengtem Gips, dann wären wohl beide
identisch.
Stelznerit Cu^SO^,2HiO=Cu80^,2HtCu02. Kleine, glänzende, grüne,
rhombische Kryställchen, wie chemisch so auch äußerlich ähnlich dem Brochantit;
von Bemolinos in Chile.
Kamarezit Cu^SO^ . SH^O = Ci^SO« . 2^,0^0, . GH^O. Ein Stelznerit mit
6 Mol. Erystallwasser. Winzige, grasgrüne, wahrscheinlich rhombische Nädelchen
in Poren feinkörniger Aggregate von Eamareza bei Laurium in Attika.
Serpierit. Ein basisches Sulfat von Cu^Zn und Ca. Sehr dünne, grünlich-
blaue, rhombische Täfelchen bilden büschelförmige Gruppen auf Zinkspat, ebenfalls
bei Laurium.
Connellit, Cu^ßOi^Cli . 15ir, 0. Traubige Aggregate spitziger, hexagonaler ,.
schön blauer und durchsichtiger Kryställchen von Comwall.
Kr öhnkit CU8O4 . NoiSO^ . 2Si 0, Langsäulenförmige, monokline Krystalle
und Btenglige bis fasrige Aggregate, hellblau, aus der Wüste Atacama im nördlichen
Chile. (Vergl. auch den Cyanochroit, pag. 859.)
Ze ^ ^8 omif (Kupfersammterz, Cyanotrichit). 4CttO.A29Os.SO8.8HgO. Sammet-
ähnliche, heUsmalteblaue Kügelchen und Polster werden von haarförmigen, rhombischen
Kryställchen gebildet. Alt-Moldowa im Banat auf Brauneisenstein ; Grabe La Garonne
im Dep. du Var, Frankreich, Anflug rosenförmig angeordneter Nädelchen auf Sand-
steinplatten; auch in Utah und Arizona. Ähnlich zusammengesetzt sind die schön
blauen, durchsichtigen, kleintraubigen Aggregate des Woodwardit von Comwall.
Ein basisches wasserhaltiges Aluminium-Kupfer-Sulfat mit 4,11% Cl ist auch der
rhomboedrisch-hemimorphe, polar-pyroelektrische, basisch vollkommen spaltbare, dunkel-
grüne Spangolith von St. Day in Comwall und von Arizona.
Hier sei noch angeschlossen der:
Zinkaluminit, ßZn 0 . 3^42, Os .280^, ISH^ 0, Sechsseitige, aber vielleicht
nach dem optischen Verhalten nicht hexagonale, grünlichweiße Täfelchen auf Zink-
spat bei Laurium in Griechenland.
TonerdesulfcUe.
Älumian. AI28O9. Wasserfrei. Weiße bis hellgrüne und blaue feinkörnige
Aggregate als Efflorescenz auf Tonschiefer in der Sierra Almagrera in Spanien.
Aluminit
AkSOn . dH^O = AliOi . 80t ' ^n^O. Bildet milde und oft zerreibliche, weiße,
undurchsichtige, rundliche Knollen von feinschuppiger bis erdiger Struktur. TJ. d. H»
sieht man kleine Plättchen und Prismen, doppeltbrechend mit schiefer Auslöschung.
H. = l. G. = l,8. In Ha leicht löslich, aber nicht in H2O. Bei Halle a. d. S. auf
Schichtenfngen der Brannkohlensande; bei Kochendorf in Württemberg im Keuper;
X
S64 Sulfate.
Melbthal bei Bonn im Löß; Mtthlhansen bei Kralnp in Böhmen im Qnadersandstein ;
Anteuil bei Paris; New Hayen in Sussex (Websterit); bei Brighton als Aasfüllung
«iner 3 Fuß mächtigen Spalte in der Kreide. Nur durch einen etwas geringeren
Wassergehalt i^^li^^H^O) ist der Werthemannit aus Peru vom Aluminit yer-
«chieden.
Paraluminit. Al^SO^ . \bH% 0. Äußerlich wie Aluminit ; ebenfalls bei Halle,
«owie bei Huelgoat in der Bretagne.
Felsöbanyit AhSOoAOH^O = 2AkOi.SOiAOffiO, dem Aluminit ähnlich,
bildet kleine, weiße Kugeln und Knollen auf Schwerspat bei Felsöbanya in Ungarn.
Ebenfalls nur in Säuren löslich.
Kc rarnohalit (Haarsalz z. T., Halotrichit, Alunogen). Äl^S^Oit . ISH^O =
AkO-^.SSOsASKiO. Haar- oder nadelfürmige, vielleicht monokline Kryställchen,
fasrige bis feinstenglige Aggregate, Krusten mit nieriger und traubiger Oberfläche
und Ausfüllungen schmaler Spalten. Seltener schuppig und körnig. Farblos oder
gelblich bis grünlich; perlmutterglänzend. H. = 178— 2. G. = l,6— 1,7. In Wasser
löslich. Besonders in der Braunkohlenformation als Zersetzungsprodukt schwefelkiee-
führender Tone: Freien walde bei Berlin, Friesdorf bei Bonn, Kolosoruk in Böhmen;
«benso in der Steinkohlenformation bei Potschappel in Sachsen. Sublimationsprodukt
des Steinkohlenbrandes bei Dudweiler unweit Saarbrücken ; vulkanisches Exhalations-
Produkt (Fumarolenbildung) auf der Insel Milo und in Quito; auf Erzgruben bei
Bodenmais in Bayern und bei Königsberg in Ungarn. In großer Menge bei Adelaide
in Australien. Tekticit (Braunsalz, Graulit) ist ein ö^^egOg enthaltender Kera-
mohalit, kleine büschelförmig gruppierte, zerfließliche, braune Kryställchen am Graul
bei Schwarzenberg und bei Bräunsdorf unweit Freiberg in Sachsen.
Gruppe der Alaune.
Sehr wenig wichtig. In Wasser leicht löslich. Fast nie natürlich gebildete
Ivrystalle. Die künstlichen sind regulär-pyritoedrisch; Hauptform das Oktaeder, meist
mit abgestumpften Kanten und Ecken. Das wichtigste Glied der Gruppe ist der
Kalialaun, K^SOi . Al^SgOiz . 241^20; die anderen in der Natur vorkommenden Alaune
unterscheiden sich dadurch, daß statt K^ bei ihnen Neu, {NH^)^, Mg, Mn oder Fe
in der Verbindung vorhanden ist (Natron-, Ammoniak-, Magnesia-, Mangan- und
Eisenalaun). Bei einigen natürlichen Alaunen sind statt 2411^0 nur 22H2O vor-
handen. Diese sind dann nicht regulär, sondern vielleicht monoklin und jeden-
falls wenigstens teilweise doppelbrechend. Vielleicht hängt damit z. T. auch die
für reguläre Kiystallisation ungewöhnliche fasrige Ausbildung mancher natürlicher
Alaune zusammen. Derartige Mineralien gehören dann nicht zu den eigentlichen
Alaunen im gewöhnlichen Sinne des Wortes.
Kalialaun (Kalinit). KiSOt . A^SgOis . 24^80. Bildet meist weiße Efflores-
zenzen auf schwefelkieshaltigen Tonen und Tonschiefem an vielen Orten (Alauntou
und Alaunschiefer, aus denen Alaun früher im großen gewonnen wurde). Auch als
Snblimationsprodukt von brennenden Kohlenfeldern, z. B. Dudweiler bei Saarbrücken,
und von Vulkanen, z. B. in der Solfatara bei Pozzuoli mit anderen Sulfaten.
lYa fr onaZau?i (Solfatarit). Na^SOt, Al^S^Oii.24HiO, z, T, 22 ff^O, Erdige
Efiloreszenzeu oder weiße, fasrige, seidenglänzende Aggregate. Solfatara (mit Kali-
alaun), Insel Milo, Schimane in Japan, San Juan und Mendoza in Argentinien {Mert'
dozit). Nur I2H2O enthält der fablose, fasrige Tamarugit von den Cerros Pintados
in Chile.
Aluminit. Isomorphe Reihe des Alauits. 865
Ämmoniakalaun (Tschermigit). (NH^i^SO^ . ÄlAOn . 24S^ 0. Dünne,
parallelfasrige, durchscheinende Platten in der Brannkohle von Tschermig nnd Dax
in Böhmen nnd von Tokod bei Gran in Ungarn. Volkanisches Snblimationsprodnkt
in der Solfatara, am Ätna etc.
Magnesiaalaun (Pickeringit). MgSO^,Alt8iOi9.22H20. Wahrscheinlich
monoklin; doppelbrechend. Farblose, gelbliche nnd rosenrote, seidenglänzende
Fasern von Iqniqne in Chile, Colorado, mehrorts in Argentinien nnd bei Newport
in Nenschotüand als Ansblühnng auf Silnrschiefem. Ähnlich zusammengesetzt sind:
Sonomaitj SMgSOi, . AliS^Oi^ . dSH^O, farblose, seidenglänzende Aggregate
gebildet in dem Geysir von Sonoma Co., Kalifornien. Fikroalumogenj
2Mg804, . Al^SzOit . 22H2O, farblose bis rosenrote, fasrige stalaktitische Bildungen,
doppelbrechend, in der Eisengrube von Vigneria auf Elba. Seaqui^Magnesia-
alauiij SMgSOi,2Alt8zOi2.b3H20, von den Cerros Pintados in Chile, wie der
vorige vielleicht ein Gemenge. Dumreicherit, iMgSOi . Aj^S^ Oi t . SGIT« 0, dftnne
stenglige Krusten, als Fumarolenbildung auf der Capverden-Insel S. Antao; nnd
andere. Stüvenit, dünne stenglige Krystalle von Copiapo, ist wohl eine isomorphe
Mischung von Natron- und Magnesiaalaun mit 24 Mol. HtÖ.
Manganalaun (Apjohnit). JfnSO« . ^{sSgOig . 24H'20, der ^2<^-Gehalt etwas
schwankend. Ziemlich genau diese Formel haben die feinfasrigen Aggregate von
der Delagoabay, etwas weniger H^O enthält der M. von Sevier Co., Tennessee.
Bosjemanit (Buschmanit), ein Aggregat langer, weißer, seidenglänzender Fasern
aus einer HOhle am Bosjemans Kiver in Südafrika mit Bittersalz, ist eine isomorphe
Mischung von Mangan- und Magnesiaalaun mit 22 oder 24 H^O.
Eisenalaun (Halotrichit, Federalaun, Haarsalz z. T.). FeSO^ . AliS^Oi^ . 24J7a 0.
Kote, grüne oder weiße Fasern bilden seidenglänzende, asbestähnliche Aggregate
auf den Qnecksilbergruben von Idria und in der Pfalz ; in den Gruben von Bodenmais
im bayr. Wald; in der Braunkohle von Artem in Thüringen; bei BjÖrkbakkagaard
in Finnland, an der Solfatara und am Urumiasee in Persien. Die langen Fasern des
Vorkommens von Copiapo in Chile haben genau die obige Formel mit 24J720, sind aber
doppelbrechend und die Auslöschung ist schief zur Faser (monoklin?). Ähnlich ist
es mit dem sog. Hversalt^ auf vulkanischen Gesteinen in Island, das aber etwas
MgO und Fe20i enthält In der Zusammensetzung steht manche Bergbutter
nahe, ein Zersetzungsprodukt von kieshaltigen Schiefem (Alaunschiefem), das von
diesen in anfänglich butterartig weicher Beschaffenheit ausgeschieden wird.
Dietrichit {Zn,Fe,Mn)S0i.Al28^0it.22S20, mit S^l ZnO, Schmutzig
weiß, aus feinen, doppelbrechenden, gerade auslöschenden Fasern bestehend, von
Felsöbanya in Ungarn.
Als Doppelsalz schließt sich hier an:
Ettringit 6Ca0.il2,0,.3fifO,.8d^20. Sehr feine, seidenglänzende, farb-
lose, hexagonale Nädelchen aus Kalkeinschlüssen der Lava am Ettringer Beller-
berg etc. nahe dem Laacher See.
Den Alaunen reiht sich femer an die
Isomorphe Reihe des Alunits.
Ehomboedrisch. a : c opt.
Alunit : ÄaS^O* . SAkSO^ . 6JBr,0 ; 1 : 1,252 +
Jarosit : KiSOt, . SFe^SOe . 6J2iO; 1 : 1,245 ~
Plumbojarosit : P6/SO4 . SFet80^ .ßHiO; 1 : 1,216 —
Natrojarosit : Na2804, . 3^6,80« . GBg 0 ; 1 : 1,104 —
(Hillebrand und Penfield, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 36, 1902, pag. 545.)
Bauer, Mineralogie. ^^
866 Sulfate.
Alnnit (Alaonstein).
K^O . 3^0« . 4S0g . 6J3jO = K^SO^ . SAl^SO^ . 6H^0 mit 11,35
K^Oj 37,10 Äl^O^, 38,56 SO, und 13,01 H^O, das erst bei ziemlich
hoher Temperatur weggeht. Zuweilen ist prozentisch die Hälfte des
jE^O durch Na^O ersetzt (Natrocdunit). Kleine Bhomboederchen By^
BjR = 90^ 50' E. K, basisch deutlich spaltbar, selten andere Formen^
z. B. dünne Plättchen, sitzen auf Drusenräumen der meist kCmigen,
dichten und erdigen Masse. G. = 2,6—2,8. H. = 3^—4 ; häufig härter
wegen Beimengung von Quarz, Feldspat und anderen härteren Minera-
lien. Farblos, weiB, rötlich, gelblich. Durchscheinend, in dünnen Schichten
durchsichtig. Optisch +• Von H^O und HCl nicht angegriffen, von
heifier konz. H^SO^ und Kalilauge schwierig aufgelöst Nach dem Glühen
zieht Wasser Alaun aus. Hierauf beruht die Verwendung zur Alaun-
gewinnung, z. B. zu Tolfa bei Eom (römischer oder kubischer Alaun^
da diese Substanz aus der erhaltenen Lösung in Form von Würfeln
auskrystallisiert). Steht meist mit Trachyt und ähnlichen jüngeren
Orthoklasgesteinen in Verbindung, deren Feldspat durch Einwirkung
^O^-haltiger vulkanischer Dämpfe, also durch Solfatarentätigkeit, in
Alaunstein überging, so bei Muszay, Beregszaz und Parad in Ungarn^
am Mont Dore in Frankreich, bei Tolfa, auf der Insel Milo. Diese
umgewandelten Gesteine sind meist stark porös ; auf den Poren sitzen
die Ejyställchen. Andere Arten des Vorkommens sind im Gips bei
Hadschi Kan in der Bucharei und als knollige Konkretionen im Ter-
tiärsand von Würzen in Sachsen. Ein unreiner Alaunstein ist wohl
auch der IgnatiewU, der in ähnlicher Weise in einem weißen Sande
bei Ekatrinoslaw im Distrikt Bachmut im südl. Bufiland fasrige
Knollen bildet. Natroalunü ist bekannt vom Red Mountain in Colo*
rado als krystallinisches Pulver und von den Bosita Hills in dem-
selben Staate.
Löwigit Wie Alnnit zusammengesetzt, aber 9^20. Gelbliche, amorphe, in
HCl lösliche EnoUen, in der Steinkohle von Zabrze in Oberschlesien, anch bei
Muszay und Tolfa.
Jarosit KqO.SFetOz.4k80t.QHtO. Stark glänzende, schwarzbraune bis
honiggelbe, basisch dentlich spaltbare, rhomboedrische, optisch negative Tftfelchen,
die anf derben, kömigen nnd dichten Aggregaten desselben Minerals sitzen, auf dem
Jaroso-Gung in der Sierra Almagrera in Spanien; anch bei Schwarzenberg in Sachsen,
bei Beresowsk, sowie in Colorado nnd Arizona. Mit dem Jarosit wird das Gelbeiseners
(pag. 869) znweilen in nähere Beziehung gebracht. Im Natrojarosit ist K^O
durch NatO vertreten; er bildet an der Ostseite des Soda Spring Valley in Nevada
ein branngelbes schimmerndes Pulver winziger rhomboedrischer, opt. — Plättehen;
bei Cooks Peak in Neu-Mexiko sind solche Ejyställchen zu einem etwas festeren
Aggregat verbunden. Im Flumhojaroait wird K und Na durch Fb isomorph
vertreten, der einzige bekannte FaU dieser Art. Wie der Natrojarosit ein schimmern-
des, braungelbes Pulver oder ein loses, zerreibliches Aggregat opt — , rhomboedrischer
Täfelchen von Cooks Peak in Neu-Mexiko.
Eisenoxydsnlfate (FezriBiilfate) und Deppelsalze. g67
Dem Jarorit sdiliaOt sich an die Reihe der
Eisenoxydsulfate (Ferristdfaie) und Doppelsäüfe.
Diese Gmppe enthält die meist basischen/ reinen Ferrisnlfate, aber anch die
Doppelsalze, welche daneben noch FeO, ZnO, MnO, Alkalien etc. enthalten. Sie
sind in ihrer Znsammensetznng yielfaih noch nicht genau bekannt, namentlich be*
zügHch der Bolle, die das Wasser spielt. Daher sind hier fast durchweg nur die
empirischen ^Formeln angeführt» die keine Rftcksicht darauf nehmen, ob Waiser
oder Hydroxyl vorhanden ist. Manche sind in JEr20 löslich, manche andere nur
teilweise unter l^terlassung basischer Verbindungen. Die hierher gehörigen Mine-
ralien sind zum größten Teü Verwitternngsprodukte des Schwefelkieses und anderer
ähnlicher Schwefelverbindungen in Abwesenheit von reduzierenden Substanzen, die wie
bei der Vitriolbildung die Entstehung von Ferrisulfaten hindern (pag. 881) ; z. T. sind
es auch Oxydationsinrodukte des Eisenvitriols, der durch Sauerstoffaufnahme in Fern*
sulfat ttbergehen kann. (Scharizer, Zeitschr. f. Kryst. Bd. 30, 1898, 209; Bd. 82,
1900, pag. 338; Bd. 35, 1901, pag. 345; Bd. 37, 1903, pag. 529; Linck, ibid.
Bd. 15, 1888, pag. 1; Frenzel, Min. u. petr. Mitügn. IX, 1888, pag. 387 und XI,
1890, pag. 214.)
Coquimhit Fe^Oit^dH^O ^ Fet0z,S80^,dEt0, meist etwas Al,0,.
Kleine, dick taf elfönnige oder nieder sftulenförmige, rhomboedrische Krystalle, manchmal
eine dem regulären Oktaeder ähnliche Kombination eines Bhomboeders mit der Basis,
daher früher fOr regulär gehalten (Elakeit). Meist aber feinkörnige Aggregate.
G. = 2,0-2,1. H. = 2— 2Vs. Farblos, gelblich, grünlich, bläulich. In kaltem H^O
löslich. Von Tlerra Amarilla bei Copiapo in der Provinz Atacama, Chile (nicht bei
Coquimbo, woher der Name) in einem trachytischen Gestein als Verwitterungs-
produkt von -Kiesen.
Quenstedtitj von Coquimbit nur durch IJS^O mehr unterschieden:
Fe^SiOiiAOHtO^FetOt.^SOzAOH^O. Monokline, tafelförmige, gipsähnliche, röt-
lichviolette Kiystalle von Copiapo. Leicht mit H^O zerfließlich.
IhlHt Noch 25^0 mehr : -Fc8S,Oi,.12fi,0 = jP'csOa.3SO,.12ir,0. Bötüch-
gelbe, traubige Effloreszenz auf dem kieshaltigen Graphit von Mugrau im Böhmer*
wald, als Verwitterungsprodukt des Kieses.
Copiapit Fe^SiOtt . ISJ^tO = ^Fe^Ot . bSOt . 18^,0. Sechsseitige, jedoch
monokline Kiystalle mit bacnschem BL Br. (daher „blättriges basisches schwefelsaures
Eisenoxyd"). G. = 2,10. H. = IVs- ^^b und gelblichgrün durchscheinend bis
durchsichtig, perlmutterglänzend. In Wasser löslich. Bei Copiapo z. T. den Co*
quimbit krustenförmig bedeckend, und in der Sierra Gorda bei Caracoles in Chile ;
bei Fahlun in Schweden und bei Wehrschau in Böhmen auf Ton. Dasselbe ist wohl
der gelbe, lockere, feinschuppige Aggregate bildende Misy vom Bammelsberg bei
Gk>slar. (Andere Misy genannte Substanzen sind abweichend zusammengesetzt und
gehören z. T. zum Metavoltin.)
Hohmannit. FtStO^.'^S^O^FtiO^.^SOt^lHtO, Trikline, deutlich spalt-
bare, kastanienbraune Kiystalle mit rostgelbem Strich und leicht rostartig verwitternd,
bilden breitstrahlige Aggregate im Copiapit von der Sierra Gorda bei Caracoles in
Cbile. Amarantit, ebenso lusammengesetzt und gleichfalls triklin, aber mit an-
deren Winkeln von demselben Fundort, orangefarbig; ist wohl nur eine feinkörnige
Abart des Hohmannits.
Castanit Chemisch wie Hohmannit, aber SH^O, Bildet kastanienbraune,
für monoklin gehaltene Prismen, die den H. bei Caracoles begleiten.
55*
868 Salfate.
Stypticit Noch wasserreicher: ^StOgAOH^O == Fe9Ot.2SO^.10H^O.
Gelblichweiße bis schmutzig gelbgrttne, vielleicht monokline Fasern, G.=3l|85,
bilden radial angeordnete Ernsten nnd Überzüge („strahliges schwefelsaures Eisen-
oxyd'') als Begleiter des Copiapits. In HiO teilweise unter Hinterlassung eines
basischeren Salzes gel5st. Nicht wesentlich verschieden ist der gelbe Fibro^
ferritf ebenfalls von Copiapo in Chile.
ApateliU FetSfiOu'2S%0 = ^Fe^Ot.bSOt.2HtO. Gelbe, nierige, fein-
schuppige und erdige Aggregate im Ton von Auteuil bei Paris.
Faposit JPe4i^Oia.l0^2O==2i^e,O8.3£fO,.10^8O. Dunkelrote, glänzende,
Krystallfasern im Kupfervitriol von Paposa in Atacama.
Karphosiderit JFVeÄO2i.l0fl,O = 3jPVtOt.4S(>,.10^8O. Gelbe, hexa-
gonale, basisch spaltbare Täfelchen bilden fettglänzende nierige Aggregate als Über-
züge auf Sandstein bei St. Leger unweit Häcon in Frankreich und bei Laurium in
Attika.
ütahi t. Fe^SO^ . 2J7,0 = ^e^O, . SO, . 2J780. Braune , gelbumränderte,
scheinbar reguläre, rhomboedrische ErystäUchen und seidenglänzende, feinschuppige
Anflüge auf Quarz; Eureka-Hill-Grube in Utah und Guanaco, Distr. Taltal, Chile.
Der honiggelbe Raimondit auf Zinnstein bei Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge ist
bei paposit-ähnlicher Zusammensetzung {2Fe20z.SSOflH^O) gleichfalls rhombo-
edrisch.
Pianoferrit Fe^SOe AbH^O. Sechsseitige, wahrscheinlich rhombische, in
MiO leicht lösliche, gelblichgrüne und braune Täfelchen auf grünem Copiapit von
Lautaro in Atacama.
Glockerit. FeS09.%Ht0^2Fe^0t.S0^,^Ht0, Bildet bis 2 Fufi lange,
braune, glänzende, dünnschalige Stalaktiten, im Innern teilweise erdig und heller,
auch dunkelgrün gefärbt, bei Obergrund unweit Zuckmantel in Österr.-Schlesien mit
Stilpnomelan. Dasselbe und wohl nur eine erdige, gelbe Abart des G. ist der
Vitriolocker vom Bammelsberg bei Goslar und von Fahlun in Schweden mit
Botryogen.
Fiasophan. Fe4S09,lbHiO = 2FetOg.SOt.lbH20, zuweilen mit einem
starken A/^Og-Gehalt. Amorph, kolophoniumähnlich, grünbraun und gelb durch-
sichtig bis durchscheinend, zuweilen stalaktitisch. Verwitterungsprodukt schwefel-
kieshaltiger Schiefer (Alaunschiefer) von Saalfeld in Thüringen und Beichenbach in
Sachsen; manchmal anfänglich noch weich.
Auch noch ein- und zweiwertige Metalle enthalten:
Boemerit FeO. Fe^ Ot . ^SO^ . ^AH^ 0, Hell- bis dunkelbraune, violette bis
gelbe, glänzende, trikline Täf eichen und kömige Aggregate; im Wasser leichtlöslich.
In alten Halden am Bammelsberg bei Goslar mit einem kleinen ZnO-Gehalt, sowie
bei Madeni Zakh in Persien und bei Copiapo.
Yoltait {Fe,Mg,K2, Nat)0.(Fe,AI)iOi.4SOi.HiO, aber noch nichtsicher
bestimmt. Dunkelgrüne bis schwarze, fettglänzende, quadratische, pseudoreguläre
ErystäUchen aus den alten Halden des Bammelsbergs bei Goslar, bei Eremnitz in
Ungarn und bei Madeni Zakh in Persien; auch ein vulkanisches Sublimationsprodukt
der Solfatara bei Neapel.
Ein Zersetzungsprodukt des V. ist der he^agonale Metavoltin. Er bildet
bei Madeni Zakh ein ockergelbes schuppiges Aggregat von der Zusammensetzung:
ö(Zi, N(h, Fe)0 . ZFetOt . 12Ä0, . ISfiiO.
Eisenoxydsnlfate and Doppelsalze. U-haltige Sulfate. 869
Ähnliche Verbindnngen sind auch der Flagiocitrit nnd der Klinophäii
mit etwas CoO und NiO^ die dorch die Einwirkung yerwittemden Schwefelkieses
anf den Basalttoff am Banersbeig bei Bischofslieim a. d. Rhön entstanden sind.
Ferronatrit (Gordait). 3JVa,0 . Fe^O^ . ßSO^ . 6^,0. Eosettenförmige
Gruppen rhomboedrischer Eryst&Ilchen, weiß oder blaO grünlich nnd 'gelblich ; von
der Sierra Gk)rda bei Caracoles in Chile mit anderen ähnlichen Mineralien.
Quetenit Jtf^O.i^esOs.SSOs .12^8 0. ROtlichbranne, nndentliche, mono-
kline oder trikline Prismen im Kupfervitriol von Quetena in Chile.
Botry ogen. 2{Mgy Zn)0 . Fe^O^ . 4Sf0t • l^S^O, Kleine, kurz prismatische nnd
prismatisch spaltbare, monokline, hyacintrote bis gelbbraune, stark pleochroitische Kry-
stftllchen, meist aber kleintraubige, fasrige Aggregate bei Fahlnn in Schweden mit
Bittersalz, Madeni Zakh in Persien und Copiapo.
Bubrit 2Mg 0 . Fet 0% . ^80^ . 18fl^ 0, Glasglänzende, dunkelrote, rhombische
oder monokline, spröde Doppelpyramiden aus der Nähe des Laofiusses in der Wüste
Atacama.
TJrunit 2NatO . Fe^Ot . 4,80t • 7-H20. Aus kleinen, gelben, roten, rhombischen
KrystäUchen zusammengefügte weiche Knollen, Ton der Hochfläche Ums auf der
Insel Tscheieken im kaspischen Meer mit EiseuTitriol. Wahrscheinlich dasselbe ist
der feinfasrige, orangegelbe Sideronatrit aus einer Grube bei Huantajaya in Chile.
Gelbeisenerz. Vielleicht E^O.AFe^Ot.bSOt.dHiO (nicht Gelbeisenstein,
pag. 669). Gelbe, nierenfSrmige, knollige und plattige Partien von muschligem
Bruch, auch erdig; ein 2Sersetzungsprodukt des Schwefelkieses in der Braunkohle
von Tschermig und Kolosoruk in Böhmen, auch im Alaunschiefer von Modum in
Norwegen etc.
(Vergl. auch Jarosit, pag. 866.)
U'haltige Siüfate.
Alle sind Zersetzungsprodukte des Uranpecherzes (pag. 529).
ZJranvi^rio Z (Johannit). V80^,H^0 {jt) mit etwas Cu. Grüne, monokline
KrystäUchen bilden dünne, nierenförmige Überzüge auf üranpecherz und Glimmer*
schiefer bei Joachimsthal und Johanngeorgenstadt im Erzgebirge. TJranopilit,
SüOt*Ca0.280t.2bHtO; gelbe, sammetähnliche Krusten, wie Uranvitriol vor-
kommend. Uranocker nennt man gelbe und grüne, erdige, zerreibliche Überzüge
vom gleichen Vorkommen und ähnlicher Zusammensetzung, üranblüte (ZippSit).
Ähnlich wie Uranvitriol zusammengesetzt, teUs CW-haltig, teUs Ci«-frei; gelbe Fasern
oder Plättchen sind rosettenförmig angeordnet; auf alten Halden bei Joachimsthal.
Andere ähnliche wie die obigen, noch nicht genauer bekannten Zersetzungsprodukte
sind ürangrün, Voglianit und Medschidit genannt worden. Eine Verbindung der Uran*
säure ist der üranosphärit ^0« .2{70s .SJETtO. Orangegelbe bis ziegelrote,
radialfasrige Wärzchen von der Grube „Weißer Hirsch*' bei Neustädtel im Erzgebirge.
g70 MineralfiiibfitaiueB organischen Unpriuigg.
XIV. Klasse.
Mineralsiibstazizen organischen Unprongs.
Einige Salze organischer Säuren sind homogen; die anderen Mineralien dieser
Klasse sind alle mehr oder weniger komplizierte, wenn auch z. T. homogen aas-
sehende Gemenge.
Erystallisierte Salze organischer SSuren.
Honigstein (Mellit). ii2sCieO,i.l8J9;0 = iU,0,.Cis(^.18^t^; 40,30 Honig-
steinsäure (Mellitsänre) C„Oo, 14^ ii2,0a, 45,34 ITaO. Niedere quadratische Oktaeder P;
P/P s 93® 6' (S. E.), doch ziemlich schwankend ; häufig sind die Endeck^ durch eine
krumme Basis, die Seitenecken durch kleine Flächen des Prismas der anderen Stel-
lung abgestumpft Die weißen oder gelben, auch rotgelben Krystalle zeigen musch-
ligen Bruch. H. = 2— 2 Vi, wenig spröde. G. = 1,67—1,64. Fettglanz; — D. Br.,
häufig anomal zweiachsig. Einzeln eingewachsen in der Braunkohle hei Artem und
Esperstädt in Thüringen; als mikrokrystalliniseher Überzug in der Braunkohle tou
Dransfeld bei Göttingen ; findet sich femer in der Braunkohle bei Luschits in Böhmen,
im Quadersandstein bei Waldow in Mähren und in der Steinkohle von Malöwka im
GouT. Tula. In Wasser unlöslich, aber in Salpetersäure und Kalilauge löslich. Y.
d. L. ohne Geruch yerkohlend, zuletzt bleibt ein weißer Btlckstand von J^isO«.
Oxa/if (Humboldtin). 2FeCtO^.SH20 = 2{FeO,CtOg).3HtO. Haarförmige
Krystalle, auch derb, feinkörnig, erdig, traubig, ähnlich dem Gelbeisenerz; gelb,
schwach fettglänzend. In Säuren leicht löslich. V. d. L. auf Kohle erst schwarz,
dann rot (Pe^Os). Nur in der Braunkohle, Grossalmerode in Hessen, Luschitz und
Kolosoruk bei Bilin in Böhmen, Gegend von Duisburg etc.
Whetoellit (Ozahiaurer Kalk). CaC^O^ . H^O » CaO . C^Ob . S^O,. Monoklin,
mit basischer Spaltbarkeit; häufig bis dVa cm lange herzförmige Zwillinge nach
£oo (101) auf einer Kluft im Liegaiden eines Steinkohlenfiöties bei Buz]g^ im
Plauenschen Grund bei Dresden. Auf tonigem Sphärosiderit im Segen-Gottee-Scbacht
hei Zwickau in Sachsen; im Letten in der Braunkohlengruhe Venustiefbau bei Brflx
in Böhmen als fiache, bis handgroße, radialstrahlige und -fasrige Scheiben; au«^ an
einem unbekannten Fundort (Ungaiu?) auf Kalkspat ThierBchity grauliche,
warzige Krusten von Kalkozalat auf den Marmorsäule des Pajrthetton in Athen.
Kohlenwasserstoffe.
Erdöl (Naphia, Steinol, Petrdeumy Bergteer, Bitumen z. T.)
Das natürliche Petroleum (Rohpetroleum) ist eine Mischung zahlreicher Ter-
schieden zusammengesetzter Kohlenwasserstoffe von bei gewöhnlicher Temperatur gas-
förmiger, fiüssiger oder fester Beschaffenheit, die zusammen eine je nach dem
Mischungsverhältnis mehr oder weniger dünnflüssige Masse liefern. Li der Haupt-
sache sind es Verbindungen der Metbanreihe von der allgemeinen Formel C%Hfm + a,
wozu sich aber auch noch Kohlenwasserstoffe anderer Beihen, so namentlich solche
▼on der Zusammensetzung CnH^n, sowie besonders einige aus der Benzolreihe,
ChH^h — 6, gesellen, letztere vorzugsweise im Petroleum aus dem Kaukasus (von Baku).
Die C-ärmsten Glieder der Methanreihe, CH^ bis CftHit sind gasförmig, die C-
^iwzvmt
Kohlenwasserstoffe. 871
Teicheren bis CWff«t sind fiflssi^ nnd die C-reichsten jenseits der letzteren Formel
fest. Der gasförmige Anteil entweicht schon bei gewöhnlicher Temperatur und
macht das Bohpetroleum besonders leicht entiündlich. An manchen Orten ent-
weichen solche gasförmigen Produkte in großen Massen, die dann als natürliche
Heiz- und Leuchtgase Verwendung finden, so besonders in Nordamerika. Bei Baku
auf der Halbinsel Apscheron im kaspischen Heere entsteigen dem petrolenmhaltigen
Boden brennbare Gase und bilden Gasquellen, Ton denen eine seit 900 v. Chr. un-
unterbrochen in Flammen steht. Es sind die heiligen Feuer der Parsi. Die flüssigen
und festen Teile des natürlichen ErdOls werden mit zunehmendem C-G ehalt immer
schwerer (G. des Eohpetroleums schwankt zwischen 0,6 und 0^9) und immer weniger
flüchtig. Sie lassen sich infolge der stetigen Zunahme des Siedepunkts durch frak-
tionierte Destillation voneinander trennen. In der Praxis wird durch diese Operation
das rohe ErdOl in einzelne Teile zerlegt, die in verschiedener Weise benützt werden.
Der bis 100^ C übergehende, bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Anteil ist der
Petroleumätherj von 100^ bis 150* erhält man das Benzin und das lÄgroin^ von 160*
bis 300* destilliert das zum Brennen in den Lampen benutzte raffinierte PetroUum,
Die bei noch höherer Temperatur siedenden Partien, also die C-reichsten Kohlen-
wasserstoffe, geben Vaselin, Massut und Schmieröle verschiedener Art, die neben dem
LeuchtOl ganz besonders wichtig sind. In ihnen ist stets auch eine größere oder
geringere Menge Paraffin enthalten. Diese Bestandteile sind in verschiedenen Mengen
in den Bohölen der einzelnen Lokalitäten vorhanden, die daher auch ziemlich von-
einander abweichende Beschaffenheit besitzen. So sind im nordamerikanischen ErdOl
mehr leichte, im kaukasischen mdir schwere Kohlenwasserstoffe vorhanden etc.
Das natürliche Rohpetroleum hat einen aromatischen Geruch. Es ist je nach
seiner Zusammensetzung zuweilen, allerdings nur selten, durchsichtig und hell ge-
färbt, alsdann häufig stark fluoreszierend, leicht flüssig und leicht flüchtig (Naphta) ;
oder weniger leicht flüssig und flüchtig, gelb bis braun (S^etnöZ); oder endlich dick
und zähflüssig, schwer flüchtig, besonders reich an Paraffin und braun bis schwarz
{Bergteer), Indessen wird auch das hellgefärbte und leicht flüssige Petroleum beim
Stehen an Licht und Luft allmählich dickflüssig und dunkel bis undurchsichtig, und
endlich ganz fest (Asphalt).
Das rohe Petroleum findet sich, nicht selten in Begleitung von Soole und von
Steinsalz, in größeren oder kleineren Mengen an zahlreichen Orten in Sedimentär-
schichten von verschiedenem geologischem Alter. Vielfach durchtränkt es die Ge-
steine mehr oder weniger reichlich, die dann bituminOe genannt werden; hiervon
wird bei der Betrachtung des Asphalts noch eingehender die Rede sein.
Aus solchen bitumenreiehen Gesteinen sickert das Petroleum zuweilen aus und
kann unter günstigen Umständen nnd an passenden Orten gewonnen werden. In
manchen Gegenden sammelt sich das Petroleum sogar in ungeheuren Mengen an
und stagniert in unterirdischen Becken, aus denen es in Bohrlöchern in die HOhe
steigt und sogar in Form von SpringqueUen bis über die Erdoberfläche empor-
sprudelt. Hier sind die wichtigsten Gewinnnngsstellen des in der Praxis so massen-
haft verwendeten Öles.
In Deutschland gewinnt man kleine Mengen Petroleum in Hannover (Peine,
Lüneburger Heide bei Wietze etc.), bei Bechelbronn im Elsaß, bei, Tegemsee (Quiri-
nus^) etc. Viel reichlicher ist das Vorkommen und die Produktion in den Karpathen,
in Galizien und Ostlieh bis nach Rumänien. Gewaltige Massen liefert die Gegend
von Baku am kaspischen Meer (kaukasisches Petroleum). Hier findet die stärkste
Produktion statt, der jedoch die ncMrdamerikanische, beeonders im Staate Pennsylvanien,
aber auch im westliehen New-Tork, in Ohio und Virginien fast gleichkommt. Kanada
tritt demgegenüber fast ganz zurück, und ebenso ist die Ausbeute in Indien (Rangun,
Sumatra, Java etc.) von untergeordneter Bedeutung.
872 Mineralsnbstanzen organischea Urapnmgs.
Das Petrolenm ist wohl zweifellos ein Zenetznngsprodnkt organischer (tierischer
nnd pflanzlicher) Stoffe. Doch ist ihm anch schon ein rein nnorganischer Ursprung
(Zersetzung von im Erdinnem vermuteten Karbiden durch Wasser etc.) zugeschrieben
worden.
Asphalt (Erdpech, Judenpech, Bitumen z. T.).
Bald fest, bald z&hflüssig, stets dunkel braunschwarz gefärbt. Der zähflüssige
Asphalt gleicht dem Bergteer, mit dem er durch allm&hliche Übergänge yerbunden
ist. Der reine feste A. bildet eine braunschwarze, stark harzglänzende Hasse yoa
sehr vollkommen großmuschligem Bruch, nicht sehr spröde, weich, H. = 2, G. = 1,2.
Er riecht bituminös, schmilzt leicht (bei ca. 100^ und ist leicht entzündlich. In
Alkohol, Äther, Erdöl und Terpentinöl ganz oder teilweise löslich. Nicht immer ist
er rein, sondern häufig mit Sand und anderen unorgamschen Substanzen gemengt,
oder es sind Sandsteine, Kalke, Schiefer, Mergel etc. mit Asphalt imprägniert, welche
dann bituminös heißen, oder, da sie beim Zerschlagen brenzlich riechen, Stinkkalk,
Stinkschiefer etc. Hierher gehört, jedenfalls teilweise, die Blätterkohle (Dysodil, siehe
diesen). Von diesen Schiefem können die imprägnierenden Kohlenwasserstoffe, die
teilweise leicht flüchtig sind, abdestilliert werden; sie geben z. T. ein klares, leicht
flüssiges, petroleumähnliches Destillat, sog. Schiefer'öl^ das auch wie Petroleum ver-
wendet wird. Chemisch ist A. ein Gemenge mehrerer, z. T. 0-haltiger Substanzen;
in manchem A. ist der 0-Gbhalt groß (bis 23%), aber auch vielfach ganz gering
(0-|-i\r=lV8%)» so daO er wohl an die Kohlenwasserstoffe anzuschließen ist, auch
wegen seiner vielfachen nahen Beziehungen zum Petroleum, aus dem er wohl durch
Aufnahme von 0 etc. sich gebildet hat Der C-Gehalt beträgt 67— 88<^/o, dazu außer-
dem 0 noch 7—10% B.. Der A. flndet sich in Massen am Toten Meere, am Ufer
Lager bildend und auf dem Wasser schwimmend; ebenso auf der Insel Trinidad,
an einem See von zwei Kilometer Durchmesser. Größere Lager bei Avlona in Al-
banien ; femer als Imprägnation in Hannover (Limmer) ; in Elsaß mit dem Petroleum
bei Bechelbronn und Altkirch; in der Schweiz (Val de Travers) etc.; in kleineren
Mengen, Chalcedon überzieheni, in der Auvergne; auf Erzgängen (Andreasberg,
Kongsberg etc., fälschlich Anthracit genannt); ebenso in den Eisensteinlagem vom
Iberg im Harz, von Dannemora etc.; in manchen Graniten, besonders in Schweden
auf kleinen Hohlräumen. Zuweilen füllt er Spalten im Gebirge, so der glänzend
schwarze Alhtrtit, obsidianähnlich , aber weicher, in der Kohlenformation Ton
Albert County in Neu-Schottland, und ^et Grahamit aus West-Yirginien. Asphalt-
ähnlich ist auch der Walait, welcher als dünner, schwarzer Überzug auf Kalkspat-
oder Dolomitkrystallen des Bossitz-Oslawaner Steinkohlenbeckens, diese abformt und
UmhüUungspseudomorphosen bildet An den A. mehr als an die Kohlen schließt sich
wohl die ßogheadkohle (Bituminit) an, welche mit Kännelkohle zusammen in
manchen Gegenden bis Vs ^ mächtige (Torbane-Hill bei Bathville in Schottland,
daher auch Torbanif) Lager bildet, auch bei Pilsen in Böhmen, im Gouv. Tula
in Bußland, Australien etc. Es ist eine matte, weiche, schneidbare, aber zähe,
schwarzbraune Masse mit hellem, gelbbraunem Strich, die sich sehr leicht entzündet
und nicht schmilzt, mit weißer Flamme brennt und bei der trockenen Destillatioii
viel Leuchtgas gibt; sie ist aber sehr aschenreich, 18—24% Asche; zeigt keine
Spur von Pflanzenstruktur, ist also vielleicht ein sehr bitumenreicher Schiefer. Ein
solcher ist auch der aus papierdünnen Plättchen bestehende Dysodil (Blätter- oder
Papierkohle), und zwar ein bituminöser Kleb- (Diatomeen-) Schiefer; am Aspenkippel
bei Climbach in Hessen, bei Rott unweit Bonn, im Westerwald, bei Kirchheim in
Württemberg etc.
Eoblenwasserstoffe. 873
Ojsokerit (Erdwachs, ncUürl. Paraffin).
Im durchgehenden Licht brännlichgelbe bis rotbraune, im reflektierten Licht
mehr grünliehe, yielfach gestreifte und gefleckte, striemige, grobfasrige und -blättrige
Massen von der ungefähren Zusammensetzung CH^ mit ca. 85^0 ^ und 14—15% H.
Ist bei gewöhnlicher Temperatur halbfest, zähe und leicht (bei 62—66^) schmelzbar;
schon zwischen den Fingern beginnt die Erweichung, er läßt sich also mit den Fingern
kneten. In Terpentinöl und Benzol leicht, in Alkohol und Äther schwer löslich.
G. = 0,94--0,97. Findet sich mit dem Petroleum zusammen in den dieses um-
schließenden Sandsteinen und Schiefem, besonders in der Gegend yon Truskawice
und Boryslaw in Galizien, und Ton Slanik in Bumänien. £r wird mit dem Petroleum
gewonnen und auf Paraffin verarbeitet. Ganz ähnliche Substanzen von der Insel
Tscheieken im kaspischen Meere sind Neftgil und Kir genannt worden. Mit Oz.
ist wahrscheinlich identisch der Hatchettinf der eine reinere und z. T. krystal-
liniBche Modifikation der Substanz darstellt; derselbe bildet weiße, schwach perl*
mutterglänzende, opt. zweiachsige, weiche, biegsame, zähe, fettig anzufühlende Plätt-
chen ohne Geruch. G.=0,6. Schmilzt bei ca. 46®. Bologna, Wallis, Böhmen,
Wettin bei Halle (sog. Chriamatinf butterartig). Dem Ozokerit ähnlich, aber im
kalten Äther löslich, ist der ürpethitf der Hauptbestandteil des sog. Ozokerits
von Urpeth Colliery. Auch der sog. Ozokerit Ton Zietrisika in der Moldau ist
vollkommen in Äther löslich und daher als Zietrisikit von dem sonst ganz
gleichen Ozokerit abgetrennt worden.
In der Zusammensetzung ist von Oz. nicht verschieden ist der Elaterii
(elast. Erdpech), also ebenfalls CH2; auch er ist weich und biegsam, aber elastisch
und zähe, etwas klebrig, rötlichbraun, an der Luft dunkler werdend ; stark riechend.
Als Überzug in derben Massen auf den Bleierzgängen von Castleton in Derbyshlre
und von New Haven in Connecticut. Sehr paraffinreich wie der Ozokerit ist auch
der Pyropissit (Wachskohle), der auf der Grenze zu den Harzen steht; eine
lockere, sehr leichte, gelbliche oder bräunliche Masse, matt mit glänzendem Strich
und etwas fettig ; leicht schmelzbar und entztlndlich ; findet sich in der oberen Braun-
kohle von Gerstewitz u. a. 0. bei Weißenfels (Prov. Sachsen) in 14—70 cm mächtigen
Schichten, z. T. mit erdiger Braunkohle gemischt und dadurch gefärbt, femer bei
Helbra unweit Eisleben in 7 — 24 cm mächtigen Schichten, bei Asendorf und Etzdorf
(Prov. Sachsen), bei Eger etc. und wird auf Paraffin verarbeitet
Einige seltenere Kohlenwasserstoffe sind: Fichtelitf kleine, monokline, weiße
Plättchen, CisJI^ bis Cij^n, mit 87 % C und bei 46* schmelzbar, auf Klüften des
bituminösen Nadelholzes im Torfmoor von Bedwitz im Fichtelgebirge und bei
Holtegaard in Dänemark, hier Tekoretin genannt Könleinit bildet kleine,
spröde, monokline Krystallplättchen, CyEd, mit ca. 93% C, schmilzt bei ca. 110*
ebenfalls bei Bedwitz. Zusammen mit K. findet sich der Scheererit, krumm«
blättrige Krystallschuppen auf Kiefernholz in der diluvialen Braunkohle von Uznach
in der Schweiz, bei 44*, schmelzbar. Der Hartit, CsH^, bildet trikline, Säulen-
oder tafelförmige Kryställchen mit einer vollkommenen Spaltbarkeit, weiß, grau,
gelb. H. = 1,6, G. = 1,04—1,05 ; schmilzt bei 74*« In der Braunkohle von Oberhart
bei Gloggnitz in Österreich, von Oberdorf bei Voitzberg und Köflach in Steiermark*
Der hyacinthrote, amorphe Ixolyt von Oberhart soll dem Hartit ähnlich sein,
schmilzt aber erst bei höherer Temperatur. Endlich ist zu erwähnen das Idrialin,
CajETs oder unter Berücksichtigung eines kleinen 0-Gehalts C^HssO, weiß, mit Zin-
nober und anderen unorganisdien Stoffen gemischt, das Quecksilberbranderz bildend
(siehe dieses); selten rein ohne diese; läßt sich durch Terpentinöl ausziehen. Idris^
in Krain. Auch auf der Quecksilbergrube New-Almaden in Kalifornien findet sich
^74 MineralsubBtanzen organischen Ursprungs.
mit dem Zinnober zusammen ein Kohlenwasserstoff, der rhombisch krystalÜBierte,
flüchtige, in Terpentinöl, Alkohol und Äther unlösliche Aragotit
Bernstein (Sticcinit).
Der Bemstdn ist das wichtigste unter den fossilen Baumharzen. Er findet
Bich in Stücken von weniger als Erbsengroße bis zu 20 Pfund, yorzugsweise und in
großen Quantitäten in den i>reußi8chen Ostseeländem, namentlich in Ostpreußen, und
zwar im Samlande. Seine ursprüngliche Lagerstätte ist hier eine verschieden, aber
stets wenig mächtige Schicht eines feinkörnigen, tonigen, grünen, glaukonitischeii
Sandes der dortigen unteren Tertiärformation, des Oligocän (sog. blaue Erde). In
dieser ist der Bernstein in so großer Menge enthalten, daß in jedem Kubikfuß der
Schicht ein oder mehrere Stücke von größerem oder geringerem Volumen liegen.
Das Mineral wurde vielfach von Gewässern verschiedener Art aus seinem Muttergestein
ausgewaschen, fortgeführt, und an anderen Stellen in z. T. reichlicher Menge wieder
abgelagert. Auf diese Weise gelangt der B. nester- und strichweise in die Diluvial-
und Alluvialschichten und bildet so sekundäre Ablagerungen. Ein sehr reiches allu-
viales Lager dieser Art fand sich vom nordöstlichen Teil des kurischen Haffs be-
deckt, in der Nähe von Memel, bei Schwarzort auf der kurischen Nehrung. Vielorts
wird der aus der blauen Erde ausgewaschene B. aber auch heutzutage noch an der
Erdoberfläche abgelagert, namentlich am Strande der Ostsee. Auf deren Grund
streicht die Bemsteinsehicht mehrorts zu Tage aus, wird von den Meereswellen zer-
stört Der darin enthaltene Bernstein bleibt entweder auf dem Meeresgrunde
liegen oder er wird bei heftigen landeinwärts gerichteten Winden mit den Tan^
nassen vom Boden losgerissen und ans Ufar geworfen» so namentlich am samländiBchea
Weststrande, der nicht selten mit kleinen Bemsteinstückchen dicht übersät ist
Daß der Bernstein ein Baumharz ist, folgt aus seiner ganzen Beschaffenhat
unzweideutig. Er findet sich vielfach in übereinander geflossenen, aus zahlreichea
dünnen Lamellen bestehenden, zapfen-, röhren-, faden-, trop&teinförmigen und sonstigen
Gebilden, welche auf Erstarrung aus einem ursprünglich zähflüssigen Zustande hin-
weisen (sog. Schlauben); häuflg ist er aber auch vollkommen kompakt und massiv,
in Form runder Tropfen oder unregelmäßig stumpfeckiger und rundlicher Stücke mit
glatter oder warziger, zerborstener, rauher Oberfläche, und zwisdien der vollkommen
kompakten Beschaffenheit und dem Aufbau aus dünnen Lamellen finden sich alle
möglichen Übergänge. Außerordentlich häufig, und zwar fast ausschließlich im
klaren, kaum je im trüben Bernstein, besonders in den schaligen Schlaub^ sind In-
sekten eingeschlossen, vorzugsweise Itipteren, aber auch Neuropteren, Ameisen, Eäler,
Blattiden etc., sowie Spinnen, und als Seltenheit auch Landschnecken; alles an
Bäumen lebende Tiere, welche vom fließenden Harz umhüllt wurden. Sehr verbratet
flind auch undeutliche mulmige, kohlige Pflanzenreste, um so seltener dagegen deut-
lich erkennbare und bestimmbare vollständig^e Pflanzenteile, Nadeln, Blättor,
Blüten etc. Schon größere Holzstücke kommen nidit häuflg vor, was mit der leichten
2erstörbarkeit des Holzes und der geringen Zersetzbarkeit des Harzes zusammen-
hängt. Übrigens enthält der B. auch Einschlüsse anderer Art, so namentlich zu-
weilen flüssigkeitserfüllte Poren und Hohlräume, Schwefelkiee in dünnen Lameiieft
auf feinen Binen und Spalten von sekundärer Entstehung, und anderes.
Die Bäume, welche das Harz geliefert haben, das uns heute als Bernstein vor«
Hegt, sind Koniferen, welche Pinites suecinifer gr^nannt worden sind. Es sind aber
wohl mehrere Arten von Bäumen gewesen, welche Bernstein erzeugt haben, so daß
sH"
Bernstein. 875
dieser Name als Sammelname für melurere nicht sicher nnterscheidhare Spesies änzn-
^hen ist.
Aach in chemischer Beiiehang hat der Bernstein das Wesen eines Harzes. Die
Zosammensetanng ist mit der gleich sa erwähnenden physikalischen Beschaffenheit
etwas schwankend. Die Analysen des reinen B. hahen nehen ca. V« % unorganischer
Aschenhestandteile im Mittel ergeben: 79 C; 10,5^; 10,5 0, was der Formel:
CioHitO entspricht Er ist aber kein ein)ieiüicher Körper, sondern ein (jemenge
mehrerer Substanzen, wie man ans der Untersuchung der LöslichkeitsTerhältnisse
und des Verhaltens in der Hitze erkennt, wobei man zwar stets dieselben Produkte,
aber bei den verschiedenen Bemsteinsorten in etwas verschiedenen Mengen erhttlt.
In Wasser ist der B. unlöslich, Alkohol, Ither, Chloroform und Terpentinöl
lösen in der Wärme Vi— V5 davon auf. In Alkohol löst sich aus dem feinen Pulver
in der Wärme 17—22% eines bei 105^ schmelzbaren; in Äther 6 — 6% eines in
Alkohol unlöslichen, bei 145® schmelzbaren, und in alkoholischer Kalilauge 7 bis
9% eines in Alkohol und Äther unlöslichen, bei 175® schmelzbaren Harzes. Dazu
kommen ca. 45% eines in allen diesen Mitteln unlöslichen Bückstandes, des sog.
Bemsteinbitnmens und 3,2—8,2% Bemsteinsäure, welche mit Kalilange ausgezogen
.werden kann und welche aus Bernstein auch technisch dargestellt wird. Die Bem-
steinsäure ist in ganz frischen Stücken nur in geringer Menge (ca. 8%) vorhanden,
nimmt an Menge um so mehr zu, je stärker verwittert das Stttck ist, und findet
«ich in größter Menge (8%) in ganz zersetzten Stücken. Es ist daher zu vermuten,
4aß diese Säure jedenfalls in ihrer Hauptmenge gar kein ursprünglicher Bestandteil
des Bemsteinharzes gewesen, sondern erst durch teilweise Umwandlung desselben
entstanden ist. Konzentrierte Schwefelsäure löst pulverisierten B. schon in der Kälte,
konz. kochende Salpetersäure zersetzt denselben vollständig.
Bei der Erhitzung erweicht der B., bläht sich auf und gibt einen charakteristi-
schen Geruch von sich. Bei 280—290® schmilzt er unter Zersetzung und Ausstoßung
weißer Dämpfe. Es geht, bes. bei den trüben Sorten, etwas Wasser, sodann etwas
ILtherisches Bemsteinöl und andere flüchtige Bestandteile, namentlich die Bemstein-
säure, weg und es bleiben ca. 70®/o einer nicht flüchtigen, glänzend schwarzen Sub-
stanz, des Bemsteinkolophons zurück, das sich in Leinöl und Terpentinöl löst und
so den Bemsteinfimis und -Lack gibt, der wegen großer Härte ausgezeichnet
brauchbar, aber wegen zu dunkler Farbe doch nur von beschränkter Verwendung
ist. Beim Kochen in Leinöl wird der B. ohne wesentliche Änderung des Aussehens
und ohne weitergehende Zersetzung weich. Einzelne kleinere Stücke lassen sich im
erweichten Zustande zusammenpressen und liefern so den Freßbematein (Ambroid).
Dieser wird jetzt in ziemlichen Mengen hergestellt und vielfach statt des echten
verwendet, der Kenner unterscheidet sie aber beide unschwer voneinander.
Bei höherer Temperatur entzündet sich der B. und brennt mit heller Flamme
imter Entwicklung des erwähnten charakteristLschen aromatischen Gerachs; daher
findet der B. auch als Bäucherwerk zuweilen Verwendung.
Das Aussehen des Bernsteins ist ebenfalls das eines Harzes, der Glanz ist Harz-
glanz, am ähnlichsten ist er dem Copal. Die Farbe ist im allgemeinen gelb; sie
geht vom beinahe Farblosen, das aber sehr selten ist, durch alle Nuancen bis ins
Braun; sehr selten sind grüne, blaue und rote Farben; helle Stücke werden am
Licht und an der Luft dunkler. Der B. ist oft durchsichtig und klar; sehr häufig ist
er aber auch trübe, und zwar entweder, wie es scheint, infolge einer gleich beim
Erstarren au^enommenen kleinen Wassermenge, oder infolge tiefer gehender, späterer,
durch Verwitterang hervorgebrachter Umwandlung. Z. T. ist aber die Beschaffen-
heit des Bernsteins wohl auch davon abhängig, ob er ursprünglich bei kaltem oder
warmem, trockenem oder nassem Wetter, odtf überhaupt davon, daß er unter ver-
schiedenen Umständen ausgeflossen ist Auch der trübe B. ist immer noch stark
876 Mineralsnbstanzen organischen Ursprungs.
dorchschemend, er ist kaum jemals ganz gleichmäßig, sondern fast stets durch Ab«
wechslang klarerer und trüberer Stellen gewölkt nnd geädert, geflammt oder sonst-
wie gezeichnet, wobei die durch verschiedene Farben nnd Klarheit sich nuterschei*
denden Stellen meist sehr allmählich ineinander yerfließen. Der dnrch einen kleinen
Wassergehalt trübe Bernstein (sog. Bastard), wird durch Erwärmen klar und da^
bei rissig, indem eine kleine Menge Wasser entweicht, während der durch Ver-
witterung trübe auch bei der Erwärmung nicht klar wird (sog. Knochen); das Innere
des letzteren ist namentlich an größeren Stücken noch meist frisch und klar. Der
oben erwähnte Kohlenmulm ist zuweilen in so großer Menge eingemengt, daß die
Masse ganz schwarz wird (der uneigentlich sog. „schwarze Bernstein" ist Gagat).
Einzelne wenige Stücke des Ostseebemsteins fluoreszieren; häufiger ist das der Fall
bei einigen bemsteinähnlichen Harzen, z. B. dem von Sicilien (Simetit) und von Birma
(Birmit).
G. = l,05 — 1,10. H. = 2; spröde, läßt sich aber leicht auf der Drehbank be-
arbeiten, bohren und schnitzen und nimmt eine schöne Politur an, wenigstens sofern
er nicht schon yerwittert ist; der verwitterte, u. a. der oben genannte Knochen, ist
nicht mehr so politurfähig. Der B. wird durch Reiben mit der Hand oder mit
Wollenzeng — elektrisch. Bei sehr starkem Beiben gibt er den bekannten ch»>
rakteristischen Geruch. Die Masse ist vollkommen amorph und meist auch isotrop,
doch beobachtet man wohl zuweilen, namentlich um fremde Einschlüsse herum,
Doppelbrechung durch innere Spannungen. Der Bruch ist vollkommen muschlig;
größere Stücke sind vielfach von feinen Rissen und Spalten durchzogen.
Außer zu den oben genannten Zwecken (Darstellung von Bemsteinsäure, von Bern-
steinfimis und zum Räuchern), wozu stets nur die kleinsten Stücke benutzt werden,
dient der B. vorzugsweise zur Herstellung von Cigarren- und Pfeifenspitzen und zu
Schmucksachen verschiedener Art^ namentlich von Perlen, welche auf Schnüre gereiht
und so als Halsbänder etc. getragen werden. Er ist besonders im Orient geschätzt,
und zwar vor allem die trüben Bastardsorten, welche übrigens auch in Europa den
klaren vorgezogen werden. Umgekehrt ist es in China, welches neuerer Zeit eben-
falls angefangen hat, den B. in größeren Quantitäten zu verwenden. Die trüben
Sorten sind daher die teureren, namentlich wenn sie recht gleichmäßig sind; be-
sonders wertvoll ist der „perlfarbige", sehr hellgelbe, trübe, stark durchscheinende
B.; sodann der „kumstf arbige" (Kumst gleich Sauerkraut), etwas dunkler gefobt,
sonst wie der perlfarbige. Die Zahl der Handelssorten, welche nach dem Aussehen,
der Größe und der Form der Stücke unterschieden werden, ist sehr groß; letztere
beiden Faktoren bedingen die Verwendbarkeit zu diesen oder jenen Gegenständen und
somit im Verein mit Farbe und Aussehen den Preis. Im allgemeinen wächst der
Preis mit der Größe der Stücke in weit höherem Maße als das Gewicht, da die
Stücke je größer um so seltener sind. Stücke von mehreren Pfunden kommen nur
einzeln vor. Die zwei größten bekannten Stücke wiegen 13V2 tmd 20 Pfund, das
erste in der Gegend von Insterburg in Ostpreußen, das andere bei Cammin in
Pommern gefunden.
Häufig wird der B. künstlich in betrügerischer Weise durch andere Harze nach-
zuahmen versucht. Man erkennt solche Falsifikate meist leicht daran, daß sie bei
starkem Reiben und in der warmen Hand an der Oberfläche klebrig werden und
beim Liegen in Alkohol und Äther ihre Politur verlieren, was beim echten B. nie
der Fall ist. Stücke mit scharf gegeneinander absetzenden klaren und trüben Stellen
sind mit großer Wahrscheinlichkeit nicht echter Bernstein.
Die Produktion des echten Bernsteins, des Succinits, ist besonders wichtig in
der Provinz Ostpreußen, wo sie ein Regal ist. Früher verpachtete die Regierung
die Erlaubnis zur (Gewinnung an Unternehmer, in neuerer Zeit hat sie aber den
Betrieb selbst in die Hand genommen. Der allermeiste Bernstein wird durch unter-
Bernstein. 877
irdischen, bergmännischen Abbau der „blanen Erde" znTage gefördert nnd £war in
der Nähe von Palmnicken an der samländischen Westküste nördlich von Pillau. Bis
Ende 1890 wnrde eine große Menge durch Ausbaggern der oben erwähnten, yom
kurischen Haff bedeckten, alluvialen Ablagerung bei Schwarzort unweit Memel ge-
wonnen, die aber jetzt ganz erschöpft ist Aus dem Meer wurden bei Palmnicken
früher kleine Mengen durch Taucher herausgeholt; auch wird durch Auffischen der
in der sturmbewegten See herumwirbelnden bemsteinbeladenen Tangmassen und
durch Auflesen der ausgeworfenen Stücke am Strande (Strandsegen), sowie durch
das sog. Stechen und Schöpfen im Meer mittels besonderer Instrumente, endlich
durch oberirdische Gräbereien am Strande und im Binnenlande eine gewisse Menge
erbeutet. Alle diese Gewinnungsmethoden stehen aber sehr weit zurück hinter dem
bergmännischen Betrieb unter der Erde bei Palmnicken.
Indessen ist der echte Bernstein durchaus nicht auf Ostpreußen oder gar auf
Samland beschränkt Er findet sich, allerdings überall wohl nur auf sekundärer
Lagerstätte und stets Terhältnismäßig yereinzelt und spärlich, nach Osten hin in
den baltischen Provinzen und Polen und weiter nach Bußland hinein, gegen Westen
durch das ganze norddeutsche Flachland bis nach Holland und Dänemark und wird
überall in bescheidenen Mengen gewonnen, besonders in den Mündungen der Elbe
und der Weser, auf den friesischen Inseln und an einzelnen Punkten der schleswig-
holsteinischen Westküste etc. Aber diese ganze Produktion hat keine Bedeutung
gegenüber der des Samlands, wo jährlich gegenwärtig einige tausend Zentner der
„blauen Erde'' entnommen werden.
Mit dem Bernstein wurde früher eine Anzahl bemsteinähnlicher und auch wie
z. T. wie Bernstein verarbeiteter Harze aus verschiedenen Teilen der Erde vereinigt,
von denen sich bei genauer Untersuchung ergab, daß sie von ihm namentlich durch
die Abwesenheit der Bemsteinsäure oder doch durch das Herabsinken derselben auf
ganz geringe Mengen abweichen. Hierher gehört der sog. Bernstein, der sich in
meist kleinen, aber bis zum Umfang einer Faust anwachsenden Stücken im tertiären
Sandstein bei Lemberg in Gkilizien findet; femer der rumänische B. {Rumänit);
der durchsichtige, stark fluoreszierende B. aus dem Mündungsgebiet des Simeto bei
Catania in Sicilien {Simetit); der birmanische B. {Birmit) aus Ober-Birma, der Cedarit
aus Kanada und andere.
Mit dem Bernstein zusammen findet sich noch eine Anzahl anderer Harze, z. T.
nur als Seltenheiten; einige davon sind äußerlich dem B. sehr ähnlich. Hierher ge-
hört vor allem der Oedanit (mürber Bernstein), äußerlich vom B. nur vom Kenner
zu unterscheiden. Er hat denselben Glanz, dieselben Farbennüancen, knrz, genau
dasselbe Aussehen und besteht aus 81 C, 11 Vt S, l^ji 0, Vi <^f enthält also weniger
0 als Bernstein, und namentlich keine Bemsteinsäure; hat auch einen niedrigeren
Schmelzpunkt (etwa 140^ bis gegen 180^, wobei er zu einer geruchlosen klaren Flüssig-
keit schmilzt) und geringere Härte : H. = 1 Vs— 2. G. =^ 1,058—1,068. In Alkohol und
Äther ist er etwas leichter löslich, als Bernstein. Der Gedanit ist etwas spröder als
letzterer, läßt sich aber noch auf der Drehbank bearbeiten und nimmt eine feine
Politur an, wird daher wie B. verarbeitet und mit dem echten B. zusammen ver-
kauft; nur läßt er sich nicht mehr gut bohren und schnitzen, da er leicht splittert.
Der Gedanit findet sich mit Bemstein zusammen im Samland in nicht geringer
Menge, die aber doch gegenüber der Menge des echten B. verschwindet.
Der sog. „unreife B." ist ein als große Seltenheit mit Bemstein zusammen vor-
kommendes weiches schneidbares Harz, das mit äemKrantzit, Cio^i«0, identisch
sein soll, der sich in Stücken bis Faustgröße, in z. T. stalaktitischen Massen von gelber,
brauner bis schwarzer Farbe und rot durchscheinend in der Braunkohle von Lattorf
bei Magdeburg findet. Der seltene Glesiit, ein anderer Begleiter des baltischen
Bernsteins, soll ein fossiles Gummiharz sein.
878 Mineralsnbstanzen organischen Ursprungs.
Im Ansehen von Bernstein rerschieden sind der hranne, in kleinen, randeik
Knollen sich findende Beckerit and der mehr in eckigen Körnern Torkommende,
schwanse Stantienit; TieUeicht sind unter beiden Namen mehrere einander sehr
ähnliche, aber doch verschiedene Harze zusammengefaßt Auch asphalt&hnlich aus-
sehende, schwarze, spröde Kömer finden sieh nicht ganz selten in Begleitung der
letztgenannten Harze mit dem Bernstein (Succinit) zusammen.
Im Aussehen ist der Bernstein häufig sehr dem Copal ähnlich, der auch Insekten,
oft in großer Anzahl, einschließt und der vielfach in ähnlicher Weise aus dem Boden
gegraben wird, wie jener, und wahrscheinlich ebenfalls z. T. von Bäumen früherer
geologischer Epochen herrührt. C opalin ist ein sehr ähnliches Harz aus den
eozänen Tonen der Highgate Hüls bei London. Außerdem ist von bemsteinähnlichem
Aussehen der hyacinthrote iSfc Ära ujTt^, CnHieOg, in kleinen Stücken im Karpathen-
Sandstein von Wamma in der Bukowina, teilweise in Alkohol, Äther und Chloroform
löslich, bei 326* unter Zersetzung schmelzbar. Hierher gehört auch der sog. Bern-
stein Tom Libanon. Bemsteinähnlich im Aussehen ist auch der Walchotoitj gelb
bis braun, durchsichtig bis durchscheinend, ans der Braunkohle von Walchow in
Mähren; foner der Bucaramangit von Bucaramanga in Südamerika und der
gelblichgraue Ämbrit, in großen Stücken in der Provinz Auckland in Neu-Seeiand
gefunden und vielfach mit dem ebendort vorkommenden Dammaraharz verwechselt
und mit ihm zusammen ausgeführt.
Außer den genannten Harzen finden sich mit Braunkohle: der Jaulingit^
hyacinthrote Knollen, heller und dunkler, der helle dem Bernstein, der dunkle dem
Ixolyt ähnlich aussehend, ans den Braunkohlen von JauUng bei StVeith in Nieder-
österreich; und der Euosmitj braungelb, höchstens durchscheinend, mit kampher-
artigem Geruch (Kampferharz), in kaltem Alkohol und Äther leicht löslich; derbe
Stücke, leicht zerbrechlich mit muschligem Bruch oder staubartige Partien in der
Braunkohle in und auf dem Basaltzug zwischen dem Fichtelgebirge und dem Ober-
pfälzer Walde bei Erbendorf unweit Thumsenreuth.
Unter dem Namen Ret int t (Retinasphalt) faßt man eine Anzahl wenig genau
bestimmter, gelber bis grauer, wachsglänzender Harze zusammen, welche an ver-
schiedenen Orten in der Braunkohle vorkommen, meist in Alkohol vollständig löslicb
und zu einer dunkeln Masse schmelzbar sind. Es sind entweder rundliche Stücke von
meist geringer Festigkeit und großer Sprödigkeit, oder es ist eine erdige Masse
{Bemerde), Bas ursprünglich Betinit genannte Haxz stammt von Bovey-Tracey in
Devonshire; ähnliche Harze sind aber seitdem in sehr vielen Braunkohlenablagemngen
in allen Weltteilen gefunden worden. In Deutschland ist er z. T. in größeren
Mengen in der Wetterau, dem Westerwald, dem Vogelsgebirge, der Rhön, bei Rönne-
bürg in Hessen, bei Riestedt u. a. a. 0. in der Provinz Sachsen, in Brandenburg,
Schlesien, femer in Böhmen, Mähren etc. vorgekommen. Hieriier gehört auch der
sog. Bernstein von Grönland, kleine gelbe Kömchen in Braunkohle von der Hasen*
Insel. Der in kleinen hellgelblichen Knollen im Braunkohlensande von Siegburg bei
Bonn vorkommende Siegburgit ist ein fossiler Storax, welcher auf mitvorkommende
Liquidambararten zurückgeführt wird. Andere fosdle Harze aus der Braunkohle sind
u. a. Bosthornit, rötlichbraune Knollen in der Braunkohle von Klagenfnrt;
Piauzitj schwarzbraun durch kohlige Beimischungen, aus der Braunkohle von
Piauze inKrain; Pyroretin, ebenfalls durch kohlige Beimischungen schwarz, von
Salesl bei Außig in Böhmen, am Kontakt der Braunkohle mit einem Basaltgang;
Bombiccit, trikline, weiße Krystalle, in Alkohol leicht löslich, bei 75® schmelzend,
aus der Braunkohle von Castelnuovo im oberen Amotale; ebendort der gelbliche,
kampferähnliche, krystallinische Dinit; EocAZeder i^(Melanchym), gelbe bis braune,
harzähnliche oder leicht zerreibliche Masse, CioHuO, in 2Vt-~4cm mächtigen Lagen
und Knollen in der Braunkohle bei Eger und Strakonitz in Böhmen etc.
Harxe. Kohlen. 879
Im irischen Torf findet sieh der Butyritj CgHi^Oj weifi, batterfthnlich, beim
Erstarren weiße Kiystallnftdelehen liefernd.
So hänfig Harze in der Braunkohle yorkonuneni — die Zahl der in dieser
beobachteten, allerdings s. T. nur sehr oberflächlich bekannten Harze ist eine sehr
erhebliche (vergl. n. a. Zinken, Physiographie der Brannkohle) — so wenig findet
man derartiges in der Steinkohle. Einige Hane sind aber anch ans ihr bekannt:
Middletonitf C^^H^Of rotbraun, an der Lnft schwarz werdend, durchscheinend,
harzglänzend, kaum in heißem Alkohol, Äther und Terpentinöl löslich, bei 210® noch
nicht schmelzbar, zerbrechlich, in sehr dünnen rundlichen Massen oder in nur wenige
Millimeter dicken Lagen in der Steinkohle von Middleton und Newcastle; 8kl er C'
tinit, Ci^iiOf braunschwarze, rötlich durchscheinende, höchstens haselnußgroße
Stückchen aus der Steinkohle vonWigan in England; in Alkohol und Äther unlöslich.
Einige Harze sind 5-haltig: Trinkerit mit 4,7 S, stark fettglänzende, hyacinth-
rote Massen aus den Tertiärschichten Tonistrien, ebenso der Ta$inanit mit 5,32 S^
kleine rötlichbraune Linsen in einem bituminösen Blätterschiefer am Merseyfluß im
Norden Ton Tasmanien. Der Schwefel ersetzt hierbei einen Teil des Sauerstoffs.
Kohlen.
Sind mehr oder weniger stark zersetzte Überreste Ton Pflanzen, die neben den
Aschenbestandt-eilen hauptsächlich aus C, H, 0 und wenig N in sehr schwankenden
Verhältnissen bestehen. Bei manchen ist die Pflanzenstruktur mit bloßem Auge
deutlich zu erkennen, bei den meisten anderen zeigt sie sich nach zweckmäßiger
Präparation der Probe u. d. M. ; bei manchen ist aber auch die Umwandlung so weit
fortgeschritten, daß die organische Struktur vollständig verschwunden ist. Li dem-
selben Verhältnis, in dem die Pflanzenstruktur undeutlicher wird, nimmt ungefähr
der (7-Gehalt zu und der Gehalt von 0 und H ab, so daß die Sohlen mit deutlich
erhaltener Pflanzenstruktur im allgemeinen am ärmsten an C und am reichsten an
H und 0 sind, der Substanz lebender Pflanzen (dem Holz oder Torf) am ähnlichsten.
Ln allgemeinen sind in den Kohlen, welche den ältesten geologiBchen Formationen
eingelagert sind, die ursprünglichen Pflanzenteile am meisten zersetzt, bei denen der
jüngsten Formationen sind sie es am wenigsten. Doch trifft dies nicht immer zu, zu-
weilen zeigen sehr alte Kohlen noch deutlich erhaltene Pflanzenstnktur und ganz
junge sind durch geologische Vorgänge sehr stark umgeändert.
Nach der mehr oder weniger starken Umänderung der Pflanzensubstanz hat
man Steinkohle und Braunkohle, erstere stark, letztere weniger stark umgewandelt,
unterschieden, doch lassen sich beide nicht scharf mineralogisch charakterisieren und
scheiden, und man unterscheidet daher jetzt diese beiden Kohlensorten meist nach
dem geologischen Alter, mit dem ja der Grad der Umwandlung der ursprünglichen
Pflanzensubstanz, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, zusammenhängt. Danach'
sind Steinko?Uen die fossilen Kohlen der älteren geologischen Formationen bis zum
Tertiär, besonders die der Kohlenformation ; Bratmkolden sind die Kohlen der Tertiär-
formation und die noch jüngeren. In der Hauptsache stimmt dies damit zusammen,
daß die Steinkohlen meist glänzend schwarz sind, mit schwarzem Strich, und daü
sie sich in Kalilauge nicht lösen und daher diese Flüssigkeit nicht färben, während
Braunkohlen meist braun sind mit braunem Strich, sich in Kalilauge teilweise lösen
und letztere dabei braun färben.
Steinkohlen (Schwär zkohlen).
Sind in ihrer typischen Erscheinung sammetschwarz mit schwarzem Strich, zu-
weilen bunt angelaufen, ziemlich stark glänzend (Glanzkohle)| seltener matt, mit
880 Mineralsubstanzen organischen ürsprnngs.
mnschligem Bruch, spröde. H. = 2Vt. O. = 1,25 — 1,6. . Sie jfinden sich in mehr oder
weniger mächtigen Schichten (Flötzen), welche durch Querahsonderung in große poly»
gonale Stücke zerfallen {Grobkohle). Zuweilen sind die einzelnen Schichten schiefrig
abgesondert {Schieferkohle). Meist nur in geringeren Mengen der anderen Kohle
zwischengelagert findet sich die matte, schwarze, fasrige Fctser' aä&t RufäcohU. Sie
ist es vorzugsweise, welche in den Eohlenflötzen die schiefrige Absonderung hervor-
hringt; seltener bildet sie Flötze in der Hauptsache für sich allein. Von diesen ge-
wöhnlichen Kohlensorten entfernt sich im Aussehen die stark bituminöse Kä nnelkohle
(Cannelkohle) von pechschwarzer Farbe mit mattem, wachsähnlichem Glanz und ehenem
Bruch. Die Schichten sind parallel mit der Schichtfläche in dünne Platten abge-
sondert. Die Masse ist fest, zähe, nicht spröde und läßt sich auf der Drehbank etc.
bearbeiten und polieren. Man macht aus ihr daher Trauerschmuck und andere kleine
schwarze Gegenstände. Ähnliches Aussehen und ähnliche Verwendung hat der
Gagat (Jet), die allerdings nur in geringer Menge vorkommende Kohle des Lias
von Whitby in England und aus der schwäbischen Alb.
In chemischer Beziehung bestehen die Steinkohlen im Durchschnitt aus 82% C,
5 H, 13 0, 0,8 iV^; doch ist die Zusammensetzung sehr schwankend. Der Aschen-
gehalt ist zuweilen sehr gering (V4 % namentlich bei der Kännelkohle), steigt aber
auch auf 20% und noch höher. Ein stets vorhandener größerer oder geringerer S-
Gehalt rührt von eingemengtem Schwefelkies und anderen Schwefelmineralien her.
Erhitzt man die Steinkohlen bei Luftabschluß, so entweichen bituminöse Stoffe, bes.
Kohlenwasserstoffe, im Gaszustand, die als Leuchtgas Verwendung finden, sowie
Teer; ebenso aber auch Kohlensäure, kohlens. Ammoniak etc. Essigsäure fehlt unter
den Produkten der trockenen Destillation der Steinkohlen. Je mehr M vorhanden
ist, desto mehr bituminöse Bestandteile entweichen bei der trockenen Destillation^
am meisten aus der Kännelkohle. Solche Kohlen sind daher zur Gasfiibrikation be-
sonders geschätzt, auch brennen die Kohlen um so leichter, je mehr bituminöse Be-
standteile sie beim Erhitzen zu entwickeln vermögen. Solche bitumeureiche Kohlen
nennt man fett (Fettkohle), die daran armen mager (Magerkohle, häufig unrichtiger-
weise Anthrazit genannt, das gewöhnliche Brennmaterial für die Dauerbrandöfen).
Letztere entzünden sich schwer und brennen nur in starkem Luftzuge fort. Bei der
Erhitzung verhalten sich die Kohlen sehr verschieden. Die fetten schmelzen und
backen zusammen und hinterlassen schließlich eine poröse, schwammige Masse, die
sehr wenig H und 0 und keinen S mehr enthält (Coaks). Dies sind die sog. Bcu^-
kohlen. Die mageren Kohlen tun dies nicht, sondern sintern höchstens ein wenig
zusammen {Sinterkohlen)^ oder sie zerfallen in ein loses Pulver {Sandkohle), Die
bituminösen Bestandteile der Kohlen wurden zuweilen auf natürlichem Wege durch
die Hitze von emporbrechenden Eruptivgesteinen ausgetrieben und dadurch coaks-
ähnliche, vielfach stenglig abgesonderte Massen erzeugt, z. B. in der Grube Fixstern
in Niederschlesien im Kontakt mit Porphyr (Stangenkohle). Kocht man Steinkohle
mit Natronlauge, so wird diese nicht braun gefärbt (vergl. Braunkohle).
Die Steinkohle findet sich in großen Massen fast nur in der Kohlenformation,
wo sie in vielen Millionen von Tonnen jährlich gewonnen wird. Eine große Zahl
von Flötzen von geringer Mächtigkeit bis zu vielen Fußen liegen übereinander, mit
Schiefertonen, Sandsteinen etc. wechsellagemd. Am kohlenreichsten in Europa ist
England und Schottland, auf dem Kontinent Deutschland (Westphalen, Saargegend,
Sachsen, Oberschlesien und Waidenburg, sowie eine Anzahl kleinerer Kohlenlagerungen),
sodann Belgien, Frankreich, Österreich, auch Bußland, hier z. B. im Gouv. Tula, wo die
Kohle vielfach noch ihre Pflanzenstruktur so deutlich wie viele Braunkohlen erhalten hat.
In Italien und Spanien sind bisher noch keine Steinkohlen gefunden. Außer Europa sind
sehr reich Nordamerika, sowie China, Japan und andere z. T. weniger bekannte G^egen-
den. Außerhalb der Kohlenformation findet man nur unbedeutende Steinkohlenlager,
Kohlen. 881
z, B. in der rhätischen Fonnation von Schonen und Bornholm, in der Juraformation
bei Fttnfkirchen in Ungarn, namentlich in der unteren Kreide (Wälderformation)
in HannoTor {WiUderkohle), kleinere Mengen in der oberen Elreideformation (Senon)
bei Löwenberg in Schlesien. Die Kännelkohle findet sich bes. in Schottland, mit
anderen Steinkohlen misammen, auch im Saarbecken nnd in Westphaleu, sowie in
Nordamerika (die Bogheadkohle siehe oben pag. 872).
Anthracit (Kohlenblende) hat man eine ganz besonders magere Steinkohle
mit ca. 96®|o C genannt, welche sich anch äußerlich von der anderen Steinkohle durch
eine eisenschwarze, etwas ins Grane gehende Farbe nnd einen starken Metallglanz
unterscheidet Der A. hat einen großmuschligen Bruch, ziemlich bedeutende Härte
(gegen 3) und G. — 1,6 — 1,7, im allgemeinen mehr als die anderen Steinkohlen. Er
gibt infolge seiner Zusammensetzung kein Gas, brennt sehr schwer an, und nur in
starkem Luftzug brennt er fast ohne Flamme unter Hinterlassung einer meist nur
geringen Menge Asche fort. Beim Erhitzen dekrepitiert er stark. Findet sich be-
sonders massenhaft in Nordamerika, vor allem in Pennsylvanien, aber auch bei Aachen,
in Westphalen, Schlesien, Frankreich etc., in FlOtzen wie andere Steinkohlen, z. T.
in älteren Schichten als die Kohlenformation eingelagert, z. B. im südlichen Schott-
land. Gewöhnliche Steinkohle (und auch Braunkohle) nimmt zuweilen im Kontakt
mit Eruptivgesteinen einen den A. ähnlichen Charakter an (siehe diese).
Schungit siehe oben pag. 423.
Braunhohlen,
Sind meist mehr oder weniger dunkelbraun und haben einen braunen Strich. Der
C-Gehalt ist im Durchschnitt geringer, als bei Steinkohle (69 7o 0)- Doch ist auch
hier die Zusammensetzung stark schwankend; 0 ist mehr yorhanden, als bei Stein-
kohlen (25%), H und N ungefähr ebensoTiel. Auch der Aschengehalt ist bei den
verschiedenen Sorten sehr yerschieden und steigt zuweilen sehr hoch. G. =» 1,2—1,4.
Manche Vorkommnisse schließen viel hygroskopisches Wasser ein, das bei niederer
Temperatur in trockener Luft schon entweicht. Die meisten Braunkohlen brennen
leicht und mit einem unangenehmen Geruch. Bei der trockenen Destillation wird
eine größere oder geringere Menge Essigsäure entwickelt, aus manchen Braunkohlen
auch Paraffin, das technisch verwertet wird. Zur Coaksbereitung nicht sehr geeignet,
ebensowenig zur Darstellung von Leuchtgas, da nur wenig mit leuchtender Flamme
brennendes Kohlenwasserstoffgas Überdestilliert wird. Zuweilen im Kontakt mit einem
Eruptivgestein (z. B. Basalt am Meißner in Hessen) der fiüchtigen Bestandteile be-
raubt; dabei wird die Kohle dem Coaks oder auch dem Anthracit ähnlich und erleidet
eine stenglige Absonderung, ganz ebenso wie die Steinkohle. Li Kalilauge werden
manche Braunkohlen zum größten Teil gelöst, teilweise fast alle, die Lange wird
dadurch braun.
Die äußere Beschaffenheit der Br. ist sehr verschieden bei verschiedenen Vor-
kommnissen; man unterscheidet danach eine Beihe von Varietäten: PeckkohU
(muschlige Braunkohle) steht der Steinkohle am nächsten, der Glanz ist geringer,
ins Fette, die Farbe ist braunschwarz, der Strich ist braun. Sie ist fest und
kompakt, der Bruch muschlig, so am Meißner in Hessen, besonders nahe dem Kontakt
mit Basalt. Moorkohle, matt mit glänzendem Strich, braun, seltener schwarz,
nicht sehr fest. Meist viel Feuchtigkeit einschließend, dann oft noch mehr oder
weniger plastisch. Beim Trocknen an der Luft erhält sie Bisse nach allen Bich-
tungen und zerberstet, zuweilen zerfällt sie sogar in ein mehr oder weniger feines
Pulver. Getrocknet sieht sie aus wie zusammengehänftes, durch Zersetzung gebräuntes
Holzmehl. Manchmal schließt sie größere HolzstQcke und andere festere Pflanzenteile
(Lignit) ein. Sie ffihrtzur erdigen Braunkohle, welche ein lockeres Pulver bildet;
Bauer Mlneralof^ie. 56
"Wie
882 MineralsnbstaiiEen organischen Urspnings.
zn ihr gehört die KölniMche Umbra, welche als braune Malerfarbe Verwendimg
findet Am dentlichsten zeigt die Pflanzenstmktar das bituminöse Holz (Lignit).
Zuweilen findet man eine massenhafte Zosammenh&afang von Holzstftmmen, die mit
ihren Asten nnd Zweigen TollkoBimen erhalten sind, so daß man sie sägen, spalten
nnd auch hobeln, sowie anf der Drehbank bearbeiten kann. Dazwischen liegen
andere Pflanzenteile, Wurzeln, Früchte nnd Samen, anch Bast {Bastkohle) in sehr
deutlicher Erhaltung. Die sog. Blätterkohle (Papierkohle) ist Dysodil (pag. 872).
Manche Brannkohlen enthalten wie manche Steinkohlen viel Schwefelkies nnd geb^
dann bei der Verwitterung Eisenvitriol, resp. bei Anwesenheit von Ton Tonerde«
Bulfftte nnd auf Zusatz yon Kali Alaun {Vitriol- und Alaunerde). Die Braun-
kohlen sind als Brennmaterial weniger wichtig, als die Steinkohlen, aber immar
nodi von großer Bedeutung. Sie finden sich ebenfalls in häufig sehr mächtigen
Motzen, aber meist nur wenige solche übereinander. Vorzugsweise im norddeutschen
Flachland, aber auch noch im nördlichen Böhmen und südlich durch die Provinzen
Sachsen und Hessen bis in die G^egend von Frankfurt a. M. Diluviale Braunkohlen
finden sich bei üznach in der Schweiz. Die Braunkohle von Island heiOt Surtur--
brand.
Die Braunkohle wie auch die Steinkohle sind wohl vielfach in ähnlicher Weise
an der Stelle angesammelt worden, wo sie jetzt liegen, wie heutzutage der
Torf, und sie haben dann durch allmähliche, mehr oder weniger weitgehende Um-
wandlung der ursprünglichen Pflanzensubstanz ihre jetzige Beschaffenheit ange-
nommen. Auch rezenter Torf zeigt zuweilen schon einen mancher Braunkohle ähn-
lichen Zustand. Ein Umwandlungsprodukt der Torfpfianzen, namentlich in alpinen
Torfmooren, so bei Berchtesgaden, Aussee, Gk»nten in Appenzell etc., aber auch im
Fichtelgebirge etc., ist Doppler i t genannt worden. Es ist eine braune bis schwarze,
etwas fettig glasglänzende, weiche, elastische Masse, die aber an der Luft erhärtet
und ganz braunkohlenähnlich wird und die chemisch humussaures Calcium von der
ungefähren Zusammensetzung: CaCtiMnQit ist, vielleicht gemengt mit freien
Humiissäuren.
Register sam allgemeinen
Ableitungszahlen 44, 47.
Abscheidimg ans Wasser 395.
Abflondenmg, ebene oder scbalige 238.
Absorption des Lichts 334.
Absorptionsachsen 335.
Abstampfong 99.
Accessorische Gesteinsgemengteile 382.
Accnmnlate, lose 387.
Achsen, krystallographische 42, 89.
-— , optische 263.
Achsenansdmck der ErystaDflftchen 43.
Achsenebene, kryst. 42.
— , optische 277.
Achseneinheiten 44.
Aehsenelemente 48, 93.
Achsenfarben 337.
Achsenlftngen 44.
Achsenschnitte, rationale 46.
Achsensystem 48.
Achsenverhältnis 45.
Achsenwahl 45.
Achsenwinkel, krystallographische 49.
Achsenwinkel, optische, GrGfie n. Messung
317, 319.
Achtelflftchigkeit 73.
AchtnndTierzigflächner 113.
Additionsstellnng 301.
Adern 390.
Adnlarisieren 341.
AfterkrystaUe 404.
Aggregat 16.
Aggregate, derbe 225.
Aggregatpolarisation 325.
AggregatEOstand, Ändening dnrch Wirme
344.
Allochromatisch 331.
Amorph 13.
Amorphe Hineralieni Formen 228.
Analoger Pol 346.
Analyse 349.
— , mikrochemische 358.
Anflug 225.
Anisotrop 249.
Anisotrope Medien 261.
, Verhalten im Polarisationsinstra-
ment 294.
Anlauffarben 333.
Anlegegoniometer 21.
Anomalien, optische 325.
Antiloger Pol 347.
Anwachskegel oder -pyramiden 219.
Asche, Tulkanische 385.
Asterisieren 340.
Asymmetrische Klasse 187.
Asymmetrisches System 184.
Atherman 341.
Atlasglanz 329.
Atomgewichte, internationale, Tabelle 409.
Attraktorische Erystalle 267.
Atzfignren 245.
Attflachen 245.
Ätzhügel 246.
An^wachsene Krystalle 224.
Auflösung im Wasser 401.
Augitartige Paare 179.
Ausblühung 225.
Ausdehnung durch Wärme 342.
Ausdruck der Flächen 42.
Zonen 63.
AusfOllungspseudomorphosen 407.
Auslaugung 402.
Auslöschung, gerade und schiefe 289.
Auslöschungsrichtungen 289.
ö6*
884
Begiflter zum allgemeinen Teil.
AnBlOschiingaschiefe 289.
Außerordentliche Strahlen nnd Wellen 365.
Bads, hexagonale 133.
— f monokline 181.
— , quadratische 161.
— , rhombische 170.
— , trikline 187.
BasiBches Pinakoid, siehe Basis.
Baamf()rmig 211.
Begrenznngselemente 17.
Bertrandsche Qnansdoppelplatte 291, 306.
— Linse 293.
Biegsam 246.
Bipyramidale Klasse des hexagonalen
Systems 130, 138.
des quadratischen Systems 167.
des rhombischen Systems 168.
Bipyramiden, hexagonale 131.
•— , quadratische 159.
— , rhombische 168.
Bisektrix 279.
Bl&tterbruch oder -durchgang 235.
BlechfOrmig 211.
Brachyachse od. -diagonale, rhombisch 168.
, triklin 185.
Brachydiagonale Nebenreihen, rhombisch
172.
, triklin 186.
Brachydomen, rhombische 169.
— , trikline 187.
Brachypinakoid, rhombisches 170.
->, triklines 187.
Brechungskoefficient 251.
Brechungskoefflzienten, Bestimmung 256,
259, 282.
Bruch 235.
ۥ
Calderonsche Doppelplatte 291.
Carangeots Goniometer 21.
Charakterfarbe 883.
Chemische Charakteristik 352.
Chemische Erystallographie 364.
Cirkularpolarisation 305.
Cyklische Zwillingsbildung 205.
D.
Dauphinter Zwilling des Quarses 202.
Decken 384.
Deduktion 56.
Dehnbar 245.
Dehnungskoeffizient 234.
Deltoeder 122.
Deltoiddodekaeder 122.
Dendritische Formen 211, 229.
Derb 16.
Derbe Aggregate 225.
Deuteroprisma, hexagonales 133.
— -, quadratisches 161.
Deuteropyramiden, hexagonale 132.
— , quadratische 160.
Diatherman 341.
Dichroismus 334.
Dichrolupe 336.
Dichroskop 336.
Dicht 226.
Didodekaeder 131.
Dihexaeder 132.
Dihexagonale Pyramiden (Bipyramiden)
131, 138, 140.
Dihexagonal-bipyramidale Klasse 130.
— -pyramidale Klasse 138.
Dilute F&rbung 332.
Dimorphismus 365.
Dioktaeder 159.
Diploeder 125.
Dispersion 252.
— der optischen Achsen 279, 313.
Achsenebene 279.
Elastudtätsachsen 279.
— monokliner Krystalle, horiiontale 281.
1 geneigte 281.
1 gekreuzte 281.
Dispersionsformel Ton Cauchy 252.
Ditetragonale Pyramiden (Bipyramiden)
159, 167.
Ditetragonal-bipyramidale Klasse 159.
Ditrigonal-pyramidale Klasse 153.
skalenoedrische Klasse 141.
Dodekaeder 111, 126.
Dodekaidflächen 4a
Dodekanten 93.
Dolomitisierung 402.
Domatische Klasse 184.
Domen, rhombische 169.
Doppeltbrechende Krystalle, Verhalten un
Polarisationsinstrument 294.
Doppelbrechung 262.
— im Kalkspat 267.
— , Charakter einachsiger Krystalle 966,
307.
— , — zweiachsiger Krystalle 320.
Register zum allgemeinen Teil.
886
Doppelte Stroktnr von Aggregaten 226.
Doppelzwillinge 207.
Drahtförmig 210.
Dreiseitige Prismen 154, 166.
DriUing 203.
Dmckfignr 241.
Dmckzwillinge 240.
Dmsen 224.
Dmsige Flächen 214.
Dnktü 245.
Durchgreifende Lagemng 384.
Dnrchscheinenheit 330.
Durchsichtigkeit 330.
Dyakisdodekaeder 125.
Dyakisdodekaedrische Klasse 124.
Dynamometamorphose 3d3.
Ehene der opt. Achsen 277.
Ecken 31.
Effloressenz 225.
EffusiTgesteine 385.
Einachsige Krystalle 268.
, Charakter d. Doppelbrechung 266,
307.
, Verhalten im Polarisationsinstru-
ment 303.
Einfachbrechend 263.
Einfach brechende Substanzen, Verhalten
im Polarisationsinstrument 293.
Einfache Krystalle 17.
Einfache Erystallformen 18. Ableitung 95.
Eingesprengt 223.
Eingewachsene Krystalle 223.
Eingliedriges System 184.
Einheitsfiäche 46.
Einschlüsse 219, 221, 222.
Eisenblttte 228.
Eiserner Hut 391.
Elastisch biegsam 245.
Elastizität 234.
Elastizitätsachsen, optische 273.
— — , Dispersion 279.
~ zweiachsiger Krystalle 274.
Elastizitätsellipsoid 273.
Elektrische Eigenschaften 346.
Enantiomorphe Hemieder 71.
Enantiotrope Körper 367.
Enhydros 221.
Entstehung der Gesteine 385.
— der Mineralien 378.
Erbsenstein 227.
Ergftnzungszwillinge 199.
Ergußgesteine 885.
Erstarrung aus dem Schmelzfluß 397.
Eruptivgesteine 385.
Erzgänge 390.
Erzlagerstätten 381.
Extraordinäre Strahlen u. Wellen 265, 276.
F.
Facettierte Flächen 213.
Fahlbänder 383.
Farbe 332.
Farbenreihe 331.
Farbenwandlung 341.
Farbenzerstreuung 252.
Farbig 331.
Fasrig 226.
Federartige Streifung 215.
Felsarten 380.
Fettglanz 329.
Flächen von Krystallen 17.
— , Parallelyerschiebung 33.
Flächenausdruck 43.
Flächenbeschaffenheit 17, 213.
Flächenbezeichnung 42.
— , Millersche 51.
— , Naumannsche 114 etc.
— , Weiss'sche 50.
Flächenfarben 337.
Flächengruppierung 32.
Flächenparallelismus 17.
Flächenwinkel 21.
FlGtzgebirge 386.
Fluoreszenz 340.
Fortgesetzte Zwillingsbildung 203.
FttUungen 388.
Fundamentalflächen 45.
Fundamentalwinkel 49.
Gänge 884, 390.
GarbenfGrmig 189.
Gefärbt 331.
Geflossene Krystalle 214.
Gegenflächen, parallele 48.
Gegentetraeder 71.
Gekreuzte Dispersion 317.
Gemein biegsam 245.
Gemengteile der Gesteine 381.
Geneigte Dispersion 315.
Geneigtflächige Hemiedrie 74.
— hemiedrische Klasse des regulären
Systems 119.
886
Register nun tJIgemeinen Teil.
Geoden 389.
Geradendfläche, siehe Basis.
Geschichtete Gesteine 383.
Geschmeidig 246.
GesetE der Flftchengrappiening 32.
— der rationalen Achsenschnitte 46.
— der rationalen Kantenschnitte 36.
— der Winkelkonstanz 31.
— der Zonen 53, 57.
Gesetze, krystallographische 31.
Gesteine 380.
Gesteinshildende Mineralien 382.
Gesteinsgftnge 384.
Gesteinsgemengteile 381.
Gesteinsstmktnren 882.
Gestrickt 211.
Gipsplatte mit Rot I. Ordg. 294.
Gitterkrystalle 211.
Glanz 328.
Glasglanz 329.
Glaskopf 227.
Glassatz 263.
Gleichliegende Flächen 98.
Gleichnamige Flächen 98.
Gleitflächen 239.
Glimmerkomhinationen 328.
Goniometer 21 ff.
Grad der Symmetrie 65.
(Jranatoeder 111.
Grenzformen 83.
Gnmdform (-pyramide), hexagonale 134.
— , monokUne 181.
— , quadratische 161.
— , rhombische 170.
— , trikline 187.
Gyroedrische Hemiedrie 127.
Haarförmig 210.
Habitus der Eiystalle 212.
Haidinger^sche Lupe 336.
Halbdurchsichtig 330.
Halbflächigkeit 69.
Halbmetallischer Glanz 329.
Härte 241.
Härteskala 241.
Harzglanz 329.
Hauptachsen 91, 129, 168.
Hauptbrechungskoeffizienten, einachsiger
Krystalle 269, 270.
— zweiachsiger KrysUlle 274, 282.
Hauptdihexaeder 134.
Hauptoktaeder, quadratisches 161.
— , rhombisches 170.
Hauptreihe, monokline 181.
— , rhombische 172.
— , trikline 186.
Hauptrhomboeder 143.
Hauptschnitte, optische, ein- resp. zwei-
achsiger Krystalle 264, 274.
Hauptschwingungsrichtungen 276.
Hemidomen, monokline 180.
— , trikline 186.
Hemiedrie 69.
— , Gesetz 76.
— des hexagonalen Systems 137.
— des monoklinen Systems 184.
— des quadratischen Systems 165.
— des regulären Systems 119.
— des rhombischen Systems 176.
— des triklinen Systems 187.
Hemiedrische Formen, Ableitung 77.
, kongruente und enantiomorphe 71.
, korrekte 70.
, SymmetrieyerUUtmsse 76.
Hemimorphie 73.
— des hexagonalen Systems 138, 140, 153.
— des monoklinen Systems 184.
— des quadratischen Systems 167.
— des rhombischen Systems 176.
Hemimorph-hemiedrische Klasse des hexa-
gonalen Systems 153.
des quadratischen Systems 167.
— -voUflächige Klasse des hexagonalen
Systems 138.
Hemiorthodomen 180.
Hemipinakoidale Klasse 187.
Hemiprismen 186.
Hemipyramiden, monokline 179.
Hemitropie 193.
Heteromorphismus 366.
Hexaeder 110.
Hexagonal-bipyramidale Kbisse 138.
Hexagonale Klassen 137, 138.
— Prismen 128, 133.
— Pyramiden (Bipyramiden) 131, 138, 140.
der 3. Stellung (Tritopyramiden) 139.
Hexagonales Krystallsystem 128.
Hexagonal-hemimorphe Klasse 138.
— -pyramidale Klasse 140.
Hexaidflächen 48.
Hexakisoktaeder 113.
Hexakisoktaedrische Klasse 110.
Hexaldstetraeder 120.
Register zum allgemeineii Teil.
887
Hezakistetraediische Klasse 119.
Hohlraumansfftlliuigen 388.
Holoedrie 69.
Hom(Somorphismn8 367.
Horizontale Dispersion 316.
Horizontalprismen, monokline 180.
—, rhombische 169.
Hnt, eiserner 391.
Hydratbildung 402.
Hydratwasser 361.
Hydrochem. Umwandlnngsprozesse 401.
Hydroxyl 351.
Hypopiurallele Verwachsung der Erystalle
189.
Ideale Erystallformen 34.
Idiochromatisch 331.
Htosaeder 127.
HEOsitetraeder 112.
Imprägnationen 383.
Imprägniert 223.
Indexfläehe 275.
Indicatrix 275.
IndiTiduum, Erystall- 15.
Indizes d. Krystallflächen 50. d. Zonen 54.
Interferenzfarben 295.
~, Bestimmung 301.
Interferenzfiguren bei den einzelnen Kry-
staUsystemen 314.
Interferenzknrren einachsiger Erystalle
304, 307.
— zweiachsiger Erystalle 311.
Interpositionen 219.
Irisieren 340.
Isochromatische Ereise 304.
Isodimorphismus 371.
Isometrisches System 109.
Isomorphe Elemente 369.
— Fortwachsung 372.
— Schichtung 373.
— Mischung 373.
Isomorphismus 367.
—j indirekter oder versteckter 375.
Isothermen S^narmonts 342.
Isotrop 248.
Isotrope Eörper, Verhalten im Polari-
sationsinstrument 293.
Juxtapositionszwilling 198.
K.
Eanten 20.
— , gleiche und ungleiche SO.
Eantendurchscheinend 330.
Eantenwinkel 20.
Eaolinisierung 402.
Earbonatbildung 403.
EastenfSrmig vertiefte Flächen 216.
Eaustische Wirkungen vulk. Gesteine 393.
EeU299.
Elasse (Erystalle) 67, 84.
— (Mineralien) 412.
Elastische Gesteine 387.
Elinoachse oder -diagonale 177.
Elinodomen 180.
Elinodiagonale Nebenreihe 181.
Elinopinakoid 181.
Elinorhombisches System 177.
Eliuorhomboidisches System 184.
Enistersalz 222.
Eohäsion 233.
Eokardenerze 391.
Eombinationen 18, 99.
Eombinaüonsbildung 100.
— nach Hatty's Symmetriegesetz 107.
Eombinationskanten 21.
Eombinationsstreifung 215.
Eompensation 301.
Eongmente Hemieder 71.
Eonkretionen 228, 388.
Eonstanten, optische 282.
— krystallogr. = Achsenelemente 48, 93.
Eonsütutionswasser 351.
Eontaktbildungen 392.
Eontaktlagerstätten 381.
Eontaktmineralien 392.
Eömerprobe 241.
Eömig 226.
ESmige Flächen 214.
EreisfSrmige Zwillingsbildung 205.
Erumme Flächen 214.
Ernsten 388.
EryptokrystaUinisch 226.
Erystall, Begriff 16.
— , einfacher 17.
Erystalldamast 247.
Erystallflächen, Beschaffenheit 17, 213.
Erystallformen, einfache 18«
— , ideale 34.
— , mögliche 40.
— , offene und geschlossene 20.
Erystallgruppe 223. ErystaUstock 225.
888
Register zum aUgemeinen Teil.
ErystallindiTidnnm 15.
Krystallinische Schiefer 386.
KrystaUisiert. Begriff 13.
KrystaUklassen 67.
— , Übersicht 84.
Erystallographische Achsen 89.
Krystallotektonik 189.
Erystallrefraktometer 260.
Erystallreihe 40.
Erystallschalen 217.
Krystallskelette 216.
Krystallsysteine 80.
Krystallsystem, hexagonales 128.
— , monoklines 177.
— f quadratisches 169.
— , reguläres 109.
— , rhombisches 168.
—, trikUnes 184.
Erystallwasser 351.
Kubisches System 109.
Kuppen 384.
Labradorisieren 341.
Lagerstätten der Mineralien 380.
Lagerung der Gesteine 383.
Längsachse, monokline 177.
— f rhombische 168.
— , trikline 185.
Läng^fiäche, monokline 181.
— , rhombische 170.
— , trikline 187.
Längsprismen, rhombische 169.
Lateralstruktur der Gänge 390.
Lemniskaten 311.
Leucitoeder 112.
Libelle 220.
Lichtfiguren 248, 250.
Lösungsmittel 862.
Lötrohrverhalten 353.
M.
Magnetismus 348.
Makroachse oder -diagonale 185.
, rhombische 168.
, trikline 185.
Makrodiagonale Nebenreihen, rhombische
172.
, trikline 186.
Makrodomen, rhombische 167.
— , trikline 187.
Makropinakoid, rhombisches 170.
— , triklines 187.
Mandeln 389.
Mandelräume 389.
Mandelsteine 389.
Mafi der Symmetrie 66.
Massengesteine 384.
Massige Gesteine 383.
Material der Gesteine 385.
Matt 330.
Meroedrie 69, 213.
Metallglanz 328.
MetaUische Farben 332.
Metallischer Schiller 341.
Metamorphische Gesteine 386.
— Lagerstätten 381.
Metasomatische Lagerstätten 381.
— Pseudomorphosen 406.
Mikrochemische Analyse 358.
Mikrokrystallinisch 226.
Mikrolithen 220.
Mikroskop mit Polarisation 292.
Milchiger Lichtschein 341.
MUde 245.
Millersche Flächenausdrücke (Symbole)
50.
Mimesie 207.
Mimetische Krystalle 206.
Mineral, Definition 1.
Mineralanalyse 349.
Mineralbildungsprozesse 395.
Mineralgänge 390.
Mineralklasse 41^.
Mineralogie, Definition 2.
Mineralphysik 230.
— , Hauptgesetz 230.
Mineralspezies 410.
Mineralsystem 412.
Mischkrystalle, isomorphe 376.
Mittellinie, optische 279.
Modifikationen von Kanten und Ecken 99.
Mögliche Krystallformen 40.
Mohssche Härteskala 241.
Molekulare Umlagerung 366.
Mondstein 341.
Monoklines System 177.
Monoklin-hemiedrische Klasse 184.
— -hemimorphe Klasse 184.
— -sphenoidische Klasse 184.
Monosymmetrisches System 177.
Monotrope Körper 367.
Moosförmig 210.
Aegister zum aUgemeinen Teil.
889
Nachahmende Gestalten 209.
Nanmannsche Beseichnnng 114, 133, 144,
161, 172, 181, 186.
Nebenachsen 91, 129, 168.
Nebenreihen, monokline 181, rhombische
171, trikline 186.
Negative Erystalle, einachsige 264.
, zweiachsige 279.
Nicoisches Prisma (Nicol) 268.
NierenfOrmig 227.
Normale, optische 279.
Normalenwinkel 23.
O.
Oblonges Prisma, rhombisches 176.
, monoklines 183.
Oblongoktaeder, rhombisches 174.
Ogdoedrie 73.
Oktaeder, oblonges 174.
— , quadratisches 160.
— , reguläres 110.
— , rhombisches 168.
Oktaidflächen 48.
Oktanten 93.
Oolith 227.
Opak 330.
Opalisieren 340.
Optische Achsen 263.
, Dispersion 279.
zweiachsiger Erystalle 277.
— Anomalien 326.
, Einfluß der Temperatur 322.
— Konstanten 282.
— Mittellinie 279.
— Normale 279.
Ordentliche Strahlen und Wellen 266.
Ordinäre Strahlen und Wellen 266.
Organische Mineralbildung 397.
Orthoacbse oder -diagonale 177.
Orthodiagonale Nebenreihe 181.
Orthodomen, monokline 180.
Orthopinakoid 180.
Oscillator. Abwechslung yon Flächen 216.
Oxydationsprozesse 402.
P,
Paragenesis 393.
Parallelflächige Hemiedrie 76.
Parallelflächig -hemiedrische Klasse des
regulären Systems 124.
Parallelschiebung der Krystallflächen
33.
Parallelverwachsung der KrystaUe 188.
Parameter 42.
Paramorphosen 406.
Parkettierte Flächen 216.
Pechglanz 329.
Pediale Klasse 187.
Pelluzidität 330.
Penetrationszwillinge 198.
Pentagonal-hemiedrische Klasse 124.
Pentagondodekaeder 126.
~, tetraedrisches 128.
Pentagou'ikositetraedrische Klasse 127.
Perimorphosen 406, 408.
Perlmutterglanz 329.
Phanerokrystallinisch 226.
Phosphoreszenz 340.
Pigmente 332.
Pinakoidale Klasse 186.
Pinakoide 20.
— , hezagonale 133.
— , monokline 180.
— , quadratische 161.
— , rhombische 170.
— , trikline 186.
Pisolith 227.
Plagiedrische Hemiedrie 127.
Planparallele Platte 263.
Pleochroismus 334.
Pleromorphosen 407.
Plutonische Gesteine 386.
Pneumatolytische Umwandlung 401.
— Zersetzung 404.
Polarelektrische Erregung 346.
Polarisation 263.
Polarisationsfarben 296, 301.
Polarisationsinstrumente 284.
Polarisationswinkel 263.
Polyedrie 216.
Polymorphismus 366.
PolysynÜietiBche Zwillingsbildung 203.
Porphyrisch 383.
Porzellanjaspis 393.
Positive KrystaUe, einachsige 264.
, zweiachsige 279.
Präroeionsflächen 247.
Primäre Gesteine 387.
-— Pyramide, hexagonale 134.
, monokline 181.
, quadratische 161.
, rhombische 170.
890
Register snm allgemeinen Teil.
PriBmatLsche Klasse des monoklinen
Systems 178.
Prismen 20, 254.
—, hexagonale 131.
—, monokline 178.
—f quadratische 169.
— , rhombische 169.
— , schiefe 179.
Protoprisma, hexagonales 133.
— , quadratisches 161.
Protopyramiden, hexagonale 132.
— , quadratische 160.
Pseudomorphosen 404.
Pyramidale Hemiedrie des hexagonalen
Systems 138.
des quadratischen Systems 167.
— Hemimorphie des hexagonalen Systems
140.
des quadratischen Systems 167.
— Klasse des hexagonalen Systems 140.
des quadratischen Systems 167.
des rhombischen Systems 176.
Pyramidal-hemiedrische Klasse des hexa-
gonalen Systems 138.
des quadratischen Systems 167.
Pyramidal-hemimorphe Klasse, des hexa-
gonalen Systems 140.
des quadratischen Systems 167.
Pyramiden, hexagonale 131, quadratische
159, rhombische 168.
Pyramidengranatoeder 113.
Pyramidenoktaeder 112.
Pyramidentetraeder 121.
Pyramidenwürfel 111.
Pyritoeder 126.
Pyritoedrische Hemiedrie 124.
Pyroelektrizitftt 347.
Quadratisches System 158.
Quadratoktaeder 160.
— 3. Stellung (Zwischenstellung) 167.
Quarzdoppelplatte, Bertrandsche 291, 306.
Quarzkeil 299.
Querachse, monoklinen 177.
~, rhombische 168.
— , trikline 185.
Querfläche, monokline 180.
— , rhombische 170.
— , trikline 187.
Querpinakoid, monoklines 180.
— , rhombisches 170.
Querpinakoid, triklines 187.
Querprisma, rhombisches 169.
R.
Bationale Achsenschnitte 46.
— Kantenschnitte 35.
Beduktionsprozesse 403.
Reflexion 250.
Beflexionsgoniometer 22.
Befraktion 251, konische 278.
Begehnäßig baumförmig 211.
Begul&res System 109.
Beihenförmige Zwillingsbildung 203.
BepulsiTe Krystalle 267.
Bhombendodekaeder 111.
Bhombisch-bipyramidale Klasse 168.
— -bisphenoidische Klasse 176.
— -hemiedrische Klasse 176.
— -hemimorphe Klasse 176.
— -pyramidale Klasse 176.
Bhombisches Oktaeder 168.
Bhombische Prismen 169.
— Pyramide oder Bipyramide 168.
Bhombisches System 168.
Bhomboeder 142.
— der 3. Stellung (Zwischenstellung) 158.
Bhomboedrische Hemiedrie 141.
— Klasse 157.
— Tetartoedrie 167.
Bhomboedrisch-hemimorphe Klasse 153.
— -tetartoedrische Klasse 157.
Biefung der KrystaUflfichen 216
Bingelerze 391.
Bogenstein 227.
Sand, vulkanischer 385.
Sanduhrstruktur 218.
Sattelförmige Krümmung 189.
Scepterquarz 188.
Schalenbildung der Krystalle 218.
Schalige Aggregate 216.
Scheinflächen 188.
Schichtensystem 384.
Schichtgesteine 383.
Schiefe Prismen des monoklinen Systems
178.
Schiefendflächen 180.
— , monokline 180.
Schiefer, krystalliniiche 386.
Schiller, metallischer S41.
Register zum allgemeinen Teil.
891
Sehimmemd 330.
Schlagfignr 241.
Schlotten 892.
Sehmelzbarkeit 344.
Schmelzbarkeitsskala 345.
Schuppige Flächen 214.
Schwingnngsriehtnngen 261.
— f Unterscheidung der beiden 302.
— , zweiachsiger Krystalle 275.
Sechsgliedrige Klassen 138.
Sechskantner 131.
Seidenglanz 329.
Seifen 387.
Seifenlager 387.
Sekretionen 388.
Signieren der Kiystallflächen 18.
Sinter 227, 388.
Skalenoeder, hexagonale 141.
— , quadratische 165.
Skelette tou Krystallen 217.
Skierometer 243.
Spaltungsflächen 235.
Spaltungsstttcke 237.
Spektrum 255.
Spezifisches Gewicht 232.
Sphenoide, quadratische 166.
— , rhombische 177.
Sphenoidische Klasse des quadratischen
Systems 165.
Sphenoidisch - hemiedrische Klasse des
quadratischen Systems 165.
Spinellzwilling 196.
Spröde 245.
Stalaktiten 227, 388.
Stauroskop 290.
Stenglig 226.
Stemsapphir 341.
Stöcke 384.
Strahl 249.
Strahlenfläche 249.
~ einachsiger E^rystalle 265.
— zweiachsiger Krystalle 276.
Streifnng von Krystallflächen 215.
Strich 334.
Ströme 384.
Struktur der Gesteine 382.
Strukturformen der Aggregate 226.
Subindividuen 188.
Sublimation 398.
Sublimieren 345.
Subtraktionsstellung 301.
Supplementarlinie 279.
Symbole der Krystallflächen 42, 43.
, Hillersehe 51.
, Weiss'sche 50.
Symbole der Zonen 53.
Symmetrie der Krystalle 60.
— hemiedrischer Formen 74.
Symmetrieachsen 63.
Symmetrieebenen 61.
Symmetriegesetz 60.
— , Haüysches 75, 105.
Symmetriegrade 65.
Symmetrleyerhältnisse der Kombinationen
101.
— der Krystalle 60.
— tetartoedrischer Formen 76.
Symmetriezentrum 65.
Systematik 410.
T.
Tautozonal 53.
Teilflächigkeit 69.
Temperatur, Einfluß auf die optischen
Eigenschaften 322.
Tenazität 245.
Tesserales System 109.
Tetartoedrie 73.
— des hexagonalen Systems 137.
— des quadratischen Systems 167.
— des regulären Systems 128.
Tetartopyramiden 185.
Tetraeder, quadratische 166, reguläre
121, rhombische 177.
Tetraedrische Hemiedrie d. quadratischen,
resp. regulären Systems 119, 165.
— Pentagondodekaeder 128.
Tetraedrisch - pentagondodekaedrische
Klasse 128.
Tetragonal-bipyramidale Klasse 167.
Tetragonal-skalenoedrische Klasse 165.
Tetragonales ßystem 158.
Tetrakishexaeder 111.
Theodolithgoniometer 29.
Thermische Eigenschaften 341.
Thermoelektrizität 346, 347.
Tiefengesteine 385.
Totalreflektometer 259.
Totalreflexion 255, 258.
Träger der Kombination 20.
Trapezoeder, hexagonale 153.
— , quadratische 72.
Trapezoedrische Tetartoedrie 155
Trapezoedrisch-tetartoedrische Klasse 155.
892
Register jEum aUgemeinen TeiL
Traubig 227.
TreppenfGnnige Abwechsltmg y. Krystall-
flachen 215.
Triakisoktaeder 112.
Triakistetraeder 121.
Trichioismus 334.
Trigonale Klassen 137, 140.
— Pyramiden 156.
Trigonal-trapezoedrische Klasse 165.
Trigonoeder 156.
TrikUne Hemiedrie 187.
Triklines System 184.
Triklin-hemiedrische Klasse 187.
Trimorphismns 365.
Tritoprismen, hexagonale 139.
— , quadratische 167.
Tritopyramiden, hexagonale 138.
— , quadratische 167.
Tropfeteine 227, 388.
Tropfsteinhöhlen 392.
Trttmmergesteine 386, Tulkanische 385.
Tuffe, Tulkanische 386.
Turmalinplatte 268. — Zange 286.
U.
Umhüllungspseudomorphosen 406.
Umwandlung der Mineralien 399.
Ümwandlungspseudomorphosen 405.
Undurchsichtig 330.
Urgebirge 386.
Ursprüngliche Oesteine 387.
V.
Varietät 411.
Verbreitung der Mineralien 380.
Verdampfen 345.
Verdrängung 401.
Verdrängungspseudomorphosen 406.
Verhalten im Polarisationsinstrument,
anisotrope Körper 294.
, einachsige Krystalle 303.
, isotrope KSrper 293.
, zweiachsige Krystalle 309.
Verstäubung 248.
Versteinerungen 408.
Vertiefungen auf Krystallflächen 215.
Vertikalachse, monokline 177.
— , rhombische 168.
— , trikline 185.
Vertikalprismen, monokline 180.
— , rhombische 169.
Verwachsung, gesetzmäßige, d. Krystalle
188.
— , ungleichartiger Krystalle 21L
Verwachsungsfläche bei Zwillingen 191,
197.
Verwitterung 248, 398.
— , komplizierte 402.
Verzerrung 35.
Vicariierende Bestandteile 375.
Vicinale Flächen 216.
Vielling 203.
Vierkantner 159.
Vierling 203.
Viergliedriges System 158..
Viertelfiächigkeit 73.
Viertelpyramiden 185.
Viertelundulationsglimmerplatte 275.
VoUflächig-hemimorphe Klasse des hexa«
gonalen Systems 138.
Vollflächigkeit der Krystallformen 69.
Vorkommen der Mineralien 380.
Vulkanische Gesteine 385.
— Trttmmergesteine 385.
— Tuffe 386.
W.
Wachstumserscheinungen 189.
Wärmeleitung 341.
Wärmestrahlung 341.
Wassergehalt der Mineralien 350.
Wechsellagemng 384.
Weias*scher Flächenausdruck (Symbole)
51.
Wellenfläche 249.
— einachsiger Krystalle 265.
— zweiachsiger Krystalle 276.
Wellennormale 249.
Wiederholungszwillinge 204.
Winkelkonstanz 31.
Wirt von Einschlttssen 219.
Wogendes Licht 341.
Wollastonsches Goniometer 23.
Würfel 110.
Z.
Zähne 210.
Zerfressene Krystalle 216
Zersetztmg 400.
Zersprengbarkdt 244.
Zonarstruktur 218.
Zone, Begriff 53.
Begister zum allgemeinen Teil.
893
Zonenachse &3.
Zonenansdrack oder -Symbol 54.
Zonengesetz 63, 67.
Zonengleichnng 55.
Znsammensetzung, mehrfache der Aggre-
gate 226.
Znsammensetzungsflfichen an Aggregaten
228.
Znsammensetznngsstücke der Aggregate
228.
Znschärfong 100.
Znspitznng 100.
Zweiachsige Erystalle 273.
Zweiachsige Krystalle, Verhalten im
Polarisationsinstniment 309.
Zweigliedriges System 168.
Zwei- n. eingliedriges System 177.
Zwillinge 190.
— enantiomorpher Krystalle 200.
— , opt. Erscheinungen 324.
Zwillingsachse 190.
Zwillingsbildnng, cyklische 205.
— , fortgesetzte 208.
— , kreisförmige 205.
— , polysynthetische 204.
— f reihenfCrmige 204.
— , durch Druck 240.
Zwillingsfläche 190.
Zwillingsgesetz 191.
Zwillingsgrenze 196.
Zwillingsnaht 196.
Zwillingsnicol 291.
Zwillingsstreifung 205.
Zwillingsrerwachsung 189.
Hineralveneiolmis 211m speziellen
A.
AbicUt 818.
AbranrntMaze 434, 436, 849.
Abnizit 784.
Acadiolith 786.
Achat 549.
Achirit 692.
Acbroit 766.
Achtaragdit 576, 693.
Adamin 817.
Adelit 808.
Adelpholith 798.
Adinole 626.
Adlerstein 568.
Adular 617. *
Agalmatolith 705, 724, 743.
Agirin 663.
Ägirin-Augit 664.
Agricolit 693.
Agnilarit 456.
Ährenstein 841.
Aikinit 494, 830.
Akanthikon 748.
Akanthit 458.
Akennanit 645, 646.
Akmit 663.
Aktinolith 666.
Alabondin 462.
Alabaster 866.
AlaUth 658.
Alaskait 489.
Alaun 864.
Alaimerde 882.
Alaunschiefer 475, 864, 865, 868.
Alaunstein 866.
Albertit 872.
Albin 777.
AlMt 622.
Alezandrit 629, 530.
Algerit 644.
Algodonit 462.
Alisonit 455, 467.
Alkalische Säuerlinge 605.
Allagit 666.
Allaktit 817.
AUanit 748.
Allemontit 425.
Allochroit 684.
Allogonit = Herderit (808).
Alloklas 481.
Allomorphit 841.
AUopalladinm 425.
Allophan 742.
Aüophit 720.
Alinaudit 808, 811, 825.
Almandin 680.
Almandinspinell 523.
Alstonit 601.
Altait 456.
Alamian 863.
Alnminit 863.
Alnmocalcit 531.
Alonit 865, 866.
Alnnogen 864.
Amalgam 429.
Amarantit 867.
Amazonenstein 621.
Amblygonit 809.
Amblystegit 653.
Ambrit 878.
Ambroid 874.
Amesit 715, 720.
Amethyst 644.
— , orientalischer 511.
MinenJTeneichiiis zum Bpenellen Teil.
895
Amianth 672.
Ammomakalann 866.
Amphibol 646, 665.
Amphibol-Anthophyllit 667.
Amphigen 6.%.
Amphodelit 628.
Analdm 786.
Anapit (Anapait) 813.
Anatas 553.
Ananxit 742.
Andalndt 766.
Andesm 633.
Andorit 489.
Andradit 684.
Andrewsit 819.
Anglarit 815.
Anglesit 843.
Anhydrit 837, 845, 853.
Änigmatit 673.
Ankerit 592.
Annabergit 816.
AnnerGdit 799.
Aimivit 501.
Anomit 707, 709.
Anorthit 627.
Anorthoklas 622.
Anthochroit 657.
Anthophyllit 665.
ADthoph7lli^Amphibol 665, 667.
Anthophyllitasbest 665.
Anthracit 872, 881.
Antfaraconit 579.
Antigorit 730.
Antimon 424.
Antimonarsen = Arsenantimon 425.
Antimonblende 451.
Antimonblüte 509.
Antimonfahlerz 498.
Antimonglanz 450.
Antimonit 450.
Antimonlnzonit 503, 504.
Aniimonnickel 463.
Antimonnickelglanz 476.
Antimonocker 561, 571.
Antimonoxyd = Antimonblttte 509.
Antimonsilber 459.
Antimonsilberblende 495.
Antrimolith 791.
Apatelit 868.
Apatit 800.
Apbanesit = Strahlerz 818.
Aphrit 600, 858.
T
1
Aphrizit 757.
Aphrodit 732.
Aphrosiderit 723.
Aphthalose 835.
Aphthonit 501.
Apjohnit 865.
Aplom 684.
Apophyllit 775.
Apyrit 757.
Aquamarin 674, 675.
Aräozen 807.
Aragonit 597.
AragoÜt 874.
Arcanit 886.
Ardennit 696.
Arendalit 748.
Arfredsonit 67L
Argentit 455.
Argentobismntit 489.
Argentopyrit 464.
Argyrodit 484.
Argyropyrit 464.
Arit 463.
Arkansit 552.
Arksntit 443.
Amimit 863.
Arqnerit 430.
Arsen 424.
Arsenantimon 425.
Arsenantimonnickelglanz 476.
Arsenantimoninlber 459.
Arsenblende 448, 449.
Arsenbiate 509, 813.
Arseneisen 481.
Arseneisensinter 828.
Arsenfahlerz 498, 501.
Arsenglanz, stengliges ged. Arsen (424).
Arsenige Säure 509.
Arsenikalkies 482.
Arsenikkies 480.
Arsenikblüte 509.
Arsenikkobalt 478.
Arsenikkobaltkies 488.
Arseniknickel 463.
Arseniknickelkies 478.
Arseniksinter 824.
ArsenioplSit 817.
Arseniosiderit 825.
Arsenit 509.
Arsenkies 480.
Arsenknpfer 451.
Arsennickelglanz 476.
896
tfineralyerzeichniB zum speziellen Teil.
Aiseimickelkies = Chloanthit, z. T. 478.
Arsenolith 609.
Arsenomelan 489, 491.
Arsenopyiit 480.
ArsenBÜberblende 497.
Arseiurolfiirit 415.
Artinit 605.
Arzmnit 845.
Asbeferrit 667.
Asbest 672.
Asbolan 573.
Ascharit 577.
Äschynit 796.
Asmanit 551.
Aspasiolith 677.
Asperolith 693.
Asphalt 872.
Aspidolit 710.
Astrakanit 859.
Astrophyllit 712.
Atacamit 445.
Atakamit = Atacamit 445.
Atelestit 825.
AteUt 446.
Atheiiastit 645.
Atlasit 605.
Atlasspat 587.
Atopit 799.
Attakolith 823.
Aaerbachit 558.
Auerlith 560.
Augelith 820.
Augit 646, 651, 660.
„ , basaltischer 660, 662.
„ , gemeiner 661.
„ , grüner 661.
„ , körniger 658.
„ , mnschliger 662.
Aorichalcit 607.
Anripigment 449.
Antomolit 525.
Antnnit 827.
Ayalit 704.
Ayantorin 548.
Awamit 431.
Axinit 761.
Azorit = Zirkon (558).
Azor-Pyrrhit 796.
Azurit 606.
Babingtonit 665.
Backkohle 880.
Baddelejit 559.
Badeschwefel 416.
Bagrationit 749.
Baierin 797.
BaikaUt 658.
Balas-Rnbin 523.
Baldisserit = Bandisserit 589.
Baltimorit 729.
Bamlit 767.
Bandachit 550.
Bandjaspis 548.
Barkevikit 672.
Bamhardtit 488.
Barrandit 824.
Barsowit 628.
Baiycalcit 579.
Baiylith 677.
Barysilit 697.
Baryt 837.
Baryterde 840.
Barytfeldspat 612, 613, 620.
Barytglimmer 705.
Barytharmotom » Barytkrenzstein 781.
Barytkrenzstein 781.
Barytocaldt 601.
BarytocSlestin 837, 843.
Barytorthoklas 624.
BarytophyUit 712.
Barytplagioklas = trikl. Barytfeldspat
620.
Barytsalpeter 596.
Barytnranglimmer 827.
Baiynmbiotit 710.
Baryumnitrat 596.
Barynmnranit 827.
Basalteisenstein 567.
Basaltjaspis 548.
Basanomelan 515, 519.
Bastit 653, 727.
Bastkohle 882.
Bastnftsit 445.
Batrachit 687.
Bandisserit 589.
Banlit 619.
Banmhanerit 490.
Banzit 569.
Bavalit 721.
Beaumontit 779.
Beanxit 569.
Mineralyerzeichnis znm speziellen Teil.
897
Beegerit 503.
BechiUt 676.
Beckerit 878.
Beilgtein » Nephrit 667.
Beint&rkis 821.
Belonit 494.
Belonosit 832.
Bementit 693.
Berannit 824.
Beresowit 835.
Bergamaskit 669.
Bergbutter 865.
Bergflachs 672.
Bergfleisch 672.
Bergholz 730.
Bergkork 672.
Bergkrystall 543.
Bergleder 672.
Bergmannit 790.
Bergmehl 534.
Bergmilch 588.
Bergöl = Erdöl 870.
Bergseife 742.
Bergteer 870.
Bergzinn 558.
Berlinit 820.
Bemerde 878.
Bernstein 874.
„ , mürber 877.
„ , Preßbr. 875.
„ , nnreifer 877.
Bemsteinkolophon 875.
Berthierin 721
Berthierit 488.
Bertrandit 695.
Beryll 674.
„ , edler 675.
„ , gemeiner 675.
Beryllonit 811.
Berzelianit 458.
Berzeliit 811.
Berzelin 458, 640.
Bendantit 827.
Beyrichit 464.
Bieberit 862.
Bildstein 724, 748.
Binarkies 479.
Bindheimit 819.
Binnit 491, 501.
Biotit 706, 707.
Birmit 876, 877.
Bischofit 442.
Bauer, Mineralogie.
Bismit 509.
Bismntin 471.
Bismntit 607.
Bismutoferrit 694.
Bismntosphärit 607.
Bittersalz 859, 860.
Bitterspat 588, 589, 593.
Bitterwasser 505.
Bitumen 870, 872.
Bitnminit 872.
Bixbyit 521.
Bjelkit 492.
Blackband 592.
BlakSit 867.
Blätteraugit 659.
Bl&ttererz 483.
Blätterkohle 872, 882.
Blfttterserpentin 730.
Blättertellnr 483.
Blätterzeolith 771.
Blanbleierz 455, 806.
Blane Erde 874.
„ » blne gronnd 420.
Blaneisenerde 815.
Blaneisenerz 815.
Blanspat 822.
Blei 433.
Bleiantimonglanz 489.
Bleiarsenglanz 489.
Bleikarbonat = Weifibleierz 602.
Bleichromate 884.
Bleierde 603.
Bleiglätte 508.
Bleiglanz 453.
Bleignmmi 823.
Bleihomerz 447.
Bleilasnr 845.
Bleiniere 819.
Bleiocker 508.
Bleischweif 453.
Bleisilikate 696.
Bleispießglanze 488.
Bleisnlfat = Vitriolblei 843.
Bleivitriol 843
Bleiwismntglanz 489.
Blenden 448.
Blende 459.
BUabergit 712.
Blödit 859.
blne groond 419.
Blntotein 519.
Bobierrit 815.
57
808
llii^ralverzeichQis zum apezielleii Teil.
Bodenit 749.
Bogheadkohle 872.
Bobnerz 668.
Bologneserspat 841.
Boltonit 687.
Bol 741.
Bolus 741.
Bombiccit 878.
Bonßdorfftt 677.
Boradt 578.
Borax 575.
Boraxkalk 576.
Borickit 825.
Bomit 487.
Borocalcit 576.
Boromagneslt 577.
Boronatrocalcit 576,
BorosUikate 752.
Borsäure = Sassolin 570.
Bort 419.
Bortkugeln 419.
Bosjemanit 865.
Botryogen 869.
Botryolith 768.
Boulangerit 492.
Boumonit 493.
Bowenit 728.
BowUngit 732.
Brackebuschit 807.
Bragit 798.
Brandidt 711.
Brandscbiefer 740.
Brandtit 814, 817.
Braunbleierz 805.
Brauneisenerz 565.
Brauneisenocker 566.
Brauneisenstein 565.
Braunerz 567, 591.
Braunit 521.
Braunkohle 881.
Braunkohlenton 740.
Braunmanganerz 564.
Braunmenakerz 794.
Braunsalz 864.
Braunspat 593.
Braunstein 560.
Brazilit 559.
Breislakit 690, 696.
Breithauptit 463.
Breunnerit 593.
Brevidt 789.
Brewsterit 779.
Brochantit 862.
Bröggerit 528.
Bromargyrit 438.
Bromit 438.
Bromlit 601.
Bromsilber 438.
Bromyrit 438.
Brongniartin 836.
Brongniartit 484.
Bronzit 652.
Brookit 552.
Brudt 561.
BrunsTigit 722.
Brushit 813.
Bucaramangit 878.
Buchholzit 767.
Bucklandit 748, 749.
Bunsenin 482.
Bunsenit 508.
Buntbleierz 805.
Buntkupfererz 487.
Buntkupferkies 487.
Buratit 607.
Buschmanit 865.
Bustamit 664.
Butyrit 879.
Byssolith 672.
Bytownit 634.
«^
Cabrerit 816.
Cacholong = Kacboloog 534, 549.
Cadmiumblende 463.
Cadmiumoxyd 508.
Caeruleolactin » Goemleolactin 820.
Calamin 694.
Calamit 666.
Calayerit 483.
Calcit 579.
Caldostrontianit 601, 602.
Caldoferrit 825.
Caledonit 845.
CaHche 596.
Callainit 821.
Calomel = Quecksüberhomeix 439.
Galstronbaryt 838.
Campylit = Eampylit 806.
Cancrinit 639, 640.
Canfieldit 484.
Cannelkohle = Eftnnelkohle 880.
Cantonit 467.
Capordanit 788.
MiiieralTeneickniB smii speneUen TeiL
899
Captivos 553, 666.
Carao^t Ul,
Carbonado « Karbonat 421.
Carminit 811.
Canninspat 811.
CarnaUit 444.
Carnat 737.
Carneol 64^
Carneolonyx 660.
Carnotit 807.
Carolathin 742.
Camllit 470.
Cassinit 620.
Cassiterit = Kassiterit 666.
Castanit 867.
Castelnaudit 809.
CastUHt 488.
Castor = Eastor 668.
Castorit 663.
Cavolinit = Nephelm (637) vom Yesav.
Cedarit 877.
Celsian 620.
Cedarit 877.
Cementkupfer 430.
Cerapatit 801.
Cerargyrit = Kenxgjiit 487.
Cerin 749.
Cerinstein 696.
Cerit 696.
Cemssit 602.
Cervantit 661.
Ceylanit 623.
Chabasit 784.
Chalcedon 648, 62a
„ , gestreifter 649.
„ , nogestreifter 649.
Chalcodt SS Kupferglanz 467.
Chalcodit 721.
Chalcomenit 608.
Chalkanthit 862.
ChalkoUth 826.
Chalkophanit 627.
Chalkophyllit 819.
Chalkopyrit 486.
Cbalkosiderit 819.
Chalkosin 467.
Chalkostibit 490.
Ghalkotrichit 607.
Chalmersit 469.
Chalybit = Eiienq^t 691.
Chalypit 432.
Chamoisit 721.
Chamosit 721.
Chanarcillit 469.
Chatkinit 732.
Chelentit 478.
Cheneyixit 819.
Ghessylith 606.
Chesterlith 622.
Chiastoliih 766.
CMldrenit 822.
Chüöit 807.
Chüenit 462.
Chilesalpeter 696.
CbioUth 443.
Chiyiatit 488.
Chladnit 662.
Chloanthit 478.
Chlorammonium = Salmiak 437.
Chlorapatit 800.
Chlorargyrit 437.
Chlorastrolith 686.
Chlorblei 442.
Chlorbromsilber 438.
Chlorcalcinm = Chlorocalcit 441.
Chlorit 713, 718, 719.
Chloriterde = erdiger Chlorit 720.
Chloritoid 712.
Chloritspat 712.
Chlorocalcit 441.
Chloromelan = Cronstedtit 721.
Chloromelanit 663.
Chloropal 634, 736.
Chlorophäit 734.
Chlorophan 440.
Chlorophänerit 710.
Chlorophyllit == Esmarkit 677.
Chloropit 722.
Chlorospinell 623.
Chlorotü 819.
Chlorqnecksilber = Quecksilberhomerz
439.
ChlorsUber 437.
Chodnewit 443.
Chondroarsenit 817.
Choudrodit 691.
Chonikrit, zersetzter, nnr. Feldspat, Elba.
Chrismatin 873.
Christianit 627, 783.
Christophit 469.
Chrombleierz 834.
Chromchlorit 718.
Chromdiopsid 662.
Chromeisenstein 624.
67*
900
Mineralyerzeichiiis zum speziellen Teil.
Chromglimmer 704.
Chromgranat 685.
Chromit 524.
Chromocyclit 776.
Chrommolybdänbleierz 832.
Chromocker 742.
Chromphosphorknpferbleispat 835.
Chrompicotit 524.
Chromspinell 524.
Chrysoberyll 529.
Chrysokolla 693.
Chrysolith 687.
Chrysophan 712.
Chrysopras 547.
Chrysopraserde, grüne 733.
Chrysotil 729.
Chorchit 826.
Cimoüt 742.
Cinnabarit 464.
CirrhoHt 828.
Citrin 544.
Clarit 505.
aandetit 509.
Clansthalit 455.
Cleavelandit 622.
Cleiophan 461.
Clevgit 528.
Cliftonit 423.
Clingmanit 711.
Clintonit 711, 712.
Cobaltit = Eobaltglanz 475.
Coccinit 439.
Cohenit 432.
Colemanit 575.
Cölestin 837, 842.
Cömleit 819.
Cönileolactin 820.
Coloradoit 464.
Colnmbit 797.
Comptonit 791.
Conchit 600.
Condnrrit 452.
Connellit 863.
Cookgit 706, 760.
CoolgarUt 483.
Copalin 878.
Copiapit 867.
Coqoimbit 867.
Coracit 529.
Cordierit 675.
Cordylith 445.
Comwallit 818.
Conindellit 711.
Cornndophilit = Konindophilit 720.
Cosalit 491.
Cossait 705.
Cossyrit 673.
Cotmmit 442.
Conseranit 645.
CoQzeranit = Conseranit 645.
Covellin 467.
Crednerit 572.
Crichtonit 519, 520.
Cristobalit 551.
Crocoit == Krokoit 834.
Cronstedtit 721.
Crookesit 456.
Crossit 671.
CryptoUth = Kryptolith 810.
Cryptomorphit=Pric6it (576) von Nevada.
Cnban 470, 488.
Cnboit 787.
Cnmmingtonit 667.
Cnpröin = Kupferglanz 457.
Cnprit 506.
Cnprodescloizit 807.
Onprojodargyrit 439.
Cupromagnesit 860, 862.
Cnproplnmbit 455.
Cnproscheelit 832.
Cnprotnngstit 832.
Cyanit 764.
Cyanochroit 869.
Cyanotrichit 863.
Cyclopit 628.
Cymatolith, zum Mnscovit, 703.
Cymophan 529, 530.
Cyprin 750, 751.
D.
Dachschiefer 740.
Dahllit 805.
Damoorit 705.
Danait 481.
Danalith 693.
Danbnrit 628.
Dannemorit 667.
Daphnit 721.
Darapskit 596.
Darwinit 451.
Datolith 762.
Danberit = UranblUte 869.
DanbrSeUth 470, 48a
Danbrgit 447.
MineralyerzeicliniB zum spesiellexi Teil.
901
Davyn 639.
Dawsonit 607.
Dechenit 807.
Degerol't 735.
Delessit 722.
Delphinit 747.
Delyanxen 826.
Delyauxit 824.
Demantoid 684.
Demantspat 512.
Demidowit 698.
Derbylith 812.
Dennatin 733.
Dernbachit = Bendantit 827.
Desdoizit 807, 817.
Desmin 780.
Destinezit 828.
DeviUin 863.
Deyonit 822.
Dewalqnit 696.
Deweylit 733.
Diabantachroimyn 722.
Diabantit 722.
Diadelpbit 817.
Diadochit 828.
Diaklasit 663.
DiaUag 669.
Dialogit 693.
Diamant 417.-
Diamant, MarmoroBcher und Schanmbnrger
543.
Diamantbort 419, 421.
Diamantoid = Demantoid 684.
Dianit 797.
Diaphorit 492.
Diaspor 564.
Dichroit 675.
Dickinsonit 816.
Dietrichit 865.
Dietzeit 835.
Digenit 467.
Dibydrit 818.
DiUnit 564, 741.
Dimorpbin 450.
Dinit 878.
Diopsid 656.
Dioptas 692.
Dipbanit 711.
Diploit 628.
Dipyr 645.
Diskrasit 459.
Distben 764.
Diflterrit 711. »
Doleropbanit 844.
Dolomit 589.
Domeykit 452.
Domingit 491.
Doppelspat 583, 586.
Dopplerit 882.
Douglasit 444.
Drayit 760.
Dreelit 838.
Dndgeonit 816.
Dnfrenit 824.
Dnfrenoysit 491.
Dnmreidierit 866.
Dnmortierit 764.
Dnnit 688.
Dnrangit 809.
Dnrdenit 835.
Dutenkalk 688.
Dysanalyt 796.
Dyslnit 525.
Dysodü 872.
Dyssyntribit, Gieseckit von Lewis Co, N. Y.
Eckebergit 645.
Edelitb 686.
Edeltnnnalin 755.
Edenit 669.
Edingtonit 788.
Edisonit 567.
Edwardsit 810.
Egeran 751.
Eggonit znm Scbwerspat 840.
Eblit 818.
Ebrenbergit 742.
Eicbwaldit 575.
Eis 506.
Eisen 431.
Eisenalann 866.
Eisenantimonglanz 488.
Eisenapatit 808.
Eisenblttte 228, 598.
Eisenboradt 676.
Eisenohlorid = Molysit 442.
Eisencblorit 722.
Eisenerde, grüne 694.
Eisenerz, oolitbiscbes 618, 568.
Eisenfrischscblacke 690.
Eisenglanz 613, 516.
Eisenglimmer 616, 707, 709.
Eieenglimmerschiefer 616.
902
MineraiTerzeichiiiB zum speäeUen Teil.
n
I»
Eisengymnit 723.
EiBenkies 471.
Eiseiüdesel 646, 548.
Eisenknebelit 690.
EiBenmulm = Magneteisennmlm 527.
Eiaenkobaltkies 477.
Eiseimickelkies 462.
Eisennieren 568.
Eisenocker, brauner 566.
, gelber 569.
, roter 517.
Eisenopal 534.
Eisenoxyd 513.
Eisenpecherz 567, 806, 828.
Eisenplatin 425.
Eisenrahm 516.
Eisenrose 515, 519.
Eisensäuerling 505.
Eisensand, magnetischer = Titaneisen-
sand 520, 528.
Eisenschefferit 659.
Eisensinter 828.
Eisenspat 591, 604.
Eisensteinmark 741.
Eisentongranat 680.
Eisenvitriol 860, 861.
Eisenwasser 505.
Eisenzinkspat 594.
Eisspat 619.
Ekebergit 645.
Ekdemit 447.
Ekmanit 713.
Elftolith 637.
Elaterit 873.
Mektmm 426.
Eleonorit 825.
Elpasolith 443.
Elpidit 795.
Embolit 438.
Embrithit 494.
Emerald-Nickel = Nickalsmaragd 607.
Emerylith 711.
Emmonit 601, 602.
Emplektit 490.
Enargit 503. >
Enceladit 796.
Endlichit 806.
Enhydros 221, 549.
Enstatit 651.
Eosit 833.
Eosphorit 823.
Epiboolangerit 504.
Epichlorit 722.
Epididymit 635.
Epidosit 747.
Epidot 743, 745.
Epidotfels 747.
Epigenit 504.
EpistUbit 779.
Epistolit 800.
Epsomit 860.
Erbsenstein 227, 600.
Erde, lemnische 741.
Erdkobalt 573, 816.
Erdmannit 763.
Erdöl 870.
Erdpech 872.
n , elastisches 873.
Erdwachs 873.
Eremit 810.
Erinit 818.
Ersbyit 645.
Erythrin 816.
Erythrosiderit 444.
Erythrozinkit 463.
Esmarkit 677.
Estrichgips 853.
Ettringit 865.
Enchroit 818.
Endialyt 795.
Endidymit 635.
Eadnophit 787.
Eugenglauz 503.
Enkairit 456.
Enklas 763.
Enkolit 795.
Eukolit-Titanit 795.
Enkrasit 560.
Eokryptit 639.
Eolysit 690.
Eolytin 694.
Enosmit 878.
Enphyllit 705.
Enpyrchroit 803.
Enralit 722.
Eosynchit 807.
Enxenit 796.
Eyansit 820.
Evigtokit 443.
Exanthalit 848.
F.
Fahlerz 498.
Fahles RotgUlden 490.
Mineralverflieichiiis zum speziellen Teil.
903
Fahlunit 677.
Fairfieldit 814, 817.
Falkenange 547, 671.
Falkenhaynit 498.
Famatinit 503, 504.
Farölith = Faröelith 791.
Faserbaryt = fasrii^r Schwerspat 841.
Fasergyps 856.
Faserkalk 587.
Faserkiesel 767.
Faserkohle 880.
Faserquarz 547.
Fasersalz 435.
Faserserpentin 727.
Faserzeolith 789, 791.
Fassait 660, 661.
Fanjasit 787.
Fanserit 859, 861.
Fayalit 690.
Federalaun 865.
Federerz 450, 491.
Feldspat 610ff.
„ , gestreifter 624, 632.
„ , gemeiner 617.
„ , glasiger 619.
„ , künstlichst 019.
„ , labradorisiörendet 616, 617.
„ , monokliner 618.
„ , trikliner 620.
Feldstein 618.
Felsöbanyit 864.
Ferberit 829, 830.
Fergusonit 798, 831.
Ferrogoslarit 859, 861.
Ferronatrit 869.
FerroteUurit 835.
Ferrotitanit 683.
Festnngsachat 550.
Fettbol 741.
Fettkohle 880.
Fettqnarz 546.
Fenerblende 495, 498.
Feneropal 533.
Feuerstein 550.
Fibroferrit 868.
FibroUth 767.
Fichteüth 873.
Fieldit 501.
Fillowit 816.
Fiorit 533.
Fischerit 820.
Fl^es d'amour 563.
Flinkit 817.
Flint 550.
Florencit 823.
FlueUit 442.
Fluocerit 441.
Fluorapatit 800.
Fluorit 439.
FluOerde 441.
Flußspat 439.
Flußwasser 505.
Forcherit 532.
Foresit 781.
Forsterit 687.
Fouqu^it 745.
Fowlerit 664.
Franckeit 484.
Francoüt 803.
Frankenberger Kom&hren 458.
Franklandit 576.
Franklinit 525.
Fraueneis 856.
FreyaHth 560.
Freibergit 501.
Freieslebenit 492.
Frenzelit 451.
Friedeüt 713.
Frieseit 469.
Fritzscheit 827.
Frugardit 749.
I^ichsit 704.
Fuggerit 645, 646.
Funkit 658.
G.
Gadolinit 763.
Gänseköthigerz 828.
Gagat 880.
Gahnit 525.
Galaktit 790.
Galapektit 741.
Galenit 453.
Galenobismntit 489.
Galmei 594.
Gangquarz 545.
Ganomalit 696.
Ganomatit 828.
Ganophyllit 710.
Gamierit 733.
Gastaldit 671.
Gay-Lussit 593.
Gearksutit 443.
Gebirgsfeuchtigkeit 505.
904
Mineralyerzeichnis zam speziellen Teil.
Gedanit 877.
Gedrit 665.
Gehienit 646, 646.
Geierit 480.
GeikieUth 520.
Gekrösestein 847.
Gelbbleien 829, 832.
Gelbeisenerz 869.
Gelbeisenstein 569.
Gelberde 741.
Gelberz 483.
(Mbmenakerz 794.
Geutbit 733.
Geokronit 502.
Gerbardtit 596.
Gersbyit 823.
Gersdorffit 476.
Gerstenkörner 604.
Geyerit= Geierit 480.
Geyserit 534.
Gibbsit 569, 822.
Gieseckit 639.
Giftkies 480.
Gigantolitb 677.
Gübertit 704.
Gillingit 735.
Giltstein 724.
Giobertit 588.
Gips 849.
Gismondin 784.
Glagerit 741.
Glänze 448.
Glanzbraunstein 521.
Glanzeisenerz 515.
Glanzeisenstein 567.
Glanzkobalt 475.
Glanzkoble 879.
Glanzspat 767.
Glasbachit 844.
Glaserit 835.
Glaserz 455.
Glaskopf, branner 566.
„ y grttner 824.
„ , roter 517.
„ , schwarzer 571.
Glaskopfqnarz 548.
Glasopal 532.
Glanberit 836.
Glaubersalz 848.
Glaukocbroit 687.
Glaukodot 481.
Glaukolitb 644.
Glaukonit 710.
Glaukophan 671.
Glaukopyrit 482.
Glessit 877.
Gletschersalz 861.
Glimmer 697.
Glinkit 689, 724.
Glockerit 868.
Gmelinit 786.
Goethit 475, 562.
Gold 426.
Goldamal^am 430.
GK)ldquarz 546.
Goldtopas 544.
Gordait 869.
Goshenit 675.
Goslarit 861.
Goyazit 823.
Graftonit 811.
Grahamit 872.
Gramenit 735.
Grammatit 666.
Granat 677.
„ , böhmischer 681.
„ , edler 680.
„ , gemeiner 680, 684.
„ , orientalischer 680.
, schwarzer 681.
, sirischer 680.
Grängesit 722.
Graphit 421.
Graphitit 422.
Graphitoid 422.
Graubraunstein 560, 563.
GrauglUtigerz 501.
GrauUt 864.
Graumanganerz 560.
Graupen 556.
Grauspießglanz 450.
Greenockit 463.
Greenoyit 792.
Grobkohle 880.
Grochauit 720.
Gh>ddeckit 786.
Gr4roiUth 572.
GrosBular 679.
Grothit 793.
Grttnauit 469.
Grfinbleierz 805.
Grundeis 505.
Grüneisenerde 694.
Grüneisenerz 824.
n
n
Mineralverzeichnis znm speziellen Teil.
905
Grüneisenstein 824.
Qrflnerde 710, 722.
Grüner Glaskopf 824.
Grünerit 667.
Grünlingit 461.
Grünsand 710.
Goadalcazarit 464.
Gnanigaatit 451.
Gnanit 813.
Gnanomineralien 813, 848.
GnanoTulit 848.
Gnarinit 628.
Gaejarit 490.
Gnitermanit 494.
Güldisehes SUber 429.
Gümbelit 743.
Gnmmierz := Gonunit 529.
Gummit 529.
Gnrhofian 591.
Gurolith 777.
Gymnit 733.
Gyps = Gips 849.
Gyrolith 777.
Haarkies 464.
Haarsalz 435, 860, 864, 865.
Hackmanit 641.
Hämafibrit 817.
H&matit 513.
Hämatoconit 579.
Hämatolith 817.
Hämatostibiit 812.
Hagemannit 443.
Haidingerit 814.
Halbhydrat 852.
Halblasnrblei 845.
Halbopal 533.
Halbvitriolblei 844.
Halit 433.
HaDoysit 741.
Halotrichit 864. 865.
Hamartit 445.
Hambergit 575.
Hamlinit 823.
Hancockit 744, 748.
Hanksit 836.
Hannayit 813.
Hardystonit 695.
Harmotom 779, 781.
Harringtonit 791.
Harrisit 458.
Hartit 873.
Hartkobalterz 483.
Hartmanganerz 521, 571.
Hartsalz 437, 849.
Haselgebirge 436.
Hatchettin 873.
Hatchettolith 796.
Hancbecomit 469.
Hanerit 471.
Haosmannit 521.
Hautefenillit 815.
Haüyn 640.
Haydenit 786.
Hayesin 576.
Haytorit 547, 763.
Hebronit 809.
Hedenbergit 658.
Hedypban 806.
Heintzit 577.
Heliophyllit 447.
Heliotrop 549.
Helminth 719.
HelTin 693.
Hemimorpliit 694.
Henwoodit 819.
Hepatit 838.
Hepatopyrit 480.
Hercynit 524.
Herderit 808.
Hermannit 664.
Herrengmndit 863.
Herrerit 594.
Herschelit 786.
Hessit 456.
Hessonit 679.
Hetairit 522.
Hetepozit = Heterodt 811.
Heterogenit 573.
HeterokUn = Brannit 521.
Heteromorphit 491.
Heterosit 811.
Henbachit 573.
Henlandit 777.
Hiddenit 663.
Hjelmit 799.
Hieratit 444.
Hillängsit 667.
Himbeerspat 597.
Hintzeit 577.
HjortdahUt 665.
Hisingerit 735.
906
Mineralverzeichnis zum speziellen Teil.
Hitchkockit 823.
Höfnerit 735.
Hömesit 815.
HövelUt 437.
Hohlspat 766.
Hohmannit 867.
Holmit 712.
Holmesit 712.
Holzopal 534.
Holz, bituminöses 882.
Holzstein = verkieseltes Holz 547.
Holzzinn 557.
Homichlin 488.
Homilit 763.
Honigstein 870.
HopSit 817.
Horbachit 468.
Homblei 447.
Hornblende 646, 665, 668.
n , basaltische 669.
„ , gemeine 668.
„ , grüne 668.
Homerz = Silberhomerz 437.
Hornsilber 433, 437.
Homstein 547.
Horsfordit 452.
Hortonolith 689.
Honghit 571.
Howlith 763.
Huantajayit 438.
Hübnerit 829, 830.
HnUit 723.
Hmnboldtilith 646.
Humboldtin 870.
Hnmit 690, 691.
Hureaulit 816.
Hnssaklt 809.
Hversalt 865.
Hyacinth 558.
„ von Ck>mp06tella 546, 856.
Hyalit 532.
Hyalophan 620.
Hyalosiderit 687, 689.
Hyalotekit 696, 763.
HydrargiUit 569.
Hydraulischer Gips 853. .
Hydroapatit 801.
Hydroboracit 577.
Hydrocastorit 663.
Hydrocerit 607.
Hydrocerossit 607.
Hydrocyan 844.
Hydrodolomit 605.
Hydroflnocerit 441.
Hydrofranklinet 525.
Hydrogiobertit 605.
Hydrogoethit 562.
Hydrohämatit 562.
Hydroilmenit 520.
Hydromagnesit 605.
Hydromagnocalcit = Hydrodolomit 6(fö.
Hydronephelit 639, 790.
Hydronephelitsprenstein 790.
Hydrophan 533.
Hydrophit 730.
Hydropit 665.
Hydrorhodonit 665.
Hydrotalkit 571.
Hydrotephroit 690.
Hydrotitanit 792.
Hydrozinkit 607.
Hypargyrit 490.
Hypargyronspat 490.
Hyperstiien 653.
Hypochlorit 694.
Hypostilbit 781.
Hypoxanthit 568.
Hystatit 520.
I. 1.
Jade 667.
Jadgit 663, 752.
Jämbäraland 527.
Jakobsit 525.
Jalpait 456.
Jamesonit 491.
Jarosit 865, 866.
.Tarrowit 604.
Jaspis 548.
Jaspopal 534.
Janlingit 878.
Ichthyophthalm 775, 776.
Idokras 749.
Idrialin 465, 873.
Jeffersonit 659.
Jenkinsit 730.
Jeremejewit 575.
Jet 880.
Igelströmit 571, 690.
Iglesiasit 603.
Igloit 597.
Ignatiewit 866.
Ihlöit 867.
Mineralverzeichnis zum speziellen Teil.
907
Ilesit 862.
Ilmenit 519, 520.
Ilmenorntü 556.
Ilyait 695.
Indianit 628.
Indicolith = Indigolith.
Indigolith 756, 759.
Inesit 69a.
Infnsorienerde 534.
Jodargyrit 439.
Jodembolit 437, 438.
Jodit 439.
Jodobromit 438.
Jodqnecksilber 439.
Jodsilber 439.
Jodyrit 439.
Johannit 869.
Johnstonit 453.
Johnstrapit 795.
JoHth 676.
Jordanit 502.
Joseit 451.
Josephiuit 431.
Jossait 835.
Iridium 425.
Iridosmin 425.
Iserin 520, 528.
Isoklas 813.
Itabirit 516.
Ittnerit 640.
Judenpech 872.
Julianit 501.
Ixiolith 798.
Ixionolith 798.
Ixolyt 873.
Eacholong 534.
Kämmererit 718.
Kamarezit 863.
Kampferharz 878.
Eäimelkohle 880.
Kaersutit 668.
Eainit 444, 445.
Eainosit 695.
Eakochlor 572.
Eakoxen 824.
Ealgoorlit 483.
Ealialann 864.
Ealiblödit 859.
Ealiborit 577.
Ealifeldspat 610 (=: Orthoklas 613 und
= Mikroklin 620).
Ealiglimmer 708.
Ealinatronsimonyit 859.
Ealinit 864.
Ealiophüit 639.
Ealiorthoklas 612.
Ealiplagioklas 612.
Ealisalpeter 596.
Ealifiulfat = Glaserit 835.
Ealkbaryt 838.
Ealkchromgranat 685.
Ealkeisengranat 683.
Ealkeisenstein 567.
Ealkfeldspat 610.
Ealkglimmer 711.
Ealkharmotom 783.
Ealkkreuzstein = Ealkharmotom 783.
Ealkmalachit 605.
Ealkmesotyp 790.
Ealknatronfeldspat 629.
Ealkoolith 588-
Ealkpisolith 588.
Ealksalpeter 596.
Ealksinter 587.
Ealkspat 579.
Ealkstein 586.
Ealktongranat 679.
Ealktnff 586.
Ealkuranglimmer 826, 827.
Ealkuranit 827.
Ealkvolborthit 807.
Eallait 820.
Eallüith 477.
Eallochrom 834.
Ealomel 439.
Ealuszit 858.
Eamazit 432.
Eammkies 479.
Eampylit 806.
Eaneelstein 679.
Eanonenspat 581.
Eaolin 734, 737.
Eaollnit 735.
Eapdiamanten 420.
Eapnicit 822.
Eapnit 594.
Eappenqnarz 544.
Eaprubin 682.
Earbonat 421.
Earinthin 669.
Karminspat 811.
908
Mineralverzeichnis zum speziellen Teil.
Karnat = Camat 737.
Karneol = Cameol 549.
Karneolonyx = Cameolonyx 550.
KarphoUth 686.
Karphosiderit 868.
Karphostübit 791.
Karstenit 845.
Karyinit 811.
Karyopilit 665, 713.
Kascholong 549.
Kassiterit 556.
Rastor = Castor 663.
Kataphorit 672.
Katapieit 795.
Katzenauge 530, 547.
Katzensapphir 511.
Kansimkies 480.
Kehoeit 823.
Kehrsalpeter 597.
Keilhaoit 795.
Kelyphit 682.
Kenngotüt 490.
Kentrolith 696.
Keramohalit 864.
Kerargyrit 433, 437.
Kerasin 447.
Kerat 437.
Kermesit 451.
KeroUth 724.
Kerstenit 844.
Kibdelophan 519, 520.
Kiese 448.
Kieseleisenstein 562.
Kieselgalmei 595, 694.
Kieselgnhr 534.
Kieselknpfer 693.
Kieselmagnesit 589.
Kieselmalachit 693.
Kieselmangan 594.
Kiesels&nremineralien 531.
Kieselschiefer 548.
Kieselsinter 534.
Kieseltoff 534.
Kieselwismuth 694.
Kieselzinkerz 694.
Kieserit 848.
Kilbrickenit 502.
Kimitotantalit 798.
Kir 873.
Kischtim-Parisit 445.
Kischtimit 445.
Kjemlfin 808.
Klapperstein 568.
Klaprothit 491.
Klebschiefer 534, 872.
Klementit 722.
Klinochlor 718.
Klinohnmit 691.
Klinoklas 818.
Klinophäit 869.
Klinozoisit 745.
Klipsteinit 665.
Knebelit 690.
Knistersalz 222, 434.
Knopit 792.
Knottenerz 454.
Kobaltarsenkies 481.
Kobaltbeschlag 814, 816.
Kobaltblttte 814, 816.
Kobaltglanz 475.
Kobaltkies 470.
Kobaltin 475.
Kobaltmanganerz 572.
Kobaltnickelkies 470.
Kobaltomenit 608.
Kobaltspat 595.
Kobaltvitriol 860, 862.
Kobellit 492.
Kochellt 798.
Kochsalz = Steinsalz 433.
Koenenit 445.
Kohlenblende 881.
Kohleneisenstein 592.
Kohlengalmei 594.
KOlbingit 673.
Könleinit 873.
Köttigit 816.
Kokkolith 658, 661.
Kokseharowit 669.
Kollophan 813.
KoDyrit 741.
Kölnische Umbra 741, 882.
Kolophonit 684, 751.
Komarit 733.
Konarit 733.
Kongsbergit 430.
Konichaldt 818.
Koninckit 825.
Konit 591.
Koppit 799.
Korallenerz 466.
Korallensinter 600.
Kornähren, Frankenberger 458.
Komerapin 773.
■■■«>
Mineralyerzeiclmis zum speziellen Teil.
909
Korund 510.
Eorundophilit 720.
Eorynit 476.
Kotschubeyit 719.
Krabblit 619.
Erantzit 877.
Eraurit 824.
Ereide 588.
„ I schwarze 740.
Ereittonit 525.
Eremersit 444.
Erennerit 482.
Ereuzstein 781, 783.
Erisuyig:it 862.
Eröhnkit 863,
Erokoit 834.
Erokydoüth 547, 671, 672.
Erug:it 858.
EryoUth 442.
Eryophyllit 706.
Eryphiolith 808.
Eryptohalit 444.
Eiyptolith 810.
Eryptomorphit 576.
Kryptotil 773.
Ktypgit 600.
Eühnit = Berzeliit 811.
Euge^aspis 548.
Eupfer 430.
Eupferantimonglanz 490.
Eupferblau 693.
Enpferblende 501.
Eupferbleiglanz 455.
Eupferblüte 507.
Eupferfahlerz 500.
Eupferglanz 457.
Eupferglas 457.
Eupferglimmer 819.
Eupfergrün 693.
Eupferindig 467.
Eupferkies 485.
Eupferlasur 606.
Eupfermanganerz 572.
Eupfernickel 463.
Eupferpecherz 507, 567.
Eupfersammterz 863.
Eupferschaum 818.
Eupferschw&rze 608.
Eupferailberglanz 458.
Enpfersmaragd 692.
Eupferuranglimmer 826.
Eupferuranit 826.
Eupferyitriol 860, 862.
Eupferwismntglanz 490, 494.
Eupfferit 667.
Enpbolith 686.
Eylindrit 484.
Eyrosit 480.
Labradorit 633.
Labrador = Labradorit 633.
Labradorfeldspat 633.
Lagenquarz 546.
Lagonit 576.
Lanarkit 844.
Lancasterit 605.
Langbeinit 837.
Langit 862.
Lansfordit 605.
Lanthanit 607.
Lapis Lazuli 641.
Larderellit 576.
Lasionit 822.
Lasurapatit 803.
Lasurit 641.
Lasurstein 641.
Latent 570.
Latrobit 628.
Laubanit 788.
Laumontit 787.
Laurionit 446.
Laurit 479.
Lautarit 835.
L¥it 655.
Lavezstein 722.
Lawrencit 441.
Lawsonit 686.
Laxmannit 835.
Lazulith 822.
LeadbiUit 845.
Leberblende 461.
Leberkies 480.
Lecontit 848.
Ledererit 786.
Lehm 740.
Lehuntit 790.
Leidyit 723.
Lemnische Erde 741.
Lenzin 741.
Leonhardit 788.
Leonit 859.
Leopoldit 437, 444.
Lepidokrokit 563.
910
MiiieralYerzeicbnis zum speziellen Teil.
Lepidolith 705.
Lepidomelaii 707, 709.
Lepidoph&it 572.
Lepolith 628.
Leptochlorite 720.
Lerbachit 455.
Letten 740.
Lettsomit 863.
Lenchtenbergit 719.
Lencit 635«
Lenkargyrit 502.
Leokangit 660.
Lenkochalcit 819.
Lenkocyclit 776.
Lenkogranat 679.
Lenkopban 675.
Lenkopbönicit 691.
Lenkopyrit 482.
Lenkosapphir 511.
Lenkotü 729.
Lenkoxen 520, 528, 794.
Leyerrierit 736.
Levyn 786.
Lewisit 812.
Lherzolith 688.
Libeihenit 817.
Liebenerit 639.
Liebigit 607.
Lievrit 696.
Lignit 882.
Lillianit 494.
Limonit 565.
Limurit 762.
Linarit 845.
Lindackerit 828.
Lindsayit 628.
LinnSit 470.
Liuseit 628.
Linsenerz 819.
Lintonit 791.
Liparit 439.
Lirokonit 819.
Liskeardit 820.
Litbionglimmer 705.
Lithionit 705.
Lithiophüit 811.
Litbiopborit 572.
Lithograpbiscber Kalk (Scbiefer) 586.
Liveingit 491.
Livingstonit 488.
Loganit 718.
Löllingit 482.
Löß 740.
Löwgit 859.
Löwigit 866.
Lomonit 787.
Lonchidit 480.
Lopboit 719.
Lorandit 490.
Lossenit 828.
Loxoklas 618.
Lnchssapphir 676.
Lnckit 860, 862.
Lndlamit 816.
Ludwigit 575.
Lumacbello 586.
Lfinebnrgit 577.
Lnnnit 818.
Lnssatit 552.
Lntecit 551.
Lnxullian 758.
Lnzonit 503, 504.
Lydit 648.
Hagerkohle 880.
Magerton 740.
Magnesiaalaan 865.
Magnesiaglimmer 706.
Magnesiasalpeter 596.
Magnesiatongranat 680.
Magnesit 589.
Magnesitspat 588.
Magnesioferrit 528.
Magnet, natürlicher 596.
Magneteisen 525.
Magneteisen, schlackiges 528.
Magneteisenmnlm 527.
Magneteisensand 627.
Magnetit 525.
Magnetkies 467.
Magnetopyrit 467.
Magnochromit 524.
Magnoferrit 528.
Magnolit 835.
Malachit 605.
Malakon 559.
MalakoUth 657.
Maldonit 459.
MaUardit 862.
Malthazit 742.
Manganalann 865.
Manganapatit 800.
Manganberzelüt 811.
MineralTerzeichius znm spesiellen Teil.
911
Manganblende 462.
Manganbmcit 561.
MaDgandolomit Ö93.
Manganepidot 744, 748.
Manganglanz 462.
Mangangranat 682.
Mangauhnmit 691.
Manganidokras 749.
Manganit 564.
Mangankies 471.
Mangankiesel 664.
Manganknpfererz = Crednerit ö72.
Manganocalcit 593.
Manganomagnetat 525.
Manganophyll 710.
Manganosphäiit 593.
Manganostibiit 812.
Manganosit 508.
Manganotantalit 798.
Manganpektoliih 655.
Manganschanm 572.
Manganschw&rze 572.
Manganspat 593.
Manganspinell 525.
Mangantongranat 682.
ManganTitriol 861, 862.
Marcelin 521.
Margarit 711.
Margarodit 705, 711.
Markasit 479.
Marialith 642, 645.
Marienglas 856.
Marmatit 459.
Marmolith 731.
Marmor 585, 586.
Marshit 439.
Martinit 813.
Martinsit 849.
Martit 518, 527.
Mascagnin 836.
Masonit 712.
Massicot 508.
Matüdit 489.
MaÜockit 446.
Maozelüt 812.
Maxit 845.
MazapUit 825.
Medschidit 859.
Meerschalnminit 737.
Meerschaum 731.
Meerwasser 505.
Megab&sit 829.
Megabromit 438.
Mehlschwefel 416.
Meionit 642, 644.
Melaconit 508.
Melanchym 878.
Melanglanz 502.
MelangHmmer 721.
Melanit 683.
Melanochroit 834.
Melanolith 723.
Melanophlogit 551.
Melanotekit 696.
Melanterit 861.
Melilith 645, 646.
MeUnit 741.
Melinophan 675.
MeUit 870.
Meionit 483.
Melopsit 733.
Menaccanit 520.
Mendipit 446.
Mendozit 864.
Meneghinit 502.
Mengit 797.
Menilit 534.
Mennige 522.
Mercnrblende 464.
Mergel 586, 740.
Meroxen 706.
Medtin = Mesitinspat 593.
Mesitinspat 593.
Mesole 791.
Mesolith 791.
Mesotyp 789.
Messelit 813.
Messingblüte 607.
Metabmshit 813.
Metachlorit 722.
Metacinnabarit 464.
Metahenlandit 778.
Metalonchidit 480.
Metayoltin 868.
Metaxit 730.
Meteoreisen 431.
Meteoriten 431.
Miargyrit 490.
MicareU 704.
Michaelsonit 763.
Michel-Leyyt 841.
Middletonit 879.
Miersit 438.
Miesit 805.
912
Mineralyerzeicbnis zum speziellen Teil.
Hikrobromit 438.
Mikroklin 620.
MikToklinperthit 621.
MikroUth 799.
Mikropegmatit 619.
Mikroperthit 618.
Mikrosommit 639.
Mikrotin 632.
Hilarit 635.
Milchopal 533.
Müchqaarz 546.
Hillerit 464.
Müoschin 742.
Mimetesit 806.
Mineryit 822.
Minette 568.
Mirabüit 848.
Mischfahlerz 498.
Misenit 836.
Mißpickel 480.
Misy 867.
MitcheUit 524.
Mizit 819, 825.
Mizzonit 645.
Mohawkit 452.
Mohrenkopf 755.
Mokkastein 549.
Molybd&nbleierz 832.
Molybdänbleispat 882.
Molybdänglanz 471.
Molybdänit 471.
Molybdänocker 561.
Molybdit 561.
Molybdomenit 608.
Molysit 442.
Monazit 810.
Mondmilch = Montmilch 588.
Mondstein 617.
Monetit 813.
Monheimit 594.
Monimolit 811.
Monit 813.
Monradit 727.
Monrolith 767.
Montanit 835.
Montebrasit 809.
Monticellit 687.
Montmilch 588.
Montmorillonit 742.
Moorkohle 881.
Moosachat 549.
Morasterz 568.
Mordenit 779.
Morenosit 861.
Morinit 809.
Morien 544.
Moroxit 802.
Morrenit 782.
Mosandrit 795.
Mossit 798.
Mottramit 807.
Mttllerit 483.
Müsenit 470.
MnlHcit 815.
Mnrchisonit 618.
Mnriadt 845.
Mnromontit 749.
Mnscovit 703.
Mnssit 658.
Myelin 737.
Mysorin 605.
N.
Nadeleisenerz 563.
Nadelerz 494.
Nadelspat 597.
Nadelzinn 557.
Nadorit 447.
Nagelkalk 588.
Nagyagit 483.
Nakrit 736.
Namaqnalith 571.
Nantokit 439.
Naphta 870.
Nasonit 696.
Nastnran 528.
Natroalnnit 866.
Natroborocalcit 576.
Natrocalcit 604.
Natrojarosit 865, 866.
NatroUth 789.
Natrolithspreustein 790.
Natron, kohlensaures, 604.
Natronalaun 864.
Natronberzeliit 811.
Natronchabasit 786.
Natronfeldspat 610 (= Albit 622).
NatrongUmmer 705.
Natronkalkfeldspat = Kalknatronfeldspat
610, 629.
Natronmesotyp 789.
Natronmikroklin 622.
Natronorthoklas 620.
Natronplagioklas 612. 622.
MineralyerEeichiiis zum spexielleii Teil.
dl3
Katronsalpeter ö95.
Natronspodnmen 632.
Natrophüit 811.
Nanmaniiit 4ö6.
Neftfirü873.
NemaUtb 561.
Nemapbyllit 730.
Neolith 732.
Neotyp 579.
Nephelin 637.
Nephrit 667.
Neptonit 795.
Nesqnehonit 605.
Nenkirchit 564.
Newberyit 813.
Newjanflkit 425.
Newporthit 712.
Niccolit 463, 478.
Nickelantimoiiglaius 476,
Nickelantimoiüdes 476.
Nickelarsenglaius 476.
Nickelarsenkies 476.
Nickelblüte 816.
Nickeleisen 431.
Nickelglanz 476.
Nickelgrfln = Nickelblttte 816.
Nickelgymnit 733.
Nickelin 463.
Nickelkies 464.
Nickelkobaltkies 470.
Nickelocker 816.
Nickeloxydnl = Bnnsenit 508.
Nickelsmaragd 607.
Nickelvitriol 859, 861.
Nickelwismutglanz 469.
Nierenkies 486.
Nigrescit 7a4.
Nigrin 520, 554, 556.
Nilkiesel 548.
Niobit 797.
NipboHth 443.
Nitratin 595.
Nitrobaryt = Barytsalpeter 596.
Nitrocalcit « Kalksalpeter 596.
Nitroglaaberit 596.
Nitromagnesit = Hagnesiasalpeter 596.
Nocerin 445.
Nohlit 799.
Nontronit 735.
Nordenskimdin 575.
Nordmarkit 772.
Normaldolomit 589.
BftBer, Mineralogie.
Northnpit 445.
Nosean 640.
Nonmeait 733.
Nomeait 733.
Nnssierit 805.
NnttaUtb 644.
€K
Ochran 741.
OchroUth 447.
Odontolith 821.
Oellacherit 705.
Offretit 786.
Oisanit 747.
Okenit 777.
Oktaedrit 553.
Oktibbehit 431.
Olafit 632.
Oldhamit 462.
Oligoklas 632.
Oligoklas-Albit 680, 632.
Oligonspat 592.
Olivenerz 498.
OHvenit 817.
OÜTin 687.
Omphazit 662.
Onkoit 720.
Onkosin 705.
Onofrit 464.
Onyx 550.
OoHth 227, 588.
Oosit 676.
Opal 531.
„ , edler 533.
„ , gemeiner 533.
Opaljaspis 534.
(^almntter 533.
Opalsinter 534.
Ophicalcit 728.
Ophit 728.
Orangit 560.
Oraviczit 741.
Oropion 742.
Orthit 744, 748.
Orthochlorite 714.
Orthoklas 611, 613, 617.
Oryzit 779.
Osmelith 655.
Osmiridinm 425.
Osmiom-Iridiiim 425.
Osteokolla 58a
Osteolith 804.
58
914
HineralverEeichiiiB lom speäelieu TeiL
Ostranit 559.
Ottrelith 712.
Owenit 722.
Oxalit 870.
Oxhaverit 777.
Ozokeiit 873.
W.
Pachnolith 443.
Pagodit 724, 742.
Pajsbergit 664.
Palladiam 425.
Palladinmgold 426.
Pallaseisen 431.
Pandermit 576.
Papierkohle 534, 872.
Papierspat 581.
Paposit 868.
Paradoxit 679.
Paraffin, natttrL 873.
Parag^onit 705.
Paralaurionit 446.
Paralogit 645.
Paralnminit 864.
Parankerit 592.
Paranthin 644.
Parasit 575.
ParastUbit 779.
Pargasit 669.
Parisit 445.
Partschin 685.
Passanit 645.
Paterait 833.
Patrinit 494.
Pattersonit 720.
Panlit 654.
Pearceit 603.
Pechblende 528.
Pechgranat 684.
Pechkohle 881.
Peganit 820.
Pegmatit 618.
Pegmatolith 617, 618.
Pektolith 655.
Pelagit 561.
Pelikanit 742.
Peliom 676.
Pelokonit 572.
Pencatit 579.
Penfieldit 446.
Pennin 713.
Pennit = Hydiodolomit 605.
Pentlandit 462.
Percylit 446.
Peridot 687.
Periklas 508.
PerikUn 623, 624.
PeriBterit 626.
Perlglimmer 711.
Perlsinter 533.
Perlspat 593.
Perowskit 792.
Perthit 618.
Petalit 663.
Petroleum 870.
Petzit 456.
Pfeifenton 739.
PhaceHt 639.
Phftstin 653, 724.
Phakolith 785.
Pharmakolith 813.
Pharmakosiderit 824.
Phenakit 692.
Phengit 703.
Phillipsit 780, 783.
Phlogopit 707, 709.
Phönicit 834.
Phönikochroit 834.
Pholerit 737.
PhoUdolith 710.
Phosgenit 447.
Phosphocerit = Kryptolith 810.
Phosphorochaldt 818.
Phosphorchromit 885.
Phosphoreisensinter 828.
Phosphorit 804.
Phosphorknpfererz 818.
Phosphomickeleisen 432.
Phosphosiderit 825.
Phosphnranylit 827.
Photicit 665.
PhyUit 712.
Phyllochlorit 720.
Physalith 770.
Pianzit 878.
Picit 825.
Picoüt 524.
Pickeringit 865.
Piemontit 744, 748.
Plkranalcim 787.
Pikroalnmogen 865.
Pikroanalcim » Pikranalcim 787.
Pikroepidot 748.
Pikroilmenit 519.
Mineralyerseiohnis cum speziellen Teil.
915
Pikrohth 730.
Pikromerit 445, 868.
I^kropharmakolhh 814.
PikrophyU 668, 727.
Pikrosmin 782.
Pikrotephroit 690.
Pikrotitanit 519.
PUarit 693.
Pilinit 751.
Piüt 667, 689.
Püsenit 451.
PimeUt 733.
Pinakiolith 575.
Pingos d'agoa 771.
Pinguit 735.
Pinit 676, 761.
Pinnoit 576.
Pinolit 589.
Piotin 732.
Pirssonit 604.
Pisanit 860, 862.
Pisolith 227, 588.
PisBophan 868.
Pistazit 745.
Pistomesit 593.
Pitkärandit 673.
Pittizit 828.
Pittinerz 529.
Plagiocitrit 869.
Plagioklas 611, 620, 622.
Plagionit 491.
Planerit 822.
Planoferrit 868.
Plasma 549.
Platin 425.
Platinmagnet 426.
Platiniridinm 425.
Plattnerlt 560.
Plenargyrit 490.
Pleonast 523.
Pleonektit 806.
Plessit 432.
Pünian 481.
Plintiiit 741.
Plombiferit 777.
Plnmbocalcit 579.
Plnmbognmmit 823.
Plnmbojarosit 866.
Plnmbostib 494.
Plnmosit 491.
Pinsinglanz 484.
Polianit 560.
Polierschiefer 534.
Pollncit = PoUnx 637.
PoUnx 637.
Polyadelphit 684,
Polyargit 628.
Polyargyiit 603.
Polyarsenit 806.
Polybasit 503.
Polychrom = Pyromorphit 805.
Polydymit 469.
PoIyhaUt 858.
Polykras 796.
Polylithionit 706.
Polymignyt 796.
Polysphärit 805.
Polytelit 501, 502.
Polyxen 425.
Poonahlit = Pnnalitii 791.
Porpezit 426.
Porphyrqnarz 545.
Porrizin 662.
Porzellanerde 737.
Porzellaigaspis 548, 740.
Porzellanspat 645.
Porzellanton 739.
PoweUit 829, 832.
Prasem 547.
Praseolith 677.
Prasin 818.
Prasopal 533.
Predazzit 579.
Pregrattit 705.
Prehnit 685.
Prehnitoid 645.
Preßbemstein 874.
Pribramit 563.
Priceit 576.
Prismatin 773.
Probierstein 548.
Prochlorit 719.
Prolektit 691.
Prosopit 443.
Protobastit 653.
Protochlorite 721.
Pronstit 497.
Psendobrookit 792.
Psendocotonnit 442.
Psendo-Gaylüssit = Gerstenkörner oder
ThinoHt 588, 604.
Psendolibethenit 818.
Psendomalachit 818.
PsendophUlipsit 784.
58*
916
MineralTerzeichnis sum speziellen TeiL
Psendophit 718.
Psendotriplit 811.
Psilomelan 571.
Pdttacinit 807.
Ptilolith 779.
Pttcherit 807.
Puflerit 781.
Punalith 791.
Pnnamastem 667.
PnschMnit 747.
Pyknit 770.
Pyknotrop 718.
PyraUoUth 724.
PyrargilUt 677.
Pyrargyrit 495.
Pyienäit 683.
Pyrgom 660, 661.
Pyrit 471.
Pyroaurit 571.
Pyrochlor 796.
Pyrochroit 660.
I^klasit 813.
Pyrolusit 560.
Pyromelin 859, 861.
Pyromorphit 800, 805.
Pyrop 681.
Pyrophanit 521.
Pyrophyllit 742.
I^ophysalith 770.
Pyropissit 873.
Pyroretin 878.
Pyrorthit 749.
Pyrosklerit 659, 719.
Pyrosmalith 713.
Pyrostibnit 451.
Pyrostilpnit 498.
I^xen 646, 651.
Pyrrhit 796, 799.
Pyrrhoarsenit 811.
Pyrrhosiderit 563.
Pyrrhotin 467.
Quarz 535.
„ , edler 543.
„ , dichter 547.
„ , gemeiner 544.
„ , zerhackter 547.
QnarzfeiB 542.
Quarzit 542, 546.
Quarzkatzenange 547.
Qaarzpisolith 547.
Quecksilber 429.
Qnecksüberbranderz 466.
Quecksilberfahlerz 499, 501.
Quecksilberhomerz 439.
Qnecksilberlebererz 466.
Quell wasser 505.
Querspiesglanz 491.
Quenstedtit 867.
Quetenit 869.
Quirinusei 871.
B.
Rabenglimmer 706.
RadioUth 789.
B&delerz 494.
Rafaelit 446.
Raimondit 868.
Ralstonit 443.
Ramirit 807.
Rammelsbergit 478.
Randanit 534.
Randit 607.
Ranit 790.
Raseneisenstein 568.
Raspit 829, 830.
Rathit 491.
Ratofkit 441.
Rauchquarz 546.
Rauchtopas 544.
Rauschgelb 449.
Rauschrot 448.
Rautenspat = Dolomit (589) oder Braun-
spat (593).
Razumoffskin 742.
Realgar 448.
Reddingit 816.
Redruthit 457.
Regenbogenachat 550.
Reichardtit 849, 861.
Reif 505.
Reinit 829, 830.
Reiüblei 421.
Reissit 779.
Renssellaerit 724.
Retinalith 728.
Retinasphalt 878.
Retinit 878.
Rezbanyit 489.
Reussin 848.
Rhabdionit 572.
Rhabdit 432.
Rhabdophan 826.
Mineralverzeichnis zum speziellen Teil.
917
Bhätizit 765.
Bhagit 825.
Rheinkiesel 543.
Bhodinm^old 426.
Bhodizit 575, 576.
Rhodochrom 718.
Rhodochrosit 593.
RhodoUth 682.
Rhodonit 664.
RhodophyUit 718.
Rhodotilit 693.
Rhombischer Schnitt der Plagioklase 625.
Rhyakolith 619.
Richellit 824.
Richmondit 822.
Richterit 667.
Riebeckit 671.
Rionit 498, 501.
Rinkit 795.
RipidoUth 718, 719.
Riponit 645.
Rittingerit 498.
Rivotit 819.
R^blingit 697.
Rochlederit 878.
Rodalith 742.
Roemerit 868.
Rogenstein 588.
Rogersit 799.
Rohwand 593.
RomanzoYit 680.
Romeit 831, 834.
Röpperit 691.
ROschgewächs 503.
Roscoelith 705.
Roselith 814.
Rosellan 628.
Rosenboschit 655.
Rosenqnarz 546.
Rosit 628.
Rösslerit 814.
Rosterit, eine Art Beryll (674) yon Elba.
Rosthomit 878.
Rotbleierz 834.
Roteisenerz = Roteisenstein 517.
Roteisenocker 517.
Roteisenrahm 516.
Roteisenstein 513, 517.
Rötel 518.
Rotgttlden, fahles 490.
Rotgültigerz, dnnkles 495.
Rotgültigerz, lichtes 497.
Rothoffit 684.
Rotknpfererz 506.
Rotnickelkies 463.
RotspieOglanzerz 451.
Röttisit 733.
Rotzinkerz 508.
Rnbellan 709,
RnbeUit 756, 759.
Rnbicell 523.
Rnbin 511.
„ , brasilianischer 771.
„ , orientalischer 511.
„ , sibirischer 759.
Rubinglimmer 563.
Rubinspinell 523.
Rnbrit 869.
Rainenmarmor 586.
Rnmänit 877.
Rampfit 723.
Raßkohle 880.
Rutil 554.
Säuerling 505.
Safflorit 478.
Sagenit 555.
SaUt 657.
Salmiak 437.
Salmit 712.
Salpeter 578, 595, 596.
Salyadorit 862.
Salzkupfererz 445.
Salzton 436.
Samarskit 799.
Sammetblende 563.
Samoit 742.
Sandbergerit 501.
Sandkohle 880.
Sandrosen 840.
Sandstein, krystallisierter 579, 584, 838
Sanidin 619, 620.
Saponit 732.
Sappare 766.
Sapphir 511.
„ , brasilianischer 759.
„ , orientalischer 511.
Sapphirin 773.
Sapphirquarz 546.
Sardinian 844.
Sarder 549.
Sardonyx 550.
918
Hineralverzeichnis zum speziellen Teil.
Sarkinit 808.
Sarkolith 645.
Sarkopsid 808.
Sartorit 489.
Sassolin 570.
Sanalpit 744.
SaussTurit 634, 745.
Saynit 469.
Scacchit 441.
Scepterqaarz 188, 544.
Schalenblende 459, 461, 462.
Schapbachit 492.
Scharfmanganerz 521.
Schanmkalk = Schanmspat 600, 858.
Schanmspat 600, 858.
Scheelbleierz 829, 832.
Scheelit 829, 831.
Scheelspat 831.
Scheererit 873.
Schefferit 659.
Scherbenkobalt 424.
Schieferkohle 880.
Schieferai 872.
Schieferspat 586.
Schieferton 740.
Schilfglaserz 492.
Schillerspat 653, 727.
Schirmerit 491.
Schlangenalabaster 847.
Schmirgel = Smirgel 511.
Schnee 505.
Schdnit 858.
Schörl 752, 760.
Schorlomit 683.
Schranfit 878.
Schreibersit 432.
Schreibkreide 588.
Schrifterz 482.
Schriftgranit 618.
Schrifttellur 482.
Schröckingerit 607.
Schrötterit 741.
Schuchardtit 733.
Schungit 423.
SchlUzit 842.
Schwartzembergit 446.
Schwarzbleierz 603.
Schwarzerz 500.
Schwarzgültigerz 502.
Schwarzkohle = Steinkohle 879.
Schwarzknpfererz 506.
Schwarzspießglanzerz 493.
Schwatzit 501.
Schwefel 415.
Schwefelkies 471.
Schweizerit 728.
Schwerbleierz 560.
Schwerspat 837.
Schwerspaterde 840.
Schwerstein 831.
Schwimmkiesel 534.
Schwimmqnarz b Schwimmkiesel.
Schwimmstein «= Schwimmkiesel.
Scolexerose 645.
Scovillit 826.
Seebachit 786.
Seeerz 568.
Seewasser 505.
Seifenstein 732.
Seifenzinn 557.
Seladonit 710.
Selenblei 455.
Selenbleiknpfer, zum Selenkupferblei 455.
Selenbleispat 844.
Selenbleiwismutspat 489.
Selenit 849.
Selenkobaltblei 455.
Selenkupfer 458.
Selenkupferblei 455.
Selenquecksilber 464.
Selenquecksilberblei 455.
Selenschwefel 415.
Selenschwefelquecksilber 464.
Selensilber 456. '
Selensilberblei 455.
Selenwismutglanz 451.
Seligmannit 494.
SeUait 442.
Selwynit 742.
Semelin 794.
Semseyit 492.
Senait 521.
S^narmontit 509.
Sepiolith = Meerschaum 731.
Serbian 742.
Serendibit 763.
Sericit 705.
Serpentin 725.
Serpentinasbest 729.
Serpierit 863.
Sesqui-Magnesiaalaun 865.
Sexangulit = Blaubleierz 455, 806.
Seybertit 712.
Shepardit 652.
Mineralveneichnis zum speziellen Teil.
919
Siberit 759.
Siderit 546, 591.
Sideroconit 579.
Sideroplesit 593.
Sideroflchiflolith 721.
Siderotü 862.
Siegbnrgit 878.
Siegelerde 741.
Siegenit 470.
Süber 429.
SUber, güldisches 429.
Silberamalgam » Amalgam 429.
Silberautimonglanz 490.
Silberblende 495.
Silberfahlerz 501.
Silberglanz 455.
Silberhomerz 437.
Silberkies 469.
SUberknpferglanz 458.
Silbersandstein 438.
Silberschwärze 456.
Silberwismntglanz 489.
Sillbergit 667.
Siüciophite 727.
SiUimanit 767.
Simetit 876, 877.
Simlait 737.
Simonyit 859.
Sinopit 741.
Sinterkohle 880.
SipyUt 798.
Sismondin 712.
SkapoUth 641, 645.
Skleretinit 879.
Skleroklas 489, 491.
Skogbölit 798.
Skaiar 724.
Skolexerose 645.
Skolezit 790.
Skolopsit 640.
Skorodit 823.
Skorza 748.
Skntterndit 483.
Smaltin 477.
Smaragd 674, 675.
„ , brasilianischer 759.
„ , orientalischer 511.
Smaragdit 669.
Smaragdochalcit » Atakamit 445.
Smektit 742.
Smiktit 849.
Smirgel 511.
Smirgel, Ronsberger 524. .
Smithsonit 594.
Snammit 665.
Soda 604.
SodaUth 639, 640.
Soimonit, konmdhaltiger Barsowit 628.
Solfatarit 864.
Sombrerit 804.
Sommeryillit 646.
Sonnenstein 633.
Sonomait 865.
Soolen 436, 505.
Spadait 734.
Spangolith 863.
Spaniolith 501.
Spargelstein 802.
Spartait 579.
Spartalit 508.
Spateisenstein 591.
Sp&tiger Gips 856.
Spatiopyrit 478.
Speckstein 724.
Speerkies 479.
^eiskobalt 477.
Sperrylith 478.
Spessartin 682.
Sphalerit 459.
Sphärit 820.
Sphärokobaltit 595.
Sphärosiderit 591.
„ , toniger 568, 592.
Sphärostilbit 781.
Sphen 792.
Sphenoklas 677.
Sphragid 741.
Spianterit 462.
Spießglanzbleierz 493.
SpieOglanzsilber 459.
Spinell 522.
„ , blaner 523.
„ , edler 523.
„ , schwarzer 523.
SpineUin 7dL
Spinellan 640.
Si)odiosit 809.
Spodnmen 663.
Sprenstein 790.
SprGdglaserz 502.
SprOdglimmer 710.
Sprudelstein 600.
Staffelit 804.
Stahlerz 465, 466.
920
Mineralverzeichnis znm speziellen Teil.
Stalagmit 587.
Stalaktit 587.
Stangenkohle 880.
Stangenspat 841.
Stannin »= Zinnkies 484.
Stannit 484, 656.
Stantienit 878.
Staßfnrtit 575.
Stanrolith 772.
Steatit 724.
Steinheilit 676.
Steinkohle 879.
Steinmannit 453.
Steinmark 736.
Steinöl 870.
Steinsalz 433.
Stellit 655.
Stelznerit 863.
Stengelkobalt 477.
Stephanit 502.
Stercorit 813.
Sternbergit 469.
Sternqnarz 546.
Stemsapphir 511.
Stibiconit 570.
Stibioltizonit 504.
Stibiotantalit 799.
Stiblith 571.
Stibnit = Antimonglanz 450.
Stilbit 777, 780.
Stilpnomelan 721.
Stilpnosiderit 567.
Stiukfluß 439.
Stinkkalk 579, 586.
Stinkqnarz 546.
Stinkstein, stark bitnminOser Kalk 579,
586.
Stirlingit 690.
Stokesit 795.
Stolpenit 742.
Stolzit 832.
Strahlenblende 462.
Strahlerz 818.
Strahlkies 479.
Strahlstein 666.
Strahlzeolith 780.
Stranitasbest 841.
Strengit 824.
Striegisan 821.
Strigovit 723.
Strogonowit 644.
Stromeyerit 458.
Stromnit 602.
Stromzinn 558.
Strontianit 601.
Strontianocaldt 579.
Stmvit 812.
Stnckgips 853.
Studerit 501.
Statzit 452, 456.
Stavenit 865.
Stylotyp 495, 498.
Styptidt 868.
Saccinit 874.
Snlfoborit 575.
Solfohalit 445.
Snlvanit 495:
Sompferz 668.
Snndtit 489.
Snrtnrbrand 882.
Snsannit 845.
Sosseiit 677.
Svabit 805.
Svanbergit 827.
Syehnodymit 469.
Sylvanit 482.
Sylvin 437.
Sylvinit 437.
Symplesit 815.
Synadelphit 817.
Synchysit 445.
Syngenit 858.
Sysserskit 425.
Szaboit 653. 792.
Szajbelyit 677.
T.
Tabergit 717.
Tachydrit = Tachyhydrit 444.
Tachyhydrit 444.
T&nit 432.
Tafelspat 655.
TagiHt 818.
Talk 723.
Talkapatit 800.
Talkeisenerz 525.
Talkhydrat = Bracit 561.
Talkoid 725.
Talkosit 736, 743.
Talkspat 588.
Talkst^inmark 787.
Talktriplit 808.
Tallingit 446.
Taltalit 758.
HineralyenEeichnis zum spezielleu Teil.
921
Tamanit 813.
Tamarngit 864.
Tammelatantalit 798.
Tangiwai 728.
Tankit 628.
Tantalit 798.
Tapalpit 498.
Tapiolit 798.
Tarapacait 836, 836.
Tarnowiteit 697, 699.
Tasmanit 879.
Tanriscit 869, 861.
Tavistockit 823.
Tekoretin 873.
Tekticit 864.
TeUur 426.
Tellorblättererz = BIftttererz 483.
Tellnrblei 466.
TeUurit 661.
Tellnrnickel ans Kalifornien — Melonit483.
Tellnrocker 561.
Tellnrqnecksilber 464.
Tellnrschwefel 416.
Tellnrsilber 466.
Tellnrsilberg^old 466.
Tellnrwismnt 424, 461.
TelinTwisrnntflilber 498.
Tengerit 607.
Tennantit 498, 601.
Tenorit 608.
Tephroit 690.
Teratolith 741.
Ternärbleierz 846.
Terra dl Siena 668.
Terra sigillata 741.
TeaseUth 777.
Tesseralkie« 483.
Tetartin 622.
Tetradymit 424, 461.
Tetr&edrit 498, 600.
Tetrapbylin 811.
Texajsit 607.
Thalit 732.
ThaUit 747.
Tharandit 689.
Thenardit 836.
Thermen 606.
Tbermonatrit 604.
Thermophyllit 731.
Thierschit 870.
ThinoUt 604.
Tbjorsauit 628.
Thomsenolith 443.
Thomsonit 791.
Thorit 660.
Thomranin 528.
ThrauHt 736.
Thrombolith 819.
Thulit 744.
Thnmerstein 762.
Thnringit 722.
Tiemannit 464.
Tigerange 647, 671.
Tinkal 676.
Tinkalcit 676.
TiroUt 818.
Titaneisen 619.
„ , oktaedrisches 528.
Titaneisensand 520, 628.
Titangranat 678, 683.
Titanit 792.
Titanmagneteisen 628.
Titanolivin 687.
Titanomorphit 520, 794.
Tiza 676.
Ton 739.
Toneisenstein, roter 618.
„ , stengliger 518.
Tonschiefer 740.
Tonschiefemftdelchen 666.
Topas 767.
„ , orientalischer 611.
Topazolith 684.
Töpferton 740.
Topfstein 724.
Torbanit 872.
Torbemit 826.
Trappeisenerz 628.
Traversellit 673.
Travertin 586.
Tremolit 666.
Trichalcit 819.
Tridymit 661.
Trimerit 692.
Trinkerit 879.
Tripel 534.
Triphan 663.
Triphylin 810, 811.
Tripüt 806.
Triploidit 808.
Trippkeit 677.
Tripnhyit 812.
Tritochorit 807.
Trögerit 827.
922
Mineralrerzeiclinis zum speziellen Teil.
TroiUt 462, 467.
TroUöit 820.
Trona 604.
TrooBtit 692.
Tropfstein 587.
Trümmerachat &50.
Tschermigit 866.
Tschewkinit 796.
Türkis 820.
TnSsit 737.
Tnngstein 831.
Tnngstit 661.
Tnrgit 662.
Tarmalin 752.
Tumerit 810.
Tntenkalk = Dntenkalk 588.
Tyrit 798.
Tysonit 441.
U.
Überschwefelblei 453.
Ulexit 576.
Ullmannia Bronoi 457.
Ullmannit 476.
Ultramarin 641.
Umangit 458.
ümbra 568, 741.
„ , kölnische 568, 882.
Unghwarit 736.
Uraüt 673.
Uralorthit 749.
Uranblttte 869.
Uranglimmer 826.
Urangrün 869.
Urangnmmi 529.
Uranin 628.
Uraninit 528.
Uranit 826.
Urankalkkarbonat 607.
Uranocircit 826, 827.
Uranocker 869.
Uranoniobit 529.
Uranophan 489.
Uranopilit 869.
Uranosphärit 869.
Uranospinit 826, 827.
Uranotantal 799.
Uranothallit 607.
Uranothorit 660.
Uranpecherz 528.
Uranvitriol 869.
Urao 592.
Urbanit 667.
Urdit 810.
Urpethit 873.
Urnsit 869.
Urvölgyit 863.
Utahit 868.
Uwarowit 685.
T.
Valentinit 609.
Vanadinbleierz 806.
Vanadin glimmer 706.
Vanadinit 806.
Vanadinknpferbleierz 807.
Vanadit = Descloizit yon Kappel in
Kärnten 807.
Vanthoffit 837.
Variscit 822, 824.
Varvicit 661, 565.
Vanqnelinit 835.
Venasqnit 712.
Vermiculit 709.
Vesnvian 749.
Veszelyit 818.
ViUarsit 689.
Violan 667.
Visiergraupen 557.
Vitriolblei 843.
Vitriole 869.
Vitriolocker 868.
Vitriolerde 882.
VitrioLschiefer 475, 861.
Vivianit 814, 815.
Völknerit 571.
Voglianit 869.
Voglit 607.
Voigtit 709.
Volborthit 807.
Voltait 868.
Voltzin 462.
Vorhaoserit 729.
Vulpinit 847.
W.
Wachskohle 873.
Wachsopal 533.
Wad 572.
Wagnerit 808.
Walait 872.
Walchowit 878.
Wälderkohle 881.
Walkererde 742.
Mineralverzeichnis zum speziellen Teil.
923
Waluewit 711.
Walpnrgin 826.
Wandstein 693.
Wapplerit 814.
Wardit 821.
Waringtonit 863.
Warrenit 491.
Waxthit 869.
Warwickit 796.
Washingtonit 520.
Wasser 606.
Wasserblei 471.
Wasserkies 479.
Wassersapphir 676.
Wassertropfen 771.
WatteviUit 869.
Wavellit 821.,
Webnerit 489.
Webskyit 732.
Websterit 864.
Wehrlit 461.
Weichgewächs 603.
Weichmanganerz 660.
Weißbleierz 678, 602.
Weißerz 480, 481.
Weißgttltigerz 601, 602.
Weißit = Fahlunit von Fahlnn 677.
Weißnickelkies 478.
Weißspießglanzerz 609.
Weißtellnr 483.
Wellsit 784.
Weltange 633.
Wemerit 644.
Werthemannit 864.
Whewellit 870.
Whitneyit 461.
Wiesenerz 668.
Widmannstätten^sche Fignren 432.
WUlemit 692.
WiUiamsit 730.
Willyamit 477.
WUsonit 644.
Wilnit 680, 761.
Wiserin 664, 809.
Wismnt 423.
Wismntblende 694.
Wismntfahlerz 498.
Wismntglanz 461.
Wismntgold 469.
Wismntkobaltkies 477, 478.
Wismntknpfer = Wittichenit 494.
Wisnmtknpferblende 494.
Wismntknpfererz = Wittichenit 494.
Wismntnickelkies 469.
Wismntocker 609.
Wismntsilber 462.
Wismntsilbererz 492.
Wismntspat 607.
Withamit 748.
Witherit 600.
Wittichenit 494.
Wocheinit 670.
Wöhlerit 666.
WOlchit 494.
Wolfachit 476.
Wolfram 829.
Wolframbleierz = Scheelbleierz 832.
Wolframit 829.
WoLframocker 661.
Wolframsänre = Wolframocker 661.
Wolfsbergit 490.
Wolkenachat 660.
Wolkonskoit 742.
Wollastonit 666.
Wolnyn 838.
Woodwardit 863.
Wörthit 767.
Wnlfenit 832.
Wnndererde, sächsische 742.
Wttrfelerz 824.
Würtzit 462.
Xanthit 761.
Xanthoarsenit 817.
Xanthokon 496, 49a
Xantholith 772.
Xanthophyllit 711.
Xanthorthit 749.
Xanthosiderit 666, 669.
XenoHth 767.
Xenotim 809.
Xonaltit 777.
Xonotlit 777.
Xylochlor 776.
Xylotil 730.
¥.
Tttergranat 678, 680, 683.
Ttterspat 809.
Tttrocerit 441.
Tttroilmenit 799.
Yttrotantalit 798, 799.